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Von Afghanistan bis Ukraine und so weiter

Wer verteidigt was und wen in welchem Krieg?

24.05.2023

| Lesedauer: 5 Minuten
Tomas Spahns Mitstreiter werden uns weiter über das informieren, was ihre Quellen im Westen ihnen zugänglich machen. Und ich werde weiter die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts dort suchen, wo sie sich in noch so kleinen Pflänzchen an die Oberfläche wagen.

Torsten A. Kurschus gehört zu dem Team, das seit vielen Jahren Tomas Spahn unterstützte. Kurschus benennt militärische und Nato-politische Informationen, die in den gängigen Medien nicht zu finden sind im heutigen Beitrag: Die Anbindung der Ukraine an die Nato ist längst real. Ich finde es erfrischend, wenn Informationen über den Ukraine-Krieg wie hier nicht moralisch verziert und Werte-umrankt daherkommen. Denn in Kriegen geht es weder um Moral noch um ideelle Werte.

Bei Wikipedia ist immer Vorsicht geboten, aber bei der dortigen Liste von Kriegen dürften sich die Fehler in Grenzen halten – schau’n Sie mal rein. Darum geht es mir auch nicht, sondern um die simple Frage, wer so gut wie immer gegen wen und wofür Kriege geführt hat, führt und immer weiter führen wird. Eines steht dabei selbst bei oberflächlicher Befassung mit dem Krieg fest. Kriege führten Stammes- und sonstige Häuptlinge, andere Herrscher, Fürsten, Könige, Imperatoren, Staaten und Regierungen gegeneinander. Kriege für die Freiheit der Einzelnen, für die Herrschaft des gleichen Rechts für alle, den freien Wettbewerb in der Wirtschaft, für Freihandel, Niederlassungs- und Bewegungsfreiheit und all die anderen Ziele der Aufklärung und der Idee des klassischen Liberalismus sind mir nicht bekannt. Allerdings Kriege, in denen die Kriegsführenden behaupteten, für solche Ziele Krieg zu führen, und immer wieder – vor allem junge – Leute fanden, die ihnen das glaubten.

Das Wort vom Krieg als Forsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist bekannt –  ebenso wie die Tatsache, dass es in Kriegen wie in der Politik von Staaten und anderen Herrschaftsgebilden nie um Freiheit oder Recht geht oder gar um Moral, sondern um Interessen.

Genug Vorbemerkungen: nun zum Ukrainekrieg. Dass er nicht mit dem Einmarsch offizieller russischer Truppen 2022 begann, sondern 2014 auf der Krim regulär und in der Ostukraine irregulär, setze ich als allgemein bekannt voraus.

Wer verteidigt was und wen in welchem Krieg?

Was der westliche Medienkonsument über den Ukraine-Krieg mitbekommt, sind fast ausschließlich Produkte der US-Propaganda. Soweit, so normal. Ihr Wahrheitsgehalt lässt sich ebenso wenig verifizieren wie jener der russischen, chinesischen und so weiter Propagandaprodukte. Erfrischend bei Kurschus: „Wenn es in Berichten heißt, das britische Verteidigungsministerium informiert, sind US-Dienste gemeint.“

 Dass mal jemand wie Seymour Hersh aus der Reihe tanzt und gegen den Strich – in diesem Fall der US-Propaganda bürstet, ist selten und selbst auch nicht verifizierbar. Oder wie soll ich prüfen, was dahinter steckt oder auch nicht, wenn ich aktuell lese:

Belgorod (dts Nachrichtenagentur) – In der russischen Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze kommt es seit dem Morgen zu Kämpfen zwischen einer militanten Gruppierung und russischen Sicherheitskräften. „Eine ukrainische Sabotagegruppe ist am Montag in den Bezirk Grayvoron der Region Belgorod eingedrungen“, sagte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow der russischen Nachrichtenagentur Tass. Das Militär, die Grenzschutzbeamten sowie die Soldaten der Nationalgarde und des föderalen Sicherheitsdienstes würden „die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Feind zu eliminieren“.

Laut übereinstimmenden Medienberichten sei zuvor ein russischer Grenzposten beschossen worden. Der außenpolitische Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychajlo Podoljak, hat eine Beteiligung der Ukraine an den Vorkommnissen unterdessen zurückgewiesen. „Die einzige treibende politische Kraft in einem totalitären Land mit angezogenen Schrauben ist immer eine bewaffnete Guerillabewegung“, schrieb Podoljak auf Twitter.

Die Ukraine beobachte die Situation, habe aber nichts damit zu tun. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei den Angreifern tatsächlich um russische Rebellen handeln könnte. So berichtet das ukrainische Medienportal Hromadske, dass Kämpfer des „Russischen Freiwilligenkorps“ sowie der „Legion Freiheit Russlands“ sich in Videos, die auf dem Messengerdienst Telegramm geteilt worden waren, zu den Angriffen bekannt hätten.

Ihr Ziel sei demnach die Errichtung einer „entmilitarisierten Zone“ an der Grenze zur Ukraine. Zudem sei die russische Bevölkerung zum Widerstand gegen Machthaber Wladimir Putin aufgerufen worden, heißt es.

Dabei bleibt den Nachrichten- und Geheim-Diensten etlicher Staaten im Satelliten-Zeitalter der allgegenwärtigen Kameras in allen Dimensionen so gut wie nichts am tatsächlichen militärischen Geschehen verborgen. Aber davon lassen alle Hauptbeteiligten nur Propaganda-Passendes durch. Ab und zu sickert dann etwas oder wird durchgesickert, hinter dem doch ein paar harte Fakten stehen. Aktuelles Beispiel: ein Bericht auf exxpress.at, wonach die nun vollendete Einnahme der Ruinenstadt Bakhmut durch Putins Prigoschin-Söldner 50.000 Tote gekostet haben soll – 30.000 auf russischer und 20.000 auf ukrainischer Seite.

Aber Neues und Neuigkeiten im Ukraine-Krieg sind nicht mein Thema hier, sondern die Frage: Wer verteidigt was und wen in welchem Krieg?

Wenn Sie das Geschehen in den Ländern der Welt beobachten wie ich, überkommt Sie nicht auch mehr und mehr der Eindruck, dass es nirgendwo um Freiheit und Recht der Bürger geht, sondern nur noch um die Frage, mit welchen autoritären bis totalitären Herrschaftsmethoden die Einzelnen ihrer letzten Freiheiten beraubt werden sollen?

Selbst im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die britische Krone ging es um wirtschaftliche Interessen und nicht um die Freiheit der einzelnen Siedler oder die Etablierung der Herrschaft des gleichen Rechts für alle. Dass Freiheit und Recht im Sinne der Aufklärung und der Idee des klassischen Liberalismus sich in der Folge nirgendwo mehr entfalteten als in den USA – mit beträchtlichen Unterschieden in den einzelnen Bundesstaaten, führe ich darauf zurück, dass kein altes System geändert werden musste, sondern eine neue Ordnung entstehen konnte. Die durch den Krieg zwischen den Staaten korrekt beschriebene Erzwingung des Föderation genannten Bundesstaates USA statt eines Staatenbundes war die Abkehr vom begonnenen Weg. Mit dem Traum von einer wirklich neuen Ordnung für freie Bürger war es ganz aus, als die USA zum Landraub im Krieg gegen Mexico schritten.

Die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts für alle wird in keinem Krieg verteidigt oder errungen

Nein, ich hole zu keinem Geschichtsunterricht aus. Hinweisen will ich nur noch auf die Schweiz und den irreführend Kaiserreich genannten deutschen Bundesstaat von 1871. Die ursprünglich radikal dezentrale Schweiz entschied sich unter Anführung der dort als Liberale geltenden 1848 für den Bundesstaat statt Staatenbund. Von der Freiheit der Bürger und Bauern in der örtlichen direkten Demokratie ist immer mehr verschwunden. Der deutsche Bundesstaat von 1871 war eine Demokratie mit einer recht unabhängigen Rechtsordnung – im Vergleich zum heutigen Zuistand ohnedies.

Worauf will ich hinaus? Die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts für alle ist noch in keinem Krieg verteidigt oder errungen worden. In Kriegen geht es nur um Interessen, in erster Linie um die der finanzstärksten Lobbys.

Eine Reihe bestimmter Leser, die jetzt sofort wissen, dass ich sie meine, wird nun sagen, deshalb sollte sich Deutschland aus dem Ukraine-Krieg raushalten und die Ukraine nicht unterstützen. Raushalten können sich größere Volkswirtschaften nie, wenn Weltmächte Stellvertreter-Kriege führen lassen. Im gegenwärtigen in der Ukraine ist es für das, was von Demokratie und Marktwirtschaft in Europa und Nordamerika übrig geblieben ist, besser, wenn Russland und China nicht die Oberhand in der Ukraine gewinnen. Denn dann bleiben die Chancen im Westen, so klein sie auch sind, dass aus ihnen mehr wird.

Die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts für alle hat die besten Chancen, wo dezentralisiert wird, weshalb es solche Chancen in Russland und Asien genau so wie in Europa und Amerika erst geben kann, wenn die „Reiche“ zerfallen. Radikale (also gründliche) Föderalisierung ist die Grundvoraussetzung. Tomas Spahn und ich diskutierten darüber mehrfach, beim Ziel waren wir einig, beim Weg nicht. Spahns Mitstreiter werden uns weiter über das informieren, was ihre Quellen im Westen ihnen zugänglich machen. Und ich werde weiter die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts dort suchen, wo sie sich in noch so kleinen Pflänzchen an die Oberfläche wagt.

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66 Kommentare

  1. Suppe, es ist wie bei der Suppe. Jeder kennt das aus seinen Erinnerungen an die Kindheit, der eine mehr, der andere weniger. Aber es gab Gerichte, bei denen es unmöglich war, den Erwachsenen verständlich zu machen, dass sich diese Speisen außerhalb des Spektrums des Essbaren befanden.

    Bei mir war es der eine oder andere Teller Suppe, der sich als eine mit scheinbar unendlichem Volumen versehene, unlösbare Aufgabe vor mir auf dem Mittagstisch manifestierte. Bei Eltern aus der Kriegsgeneration bestand zudem wenig Aussicht auf einen Verhandlungserfolg bezüglich einer Abwendung des bevorstehenden Grauens, was dazu führte, dass ich mich einleitend und verzögernd zugleich, intensiv mit der Oberfläche der mir vorgesetzten Speise auseinandersetzte. Zwar konnte ich dadurch meinem Schicksal nicht entrinnen, aber ich machte über die Zeit einige recht interessante Entdeckungen die man durchaus zur Betrachtung politischer Konstellation heranziehen könnte.

    Auf einer guten Suppe klassischer Hausmannskost befinden sich nämlich genügend Fettaugen um diese einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Stand am Anfang noch die reine Zeitverzögerung im Vordergrund, wurden es später nach und nach philosophische Fragen nach dem Sinn, der Existenz und der Zukunft des Fettauges in der Suppe als solcher. Dem aufmerksamen Beobachter konnte nämlich nicht entgehen, dass die Fettaugen ein durchaus interessantes Eigenleben führten, auch ohne das man mit dem Löffel eingriff. Es kam zu Zusammenschlüssen, Auflösungen, Separationen, plötzlichen Verbindungen und Trennungen.

    So war es praktisch unmöglich ein Lieblingsfettauge für dessen Verteidigung ich mich entschlossen hatte gegen zufällige Angriffe plötzlich auftauchender Mörchen oder Nudelfragmente zu schützen oder vor der Massenanziehung des verderblichen Tellerrandes zu bewahren, der selbst das wohlgeformteste Fettauge zu Grunde richtete. Das passierte insbesondere dann wenn ich aufgrund engagierten aber feinfühligen Eingreifens Verbindungen schaffte, um so dem Lieblingsfettauge zu einer stattlichen Größe zu verhelfen.

    So ähnlich verhält es sich auch mit der Freiheit der Einzelnen und der Herrschaft des gleichen Rechts, sowie der künstlichen Vergrößerung von Einflusssphären. Es ist wie mit den Fettaugen in der Suppe. Es gibt hier weder Gerechtigkeit noch Freiheit. Alles hängt von allem ab. Ein Entrinnen aus dem Teller gibt es nicht, die Anziehungskräfte sind unmittelbar und unerbittlich. Freiheit und gleiches Recht sind allenfalls temporär. Zusammenschlüsse erfolgen gegen den Willen einzelner, zu große Einheiten überdehnen und teilen sich. Alles ist in Bewegung. Störfaktoren wie Gemüse- Fleisch oder Eifragmente können zu ungeahnten Konstellationen führen. Und Fleischklößchen haben die Dimensionen einer nuklearen Katastrophe, saugen sie doch ganze Fettaugen regelrecht in sich auf.

    Aber es gibt gewisse Gesetzmäßigkeiten. So sind Trennungen fast immer auf gewaltsamen Einfluss zurückzuführen, sei es durch ein herannahendes Stück Kartoffel (Kartoffel, nicht eines Deutschen) oder eben durch gezielte Einflussnahme per Löffel, dem man in diesem Szenario als Waffenlieferung übergeordneter Mächte ansehen kann. Wogegen Zusammenschlüsse zu größeren Einheiten nahezu automatisch passieren, wenn eine gewisse Grundgrösse der Fettaugen überschritten ist. Daraus allerdings zu schließen, der Zusammenschluss sei im Sinne sozialistischer Weltanschauung die natürlich Entwicklung aller Fettaugen, ist falsch, denn die Vereinigung zu einem die Tellerfläche umspannenden Riesenfettauge sozialistischer Gleichheit und Gerechtigkeit ist noch nie gelungen. Zu große Fettaugen haben nämlich das Problem einen zu ihrer Fläche zu geringen Umfang zu haben und dadurch automatisch zu kleineren stabileren Einheiten zu tendieren. So erscheinen z.B. Grüppchen kleiner Fettaugen am Tellerrand ausgesprochen widerstandsfähig, selbst unter Einfluss von Waffengewalt wie der des besagten Löffels.

    Zusammenfassend kann ich zu meinen bisherigen Studien, die Fettaugen im Suppenteller betreffend, Thesen bezüglich der Vorteile durch Dezentralisierung durchaus bestätigen, allerdings nur unter der Voraussetzung eines variablen Größenverhältnisses in Abhängigkeit von der jeweiligen Suppenkonstellation. Insofern erscheint der Versuch die Ukraine zunächst mit dem Löffel der Einflussnahme und nun militärisch von Russland abzutrennen und dem Lieblingsfettauge EU zuzuführen, als ein ausgesprochen unberechenbares und letztlich wenig erfolgversprechendes Unterfangen. Zu groß sind die Unwägbarkeiten durch besagte Mörchen, Kartoffelstücke, plötzlich auftauchende Nudeln oder gar Fleischklößchen. Von der drohenden Gefahr des verderblichen Tellerrandes gar nicht zu reden.

  2. „…deshalb sollte sich Deutschland aus dem Ukraine-Krieg raushalten und die Ukraine nicht unterstützen.“

    Das ist kein Ukraine-Krieg. Das ist ein USA-Deutschland-Russland-Krieg in der Ukraine. Initiiert von den USA, um den Russen mit Hilfe der Putschregierung in Kiew solange vors Schienbein zu treten, bis die einen Angriffkrieg starten, mittels dessen man dann Deutschland und Russland dauerhaft auseinanderbringen kann. Das sagen die doch auch ganz offen, siehe Georg Friedman, STRATFOR, 2015:

    „The primordial interest of the United States, over which for centuries we have fought wars- the First, the Second and Cold Wars- has been the relationship between Germany and Russia, because united there, they’re the only force that could threaten us. And to make sure that that doesn’t happen.“

    Und das hat man jetzt für die nächsten zwei, drei Generationen sichergestellt, vor allem dank der maßlosen Propaganda deutscher Medien. Gleichzeitig müssen wir jetzt überteuertes amerikanisches Frackinggas kaufen und aufgrund der explodierenden Pipeline und Energiepreise wandern deutsche Firmen aus, vor allem in die USA. In diesem Krieg ging es nie primär um die Ukraine, die ist nur das Schlachtfeld (und natürlich Beuteland. Laborgelände. Jobgeber für Präsidentensöhne. Amerikanischer Oligarchentraum. Verkaufs- und Testort für US-Waffen, fianziert durch Europäer. Bremse für die chinesisch-europäische Seidenstraße. Fahnenruf an die europäischen Vasallen.). Und geschlachtet werden Russen und Ukrainer, ausgeschlachtet die Ukraine und Deutschland.

  3. Raushalten könnte sich Deutschland nur wenn es 1) geschlossen wäre (nicht spaltbar) in der Frage, Politik, Volk und Medien. Das ist nicht der Fall.
    und 2) souverän, semi autark wäre.
    Das Gegenteil ist der Fall. Das Land ist vollständig eingewoben in das transatlantische System. Dollar, Eurodollar, Swift usw.
    Wenn Deutschland sich raushalten würde, was m Mg nach im nationalen Interesse liegt, würde der geballte Zorn der USA auf Deutschland niederprasseln und die erzwungene Abtrennung von Russland und bald China wäre ein Kinderspiel dagegen, was die Folgen beträfe.
    Insofern ist das Zaudern und dann dem Druck nachgeben des Scholz leider das wenige, was machbar ist.
    Ob die USA sich Ramstein (und andere Standorte) und die Aktivitäten dort von den Deutschen verbieten lassen würden (sie bauen dort gerade ein Riesen Krankenhaus für Soldaten, warum wohl?) darf bezweifelt werden.
    Die Befreiung von den USA wäre ein Projekt von Dekaden. Kein Grund, daß nicht als Ziel anzupeilen und in Minischritten voranzutreiben.

  4. „Wie kommt es, dass China und Japan sich heraus halten, Brasilien und Indien?“ Weil die nicht zur Mittelkategorie wie D zählen.

    • Japan ist genau so ein Vasall wie Deutschland. Es rüstet gerade auf gegen China. Die massiven Proteste gegen Okinawa jucken die Amerikaner nicht.

  5. Ich teile einen Großteil der Argumente des Autors. Vergessen werden sollte allerdings nicht, dass Kriege nicht nur den Interessen derer dienten, die sie als Angriffskrieg oder Verteidigungskrieg geführt haben. Der Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg war unabhängig von den Motiven des Eintritts der Amerikaner und ihrer Verbündeten in den Krieg eine Befreiung Europas von der Hitlerdiktatur. Die hehren Absichten des Kampfes für Freiheit und Menschenrechte mögen verlogene Parolen gewesen sein, das Ziel der Beseitigung eines Verbrecherregimes wurde durch die bedingungslose Kapitulation Hitler-Deutschlands dennoch erreicht. Man kann also durch einen Krieg zur Erreichung eigener wirtschaftlicher und geopolitischer Interessen durchaus Gutes bewirken. Wenn Freiheit, Demokratie, das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes oder die Beendigung einer grausamen Diktatur als Kollateralnutzen am Ende eines Verteidigungskrieges stehen, dann sind mir die Ursprungsinteressen der Kriegsparteien, die eines dieser Ziele erreicht haben, herzlich egal.

  6. Wenn Spahn auf ein Informantennetzwerk zurückgriff, das ihn mit westlichen Informationen belieferte, aber nicht auf eines, das russische Interna meldete, bestätigen Sie genau das, was zahlreiche Leserbriefe bei Spahn kritisierten: die Einseitigkeit seiner Artikel, die der journalistischen Neutralitätspflicht widersprechende Parteinahme für die Ukraine.

    Im gegenwärtigen in der Ukraine ist es für das, was von Demokratie und Marktwirtschaft in Europa und Nordamerika übrig geblieben ist, besser, wenn Russland und China nicht die Oberhand in der Ukraine gewinnen. Denn dann bleiben die Chancen im Westen, so klein sie auch sind, dass aus ihnen mehr wird.

    Warum? Die Ukraine ist ein autoritär geführter Staat, in dem die Opposition ausgeschaltet ist und jeder unterdrückt wird, der nicht auf Linie der Regierung sind (Ähnlichkeiten mit der Bundesrepublik sind rein zufällig und höchst alarmierend). Die Ukraine ist der Ort, an dem US-Eliten (u.a. Familie Biden) unbehelligt von Recht und Gesetz und lästigen Nachfragen Geschäfte machen, an dem das Pentagon, das sich bislang nicht damit hervorgetan hat, dürreresistentes Getreide zur Bekämpfung des Hungers in der Welt zu entwickeln, Bio-Labore unterhält, die Ukraine selbst ist ein Kunstprodukt aus nach geopolitischen Gesichtspunkten zusammengefaßten Gebieten ohne Rücksicht auf die dort lebende Bevölkerung. Das soll ein Vorbild für Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft sein?

  7. So richtig überzeugend ist der Artikel aber nicht. Denn von Jugoslawien bis Libyen haben solche Konzepte, Reiche zu „föderalisieren“, um Demokratie da zu verbreiten, selten Erfolge gebracht. Das in Russland oder China zu tun hat, hat darüber hinaus Potential, den ganzen Kontinent zu destabilisieren. Außerdem gibt es in diesen Ländern eigentlich keine kulturelle Basis dafür. Die Demokratie ist ein westliches System und nicht einfach so in wirklich fremde Kulturen wie China (!) zu exportieren.
    Dazu sehe ich die Gefahr für die Freiheit bei uns eher bei den eigenen Eliten.

  8. Was ich so seltsam finde, ist das Verhalten der Nachbarstaaten Baltikum und Polen, die größten Scharfmacher.
    Ja. sie haben schlechte oder furchtbare Erfahrungen mit Russland gemacht. Sie empfinden das riesige Russland direkt nebenan als große Bedrohung.
    Vielleicht haben sie auch Erfolg, und die Nato zerstört oder besiegt Russland.
    Nur, sie die Nachbarstaaten , werden zuerst draufgehen.
    Walesa hat gesagt , man müße Russland auf 50 Mio Einwohner reduzieren,
    (ich nehme an durch Aufspaltung).
    Glaubt er wirklich im Ernst dass das machbar ist und Russland das einfach hinnimmt?
    Ich hatte Walesa eigentlich für intelligenter gehalten.

  9. Versuchen Sie mal auf flixbus de einen Bus von Berlin nach Kiev zu buchen.
    Über Tage ausgebucht.

  10. „Ich bin der Sieg
    mein Vater war der Krieg
    der Friede ist mein lieber Sohn
    er gleicht meinem Vater schon“
    (Erich Fried 1921-1988)

  11. Wer verteidigt was und wen in welchem Krieg?
    Diese Frage erübrigt sich vor dem Völkerrechtsprinzip,
    dass Krieg keine zulässige Begründung hat.
    Ein jeder Krieg ist vor allem ein Angriffskrieg.
    Der Kriegsschuldige ist daher immer der Angreifer.
    Krieg als Fortsetzung der Politik, galt seit dem 2.WK nicht mehr als zulässig.

  12. Sie sehen ein Problem, dass es gar nicht gibt.

  13. Wer verteidigt was und wen in welchem Krieg?
    „Es gäbe nicht soviel Böses in der Welt, wenn das Böse nicht im Namen des Guten geschehen würde“, M. von Ebner-Eschenbach
    Schon 1929 sagte ein amerikanischer Congressman im Kongress:
    „Wenn die Ursachen die gleichen bleiben, welche die Großmächte in den 1.WK geführt haben, dann wird dies nicht der letzte große Krieg gewesen sein, sondern der erste in einer Reihe von Kriegen die noch folgen werden“.
    Es sind immer nur die Potentaten die eine Armee befehligen können, die Kriege gegeneinander geführt haben, zeigt uns die gesamte Weltgeschichte.
    Es ging also immer nur um deren persönlichen Ansichten und Kriegsziele.
    Dies wurde immer schön in eine konstruierte Krieg-Rechtfertigung und Krieg- Begeisterung Propaganda verpackt, damit der dumme Michel auch begeistert in den Krieg zieht.
    Dass Mütter und Väter dann ein lebenlang den Tod ihres Kindes beweinen, hat nie interessiert. Ich habe solche Mütter und Väter selber kennen gelernt.
    Mir hat so eine Mutter, 1984 ein Fahrrad ihres einzigen Sohnes geschenkt, der 1944 im Krieg umgekommen ist. Dieses Fahrrad hatte der Vater bis zu seinem Tode, 40 Jahre lang unter seinem Schlafbett im Schlafzimmer aufbewahrt. Können sie sich die lebenslange Trauer dieses Vaters vorstellen?
    Weil wir nun beim Thema sind,
    niemand hat im 2. WK gegen den „Faschismus“ und für „Freiheit“, oder „westliche Werte“ gekämpft. Es war ein Krieg umd finanzielle Interessen und geostrategische Macht. Das belegen Zeitdokumente der Geschichte.
    Weil dem so war, müssen wir nun die Fortsetzung des 2.WK als Unkraine-Krieg erleben.

  14. An der Dezentralisierung kommen wir nicht vorbei. Wir haben in West und Ost die Machtblöcke USA und Russland. Die EU muss der Machtblock in der Mitte werden. Und zwar kein zentralistischer Machtblock, sondern ein dezentralisierter, der den Völkern der EU genug Luft zum atmen lässt, aber sie gegenseitig unter dem selben Schutzschirm vereint.
    „Einer für alle, alle für einen!“ sollte dabei das Motto sein.

  15. Ich halte Selenskyj für eine höchst fragwürdige Person und seine Oligarchenrepublik für nicht anschlussfähig. Das Land steht im Ranking der Korruption auf Platz 116 und soll im Eilverfahren in die EU. Sind Sie sicher, dass es eine gute Idee ist, dafür alle Handelskontakte mit Russland aufzugeben? Aber wie ich schon sagte, das liegt nicht im Interesse der USA.

  16. ….20 000 Tote auf ukrainischer Seite, setzt voraus, dass es auch sehr viele verletzte Soldaten geben muss. Deutsche Krankenhäuser haben sich bereit erklärt, Verletzte aus der Ukraine aufzunehmen, da in der Ukraine ( durch die Zerstörung der Häuser und der Infrastruktur), keine adäquate Behandlung möglich ist. Sogar vom amerikanischen Hospital in Ramstein war die Rede. Meine Frage: Wo sind die vielen verletzten Soldaten?

    • Ich glaube man geht bei Kriegstoten und Verletzten in der Regel von einem Verhältnis 1: 3 aus.

  17. Es ist bestimmt ganz einfach:
    Die Freiheit des Einzelnen wächst proportional mit dem persönlichen finanziellen und industriellen Vermögen.

    • Da haben Sie den entscheidenden Punkt, der in der Regel völlig übersehen wird, Autonomie, also Freiheit ist keine „Kopffrage“, sondern vor allem eine Materielle. Um so größerer mein reales Vermögen umso größer mein realer Möglichkeitsraum, sprich meine Freiheit.

  18. Angeblich vorgeblich setzt die Bundesrepublik sich für die Freiheit in dieser Auseinandersetzung ein. Wie hoch die Kosten dafür sind, dass erfährt der Bürger nicht. Es geht ja um die Freiheit in der Ukraine und nicht um unsere.

  19. Staaten sind Gebilde, die miteinander in Konkurrenz stehen. Im schlimmsten Fall mit Krieg. Das ist der Selektionsdruck, der die Evolution der Staaten antreibt.
    Frankreich nach der Revolution unter Napoleon setzte alle andere Staaten unter Druck, wollten sie in Zukunft nicht geschluckt werden.
    Die deutsche Einigung im frühen Mittelalter erfolgte unter dem Druck der Ungarneinfälle.
    Für Krieg in der heutigen Zeit braucht man eine gute Wirtschaft und technologischen Vorsprung. Das setzt die Staaten unter Druck.
    Das System, das hier erfolgreicher ist, wird sich langfristig durchsetzen. Auch weil es viele andere Staaten nachahmen.

  20. „Die Herrschaft des gleichen Rechts“, gerade wenn man an die Ukraine denkt mit den Sprachverboten, der Unterdrückung der russischstämmigen Bevölkerung durch die herrschende Regierung, ist da in weiter Ferne.
    Natürlich verteidigt Russland in der Ukraine ihre Interessen. Aber der Westen und die Marionettenregierung in der Ukraine haben Putin mit der Entweder-Oder-Wahl der Ukraine beste Argumente für ein Eingreifen auf der Seite der russischen Volksgruppe geliefert.

    Krieg sei die Fortsetzung der nicht kompromiß- und lösungsfähigen Politik mit anderen Mitteln, heißt es. Aber egal wie lange der Krieg dauert, die Propagandaschlacht tobt und nicht miteinander gesprochen wird. Eines Tages muss es ein Ende haben. Bis dahin leiden und sterben Menschen auf beiden Seiten. Im Falle der Ukraine wird es spätestens so weit sein, wenn dem Land die Soldaten und die Waffen ausgehen. Es sei denn, die westliche NATO entscheidet sich im Interesse ihrer wahren Machthaber (und nicht des Volkes) doch noch für den „totalen Krieg“.

    Worauf ich hinaus will: Deutschland hatte eine dritte Option in dem Konflikt. Gerade Deutschland! Die deutsche Bundesregierung hat hier kläglich versagt. Ich bin nicht ihrer Meinung, dass größere Volkswirtschaften sich in Großkonflikten für die eine oder andere Partei entscheiden müssen. So wie Krieg eine Option mit ungewissem Ausgang ist, so ist es auch die Enthaltung davon. Aber auch sie bietet die Chance zum Sieg. Warum also sollte sich die Wirtschaftsmacht Deutschland gerade mit der Vergangenheit und Befangengeit in Ost und West nicht heraushalten aus dem Bruderkrieg?
    Dieser Konflikt schreit nach einem mächtigen, neutralen Vermittler. Die EU hat versagt. Frankreich hat versagt. Deutschland hat versagt. Nur das kleine Ungarn wagt es Kritik an der Rolle der EU in diesem Konflikt zu üben. Wir leben alle in Europa. Es ist unser gemeinsames Haus. Wollen wir, dass bei uns der Krieg und due Anfst savor unser Leben beherrscht?
    Die deutsche Nachkriegspolitik hat versagt, dort wo sie mehr denn je als Friedensstifter gebraucht worden wäre. Es liegt an den handelnden Personen. Das sind alles eingeschworene Transatlantiker, keine Europäer. Versager!

  21. Die viele Propaganda-Vorurteile korrigierende Sicht des Autors auf die deutsche Geschichte, ist ein ungewöhnlicher Glanzpunkt selbst in den social media, auch bei Tichys. 
    Seine Aussage, „Dass er (der Ukrainekrieg) nicht mit dem Einmarsch offizieller russischer Truppen 2022 begann, sondern 2014 auf der Krim regulär und in der Ostukraine irregulär, setze ich als allgemein bekannt voraus.“ spricht, wenn der Autor nicht den 2014 beginnenden Völkermord an den russisch sprechenden Ukrainern durch die US-Regierungsinstallation meint, Russland das Recht ab, den beginnenden Völkermord durch die ukrainische Putsch-Regierung zu verhindern.
    In der die Interessen der EU und Deutschlands betreffenden Passage: “Im gegenwärtigen in der Ukraine ist es für das, was von Demokratie und Marktwirtschaft in Europa und Nordamerika übrig geblieben ist, besser, wenn Russland und China nicht die Oberhand in der Ukraine gewinnen. Denn dann bleiben die Chancen im Westen, so klein sie auch sind, dass aus ihnen mehr wird.“, muß grundsätzlich entgegen gehalten werden, daß besonders Deutschland und USA wirtschaftlich Kontrahenten sind die sich um Absatzmärkte streiten – während sich Russland und Deutschland auf ideale Weise ergänzen – Russland hat Rohstoffe welche Deutschland dringend benötigt, und Deutschland die von Russland begehrten Industrie- und Konsumgüter die Russland braucht. Auf russischer Seite besteht keinerlei aber auch garkein Interesse an einer Konfrontation. Dies wurde auch immer wieder von Seiten Russlands unter Beweis gestellt. Die USA hingegen nach rechtswidrigen Sanktionen, sogar jüngst zu blanker Aggression gegen Deutschland übergegangen sind
    Dass Kriegshetzer unserer Nomenklatura Massenmord, Überfall von Staaten wie Vietnam, Irak usw. usw. mit den furchtbarsten Gräueln an der Zivilbevölkerung zu unseren Werten erheben, sagt alles über die Gewissenlosigkeit unserer politischen Klasse und läßt für die nächsten Eskalationsschritte furchtbares erwarten.  

    • So wie das nach 2014 gelaufen ist, wird sich Russland freiwillig nicht auf irgendwelche Papierstücke mit dem Unterschrift des US Präsi einlassen, egal ober er selbst denkt oder das schon der nächste ist, der ohne Teleprompter alleine 2 Sätze zusammen kriegt. Ich vermute auch, dass der Hass und die Hetze besonders in Baltikum und im Polen nicht zulassen werden, dass der Krieg mal mit einer Vereinbarung endet. So gesehen sollte man Iod Pillen kaufen und hoffen dass der radioactive Niederschlag aus Kiev nicht zu uns schafft und eher bei schon erwähnten Kriegstreiber bleibt.
      Die Interventionen für Demokratie und Menschenrechte gab es vlt mal. Ich kenne keine außer vlt WK2. Das was die westliche „regelbasierte Weltordnung“ nur letzte 20 Jahre angerichtet hat ist eine Katastrophe egal ob man dabei was Gutes (glaube ich nicht) tun wollte.

      • Russland wäre dumm und völlig geschichtsvergessen wenn es je wieder irgendeiner Beteuerung des Westens, selbst wenn sie vertraglich unter- und niedergeschrieben und heilig beteuert wurde, vertrauen würde. Schon 1989 hat es in unverständlichem Wahn – der uns aber die Einheit brachte – den Friedensschwüren und westlichen Propagandaexzessen in nicht entschuldbarer Weise vertraut. Die USA, beweisen täglich daß sie ein ungeläutertes historisches Derivat der britischen Seeräuber Nation sind, die ihren Reichtum ihren Raub- und Mordreflexen, die unauslöschlich in ihr Erbgut eingeschrieben sind, verdanken, und die sie über Jahrhunderte hinweg konserviert haben. Sie nennen sie aber Kampf für Freiheit und westliche Werte.

    • „Denn dann bleiben die Chancen im Westen, so klein sie auch sind, dass aus ihnen mehr wird.“
      Ich glaube kaum, dass die US-Regierung und die US-Wirtschaftsmagnaten Mitleid mit Deutschland empfinden und uns von sich aus ein paar Krümel vom Kuchen überlassen. Kennen Sie den Witz, wo der US-Verkäufer dem Bauern eine Melkmaschine verkauft und dessen letzte Kuh in Zahlung nimmt?
      Ich glaube, dass die Chancen für Europa und Deutschland weit besser stehen, wenn Putin und die multipolare Weltarchitektur gewinnen. Deutschlands Exportwirtschaft ist ohne günstige Beschaffungskosten für Rohstoffe und Energie nicht konkurrenzfähig. Werden die USA uns aus Solidarität mit billigen Rohstoffen beliefern? Nein!

  22. Sorry, natürlich muss das ‚Goergen‘ heißen.

  23. Endlich, möchte ich rufen, endlich schreibt der Autor was den Tatsachen entspricht. Die ganze Verkleidungsarbeit, die die Interessierten da leisten, wenn es ums Kaschieren und Lamentieren geht, ausgelöst von massiven monetären Interessen , sind im Grunde nicht nötig.
    Aber wirklich den Mut aufzubringen Klartext zu schreiben oder zu sprechen, habe ich noch nicht erleben dürfen. Da ist Fritz Goergen aus meiner Sicht der Einzige bisher, der die Dinge beim echten Namen nennt.
    Bei der Lektüre fiel mir ein großer Stein vom Herzen, denn langsam kommen wir den Dingen näher.
    Vielen Dank für die Klarheit ihres Beitrages.

  24. „Raushalten“ kann sich Deutschland schon deshalb nicht, weil Mitglied eines Millitärbündnisses, dessen tragende Säule USA massive geostrategische Interessen in der Ukraine hat, siehe Zbigniew Brzezinski „The Grand Chessboad“ mit umfangreichem Kartenmaterial, die verschiedenen Einflusszonen der beteiligten Akteure bezeichnend. Klaus von Dohnany nimmt in seinem Buch „Nationale Interessen“ dankenswerter Weise Bezug auf Brzezinski und trägt so zur Erhellung der Gesamtsituation in Betreff geostrategischer Ziele der Akteure bei.

  25. „Und ich werde weiter die Freiheit der Einzelnen und die Herrschaft des gleichen Rechts dort suchen, wo sie sich in noch so kleinen Pflänzchen an die Oberfläche wagt.“ Herr Goergen, eine ganze Heerschar von freiheitsliebenden Menschen suchen solche Pflänzchen. Sie sind auch verzweifelt darüber, weil an der Oberfläche -soweit das Auge reicht- keine Pflänzchen der Freiheit mehr gedeihen, sondern sich nur noch viel Unkraut prächtig entwickelt.

  26. Vielen Dank für diesen äußerst spannenden Beitrag, der ein bisschen den Horizont erweitert. Aber um das „Great Game“ oder Muster zu durchschauen, dürfen wir uns nicht vom Nebel der täglichen Ereignisse täuschen lassen. Es ist im übertragenen Sinne ein bisschen wie mit der Geschichtswissenschaft und der Archäologie: Letztere beschäftigt sich mit den materiellen Hinterlassenschaften, mittels deren neutral und handfest überprüft werden kann was an den Geschichten dran war. Zurück zur Gegenwart: Die Verteilung der Militärbasen ist ein handfester Indikator, an dem sich imperiale Macht ablesen lässt. Demnach gäbe ein ein sehr großes Imperium dass mächtig Druck auf ein paar kleinere macht…
    Ein Wort zu den Narrativen der Gegenwart, z.B. „Freiheit und Demokratie“, „Terrorismus“, oder „Werte“ (über letztere definieren sich übrigens Imperien). Schauen wir zum Beispiel in den nahen und mittleren Osten: Was hat sich dort verändert? Es gab dort mal ausgemachte Gegner westlicher Dominanz mit signifikanter regionaler Macht: z.B. Irak, Libyen, Syrien. Wo sind sie geblieben?
    Der Irak ließ sich in den Kampf gegen eine Revolution einspannen, die einen vom Imperium unterstützten Gewaltherrscher beseitigt hatte. Da parallel aber auch die andere Seite Waffen erhielt (Contra-Affäre…), endete es in einer extremen Abnutzung beider Seiten. Cui bono?
    In Syrien glaubten die Menschen an das Gerede von Freiheit und Demokratie. Nur ist ihnen niemand zu Hilfe gekommen, als es ernst wurde… Statt dessen scheinen gewisse nicht-öffentliche Dienste am Aufbau einer brutalen Terror-Miliz namens IS beteiligt gewesen zu sein, vielleicht mit dem Ziel, das Land in möglichst kleine Territorien zu zerstückeln und gleichzeitig die muslimische Religion durch Förderung einer terroristischen Steinzeit-Auslegung zu diskreditieren.
    Und weiter: Auch die Erinnerungen an Julian Assange und „collateral murder“ werfen Fragen auf, welche Ziele eigentlich verfolgt wurden. Stimmt Assange’s Aussage, dass es in Afghanistan eigentlich vor allem darum ging, eine Dauerkonflikt am Köcheln zu halten, zwecks Drogen, Geldwäsche, und Nachschub von radikalisierten & traumatisierten Terroristen?
    Die Realität könnte noch viel hässlicher sein, als es an der Oberfläche scheint. In der Ukraine werden sich die Kriegsparteien nichts schenken. Und mit dem neuen Krieg im Namen des Corona-Virus ist jetzt auch die Freiheit der westlichen Bürger ins Fadenkreuz geraten. Vielleicht hätte eine nukleare Eskalation sogar den Vorteil dass dann mit diesen brutalen Spielchen ein für alle mal Schluss wäre.

    • Ja! Cui bono? Alles folgt gewissen Hauptlinien. Und der größte, blutigste und aufsehenerregendste Player auf dem Erdball sind immer noch die USA.
      Ganz klar ist der Konflikt in der Ukraine keine Nachbarschaftshilfe der EU für die Ukraine, sondern ein Schauplatz des US-Hegemonialkampfes.
      Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums hat in einem Interview für den Anti-Spiegel kürzlich geäußert, dass die russische Regierung glaubt, dass das wahre Ziel der USA in dem Ukrainekonflikt die EU ist. Die USA würden fürchten, dass die EU eine von den USA unabhängige Rolle im Westen einnehmen wolle, was die Rolle des Euro und die EU-Aussen- und Sicherheitspolitik betrifft. Deshalb wollen die USA die EU-Staaten schwächen. Sacharowa meinte, der Austritt Großbritanniens aus der EU sei ein Vorzeichen für die Pläne der USA in Europa gewesen.
      Ich meine, die USA wollen mit dem Krieg in der Ukraine, wo die Ukrainer für die Kohle der westlichen Oligarchen den Kopf hinhalten, sowohl Russland als auch vor allem Deutschland klein halten. Die USA führen Krieg in der Ukraine. Die Waffen lassen sie sich alle bezahlen per Hypothekenschulden (Land-lease-Gesetz). Wenn der Krieg gewonnen würde, geht der Ausverkauf in der Ukraine erst richtig los. Eine gute Wirtschaft im Sinne der USA ist es, wenn die US-Konzerne und Oligarchen den Markt vollkommen kontrollieren.
      Deutschland ist schon auserkoren den Wiederaufbau in der Ukraine zu bezahlen. Dafür wurden in Deutschland schon Sprechpuppen aufgestellt.

  27. „Raushalten können sich größere Volkswirtschaften nie, wenn Weltmächte Stellvertreter-Kriege führen lassen.“
    Aber müssen sie sich deswegen von „befreundeten“ Weltmächten die Energieversorgung sabotieren (Nord Stream) und damit die Wirtschaft dekonstruieren lassen?
    Darf Deutschland konstatieren, dass seine Interessen denen von GB und den USA im Ukrainekrieg zuwider laufen?
    Die westliche Solidaritätsgemeinschaft kleinerer Übel und regenerationsfähiger freiheitlicher Werte ist doch eine reine Schimäre.
    Der Ukrainekrieg ist von den USA als Abnutzungskrieg gegen Russland angelegt und wird genauso unter bewusster Funktionalisierung und Opferung der Ukraine durchgeführt.
    Leider wird Westeuropa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen im Rahmen dieses Krieges auch zum Opfer. Bislang nur wirtschaftlich. Ob es dabei bleiben wird, bezweifle ich.

    • Selbstverständlich können sich größere Volkswirtschaften „heraushalten“ zumindest, was die Lieferung von Millitärmitteln angeht, allerdings dann nicht, wenn sie in einem Bündnis mit einer der involvierten „Weltmächte“ stehen ideologisch ( in diesem Fall nicht abwertend sondern wertfrei gemeint), ökonomisch, millitärisch und in hohem Maße nicht unabhängig sondern abhängig „gemeinsam“, wie O.Scholz nicht aufhört zu betonen, agieren.

  28. Aus politischen und/oder wirtschaftlichen und/oder militärischen Konflikten heraushalten können sich grössere Volkswirtschaften [wie bspw. BRD, Japan …] nie, wenn Weltmächte Stellvertreter-Kriege führen lassen, und zwar, weil solche Staaten wie BRD, Japan … schon längst in militärische und/oder wirtschaftliche und/oder politische Verträge mit Weltmächten eingebunden sind.

    Was aus dem von der Ukraine als Stellvertreter [für USA, UK, Polen, Baltikum …] mit der Russischen Föderation geführten Krieg werden wird, lässt sich nicht abschätzen, weil dazu die Interessen vieler Staaten [Indien, Brasilien, Türkei …] als auch deren politische und wirtschaftliche Entwicklung nicht einsehbar sind.

    Sicher scheint nur zu sein, dass China die Russische Föderation nicht verloren geben wird, da es dann selbst bedroht wird.

  29. Wenn dieser Krieg „verrutscht“ (er muss von Seiten der Großmächte fast wie Mikado „gespielt“ werden) dann stehen sich auf einmal Freiheit und das Weiterbestehen dieser Erde gegenüber: Für was entscheidet man sich?

  30. Für mich persönlich ist klar, dass Putin in der Hölle einen Logenplatz bekommen wird- wobei ich davon ausgehe, dass Selensky nicht allzu weit entfernt sitzen wird.

    Ich bin aber auch der Meinung, dass dieser Krieg SOFORT zu beenden ist! Es sterben nicht nur jeden Tag Ehemänner, Väter, Brüder auf beiden Seiten, es sterben Zivilisten, Omas und Opas, Kinder, Eltern, geliebte Haustiere.
    Babys sterben im Bombenhagel, ganze Familien verdursten unter Trümmern und jede Menschlichkeit wird mit Füßen getreten.

    Dieser Krieg hat sofort beendet zu werden. Und da nun wirklich kein normaler Mensch es für Wünschenswert halten kann, ganz Russland und/oder ganz Europa zu vernichten, muss mit sofortiger Wirkung Diplomatie einsetzen.
    Es muss sofort verhandelt werden. Zur Not auch mit Gebietsabtretungen.

    • Viel menschenverachtender, als für eigene Interessen Geld und Material zu stellen, mit denen andere sich dann umbringen dürfen, geht eigentlich kaum, oder?

    • Es muss sofort verhandelt werden. Zur Not auch mit Gebietsabtretungen.“
      Genau, Deutschland hat Gebietsabtretungen auch überlebt. Fällt die Ostukraine an Russland, dann werden dort sicher keine blühenden Landschaften entstehen. Aber das wurden die ehemaligen deutschen Ostgebiete ja auch nicht mehr.

  31. Allein die Beschreibung von Prigoschin, dass 10.000 seiner Gefängnis-Rekruten getötet sind, von 50.000, was soviel heißt wie: „nur“ 20% und was in Folge heißt: die „Chance“ eines Strafgefangenen ist nicht allzu riskant – diese Beschreibung zeigt, was das Leben einen kleinen Mannes wert ist: nichts.
    Die Ukrainer sprechen lieber nicht von ihren Toten, die ja Helden sind.
    Und wer verdient an diesem Krieg? Die Soldaten ganz sicher nicht…
    Nein, es ist nicht die Verteidigung von Freiheit des Einzelnen. Die Verluste hierfür wären deutlich geringer. Es geht um etwas anderes. Um das Große, weshalb ein Selenski aufs Podest gehoben wurde, weshalb sich der Straßenjunge Putin durchsetzen konnte.
    Danke für die freien Gedanken, Herr Goergen. Und ja, auch ich will nicht unter russischer Oligarchie leben, aber auch nicht unter ukrainischer. Und auch nicht unter der Beherrschung der US-Techfins. Ich will im übrigen auch nicht unter einem Klingbeil leben, der nicht öffentlich diskutieren will weil er es besser weiß, aber den kann man vielleicht doch mal abwählen.

  32. Stichwort Wikipedia und dazu kann man nur sagen, wer sich in bestimmten Bereichen über die größte digitale Enzyklika verschei…. lassen will, der soll sich über diese Plattform informieren um sicher zu sein, daß im Gegensatz zum gedruckten Werk dieses in der Regel unverändert in den Regalen ruht, während bei Wikipedia viele fleißigen rote und grüne Helferlein fast täglich dabei sind es linienkonform zu gestalten und damit die Idendität entfällt, wie es einmal gesagt und gemeint wurde.

    Wenn das so weiter geht ist der frühere Bestseller „Mein Krampf“ in wenigen Jahren nicht mehr erkennbar und führt dadurch wie bei tausenden von anderen Niederschriften zum absoluten Idendifikationsverlust und ist auf deutsch gesagt, nichts mehr wert, genauso wie die Fälschung der Hitlertagebücher, als Höhepunkt niedergeschriebener Perversion.

    Hinzu kommt dann noch die Sprachumformung, die am Ende dem Leser alles raubt um noch für den Inhalt Verständnis aufzubringen und das führt dazu, daß die Bibel, das Buch aller Bücher, irgendwann so deformiert wird, daß sich kein normaler Mensch mehr darin zurecht findet, von den Transformierten abgesehen, die dann ehedem im geistigen Delirum verschwinden.

    Dem digitalen Massennachschlagewerk für Idioten kann man zumindest eines bestätigen, sie sind sich nicht zu fein, den wahren Sachverhalt zu Personen, der Lage und Entwicklungen so zu verfälschen daß es paßt und wer sich aus diesem Fundus versorgt und sein Gehirn damit nährt, der wird dort landen, wo sie es gerne hätten, im neuen Paradies der linken Umstürzler, die alles daran setzen um ihre Gegner auszuschalten und das beginnt ganz harmlos schon in der falschen Beschreibung oder Unterlassung, von den radikalen Tendenzen die mit einhergehen wollen wir erst garnicht sprechen.

  33. Viele Menschen glauben ja immer noch, dass Demokratie und Liberalismus Garant für Frieden und Freiheit sind. Diese wurden jedoch mißbraucht und korrumpiert. Die Eliten finden immer einen Weg, ihre Interessen durchzusetzen. Und für wahre Anarchie (im Sinne von „regierungsloser“ Gesellschaft) sind die meisten Menschen zu feig.

  34. Rund um den Globus kämpfen Menschen in Kriegen um ihre Existenz, und das seit Jahrtausenden. Das sich dabei Staatenbildung, Bündnisbildungen, Eroberungs- und Befreiungskriege zur Vorteilsbeschaffung etablierten, ist Geschichtsalltag.
    Ein verlorener Krieg führte früher zur unmittelbaren persönlichen Versklavung und auch heute noch zur drastischen Lebensveränderung von Gesellschaften.
    Es geht also immer um die Freiheit, auch und gerade des Einzelnen.
    Der Westen mit seiner freiheitlich-liberalen Grundordnung kämpft gegen die kommunistische Diktator Chinas und die postmonarchische Großmannssucht Russlands. Beides Systeme, in denen der Mensch zum Knecht der Macht degradiert wird, auch wenn technisch hochmoderne Strukturen oftmals über diese Knechtschaft hinwegtäuschen.
    Selbst im Westen gibt es solche Ansätze der Freiheitseinschränkung. In Deutschland z.B. von den Grünen und ihrer Bevormundungspolitik, die immerhin von ca 15% der Bevölkerung als begrüßenswert angesehen wird.

    • Warum muss der Westen gegen andere kämpfen? Was gibt es zu gewinne, wenn der freiheitlich-liberale Westen Russland gesiegt hat?
      Der Westen täte gut daran, andere Gesellschaften ihre Kriege führen zu lassen. Wenn Afghanen oder Syrer einen Bürgerkrieg beginnen, liegt es nicht an uns, ihn zu beenden. Es ist ein Prozess, der in Syrien durchgestanden sein muss.
      Der Westen soll ehrlich sien, seine wirtschaftlichen Interessen offen legen und für sie arbeiten. Alles andere „Diktatur in China oder Russland bekämpfen“ ist Ressourcenverschwendung.
      Russen und Chinesen brauchen die westlichen Weisheiten nicht.
      Alle Gesellschaften hatten exact die gleiche Zeit, sich zu entwickeln. Alle können auf die Grausamkeiten der Geschichte zurückblicken und Schlüsse für die Gegenwart ziehen.
      Wer es nicht tut, muss wissen warum. Es ist nicht unsere Aufgabe, Afghanen Rechte und Frieden zu bringen. Sie sind frei, sich alle Rechte und Freiheiten zu geben, die sie für richtig erachten. Unzufriedenen sollen entweder folgen oder kämpfen.
      Der Westen soll Bescheidenheit und Ehrlichkeit üben.

  35. „…… wenn die „Reiche“ zerfallen. „
    Ich verstehe, dass zu diesen Reichen, nicht nur China und Russland, sondern auch die USA zerfallen sollten ? Immerhin haben diese seit dem 2.WK die meisten Kriege inszeniert.
    Wie gross darf ein Reich sein ?
    Ihr Artikel ist sehr strategischer Natur und differenziert. Danke.
    Sehen Sie eine Uebertragbarkeit oder zumindest Aehnlichkeiten im Verhalten unserer Regierung ? (i.S. der Diplomatie vor einer Auseinandersetzung)
    „Wer verteidigt was und wen“ in diesem Land ?

  36. Mir scheint, dass sich handfeste Interessen und ideele Ziele nicht ausschließen müssen. Roosevelt ist auch nicht 1941 in den 2. Weltkrieg eingetreten um Auschwitz zu verhindern. Hat er ja auch nicht. Trotzdem haben Patton und Eisenhower die US-Truppen zur Befreiung Europas von der Hitlerei zum Sieg geführt. Die Interessen von GM oder Ford an den deutschen Fabriken, und dergleichen, waren nicht die treibende Kraft für die kolossale Anstrengung. Bei Vietnam hat eine tragende Idee schon sehr weitgehend gefehlt, und die angebotene Erzählung war einem großen Teil unserer Generation unglaubwürdig. Bei Irak war es dann noch schlimmer. “ I am not conviced “ (J. Fischer ). Afghanistan wurde über die Jadg nach binLaden hinaus eine auch am Petersberg ausgekochte, 20-jährige Schnapsidee. Wenn keine ethisch vertretbare Idee einen Krieg trägt, dann wird ein Krieg meist nicht gewonnen. Auch die Sowjets sind 1945 ethisch begründet nach Berlin marschiert. Die Amerikaner, mit massiver Unterstützung der Briten, haben Deutschland und Europa nach 1945 mehr Raum für individuelle Freiheiten gebracht als es jemals vorher gab. Handfeste Interessen gab es auch, und es ist auch nicht alles nach Lehrbuch gelungen. Betreffend Ukraine wurde es deswegen schwierig, weil viele mehr oder weniger offen bereit waren den Krim-Coup, bei dem kein Schuß gefallen ist, zu tolerieren, weil man weiß wie und warum die Krim jemals “ ukrainisch “ wurde. Putins Krieg hat nach meinem Verständnis mit dem gesponserten Aufstand im Donbas begonnen. Die USA und mehrere Osteuropäer haben dies ernster genommen als die Deutschen und die Westeuropäer. Erst mit dem Angriff vom Februar 2022 hat die Idee gezündet, dass wir uns hinter die Idee der ukrainischen Eigenständigkeit stellen müssen. Das ist die ethisch und politisch vertretbare Idee.

  37. Seit dem 2. WK geht es dem Westen bei Kriegen um den Markt und um die dazu passende Ideologie, nicht primär um Land oder gar Ehre. Die USA waren bis 1941 ziemlich unentschieden, wie man sich zu den europäischen Kämpfen verhalten sollte: Beschränkung auf die eigene Hemisphäre (- nach Monroe schloss dies Mittel- und Südamerika ein) oder Einmischung in anderen Kontinenten?
    Es gibt reichlich Historiker-Literatur über die unter Roosevelt Ende 1941 getroffene Entscheidung: Einmischung – und nicht nur das, sondern auch Gewinnung einer globalen militärischen Dominanz. Wichtig für die Entscheidung war sicher auch die emotionale Bindung unter Angelsachsen, wichtiger war jedoch der Umstand, daß über die Briten mit ihrer Navy den internationalen Handel sicherten. Und für die USA war es nach dem Ende des 1. WK wirtschaftlich notwendig zu exportieren.
    Die bis 1918 hoch gefahrene US-Industrie brauchte die europäischen und den ostasiatischen Markt, ansonsten drohten massive Wohlstandsverluste. Um die Märkte offen zu halten, mussten die USA auf den jeweils anderen Seiten der Ozeane militärisch dominant sein. Das Risiko, daß die Achsenmächte die europäischen und Japan die fernöstlichen Märkte abschneiden würde, wollte man nicht eingehen.
    Weltmarkt offen halten hiess also 1. in den 2. WK gehen und 2. auf Dauer weltweit militärisch präsent sein. Daß dies auf Dauer zu einer Überdehnung führte sowie – nachdem asiatischen Produzenten die US-Industrien reihenweise ablösten – zu massiven Verschuldung – ist bekannt.
    Aber die USA wollen und können wohl auch emotional nicht – von dem Konzept der globalen militärischen Dominanz lassen. Getarnt werden die ökonomischen und militärischen Interessen mit Moral und Menschenrechten; das passt ganz gut zu der Idee von „Gods own country“ und dem Wahn, man müsse allen Menschen die Wohltaten seiner Lebensart bringen.
    Letzterer (Wahn) funktioniert ja auch in Westeuropa noch ganz gut. Im Innern ist Diversity der Renner, und man darf die eigenen Werte den (uneingeladenen) Gästen nicht aufdrängen. Global wird aber genau das versucht, mit der knalldeutschen Variante „feministische Aussenpolitik“. De facto sind wir Europäer unbezahlte Söldner des US-Traums, der US-Ideologie, in der sich Ökonomie und Gottesgnadentum vermischen.

  38. 50.000 Menschenleben für den Kampf um Ruinen einer unbedeutenden Stadt! Wann hört dieser komplette Wahnsinn eigentlich auf? Muss es zu einem neuen Verdun kommen, dass der normale Menschenverstand wieder einsetzt?
    50.000 vorrangig junge Männer, 50.000, die viele Lebensjahrzehnte, Familie, Reisen, Glück noch vor sich hatten. Wofür?
    Selenskyi, Melnyik und Konsorten auf ukrainischer Seite haben ihre Familien und ihre Söhne in Sicherheit gebracht. Putin hat zwar nur Töchter, aber auch die einflussreichen Russen haben ihre Kinder in Sicherheit. Warum stellen die sich nicht selbst hin und beschießen sich eigenhändig? Warum braucht es immer andere, die die Drecksarbeit machen? Ihre Leben für irgendeinen politischen Mist opfern? Aber diejenigen, die „Vordenker“ kommen regelmäßig ungeschoren davon. Ja, in Deutschland wird das auch in Bälde nicht anders werden.
    Setzt euch an den Verhandlungstisch und redet miteinander und kommt zu Resultaten und wenn es drei Tage kein Essen gibt. Macht das untereinander aus, nehmt einen neutralen Vermittler und lasst die USA, Selenskyi hat bereits große Teile fruchtbaren ukrainischen Bodens an Hedgefonds verkauft, die EU, auch China außen vor.
    Und jetzt noch F16, Langstreckenraketen für die Ukraine oder wie? War Hiroshima im August 1945 noch nicht genug, gab es noch zu wenig „Erlebende“? Mit diesem Krieg gibt es für einige Wenige sehr viel zu verdienen und für andere die Möglichkeit, Totalitarismus in ihren Ländern schneller durchzusetzen. Oder bezweckt man tatsächlich einen Klimaschutzeffekt durch Bevölkerungsreduktion? Wie krank ist das eigentlich? Was wurde aus dem radioaktiven „Wölkchen“, welches nach dem Bombardement eines Waffenlagers in Chmelnitzky/Lwow Richtung Westen zog? Die Böden sollen dort die nächsten 10 – 15 Jahren nicht mehr für den Anbau nutzbar sein.

    • Setzt euch an den Verhandlungstisch und redet miteinander und kommt zu Resultaten und wenn es drei Tage kein Essen gibt.

      Den Wunsch kann ich gut verstehen.
      Aber wer soll überwachen, daß es drei Tage kein Essen gibt?

  39. Zitat: „Im Krieg in der Ukraine ist es für das, was von Demokratie und Marktwirtschaft in Europa und Nordamerika übrig geblieben ist, besser, wenn Russland und China nicht die Oberhand in der Ukraine gewinnen.“ – Welchen Unterschied macht es für die innerdeutsche Politik, ob die Ukraine (oder Teile davon) zu Russland gehören oder nicht? Das verstehe ich nicht.Soll das bedeuten, wenn Selensky mit US-Waffen die russisch besiedelten Gebiete irgendwann zurückerobert, dass die deutschen Bürger dann von den Eliten im Parteienstaat D’land mehr Freiheiten zugestanden bekommen, weniger Abgaben zahlen müssen und ihr Land dann nicht mit Menschen aus Afrika und dem Orient teilen müssen? Ich bitte Sie: Der Krieg gegen unsere Freiheit und Sicherheit und unseren Wohlstand wird doch nicht von Moskau oder Peking geführt, sondern von Berlin und Brüssel aus!

  40. Man kann davon ausgehen, wenn für Russland größere Verluste der annektierten ukrainischen Territorien ins Haus stehen sollte, falls als Voraussetzung die angekündigte aber noch nicht vollzogene ukrainische Offensive erfogreich ist, Putin nicht zögern wird , zunächst atomare tatische Atomwaffen zum Einsatz zu bringen, die dann eine entsprechende Nato-Antwort erforderlich macht und die Nato aus einer mittelbaren Rolle in eine unmittelbare Konfliktrolle bringt. Klartext Russland/Nato Krieg mit allen daraus entstehenden weiteren Folgewirkungen und einer möglichen millitärischen Erweiterung der Konfliktzone auch auf Natostaaten, wie Polen und den baltischen Ländern. Eine andere Variante wäre ein Jahre bis Jahrzehnte langer Konflikt ähnlich wie anders und auf wesentlich kleinerem Niveau der Konflikt Israel/Palästinenser als unendliche Geschichte.
    Zur Erhellung der Gesamtsituation, eine Diskussionsrunde der Körber.Stifftung zum Thema mit Klaus von Dohnany, „Nationale Interessen“ https://www.youtube.com/watch?v=Ze2tBXDIGOQ

    • Mir nicht klar, was Sie aus meinem Kommentar herauslesen. Selbstverständlich wäre Russland in der Lage massiv offensiv zu werden und zwar durch seine Luftwaffe sowie mit nuklearen Gefechtsfeldwaffen zur Verteidigung wie zum Angriff. Die russische Millitärdoktrin in Sachen Nukleareinsatz ist bislang so, dass nur bei einem Angriff auf Russland mit grundlegender substanzieller Bedrohungslage dieser Einsatz erfolgen kann. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Lage sich ändert. Übrigens der Kampf um Bachmut wurde jetzt offenbar mittels Einsatz der russischen Luftwaffe entschieden.

    • „…Putin nicht zögern wird , zunächst atomare taktische Atomwaffen zum Einsatz zu bringen…“
      Und diese Antwort Putins ist gewünscht.
      Übrigens 50.000 Soldaten (Russen, Inder oder Chinesen) an der US/mexikanischen Grenze würden die gleiche Antwort des Weißen Hauses bringen; so ist es in den Einsatzgrundsätzen der USA festgelegt.

  41. „…dass es in Kriegen wie in der Politik von Staaten … nie um Freiheit oder Recht geht oder gar um Moral, sondern um Interessen.“

    Dieser Goergen’sche Zynismus ist verkehrt. Denn seine angeblichen „Interessen“ gehen mit völlig verschiedenen Auffassungen von Recht, Freiheit und anderen Werten einher: Russland und die USA haben nach dem 2. Weltkrieg beide Kriegsgefangene genommen – aber die deutschen Soldaten flohen nach Westen, nicht nach Osten. Russland und die USA haben damals beide Deutschland besetzt – aber die Frauen wussten, wo sie massivst vergewaltigt wurden und wo nicht. Herr Goergen mag hier keinen Werte-Unterschied sehen. Ich sehe ihn.

    • „Herr Goergen mag hier keinen Werte-Unterschied sehen. Ich sehe ihn.“ — Vorschlag, noch mal lesen.

      • Herr Goergen, ich entschuldige mich für die Härte, die nicht berechtigt war. Natürlich sehen Sie die von mir benannten Unterschiede. –

        Aber die Aussage, dass es „nur um Interessen“ ginge, vernebelt diese Unterschiede. Der gesamte alte Ostblock, jetzt endlich frei von Russland, weiß, dass der Krieg in der Ukraine auch um seine Freiheit geht – das ist nicht nur „Interesse“, es geht um Werte, es geht um Freiheit und Recht; es geht darum, frei atmen zu können. Das sollte man auch klar sagen.

    • Waren die Interessen hinsichtlich Recht, Freiheit in der Ukraine und in Russland 2022, vor Kriegsbeginn so unterschiedlich? Ich meine, nein. Weder die Ukraine noch Russland sind Demokratien. Selenskyi hat sein Süppchen mit Hilfe der USA gekocht, die USA wollen über einen Drittstaat dem alten Feind Russland mit riesigen Bodenschatzvorkommen „einen reinhauen“ und gleichzeitig den Raubzug, der von Jelzin zugelassen, unter Putin gestoppt wurde, fortsetzen.
      Weder ist die Ukraine ein „Hort der Freiheit“ mit westlich-demokratischen Werten noch jemals Russland. 2019 war Selenskyi bei Trump und wollte damals Geld von den USA für „die Ukraine“. Trump wollte andererseits Material über Hunter Biden und blitzte damit ab, im Gegenzug sollte es finanzielle Unterstützung für „die Ukraine“ nur geben, wenn die Korruption eingedämmt werde, wutschnaubend verschwand Selenskyi. Danach war mehr oder weniger Ruhe in den mehrheitlich russischstämmigen Gebieten des Landes. Bis zur Wahl Bidens!
      Zwischen Russland und der Ukraine mag es einen minimalen Werte-Unterschied geben, in dem Maße, wie sich der Präsident des einen Landes an die Machthaber eines anderen anlehnt, um private Vorteile (auf Kosten des eigenen Landes zu erhalten), alles andere ist unterschiedslos. Man sollte auch genauer die Präsidentwerdung von Selenskyi betrachten. Ein Schauspieler „mit Verbindungen“ stellt einige Jahre in einer (erfolgreichen) Fernsehsendung dar, wie ein „nobody“ Präsident wird und regiert, dann passiert das tatsächlich. Zufälle?! Die Zukunft wird vorweggenommen. Die Bevölkerung durch fernsehtechnische Dauerberieselung darauf vorbereitet. Hm?
      Es geht ausschließlich um Interessen! Kein Krieg wurde je begonnen, um ein unterdrücktes Volk zu retten. Nordkorea existiert immer noch, auch die Venezoalaner müssen den Sozialismus allein durchstehen. Die Mauer ist gefallen, weil schlicht das Geld alle war. Sonst würde sie heute immer noch stehen, höher als zuvor!
      Man sollte die Werte der Machthaber von denen der Bevölkerung unterscheiden. In einem Krieg geht es ausschließlich um die Werte und Interessen der Mächtigen. Die Bevölkerung arbeitet und möchte das Leben in Ruhe, mit Freude genießen – hier wie dort.

      • Im übrigen hätte der Westen keinen Krieg angefangen , um den ostdeutschen die Freiheit zu bringen. Weder von sich aus, noch im Kampf gegen die Russen.
        Und ich bin auch der Meinung, wir wissen gar nicht , was die Ukrainer lieber wollen. Bindung zu Russland oder Krieg.

  42. Sehr geehrter Herr Goergen.
    Momentan befinde ich mich in einem (Klein-) Krieg mit meinem Nachbarn, die ihren Pansen erlauben, einen abschüssigen Weg zu meiner Wohnung als Schanze zu benutzen, um ihre Fahrradkünste aus zu testen.
    Von SÄMTLICHEN Kleinkriegen, die ich gegen die überbordenden Bürokratie führe ganz zu schweigen. Wahrscheinlich sind es also gerade DIESE „netten Nachbarn“, denen ich meinen Frust zu verdanken habe, da sie flächendeckend Jobs haben, die absolut keine Wertschöpfung beinhalten. Also genau DAS, was man gerade so beobachten “darf”!
    Nun, man mag mich als kleinlich bezeichnen, aber dieser Weg führt, baulich betrachtet nunmal an meiner Küche und Teilen meines Wohnzimmers vorbei.
    Die „Niedlichen“ fahren ergo quasi mit ihrem Fahrrad durch meine Wohnung.
    Nun, der Vergleich mit Ihren Aussagen darüber, dass Krieg schlicht scheixxe ist, veranlasst mich dazu zu fragen, wie jung eigentlich jemand sein muss, um irgendwelchen Despoten sein Leben zu opfern und anderen am Weiterleben zu „behindern“.
    Im Oktober werde ich übrigens 60 Jahre jung und ich fühle mich noch heute ziemlich robust.
    Glauben Sie wirklich, dass ich mich noch an das halte, was Sie hier propagieren wollen?
    Kriege gehen mir daher am Arm vorbei! Und ich schaue neuerdings lieber in Hundegesichter, als in die meiner Mitbürger!
    In einem Deutschland, dass seine „richtige“ Regierung nicht wählen kann SOWIESO!
    Daher ist es für mich völlig belanglos, wer welche Kriege führt.
    Trotzdem vielen Dank für Ihren Beitrag, der aber für mich persönlich kaum zielführend war.
    PS:
    Keine Angst, die ersten Fünf, die „Deutschland“ überfallen, gehen auf mein Konto 😉

    Die echten “Feinde” suche ich mir dann noch aus.

  43. Und zudem gehen Sie und das Team davon aus das Europa/Deutschland und die USA auf einer Seite sind.
    Das war vielleicht im Kalten Krieg so, aber die Interessen driften immer weiter auseinander und die USA agieren immer rücksichtsloser gegen uns (Nordstream).
    Ausserdem sollte nicht vergessen werden, das Deutschland im Kalten Krieg als Schlachtfeld vorgesehen war auf das auch die USA Atomwaffen geworfen hätte um die Russen abzuwehren.
    Ich bin weder USA Fan noch Putin Versteher.
    Ich bin für Deutschland.

    • „… gehen Sie … davon aus, dass Europa/Deutschland und die USA auf einer Seite sind.“ Schlage vor, noch mal lesen.

  44. Ein Krieg ist kaum oder gar nicht zu kontrollieren.
    WK 1 begann mit Kavallerie und endete mit Panzern und Giftgas.
    Wie weit ist die Welt noch vom nuklearen Schlagabtausch entfernt? Putin hat zu Anfang der SMO gesagt, daß bevor Russland verliert, er Nuklearwaffen einsetzen wird (verklausuliert). Ich würde ihn ernstnehmen.
    Ein Krieg entwickelt immer eigenen Dynamiken, deswegen auch immer die Greuel auf allen Seiten, Sachzwänge (überschreiten von Roten Linien) für die Teilnehmenden.
    Es begann mit der Lieferung von 5000 Helmen und jetzt sind wir bei Kampfjets (von wo werden die starten und wo werden die gewarten. In Polen? Werden die Russen tatenlos zusehen, wenn sich die Ukrainer auf polnischen Territorium erholen für den nächsten Kampfeinsatz?).
    Ich kann Ihre Argumente nachvollziehen doch ich widerspreche. Das ist nicht unserer Krieg und die deutsche Kriegsteilnahme, die es faktisch ist, ist ein schwerwiegender Fehler, der uns noch teuer zu stehen kommen wird.

  45. ……..auch sind Kriege durchaus hilfreich, um die Überschuldung von Staaten „ins Lot zu bringen“……..

  46. Der letzte Satz im vorletzten Absatz ist vollkommen unklar und zweckoptimistisch.
    Außerdem meine ich, dass allein aus den Menschenmassen und dem enormen Technologiefortschritt zu schließen, der afrikanische-südamerikanische-asiatische-(russische) Block eines Tages die Weltmacht darstellen und den Block USA-EU überholen wird.

  47. Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.
    John F. Kennedy

    Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.
    Erich Maria Remarque

    Nichts Ist schwieriger, als der geordnete Rückzug aus unhaltbarer Position.
    Clausewitz

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