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Eurasien ist keine Alternative

Macht kennt kein Recht, der Rest ist Propaganda

27.04.2022

| Lesedauer: 3 Minuten
Das Bild der sozialistischen deutschen Verteidigungsministerin als Beisitzer in Ramstein spricht ebenso wie das des sozialistischen UN-Generalsekretärs am Ende des langen Tisches bei Putin in Moskau mehr als die berühmten tausend Worte.

Deutschland als Weltkind in der Mitten, friedlich und freundschaftlich mit Russland zusammen und all den anderen in Europa, die sich gemeinsam vom Kampf zwischen USA und China um die Rolle der Führungsmacht der Welt fernhalten: Die Leute, die das träumen, sind großteils von denen nicht zu trennen, die sich ein Europa von Wladiwostok bis Lissabon wünschen, das den USA und China gleichgewichtig als dritte Weltmacht gegenübertreten kann. Russlands Interimspräsident Dmitri Medwedew, nunmehr Leiter des russischen Sicherheitsrates in Diensten Putins, hat das auf Telegram in eine Formel gebracht, die sich selbst erklärt: “Der Zusammenbruch der Ukraine könnte den Weg für ein offenes Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok” bereiten.

Ein „Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok” wäre ein russisches, kein „offenes“. Dazu wird es natürlich schon deshalb nicht kommen, weil das weder die USA noch China zulassen könnten, ohne sich selbst aufzugeben. Ich erwähne dieses Eurasien nur in der Hoffnung, dass dies den einen oder anderen Zeitgenossen von seinen Träumen von Deutschland und Europa befreit. Dieses Eurasien wäre die Vergrößerung des russischen Kolonialreiches namens Russische Föderation um den nicht-russischen Rest von Europa. Nachgerade belustigend ist es, wenn die Gegner der „Ever Closer Union“ EU in Brüssel diese gegen eine Wladiwostok-Lissabon-Eurasien-Föderation in Moskau tauschen würden.

Deutschland ist ein ökonomischer Scheinriese, der nicht erst seit der sogenannten Wiedervereinigung, aber seit ihr beschleunigt von der Wohlstandsgesellschaft Nummer Eins in die hinteren Ränge absteigt – wirtschaftlich, sozial, wissenschaftlich und kulturell. Es lebt sich für die Mehrzahl ihrer Einwohner mittlerweile in anderen Ländern Europas weit besser als im Land der ehemaligen D-Mark. Die Frage, wann in Europa und der Welt niemand mehr Deutschland in den Sinn kommt, wenn es um wichtige Dinge geht, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Wer das bisher nicht wahrnahm, müsste es gestern gesehen haben, als die USA in ihrem Stützpunkt Ramstein Militärs und Politiker aus rund 40 Staaten versammelten, um das weitere Vorgehen des Westens in Sachen Ukraine zu koordinieren. Das Rom unserer Tage, Washington also, zitierte die Statthalter seiner Provinzen zur Befehlsausgabe. Dagegen habe ich in der Sache nichts einzuwenden, denn außer Washington ist trotz des Niedergangs der Classe Politique der USA ja niemand da, der eine Antwort auf Putins Feldzug in der Ukraine und darüber hinaus hätte. Moskau und Peking sind keine Alternativen für Freunde der Freiheit, weil es nur in etlichen US-Bundesstaaten wenigstens noch so viel Freiheit durch Recht gibt, dass daraus mehr werden kann.

Eine Illusion aber müssen sich halbwegs Sehende endgültig abschminken. „Europa“ gibt es nicht. Wenn es darauf ankommt wie jetzt in der Ukraine, handelt Washington mit Hilfe jener Staaten in Europa, auf deren Regierungen und Armeen es zählen kann: Deutschland gehört nicht dazu.

Wenn ich von Befehlsausgabe in Ramstein spreche, werden etliche reagieren, haben wir es nicht schon immer gesagt, Deutschland ist nicht souverän. Um diese Frage geht es mir schon deshalb nicht, weil sie ebenso wie die Worte Völkerrecht, Internationaler Gerichtshof, Kriegsverbrechen, Menschenrechte und so weiter für die wirkliche Welt irrelevant sind, denn: Macht kennt kein Recht, der Rest ist Propaganda.

Das Bild der sozialistischen deutschen Verteidigungsministerin als Beisitzer in Ramstein spricht ebenso wie das des sozialistischen UN-Generalsekretärs am Ende des langen Tisches bei Putin in Moskau mehr als die berühmten tausend Worte. Wer sich da wie dort hinsetzt, vollzieht den Kotau des Ohnmächtigen vor dem Mächtigen. All diese Figuren, die sich von Putin auf solcher Tischdistanz einlassen, setzen damit selbst ins Bild, was sie sind, das, was Stalin zum Papst rhetorisch fragte: Wie viele Divisionen hat er? Oder einfacher: ohne Bedeutung.

Wer die Macht hat und seine militärische Macht einsetzt, fragt vorher keine UN, keine EU und schon gar keine deutsche Regierung, ob er das darf. Er tut es, weil er es kann. Dass er sich dabei irren kann – wie Putin gerade -, gehört zur wirklichen Welt dazu. In dieser Auseinandersetzung ist es wie bei allen, welche Seite die gute sein soll und die böse, ist irrelevant – beide wollen ihre Interessen durchsetzen, in der Ukraine nicht nur mit Worten und offenem wie verstecktem Druck wie sonst meist, sondern mit militärischer Gewalt. Und Staaten haben selbstverständlich keine anderen Staaten als Freunde, ihre Regierungen vertreten noch nicht einmal die Interessen ihrer Bürger, sondern die der Classe Politique.

Wer es vorher nicht wusste oder wissen wollte, sollte es jetzt realisieren: Macht kennt kein Recht, der Rest ist Propaganda.

Und Deutschland? Da kommt mir Friedrich Schiller in den Sinn:

„Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.“

Zurück auf Beginn und neu anfangen, im Inneren, nicht draußen, wo euch sowieso niemand haben will außer beim Zahlen.

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42 Kommentare

  1. Schade, Ihren Beitrag jetzt erst gesehen.
    5/6 volle Zustimmung. Allerdings halte ich Wladiwostok-Lissabon nicht für so abwegig. Bevölkerung: 100 Mio Russen /500 Mio andere Europäer. Und, die Russen haben auch ein Demographieproblem.
    Militär und Wirtschaft jeweils reziprok. Alles Verhandlungsfrage und in Schritten.

  2. Danke für einen sachlichen Artikel, ohne moraltriefendes Bashing! Der Titel sagt alles! wobei „Macht kennt keine Moral…noch besser passen würde! Grundsätzlich wurde das jetzt als „Eurasien“ vorgestellte Projekt, noch als ein zukünftiges Jahrhundertwerk von allen Seiten gerühmt, als es “ die moderne Seidenstraße “ genannt wurde und den Weg von Europa nach Peking eröffnen sollte! Stellt sich doch glatt die Teufel/Beelzebub-Frage! Eine Frage, die für sehr weite europäische Kreise freudig mit der Übernahme des chinesischen Umgangs mit dem Volk beantwortet würde. Je nach Naturell bei der einen Hegemonialmacht mit Stiefel und Knute und bei der anderen mit dem „Seidenschal“. Auch keine verlockende Alternative.
    Ob allerdings eine völlig überschuldete Weltmacht, wie die USA, mit ihrer dekadenten, abgetretenen, verrotteten Oberschicht, alla Biden s, Clinton’s u.a. oder Hollywood oder dem woken Hochschulwesen und deren Streben sich im südostasiatischen Raum auszuweiten eine Alternative sind, kann trefflich diskutiert werden. In Ramstein wurde „den Deutschen“ vor ein paar Tagen unmissverständlich klargemacht, dass sie ein besetztes Land sind und sowieso nichts zu vermelden haben. Mit einer derartigen Brutalität ist das seit den 50 igern nicht mehr öffentlich zum Ausdruck gebracht worden. Das sollten wir uns schon ins Merkbuch schreiben ..unser Land hat fertig!
    Wir brauchen eine Grund- und Runderneuerung! Solange es uns nicht gelingt die verkrusteten Strukturen im eigenen Land aufzubrechen und uns von dem gesellschaftlichen Patt, von dem Zurücklehnen aufgrund vermeintlichen Wohlstands etc. zu befreien, brauchen wir uns nicht über die geringste globalpolitische Veränderung zu unterhalten. Soweit wie es geht sollten wir uns aus den internationalen Verwicklungen heraushalten, um an Leib und Seele zu genesen und die Kraft für Reformation im Inneren zu verwenden, das sollte unser vordringliches Ziel sein!

  3. Passend zu Schiller ein Zitat der ukrainischen Anarchistin Maria Nikiforova (1885-1919) sinngemäß:
    Der Anarchismus verspricht niemandem etwas, allenfalls, dass jeder seine Freiheit in die eigene Hand nehmen muss!

  4. Japan ist ein guter Hinweis. Europa hat sich viel zu abhängig von China gemacht und Japan fast vergessen. Dabei ist das heutige Japan weder aggressiv noch wirtschaftlich unfair. Mit Japan könnte wirtschaftlich viel gehen, mittel- und langfristig. Merkel hat sich 16 Jahre nur um China und Russland geschert. Das Ergebnis sehen wir jetzt.

  5. Eurasien funktioniert nicht mit einem Staat wie Russland. Dominanz aufgrund militärischer Größe kann keine Ordnungsgrundlage sein. Eurasien wäre gegen Amerika gerichtet. Davon halte ich nichts. Alle kleinen Staaten dieser Welt brauchen eine multipolare Weltordnung des Rechts. Ansonsten gehen sie unter. Die Europa ohne Russland als ein Block ist kein schlechter Ansatz. Russland steht für sich und das ist auch gut so. Es gibt kein Vertrauen in ein Regime, dass eine „Russische Welt“ mit Krieg formen will. China steht ebenfalls für sich, weil der Rest Asiens, insbesondere Japan und Korea, keine chinesische Alleinherrschaft dulden. Dazu kommen Indien, Südamerika und Australien als eigenständige Gebilde. Amerika, Kanada und Mexico bilden ihrerseits einen Block. Also ich finde das gar nicht so schlecht. Europa als politische Version ist zumindest fraglich. Europa als Wirtschaftsunion ist hingegen großartig. Europa sollte dringend Zollschranken nach Nordamerika abbauen. Alternativ könnten alle demokratischen westlichen Staaten eine Wirtschaftsallianz bilden. Das wäre schon ein echtes Bollwerk gegen Russland und China. Machen wir uns nichts vor, mit Regimen wie Russland und China hat es für uns keine positive Zukunft. Diesbezüglich ist Globalisierung gescheitert.

  6. Sollte man zu der Minderheit gehören, die ihre Lebensqualität anhand des Vorhandenseins demokratischer Errungenschaften (z.B. einer ÖRR-Medienlandschaft welche die Regierung kontrolliert; etc.) festmacht, kann die Fallhöhe derzeitiger Verhältnisse auf das Niveau eines „Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok“, ja nicht all zu hoch sein.

  7. Macht kennt kein Recht! Das ist ehrlich.
    Europa als politische Vision ist eine Chimäre.
    Was bleibt zu tun? Kümmern um die Eigenen und das geistige Gut konservieren.

  8. Von Adenauer (aus seiner Zeit als Kölner Bürgermeister) stammt das zwar berühmte, aber nur von wenigen wirklich verstandene Zitat:„In Deutz beginnt der Bolschewismus und hinter Kassel die Walachei.“

    Deutschland ist eben nur teilweise westlich, und die kulturelle Grenze ist in vieler Hinsicht immer noch der Limes – Geschichte hat einen längeren Atem, als Geostrategen es gerne hätten.

    Daß politische „Eliten“ sich historischer Realitäten nicht bewusst sind, heisst nicht, daß sie nicht da sind. Helmut Schmidt hatte noch von allen engeren Mitarbeitern verlangt, daß sie über europäische Geschichte mindestens seit dem Wiener Kongress bescheid wissen. Goethe ging da noch weiter:

    „Wer nicht von dreitausend Jahren
    sich weiß Rechenschaft zu geben,
    bleib im Dunkeln unerfahren,
    mag von Tag zu Tage leben.“

    Die natürliche Rolle Deutschlands als Mitter zwischen Ost und West, die im kalten Krieg buchstäblich auf Eis lag, wird seit dem Ende des kalten Krieges von der französisch dominierten EU nach Kräften sabotiert (z.B. indem man D in den Schuldensumpf des Südens hineinzieht), weil sie die französische EU-Dominanz bedroht, und von den USA, weil eine „deutsche“ EU mit russischen Rohstoffen die globale Dominanz der USA herausfordern könnte (Breszinski).

    Daß Deutschland sich jetzt einen Konflikt aufnötigen lässt, der uns ruinieren kann, ohne auch nur den Versuch der Selbstbehauptung zu unternehmen, ist einem politisch-medialem Personal geschuldet, daß weder historisch noch ökonomisch denken kann und sich ausschließlich am massenmedial geschürten Sentiment des Augenblicks orientiert – teilweise wirken sie regelrecht ferngesteuert (erpressbar?).

    So sägen sie an dem Ast, auf dem wir alle – und am Ende auch sie selbst – sitzen, und so kann selbst das eigentlich bankrotte Frankreich Deutschland dominieren- weil die französischen Eliten wissen, was sie wollen.

  9. Es gab einmal, vor fast 20 Jahren, die Vision eines “ Europa vom Atlantik bis zum Pazifik“. Mitterand hatte damals sogar die Idee ausgesprochen, dass man ein Modell zur Assoziation Russlands mit der EU finden sollte. Für einige Jahre gab es auch Bemühungen Russland in eine europäische Sicherheitsarchitektur einzubinden, einschließlich einer Ständigen Vertretung Russlands bei der Nato in Brüssel, die auch mehrere Jahre bestand. Alles Makulatur. Medvedev / Putin sprechen dann von einer anderen Eurasischen Union, was ein bisschen wie ein Aufguss der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ) erscheint, die noch unter Jelzin nach der Auflösung der UdSSR in den Belowescher Vereinbarungen vom Dezember 1991 ausgerufen wurde. Sollte jedenfalls eine aus Moskau dominierte Union sein, weil ein Teil der russischen Elite von einer eigenständigen russischen Zivilisation träumt, die zwischen Asien und Westeuropa steht, und in der die Macht immer über dem Recht steht, weil sie das Recht ist. Dem Gottesgnadentum unserer ehemaligen Monarchen nicht ganz unähnlich. Für uns ist aber seit dem Mittelalter, als die römische Kirche begann Elemente des römischen Rechts im Heiligen Römischen Reich einzuführen, und in England 1215 eine Magna Carta mit einer staatlichen Rechtsorganisation begann, Macht ohne Recht blanke Tyrannei. Schon Augustinus hat formuliert, dass ein Staat ohne Recht eine Räuberbande sei, und Papst Benedikt hat den Gedanken bei seiner Rede im BT zitiert. “ Macht kennt kein Recht “ darf so keinen Bestand haben. Rechtspolitische Zivilisation darf, trotz der vielen Deformationen unserer Verfassungsordnungen, nicht nur Propaganda sein.

    • „Macht kennt kein Recht“ darf keinen Bestand haben… Die Realität sieht bisher anders aus. Alle Versuche, das Darf Nicht umzusetzen, hatten keinen Bestand. Werden es m. E. auch nicht haben. Wir sehen es an D.

  10. Die Israelis versuchen in dem ganzen Wahnsinn neutral zu bleiben.
    Was wir eigentlich auch tun sollten und woran uns die neutrale(!) Schweiz gerade mit voller Wucht erinnert, in dem sie uns Munitionslieferungen aus schweizer Herstellung in die Ukraine untersagt.
    Israel und die Schweiz haben etwas gemein. Etwas, was wir uns hier in der EU zu eigen machen sollten. In vollem Umfang.

  11. Daß die Moral über dem Gesetz, die Macht über dem Recht steht ist auch im besten Deutschland aller Zeiten zunehmend spürbar.

  12. Herr Goergen, es geht nicht um Großmachtsphantasien, sondern um die Lösung praktischer (gravierender!) Probleme, die die Welt ins Taumeln bringen.
    Der Zerfall der Sowjetunion hat in Osteuropa und Teilen von Asien ein Machtvakuum entstehen lassen. Der aktuelle Zerfall (und ja das meine ich ernst) des Westimperiums unter Führung der USA lässt das nächste Machtvakuum entstehen.
    Und beide Machtvakuen wollen gefüllt werden!
    Und zwar am besten in unserem europäischen Interesse und damit durch die angestammten Europäer selbst, denn wir sind davon geografisch direkt betroffen und somit am nächsten dran.
    Und wenn wir Europäer dieses Machtvakuum nicht selbst füllen, dann füllen es entweder die Russen oder, was bereits viel weiter fortgeschritten ist, nicht etwa die Amerikaner, sondern die Muselmanen.

    Und jetzt kommt das eigentliche Problem bei dem ganzen Chaos was hier derzeit herrscht:
    Die USA haben sich durch Wegfall des ursprünglichen Feindbildes Sowjetunion und durch ihre grenzenlose Zuwanderung nach Ende des Kalten Krieges eine dissoziative Identitätsstörung eingefangen. Amerika gibt es nun nicht mehr nur einmal, sondern mindestens zweimal. Und das im selben „Volkskörper“.
    Einfacher ausgedrückt: Die USA sind gar nicht mehr die USA, die den Ostblock niedergerungen haben, sondern ein psychopatischer Wackelkandidat, der nicht mehr weiß, wer er ist oder was er überhaupt sein will.

    Jetzt stellen Sie sich doch mal folgende Fragen dazu:
    Wie kann es sein, dass ein in die USA zugewanderter Südafrikaner, der sich zuvorderst dadurch hervortut, in Massen Elektroautos zu produzieren, den Amerikanern die „Freedom of Speech“ zurückbringen muss?
    Wieso ist die „Freedom of Speech“ in den USA überhaupt verloren gegangen?
    Und wieso verteidigt der US Präsident das nicht?
    Wieso ist der amtierende US Präsident der Meinung, man müsste die ukrainische Grenze gegen die Russen schützen, während die US Grenze zwischen Texas und Mexico in voller Absicht niedergerissen wird?
    Wieso wird hier mit voller Wucht gegen die Russen geschossen wegen eines Grenzkonflikts, der im gleichartig gelagerten Fall Türkei gegen Kurden in Syrien schon viel länger andauert und niemanden wirklich interessiert?
    Wenn die Russen deswegen so schlimme Finger sind, dann gilt das auch für die Türken. Trump hat da noch ordentlich reingekeult, insbesondere wegen der Atomwaffen in Incirlik, Biden sagt dazu gar nichts mehr.
    Wie kann das überhaupt sein, dass die USA derzeit von einem Präsidenten regiert werden, der auf der Bühne Leuten die Hand geben will, die gar nicht da sind?
    Während Trump der erste US Präsident war, der keinen(!) Krieg geführt hat, versucht sein Nachfolger das offensichtlich zu kompensieren, indem er die Welt direkt in den Dritten Weltkrieg führt.
    Das ist das eigentliche Problem und nicht die Russen!

    Ich bin der letzte Mensch auf Erden, der die Amerikaner dafür verurteilt, dass sie den Fokus verloren haben. ich habe selbst Verwandte mit US Staatsangehörigkeit und Freunde drüben.
    Aber man muss auch erkennen, dass die USA derzeit nicht dazu geeignet sind, die freie Welt anzuführen. Man lässt einen Psychopathen auch nicht ans Steuer eines Autos.

    Und jetzt zu dem berühmten „Entweder USA oder Russland“:
    Ich lehne diese Denke total ab. Europa ist ein eigener Kontinent.
    Europa hat die moderne Welt gestaltet, wie keine andere Kontinent davor oder danach. Wir sind hier nicht Anhängsel von irgendwem im Osten oder Westen.
    Ohne Europa und seine Europäer gäbe es heute keine USA und auch kein modernes Russland.
    All die technologischen Errungenschaften, der Humanismus, die Menschrechte, die Aufklärung, ja sogar der Nationalstaat sind europäischen Ursprungs!
    Wieso sollte Europa also heute kein selbstständiger Kontinent sein, der auf eignen Füßen steht? Wir waren es bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges immer.
    Alles was danach folgte, war nicht der Normalzustand, sondern der Ausnahmezustand. Und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass es Kräfte gibt, die das Ende dieses Ausnahmezustandes einfach nicht ertragen können, weil sie dann wieder an Bedeutung in der Welt verlieren.
    Das kann für uns Europäer aber nicht der Maßstab sein.
    Wir brauchen ein eigenständiges Europa, wo jedes europäische Land für das andere einsteht. Und zwar nicht mit Geld, sondern mit physischer Macht.
    Genau das macht eine Großmacht aus! Die Russen wissen das, die Amerikaner wissen das und die Chinesen mittlerweile auch.
    Nur in der EU klappt das nicht, Was die Weltgemeinschaft den Chinesen zugestanden hat, wird uns verweigert.
    Mit welchem Recht?
    MIT WELCHEM RECHT?

    P.S: Die Japaner diskutieren derzeit die atomare Bewaffnung Japans. Die Japaner trauen den Amerikanern also auch nicht mehr über den Weg und wollen sich atomar bewaffnen, obwohl sie die einzige Nation auf Erden sind, die solche Waffen jemals selbst abbekommen hat. Das sollte den Amerikanern doch mal schwer zu denken geben.

  13. Ein wirtschaftlich, politisch und militärisch mächtiges (West- u. Mittel-)Europa scheiterte schon 1957 mit der Gründung der EWG ohne das UK, das selbst 1960 die EFTA mitbegründete und nach jahrelangem Widerstand Frankreichs dann erst 1973 der EWG beitreten konnte. Frankreich wiederum entzog sich ja bekanntlich 1966 der militärischen Struktur der NATO, die sie selbst mitbegründet hatte. Deutschland wäre nur dann ein vollwertiges und gewichtiges NATO-Mitglied geworden, wenn die deutsche Bundeswehr anstelle als Verteidigungsarmee als Angriffsarmee gegründet worden wäre, was in Deutschland nicht durchsetzbar war und ist. Ein politisch und militärisch neutrales Deutschland war und ist in Deutschland ebenso nicht durchsetzbar, wozu ohnehin nur zur Zeit der Wiedervereinigung eine Möglichkeit bestanden hatte. Für die Vereinigten Staaten von Europa sind die europäischen Länder und ihre Interessen zu unterschiedlich. Deshalb bleibt nur die Orientierung zu den USA hin.

  14. Ich stelle mir jetzt vor: das russische Imperium würde bis Lissabon reichen. Das wäre ein Paradies auf Erden. Gas, Erdöl, etc. wäre fast umsonst. Ja, sogar Gold wäre gratis. Ich gebe es zu, es ist nur Traum. Für die USA wäre es ein Albtraum. Davor haben sie Angst.
    Darum, auch dieser Krieg.

    • Ein schrecklicher Alptraum wäre es für die Europäer. Einmal haben wir diesen Schrecken schon vermieden, als Hitler Stalin mehrere Monate voraus war. Ich denke, dass sich jeder daran erinnert, wie viel dieses „Glück“ Europa gekostet hat.
      Wollen wir wirklich prüfen, ob Putin diesmal besser abschneidet als Stalin?

    • Was für ein Imperium wäre das? Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Imperium alla Darth Vader! In Knechtschaft, Unfreiheit Willkür und Unrecht. Was haben wir den aktuell in Russland. Ein quasi Alleinherrscher vor dem alle vor allem Angst haben. Daneben die vom Kreml geförderte Günstlings Schar, genannt Oligarchen. die sich scharmlos bereichert und mit der ganzen Kohle vor allem im so dekadenten Westen ein Luxusleben führt, das wir uns gar nicht vorstellen können. Der Durchnittsrusse hat grade mal 600 € im Monat. Warum meinen Sie, das sich daran irgendetwas ändern würde? Die Korruption blüht und wer meint etwas Anderes als vorgegeben auch nur andenken zu wollen, der verschwindet früher oder Später, wenn er Glück hat nur im Gefängnis. Eine gleichgeschaltete Justiz, gleichgeschaltete Medien, gleichgeschaltete Bildung usw.. Das hatten wir doch alles schon mal. Nein Danke!

  15. „Um diese Frage geht es mir schon deshalb nicht, weil sie ebenso wie die Worte Völkerrecht, Internationaler Gerichtshof, Kriegsverbrechen, Menschenrechte und so weiter für die wirkliche Welt irrelevant sind, denn: Macht kennt kein Recht, der Rest ist Propaganda.“
    „Und Staaten haben selbstverständlich keine anderen Staaten als Freunde, ihre Regierungen vertreten noch nicht einmal die Interessen ihrer Bürger, sondern die der Classe Politique.“
    Da treibt der Vorschlaghammer den Nagel mit einem Schlag ins Eisenholz. Und auch sonst kann ich da jedes Wort unterschreiben. Die USA sind tatsächlich und trotz aller Verschleißerscheinungen noch immer das Land in dem die Freiheit des Individuums (das Einzige was jeglicher Existenz überhaupt einen Sinn verleiht) am stärksten strukturell verankert ist. Wenn die die Kurve nicht kriegen, kriegt sie keiner.

  16. Vielleicht ist die beste Aussicht, daß in Deutschland bald der Insolvenzverwalter vor der Tür steht und Amis, Russen und Chinesen kein Interesse mehr an uns haben. Dann könnte Ruhe einkehren, den Transhumanisten, Genderwahsinnigen und Klimairren könnten wir ja alleine was auf die Glocke geben. In der Realität können die ja nix.
    Ich möchte gerne in Ruhe gelassen werden, von allen. Das ist alles.

  17. Interessant, dass hier von einigen immer noch die „wirtschaftliche Stärke oder Überlegenheit“ der EU gegenueber Russland argumentativ gebraucht wird. Abgesehen davon, dass es am langen Ende bei der Machtfrage immer noch um die milutaerisvge Stärke und die Anwendungsbeteitschaft geht, scheinen hier einige den wirtschaftlichen Weg der EU noch nicht ganz erfasst zu haben und glorreichen, vergangenen Zeiten nachzuhaengen, Zeiten vor der EU und vor allem dem Euro. Bei Systemen wie der EU plus Euro und ihren Beteiligten und Mechanismen gibt es, aehnlich wie in der Gesamtschule oder bei anderen Ausgleichs – und Verteilungssystemen immer die gleiche Ergebnissen. Bestenfalls schaffen es der Primus oder die Primi, sich nicht herunterziehen zu lasden und dem Druck der anderen bzw von Aussen Stand zu halten. Nie schliessen die anderen qua eigener Anstrengung auf oder versuchen es zumindest ernsthaft. Es beginnt die Alimentation oder Verteilung von den einen zu den anderen, was entweder zum Ausstieg der Gemolkenen oder zu deren „Anpassung“ an die Empfänger fuehrt. Und nun duerfen wir dreimal raten, wie der wirtschaftliche Weg der EU aussieht, von der Abhängigkeit Europas von anderen Energie – und Rohstofflieferanten ausserhalb abgesehen. Zur kulturellen, politischen, mentalen und psychischen Schwäche der Laender dieser EU passt die militaerische wie die Faust auf das Auge. Aktuell versuchen die europäischen“ Wuermer „durch das Verwerten anderer europäischer“ Wuermer“, durch die Erzeugung wertloser Euros oder durch unterwuerfige Kontakte zu den Grossen und Maechtigen zu überleben. Auf die schmerzliche Idee, zunaechst sich selbst am Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen, bevor man andere Miserable anzapft, kommt ersichtlich niemand. Die EU ist in fast jeder Hinsicht irrelevant, interessant nur noch als Ansammlung von Konsumenten und bestimmter Arbeitskräfte bzw fuer die Frage, welcher der drei Imperatoren den Zuschlag be – oder erhaelt. Die Europäische Solonummer, wenn sie denn jemals gewunken haben sollte, ist endgültig durch. Die meisten auf TE möchten offenbar heim ins Reich von Wlad I. Ich tendiere nolens volens und in Gedanken an einige Bundesstaaten der USA nach Westen, wissend, dass auch noch China “ droht“ .

  18. Mit Spannung hatte ich bereits einen Beitrag zum Thema von Herrn Goergen erwartet und bin nicht enttäuscht worden, auch wenn mir der Inhalt ein wenig verschlüsselt vorkommt. Der Kernaussage über Macht und vergeblichen Illusionen von der einen wie der anderen Seite stimme ich aber vorbehaltlos zu. Nur bei der Beschreibung der möglichen Positionen zu dieser Krise bin ich mir nicht ganz sicher. Am ehesten stimme ich da dem letzten Satz des Autors zu, wenn dieser Satz in meinem Sinne, sich rauszuhalten, gemeint ist.

    Es stellt sich mir nämlich die Frage warum ausgerechnet ein Land wie Deutschland eine im Artikel erwähnte „Antwort“ auf den Krieg finden muss. China und Indien suchen auch nicht nach einer Antwort. Diese braucht man nur wenn man selbst machtpolitische Interessen wie die USA hat und bereit ist den Preis dafür zu zahlen. Deutschland hat diese Interessen aber gar nicht, schickt sich aber an den Preis für andere zu bezahlen.

    Man sollte seine eigenen Grenzen respektieren, die Grenzen der Natostaaten als Verteidigungsbündnis, aber auch nicht unbedingt immer in den, wie im Artikel erwähnten Bündnis- und Vereinigungskategorien denken, sei es eine sich immer weiter überdehnende EU, ein Eurasien oder das Transatlantische Bündnis. Es gibt auch ein sowohl als auch, oder um es mit meinen Lieblingsphilosphen Hans-Dieter Hüsch zu sagen: „Zusammen sind wir stärker, allein bin ich am stärksten.“

  19. Die beiden Bruderländer Deutschland und Österreich sind nun einmal keine echten Länder des „Westens“, so wenig wie sie zum Osten gehören oder zur russischen Einflußzone. Seit 1945 sind sie aber gezwungen, rein westlich zu sein und sich somit stándig selbst zu verraten. Die österreichische Neutralität stand immer nur auf einem wertlosen Blatt Papier, das man in Wien wegschmeißen konnte, sobald die Sowjets aus ihrer Wiener Besatzungszone abgezogen waren.
    Weil es klein und unbedeutend war und die Alliierten ihm 1942 in Moskau versprochen hatten, es wieder zu restituieren, konnten sie Österreich nach 1945 nicht gleichermaßen zur Kolonie machen wie das geteilte und dezimierte Deutschland. Im Endeffekt aber ändete das nichts, insoweit hat Österreich alle Probleme Deutschland, nur halt in klein, sozusagen.

    Mein Einstieg hier war, daß Deutschland kein Land des „Westens“ ist. Kulturell ist im Grunde schon der Rhein die Wasserscheide in Europa, in jedem Fall der Harz und Bayrische Wald. Die deutsche Teilung mit der 40jährigen Etablierung einer rheinischen Republik hat das insoweit verdeckt, weil dieser Weststaat eben nicht souverän war und so agieren mußte, als sei er Frankreich, nur ohne Nationalbewußtsein. Diese kulturell-mentalitäre Umformung von gleich zwei kompletten Generationen fand im Osten, der DDR, nicht statt, wodurch 1990 eben das östliche Element wieder nach Deutschland zurückkehrte. Doch die westdeutschen Eliten sorgten dafür, daß das rheinische Selbstverständnis das einzig erlaubte blieb.

    Dadurch haben die deutschen Eliten übersehen, daß sich Deutschland nur erhalten und behaupten kann, wenn es sich in keinem der beiden Teile Europas aufhält. Hätte man auf die nationale Zerstörung names Europäisierung verzichtet, stünde das Land heute so da wie 1914, nur ohne Entente drum herum. Frankreich könnte die Russen nicht wieder zu einem Vernichtungspakt animieren, weil Polen inzwischen eine eigene Entität ist, England fehlten seine Kolonien und damit seine Weltmachtstellung, Amerika stünde außerhalb Europas und Rußland müßte sich von Deutschland in Schach gehalten wissen, zum Beispeil mit deutschen Kernwaffen.

    Nach 1949 gab es kleinere Anläufe, so etwas anzugehen. Die entsprechenden Politiker wurden gestürzt. Nun sind wir in der Tat aus dem Spiel. Was aber nicht verschwunden ist, ist die Umerziehung. Und deren Resultate führt Ihnne eben die Classe Politique vor. Die wissen doch überhaupt nicht mehr, was „Deutschland“ ist oder wo es steht.

    • Wahre Worte, nicht einmal die rheinische Republik war westlich.

    • „Die wissen doch überhaupt nicht mehr, was „Deutschland“ ist oder wo es steht.“
      Und die Wissen zum großen Teil auch sonst nichts. Schon deshalb nicht, weil viele von denen nichts gelernt und nie irgendetwas produktives erwirtschaftet haben, geschweige denn jemals Verantwortung übernehmen mussten. Alles was sie können ist das Geld anderer auszugeben und, da das schon nicht mehr reicht, Schulden für kommende Generationen zu machen.

  20. Man muss sich nur GEZ Sender wie den WDR antun um, halb belustigt und halb entsetzt, zu sehen wie sich der Haltungsjournalismus in seiner Blase immer weiter von der realen Welt entfernt. Wenn die woken Moderator*Innen weiter von der Vorreiterrolle Deutschlands bei der „Klimarettung“ faseln, die „Energiewende“ als ultimative Lösung des Kriegs in der Ukraine ansehen (Putin durch Gas-Boykott und Windräder statt durch Waffen besiegen), und von der heldenhaften Arbeit deutscher (grüner) Politiker im Kampf für Frieden, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit schwärmen, dann kann man schon mal die Fassung verlieren. Die Idiokratie erreicht mit jeder weiteren Krise neue Höchststände in Deutschland. Nach Corona jetzt noch ein Krieg, die deutschen Politiker und ihre Journaille torkeln wie Betrunkene über die politische Bühne – aber mit Maske. Was deren Auftritt noch surrealer macht….

  21. Ihre pragmatische Sichtweise ist genau das, was ich als Grundvoraussetzung (nicht als Ziel) jeder Politik ansehe. Gleichzeitig glaube ich, dass es den meisten in der Politik klar ist. Gleichzeitig ist mir auch klar, dass die Politik (und damit auch die Medien) spätestens seit 1949 Märchen wie Freundschaft, etc verbreiten müssen. Damit man die breite dumme Masse einfach lenken kann. Und das nennt sich dann Demokratie und die sollen wir verteidigen.
    Und dann gibt es die verschiedenen Arten von Verrückten. Die einen, die vom Nahen Ende durch den Klimawandel faseln. Die anderen beten den glorreichen Westen an. Im Grunde kann ich die Verschwörungstheoretiker verstehen, auch wenn ich nicht zu ihnen gehöre. Wenn man jahrzehntelang so viel Trash aus den Medien hört, wieso sollte man nicht seinen eigenen Trash entwickeln?
    Und wie sieht es jetzt für Deutschland konkret aus? Die Wahrheit ist, dass Deutschland durch seine Größe und seine Mittellage nicht allzu viele Freunde in Europa hat. Es kann sich ein nationalistisches Auftreten gar nicht leisten. Weil sonst alle in Europa in ihrem Hass auf Deutschland vereint wären. Und auf Deutschland einzuschlagen, würde denen noch mehr Spaß machen als auf Russland einzuschlagen. Die Affenliebe der Deutschen zu Europa ist der Weg, der psychologische Erleichterung bringen soll.
    Und bei Europa? Europa ist heute ein Kontinent unter dem Schutz oder unter der Herrschaft (je nachdem wie man es sehen will) der USA. Europa wird nie mehr aus diesem Satellitendasein aufsteigen. Die Herren können sich durchaus ändern. Es ist nicht sicher, dass immer nur die USA unser Herr sein wird, aber dass die Europäer in der Zukunft fremde Herren haben, das wird immer so bleiben.
    Ungarn ist eines der wenigen Länder in Europa, die ich für vernünftig halte. Sie versuchen sich auf verschiedene Großmächte zu stützen, um für sich so das Beste rauszuholen. Ob sie damit auf Dauer erfolgreich sind, weiß man nicht.

  22. Wir erleben gerade in aller Deutlichkeit die überhelle Ausleuchtung dessen was ist. Nämlich Westblock contra Ostblock. Der Westblock sind die USA als imperiale Macht mit ihrer „Gegenküste“ dem westliche Europa bis Polen und den baltischen Staaten sowie Kanada UK, Neueeland, Australien, Japan, Südkorea Der Ostblock, China, Nordkorea, russische Förderation, Belarus und den Exrepubliken der Sowjetunion mit Ausnahme der Ukraine, Modawien und Georgien, deren Zukunft gerade austariert wird mit dem gegenwärtigen Brennpunkt Ukraine. Afrika gemischt durchwachsen mit starken Ansprüchen von Seiten Chinas. Südamerika umworben von beiden Seiten. Interessant wird die Ausrichtung von Indien und Indonesien werden, wobei Indien den Ausschlag geben wird.
    Das Projekt vom gemeinsamen „Haus Europa“ mit friedlichen Beziehungen aller europäischen Staaten einschließlich Russlands ist Vergangenheit, in meinen Augen leider. Dieser Traum ist ausgeträumt.
    Herrn Goergens Rezept in Hinblick auf Deutschland, auf selbstständige Politik , besser Außenpolitik, weitgehend zu verzichten, um sich sozusagen zu „privatisieren“ entspricht der von ihm erkannten Lage

    • Der Iran gehört noch an die Seite Russlands bzw. Chinas (und mit dem Iran dann Syrien).
      Ansonsten: Die verführerische eurasische Utopie (Thiriart, aber auch De Gaulle) mit Russland war der Traum von sozial-kulturell relativ homogenen Gesellschaften bzw. Kulturen jenseits reiner Marktorientierung (Stichwort: Europa der Vaterländer), die dazu noch außenpolitisch Stärke ausstrahlten (mit Russland als größtem Flächenstaat). Eine Neuauflage der „Heiligen Allianz“ sozusagen. Mit Russland hat sich das in mehrfacher Hinsicht als Irrtum erwiesen. Russland denkt imperialisitisch, wie auch die USA. Mit der schlampigen Einführung des Euro war es dann auch vorbei mit Europa als mächtigen Puffer dazwischen.
      Und ja, die Musik spielt in Europa (aber auch in den USA) innenpolitisch, hier droht langfristig Anarchie (Robert Kaplan „the coming anarchy“)

  23. Dieses Eurasien wäre die Vergrößerung des russischen Kolonialreiches namens Russische Föderation um den nicht-russischen Rest von Europa.“

    Das ist, Verzeihung, Quark. Die EU-Länder plus … haben erheblich mehr wirtschaftliches und auch militärisches Potential als GUS. Die sibirische Landmasse ist in Bezug darauf nicht entscheidend. Ansonsten wäre ja zB Kasachstan eine Gro0macht.
    Das EU-Problem ist doch, dass die Idee einer Union der Vaterländer verlassen wurde und die Brüsseler Bürokraten die Macht an sich reissen (wollen). GB haben sie leider verekelt, damit ist die Beste europäische Armee nicht mehr im Boot. Statt dass Merkel die Briten festgehalten hat, liess sie sich von Frankreich instrumentalisieren.
    PS Statt „Quark“ möchte ich höflicher formulieren „… halte ich für eine nicht überzeugende These“.

    • Da haben Sie, was bei den meisten Kommentatoren auch nicht verwundert, den Autor nicht verstanden. Herr Goergen rekurriert nicht auf die Fläche eines Landes, in diesem Fall Russlands, auch nicht auf seine Wirtschaftskraft, sondern die miitaerische Stärke, Atomwaffen ausdrücklich inklusive, und die Bereitschaft, wo auch immer zuzuschlagen. Wenn man die Putinfreunde hier liest, duerfte Herr Goergen mit dieser Auffassung richtig liegen, denn exakt diese argumentieren nicht mit Recht und Gesetz, sondern mit der Bereitschaft des Herrn Wlad, aufs militärische Ganze zu gehen, de facto als mit nichts anderem als der Angst, und fordern, den Herrn nicht (noch mehr) zu reizen. Eine denkwuerdige und nicht zufaellig sehr archaische Sicht, eine Sicht, die man beim Blick auf Wlad I., den Eroberer des 21 Jahrh., durchaus haben kann, die mit Politik, Wirtschaft, Kultur und Recht leider nichts zu tun hat. Solange entweder nicht verstanden wird, was Putin will, oder nicht wenige darueber warum auch immer sogar jubeln, ueber das imaginierte russische Grossreich von Wladiw. bis Lissabon, findet jede Verteidigung gegen den russ. Imperialisten die auf TE und Achgut uebliche und nicht zufaellige Kommentierung. Nochmal, obwohl sinnlos : Putin will keine „Friedensangebote“, er will (immer mehr) Macht. Friedensangebote sind fuer ihn Zeichen der Schwaeche und bei Schwaeche schlaegt er brutal zu. Entweder verschwindet er ganz oder er wird “ entmannt“. Eine dritte Option gibt es nicht, von der natuerlich rationalisierten Projizierung und Stilisierung des Herrn durch seine (deutschen) Fans abgesehen.

      • Das ist eben eine Annahme des Autors, die unbegündet ist. Weder die damaige UdSSR noch Russland noch GUS haben die Vereinbarungen von Jalta über die euopäischen Grenzen mit Gewalt zu ändern versucht.
        Die These von der besonderen strukturellen Unzuverlässigkeit und Gewaltbereitschaft dieser Großmacht ist – vergleicht man sie mit den USA – nicht beweisbar. Die USA hat nach WK-II sehr viel mehr Kriege angezettelt, um die Macht zu sichern bzw auszudehnen. Und doch haben wir Abkommen mit den USA abgeschlossen und haben keine Angst davor, von den USA überfallen zu werden.
        Das Bild der räuberischen und blutwütigen Ostvölker ist sehr alt, und natürlich gab es mit dem Mongolensturm u.a. immer Angriffswellen. Und auch Russland hat in den Jahrhunderten seine Macht ausgedehnt, ganz Sibirien „eingemeindet“, aber das haben die US-Staaten nicht anders gemacht. Man schaue sich an, welche Landflächen noch von Mexiko geraubt wurden und wie die Philippinen von den USA kolonialisiert wurden.
        Auch die USA nutzen Schwächen aus und setzen brutal ihre Militärmacht ein. Das ist ein Merkmal von Großmächten, keine slawische bzw russische Spezialität.

  24. Also mir wäre ein Europa(sien) von Lissabon bis Wladiwostock lieber als ein Amerika von San Francisco bis zum Ural. Denn auf was anderes läufts ja momentan nicht heraus.

      • Ich sehe darin auch keinen Vorteil. Aber ich wäre mir nicht so sicher, dass die USA sich in 10 oder 20 Jahren noch in Europa engagieren werden. Die liegen zwischen 2 Ozeanen. Die Bevölkerungsstruktur verschiebt sich. Die globale wirtschaftliche Bedeutung Europas könnte geringer werden.
        Es könnte den Westlern in Europa so gehen wie den westlichen Hilfskräften in Afghanistan. Wenn sie Glück haben, dürfen sie dann in die USA einwandern.

      • „Die globale wirtschaftliche Bedeutung Europas könnte geringer werden.“ Ja, es sei denn, neue Generationen machen einen neuen Anlauf.

      • statt NSA/CIA/etc eben ein Nationen-Bündniss auf wirtschaftlicher Ebene.
        Statt Oligarchen im Silkon Valley Oligarchen im Osten…wo ist der Unterschied?

      • Im Westen ist mehr Freiheit, wenn auch nicht genug.

      • Wie wäre es mit einem Beispiel. Was darf ein Russe nicht, was einem Deutschen erlaubt wäre?

      • Weniger Gängelung, Niedrigere Steuern, mehr persönliche Freiheit.

      • Verwechseln Sie Ihre Wunschvorstellung mit dem realen Russland?

        „Niedrigere Steuern“ das mag so sein und wäre ein gewichtiges wirtschaftliches Argument. Aber: Bruttosozialprodukt pro Kopf in D ca. 50.000/Jahr, in RU ca. 11.000/Jahr. Das ist ebenfalls ein gewichtiges Argument. Warum die Diskrepanz? Könnte es etwas mit der in RU viel krasseren Korruption zu tun haben?

  25. Kleine Korrektur. Herr Goergen schreibt „Ein „Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok” wäre ein russisches, kein „offenes“. Da würde ich vermuten, dass es ehr ein chinesisches als ein russisches Euroasien wäre. Denn bereits aktuell dürfte Russland sich China letztendlich unterordnen müssen. Und falls der Westen das Ziel erreicht, Russlands Macht weitestgehend zu brechen, dann könne eine chinesisch-finnische Grenze der nächste Schritt zu einem solchen Euroasien sein. Das soll keinesfalls Putin verharmlosen. Aber die aktuelle Strategie könnte genauso erfolgreich sein wie die in Afghanistan gegen Russland. Diese brachte ein Erstarken des Islams und den 11. September. Ein Zusammenbruch Russlands könnte sehr leicht dazu führen, dass Russland faktisch Chinas Provinz wird und die südlichen Gebiete der ehemaligen UdSSR in neue Kalifate verwandeln könnten. Insofern kommen Bemühungen um eine Kriegsbeilegung eindeutig zu kurz (damit meine ich nicht die Preisgabe der Ukraine, aber Bereitschaft zum Kompromiss. Frieden muss man mit Feinden schließen, nicht mit Freunden).

  26. Sehr Guter Artikel Herr Goergen!
    Endlich wird es mal ausgesprochen, denn genau so sieht es aus. Am Ende kann es nur zwischen den USA und Russland gelöst werden.
    „Macht kennt kein Recht, der Rest ist Propaganda.“ Werde ich mir merken.

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