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Machtpolitik

Wird Gewalt Europas Landkarte verändern?

13.03.2025

| Lesedauer: 4 Minuten
Jugoslawien-Krieg, Bosnien-Krieg, Kosovo-Krieg, Makedonienkrieg, nun die Ukraine: Die postkommunistische Neuverteilung Zentraleuropas ist immer noch nicht zu Ende.

Derzeit sind im Osten und Südosten Europas Landkarten wieder sehr gefragt. Sie zeigen nicht, wo wessen Landes Grenze liegt, sondern vielmehr, wo manche gerne neue Grenzen ziehen würden. Das treibt derzeit besonders viele Rumänen um. Ein Grund für den Aufstieg neuer rechter Parteien dort, allen voran die „Allianz für die Einheit Rumäniens“ (AUR) sind deren Parolen von einem „Großrumänien“.

Dazu gehört, Parteichef George Simion zufolge, vor allem Moldau. Das Land war einst Teil Rumäniens und ist mehr als zur Hälfte von Rumänen bevölkert. Aber auch Teile der Ukraine und sogar Ungarns gehören dazu. Schon 2019 zeigte Simion eine Landkarte von „Großrumänien” in den Grenzen von 1937 und erklärte, diese Grenzen wieder herstellen zu wollen. Dafür müsste allerdings Moldau sowie Teile der Ukraine, Bulgariens und Ungarns an Rumänien angeschlossen werden, was diese Länder nicht erfreut.

https://tichyde.wema-gmbh.com/kolumnen/aus-aller-welt/der-mann-der-nach-georgescu-kommt-george-simion/

In Bosnien ist es Serben-Präsident Milorad Dodik, der gern von einer Abspaltung seiner Teilrepublik vom Rest Bosniens spricht. Auch er präsentierte, beziehungsweise kritzelte in einem Interview 2018 neue Landesgrenzen, wie er sie gerne hätte: Serbengebiete abspalten, Kroatisch bevölkerte Gebiete an Kroatien, und eingezwängt dazwischen ein minimaler Rest für Bosniens Muslime.

Dodik sieht das als einen Schritt zu einem Groß-Serbien, wie es einst Slobodan Milošević vorschwebte, der deswegen den Jugoslawienkrieg auslöste. Auch dazu gibt es Landkarten, auf denen neben großen Teilen Bosniens auch Kosovo und Montenegro zu Serbien gehören.

Es gibt Albaner, die ein Großalbanien wünschen und manche Bulgaren, die sich nach einem Großbulgarien sehnen. Manche Ungarn träumen vom vergangenen Großungarn, und manche Kroaten von einem Großkroatien. Es gibt Polen, die mit Wehmut daran denken, dass die westliche Ukraine noch 1939 zu Polen gehörte. Manche Türken träumen von „Büyük Türkiye“, einer Großen Türkei. Und es gibt einige Deutsche, die… aber lassen wir das.

Meistens geht es da um winizige Minderheiten, die so denken – außer in Bosnien und Rumänien, und wohl auch in der Türkei. Aber die kollektive Erinnerung an vergangene Größe kann bei vielen Menschen zu instinktiven Reflexe führen, die von manipulativen Politikern zum eigenen Vorteil ausgenutzt werden können – darauf beruhte der Erfolg von Slobodan Milošević. Vamik Volkan hat diesen Mechanismus in seinem Buch „Blutsgrenzen“ (1999) sehr gut beschrieben.

Die Geschichte des früheren Ostblocks nach der Wende ist nicht zuletzt eine Geschichte solcher Träume früherer Macht und Pracht. Diese Träume wurden Politik und führten zun einer Reihe von Kriegen im früheren Jugoslawien, die weit mehr als 100.000 Todesopfer forderten. Der Ukraine-Krieg kann wohl am besten als Teil dieser territorialen Konflikte nach dem Ende des Ostblocks verstanden werden, wie auch der Transnistrien-Krieg 1991-92, der Krieg in Georgien 2008 und die Kriege um Berg-Karabach (1991-91, 2020, 2023).

Weil die Welt – und besonders Europa – in solchen Kriegen so viel gelitten hat, kam man nach dem Zweiten Weltkrieg überein, künftig nicht mehr zuzulassen, dass Grenzen durch Gewalt geändert werden. Das besagt die Charta der Vereinten Nationen in Artikel 2, Absatz 4.

Trotz aller vorhin aufgezählten Konflikte nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hat man sich bislang daran, oder zumindest an eine kreative Interpretation dieses Grundsatzes, gehalten. Die Sowjetunion zerfiel (relativ) friedlich entlang ihrer internen Verwaltungsgrenzen. Kosovo war ebenfalls in seinen heutigen Grenzen eine autonome Region in Serbien. Bosnien wurde aufgeteilt, blieb aber als jugoslawischer Nachfolgestaat mit seinen Außengrenzen erhalten. Freilich funktioniert das nur, solange das dysfunktionale „Land“ von der „Staatengemeinschaft“ zwangsverwaltet wird.

Bosnien ist zerfallen, aber noch merkt es niemand

Krise auf dem Balkan

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Gewiss ist es auch das Ziel Russlands im Ukraine-Krieg, völkerrechtlich etwas Vergleichbares zu erreichen: die Annektierung der vier von Moskau beanspruchten Regionen in ihren offiziellen Verwaltungsgrenzen (also mehr als die gegenwärtig von Russland besetzten Gebiete). Da wird Moskau dann sicher hoffen, dass dies zumindest von manchen Ländern international anerkannt wird.

Der Grundsatz, „keine Grenzänderung durch Gewalt“ hat also zwar nicht zu einem Ende aller Kriege geführt, aber doch zu einer kreativen Definition von „Grenze“. Da die postkommunistische Weltordnung Russlands Macht und Einfluss in Europa stark reduzierte, ist es derzeit Russland, das versucht, diese Ordnung zu demontieren, und einiges von seinem früheren Gewicht in der Region zurückzugewinnen. Das geht nur über Gewalt und Konflikt.

Für diese Rückkehr der Machtpolitik gibt Moskau übrigens dem Westen die Schuld. Der Kosovo-Krieg und Kosovos Abspaltung von Serbien, unter dem militärischen Schutz der USA und Europas, habe mit dem völkerrechtlichen Grundsatz „keine Grenzänderung durch Gewalt“ gebrochen, so die russische Sichtweise.

Russland versucht also, im Osten Europas mit Appellen an nationale Instinkte die westliche, „globalistische“ Ordnung ins Wanken zu bringen. Russland unterstützt Dodiks Bemühungen in Bosnien, das Land zu spalten. In Rumänien kann man einen konkreten Einfluss Russlands zugunsten der Nationalisten um Simion und seinem Verbündeten Georgescu zwar nicht nachweisen, dass aber ihre Ansichten in Moskau zu gefallen vermögen, ist klar genug.

Will Rumänien die Demokratie vor den Wählern retten?

Kandidat Călin Georgescu

Will Rumänien die Demokratie vor den Wählern retten?

Für die EU und die USA geht es um sehr viel – letztlich um ihren Einfluss in der Region. So verwundert es nicht, dass die vom Westen unterstützte Staatsmacht in Bosnien und Rumänien als letztes Mittel die Justiz als Waffe benutzt, um die Nationalisten zu stoppen.

In Rumänien wurde Geaorgescu von der Wahl ausgeschlossen, obwohl er in den Umfragen bei 40 Prozent der Wählersympathien lag. In Bosnien genießt Dodik den Rückhalt der Serben – er wurde aber zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er die Entscheidungen des deutschen „Hohen Repräsentanten“ der Staatengemeinschaft, Christian Schmidt, nicht implementiert. Es scheint klar, dass hier ausländischer Einfluss und eine politisierte Justiz eingesetzt werden, um die Region geopolitisch bei der Stange zu halten.

Am Mittwoch ordnete die bosnische Staatsanwaltschaft die Festnahme Dodiks an – die Frage ist, wie und von wem er verhaftet werden kann, wenn seine Sicherheitskräfte das verhindern wollen. In Rumänien wurde zwar Georgescu von der Wahl ausgeschlossen, aber AUR-Chef Simion reichte umgehend am Mittwoch seine eigene Kandidatur ein.

Hier geht es nicht um Persönlichkeiten, um einzelne Akteure: In den Gesellschaften selbst ist vieles in Bewegung, entsteht soziale Sprengkraft. Seit der Covid-Krise, und dann durch Ukraine-Krieg und Inflation, sind breite Schichten der Gesellschaft verarmt. Besonders sie kann man mit Apellen an den nationalen Stolz mobilisieren.

Das Problem ist also größer als viele glauben. Man kann sie nicht per Gerichtsurteil lösen.

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34 Kommentare

  1. ….Interessant, die Träume….. der Anderen haben Sie (Autor) noch ausgeführt…“die Träume mancher Deutscher.. ach lassen wir das“ Warum, darf ein Deutscher nicht träumen, z.B. von Gerechtigkeit, wie andere auch? Selbst im Traum noch im Kotau! Hier der Autor für die Deutschen….!

  2. Die postkommunistische Neuverteilung Zentraleuropas ist immer noch nicht zu Ende.“ Ich würde das eher als die Nachwehen von Versailles beschreiben und der unglücklichen neuen Grenzziehung damals.

  3. Eine prominente Persönlichkeit in Mittel- und Osteuropa ist Victor Orban. Man wundert sich, warum dieser sich nicht um einen handelspolitischen Anschluß an die USA, dem dortigen Abkommen USMCA, bemüht hat, um wenigstens an der zollpolitischen Achterbahn seiners MAGA-Freundes, und seiner CPAC-Freunde teilzunehmen. Wir könnten dann auf die Importe aus Ungarn Zölle erheben, und bräuchten uns nicht länger von den Magyaren, die uns die Arbeitsplätze geklaut haben, übervorteilen zu lassen. Wenn Orban/Ungarn wirtschaftlich näher bei den USA wären, dann würde der große Deal-Maker in Washington sicher auch behilflich sein, um mit seiner überragenden geopolitischen Ordnungskompetenz den Balkan und drumherum endlich in Ordnung zu bringen. Wer MAGA kann, der kann sicher auch MEGA.

  4. „Keine Grenzänderung durch Gewalt“ ist grundsätzlich zu Befürworten. Aber was ist mit Referenden/Volksabstimmungen bei denen die Bewohner sich für eine Grenzveränderung, eine Separation oder eine (Teil)autonomie entscheiden aber deren Umsetzung Gewaltsam verhindert wird?
    Ist es nicht so was die „höchste Form der Demokratie“ dass ein Volk bestimmen welchem Land es sich Zugehörig fühlt oder ob es sich gar selbst verwalten möchte? Und ist dann nicht die (Gegen)Gewalt legitim? Ist es nicht die „echte Form“ von Unterstützung oder Druchsetzung von Demokratie weshalb angeblich so viele Kriege in den letzten Jahrzehnten geführt wurden?

  5. War da nicht was in Istanbul im März 2022? Russland will die Nato nicht an seiner Grenze und das ist die Ursache des Krieges in der Ukraine. Und was ist eigentlich mit den westlichen „Werten“, wenn ein ausländischer Diktator (der hohe Repräsentant) oder nicht vom Volk gewählte Richter einfach den Volkswillen unterlaufen können? Der Balkan war schon immer ein Pulverfaß. Vielleicht sollte er einfach in Ruhe gelassen werden. Man könnte (absurde Idee) auch die Menschen fragen, und abstimmen lassen, was sie wollen. Die Transnistrier haben abgestimmt, daß sie nicht zu Moldawien gehören wollen. Aber da hat bestimmt der Russe seine Hand im Spiel, wie auf der Krim und in Donezk. Kann ja nicht mit rechten(!) Dingen zugegangen sein und wo kämen wir da hin. Im woken Oregon wollen jetzt die konservativen östlichen ländlichen Landesteile zu Idaho. Und in Baton Rouge hat sich ein reicherer Stadtteil abgespaltet und jetzt ist der Jammer bei den Dems im verlassenen Stadtteil groß, weil sie das Geld anderer Leute nicht mehr ausgeben können, um Wählerstimmen zu kaufen. Geht doch.

  6. „Der Ukraine-Krieg kann wohl am besten als Teil dieser territorialen Konflikte nach dem Ende des Ostblocks verstanden werden“
    Unsinn.
    Der Ukraine-Krieg begann mit dem Putsch 2014, als der gewählte Präsident Janukovitsch durch den Rechtsextremisten Poroschenko ersetzt wurde.
    Victoria Nuland hat vor dem Kongress offen damit angegeben, daß diese Operation nur 5mrd$ gekostet hatte. Es war letztendlich eine US-Regimechangeoperation, wie es schon viele gegeben hat.
    Die sog. „Ukrainisierungspolitik“ dieses völlig unlegitimierten „Präsidenten“ provozierte die Sezession der dadurch schickanierten und völkerrechtswidrig (§2) diskriminierten russischen Minderheit in der Ostukraine.
    Mit den Minsker Abkommen hat sich die Ukraine verpflichtet, die rassistische Diskriminierung der russischen Minderheit wieder zurückzunehmen.
    Mit der UN-Resolution 2202 wurde Minsk2 zu geltendem internationalem Recht erhoben.
    Die Ukraine ist seitdem gegenüber der Weltgemeinschaft verpflichtet, das Selbstbestimmungsrecht der russischen Minderheit nach §2 Völkerrecht zu respektieren.
    Russland, Frankreich und Deutschland hatten sich als Garantiemächte dieser UN-Resolution verpflichtet, selbige im Namen der Weltgemeinschaft gegen die Ukraine durchzusetzen.
    2019 hatten Merkel und Hollande dann offen zugegeben, die Minsker Abkommen nur geschlossen zu haben, um Zeit zu gewinnen, die Ukraine für den Krieg aufzurüsten. Daß Minsk2 als UN-Resolution 2202 geltendes internationales Recht ist, wurde und wird in den Medien bis heute komplett verschwiegen.

    Der Krieg erklärt sich aus der Dedollarisation-Politik der BRICS-Staaten.
    Die Obama-Biden-USA versuchen, Russland zu zerschlagen.
    Die Trump-USA versuchen, mit Deals und Bluffs BRICS aufzuspalten und Russland gegen China zu positionieren.

    Für- oder gegen BRICS, darum geht es – auch wenn in dem Kontext die alten Rivalitäten propagandistisch genutzt werden.

  7. Man kann in der Weltpolitik kein Rennen beginnen, gewinnen und für beendet erklären. Egal ob es um Kolonien geht, um die Atombombe oder um das Prinzip, keine Grenzen mehr durch Gewalt zu verändern, nachdem man gerade erst selbst damit fertig geworden ist, eben dies zu tun.

    Dieses Prinzip war daher immer hohl, es existierte nur während des Kalten Krieges, und auch nur solange und soweit sich die USA und die UdSSR darin einig waren – wo nicht, da hats geknallt. Nur dass die beiden Großmächte eine direkte Konfrontation vermieden haben. Man denke an Vietnam oder Afgahnistan. Das Prinzip existierte natürlich weiterhin in der postkommunistischen Ära nach dem Fall der Sowjetunion, soweit die USA es durchsetzen konnten. Als nunmehr einzige Supermacht des Planeten reichte ihr Einfluss recht weit. Wohl auch deshalb verdrängte der sozialkonstruktivistische Nonsens (nation building etc.) die Realpoilitik.

    Die Situation hat sich geändert. Mit China ist ein neuer Rivale erwachsen, während auch Russland wieder erstarkt. Zwar nicht in dem Maße, die USA militärisch herausfordern zu können. aber das muss Russland ja auch gar nicht. Die USA aber müssen ihre Doktrin ändern. Nach dem Fall de UdSSR genügte ein Schutzversprechen für Europa, Truppen waren nicht vonnöten, weil Russlands Armee tief in der Latrine steckte und garantiert nicht nach Westen marschieren würde. Das hätte sie gar nicht gekonnt. Entsprechend dachten die USA in anderen Kategorien, eben sozialkonstruktivistischen, nicht realpolitischen. Realpolitik hatten sie mangels Bedrohung nicht nötig. Das US-Militär sollte in der Lage sein, mehrere kleine und mittelgroße Kriege gleichzeitig führen zu können. Ein paar kleine Konflikte in der Dritten Welt, vielleicht mal ein Krieg gegen den Irak und Nordkorea gleichzeitig, wenn nötig. Auf einem richtig großen Krieg gegen einen ebenbürtigen Rivalen lag der Fokus jedenfalls nicht mehr. Die braven europäischen Vasallen, allen voran Deutschland, schafften ihre Landesverteidigung zugunsten von „Interventionsarmeen“ ab, die den USA beim nation building helfen durften.

    Mit China als ebenbürtigem Rivalen haben die USA jetzt aber mehr als genug zu tun, und Russland ist wieder stark genug, dass hohle Schutzversprechen für Europa ohne marterielle Basis nichts wert sind. Die USA sind nicht stark genug, um gegen Russland und China zugleich zu kämpfen. Wenn die größte Bedrohung China heißt, muss Europa eben sehen, wo es bleibt. Amerika braucht seine Stärke im Pazifik. Solange es nichts kostete, weil die USA dazu nichts auf den Tisch legen mussten, und die Europäer brav mit nation building in der Dritten Welt spielten, war den USA Europas Schwäche nur recht. So beteiligte sich Europa an den Kosten und verlieh dem Spiel noch den Anschein der Legitimität. In der neuen Ordnung ist das anders. Die Europäer wären den USA als starke Verbündete heute höchst willkommen, dann wären sie ein Asset. Schwach und abhängig, wie Europa ist, ist es bloß noch eine Verbindlichkeit.

    Trump vollzieht jetzt endgültig den Schwenk zurück zur Realpolitik, den er in der ersten Amtszeit begonnen hat. Die USA wenden sich im heraufdämmernden Zeitalter der bipolaren (und absehbar multipolaren Weltordnung – Russland, Indien, Brasilien) ihrem neuen Herausforder zu.
    Damit ist das Prinzip keine Grenzveränderung durch Gewalt in Europa hinfällig geworden. Es kann schlicht nicht mehr durchgesetzt werden. Der Sheriff ist beschäftigt.

  8. Guter Überblick und ein wichtiges Thema. Es gibt dabei ein großes Problem: Das Völkerrecht wurde zum Spielball der Mächtigen im Westen, deren „Regeln“ sollen gelten. Genuin des Völkerrechts und sein Ursprung ist allerdings das Recht der Völker. Grenzziehungen sind unter diesen zu verhandeln, woran wieder zu erinnern ist.

  9. Soweit ich das sehe, ist der nach dem zweiten Weltkrieg beschlossene Grundsatz, keine Grenzen durch Gewalt zu verändern ja eben auf eine durch solche Gewalt neu definierte Landkarte bezogen. So etwas wird wohl nicht zu einer dauerhaften Stabilität führen, wie die Geschichte zeigt. Daher wird man auch bei beliebigen Ukraineregelungen nicht erwarten dürfen, es werde nun Schluss sein mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Das Problem ist im Grunde dasselbe wie das Balkanproblem. Kämpfe werden immer wieder aufflammen, solange eine Ukraine als Staat besteht und Russland sich als Schutzmacht russisch sprechender Bevölkerungen in seinem Umfeld versteht und Europa sich weigert Russland als große europäische Macht in das System einzubeziehen.

  10. Spätestens mit dem vertragswidrigen Vorrücken der Nato über die Elbe hinaus haben sie den schlafenden russischen Bären geweckt, der dann ab einem gewissen Zeitpunkt um sein angestammtes Revier fürchtete und zum Gegenschlag ansetzte, was nicht verwunderlich ist, wenn man es mit der Kuba-Aktion in den sechziger Jahren in Vergleich setzt und damit eine atomare Konfrontation abwehren könnte, was heute völlig anders ist aus Sicht der Amerikaner, die weit weg wohnen und wenn sie sich raushalten nichts zu befürchten haben, die Europäer aber umso mehr.

    Da sind die Amis und ihre schwerbewaffneten Truppen nicht einmal mit Afghanistan fertig geworden und mußten wie geprügelte Hunde abziehen und jetzt wollen sie sich mit der größten Atommacht der Welt anlegen, was zuerst mal in den Kopf rein muß, um diese Idiotie zu begreifen und im Grunde genommen konnten sie nur gegen kleinere Staaten gewinnen, ansonsten waren ihre Aktionen weltweit nur mit Frust belegt, mehr aber auch nicht und an Vietnam konnte man schon erkennen, wer da hintenrum geschoben hat, was heute wieder an der Ostfront stattfindet und kein Mensch darüber spricht, weil es nicht beweisbar ist und auch dem Geschäft schaden könnte.

    • Ein Bär frisst, wenn er Hunger hat. Er hat Hunger wenn er nicht schläft. Ein Bär kann nur mit Gewalt vom Fressen abgehalten werden. Es ist egal ob man den Bär weckt. Man muss lediglich vermeiden kraftlos auf ihn zu treffen.
      Die Rote Armee hat gezeigt, dass sie wenig taugt – trotz Superwaffen. Aber ohne die USA sind wir diesem Bären fast schutzlos ausgeliefert. Wir können nur hoffen, dass dieser Bär in Osteuropa so viel frisst, dass er wieder einschläft.
      Was Vietnam und Afghanistan betrifft ist letztendlich dem Wille der Wahlbürger der USA geschuldet. Es ist für kein Imperium/Hegemon ein Problem ein kleines Volk zu vernichten, wenn es sein muss. Letztendlich ist es eine Kosten-Nutzenabwägung oder Ideologie.

      • Der Bär wird nicht satt. Alles, was er in Osteuropa frisst, wird ihn anspornen, weiter in Richtung Westen zu marschieren, bis mindestens zur Linie des früheren eisernen Vorhangs. Dabei gehören Polen, Tschechien, Ungarn und Ostdeutschland eher zu Mitteleuropa, aber diese Gebiete liegen auch im Fadenkreuz, auch wenn es offenbar Viele nicht glauben können. Der kleine KGB-Spitzeloffizier hat doch selbst gesagt, dass für ihn der Zusammenbruch der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts ist. Und bei dem traditionellen russischen „Sicherheitsbedürfnis“ kann bei der angestrebten Revision auch auf den cordon sanitaire nicht verzichtet werden. Dass die NATO kein Angriffsbündnis ist, wissen die Russen, im Gegensatz offenbar zu vielen Foristen, seit den Zeiten des NATO-Russland-Rates seligen Angedenkens sehr genau. Ebenso, dass es nie eine Verpflichtung der NATO gab, Aufnahmeersuchen mittel- und osteuropäischer Staaten abzulehnen. Ein derart wichtiger Punkt wäre andernfalls unbedingt in den 2-Plus-4 -Vereinbarungen fixiert worden. Man muss sich einfach klar machen, dass Russland die letzte Kolonialmacht Europas war und den Verlust seiner Kolonien nicht verwunden hat. Falls Putin sich wirklich zu einem „Deal“ mit Trump über die Ukraine bereiterklärt, wird er ihn nur zum Zeitgewinn nutzen.

  11. Die von den USA gesponserte Pax Americana hatte die Grundidee, den Ehrgeiz der Menschen auf wirtschaftliche Ziele zu richten und nicht auf kriegerische Eroberungen. Das hat im Westen 80 Jahre funktioniert und zu einzigartigem Wohlstand – auch in der Dritten Welt – geführt.

    Das kommt ins Rutschen. Russland verschleudert enorme Ressourcen für Kriege – mit Begeisterung. China expandiert militärisch, obwohl Frieden wohlstandsfördernder wäre. Die islamische Welt opfert alles für die Unterwerfung anderer. Trump löst die USA aus der Garantenrolle der Pax Americana. Ein Europa, das auf „Recht ohne Macht“ pocht, ist auf komplett verlorenem Posten.

  12. Sind denn die postkommunistisch, eigentlich ungeklärten Grenzschreibungen nach 1945, nur ein Teil des Problems. der vorrangig Osteuropa betrifft. In Westeuropa bauen sich aber bereits importierte Gewaltszenarien auf, deren endgültiger Ausbruch/dezentralisierte Ausbrüche nur noch auf ihre Gelegenheit warten (bitte dazu die Ereignisse im ländlichen Frankreich 2023, am Gardasee oder zuletzt auch die Hamasaufmärsche in Berlin betrachten). Als 3. Pfeiler für Gewalt in Europa, dann als Staatsgewalt, iS einer großen Transformation oder “eines Sprunges nach vorn”, um demokratische Staaten in totalitär sozialistische nach WEF umzuwandeln. Um letzteres großes Ziel zu erreichen, wird man sogar einen Krieg in Osteuropa anheizen, damit die Unumkehrbarkeit beschleunigt wird. Welches der drei Szenarien letztlich eintrifft, bleibt im Ergebnis gleich. Die Bürger Europas, speziell der EU und ganz vorn dabei Deutschlands lassen sich am Nasenring durch die Manege führen, freuen sich darauf! Dekadenz und Dummheit in Reinkultur!

  13. Das Problem ist eindeutig die Ordnung, die von den Siegermächten nach dem ersten Weltkrieg geschaffen wurde. Damals wurde nämlich nicht nach Sprache und Kultur entschieden, sondern es wurde ein vollkommen künstliche Ordnung geschaffen, weil insbesondere England keine stabile Ordnung wollte. Deshalb hat England die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan z. B. quer durch das Gebiet der Paschtunen gelegt. Der Nahe Osten ächzt ebenfalls unter einer vollkommen hirnrissigen Ordnung, geschaffen von England und Frankreich. Insbesondere hat man es nach dem Ende der UDSSR versäumt, da eine bessere Ordnung zu schaffen. Auch Rußland ist in weiten Teilen ein Kolonialreich. Die ganzen Politiker wollten da auch nicht ran oder haben es nicht verstanden.

    • Sehr richtig. Siehe mein Kommentar – hoffentlich bald – weiter oben.

    • Ja, ja, mal wieder die bösen Europäer.

      Aber warum gelingt es den Herrschern im Nahen Osten oder etwa in Pakistan/Afghanistan nicht, sich auf eine vernünftigere Ordnung zu einigen, wenn ihnen die der alten Europäer so wenig zusagt? Für diese Unfähigkeit sind sie wirklich selbst verantwortlich.

  14. > So verwundert es nicht, dass die vom Westen unterstützte Staatsmacht in Bosnien und Rumänien als letztes Mittel die Justiz als Waffe benutzt, um die Nationalisten zu stoppen.

    Wird es nicht sonst als totalitäre Diktatur bezeichnet, die Justiz pervertiert und missbraucht? Ähnlich läuft es gerade in Tusk-Polen gegen PiS-Politiker.

  15. > Der Kosovo-Krieg und Kosovos Abspaltung von Serbien, unter dem militärischen Schutz der USA und Europas, habe mit dem völkerrechtlichen Grundsatz „keine Grenzänderung durch Gewalt“ gebrochen, so die russische Sichtweise.

    Dieser Sichtweise kann man nicht Logik absprechen – der Westen darf, was sonst niemand darf?

  16. „So verwundert es nicht, dass die vom Westen unterstützte Staatsmacht in Bosnien und Rumänien als letztes Mittel die Justiz als Waffe benutzt, um die Nationalisten zu stoppen. ….Es scheint klar, dass hier ausländischer Einfluss und eine politisierte Justiz eingesetzt werden, um die Region geopolitisch bei der Stange zu halten.“

    Na aber, das sollte den „Wertewesten“ aber schon verwundern und als Mittel der Wahl nicht in Frage kommen. Sonst zeigt man zu deutlich, was die Werte wert sind.

  17. Wenn das Völkerrecht einerseits das Selbstbestimmungsrecht der Völker vorsieht und andererseits die Grenzänderung durch Gewalt verbietet, ist der Konflikt vorprogrammiert. Was macht denn ein Volk, das seine Selbstbestimmung nicht ohne Gewalt verwirklichen kann?
    Kriege existieren, weil Kriege funktionieren. Wer gewinnt, bekommt, was er haben will. Es gewinnt, wer militärisch stärker ist. Wer das nicht einsieht, ist ein Träumer.

  18. Kleine Ungenauigkeit. Die Grenzen zu Ungarn stehen nicht zur Debatte. Es ist zwar richtig, dass sich das Rumänien der Zwischenkriegszeit ein großes Stück von Ungarn einverleibte, aber dies würde 1945 nicht revidiert. Die derzeitige Grenze zu Ungarn wird auch von rumänischen Nationalisten anerkannt.

  19. Glaubt ihr wirklich an eine neutrale UNO? Ich meine, sie sollte – nein, nicht den noch immer fehlenden Friedensvertrag ersetzen, sondern ihn verhindern bzw. obsolet werden lassen! Recherchiert dazu selbst die die Art. 53, 77 und 107 der UN-Charta.

  20. Ein sehr informativer Artikel. Da ist viel „Druck im Kessel“ und es ist dort noch einiges zu befürchten. Der Balkan war aber auch schon vor dem 1.WK ein Pulverfass und nach dem 1. WK hat sich Polen (wieder) nach Osten ausgedehnt, in dieser Zeit gab es auch den Versuch einer selbständigen Ukraine. Ironischerweise gab es in der Zeit des Kommunismus relative Ruhe und keine offenen kriegerischen Auseinandersetzungen, dafür aber innere Repression.

  21. VdL’s „Gross-EU‘ wurde in der Auflistung vergessen – am besten auch noch OHNE jegliche zu schützende Aussengrenzen. Auch diesen „Super“-Staat will offensichtlich nur eine kleine Minderheit.

  22. Völker gehören zusammen (Gesellschaft, Kultur, eben all das, was ein Volk ausmacht) in einer Nation versammelt.
    Außer die Deutschen, die sollen ihr Land mit ganz vielen Muslimen teilen müssen und dabei noch freudig zahlen.

    • Ihre Sicht wurde vom obersten Gericht NRWs in Münster ausdrücklich verworfen und die AfD für diese Sichtweise verurteilt. Das was früher Konsens der Staatstheorie war, gilt heute als verfassungswidrig.

  23. „Jugoslawien-Krieg, Bosnien-Krieg, Kosovo-Krieg, Makedonienkrieg, nun die Ukraine“

    Alles ehemals k.u.k Territorien.

    Ich habe keine weiteren Fragen.
    Aber noch weitere Gebiete…….

    geografische Neuordnung durch Kriegs-Sieger – ohne Rücksicht auf Kulturen und Ethnien.

    • … größtenteils ehemals osmanische Gebiete, nicht k.u.k.

  24. Die europäische Nation ist ein Produkt der Aufklärung, damit der Entstehung und dem Aufstieg des Bürgertums. In dessen Folge wandelte sich der Begründungkanon einer Nation weg vom Herrschaftsgebiet eines Monarchen oder Despoten (und damit einer Person) hin zu einem Territorium, in dem alle (mehr oder minder) die gleiche Sprache sprachen, schon immer dort gelebt hatten und auch gleich aussahen – und damit zu einem Volk als definierendes Element. Bis in die 1980er Jahre war es problemlos möglich, an den Gesichtszügen einen Deutschen von einem Briten, Polen oder Griechen zu unterscheiden, und auch Italiener und Spanier sind zwar „Südländer“ aber sehen nicht gleich aus. Nebensatz: Auch Afghanen, Türken und Araber lassen sich unterscheiden, wenn man genau hinsieht.
    Das europäische Nation Building seit dem 18. Jahrhundert setzte also das Volk – und ein Volk immer nur – an die Stelle eines Monarchen. Damit delegitimierte es grundsätzlich alle multiethnischen Staatsgebilde. Sie alle in Europa sind entweder zerfallen oder halten nur – Bsp. Belgien, Bosnien oder Spanien – sehr prekär oder indem eine Hauptethnie die anderen unterdrückt. Die Sowjetunion begann in dem Moment zu zerfallen, als der wie ein Monarch herrschende Josef Stalin starb. Selbst kein Russe und mit der Gewaltaffinität der Kaukasier ausgestattet, konnte er eine pansowjetische Identität schaffen, die aber nur an seine Person gebunden war, sei es aus Angst oder Anbetung. L’etat c’est moi. Alle Nachfolger gingen stillschweigend wieder davon aus, dass die Sowjetunion ein kommunistisches russisches Reich war (Putin hält an dieser Vorstellung fest) und restaurierten die Vorherrschaft der Slawen im roten Reich. Das konnte schon aus demographischen Gründen nicht halten, und es war dieser zerbrochene imperiale Konsens der Völker zwischen dem Bug und Pazifik, der die Sowjetunion 1990 sprengte, und nicht so sehr der wirtschaftliche Zusammenbruch. Anstelle der Sowjetidentität trat spontan wieder die nur überlagerte, aber nie abgelegte nationale Eigenidentität. In kleinerem Rahmen vollzog sich die Entwicklung auch in Jugoslawien, das ohne seinen Despoten Tito keine Existenzgrundlage mehr hatte.
     
    Nun könnte man ja meinen, dass damit alles gelöst sei, man gibt sich die Hand, sagt friedlich auf Wiedersehen und zieht sich in sein Gebiet zurück. Was aber, wenn es dieses Gebiet gar nicht gibt?
     
    Allen Ordnungsarchitekten Europas ist im Grunde immer bewusst gewesen, dass gerade und vor allem im Osten und Südosten des Kontinents nationale Grenzen, die Ethnie und Staatsgrenze in Übereinstimmung bringen, nahezu unmöglich sind. Trotz großer ethnischer Bereinigungen, Vertreibungen und Umsiedlungen (auch den Holocaust muss man bereits dazu zählen) blieben große Gebiete, die vielsprachig und mit vielen Völkern besiedelt sind. Banat, Batschka, Bessarabien, die Krim, Transsylvanien, Neu-Russland, es gibt viele weitere. In Jalta wurden, ähnlich der Grenzkonferenz zu Afrika in Berlin 60 Jahre zuvor, Grenzen mit dem Bleistift nach dem Gutdünken und imperialen Anspruch nur dreier Mächte gezogen. Klar aber war jedem, der nur kurz in die Geschichtsbücher schaute, dass auch jede noch so starke Besatzungsarmee den Freiheitswillen eines Volkes auf Dauer nicht unterdrücken kann.
     
    Also versuchte man das erste Mal in der Geschichte des Kontinents, diese ungerechten Grenzen nicht nur mit militärischer Gewalt, sondern vor allem ideologisch abzusichern. Auf zweierlei Art: Erstens indem man das Dogma von der „Unverletzlichkeit“ der Grenzen in die Welt setzte. Da Grenzänderung meistens Krieg bedeuten und niemand mehr Krieg wollte, konnte man auch noch die widersinnigste Grenze (wie z. B. die innerdeutsche Grenze) als Friedenstifter und Bewahrer deuten. Nie wieder sollte je eine bestehende Grenze geändert werden dürfen. Zweitens, indem man begann, die Idee der Nation an sich als „rechts“ „revanchionistisch“ „gestrig“ oder schlicht als „rassistisch“ zu diffamieren. Im Osten propagierte man die kommunistische Internationale, im Westen Paneuropäismus, Atlantizismus oder Weltbürgertum. Gerade in Deutschland hat das verfangen und lässt sich, schaut man sich die Zeit nach 1990 an, wohl auch nicht wieder rückabwickeln, das heißt hierzulande entsteht kein deutsches Nationalbewusstsein mehr. Man ist wahlweise Wessi, Ossi, Sozialstaatler und wenn das nicht reicht, findet man eine ideelle Heimat in „Europa“ oder Russland oder dem Land, aus dem man zugewandert ist. Deutschland als Nation ist tot, es kann sich Loyalität nur noch mit Sozialleistungen oder Pensionen erkaufen. Dem folgt auch seine bewusst herbeigeführte ethnische Fragmentierung durch die Ansiedlung von inzwischen über 20 Millionen Ausländern.
     
    Weil sich aber in Osteuropa und dem Balkan keine „echten“ oder ethnisch korrekten Grenzen ziehen lassen, werden diese Gebiete, so wie seit der Zeit der Völkerwanderung, immer ein Hort und eine Quelle von Konflikten sein, die stets auch auf die großen Nationen ausstrahlen werden. Jede Generation aufs neue wird neue Grenzen aushandeln oder auskämpfen. Das geschieht, wie jeder weiß, bei uns auch im Inland selbst.

  25. Der jugoslawische Bürgerkrieg war doch wohl eher bedingt durch einen misslungenen Versuch, verschiedene Stämme unter eine Ideologie in eine Nation zu pressen. Der Sowjetunion erging es ähnlich und die Russen im Donbas wollten nicht unter der Fuchtel der Ukrainer leben, hatten den großen Bruder gleich jenseits der Grenze an ihrer Seite. Blutsgrenzen sind dicker als Völkerrechtsgrenzen.

  26. Der Grundsatz Grenzen nur noch friedlich zu ändern ist an sich ja ein sehr guter und ehrenwerter. Allerdings auch ein sehr naiver, denn am Ende gibt immer der Stärkere den Ton an. Wenn er klug ist, belässt er es dabei offiziell bei den aktuellen Grenzen und nimmt sich halt inoffiziell was er will. Darauf kann man sich natürlich nicht verlassen. Das Hauptproblem mit der UNO Charta ist allerdings, dass hier die Siegermächte des 2.WK einseitig die von ihnen mit Gewalt gezogenen Grenzen für ewig erklärt haben, und jede Änderung daran als Verbrechen. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Warum ausgerechnet die 1945er Grenzen und nicht die 1871er? Eine solche Ewigkeitserklärung, oder auch nur der Gewaltverzicht, klappt nur wenn die Grenzen im Einvernehmen zwischen den Nationen festgelegt wurden. Also durch einen Kompromiss, wie bspw die deutsch-dänische Grenze 1919, die 1863 nur teilweise revidierte und somit keinen Grund zum Revanche Krieg gab. Selbst Hitler änderte 1940 nichts an der 1919er Grenze zu Dänemark…

  27. postkommunistisch ? Solange die Pariser Vorortverträge nicht revidiert und fair neu verhandelt werden, wird Europa nicht zur Ruhe kommen…

  28. Das Ganze hat mit Kommunismus nichts zu tun, sondern mit Imperien.
    Ganz Osteuropa war Teil von Imperien. Dem Osmanischen, dem Russischen, dem Habsburger und früher dem Polnisch-Litauischem.
    Kein Staat auf dem Balkan kann sein Schicksal selbst bestimmen. Sie sind alle davon abhängig, wer in dieser Region auf Dauer die Macht hat. Ist es irgendeine Art von „EU“? Ist es Russland? Die USA? Die Türkei? China?
    Und diese dominante(n) Macht/Mächte bestimmen den zukünftigen Grenzverlauf.

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