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METZGERS ORDNUNGSRUF 32-2018

„Gegen die Märkte lässt sich nicht regieren!“

04.10.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Mit massiven Zinsaufschlägen reagieren die Finanzmärkte auf die geplante italienische Schuldenpläne. Doch sind die Märkte ein unbestechlicher Korrektor?

Italiens stellvertretende Ministerpräsidenten Luigi di Maio und Matteo Salvini sind empört. Sie wittern eine Verschwörung gegen Italiens Regierung durch die Finanzmärkte. Denn als öffentlich ruchbar wurde, dass die Koalitionsparteien Lega und Cinque Stelle das Haushaltsdefizit für 2019 auf 2,4 Prozent des BIP steigern wollen, stiegen die Zinsaufschläge für italienische Staatspapiere auf die höchsten Werte seit 2011. Italienische Bankaktien stürzten ab. Der Eurokurs sank und die europäischen Börsen reagierten mit Abschlägen, während der Dow Jones auf ein Allzeithoch kletterte.

In den nordeuropäischen Euro-Ländern dagegen hoffen viele, dass die negativen Marktreaktionen eine disziplinierende Wirkung auf Italiens Regierung entfalten. Bis zum 15. Oktober muss der Haushaltsplan mit allen Details in Brüssel vorgelegt werden, wo er dann bewertet wird. Zumindest der erste Aufschrei war selbst für Brüsseler Verhältnisse groß. Doch ob die EU tatsächlich nachhaltig italienische Disziplin einfordert, bleibt aufgrund gemachter Erfahrungen mit anderen Schuldensündern mehr als fraglich. Auch die großen amerikanischen Rating-Agenturen werden die Pläne zeitnah bewerten und mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Daumen Ende des Monats für italienische Staatspapiere noch einmal senken: nahezu auf Ramschstatus. Schneller als viele immer noch glauben, wird ein Szenario wieder tagesaktuell: Kann, darf oder muss ein Land, das sich überhaupt nicht an die vereinbarten Stabilitätsregeln im Euro-Raum hält, den Euro verlassen? Zwar gibt es für die Aufnahme in den Euro klare Regelvorgaben. Doch ein Ausstieg ist nicht vorgesehen. Was nicht sein kann, darf offensichtlich nicht sein. Denn, so Angela Merkel, vor Jahren im Deutschen Bundestag: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa!“ Das sieht man (nicht nur) in Schweden und Dänemark, die den Euro nicht haben wollen, aber gern voll integrierte EU-Mitgliedstaaten sind, sicher ganz anders.

Doch in diesem Ordnungsruf geht es um den Glauben an die Unbestechlichkeit der Märkte, auf deren disziplinierende Kräfte viele in Sachen Italien setzen. Erinnern wir uns nicht gerade in diesen Wochen an die Finanzkrise des Jahres 2008? Die Märkte haben damals die Schrottpapiere bereitwillig gehandelt. Niemand wollte genau wissen, was für toxische Klumpenrisiken gebündelt wurden. Die Testate der „unbestechlichen“ Rating-Agenturen mussten genügen. Lemmingen gleich saugten sich selbst angeblich professionelle Anleger angesichts der prognostizierten Renditen voll mit diesen intransparenten Finanzprodukten. Die Blase platzte, Lehmann ging pleite und die Schockwellen durchrasten die globale Finanzwelt. Eine riesige Kapitalvernichtung fand statt. In vielen Ländern mussten die Steuerzahler für die Verluste geradestehen, nicht die Verursacher. Hunderte von Milliarden Euro kostete die Finanzkrise allein den deutschen Staat.

Ich kann mich noch gut an das legendäre Zitat des früheren US-Notbenbankchefs Paul Volcker erinnern, das er damals prägte: „Too big to fail!“ Wenn Finanzinstitute so groß sind, dass sie wegen ihrer Systemrelevanz nicht mehr pleite gehen dürfen, dann verliert die Marktwirtschaft ihre schärfste Ordnungsregel. Denn mit dem Totalverlust müssen alle rechnen, die hochspekulativ agieren. Hohe Gewinnchancen beinhalten immer auch hohe Verlustrisiken. Wer sich verzockt, verliert. Das ist die volkstümliche Konkretisierung des von Ordnungsökonomen so gern postulierten Prinzips von Haftung und Verantwortung. Notfalls müssen marktbeherrschende Unternehmen zerschlagen werden. In der Digitalökonomie werden die Debatten über eine Zerschlagung der Fast-Monopolisten Facebook, Google und Amazon lauter. Im Finanzmarkt sind entsprechende Diskussionen aber eher wieder verstummt. Doch die nächste Krise wird schlagartig diese fatale Unterlassungssünde offenlegen.

Können Börsen, deren Hausse auf kreditfinanzierter Nachfrage beruht, tatsächlich ein Land wie Italien zur Haushaltsdisziplin zwingen? Eine Dekade dauert jetzt schon die Börsen-Rallye in den USA. Treiber dieser Hausse, deren Renditen fast 3 Prozent über dem Zuwachs im Rest der Weltbörsen liegen, war nicht zuletzt ein gigantisches Aktien-Rückkaufprogramm der US-Unternehmen. Sage und schreibe 4.500 Milliarden Dollar investierten die Unternehmen, um eigene Aktien zurückzukaufen. Sie taten das aber nicht etwa mit erwirtschafteten Gewinnen, sondern überwiegend mit Krediten. In der gleichen Zeit stiegen nämlich die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen um nicht weniger als 3.800 Milliarden US-Dollar. Die Nullzinspolitik, die auch die US-Notenbank nach der Finanzkrise praktizierte, lud förmlich zur Verschuldung ein, um „günstig“ an wertvolles Eigenkapital zu kommen. Solidität sieht für mich anders aus. Auch deshalb sollten wir den Glauben an die regulierende Kraft der Finanzmärkte nicht überstrapazieren.

Funktionierende Märkte brauchen eine Ordnungsrahmen, der auf Haftung und Verantwortung und auf fairen Wettbewerb setzt. Ohne diesen marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen werden auch weiter die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert.

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36 Kommentare

  1. Die brauchen endlich eine eigene Währung, die sie abwerten können, für die sie aber auch vollständig allein verantwortlich sind. Was sollen die Südeuropa denn in den viel zu harten Euro auf Dauer anderes machen als neue Schulden und der Versuchung erliegen, die Rechnung irgendwann gen Norden zu schicken?

    • Aber warum denn eine eigene Währung für Italien? ** übernimmt nach „harten“ Nachtverhandlungen doch regelmäßig ohnehin alle EU Rechnungen! Da müssen sich die Italiener selbst mittelfristig noch überhaupt keine Sorgen machen! Das bißchen, leise Gemaule der abgezockten, deutschen Merkelwähler in den Medien können sie gelassen ertragen. Die deutsche Mehrheit die immer noch gerne „Merkel and redredgreenyellow-blackslaves“ wählt, zahlt nicht nur sehr gerne extra für Stromsackgasse, Immigrantenflut, Euroretterei, Bankwetten, Griechenlandlebensart, Portugal, und Spanien, sondern auch für Italien! Auch Frankreich sollte sich noch rechtzeitig melden – ach war schon – ok.

  2. …lud förmlich zur Verschuldung ein, um „günstig“ an wertvolles Eigenkapital zu kommen.

    Den Satz verstehe ich nicht Herr Metzger . Eigenkapital wird entweder intern über einbehaltene Gewinne oder extern über Kapitalerhöhungen gebildet.
    Hier im Kontext beschreiben Sie allerdings das genaue Gegenteil, nämlich Ersatz von „wertvollem“ Eigenkapital durch „billiges“ Fremdkapital. Die Eigenkapitalbasis sinkt ja durch diesen Passivtausch.
    Warum also führen die Unternehmen diese Aktion durch ? Es geht um die Erhöhung der „earnings per share“ ( Gewinn pro Aktie ) – denn bei weniger Eigenkapital und ( unterstellt ) stagnierendem Gewinn erhofft man sich eine ( weitere ) Erhöhung des Unternehmenswerts an der Börse, wenn schon die Grenzen der eigenen operativen Gewinnerzielungsmöglichkeiten ersichtlich sind.

    Bei Ihnen bin ich, was die Finanzierung aus Fremdmitteln betrifft. Hier könnte ( mal wieder ) eine zukünftige Fristigkeitsproblematik auftreten: Kredite ( eben auch „billige“ ) müssen irgendwann zurückgezahlt werden, wertvolles Eigenkapital steht i.d.R. unendlich zur Verfügung…

    Wir sind m.E. im letzten Stadium der Börsenhausse, erkennbar u.a. an solchen Finanzoperationen, aber auch an Aufweichung der Kreditbedingungen seitens der Gläubiger, um Kreditwachstum zu generieren. Problem ist wie immer: wie lange geht es noch gut und wie hoch kann es bis zum Wendepunkt noch gehen ? Die höchsten Renditen – in immer kürzeren Zeitfenstern – werden i.d.R. am Ende einer Hausse auftreten.

    • „Eigenkapital wird entweder intern über einbehaltene Gewinne oder extern über Kapitalerhöhungen gebildet.“ JA auch, aber eben nicht mehr nur! Mit Rückkauf von Aktien wird dieses Eigenkapital „gegengerechnet“. Man muß die eigenen Aktien auch vom Gewinn auschließen, somit bleibt mehr Gewinn übrig, denn man vortragen, in die Rückstellungen buchen kann oder ausschütten kann. Damit reduziert sich das risikobehaftete Eigenkapital und wird durch Fremdkapital ersetzt. Für die verbliebenen Anteilseigner erhöht sich der prozentuale Unternehmensanteil. Es funktioniert aber erst, seitdem die Zinsen niedriger sind, als die allg. Dividenden. Damit öffnet sich ein Gap, das für solche Geschäftsmodelle genutzt wird. Auch ich nutze es z.B. so, dass ich für meinen Betrieb günstiges Fremdkapital zu 2% nutze, um es in betriebliche Beteiligungen mit Rendite zwischen 7 und 13 Prozent zu stecken oder für die Erweiterung meines Geschäftsfeldes mit einer Rohmarge von ca. 25%. Die Gewinne aus diesen Geschäften werden rigoros ins Privatvermögen überführt. An diesen Geschäften ist an sich nichts anrüchiges. Anrüchig wird es, wenn man es dort investiert, wo Marktmacht systemrelefant wird, da für die Gewinne daraus, sprich das wegfallende Risiko für ungeschmälerte Gewinne sorgt, d.h. kaum Risikovorsorge betrieben werden muß. Für solche Geschäfte fehlt mir als kleinem Selbstständiger sowieso, aber wie für die reichsten Deutschen auch, das Geldvolumen. Dafür muß mehr Geld bewegt werden, und das wird getan!! Letztendlich führt dies alles dazu, dass der Bilanzposten Eigenkapital sich verringert und diese Unternehmen anfälliger für Krisen werden. Kursschwankungen an den Börsen steigen, die Nervosität ebenfalls.

  3. Wer möchte es den Italienern verdenken,das sie solange ein Italiener Boss der EZB ist ihren Plan umsetzten,und dafür braucht es halt Geld,geld das Italien nicht hat,das aber zu quasi O-Zinsen aufgenommen werden kann.
    Wer die Italiener daran hindern will,der sollte bedenken,das Italien auch sehr schnell den Euro abstoßen könnte,oder der EU den Rücken kehrt.
    Wem wäre damit geholfen,was wäre damit bezweckt?

    Die Regierung in Italien macht es richtig,auch wenn es uns allen nicht passen will,die tun es für ihre Bürger,und nicht zum Willen der Eurokraten,auch wenn es teuer wird.
    Aber,was regen wir uns denn auf,ob es nun 2,5Billionen Euro sind,die die EZB widerrechtlich verteilt hat,oder 2,7 oder2,8 Billionen,das macht den Kohl nicht mehr fett,denn der Laden wird auseinander fliegen,so oder so,wen interessiert es dann noch woher die „Kohle“ kommt,damit die Schulden beglichen werden,uns „alte Nazis“ haben die Europäischen“Freunde“ doch schon immer sicher am Haken,denn die doofen Deutschen zahlen doch immer gerne für den Mist den ander verzapfen!!

  4. Herr Metzger,

    ich widerspreche Ihnen. Wir benötigen keinen Ordnungsrahmen, wir müssen nur den marktwirtschaftlichen Mechanismen freien Lauf lassen. Die Finanzkrise hätte dann in 2007/2008 sicher weitaus verheerendere Folgen gehabt, dennoch ist die sog. „Rettung“ durch die Politik leider keine, sondern lediglich eine Verschiebung und Potenzierung der Probleme. Es wird mit keinem Ordnungsrahmen der Welt gelingen, Fehlentwicklungen zu verhindern. Die vor uns stehende Finanzkrise – nur versteckt durch einen wie blöde druckenden Draghi, begleitet QE-Maßnahmen von FED, chinesischem Staat und japanischer Notenbank – wird alles in den Schatten stellen, was 2008 passiert ist. Hayek, Friedman und Schumpeter werden am Ende des Tages grüßen lassen.

    • @H.Hoffmeister
      Sie haben meine Zustimmung! Zu einer freien Marktwirtschaft/Gesellschaft gehören 4 Bestandteile…

      1. Nachfrage
      2. Angebot
      3. Wettbewerb
      und
      4. Insolvenz (sehr wichtig…hiermit reinigt sich der Markt von selbst…immer wieder aufs neue und das Beste/Richtige bleibt bestehen und kann sich weiterentwickeln…nennt man dann auch Fortschritt)

      Die Politik der EU und der EZB ist von den NGOs einer Globalisierungsmafia gesteuert…die bewusst den Bestandteil der Insolvenz und des Wettbewerbs per politische Gesetze und Verordnungen abgeschafft hat. Kennt man von der Mafia…die hat es auch nicht so mit dem Wettbewerb und Verlustgeschäften.

    • Das Hauptproblem sehe ich in eben der unzulässigen Einmischung der Politik über die EZB in den Markt. Dass Vorgaben wie mind. Eigenkapitalquote oder ähnlichem sind erst in zweiter Linie ein Hemmschuh und haben sich eigentlich recht gut bewährt, siehe gesetzliche Rückstellungen. Unser Problem sind wirklich die sozialistischen Denkweisen über den gleichen Menschen. Menschen müssen vor dem Gesetz gleich behandelt werden, aber nirgends steht, dass sie gleich zu sein haben. Wenn man verschiedene Mentalitäten in ein Korsett (hier Euro) zwängt, kommt es zu Verwerfungen. Damit ist keineswegs eine Wertung damit verbunden. Nur kann man keinen Esel und ein Pferd miteinander vor einen Karren spannen. Es würde beide unglücklich machen! Erst wenn dies begriffen ist, kann man beginnen, das Projekt Europa neu aufzubauen, diesesmal solide und der Würde der Völker in Europa entsprechend. Dann können wir auch für uns den Anspruch erheben, anderen zu helfen, indem wir ihnen Unterkunft gewähren oder ihnen Hilfestellung geben, oder sie einfach in Ruhe lassen, wenn sie solches nicht wünschen.

  5. „Die Märkte“ hat es immer gegeben. Der wesentliche Unterschied der die Staaten der EU in handlungsunfähige Sklaven-Territorien und handlungsfähige Staaten einteilt ist der EUro.

  6. Will mal versuchen, den Blick von der reinen Finanztechnik etwas zu weiten: Seit über 70 Jahren leben wir in Europa im Frieden, ohne nennenswerte Auseinandersetzungen. In Jugoslawien haben wir in den 90er Jahren einen kleinen Eindruck bekommen, wie schnell aus einem geregelten Miteinander die Hölle werden kann. Es gab hier mit der NATO einen funktionierenden Ordnungsfaktor, der dem Gemetzel eine Ende setzte. Die Finanzlage wird so diskutiert, als ginge es nur um die „richtigen“ Maßnahmen, sie zu konsolidieren. Aber es geht schlicht auch anders und das ist immer wieder der Normalfall in der Geschichte. Was passiert? Das Haus brennt ab, und dann? Es wird wieder aufgebaut. Aus Schaden für ein paar Jahre klug geworden, geht das Leben von vorne los. Karten neu gemischt, Vermögenswerte vernichtet. Der Euro bzw. das aktuelle Finanzsystem werden nicht isoliert zusammenbrechen, sondern dies wird begleitet sein von politischen (religiösen, kulturellen, innergesellschaftlichen) Verwerfungen, in denen der Normalbürger gar nicht mehr Ursachen und Wirkungen auseinanderhalten kann. Er wird das ganze als eine Art stärker werdenden Strudel erleben, der ihm anfangs noch wie eine vorübergehende Stromschnelle erscheint. Und wenn er merkt, dass es ein Strudel ist, ist es längst zu spät. Die Politik versucht nichts anderes, als den Zeitpunkt, ab dem der Strudel nicht mehr beherrschbar ist, möglichst weit in die Zukunft zu verschieben. Nach mir die Sintflut. Vollkommen irrational ist diese Strategie angesichts der Endlichkeit von politischer Macht und des individuellen Lebens überhaupt, nicht.

    • Was ich von Ihrer „Entwicklungshilfe“ halte werden sie verstehen, nachdem sie ihre Scheuklappen abgeworfen haben.
      Sie liegen schon beim Jugoslawien falsch, was soll ich dann von ihren anderen Gedanken halten?
      „Es begann mit einer Lüge“ WDR Doku:
      https://www.youtube.com/watch?v=CKiFnpyP1q0

    • Eine schreckliche Vorstellung aber durchaus wahrscheinlich. Geschichte wiederholt sich ständig und die Menschen – insbesondere die deutschen- sind nicht lernfähig. Sie lieben es, sich fremdsteuern zu lassen, damit sie nicht selbst denken müssen. Wir hätten es alle so gut haben können…

    • Ausgerechnet die Nato als Ordnungsfaktor im Jugoslawienkrieg… Sie irren sich da auf gruselige Weise und auch die künftige Entwicklung wird von Ihnen so dargestellt, als geschähe sie sozusagen beiläufig und nicht etwa, weil gewisse Kreise ganz bewusst, gezielt alte Systeme abschaffen und sie durch neue, antidemokratische, ersetzen wollen. Sicher, die Politik versucht, den Zeitpunkt des Kollapses hinaus zu schieben, um die EIGENE Karriere noch für eine Weile zu retten – aber ZUVOR hat sie die Entwicklung dorthin überhaupt erst möglich gemacht.
      Ebenso wie die Nato nicht der Ordnungsfaktor, sondern der Verursacher des Jugoslawienkriegs war, so ist auch die Politik nicht der Ordnungsfaktor in der zu erwartenden größten Krise, die wir uns vorstellen können, sondern der Verursacher. Entgegen dem Rat hunderter Wirtschaftswissenschaftler wurde der Euro eingeführt. Sie haben ganz genau GEWUSST, was passieren würde – und genau das war auch GEWOLLT. Wie sagte es Schäuble? Wir brauchen eine große Krise, denn nur dann können wir Dinge durchsetzen, die sonst nicht durchsetzbar wären (sinngemäßes Zitat).

    • Das mag auch so sein. Aber dann muß ich sagen die die Staatsräson eine falsche. Oder sie ist absichtlich so angelegt. In beiden Fällen wäre aber dann der Egoismus bzw. der Blick auf seine eigene Sippe der exakt richtige Weg! Ob dann die Grünen die Erste Wahl sind, möchte ich bezweifeln. Wenn nämlich die Grenzen fallen, dann werden die Zäune um die Häuser umso höher!

  7. Die Märkte verlieren immer dann das Vertrauen in ein Land, wenn es den finanziellen oder militärischen Interessen der USA dient.

    DAS sind die Märkte, eine politische Waffe der USA, die auch ständig eingesetzt werden kann (im Gegensatz zu Atombomben).

  8. Märkte ? Was für Märkte denn ? Märkte haben wir nicht mehr seit der Nullzins und Negativzins Finanzpolitik. Wir haben jetzt nur noch gigantische weltweite Interventionen.

  9. Kapitalvernichtung oder Kapitalumschichtung, das ist hier die Frage?

  10. Griechische Bankaktien brechen ein – F.A.Z.
    Zusammen mit dem Euro-Rettungsschirm ESM und dem griechischen Bankenverband werde an einem „Interventionsplan“ gearbeitet, um Banken von risikobelasteten Krediten zu entlasten, hieß es am Donnerstag in Athen. …
    Die griechischen Großbanken hatten im Mai 2018 einen Stresstest der europäischen Bankenaufsicht ohne größere Blessuren überstanden.
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/einbruch-griechischer-bankaktien-regierungs-hilfsplan-15820870.html
    Warum brechen die Bankaktien urplötzlich ein? Das Problem mit den faulen Krediten ist seit Jahr und Tag bekannt.
    Gut, ist eine reine dpa-Meldung. Aber was sind nun die Gründe für die Abstürze? Spekulanten seien am Werk, heißt es. – Und der ESM soll nun also helfen, eine Bad-Bank zu gründen.

    • Schon der Stresstest war faul. Da haben kranke Banken problemlos den Test bestehen können. Es gab genug Kritiker – aber das waren ja alles nur Nazis, auf die man nicht hören musste.
      Griechenland war auch niemals auf einem guten Weg – das war alles gelogen. Auch hierfür gab es reichlich Zeugen und Mahner. Aber auch das waren alles Nazis, auf die man nicht hören musste.
      Nun geschieht halt, was geschehen muss: die griechischen Unternehmen und Privathaushalte können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Wirtschaft ist quasi am Ende, weil es keine neuen Kredite gibt (die Banken haben Angst, welche zu vergeben). Natürlich gibt es dann auch keine Firmen-Neugründungen. Und erst Recht gibt es keine ausländischen Investoren. Die laufen alle davon, wenn sie von den Bedingungen hören, unter denen sie ihr Geld hergeben sollen. Auch darauf haben rechtzeitig sehr viele Kritiker der €-Rettungspolitik hingewiesen. Sie haben auch mantraartig wiederholt, dass man mit immer mehr Geld eben keine Wettbewerbsfähigkeit erreichen oder steigern kann. Man braucht dazu eine ANDERE, eine EIGENE Währung. Aber das waren ja alles Nazis, auf die man nicht hören muss.
      Nun stürzt nach und nach das komplette Lügengebäude ein. Griechenland ist NICHT auf einem guten Weg. Es wird seine Schulden NIE bezahlen können – und will das übrigens auch gar nicht. Besonders die SYRIZA-Regierung unter Tsipras hat darauf gesetzt, dass die EU-Entwicklung hin zu einer auch öffentlich bestätigten (und nicht nur einer heimlichen) Vergemeinschaftung aller Schulden etc. schneller vonstatten geht als die eigene Pleite. Das wäre sozusagen die Rettung der Griechen gewesen… sie hätten dann wie bisher weiter machen können, sie hätten weiter – wie übrigens bisher -tausende von Neueinstellungen im staatlichen Verwaltungsapparat vornehmen können ohne ärgerlichen Verzicht auf irgendetwas Liebgewonnenes. Tsipras wäre der Held gewesen und von den eher verwöhnten Griechen wieder gewählt worden. Nun kommt es offenbar doch anders herum. Die Pleite kommt doch schneller als die EU nach Sozialistenart. Pech gehabt.

  11. Scheitert Merkel, ist das eine Chance für Europa. Vielleicht die letzte.
    So wird ein Schuh daraus.

  12. Der EURO Währungsmarkt und damit die Märkte in den EURO Ländern sind doch nicht MEHR FREI! Diese Märkte sind staatlich kontrolliert und dienen Spekulanten aber nicht dem freien Bürger einer freien Marktgesellschaft. Die Politik bestimmt über den EURO…NGOs bestimmen über den EURO, Spekulanten wie Soros bestimmen über den EURO….und damit auch über die Freiheit eines jeden EURO Land…Italien will sich nicht mehr fremdbestimmen lassen = NGO-EURO-EU….Italien und damit meine ich seine Bürger…wollen selbstbestimmt und eigenverantwortich ihre Volkswirtschaft und Währung zurück erhalten. Das EU-EURO NGO Diktat muss ein Ende finden und Italien wird hier nicht locker lassen! Italien, Griechenland und viele andere EURO Schuldenländer haben immer weniger zu verlieren…und wer nichts mehr zu verlieren hat, der fängt an zu kämpfen!

    • Es ist völlig klar, dass der Euroraum in seiner heutigen Gestalt keinen langen Bestand mehr haben wird. Früher oder später werden die Staaten wieder die Souveränität über ihre Währungen zurückgewinnen. Deutschland, das bisher so sehr vom Euro profitierte, weil hier die Löhne langsamer als die Produktivität wuchsen und es so die an den Euro gefesselten Nachbarn niederkonkurrieren konnte, wird das akzeptieren müssen.

  13. „Märkte“ ist hier das falsche Wort. Gegen ökonomische Gesetze läßt sich nicht regieren – so muß es richtig lauten. Das ist schon eine Erkenntnis von Eugen von Böhm-Bawerk gewesen. Und diese Erkenntnis hat sich inzwischen 100fach bewährt. Auch Italien wird die Kosequenzen zu spüren bekommen; denn das Hazard-Spiel mit der letztlichen Zahlungswilligkeit der Deutschen geht spätestens dann nicht mehr auf, wie die Deutschen selbst in wirtschaftliche Schieflagen geraten. Und unter einem erzliberalen Finanzminister Peter Boehringer z.B. wird es keine weitere Verpfändung deutscher Vermögenswerte zu Gunsten eines fiktiven europäischen Kollektivs von Pleitiers geben. Aber selbst unter anderen Protagonisten ist irgendwann zwangsläufig das Ende erreicht. Macht verliert gegen ökonomisches Gesetz, und zwar immer. Aber die Verwerfungen und Zerstörungen, die dem Machterhalt-solange-es-eben-geht zuliebe mit allen Mitteln erzeugt werden, werden gewaltig sein.

  14. Ha etzetle, Herr Metzger. Nur Sozischulden (Renzi) sind gute Schulden? Mer könnts fast moina, gell!?
    Der Zahlmichel in diesem (noch) unserem Lande wacht erst dann auf, wenn aufgrund Nullzinspolitik und exorbitanter Staatsschuldenmacherei, fehlender Haftung der wirklich Verantwortlichen (der Lehman CEO „Gorilla“ Fuld wurde nie belangt für den Mist den er weltweit anrichtete), also immer weiterso, der Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste etc. (die Zeichen reichen nicht aus), ja wenn dann der Auszahlungsbescheid der kümmerlichen betrieblichen Altersvorsorge und/oder der kapitalgebundenen LV zusammen mit dem armseligen Rentenbescheid der gesetzlichen Rente auf seinem Resopaltisch in der Küche flattert. Dann gibts grooooosssse Augen und Dummglotz (ich plädiere für installierte Webcams damit die Internetgemeinde im Neuland auch was davon hat). Zu spät dann. Hat ja aber quasi Tradition hierzulande…

  15. Die Italiener wissen, dass die EZB die Zinsen nicht (mehr) anheben kann. Ob Italien auch ohne Aufkaufprogramm der EZB auskommen kann, das ist die Frage. Zur Perspektive des Euro:
    Wir haben schon Zeiten gesehen, als die in Euro umgerechnete D-Mark zu 60 Cent($) gegen 1€ gehandelt wurde. Etwa 1985. Diese Zeiten könnten wiederkommen, denn Zinsniveaus von 3% und mehr sind im € nicht mehr möglich. Die einzige Perspektive des € ist, vom Negativ-Zins zu Nullzins zurückzukehren. Damit ist der Außenwert nicht zu halten. Wir werden es u.a. daran merken, dass dann der Liter Kraftstoff ca. 3€ kostet, von den sonstigen Kosten für Energie (Strom, Heizung) gar nicht zu reden. Das „Erlebnis €“ hält noch einiges bereit.

    • Alles wie damals vorhergesagt, aber kriminelle Energie schlägt scheinbar staatsmännische Verantwortung – immer.

  16. „Scheitert der Euro, scheitert Europa“ meinte nicht das Europa der Freihandelszone und Zollunion, sondern Europa als zentralistischer Superstaat im Sinne einer EUSSR – und dieses Scheitern wäre mir mehr als recht. Darüber hinaus erkenne ich – abgesehen von traditionellen Marktmacht- und Monopolfragen – keinen Grund, den internationalen Finanzmarkt derzeit (noch) schärfer zu regulieren. Auch und gerade auf internatrionaler Ebene funktioniert er doch recht gut. Das sieht man etwa an der Reaktion der türkischen Lira bei Fehlern von Erdogan oder dem schnellen Anstieg der Renditen für italienische Staatspapiere nach der Ankündigung einer höheren Staatsverschuldung. Natürlich muss man immer Sorge haben, dass „Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden“. Aber die Ursache dieses Phänomens liegt doch nicht im Finanzmarkt selbst, sondern ist Folge des unverantwortlich dummen oder gar rechtswidrigen Handeln einzelner Politiker. Für diesen Personenkreis muss es einen besseren (strafrechtlichen) Ordnungsrahmen geben und nicht für die Milliarden einzelner Finanzmarktakteuere (jeder der Geld spart und anlegt, ist ein Finanzmarktakteur), die heute noch genauso berechenbar risiko-/rendite-orientiert handeln wie zu Zeiten von Fugger und Welser.

  17. Ich denke, für die EU – deren Selbstverständnis – ist Italien „too big to fail“.
    Die EU wird „helfend“ eingreifen.
    Alles schlimmer machen als es ist.
    – Deutlich weniger „big“ ist Italien für „die Märkte“. –
    Es gibt reichlich von gnadenloser Hybris besessene Leute in Brüssel (der EZB, in Berlin, Paris) die nicht verstanden haben, dass das Gebäude das sie glaubten mit „untauglichem Mörtel“ errichten zu können längst in seiner Statik marode ist. –
    Es ist nun mal so, dass „Dummheit und Stolz am selben Holz wachsen“. Dass der Hybris aus „Dummheit und Stolz“ keinerlei Fähigkeit zur Selbsterkenntnis/Selbstkorrektur innewohnt. Sie WIRD/MUSS in einer Katastrophe scheitern. Nicht nur im antiken Drama ist es so, sondern auch in dem Leben das dieses Drama ja abbildet abbildet. –
    Insofern und so traurig es ist:
    – Erwarten wir den Kulminationspunkt der Hybris,
    die Katastrophe samt dem „reinigenden Feuer“. –
    PS:
    In den Augen der Big Player auf der Weltbühne hat die EU sich l ä n g s t selbst marginalisiert. Die Big Drei schauen dem Zusammenbruch nur noch wachsam zu. Werden die übrig bleibenden „Filetstücke“ genussvoll verspeisen und den Rest „aufsammeln und verwerten“. –

  18. Es lässt sich schon „gegen“ die Märkte regieren. Nichts anderes wird in der EU – insbesondere unterstützt seitens Frau Merkel – mit staatlichen und überstaatlichen Rettungsschirmen, Staatsbürgschaften, Nullzinsen, Zentralbank-Unternehmensanleihen-käufen usw. massiv getan! Recht haben sie allerdings dennoch, da Politik Marktkräfte auf Dauer nicht binden kann, sondern von ihnen – soweit gegensätzlich – früher oder später immer wieder rgelrecht „weggefegt“ wird. Bricht nach einem verbreiteten Vertrauensverlust erst mal Panik aus, dann ist es mit dem Regieren und selbst dem Reagieren für längere Zeit vorbei.

  19. Die EU selbst (mit ihrem Instrument EZB) hat die Marktwirtschaft und die Wirksamkeit der Finanzmärkte ausgehebelt, in dem sie Staatsfinanzierung über den uferlosen Ankauf von Staatsanleihen (indirekt) und Firmenanleihen betreibt, sowie den Zins künstlich nahe und unter Null hält.
    Das die Italiener gerade jetzt sichtbar in den Seilen hängen, hängt auch damit zusammen, dass die EZB zeitweise den Ankauf der italienischen Anleihen reduziert, um die Italiener politisch zu disziplinieren. Wie Sie schon geschrieben haben: „Gegen die Märkte kann man nicht regieren“, darum sollte wir uns alle warm anziehen.

  20. Wenn der wichtigste Preis einer Marktwirtschaft, der Zins für das Geld, staatlich manipuliert wird, kann man wohl kaum noch von einer Marktwirtschaft sprechen, sondern eher von einer staatlich gelenkten Planwirtschaft.

    Treiber der Asset-Preise sind dann folglich nicht die Unternehmen mit ihren Rückkaufprogrammen, sondern ist das Fiat-Geldsystem, das die produktive Bevölkerung zugunsten der Erstempfänger des neuen „Geldes“ enteignet. Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit oder Schuld.

  21. „Auch deshalb sollten wir den Glauben an die regulierende Kraft der Finanzmärkte nicht überstrapazieren.“

    Hierzu wurde m.E. schon genug geschrieben, dass wir (leider) nirgends auf der Welt die reinen Märkte haben. Vielmehr sind es durch Regulierungseingriffe total verzerrte Gebilde, die nur einen Anschein suggerieren, Märkte zu sein.

  22. Was ist eigentlich von den angeblich kursierenden Plänen der Staatsverantwortlichen in Italien geblieben, freiwillig zur Lira zurückzukehren ? Das war vor noch bar nicht so langer Zeit ein virulentes Thema. Angeblich lagen oder liegen entsprechende Ausstiegs- oder Rückkehrpläne schon in den Schubladen. Alles heiße Luft ? Alles vom Tisch ? Nun, die Eu fährt sich ohnedies an die Wand. Hoffentlich geht das schnell vor sich, dann kann man ohne diesen Firlefanz neu anfangen, dafür nachhaltiger, ehrlicher, disziplinierter und – härter.

  23. Wer das Geld hat, hat das Sagen. Wer das Sagen hat, hat die Macht und das ist die Finanzwirtschaft. Die Finanzmärkte (Finanzmärkte, das sich so schön anonym an, dabei sind es Personen, die hier agieren) reagieren nicht automatisch auf bestimmte Aktivitäten der Politiker, sondern bewusst und gezielt, um erfolgreich Einfluss auszuüben.

    • Richtig. Guter Punkt. Anonymität wird auch immer besonders dann propagiert und soll abschirmen, wenn die Schoose so richtig am dampfen ist. Dabei hat die Schoose Namen, Adressen, Telefonnummern, etc.
      Und die im Dunkeln sieht man nicht. Aber nein, ein auf das Sichtfeld heruntergerutschter Aluhut ist nicht dafür verantwortlich…

  24. Ja Herr Metzger, gegen die Märkte lässt sich nicht regieren. Das werden auch bald unsere Grokos bemerken, wenn die Anleger eine Alternative zu Anleihen mit Nullzinsen oder Negativzinsen haben. Übrigens hat die EZB im Verein mit den Brüsseler und den Berliner Politbürokraten den von Ihnen beschworenen Ordnungsrahmen schon lange auf den Müllhaufen der Geschichte befördert.

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