1975 schrieb der Soziologe Helmut Schelsky sein Buch „Die Arbeit tun die anderen“. Dafür, dass er eine heraufziehende Überakademisierung prognostizierte, wurde er heftig angegriffen. Nun erfüllt sich seine Warnung, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen.
Zur Zeit gibt es im Handwerk rund 30.000 offene Plätze, stellt aktuell der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fest. Diese, so der ZDH, könnten nicht besetzt werden, weil bereits in den zurückliegenden Jahren die Lehrlinge ausgeblieben seien. Aber nicht nur dort mangelt es an Nachwuchs. Der Deutsche Pflegerat schätzt den akuten Mangel auf 100.000 Pflegekräfte, die allein in Krankenhäusern fehlen.
Wer sich ob solcher Zahlen jetzt erst sorgt oder wundert, ist ein Naivling. Denn diese Situation war seit Jahren absehbar. Nur wollte man sie nicht wahrhaben. Dass die Zahl der Schulabsolventen und damit potenzieller „Azubis“ aus demographischen Gründen sinken würde, ist schon lange klar. Einen maßgeblichen Grund für den Fachkräftemangel aber liefern und lieferten seit Jahrzehnten die Politik und die so genannten Bildungswissenschaften. Dadurch wurden die hier an zwei Beispielen genannten Fachkräftelücken mit verursacht.
Ihretwegen hat sich in den Köpfen vieler Schülereltern, vor allem vieler Ein-Kind-Eltern, längst festgesetzt, dass der Mensch eigentlich erst so richtig beim Abitur beginnt. Das von der OECD und vielen „Bildungsexperten“ inszenierte Gerede, Deutschland brauche mehr Abiturienten, Studenten und Akademiker , scheint auch in den Köpfen der Parteioberen und ihrer Bildungsminister Gemeingut geworden zu sein.
Dementsprechend haben sie die Quotenschraube nach oben gedreht und ein Wettrüsten um die höchsten Abiturientenquoten angeleiert. Wie man das macht? Ganz einfach, da reichen vier Methoden. Methode 1: Man gibt den Zugang zum Gymnasium und zu anderen abiturvorbereitenden Schulformen voraussetzungslos völlig frei und lässt jeden unabhängig von seiner Eignung und seinem Leistungsvermögen zum Gymnasium zu. Nur noch Bayern und Sachsen sind hier etwas restriktiver. Methode 2: Man macht die Hauptschule platt und schafft die Realschule ab. So geschehen im Fall der Hauptschule in allen deutschen Ländern, und im Fall der Realschule in den meisten. Methode 3: Wenn die Kinder gemäß „Elternwillen“ dann am Gymnasium sind, gibt es dort auch keine weiteren Hürden mehr. Die Leistungsansprüche werden abgesenkt, und sitzenbleiben kann kaum noch jemand. Methode 4: Die eigentliche Abiturprüfung ist in ihren Ansprüchen weichgespült, was man allein daran erkennt, dass sich die Zahl der Abiturienten mit 1,0-Zeugnissen binnen weniger Jahre vervielfacht hat und es Bundesländer mit Abiturdurchschnittsnoten von 2,1 bis 2,3 gibt. Und schon sieht man: Perfekt ist die Abitur-Vollkasko-Garantie. Allerdings gilt auch: Statt Studierbefähigung mittels Abitur gibt es jetzt Studierberechtigung qua Abiturzeugnis. Dazu kommt als hochschulpolitische Maßnahme die Einführung eines Bachelors, der sich mehr und mehr zum Sargnagel des in Sonntagsreden als Exportschlager gerühmten deutschen Berufsbildungssystems erweist.
Haben alle Abitur, hat keiner mehr Abitur
All diese Entwicklungen und politischen Setzungen sind die späte Folge einer Abiturpropaganda, die vor rund fünfzig Jahren anfing, als ein Georg Picht verkündete: Wir brauchen mehr Abiturienten, auch wenn wir sie nicht brauchen. Nur vergaß man eines: Wenn alle am Gymnasium sind, dann ist keiner mehr am Gymnasium: Und wenn alle Abitur haben, dann hat keiner mehr Abitur.
Bildungspolitik in Deutschland steht eben Kopf. Und damit wird die Wachstumsbremse der Zukunft eine Pseudo-Akademisierung sein. Sie geht jetzt schon einher mit einem gigantischen Fachkräftemangel. Man schaue sich zudem an, dass wir seit 2011 ziemlich genau ebenso viele Studienanfänger haben wie junge Leute, die eine berufliche Bildung anfangen. Und dass wir in Deutschland rund 18.000 Studienordnungen bei 330 Berufsbildungsordnungen haben. Eine gewaltige Schieflage!
Im Jahr 1975 schrieb der Soziologe Helmut Schelsky ein Buch mit dem Titel „Die Arbeit tun die anderen“. Dafür, dass er darin unter anderem eine heraufziehende Überakademisierung prognostizierte, wurde er heftig angegriffen. Nun aber erfüllt sich seine Warnung, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Immer noch mehr „Sozialwissenschaftler“ und immer noch mehr „Kulturwirte“ sollen am Markt vorbei produziert werden, während es an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Informatikern fehlt. Aber die Blaukittel-Arbeiten sollen andere machen. Die „anderen“ – das sind nach Meinung der Protagonisten der „Willkommenskultur“ seit dem Spätsommer 2015 die „Schutzsuchenden“, „Asylbewerber“ und „Menschen mit Fluchthintergrund“; von ihnen erwartet man sich ein Schließen der Fachkräftelücke. Aber diese Rechnung wird nicht aufgehen. Denn 80 bis 90 Prozent dieser Menschen brauchen mindestens sechs Jahre, bis sie in den deutschen Arbeitsmarkt integrierbar sind. Aber dazu ein andermal mehr!
Übrigens Freunde der ungesteuerten Einwanderung: Was ist das in eurer politisch-ideologischen Typologie, wenn Migranten das tun sollen, was die Einheimischen (darunter eure Kinder) nicht mehr tun wollen?
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44 Kommentare
Gerhard
am 11.08.2017 um 13:11
Das mag sein. Aber wenn jemand sein ganzes Leben Millionen verdient hat, kann auch für 10000 Euro arbeiten. Jedenfalls kann man Abgeordneten nicht pauschal 300.000 hinterherschmeißen, nur weil Vorstände das fünffache und mehr verdienen. Ein Professor erhält auch „nur“ C2 oder C4 , dann muß der Beisitzer im Verbraucherausschuß nicht mehr haben
Zumindest die Ministergehälter nebst Kanzler, sprich die Exekutive, sollte klar mit Spitzenpositionen in der Wirtschaft vergleichbar dotiert sein, auch mit vergleichbaren Anforderungen.
Reine Parteisoldaten wie ein Herr Maas oder eine Frau Nahles, sollten niemals Bundesminister werden können
Na, dann googlen Sie vielleicht einmal nach den Durchschnittsgehältern, die in den einzelnen Bundesländern gezahlt werden.
Das Durchschnittsgehalt für Elektriker beträgt in Baden-Württemberg z.B. 2.925,– €. Brutto!
Genug für ein Häuschen und zwei Autos und Urlaub am Meer?
Selbst auf dem Land gibt es kein wirklich billiges Wohnen oder gar Häuschen mehr. Und Selberbauen geht auch nicht.
Mir ging’s auch nicht um die Zahl der Abiturienten, sondern die Tatsache, dass es auch damals jeder schaffen konnte, der selbst wollte, und den auch seine Eltern motivierten, gerade weil sie von klein auf arbeiten mussten und mehr als Volksschule nicht möglich war.
Schusswaffen gibt es genug. Ca 20-40 Millionen. Fast alle „illegal“, womit man getrost die Argumente gegen einen Waffenbesitz als Lüge bezeichnen kann. Die Leute geheb sich nicht urplötzlich an die Gurgel nur weil sie eine Waffe besitzen. Zumindestens dann nicht wenn sie die Werte unserer Zivilisation inhaliert haben.
Meine Arbeiter-Familie hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ich Matura (Abitur) machen konnte. Und ich habe dafür ab 10 in den Ferien gearbeitet, um dazu zu verdienen.
Mit 8000 Euro + Pauschale + 2 Büros samt Mitarbeiter + Bahncard100 + Waffenschein und 200 Euro Pensionsanspruch pro Abgeordnetenjahr ist der Job gut bezahlt. Es gibt in Europa kein größeres Parlament und keine besser dotierten Abgeordneten ( außer in Brüssel )
Nicht zu vergessen, daß sich die Abgeordneten ihre 7er Ausschüsse abnicken lassen und die stellen dann nur Ihresgleichen auf. Einen Rechtsanwalt oder einen Lehrer
Nicht zu vergessen, die ganzen Angestellten in den zertifizierten „BürgerInnen“ – oder Beauftragten für Allesmögliche Büros, Stadteilhilfevereinen o.ä. , die morgens erstmal eine Teestunde machen können, wo es keine Rolle spielt ob am Tag 10 anrufen oder gar keiner, wo nichts pünktlich fertig oder normgerecht werden muß ( außer den Plakaten für die nächste Demo ), wo man nicht haften oder Gewährleistung geben muß und wo man so gut wie niemandem reportieren muß. Und das zahlt alles der Mann, der um 7 mit der Lötlampe auf der feuchten oder zugigen oder im Winter kalten Baustelle steht.
Mit einem Handwerkerlohn ist heute nicht mal mehr auf dem Land ein bürgerliches Leben möglich. Ich war vor paar Wochen in (auf der Bank vor) einer Dorfpizza und die, die reinkamen waren Herr und Frau Dr. , Frau Dr. mit Gatte, ein pensionierter Lehrer mit Begleitung und die Ehefreu eines Behördenleiters. Es waren noch ein paar andere, die ich nicht aber nicht kannte. Und das ist mittlerweile überall so.
Vielleicht sollte das mal thematisiert werden.
Da muss ich Sie fragen, was ein Arbeitsplatz ist, dem eines Akademikers würdig ist? Wenn man es an der Bezahlung messen will, dann hat es im Durchschnitt(!) der Akademiker besser als der Nicht-Akademiker. Man darf aber nicht übersehen, dass es auch erhebliche Unterschiede der Einstiegsgehälter zwischen den verschiedenen Abschlussfächer gibt. Entsprechende Auflistungen im Netz findet man viele: https://www.absolventa.de/karriereguide/arbeitsentgelt/einstiegsgehalt
Ansonsten wissen die Firmen selbst am besten, wen sie für ihre Jobs benötigen und werden für bestimmte Stellen nur jemanden nehmen, der das direkte oder ähnliche Fachgebiet studiert hat.
Sozialisiert wurde ich als Arbeiterkind, habe genug einfache und handwerkliche Arbeit in der Industrie und in der Landwirtschaft selbst getan, bevor ich zur Politik kam, aus der ich (politische Stiftung eingeschlossen) seit gut 20 Jahren raus bin.
Sehr geehrter Herr Kraus, wie immer lehne ich mich hier im Leserforum dagegen auf, wenn versucht wird, offensichtliche und auch politisch herbeigeführte Fehlentwicklungen wie die deutsche Bildungskatastrophe auf Eliten und „die Politiker“ abzuwälzen und dabei die Menschen, die „Bürger“ außen vor zu lassen. Dann kann man sich hier sehr schön als unschuldig Empörter inszenieren und vertuscht den Beitrag, den wir alle an dieser Misere haben.
Auch ich bin damit eingeschlossen. Alle meine Kinder gehen nämlich ins Gymnasium und haben entweder Abitur oder werden es bald machen. Nicht alle von ihnen waren gymnasial- geschweige denn hochschultauglich. Trotzdem haben meine Frau und ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie durchs Abitur zu pauken, die Großeltern eingespannt, ein kleines Vermögen für Nachhilfe ausgegeben. Schon bei mir selbst lief das so.
Entscheidend ist die Frage nach dem Warum. Natürlich, wir sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Akademikerfamilie, beide Linien. Das Familienerbe verpflichtet, sozusagen. Aber natürlich gab es immer wieder mal schwarze Schafe unter den Vorfahren, auch welche, aus denen gar nichts wurde.
Warum also habe ich so große Anstrengungen unternommen, um meine Kinder erst auf das Gymnasium (bei zwei übergingen wir die Empfehlung der Grundschullehrerin, die auf Mittlere Reife lautete) und dann die Uni zu bekommen?
Der erste Grund ist – natürlich – Standesdünkel der Mittelschicht. Ich lästere hier oft und gerne über die Mittelschicht, aber da bin ich nicht besser.
Das korreliert aber mit einem ganz anderen Grund: Ich wollte für meine Kinder eine kopftuchfreie Schule haben. In einer westdeutschen Großstadt geht das nur noch (halbwegs) über das Gymnasium. Ich bestehe darauf: Das Gymnasium ist die Hauptschule – und! – das Refugium der deutschen Mittelschicht geworden. Dort bildet sie sich, dort findet sie sich, dort ist sie unter sich, dort wird sie überhaupt erst. VÖLLIG EGAL ob links, grün oder rechts, ob städtischer Altbau oder Reihenhaus, ob Fahrrad oder SUV – das Kind muß aufs Gymnasium. Das Bildungssystem in Deutschland ist längst ethnisch determiniert. Wenn ich am Bahnhof den Bus sehe, der vom „Berufsschulzentrum“ mittags kommt, denke ich, das könnte auch ein Bus in Kabul oder Istanbul sein. Will man das für sein Kind?
Dieser Staat schützt uns Deutsche nicht vor Einwanderung, Migranten und dem Islam, also versuchen wir subversiv uns selbst zu schützen: Wir geben unsere Kinder ins Gymnasium, wohin es Muslime meist nicht schaffen. Wir finanzieren ihnen ein teures Studium, auch wenn die Abschlüsse zunehmend entwertet werden. Dann versammeln wir uns alle in den „White Collar“ Berufen und verdienen viel Geld, doppelverdienend, selbstverständlich. Endlich sind wir in der Lage, hohe Mieten zu zahlen, und so, wie durch Zauberhand, bleiben wir in den wilhelminischen Altbauvierteln, der Bungalow-Sunburbia unter uns, denn Türken oder Afghanen können sich diese Wohungen nicht leisten, finden dort nicht ihre Parallelwelt. Noch – noch funktioniert das. Und ja, dann sind wir grün, links, libertär, progesssiv, essen vegan oder beim Thai, fahren Rad, gendern und machen nur noch eine Fernreise pro Jahr und bekommen ein Einzelkind mit 38, weil alles so teuer ist und Tinder vorher nicht den/die Richtige fand. Wir wählen Merkel, sind weltoffen und bunt – und wenn das Kind dann da ist, dann geht der Kampf aufs neue los – deutsch zu sein, deutsch zu bleiben. Zwischen dem Versuch, das Kind unter Deutschen zu halten und SPON als Startseite besteht für kaum einen ein Widerspruch. Im Gegenteil, für viele ist es Win-Win. Sie können vor sich selbst linksgrün und gut sein und leben trotzdem so monokulturell wie die Identitären in Schnellroda. Ein solches System landet zwangsläufig da, wo es jetzt ist, und es geht noch schlimmer.
Ihre Sicht ist die eines Bildungsspezialisten, und Ihre Kritik ist berechtigt, sie blendet aber die Ursachen aus, weil sie sie einseitig auf „die Politik“ abwälzt. Doch die – natürlich hat sie die große Einwanderungsinvasion seit den 60ern organnisiert – reagiert nur auf das, was von uns kommt. Das greift ineinander. In Städten wie Frankfurt am Main, Bremen oder Dortmund sind heute schon mehr als zwei Drittel der Schüler keine Deutschen mehr, haben zum Beispiel Deutsch nicht als Muttersprache. In ein paar Jahren sind wir da bei 80 Prozent, oder auch 100 in verschiedenen Stadtteilen. Die Deutschen werden sich in Privatschulen zurückziehen, wenn das Gymnasium sie nicht mehr vor Migranten schützt. Dieser Zeitpunkt wird kommen. Er wird eine weitere bittere Kostenrunde für die Mittelschicht bedeuten, ich sehe das bei Freunden in den USA, wo das schon lange so ist.
Man kann also alles nicht voneinander trennen. Erinnern Sie sich noch, als ein SPD-Minister begeistert den 1-Millionsten Gastarbeiter begrüßte und ihm ein Moped schenkte? Damals wurde der Grundstein gelegt. Den Rest besorgte die Wohlstandverwahrlosung seit den 60ern.
In der Energiewende, grüne Oberhoheit!, haben wir sehr wohl eine Umverteilung von unten nach oben und arm nach reich. Die ‚kleinen Leute‘ (die ohne Haus mit Solardach) zahlen den Hausbesitzern die Solarstromgewinne. Das ist der grüne Gerechtigkeitsbegriff, den sie mit dem EEG tatsächlich (mit den Roten!) durchgesetzt haben und womit sie obendrein auch noch die Versorgungssicherheit des gesamten Gemeinwesens in höchste (technische) Gefahr, an den Abgrund eines totalen Strom-Blackouts, gebracht haben.
im September haben wir wieder die Möglichkeit diese Schaumschläger und Lebensversager wieder an die Spitze unserer Leistungsgesellschaft zu wählen. Genau diejenigen die immer dann davon gelaufen sind wenn es um einen Leistungsnachweis ging. Politisches Brot zu essen ist die einfachste Lösung. Leistungsnachweise sind nicht erforderlich. Nicht mal ein Schulabschluß. Dafür sind hinterher die Pensionsansprüche um so üppiger. Dies ist das vordringlichste Ziel welches es zu erreichen gilt. Da sind sich diese Günstlinge dieses Systems alle einig.
Richtig Herr Kraus!
Abitur wurde mal „Allgemeine Hochschulreife“ genannt, wohl aus Gründen nicht allgemeine Hochschulberechtigung.
Eine allgemeine Berechtigung ließe sich leicht und billig verkünden. Jeder darf an einer Uni studieren, Punkt.
Naheliegend wären dann die Unis (wieder) in der Pflicht, ihre Ressourcen (per Aufnahmetest) zu organisieren, da logischer Weise nicht 100.000 Studenten dort irgendwas machen können, was für 5.000 geplant wurde und auch nur entsprechende Strukturen für 5.000 vorhanden sind, von Tisch bis Stuhl, von Mensaplatz bis Buch in Bibliothek.
Die formalisierte Vereinfachung der Zugangsregelung durch Abi und NC, wird also gerade geschliffen und der Ball einer, aufgrund begrenzter Ressourcen immer objektiv notwendigen, Zugangsregelung wieder den Unis zugespielt.
Jeder der will kriegt einen Zettel, der Abi genannt wird, der damit erstmal nichtssagenden wird.
Er besagt eigentlich nichts weiter mehr, als daß eine gewisse Zahl an Schuljahren absolviert wurden, mal 12, mal 13, mal eine andere Zahl.
Ob allerdings wirklich HochschulREIFE erzielt wurde, sagt dieser Inflations-Zettel nicht mehr aus.
Wenn die Länder den bisherigen Weg fortsetzen, ist in meinen Augen der Zugangstest an jeder Uni und für jedes Studienfach (in vielen Ländern jenseits von Deutschland ist das Standard) die logische Konsequenz, also der Weg eines pauschalisierten Befähigungsnachweises, eben des Abiturs, am Ende.
Freie Studiengänge ohne jede Zugangsbeschränkung wären dann das neue Studium Generale oder eher der Volkshochschule vergleichbar und ohne akademische Aussagekraft.
Welche berufliche Befähigung derart vermittelt werden könnte, ebenso die Zielberufe, entzieht sich derzeit meiner Phantasie.
Wie Sie schon geschrieben haben, ein inflationiertes Abitur, ist ein wertloses Abitur.
Sosehr es manchen Politikern aus ideologischen Gründen mißfallen mag, aber die Menschen sind nun mal nicht gleich.
Manche sind klüger, manche weniger.
Noten versuchen dies zu standardisieren, eben weil eine solche Methode der Vereinfachung dient, nicht irgendeiner zu konstruierenden Fiktion von sozialer Gerechtigkeit.
Und solange Ressourcen endlich sind, müssen irgendwelche Verfahren bestehen bleiben, wie knappe Güter an Platz und Personal optimal eingesetzt werden können.
Ob man das Note oder Scorewert nennt, ist doch vollkommen gleichgültig. Und was ist damit sozial gewonnen, wenn ich jedem eine akademische Illusion vorgaukle, die er mit seinen persönlichen Talenten einfach nicht erreichen kann?
Ich sehe eher das Risiko vergeudeter Jahre an irgendeiner Uni und in irgendeinem Larifarifach, aus dem man nicht durch harte Fakten wie Mathescheinen oder Staatsexamen rausfliegt, was anschließend ein pseudoakademisches Prekariat produziert.
Und das ein nennenswerter Teil der aktuellen Migranten in überschaubaren Jahren Gesellen oder Meister in Industrie oder Handwerk werden, glaube ich eher nicht.
Dafür sind die mitgebrachten Qualifikationen und Sprachfähigkeiten zu bescheiden, von funktionalen Analphabeten gar nicht erst zu reden.
Und bereits die Motivation für das Durchziehen von Sprachkursen scheint mittlerweile mit großen Fragezeichen versehen werden zu müssen, von weiterführenden Ausbildungen nach hiesigen Standards ebenfalls ganz zu schweigen.
Ah ja, die bösen „Soziologen“ mal wieder. Dass es eine Über-Akademisierung gibt, bestreite ich gar nicht, nur sind es kaum die immer wieder beweinten „Irgendwas mit medien“ studien, es werden viel zu viele Juristen oder BWLer ausgebildet. Oder warum vermehrt sich die Kaste des (mittleren) Managements so vehement, während die „BLaukittel“ an der kurzen Leine gehalten werden? Aber es muss ja in Permanenz „controlled“ und evaluiert werden. Warum eine Kindergärtnerin in Hinkunft (so in Österreich) eine „Akademische Ausblidung“ benötigt, erschließt sich mir jedoch tatsächlich nicht.
Warum wünschen viele Firmeninhaber Abitur um ein Handwerk zu erlernen? Den Begriff -HONK-(Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse) gibt es nicht zufällig; wenn das jetzt auch auf Einen Teil der „Abiturienten“ zutrifft, wie soll dann die Mehrzahl der goldenen Wüstensöhne eingeordnet und ausgebildet werden?
Wenn diese das tatsächlich wollen. Das nächste „Problem“.
…und haben teilweise erbärmliche Arbeitsbedingungen. Sehen Sie mal einem Dachdecker zu: Entweder unter sengender Sonne oder im Regen; ideales Wetter gibt es für diesen Beruf praktisch nicht. Deswegen wandern auch viele von solchen Berufen aus dem Bau ab, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Und so gut ist die Bezahlung nun wirklich nicht, um das auszugleichen, vor allem wenn man mit den jüngsten Tarifabschlüssen z.B. der Kindergärtnerinnen vergleicht.
So lobenswert der Artikel ist- die Überschrift ist gestrunzt: Wir haben eine flächendeckende ENTakademisierung.
Wer einmal die Examensarbeiten angehender Juristen mit vor Schreibfehlern wimmelnden Drei-Wort-Sätzen korrigieren mußte, wer feststellt, daß Abiturienten mit einem einfachen Dreisatz überfordert sind, wer erleiden muß, daß Masterstudenten der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht mehr begreiflich zu machen ist, dem wird klar, weshalb die Dinge in Schland von Energiewende bis Multikulti so sind wie sie sind.
Wer allerdings glaubt, durch Verschärfung des Zugangs zum Abitur derlei wieder abstellen zu können, ist auf dem Holzweg. Zu weit fortgeschritten ist der Prozess der Infantilisierung in „Safe space“- Streichelzoos, mit der Leistungsmotivation bereits im Kindesalter von den eigenen Eltern erstickt wird- was Wunder, gehört diese Generation doch selbst bereits dem grünlinken Schildbürger-Spießertum an. Da wird es auch nichts mit tüchtigen Gesellen.
Es wird nur einen Weg geben, den der Katharsis. Vae victis!
Diese Fürsprecher gab und gibt es: Die Gewerkschaften.
Nur hat man die in den 90ern mit ständigem Gejammer über den „Standort Deutschland“, wo die Lohnstückkosten im internationalen Vergleich zu teuer seien, systematisch demontiert – unter Kohl genauso wie unter Schröder.
Übersehen hat man dabei, daß bei dieser Abwärtsspirale die große Masse der Menschen zu den Verlierern gehört. Jahre später bezichtigen uns französische Politiker des Lohndumpings, nicht ohne eine gewisse Berechtigung: Hartz IV und die „Stärkung des Niedriglohnsektors“ (allerdings nicht der Niedriglöhner, die sind arm dran) gilt ja bei uns nach wie vor als große Errungenschaft.
Dann darf man sich auch nicht beschweren, daß diese einfachen Tätigkeiten mit schlechter Entlohnung niemand mehr machen will und alle studieren wollen, auch wenn man danach oft keinen gut bezahlten Arbeitsplatz findet.
Besonders in SPD regierten Bundesländern ist mir aufgefallen, dass eine erhebliche Inflation beim Abitur und anschließend beim Studium praktiziert wird. Was nützt ein Zentralabitur, wenn anschließend über die Benotung geschoben wird. Das heutige Abitur hat nicht einmal mehr Realschulniveau der alten Schule vor 1975. Wem nützt es, dass der notwendige Standart bei den angehenden Maschinenbau-Ingenieuren zum Bestehen von mindestens 50% auf 35% gesenkt wurde, zumindest bei einer der besten deutschen Technischen Universitäten, so etwas wird sich später im wahren Leben schrecklich rächen, damit ist niemandem geholfen und führt dazu, dass obligatorische Zusatzausbildungen Standart werden. Mit der Einführung der Bachelor -und Master-Studiengänge war das Problem vorprogrammiert.
Ein Abitur in Hessen hatte, insbesondere in Deutsch, nicht einmal Realschulniveau. Und da man in jedem Beruf mal einen Brief schreiben muss, kann man sich somit sehr blamieren oder gar seine Zukunft verbauen.
Wir leben in einer Gesellschaft, die nach jahrzehntelanger Hirnwäsche total sozialpädagogisch durchseucht ist und in ihrer Endphase nun wie von Sinnen den Bestand indigener Hilfsbedürftiger / Sozialfälle durch Zuzug
hunderttausender Unqualifizierter und Kulturinkompatibler ins nicht mehr
Bewältigbare / Bezahlbare hochtreibt. Das ist irre und selbstmörderisch zugleich. Was Sozialpädagogen verteilen, müssen die Wertschöpfer (Handwerker, Industriearbeiter, Techniker , Ingenieure, Landwirte etc.) erst erarbeiten. Von letzteren gibt es immer weniger. Und dann die Frage: Kommen aus der neuerdings global ausgeweiteten Gerechtigkeitslückenverfüllung wirklich die Prosperität und urbanen Stadtviertel hervor, die uns der rote Weltgeist immer noch verspricht? Da haben die, die in den ausmetastasierenden No-go-Areas der Städte leben, gewiß ihre eigenen Ansichten. – Woran liegt’s? Das diesem Tun zugrundeliegende Menschenbild ist falsch, kaputt, ehrlos: der Mensch als Leistungsempfänger, der immer noch einen braucht, der ihm die Leistung abnimmt, statt daß er sie selbst erbringe. Der Tüchtige, Fleißige, Geschickte, Umsichtige, Energische, Realistische, Selbstverantwortliche, Selbstbewußte, Freisinnige und eine Erziehung, die all dies in den Vordergrund stellte, haben wir seit Jahrzehnten nicht mehr. Dafür aber ein immer größer werdendes Heer (zu) gut bezahlter Gouvernanten und Mündelmacher. – Sehr guter Beitrag, verehrter Herr Kraus!
Spät, aber doch noch wird zumindest hier auf TE einmal dieses Thema angeregt. Seit Jahren ist es mir definitiv schleierhaft, dass alle Welt studieren muss. Wem hilft es? Aber auch hier greift natürlich das Prinzip der Gleichmacherei, welches sich seit mittlerweile Jahrzehnten durch die Politik zieht. Aber auch hier muss man wie immer sagen: die Menschen sind nicht gleich und man kann sie auch nicht gleich machen. Und um es mit Wowereit zu sagen: Das ist auch gut so!
Aber man wird das Gefühl nicht los, dass Politik nicht von A bis B denken kann; Das Problem war bereits mit dem Thema Gesamtschule ausgebrochen, Sekundarschule, Inklusion, wo steckt der Sinn? Natürlich verändert die Technisierung vieler Arbeiten auch irgendwie die Arbeitswelt, aber es brauchte immer gute Arbeiter und Handwerker und das wird sicher auch in Zukunft so bleiben.
Herr, lass endlich Hirn in die Politiker-Köpfe regnen!
Ja mein Lieber, da legen Sie mal wieder den Finger in die richtige Wunde.
Unterstellt, die meisten Bürger sind nüchtern und irgendwie bei Sinnen, wenn sie zur Wahl gehen, drängt sich natürlich die Frage auf, wie solche geistigen Sitzriesen in Amt und Würden gewählt werden konnten!
Ich vermute, daß ein erheblicher Teil dieser Politpromis nur über Listen in den Bundestag geraten sind, da ich mir deren Sieg als Direktkandidat eines Wahlkreises einfach nicht vorstellen kann, was ich jetzt aber auch nicht geprüft habe.
Damit würde sich das Problem auf die Parteien allgemein verlagern, auf ihre Landeslisten.
Auf deren Erstellung hat der Wähler keine Einfluß, nur die Parteimitglieder.
Mit der 2.Stimme billigt der Wähler die Landeslisten der Parteien pauschal.
Wenn dann auf den aussichtsreichen, oberen Plätzen der Landeslisten solche Giganten des Geistes platziert wurden und das den Wählern bewußt ist, haben sie bekommen was sie wollten.
Wem das nicht bewußt ist, der ist wohl noch kein sehr reifer Wähler und noch im demokratischen Blindflugmodus.
Die politische Konkurrenz könnte zumindest hierbei etwas Aufklärungsarbeit leisten, welche personelle Katastrophe auf welcher Landesliste aussichtsreich platziert wurde.
Vielleicht würde dies zumindest bei den krassen Fällen etwa helfen und künftig Parteien davor zurückschrecken lassen, peinliche und reine Versorgungsfälle auf ihren Landeslisten aussichtsreich zu platzieren.
Wer seinen Wahlkreis direkt gewinnt, dem muß man gratulieren und dann selbst kuriose Typen respektieren, wobei ich z.B. an Herrn Ströbele denke.
Natürlich muss man auch die Frage stellen, warum nur so wenige qualifizierte und im Leben erfolgreiche Menschen wie Unternehmer, Handwerker, Ingenieure, Naturwissenschaftler, Ärzte und auch Betriebswirte bereit sind, sich für die Politik zur Verfügung stellen.
Weil es für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst ein Rückkehrrecht auf den alten Platz gibt. Für einen Bäckermeister gilt das nur theoretisch und ist nicht tarifvertraglich geregelt
MalinMetternich
am 01.08.2017 um 10:03
Zum letzten Absatzes des Artikels: die „Freunde der ungesteuerten Einwanderung“, die ich (unter den Jung-Akademikern fast ausschließlich) kennengelernt habe, fordern keineswegs, dass die Migranten das tun, wozu sie selbst keine Lust haben. Ganz im Gegenteil: diese Jung-Akademiker faseln von einer „kranken Welt mit einem kranken Kapitalismus“, wollen, dass die Altenpflegerin besser bezahlt wird als ein Manager (denn die tue ja einen „wirklichen Dienst für die Gesellschaft“) und haben im Grunde nur ein ideologisches Ziel, nämlich unser Wirtschaftssystem ändern. Kuba, Venezuela und all die gescheiterten Sozialismus-Experimente interessieren sie nicht bzw sie fiinden ständig Erklärungen, warum sich „Gerechtigkeit in einem ungerechten System nicht durchsetzen“ kann. (Aus diesem Grund halte ich das US-Embargo für Kuba auch für so falsch, denn es dient all den linken jungen Ideologen als Erklärung, warum es in Kuba nicht besser läuft – aber das nur off-topic.)
Das eigentliche Problem, was mit der Pseudo-Akademisierung einhergeht, sehe ich darin, dass wir bald nur noch eine Nation von Schwätzern und nicht mehr von Machern sind. Die Jung-Akademiker kreiseln noch mit über 30 nur um sich selbst, ihr Leben, ihre „Herzens-Projekte“, ihre Beziehungen, ihre schwere Kindheit (kaum einer, der oder die nicht mindestens einmal pro Woche in die Psychotherapie läuft), ständig sind sie mit ihrer „Work-Life-Balance“ beschäftigt – ich erlebe kaum noch einen, der zupackt. Und wenn es solche jungen Menschen gibt – echte Machter – dann werden sie von den o.g. Gleichaltrigen als „Ausbeuter“, „Jung-Kapitalisten“ oder was weiß ich nicht alles verunglimpft. Die Nabelschau ist das Lebensmodel der Über-Akademisierten.
Genau das war ja einer der Gründe, warum viele Arbeitgeber am Anfang tatsächlich dachten, mit den Migranten kommt eine Aufbruchsstimmung ins Land. Die AG dachten, hier kommen „Macher“ ins Land, Menschen, die arbeiten, zupacken, anpacken wollen. Dass viele der Migranten nun einfach nur herumsitzen und in einer absurden Anspruchshaltung verharren, war so natürlich niemals gedacht gewesen. DAS ist wohl die eigentliche Enttäuschung: dass die Migranten zu großen Teilen in den Augen der AG noch weniger „brauchbar“ für den Arbeitsmarkt sind, als die überakademisierten Jung-Schwätzer.
Man kann den Schülern und ihren Eltern nicht den Vorwurf machen, dass immer mehr das Abitur anstreben und später einen akademischen Weg einschlagen. Denn das was der Artikel unterschlägt, die Arbeitslosigkeit im akademischen Bereich ist am geringsten im Vergleich zu allen anderen Ausbildungsstufen. Was auch die These widerlegt, dass zu viele Schüler später studieren.
Das kommt auf das Studienfach an: So viele Kunsthistoriker, Germanisten, Amerikanisten u.s.w. braucht die ganze Welt nicht, wie bei uns jedes Jahr ausgebildet werden. Die enden dann fast alle als Quereinsteiger in ganz anderen Berufen oder schlagen sich mit prekären Beschäftigungsverhältnissen herum; „Generation Praktikum“ und die Taxizentrale lassen grüßen.
Es ist unglaublich, wieviel Energie da volkswirtschaftlich genauso wie persönlich verpufft.
Ganz richtig, tautologische Pleonasmen (Achtung Pleonasmus) sollte man vermeiden, wie man vieles vermeiden sollte, z.B. „Subs“ nicht zu lesen, wo eine Subs als ertrunkene tote Leiche (Pleonasmus) wieder ins Leben zurückkehrt und ihren Besitzer, einen plastischen Chirurgen so in Angst und Schrecken (Tautologie) versetzt, dass er beschleßt, sein Leben zu ändern.
„Ein in bestem Sinne verstörendes Stück mitunter sehr komischer Kultur-und Zivilisationskritik, jenes perverse Spiel, welches „Subs“ als Fiktion ausmalt,treibt lediglich etwas aud die Spitze, was in der Realität bereits in Ansätzen vorhanden ist.“ Deutschlandfunk
Ich empfehle einen Bachelor im Handwerk. Mit Vorlesungen zu: Wie Halte Ich Einen Pinsel (ein Semester); Wie Halte Ich Einen Schraubenzieher (noch ein Semester), u.ä. Wenn man diese Kurse schon als Leistungskurse auf dem Gymnasium anbieten würde (mit 1,0-Abschlussprüfungsgarantie), könnte man den Bachelor schon mit den Fortgeschrittenenvorlesungen beginnen, die das bisher Gelernte „Hinterfragen“ und als Postmodernes Konstrukt „Entlarven“: Wozu Brauche Ich Überhaupt Einen Pinsel, usw. Fachübergreifend: Warum es diskriminierend (Sexismus/Sexisma) ist, von DER Pinsel, DER Schraubenzieher usw. zu sprechen: LGBQTXXX im/in der Handwerk*_In. Nachdem Geschlecht völlig dekonstruiert wurde, kommt als Abschluss die Vorlesung: Warum Wir Eine Frauenquote Im Installationshandwerk Brauchen.
Die Absolventen dieser Studiengänge wären im wirklichen Handwerk natürlich nicht einsetzbar, denn dort muss man wirklich etwas können. Aber das braucht man den Studenten ja erst zu erzählen, wenn sie ihren Abschluss in der Tasche haben. Das macht man ja mit den anderen Studiengängen nicht anders. Die wirklich Guten machen ja ohnehin den Masters!
Die theoretische Begründung Pichts und mehr noch die Dahrendorfs für die Bidlungsexpansion der 1960er waren eine verspätete Folge des Sputnikschocks und der frühen Einführung des 10. Pflichtschuljahres und der Polytechnischen Oberschule in der DDR. Man hatte sich in der BRD also auf alten Lorbeeren ausgeruht. Nach dem Bau der Mauer 1961 versiegte die Fachkräftequelle DDR. Man musste nun etwas tun. Der Schwung hielt bis in die 1970er an. Dann gab es zuviel Konkurrenz von unten für die Kinder aus oberen Mittelschichten und unteren Oberschichten. Man steuerte unter Kohl und Lambsdorff dagegen.
Durch technisch-wissenschaftlichen Fortschritt bedingt wuchs den Akademikern wiederum über die Jahre von unten unliebsame Konkurenz entgegen: Facharbeiter, Industriemeister und staatlich geprüfte Techniker drängten in Arbeitsbereiche der vormals graduierten und dann diplomierten Ingenieure [FH].
Ausgebildet wurde betriebswirtschaftlich vernünftig bis in die 1980er immer nur für den eigenen Bedarf. Einige Unternehmen vollzogen unter Einfluss von Kaufleuten einen Paradigmenwechsel und boten keine Ausbildung mehr an, sondern kauften fertige von anderen Firmen ausgebildete Fachkräfte ein. Eine nunmehr weit verbreitete Unsitte, die der Wirtschaft schadete und schadet. Man sägte den Ast ab, auf dem man sass. Viele Unternehmen haben heute gar nicht mehr das notwendige Ausbildungswissen und -können, Ausbildungswerkstätten und -labore sowie qualifizierte Ausbilder.
Gleichzeitig mit der Angelsachsisierung [Bologna-Prozess] der akademischen Ausbildung [Bachelorabsolventen] in den 1990ern wurde 1998 noch unter Kohl die Förderung der beruflichen Aufstiegs- und Weiterbildung über das alte Arbeitsfördungsgesetz abgeschafft. Fortan gab und gibt es anstelle einer auskömmlichen Förderung für die Meister- und Technikerausbildung nur noch das von Grünen&SPD eingeführte lausige und auf Dahrlensbasis umgestelle „Meister-BAFöG“. Die Meister- und Technikerausbildung wurde so vor fast 20 Jahren ruiniert. Dieser einstige Mittelbau fehlt nun fast vollständig.
Die Ausbildung von Fachkräften wurde mithin über die Angelsachsisierung der akademischen Ausbildung [Bachelorabsolventen] dann von den Betrieben teilwiese an die FHs verlagert. Mit den Bachelorabsolventen vollzog man übrigens eine Volte rückwärts hin zu den graduierten Ingenieuren der 1960er. Diese Umstrukturierung wird wohl nicht rückgängig gemacht werden. Man wird sich also eher auf eine akademisierte Berufsausbildung in Form der Bachelors einstellen müssen.
Der Bachelor in den angelsächsischen Ländern ist wiederum akademisch-wissenschaftlich anspruchsvoller als in Deutschland, weil er häufig ein zweisemstriges Vorstudium enthält, das die Studierenden auf Hochschulniveau bringt, woran sich dann eben ein 6-semestriges Studium anschliesst. In Deutschland hingegen reduzierte man den Bachelor ohne grosse Not einfach auf 6 Semester, ohne das erfolgreiche angelsächsische Modell zu übernehmen.
Die Verachtung ist ein menschliches Laster, das viel an Wohlbefinden zerstört. Die Studierten verachten die Ungebildeten, die Handwerker die Unpraktischen, die Wohlhabenden die Habenichtse und vice versa.
So ist sie ein hervorragendes Mittel zur Bewahrung des Status quo, da die damit verbundenen Grabenkämpfe davon ablenken, von wem wir über den Tisch gezogen werden.
Im Bildungsbereich landen viele geisteswissenschaftlich Studierte mittlerweile in einer harten Realität. Arbeitsstellen jenseits der öffentlichen Hand, die ein ordentliches Auskommen ermöglichen, sind im Vergleich zu den MINT-Angeboten dünn gesät.
Von daher ist die Erhöhung der Staatsquote die logische Forderung jener, die ihre Berufswahl frei vom gesellschaftlichen Bedarf getroffen haben.
Diese gegenseitige Verachtung der Fähigkeiten halte ich übrigens für typisch deutsch. In den USA, wo ich länger gelebt habe, habe ich so etwas absolut nicht erfahren. Es bedeutet eine völlig unnötige Verminderung der Lebensqualität in Deutschland – in einem Land übrigens, in dem Ausbildungsniveau und berufliche Fähigkeiten sich im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen können, so dass es für diese gegenseitigen Herabsetzungen in meiner naiven Sichtweise absolut keinen Grund gibt.
Das mag sein. Aber wenn jemand sein ganzes Leben Millionen verdient hat, kann auch für 10000 Euro arbeiten. Jedenfalls kann man Abgeordneten nicht pauschal 300.000 hinterherschmeißen, nur weil Vorstände das fünffache und mehr verdienen. Ein Professor erhält auch „nur“ C2 oder C4 , dann muß der Beisitzer im Verbraucherausschuß nicht mehr haben
Seh ich anders, aber bitte….
Zumindest die Ministergehälter nebst Kanzler, sprich die Exekutive, sollte klar mit Spitzenpositionen in der Wirtschaft vergleichbar dotiert sein, auch mit vergleichbaren Anforderungen.
Reine Parteisoldaten wie ein Herr Maas oder eine Frau Nahles, sollten niemals Bundesminister werden können
Darauf könnten wir uns einigen
Na, dann googlen Sie vielleicht einmal nach den Durchschnittsgehältern, die in den einzelnen Bundesländern gezahlt werden.
Das Durchschnittsgehalt für Elektriker beträgt in Baden-Württemberg z.B. 2.925,– €. Brutto!
Genug für ein Häuschen und zwei Autos und Urlaub am Meer?
Selbst auf dem Land gibt es kein wirklich billiges Wohnen oder gar Häuschen mehr. Und Selberbauen geht auch nicht.
Mir ging’s auch nicht um die Zahl der Abiturienten, sondern die Tatsache, dass es auch damals jeder schaffen konnte, der selbst wollte, und den auch seine Eltern motivierten, gerade weil sie von klein auf arbeiten mussten und mehr als Volksschule nicht möglich war.
Schusswaffen gibt es genug. Ca 20-40 Millionen. Fast alle „illegal“, womit man getrost die Argumente gegen einen Waffenbesitz als Lüge bezeichnen kann. Die Leute geheb sich nicht urplötzlich an die Gurgel nur weil sie eine Waffe besitzen. Zumindestens dann nicht wenn sie die Werte unserer Zivilisation inhaliert haben.
Meine Arbeiter-Familie hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ich Matura (Abitur) machen konnte. Und ich habe dafür ab 10 in den Ferien gearbeitet, um dazu zu verdienen.
Mit 8000 Euro + Pauschale + 2 Büros samt Mitarbeiter + Bahncard100 + Waffenschein und 200 Euro Pensionsanspruch pro Abgeordnetenjahr ist der Job gut bezahlt. Es gibt in Europa kein größeres Parlament und keine besser dotierten Abgeordneten ( außer in Brüssel )
Nicht zu vergessen, daß sich die Abgeordneten ihre 7er Ausschüsse abnicken lassen und die stellen dann nur Ihresgleichen auf. Einen Rechtsanwalt oder einen Lehrer
Nicht zu vergessen, die ganzen Angestellten in den zertifizierten „BürgerInnen“ – oder Beauftragten für Allesmögliche Büros, Stadteilhilfevereinen o.ä. , die morgens erstmal eine Teestunde machen können, wo es keine Rolle spielt ob am Tag 10 anrufen oder gar keiner, wo nichts pünktlich fertig oder normgerecht werden muß ( außer den Plakaten für die nächste Demo ), wo man nicht haften oder Gewährleistung geben muß und wo man so gut wie niemandem reportieren muß. Und das zahlt alles der Mann, der um 7 mit der Lötlampe auf der feuchten oder zugigen oder im Winter kalten Baustelle steht.
Mit einem Handwerkerlohn ist heute nicht mal mehr auf dem Land ein bürgerliches Leben möglich. Ich war vor paar Wochen in (auf der Bank vor) einer Dorfpizza und die, die reinkamen waren Herr und Frau Dr. , Frau Dr. mit Gatte, ein pensionierter Lehrer mit Begleitung und die Ehefreu eines Behördenleiters. Es waren noch ein paar andere, die ich nicht aber nicht kannte. Und das ist mittlerweile überall so.
Vielleicht sollte das mal thematisiert werden.
Da muss ich Sie fragen, was ein Arbeitsplatz ist, dem eines Akademikers würdig ist? Wenn man es an der Bezahlung messen will, dann hat es im Durchschnitt(!) der Akademiker besser als der Nicht-Akademiker. Man darf aber nicht übersehen, dass es auch erhebliche Unterschiede der Einstiegsgehälter zwischen den verschiedenen Abschlussfächer gibt. Entsprechende Auflistungen im Netz findet man viele: https://www.absolventa.de/karriereguide/arbeitsentgelt/einstiegsgehalt
Ansonsten wissen die Firmen selbst am besten, wen sie für ihre Jobs benötigen und werden für bestimmte Stellen nur jemanden nehmen, der das direkte oder ähnliche Fachgebiet studiert hat.
Sozialisiert wurde ich als Arbeiterkind, habe genug einfache und handwerkliche Arbeit in der Industrie und in der Landwirtschaft selbst getan, bevor ich zur Politik kam, aus der ich (politische Stiftung eingeschlossen) seit gut 20 Jahren raus bin.
Sehr geehrter Herr Kraus, wie immer lehne ich mich hier im Leserforum dagegen auf, wenn versucht wird, offensichtliche und auch politisch herbeigeführte Fehlentwicklungen wie die deutsche Bildungskatastrophe auf Eliten und „die Politiker“ abzuwälzen und dabei die Menschen, die „Bürger“ außen vor zu lassen. Dann kann man sich hier sehr schön als unschuldig Empörter inszenieren und vertuscht den Beitrag, den wir alle an dieser Misere haben.
Auch ich bin damit eingeschlossen. Alle meine Kinder gehen nämlich ins Gymnasium und haben entweder Abitur oder werden es bald machen. Nicht alle von ihnen waren gymnasial- geschweige denn hochschultauglich. Trotzdem haben meine Frau und ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie durchs Abitur zu pauken, die Großeltern eingespannt, ein kleines Vermögen für Nachhilfe ausgegeben. Schon bei mir selbst lief das so.
Entscheidend ist die Frage nach dem Warum. Natürlich, wir sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Akademikerfamilie, beide Linien. Das Familienerbe verpflichtet, sozusagen. Aber natürlich gab es immer wieder mal schwarze Schafe unter den Vorfahren, auch welche, aus denen gar nichts wurde.
Warum also habe ich so große Anstrengungen unternommen, um meine Kinder erst auf das Gymnasium (bei zwei übergingen wir die Empfehlung der Grundschullehrerin, die auf Mittlere Reife lautete) und dann die Uni zu bekommen?
Der erste Grund ist – natürlich – Standesdünkel der Mittelschicht. Ich lästere hier oft und gerne über die Mittelschicht, aber da bin ich nicht besser.
Das korreliert aber mit einem ganz anderen Grund: Ich wollte für meine Kinder eine kopftuchfreie Schule haben. In einer westdeutschen Großstadt geht das nur noch (halbwegs) über das Gymnasium. Ich bestehe darauf: Das Gymnasium ist die Hauptschule – und! – das Refugium der deutschen Mittelschicht geworden. Dort bildet sie sich, dort findet sie sich, dort ist sie unter sich, dort wird sie überhaupt erst. VÖLLIG EGAL ob links, grün oder rechts, ob städtischer Altbau oder Reihenhaus, ob Fahrrad oder SUV – das Kind muß aufs Gymnasium. Das Bildungssystem in Deutschland ist längst ethnisch determiniert. Wenn ich am Bahnhof den Bus sehe, der vom „Berufsschulzentrum“ mittags kommt, denke ich, das könnte auch ein Bus in Kabul oder Istanbul sein. Will man das für sein Kind?
Dieser Staat schützt uns Deutsche nicht vor Einwanderung, Migranten und dem Islam, also versuchen wir subversiv uns selbst zu schützen: Wir geben unsere Kinder ins Gymnasium, wohin es Muslime meist nicht schaffen. Wir finanzieren ihnen ein teures Studium, auch wenn die Abschlüsse zunehmend entwertet werden. Dann versammeln wir uns alle in den „White Collar“ Berufen und verdienen viel Geld, doppelverdienend, selbstverständlich. Endlich sind wir in der Lage, hohe Mieten zu zahlen, und so, wie durch Zauberhand, bleiben wir in den wilhelminischen Altbauvierteln, der Bungalow-Sunburbia unter uns, denn Türken oder Afghanen können sich diese Wohungen nicht leisten, finden dort nicht ihre Parallelwelt. Noch – noch funktioniert das. Und ja, dann sind wir grün, links, libertär, progesssiv, essen vegan oder beim Thai, fahren Rad, gendern und machen nur noch eine Fernreise pro Jahr und bekommen ein Einzelkind mit 38, weil alles so teuer ist und Tinder vorher nicht den/die Richtige fand. Wir wählen Merkel, sind weltoffen und bunt – und wenn das Kind dann da ist, dann geht der Kampf aufs neue los – deutsch zu sein, deutsch zu bleiben. Zwischen dem Versuch, das Kind unter Deutschen zu halten und SPON als Startseite besteht für kaum einen ein Widerspruch. Im Gegenteil, für viele ist es Win-Win. Sie können vor sich selbst linksgrün und gut sein und leben trotzdem so monokulturell wie die Identitären in Schnellroda. Ein solches System landet zwangsläufig da, wo es jetzt ist, und es geht noch schlimmer.
Ihre Sicht ist die eines Bildungsspezialisten, und Ihre Kritik ist berechtigt, sie blendet aber die Ursachen aus, weil sie sie einseitig auf „die Politik“ abwälzt. Doch die – natürlich hat sie die große Einwanderungsinvasion seit den 60ern organnisiert – reagiert nur auf das, was von uns kommt. Das greift ineinander. In Städten wie Frankfurt am Main, Bremen oder Dortmund sind heute schon mehr als zwei Drittel der Schüler keine Deutschen mehr, haben zum Beispiel Deutsch nicht als Muttersprache. In ein paar Jahren sind wir da bei 80 Prozent, oder auch 100 in verschiedenen Stadtteilen. Die Deutschen werden sich in Privatschulen zurückziehen, wenn das Gymnasium sie nicht mehr vor Migranten schützt. Dieser Zeitpunkt wird kommen. Er wird eine weitere bittere Kostenrunde für die Mittelschicht bedeuten, ich sehe das bei Freunden in den USA, wo das schon lange so ist.
Man kann also alles nicht voneinander trennen. Erinnern Sie sich noch, als ein SPD-Minister begeistert den 1-Millionsten Gastarbeiter begrüßte und ihm ein Moped schenkte? Damals wurde der Grundstein gelegt. Den Rest besorgte die Wohlstandverwahrlosung seit den 60ern.
In der Energiewende, grüne Oberhoheit!, haben wir sehr wohl eine Umverteilung von unten nach oben und arm nach reich. Die ‚kleinen Leute‘ (die ohne Haus mit Solardach) zahlen den Hausbesitzern die Solarstromgewinne. Das ist der grüne Gerechtigkeitsbegriff, den sie mit dem EEG tatsächlich (mit den Roten!) durchgesetzt haben und womit sie obendrein auch noch die Versorgungssicherheit des gesamten Gemeinwesens in höchste (technische) Gefahr, an den Abgrund eines totalen Strom-Blackouts, gebracht haben.
im September haben wir wieder die Möglichkeit diese Schaumschläger und Lebensversager wieder an die Spitze unserer Leistungsgesellschaft zu wählen. Genau diejenigen die immer dann davon gelaufen sind wenn es um einen Leistungsnachweis ging. Politisches Brot zu essen ist die einfachste Lösung. Leistungsnachweise sind nicht erforderlich. Nicht mal ein Schulabschluß. Dafür sind hinterher die Pensionsansprüche um so üppiger. Dies ist das vordringlichste Ziel welches es zu erreichen gilt. Da sind sich diese Günstlinge dieses Systems alle einig.
Nach meinen Erfahrungen sehr wohl.
Das Dilemma hat mit dem rigorosem Kündigungsschutz zu tun.
Richtig Herr Kraus!
Abitur wurde mal „Allgemeine Hochschulreife“ genannt, wohl aus Gründen nicht allgemeine Hochschulberechtigung.
Eine allgemeine Berechtigung ließe sich leicht und billig verkünden. Jeder darf an einer Uni studieren, Punkt.
Naheliegend wären dann die Unis (wieder) in der Pflicht, ihre Ressourcen (per Aufnahmetest) zu organisieren, da logischer Weise nicht 100.000 Studenten dort irgendwas machen können, was für 5.000 geplant wurde und auch nur entsprechende Strukturen für 5.000 vorhanden sind, von Tisch bis Stuhl, von Mensaplatz bis Buch in Bibliothek.
Die formalisierte Vereinfachung der Zugangsregelung durch Abi und NC, wird also gerade geschliffen und der Ball einer, aufgrund begrenzter Ressourcen immer objektiv notwendigen, Zugangsregelung wieder den Unis zugespielt.
Jeder der will kriegt einen Zettel, der Abi genannt wird, der damit erstmal nichtssagenden wird.
Er besagt eigentlich nichts weiter mehr, als daß eine gewisse Zahl an Schuljahren absolviert wurden, mal 12, mal 13, mal eine andere Zahl.
Ob allerdings wirklich HochschulREIFE erzielt wurde, sagt dieser Inflations-Zettel nicht mehr aus.
Wenn die Länder den bisherigen Weg fortsetzen, ist in meinen Augen der Zugangstest an jeder Uni und für jedes Studienfach (in vielen Ländern jenseits von Deutschland ist das Standard) die logische Konsequenz, also der Weg eines pauschalisierten Befähigungsnachweises, eben des Abiturs, am Ende.
Freie Studiengänge ohne jede Zugangsbeschränkung wären dann das neue Studium Generale oder eher der Volkshochschule vergleichbar und ohne akademische Aussagekraft.
Welche berufliche Befähigung derart vermittelt werden könnte, ebenso die Zielberufe, entzieht sich derzeit meiner Phantasie.
Wie Sie schon geschrieben haben, ein inflationiertes Abitur, ist ein wertloses Abitur.
Sosehr es manchen Politikern aus ideologischen Gründen mißfallen mag, aber die Menschen sind nun mal nicht gleich.
Manche sind klüger, manche weniger.
Noten versuchen dies zu standardisieren, eben weil eine solche Methode der Vereinfachung dient, nicht irgendeiner zu konstruierenden Fiktion von sozialer Gerechtigkeit.
Und solange Ressourcen endlich sind, müssen irgendwelche Verfahren bestehen bleiben, wie knappe Güter an Platz und Personal optimal eingesetzt werden können.
Ob man das Note oder Scorewert nennt, ist doch vollkommen gleichgültig. Und was ist damit sozial gewonnen, wenn ich jedem eine akademische Illusion vorgaukle, die er mit seinen persönlichen Talenten einfach nicht erreichen kann?
Ich sehe eher das Risiko vergeudeter Jahre an irgendeiner Uni und in irgendeinem Larifarifach, aus dem man nicht durch harte Fakten wie Mathescheinen oder Staatsexamen rausfliegt, was anschließend ein pseudoakademisches Prekariat produziert.
Und das ein nennenswerter Teil der aktuellen Migranten in überschaubaren Jahren Gesellen oder Meister in Industrie oder Handwerk werden, glaube ich eher nicht.
Dafür sind die mitgebrachten Qualifikationen und Sprachfähigkeiten zu bescheiden, von funktionalen Analphabeten gar nicht erst zu reden.
Und bereits die Motivation für das Durchziehen von Sprachkursen scheint mittlerweile mit großen Fragezeichen versehen werden zu müssen, von weiterführenden Ausbildungen nach hiesigen Standards ebenfalls ganz zu schweigen.
Wie habe ich neulich gelesen:
Ist die Uni nicht gelungen,
geht man zu Versicherungen
wenn man auch das nicht kann
geht man halt zu Bertelsmann
?????
Ah ja, die bösen „Soziologen“ mal wieder. Dass es eine Über-Akademisierung gibt, bestreite ich gar nicht, nur sind es kaum die immer wieder beweinten „Irgendwas mit medien“ studien, es werden viel zu viele Juristen oder BWLer ausgebildet. Oder warum vermehrt sich die Kaste des (mittleren) Managements so vehement, während die „BLaukittel“ an der kurzen Leine gehalten werden? Aber es muss ja in Permanenz „controlled“ und evaluiert werden. Warum eine Kindergärtnerin in Hinkunft (so in Österreich) eine „Akademische Ausblidung“ benötigt, erschließt sich mir jedoch tatsächlich nicht.
Warum wünschen viele Firmeninhaber Abitur um ein Handwerk zu erlernen? Den Begriff -HONK-(Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse) gibt es nicht zufällig; wenn das jetzt auch auf Einen Teil der „Abiturienten“ zutrifft, wie soll dann die Mehrzahl der goldenen Wüstensöhne eingeordnet und ausgebildet werden?
Wenn diese das tatsächlich wollen. Das nächste „Problem“.
…und haben teilweise erbärmliche Arbeitsbedingungen. Sehen Sie mal einem Dachdecker zu: Entweder unter sengender Sonne oder im Regen; ideales Wetter gibt es für diesen Beruf praktisch nicht. Deswegen wandern auch viele von solchen Berufen aus dem Bau ab, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Und so gut ist die Bezahlung nun wirklich nicht, um das auszugleichen, vor allem wenn man mit den jüngsten Tarifabschlüssen z.B. der Kindergärtnerinnen vergleicht.
So lobenswert der Artikel ist- die Überschrift ist gestrunzt: Wir haben eine flächendeckende ENTakademisierung.
Wer einmal die Examensarbeiten angehender Juristen mit vor Schreibfehlern wimmelnden Drei-Wort-Sätzen korrigieren mußte, wer feststellt, daß Abiturienten mit einem einfachen Dreisatz überfordert sind, wer erleiden muß, daß Masterstudenten der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht mehr begreiflich zu machen ist, dem wird klar, weshalb die Dinge in Schland von Energiewende bis Multikulti so sind wie sie sind.
Wer allerdings glaubt, durch Verschärfung des Zugangs zum Abitur derlei wieder abstellen zu können, ist auf dem Holzweg. Zu weit fortgeschritten ist der Prozess der Infantilisierung in „Safe space“- Streichelzoos, mit der Leistungsmotivation bereits im Kindesalter von den eigenen Eltern erstickt wird- was Wunder, gehört diese Generation doch selbst bereits dem grünlinken Schildbürger-Spießertum an. Da wird es auch nichts mit tüchtigen Gesellen.
Es wird nur einen Weg geben, den der Katharsis. Vae victis!
Diese Fürsprecher gab und gibt es: Die Gewerkschaften.
Nur hat man die in den 90ern mit ständigem Gejammer über den „Standort Deutschland“, wo die Lohnstückkosten im internationalen Vergleich zu teuer seien, systematisch demontiert – unter Kohl genauso wie unter Schröder.
Übersehen hat man dabei, daß bei dieser Abwärtsspirale die große Masse der Menschen zu den Verlierern gehört. Jahre später bezichtigen uns französische Politiker des Lohndumpings, nicht ohne eine gewisse Berechtigung: Hartz IV und die „Stärkung des Niedriglohnsektors“ (allerdings nicht der Niedriglöhner, die sind arm dran) gilt ja bei uns nach wie vor als große Errungenschaft.
Dann darf man sich auch nicht beschweren, daß diese einfachen Tätigkeiten mit schlechter Entlohnung niemand mehr machen will und alle studieren wollen, auch wenn man danach oft keinen gut bezahlten Arbeitsplatz findet.
Das Problem ist selbstgemacht.
Besonders in SPD regierten Bundesländern ist mir aufgefallen, dass eine erhebliche Inflation beim Abitur und anschließend beim Studium praktiziert wird. Was nützt ein Zentralabitur, wenn anschließend über die Benotung geschoben wird. Das heutige Abitur hat nicht einmal mehr Realschulniveau der alten Schule vor 1975. Wem nützt es, dass der notwendige Standart bei den angehenden Maschinenbau-Ingenieuren zum Bestehen von mindestens 50% auf 35% gesenkt wurde, zumindest bei einer der besten deutschen Technischen Universitäten, so etwas wird sich später im wahren Leben schrecklich rächen, damit ist niemandem geholfen und führt dazu, dass obligatorische Zusatzausbildungen Standart werden. Mit der Einführung der Bachelor -und Master-Studiengänge war das Problem vorprogrammiert.
Ein Abitur in Hessen hatte, insbesondere in Deutsch, nicht einmal Realschulniveau. Und da man in jedem Beruf mal einen Brief schreiben muss, kann man sich somit sehr blamieren oder gar seine Zukunft verbauen.
Was will man anderes erwarten, wenn selbst die jungen Lehrer ihrerseits schon mit der Methode „Schreiben wie man’s hört“ beschult wurden?
Zum Glück bin ich noch Hauptschüler und kriege in der 10A einen Hauptschulabschluss.
Wir leben in einer Gesellschaft, die nach jahrzehntelanger Hirnwäsche total sozialpädagogisch durchseucht ist und in ihrer Endphase nun wie von Sinnen den Bestand indigener Hilfsbedürftiger / Sozialfälle durch Zuzug
hunderttausender Unqualifizierter und Kulturinkompatibler ins nicht mehr
Bewältigbare / Bezahlbare hochtreibt. Das ist irre und selbstmörderisch zugleich. Was Sozialpädagogen verteilen, müssen die Wertschöpfer (Handwerker, Industriearbeiter, Techniker , Ingenieure, Landwirte etc.) erst erarbeiten. Von letzteren gibt es immer weniger. Und dann die Frage: Kommen aus der neuerdings global ausgeweiteten Gerechtigkeitslückenverfüllung wirklich die Prosperität und urbanen Stadtviertel hervor, die uns der rote Weltgeist immer noch verspricht? Da haben die, die in den ausmetastasierenden No-go-Areas der Städte leben, gewiß ihre eigenen Ansichten. – Woran liegt’s? Das diesem Tun zugrundeliegende Menschenbild ist falsch, kaputt, ehrlos: der Mensch als Leistungsempfänger, der immer noch einen braucht, der ihm die Leistung abnimmt, statt daß er sie selbst erbringe. Der Tüchtige, Fleißige, Geschickte, Umsichtige, Energische, Realistische, Selbstverantwortliche, Selbstbewußte, Freisinnige und eine Erziehung, die all dies in den Vordergrund stellte, haben wir seit Jahrzehnten nicht mehr. Dafür aber ein immer größer werdendes Heer (zu) gut bezahlter Gouvernanten und Mündelmacher. – Sehr guter Beitrag, verehrter Herr Kraus!
Spät, aber doch noch wird zumindest hier auf TE einmal dieses Thema angeregt. Seit Jahren ist es mir definitiv schleierhaft, dass alle Welt studieren muss. Wem hilft es? Aber auch hier greift natürlich das Prinzip der Gleichmacherei, welches sich seit mittlerweile Jahrzehnten durch die Politik zieht. Aber auch hier muss man wie immer sagen: die Menschen sind nicht gleich und man kann sie auch nicht gleich machen. Und um es mit Wowereit zu sagen: Das ist auch gut so!
Aber man wird das Gefühl nicht los, dass Politik nicht von A bis B denken kann; Das Problem war bereits mit dem Thema Gesamtschule ausgebrochen, Sekundarschule, Inklusion, wo steckt der Sinn? Natürlich verändert die Technisierung vieler Arbeiten auch irgendwie die Arbeitswelt, aber es brauchte immer gute Arbeiter und Handwerker und das wird sicher auch in Zukunft so bleiben.
Herr, lass endlich Hirn in die Politiker-Köpfe regnen!
Ja mein Lieber, da legen Sie mal wieder den Finger in die richtige Wunde.
Unterstellt, die meisten Bürger sind nüchtern und irgendwie bei Sinnen, wenn sie zur Wahl gehen, drängt sich natürlich die Frage auf, wie solche geistigen Sitzriesen in Amt und Würden gewählt werden konnten!
Ich vermute, daß ein erheblicher Teil dieser Politpromis nur über Listen in den Bundestag geraten sind, da ich mir deren Sieg als Direktkandidat eines Wahlkreises einfach nicht vorstellen kann, was ich jetzt aber auch nicht geprüft habe.
Damit würde sich das Problem auf die Parteien allgemein verlagern, auf ihre Landeslisten.
Auf deren Erstellung hat der Wähler keine Einfluß, nur die Parteimitglieder.
Mit der 2.Stimme billigt der Wähler die Landeslisten der Parteien pauschal.
Wenn dann auf den aussichtsreichen, oberen Plätzen der Landeslisten solche Giganten des Geistes platziert wurden und das den Wählern bewußt ist, haben sie bekommen was sie wollten.
Wem das nicht bewußt ist, der ist wohl noch kein sehr reifer Wähler und noch im demokratischen Blindflugmodus.
Die politische Konkurrenz könnte zumindest hierbei etwas Aufklärungsarbeit leisten, welche personelle Katastrophe auf welcher Landesliste aussichtsreich platziert wurde.
Vielleicht würde dies zumindest bei den krassen Fällen etwa helfen und künftig Parteien davor zurückschrecken lassen, peinliche und reine Versorgungsfälle auf ihren Landeslisten aussichtsreich zu platzieren.
Wer seinen Wahlkreis direkt gewinnt, dem muß man gratulieren und dann selbst kuriose Typen respektieren, wobei ich z.B. an Herrn Ströbele denke.
Natürlich muss man auch die Frage stellen, warum nur so wenige qualifizierte und im Leben erfolgreiche Menschen wie Unternehmer, Handwerker, Ingenieure, Naturwissenschaftler, Ärzte und auch Betriebswirte bereit sind, sich für die Politik zur Verfügung stellen.
Weil es für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst ein Rückkehrrecht auf den alten Platz gibt. Für einen Bäckermeister gilt das nur theoretisch und ist nicht tarifvertraglich geregelt
Zum letzten Absatzes des Artikels: die „Freunde der ungesteuerten Einwanderung“, die ich (unter den Jung-Akademikern fast ausschließlich) kennengelernt habe, fordern keineswegs, dass die Migranten das tun, wozu sie selbst keine Lust haben. Ganz im Gegenteil: diese Jung-Akademiker faseln von einer „kranken Welt mit einem kranken Kapitalismus“, wollen, dass die Altenpflegerin besser bezahlt wird als ein Manager (denn die tue ja einen „wirklichen Dienst für die Gesellschaft“) und haben im Grunde nur ein ideologisches Ziel, nämlich unser Wirtschaftssystem ändern. Kuba, Venezuela und all die gescheiterten Sozialismus-Experimente interessieren sie nicht bzw sie fiinden ständig Erklärungen, warum sich „Gerechtigkeit in einem ungerechten System nicht durchsetzen“ kann. (Aus diesem Grund halte ich das US-Embargo für Kuba auch für so falsch, denn es dient all den linken jungen Ideologen als Erklärung, warum es in Kuba nicht besser läuft – aber das nur off-topic.)
Das eigentliche Problem, was mit der Pseudo-Akademisierung einhergeht, sehe ich darin, dass wir bald nur noch eine Nation von Schwätzern und nicht mehr von Machern sind. Die Jung-Akademiker kreiseln noch mit über 30 nur um sich selbst, ihr Leben, ihre „Herzens-Projekte“, ihre Beziehungen, ihre schwere Kindheit (kaum einer, der oder die nicht mindestens einmal pro Woche in die Psychotherapie läuft), ständig sind sie mit ihrer „Work-Life-Balance“ beschäftigt – ich erlebe kaum noch einen, der zupackt. Und wenn es solche jungen Menschen gibt – echte Machter – dann werden sie von den o.g. Gleichaltrigen als „Ausbeuter“, „Jung-Kapitalisten“ oder was weiß ich nicht alles verunglimpft. Die Nabelschau ist das Lebensmodel der Über-Akademisierten.
Genau das war ja einer der Gründe, warum viele Arbeitgeber am Anfang tatsächlich dachten, mit den Migranten kommt eine Aufbruchsstimmung ins Land. Die AG dachten, hier kommen „Macher“ ins Land, Menschen, die arbeiten, zupacken, anpacken wollen. Dass viele der Migranten nun einfach nur herumsitzen und in einer absurden Anspruchshaltung verharren, war so natürlich niemals gedacht gewesen. DAS ist wohl die eigentliche Enttäuschung: dass die Migranten zu großen Teilen in den Augen der AG noch weniger „brauchbar“ für den Arbeitsmarkt sind, als die überakademisierten Jung-Schwätzer.
Ich neige zur Zustimmung.
Man kann den Schülern und ihren Eltern nicht den Vorwurf machen, dass immer mehr das Abitur anstreben und später einen akademischen Weg einschlagen. Denn das was der Artikel unterschlägt, die Arbeitslosigkeit im akademischen Bereich ist am geringsten im Vergleich zu allen anderen Ausbildungsstufen. Was auch die These widerlegt, dass zu viele Schüler später studieren.
Das kommt auf das Studienfach an: So viele Kunsthistoriker, Germanisten, Amerikanisten u.s.w. braucht die ganze Welt nicht, wie bei uns jedes Jahr ausgebildet werden. Die enden dann fast alle als Quereinsteiger in ganz anderen Berufen oder schlagen sich mit prekären Beschäftigungsverhältnissen herum; „Generation Praktikum“ und die Taxizentrale lassen grüßen.
Es ist unglaublich, wieviel Energie da volkswirtschaftlich genauso wie persönlich verpufft.
Ein Berater der beratend tätig ist, ist eine Pleonasmus. Sollte man vermeiden. lol
@C.Meyer
Ganz richtig, tautologische Pleonasmen (Achtung Pleonasmus) sollte man vermeiden, wie man vieles vermeiden sollte, z.B. „Subs“ nicht zu lesen, wo eine Subs als ertrunkene tote Leiche (Pleonasmus) wieder ins Leben zurückkehrt und ihren Besitzer, einen plastischen Chirurgen so in Angst und Schrecken (Tautologie) versetzt, dass er beschleßt, sein Leben zu ändern.
„Ein in bestem Sinne verstörendes Stück mitunter sehr komischer Kultur-und Zivilisationskritik, jenes perverse Spiel, welches „Subs“ als Fiktion ausmalt,treibt lediglich etwas aud die Spitze, was in der Realität bereits in Ansätzen vorhanden ist.“ Deutschlandfunk
Beste Grüße
Ich empfehle einen Bachelor im Handwerk. Mit Vorlesungen zu: Wie Halte Ich Einen Pinsel (ein Semester); Wie Halte Ich Einen Schraubenzieher (noch ein Semester), u.ä. Wenn man diese Kurse schon als Leistungskurse auf dem Gymnasium anbieten würde (mit 1,0-Abschlussprüfungsgarantie), könnte man den Bachelor schon mit den Fortgeschrittenenvorlesungen beginnen, die das bisher Gelernte „Hinterfragen“ und als Postmodernes Konstrukt „Entlarven“: Wozu Brauche Ich Überhaupt Einen Pinsel, usw. Fachübergreifend: Warum es diskriminierend (Sexismus/Sexisma) ist, von DER Pinsel, DER Schraubenzieher usw. zu sprechen: LGBQTXXX im/in der Handwerk*_In. Nachdem Geschlecht völlig dekonstruiert wurde, kommt als Abschluss die Vorlesung: Warum Wir Eine Frauenquote Im Installationshandwerk Brauchen.
Die Absolventen dieser Studiengänge wären im wirklichen Handwerk natürlich nicht einsetzbar, denn dort muss man wirklich etwas können. Aber das braucht man den Studenten ja erst zu erzählen, wenn sie ihren Abschluss in der Tasche haben. Das macht man ja mit den anderen Studiengängen nicht anders. Die wirklich Guten machen ja ohnehin den Masters!
Die theoretische Begründung Pichts und mehr noch die Dahrendorfs für die Bidlungsexpansion der 1960er waren eine verspätete Folge des Sputnikschocks und der frühen Einführung des 10. Pflichtschuljahres und der Polytechnischen Oberschule in der DDR. Man hatte sich in der BRD also auf alten Lorbeeren ausgeruht. Nach dem Bau der Mauer 1961 versiegte die Fachkräftequelle DDR. Man musste nun etwas tun. Der Schwung hielt bis in die 1970er an. Dann gab es zuviel Konkurrenz von unten für die Kinder aus oberen Mittelschichten und unteren Oberschichten. Man steuerte unter Kohl und Lambsdorff dagegen.
Durch technisch-wissenschaftlichen Fortschritt bedingt wuchs den Akademikern wiederum über die Jahre von unten unliebsame Konkurenz entgegen: Facharbeiter, Industriemeister und staatlich geprüfte Techniker drängten in Arbeitsbereiche der vormals graduierten und dann diplomierten Ingenieure [FH].
Ausgebildet wurde betriebswirtschaftlich vernünftig bis in die 1980er immer nur für den eigenen Bedarf. Einige Unternehmen vollzogen unter Einfluss von Kaufleuten einen Paradigmenwechsel und boten keine Ausbildung mehr an, sondern kauften fertige von anderen Firmen ausgebildete Fachkräfte ein. Eine nunmehr weit verbreitete Unsitte, die der Wirtschaft schadete und schadet. Man sägte den Ast ab, auf dem man sass. Viele Unternehmen haben heute gar nicht mehr das notwendige Ausbildungswissen und -können, Ausbildungswerkstätten und -labore sowie qualifizierte Ausbilder.
Gleichzeitig mit der Angelsachsisierung [Bologna-Prozess] der akademischen Ausbildung [Bachelorabsolventen] in den 1990ern wurde 1998 noch unter Kohl die Förderung der beruflichen Aufstiegs- und Weiterbildung über das alte Arbeitsfördungsgesetz abgeschafft. Fortan gab und gibt es anstelle einer auskömmlichen Förderung für die Meister- und Technikerausbildung nur noch das von Grünen&SPD eingeführte lausige und auf Dahrlensbasis umgestelle „Meister-BAFöG“. Die Meister- und Technikerausbildung wurde so vor fast 20 Jahren ruiniert. Dieser einstige Mittelbau fehlt nun fast vollständig.
Die Ausbildung von Fachkräften wurde mithin über die Angelsachsisierung der akademischen Ausbildung [Bachelorabsolventen] dann von den Betrieben teilwiese an die FHs verlagert. Mit den Bachelorabsolventen vollzog man übrigens eine Volte rückwärts hin zu den graduierten Ingenieuren der 1960er. Diese Umstrukturierung wird wohl nicht rückgängig gemacht werden. Man wird sich also eher auf eine akademisierte Berufsausbildung in Form der Bachelors einstellen müssen.
Der Bachelor in den angelsächsischen Ländern ist wiederum akademisch-wissenschaftlich anspruchsvoller als in Deutschland, weil er häufig ein zweisemstriges Vorstudium enthält, das die Studierenden auf Hochschulniveau bringt, woran sich dann eben ein 6-semestriges Studium anschliesst. In Deutschland hingegen reduzierte man den Bachelor ohne grosse Not einfach auf 6 Semester, ohne das erfolgreiche angelsächsische Modell zu übernehmen.
Die Verachtung ist ein menschliches Laster, das viel an Wohlbefinden zerstört. Die Studierten verachten die Ungebildeten, die Handwerker die Unpraktischen, die Wohlhabenden die Habenichtse und vice versa.
So ist sie ein hervorragendes Mittel zur Bewahrung des Status quo, da die damit verbundenen Grabenkämpfe davon ablenken, von wem wir über den Tisch gezogen werden.
Im Bildungsbereich landen viele geisteswissenschaftlich Studierte mittlerweile in einer harten Realität. Arbeitsstellen jenseits der öffentlichen Hand, die ein ordentliches Auskommen ermöglichen, sind im Vergleich zu den MINT-Angeboten dünn gesät.
Von daher ist die Erhöhung der Staatsquote die logische Forderung jener, die ihre Berufswahl frei vom gesellschaftlichen Bedarf getroffen haben.
Diese gegenseitige Verachtung der Fähigkeiten halte ich übrigens für typisch deutsch. In den USA, wo ich länger gelebt habe, habe ich so etwas absolut nicht erfahren. Es bedeutet eine völlig unnötige Verminderung der Lebensqualität in Deutschland – in einem Land übrigens, in dem Ausbildungsniveau und berufliche Fähigkeiten sich im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen können, so dass es für diese gegenseitigen Herabsetzungen in meiner naiven Sichtweise absolut keinen Grund gibt.