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Die steuerliche Ausgestaltung der Eier

Eier und andere wichtige Informationen zum Osterfest

18.04.2019

| Lesedauer: 2 Minuten
Alles in diesem Land ist geregelt. Auch Ostern. Zwar wird dieses Kirchenfest seit knapp zwei Jahrtausenden gefeiert, aber dessen steuerliche Ausgestaltung ist wahrscheinlich erst mit der Einführung der Mehrwertsteuersystem-Richtlinie 2006 auf ein einheitliches Niveau gehoben worden. Gott sei Dank!

Das ist wahrlich ein historischer Schritt. Wer hätte sich sonst „systematisch“ darüber Gedanken gemacht, was an Ostern frische oder hartgekochte Eier bedeuten. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Dankbar muss man dem Bund der Steuerzahler sein, der hier immer wieder Licht ins dunkle Steuerdickicht bringt.

Also dann wollen wir mal „systematisch“ drangehen. Das Hühnerei aus dem Discounter wird mit sieben Prozent Mehrwertsteuer belegt. Ist es dagegen hartgekocht, sind 19 Prozent fällig. Ist es jedoch ein frisches Hühnerei vom Bauern nebenan, dann fallen 10,7 Prozent an. Hätte ich nicht drei, sondern nur zwei Hühner in meinem Garten und würde sieben Eier pro Woche verkaufen, dann fiele gar keine Mehrwertsteuer an – 0 Prozent!

Doch ist hier der Steuerwahnsinn schon zu Ende? Weit gefehlt! Besteht das Osterei aus Schokolade, fallen sieben Prozent Mehrwertsteuer an. Sind solche Eier aus Holz oder Papier, dann sind es wieder 19 Prozent. Ist es ein Kinder-Überraschungsei einer bekannten Marke aus Italien, dann handelt es sich um einen Kombinationsartikel, der wiederum mit sieben Prozent besteuert wird. Wer es sich anders überlegt und keine Eier färben, sondern morgens ein Rührei machen will, sollte sich das vorher überlegen. Rühreier werden mit sieben Prozent besteuert. Gut, dass die Fürsorgepflicht des Staates sich auch auf den Gesundheitszustand der Bürger richtet. Der Paternalismus zieht nicht an Ostern vorbei. Schon deshalb besteuert Vater Staat faule Eier generell mit 19 Prozent. Selbst an solchen F-eier-tagen muss man sich mit der Frage beschäftigen, warum es nicht gelingt, die Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer zu beseitigen und den allgemeinen Satz auf dann 16 Prozent zu reduzieren …

Und auch die Arbeitnehmer müssen bluten. Wer Ostersonntag arbeiten muss, hat Pech. Es gibt keinen F-eier-tagszuschlag für ihn oder sie. Es sei denn, der Arbeitsort ist in Brandenburg. Dann hat man Glück gehabt, denn dort ist Ostersonntag ein gesetzlicher F-eier-tag. In der Backwarenindustrie macht das schon mal einen Zuschlag von 175 Prozent statt dem üblichen 75 prozentigen Zuschlag an einem normalen Sonntag aus. Schön, dass der Karfreitag und der Ostermontag wiederum gesetzliche F-eier-tage sind.

Wer Karfreitag feiern will, muss frühzeitig entscheiden, wo er es krachen lassen will. Brandenburg ist dafür völlig ungeeignet. Das weiß man eigentlich schon seit 2005, als Rainald Grebe sein Lied über Brandenburg veröffentlichte. Eine Hommage auf die Einsamkeit. Darin heißt es: „Es gibt Länder, wo was los ist; Es gibt Länder, wo richtig was los ist; und es gibt Brandenburg, Brandenburg. In Brandenburg ist wieder jemand gegen den Baum gegurkt!“ Seitdem weiß man auch, dass in Berlin was los ist: „Im Adlon ist Brad Pitt und der Washington, Denzel! Im Autohaus in Schwedt ist Achim Menzel! Brandenburg, Berlin, Halelluja Berlin, Halelluja Berlin, alle wollen da hin!“

Grebe wusste, dass man in Berlin am Karfreitag bereits ab 21 Uhr auf die Piste gehen kann. Lediglich beim Kinobesuch machen die Berliner auch auf Spaßbremse. Das liegt nicht an den Berlinern selbst, sondern an der bundeseinheitlichen Regelung. Ein Hoch auf den Zentralismus! Hier ist es egal, in welchem Bundesland man wohnt oder ins Kino geht. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) legt seit vielen Jahren fest, welcher Film an stillen Feiertagen vorgeführt werden darf oder nicht. Für die Älteren unter uns hat die FSK in der Vergangenheit schon mal so Kracher wie „Top Gun“ oder „Police Academy“ auf die Rote Liste gesetzt.

Was lernen wir aus alldem? Die Freiheit des Einzelnen endet an der Kinokasse und in der Weite Brandenburgs. Zumindest an Karfreitag. Was die Besteuerung der Ostereier aber nicht einfacher macht, auch nicht in den – naja – ruhigen Landstrichen rund um die Bundehauptstadt.

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13 Kommentare

  1. Echt jetzt? Der Arbeitnehmer hat steuerliche Nachteile am Ostersonntag? Die selbständige Hebamme entbindet rund um die Uhr 24/7 ohne steuerliche Vorteile. Das gilt natürlich auch für andere Selbständige, wie freiberuflich tätige Ärzte und Zahnärzte, die Notdienste verrichten müssen, die mit einem Salär abgerechnet werden dürfen, welches einem Schlüsseldienstdiensleister nachts noch nicht einmal zum Abheben des Telefonhörers motivieren könnte. Und dieses gnadenreiche Salär darf dann genau so versteuert werden, als wäre es an einem normalen Arbeitstag zu üblicher Arbeitszeit erbracht worden. Aber keine Sorge: es trifft ja keinen Armen. Aus diesem Grund u. a. Gründen hat sich auch niemand derer mit einer Auswanderung beschäftigt.
    Anyway, wenn es etwas wie soziale Gerechtigkeit geben soll, dann muss zuerst und endlich die asoziale Ungerechtigkeit des deutschen Steuerrechts beseitigt werden. Realistischerweise ist das nicht zu erwarten. Denn der alles zerfressende Neid der vielen Talentarmen und -befreiten, vor allem in Politik, Verbänden, Medien und NGO, ist das größte Hindernis zu einem fairen und leistungsbelohnenden Steuersystems. Darüber hinaus hat, zu aller Schande, einer Mehrheit der Wähler no h gar nicht den Unsinn und produktionsfeindlichen Charakter des deutschen Steuersystem begriffen. Die jahrhundertalte Prägung durch Leibeigenschaft ist beim Deutschen genetisch verwurzelt und die Basis der deutschen Nibelungentreue. Von innen wird es keine Veränderung zum Besseren, zu freihetlichen Marktwirtschaft, geben können. Das wäre für zu viele Deutsche ein Trauma, wenn der Nachbar durch Fleiß ein größeres Auto besitzen würde als er selbst. Von daher sorgt das deutsche Steuersystem für einen sozialen Ausgleich und nivelliert die Einkommen umso stärker, je fleißiger man arbeitet. Diese Form der sozialen Gerechtigkeit hat unzweifelhaft viel Zustimmung beim Wähler, auch beim AfD-Wähler, der sich von anderen kollektivistischen Parteien, also alle, kaum unterscheidet. Aus diesem Grund hat die einzige freiheitliche Partei, äh, dem Namen nach, den Kollektivismus auch nie wirklich abgelegt, sondern immer wieder befördern müssen, weil Freiheit und Eigenverantwortung in D als system- und staatsfeindlich betrachtet wird. Seit 1968 wurde der Weg in die Freiheit wieder verlassen und man zieht es vor lieber Sklave der sexuellen Triebe, äh, Befreiung zu sein.

  2. Gerade vom Gründonnerstag-Kreuzweg zurück, wünsche ich der ganzen TE-Runde Frohe Ostern und hoffentlich ein paar schöne und ruhige Tage! ☺

  3. Faule Eier… Diese Bezeichnung ist ungenau… Genau heißt es „ungenießbare Eier ohne Schale“. Ich habe mich bereits Mitte der 90er, als ich auf dem Weg war, Betriebswirtin zu werden, gefragt, wer auf so etwas überhaupt kommt. Der Tag muss ziemlich langweilig und alkoholisiert sein. Anders lässt es sich nicht erklären.

    Ich wäre auch dafür, Hasen und Kaninchen in Abhängigkeit von Ohrenlänge und Farbe verschieden zu besteuern. In diesem Sinne: Frohe Ostern und dicke Eier

  4. Ich weiß nicht welches Problem Sie haben.%.
    Karfreitag ist ein christlicher Feiertag, der vom Staat respektiert und so zu einem gesetzlichen wurde. Es ist aus christlichen Gründen ein stiller Tag. Ich denke, da an diesem Tag der höchste für die Christen starb wäre es nicht so ganz passend das mit einer Party zu feiern. Wer an dem Tag die Stille partout nicht erträgt, der sollte doch einfach gegen den Feiertag demonstrieren.

    Denn den christlichen Feiertag als freien Tag haben wollen, ohne dessen Bedeutung zu respektieren ist schlicht Egoismus.

    Zu den unterschiedlichen Steuersätzen.
    Ja, Lebensmittel werden mit 7% besteuert und Nicht-Lebensmittel mit 19% Umsatzsteuer. Da bei gefärbten Ostereiern die Farbe wichtiger ist als das Ei, fällt es ebenfalls unter die volle Umsatzsteuerregelung.

    Ich verbrauche pro Jahr ca. 120 Eier für mich als Einzelperson und zahle im Schnitt dafür 20 Cent pro Ei. Wenn nun der Umsatzsteuersatz von 7% auf 19% steigen würde, müsste ich ca. 2,70 Euro pro Jahr mehr zahlen. Bei Alleinstehenden mit Kind sind es dann bereits 5,40 Euro.
    Trotzdem, nicht die Welt!
    Nur, es würde doch nicht bei den Eiern aufhören. Im Monat gebe ich im Durchschnitt 100 Euro für Lebensmittel aus. Da würde dann eine Erhöhung von 7% auf 19% bereits mit über 11 Euro pro Monat zuschlagen. Vor allem bei Geringverdienern, Familien, Rentnern können 11 Euro im Monat viel sein.

    Der unterschiedliche Steuersatz beim Bauern in Höhe von 10,7 % ist ein Entgegenkommen des Staates. Der Bauer muss keine exakten Aufzeichnungen darüber führen was er wie verkauft, sondern bei ihm fällt alles unter einen Durchschnittssatz von eben diesen 10,7%.

    Dass Sie, wenn sie nur einen geringen Umsatz tätigen gar keine Umsatzsteuer an den Staat abführen müssen, ist ebenfalls ein Entgegenkommen des STaates gegenüber Kleinstunternehmern. Diese können, wenn ihr Umsatz im Vorjahr unter 17.500 Euro lag und im aktuellen Jahr vorraussichtlich unter 50.000 Euro liegen wird, auf die Zahlung der Umsatzsteuer verzichten, was gleichzeitig bedeutet, dass sie keine Vorsteuer geltend machen können.

    Abschließend: Ich finde es immer wieder genial, dass Menschen, die keine Ahnung von den Steuergesetzen haben, weder deren Herkunft kennen noch deren Auswirkungen bewußt ist, sich genau über diese Gesetze mokieren.
    Kein Mensch glaubt, dass er, nur weil er Wurst ißt, diese auch herstellen könnte, aber jeder glaubt, weil er Steuern zahlt, weiß er darin genauestens Bescheid.

    • Ok. Like von mir. Aber wie Sie es schaffen, im Monat (nur) 100 EU für Lebensmittel auszugeben, würde mich näher interessieren. Für ein kurzes Aufdröseln dieser Rechnung wäre ich, zu Zwecken der Nachahmung, sehr dankbar 😉 Und ja: so ganz peile ich den tieferen Sinn dieser Hühnerei u. Karfreitags-Expertise auch nicht. Aber egal. Hauptsache ich peile noch, dass ich selbst kein Huhn BIN, aber weiß, wann ein Ei faul ist. (K. Kraus;-)

      In diesem Sinne: Der Friede und die Freude des Auferstandenen sei mit Euch !!!!!

      • Gemüse, Obst und Kartoffeln baue ich größtenteils selbst an 🙂

        Einkaufen von größeren Mengen wenn es im Angebot ist, und dergleichen 🙂

        Ich könnte es sogar detailiert schreiben, da ich, ganz altmodisch, ein Haushaltsbuch führe. Allerdings etwas moderner in Excel 🙂

      • ok. Danke!;-) mir ist gerade auch noch eingefallen, dass ich in München, DEM (FAKE)“Filet der Welt“ wohne … 😉

    • Man muß auch bedenken was die vielen steuerlichen Unterschiede (ich sage mal von „Sessel** als für nötig erachtet, vielleicht auch deswegen um selbst Arbeit zu haben) an Verwaltungsaufwand und damit Kosten verursachen bei den Erzeugern bzw. den Lieferanten. Diese Kosten werden natürlich insgesamt auf die Preise umgelegt / verteuern.
      Bei einer Vereinfachung der Steuer, wenn dieser Verwaltungsaufwand weg fiele und Preise insgesamt nicht mehr damit belastet würden, wäre das für den Verbraucher im Endeffekt warscheinlich billiger.
      Das auszurechnen wäre aber wiederum eine Aufgabe für Zahlenjongleure, die nicht Interessiert sind sich selbst / Ihre Zahlenspiele Differenzierungen für unnötig zu vielfach nicht nützlich zu entlarven.
      Je nach dem was für ein Ergebnis gewünscht wird liese sich das richtige Ergebnis durch Zahlen sicher auch hier darstellen.
      In der Freien Wirschaft bedeutet Zeit Geld und besonders bei Kleineren Firmen schlagen solche vielseitigen Vorschriften beachten zu müssen von den Aufwendungen her enorm zu Buche. Verursachen verhältnismäßig hohe Kosten.

      • Unser Umsatzsteuergesetz, wie auch die meisten anderen Gesetze sind alt. Als sie gemacht wurden hatte sehr vieles wirklich Sinn. Sie müssten von Grund auf erneuert werden und nicht immer nur hier und da ein neuer Absatz rein.
        Ich weiß nicht, ob uns dafür die Köpfe fehlen, oder ob das Interesse dafür einfach zu klein ist. Es wäre jedenfalls ein riesiger Aufwand, der auch viel Geld verschlucken würde.

      • Und vergessen Sie nicht die Lobby der Steuerberater und Anwälte…

  5. Ich habe daraus gelernt, wenn sich der Staat auf die Kleinigkeiten fokussiert, verliert er den Blick auf das Ganze.

    Und ich will einen Staat, der sich nur auf das Ganze reduziert und fokussiert.

  6. Und das in einem Land, wo man ohne Ausweispapiere einwandern kann, wo man finanzielle Unterstützung kassiert, ohne dass nachgeprüft wird was man Daheim auf dem Konto hat usw. Nur ein Zauberwort genügt: Asyl. Ob das bei Film- und Eierrechten auch funktioniert?

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