<
>
Wird geladen...
300 Wörter fort, 3.000 dazu

Duden nähert sich der Orwellschen „Neusprache“ an

13.08.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
George Orwell hätte sich 1948, als er „1984“ schrieb, wohl eher nicht träumen lassen, dass sein „Big Brother“ siebzig Jahre später bereits ein- bzw. überholt ist.

Geschäftstüchtig sind sie ja, die „Duden“-Wortwerker. Nachdem sich die 27. Ausgabe des Jahres 2017 insgesamt 650.000mal verkauft hatte, wurde jetzt die 28. Ausgabe auf den Markt geworfen. Die „Duden‘“-Macher erheben damit erneut den überheblichen Anspruch, „die verlässliche Instanz für alle Themen rund um die deutsche Sprache und Rechtschreibung“ und dabei „immer auf der Höhe der Zeit“ zu sein.

Der aktuelle „Duden“ ist also Nummer 28 seit der Begründung des „Duden“ durch den damaligen Schleizer und späteren Hersfelder Gymnasialdirektor Konrad Duden (1829 – 1911) im Jahr 1880. Die neue Ausgabe ist 1.296 Seiten stark und damit 32 Seiten stärker als die 27. Ausgabe. Insgesamt enthält sie 148.000 Stichwörter. Das ist etwa ein gutes Viertel des auf mehr als 500.000 Wörter geschätzten Wortschatzes der deutschen Gegenwartssprache.

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Gegenüber „Duden“ Nummer 27 sind 300 Wörter verschwunden, zum Beispiel „Bäckerjunge“ und „Jägersmann“. 3.000 Wörter wurden neu aufgenommen, zum Beispiel „bienenfreundlich“, „Flugscham“, „Hatespeech“, „Geisterspiel“, „Lockdown“, „Herdenimmunität“, „Cisgender“ und „Gendersternchen“. Klar, der „Duden“ will sich von ewig-morgigen Zeitgenossen nicht den Vorwurf machen lassen, hinter aktuellen gesellschaftlichen (oktroyierten!) Debatten um Klimawandel, Corona, Rassismus und Co. hinterherzuhinken.

Wenigstens hatte sich der Verein Deutsche Sprache (VDS) schon mehrmals und zu Recht gegen den auch im „Duden“ um sich greifenden übermäßigen Gebrauch von Anglizismen und zuletzt vor allem gegen den Einzug von „gendergerechter“ Sprache mit der Petition „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ eingesetzt. Der VDS greift den aktuellen „Duden“ denn auch scharf an. Sein Vorsitzender Walter Krämer sagte, es müsse „endlich Schluss sein, dass von einer Redaktion von oben herab entschieden werde, wie sich Sprache zu entwickeln hat“. Und er ergänzte: „Viele Menschen nehmen das, was im „Duden“ steht, für bare Münze und glauben, dass Gendersternchen und ähnliche Konstrukte echte Bestandteile der deutschen Sprache seien“. Der VDS lässt hier nicht locker. Bereits 2013 hatte der VDS den „Duden“ zum „Sprachpanscher des Jahres“ gekürt.

ÖFFENTLICH-RECHTLICHER RUNDFUNK
Ein bisschen Gender
Die herkömmlichen Parteien lassen all dies geschehen. Die Damen und Herren „Volksvertreter“ scheinen nicht mehr zu wissen, dass die Sprache dem Volk und nicht irgendwelchen Sprach-„Wissenschaftlern“ oder Redakteuren gehört. Die einzige Partei, die gegen zumal ideologisch motivierte Sprachmanipulationen wettert, ist die AfD. Etwa wenn die Begriffe „Alltagsrassismus“ oder „rechtsterroristisch“ in den „Duden“ aufgenommen werden. Aber die „Arrivierten“ wischen das mit dem Hinweis weg: „Naja, AfD eben!“

Es ist zu befürchten, dass der „Duden“ Nummer 29 noch einen Schritt weitergeht. Bislang hat sich die „Duden“-Redaktion beim „großen“ Wörterbuch noch nicht an gendersensible Schreibweisen herangetraut. Wahrscheinlich kann man sich noch nicht entscheiden, welche der fünf mittlerweile angesagten Schreibweisen es sein soll: BürgerInnen oder Bürger*innen oder Bürger_innen oder Bürger:innen oder Bürger/innen. Mit einem „kleinen“ Sonder-„Duden“ hat man aber Ende 2017 schon mal einen Versuchsballon gestartet. Der Titel dieses kleinen, 120 Seiten starken „Duden“ lautet: „Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben“. Wir haben dieses Machwerk hier bei TE auf die Schippe genommen. Wahrscheinlich warten die „Duden“-Leut_/:*Innen sehnsüchtig darauf, dass der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ hier eine „gendersensible“ Steilvorlage gibt. Bislang hat er sich das (noch?) nicht getraut.

HOMO SAPIENS
Corona, Klima, Gender: Anthropologischer Bericht aus einer anderen Galaxie
Volkspädagogik haben wir dem „Duden“ attestiert. Klar, allein die neu aufgenommenen Wörter drängen dem Nutzer gesinnungsrelevante Assoziationen auf. Damit allein aber begnügt sich die „Duden“-Redaktion nicht. Beim berühmt-berüchtigten „N-Wort“ findet sich im neuen „Duden“ – damit ja nichts schiefgeht – ein Info-Kasten. Darin steht unter anderem: „Die Bezeichnungen Neger, Negerin sind stark diskriminierend und sollten vermieden werden. Als alternative Bezeichnungen fungieren Farbiger, Farbige sowie Schwarzer, Schwarze … In Deutschland lebende Menschen mit dunkler Hautfarbe wählen häufig die Eigenbezeichnung Afrodeutscher, Afrodeutsche, die zunehmend in Gebrauch kommt.“ Übrigens: Da hinkt der „Duden“ hinterher. Es wird Zeit für die 29. Ausgabe. Denn „schwarz“ sollte man nach der BLM-Kampagne ja auch nicht mehr sagen bzw. schreiben.

George Orwell hätte sich 1948, als er „1984“ schrieb, wohl eher nicht träumen lassen, dass seine Dystopie siebzig Jahre später bereits ein- bzw. überholt ist. Erinnern wir uns also an Orwells „Big-Brother“-Regime. Die in Orwells 1984er Romanwelt vorkommenden Menschen werden unter anderem manipuliert durch ein stets aktualisiertes Wörterbuch der „Neusprache“. An diesem Verzeichnis bastelt der Sprachwissenschaftler Syme. Er sagt zur Hauptfigur des Romans, zu Winston Smith:

„Wir geben der Neusprache ihren letzten Schliff … Wir merzen jeden Tag Worte aus … Siehst du denn nicht, dass die Neusprache kein anderes Ziel hat, als die Reichweite der Gedanken zu verkürzen? … Es ist lediglich eine Frage der Wirklichkeitskontrolle. … Die Revolution ist vollzogen, wenn die Sprache geschaffen ist … Es wird überhaupt kein Denken mehr geben … Strenggläubigkeit bedeutet: nicht mehr denken – nicht mehr zu denken brauchen.“

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

62 Kommentare

  1. Das ist halt der Zeitgeist, der wie immer um sich greift und was früher gut war, kann heute schlecht sein, die neue Hochglanzküche hat doch auch jeder und weiß in den meisten Fällen nichts damit anzufangen und so ist es auch bei der deutschen Sprache und seiner Wortwahl, die hat sich schon lange in die Niederungen des Gewöhnlichen begeben und man sollte mal alte Briefe über die Jahrhunderte lesen, sogar noch bis in die Nachkriegszeit, wo zumindest dort der Stil noch zuhause war und heute durch ein Hallo abgelöst wurde, mit merkwürdigen Folgewörtern, die schon manchem als Fremdsprache erscheinen und ein babylonischen Kauderwelsch darstellen, bis vielleicht mal wieder Stil einkehrt, wenn das überhaupt noch mögllich ist.

  2. Ich schreibe nach dem, was ich im Bücherschrank stehn habe, und nach 96 ist nix groß dazugekommen.

  3. Mich würde interessieren, ob der Duden während der Hitlerzeit z.B. das Wort „Rasseschande“ führte. War ja damals auch so ein trendy Politbegriff. Aber an das ideologisch Stinkende von wikipedia werden die nimmer rankommen.

  4. Heute morgen um kurz vor sechs meldete sich mein Radiowecker: Manche Leute müssen auch in diesen neuen Zeiten noch früh austehen, um zu arbeiten und um den „Wumms“ nicht zu gefährden. Ein Moderator des WDR erzählte irgendwas von „Studierenden“. Sofort ausgestellt, ab sofort lasse ich mich nicht mehr von 1Live wecken. Stört den WDR zwar nicht, aber ich lasse mich auch nicht mehr von ihm stören.

    • Fies, so eine Gülle im Halbschlummer quasi subkutan verpasst zu bekommen. Bei diesen ganzen Radiokanälen haben die Moderatoren oft so penetrante Stimmen und so eine ordinär geiffernde Aussprache. Die stößt mich bereits nach Sekundenbruchteilen ab.

    • Wer genau hinhört, der muß nahezu bei jeder Nachricht zur Kenntnis nehmen, daß nur Studentinnen etwas zustößt oder sie etwas bewegen, je nachdem wie man es nimmt, Lehrlinge, Hausfrauen und Werktätige gibt es im Sprachgebrauch nicht mehr, obwohl denen auch einiges wiederfahren kann und dennoch ist der Wortkanon immer der gleiche, seltsam diese Erscheinung, wenn ich nur so viele Studentinnen in meinem Umfeld erkennen würde, wie stets erwähnt wird.

      Was das bezwecken soll ist auch so eine merkwürdige Sache, vielleicht kommt es daher, daß außer dem Studierenden alles andere minderwertig erscheinen soll und man dadurch die sozialistischen Errungenschaften ständig lobpreisen will, dann wäre es nachvollziehbar, ansonsten sind sie ja in der Minderheit und dürften in der Abfolge bei Geschehnissen nur hie und da mal erscheinen, was doch logisch wäre von der Wahrscheinlichkeit und des Proporzes her.

  5. „Menschen mit dunkler Hautfarbe wählen häufig die Eigenbezeichnung Afrodeutscher, Afrodeutsche, die zunehmend in Gebrauch kommt.“

    Na sowas. Ich hab gedacht, Deutscher zu sein ist Nazi? Sind die Afros alle Nazi? Oder sticht das Afrogen das Deutschgen, weil es stärker ist und schafft so eine über die Neutralisierung hinausgehende Wendung zum Positiven? Klappt das auch bei anderen bösen Wörtern, z.B. Afromaskulist, Afroklimaleugner, Afrosexist?

    Lieber Duden, ich bitte um eine entsprechende Erläuterung!

  6. Nach der Rechtschreibreform hatte der Duden für mich keine Bedeutung mehr. Insofern…können die gerne alle N-Wörter streichen und alle Gender-Wörter aufnehmen. Wie wäre es mit dem hier schon erwähnten: „anarcha-queer-feministisch“. Außerdem plädiere ich für „Antifant“ als Duden-Wort des Jahres.

    • Sie haben recht, man braucht keinen Duden mehr, man braucht im Wesentlichen nur noch die Grammatik. Der Duden legt sich nur noch wenig fest, er lässt so viele Freiheiten zu schreiben, dass es fast unnötig ist nachzuschauen. Dennoch werden z. B. Kommas gesetzt, wo der Sinn verfälscht wird, oder es werden welche weggelassen, so dass man den Satz mehrfach lesen muss und ihn auch danach erst interpretieren muss!
      Was soll’s! Wenn man in behördlichen Briefen schon mal auf Pidgin-Deutsch mit völlig falscher Grammatik angesprochen wird oder auch als „Hallo Mensch“, dann sollte man eigentlich nur noch auf Zeichensprache ausweichen und Smilies setzen.

  7. Ich schreibe eh wie ich will. Der Duden ist doch auch nur ein Wurmfortsatz der Regierungsgesinnungsinstitutionen…

  8. Soll der Duden doch eine Sonderausgabe „Gender-Duden“ herausbringen, für all die geistig und geschlechtsverwirrten Mitbürger, die sich in der normalen Welt nicht mehr ohne Handbuch zurechtfinden.
    Wäre das nicht eine tolle Geschäftsidee? Auch noch erweiter- oder differenzierbar mit „Kanaksprach-Duden“, Islam-Duden, Feministen-Duden etc. pp.!
    Aber vielleicht gibts das ja schon und ist nur meiner Aufmerksamkeit entgangen…

    • Das wären doch mal Sammlerstücke. 1. weil die dann unsagbar lustig wären, 2. weil die nächsten Generationen, die vielleicht mal in vernünftigeren Zeiten aufwachsen, sehen, wie die Wortführer unserer Zeit so sehr geistig verkümmert waren und 3. vielleicht würde das in der Zukunft viel Geld bei Versteigerungen einbringen, so unter dem Motto „Druckfehler-Bücher“.

  9. Zitat: “ Strenggläubigkeit bedeutet: nicht mehr denken – nicht mehr zu denken brauchen.“

    Und da trifft sich das Ganze dann mit dem Islam. Da braucht der Strenggläubige auch nicht mehr zu denken, denn „Allah hat alles bereits vorgedacht und vorbestimmt!“

  10. Ich vermute mal, der/die/das Erfinder der Neuschöpfung „Flugscham“ frönt dem Glauben, damit Goßes, Neues und Bahnbrechendes in die Welt der deutschen Sprache gepflanzt zu haben. In der englischen Sprache sagt man: „you have to make a living“. An die deutschen Glaubensapostel von Gender, Pünktchen, Strichen und Sternchen gerichtet sage ich: Zu mehr reicht es wohl nicht, mehr gibt der vorhandene IQ nicht her! Diese geistig weniger Gesegneten wollen Teil der künftigen Führungselite sein? Es graust mich mit jedem Tag der vergeht ein wenig mehr!

  11. Mit dem Umzug der Duden-Redaktion nach Berlin vor einigen Jahren war doch nichts anderes zu erwarten, oder.
    Man schaue sich nur das Verlagsprogramm neben dem Wörterbuch an. Da quillt die Genderideologie aus allen Poren. Kein Wunder, wurde doch etliches altes Karlsruher Personal gegen junges billiges Berliner Gemüse aus den dortigen „Universitäten“ ersetzt.

    Man sollte daher klar zwischen dem altehrwürdigen Dudenzeiten in der „Provinz“ und dem Berliner Duden differenzieren.
    Im Prinzip das selbe, daß der Politik mit dem Umzug von Bonn nach Berlin passiert ist…

    • Ich möchte nicht spitzfindig erscheinen, aber „…, daß der Politik..“ wird mit einfachem s geschrieben, es bezieht sich auf „das selbe“. Das ist eine Seuche, das Verwechseln von daß und das, aber auch von wen und wenn, den und denn. Eine Seuche, es wird fast schon grundsätzlich verdreht. Verzeihung, aber dagegen bin ich allergisch. Passiert auch häufig sogar in Artikeln.

  12. Ja, schöne, neue linksgrüne Welt. Ich lese gerade 1984, in der Schule bin ich leider nur in den Genuss der Animal Farm gekommen.
    Ich habe mich sofort gefragt, wie Orwell die Entwicklung derart zutreffend vorhersagen konnte. Mir macht das Buch Angst und ich muss jetzt erstmal was Seichtes zwischendurch lesen.
    Meines Erachtens sollte Orwell unbedingt (wieder) Pflichtlektüre in der Schule werden. Der Duden kann ruhig aussortiert werden.

    • Das geht doch nun wohl gar nicht. Die Schüler sollen doch umerzogen werden, wie die kleine 7-jährige bei „1984“, die ihren Vater gemeldet hat. Da können Sie nicht Schullektüre hineintragen, die die Schüler aufklärt. Ts, ts, ts ?

    • Wenn Sie Ihre »seichte« Lektüre beendet haben, empfehle ich Ihnen Orwells »Mein Katalonien«, seinen Erlebnisbericht aus dem spanischen Bürgerkrieg.

      Ebenso wie Sie habe ich (vor ca 40/45 Jahren) »Farm der Tiere« in der Schule und »1984« aus eigenem Interesse gelesen. Trotzdem driftete ich als naiver und idealistischer Junge sehr weit Richtung links.

      Orwells Tatsachenbericht hatte eine weitaus direktere Wirkung auf mich als seine späteren fiktiven Werke (so stark sie auch sind).

      PS:
      Ironischerweise hatte ich damals beim Kauf von »Mein Katalonien« Revolutionsromantik erwartet, von wegen »No pasaran!« usw. – Internet mit Rezensionen und trallala gab es ja noch nicht, ich bestellte also blind beim Buchhändler vor Ort, ohne zu ahnen, daß »Mein Katalonien« eines der wichtigsten Bücher für meine politische Entwicklung werden würde.

  13. Muss man sich beim Schreiben an den Duden halten? Ich habe den Eindruck, jeder schreibt heute so, wie er will. Viele Jugendliche tackern auf ihren Handys nur noch Kürzel. Sagte nicht der ehemalige Pastor und Bundespräsident Gauck man sollte die englische Sprache einführen? Wenn ich an unsere Globalisierer denke, wie lange dürfen wir denn noch deutsch schreiben? Die EU hat die deutsche Sprache ja jetzt schon quasi abgeschafft. Wenn Frau v.d.Leyen spricht, spricht sie noch deutsch? Entweder wollen sie die ganze Welt beglücken, oder sie liegen unter dem Teppich. Das begreife, wer will……

  14. Eine weitere ziemlich schlimme Sprachverhunzung sind aus meiner Sicht die wahllosen Anglizismen. Früher hatte ich nichts gegen 1 oder 1 englische Begriffe, wenn es um internationale Begriffe oder Begriffe der Gamingszene handelte, doch heutzutage wird das auch langsam zu viel.

    Eine Bekannte treibt es sogar auf die Spitze, wenn se schreibt, alles kleingeschrieben, viele Zeichenfehler und wechselt laufend von deutsch zu englisch und wieder umgekehrt.

    • Es nervt auch ungemein, immer englische Zitate über sich ergehen lassen zu müssen, die man dann erst durch den Translator jagen muss, der auch nicht besonders gut mit Aussprüchen umgehen kann.

  15. Lieber Herr Kraus,
    ich habe im Regal noch ein Wörterbuch aus den späten 30ern. Da tauchten auch jede Menge neu geschaffene Wortkonstrukte und Begriffe auf. Besonders unter „R“. Die haben die Ihnen damals zugewiesene Halbwertszeit nicht mal ansatzweise erlebt.

    was ihr den geist der zeiten heißt…..na, Sie wissen schon ;))

  16. Nur noch eine Frage der Zeit, bis man den Makel der Artikel (der/die) für sich entdeckt: Die Sonne, der Mond… Der Mond hat doch auch ein Recht, weiblich sein zu dürfen! (oder sind Sie etwa dagegen!?)

    • Schon vergessen? Das Geschlecht ist doch ein soziales Konstrukt! Woher wollen Sie denn wissen, wie der Mond sich gerade fühlt?
      Abgesehen davon: in früheren Zeiten hat man durchaus von Frau Luna gesprochen…
      Und im Französischen heißt es LE soleil (als DER Sonne) und LA lune (also DIE Mond).

      • Oder wir machen es wie im Türkischen… da gibt es nämlich gar keine Artikel.

  17. Mitte der Neunziger habe ich das letzte Mal einen Duden gekauft und das wird wohl auch der Letzte bleiben.

  18. Sprache verändert sich in der Regel durch den täglichen Gebrauch, kommt also von „unten“ aus der Gesellschaft. Dass sie jetzt von oben aufoktroyiert werden soll (kein Mensch spricht im Alltag „gendersensibel“ ohne generisches Maskulinum), ist mal wieder typisch für die grünlinke Bevormundung und „Betreuung“ in sämtlichen Lebensbereichen.

    • Sprache WIRD entweder gepflegt oder verhunzt, sie selber WIRD also auf herkömmliche Weise genutzt oder verändert. Verändert WIRD sie, soweit ich das feststellen konnte, unverständlicherweise jedoch in keinem Fall zum Besseren hin. Seit ich vor vielen Jahren zufällig u.a. feststellte, dass „alles paletti“ in den Duden aufgenommen worden war, erkannte ich, dass in diesem üblen, kommerziellen Machwerk nicht mehr meine Muttersprache abgebildet wird. Seither nehme ich ihn nicht mehr in die Hand. Es ist mir daher völlig gleichgültig, wie viele Wörter der Duden „verschwinden“ lässt oder neu aufnimmt- ich kann mich nach wie vor verständlich machen, ohne auf beispielsweise ’nachvollziehen, vor Ort, Fake, Erwartungshaltung‘ und die sonstigen Schöpfungen fragwürdiger linksversiffter Soziologen oder den ganzen Genderschwachsinn zurückgreifen zu müssen. Und was die übrigen deutschen „Muttersprachler“ angeht, so täten sie gut daran, sich zu erinnern oder zu übernehmen, was sie von ihren Müttern oder Großmüttern gelehrt wurden oder werden. Bei denen ist die Sprache vermutlich noch besser aufgehoben als zwischen den Buchdeckeln eines auf Gewinnmaximierung bedachten Verlages.

  19. Das Ende wird sein, dass jeder/jede/jedes schreiben kann, wie er/sie/es will. Gendersensibel, antirassistisch und gesinnungstreu muss es freilich sein. Der/die/das Duden ist dann nur noch für’s Framing zuständig …

  20. Es gab mal eine Zeit, da antwortete ein Mädchen auf die Frage, was sie einmal werden wolle, „Lehrer“. Und niemand kam damals auf die Idee, dass sie sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wolle. Und wenn eine Kollegin sich auf der Arbeit abgemeldet hat, dann sagte sie „Ich muss zum Arzt“, selbst wenn sie zu einer Ärztin ging. Und wenn es hieß, die Abgabenlast für die Bürger müsse gesenkt werden, dachte niemand, dass dies nur für Männer gelte. Denn damals hatten die Menschen noch gewisse Grundkenntnisse der deutschen Sprache und die Frauen keine Komplexe oder Neurosen. Apropos „die Bürger“ – ist es nicht diskriminierend, dass im Plural immer der Artikel verwandt wird, der im Singular die weibliche Form kennzeichnet? Das grenzt nicht nur Männer aus, sondern auch das dritte bzw. 99. Geschlecht. Ich bin daher dafür, im Plural immer den das Neutrum kennzeichnenden Artikel zu verwenden, also „das Bürger“, „das Politiker“, „das Journalist“, „das Idiot“. Kleiner Tipp an die Dudenredaktion.

    • Sie sprechen mir aus Seele und Herz! Das Thema um die Gender(peudo)wissenschaft, den diversen Pünkten, Srichen und Sternchen zur Verunstaltung von Worten, Sprache und Schrift, scheint mir Beweis für einen in Teilen der deutschen Gesellschaft und Politik stark geminderten IQ,… für mehr und was Gescheites reichts halt nicht mehr. Macht auch fast garnichts, technisch komplexe Güter wie z.B. Smartphones, Tablets und Computer werden ohnehin in Fernost entwickelt, produziert und von dort bezogen, da braucht es keinen IQ, sondern ausreichend Kleingeld

    • Frau Doktor im Krankenhaus, wo ich ehedem als Zivi diente, hätte es sich deutlichst verbeten, „Ärztin“ genannt zu werden. An ihrem Kittel stand selbstverständlich „Dr. xy, Chefarzt“.

  21. Ich bin hier schon im totalen Wahn. Auf dem Titelbild zu diesem Artikel ist ein Duden abgebildet.
    Auf den erst Blick habe ich ihn doch tatsächlich für ein türkisches Wörterbuch gehalten. Typisch Erdogan, der türkische Halbmond auf jeder Seite. Vielleicht brauche ich doch mal ne Pause. ?

    • *Kicher* Herr Thiel … Genau DAS ist mir auch passiert. Ich dachte, was hat denn der Duden mit der Türkei zu tun. Erst beim 3. Mal hinschauen, habe ich das mit dem „C“ mitbekommen.

      • Danke, liebe Gruenauerin, ich war schon in Sorge. Aber wenn es Ihnen ähnlich ging, hatte ich vielleicht nur einen Erdogan zuviel.?

  22. Im VDS sind meines Wissens neben der BRD auch die Schweiz, Österreich, Südtirol u.a. „deutschsprachige Minderheiten“ involviert. Daher kommt es wohl auch zu der massiven Kritik gegen die „totale Genderiesung und Gutmenschsprachlichkeit“. Wobei durch die BRD-Dauerterroriesierung in der Sprache und leider vielen ausgewanderten BRD’lern das Gesunde (nicht nur in der Sprache) kippt.

  23. Der Marsch durch die Institutionen hat auch den Duden erreicht. Eines muss man ihnen lassen. Sie sind überaus erfolgreich.

  24. Danke an den Verein Deutsche Sprache VDS 🙂

    • „Sprachpanscher“ ist eigentlich zu milde – „Sprachverhunzer“ träfe es besser …

  25. Gedanken sind unformulierte Worte, die zunächst in der „Grafikabteilung“ des Gehirns eine optische, also verbale Umsetzung erfahren müssen. Fehlen die Worte, können Gedanken sich nicht artikulieren.
    Selbstverständlich weiß man das auch beim Duden. Und man weiß um die Manipulation der Gedanken, wenn Worte entweder verboten werden, oder ganz aus dem Gedächtnis eines Nachschlagewerkes gestrichen werden.
    Es geht also um einheitliches Denken, um einheitliche Meinungsbildung.

    Aber nicht nur darum. Das eigenständige Denken in Art persönlicher Wortfindung soll mit einem einheitlichen Wording ganz unterbunden werden. So funktioniert Faschismus. So legt man die Basis für die totale Denkkontrolle. So hat Faschismus immer funktioniert. Das Rad muss also nicht neu erfunden werden.

  26. Ich bleibe bei der modernen 18. Ausgabe des Bandes 1 von 1980, steht neben 200.000 anderen Stichwörtern sogar schon Email drinnen.

  27. In meinen (Fach-)Büchern und Fachschriften gendere ich nicht, auch wenn der Verlag es gerne so hätte! Die Genderei verschlechtert die Sprache, längt sie und macht sie unverständlich. Die Genderei kennt kein generisches Maskulinum, kein generisches Femininum und kein Neutrum, es macht die Sprache erheblich unverständlicher, langwierig beim Lesen und Zuhören, und ist daher ein Grund zum Ärger. Nur die Deutschen machen den Mist mit! Ich schreibe und sage „Studenten“, denn das ist ihr Stand. „Studierende“ ist das Partizip Präsens, und das kann nur angewandt werden, wenn der Vorgang des Studierens jetzt gerade abläuft!
    Wer die Sprache so verhunzt ist ein ungebildeter Quatschkopf oder ein windelweicher ängstlicher Mensch, der vor jeder Idiotie kuscht – hatten wir schon, und es war verheerend!

    • Richard von Weizsäcker dürfte sich heute wohl deutlich gegen das Gendern aussprechen:

      „Es gibt in der deutschen Sprache Sätze von höchster Schönheit und Reinheit, die so nur auf Deutsch gesagt wurden.“

      Quelle: Weizsäcker, Reden. Die Bindung der Sprache. Ansprache des Bundespräsidenten auf dem Weltkongress der Germanisten in Göttingen 1985.

      https://www.aphorismen.de/zitat/182732

  28. Ich frage mich seit geraumer Zeit, warum denn die polit-medialen Eliten dem Bürger unbedingt „Belarus“ antrainieren wollen. Auch wenn Belarus im amtlichen zwischenstaatlichen Schriftverkehr die traditionelle Bezeichnung für Weißrussland wohl abgelöst hat, so werden Spachveränderungen in der Gesellschaft selbst sukzessive angeglichen und nicht von außenstehenden Instanzen verordnet. Zudem hier keine „qualitative“ Verbesserung in polit. oder sonstiger Hinsicht offensichtlich ist, da Weißrussland schlicht die dt. Übersetzung für Belarus – bin kein Fachmann – sein dürfte.

    • Das ans Zwanghafte grenzende „Belarus“ fällt mir seit der Wahl unangenehm auf.

      Ich nehme an, daß das vorbeugender Sprachgebrauch ist. Sollte es in Weißrußland zum Umsturz kommen und Moskau eingreifen, ließe sich so einfacher den MSMedienkonsumenten andrehen, Putin sei nun noch böser als ohnehin und es sollten dort dringend EU-Truppen stationiert werden.

      „Bela-rus“ klingt ja fast wie „bella Italia“, ist mithin Urterritorium der EU und damit naturgemäß unter Brüssels Obhut zu stellen.

      • Habe da ähnliche Gedanken. Ich glaube schon, dass hier ganz bewusst – angeschoben aus dem politischen Berlin und Brüssel – die über den Namen „Weißrußland“ gedanklich unwillkürlich hergestellte Verknüpfung mit Russland aufgelöst werden soll…. genau aus den von ihnen genannten Gründen. Der neue Name erleichtert es, das Territorium „Belarus“ schon mal der Einflusszone der EU zu und unter zu ordnen.

    • Ist mir auch aufgefallen und ich habe eine Theorie: Solange in Weissrussland der Böse regiert, wird es Belarus genannt. Nach dem Umsturz durch (vermutlich bezahlte und gesteuerte) Demonstranten wird es wieder Weissrussland. Mal beobachten.

  29. Wann kommt die Dudenin? – Bis so etwa 1905 existierten offiziell die bayrische, die preußische und die sächsische Schreibweise. Das bedeutete Officier neben Offizier, Centrale neben Zentrale, Commission neben Kommission. Viele damals aus ein ander geschriebene Begriffe wurden nach 1905 zusammengeschrieben, Thor und Thür haben dann ihr h verloren. Das war die Zeit, als Angestellte noch in ihr Bureau gingen und linke Arbeiter über einen Strike nachdachten.

  30. „Es wird überhaupt kein Denken mehr geben … Strenggläubigkeit bedeutet: nicht mehr denken – nicht mehr zu denken brauchen.“ Von Politikern erwarte ich schon lange nichts mehr, was irgendwie – wenn auch nur ganz entfernt – an klares Denken erinnern könnte. Nun also auch der Duden bzw. dessen Redaktion. Die haben nicht mehr alle Latten am Zaun. Duden gestrichen!

  31. Was fällt einem da noch ein?
    „Krieg ist Frieden! Sklaverei ist Freiheit! Unwissenheit ist Stärke!“
    Unwissenheit ist Stärke! 1984 – in den MSMedien gerne zitiert und offensichtlich nichts vom Geschriebenen kapiert! Kein Wunder, dass das Buch als Bedienungsanleitung missverstanden wird!

  32. Das abschliessende Zitat aus dem (1949 erschienenen!) Roman hat mich geradezu umgehauen! Danke dafür.

    Wenn mir jetzt noch jemand eine gehörige Dosis Antidepressive bringen könnte…

  33. Im ersten Semester meines Germanistikstudiums wurde mir die Belehrung zuteil, dass der Duden kein normative, sondern nur eine desktriptive Kraft habe. War allerdings auch im Sommersemester 1987 …

  34. Schlimm ist dabei doch, dass es dem einzelnen (um nichts falsch zu machen:) Menschen nicht mehr überlassen bleibt, wie er/sie/es spricht und schreibt, welche Wörter er/sie/es benutzt, sondern derzeit eine gewaltige volkspädagogische Front sanft-autoritär Zwang ausübt. Der Duden war für uns früher ja so etwas wie die Heilige Schrift fürs Schreiben und Sprechen. Nicht unbedingt politisch beeinflusst.
    Und viele moderne Volksbeglücker*innen sind steuermitfinanziert und verdienen ihre Brötchen damit, den Mitbürger*innen zu erläutern, wie sie richtig reden. Das Bundesfamilienministerium, also wir alle bzw. der Staat, ist zum Beispiel finanziell bei der Website genderleicht. de des „Journalistinnenbunds“ mit von der Partie und gibt „nützliche Tipps & Tools, wie Sie diskriminierungsfrei schreiben und sprechen.“ „In ARD und ZDF ist Bewegung. Anne Will nutzt den Gender-Gap genauso überzeugt wie ZDF-aspekte-Moderator Jo Schück, Claus Kleber setzt ihn ab und an im heute-journal ein. Der NDR gendert seit drei Jahren, der Hessische Rundfunk seit Anfang Juni 2019.“ Auch das Sprechen mit Lücke, heißt angeblich Glottisschlag, ist demnach voll im Kommen. Allerorten werden Begriffe beerdigt oder neu geboren, für eine Schöne Neue Wort-Welt.
    Der Journalistinnenbund kennt auffälligerweise nur „Kolleginnen“ („Wer die Frauen kennenlernt, entdeckt hohe Professionalität …“), engagiert sich für „Menschen- und Frauenrechte“ (sind Frauenrechte keine Menschenrechte?), ist Mitglied im Deutschen Frauenrat. So engagiert man sich fürs Gendern beim Sprechen, erkennt in seiner Umwelt aber vielleicht gar nicht so viele Geschlechter.

  35. Wenn bei TE, um nur zwei Beispiele zu nennen, der „Analyst“ dorthin befördert wird, wo er hingehört (zu den geschwätzigen, halbgebildeten ÖRR-Moderatoren) und dem Analytiker der ihm gebührende Platz gegeben wird, die gute alte Desoxyribonukleinsäure ihr angestammtes „S“ wiederbekommt, dann kann TE mit Recht behaupten, es dem arroganten, salonbolschewistischen Duden mal wieder gezeigt zu haben…

  36. Jetzt muss ich sogar die Altparteien in Schutz nehmen. Der Duden ist ein privater Verlag und die Politik hat sich sowas von gar nicht in die Frage einzumischen, wer was drucken darf.

    • Sie haben (mMn) zweifellos Recht, insbesondere in einem formalem Blickwinkel. Aber der Duden ist ja nicht „irgendetwas“, sondern reflektiert AUCH eine gesellschaftliche Stimmung und gesellschaftliche Mechanismen. Und darauf ein Schlaglicht geworfen zu haben finde ich seitens Herrn Kraus‘ dankenswert.

    • Dann muss ich wohl Herrn Kraus in Schutz nehmen. Welche Bücher und Schulbücher z.B. in den Schulen für den Unterricht herangezogen werden oder in Amtsstuben ausliegen, welche Themen in diesen Büchern gesetzt werden, ist sehr wohl eine politische Entscheidung. Wenn Beamten vorgeschrieben wird oder werden sollte zu gendern, dann können sie dreimal Raten auf welche Regelwerk die Vorschriften sich beziehen werden.

    • Sind wirklich sicher, dass diese Einmischung nicht geschieht?

    • Nun bin ich mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe 🙁 Der Duden ist zwar nicht die Bibel der deutschen Sprache, dennoch wird er gerne als solche betrachtet, wenn es um Fragen der deutschen Rechtschreibung geht. Und weil dieses so ist, empfinde ich es als Frechheit, wenn er sich im Besitz der Deutschen Sprache wähnt und selbstherrlich über deren Wortschatz sowie Rechtschreibung glaubt befinden zu können!

    • Nonsense, was glauben Sie, was die ‚Politik‘ denn, gerade im geschilderten Bereich, gezielt tut?
      Genau, sie diktiert dem ‚Verlag‘ was und wie er es auf den Markt zu bringen hat. Wer sonst hätte in der Bevölkerung den Bedarf – außerhalb der vertrackten ‚linksgrün drehenden abartigen Gemeinschaft der Vielen‘ – solch nutzlose Sche…. in einem Wörterbuch der deutschen Sprache zu finden?! Bücher zu verbrennen, so wird gesagt, käme der Verbrennung von Menschen gleich – im Falle Duden, Auflagen 27 ff dürfte es eher zu einer Wiederbelebung sukzessive gemeuchelter Geister führen.

Einen Kommentar abschicken