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Frankreich

Die Wiedergeburt der Grande Nation

14.10.2019

| Lesedauer: 9 Minuten
Europas neuer Kaiser. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Bundeskanzlerin Angela Merkel als mächtigsten Inhaber eines politischen Amts in der EU abgelöst. Sein Ziel: ein souveränes Europa unter französischer Führung auf den Gebieten Militär, Wirtschaft und Energie.

Angela Merkel sah aus wie ein verliebtes Mädchen, Mark Rutte grinste wie immer, und Jean-Claude Juncker gab den ehemaligen Staatsmann, der sich freut, wenn er auch noch mal eingeladen wird. Das Fest, das am 14. Juli auf der Ehrentribüne an den Pariser Champs-Élysées zur Teilnahme an der Militärparade im Gedenken an den Sturm auf die Bastille (1789) stattfand, war für den neuen Kaiser Europas eine Demonstration von Macht und Pomp.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger François Hollande fuhr Präsident Emmanuel Macron in einem offenen Militärwagen vor, um den Jubel der Massen huldvoll entgegenzunehmen. Dann inspizierte er zunächst die Truppen vor der Ehrentribüne und danach die politischen Truppen auf den Rängen – die anderen Regierungschefs, die als Gäste der Parade beiwohnten. Macron schüttelte allen die Hand und küsste Männer wie Frauen besitzergreifend auf beide Wangen. Er trug einen perfekt geschnittenen Anzug, stand im Zentrum des Geschehens, parlierte hier, scherzte dort.

Vor ihm rollte die Militärparade ab. Von alters her ist sie mehr als nur das
Defilee der Soldaten, die Waffenschau, die Erinnerung an die Französische Revolution. Sie trägt vielmehr eine klare Botschaft: Die Franzosen sichern durch Innovation ihre strategische Autonomie und sind bereit, dabei mit europäischen Partnern zusammenzuarbeiten – sofern die sich hinten anstellen.

Nation auf der Suche seit Napoleon

„Autonomie“ oder „Souveränität“ und „europäische Partner“, das waren die Schlüsselwörter, die Macron bereits benutzte, als er mit seiner neu gegründeten Partei La République en Marche für die Präsidentschaft kandidierte. Die Militärparade in Paris gab nun eine Vorstellung davon, was dies in der Praxis bedeutet: Mit Frankreich als Kernland muss (West-)Europa eine Weltmacht werden.
Es ist ein alter Wunsch. Seit Clovis I. im Jahr 481 zum ersten katholischen König der Gallier gekrönt wurde, versteht man sich als Nachfolger des Weströmischen Reiches. Frankreich, der älteste Staat in Europa, wurde 843 gegründet und hat diesen Ehrgeiz übernommen und verinnerlicht. Ludwig XIV. und Napoleon hätten es beinahe geschafft, Kontinentaleuropa unter ihrer Führung zu einem Imperium zu vereinen.

„Wenn Napoleon gewonnen hätte, wäre Europa eine Weltmacht“, konstatierte einmal Zbigniew Brzezínski, der 2017 verstorbene Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Frankreich erneut die Hoffnung auf die Verwirklichung von Napoleons Traum. Charles de Gaulle (der „Gallier“) wollte mit Westdeutschland, Italien und den Beneluxstaaten eine westeuropäische Macht zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich einerseits und der Sowjetunion andererseits bilden. Natürlich mit Frankreich selbst als Kern.
Diese Hoffnung scheiterte. Kleine Länder wie (West-)Deutschland und die Niederlande wollten sich wirtschaftlich, aber nicht politisch und militärisch integrieren, vertrauten sicherheitspolitisch mehr auf Amerika als auf Frankreich. De Gaulles Vorschlag zur Schaffung einer Europäischen Verteidigungsunion und einer politischen Union wurde zuerst von den anderen beteiligten europäischen Ländern im Jahr 1954 und dann sogar vom französischen Parlament abgelehnt. Frankreich verließ frustriert die NATO und versuchte allein mit den Supermächten mitzuspielen. Mit gewaltiger Kraftanstrengung, einer eigenen Atombombe und immer noch großem Einfluss in Afrika zeigte Frankreich Stärke.

Trotzdem blieb Frankreich zweitrangig und drohte weiterhin machtpolitisch zu verdunsten. François Mitterrand, Präsident von 1981 bis 1995, verstand die Zeit, als er sagte, er sei der letzte französische Präsident, der eine solche Macht besitze. Die Sowjetunion brach zusammen – und damit Frankreichs Zwischenposition. Amerika wurde die einzige Supermacht.

Mitterrand musste auch mit ansehen, wie es der britischen Premierministerin Margaret Thatcher gelang, Frankreich im EU-Binnenmarkt zu isolieren: Der angelsächsisch geprägte Freihandel setzte sich gegen den französischen Protektionismus durch. Immer weiter ging es bergab: Deutschland ist nach der Wiedervereinigung das größte EU-Land geworden. Zwar beschlagnahmte Mitterrand 1991 in Maastricht noch schnell die mächtige D-Mark und ersetzte sie durch den Euro, trotzdem aber wurde im Zuge der EU-Osterweiterung und der Eurokrise ab 2009 Deutschland geografisch, wirtschaftlich und politisch die zentrale EU-Macht.

Macrons schwankende Renaissance

Frankreich wurde langsam auf die Rolle Italiens reduziert, ein zwar großes, aber politisch schwaches Land. Nicolas Sarkozy bombardierte 2011 mit dem britischen Premierminister David Cameron Libyen, um noch etwas Macht zu zeigen. Die Hinterlassenschaft aber ist furchtbar: ein mafioser Staat als Dreh- und Angelpunkt für den Menschenschmuggel nach Europa. „A shit show“ kommentierte der damalige US-Präsident Barack Obama die Militäraktion.

Sarkozys Nachfolger François Hollande war dann hauptsächlich mit seiner Geliebten beschäftigt und ließ das Land auf der internationalen Bühne genauso wie im globalen Wettbewerb weiter verfallen. Nach jedem Straßenprotest zog er die zuvor eingeleiteten oder angekündigten, dringend notwendigen Reformen zurück.

Aber dann kam im Jahr 2016 Emmanuel Macron. Vom ersten Moment an setzte sich Macron als der Mann durch, der Frankreich und Europa vom globalen Status zweiter Klasse befreien will, als der Mann, der den Niedergang Europas, der mit dem Ersten Weltkrieg eingesetzt hat, stoppen wird. Eine „europäische Renaissance“ – eine Wiedergeburt – ist seine Standardformel.

Er demonstrierte sofort seine Absichten, indem er US-Präsident Donald Trump während eines NATO-Gipfels in Brüssel umarmte, um ihn anschließend mit der Parade vom 14. Juli 2017 zu beeindrucken. In einer Welt starker Männer mit Donald Trump, Xi Jinping (China), Narendra Modi (Indien) und Wladimir Putin (Russland) will Macron gestützt auf Frankreichs Stärke und stellvertretend für Europa mitreden. Im September 2017, unmittelbar nach den Bundestagswahlen, präsentierte er in einer Rede an der Sorbonne-Universität mehr als 40 Einzelpläne für mehr EU-Integration: ein Paket, das so gar nicht durch schmale deutsche Türen passt.

Chinesische Produkte sollen verboten, europäische Unternehmen über europäische Aufträge gestützt, Europa von der amerikanischen Verteidigung ebenso wie von arabischem und russischem Öl und Gas unabhängig werden und mit einer eigenen Außenpolitik die europäischen Interessen verteidigen sowie die unkontrollierte Einwanderung verhindern. Er möchte, dass die EU-Länder in weniger Bereichen ein Vetorecht gegen gemeinsame Beschlüsse erhalten und EU-Länder, die sich schneller integrieren wollen, nicht auf die langsamen warten müssen.

Er will Steuern für den EU-Säckel, eine europaweite Mindestgewinnsteuer für Unternehmen, neue EU-Institutionen mit großen Budgets, einen EU-Arbeitslosenfonds, einen Haushalt für die Eurozone und eine Vielzahl „sozialer“ Systeme, die Gelder vom Norden Europas in den Süden umleiten. Der „Spiegel“, sonst durchaus integrationsfreundlich, nannte ihn zutreffend einen „teuren Freund“.
Angela Merkel schwieg dazu, zögerte, finassierte und taktierte. Das ist nicht ungewöhnlich. Merkel wartet in der Regel darauf, dass der öffentliche Konsens ihr die Entscheidung abnimmt. Dieser Konsens kam jedoch nicht zustande. Es dauerte allein sechs Monate, bis sie eine neue Regierung bilden konnte.

Merkel öffnet Tür zu mehr Transfers

Im Sommer 2018 erzielte Macron schließlich erste Erfolge. Im Juni 2018 verpflichtete sich Merkel während eines Treffens mit Macron auf Schloss Meseberg bei Berlin zu einem Budget für die Eurozone. Zwar hatte sie vor dem Hintergrund zugestimmt, dass die Niederlande und andere nordeuropäische Länder versuchen würden, Macrons Wunsch zu sabotieren, aber trotzdem wurde die Tür zu mehr Transfers geöffnet.

Die Beziehung zwischen den beiden ist nicht sehr gut. Macron ist ein Mann der Tat, der nicht gern wartet. Merkel wartet, bis sich ein Deal anbietet und Handeln nicht mehr zu vermeiden ist. Die EU integriert sich zwar in Krisenzeiten immer weiter, aber Macron möchte dem voraus sein.

Im Oktober 2018 trat Angela Merkel dann als CDU-Vorsitzende zurück, um Annegret Kramp-Karrenbauer Platz zu machen. Macron nutzte das Interregnum, um seine Pläne mit Reden in Athen, vor dem EU-Parlament in Straßburg und in einem offenen Brief in mehr als 40 europäischen Zeitungen beliebt zu machen.

Gleichwohl schien Merkels Taktik aufzugehen, denn als die Gelbwesten wochenlang Frankreich lahmlegten und Teile der Pariser Prachtmeilen verwüsteten, erschien Macron nur noch wie ein Möchtegernpräsident, der zwar viel Wind machte, aber sein eigenes Haus nicht eingerichtet bekam. Tatsächlich konnte Macron den Aufstand
nur mithilfe militärischer Einheiten niederschlagen – mit Sondervollmachten, Beschränkung der Pressefreiheit und unter Inkaufnahme hunderter schwer verletzter Demonstranten.

Nach dieser Schwächephase wendete sich das Blatt wieder zugunsten Macrons, der zudem von zwei Entwicklungen unterstützt wird. Da ist einerseits US-Präsident Donald Trump, der darauf besteht, dass EU-Europa die militärische Verantwortung selbst übernehmen muss. Frankreich will das sehr; denn als einziges kontinentales Mitglied des UN-Sicherheitsrats und einziges Land auf dem Kontinent mit noch funktionsfähigen Streitkräften wird Paris automatisch zum Dreh- und Angelpunkt der Sicherheit Westeuropas.

Außerdem haben die europäischen Hauptstädte endlich verstanden, wie gefährlich der chinesische Diktator Xi Jinping ist. Er hat bereits viele Kooperationen mit osteuropäischen Ländern und ein Investitionsabkommen mit Italien vereinbart. Chinesische Unternehmen kaufen sich in großer Zahl in Europa ein.

Dazu kommen die beständige russische Machtdemonstration an der Ostgrenze, auf der Ostsee sowie die anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten, die bedeuten, dass die europäischen Länder „die Wagen in einen Kreis stellen“ müssen, wie der niederländische Premierminister Mark Rutte die buchstäbliche Wagenburgmentalität angesichts der wachsenden Bedrohungen nennt. Der außereuropäische Druck sorgt für Einheit.

Darüber hinaus verändert sich die EU zugunsten Frankreichs. Während die Erweiterung der EU um das Vereinigte Königreich die marktliberalen Wirtschaften förderte und die Osterweiterung Deutschland Absatzmärkte und billige Werkbänke bescherte, hat inzwischen eine umgekehrte Bewegung eingesetzt. Das Vereinigte Königreich verlässt die EU, Osteuropa bleibt außerhalb der Eurozone und vertritt politisch andere Ansichten als der Westen. Damit fällt die EU auf das alte kontinentale Westeuropa zurück – sagen die Recken der sechs Gründungsnationen und nehmen gerade noch Spanien, Portugal, Österreich und Skandinavien dazu. Man rückt in kleinerer Besetzung wieder näher zusammen.

Das bedeutet automatisch, dass Frankreichs Gewicht zunimmt. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez und in geringerem Maße der bisherige italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte unterstützten großteils Macrons Pläne. Macron hat die außenpolitisch notorisch unsicheren, führungslosen und ungeschickten Deutschen in der EU isoliert.

Das EU-Budget wird kommen

Mittlerweile wird klar, dass sich Merkel in einem zentralen Punkt verkalkuliert hat: Ein Budget für die Eurozone wird kommen. Zwar waren „einige Länder dagegen, aber wir haben die Tür geöffnet“, konstatierte jüngst der jubelnde französische Finanzminister Bruno Lemaire. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte den niederländischen Finanzminister Wopke Hoekstra gezwungen, einen Kompromiss zu akzeptieren.

Auch die Verschärfung der CO2-Emissionsanforderungen spielt Macron in die Hände: Frankreich produziert mit seinen Kernkraftwerken schon heute seinen Strom überwiegend CO2-neutral. Deutschland wird dagegen höchstwahrscheinlich Strafzahlungen leisten müssen; und Macron kann den Druck auf die frühere „Klimakanzlerin“ beliebig erhöhen, die angesichts des Wahlerfolgs der Grünen und der Klimabegeisterung der Deutschen ohnehin angreifbar geworden ist.

Macron versucht aber auch, den bestehenden Steuerwettbewerb zwischen den Ländern zugunsten der hohen französischen Abgabenlast zu beseitigen. Die Niederlande, Irland, Luxemburg und andere kleinere Länder sind zwar dagegen, aber immer neue „Panama Papers“ und Leaks über angebliche Steuerhinterziehungen bringen sie in die Defensive. Darüber hinaus wird es eine EU-Haftungsgemeinschaft, die sogenannte „Banken­union“, mit einer Garantie von bis zu 100.000 Euro für Sparer geben, ein alter französischer Wunsch. Da vor allem südeuropäische Banken in Konkurs­gefahr sind, zahlt Nordeuropa.

Primat der Politik

Vielleicht am wichtigsten für Macron ist, dass der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die französische Tradition des Primats der Politik über die Wirtschaft und den Glauben an die Heilkraft des Protektionismus über­ nommen hat. Das ist im Nachkriegs­deutschland geradezu revolutionär. Es ist eine Reaktion auf die widerstands­lose chinesische Übernahme des baye­rischen Roboterherstellers Kuka.

Macron fordert eine europäische Ab­wehrfront, will deutsche und franzö­sische Unternehmen fusionieren, um sie zu globalen Akteuren zu formen. So durfte die französische PSA den formal amerikanischen, mit seinen Fabriken aber fast rein deutschen Wettbewerber Opel kaufen. Merkel und Macron wol­len, dass die Eisenbahn­-Abteilungen der deutschen Siemens und der fran­zösischen Alstom zusammengelegt werden, und Trumps Slogan „Ameri­ca First“ wurde von Macron informell übernommen: „Europe First“ – mit Frankreich als Fahnenträger.

Jedes Mal wenn Macron innerhalb der EU nicht zurechtkommt, gibt es im­mer noch zwei Routen. Erstens: einen Alleingang. Eine Steuer auf Flugtickets, eine Steuer auf amerikanische Techno­logieunternehmen. Ist er auf EU­-Ebene nicht erfolgreich, führt er sie einseitig ein. Nach Trump, Putin, Modi und Xi Jinping stellte auch er im Juli eine Ver­teidigungstruppe für den Weltraum auf. Laut Macron sind 260 Mitarbeiter in der Hightechstadt Toulouse statio­niert, um „die Autonomie Frankreichs
im Weltraum zu verteidigen“ – zum Ärger von Merkel, die eigentlich auf EU­-Ebene operieren will. Aber das dau­ert Macron zu lang, und zudem will er mit dem Alleingang die französische militärische Dominanz auf dem euro­päischen Kontinent stärken. Ein souve­ränes Europa braucht die militärische Stärke Frankreichs, lautet die unzwei­deutige Botschaft.

Führung durch Handeln ist das Mot­to von Macron. Der andere Weg führt über ein Europa der zwei Geschwin­digkeiten oder sogenannte Koalitionen der Willigen – manchmal sogar außer­halb der EU. Auf der Parade in Paris am 14. Juli marschierten auch Truppen aus acht anderen EU-­Ländern mit, die seit 2018 auf Initiative Macrons eine Euro­päische Interventionsinitiative (EII) bil­den. Die Europäische Verteidigungsge­meinschaft, die de Gaulle bereits wollte, bringt Macron in Schwung; selbst fuß­lahme Bundeswehrsoldaten durften mitlaufen.

Der niederländische Pilot Guido, der während der Parade mit einer F­16 über Paris donnerte, notierte: „Die Tribüne mit Präsident Macron war direkt un­ter der Nase des Kampfjets.“ Apropos Kampfjets: Frankreich baut ein neues europäisches Kampfflugzeug, bei dem es die technologische Führung über­ nimmt, Deutschland den Löwenanteil bezahlen darf und Spanien mitbastelt.

Macrons Truppen sind bereit

Der sichtbarste Triumph Macrons ist jedoch, dass er die Französin und Ex­-Ministerin Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentral­bank durchsetzen konnte, dazu die gleichermaßen gefällige wie schwache Ursula von der Leyen als Präsidentin der EU­-Kommission und den Belgier Charles Michel als Ratspräsidenten. Alle drei teilen Macrons Ideen, alle drei sprechen Französisch und werden hel­fen, Englisch als Sprache der EU wieder zu verdrängen. Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra be­sucht bereits brav einen Kurs, um sein Französisch aufzupolieren. Auch, da­ mit er mehr als nur „non“ sagen kann bei Forderungen nach mehr Transfers nach Südeuropa. Er wird einsam damit sein: Bundeskanzlerin Merkel ist längst politisch so geschwächt und steht un­ter dem Druck der SPD, dass sie die Macron­-Agenda mittlerweile weitge­hend durchwinkt.

Ebenfalls nicht unwichtig: Macron hat es geschafft, das EU-Parlament unter Kontrolle zu bringen. Das von den Deutschen beförderte Spit­zenkandidatensystem wurde von ihm wie mit der Guillotine geköpft. Und Macrons Partei spielt als größte Grup­pierung innerhalb der linksliberalen Fraktion eine zentrale Rolle. Bisher war das Parlament durch die weitgehende Einigkeit von CDU/CSU und SPD eher ein deutscher als ein französischer Machtblock.

Einer von Macrons Vorgängern, Valéry Giscard d’Estaing, hatte dies bei den ersten Parlamentswahlen 1979 sehr gut verstanden. Aus Angst vor übermäßigem deutschem Einfluss auf das Parlament forderte er damals er­folgreich, dass die Kontrolle aller Ent­scheidungen bei den Regierungschefs bleiben solle. Macron hat nun auch das EU­-Parlament im Griff.

Frankreich hat eine uralte politische Kultur, die auf gloriosen Entwürfen ba­siert. Zum Beispiel zeigt der Franzose Michel Barnier, EU­-Verhandlungsfüh­rer für den Brexit, keine Flexibilität ge­genüber Großbritannien, was Merkel är­gert. Sie möchte die engen Beziehungen auch nach dem Brexit aufrechterhalten. Doch dafür ist im französischen Modell kein Platz; Merkel ist längst isoliert.

Macron hat noch zweieinhalb Jahre bis zur nächsten Präsidentschaftswahl. Sie soll ihn als modernen Kaiser bestätigen. Der französische Philosoph Eric Zem­mour drückte es so aus: „Mit dem Han­del der Benelux-­Staaten, der Industrie der Deutschen und Norditaliener sind wir (Frankreich) eine Weltmacht.“

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52 Kommentare

  1. Die EU wird platzen wie eine Seifenblase.Die EU Länder haben soviel Eigeninteressen die nicht unter einen Hut zubringen sind. Noch gelingt es denn Laienspielern in Brüssel die Probleme zu verschleiern, in dem sie sich auf Nichtigkeiten kaprizieren. Schlimmer jedoch ist die fatale Falscheinschätzung des Problems im nahen Osten , sowie im Magreb. Zumal Trump keine Lust hat, für die satten, faulen Europäer weiterhin den Schutzschirm gespannt zu halten. Es wird auf eine Achse China , Russland , USA hinauslaufen. Der Schlendrian Europa sowie die Menschenrechtsbesoffene EU hat es verpasst die Staatengemeinschaft zu disziplinieren, als es vor allem darum ging die 3% Staatsverschuldung einzuhalten. Wenn die EZB jeden Tag 500 Millionen Euro druckt, werden die Folgen Greta nicht interessieren. Sicher aber die deutschen Rentner.

  2. Das Einzige, was mir an all dem gefällt, ist, dass Merkel endlich kapiert, wo sie hingehört und wie locker man sie aushebeln kann.
    Anfangs noch mit eitler Selbstgefälligkeit die „beste Freundin“ Macrons, Küßchen hier, Küßchen da, heute kaltgestellt. So war das schon immer am französischen Hofe, Intrigen, Intrigen, Intrigen.
    Anstatt Deutschland in die Zukunft zu führen, führt Merkel uns in die Leibeigenschaft. Vielen Dank nochmal. Eurodesaster, Klimaspinnerei, Infrastrukturkatastrophe, Bildungsmisere, Altersarmut. Deutschland ist nicht nur geschwächt, Deutschland ist fast vernichtet.

  3. Sowohl Frankreich als auch Russland müssten doch ausgesprochene Deppen sein, die eklatante Schwäche der deutschen Politik und ihrer handlungsunfähigen Personen nicht für sich auszunutzen. Die Geschichte hier anzuführen, um Deutschlands einstige Stärke gegenüber Frankreich auch in die Gegenwart zu transferieren, ist alles andere als tauglich.
    Deutschland ist gegenwärtig ein Auslaufmodell und beweist das jeden neuen Tag mit hochdummen Handlungen der Politiker und ebensolcher Äußerungen der Journalisten.

  4. +

    Europas neuer Kaiser.

    denn

    *Wenn die Sonne tief steht, werfen auch kleine Napoleons lange Schatten.*

    +++

  5. Es ist sicher richtig, daß Merkel für das PR-Geschöpf Macron ein gefundenes Fressen ist, aber Frankreich hat unabhängig davon erhebliche Probleme, die es auch auf Kosten anderer Mitglieder der EU nicht wird lösen können. Und Macrons anbiedernde und auftrumpfende feudale Inszenierungen sind auch für die französische Öffentlichkeit als solche leicht durchschaubar. Charles de Gaulle sah die Deutschen als den Motor und die Franzosen als den Kopf Europas. Auch diese Vorstellung hat sich nicht bewahrheitet trotz der unsagbar dummen deutschen Politik zu unserem Nachteil. Denn auch die Franzosen sind zur Führung Europas nicht viel geigneter als die Deutschen, das bilden sie sich bloß ein. Übrigens ist das staatliche Deutschland genauso alt wie das französische, es ging mit ihm zeitgleich aus dem Frankenreich hervor und erlangte sogar als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation die offizielle Nachfolge des Imperium Romanum. Erst Bonaparte machte damit Schluß und ernannte sich eigenmächtig selbst zum „Kaiser“. Diese Einbildung war mit Leipzig und Waterloo dann aber auch gleich wieder vorbei.

  6. Frankreich war in Europa immer nur dann stark, wenn Deutschland schwach war. 1871 und 1940 konnte man sehen, wie wenig die Franzosen uns Deutschen entgegensetzen können – wenn wir wirklich mal ernst machen, uns einig sind und den Franzosen nicht die Amerikaner zu Hilfe kommen – die sie 1917 und 1944 gerettet haben. Seitdem aber sind die Hilfen Frankreichs bei der Unabhängigkeit der USA wirklich abgezahlt und Paris kann nicht mehr, vermutlich nie wieder, auf Washington zählen. (Das allerdings hat Macron, im Gegensatz zu Merkel und den deutschen Eliten, begriffen)
    1919 hat Frankreich erfolglos versucht, Deutschland zu zerschlagen, auch Napoleon ist daran gescheitert, obwohl er trefflich die deutsche Kleinstaaterei für sich auszunutzen verstand. 1945, in Jalta und Potsdam, sorgte Churchill dafür, daß die Franzosen am Katzentisch Platz zu nehmen hatten, und die Entscheidungen auf diesen Konferenzen konnte de Gaulle auch nach dem Krieg nicht mehr korrigieren.

    Entscheidend für den wirtschaftlichen Niedergang Frankreich war, daß das Land, nicht so sehr wie Britannien, aber dennoch nicht den raschen Umstieg von der Kolonialwirtschaft auf die Marktwirtschaft der EWG schaffte. Trotz aller Kriegszerstörungen hatten wir Deutschen hier den Vorteil, nie eine Ökonomie auf Basis von Kolonien aufgebaut zu haben, mithin ging uns in den späten 1950ern auch kein riesiger Binnenmarkt verloren. Im Gegenteil, die (west-)deutsche Industrie knüpfte nach 1949 nur da an, wo sie gezwungenermaßen 1914 hatte aufhören müssen – und darum fuhren alsbald die Amis alle Volkswagen statt kleiner Renault mit Heckmotor. Der Peugeot 504 mochte in den 80er Jahren die Hälfte des afrikanischen Autobestandes ausgemacht haben, was war das gegen die Millionen von Mercedes und BMW auf den Straßen Nordamerikas, die VWs in Mexiko und Brasilien?

    Nun ist das in der Tat die Vergangenheit. Mitterand, Thatcher und Kohl wußten aber 1990 eins genau: Nichts gefährdet die rheinisch-romanische Grundordnung der EU so sehr wie ein neues deutsches Nationalgefühl. Deutschland hat in Wirklichkeit nichts von seiner Mitgliedschaft in der EU. Sie bindet uns an die für uns „falsche“ Hälfte Europa, nämlich sie katholisch dominierte, die tatsächlich eine unter der Führung Frankreich war und ist.

    Das fatale Irrlichtern der heutigen deutschen Nachkriegsregierung beim Brexit zeigt das – und daß man leider seit 1949 nichts begriffen hat. Die richtige deutsche Reaktion auf den Brexit wäre der sofortige Dexit gewesen – und Briten, Niederländern, Tschechen, Österreichern und Skandinaviern umgehend eine neue Nordunion anzubieten, ohne Währungsunion. Natürlich, ich weiß, Merkels Migrationspolitik usw. aber im Rahmen einer solchen Erörterung rede ich ja von den Interessen unserer NATION, die mit den Interessen unserer linksliberalen Eliten nichts mehr zu tun haben.

    In der EU werden wir immer der Gefangene Frankreichs sein. Die rheinische Sicht in Deutschland findet das seit den Tagen Napoleons auch gut – der Code Civil wirkt auch heute noch nach – aber entweder hätte der Rest Deutschlands 1990 NRW und Rheinland-Pfalz-Saarland in seiner BRD-Sezession belassen und mit dem Osten ein neues Deutschland begründen sollen, oder das Rheinland zurückdrängen. Wer glaubt, daß das mit der Verlagerung der Hauptstadt nach Berlin erreicht worden wäre, irrt. Das Grundgesetz gilt weiter, statt einer deutschen Verfassung, noch immer sind wir eine rheinische Republik, die sich bis an die Oder ausgedehnt hat.

    Man kann es Macron und den Franzosen nicht verdenken, daß sie die selbstgewählte Schwäche Deutschlands weidlich ausnutzen. Doch anstatt Elogen auf Macron zu verfassen, der heute eine Wiederwahl gar nicht sicher hat (wurden alle Gelbwesten bekehrt?) sollte man sich klar machen: Wie stark die Franzosen sind, entscheiden immer wir. Wenn unser starker Arme es will ist am Vogesenkamm oder am Rhein Schluß für sie. Aber was wollen wir stattdessen:
    „Weltfrieden“
    APPLAUS für Miss Deutschland!!

  7. Macron sollte sehen, daß sein eigenes Land wieder französisch wird. Blick in Vorstädte genügt. Wer – wie ich – dorthin nicht reist, schaue einfach mal rein, wenn die Grande Nation zum Fußball aufläuft. Lauter Gallier…

  8. Merkel sah nicht aus wie ein verliebtes Mädchen, sondern wie eine alte Oma die froh war, das der auf ihr Erbe schielender Enkel sie nochmal eingeladen hat und der es nicht erwarten kann, dieses Erbe möglichst schnell anzutreten. Der Enkel ist pleite und braucht dringend Omas Geld.

    • Er wird bei der Omma aus der Uckermark vermutlich nicht einmal zu einem „Enkeltrick“ greifen müssen. Unser derzeitiges Parlament nicht alles ab.

  9. Die Kanzlerschaft Merkels ist die Ur-Mutter aller deutschen Probleme.
    Was kluge Kanzler bis dahin aufbauten, zerschlägt sie innerhalb kurzer Zeit.
    Und das Schlimme daran ist, die meisten Deutschen folgen ihr kritiklos.

  10. Also unter dem STrich – Merkel kann es mal wieder nicht und zieht überall den kürzeren. Wo würden wir bloß mit einem kompetenten Kanzler stehen?

  11. Träumen dürfen sie ja. Aufschlussreich ist, was in diesem Artikel alles nicht genannt wird, z.B. Le Pen. Da gehört schon was dazu. Und: was hilft die Vormacht in der EU, wenn die EU zerfällt? Übung im Rückzug haben sie ja, die Franzosen, o.k. Und: „Frankreich, der älteste Staat in Europa, wurde 843 gegründet und hat diesen Ehrgeiz übernommen und verinnerlicht.“ Letzteres mag sein, aber wurde 843 nur e i n Staat gegründet? Ich dachte immer, da wurde ein Reich geteilt.

  12. Über diesen Artikel hätten wir vor der Machtübernahme dieser plump-dumpfen Frau aus der Uckermark und ihrer Klatschhasen-Clique kräftig gelacht. Mais, entre-temps, j’ai les larmes aux yeux 🙁

  13. Eine in vieler Hinsicht zutreffende Beschreibung, die wir in dieser Deutlichkeit in unseren Mainstreammedien nicht zu lesen bekommen. Warum auch? In diesem Land herrscht die Auffassung, mit der EU sei eine neue Phase der Weltgeschichte angebrochen, bei der die Interessen von Nationalstaaten keine Rolle mehr spielen. Schon die Verwendung der Formulierung „Nationales Interesse“ wird hierzulande als „rechts“ denunziert. Pech nur, dass diese Auffassung in allen anderen Ländern nicht verbreitet ist. Warum soll man deshalb Macron einen Vorwurf machen, dass er den alten Blütentraum von der „Grand Nation“ wieder einmal zu träumen beginnt und das Desaster der Merkelschen Politik kalkülmäßig zu nutzen versteht? Allerdings ist sein Land in jeder Hinsicht schwach auf der Brust. Im Vergleich zu den unbeliebten Amerikanern hat Frankreich weder technologisch, wirtschaftlich noch wissenschaftlich derzeit besonders exorbitante Leistungen vorzuweisen – wenn man mal vom fragwürdigen Export „postmoderner“ Philosopheme in unseren Lehranstalten absieht. Außer der Französisierung von „Computer“ in „Ordinateur“ sehe ich keine Innovation in der Informatik, die an die Dynamik dieses Faches in den USA, aber auch Israels, ja selbst Chinas heranreichen würde. Die Großmäuligkeit des französischen Präsidenten, die – wie der Autor ja gut herausarbeitet – schlichter Wahltaktik und Überpinselung der defekten sozialen Beziehungen in seinem Land geschuldet ist, birgt allerdings fatale Risiken. Wer will garantieren, dass nicht wieder die alten nationalen Klischees aufbrechen, die wir als überwunden ansehen? Was Macron betreibt, ist mit einem französischen Wort exakt zu charakterisieren: Chauvinismus.

  14. Statt Kommentar, Zitat von Schröder : Sie kann es nicht – die „Verliebte“ !

  15. Die politische Elite in Frankreich war von Anfang an überzeugt, daß ein vereintes Europa im Grunde ein französisches Projekt ist, das geeignet wäre, den verlorenen Ruhm der Grande Nation wiederherzustellen. Zudem sollte dieses Projekt dazu dienen, Deutschland in eine europäische Gemeinschaft unter französischer Führung einzubinden und ein für allemal daran zu hindern, Europa zu dominieren. Daher lehnte Frankreich schon die Wiederbewaffnung Deutschlands ab. Vor Jahrzehnten ging das Bonmot um, die europäische Einigung sei nichts weiter als die Subventionierung der französischen Landwirtschaft mit deutschem Geld. Auch die Wiedervereinigung Deutschlands war Frankreich bekanntlich ein Dorn im Auge. Die Zustimmung Mitterands war nur um den Preis zu erlangen, daß Deutschland die DM zugunsten des Euro aufgibt. Womit zugleich die Dominanz der Deutschen Bundesbank im europäischen Finanzmarkt gebrochen werden sollte.

    Zu ergänzen wäre, daß die geopolitischen Ambitionen Frankreich auch immer schon über das Territorium der EU hinausgreifen. Erinnert sei an die „Union pour la Méditerranée“ und andere Projekte (Mittelmeer-Forum für Dialog und Kooperation, Parliamentary Association for Euro-Arab Cooperation usw), bei denen sich Paris nicht nur als Zentrum einer EU, sondern des ganzen Mittelmeerraums betrachtet. Ein Raum, der Europa, den Nahen Osten und das ganze francophone Afrika umfaßt. Manch einer sieht hier gar einen Zusammenhang mit der ganzen „Flüchtlingspolitik“ und Masseneinwanderung aus dem arabischen Raum – Stichwort „Eurabia“.

    Wie auch immer – wenn Frankreich dieses Kraftzentrum bilden könnte, soll’s mir recht sein. Von Deutschland ist desgleichen nicht mehr zu erwarten. Merkel will Deutschland in Europa auflösen wie einen Zuckerwürfel im Tee.

    „Allons enfants de la Patrie…!“

  16. Um Himmels Willen, wo ist Frankreich in der Welt denn führend? Ausser Käse, Stopfleber und Rotwein fällt mir da nicht wirklich was ein. Die Franzosen als Führungsmacht ist doch nur dem Umstand geschuldet, dass Muttis Pantoffelhelden, und was da noch für Grünzeug am Horizont auftaucht, ein absoluter Betriebsunfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte sind. Diesen Handlangern des Brüsseler Zentralkomitee fehlt es nicht nur an fundamentalen Kenntnissen in der Volkswirtschaftslehre, sondern auch an Ehrgefühl und Anspruchshaltung. Wir sind hier doch nicht bei Muttis FDJ Nachmittag, und eben nur Nachbarn, nicht deren Befehlsempfänger und Zahlmeister. Das muss klar sein!

    • Waterloo – der Name findet bei den Franzosen nicht statt. Stattdessen „Belle-Alliance“. Das „couple“ Macron-Merkel ist für mich allerdings alles andere als eine „Belle-Alliance“ – nicht nur optisch. Plutôt un couple raté-l’une comme l’autre.

  17. Der Zentralismus ist das Problem in Frankreich…der Sozialismus ist das Problem in Deutschland.
    Die freie Marktwirtschaft, das freie Bürgertum ist dem Zentralismus und dem Sozialismus ein Dorn im Auge. Zentralismus und Sozialismus geht nur mit dem Diktat der Macht und kann somit keine Freiheit bringen…keine freie Marktgesellschaft…keine freie Marktwirtschaft…kein freies Bürgertum und damit keine Innovationen und Fortschritt…kein Wettbewerb und keine Leistung. Weder der französische Zentralismus noch der deutsche Sozialismus haben Europa stark gemacht…es war die Freiheit und Aufklärung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft/Bürgertum.
    Der Zentralismus in Paris will seine Kernkraftwerke durch Windmühlen ersetzen… Fortschritt und Stärke sieht anders aus. Foerderal statt zentral.. Freiheit statt staatliches Diktat… Marktwirtschaft statt Sozialismus…freies Bürgertum statt Abhängigkeit von Staat/Politik=Lobbygruppen!

  18. Einerseits: es war ja klar, daß sich mit dem Austritt der Briten die Architektur verschiebt, so daß Deutschland die Rolle des Zahlmeisters zwar weiter spielen darf, aber mit weniger Mitspracherechten. Andererseits: Ist auch viel heiße Luft, die Macron da abläßt. Vor ein paar Monaten war er noch kleinlaut, als ihm die Gelbwesten im Nacken hingen und er seine Reförmchen abblasen mußte. Wo will er denn mit seinen ganzen Raketen hinfliegen? Wenn Trump Soldaten abzieht, was der ÖR ja ganz schrecklich findet, könnte Macron doch sagen: Ok, kein Problem, meine Soldaten übernehmen das. Und Merkel könnte anbieten, die Bundeswehr… was rede ich noch? Annegret, setz die Sturmhaube auf! Wir marschieren mit den Freunden nach Syrien!

  19. Die Beschreibungen zeigen auch schön, wie Politik aussieht, wenn sie von Frauen oder Männern gemacht wird: Macron zupackend und vorpreschend, Merkel zögerlich und abwartend. Macron macht notfalls den Alleingang, wenn keiner mitzieht, Merkel will alles multilateral am großen Tisch entscheiden, auch wenn es nie zu einer Einigung kommt und dann nichts passiert.

  20. Macron hat sein eigenes Land nicht im Griff. Frankreich ist bereits instabil.
    Da fehlt nur noch ein kleiner Windhauch und ganz andere werden dort die Macht übernehmen.
    Die Franzosen sollten zuallererst mal ihren eigenen Laden auf Vordermann bringen, bevor sie daran denken, der EU den Weg zu weisen.

  21. Naja. Deutschland ist ein Trottelland. Dem könnte jeder sein Geld abknöpfen, wenn er der alten ** nur erzählt, was sie hören will.
    Die Südeuropäer machen mit, solange sie deutsches Geld für lau bekommen.
    Aber schon die Osteuropäer machen nicht mit. Und selbst die Nordeuropäer werden nicht mitmachen.
    Alles lebt oder stirbt mit dem dummen deutschen Geld, dass das Schneeballsystem am Laufen halten soll.

  22. „Seit Clovis I. im Jahr 481 zum ersten katholischen König der Gallier gekrönt wurde“:
    Absicht oder Unwissen?
    Chlodwig wird zum König der Franken (ein germanischer Stamm, der von unserer Seite des Rheins kam) gekrönt.
    Die „Gallier“ gab es zu dieser Zeit nur noch in einer romanisierten Form.

    • Ich verstand das als satirisches Würzelement.

  23. Entweder hat die Frau aus dem Osten keine Ahnung oder es ist eine Verzweiflungstat mangels Masse, sich diesem Jüngelchen an den Arm zu werfen, denn die Franzosen und die Briten waren noch nie Freunde der Deutschen und man sollte sich nicht darüber hinwegtäuschen, wenn sie nun auf anderen Wegen versuchen uns zu beherrschen und an unser Vermögen zu kommen und nicht umsonst hat Mitterrand einmal gesagt, man müsse den Deutschen die Atombombe wegnehmen und als dann die Frage auftauchte, sie hätten doch keine, nannte er als Antwort die deutsche Mark und hinter der sind sie immer noch her, denn die Franzosen als Zentralstaat, ebenso die Briten haben schon immer das besondere Bedürfnis, eine Stufe höher zu stehen und das hat sich auch nie geändert und wer mit diesen Bestrebungen in seiner heiligen Einfalt nicht umgehen kann, muß sich auf Dauer notgedrungen entblößen und das scheint unseren derzeitig Regierenden nicht schwer zu fallen, denn Politik sieht anders aus, freiwillig geben heißt meistens Schwäche zeigen, geben und nehmen ist schon besser, nur nehmen ist die höchste Kunst und das müssen sie noch lernen oder es einfach sein lassen, oder sich Anleihen von jenen nehmen, die es noch beherrschen.

  24. Überschätzen Sie Frankreichs Potential da nicht ein bißchen? Gewiß, der Deutsche Niedergang und der Austritt des VK vergrößert das französische Gewicht in der EU, aber die EU ist nicht Europa. Im Vergleich mit der VR China auf der einen und dem Amerikanisch-Britischen Bund (USA, CND, UK, AUS, NZE) ist Frankreich nur eine Mittelmacht unter Vielen. Es ist aus deutscher Sicht nicht unklug, dem Gallischen Kapaun den Platz auf dem Mist zu überlassen. Soll er dort krähen, wenn ihn das glücklich macht. An unseren katastrophalen Fehlern trägt er keine Schuld.

  25. Großartig auf den Punkt gebracht! Danke!
    Leider ein garnicht „großartiger“ Ausblick.

  26. „Sein Ziel: ein souveränes Europa unter französischer Führung auf den Gebieten Militär, Wirtschaft und Energie.“ und die deutschen Sozialkassen, angefangen wird bei der Arbeitslosenversicherung.
    Jetzt macht auch die Grundrente der SPD immer mehr Sinn.

  27. Das ist eine detaillierte und sicher auch scharfsinnige Analyse des französischen Präsidenten im historischen Kontext. Bestimmt stellt sich der kleine Mann die dargestellte Entwicklung so vor. Allerdings braucht er dazu ein funktionierendes Frankreich plus funktionierender Nachbarländer. Er hat dabei zwar gerade eine gute Phase erwischt, weil unser verliebter Backfisch (plus die betörte Waffenursel) ihm alles gibt und Salvini gerade weg und die Niederlande vom Brexit geschockt ist, aber das wird sicher nicht mehr lange so weitergehen.
    Frankreich selbst ist in Teilen bereits ein failed state und wird in der kommenden Wirtschaftskrise schweren Schaden nehmen. Deutschland wird das nicht ausgleichen können, da die Grüne-Enheitspartei keine wettbewerbsfähig Wirtschaft übriglässt. Italien wird bald wieder Salvini wählen, der Macron hasst. Die Niederlande und Dänemark werden sich an GB ausrichten.
    Ich tippe darauf, dass Macron nur in der Stichwahl gegen LePen noch einmal President werden kann. Gegen einen Konservativen wird er verlieren, weil die französische Gesellschaft bis 2022 schwer in den Seilen hängen wird.

  28. Größbritannien will nicht mehr, die V4 haben auch keine rechte Lust, die NB8 schweigen, Deutschland ist politisch und bald auch wirtschaftlich ein solcher Schatten wie das HRR um 1800, die Südländer bekommen ihre uralten Probleme nicht gelöst – so, wie die EU derzeit ist, ist sie eine Soloshow für den schon halb und dreiviertels islamisierten Wirtschaftszwerg Frankreich und Macron gleich Steven Kings Erzbösewicht Flagg „the king of nowhere“.

    • „………..ist sie eine Soloshow für den schon halb und dreiviertels islamisierten Wirtschaftszwerg Frankreich und Macron gleich Steven Kings Erzbö……………..“
      Man sollte nicht mit Steinen um sich werfen, wenn man selbst im Glashaus sitzt. Gerade wenn dieses rechtsrheinisch liegt.

  29. Es hat sich in den letzten Jahrhunderten seit der Reichsteilung 843 von Verdun nichts geändert im Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen. Nichts!!! Die Franzosen greifen an und die Deutschen haben dem Ganzen wie immer,nichts entgegenzusetzten. Die Politik Macrons ist nichts anderes,als die Fortsetzung, des Versailler Vertrages von 1919 nur ohne vorausgegangen Krieg. Die Deutschen zahlen, die Franzosen sind sonst zum „Einmarsch“ins Ruhrgebiet bereit, Reparationen ohne Ende.

    • Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass Frankreich immer die Nummer 1 in Europa sein wollte. Und wer immer ihm das streitig machte, war sein Feind. Ob Spanien unter den Habsburgern. Ob England (eigentlich immer). Oder eben Deutschland speziell nach 1871.

  30. Wenn ihm da man nicht das eigene Volk einen Strich durch die Rechnung macht. Denn dieses Vorhaben ist keineswegs für seine Bürger- sie zahlen, ebenso wie wir, kräftig drauf. Einzig die Eliten profitieren an der Durchsetzung Projekts USE

    • Für die „Glorie“ sind die Franzosen durchaus bereit zu zahlen.
      Ganz sicher, wenn ein Napoleon sie anführt.
      Noch sicherer, wenn ein sich SELBST runter wirtschaftendes, praktisch ohne Führung dastehendes, von jedem Selbstbewußsein entblößtes Deutschland der uralte Gegner ist und in Form von Merkel die kraftlose Hand reicht. –
      PS: Es ist weniger Frankreichs Stärke die all diese Entwicklungen möglich macht. Es ist vielmehr Deutschlands (Merkels) SCHWÄCHE die erst möglich macht was Macron anstrebt. –

      • Frau Merkel hat uns zu allen Seiten zur Ausbeutung freigegeben. Ich würde es nicht unbedingt Schwäche nennen, eher Verachtung für Demokratie. Das die Franzosen sich gern im großen Glanz und Gloria sehen, mag sein, doch momentan hat Macron seine Leute eher nicht auf seiner Seite. Zudem ist diese Nation auch durch massive Zuwanderung nicht mehr das, was sie einst war.

  31. Das Einzige wobei ich „d accord“ gehe ist, dass Merkels Taktierei in einem Scherbenhaufen endet.

    Nur ist die französische Industrie insgesamt zu schwach und Deutschland könnte unter einem schwarz-gelben Regierung unter Merz in 2 Jahren wieder oben auf sein.

    • Na, geben wir ihm 20 Jahre, aber auch das wird ein Traum bleiben. Eine »Merz-CDU«, wobei ich nicht glaube, daß es die gibt, würde bei ~18 Prozent landen, von denen 8 von der AfD (zurück) kommen, dann die 5% der Fürchterlich Doofen Partei geschenkt dazu macht 23 plus dem Rest der AfD mit 6 sind 29 %. Da ist der Merz gleich wieder weg. Nee, das wird alles nichts mehr. Wir sind und bleibe hier eine Minderheit, so oder so.

    • Wie kommen hier alle darauf, dass ein Merz eine Änderung zum Besseren sei? Der Mann ist ein lupenreines wes-Brot-ich-ess-Gewächs, einer der liebedienerisch anschafft mit dem feuchten Traum (und das wird es bleiben), dereinst mit denen am Kamin zirkeln zu dürfen, die ihn für sich anschaffen lassen. Politisch ist er so geeignet wie eine Blumenschaufel zum Staudammbau.

  32. Tut mir ja ein bisschen leid, das so banal zu sagen (schreiben) – mein Lieblingsfranzose heißt Chateau Latour, und solange der mir gewogen bleibt, kann mir Monsieur Macron die Kimme wienern, am liebsten die ganze EU-Politikdarstellerblase gleich im Gefolge.
    Wäre der Stoff nur nicht so bedauernswert teuer …

  33. Also wenn ausgerechnet das marode und schon praktisch an den Islam verlorene Frankreich DIE europäische Super-und Führungsmacht sein soll, dann Gute Nacht, Europa! Der Franzose wirtschaft nicht nur sich selbst, sondern auch noch den ganzen Kontinent zugrunde, wer man ihn machen läßt. Und natürlich vor allem in seine eigenen Taschen.

  34. Es geht um unsere Zukunft. Merkel muss weg. Man bekommt Gänsehaut, wenn man an Nachfolger wie AKK , Günther oder Laschet auch nur denkt. Das wäre das sichere Ende. Der einzige Politiker mit dem nötigen Sachverstand ist Friedrich Merz. Und selbst der wird es gegen die Merkel-Bande verdammt schwer haben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    • Es ist noch schlimmer:
      Ich sehe keinen echten Nachfolger.

    • Dieser Beitrag verdient mehr als die bisher vergebenen „Daumen hoch“. Alleine schon wegen seiner Kernaussage im zweiten Kurz-Satz.

    • Das war lange Zeit auch meine Meinung. Inzwischen sehe ich mit Grauen was sich als Nachfolger(in) so anbietet. Wenn diese Frau mal abtritt – ich hoffe bald – Besserung ist dann aber nicht in Sicht. Es ist zum Haareraufen.

  35. Macron tut das nicht für „sein“ Land, geschweige denn für Europa. Beim Stichwort „Integration“ ist sofort klar, dass sein ehemaliger und de facto ewiger Arbeitgeber Goldman Sachs und deren Partner ihm die Hand führen. Um d e r e n Geld geht es, um d e r e n Macht geht es. Macron ist ein Globalist bzw. ein Statthalter des Globalismus in Europa.

    Merkel ist nur noch eine leere Hülle, die nächste leichte Brise wird sie vom Sockel wehen, große Teile Europas haben begriffen, dass der Globalismus eine Knute der Oligarchie ist, die Europa mit dem Völkergefängnis EU, der Zwangswährung Euro und den „Weapons Of Mass Migration“ unter Kontrolle zu bringen droht. Macron soll den Stab übernehmen und den Feldzug des Globalismus fortführen.

  36. sorry….aber ich musste beim Lesen leise lachen….wer öfter in Frankreich ist und mit den Franzosen spricht….weiß dass Macron fast keinen Rückhalt mehr bei der breiten Masse hat. Die Gelbwesten veranstalten (von unseren Medien wird darüber natürlich nicht berichtet) fast jedes Wochenende einen kleinen Bürgerkrieg auf der Straße….Macron kann froh sein wenn ihm sein Laden nicht um die Ohren fliegt.

    • Komme gerade aus der Bretagne und den Pays de la Loire zurück-von Gelbwesten keine Spur mehr.

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