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Die Ukraine – Moskaus Kuba?

17.12.2021

| Lesedauer: 9 Minuten
Um zu verstehen, was die Kuba-Krise mit der Situation der Bedrohung der Ukraine durch die Russische Föderation zu tun hat, ist ein Blick auf die damalige Vorgeschichte geboten.

Historische Vergleiche hinken. Das gilt auch für diesen. Und doch werden einige Gemeinsamkeiten deutlich, während gleichzeitig die Unterschiede offensichtlich sind.
Die älteren Semester mögen sich noch daran erinnern. 1962 stand die Welt nach offizieller Betrachtung kurz vor einem alles vernichtenden Atomkrieg. Erst in letzter Minute, so wird es uns erzählt, konnte die Einsicht und die Vernunft auf beiden Seiten des Konflikts die Weltkatastrophe verhindern.

Es mag so sein. Möglich, dass der große Schlagabtausch zwischen den USA und der russischen Sowjetunion 1962 nur in allerletzter Sekunde verhindert werden konnte. Möglich auch, dass der Rückblick auf jene Tage im Oktober 1962 dazu neigt, das Vorgehen der Akteure zu heroisieren und zu dramatisieren. Tatsache bleibt: Im Spätsommer 1962 strebte der Kalte Krieg zwischen den beiden damaligen Supermächten USA und Russland auf einen gefährlichen Höhepunkt zu.

Kuba und die Ukraine

Um zu verstehen, was die Kuba-Krise mit der Situation der Bedrohung der Ukraine durch die Russische Föderation zu tun hat, ist ein Blick auf die damalige Vorgeschichte geboten.

In den Jahren nach der Überwindung des Deutschen Reichs und Japans durch die Alliierten war der zwangsläufige Widerspruch zwischen dem liberalen Wirtschaftsmodell der USA und der staatsmonopolistischen Sowjetwirtschaft bei gleichzeitigen Imperialismusvorstellungen unvermeidbar geworden. Ende der Fünfzigerjahre – der Konflikt der Systeme hatte von Berlin bis Korea teilweise blutige Formen angenommen – schien die westliche Führungsmacht USA ins Hintertreffen zu geraten. Eine piepsende Weltraumkugel namens Sputnik hatte den Herren in Washington ebenso einen Schock versetzt wie der Fall der Mafia-Kommune auf Kuba, welches traditionell als US-amerikanischer Vorgarten betrachtet worden war.
Dem Scheitern der Schweinebucht-Invasion vom 17. April 1961, bei der Exilkubaner mit US-Unterstützung den Versuch unternommen hatten, die Castro-Diktatur zu ersetzen, folgte an Juli 1962 der heimliche Versuch Russlands, die von Castro übernommene Karibikinsel zu einem atomar bewaffneten, unsinkbaren Flugzeugträger vor den Toren der USA auszubauen. Die USA unter der Administration John F. Kennedys sah darin zurecht eine eklatante Bedrohung des strategischen Gleichgewichts, da die damals verfügbaren SS5/R14-Raketen von Kuba aus mit einer Vorwarnzeit von nur zehn Minuten jeden Zielort in den USA erreichen konnten. Um die Stationierung der Mittelstreckenraketen auf Kuba zu verhindern, verhängte die US-Regierung eine Seeblockade um die Karibikinsel und bereitete einen atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion vor. Verhindert wurde der bewaffnete Konflikt durch ein Abkommen, bei dem Russland seine Raketensysteme von Kuba gegen die Zusicherung der USA abzog, nicht militärisch gegen das Castro-Regime vorzugehen. Weiterhin zogen die USA ihre gegen die Sowjetunion gerichteten Jupiter-Raketen aus der Türkei ab. Die Erkenntnis auf beiden Seiten, einen bewaffneten Konflikt nicht gewinnen zu können, hatte letztlich dafür Sorge getragen, den befürchteten, atomaren Selbstvernichtungskrieg zu verhindern.

Moskau 2021 und Washington 1962

Was nun aber hat 1962 mit 2021 zu tun? Versetzen wir uns in die Situation der Moskauer Führung, so werden erstaunliche Parallelen erkennbar. Die Implosion der Sowjetunion 1989/90 ist vergleichbar mit dem Sputnik-Schock und der kommunistischen Machtübernahme in zahlreichen postkolonialen Ländern nach 1949. Ehemals russische Kolonialgebiete und Protektorate wie das Baltikum sowie die mittelosteuropäischen Länder fielen faktisch an den ewigen Gegner USA. Die NATO-Osterweiterung ähnelt aus russischer Sicht der Bewaffnung des kommunistischen Kuba: Stellten zwischen 1945 und 1989 die europäischen Sowjetvasallen zwischen Elbe und Asowschen Meer eine Pufferzone dar, die die russischen Kernlande vor einer schnellen Invasion schützte, so rückte die NATO durch den nachvollziehbaren Wunsch der ehemaligen Kolonien, nicht erneut in das russische Imperialreich zwangseingegliedert zu werden, in Mittelosteuropa und im Kaukasus deutlich näher an die als bedroht gefühlten russischen Zentren heran.
Als 2004 nach der Orangenen Revolution nun auch die Ukraine ihre Westorientierung durchzusetzen suchte, kam dieses aus Moskauer Sicht der Machtübernahme Kubas durch Castro gleich. Russlands Parteigänger Wiktor Janukowytsch konnte zwar 2010 erneut die Macht übernehmen, doch der Euromaidan schien einer ukrainischen Russland-Orientierung 2013/14 abschließend ein Ende zu bereiten. Seitdem bemüht sich die prowestliche Führung der Ukraine darum, sowohl der NATO als auch der EU beitreten zu können. Hintergrund auch hier ist vor allem das Bedürfnis, im Verteidigungskollektiv vor den unverhohlen vorgetragenen Imperialismusinteressen einer Großrussland-Ideologie geschützt zu sein.

Putin und die postkoloniale Angst

Ähnlich den USA in den Sechzigern fühlt sich Vladimir Putins Russland durch den „Abfall“ der früheren Sowjetrepubliken nicht nur sicherheitspolitisch bedroht, sondern sieht in seinem postkolonialen Phantomschmerz auch den Zerfall des russisch-orthodox-kommunistischen Imperiums als Menetekel des Niedergangs. Tatsächlich werden manche Parallelen zum Weströmischen wie zum Oströmischen Reich deutlich, in dessen Nachfolge sich die Herren im Kreml über Jahrhunderte gesehen haben. Der Abfall der Vasallenstaaten, die tatsächliche oder gefühlte Besetzung ehemaliger Reichsterritorien durch geopolitische Gegner – für all das gibt es historische Vorbilder, die niemals in einem Wiedererstarken zu alter imperialer Blüte führten.

So kämpft Putin, der zur Hochzeit des sowjetischen Weltimperiums politisch sozialisiert und durch den KGB geprägt worden ist, einen Krieg an vielen Fronten: Gegen den Liberalismus nach innen, den er als Bedrohung der russischen Identität betrachtet und sich dabei durch die antinationalen Bestrebungen in den westeuropäisch geprägten Ländern bestätigt sieht; gegen die Ausbreitung des Islam an Russlands Südfront; gegen die Erweiterung des NATO-Einflusses vor allem im Westen und Südwesten Russlands.

Der Fall des Vasallen Janukowytsch war Katastrophe und Menetekel zugleich. In Putins Welt der geheimen Dienste war der Euromaidan nur als Geheimoperation des US-amerikanischen CIA vorstellbar. Die völkerrechtswidrige Besetzung und Annexion der Krim sowie die faktische Besetzung der Donezk-Region sind aus russischer Sicht ein Präventivschlag gegen den Vormarsch des weltpolitischen Gegners Nummer Eins. Dabei geht es auch um Russlands wichtigste Geldquelle: Vor den Küsten der Krim liegt das Gasfeld Skifska, dessen Vorräte auf bis zu acht Billionen Kubikmeter geschätzt werden. 2012 hatte die amerikanische ExxonMobil den russischen Konkurrenten Lukoil im Bieterverfahren um die Ausbeutung aus dem Feld geschlagen – für Putins künftigen Staatshaushalt ein erheblicher Rückschlag.
Hätte es unter dem damaligen US-Präsidenten Barak Obama keine klaren Ansagen gegeben, die mit der Verlegung des Flugzeugträgergeschwaders der USS George H. W. Bush in die Ägäis die Möglichkeit eines unmittelbaren Schlagabtausches zwischen Russland und den USA in Sicht holten, dürften die als ukrainische Separatisten getarnten, russisch unterstützten Terroristen ihren Vormarsch über die Schwarzmeerstadt Mariupol bis hin nach Odessa fortgesetzt haben.

Eine Zeitlang wurde nun der Krieg um die Ostukraine zu einem der zahlreichen „frozen conflicts“ der russischen Führung – die Chance, einen Schwelkrieg jederzeit zu einem offenen Kampf werden zu lassen. Die Krim und Donezk sind insofern die erfolgreiche Schweinbucht und die Enklave Guantanamo – nur mit dem Unterschied, dass sie unmittelbar an russisches Territorium angrenzen.

Putin fühlt sich stark

Mittlerweile fühlt sich Russlands Präsident offenbar stark genug, in diesem Konflikt in die nächste Runde zu gehen. Bei einem sogenannten Herbstmanöver haben die Russen bis zu 100.000 Soldaten mit Topp-Ausrüstung an die russische Grenze zur Ukraine verlegt. Gleichzeitig wurde mit Minsk und dem dortigen Machthaber Lukaschenko ein zeitweilig etwas abtrünniger Vasall wieder fest an Moskaus Kette gelegt. Die auch über Russland organisierte Invasion der EU-Ostgrenze durch importierte Migranten bot dem Kreml eine ideale Ablenkung, die angesichts der Menschenrechtsphantasien westeuropäischer Linker noch dazu den Spaltpilz tiefer in die EU treiben konnte.

Nun steht sie zum Einsatz bereit, eine russische Armee, der die Ukraine, allein auf sich gestellt, wenig entgegen zu setzen hätte. Offiziell beteuert Moskau, keinerlei Interventionsabsichten zu haben. Doch Moskau beteuerte auch, nichts mit der Übernahme der Krim durch Uniformierte; nichts mit den sogenannten Separatisten in Donezk-Luhansk und nichts mit dem Abschuss des niederländischen Zivilflugzeugs zu tun gehabt zu haben. Ukrainische Geheimdienste allerdings sehen nicht nur das militärische Potential, sie gehen auch davon aus, dass Russland Planungen vorbereitet hatte, die auf einen angeblich aus der ukrainischen Mitte heraus gestarteten Umsturz gegen den prowestlichen Präsidenten zielten und der den offiziellen Anlass zur Intervention mit russischen Truppen zwecks – so offiziell – der Verhinderung eines Bürgerkrieges hätte geben sollen. Das Absperren des Asowschen Meeres und damit der Seeverbindung nach Mariupol durch Russland lässt darüber hinaus ebenfalls wenig Friedenswillen erkennen. Die Ukraine sieht sich unmittelbar in ihrer Existenz bedroht und hofft auf den uneingeschränkten Beistand durch NATO und EU, den es jedoch kaum geben wird.

Das westliche Dilemma

Putin weiß das westliche Dilemma einzuschätzen. Die Ukraine ist nicht Mitglied der NATO – der Automatismus der kollektiven Verteidigung greift im Falle eines russischen Angriffs nicht. Ein Alleingang der USA, um, die Demokratie in Kiew vor der Übernahme durch großrussisch-imperiale Gelüste zu bewahren, ist ebenfalls wenig wahrscheinlich. Ein offener Schlagabtausch zwischen Russland und den USA ist nicht auf Ukraine und Schwarzes Meer zu beschränken. Die Front liefe schnell von Finnland über Polen und das Baltikum bis in den Bosporus und den Kaukasus.
Das wiederum ist die offene Flanke Putins. Auch er kann einen offenen Krieg um die Ukraine nicht riskieren, solange er sich nicht sicher ist, dass dadurch kein Großkonflikt entsteht. Einen offenen Krieg gegen die NATO kann Russland nicht gewinnen – nur Europa, Teile der USA und sich selbst zerstören.

Die Militärmacht an der Ukraine-Grenze kann insofern mehreren Zielen dienen:

– Putin geht davon aus, dass eine Teilaggression gegen die Ukraine zwar erhebliche Sanktionen des Westens veranlassen würde, im Ergebnis jedoch ebenso ohne ernsthafte Konsequenzen bliebe wie die Annexion der Krim und der Region Donezk-Luhansk. In diesem Falle könnte er versucht sein, das bereits 2014 angedachte Ziel der Übernahme der ukrainischen Schwarzmeerküste bis zu Metropole Odessa zu verwirklichen. Gleichzeitig müssten in einem solchen Falle russische Einheiten tief in die Ukraine eindringen, um eine Pufferzone gegen NATO und eine pro-westliche Restukraine zu schaffen.

– Putin erwartet selbst bei einer Komplettbesetzung der Ukraine keinen ernsthaften Widerstand der NATO. Die bisherigen Einlassungen der westlichen Verbündeten, die lediglich „ernsthafte Sanktionen“ androhen, könnten ihn in dieser Meinung bestärken. Vor allem die EU ist jetzt im Winter auf russische Erdgaslieferungen angewiesen, sollen nicht zwischen Nordkap und Sizilien die Lichter ausgehen. Wer also sitzt im Ernstfall am längeren Hebel?

– Möglich aber auch, dass Putin sich als der Kennedy der frühen Sechziger denkt. Dafür spricht, dass an der Nordflanke zur NATO angesichts der Truppenkonzentration zur Ukraine keine erhöhte Truppenpräsens beobachtet wird. Wäre die NATO tatsächlich zum konventionellen Widerstand bereit, so könnte ein Überfall auf die Ukraine mit einem Sichelschnitt vorbei an Sankt Petersburg tief ins russische Kernland geführt werden. Das allerdings wäre dann der offene Krieg, dessen weitere Entwicklung nicht absehbar ist und der schnell in den atomaren Schlagabtausch führen kann. Wäre Putin bereit zu einem Vielfrontenkrieg entlang seiner Westgrenze? Und: Riskiert der Russe damit nicht vor allem seine eigene Position, weil im Ergebnis ein solcher Krieg keine Gewinner kennen wird?
Denkt sich Putin in das Kuba-Szenario, so könnte sein taktisches Ziel ein vergleichbares Abkommen wie 1962 sein: Verzicht der USA und NATO, die Ukraine in die eigenen Verteidigungsstrukturen einzubinden und Verzicht auf westliche Bewaffnung des „Pufferstaats“. Im Gegenzug Russlands Verzicht auf die Annexion der Ukraine. Im Ergebnis stünde klassische Imperialpolitik mit Einfluss- und Pufferzonen: Ein Kordon scheinneutraler Staaten gegen die NATO mit Weißrussland, der Ukraine, Transnistrien sowie Armenien.

Die Ukraine ist keine Insel

Angenommen, Putins Ziel sei tatsächlich jenes „Kuba“-Szenario. Dann scheint zumindest der erste Versuch, sich einem solchen zu nähern, beim telefonischen Gipfeltreffen Putin-Biden ohne Erfolg geblieben zu sein. Und auch das hat gute Gründe, denn nicht nur die Geografie, sondern auch Russlands Verhalten selbst lassen ein Kuba-Szenario ausgeschlossen erscheinen.

Kuba, der ehemalige US-Karibik-Mafia-Außenposten, grenzt nicht per Land an die USA. Ein scheinneutraler Status der Insel konnte von der US-Administration geduldet werden, solange dort keine unmittelbar die USA bedrohenden Waffen stationiert wurden. Insofern konnten sich die US-Präsidenten bis heute an die Zusage, auf eine militärische Ablösung des Castro-Regimes zu verzichten, halten.

Die Ukraine aber ist keine Insel, sondern eingebettet in die Territorien von NATO und Russland gleichermaßen. Jeder Schritt vorwärts der einen Seite bedeutet einen Schritt zurück der anderen – und subversives Vorgehen ist weder zu verhindern noch zu kontrollieren. Maßgeblicher aber noch ist der permanente Vertragsbruch Russlands. Die Herren im Kreml versuchen ihn mit einer angeblichen NATO-Zusage zu begründen, wonach es 1990 durch die USA eine verbindliche Zusage gegeben habe, keine NATO-Osterweiterung zuzulassen. Jedoch gilt als verbürgt, dass es eine solche Zusage niemals gegeben hat – und das auch deshalb, weil sie dem Grundverständnis der NATO, wonach die freien Völker selbst über ihre Zugehörigkeit zu Bündnissen zu entscheiden haben, eklatant widerspräche. Unabhängig von wirtschaftlichen Interessen muss die NATO als demokratisch orientiertes Bündnis für jedes Land offenbleiben, welches sich seine Ziele zu eigen macht – auch wenn mit der Türkei seit Ewigkeit ein undemokratischer Eiterherd an der Glaubwürdigkeit des Bündnisses zehrt.

Putin ist kein Vertragspartner

Doch selbst für den Fall, dass NATO und EU dauerhaft bereit wären, dem russischen Bedrohungsgefühl durch Ausgrenzung der Ukraine gerecht werden zu wollen: Der institutionalisierte Vertragsbruch Russlands lässt eine vertraglich-einvernehmliche Lösung nicht zu. So hat die Ukraine als nach der Implosion des Sowjetreichs drittstärkste Atommacht gegen die russische Zusage, die ukrainische Integrität zu garantieren, ihrer atomaren Abrüstung zugestimmt. Hätte sie dieses nicht getan, stünde sie der russischen Bedrohung heute nicht wehrlos gegenüber.

Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und faktisch der Ostukraine tun ein weiteres, um russischen Zusagen keinen Glauben zu schenken. Angenommen, der Westen wäre bereit zu einem vertraglichen Verzicht auf Osterweitung Richtung Ukraine – wer wollte Putins Zusagen glauben, damit künftig auf weitere Aggressionen gegen das Land zu verzichten? Wäre Putin bereit, gegen eine solche Zusage von NATO und EU auf seine Unterstützung der Separatisten in Donezk und Transnistrien zu verzichten? Wäre er vielleicht sogar bereit, für eine neutrale Pufferzone die Besetzung der Krim aufzugeben? Man muss kein Prophet sein, um beide Fragen mit einem deutlichen Nein zu beantworten. Der großrussisch-imperiale Instinkt der Moskowiter ist viel zu ausgeprägt, um für eine nur neutrale Ukraine irgendwo Verzicht zu üben.

Putin bestimmt den Moment

Sterben für Kiew? Vielleicht noch in Warschau und im Baltikum angesichts der latenten Gefahr, das nächste Opfer des großrussischen Imperialismus zu werden. Aber nicht in Berlin und Paris. Und in London und Washington schon gar nicht.
Eine im Blitzkrieg zerstörte ukrainische Infrastruktur? Den Russen käme sie nur zurecht auch dann, wenn sie die Ukraine nicht dauerhaft besetzen könnten. Der Erdgasstrom nach Westeuropa kann auch über Nordstream abgewickelt werden – hier wähnt sich Putin nach Fertigstellung am deutlich längeren Hebel.

So steht die Partie gegenwärtig schlecht für die Ukraine. Ein Kuba-Szenario hat keine Substanz. Also wird die Zukunft des Landes letztlich von der Risiko-Abwägung Putins abhängen. Geht der Ex-KGB-Mann davon aus, dass die Schmerzen der gewaltfreien West-Reaktionen für ihn erträglich sein werden – und die bisherigen, bestenfalls wortgewaltigen Aussagen westlicher Politiker werden ihn darin bestärken umso mehr, da ihn die westlichen Krim-Sanktionen bereits in der Vergangenheit zu größerer Autonomie gezwungen haben -, dann kann er seine Armee Richtung Odessa und Kiew marschieren lassen und darauf vertrauen, dass sich die NATO nach kräftigem Aufheulen mit der Grenzziehung entlang Finnland-Baltikum, Polen und Rumänien zufrieden geben muss. Aufhalten ließe sich Russland nur durch eine unmissverständliche Kriegsdrohung der NATO im Falle einer Ukraine-Invasion. Für eine solche jedoch spricht weniger als nichts.

Auch insofern hat Putin den Zeitpunkt seiner Expansionsvorbereitung gut gewählt: Eine nach Brexit wankelmütige Beziehung zwischen Vereinigtem Königreich und EU; neue, noch nicht fest etablierte Regierungen in Washington und Berlin; eine mit Klimakatastrophe und Corona statt mit Geopolitik beschäftigte und beschädigte Gemeinschaft westlicher Demokratien und ein Winter, der Westeuropa ohne russisches Gas frieren lässt.

„Wenn nicht jetzt, wann dann“, singen die Kölner Höhner. Gut möglich, dass Putin gerade mitsingt.

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27 Kommentare

  1. Man macht wieder den Fehler, andere Länder und Einflusssphären nicht nach der Devise „Leben und leben lassen“ zu behandeln. Nochmals: Die Krim war bis 1954 russisch! Sie wurde völkerrechtswidrig(!!) der Ukraine im Glauben an ewigen Bestand des Kommunismus geschenkt. Die Osturkaine war die Region, die nahezu alle Motoren der Marine, Armee, Luftwaffe und Vieles mehr baute.
    Man kann sehr wohl Kuba oder Grenada mit der Ukraine vergleichen. Die USA haben sehr allergisch auf die russische Vereinnahmung reagiert damals. Der Westen rief die Kriege in den Maghreb-Staaten hervor – die waren nicht einmal von Russland beansprucht! Das spricht für Naivität und trampelige Einbildung des Westens.
    Russland war bis heute immer ein vollkommen verlässlicher Vertragspartner, die liefern auch heute das Gas, das bestellt worden war und nicht weniger!! Alles andere ist eine recht bösartige und kurzsichtige Ente. 2021 ist nicht mehr 1963, ein Krieg um die Ukraine wäre noch weit übler als der schwachsinnige Krieg um Afghanistan. Auch Syrien ist nicht einfach zu betrachten, denn dort haben die Russen einen Marinestützpunkt, wie sie die USA, Briten, Franzosen auch überall haben. Eine einseitige Betrachtung ist Nonsense und treibt nur Feindschaften an, und das gilt es zu vermeiden. Auf das russische Gas zu verzichten bedeutet, dass in D. alles noch viel teurer würde und kalt und mit Blackouts durchsetzt. Und das alles nur um einerseits Machtgelüste der Eine-Welt-Fraktion Willen und andererseits idiotischem Moralansinnen derselben Fraktion.

  2. Zitat: „Jedoch gilt als verbürgt, dass es eine solche Zusage niemals gegeben hat – und das auch deshalb, weil sie dem Grundverständnis der NATO, wonach die freien Völker selbst über ihre Zugehörigkeit zu Bündnissen zu entscheiden haben, eklatant widerspräche.“ Wenn Sie solche Aussagen treffen, dann müssen Sie diese auch hier beweisen, durch wen und durch was ist dies verbürgt? Wenn es nirgends nieder geschrieben wurde, warum sollte dann die Nato es dann leugnen`? Weis sie einen Freiheitswillen bei den Beitrittsländern sehen? Oder weil sie sich ausbreiten möchte? nein – Ihr Artikel strotz vor Einseitigkeit ggü. Russland und präferieren die Nato und die USA – die ja bekanntlich kein Interesse an Ihrer Ausbreitung und Nichtlegeitimen Kriege haben und hatten – man bedenke Jugoslawien, Syrien, Lybien usw. Überall hat die USA und die Nato Ohre Finger drin- sie sind ja die Guten. In diesem Sinne.

  3. Sorry, aber das ist alles ziemlich weit hergeholt! Da will wohl wieder einer mit seinen historischen Kenntnissen glänzen! Putin hat vielmehr erkannt, dass die EU ein morsches Gebilde und die NATO nur auf dem Paper eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt. Wer könnte sich vorstellen, dass eine Baerbock gegen Russland zu Felde zieht! Die Zeit ist also wieder einmal reif für eine Annexion wie damals die Krim. Der Westen wird protestieren und ansonsten schön stillhalten! Teh same procedure as every year!

    • Die Geschichte verlief anders – s. o. Den Russen wird ein Krieg genauso ungelegen bzw. fern liegen wie den Europäern, denn ein heutiger Krieg wäre noch sehr viel schlimmer als der 2. WK. Aber die Krim war russisch, und sie beherbergt die Marine.
      Viel wichtiger wäre eine Zusammenarbeit, ein Modus vivendi zw. Russland und der Ukraine. Und man höre auf, hier plötzlich auf die vielzitierten Menschenrechte bez. der Selbstbestimmung zu pochen, während man hier die Ungültigerklärung der Thüringer Wahl durch Merkel einfach akzeptierte und weite Teile der Jungen und die Grünen und Roten ein autoritäres „Durchregieren“ auf allen Gebieten fordern, sogar darum betteln – s. grüne Jugend. Die „Energiewende“, der Atomausstieg und Vieles mehr war nicht demokratisch beschlossen, sondern alles nur verfügt, genauso wie die millionenfache Einwanderung von völlig Kulturfernen, die wir fast alle lebenslänglich versorgen müssen.

  4. Und wie kann dieser Konflikt nun gelöst werden?
    1920 hat man die Bürger des Herzogtums Schleswig, das vor 1864 vom dänischen König als Herzog von Schleswig regiert wurde und nach dem deutsch-dänischen Krieg zu Deutschland kam, gefragt, ob sie zu Deutschland oder Dänemark gehören möchten. Schleswig wurde nach einem Plebiszit geteilt und auf jeder Seite der Grenze lebte nur noch eine Minderheit des jeweils anderen Volks. Dass sich daraufhin (mit kurzen Unterbrechungen) die Beziehungen zwischen beiden Ländern stetig verbessert haben ist doch ein guter Grund, diese Vorgehen auch in jenen Teilen der Ukraine zu wiederholen, wo es eine große Anzahl russischsprachiger Bürger gibt. Es braucht nicht immer militärische Gewalt, um geopolitische Probleme zu lösen.
    P.S. Von einer „Annexion“ der Krim zu sprechen unterschlägt, dass dieser „Annexion“ ein Plebiszit der Krimbewohner voranging mit einem überwältigten Ergebnis und einem daraufhin erfolgten Anschluss an Russland. Das ist mehrfach und in vielen Gegenden der Welt so gelaufen, u.a. ist Texas auf diese Art von Mexiko zu den USA gewechselt.

  5. Die wichtigste Ueberlegung der Kontrahenten waere das Verhaeltnis zu China, dem einzigen Gewinner im Spiel. Ich bin ueberzeugt, dass insebesondere amerikanische und russische Strategen sich dessen qualvoll bewusst sind. Fuer uns alle waere wichtig, dass sich die absolut unnoetige Konfrontation zum gewaltigen gegenseitigen Nutzen sehr bald aufloest.

  6. Ein zwiespältiger Kommentar. Die Amis haben damals den Russen unmißverständlich klar gemacht, daß Atomraketen auf Kuba mit einer Flugzeit von 10 Min zu amerikanischen Zielen nicht geduldet werden, selbst wenn es zu einem Krieg kommen sollte. Russland fordert gegenwärtig von der NATO in etwa das gleiche, was eigentlich eher zur europäischen Sicherheit beitragen könnte. Und der Westen hält blind an seinem Oligarchen-Abenteuer Ukraine fest. Eines heruntergewirtschafteten Staates infolge unsäglicher Korruption und Misswirtschaft. Fehlt bloß noch, daß der nächste Pleitegeier-Staat in die EU aufgenommen wird und wieder Milliarden fließen. Die EU befindet sich im Irrsinnstaumel.

  7. Die Amerikaner sahen sich durch sowjetische Atomraketen auf Kuba bedroht und die Sowjets sahen sich durch amerikanische Atomraketen in der Türkei bedroht. Sehen Sie, lieber Herr Spahn, wenn man nicht nur die halbe Wahrheit in Betracht zieht, kann man Verständnis für beide Seiten gewinnen und zu ganz anderen Einsichten gelangen.

    • Sehe ich auch so! Der Hinweis auf den Abzug der US-amerikanischen Raketen aus der Türkei kam nur so im Nachsatz, obwohl das einer der Hauptgründe für die Sowjetunion war, ihrerseits Raketen auf Kuba zu stationieren. Interessant in diesem Zusammenhang auch das Angebot der Amerikaner an die Türkei, ihre überschüssigen Arbeitskräfte nach Deutschland zu exportieren. Soviel zur Souveränität der Bundesrepublik.

  8. Herr Spahn unterliegt in seiner Argumentation einigen Fehleinschätzungen. Die NATO war nie ein demokratisch orientiertes Bündnis, man denke an Portugal, Griechenland und dieTürkei.
    Und die Ukraine ist genau so viel eine Demokratie wie Russland, ein von Korruption durchseuchter Oligarchenstaat nur ohne militärische Macht. Einige Oligarchen haben wirtschaftliche Interessen in beiden Ländern.
    Die USA sollten sich darauf konzentrieren, echte demokratisch rechtsstaatliche Verhältnisse in der Ukraine zu fördern, mit Ausstrahlungseffekt auf Russland, als fortdauernd zu versuchen, Russland zu schwächen.
    Das ist schon im Balkankrieg schief gegangen. Serbien und damit der russische Einfluss sollten geschwächt werden und herausgekommen ist das Kuckucksei Kosovo, das die EU Unsummen kostet und eine Menge diplomatischer Probleme bereitet. Russland musste die Krim zurückholen, bevor die NAVY in Sevastopol und Balaklava einzieht wovon manche in Pentagon und State Department träumen.

  9. Rußland handelte in Kuba aus einer Position der Unterlegenheit heraus. Im Herbst 1961 hatte das Manöver Burja in der DDR gezeigt, dass Moskau militärisch in viellerlei Hinsicht dem Westen unterlegen war und vor allem ein Atomkrieg zur Vernichtung Rußlands geführt hätte. Deshalb verzichtete Chruschtschow zu Ulbrichts Schrecken darauf, die Westmächte aus Berlin zu vertreiben und die „Mauer“ wurde entgegen den ursprünglichen Absichten, zu einer Dauereinrichtung. Der Versuch, Raketen auf Kuba zu stationieren, hatte zum Ziel, diese strategische Unterlegenheit zu beseitigen. Das Scheitern Moskau löste die massive Aufrüstung im Osten aus, die letztlich dem Imperium das Genick brach. Insofern hinkt der Vergleich mit der Ukraine wirklich etwas, weil die USA dort nicht sind, um eine strategische Unterlegenheit zu beseitigen.

  10. Was haben die Amerikaner ihren Ureinwohnern alles versprochen? Am Ende hat man sie in die Reservate getrieben und verhungern lassen, was natürlich auch nicht stimmt. Offiziell sind sie an Krankheiten gestorben. Als Ex KGB Mann kann man es Putin nicht verdenken, sich zu fragen, was amerikanische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer und in der Ostsee zu suchen haben. Dieser respektlose Umgang mit Russland ist es, der hier für Eskalation sorgt.

  11. Einen offenen Krieg kann Rußland nicht gewinnen. Das ist auch nicht beabsichtigt und das Verhalten der Russen ist schon seit Jahrzehnten eine reine Verteidigungsstrategie, während der Westen ständig zündelt um etwas zu erreichen, was reine Illusion ist, denn jede Konfrontation mit Rußland wird in einem Desaster enden, weil ab einem bestimmten Zeitpunkt eine Auseinandersetzung zum Selbstläufer wird und und dann der alte biblische Spruch zum Tragen kommt, Auge um Auge, Zahn um Zahn, des eigenen überlebens Willen.

    Das würde in weiten Gebieten der Welt ein Inferno geben und hängt vom Verhalten des Westens ab, denn die Russen wollen nur ihre Ruhe, auch vor der eigenen Haustür und wer mischt denn seit Jahrzehnten ganz offensiv mit seinen militärischen Niederlassungen überall mit, die Russen am wenigsten, die andere Seite aber sehr wohl mit über 200 Stützpunkten und da kann man doch nicht von Ausgewogenheit sprechen, das sind imperiale Machenschaften mit dem Ziel die Welt zu beherrschen und wenn die Russen nur mal vor der Haustür kehren, dann werden sie sofort zu Monstern erklärt und 1962 hat doch gezeigt, wie empfindlich die Amis damals in Kuba reagiert haben, ähnliches machen die Russen an ihren Ostgrenzen, was man ja auch verstehen kann, wenn man nicht ganz vernagelt ist.

    Natürlich weiß jeder, daß Rußland schon aufgrund der Größe anders geführt werden muß, wie so kleine Länder wie Deutschland und andere, aber ihnen zu unterstellen sie seien die Agressoren ist doch weit hergeholt und wer ist den aus Deutschland vertragsgemäß komplett abgezogen, das waren die Russen und die Amis haben immer noch ihr Fußvolk in Massen hierzulande stationiert, natürlich unter dem Begriff des Schutzes des Westens, was man auch anzweifeln kann, wenn der vermeintliche Gegner sich schon lange zurückgezogen hat und somit diese Form der Verteidigung überflüssig macht und auch die Minderung der Bundeswehr spricht seine eigene Sprache und steht damit im Widerspruch zur Bedrohungslage seitens Rußland, was man als Gerücht einstufen kann, denn nichts weist darauf hin, daß der Westen durch diesen großen Nachbarn derzeit bedroht wäre.

    Das alles ist doch nichts anderes als eine große Schimäre, die lediglich das Feindbild aufrecht erhalten soll, und das macht man ja auch mit allen anderen Themen, wie Corona und das Klima um Angst zu erzeugen, weil das immer noch am besten funktioniert um die Getreuen hinter sich zu scharen und wenn die etwas denken könnten, dann würde es teilweise einfach nicht mehr funktionieren und das ist die eigentliche Krux in der wir uns seit Jahrzehnten befinden.

  12. Auf die Gefahr hin als unverbesserlich zu gelten, fasse ich mich ganz kurz: Putin hat bis jetzt im Interesse seines Landes gehandelt und wird das auch weiter tun. Wer seine Nation immer mehr eingekreist sieht hat die Pflicht etwas dagegen tun. Das ist seine Aufgabe. Dabei gibt es nichts zu mystifizieren oder als wesensfremd darzustellen, sondern er tut nur seine Pflicht seinem Land gegenüber.Das ist nicht verwerflich.
    Festzustellen bleibt,dass es nicht angehen kann Nato-Truppen an die russische Grenze zu verlegen, wie in den baltischen Staaten schonvor geraumer Zeit geschehen, und sich dann über die sich darauf beziehenden Truppenbewegungen auf russischen Territorium zu beschweren. Dies ist einfach nur lächerlich. Moskau wäre mit dem Klammerbeutel gepudert sich noch einmal wie 1941 übertölpeln zu lassen. Wir können froh sein, dass Putin ein recht gelassener Präsident ist. Dies schließt Kurzschlussreaktionen Gott sei Dank aus. Über eines sollte sich der Westen klar sein, würde Russland ein Krieg aufgezwungen werden, dann sollten sich die Veranlasser warm anziehen, sehr warm!

  13. Es gab keine ukrainischen Atomwaffen, diese gehörten nämlich in den Machtbereich der damaligen Sowjetunion, und Rechtsnachfolger der Sowjetunion ist das heutige Russland. Die Ukraine hatte also keine Rechte an diesen Atomwaffen. Die Unterzeichnung des Budapester Abkommens diente doch in erster Linie dazu, die Angelegenheit geräuschlos aus der Welt zu schaffen.
    Russland und die Ukraine hätten weiterhin gute Nachbarschaft pflegen können, wenn die USA nicht den Euromaidan und den Putsch gegen die Regierung Janukowitsch finanziert hätten.
    Zur NATO-Osterweiterung:
    Im Rahmen der 2+4-Verhandlungen 1990 gibt Genscher zusammen mit dem US-Aussenminister Baker eine Pressekonferenz, er sagt:
    „Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das NATO-Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt übrigens nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir da nicht einverleiben wollen, sondern das gilt ganz generell“
    Anzusehen bei youtube, Titel: „Genscher & Baker: „Keine Osterweiterung der NATO“ (https://www.youtube.com/watch?v=F2iOAtNlleg)

  14. Der Artikel unterschlägt 1. das Getöse ukrainischer Politiker gegen Russland, ich denke da speziell an Aussagen das „eigentlich die Ukraine die legitime Rechtsnachfolgerin der Sowjetunion wäre“, das sowas in Moskau eher weniger gut ankommt sollte eigentlich jedem klar sein. (ausser der eigene nachname fängt mit B an und hört mit „aerbock“ auf)
    Zweitens hat die Ukraine Anno 2005 etwas zu kräftig in den Honigtopf gelangt und sich ordentlich aus den Transitleitungen nach Europa selbst bedient, dieses Gas wurde dann unter Marktwert auf dem Weltmarkt verscherbelt, die Schuld für das fehlende Gas wurde dann Russland zugeschoben, rst eine neutrale Schweizer Untersuchungskommission hat festgestellt das es die Ukraine war die sich da bedient hat. Auch dies dürfte in Moskau eher weniger freundschaftliche Gefühle geweckt haben, daher sehe ich hier die Wegnahme der Krim und das Theater in der Ost-Ukraine als russische Vergeltungsmaßnahme.

  15. Nun steht sie zum Einsatz bereit, eine russische Armee, der die Ukraine, allein auf sich gestellt, wenig entgegen zu setzen hätte. Offiziell beteuert Moskau, keinerlei Interventionsabsichten zu haben.

    Ich gehe folgende Wette ein: betrachten wir die Lage Weihnachten nächstes Jahr wieder, und die genannte russische Armee wird weiterhin östlich von Charkow, Isjum, Donezk und Mariupol stehen. Auf der russischen Seite der Grenze. Und nicht am Dnjepr, geschweige denn an Pruth, Sereth, Bug oder der Memel.

  16. was soll man dazu Sagen? Ich steh ein wenig ratlos vor dieser Geschichte und muss sagen das mir Russland Leid tut es wird von westlichen Hyänen umschlichen und das schon seit sehr langer Zeit warum soll Russland dieses Neofaschistische Land das mal die Ukraine war angreifen es ist gezielt vom Westen umgedreht worden und fungiert jetzt als permanenter Stachel und als Erpressungspotential von den Amerikanern,es wird vom Westen ein Krieg nach den anderen angezettelt und das schon seit langer Zeit ein Land nach dem anderen wird im Dienste der soggenanten Demokratie in Schutthaufen verwandelt und jetzt wird wieder Russland und China als die Mächte im Eurasischen Bereich von allen Seiten in die Zange genommen,zurzeit ist ein amerikanisches Flugzeugträger Kommando in Richtung Syrien unterwegs da müssen wir sehen was da vor sich geht der nächste Punkt ist das der Westen sich so langsam aber stetig in einen Neo Stalinistischen Gulag verwandelt und diese Art von System nur weiter existieren kann wenn die Schulden Uhr wieder mal auf Null gestellt wird,im amerikanischen Fall läuft es immer nach dem gleichen Muster ab mit der Hand eines anderen jemanden Töten,aber da zurzeit etwa 8- 10 U-Bote immer um die West und die Ost Küste Amerikas im Einsatz sind mit je 16 Atomraketen und dann noch die selbststeuernden Unterwasser Torpedos mit Atomantrieb und nicht zu vergessen die ganzen s-300und s-400 Systeme wird das alles noch richtig lustig werden was da unsere amerikanischen Freunde so ausgeheckt haben und die dummen Eu Staaten sind ja auch noch dabei als treue Vasallen des Imperiums und da machen auch die ganzen Lockdowns bei uns Sinn das nicht so viele Leute mitbekommen wie viel Militärgerät in den Osten schon gekarrt wurde,Ich muss ganz ehrlich Sagen wenn ich Putin wäre Ich hätte den Amis ein paar mal so in die Fresse geschlagen das die sich das sehr genau überlegen ob sie die richtige Strategie fahren im Bezug auf Russland und China aber lassen wir uns überraschen wie das weiterläuft ob jetzt die Zeit für den Angriff auf das Herzland kommt frei nach Mackinder ?

  17. Betr.: „Der Fall des Vasallen Janukowytsch …“

    Für einen Demokraten nicht ganz unwichti sollte der Hinweis sein, dass Janukowytsch am 7. Februar 2010 als Präsident vom Volk gewählt wurde. Er bekam 48,8 Prozent der Stimmen.
    (Zum Vergleich: Allende (Chile) wurde damals mit 36,6 Prozent Statspräsident.)
    Als am 21. November 2013 die ukrainische Regierung das Assoziierungsabkommen mit der EU aussetzte und sich abzeichnete, dass diese Regierung keine Annäherung an die NATO wollte, gab es massive, gut organisierte Poteste auf den Strassen. Der MP verlor seine Unterstützung im Parlament.
    (Präsident Allende verlor seine Unterstützung im Parlament und wollte gegen die parlamentarische Mehrheit, beraten von kubanischen und sowjetischen Experten, verstaatlichen. Er regierte mit Sonderdekreten gegen das Parlament.)
    In Kiew und in Santiago de Chile gabe es Streiks und gewaltätige Demonstrationen. In beiden Fällen (und in vielen anderen) waren die USA mit Geld und Agenten beteiligt. In Chila putschte dann das Militär und es kam zu einer Diktatur, in der Ukraine gab es im Russland zugeneigten und russisch-sprachigen Osten separatistische Bewegungen und Trennungen.
    Von dem „Vasallen Janukowytsch“ zu sprechen und die gewaltätige Absetzung dieses gewählten Präsidenten zu verschweigen, dagegen die nur in einem Teil der Ukraine unterstützten westfreundliche Regierung als demokratisch zu glorifizieren, das hat schon ein gewisses Hautgout. Der einige mag den Geruch nach CIA, dem anderen stinkt´s.

  18. Ich finde den Artikel einseitig und parteiisch. Natürlich ist Putin kein Kuschelbär – aber das ist die Gegenseite auch nicht. Die USA sind genauso imperialistisch wie die Russen es zu Sowjetzeiten waren. Als Ossies haben wir natürlich davon profitiert – aber unsere Freunde waren die Amerikaner auch nicht. Auch finde ich es recht einseitig das vorrevolutionäre Kuba als „Mafiainsel“ zu bezeichnen. Es spielte in einer Liga mit den ärmeren US-Bundesstaaten – vielleicht wäre es heute so wie Chile. Die Bezeichnung paßt eher auf Castros Revolutionsinsel (60 Jahre Lebensmittelkarten, Zucker ist rationiert)
    Zurück zur Geopolitik. Der Nato ist es egal, was die Türkei tut und was sie sein läßt. Für sie ist nur der Bosperus und die damit verbundene Montreux-Deklaration relevant, welche den Zugang zum Schwarzen Meer regelt. Menschenrechte sind auf der einen wie auf der anderen Seite hohles Geplänkel. Die alte Adenauer/Brandt/Schmidt/Kohl – Bundesrepublik konnte sich als besetztes, teilsouveränes Vasallengebiet zum Ausgleich den Luxus einer solche Attitüde leisten.
    Eine vollständige Analyse und geschickte Verhandlungsführung beachtet immer auch die Interessen der Gegenseite mit – und die ist bei Russland die Sicherung seiner Westgrenzen. Napoleon und Hitler hatten den Versuch einer Invasion unternommen und sind im wesentlichen in den Sümpfen von Weißrussland und der Ukraine steckengeblieben. Das ist ein Trauma der russischen Staatsraison – unabhängig von Putin oder sonstigen Personen – so wie es bei der USA die Südgrenze ist.
    Die Behauptung, daß Russland per se vertragsbrüchig ist, ist steil. Stand nicht im 2+4 Abkommen, daß sich die NATO nicht über die alte Demarkationslinie Richtung Osten ausbreitet? Klar – ich verstehe auch die Sorgen von Polen und des Baltikums – aber trotzdem. Im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen… Genauso steht der Vorwurf des Abschusses von MH17 an Russlands auf tönernen Füßen – durch wiederholtes Erwähnen wird das nicht wahrer.
    Die Ukraine selber ist in ihrer Rolle als Zünglein an der Waage der Geopolitik selber ein unkalkulierbares Risiko. Hätte sie sich mit den russischen Bewohnern ihrer östlichen Provinzen irgendwie geeinigt und stattdessen auch eine Zusammenarbeit mit dem östlichen Nachbarn angestrebt, wäre die Geschichte anders verlaufen. Aber die Regierung wollte die Bande nach Osten kappen und auch die kulturelle Hegemonie über diese Provinzen herstellen. Das damit verbundene Verbot der russischen Sprache im öffentlichen Leben goß Öl ins Feuer – dann ließen sie die Wirtschaft in diesen Territorien (Kohle, Stahl, Schienen- und Straßenfahrzeuge für den russischen Markt) krachen gehen … Eine überbordende Korruption – auch unter Mitwirkung der Familie des gegenwärtigen US- Präsidenten und Diebstahl von für den Export bestimmten Erdgas aus Transitleitungen gaben dem Land den Rest. Viele qualifizierte Ukrainer wanderten ab – nach West *und* nach Ost.
    Eine Lösung kann nur Verständigung und der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen bringen. Das hatte bei der KSZE in den 70ern auch funktioniert – warum nicht jetzt. Aber ob das Annalena als deutsche Außenministerin hin bekommt? Wir werden es sehen … 🙂

  19. Ich sehe keine russische Bedrohung der Ukraine, denn nicht die Ukraine hat russisches Gebiet unter Kontrolle. Es ist Russland welches den beiden Don Republiken das Überleben sichert.
    Und auch das hatte ein Vorspiel, nämlich die Diskriminierung der Russen nach dem Putsch in Kiew.
    Warum sollte denn Russland in die Ukraine einmarschieren- um genau was zu erreichen? Aber Kiew will die Don Republiken zurück erobern und die Krim auch.

  20. Putin spielt nicht Geopolitik-Schach mit Biden, es ist der Westen der Russland pausenlos provoziert, der Westen ist der Aggressor, Putin reagiert nur dementsprechend zur Sicherheit seines Landes.
    Erst hat nämlich die EU der Ukraine ein Assoziierungsabkommen angeboten, dann in die europäische Union, dann den Euro für den nächsten Bankrottstaat und dann anschließend auch noch der NATO beitreten.
    Das war das provokante Ziel des Westens, gerichtet gegen Russland das uns Deutschen immer wieder die Hand gereicht hat.
    Das diese Provokationen mit Russland nicht gut gehen kann muss doch jedem vernünftigen Menschen klar sein.
    Der Westen hat den Konflikt in der Ukraine angezettelt um mit der Nato und ihren Waffen näher an die Grenzen Russlands rücken zu können.
    Die Krim ist der einzige Zugang Russlands zum Schwarzen Meer.
    Und Syrien ist der einzige Zugang Russlands zum Mittelmeer.
    Der Westen wollte mit den angezettelten Kriegen in der Ukraine und Syrien Russland den einzigen Zugang der Russen zum Schwarzen Meer und zum Mittelmeer gezielt versperren. Diese offenen Zugänge sind Militärisch und geostrategisch für Russland sehr wichtig, ja überlebensnotwendig.
    So wurde der Ärger mit Russland durch vorsätzliche Provokation des Westens herbeigeführt und die Europäer haben damals eifrig mitgemacht.
    Und heute verhängen sie deswegen am laufenden Band, auch für unsere deutsche Wirtschaft schädliche Sanktionen, gegen Russland.
    Die Nato und der Amerikaner würde wohl am liebsten ihre Atomraketen auf dem Roten Platz in Moskau vor dem Kreml aufstellen.
    So kann man keinen Frieden bewahren.
    Biden und die NATO haben in der Ukraine nichts verloren und sollten sofort abziehen.

  21. Ziemlich abenteuerlich wieder mal, Herr Spahn. Das Verhalten der Russen läßt sich vollständig mit deren Sicherheitsbedürfnis erklären. Die sind nicht auf Expansion per se aus, wozu auch – als größtes Land der Erde und Millionen bettelarmer Bürger. Macht keinen Sinn.
    Weiters lassen Sie bei ihrem framing geflissentlich aus, daß der Maidan ein vom Westen unterstützter Putsch war (Oliver Stone, Raheem Kassam, Victoria Nuland…). Nicht wenige Ukrainer sind lupenreine Nazis. Das Pogrom Odessaer Gewerkschaftshaus hätte man anständiger Weise auch erwähnen müssen.

  22. Welche Sanktionen hat der Westen denn noch gegen Russland? Swift? Nordstream? Keine Visa mehr für Oligarchen? Wenn das alles ist, ist das quasi eine Einladung an Putin. Und da wir sein Gas brauchen, den Grünen sei Dank, kann er, zumindest was die Europäer angeht, eigentlich machen was er will.

  23. Ausgezeichneter Artikel mit breit angelegter Perspektive, garniert mit historischen Rückblicken bis zum oströmischen Reich, als dessen legitimer Nachfolger, drittes Rom, sich Russland immer gesehen hat. In diesem Winter wird es sich unter gegeben Umständen erweisen, ob ein geopolitischer Abgleich mit oder ohne millitärischen Einsatz zwischen Russland, EU-Europa und den USA erfolgt oder die Hängepartie um die Ukraine weiter bis auf unbestimmte Zeit auf der Tagesordnung steht.
    Der Hauptantagonist für die USA schon jetzt und in Zukunft ist zweifellos China und nicht Russland, daraus ergeben sich in Abfolge einer dem Höhepunkt entgegen strebenden Krise, möglicherweise schon zu Beginn des nächsten Jahres, Perspektiven, die man nicht als ganz negativ bezeichnen kann, es sei denn man driftet „schlafwandlerisch“ wie 1914 in eine Katastrophe mit unabsehbaren, dann globalen Folgeerscheinungen.

  24. schöner Bericht mit manchen Unwuchten in der Betrachtung.
    eine dieser Unwuchten war das internationale Verständniss,das die Nato nach 1990 nicht östlich der BRD ausgreifen würde.
    eine andere,das die USA lange vor der UDSSR ihre Raketen in der Türkei aufstellte und im Gegenzug und Dank für die Erlaubniss die deutsche Westregierung dazu drängte,den osmanischen Geburtenüberschuss als Hilfskräfte auf ein Jahres Vertragsbasis einzustellen.
    beides ist gebrochen worden und ich zumindest kann die Russen sehr gut verstehen,das Sie keine Lust haben,die zumal mit mehrheitlich russischstämmigen Ukrainern besiedelte Ostukraine unter dem „Sternenbanner“ besetzt zu sehen.
    Das Eigentlich verwunderliche in der deutschen Berichterstattung ist allerdings das durchgehende Verweigern,die bedenkliche Ausrichtung der ukrainischen Regierung in Ihrer Politik zu betrachten. Hier würde man das als eine toxische Mischung aus Nepotisten und Nationalen Sozialisten bezeichnen…aber es sind scheinbar „lupenreine Demokraten“, da „unsere Jungs“

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