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Die soziale Botschaft der Genossen

15.03.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Von staatlicher Umverteilung profitieren nicht die Bedürftigen, sondern in erster Linie die Umverteiler im bürokratischen System. Sozial ist nicht der Staat, sondern der Einzelne durch sein selbstbestimmtes Handeln.

Die sozialpolitische Diskussion in Deutschland verläuft etwas schief. Das zeigt die Diskussion um die Formulierung des neuen Gesundheitsministers Jens Spahn, der in einem Interview gesagt hat: „Die Tafeln tragen dafür Sorge, dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden. Damit erfüllen sie eine wichtige Aufgabe und helfen Menschen, die auf jeden Euro achten müssen. Aber niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe. Wir haben eines der besten Sozialsysteme der Welt.“ Spahn hat durchaus recht damit. Zum einen ist es gut, dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden, sondern Verwendung finden. Zum anderen ist es richtig, dass die Anzahl der Tafeln in Deutschland nichts über die Armut in Deutschland aussagt. Tatsächlich ist die soziale Grundsicherung, auch im Vergleich zu Nachbarstaaten, auf sehr hohem Niveau.

Doch befähigt unser Sozialsystem zur Selbsthilfe? Unser Sozialsystem erinnert ein Stück an die Geschichte von Sankt Martin, der seinen Mantel teit, um ihn dem Bettler am Wegesrand zu schenken. Damit hat er erste Hilfe geleistet. Das ist wichtig und notwendig. Aber befähigt dies den Bettler ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Wohl nicht. Ein liberales Gesellschaftsbild würde hier eher einen Unternehmer sehen, der den Bettler erstversorgt und ihm anschließend seinen Fähigkeiten entsprechend eine Arbeitsstelle im Unternehmen anbietet, die ihm erlaubt, eine Wohnung zu mieten und seine Familie zu ernähren. Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei das Stichwort. Diesen Ansatz verstehen staatliche Institutionen zu wenig. Besser geeignet ist dafür eine aufgeweckte Bürgergesellschaft. Vielleicht erfährt diese Bürgergesellschaft bald wieder eine Renaissance. Anlass für diese Renaissance könnte der 130. Todestag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen sein.

Die Not der Landbevölkerung veranlasste im 19. Jahrhundert Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum Handeln. Als Bürgermeister von Weyerbusch (Westerwald) gründete er im Hungerwinter 1846/47 den „Verein für Selbstbeschaffung von Brod und Früchten“.

Mit Hilfe privater Spenden kaufte er u. a. Mehl. In einem selbsterrichteten Backhaus wurde Brot gebacken, das auf Vorschuss an die Bedürftigen verteilt wurde. Der „Brod-Verein“ und der „Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein von 1864“ waren die ersten vorgenossenschaftlichen Zusammenschlüsse und der Beginn der weltweit erfolgreichen genossenschaftlichen Bewegung.

Ein anderes Jubiläum steht in diesem Jahr ebenfalls an. Vor 150 Jahren, am 04.07.1868, wurde das Genossenschaftsgesetz im Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes veröffentlicht. Es war das Ergebnis eines langen politischen Kampfes, den der Liberale Hermann Schulze-Delitzsch leidenschaftlich führte. Weil Arbeiter und Gewerbetreibende keine Kredite bekamen, um Investitionen zu tätigen, gründete Schulze-Delitzsch „Vorschussvereine“. Es waren die Vorläuferorganisationen der heutigen Volksbanken. Sie waren lokal verankert und kümmerten sich um die originären Themen, die ihre Mitglieder betrafen.

Der Sachse Schulze-Delitzsch wollte den „Vereinigungen der kleinen Leute“ die gleichen Rechte wie den „Vereinigungen der Wohlhabenden“ ermöglichen und diese von der „Willkür der Verwaltungsbehörden“ befreien. Diese Unabhängigkeit vom Staat setzte für ihn zwei wesentliche Dinge voraus: Zum einen die solidarische Hilfe der Genossenschaftsmitglieder für den gemeinsamen Zweck, aber gleichzeitig auch die solidarische Haftung aller Mitglieder (Genossen). Viel mehr an Regulierung brauchte es nicht und braucht es wohl auch künftig nicht. Das Genossenschaftswesen ist eine echte liberale Alternative zu den oftmals ineffizienten, unpersönlichen Gießkannenaktionen, die wir aus dem Bereich des Wohlfahrtsstaates nur allzu gut kennen. Sie ist eine dezentrale Antwort auf große und vielfältige sozialpolitische Herausforderungen. Der großartige Genossenschaftsgedanke verbindet zivilgesellschaftliches Engagement mit ökonomischer Tatkraft, wahrhaftige Solidarität mit Unternehmergeist. Anders als in einem anonymen Sozialstaatskonstrukt sind die Armen und Schwachen nicht bloß Bittsteller und Almosenempfänger, sondern eigenständige Individuen, die freiwillig kooperieren, um ihre Notlagen gemeinschaftlich zu lösen.

Kritisch hinterfragen muss man nicht nur die Ineffizienz der gegenwärtig bestehenden sozialstaatlichen Strukturen, sondern auch deren moralische Integrität. Ist Wachstum im Sozialstaat per se schon eine segensreiche Komponente? Wird unsere Gesellschaft durch einen immer schneller wachsenden Sozialstaat schon „sozialer“? Führt die etatistische Mentalität hierzulande, die sich durch die wachsende Anspruchshaltung gegenüber staatlichen Leistungen manifestiert, nicht letztendlich zu einem zu tiefst undemokratischen Verteilungskampf um die vorhandenen Ressourcen? Kann sozialer Frieden dadurch langfristig gewährleistet werden? Oder bedarf es hier nicht zivilgesellschaftlichen Engagements, das Probleme persönlicher und ehrlicher löst, als es der Staat jemals könnte?

Es zeigt sich, dass viele gesellschaftliche Probleme unserer Zeit auch privatwirtschaftlich zu lösen sind und nicht immer über klebrige und ineffiziente staatliche Umwege geleitet werden müssen. Vom staatlichen Umweg profitieren nämlich nicht die Bedürftigen selbst, sondern in erster Linie das bürokratische System. Denn wirklich sozial ist nicht der Staat, sondern der Einzelne durch sein selbstbestimmtes Handeln.

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60 Kommentare

  1. Sorry, da habe ich etwas locker über den barmherzigen Samariter geschrieben und Sankt Martin gemeint. Danke für den Hinweis.

  2. „Diesen Ansatz verstehen staatliche Institutionen zu wenig.“
    Falsch!
    Sie DÜRFEN diesen Ansatz nicht verstehen.
    Schon garnicht praktizieren.
    Er würde diese Institutionen „arbeitslos“ machen!

    Das „Fordern und Fördern“ von Willi
    (nein, ich war noch nie SPD-Wähler, aber DAS war richtig! als auch nur – wie ich zu Beginn der Willi-Zeit voraussagte – NUR von einem Sozi durchsetzbar)
    ist längst und zugunsten eines „Primitiv-Sozialismus“ a la Robin Hood unter die Räder gekommen. –
    Jegliches „Fordern“ eigener Aktivität wird von gewissen Leuten längst als „unverschämte Zumutung“ empfunden, entsprechend diskreditiert. –
    Dabei ist das „Fordern von eigenen Anstrengung“ ELEMENTARER und unverzichtbarer und (unausgesprochen) selbstverständlicher und permanent von „Staat“ selbst systematisch gebrochener Teil des Gesellschaftsvertrages der da sagt: Es ist zwingend nötig und absolut zumutbar, dass du die Probleme die du selbst lösen kannst selbst löst. Ausschließlich DIE Probleme die der Einzelne NICHT lösen kann sind Staatsaufgabe. –
    – Alles Andere führt zum Bevormundungs-Staat (Nanny-Staat), damit zu Unfreiheit. –
    Und zwangsläufig zur Überforderung dessen was Staat leisten KANN. Jedenfall dann, wenn er sich mit dem Attibut „freiheitlich“ schmücken will. –

  3. „Bürgergesellschaft“
    Ich halte das für eine unrealistische Utopie. Denn wir leben im Zeitalter des Individualismus (bereits von Georg Simmel um 1900 vorausgesagt), die für eine Bürgergesellschaft notwendige Solidarität (Solidarität im besten, gesundesten Sinn) ist auf dem Rückzug, nicht nur hierzulande.

  4. Bluten für den Sozialstaat. Vorwiegend Einzahlpflichtige in die Sozialsysteme müssen das. Wer kein eigenes Einkommen, zahlt nicht ein und wer ein hohes auch nicht. Trotz höchster Vorsorgeleistung besonders betroffen von zusäztlicher Staatsabzocke, intakte Familien mit Kindern. Familien, die sich durch Arbeit und Lebensstiel ein halbwegs solides Umfeld geschaffen, ohne damit möglichst den Sozialstaat zu belasten. Mit jedem zusätzlichen Familienmitglied wächst die Last der Staatsabzocke. Mehrwert, Dienstleistung, Energie, Bildung usw. schlägt für jedes Familienmitglied zu Buche. Sollte allerdings ein Notfall auftreten, werden erst mal die aus der Familie, die schon immer brav geblutet, mit zur Kasse gebeten. Wer keine Familie, braucht sich um staatliches Zahlungsverlangen von Angehörigen, keine Sorgen machen. Wer keine Vorsorge und kein Geld überhaupt nicht. So versorgen vor allen Menschen mit und aus intakten Familien, eine angeblich soziale Gesellschaft, in der Familien und deren Angehörige ein Leben lang nicht nur für ihre Angehörigen versorgungspflichtig bleiben, sondern für alle, die sich solchen Verpflichtungen entzogen mit. Geben und Nehmen ist nicht mehr im Gleichklang. Daher mit ein Grund für abnehmende Tendenz zur intakten Familie?.

  5. Dieser Satz bringt es auf den Punkt…
    Denn wirklich sozial ist nicht der Staat, sondern der Einzelne durch sein selbstbestimmtes Handeln.

    Danke für den sehr guten Beitrag!

  6. Sehr ggehrter Herr Schäffler,

    Sie haben die Geschichte vom barmherzigen Samariter mit der vom heiligen Martin verwechselt. Das ändert aber nichts an der Aussage Ihres excellenten Beitrags.

  7. Die Sozialindustrie aus Herz-Jesu- und säkularen Sozialisten bedient sich aus der Trickkiste, die das normale Leben immer zum Verlierer macht.

    Egal, wie weit die Absicherungen für die „Benachteiligten“ auch ausgreifen und gedeihen mögen, eine 100-prozentige „Gerechtigkeit“ wird die Realität nie und nimmer erreichen.

    Es werden immer und immer heißt auf Ewigkeiten Ecken und Kanten finden lassen, wo noch einmal an der Stellschraube und jener gedreht werden muss, um dem angestrebten Ideal einer rundum versorgten und damit abhängigen Gesellschaft genüge zu tun.

    Der Hase verliert immer.

    Wer bringt unseren Kindern noch bei, wie befriedigend es sein kann, es ist, sich aus den Fesseln der Anspruchsmentalität, dem Opferstatus zu befreien, und die Früchte der eigenen Anstrengung zu ernten.

    Punkt!!! und Schluss!!!, da es sich nicht geziemt in einem öffentlichen Forum aus dem anekdotischen Nähkästchen der eigenen Erfahrung zu plaudern.

  8. Das kleinste Genossenschaftssystem ist die Familie oder der Familienverband (Kernfamilie plus Onkel, Tanten, Nichten, Neffen etc). Leider muss man dank stattlich gefördertem Selbstverwirklichungs- und Genderwahn das „ist“ immer öfter durch ein „war“ ersetzen.

  9. Die Sozialindustrie …

    Die ganzen Sozialarbeiter, Psychologen usw. wollen halt nicht nur einen Job, sondern auch das Gefühl mit ihrer „Arbeit“ was gutes zu bewegen. Und es fühlt sich für die meisten halt besser und wichtiger an in irgendeiner Form zu verwalten, zu organisieren und die Welt zu retten als sich mit den wirklichen Probleme auseinanderzusetzen.

    • Dafür nimmt man oberflächlich begutachtet vollbärtige Runzelgreise als minderjährige unbegleitete Jugendliche in Obhut, was den Vorteil hat, das deren „Traumatisierung“ die Stellen von mindestens 2 Sozialarbeitern „erforderlich“ macht. Caritas,AWO; Diakonie und all die Helfer und „Flüchtlingsräte“ verdienen sich in den oberen Etagen dumm und dämlich, was sie wiederum in die Lage versetzt, den bisher wohlwollenden politischen Beamten wie Landräten und Bürgermeistern während der Amtszeit ein Zubrot und nach der Abwahl ein lukratives Pöstchen zu verschaffen.

  10. Herr Schäffler, Sie haben vollkommen Recht. Unser Sozialstaat verkommt immer mehr zu einem Selbstbedienungsladen, in dem sich Sozialverbände, Kirchen und diverse zwielichtige Vereine bereichern, der aber den Bedürftigen immer weniger hilft. Wie kann es sein, dass wir immer mehr für Soziales ausgeben, aber gleichzeitig die Armut steigt? Wie kann es sein, dass manche durchs Raster fallen, obwohl sie Hilfe brauchen, und andere, die keine Hilfe brauchen, sich am System bereichern können?
    Zentralverwaltungswirtschaft hat noch nie funktioniert und sie funktioniert auch nicht im Sozialstaat. Woher soll ein Staat wissen, welche Art von Bedürftigkeit es wo gibt? Das ist nicht möglich und führt zu Verschwendung von Geldern (Gießkannenprinzip), zur Abhängigkeit der Bürger vom Staat und letzlich nur zur Festigung von Problemen, weil sie anstatt gelöst zu werden, nur mit Geld zugeschüttet werden.
    Helfen, das können nur die Menschen vor Ort, die durch Eigeninitiative etwas leisten. Aber die Industrie, die von dieser staatlichen Umverteilung lebt, ist mittlerweile viel zu groß und hat politisch über die linken Parteien viel zu viel Einfluss, als dass man noch etwas ändern und die Menschen zum Umdenken bewegen könnte.

  11. Der seit der ersten Sozialliberalen Koalition begründete Nannystaat wuchert seither mal mehr mal weniger schnell in die Gesellschaft hinein. Heute haben wir nicht nur mehr ein „betreutes Leben“ – der Begriff Eigenverantwortung gilt nur noch für diejenigen, die diese aus eigenem Antrieb in ihr Leben integriert haben – sondern durch die sogenannte PC auch schon betreutes Denken!
    Der Staat als Droge für die Bevölkerung, die in dieser Abhängigkeit leichter zu manipulieren und damit zu „führen“ ist!
    Diese Situation wird sich noch bitter rächen an denen, „die schon länger hier leben“.

    • Nannystaat, das muss ich mir merken. Der Begriff passt gut. Erziehung, Probleme im Erwachsenenleben, bis hin zum Leben inkl. Pflegebedürftigkeit im Alter – Der Überstaat nimmt es und der Überstaat gibt es. Fast schon religiös angehaucht.

  12. Man mag ja über Einzelheiten des Artikels diskutieren, aber die Zielrichtung stimmt. Je mehr der Staat auf die individuelle Lebensgestaltung der Bürger zugreift, desto mehr unterdrückt er Eigenverantwortung und Initiative. Die damit einhergehende Zunahme der Bürokratie verschlingt Unsummen und erhöht ständig die Staatsquote. Das geht nicht ewig gut.

  13. a) richtig erkannt.
    b) genauso wird es derzeit schon gehandhabt, nur dass statt Ausbildung (sinnvoll, aber zum einen teuer, zum anderen nicht ausreichend (mit späterer Einkommens- oder Beschäftigungsgarantie) überall vorhanden) „Maßnahmen“ vollzogen werden, die oftmals im x-ten Bewerbungstraining oder Anfänger-Computerkurs, gerne aber auch im Puzzlen oder Richtig-Einkaufen bestehen und hauptsächlich den privaten Kursanbietern die Einnahmen sichern sollen.
    c) wie soll dann die andere Hälfte selbst finanziert werden, wenn nebenher noch eine Vollzeitausbildung absolviert wird und entsprechende Arbeitsgelegenheiten in der Fläche eher rar sind? Das dann auch noch, ohne das Ausbildungsziel zu gefährden?!
    d) diese Garantie kann heute niemand mehr geben. Die Arbeitsmarktsituation ist am Ende der zweijährigen Umschulung häufig eine ganz andere als zu Beginn, sodaß einstmals aussichtsreiche Berufperspektiven direkt wieder in Arbeitslosigkeit umschlagen, zumal diese Umschulungen und Weiterbildungen immer von privaten Bildungsträgern in Großgruppen angeboten werden, wodurch die Übersättigung vorprogrammiert ist. Zudem werden schon heute nur Umschulungen finanziert, wenn zum einen der Bildungsträger mit dem Jobcenter kooperiert und der Transferempfänger sich diesen Platz selbst erkämpft hat, meist gegen den Widerstand der Sachbearbeiter, die dann auch gerne während der Ausbildung künstlich Hürden errichten, die das Ausbildungsziel förmlich sabotieren.
    e) wäre zumindest den Versuch wert, ohne den man keine Aussage dazu treffen kann.

  14. Alles gut und schön, aber letztendlich ist eine Genossenschaft nur so gut wie ihr Personal.
    Ich bezweifle stark, dass die Volksbanken den genossenschaftlichen Gedanken noch mehrheitlich verinnerlichen.
    In den 2000ér Jahren wollte mich genau diese genossenschaftliche Bank in eine völlig unnötige Zwangsversteigerung meines Eigenheims treiben, da ich in Trennung von meinem Ehemann lebte und zwei kleine Kinder hatte. Obwohl ich nachweislich dazu in der Lage war, den Hauskredit weiter finanziell alleine zu bedienen, wollte diese „Genossenschaft“ mir die Übernahme nicht gestatten, obwohl wir für die Kinder und uns selbst Genossenschaftsanteile gekauft hatten. Ich war gezwungen, eine Umfinanzierung mit einer Bausparkasse zu tätigen und das Ganze hat mich zusätzlich 12.000 EUR (Strafzahlungen wegen vorzeitiger Kreditauflösung!) gekostet und höhere Abträge, weil die Damen und Herren der Genossenschaft (in Wolfsburg) wahrscheinlich scharf auf mein Häuschen waren.
    Mit dem Gedanken des Herrn Raiffeisen hatte das wohl wenig zu tun.

    • Das Problem war und ist wohl immer noch, dass die keine wohlwollenden Genossen sein wollten, sondern richtige Bänker(:-(

  15. Die sozialpolitische Diskussion in Deutschland verläuft etwas schief. Sie läuft nicht nur schief,sondern ist vollkommen aus den Fugen geraten. In einem so reichen Land wie Deutschland darf und braucht keiner hungern, noch auf der Straße leben. Hilfe im Einzel- und Notfall, darf keineswegs zum staatlichen Almosen verkommen. Wir brauchen nicht für alles einen Staat, der seinen Bürgern von der Wiege bis zur Bahre ein sorgenloses Leben vorschreibt. Der mündige Bürger soll und muss sein Leben und sein dafür erforderliches Risiko auch selber bestimmen können. Der Sozialismus hat das seinen Bürgern nicht zugestanden. Sein Ende sollte zu denken geben.

  16. Frank Schäffler, wie immer einer der Aufrichtigen 300. Mein Gott, gäbe es nur 364 von Ihnen im Bundestag!

  17. „Kritisch hinterfragen muss man nicht nur die Ineffizienz der gegenwärtig bestehenden sozialstaatlichen Strukturen, sondern auch deren moralische Integrität. “

    Geschah längst in zahlreichen Publikationen und zwar mit für den nüchternen Betrachter keineswegs überraschenden Ergebnissen. Ich nenne nur drei Beispiele:

    Gerd Habermann, Der Wohlfahrtsstaat-Ende einer Illusion
    Christoph Braunschweig , Wohlfahrtsstaat – leb wohl!: Der wirtschaftliche und moralische Zerfall des Wohlfahrtsstaates
    Bertrand de Jouvenel, Die Ethik der Umverteilung

    Und dann ist da u.a. noch Ludwig Erhard und sein im Netz als PDF zugängliches Buch Wohlstand für Alle. Ich weiß, auch das ist keine bei der heutigen FDP als politisch-korrekt geltende Veröffentlichung. Eben dort nämlich steht z.B. auf S. 248:

    „…Die einen wähnen, daß das Wohl und das Glück der Menschen in irgendeiner Form
    kollektiver Generalhaftung begründet liege und daß man auf diesem Wege, an dessen Ende natürlich immer die Allmacht des Staates steht, fortschreiten müsse. Das ruhige und bequeme Leben, das man damit ansteuern will, wird vielleicht nicht allzu üppig, aber dafür um so gesicherter sein. Diese Form des Lebens und Denkens findet ihren sichtbaren
    Ausdruck in der Konstruktion des sogenannten Wohlfahrtsstaats.
    Auf der anderen Seite aber ist das natürliche Streben des einzelnen Menschen, in eigener Verantwortung Vorsorge zu treffen und an seine Zukunft, seine Familie und sein Alter zu denken, nicht aus der Welt zu schaffen – sosehr man sich auch indirekt bemüht, das menschliche Gewissen ertöten zu wollen.[Anm: Darin scheint sich Erhard geirrt zu haben. Die Umerziehung scheint weitgehend doch gelungen zu sein, wobei der von Transferleistungen immer weitere Kreise abhängig machende Wohlfahrtsstaat selbst neben erzieherischen Maßnahmen in Schulen und Universitäten einen Anteil hat.]
    Ich bin in der letzten Zeit allenthalben erschrocken, wie übermächtig der Ruf nach kollektiver Sicherheit im sozialen Bereich erschallte. Wo aber sollen wir hinkommen und wie wollen wir den Fortschritt aufrechterhalten, wenn wir uns immer mehr in eine Form des Zusammenlebens von Menschen begeben, in der niemand mehr die Verantwortung
    für sich selbst zu übernehmen bereit ist und jedermann Sicherheit im Kollektiv gewinnen möchte….“

    Die im vorletzten Absatz des Artikels gestellten Fragen sind mir ein weiterer Hinweis auf den Zustand der FDP. Gibt deren mit Begriffen wie Marktwirtschaft und Freiheit -inzwischen wohl auch mit Rechtstreue, betrachtet man ihre Positionierung zu den Verletzungen auch nur des Art. 16a GG seitens der Wiedergewählten und ihrer Unterstützer- beschriftete Flagge denn noch einen verläßlichen Hinweis auf die Verortung des mittels Flagge eigentlich deutlich zu machenden Registers? Oder wurde ausgeflaggt, ohne dies kenntlich zu machen? Das wäre gewissermaßen ein Segeln unter falscher Flagge.

    Vielleicht besser zunächst TTIP insgesamt lesen und analysieren? Oder geht das immer noch nicht?

  18. Kritisch hinterfragen sollte man ebenfalls die extrem hohe Zahl von Kranken- und Ersatzkassen, in denen selbstverständlich jeweils ein gut, besser oder bestens dotierter Vorstand, Stellvertreter, leitende Mitarbeiter usw. viel Luft in den elegant ausgestatteten Büros wegatmen. Da könnte die freie Wirtschaft mit bestem Beispiel vorangehen und zeigen, wie das mit der Effizienz und Verschlankung geht. Am Ende hätten die Versicherten sogar einen finanziellen Vorteil. Ein Traum!

  19. Dorf. Genossenschaft. Raiffeisenbank. Volatil. Kleiner. Zusammenschluss? Volksbank. Stadt. Schulden. Größer. Abstimmung. Angelehnt! 4Wochen später. Abstimmung. Zusammenschluss. Änderung der Genkssenschaft. Abstimmung: nur noch ausgesuchte Delegierte!!!!! ?

  20. Herr Schäffler, Ihren Einleitungssätze würde ich am liebsten eigerahmt an die Wand hängen.
    Eine oft nicht gern gehörte Wahrheit, die Sie knapp auf den Punkt gebracht haben.

  21. Ich bin wahrscheinlich nicht der Erste mit diesem hier: „Darin teilt der Samariter seinen Mantel, um ihn dem Bettler am Wegesrand zu schenken.“ Nein, das mit dem Mantel war der heilige St. Martin. Was der Samariter tat, kann man hier nachlesen: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/52/100025/100037/

    Natürlich ist das Kleinkram. Aber die Unkenntnis wesentlicher Geschichten unseres kulturellen Erbes… O.k., demnächst verwechsle ich sicher irgendetwas. Der deutschen Jugend hingegen sei gesagt: Martin-Mantel, Samariter-Erste Hilfe. Und richtige Kommasetzung wäre auch nicht schlecht.

    • Bitte Achtgeben bei der angegebenen Quelle. Dort lautet die (veraltete) Übersetzung noch:

      „…Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen…“

      Die vom berühmten Historiker M. Abbas neuerdings bevorzugte Lesart empfiehlt:

      „…Ein Palästinenser aus West-Jerusalem wurde auf dem Weg nach Jericho von jüdischen Siedlern überfallen. Sie plünderten…“

      …oder so ähnlich 🙂

  22. Also eigentlich geht es beim Gleichnis vom Samariter, darum, dass alle Zuständigen am Opfer des Überfalls vorbeigehn um irgendwelche öffentlichen Dienste zu erledigen. Es ist eigentlich kein Gleichnis über das Verteilen von Geldern, sondern über das Liegengelassenwerden. Dass der Samriter die Kosten seiner guten Tat gleich selber ohne die Inanspruchnahme von Tempelgeldern übernimmt, ist da nur noch das Sahnehäubchen.

    Vielleicht übertragen wir das ganze von der antiken Sozialschmonzette auf unsere heutigen Verhältnisse:

    Ein Journalist fiel unter die Sozialisten und stand danach an der Ecke und schrie laut: „Es gibt keinen Gotte. Und ich habe keine Ahnung.“ Da kamen einige katholische Kardinäle und einige evangelische Bischöfinnen – und gingen vorbei.

    Und zur ihrer Schande kam dann ein Imam und sprach zum athisitschen Journalisten: “ Es gibt nur einen Gottt und Mohammed ist sein Prophet. Hier lies!

    So schauts doch aus.

  23. „Unser Sozialsystem erinnert ein Stück an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter aus dem Neuen Testament. Darin teilt der Samariter seinen Mantel, um ihn dem Bettler am Wegesrand zu schenken“

    Sie scheinen den Samariter mit dem heiligen Martin von Tours zu verwechseln. Schwach.

  24. Wenig differenziert. Es ist doch entscheidend, wer soziale Leistungen bezieht: der langjährig Berufstätige, der seine Stelle verliert und aus Gesundheists- oder Altersgründen keine neue Position mehr findet, oder aber Leute, die nie in das Sozialsystem einbezahlt haben. Für die Erstgenannten ist und bleibt Hartz IV ein Skandal, zumal sie im Vergleich zu gewissen Gruppen, deren Vermoegen man nicht feststellen kann, ihren Besitz zunächst aufbrauchen müssen. Dagegen sind die Leistungen für die Zweitgenannten skandalös hoch und die Gleichsetzung mit Ersteren untragbar. Bevor diese Ungleichgewichte nicht beseitigt sind, braucht man nicht über private Initiativen zu sprechen.

    • Ich unterstreiche jeden Satz von Ihnen, jeden! Und was ich als den Gipfel der Unverschämtheit empfinde: wenn z.B. jemandem, der nach vielen Jahren Berufstätigkeit in Hartz4 gezwungen wird und es wagt, dieses Unverhältnis zu kritisieren, „Sozialneid“ vorgeworfen wird. Wenn ich das höre, verspüre ich bisher unbekannte aggressive Regungen in mir…

  25. Verwechselt hier nicht jemand die Legende vom Heiligen St. Martin mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der immerhin die Versorgung des halb tot geprügelten selbst finanzierte, und zwar bis zu dessen Gesundung??

  26. Kleine Ergänzung zum Samariter: er half jemandem, der unter die Räuber fiel, die ihn auszogen, ihn schlugen und ihn halbtot liegen ließen. Der Samariter versorgte und verband seine Wunden, hob ihn auf sein Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Als er am nächsten Tag fortzog, gab er dem Wirt Geld und sagte: verpflege ihn und was du mehr aufwendest, bezahle ich, wenn ich wiederkomme. – Aber auch hier wird der Geschundene nicht befähigt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sondern handelt es sich nur um erste Hilfe, also akute Nothilfe. Die Fragen, die der Autor aufwirft, geben gutes Futter zum Nachdenken, obwohl bisher mindestens 2 Gründe dagegen sprechen. Erstens passiert Hilfe zur Selbsthilfe häufig ganz privat. Da helfen individuelle Gespräche mehr als alles andere. Zweitens fressen die extrem hohen Sozialabgaben und Steuern einen großen Teil des erarbeiteten Geldes und versanden irgendwo, sodass die berechtigte Frage auftaucht, welchen versprochenen Gegenwert ich selbst davon erhalte. Die Rentenkürzungen oder hohen Zuzahlungen bei Zahnersatz sind Beispiele dafür. Platt gesagt, falls die heutige Situation schon vor vielen Jahren bekannt gewesen wäre, hätte so mancher nicht gespendet, sondern das Geld für sich selbst gespart. Das Thema hat sehr viele Seiten.

  27. Ich zitiere aus einem sehr berühmten Fachbuch:

    „Wenn du aber Almosen gibst,
    so laß deine linke Hand nicht wissen,
    was die rechte tut,
    damit dein Almosen verborgen bleibe;
    […]“

  28. Der Samariter war nicht der Bischof von Tours, der Martin hiess und derjenige war welcher seinen Mantel teilte.
    Diesem Ereignis wird jedes Jahr um den 11. November mit Laternenumzügen gedacht.
    Mit dem barmherzigen Samariter hat das absolut nichts zu tun.
    Der hat auch keinem Bettler geholfen, sondern einem Kaufmann der überfallen und schwer verletzt wurde.
    Auch wenn der Inhalt des Beitrages richtig ist, so ist der Bezug auf das Beispiel des barmherzigen Samariters schlecht gewählt bzw. recherchiert!

  29. Was will uns der Verfasser damit nun sagen? Genossenschaften gründen und alles wird besser? Wenn das so gemeint ist, dann stellt sich die Frage, woher bezieht denn die Genossenschaft ihr Kapital das sie dann – wie auch immer – an die Bedürftigen zu verteilen gedenkt?
    Vermutlich von den Genossen, könnte man meinen. Werden dann auch die Reichen und Superreichen zu Genossen? Wohl kaum, schon der Begriff löst bei denen verstärkten Brechreiz aus. Und wenn vermeintlich doch, wo ist dann der Unterschied zum derzeitigen Sozialstaat?
    Ich fürchte, was uns hier als die bessere Solidargemeinschaft in Form von Genossenschaften verkauft werden soll ist nichts anderes als das genaue Gegenteil davon. Die endsolidarisierte Gemeinschaft bei der sich die richtig Wohlhabenden ausgeklinkt und auf Wohltätigkeit in Form von Spenden nach eigenem Gusto beschränkt haben. Sowas hatten wir schon mal und schon damals hat jemand den Nagel auf den Kopf getroffen als er dazu schrieb: Die “Wohltätigkeit ist das Ersaufen des Rechts im Mistloch der Gnade.”
    ( Johann Heinrich Pestalozzi)

    • ich glaube der Verfasser will uns sagen, dass Selbsthilfe, auch durch Zusammenschluss Gleichgesinnter oder Gleichbedürftiger, besser ist als die Verantwortung immer bei Anderen zu suchen, diesen ggfs. das Erreichte zu neiden und am Ende sogar nach Enteignung zu rufen.

      • Gleichgesinnte also. Hier konkret auf der einen Seite all Jene die sonst auf staatliche Sozialleistungen angewiesen wären. Also die Gleichgesinnten die bildlich gesehen zusammen in der Gosse liegen und zwar ohne Unterschied ob verschuldet oder unverschuldet. Schon der finanzielle Spielraum dieser „Genossenschaft der Gleichgesinnten“ sich selbst und andere noch mit zu versorgen dürfte etwas eingeschränkt ausfallen. Im Übrigen habe ich auf Grund einiger Kommentare den Eindruck, dass Sozialleistungsempfänger überwiegend sozialschmarotzende Faulpelze sein müssen. Wenn dem aber so wäre, glaubt dann ernsthaft einer, dass dieselbe Diskussion, die hier grade über staatliche Leistungsverteilung geführt wird, im Rahmen genossenschaftlicher oder sonstiger privatwirtschaftlicher Verantwortung eine andere wäre? Nein, es würde nur der Verantwortliche für die Verteilung der Leistungen ausgetauscht und dessen Leistungsfähigkeit wäre im Vergleich zum Staat, nicht ausreichend.
        Im Gegensatz zu den anderen wenigen Gleichgesinnten die wohlhabend sind und die keine Genossenschaften benötigen. Bislang zumindest werden sie mit einem Teil ihrer Einkünfte im Rahmen unseres Grundgesetzes am Gemeinwohl beteiligt, ob sie wollen oder nicht.
        Das man bei der Leistungsverteilung vieles besser machen kann, sicherlich. Aber das Solidaritätsprinzip aus Art. 12 II GG so zu verändern, das bestimmte Gruppen sich daraus verabschieden können – und so verstehe ich das Anliegen des Herrn Schaeffler – das ist nicht akzeptabel.

      • Verstehen Sie, bitt gar schön, dass das Genossenschaftswesen hier als pars pro toto, als ein Weg für viele Wege steht.

        Und kein Vernünftiger wird den wirklich Bedürftigen, die Hilfe versagen, welche immer auch Hilfe zur Selbsthilfe sein sollte.

        Ganz im Gegenteil, hier wird dafür argumentiert, denjenigen Mittel freizuschaufeln, die tatsächlich ohne eigene Schuld in Not geraten sind.

        Mit Fug und Recht mahnen hier jedoch auch viele an, dass in unserem Staat die Subsidiarität, ein wesentliches Prinzip der Katholischen Soziallehre, zu kurz kommt; dass sich das staatliche System überdehnt hat; dass zuviele meinen Ansprüche einfordern zu müsssen, ohne ihr eigenes Quantum an Anstengung abzuliefern.

        Sie dürfen mir glauben, dass ich weiß, was Not bedeutet. Diese Erfahrung kenne ich sowohl aus langjähriger beruflicher Arbeit mit Menschen, die bei Gott nicht dort angesiedelt sind, wo Hummer und Kaviar zusammen mit edlem Champagner bereits zum Frühstück kredenzt werden, als auch aus meiner Kindheit, wo meine Mutter mit 2 Söhnen und einem als Krüppel aus dem 2. Weltkrieg zurückgekommenen Mann zurechtkommen musste und zurechtkam. Übrigens ohne Kindergeld. Null-DM, war die Taxe, damals.

        Meinen Mitarbeitern jedenfalls, habe ich immer versucht, jene Freude und jene tiefe Befriedigung zu vermitteln, die aus der eigenen erfolgreichen Anstrengung schöpft.

        Ich denke, hin und wieder ist mir das gelungen. Und kaum einer meiner Mitarbeiter hat jemals behauptet in mir einen kalten Chef ohne Herz und Gefühl kenngengelernt zu haben.

    • Eine Genossenschaft verteilt nichts und gibt nichts umsonst. Eine Genossenschaft ist die Materialisierung marktwirtschaftlicher Gesinnung und freiheitlichen Tuns. Subsidiarität in Reinkultur.

      Es herrschte zu der Zeit, als zwei Persönlichkeiten mit Visionen, Friedrich Wilhelm Raiffeisen und ein Herr Schulze aus Delitzsch, ihr Lebenswerk zum Nutzen und Frommen der Vielen begründeten, Mangel und unvorstellbare Not auf vielen Baustellen.

      Raiffeisen Sorgen galten den Nöten des Bauernstands. Seine Idee suchte dieser Not durch die gemeinsame Vermarktung der Produkte, den gemeinsamen Bezug von Produktionsmitteln, die gemeinsame Nutzung von Landmaschinen, durch die Überbrückung der finanziellen Lücke von Aussaat bis Ernte mittels Krediten zu vernünftigen Konditionen beizukommen. Der notwendige Kapitalstock wurde durch die Sammlung der Gelder vieler kleiner Sparer geschaffen … und durch den Erwerb von Geschäftsanteilen.

      Schulze-Delitzsch verfolgte für die gewerbliche Wirtschaft und den Handwerkerstand ein ähnliches Konzept. Seine Kreditgenossenschaften dienten als Kapitalsammelstellen, die ihren Mitgliedern Kredite und Darlehen zu vernünftigen Konditionen, aus denen der einzelne Unternehmer seine Investitonen tätigen konnte, die ansonsten nicht möglich gewesen wären. Investitionen, die als Nebeneffekt zu neuen Arbeitsplätzen führten.

      Der Genossenschaftsgedanke war ein Konzept, das fast an den Baron von Münchhausen denken lässt, der sich bekanntlich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog.

      Voraussetzung für die Nutzung der Vorteile, bei Raiffeisen und Schulze-Delitzsch, war der Erwerb der Mitgliedschaft an der Genossenschaft. Dazu musste ein Geschäftsanteil gezeichnet werden, für den nach Abschluss des Wirtschaftsjahres eine Dividende gezahlt wurde. Das Stimmrecht bei den Generalversammlungen, die über den Jahresabschluss, die Gewinnverwendung und die Entlastung der genossenschaftlichen Organe entschieden, war, anders als bei GmbH und Aktiengesellschaft, für jedes Mitglied gleich. One man, one vote.

      Die Begründer des modernen Genossenschaftswesens, schufen für alle Seiten eine Win-Win-Situation. Für den Staat durch Zufluss von Steuern, durch Hebung des allgemeinen Wohlstandes, für die Genossenschaftsmitglieder und ihre Familien, für die Inhaber der neuen Arbeitsplätze.

      Allerdings hat der Genosse, das Mitglied, der Genossenschaften von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch, nichts mit der Spezies von Genosse zu tun, die sich in heutigen Zeiten für die Verteilung von Wohltaten aus fremder Leute Taschen und vornehmlich den eigenen Nutzen kümmert.

      Heute sind die ländlichen Raiffeisengenossenschaften und die Volksbanken des Schulze-Delitzsch unter einem Dach vereint und haben sich, so ist es leider Gottes, weit von dem ursprünglichen Gründungsgedanken entfernt.

      Wo sich dieser Gründungsgedanke aber auch heute noch für viele, viele Menschen manifestiert, sind die Wohnungsbaugenossenschaften. Sie gewähren Hilfe zur Selbsthilfe beim Erwerb von Wohnungseigentum.

      Wohnungeigentum, das in seinem Nutzen, angesichts sinkender Renten, als Bestandteil der Altersversorgung immer wichtiger werden kann, werden wird.

      Die Genossenschaft, eine Idee von Gemeinschaft gegen den Kollektivismus.

  30. » Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei das Stichwort. (…) Besser geeignet ist dafür eine aufgeweckte Bürgergesellschaft. Vielleicht erfährt diese Bürgergesellschaft bald wieder eine Renaissance. Anlass für diese Renaissance könnte der 130. Todestag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen sein. «

    Das halte ich für eine krasse Fehleinschätzung. Wenn die Einstellungen dafür ausreichend vorhanden wären, wäre es die ganze Zeit so gelaufen.

    Richtig ist allerdings: Wenn man weniger Staat will, müssen die Lösungen freiwillig woanders herkommen. Ohne Lösungen geht es nun mal nicht.

    • Sie haben Belege dafür, daß eine eigenverantwortliche Organisation von Vorsorge in diesem Lande unter der heute gegebenen Gesetzeslage gesetzlich zulässig und -ob des Umfangs der Schmälerung der Arbeitsfrüchte mittels Steuern, Gebühren, Beiträgen, etc. – auch umsetzbar wäre?
      Können Sie die bitte nennen? Damit könnten Sie doch den Beweis führen, daß es tatsächlich nur an „Einstellungen“, wie Sie es nennen, mangelt.

      • Haben die Reichen und Fähigen jetzt auch schon Opfergetue nötig? Sie sind daselbst der angefragte, lebendige Beweis für ihre Fähigkeiten und Finanzen. Im übrigen geht es nicht um Geschenke sondern um Hilfe zur Selbsthilfe aber auch ernstgemeinte Chancen, damit Geld zu verdienen. Wo verdient wird, verdient der Unternehmer mit! Soll etwa der Staat diese Arbeitsplätze schaffen? Dann jault das Unternehmertum sofort.

        Bislang ist es aber nicht so sondern so: Der Staat stockt sogar Löhne auf, die eigentlich der Unternehmer zahlen müsste, der im Grunde der größere Nutznießer ist. Ja, der Staat erspart Betriebsaufwand und vergrößert dadurch Unternehmensgewinne. Eigentlich skandalös und marktverzerrend! Gehört als Kontrapunkt genau in denselben Kontext.

        Muss ich noch mehr Beweise liefern, dass es an der nötigen Einstellung mangelt?

      • Ich wäre ja froh, hätten Sie auch nur einen Beweis für Ihre These geliefert, statt am Thema vorbei zu fabulieren. Mehr als das von Ihnen oben Erwiderte hatte ich aber auch nicht erwartet.

  31. Der Samariter hieß nicht Nikolaus und der Bettler war ein Überfallener, der sich kaum bewegen konnte, weil er verprügelt wurde. Ein Mantel bringt in der Tat wenig, aber die Quellen zu prüfen schon.

    • Der Samariter hiess auch nicht Martin und war der Bischof von Tours. Der war nämlch derjenige der den Mantel teilte.

    • Ich habe schon in der Schule keine Streber gemocht. Ihr Beitrag zeigt mir, daß sich da nichts geändert hat. Wenn Sie Etatist sind und Liberale nicht abkönnen, können Sie das auch anders zum Ausdruck bringen.

  32. Also die Geschichte mit dem Mantel war nicht der hl. Samariter, und der Mann war kein Bettler, sondern war von Räubern überfallen, verletzt und ausgeraubt worden, wer weiß, vielleicht war er sogar Unternehmer, und der Samariter war die frühe Version des Roten Kreuzes.

    Raiffeisen und Volksbanken sind gute Beispiele, sie richten sich aber an Menschen die arbeiten wollen. was passierte damals mit denen die nicht wollten oder gar konnten?

    Das grundlegende Problem ist die Prämisse, dass kein Mensch hungern soll, medizinische Versorgung haben soll, usw., auch wenn er keinen eigenen Beitrag leisten will. Solange sich ein System an solchen Menschen orientiert führt seine Attraktivität über kurz oder lang dazu, dass mehr und mehr Leute sich dessen bedienen.

    • „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“. Paulus, 2. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 3 vers 10. Neues Testament, Die Bibel.

      • Macht es wie die Vögelein, die säen nicht und ernten nicht und Gott macht sie trotzdem satt
        (Jesus)

        In der Bibel gibt es halt zu jeder Aussage auch eine gegenteilige Aussage.

      • Ungefähr richtig: Aus Matthaeus 6, hätte aber auch zu Spahn gepasst 🙂

        Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung?

        Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?

      • Gott hilft denen, die sich selbst helfen. Das ist mein Motto. Obwohl ich Atheist bin! 🙂

      • in der Bibel gibt es zu jeder Aussage eine oberflächlich betrachtet gegenteilig klingende Aussage, das ist wahr. In diesem Fall ist die Auflösung allerdings relativ einfach: Paulus nimmt konkret Bezug auf das Arbeiten bzw. die Bereitschaft dazu. Anlass war, dass in der Thessalonicher Gemeinde Menschen ihre Faulheit mit religiöser Schwätzerei zu kaschieren versuchten.

        Der Vers mit den Vögelein ist eine Zusage an diejenigen, die sich im Glauben auf Gott verlassen und in der Nachfolge Christi stehen. Sie Synthese aus beiden Versen ergibt, dass diese Zusage u.A. (und normalerweise) durch die Zuweisung geeigneter Arbeitsmöglichkeiten erfüllt wird.

      • Und in der Schule dazu die Fabel von der Grille und der Ameise: wer im Sommer nicht arbeitet, hat im Winter nichts und bekommt auch von der Ameise,die hart gearbeitet hat – nichts!

  33. Sehr geehrte Herr Schäffler!
    Leider bringen sie hier etwas durch einander. Der Samariter bezahlt den ausgeraubten und halb totgeschlagenen Menschen die medizinische Erstversorgung, damit er wieder auf die Beine kommt. Und den Mantel teilt der Heilige Martin. (Das wird im November in den Kirchen mit einem Umzug gefeiert, woran sie wohl mal teilgenommen haben?!) Das ist natürlich Blödsinn, weil dann beide frieren und er bestimmt Ärger mit seinem Vorgesetzten bekommen hat. Aber der Kirche ist diese Logik egal, da sie das Fest immer noch feiern. Katholiken wie Evangelische. Haben sie eigentlich schon mal die Bibel gelesen? Von TE bin eigentlich was anderes gewohnt.

  34. Dieser deutsche Sozialstaat ist leider sehr ausufernd. Es sind nicht nur Bedürftige, sondern auch Beamte, und Abgeordnete, die vom Steuerzahler reichlich beschenkt werden. Die Einen bekomme Kost und Logis lebenslang gratis, die Anderen so hohe Pensionen, die in der Endsumme ein Millionengeschenk sind. Doch damit hören wir noch lange nicht auf, denn wir sind gegenüber EU, UNO, Euro, sehr spendabel, senden sogar Geld als Entwicklungshilfe nach China. Hinzu kommt noch ein großes Herz gegenüber Flüchtlingen, und alle die sich dafür ausgeben. Genaues weiß man nicht, aber irgendwas zwischen 30 und 100 Milliarden wird es schon sein, für die der Steuerzahler bis Jahresmitte arbeiten geht, um gegenüber Vater Staat seine Schuld zu begleichen. Selbst nach über 100 Jahren finanzieren wir heute noch des Kaisers Flotte mit der Schaumweinsteuer.

    Fazit: Arbeit lohnt in Deutschland nicht, man verliert viel zu viel Geld und Lebenszeit, für sinnlose, o.g. Sozialleistungen.

    • Auf der einen Seite ausufernd, auf der anderen Seite mit hohen Mehrwert- , Dienstleistung-, Energiesteuer und vielen anderen, gerade den wenig Betuchten vom Wenigen, noch einen prozentual hohen Anteil ab zuknöpfen. Und dann für alle Welt teilweise vor die Säue werfen. Eben ein richtiger Sozialstaat?

  35. Lieber Herr Scheffler,

    man muss nicht abendländisches Kulturgut bemühen, um seine Positionen zu untermauern und schon gar nicht, wenn man so bibelweich ist wie ein ansonsten differenziert und präzise argumentierender FDPler.
    Also: Die Stelle mit dem barmherzigen Samariter schlagen Sie besser nochmals nach…
    Freundliche Grüße

    Herbert Schmidt-Leiberg

  36. 80% der Sozialstaat-Steuern gehen in die Bürokratie. Nur 20% kommt tatsächlich an. Abzüglich noch der Opportunitätskosten.

    • aus diesem Grund will man ja kein bedingungsloses Grundeinkommen. Ein Großteil der Bürokratie wäre arbeitslos.

    • Das ist die Kernaussage, die leider nur in der Überschrift zum Ausdruck kommt und auf die im Text nicht eingegangen wird. Stattdessen ein Palaver um den echten, richtigen Samariter. Schade.

    • nicht in die Bürokratie, sondern in die private Wirtschaft in Form von Bildungsträgern, Leiharbeitsfirmen, privaten Jobvermittlern und geförderten Arbeitsgelegenheiten.

      Es verdienen sich etliche eine goldene Nase an der Armut anderen, weshalb diese auch gefälligst arm zu halten sind! Ein Teufelskreis!

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