Was passiert, wenn die Kornkammern schließen oder versiegen? Die Ukraine gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Weizen. Letztes Jahr hat das Land eine Ernte von 33 Millionen Tonnen eingefahren, davon werden 24 Millionen exportiert. Das Korn findet seinen Weg in die Länder des Nahen und Mittleren Ostens sowie Afrikas: darunter Ägypten, Pakistan, Syrien oder die Türkei. Die Ukraine und Russland sind zusammen für ein Drittel der weltweiten Weizenexporte verantwortlich.
Die bereits jetzt steigenden Preise könnten sich auch in den Folgemonaten erhöhen, sollte der Krieg in der Ukraine anhalten. Russland hat überdies am Montag angekündigt, seine Lebensmittelausfuhren einzuschränken; diese beziehen sich vorerst nur auf Getreide, das in die Länder der Eurasischen Union geht. Mittelfristig könnte aber auch die europäische Landwirtschaft betroffen sein, sollte kein russischer Dünger die Bauern erreichen.
Sanktionen gegen Damaskus und gegen Moskau schaden der syrischen Zivilbevölkerung
Während Deutschland vor allem vor Preissteigerungen steht und Vorsorgebestrebungen zu ersten Engpässen führen – in einigen Supermärkten hat die Mehlhamsterei begonnen –, sind vor allem jene Länder betroffen, die schon zuvor als Krisenherde galten und Probleme bei der Stabilisierung der Ernährungslage hatten. Bis heute gilt, dass arme Länder zugleich Gefahr laufen, Hungerländer zu sein. Dass Hunger in der Welt nicht nur ein Grundübel ist, sondern auch politische Konsequenzen hat, scheint sich im Westen immer noch nicht herumgesprochen zu haben.
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Schon die vorhergehenden Sanktionen machten es Hilfsorganisationen in Syrien schwer, die schlimmsten Auswirkungen des Krieges zu lindern. Investitionen sind in Syrien kaum möglich, Transaktionen werden genauestens überprüft. Die Idee, mit harten Sanktionen Baschar al-Assad in die Knie zu zwingen, hat nicht zum Sturz der Regierung geführt. Die Bevölkerung leidet dafür umso mehr. Krieg und Sanktionen sind der Grund dafür, dass das Realeinkommen einer syrischen Familie auf 20 bis 30 Euro gesunken ist. Ob Kuba oder Irak: Der Westen hält an seiner bewährten Strategie fest, die sich nie bewährt hat.
„Syrien bezog große Mengen Mehl aus der Ukraine und Russland, diese Lieferungen scheinen jetzt auszubleiben“
TE hat mit einem Krisenhelfer aus dem kirchlichen Bereich gesprochen, der sich vor Ort auskennt. Die Situation spitzt sich demnach zu. „Bisher hat der syrische Staat der Krise mit subventionierten Lebensmitteln, vor allem Brot, entgegengewirkt. Staatliche Bäckereien und Bäckereien karitativer Organisationen erhielten Mehl, Backhilfsmittel und Energie, wodurch sie die Brot-Versorgung aufrechterhalten konnten“, erklärt unser Informant. „Diese Mehllieferungen bleiben nun immer häufiger aus. Durch die fortschreitenden Auswirkungen der Sanktionen wird es für den Staat immer schwieriger, Mehl zu kaufen, da Einnahmen fehlen. Syrien bezog große Mengen Mehl aus der Ukraine und Russland, diese Lieferungen scheinen jetzt auszubleiben. Die massive Steigerung des Getreidepreises infolge des Ukrainekriegs tut ihr Übriges.“
Die Folgen des Syrischen Bürgerkriegs sind nicht verheilt, Armut und Hunger allgegenwärtig.
Syrien verfüge zwar über eigene Weizengebiete, die unter den drei Parteien – Regierung, Islamisten, Kurden – aufgeteilt seien, doch die Anbaugebiete der Regierung seien durch gezielte Brandstiftung im Jahr 2021 zerstört, die Erträge massiv reduziert worden. Nur durch staatliche Subventionen sei die Nahrungsversorgung gewährleistet. „Ein Kilo subventioniertes Brot erhalten Sie in Syrien für umgerechnet 5 Cent. Auf dem freien Markt zahlen Sie Preise wie in Europa, umgerechnet ab 1 Euro aufwärts.“ Reiche könnten immer noch alles kaufen, aber 90 Prozent der Bevölkerung lebten unter der Armutsgrenze. Überweisungen von Angehörigen aus dem Ausland würden durch die Sanktionen unmöglich gemacht.
Unser Kontaktmann berichtet über die Stimmung vor Ort: „Im Land habe ich bei der Bevölkerung vor allem Fatalismus gespürt. Zwar wird immer wieder kolportiert, die Sanktionen seien zum Schutz der Bevölkerung gedacht, humanitäre Lieferungen seien ja auch erlaubt, besonders zynische Sanktionsbefürworter argumentieren sogar damit, die Sanktionen seien gut für die syrische Bevölkerung, da sie ihnen am Schluss die ‚Demokratie‘ bringen werden. Mittlerweile ist jedoch klar: Die syrische Bevölkerung ist kriegsmüde. Auch wenn es einzelne Proteste gab, das Land scheint nicht einmal Energie für eine Hungerrevolte zu haben, welche die Sanktionen offensichtlich auslösen sollten.“
Beschuss von Hilfslieferungen durch türkische Truppen
Die Islamisten im Nordwesten Syriens erhalten internationale Hilfslieferungen über den Grenzübergang Bab al-Hawa, kommerzielle Lieferungen erfolgten über die angrenzende Türkei. Die Gebiete der Kurden werden über den Irak beliefert. Diese Lieferungen seien jedoch weiterhin „Attacken der von der Türkei unterstützten islamistischen Milizen und teils der Türkei selbst“ ausgesetzt. Lieferungen in Gebiete, die unter Kontrolle der syrischen Regierung stehen, seien in den letzten Wochen durch den israelischen Luftangriff auf den Handelshafen Latakia beeinträchtigt worden. Es habe „massive Schäden an der Infrastruktur“ gegeben.
Neben der akuten Ukraine-Krise nannte unser Informant auch chinesische Käufe und „weitere Faktoren“ als Grund für die schlechtere Ernährungssituation. Eine „sofortige Aufhebung der meisten Sanktionen“, wie sie etwa der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn förderte, könnte jedoch das Leid erheblich lindern. „Allein die Öffnung des Geldverkehrs würde es Angehörigen im Ausland endlich erlauben, ihre Familien finanziell zu unterstützen, um den Einkauf von Nahrungsmitteln auf dem freien Markt zu ermöglichen“, sagte unser Informant. „Ein gezielter Wiederaufbauplan ist dringend notwendig und darf nicht mit unerfüllbaren politischen Forderungen verknüpft werden!“Dabei sei der Import von landwirtschaftlichem Gerät und Ersatzteilen zwingend erforderlich, um einer kommenden, globalen Ernährungskrise entgegenzutreten. „Der Anteil der im Land produzierten Lebensmittel muss auf jeden Fall gesteigert, allerdings dabei auch sichergestellt werden, dass diese nicht für Devisen in den Export gehen, sondern rein der Ernährung der Bevölkerung zugutekommen.“
Eine christliche Bäckerei backt Brot für alle
Eine wichtige Rolle nehmen bei der christlichen Minderheit, die in den Regierungsgebieten unbehelligt leben kann, die Priester und Bischöfe ein. Sie zeigten ein hohes Maß an Verantwortung. „Das reicht von der Unterstützung besonders verarmter Familien, von Kriegswaisen- und -witwen über Speisungen in den Gemeindezentren in verschiedene Bereiche hinein.“ Die Kirchen seien dabei religionsübergreifend tätig. So habe der Priester Dr. Hanna Ghoneim mit seinem Hilfswerk „Korbgemeinschaft“ eine humanitäre Bäckerei in der Nähe von Damaskus errichtet. Ghoneim ist in Wien tätig, er gehört der melkitischen Teilkirche an, einer der vielen Ostkirchen der römisch-katholischen Kirche.
Orthodoxe und katholische Geistliche bei einem Treffen in Homs. Privat
Ghoneims Korbgemeinschaft gibt ihr Brot an alle Bedürftigen aus, ohne bei den Religionen Unterschiede zu machen. Unser Ansprechpartner erzählt: „In Damaskus selbst konnte ich eine sehr schöne Kooperation zwischen christlichen Pfandfindern und muslimischen Jugendorganisationen beobachten, so bereiten die Pfandfinder ein Festmahl für das Fastenbrechen der muslimischen Jugendorganisationen, diese revanchieren sich dafür mit einem Ostermahl für die Pfadfinder.“
Trotz dieser Zusammenarbeit sieht es düster für die Zukunft des Landes aus – und für viele andere Gebiete mit ähnlichen Problemen. Wenn China hortet und sich nur noch die reichen Ländern Kornimporte leisten können, dann hält das Zündstoff für neue Konflikte bereit. Syrien könnte der Vorbote einer beginnenden, globalen Ernährungskrise sein.
Schalten Sie auch heute Abend ein bei „Tichys Ausblick“: In der Diskussionsrunde sprechen Experten über die Auswirkungen von Inflation, Ernährungs- und Energiekrise.
Der Krieg mit entsprechenden gravierenden Störungen der Weltwirtschaft bzw. des Handels ist nur ein Grund für die kommende Notlage. Der Hauptgrund ist die immer noch für segensreich empfundene massenhafte Vermehrung der Menschheit. In Syrien stehen vom 1.1.22 bis 17.3.22 83.500 Geburten 19.500 Sterbefällen gegenüber. Die Bev. schrumpft durch Auswanderungen. Diese Bevölkerungsexplosion ist es, das den Weltkrieg erst entfacht. 100 Mio. plus pro Jahr auf der Erde. Jetzt sind die ersten Schwierigkeiten da, in Form von Pandemie, von Kriegen, die die Handelsströme einschränken, was wiederum ein vernetztes Folgensystem hervorruft. Die schiere Masse ist auch mit einem geölten Räderwerk der Produktion und Handelsströme nicht mehr zu versorgen. Was zu viel ist, ist zu viel.
Wenn Akteure die Weizenernte stören, die Islamisten Felder niederbrennen – wie soll man da eingreifen in diesen Wahnsinn? Mit welchem Erfolg bzw. Folgen?
In D baut man immer mehr Mais zur Energiegewinnung an, zerstört den Boden auf Jahre hinaus und verknappt das verfügbare Getreide, und das wegen Apokalyptikern, ohne Beweise. Wie soll/kann man hier eingreifen in den Wahnsinn?
Der „böse Russe“ wird mit Weizenlieferungen nach Syrien das schlimmste verhindern. Das hat er nämlich schon mehrmals gemacht und wird es auch weiterhin tun. Das ist halt der Unterschied zu den echten Weltrettern in Deutschland. Die setzen lieber auf die Produktion von Güllemais für die Weltrettung, statt auf Nahrungsmittel.
1) Überall wo die USA mithilfe des Westens den Ländern Demokratie bringen wollten, haben sie Hunger, Elend, Tod und politisches Chaos hinterlassen.
2) Es ist schlimm genug, dass Menschen in diesem Land überhaupt ans Hamstern denken und sich mit Notvorräten eindecken. Das zeigt, das Vertrauen in diesen Staat ist bei Null angekommen.
Na super, und unsere Grünen wollen den Bauern vorschreiben, weniger Dünger zu verwenden, das wird die produzierten Mengen weiter verringern. Mal was Neues: Hungern und frieren fürs Klima, frieren allein reicht nicht.
2. Absatz: kein Lebensmittelexport führt zu Düngernot? Oder meinen Sie das als nächste mögliche Stufe russischer „Sanktionen“?
Einfach nur grauenvoll, welche Auswirkungen dieser Konflikt hat.
Indirekte Tote sind weniger sichtbar. Daher sind die Sanktionen als Solidarität gut zu verkaufen.
Der Westen tut sich leicht, seinen „bewährten“ Weg beizubehalten. Er versteckt sich hinter „Putin ist schuld“. Genauso kontraproduktiv wie Putins „der Westen ist schuld“.
Die Ernährung einer ständig wachsenden Weltbevölkerung ist auf Kante genäht. In Syrien war die Landwirtschaft bereits vor dem Bürgerkrieg wegen jahrzehntelanger Dürre in die Knie gegangen. Da die zu Wohlstand kommenden Chinesen immer mehr tierisches Eiweiß (Fleisch und Molkereiprodukte) kaufen, wird das an die Tiere verfütterte Getreide knapp.
Die 5 apokalyptischen Reiter der letzten 10.000 Jahre, die Ian Morris in „Wer regiert die Welt“ beschreibt: Hungersnöte, Massenmigration, Staatsversagen, Seuchen, Klimaveränderung.
Auf Dauer könnten sich die Auseinandersetzungen in der nördlichen Hemisphäre als banal herausstellen gegenüber dem Aufstand und der Migration von Milliarden Bewohner des Südens.
Kann sich noch jemand an „Joshka Fischer’s beste Freundin“,die damalige US-Aussenministerin Anbright erinnern,die absolut gar nichts dagegen hatte,das irakische Kinder aufgrund auch der medikanenten-Sanktionen zu tausenden starben?
Diesen „Sanktionskriegern“ im weissen Haus,die zum Tel für Ihr Tun noch Friedensnobelpreise einheimsten(Obama) betreiben diese menschenverachtende Politik seit Jahrzehnten..ich fühle mich denen absolut nicht verbunden!
2005 hatten wir eine privat organisierte Reise nach Aleppo unternommen. Auf dem Weg von der türkischen Grenze nach Aleppo kamen wir an Feldern vorbei auf denen unter riesigen Plastikplanen etwas gelagert war. Unser Reiseführer erklärte uns das es sich um Weizen handelt der für die italienische Nudelindustrie bestimmt ist. Zu dem Zeitpunkt war Syrien also offensichtlich in der Lage Weizen zu exportieren. Und was ist daraus geworden? Warum? Weiterhin haben wir damals gelernt das Tee und Zucker vergleichbar spottbillig war. Der Tee kam, den Aufdrucken auf den Säcken nach zu schliessen aus Sri Lanka, der Zucker aus Brasilien. Beide Produkte mussten also importiert werden, wurden aber trotzdem als Grundnahrungsmittel vom Staat subventioniert. Und heute droht in Syrien ein Nahrungsmittel Mangel!
Wie im Text geschrieben: früher mal der Brotkorb des fruchtbaren Halbmonds … umso klarer wird damit auch, wie schnell sich feste Gewissheiten ändern können.
Nicht ganz richtig bzw. Man sollte sich erinnern, das die Kornkammer im Euphrat Tal und die meisten Ölquellen in amerikanischer und kurdischer Kontrolle sind. Vorher war Syrien GetreideEXPORTland.
So bewegt sich die Welt also auf eine Hungerkatastrophe zu, weil man sehenden Auges nicht umsteuert. Die Frage ist wohl, ob die Hungernden dann Richtung Europa wandern oder ob Europa trotz gewisser Versorgungsengpässe helfen kann und will. Die Chinesen helfen bestimmt nicht, die kaufen und lagern ja seit längerer Zeit jedes zu bekommende Weizenkorn. Und unser fachfremder grüner Landwirtschaftsminister macht auch keine Anstalten, um sich für eine Produktionserhöhung stark zu machen.
Wie der Kommentator T.Hellerberger schreibt, wäre eine Hilfe vor Ort allemal besser, produktiver und billiger gewesen, als „Geflüchtete“ in Europa zu alimentieren.
Die USA führt uns dahin. Ich denke die USA verspielt ihr Ansehen in der nicht-westlichen Welt, wo sich sowieso die meisten fragen, ob es Ukrainern und Russen zu gut geht, als dass sie friedlich leben miteinander leben wollen.
Interessanter Artikel, der mal wieder Syrien in den Blickpunkt rückt – und damit die Heuchelei des „Werte“-Westens. Auch wenn letztlich der Tenor gescheut wird, kommt der Schluss doch klar hervor: In Syrien gibt es Armut und Hunger nicht wegen Assad, der sich einfach nicht vom Westen wegputschen ließ, sondern wegen der verbrecherischen Sanktionen eben dieses Westens, Schland eingeschlossen.
Damit wird nahtlos fortgesetzt, was damit begann, dass EU und Schland 2015 die Zuwendungen für die Flüchtlingslager der UNESCO in und um Syrien drastisch kürzten, dort Elend und Hunger produzierten und endlich das zustande brachten, was lange beabsichtigt, aber seit Kriegsbeginn 2011 nicht gelungen war: Flüchtlinge aus einem Kriegsgebiet zu präsentieren, in deren Gefolge praktisch jeder als „Syrer“ oder „Flüchtling“ beliebig nach Schland einwandern durfte.
Oder m.a.W.: Man hatte endlich die Camouflage für die geplante Massenmigration nach Europa, v.a. Schland.
Mich stört diese typisch deutsche Externalisierung von Verantwortung und Schuld an den Zuständen in den jetzigen Hungerregionen, oder kommenden.
Nehmen wir Syrien. Gab es je einen unmittelbaren Zwang für einen Bürgerkrieg? Man könnte ihn gewiß in der Entscheidung der beiden europäischen Mächte Großbritannien und Frankreich sehen, in kolonialer Überheblichkeit das Gebiet des arabischen Halbmondes überhaupt in die vier Gebiete (und heutigen Staaten (Syrien, Irak, Libanon und Jordanien aufgeteilt zu haben, ohne Rücksicjht auf lokale befindlichkeiten und Völker. Die Region zwiscchen dem arabischen Golf und dem Mittelmeer ist seit Jahrtausenden von Kriegen heimgesucht. Sie war und ist ein multikultureller, multireligiöser Siedlungsraum, mit einer nicht auf Pazifismus und Postheroismus setzenden Grundkultur.
Sie kann am Ende nur auf zwei Arten verwaltet werden: Eine neutrale Macht tritt als imperialer oder kolonalialer Verwalter auf, der Äquidistanz zu allen Gruppen hält, oder jede Gruppe bekommt ihren eigenen Kleinstaat. Letzteres wäre das europäische Konzept, was aber hier stets herausgeforderte wäre durch das Bestreben der Parteien nach mehr Land oder Einfluß.
Über Jahrhunderte war das Osmanische Reich mit seinen Wilayets von Basra bis Haifa die ordnende Macht. Selbst muslimisch, achtete und schützte sie jedoch die Christen (und sogar Juden) und andere nichtarabische Minderheiten. Wer dem Sultan in Konstantinopel huldigte, hatte seine Ruhe, aber mußte auch Ruhe halten, sonst verstand die Ordnungsmacht keinen Spaß. Die Nationalisierung der Region nach dem Zerfall des türkischen Reiches, nach kurzem kolonialen Intermezzo, hat den Großraum in die heutige Malaise geführt, da die aufoktroyierten Staaten von den Einheimischen nicht akzeptiert wurden, und noch weniger die Machtgruppen, die sich in den Hauptstädten etablierten, wie die Baath-Bewegung, die mit den Assads bis heute versucht, Syrien zu beherrschen. Im Irak verschwand sie mit dem Ende Saddams, ohne das sich jedoch ein echtes Kräftezentrum in Bagdad bilden konnte. Kurden, Iraner und sunnistische Araber kämpfen weiterhin erbittert um das Zweistromland. Der Versuch der Amerikaner, im Rahmen der Sykes-Picot-Grenzen Frieden zu stiften, scheiterte spektakulär.
Was das mit der Hungerkatastrophe zu tun hat? Sehr viel. Über Jahrhunderte über war nämlich das Gebiet die Kornkammer Arabiens. Subsidär, und von gelegentlichen Dürren abgesehem, frei von Hungersnöten. Eine Stadtkultur, wie an Eupherat und Tigris, eine Stadt wie Bagdad an sich, hätte niemals in einem Gebiet wie der Sahel-Zone entstehen können. Analog der Unterschied zwischen Ägypten und dem Jemen, beispielsweise.
Was ist davon geblieben? Nur eine Zahl. 1945 gab es in dem Gebiet, das man heute die Westbank nennt, rund 500000 Einwohner, die Juden eingeschlossen. heute sind es über fünf Millionen! Während aber das angrenzende Israel, das seine Einwohnerzahl gegenüber 1948 ebenfalls verzehnfacht hat, Nahrungsmittelexporteur ist, herrschen im arabischen Teil Elend, Hunger – und Gewalt und Korruption. Das einzige, was produktiv ist, sind die arabischen Mütter, die ein Kind nach dem anderen gebären.
Ich habe für Syrien und den Irak jetzt nicht die Zahlen recherchiert, bin mir aber sicher, daß sie ähnlich sind.
Arabien kann sich selbst ernähren. Auch heute, mit den vielen Einwohnern! Aber die jungen Männer müßten auf die Felder, anstatt in deutsche Erstaufnahmelager und Shisha-Bars, wo sie vom Geld deutscher Steuerzahler leben. Sie müßten raus aus den Milizen und Banden. Es müßte eine interarabische Handelzone analog der EWG geben, von Oman bis Marokko. Israel hat die Techniken, der Wüste Korn und Apfelsinen abzuringen (Stichwort Meerwasserentsalzung). Die unsinnigen Nationalregierungen, die bloß Selbstbreicherungsagenturen gewisser Clans sind, múßten weg. Die heutige Türkei kann das Osmanische Reich nicht replizieren, dazu ist sie zu turknationaniustisch. Rußland? Zu weit weg, zu christlich. Nassers Traum einer arabischen Union war wiederum zu arabozentrisch, zu wenig islamisch. Aber irgendetwas von allem muß es sein. Mein Gefühl sagt mir, daß man das zumindest in den Emiraten zu begreifen beginnt.
Dort, liebe Leute, liegt die Zukunft, die Bevölkerung Arabiens satt zu machen. Und nebenbei: Voller Bauch führt nicht gern Krieg.
Anstatt also auf „Welthandel“ oder „Kornkammern“zu setzen, die 2500 km entfernt sich, muß Arabien gezwungen werden, wieder für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.
Keine Hilfslieferungen. Keine Auswanderung der Drittsöhne in den deutschen Sozialstaat. Zwingt sie dazu, sich selbst zu helfen – oder unterzugehen. Und keine Sorge, der Selbsterhaltungstrieb ist es etwas urmenschliches. Aber man darf keine billigen Auswege mehr anbieten.
PS: Das hier gesagte würde ich uneingeschränkt auch für Afrika gelten lassen.
Vielen Dank für den Beitrag. Könnten Sie bitte erläutern, wo in dem Artikel „typisch deutsch“ Schuld „externalisiert“ wird?
Ja, darüber stolperte ich auch in dem sonst so lesenswerten Kommentar.
Etwas „typisch deutsch“ zu bezeichnen ist eben „typisch deutsch“.
das ist absoluter Käse,sorry,das so klar zu sagen.
Ich war in der Anfangszeit des „arabischen Frühlngs“ vor Ort und kann Ihnen mitteilen,das „DER WESTEN“ bzw,die „leading Nation“ SEHR viel mit dem Krieg in Syrien zu tun hatte und hat.
Es fing an mit NGO-Training VOR 2011 in Khatar und Bharain in allen Formen des organisierten Strassenprotestes und wie „Massen“ mobilisiert werden. Diese NGO’s waren in Tunesien,Libyen,Ägypten und eben auch in Syrien aktiv.
in drei von vier Ländern hat dieses „Wirken“ zum direkten „Regime-Change“ geführt,in Syrien wars komplizierter,da die marginalisierte Sunnitische Mehrheit die sehr offene(multireligioese) Gesellschaft unter der
Baath-Partei traditionell ablehnte und sich radikalsierte,was aus Protesten Strassenkäpfe erst mit Steinen und dann mit Schusswaffen führte.
Hier wirds wieder interessant,denn damals lieferten „britische/US“ Intelligenzkräfte die ersten Waffen aus der türkischen Grenzregion an die „Aufständischen“
Dazu kommt, das vor 2011 eine Kornknappheit die Brotpreise erhöhte..und Getreide wrd genauso am „Spotmarkt“ gehandelt wie Öl
nichts mit „externalisieren“,einfach realisieren,das die Freunde in Übersee unter dem „Friedensnobelpreisträger“ die Region in Flammen gesteckt haben und UNS die Folgen aufbürdeten/aufbürden,wie jetzt wieder in der Ukraine(kein Wunder,sind ja die gleichen Akteure wie damals,Biden und co)
es geht um „divide et impera“: umso kleiner die Länder, desto mehr Streit entsteht und der Gegner ist kleiner.
Na ja, nachdem 500 Tausend durch wertewestliche Sanktionen getötete irakische Kinder „den Preis wert“ waren, so die Außenministerin der USA in jener Zeit, M. Albright, werden die nächsten Paar Millionen auch „den Preis“ wert sein. Lt. NATO / CFR kann es „nur Einen geben“, koste es die -deplorables-, was es wolle.
Ich glaube, Sie machen einen Überlegungsfehler, geschätzter Marco Gallina. Wenn das Brot teuer wird, bleibt weniger Geld übrig, um den Schlepper zu bezahlen. Ergo tendenziell eher weniger ‚Flüchtlinge‘, wenn Hunger herrscht. Ansonsten hätten wir mehr echte Flüchtlinge aus Darfur, nur als Beispiel.
Das ist doch genau das was der Westen will. Globale Ernährungskrise, Ölkrise, Energiekrise.
Das jetzt in Afrika und Syrien Menschen verhungern weil wir Putin in die Suppe spucken wollen ist doch egal für die Herrschaften in der EU und den USA.
So zeigt sich eben auch die westliche Dekadenz und Arroganz.
Weder wir, noch sonst jemand zwingt die Menschen pro Paar 4-5 Kinder mehr zu bekommen, als sie ernähren können.
Ich bin nicht bereit mit meiner Arbeit, d.h. meiner Lebenszeit oder der meiner Tochter, die Unfähigkeit und Verantwortungslosigkeit von Arabern und Afrikanern abzusichern.
Ich bin jederzeit bereit die Grenze auch mit der Waffe zu sichern, auch gegen „Flüchtlinge“. Dann sollen sie eben die Folgen ihrer Handlungen selber tragen.
Syrische Frauen haben weniger als drei Kinder (2,7) im Durchschnitt. Im Übrigen ein Trend, den es schon vor dem Bürgerkrieg gab. Dass die Gesamtbevölkerung seit dem Bürgerkrieg von 21 Millionen auf 17 Millionen zurückgegangen ist, sei an dieser Stelle auch erwähnt. Mit Überbevölkerung hat das also alles nichts zu tun.
In Afrika verhungert keiner wegen des Ukraine-Kriegs, sondern wegen der fortwährend zunehmenden Überbevölkerung, die zu einem Raubbau an der Natur führt und dafür sorgt, daß man dort geschäftsmäßig auf Hilfslieferungen spekuliert. Und wenn jemand ganz vorsichtig meint, das könne so nicht weitergehen, wird dieser Realist als Rassist beschimpt. Um Afrika einen Zaun, so hoch, daß keiner mehr rein oder raus kann und dann in hundert Jahren nachschauen, ob sich ohne den bösen alten Weißen Mann alles zum Guten gewandt hat — und vor allem ohne die verschrumpelten alten weißen Trockenpflaumen, die meinen, sie müssen mangels eigener Kinder die der ganzen Welt retten — natürlich immer auf Kosten anderer.
Frag mal die Menschen im „Westen“ oder „Osten“ ob sie das wollen?
Die meisten verstehen noch nicht einmal was hier abgeht.
Dekadenz und Arroganz sind die Merkmale von „Regierungen“. Ich finde es immer wieder bedenklich wie wenig Propaganda notwendig ist, für das sich Menschen, im Interesse einiger weniger, untereinander gegenseitig bis aufs Blut bekriegen und massakrieren.
Die Zerstörung der westlichen Kultur durch Globalisten und Politiker geht einher mit dem wachsenden Elend in der eigenen Bevölkerung und jenem auf der ganzen Welt.
Ein russischer Journalist hat vor ein paar Tagen gesagt, wenn wir mit Gegenmassnahmen Ernst machen, wird es bald überall in der EU allerlei Aufstände und Revolten geben und niemand kann uns daran hindern, gewaltbereite Aufständische mit Waffen und Munition zu versorgen. Ich denke, diese Drohung sollte man ernst nehmen, statt wild darüber zu spekulieren, was Putin irgendwo in der Weltgeschichte vorhaben könnte.
Dann hätten wir den Bürgerkrieg, der momentan wegen fehlender Waffen nicht geführt werden kann. Nur wird dieser Krieg nicht von den germanischstämmigen Deutschen ausgehen, sondern eher eben von denen mit osmanischen, arabischen und nahöstlichen Wurzeln.
Kann ruhig passieren. Nichts anderes macht die EU und NATO. Weltweit Volksaufstände anzetteln passt eigentlich eher in das Profil von Uncle Sam. Siehe Kazakhstan vor wenigen Wochen.
Vielen Dank für diesen Artikel Herr Gallina. Was mit Syrien gemacht wird, ist ein absoluter Affront, leider aber weniger medienwirksam publiziert wie der Krieg in der Ukraine (den ich nicht verharmlosen will) – ein Schicksal, unter dem auch der Jemen zu leiden hat. Hier kommt die Verlogenheit des vor Moral triefenden Westens zutage: Der Jemen wird von unseren saudischen Freunden in die Steinzeit bombardiert, während wir auf Öllieferungen hoffen. In Syrien besetzen amerikanische Truppen seit Trump Ölfelder. Beschwerden seitens der syrischen Regierung werden ignoriert, die Folgen (wie im Artikel geschrieben) sind offenbar zu akzeptieren.
Aber immer schön die blaugelbe Flagge schwingen, dann fühlt man sich gleich besser.
Richtig! Aber seien wir doch bitte konsequent und nennen das Ganze nicht schönfärberisch „Affront“ sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Denn nichts anderes ist es, Völker gezielt mit Krieg und Hunger zu überziehen, wenn sie nicht genehme Herrschaftsstrukturen haben.
Das beißt sich aber jetzt. Russland als Unterstützer de Assad Regimes könnte doch gerade nach Syrien ausreichend Getreide liefern. Ansonsten werden sie es doch nicht mehr los, wegen der Handelsembargos. Irgendwas stimmt da aber nicht. Übrigens…bei uns gibt es in keinem Supermarkt zur Zeit auch nur einen Krümmel Mehl….
Panikmache begünstigt halt Spekulation Und es wäre sicher sehr interessant zu sehen, wer jetzt gerade wieder so zockt und seine Marionetten tanze lässt. Es könnte gewisse „Philantropen“ dabei sein…
Alle Welt kauft bei Russland, nur wir nicht. Glauben Sie die Inder, Chinesen, Afrikaner oder andere Länder betreiben Moralpolitik? Die sehen zu das ihre Bevölkerung satt wird. Egal ob das Getreide aus Russland kommt. Ägypten hat einen Vertrag mit Russland gemacht um Weizen zu kaufen. Indien kauft weiter Gas, Waffen und Öl. Von den Chinesen brauchen wir gar nicht erst anfangen.
Nur der Westen sanktioniert Russland. Der Westen sind aber nur gut 50 Länder und 1 Milliarde Menschen.
Eben. Assad ist doch ganz dicke mit Putin. Da kann Wladimir Wladimirowitsch doch mal ein paar Hundert Tonnen Weizen rüberschicken. Er will doch seinen Marinestützpunkt in Latakia behalten.