<
>
Wird geladen...
DAX auf Rekordhoch

Die Geldpolitik als Umverteilungspolitik am Ende des Wachstumszeitalters

29.12.2020

| Lesedauer: 4 Minuten
Mitten in der tiefen Corona-Rezession erreichen die Aktienkurse neue Höchststände. Hier offenbart sich der Umverteilungseffekt der extrem expansiven Geldpolitik: Sie sichert Kapitalvermögen auch ohne reales Wirtschaftswachstum.

Glücklich, wer in diesem Corona-Jahr ein umfangreiches Aktiendepot besitzt. Ein Blick in dieses dürfte die Stimmung der Corona-Krise zum Trotz deutlich heben. 

Die Bundeskanzlerin sprach im Bundestag von der „größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“. Das BIP wird im noch laufenden Jahr in jedem Fall deutlich schrumpfen (das ifo-Institut geht von Minus 5,1 Prozent aus, die OECD rechnet mit Minus 5,5 Prozent). Doch der Dax ist um mehr als zwei Prozent gestiegen. Nicht etwa seit dem Absturz vom März! Nein, im Vergleich zum letzten Index-Stand 2019. Am ersten Handelstag nach Weihnachten erreichte er ein neues Allzeithoch.

Verrückt? Ja, wenn man diese Kursentwicklung mit bisher als vernünftig gehaltenen, realwirtschaftlichen Maßstäben betrachtet, ist das absurd. So stellt sich nicht nur die konkrete Frage, wie dieses vermeintlich widersprüchliche Phänomen möglich ist. Dahinter verbirgt sich womöglich ein struktureller Epochenwandel.

Erklärbar ist die scheinbare Absurdität mit dem Begriff der „Liquiditätsfalle“, den John Maynard Keynes einst prägte, um zu erklären, warum eine stark wachsende Geldmenge in Krisenzeiten nicht unbedingt zu stark steigender Inflation führen muss. Der frühere Präsident des ifo-Instituts Hans Werner Sinn hat dies zuletzt in seiner Weihnachtsvorlesung unter der Überschrift „Corona und die wundersame Geldvermehrung“ sehr anschaulich verdeutlicht.

Was die EZB (wie andere Notenbanken) schon seit der Finanzkrise tut, setzt sie nun in noch extrem verstärktem Maße fort: Sie bläht die Geldmenge auf. Die geplante Ausweitung der Zentralbankgeldmenge (M0) allein in der Coronakrise beträgt laut Sinn nach den jüngsten Beschlüssen mehr als 3.000 Milliarden Euro. Die gesamte Zentralbankgeldmenge des Eurosystems betrug 2008 vor dem Beginn der Finanzkrise nur 900 Milliarden Euro. Nach den nun beschlossenen Programmen der EZB wird sie im Juni 2021 mehr als sechs Billionen, also 6.000 Milliarden Euro betragen: fast eine Verdopplung in diesem Corona-Jahr und mehr als eine Versechsfachung innerhalb eines Jahrzehnts. 

Screenprint via youtube /H.-W. Sinn Screenprint via youtube /H.-W. Sinn

Und dieses neue, aus dem Nichts entstandene Geld landet (noch?) nicht an den Konsumgütermärkten, weswegen es (noch?) keine Inflation gibt, sondern bleibt weitgehend im Finanzsystem, wo es nach Anlagemöglichkeiten sucht. Oder, wie Sinn im TE-Interview sagt: „In der Krise sind die Menschen ängstlich, sie trauen sich nicht zu konsumieren, sie halten ihr Geld zusammen.“ Also kaufen die Wirtschaftsakteure nicht mehr Konsumgüter, sondern, sofern sie es können, Vermögenswerte: Edelmetall, Immobilien und Aktien. Hier, bei den Vermögenspreisen findet also bereits eine Inflation statt. Denn den auf diesen Märkten steigenden Preisen steht kein reales Wachstum an materiellem Wert gegenüber. 

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Früher, bis vor nicht allzu langer Zeit, waren Dax, CAC40 und FTSE auch Indikatoren für die Lage von Volkswirtschaften. Das ist ganz offensichtlich nicht mehr der Fall, wenn die Indizes Höchststände in Rezessionsjahren erreichen. Man muss sich klar machen: Die bei weitem meisten Unternehmen, deren Preis an den Börsen 2020 stieg, haben deutlich weniger realen Wohlstand erwirtschaftet.

Hier offenbart sich ein Epochenwechsel: Die steigenden Zahlen in den Portfolios der Aktionäre sagen heutzutage nicht mehr unbedingt, dass die Firmen absolut wertvoller werden. Die Aktionäre besitzen trotz steigender Zahlen nicht absolut mehr materiellen Wohlstand – sondern nur noch relativ im Vergleich zu all jenen, die keine oder weniger Anteile am Produktivvermögen der Wirtschaft besitzen als sie. 

Steigende Aktienkurse bei nicht mehr wachsender Wirtschaft bedeuten nicht mehr absolut wachsenden Wohlstand in der Gesellschaft, sondern dessen Umverteilung von denen, die kein Produktivvermögen besitzen, zu denen, die es haben.

Die exzessive, expansive Geldpolitik ist also, ob beabsichtigt oder nicht, eine Umverteilungspolitik zu Gunsten der Besitzenden, zu Gunsten des Kapitals und zu Ungunsten der Arbeit, also der Gehaltsempfänger. Für die, die noch keines haben, wird es derweil immer schwieriger bis unmöglich, Vermögen aufzubauen, weil die Kaufkraft der kaum steigenden Löhne und Gehälter für Aktien und anderes Vermögen abnimmt.

Die Coronakrise ist ein akuter Anlass für die extreme Verschärfung der schon seit mindestens einem Jahrzehnt betriebenen Geld- und Schuldenexpansion. Diese Expansion mit den oben genannten Umverteilungseffekten zugunsten der Vermögenden kann man als Antwort auf die große epochale Veränderung unserer Zeit betrachten: das Ende des Zeitalters des Wirtschaftswachstums. 

Nach langer Ignoranz gegenüber dem Offensichtlichen, dass nämlich der Expansion der materiellen Wirtschaftsproduktion Grenzen gesetzt sind (auch wenn diese wohl nicht unbedingt genau lokalisiert werden können), haben allmählich wachsende Teile der politischen und wirtschaftlichen Eliten diese Wirklichkeit begriffen. Selbst wenn der Klimawandel nicht das ist, was Fridays for Future, Extinction Rebellion und die chattering classes der Medien in ihm sehen wollen, so kann man doch die Klimapolitik und die von Christine Lagarde zunehmend ökologisch gerechtfertigte expansive Geldpolitik als einen Reflex auf die späte Einsicht in das Ende des Zeitalters des Wirtschaftswachstums begreifen. Möglicherweise ist das leitende Motiv dieser Politik aber nicht ganz so „grün“, wie ihre Akteure behaupten, und schon gar nicht solidarisch. 

Die eigentliche politische Aufgabe wäre es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die dafür sorgen, dass auch nach dem Ende des Wachstums der weiterhin erwirtschaftete Wohlstand auf eine Weise verteilt wird, die das Gefüge der westlichen, freiheitlich-demokratischen Wohlstandsgesellschaften nicht zerrüttet. Und damit langfristig der soziale Frieden, den die Wachstumswirtschaft (vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) ermöglicht hat, auch nach dem Ende des Wachstums erhalten bleibt. Zentral dafür wäre eine Ordnungspolitik, die das Verantwortungsprinzip hochhält, so dass Besitzer von Unternehmen, die weniger erwirtschaften, nicht trotzdem relativ reicher werden. 

Tatsächlich passiert das Gegenteil: Die real praktizierte Postwachstumspolitik der EZB ermöglicht durch extreme Vermehrung der Geldmenge, dass die Parole vom Beginn des Wachstumszeitalters vor rund 200 Jahren – „Enrichissez-vous!“ („Bereichert euch!“) – auch ohne realwirtschaftliche Expansion aufrecht erhalten werden kann, allerdings nur für diejenigen, die ohnehin schon reich sind.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Kommentare

  1. Ich höre immer, das grenzenloses Wachstum nicht möglich sei.
    Ich frage mich dann, was das für eine Gesellschaft sein soll, die ein ganzes Jahr wirtschaftet, und dann weniger übrig hat als im Jahr zuvor.
    Und wie lange das so funktionieren könnte.
    Mir scheint, dass dieser Vorstellung ein ziemlich naives Verständnis von Ökonomie zugrunde liegt.

  2. Die Transformation unserer westlichen Fortschrittsgesellschaft ist bereits in vollem Gange. Nicht nur wirtschaftlich und finanziell, sondern in allen ihr eigenen Bereichen. Ob und wer da hinter steckt und wohin das führen soll, bleibt im dunklen Verborgenen. Nur eine erfolgreiche Strategie einer kleinen aber mächtigen Minderheit, oder geboren von einer unfähigen sich aber weltweit an die Macht geputschte egoistische Politiker Elite? Unfähig, z.T. korrupt und nicht in der Lage die anstehenden wichtigen Zukunftsprobleme unserer Welt in vernünftige Bahnen zu leiten. Dazu eine unvereinbare gährige Masse mit widersprüchlichen Weltanschauungen, ohne Aussicht auch nur einige wichtige gemeinsame Ziele in Angriff zu nehmen. So entgleiten immer mehr bisher als feststehend angesehene Fixpunkte einer sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Fortschrittsgesellschaft, ins unsichere Abseits. Ohne eine echte demokratische Erneuerung auch nur in Aussicht zu haben. Entweder verlief unser Fortschritt zu schnell, oder wir haben die Zeit verschlafen ihn Zukunftsfest zu machen. Die unübersehbaren Folgen sind bereits die völlig aus dem Ruder laufenden Anteile an den finanziellen und damit auch wirtschaftlichen Ergebnissen unserer Fortschrittsgesellschaft auf immer weniger Beteiligte. Damit auch ihrer Anteile an der Werteschöpfungskette. Dieser Neue Weg wird zusammen mit der Digitalisierung zu völlig neuen gesellschaftlichen Konstrukten führen. Das kommunistische China scheint bereits auf dem Weg dazu. Fraglich ob unsere Demokratien in der Lage sind, da mitzuhalten. Ganz abgesehen von den weltweit sich weiter ausbreitendem fortschrittsfeindlichen religiösen Ideologien und ihrer Auswirkungen auch auf uns.

  3. Ach ja, wir sind ja noch nicht fertig. Bis jetzt ist die Umverteilung recht fair, denn jeder kann sich Sachwerte kaufen, oder?
    Interessant wird der zweite Akt: Die Politiker jammern über diese „Umverteilung von unten nach oben“ und verteilen zurück, auf die gute alte bürokratische Tour, bei der sich die Umverteiler selbst ein schönes Stück vom Kuchen abschneiden, der „Verwaltungsaufwand“ muss ja bezahlt werden.
    Dann gibts neue Steuern, Abgaben (Reichensteuer, Vermögenssteuer, Reichen-Soli, Zwangshypothek, Vermögensabgabe etc.).
    Und dann profitieren nur noch die wirklich Super-Reichen. Die international sind, deren Geld bzw. Sachwerte in Firmen stecken, die Firmen gehören, die Firmen gehören… quer durch die Welt und steuerfrei.

  4. Ende des Wachstums? Die alte Fabel vom Ende des Wachstums. Hallo, Augen auf, Hirn ein. Club of Rome in die Tonne, wo er hingehört.
    Warum sollte die Wirtschaft aufhören zu wachsen?
    Klar, jegliches natürliche Wachstum ist logistisch, d.h. ressourcenbegrenzt. Bloß, welche Ressource geht uns aus? CO2 oder was?

    Energie ist es jedenfalls nicht. Rohstoffe sind es auch nicht, da diese ja auch meist substituierbar sind und man zugleich durch mehr Effizienz immer weniger braucht, von den geschlossenen Verwertungskreisläufen (Recycling) gar nicht zu reden.
    Ideen gehen uns schon gar nicht aus. Speicherplatz vielleicht? Wo fehlt es denn?

    Nein, begrenzt sind nur 2 Ressourcen: Raum und Zeit. Mehr Platz für alle bei immer mehr Menschen, das geht nicht. Und der Kunde kann immer nur ein Auto gleichteitig fahren, einen Film gleichzeitig sehen usw.
    Darüber hinaus gibt es keine Grenzen.

    • Sie müssen mir nur noch erklären, wie eine Regierung, die so ziemlich alle Industrie- und Wirtschaftskreisläufe zerstört und gerne noch viele deren mehr zerstören wird (Energieversorgung), wo noch die Potentiale für ein Wirtschaftswachstum liegen sollen?

    • Auch hier passend von Prof. Ludger Lütkehaus „der Fluch des zuviel“

  5. Die Regierung stand in den letzten Jahren absichtlich auf der Wirtschaftsbremse. Im Wahljahr kann man die leicht loslassen, um, pünktlich zu den Wahlen ein Wirtschaftswunder zu kreieren und die „Märkte“ wissen das; sie sind etwas cleverer als der Bunzelbürger.

    • Das Gegenteil von „clever“ ist „aufrichtig“ oder „ehrlich“. Die Bürger als Bürgende sind viel zu harm- und arglos.

  6. Die Umverteilung von unten nach oben ist doch schon lange an der Tagesordnung. Jeder, der willens ist, sich ein klein wenig mit der Thematik auseinanderzusetzen, kann das sehen. Was hier an der Aufblähung der Geldmenge sehr richtig erläutert wird, trifft auch auf die Kosten der Migration zu.
    Da wird in großem Umfang Steuergeld an Migranten und Organisationen, welche diese betüteln, verteilt und landet über den Konsum auch oben. Ein kleiner Teil kommt über Steuern wieder retour, um unverzüglich den gleichen Weg zu nehmen. Nicht anders sieht’s bei der vermaledeiten Energiewende aus. Aber solange die Masse glaubt, dass sie demnächst auf noch grüneren Wiesen sitzt, von Bienchen und Hummeln umschwärmt, wird sich nichts ändern. Ich glaube eher, dass sich die Windbarone mit ihrem Zaster aus dem Staub machen und uns den Schrott in der Landschaft überlassen.
    Ich erlaube mir mal, Frau Merkels denkwürdigen Satz umzuformulieren. Wir werden keine “ Transformationen von gigantischem historischem Ausmaß “ erleben sondern Umverteilungskämpfe.

    • Vor kurzem bekam ich mit wie das ablief als eine windkraftanlage abgebaut wurde.
      Was aus der Erde Ragte wurde abgebaut. lag aber Länger in der Gegend rum, weil man nicht richtig wußte was man damit machen sollte.
      Vom Fundament wurden oben gerade mal so ca. 30-40cm abgetragen und mit Erde überdeckt.
      Die Behörden: Mehr hätte man nicht verlangen können, weil sonst „der Windbaron“ bankrott gewesen wäre. Es lebe der Umwekltschutz

      • Wenn man bedenkt, wieviel CO2 bei der Herstellung des Zements für den gigantischen Betonklotz in die Luft gejagt worden ist, dann hat die Windmühle mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Die Eisenarmierung kommt noch hinzu. Zudem liegt der Klotz nun für alle Zeit im Boden – den Regenwurm freut’s. Der schlängelt sich drumrum. Zu den verheerenden Dimensionen der CO2-Bilanz bei der Zementherstellung gucksdu unter „Zement“ bei wiki, https://de.wikipedia.org/wiki/Zement. Der gesamte globale Flugverkehr ist ein Dreck dagegen, macht nur ca. ein Viertel davon aus. Aber nur, wenn die auch fliegen.

      • Wie hier mit diesen Windmüllern mit Glacehandschuhen umgegangen wird ist die reinste Unverschämtheit.

  7. Prinzipiell stimmen die Aussagen. Einige Feststellungen treffen aber nicht zu. So heißt es: „Dax, CAC40 und FTSE sind auch Indikatoren für die Lage von Volkswirtschaften. Das ist ganz offensichtlich nicht mehr der Fall, wenn die Indizes Höchststände in Rezessionsjahren erreichen.“
    Keiner der Indizes (beim Dax muss man den Kursindex heranziehen, ansonsten nicht vergleichbar) hat bislang neue Hochs erreicht. Das Allzeithoch des CAC 40 liegt sogar 20 Jahr zurück. Wobei noch keinerlei Inflation berücksichtigt ist. Bei der Einberechnung der Verbraucherpreisentwicklung würden sich nochmals ein ganz anderes Bild ergeben – auch bei den stark gestiegenen US-Indizes, die in der Tat neue Höchststände erreicht haben, wofür aber vor allem extreme Anstiege einzelner Schwergewichte verantwortlich waren.
    Zudem sind Indizes kein unmittelbares Abbild der Lage von Volkswirtschaften, sondern von Erwartungen an die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Dabei wird es wird immer Felder mit hohem Wachstum geben, selbst wenn die Volkswirtschaft insgesamt nicht wächst – so in diesem Jahr die Onlinehändler.
    „Man muss sich klar machen: Die bei weitem meisten Unternehmen, deren Preis an den Börsen 2020 stieg, haben deutlich weniger realen Wohlstand erwirtschaftet.“
    Auch hier muss man die Erwartungshaltung berücksichtigen. Natürlich ist Tesla bei Umsatz, Gewinn etc. nicht annähernd das wert, was das Unternehmen derzeit kostet. So wie andere Unternehmen, deren Kurse noch am Boden liegen, mehr wert sind als der aktuelle Kurs andeutet.
    „Steigende Aktienkurse bei nicht mehr wachsender Wirtschaft bedeuten nicht mehr absolut wachsenden Wohlstand in der Gesellschaft, sondern dessen Umverteilung von denen, die kein Produktivvermögen besitzen, zu denen, die es haben.“
    Das ist richtig, aber hier sind wir wieder bei dem alten Problem der seltsamen Aktienfeindschaft der Deutschen. Ich selbst erlebe bei dem Thema oft ein fast angeekeltes Desinteresse, so als habe man dem Gesprächspartner die Lektüre unzüchtiger Schriften nahegelegt. Und dies bei Leuten, die sich von ihrem Einkommen durchaus Aktien leisten könnten. Es ist niemand gezwungen, sein Ersparten auf das Sparbuch zu legen oder in überteuerte Immobilien zu stecken.

    • Da kann ich, in Aktien investiert nur Teilweise zustimmen
      in dem Zusammenhang empfehle ich z.B. Dirk Müller (Mister Dax) „Hochfrequenzhandel“ vortrag z.B. im Deutschen Bundestag

  8. Vereinfacht gesagt, sind Unternehmensanteile oder auch Immobilien gar nicht so viel mehr Wert. Das Geld, mit dem wir sie kaufen, hat drastisch an Wert verloren. Ich möchte aber der Aussage von Herrn Knauss widersprechen, dass wir noch keine Inflation bei Konsumentenpreisen hätten. Ich empfehle den Gang zum Supermarkt. Man vergleiche dort aber nicht den Preis von Packungen eines Produktes, sondern setze den Inhalt in Relation zur Preisentwicklung. Klar, Globalisierungseffekte haben die Inflation bei Konsumentenpreisen bisher beschränkt. Aber wegen Corona und aus politischen Gründen wird die Globalisierung nun ja teilweise zurück gefahren. Dazu kommen ab nächster Woche neue Energiesteuern, welche preistreibend auf so ziemlich alle Produkte wirken werden.
    Selbstverständlich wissen unsere Regierenden, dass die planwirtschaftliche Geldpolitik der EU zutiefst unsozial ist. Daher wurde ja auch jede Kritik mit der Nazi-Keule bekämpft. Die kommt halt immer zum Einsatz, wenn man keine Gegenargumente hat.

  9. Subventionen, Geldgeschenke an die privatwirtschaft werden an die Privatwirtschaft gegeben, daß auf dem Papier en gewisses wirtschaftswachstum entsteht wofür sich die Politiker loben können. Supventioniert Wirtschaft offenbahrt aber nicht den echten Zustand. Dies seit Jahren. Ein System das nur mit ständigen Wachstum funktionier kann auf Dauer nicht bestehen. Das Ganze Beruht doch darauf daß die Einen anderen mehr verkaufen als von Denen gekauft wird

  10. Wenn alles immer teurer wird, kann man das nicht Wachstum nennen. Dienstleistungen, Restaurant-, Übernachtungspreise, Mieten, Energie, alles steigt unablässig. Mit 3000 DM Monatseinkommen war man besser dran, als heute mit 3000 Euro. Man braucht sich auch nur die Fahrzeugpreise anschauen, noch besser die der Ersatzteile. Ein Sensor für irgendwas kostet dann 800,-Euro, oder der Liter Öl, den man für 2,00 Euro einkauft, zahlt der Kunde mit 20,00 Euro, zuzüglich Märchensteuer von 19% ab Januar. Das einzige Wachstum ist vielleicht der Zuzug von Muslimen, die nichts haben, und von A-Z alles brauchen, und kaufen müssen. Aber das ist dann auch wieder nur eine Umverteilung. Uns nimmt man immer mehr Geld weg, bis wir uns nichts mehr leisten können, dafür bekommen es die „Asylanten“, die nichts leisten werden.

  11. Ich persönlich teile nicht die Ansicht, dass die Aktienmärkte momentan erhitzt oder im Ganzen überbewertet sind. Der DAX steht einige Punkte höher als vor Corona Beginn im Februar und auch wenn man sich den Weltindex MSCI World ansieht, so kann im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau von keiner allgemeinen ernsthaften Überhitzung die Rede sein. Anders sieht es vielleicht bei gewissen Einzelaktien oder Branchen wie zum Beispiel der amerikanischen Techfirmen aus, dort gibt es durchaus einige überbewertete Titel, aber gewisse überbewertete Einzelaktien gab es immer und wird es immer geben, dies ist jetzt nicht wirklich was Neues. Und man muss die Aktienbewertungen ja immer am Leitzins festmachen, denn viele Alternativen bleiben einem zum Sparbuch ja nicht; und wenn erst mal alle Bürger gecheckt haben, dass das Sparbuch nichts mehr abwirft und die Inflation (welche notenbankbedingt sicherlich ansteigen wird) das nominelle Sparvermögen auffrisst, werden wir sicherlich noch einen richtigen Aktienboom erleben, und dort sollte man dabei sein!

  12. Wenn vorhandene Vermögenswerte mit einem Liquidationswert im Wert steigen, dann beleiht man diese, auch steigend, und erwirbt damit zusätzliche Vermögenswerte, die wieder im Wert steigen. Das ist kein perpetuum mobile, es kann auch schief gehen, aber bei einigem Geschick hat es seit mehr als 30 Jahren prächtig funktioniert. Da zumindest in Teilbereichen die Wertsteigerungen steuerlich privilegiert sind, hat sich für alle Vermögensbesitzer eine zusätzliche Dynamik ergeben.

  13. Die deutsche Auto-, Chemie- und Maschinenbauindustrie sorgt dafür, dass Milliarden Menschen leben und zu essen haben. Wenn die ernsthaft zusammenbricht, dann gibt es Versorgungengpässe und Hungeraufstände. Das heißt mehrstellige Millionen von Menschen werden in Aufruhen umkommen und ganze Landstriche im Chaos versinken,

  14. Für die breite Mittelschicht ist die Inflation bei Wohnimmobilien viel relevanter, die aber teilweise auf den niedrigen Zinsen beruht. Gefährlich wird es nur falls hohe Kredite nur mit kurzen Laufzeiten abgesichert sind oder es doch zu einer Zwangshypothek kommt.
    Es ist offensichtlich, dass dies nicht gut gehen kann. Es hilft nur eine breite Diversifizierung in unterschiedliche Anlageklassen. Neben Immobilien, Gold sind vermutlich amerikanische und chinesische Aktien noch die sichersten Anlagen, da diese beide Weltmächte schon ihre Interesse durchsetzen werden. Gegenüber so einer „Weiberwirtschaft“ wie Europa ist dies wohl unausweichlich.
    „Vae victis“ …

    • Bei den Chinesen wär ich vorsichtig. Eine Aktie ist ein Eigentumsanteil am Unternehmen. Aber das Unternehmen ist in China letztlich „Volkseigentum“. Was gehört Ihnen wirklich, wenn sie eine chinesische Aktie kaufen? Nix.
      Ein Ausländer darf in China kein Land kaufen, nur pachten. Glauben Sie, mit den Unternehmen wäre es irgendwie anders?

      • Allerdings. Dieses System interveniert rücksichtslos. Freie Wirtschaft gilt dort nur so lange, wie die KP es für nützlich hält.

  15. So ist es. Es gibt zwei potentielle Treiber des Wirtschaftswachstums: technischen Fortschritt und Bevölkerungswachstum. Ob diese zum Tragen kommen, hängt entscheidend von den Bildungsvoraussetzungen und politischen Rahmenbedingungen ab, die Innovationen nicht hemmen und schöpferische Zerstörung alter Strukturen akzeptieren. Leider ist nichts davon bei uns gegeben. In Fernost dagegen wird es weiterhin Wirtschaftswachstum geben, weil die dortige Führung zwar autoritärer ist, aber zugleich verstanden hat, dass sie die Motoren des Fortschritts nicht bremsen oder gar abschalten darf. Noch etwas, das der Auto unerwähnt lässt: Millionenfache Einwanderung Bildungsferner macht ebenfalls ein gedeihliches Wachstum unmöglich – hier wird bald nur noch umverteilt, nichts Neues mehr geschaffen. Wohl dem, der seine Schäfchen im Trockenen hat (vor allem eine selbstgenutzte Immobilie).

  16. Ein Aktienpaket kann man ratzfatz verkaufen, mit einer Hütte wird es schon schwieriger, wenn nicht unmöglich.

  17. Alles richtig, Herr Knauss!
    Richtig ist aber auch, daß der Wähler es so entschieden hat. In der Absicht „Mitte“ zu wählen, hat er das Extrem (des Irrsinns) gewählt.
    Und am 1.1. kommt der Hammer der CO2-Abgabe. Aber Michel wollte es ja so!

    • Alles richtig, nein! Wieso sollen wir nicht weiter Wirtschaftswachstum generieren können? Es muss nicht zwangsweise zum Schaden der Umwelt sein. Niemand sagt, dass wir Wälder dafür roden, Öl verbrennen oder Plastiktüten herstellen müssen. Es würde schon genügen, den Kindern in den Schulen hinreichend Wissen zu vermitteln, in den Hochschulen dieses über spezielle Studiengänge zu vertiefen und in Kooperation mit high tech Unternehmen anzuwenden um schließlich innovative Technologien zu entwickeln und diese international zu verkaufen. Einfach machen!

      • Dank Coronahysterie können die lieben Kindlein nach der 4. Klasse noch nicht einmal richtig lesen und schreiben, geschweige denn das Einmaleins.
        Stattdessen werden sie auf MultKulti getrimmt und kriegen gesagt, dass sie sich ihr Geschlecht nach Gusto und Wohlbefinden selbst aussuchen dürfen.
        Damit kann man Zukunft, aber sowas von, gestalten, meine Herren und Damen!

  18. Das Wirtschaftswachstum ist stets vorhanden auf einer langen Zeitachse. Unterbrechungen positiver und negativer Art werden fast immer durch staatliche Eingriffe in den Markt verursacht. Naturkatastrophen sind deutlich seltener als Staatseingriffe, durch wen auch immer angestoßen. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass das Ende des Wirtschaftswachstums, auf lange Sicht, einbricht. Aber ja, es folgt bald ein negatives Wirtschaftswachstum, he he ;-), weil das vom Staat zu verantwortende Geldmengenwachstum ohne entsprechenden materiellen Wert in sich kollabieren wird. Die Korrektur wird kommen und wie beteits beschrieben ist sie im Finanzmarkt gegenwärtig. Vermutlich wird diese Korrektur bald mehr Fahrt aufnehmen. Die Verantwortlichen werden den Geist nie bändigen können, den sie riefen. Letzteres ist eine gute Nachricht für die Freiheit. Die unsichtbare Hand des Marktes werden weder zig Milliarden noch politische Macht bändigen können.

    • Ich weiss nicht, ob es wirklich eine gute Nachricht für die Freiheit sein wird. Die Verwerfungen werden so drastisch sein, dass es einige Bevölkerungsteile förmlich wegschwemmen wird. Und es werden sicher nicht nur die jetzt schon armen Leute sein. Man ist dann „frei“ von Wohlstand, von Hab u. Gut, von (guter) Ausbildung u. man wird täglich wirklich ums Überleben kämpfen müssen. Was nützt dann „Freiheit“?

  19. Tja…die Hoffnung auf die Rückkehr der Vernunft in die Politik darf man getrost fahren lassen. Als Habenichts packe man sein Notsäckl, sei wachsam und bereit für den großen Knall, denn der wird kommen, versprochen. Ich wage die Prognose, das, sollten denn 2021 überhaupt noch Wahlen stattfinden, wiederum die Kräfte in Verantwortungspositionen gelangen, die auch bisher am Maximum der Zumutungen gebastelt haben. Indes scheint es den deutschen Michel wenig zu stören, solange noch für Abwechslung im tristen Alltag gesorgt ist. Vollgetanktes Auto vor der Tür verspricht kleine Fluchten ohne Maullappen ins öde Land der billigen Vergnügungen, sofern noch erlaubt, denn selbst Freiluft-Bratwurststände sperren ihre Stehtisch-Zonen. Ich für meinen Teil verschwende keine Zeit mehr für absurde Illusionen, mit rationalen Argumenten könne man noch etwas bewirken. Der Zug ist führerlos und kennt nur noch die Station Abgrund. Nur der völlige Zusammenbruch eröffnet die Chance, neu anzufangen.Dieser Weg wird sehr, sehr steinig sein. Wir werden wieder lernen müssen, dass leidloses Leben keine Selbstverständlichkeit ist. Frei nach Wilhelm den II. 1914: Mitten Im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf, zu den Affen…

    • Die Erkenntnis, dass es ohne „big Knall“ und grundlegnde(!) Reorganisation nicht gehen wird scheint sich selbst hier durchzusetzen.

  20. Da hilft nur eins: Mit den Wölfen heulen und seine Schäfchen zusammenhaben, wenn sie nicht mehr heulen.

Einen Kommentar abschicken