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hochtheatralischer Kult

Der Papst und die Kraft des Ritus

26.04.2025

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Kirche wirkt noch durch ihre Zeremonien und Rituale. Auch das Ritual gibt Halt in einer säkularen, komplett banalisierten Kultur. So ist der Mythos um den Papst samt Inszenierung und Symbolik die letzte Kraft einer mehr als zweitausendjährigen, ansonsten ziemlich ohnmächtig gewordenen Kirche.

Ausgerechnet zu Ostern fährt der Papst auf ins Haus seines Herrn. Das ist eine Pointe, auf die kein sterbliches Regie-Genie kommen würde. Das Geschehen gibt Anlass, über eine Institution nachzudenken, die selbst die in ihren Bann zieht, die ihr nicht angehören oder mit ihr gebrochen haben, weil Doppelmoral und Politisierung der Kirche sie abstoßen.

I.

Zunächst eine Lüge, die auch von sämtlichen gottlosen Medien unreflektiert übernommen wird: Der Papst sei „Oberhaupt“ von 1,4 Milliarden Katholiken. So wie es aussieht, wird er nicht einmal mehr von allen deutschen Klerikern als Oberhaupt ernst genommen. Er ist – gottlob – weder „unfehlbar“ noch kann er durchregieren. Es bleibt aber die Magie seines Amtes, das nicht weniger zu sein behauptet als „Stellvertreter Gottes auf Erden“. Dieser Mythos entfaltet eine Kraft, die sich heute ausschließlich aus der Symbolik speist.

II.

Ganz an der Spitze dieses hochtheatralischen Kults steht – wie könnte es anders sein – der Tod des Stellvertreters. Im Grunde darf dieser Mensch nicht einfach sterben. Sein Abtreten wird zur Abberufung, wenn nicht gar zur Erhöhung. Nichts ist für gläubige Normalsterbliche tröstlicher. Die Kirche ist tatsächlich in diesem speziellen Fall noch in der Lage, den Tod zu transzendieren. Nicht wirklich – aber symbolisch. Es ist das, was vom Glauben an den Himmel auf Erden noch übrig ist.

III.

Überstrahlt wird dieser Zauber nur noch von der Wahl des Nachfolgers. Das Konklave ist der Gipfel der Mystifizierung einer zutiefst menschlichen Prozedur. Einerseits: perfekte demokratische Regeln, wenn man davon absieht, dass es nur die „jüngeren“ Kardinäle sind, die abstimmen dürfen. Keiner kandidiert, keiner hat ein Wahlprogramm, keiner hält Reden über seine Absichten, alles ist streng geheim, und niemand weiß am Ende, wer wie abgestimmt hat. Die totale Demokratie mündet in totale Herrschaft, Wahlfreiheit in Unterwerfung. Wen es trifft, den trifft nicht das Vertrauen der Zweidrittelmehrheit der Eminenzen, sondern der Strahl des Heiligen Geistes. Papst wird man nur von Gottes Gnaden. Die alten Kaiser haben das nur behauptet – und sich vom Papst die Krone aufsetzen lassen.

IV.

Alles Geistliche leitet sich vom Glauben ab. Kurioser Weise schwindet der Glaube, aber nicht die Wertschätzung für das Geistliche. Die meisten glauben nicht mehr an Gott, oder – falls es ihn gibt, man kann es ja nicht wissen – sie glauben nicht daran, dass Gott katholisch ist und in Rom eine Kirche betreibt. Das spielt aber keine Rolle: Je geringer die faktische Macht dieser Kirche über das Leben der Menschen, desto beeindruckender das Gepränge der kostümierten alten Herren, die Grandiosität der aus der Antike heraus gewachsenen Architektur (nur die Musik lässt in dieser Hinsicht zu wünschen übrig). Alles ist äußerst theatralisch – der Phantasie von Menschen entsprungen. Und das alles hat seinen unschätzbaren Wert. Es beweist: Auch das Überirdische ist irdischen Ursprungs. Der Mensch hat die Religion aus dem Bewusstsein der Endlichkeit geschaffen. Der Ritus ahmt die Ewigkeit nach. Es ist, als könne er symbolisch die Zeit anhalten.

V.

Abgesehen vom wirklichen Ende eines wirklichen Menschen: Es ist eine grandiose Schau. Das festzustellen, ist nicht Blasphemie, sondern Bewunderung. Der Film „Konklave“ füllte kürzlich erst Kinosäle. Auch Dan Brown und andere benutzten das Konklave als Drehbuch. Was von Kirche wirksam ist, ist Populärkultur. Es ist die ungeheure Attraktivität ihrer Zeremonien und Rituale. Ganz so simpel ist es nicht: Auch das Ritual gibt Halt in einer säkularen, komplett banalisierten Kultur. Und so ist der Mythos die letzte Kraft einer mehr als zweitausendjährigen, ansonsten ziemlich ohnmächtig gewordenen Kirche.


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57 Kommentare

  1. Wenn die gesamte Linke dieser Welt dem verstorbenen Papst huldigt, hat man die beste Gewähr, daß im Vatikan was falsch gelaufen ist, denn sie haben sich nun mit den Atheisten verbunden um selbst zu überleben, zum Preis der Selbstaufgabe und das ist für alle die es anders sehen eine einzige Katastrophe, wenn man in dieser Art und Weise sogar noch durch die Kurie hintergangen wird, obwohl schon der Herr der Aufforderung des Teufels nicht gefolgt ist, sich vom Felsen zu stürzen und es nun über seine Stellvertreter vollzogen wurde.

    1. unfehlbar ist der Papst nur unter ganz genau definierten Bedingungen: Wenn er in seinem Amt als „Lehrer aller Christen“ (ex cathedra) eine Glaubens- oder Sittenfrage als endgültig entschieden verkündet.

    Persönliche Meinungen des Pontifex, Interviews zu Themen wie Umwelt, Klima etc. zählen also nicht dazu.
    2.wenn man als Gläubiger daran glaubt, dass es ein Ewiges Leben bei Gott gibt, so erscheinen diese Zeremonien nicht seltsam, sondern logisch. Und gerade diese feierlichen, würdigen Zeremonien sind wie ein Fenster zum Himmel. Wahrscheinlich auch deswegen gibt es viele junge Menschen, die sich von der zeitlosen Schönheit der Alten Messe angezogen fühlen und nicht von Gottesdiensten, die mehr Parteitagen der Grünen oder Kaspertheater gleichen. In der Deutschen Bischofskonferenz und beim ZDK will das aus ideologischen Gründen niemand wahrhaben.
    4.Ja, die Musik läßt vielerorts zu wünschen übrig, wo man wie hier in D gerne belanglose, banale Liedchen wie „Ins Wasser fällt ein Stein“ oder „Kleines Senfkorn Hoffnung“ singt. Diese Musik und die Texte sind im Grund völlig nichtssagend, erzeugen bestenfalls kein kurzlebiges heimeliges Gefühl. Wie anders ist da der Gregorianische Choral. Da kann es gar keine Verwechslung geben: Hier geht es um etwas geistliches, das sich seit fast 1000 Jahren bewährt hat. Nur will man das hierzulande nicht haben.

    • Wenn dann noch vom Papst verkündet wird, daß kein Prinzip der Kirche so heilig ist, daß man nicht auf die Lebensumstände der Menschen mehr Rücksicht nimmt, dann hat er den Auftrag des Herrn nicht verstanden, dessen Stellvertreter er war und hat die Prinzipien bzw. die Begehrlichkeiten der Menschen über den Allmächtigen gestellt und das trägt schon blasphemische Züge in sich, weil es in der Beziehung zwischen Gott und dem Sterblichen keine Gleichheit geben kann und deshalb sind solche Gedanken nicht nur anmaßend, sonder offnen auch Tür und Tor für alle Tollereien, die wir ja schon zuhauf haben und das mit Duldung der Kirchen, die mittlerweile alles verloren haben und nicht mehr ernst zu nehmen sind.

      Wenn dann die katholische Kirche systematisch geschreddert wird, indem man alte lateinische Liturgien ad acta legen will um sich dem protestantischen Zeitgeist anzubiedern ist das Maß entgültig voll und das kann nur von jemand ausgehen, der Gott transformieren will, damit es dem Menschen dienlich wird und das ist der Anfang vom Ende der Gottesherrschaft und die Kirchen machen sich dabei überflüssig und können sich gleich zur weltlichen NGO umfirmieren und wären dann im gleichen verirrten Verein der Gottlosen und wenn sie Verstand besitzen würden, dann müßte es ihnen eigentlich klar sein, daß wir nur ein kleines Rädchen im Universum darstellen und der Allmacht unterliegen und der Tod sagt alles, was will man eigentlich noch mehr als diesen letzten Beweis, wenn man nicht schon so vernagelt ist, daß man das ganze Mysterium übersieht um es zu verleugnen, damit es anderen gefällt.

      Wieso macht man eigentlich am Ende des Menschen so ein Primborium, wenn alles so einfach erklärbar wäre und darin schwingt die Urangst mit und wer glaubt hat diese Sorgen nicht, nur der Ungläubige wird schwer darunter leiden, weil er dumm wie er ist alles ableugnet und sich dabei seine eigenen Gesetze machen will und trotzdem äußern Zwängen unterliegt, was niemals zu ändern ist und eben Gottgewolt ist.

  2. Auch dies sind nur Zurechtlegungen, der großen Kultur der Irrwege geschuldet. Man betrachtet halt nur die Verpackung. Das darauf beruhende Urteil kommt folglich aus der Oberflächlichkeit.

  3. in Bezug auf Glaube und Kirche muss man aus meiner Sicht unterscheiden. Während die Bedeutung in Europa stark rückläufig ist, ist das zb in anderen Weltgegenden auf einem ganz anderen Niveau. In Lateinamerika ist zb in Peru gefühlt jeden Abend Gottesdienst und auch tagsüber werden die Kirchen zum kurzen Gebet aufgesucht. In anderen südamerikanischen Ländern ist das ähnlich. In Singapur werden Gottesdienste in den bestuhlten Aussenbereich übertragen und selbst da bekommen sie keinen Sitzplatz mehr, aber sie sind herzlich eingeladen. Auf Samoa bekommen sie sonntags zwar kein Bier, aber sie könnten den lieben langen Tag in den Gottesdienst gehen; die Gesänge hören sie überall und sie werden auch herzlich zur Teilnahme eingeladen. Das trifft auch auf amerikanisch Samoa zu, denn durch die Datumsgrenze hatte ich zweimal Sonntag hintereinander. Zweimal kein Bier, aber herzliche Begegnungen mit Christen, denen ihr Glaube noch etwas bedeutet. Ich könnte endlos weitererzählen, aber mir wurde klar, dass das in Europa alles auf dem Rückzug ist, aber dass das in anderen Weltgegenden erfreulicherweise ganz anders aussieht.

  4. Eine weltliche Person, die ich bei dieser Zeremonie vermutet haette, fuehrt den Namen Merkel. Dem Jesuiten, dem man eine gewisse Naehe zur marxistischen Ideologie nachsagt, ein sogen Befreiungsstheologe, nicht wörtlich zu nehmen, duerfte sie jedenfalls deutlich naeher gestanden haben als seinem fest im Katholizismus verankerten, eigentlich eine Selbstverstaendlichkeit, Vorgaenger, mit dem sie bekanntlich so rein gar nicht konnte und wollte. Verständlicherweise. Selbst als Agnostiker faellt mir hier die Wahl außerordentlich leicht. Offensichtlich war es auch beim Herrn aus Argentinien mit der Liebe seiner Naechsten nicht allzuweit her. Jedenfalls wird ihm ein Umgang nachgesagt, wie ueblich mit einer interessanten Affinität zu den exotisch Fernen, den man von den posthumanistischen linken Ideologen, alles andere als Menschenfreunde, kennt. Man hegt den Verdacht der eher technischen Instrumentalisierung zur Darstellung einer bestimmten „Haltung“. Jesuanisch ist das nicht. Mit Ideologien und Inszenierungen hatte es der Herr wohl weniger.

  5. Erstaunlich, wo dieses, sein Reich doch nicht von dieser Welt ist. Viel weltlicher und aeusserlicher geht es kaum, aber das begann ja bereits mit der Kirche, wohl keine Idee des Juden Jesu, und dem, was die Kleriker daraus machten. Man darf vermuten, wie Jesus und seine Urgemeinde auf das Alles reagiert haetten. Aber ( vermutlich) Paulus hat das Potential erkannt und mit seinen auf ihn Folgenden genial genutzt. Die Sache mit Petrus ist wohl historisch, gelinde gesagt, etwas umstritten. Egal.

  6. Es ist nur noch lachhaft, diese Herren in Rom in ihren bodenlangen farbigen Abendkleidern, garniert mit weißer Spitze, mit gefalteten Händen, aus dem Petersdom schreiten zu sehen.

    • Es strahlt Tradition und Würde aus. Im Gegensatz zu unseren Abgeordneten, die die Wortbedeutung nicht mehr kennen. Lachhaft sind grüne Abgeordnete, die bei der Wahl Party zu frauenfeindlicher Rap Musik herumhopsen.

  7. Es ist auch die „ungeheure Attraktivität“ der über tausend Jahre alten Einheit von Katholizismus und Kunst von Weltrang, die „Halt“ gibt.

  8. Keine Beschwörung der alten Bonner Republik, kein CDU-Lamento, kein AfD Bashing. Ein wohltuender Beitrag von Wolfgang Herles.

  9. Es wäre ratsam, die Weisungen des 2. Vatikanischen Konzils einzubeziehen, in denen Allah dem Gott der Christenheit von der katholischen Kirche gleich gestellt wurde und die man auf solchen Ebenen gerne als „Brüder“ tituliert.
    Ein fataler Irrtum, der sich in der Politik der C-Parteien bei uns durch Merkel insbesondere seit 2015 fortsetzt und auswirkt und denen in der Einheitspartei wohl die Hände bindet, den bereits angerichteten und sich beständig verschlimmernden Schlamassel uns zu Lasten endlich zu beenden.
    „Solange das neue Glaubensdiktat vom gemeinsamen Gott gilt, kann sich die Konvergenz der beiden Glaubensformen fortsetzen, wobei es sich allerdings um eine Einbahnstrasse handelt.
    Die Konvergenz vollzieht sich unter massiven Veränderungen der Kirche bei gleichbleibendem Islam. Es sind Kirchen, in denen Korane ausgelegt werden, und nicht Moscheen, in denen Bibeln liegen.
    Es sind Christen, die den Bau von Moscheen in Europa fördern, und nicht Muslime, die den Kirchenbau im Orient unterstützen. Es sind „Christen“, die in europäischen Moscheen „beten“ und Muslime, die in ihren Ländern Christen töten.“ (Dr. Hans-Peter Raddatz: „Von Allah zum Terror?“, S. 241 und 239).

  10. Die Kirche wirkt noch durch ihre Zeremonien und Rituale. Genau. Genau genommen seit dem Pontifex Maximus der Römer.
    Dem Europäer hat die katholische Kirche die schönsten Bauwerke, Kirchen und Kathedralen, zuerst in Europa und dann in der neuen Welt hinterlassen.
    Sie bieten heute noch vielen Menschen, Orte der Schönheit für Zeremonien von der Geburt über die Hochzeit bis zum Tod, begleitet von Geistlichen, die sicher geschult die entsprechenden Worte und Gebete, des gemeinsamen Rituales des Aufbruches und des Trostes zu finden.

    • So sollte es wohl sein. Nix Linksgrüne Vereinigung. Ist außerhalb des „progressiven“ Westens auch anders.

    • Was Sie beschreiben, beeindruckt -völlig zu Recht!- auch viele Angehörige anderer Konfessionen. Ich vermute allerdings, dass z.B. die Damen Merkel, Baerbock und Faeser eher nicht dazu gehören. An ihren Handlungen kann man es erkennen.
      .

  11. „Das Ritual gibt Halt“? Der Autor war wohl länger nicht mehr in einer Messe. Der jüngste Ostersonntagsgottesdienst artete zu einem Ringelpietz (zum Glück ohne Anfassen) aus. Da tappten die Kinder ganz nach dem Motto „Ihr Kinderlein kommet“ um den Altar und der Pfarrer gab sich leutselig mit bemühtem Humor. Natürlich durften die üblichen Mahnungen vor allerlei bösen Mächten diesseits und jenseits des Rheins nicht fehlen, nur von Spiritualität war wenig zu spüren. Wem so etwas Halt gibt, dem gibt auch ein von den politischen Parteien veranstaltetes Bürgertreffen Halt.

    • Na ja. Also in meiner Heimatstadt gibt es durchaus sehr schöne Ostermessen umrahmt mit klassischer Musik von Rang. Man muss halt mit den Füßen abstimmen.

  12. Es gibt in Deutschland kaum noch unpolitische Riten.
    So, wie es zum Beispiel in den nordischen und östlichen Ländern die Sonnenwendfeiern gibt, die das Volk völlig unpolitisch feiern lässt.
    Oder Masleniza.

    Stattdessen politisierte Religionsriten, neue Namen für Weihnachten, oder importierte Konsumriten wie Halloween.

    Und wenn einer es wagt, im Überschwange die deutsche Fahne zu schwenken, wird er auf offener Bühne von Mutti gemaßregelt.

    Die Kirche in Deutschland hat ihre Misere selbst verursacht – die einen mit Mißbrauch wegen systembedingten Hormonnotstand, die anderen durch grenzenlosen Opportunismus und Zeitgeist.

    Ein Ritual scheint auf dem Lande – zumindest hier im Osten – nicht ausgestorben zu sein:
    die obligatorische Prügelei mit den Kerlen aus dem Nachbardorf bei der alljährlichen Kirmes.

    • Na ja, so ganz unpolitisch waren die Sonnwendfeiern in meiner Heimat Österreich zumindest vor 1945 nicht. Im übrigen hat diesbezüglich der Islam wohl recht. Es gibt keine unpolitische Religion. Was mit Gemeinschaft zu tun hat, ist notwendigerweise politisch.

  13. „Auch das Ritual gibt Halt in einer säkularen, komplett banalisierten Kultur. Und so ist der Mythos die letzte Kraft einer mehr als zweitausendjährigen, ansonsten ziemlich ohnmächtig gewordenen Kirche.“ Und dieser Halt und diese Kraft sind nicht mehr als der Alkohol für den Süchtigen.

    „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh 8,31-32 „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Joh 14,6

  14. Seit Kaiser Konstantin den christlichen Glauben im Jahre 391 zur Staatsreligion erhob, entwickelte sich die Gemeinde der Christen zur weltlichen Macht in Antike und Mittelalter. Diese teils unheilvolle Verbindung zwischen Kaiser und Kirche damals wirkt bis heute nach, allerdings nur in den prunkvollen ZeremonienJesus hatte Petrus als Fels des Glaubens und derjenige, der die Gemeinschaft der Christen zusammenhalten soll, ernannt.
    Papst Franziskus gefiel dieser Prunk ganz und gar nicht; er wohnte nicht im Vatikanpalast, trug keine roten Schuhe!, fuhr in einem kleinen Auto etc. Es scheint wohl äußerst schwierig zu sein, die Fesseln und Traditionen der Vergangenheit, den Vatikan, zu verlassen.
    Die Liturgien sind dem Verlangen des Menschen geschuldet, anzubeten. Es scheint so, als ob Gott seinem Geschöpf Mensch eine unsichtbare Rückkoppelung zu sich selbst eingepflanzt hat. Wir nennen das Transzendenz.
    Übrigens, das Christentum ist keinesfalls auf dem Rückzug; sogar bei uns wieder auf dem Vormarsch: in Frankreich und England lassen sich Tausende, vor allem junge Menschen, taufen, und in Afrika und Asien haben christliche Kirchen Zulauf.

  15. Als ich „Würde des Amtes“ las, mußte ich an Frank-Walter Steinmeier denken und konnte dem Artikel nicht weiter folgen. Gleichzeitig erinnerte mich die woke Opel-Autowerbung hier auf der Seite, wofür Papst Franziskus stand.

  16. Ein sehr guter und dem Ereignis angemessener Kommentar. Ich bin aus
    der katholischen Kirche ausgetreten, weil ich dieses Theatralik, die aus
    Machtgründen geschaffen wurde, und vom Nazarener nie gewollt war,
    nicht mehr ertragen konnte. Aber ich merke mehr und mehr, daß Kirche
    als Haus Gottes, nach wie vor als Faszinosum auf mich wirkt. Oder ist
    es Flucht aus dem Elend dieser Zeit, die Trost zum Ziele hat?

    • …nach wie vor als Faszinosum auf mich wirkt

      Nach Desinfektionsmittel und Impfpasskontrolle am Portal beginnt für mich auch diese Geschichte mit „Es war einmal…“.

    • Wohl eher Letzteres.
      Aber da hilft manchmal auch schon ein Doppelkorn 😉

    • Kennen Sie das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, aus ewigem Stein erbauet von Gottes Meisterhand. Gott wir loben dich, Gott wir preisen dich. Oh laß‘ im Hause dein uns alle geborgen sein“.
      In der Liturgie lebt Glaube, Hoffnung und Liebe. Und uns Menschen ist Anbetung Bedürfnis. Außerdem, wir landen alle mal in der Kiste. Und wer möchte nicht ewig leben?

  17. Wie man Menschen beeindruckt, wusste der römisch-katholische Klerus schon immer. Die Zeremonien sind letztlich symbolischer Ausdruck des Willens zur Macht, den die Katholische Kirche immer hatte und der sich am deutlichsten in den machbewussten Bischöfen, Kardinälen und Päpsten vergangener Jahrhunderte zeigte. Die noch vorhandene Spiritualität des Katholizismus zeigt sich heute nur noch in den Mönchs- und Nonnenorden. Hinter die Klostermauern hat sich das geistige Leben zurückgezogen und dort wird noch versucht, einen Rest der Glaubensbotschaft des Mannes aus Nazareth zu bewahren. Der „weltliche“ Teil der Kirche hat sich in Deutschland zu einer links-grünen NGO entwickelt, die gar nicht mehr daran denkt, die ewigen Wahrheiten zu verkünden, sondern sich in die tagesaktuellen politischen Grabenkämpfe einmischt und Partei ergreift für eine links-grüne Weltrettungsagenda. Dabei sollte doch die Rettung der eigenen Schäfchen vor der ewigen Verdammnis im Vordergrund stehen.

    • Wenn sie den feierlichen Stundengebeten der Mönche gelauscht haben, dann sehen sie, dass gerade die katholischen Orden um die Bedeutung des feierlichen Rituals wissen.

  18. Das erinnert mich irgendwie an die (Bundestags-)Wahlen in Deutschland.
    Nur sind die nicht ganz so spannend, sondern eher sehr vorhersehbar, mindestens seit Bestehen der Brandmauer.
    Aber hey! Es soll schon mindestens einen dunkelhäutigen Papst gegeben haben. Keine Ahnung, ob man auch damals einfach an dem nicht „vorbei“ kam, aber es muß wohl eine Art biblische Einsicht bestanden haben 😉
    Ähnlichkeiten mit der Gegenwart und abgesehen davon, daß auch das die Katholische Kirche „überstanden“ hat, sind übrigens reiner Zufall.
    Genauso wie der Todestag des Papstes und den letzten deutschen (Bundestags-)Wahlergebnissen.
    Was mich dabei aber in jeder Hinsicht beunruhigt ist, daß meistens erst ein Papst sterben muß, bevor es einen neuen gibt. Aber wie sagt man in diesen Kreisen so schön: „Der König ist tot, es lebe der König!“
    Ja, es wird Kontinuität bewiesen und das beruhigt mich ein wenig.
    Ich frage mich nur, was hier noch alles passieren muß, bevor blauer weißer Rauch aufsteigt?

  19. So geht es mir auch. Wenn ich mir die pädophilen Verfehlungen dieser Kirchen ansehe, ist es blanker Hass.

  20. Wir bräuchten Kirchen, die für UNSERE Bürger und UNSEREN Glauben einstehen, die die Riten, Sitten und Gebräuche UNSERER Kultur hochhalten. Die zusehen, daß die Kirchenbauten top in Schuss sind und Glanz und Selbstbewußtsein atmen. Aber nicht welche, die sich dem grünlinken Zeitgeist anwanzen, sich dem Islam Untertan machen und ansonsten mit sich selbst beschäftigt sind. Da dies aber genau so passiert ist und noch passiert, verkommt die ganze Vorstellung zum Popanz und damit zu einer bedeutungsschweren Veranstaltung mit lustig gekleideten alten Männern. Also zu einer Clown-Show. Das braucht kein Mensch – was sich dann eben auch in den Austritten und der Abwendung von diesen Organisationen niederschlägt.

  21. Die Kirchen haben sich in meinen Augen überflüssig gemacht. Allerdings ist für mich der Glaube an den EINZIGEN GOTT enorm wichtig.
    Trotzdem bin ich noch lange Mitglied in der evgl. Kirche geblieben, weil ich dachte, sie wäre ein Macht gegen den Islam. Weit gefehlt. Als ich begriff,daß die Kirchen linksgrün wurden und genau wie die Linksgrünwoken den Islam förderten, bin ich aus dieser, in meinen Augen von Gott verlassenen Kirche, ausgetreten.

  22. Die Rituale und Zeremonien sind tatsächlich wesentlich ausdifferenzierter als etwa die Regentänze irgendwelcher Stämme in Amazonien oder Afrika.
    Das verstärkt natürlich die Faszination für den katholischen Glauben und dessen Anziehungskraft.
    Aber einen im Sterbe-Prozess befindlichen, alten Mann noch einen Tag vor seinem Tod ins Papa-Mobil zu bugsieren und dort auf dem Petersplatz fahrend zur Schau zu stellen, ist wohl nicht nach jedermanns Geschmack und Auffassung von Nächstenliebe und Barmherzigkeit!

  23. Ist es nicht die Kirche selbst, die sich durch Einmischen in die Tagespolitik selbst banalisiert hat? Hätte sie sich auf ihr Spezialgebiet, mit dem sie seit 2000 Jahren mehr oder weniger erfolgreich auf Tour ist, also dem Glauben konzentriert, wäre sie nicht in den Strudel des Alltäglichen und damit des Gewöhnlichen geraten. Wer meint, im Schwarm mitschwimmen zu müssen, läuft Gefahr, gefressen zu werden!

    • Wann hat sich die Kirche auf den Glauben konzentriert? Sie hat sich in früheren Zeiten noch viel massiver in die Politiker eingemischt, ja zeitweise die Dominanz über die weltliche Herrschaft beansprucht.

      • Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Die Kirche hat sich Jahrhunderte lang in die Politik eingemischt. Aber haben wir nicht seit der Weimarer Reichsverfassung von 1919 eine Trennung vom Staat? Bekommt die Kirche deswegen nicht jedes Jahr Milliarden Euro – nicht nur aus der Kirchensteuer, sondern faktisch auch von denen, die aus dem Klub ausgetreten sind?

  24. „Die Kirche wirkt noch durch ihre Zeremonien und Rituale“ wie grüne Parteitage eben auf einfältige Gemüter wirken.

  25. Ich kannte mal einen einfachen Mann, einen Schreiner der nicht viel Worte machte aber scheinbar sich so seine Gedanken machte auch über Gott. Der besagte Mann war an seinem Wohnort unterwegs und traf dabei auf den Pfarrer. Dieser sprach ihn an und fragte ihn warum kommen Sie nicht in die Kirche, glauben Sie etwa nicht an Gott? Die Antwort war, so berichtete es mir dieser Mann, während Sie predigen gehe ich raus in die Natur. Da bin ich ganz nah bei Gott denn hier zeigt er mir auf Schritt und Tritt seine Schöpfung. Ich brauche keinen Pfarrer und keine Kirche um an Gott zu glauben. Da wusste der Pfarrer scheinbar nichts dazu zu sagen und ging wortlos davon. Dies ist auch meine Einstellung. Die Tempel der Pharisäer betrete ich schon lange nicht mehr.

    • Das habe ich meinem Religionslehrer auch so in einem Aufsatz geschrieben: damit war ich unten durch!

  26. „Und so ist der Mythos die letzte Kraft einer mehr als zweitausendjährigen, ansonsten ziemlich ohnmächtig gewordenen Kirche.“ Zustimmung, Herr Herles. Was aber hat zu der bleiernen Ohnmacht geführt? Ist sie systemimmanent? Gibt es noch Wege, den Patienten aus der Ohnmacht zu befreien?

    • > Gibt es noch Wege, den Patienten aus der Ohnmacht zu befreien?

      Es kann mir weitgehend egal sein, seitdem ich mich selbst vor über 30 Jahren von der Herrschaft der Papst-NGO befreit habe. So zahle ich heute keine Kohle für Klima-Propaganda mit dem Great Reset – würden es alle ähnlich tun…

  27. Wegen der inflationären Zeichensetzerei wäre ein schwarzer, nonbinärer Papst an der Reihe.

    • Päpstinnende, wenn schon. Aus einem oder allen der 72 Geschlechter. 😉

    • Ich würde gerne einen afrikanischen Papst erleben. Die afrikanischen Kardinäle gelten als zutiefst konservativ. Die linksgrünen Medien würden es natürlich erst einmal feiern. Aber können Sie sich die Entgeisterung in deren Gesichtern vorstellen, wenn der afrikanische Papst sich zum ersten Mal zu Islam, Trans-Gedöns oder sonstigen woken Lieblingsthemen äußert?

    • Wie wäre es mit einer rot schimmernden Kugel auf einem Altar? So in Anlehnung an Kubrick`s Odyssee im Weltraum? Nur HAL 9000 bekommt einen anderen Namen…

    • ‚Tschuldigung, aber das ist Diskriminierung pur!
      Wie sagte also einst ein bekannter Tennisspieler?
      „Es gibt noch mehr wie Tennis!“
      Daher behaupte ich nicht erst seit dem Bestehen von mindestens 678.000 Geschlechtern:
      „Es gibt noch mehr wie POCs!“

    • Den Anwärter gibt es wohl. Leider ist der Afrikaner traditionell und konservativ gesinnt, was in den Medien schon zu einem Aufschrei führte, der dürfe es nun nicht werden.

    • Ja. Der hier böte sich an: „Many conservative Catholics across the world hope that Cardinal Robert Sarah will become the next Pope. The Cardinal from Guinea is a hardliner against mass-immigration, which he believes could result in the downfall of Western Civilization.“ https://x.com/visegrad24/status/1914312758922792998
      So fanden übrigens Christen in Äthiopien an Ostern zusammen: Easter in Ethiopia is fire https://x.com/visegrad24/status/1914423227071496444

    • Wahrscheinlich genau deswegen spricht der Autor den bildgewordenen Zeitgeistirrsinn ‚Konklave‘ an.

    • Zumindest eine (schwarze) Frau wäre schon mal an der Reihe, aber es steht ja keine zur Wahl.
      Einen „schwarzen Papst“ gibt es übrigens schon: das Oberhaupt der Jesuiten, ebenfalls auf Lebenszeit gewählt.

  28. „Halt du sie Dumm, ich halt sie arm“ sagte der König zum Papst.
    Hat jahrhundertelang bestens funktioniert.
    In der „modernen“ Welt haben Kirchen und Könige keine wirkliche Bedeutung mehr, der sogenannte, weil antrainierte Glaube ist auch nur noch der Ausdruck einer Fremdsteuerung und Indoktrination. Dieses fragwürdige System der Unterdrückung wurde aber ersetzt durch miese Politiker, Lobbyisten, Investmentgesellschaften, NGOs und andere Profiteure der Schaffenskraft von anderen, ohne sich selbst einmal ernsthaft die Finger schmutzig zu machen.
    Von daher gilt der Eingangssatz nach wie vor, nur die Protagonisten haben sich geändert.

    • Ich glaube, wir würden erschrecken, wüssten wir um deren Einfluss. Wissen Sie, wie viele „Königshäuser“ beim wef gelistet sind?
      Um die Verbindungen des Vatikan dahin weiß ich aber nicht.

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