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Zu spät, doch ehrenhaft

Das Attentat vom 20. Juli 1944

20.07.2018

| Lesedauer: 5 Minuten
Diese Männer des 20. Juli 1944 waren keine Sophie Scholl und kein Johann Georg Elser. Sie waren anfangs sogar oftmals Profiteure oder Mitgestalter des mörderischen Regimes. Aber am Ende handelten sie.

Darf man das sagen: Der 20. Juli 1944 war ein Glücksfall für die politische DNA der Bundesrepublik Deutschland? Sicher nicht. Zu sehr waren die Attentatsplaner gegen Hitler bereits kontaminiert von ihrem Ämtern und Tätigkeiten im Nationalsozialismus. Zu sehr hatte die späte Tat 1944, als die Kriegsniederlage kaum noch abzuwenden war, den Ruch, nur die eigenen Haut retten, sich, ihre Familien und Deutschland in die Position bringen zu wollen, den Alliierten noch irgendwelche Verhandlungen abzuringen – dann mit dem Faustpfand des Tyrannenmordes im Tornister.

In der Welt liest es sich noch radikaler: „Ein verkannter Tag im Geschichtskalender: Es ist ein Fehler, die Verschwörer vom 20. Juli 1944 nur als Opfer des Nationalsozialismus zu verehren. Wir sollten sie als Täter im Gedächtnis bewahren.“

In den Nachkriegsjahren schaute manch überlebender deutscher Frontsoldat verächtlich auf diese Widerständler. Dann, wenn sich deren misslungener Anschlag wieder einmal jährte und medial besprochen wurde wie ein deutsches Heiligtum. Wohl auch deshalb, weil der „Heldentod” für viele männliche Kriegsteilnehmer zum festen Repertoire im Schützengraben gehörte und sich in der Erinnerung der aus der Kriegsgefangenschaft Heimgekehrten alles andere als heldenhaft anfühlte, wenn diesem Heldentod der Bauchschuss des Kameraden samt stundenlangem Geschrei vorausging, bis der Tod zweifellos Erlösung bedeutete, ohne einen Helden geformt zu haben.

Unheldenhafter „Heldentod”

Mein Großvater war einer der ersten, der die polnische Grenze überschritt, als die Wehrmacht der Roten Armee entgegeneilte, um unweit von Brest-Litowsk gemeinsam ein paar Zigarettchen zu schmöken. Und mein Großvater gehörte zu jenen, die von ihren Kriegserlebnissen erzählen konnten. Möglicherweise mussten diese Erzählungen eine Generation überspringen, mein Vater hat nie viel davon berichtet, dass sein Vater ihm davon erzählt hätte.

So saßen wir dann halt als Kinder nach üppigem Sonntagsbraten und anschließender Buttercremetorte – voll gestopft bis zum Erbrechen mit dem Wohlstandfett der späten Nachkriegsjahre – mit Opa auf dem Sofa unter den selbst gemalten Kopien alter Ölbilder und Opa erzählte vom großen Krieg, vom Elend im Schützengraben, vom guten Kameraden, der noch ein paar Meter laufen konnte, wenn auch nur noch mit halbem Kopf, von den Stalinorgeln, deren Munition tagelang über die Köpfe sausten – ich kann das Geräusch bis heute nachmachen, so oft hatte Opa es uns vorgemacht – und von den Jubelschreien, als endlich die Fanatiker kamen und dem Lärm vorübergehend ein Ende machten: Ja, mein Opa hatte durchaus eine ambivalente Haltung zur Waffen-SS, die ihm wohl mehrfach nach Selbstbekunden „den Arsch“ gerettet hatte.

Aber das ist nur eine von vielen Erzählungen meiner Familie. Auf der anderen Seite stand immer auch der 20. Juli als Datum, dessen Bedeutung ich schon früh begriff, weil es so dicht auf meinem Geburtstag folgte. Als Folge des Attentatsversuches vom 20. Juli 1944 wurde der Vater meines Onkels in Plötzensee am Schweinehaken aufgehängt.

Niemand blieb ohne Folgen

Der Mann der Schwester meiner Mutter erzählte auch vom Krieg, von der Zeit des Nationalsozialismus, von der Hinrichtung seines Vaters. Aber es waren ganz andere Geschichten, als die meines Opas. Sie begannen schon mit seiner Kindheit, mit der Zeit in einer Napola, einer dieser Nationalpolitischen Lehranstalten, in denen Hitlers zukünftige Eliten gedrillt wurden. Mein Onkel spielte Querflöte, er war dort am denkbar falschen Ort, aber sein Vater wollte es so.

Er erzählte vom Barfußlauf vor dem Morgengrauen über kilometerlange Kieswege. Von andauerndem Befehlsgeschrei, vom Soldat sein schon mit neunzehn und vom nächtlichen Aufmarsch der Kompanie auf dem Kasernenhof, als der junge Fahnenjunker vortreten musste und ihm der Kommandeur vor den versammelten Kameraden die Rangabzeichen von den Schulternklappen riss, der Verstoßene seine Sachen packen und zu Schwerkriminellen und gewöhnlichen Verbrechern in ein Strafbataillon gesteckt wurde: Sippenhaft. Aber das grausige Schicksal hatte ihm noch mehr zu bieten, als der schwer Traumatisierte nach Kriegsende noch ein Jahr lang wegen eines Missverständnisses als Saboteur beim Russen in Einzelhaft sitzen musste.

Der Onkel hatte zu Weihnachten und an Familienfesten die übelsten Launen. Dann übernahm seine sonst mühsam in Schach gehaltene Schwermut das Regiment. Wir Kinder fürchteten seine plötzlichen Gefühlsausbrüche, die wie aus heiterem Himmel kommend alles verdüstern konnten, nach denen er aber immer recht bald auf seinem Stuhl zusammensackte wie ein Häufchen Elend.

Eine Naturgewalt, die vorbeizog. Jedenfalls reagierten die Erwachsenen gelassener, man hatte sich wohl über die Jahre gewöhnt, und so etwas wie die Diagnose etwa eines posttraumatischen Stresssyndroms war damals noch unbekannt. Es war halt was hängen geblieben vom Krieg. Und es war kein Einzelschicksal, dachten die anderen, den einen erwischt es eben mehr als den anderen.

Ob der Stalinorgel-Geräusche-Opa verächtlich hinüberschaute zum Onkel, erinnere ich nicht, auf jeden Fall gaben sich die beiden die Hand, man saß zusammen, sprach aber nicht viel. Gesprächspartner waren für beiden eher die Enkel. Beim Pilzesuchen im Wald, beim Spaziergang in der Stadt – sicher drängelten wir auch oft, zu erzählen, dann redeten sie halt.

Der Schaurichter Freisler

Immer am Vorabend oder am Abend des 20 .Juli wurden Dokumentationen im Fernsehen gezeigt: Der brüllende Nazi-Richter Freisler und der knappe Moment, wenn dann auch kurz mein Großonkel auf der Mattscheibe erschien. Wir sahen einen dünnen verängstigten Mann, der seine Hosen mit beiden Händen festhalten musste, weil man ihm den Gürtel und die Hosenträger abgenommen hatte, wohl damit er sich nicht vorzeitig der Todesstrafe durch Selbstmord entziehen konnte – ein Toter zappelt nicht am Schweinehaken. Und dieses Zappeln wurde gefilmt, wie mein Onkel später erfuhr, als man ihn im engen Kreise zu so einer Vorführung des Materials eingeladen hatte, ihm aber die Kraft fehlte, sich dieses ultimative Grauen anzuschauen.

Der Großonkel also vor Freisler in schwarzweiß Aufnahme. Ein ganz ängstliches, ein schmales Gesicht mit dünner Rundglasbrille ist mir in Erinnerung. Aber noch viel mehr berührte mich als Kind dieses kurze letzte Aufbäumen von Haltung, als Freisler wieder irgendeine Frage brüllte und der Großonkel den gesenkten Kopf noch einmal mit aller verbleibenden Kraft hochriss, um Antwort zu geben, die dann nur wieder niedergebrüllt wurde. Tragisch die Hintergrundgeschichte des Onkels dazu: Sein Vater schützte nur den Schwager, der wohl aktiv beteiligt war an den Attentatsplanungen, dessen Vorbereitungen er nur zufällig mitbekommen hatte. Sein Heldentum bestand also schlicht darin, keine Meldung zu machen, kein Verräter am Schwager und keiner der Attentäter zu sein.

Nein, diese Männer des 20. Juli 1944 waren keine Sophie Scholl und kein Johann Georg Elser. Sie waren anfangs sogar oftmals Profiteure oder Mitgestalter des mörderischen Regimes. Sie mögen jeder für sich, als die deutsche Wehrmacht noch siegreich war, die konfiszierten Champagnerflaschen im halben Dutzend geleert haben bis auf den Grund. Über ihre Motive wurde in der Nachkriegszeit viel spekuliert. Einig sind sich wohl die meisten Historiker heute: An erste Stelle stand ihnen nicht das Ende der Massenvernichtung der Juden in den Lagern außerhalb des Reiches. Und dass sie davon mehr gewusst haben müssen, als der einfache Bürger ohnehin wusste oder ahnte, steht außer Frage.

2012 sagte der stellvertretende Direktor des Münchner Institutes für Zeitgeschichte, Magnus Brechtken, gegenüber der Süddeutschen Zeitung über Stauffenberg: „Er hat etwas getan, was historisch den Begriff vom ‚anderen Deutschland‘ repräsentiert. Er hat gezeigt, dass 1944 nicht alle Deutschen mit den von der Führung begangenen Verbrechen einverstanden waren.“ Hatte er sich damit schon zu weit aus dem Fenster gelehnt, hat Brechtken die Wunsch-Rezeption der Ereignisse zu sehr verinnerlicht?

Was bleibt?

Klar ist jedenfalls, die Widerständler gegen Hitler haben ihren gescheiterten Attentatsversuch mit dem Leben bezahlt und sind durchaus Teil eines Mythos der Staatsgründung eines besseren Deutschlands geworden. Mein Onkel wusste nichts vom Attentatsplan, von denen sein Vater hörte und die von seinem Onkel mit geplant wurden. Aber er blieb diesen Ereignissen über tiefe Verletzungen und einen anhaltenden Seelenschmerz bis ins hohe Alter unfreiwillig verbunden. Mein Opa mit seinen gruseligen Wehrmachtsgeschichten wird ebenfalls seine Dämonen gehabt haben. Aber er hatte wohl ein Eckchen, wo er die vor seinen Enkeln für den Moment der Nacherzählung hervorgeholten Bilder zurückstellen konnte, ohne nach außen sichtbar daran Schaden zu nehmen.

Mein Opa war zweifellos auch Täter. Für immer unklar bleibt, ob überhaupt und wenn, wie viele Polen und Russen er „erwischt“ hat. Zerbrochen ist er daran freilich nicht. Mein Onkel war schwerer getroffen. Seine inneren Verletzungen waren sichtbarer. Beide wurden weit über 80 Jahre alt. Sophie Scholl starb mit 21 Jahren, Georg Elser wurde 42, Stauffenberg 37 und mein Großonkel 45 Jahre alt. Allen gemeinsam ist: Sie waren Deutsche. Jeder auf seine Art. Und alle gemeinsam in ihrer Zeit.

Aber was bedeutet das nun alles für die Deutschen im 21. Jahrhundert? Heute rufen welche „Widerstand!“. Welche, die nicht weiter voneinander entfernt stattfinden als zwischen Bierkiste und feuilletonistischem Elfenbeinturm. Und die doch so nah beieinander liegen in ihrer Hilflosigkeit, Ohnmacht und tiefen Bedeutungslosigkeit im Wortsinne. Welche, die ihre Worte besser wägen sollten.

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46 Kommentare

  1. Lektüretip: „Der lange Weg zum 20. Juli“ von Joachim Fest.

  2. Die Anfänge der Verschwörung zum 20. Juli reichen bis Mitte der 30er zurück. Zur Münchener Konferenz 38 lagen die Attentatspläne bereit und wurden nur wegen des friedenserhaltenden Beschlusses nicht ausgeführt. Danach eilte Hitler von Sieg zu Sieg, was die Verschwörer zweifeln ließ, ob das System selbst bei erfolgreichem Attentat beseitigt werden könne, zumal Hitlers Popularität nach den Feldzügen in Polen und Frankreich beispiellos war.
    Man mag den Verschwörern verwerfen, nicht zu Potte gekommen zu sein; der Vorwurf, sie hätten angesichts der absehbaren Niederlage nur ihre Haut retten wollen, ist historisch falsch und politisch-ideologische Folklore von links.
    Wenn Leute von heute die Frontsoldaten von damals moralisch-ethisch angreifen, tun sie das von bequemer Warte aus, ohne nachweisen zu müssen, an deren Stelle besser gehandelt zu haben. Die Soldaten damals waren ganz normale Menschen. Die Kritiker von heute sind ebenso ganz normale Menschen. Sie hätten ganz genauso gehandelt.

  3. Ein Walter Lippmann,
    amerikanischer Schriftsteller und einer der Berater vom US-Präsidenten Wilson während des 1. Weltkrieges:
    „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher und Lehrpläne gefunden hat und von den nachfolgenden Generationen geglaubt wird, kann die Umerziehung als gelungen angesehen werden“
    „Jede Zeitung ist, wenn sie den Leser erreicht, das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektionen….“
    Diese Sätze wurden um 1922, also vor fast 100 Jahren niedergeschrieben……
    Sätze, die meine Sicht auf die Darstellung unserer deutschen Geschichte prägen….

    Dazu noch folgende Feststellungen
    1.
    In den letzten 200 Jahren war Deutschland in 2 Kriege verwickelt….
    den 1. und den 2. Weltkrieg. Kriege, die Deutschland nicht führen wollte,
    aber führen mußte.
    2. in den letzten 200 Jahren waren allein die USA in ca 200 kriegerische
    Auseinandersetzungen verwickelt…..
    gemäß einem Jahrbuch über geführte Kriege……
    3. Meine Eltern sind auf Bauernhöfen groß geworden.
    Da diktierte die bäuerliche Arbeit den Tag, nicht die Politik.

    Meine Mutter (geb. 1919) hatte 4 Brüder und eine Schwester.
    Drei ihrer Brüder kehrten aus dem 2. Weltkrieg nicht zurück.
    Mein Vater (geb. 1912) hatte 2 Brüder, eine Schwester.
    Der Schwager wurde ebenso Opfer des WK 2.
    Alle hinterließen Frau und Kinder……
    Und niemand von denen wollte Krieg.
    Der WK 2 hinterließ in vielen Familien fürchterliche Narben.
    Noch eins:
    auch mein Vater schwieg beharrlich zum 3. Reich……
    außer, daß er im Alter von 18, 20 mit seinen beiden Brüdern
    nachts die elterlichen Felder während der Erntezeit „bewachen“ mußte.

    4. „Hitler war nur ein Name“……
    für die herrschende Brutalität des 20. Jahrhundert…..
    So der Zeitzeuge Withney Harris, der als rechte Hand des US-Chefanklägers in Nürnberg Beweise für die Greueltaten der Nazis sammelte, dabei auch den Auschwitz-Kommandaten Rudolf Höß verhörte…….
    Ein Interview mit SPIEGEL ONLINE in 2005. Google hilft.

    5. Ich selbst kam nie mit „schulischen Belehrungen“ über das
    „dunkle Kapitel“ der deutsche Geschichte in Berührung.
    Also mühte ich mich selbst…. was mich zu Lippmann und auch Harris führte.

  4. Wallasch hat seine Sicht der Dinge geschildert und bewertet, das ist sein gutes Recht. Andere haben einen anderen Blickwinkel, so wie hier auch in den geäußerten Meinungen sichtbar. Keiner von uns allen kann aber aus eigener, persönlicher Erfahrung des Krieges berichten und den Umständen, sondern nur von anderen übernommene Meinungen reflektieren, die nicht selten von außen politisch gesteuert werden.
    Ich, als Rekrut der NVA sollte das Sozialistische Vaterland verteidigen- Zum Glück für mich musste der Schwur nicht eingelöst werden.- Welche Wahl hätte ich damals in dieser Situationgehabt ?Widerstand? – Klug REDEN kann ja jeder.
    Nicht nur die von 1944 sind Helden und Widerstandskämpfer für mich, auch die Zehntausenden auf der Straße in Leipzig, die zu der Zeit 1989 noch NICHT wussten ob SCHARF geschossen wird und letzlich das Regime zum Einsturz brachten. Deshalb haben die Etablierten auch Angst, dass „Systemkritik“ von der Straße kommt – darum wird ja „staatlicher “ Gegenprotest organisiert und die RECHTSPOPULISMUS=NAZI Propaganda gegen Andersdenkende und-schreibende eingesetzt.
    Was mich massiv stört und betroffen macht, ist, dass der 20. Juli politisch instrumentalisiert wird – im Kampf gegen den sogenannten RECHTSPOPULISMUS- wie das kleine “ Rumpelstilzchen“ wieder rumtönt.- Die Zielrichtung ist klar. Da sind sie wieder, die vielen kleinen Hetzer, der Worte-im-Mund-Verdreher., die das Leben in selbsterwählter SCHULD allen aufbürden wollen, um ihr Deutungs-und Machtmonopol für alle Zeit zu sichern. Erinnern JA – Schuldzuweisung über Generationen hinweg NEIN.
    Dafür sollte Willi Brands Kniefall auch ein Mahnzeichen sein und dauerhaft in der Erinnerung bleiben.
    Was hat das alles jetzt mit dem 20. JULI 1944 zu tun ? ALLES.

  5. Die Kreise um Stauffenberg & Co. innerhalb der dt. Spitzenmilitärs und der anderen bürgerlich-konservativen Hitlergegner waren in erster Linie eines, glühende deutsche Patrioten. Sie wollten den Tyrannensturz wegen der bevorstehenden milit. Niederlage aufgrund permanenter widersinniger milit. Befehle insbesondere durch Hitler selbst und der damit absehbaren militärischen, politischen und sonstigen Konsequenzen für Deutschland wagen. Mal davon abgesehen, daß auch die DDR diese Männer und deren Tat zum „antifaschistischen Widerstand“ ummünzte, war das geplante Attentat und der nachfolgende Umsturz alles andere als das. Es waren national-patriotischer Offiziere und Bürgerliche, die sich zum nicht nur für dt. Militärs eigentlich undenkbaren „Tyrannenmord“ entschlossen, um den Versuch zu wagen Deutschland von Hitler zu befreien, um Deutschland vor der Vernichtung durch die Kriegsgegner, aber auch die Ehre des dt. Militärs zu retten, auch wenn der Plan scheitern und die Aktion mit dem eigenen Tode enden würde. Also ehrenhafte Tugenden, die zunächst von den Siegermächten und dann von den eigenen linken Kreisen der 68-iger bis heute dem deutschen Volk ausgetrieben und mittlerweile als „rechts“ diffamiert und verpönt werden. Nicht ohne Grund waren Stauffenbergs letzte Worte “ Es lebe das Heilige Deutschland“! So ein Deutschland wie jetzt haben diese Männer aber jedoch ganz sicher nicht gewollt und vor Augen gehabt. Die Geschwister Scholl wären heute „Pack“ und Stauffenberg, Tresckow, Goerdeler und die vielen anderen würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüßten, was aus ihrem heißgeliebten Deutschland und ihrem einstmals stolzen Vaterland heute geworden ist! Diese Männer werden letztlich von der Politik mißbraucht und benutzt. Nicht nur Merkels Satz dazu gestern belegt dies.

  6. Sie liegen falsch. Die Deutschen mussten Ihr Land nicht verteidigen, sie haben den Krieg angefangen. Es war ein Angriffskrieg !
    Die Soldaten und die Bevölkerung wurden von der Nazi-Mafia missbraucht.

    • @Urbanus:
      Nun ja, – HEUTE wissen wir das. Damals wurde den Deutschen aber durch die gelenkten Medien (Wie hier auch schon oft benannt – Ganz neu: Rundfunk – mittels kostengünstigem „Volksempfänger“) aber glaubhaft gemacht es ginge um die Verteidigung der Ehre (Ein nicht einfacher und oft auch missbrauchter Begriff) Deutschlands (Wegen vermeintlich unerträglicher Provokationen durch Polen), sowie den Schutz der „Volksgenossen“ in Polen (Denen als Minderheit dort teils übel mitgespielt wurde). Die Möglichkeiten sich damals unabhängig von den gelenkten Medien zu informieren waren – gerade im Vergleich zu heute (Internet) – nahezu nicht vorhanden !
      Dies bitte ich zu bedenken.

      • Heute kennen wir die Argumente der Kriegsgegner, die tatsächlichen Beweggründe der Verlierer treten dabei in den Hintergrund. Es ist das Wesen von Konflikten, dass sie von jeder Partei als gerecht und bloße Verteidigung empfunden werden. Die Handelnden kann man nur im Kontext ihrer Zeit beurteilen, später kann man immer mehr wissen.

    • In einer bestimmten Phase des Krieges mussten die Deutschen ihr Land schon verteidigen. Unabhängig vom Charakter des Konfliktes und der individuellen Sichtweise darauf, sind die Wahlmöglichkeiten der Staatsbürger in solchen Fällen oft sehr begrenzt.

  7. Ich sage nicht, dass man Überzeugungen wie die Ihre grundsätzlich verdammen oder ausschliessen soll, aber ich verlange von Ihnen ein Höchstmass an Reflexon über die Zusammenhänge, die Sie zwischen der AfD nd dem 3. Reich soeben recht anschaulich dargelegt haben.
    Sozialdemokraten hatten in der Zeit jedenfalls nichts zu lachen, Kommunisten noch viel weniger.
    Sozialdemokraten galten schon als Vaterlandsverräter.
    Was also soll ich mir als Sozialdemokratin auf Ihr Vaterlandsgefühl reimen?
    Ich packe einmal zur Seite, dass ich Frau Merkel für völlig unfähig halte, die Sache unseres Rechtsstaates und unserer parlamentarischen Demokratie angemessen zu vertreten, nicht nur auf grund evtl. rhetorischer Unzulänglichkeiten, sondern auch wegen ihrer eventuellen Teilhabe am „Unrechtregime“ Honeckers in der DDR.
    Sie aber sind meines Erachtens gehalten, die AfD auf unsere Traditionen der parlamentarischen Demokratie zu verpflchten und nicht evtl. „unüberlegt“ von echtem Patriotismus zu sprechen.
    Es gilt unser Grundgesetz, nicht Stefan Georges „Geheimes Deutschland“

    • Ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl habe zwischen Andrea Nahles oder Alice Weidel, dann ist die Wahl für mich klar.

      Ich verstehe nicht, wie man in der heutigen Zeit noch einer wirklichkeitsfremden Klugscheißerpartei wie der SPD angehören kann.

      Schauen Sie sich diese … Gesichter doch an. Das ist ein einziges Trauerspiel.

      Wo sind die Brandts, Schmidts, Wehners und viele andere, die diese Partei einst groß machten?

      Was Sie haben sind doch nur noch Politstudenten, die teilweise ihre Studium nicht einmal abgeschlossen haben.

  8. Herr Wallasch. ich verneige mich vor Ihnen und ihren Vorvätern.
    Wenn ich nichts anfangen kann mit einem Stefan George, so muss Stauffenberg oder andere nicht aus demselben Holze geschnitzt gewesen sein. Der Nationalsozialismus hatte einen Alltag, zu dem nicht automatisch der Holocaust gehörte.
    Die Idee einer nationalen sozialistischen Ordnung war vor dem Hintergrund der Abdankung des Kaisers und der Abschaffung des Adels, dem noch Fremdeln mit der neuen Ordnung einer Weimarer Republik und der durch die UDSSR doch wohl gestiegenen Angst vor einer kommunistischen Machtübernahme möglich, wenn auch von Beginn an gepaart mit heroischen (Jünger/George) national-konservativ-reaktionärem Denken(Ludendorff?) und durchaus sozialistischem Gedankengut.
    Diese schwierige/merkwürdige Kombination trieb als historisches Phänomen auch meinen Großvater um, der mir auch gerne etwas erzählte oder in meiner Anwesenheit laut überlegte.
    Wenn denn mein Vater auf einer NAPOLA gewesen sein sollte, mit auch Degradierung, weil mein Opa ihn dort wegholte, dann erkläre ich mir so sein starkes Bemühen, uns zu aufrechten Demokraten zu machen, aber auch seine bemerkenswerte Einsicht in die Verhältnisse des 3. Reiches.
    Woraus sich aber bei mir auch ein starkes Freiheitsbedürfnis in einem Rechtsstaat erklärt und nicht wenig Unbehagen gegenüber Erziehungsvorhaben.
    In Freiheit haben sich die Deutschen jedenfalls nicht für Hitler entschieden,sondern aus Not, später hatten sie keine Freiheit mehr, den Fehler zu korrigieren.
    Das Attentat war BEFREIUNG. Überlegungen für eine Niederlage in Würde sehr sinnvoll.
    Danke dafür an Ihre Vorväter.
    Aber bitte glauben Sie nicht, dass dies schon einen unbelasteten Menschen aus Ihnen macht.
    Vielleicht Ihre Kinder.
    Das 3. Reich ist noch nicht lange vergangen, aber die Zeitumstände so verändert, dass ich den liberalen, nationalen und konservativen Kräften in Deutschland jedenfalls nicht mit einer Erbschuld kommen will, wohl aber mit der Verpflichtung zu besonderer Reflexion.
    Solange ich bei SPON Kommentare schrieb, habe ich mich immer so Herrn Augstein gegenüber geäußert.

  9. Was viele nicht wissen: der militärische Widerstand war 38 weiter als jemals danach. Er brach zusammen aufgrund der Apeasementpolitik.

  10. Sehr geehrter Herr Wallasch,
    gestatten Sie mir ein Widerrede, denn ich halte Ihre Kernaussage „zu spät, doch ehrenhaft“ für grundfalsch und leider hat sich diese Sicht auch in liberal-konservativen Kreisen eingebürgert.
    „Darf man das sagen: Der 20. Juli 1944 war ein Glücksfall für die politische DNA der Bundesrepublik Deutschland?“
    Nein, denn das gescheiterte Attentat und die Ermordung der (zivilen wie militärischen) Verschwörer war ein furchtbarer Verlust an menschlicher Substanz, welchen Deutschland durch die Katastrophe des 20. Juli erlitt. So hat es jedenfalls auch Golo Mann in „Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“ gesehen und in den knapp 8 Seiten des Kapitels „Widerstand“ den mutigen Männern und Frauen (nicht nur des 20. Juli) ein literarisches Denkmal gesetzt.
    Interessant auch, dass Ihre Argumente für das zu spät, „ … als die Kriegsniederlage kaum noch abzuwenden war, den Ruch, nur die eigenen Haut retten, sich, ihre Familien und Deutschland in die Position bringen zu wollen, den Alliierten noch irgendwelche Verhandlungen abzuringen – dann mit dem Faustpfand des Tyrannenmordes im Tornister“ denen meist von Links gegen die „Reaktionäre & Militaristen“ ins Felde geführten Gründen entspricht. Das Verstörende ist, dass bereits Hitler in seiner Rundfunkansprache am 21. Juli ganz ähnlich versucht hat, die „Aristokratenbande“ des 20. Juli so vor dem deutschen Volk zu diskreditieren: „Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch-dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen (… ). Es hat sich in einer Stunde, in der die deutschen Armeen in schwerstem Ringen stehen (…) in Deutschland eine ganz kleine Gruppe gefunden, die nun glaubte, den Dolchstoß in den Rücken wie im Jahre 1918 führen zu können.“
    Auch machen Rangfolgen und Abstufungen im Widerstand keinen Sinn: Die Münchener Studenten um die Geschwister Scholl, Georg Elser und die verschiedenen Kreise (militärische wie zivile) um den 20. Juli stehen ja in keinem Widerspruch: Die Tyrannei beseitigen war das Ziel aller. Aber dazu bedurfte es der militärischen Opposition wie Golo Mann richtig beschreibt:
    „Seit 1934 war der Tyrann nur noch durch militärische Gewalt zu beseitigen. Nicht mit dem Ziel einer Militärdiktatur. Die Generäle wollten eine Diktatur stürzen, keine errichten. Aber ohne ihr Mitwirken ging es nicht. Zivilisten konnten Ideen liefern, politische Pläne (…). Schießen mussten die Soldaten.“
    Was bleibt also ?
    Mein Vater wurde einmal um 1980 von einer jungen Kollegin (stramme 68er) auf einer Lehrerkonferenz zur Rede gestellt, warum er in seiner Klasse den Widerstand mit Schwerpunkt auf dem 20. Juli und dem Grafen Stauffenberg thematisiert hätte. Die Diskussion gipfelte dann in der Frage bzw. dem Vorwurf, was er denn glaube, in welch „reaktionär-militanten Aristokraten-Staat“ ein erfolgreiches Attentat der Stauffenbergs, Tresckows, Goerdelers, Becks & Konsorten denn geführt hätte. Seine Antwort war einfach: Egal – alles wäre besser gewesen, als das was war !
    Herr Wallasch, Ihr „zu spät, aber ehrenhaft“ geht fehl: Nach dem 20. Juli bis zum Kriegsende sind deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen, als in den Kriegsjahren davor (darunter auch mein Großvater, eine Großtante, mehrere Großonkel, Großcousins, etc. wie in so vielen anderen Familien in Deutschland, Österreich, Polen, Frankreich, Italien, Ungarn, etc.) und viele deutsche Städte wie Dresden oder Darmstadt wurden erst danach völlig zerbombt.
    Nochmals Golo Mann: „Straßen sind wohl nach den Männern des 20. Juli benannt, aber wer kann heute auch nur sagen, wer das war, nach dem sie benannt sind? Die Gleichgültigkeit der Nation erwürgte die Lebenden und vergaß die Toten. (…) Ihr Ruhm vor Gott (ist) viel höher als jener, den eine wohlmeinende Obrigkeit ihnen (…) zu fristen sich müht.“
    Nachsatz: In ganz Polen schrillen am 01. August um 17:00 Uhr alle Sirenen und das öffentliche Leben steht in Polen für einige Minuten still – im Gedenken an den Beginn des gescheiterten Warschauer Aufstandes gegen die deutsche Besatzungsmacht 1944.
    Die Polen wissen, was sie ihren Helden schuldig sind.
    Die Deutschen wissen nicht einmal, dass es sie gab und wer sie waren.

  11. Na, wären Sie 1939 schon Georg Elser gewesen? Oder vielleicht doch erst 1944 Stauffenberg? Was wissen Sie schon über den Weg dieser Männer zu ihrem persönlichen Widerstand? Nichts, genau – weil Sie ein Produkt Ihrer Erziehung und Ihrer Zeit sind, ganz genau wie diejenigen, die damals einem Inferno gegenüberstanden, von dem Sie und ich allenfalls die Spur einer Ahnung haben können.

  12. Die Jungs hatten maximal 100 Prozent mehr Eier als alle hier lesenden und schreibenden hier. Meine Hochachtung. Da gibt’s nix zu relativieren.

    • Genauso verhält es sich. Allein die damalige Sozialisiation, über die man denken kann, was man will, hätten die meisten „Ich hätte das im Alleingang schon 1923 gemacht“-Poster mit 35h-Woche, Bierbauch und Fahrradhelm heutzutage nicht überlebt. Der Weg von dort, woher diese Männer kamen, zum ultimativen Widerstand, der ist es, was diese leider gescheiterte Tat so bemerkenswert macht. Deshalb verdienen sie unsere Achtung.

    • Sie wussten, was ihnen bei Nichtgelingen drohte. Trotzdem übernahmen sie Verantwortung für das Land
      Ich verneige mich vor den mutigen Menschen in drr Erkenntnis, dass ich den Mut wohl nicht besessen hätte.

  13. Sie wollten nicht nur »ihre Haut retten«, und schon gar nicht in erster Linie. Stauffenberg war kein Feigling, wie er im Afrikafeldzug unter Rommel bewiesen hatte. Die Verbrechen Regimes, das nach Stalingrad seinen teuflischen Charakter immer rücksichtsloser und unverholener offenbarte, waren zweifellos der wichtigste Grund für die Verschwörung. Dies geht aus den Zeugnissen der Hinterbliebenen klar hervor.

    Vielleicht hätten Sie, lieber Herr Wallasch, mehr dieser Zeugnisse und weniger Ihre privaten Einnerungen in diesen Text über den Widerstand (nicht über den Krieg!) einfließen lassen sollen.

    Dies hätte vielleicht zu einer gerechteren Würdigung der Verschwörer und ihre Motive geführt, zu denen bekanntlich viele gehörten, die (wie der Kreisauer Kreis um Moltke) VON ANFANG AN Gegner des Nazi-Regimes waren!

  14. Herr Wallasch, danke für Ihren objektiven und gleichzeitig auch so berührend persönlichen geschichtlichen Exkurs. Die Verbindung dieser vergangenen Zeit zu unserer, die Sie im letzten Absatz Ihres Textes herstellen, führt uns so einiges vor die Augen, finde ich. Im Grunde höre ich aus Ihren Worten, ein Appell an uns alle heraus: Warum können wir nicht anders, nicht toleranter mit der Meinung des anderen umgehen? Warum können wir, anstatt uns verbissen zu bekämpfen, dem politisch anders Denkenden nicht mit Respekt und Kultiviertheit begegnen? Warum lassen wir diese verbale Radikalität des miteinander Kommunizierens zu? Warum lassen wir letztlich die Spaltung unserer Gesellschaft, die doch so viel verbindet, zu? Lieber Herr Wallasch, würden mehr Publizisten anderer Medien Ihren Ton anschlagen, könnte sich möglicherweise noch etwas zum Positiven wenden.

  15. Was bleibt?
    Sie schreiben quasi: A man’s got to do what a man’s got to do……….
    Immer jedoch bleibt die Frage: wer und wann?

  16. Wie schwierig muß Widerstand damals gewesen sein. Selbst in unserem Rechtsstaat gibt es keinen Widerstand gegen die Kräfte, die unsere demokratische Grundordnung, unser Land, planmäßig zerstören. Meine höchste Anerkennung dem damaligen Widerstand gegen AH und meine Verachtung für alle Unterstützer der rautenhaften Vorsitzenden und deren Groko, die unser Land in den Abgrund führt. Auch wenn ich kein Freund von Horst bin, er versucht es wenigstens, Recxht und Ordnung in diesem Land wieder herzustellen. Es ist an der Zeit, den Scheidungsantrag zu stellen.

  17. Das ist fast 100 Jahre her. Wie lange soll denn noch dieser kalte Kaffee aufgewärmt werden?

    • Bitte nochmal nachrechnen., BK. Übrigens: Mein Onkel, der 1939 von der Schulbank weg die Offizierslaufbahn einschlug und in Polen, Frankreich, Russland und zuletzt wieder Frankreich seine Knochen als Panzergrenadier (IR51) für ein verlogenes und verbrecherisches System hinhielt, lebt noch. Für ihn war das Attentat von Stauffenberg damals schon, auch wenn es zu spät kam und vergeblich war, ein Akt, der über die Zeiten hinweg Anerkennung verdient, weil er sich zur Prüfung der eigenen Reserven eignet, gerade was die Generation der völlig risikolos großgezogenen Baby-Boomer angeht. Aber man kann sich statt mit der bis heute fortwirkenden Geschichte natürlich auch mit anderen Dingen die Zeit vertreiben…

  18. Anmerkung:
    Sophie Scholl gilt zwar bis heute gewissermaßen als Ikone der Weißen Rose, allerdings war ihr Bruder Hans Scholl der Motor dieser Widerstandsgruppe. Hans Scholl und sein Freund Alexander Schmorell entwarfen auch die meisten Flugblätter, Sophie Scholl hingegen stieß erst relativ spät zur Gruppe. Größe zeigte Sophie insbesondere durch ihre Haltung bei ihrer Verhaftung und während der Vernehmung. Denn sie sagte nicht gegen ihren Bruder und andere, bspw. Alexander Schmorell, aus, obwohl ihr ein milderes Urteil in Aussicht gestellt wurde. Im Beck-Verlag erschien kürzlich das Buch von Robert M. Zoske „Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose“. Hierin wird die Entwicklung von Hans Scholl vom begeisterten Hitlerjungen (Fähnleinführer) zum Widerstandskämpfer anhand einer Vielzahl von Briefen und anderweitigen Dokumenten nachvollzogen. Das Lesen des Buches kann ich nur empfehlen. Gleiches gilt für die Beiträge, die in der Jungen Freiheit 08/18 anlässlich des 75. Jahrestages der Hinrichtung der Geschwister Scholl erschienen.

    • Sehr richtig. Sophie Scholl jedoch in allen Ehren, sie kann nichts dafür, dass der deutsche Selbstzerfleischungs-Feminismus sie zur Ikone erhob.

  19. Ich habe Sie oft kritisiert lieber Herr Wallasch, aber für diesen Artikel möchte ich mich einmal persönlich bei Ihnen bedanken!
    Viel mehr gibt es dem Ganzen auch nicht mehr hinzu zu fügen. Das was Sie angemerkt haben, ging mir schon beim Verweis auf den Weltartikel durch den Kopf.
    Irgendwelche Wohlstandsmenschen urteilen über Männer die, aus welchen Gründen auch immer, gehandelt haben, nach ihren Überzeugungen und die bereit waren ihr Leben zu opfern.
    Natürlich steht jedem eine Meinung zu. Nur mit Urteilen sollten sich die ganzen Ewig Morgigen zurückhalten.
    Die heutigen Männer, die angeblichen, schaffen es nicht einmal, eine farblose alte Frau, ohne Eigenschaften, vom Thron zu stoßen, oder sich nur zu widersetzen.

    Danke noch mal, ich habe mit großem Gewinn zugehört.

  20. Ich kann noch so gründlich darüber Nachdenken und ehrlich und tief in mich gehen, am Ende bleibt mir nur was zu sagen?
    Nichts!

  21. Alle Widerständler des 20. Juli, unter denen viele glühende Nationalisten, aber auch patriotische Sozialdemokraten, Liberale und Konservative waren, einte bei allen unterschiedlichen politischen Vorstellungen zumindest ein Gedanke: die „Wiederherstellung der vollkommenen Majestät des Rechts“. Dies wäre auch heute wieder ein lohnenswertes Ziel!

  22. >>weil man ihm den Gürtel und die Hosenträger abgenommen hatte, wohl damit er sich nicht vorzeitig der Todesstrafe durch Selbstmord entziehen konnte<<

    Und um sie vor Gericht stehend auch noch der Laecherlichkeit preiszugeben.

    Mein erstes Mal, wo ich mit dem Krieg "in Kontakt" kam, war als ich als kleiner Junge, fuenf oder sechs Jahre alt, meinen Grossvater in seiner Kueche weinend sitzend gesehen habe. Auf meine Frage, warum er weine, sagte meine Mutter nur: "Der Krieg."

    Ja, der Krieg. Ohne ihn wuerde es mich zwar nicht geben, aber die Familie meines Vaters haette in Pommern bleiben koennen. Und es wuerde heute keinen Schuldkomplex bzw. dessen Instrumentalisierung durch unsere vermaledeiten Politiker geben.

    "Es war Krieg". Das soll alles erklaeren und rechtfertigen, entschuldigt aber gar nichts.

    Vielen Dank fuer Ihr Essay, Herr Wallasch.

  23. Danke Herr Wallasch. Dass Sie uns haben Einblick nehmen lassen in die schmerzlichen Erlebnisse Ihrer eigenen Familie. Sie haben ausgesprochen, was Herr Tichy unlängst anläßlich des „Gauland-Ausrutschers“ versuchte zu kommunizieren. Ja, auch Millionen deutsche Schicksale waren betroffen. Ich habe konstatiert, dass ich kaum eine Familie kenne, die keine Kriegsopfer zu beklagen hat. Freiwillig ist von denen, alleine in unserer Verwandtschaft, fünf Gefallenen und Kriegsversehrten, niemand in den Krieg gezogen. Gesprochen wurde darüber nicht. Haben Sie schon einmal einen Kriegsblinden weinen sehen? Respekt und möglichst keine Fragen – es tut zuuuu weh.

  24. „Über ihre Motive wurde in der Nachkriegszeit viel spekuliert.“ Sehr geehrter Herr Wallasch, dabei kann Ihnen geholfen werden. Bei den meisten war Grund wieder zu Wehrmacht zu gehen, die Schmach von Versailles zu tilgen. Nie wieder sollte Deutschland in eine solche Lage kommen wie nach dem 1. Weltkrieg.Von Hitler war zu dem Zeitpunkt als viele Soldaten 1923-1925 in die Armee eintraten, überhaupt keine Rede. Sondern von Wiederherstellung der Ehre. Heute ein deutsches Fremdwort. Revanchismus war kein Grund. Übrigens gehört es zur Wahrheit, das Sophie Scholl anfangs auch mit Hitler sympathisierte. Und zur weiteren Erkenntnis gehört, das bei der Wahl Hitlers 1933 etwa 50% der Sozialdemokraten die NSDAP gewählt haben Heute nennt man das Wählerwanderung.( Carola Stern .Memoiren)

  25. Toller Artikel, Herr Wallasch, sehr berührend.

    Erinnerungen an die verstörenden Erzählungen meiner Mutter, ihrer Geschwister und (meiner) Oma, die selber sehr schwer verletzt, mit fünf kleinen Kindern, ein paar Kanten Brot im Gepäck und den paar Lagen zerlumpter Kleidung, die sie trugen, die grauenvolle Flucht übers Haff antrat, werden wach und machen mich traurig.

    Der letzter Satz im Artikel…wahre Worte, gelassen aufgeschrieben.

  26. Oh doch, sie waren Helden. Und sie wurden und werden von linken und rechten Moralaposteln niedergebrüllt. Was für ein Unsinn, nur Widerständler „gut“ zu finden, die die „richtige“ Gesinnung haben. Was für eine Selbstgefälligkeit, über den Zeitpunkt zu jammern, oder über „unreine“ Lebensläufe. Wie traurig, so gar nichts über die Hintergründe zu wissen.

    • Danke für Ihren klugen Kommentar. Im Nachhinein gewinnt jeder Nerd nachträglich die Panzerschlacht von Kursk oder erwürgt Hitler schon als Säugling. Die Tatsache, dass Millionen von Deutschen das NS-Regime solange mittrugen oder zumindest ertrugen, gibt eine Ahnung von der ausweglosen Zwangslage, in der sich der Einzelne befand. Dass Offiziere mit der damaligen Sozialisation am Ende zu dem für sie ungeheuren Schritt gelangten, das macht sie so faszinierend und m.E. bewundernswert. Wer das anders sieht, kann sich gern mal ins Jahr 1933 zurückbeamen und die gesamte Karriere eines Teenagers aus damals gutem Hause durchlaufen und dann – schlau wie man ist – natürlich alles mit dem Wissen von nach 1945 richtig machen…

  27. Jetzt muss ich doch noch mal um ein Stichwort bitten, mit dem ich nach der Geschichte und Einbettung des Grossonkels googeln kann. Die Frage geht mMn nicht unangemessen in die Privatsphäre von Herrn Wallasch, da er diese Geschichte ja hier und in einem vorigen Artikel aus eigenem Willen hinreichend öffentlich gemacht hat.

    • Niemand? Ok, ich hatte vermutet, dass der Grossonkel eine Person der Zeitgeschichte sei.

      Falls nicht, geht mich das natürlich nichts an und ich ziehe meine Frage zurück.

  28. Meine Großeltern waren alle Bauern. Und nachdem sie katholische, konservative Bayern waren haben sie höchstwahrscheinlich auch 1932 und 1933 die BVP gewählt.
    Welche Mitschuld trifft damit also mich?
    Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass viele von den „Anti-Nazi-Kämpfern“, die es seit Jahrzehnten in Deutschland gibt, das nur sind, weil ihre Eltern oder Großeltern bereits unter Hitler in gehobener Position waren und sie das jetzt „ausgleichen“ wollen.
    Nur wieso muss ich für deren persönlichen Krieg gegen ihre Geister aus der Vergangenheit mitzahlen?

  29. Ein sehr guter Artikel, auch wenn ich die Männer des 20. Juni nicht so kritisch sehe.

    Alle Männer waren konservativ oder gar nationalkonservativ.

    Das sind nicht die Leute, die ihre eigenen Heerführer ermorden, ganz gleich, was man von diesen hält.

    Auch bin ich sicher, dass diese den Krieg am Anfang sogar begrüßt haben, spätestens dann, als man im Westen so schnell siegreich war.

    Es gab aus meiner Sicht nur eines, was sie zum Widerstand drängte:

    Sie waren Patrioten. Sie waren nicht bereit, Deutschland und das Deutsche Volk mit Hitler untergehen zu lassen.

    Die Verbrechen des Regimes hatten Sie mit Sicherheit – wenn auch mit Abscheu – billigend in Kauf genommen.

    Wie auch immer: Sie haben gehandelt, wenn auch, als es längst zu spät war. Andere haben dagegen nichts getan, außer auf dem Schlachtfeld zu sterben.

    Sie hätten lieber für den Widerstand sterben sollen, dann wäre zumindest ihr Tod ehrenvoll gewesen.

    So waren Sie nur die Soldaten eines dunklen Herrschers, deren Opfer von den Verbrechen der Nazis verdunkelt wurde.

  30. Tut mir leid, aber für die jährlich wiederkehrende Beweihräucherung gibt es keinen Grund:
    wenn ausgebildete Offiziere, die jahrelang geholfen haben, Europa in Schutt und Asche zu legen, es nicht schaffen, einen einzelnen älteren Herrn, zu dem sie Zugang haben mit Hilfe einer erbeuteten, schon einsatzbereiten Bombe umzubringen dann sind sie einfach nur handwerkliche Versager.
    Millionen einfacher Soldaten mußten für weniger sterben.

    • Fischer, wie schade, dass man damals nicht auf Sie bauen konnten. Sie hätten das natürlich alles von Anfang an durchschaut, wären über alles informiert gewesen und hätten alles richtig gemacht. Hier die wenigen der damaligen Zeitgenossen, auf die wir heute stolz sein können, risikolos für Versager erklären, das ist billig.

  31. Es ist wohlfeil über andere zu urteilen, aber jeder kann sich an die eigene Nase fassen. Wohl die meisten Deutschen wissen, dass Merkels Politik insgesamt in einer Katastrophe für Deutschland enden wird.

    Nur recht wenige sind bereit ihre „kritische Stimme“ so laut zu äußern, dass sie gehört wird. Sie müssen damit rechnen beschimpft und gemobbt zu werden. Und riskieren damit ihre soziale Reputation und eventuell sogar ihre Anstellung (im staatsnahen Sektoren).

    Ich bin schon gespannt, wie eines Tages damit umgegangen wird, wahrscheinlich wird wieder mal -typisch deutsch- alles unter den Teppich gekehrt. Aber es quillt dann wieder hervor…

  32. Und Frau Merkel behauptet heute in ihrer Bundespressekonferenz unverfroren und unwidersprochen(!), die Männer des 20 Juli hätten für ein vereinigtes Europa gekämpft und seien dafür gestorben, um sogleich auf perfide Weise – ganz der geschulte DDR-Agitprop-Profi – für uns heute eine Verpflichtung zum EU-Superstaat zu unterstellen, um das „Vermächtnis“ der des 20. Juli zu erfüllen.
    Meines Wissens stand damals gerade Hitler für ein „vereintes Europa“, den Superstaat. Er hatte auch schon die meisten Länder ihrer verwerflichen Souveränität beraubt. Die Hauptstadt sollte Germania sein, nicht Brüssel, aber das sind Feinheiten.
    Ein Widerstand gegen Hitler war also Widerstand gegen den Globalismus Hitlers und für den regionalen Charakter Europas. Den Ersatz der Europäer durch Afrikaner strebten nachweislich weder Hitler, noch Stauffenberg an.
    Wie weit können die Lügen dieser Bundesregierung noch gehen? Ach ja, ich weiß, Deutschland wurde ab 1945 von den Türken wieder aufgebaut, in der Bretagne sitzt eine Frau im Gefängnis, weil sie behauptet hat, Frankreich wäre ursprünglich von Weißen bewohnt gewesen, Tommy Robinson sitzt in England in Einzelhaft, weil er über einen Prozess gegen pakistanische Massenvergewaltiger weißer Mädchen (ab 9 Jahre!) berichtet hat.
    Würden wir einen Moslem ins Gefängnis stecken, der fürs Arabische Fernsehen von einem Prozess berichtet, in dem 50 weiße Europäer angeklagt sind, weil sie fast Tausend moslemische Mädchen brutalst vergewaltigt, misshandelt und verstümmelt haben und die sich darauf berufen, die Opfer seien „brown scum“? Wohl kaum, wie man am NSU Prozess sieht.
    Im heutigen „vereinten“ Europa regieren die Lüge und die Verbreechen gegen die Europäer. DAFÜR sind Stauffenberg und seine Mitstreiter nichgt gestorben, Frau Merkel.

    • Was wollen Sie von einer Figur erwarten, die einer roten, kommunistischen Kaderschmiede entstammt. Noch schlimmer ist es, das niemand das als Provokation und Dummheit auffasst. Als wenn die Soldaten in den europäischen Krieg ziehen wollten um ein vereinigtes Europa herstellen zu wollen. Die Kommunisten haben ja immer schon , mit Enthusiasmus ,Millionen Menschenleben für eine bessere Welt geopfert.

    • Das Fatale ist, dass sich nicht alle Zuhörer des Interviews in Geschicht auskennen.
      Bei denen kann sie u. U. gepunktet haben.
      Es gab, soviel ich mitbekommen habe, auch keine Klarstellung von den Journalisten.

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