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Italien: 16 Millionen Bürger isoliert

Coronavirus: „Rote Zone“ um „orange Zone“ erweitert

08.03.2020

| Lesedauer: 4 Minuten
Auf deutsche Verhältnisse übertragen würde der italienische Schritt demographisch einer Abriegelung Nordrhein-Westfalens entsprechen, die ökonomischen Ausmaße dagegen kämen einer Isolation Bayerns und Baden-Württembergs gleich.

16 Millionen. Das ist die Zahl des Tages. Noch vor einer Woche erstreckte sich die „rote Zone“ in Italien auf elf Gemeinden, zehn davon in der lombardischen Provinz Lodi südöstlich von Mailand. Mit der Auflage werden ganze Landstriche von der Außenwelt isoliert, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. In den letzten Tagen mehrten sich die Anzeichen, dass diese ausgeweitet werden könnte. Es sollten einige Kommunen in der besonders betroffenen Provinz Bergamo sein. Manche spekulierten, es könnten Gemeinden aus der Nachbarprovinz Brescia hinzukommen. Doch seit gestern Abend ist bekannt: die gesamte Lombardei wird abgeriegelt.

Premier Giuseppe Conte unterzeichnete gestern Abend ein Dekret, dass die Region mit 10 Millionen Einwohnern verstärkt abschotten soll. Dabei hatte Attilio Fontana, der Präsident der Lombardei, es bei der Einrichtung der ersten Zone noch für „unvorstellbar“ gehalten, die Millionenmetropole Mailand abzusperren. Heute ist klar: nicht nur Mailand, nicht nur die Lombardei, sondern dazu noch weitere Provinzen in ganz Norditalien. Die Italienische Republik sticht in das demographische und wirtschaftliche Herz des Landes. Mailand gilt mit seinen Unternehmen, der Börse und seiner globalen Vernetzung als eigentliche Hauptstadt Italiens.

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Der Einschnitt wird der Politik nicht einfach gefallen sein. Auf deutsche Verhältnisse übertragen würde der Fall demographisch einer Abriegelung Nordrhein-Westfalens entsprechen, die ökonomischen Ausmaße dagegen kämen einer Isolation Bayerns und Baden-Württembergs gleich. Das Dekret betrifft nicht nur die Lombardei, sondern auch Provinzen außerhalb davon. In der Emilia-Romagna sind dies Modena, Parma, Piacenza, Reggio-Emilia und Rimini; in Venetien Padua, Treviso und Venedig; im Piemont Asti, Alessandria, Verbano-Cusio-Ossola und Vercelli; in den Marken Pesaro-Urbino. Es handelt sich durchweg um wichtige Zentren des Landes, im Falle Venedigs ist eine der großen kulturellen und touristischen Attraktionen Italiens betroffen.

Die Auflagen sind drakonisch. Laut Dekret darf niemand mehr diese Territorien betreten oder verlassen – mit Ausnahme von Notfällen oder durch den Provinzpräfekten autorisierte Transits. Wer sich in Quarantäne befindet, hat absolutes Mobilitätsverbot. Personen, die Grippesymptome zeigen und über 37,5 Grad Fieber haben, werden dazu angehalten, das Haus nicht zu verlassen und ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zurückzufahren. Sämtliche Schulen jeder Art, Sporthallen, Schwimmbäder und andere Sporteinrichtungen werden geschlossen; dasselbe gilt für kulturelle Einrichtungen wie Theater, Kinos und Ähnliches. Jede Veranstaltung gleich welchen Typs werden abgesagt. Bar und Restaurants werden um 18 Uhr geschlossen, Gastronomen sollen darauf achten, dass ein Mindestabstand zwischen Gästen gewährleistet ist. Auch die religiösen Dienste werden zu einem Großteil eingestellt, Messen, Eheschließungen und Beerdigungen wurden bereits abgesagt. Das Dekret gilt vom 8. März bis zum 3. April.

Auch außerhalb der neuen Zone in Norditalien gelten nationalweit Einschränkungen. Landesweit werden die Schulen bis zum 15. März geschlossen. Auch hier steht die Schließung sämtlicher kultureller Einrichtung wie Museen, Kinos etc. zur Disposition. Pubs und Diskotheken werden dicht gemacht; Restaurants und Bars dürfen geöffnet bleiben bei entsprechender Sicherstellung von Abständen zwischen den Besuchern. Die Gerichte bleiben für zwei Wochen geschlossen.

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Bereits am Samstagabend kam es am Mailänder Zentralbahnhof zum Sturm auf die Züge, um die Stadt im letzten Moment zu verlassen. Conte bezeichnete die Situation als „nationale Notlage“. Man habe das Coronavirus von Beginn an mit „maximalen Vorsichtsmaßnahmen“ bekämpft. Flüge und Züge würden – entgegen anderslautender Gerüchte – nicht gestoppt, die Reisen müssten aber wichtige Gründe haben. Deswegen wird die neue Zone auch nicht als „rote Zone“ bezeichnet, sondern als „orange Zone“.

Dass die italienische Regierung zu rigorosen Maßnahmen greift, ist auf die explosionsartige Vermehrung von Infektionsfällen zurückzuführen. Am 5. März lag die Zahl bei 590 Neuinfizierungen, am 6. März bei 620 und am 7. März sogar bei 1.145. Stand 7. März, 18 Uhr, hatte Italien 5.883 offiziell bestätigte Corona-Fälle. 589 Personen sind mittlerweile geheilt, 233 verstorben. Die größte Zahl der Corona-Fälle verzeichnet die Lombardei mit 3.420 Infizierten, danach folgt die Emilia-Romagna mit 1.010. Mittlerweile ist jede der 20 Regionen Italiens betroffen.

Die Sorge geht um, dass das Gesundheitssystem an die Grenze der Belastbarkeit kommen könnte. Patienten auf den lombardischen Intensivstationen, die nicht an COVID-19 erkrankt sind, sollen in die Nachbarregion umgebettet werden. „Wenn die Bevölkerung nicht versteht, dass sie zuhause bleiben soll, dann erleben wird eine katastrophale Situation“, sagt Antonio Pesenti, der Koordinator der Kriseneinheit in der Lombardei für Intensivtherapie. „Derzeit sind wir dazu gezwungen, Therapien im Korridor, in Operationssälen und Aufwachräumen durchzuführen. Eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, das lombardische, steht nur einen Schritt vor dem Kollaps.“ Würde sich die Situation nicht verbessern, so bräuchte es zehnmal mehr Posten für die Intensivtherapie als zur Verfügung stünden. Derzeit bräuchte der Rettungsdienst 8 Minuten, um sein Ziel zu erreichen, aber die Vorgänge der letzten Tage könnten dazu führen, dass es bald eine Stunde dauere. Das wäre für viele Menschen ein Todesurteil, wenn sie beispielsweise einen Herzinfarkt haben.

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Es sind Töne, die angesichts deutscher Befindlichkeiten in Politik und Medien wie Hysterie erscheinen. Während oftmals das Argument fällt, dass die Grippe mehr Todesopfer als das Coronavirus fordere, entgegnete ein Cremoneser Arzt in einer TV-Dokumentation, dass es ungewöhnlich sei, 100 Lungenentzündungen in einer Woche eingeliefert zu bekommen. Ein Professor bemerkte in derselben Sendung von „Piazza Pulita“, dass er noch nie eine solche Situation erlebt habe, und rief die historischen Seuchen in Erinnerung, bei der zuerst eine komplette Ablehnung der Existenz des Problems eintrete, bevor man – über mehrere Phasen – zur eigentlichen Annahme und Erkenntnis der Katastrophe komme. Alessandro Manzoni hat in seinen „Promessi sposi“ ähnliches beim Ausbruch der Pest im Jahr 1630 in Mailand beschrieben:

„Im Anfange also keine Pest, durchaus keine, um keinen Preis; nur das Wort auszusprechen ist verpönt; dann pestartiges Fieber; die Vorstellung schleicht sich heimlich durch ein Beiwort ein; dann nicht wirkliche Pest; das heißt freilich Pest, aber in einem gewissen Sinne; nicht eigentlich Pest, aber etwas, für das man keinen andern Namen zu finden weiß; endlich Pest ohne Zweifel und ohne Widerrede. (…) Man braucht, glaube ich, in der Geschichte der Vorstellungen und Worte nicht sehr bewandert zu sein, um einzusehen, daß viele einen ähnlichen Lauf genommen haben. (…) Man könnte jedoch, in großen wie in kleinen Dingen, den so langen krummen Weg meist vermeiden, wenn man die seit so langer Zeit bestehende Regel befolgte, erst zu beobachten, zu hören, zu vergleichen, zu denken und dann zu sprechen. Aber das Sprechen, diese so einzige Sache, ist viel leichter als alle die andern zusammen, daß auch wir, ich meine wir Menschen überhaupt, ein wenig zu bedauern sind.“

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39 Kommentare

  1. Die Einen waschen sich die Hände mit Seife gegen das Virus.
    Die verantwortlichen Politiker waschen sich jetzt wie immer die Hände in Unschuld.
    Deutschland hätte nach dem Ausbruch in Italien, spätestens nach dem Ausbruch in Bayern unverzüglich die Staatsgrenzen schließen und sämtliche Einreisenden mit dem vorliegenden Schnelltest auf das Virus testen lassen müssen.
    Das wurde nur wegen der Globalisierung und dem Multikultiwahnsinn und aus großer Angst vor massiver linksrotgrüner Kritik nicht getan.
    Schutzmittel wurden vom Außenminiminister Maas SPD ins Ausland verschenkt und in deutschen Apotheken ist für die Deutschen deshalb fast nichts mehr zu kaufen.
    Jetzt ist es leider wieder mal zu spät, die Bürger sind auch diesem Virus ohne ausreichende Schutzmittel ausgeliefert.
    Deutschland, nicht nur 2020, Kontrollverlust und Staatsversagen wohin man nur schaut und die ganzen, uns aufgezwungenen Schutzbefohlenen oder besser reine Wirtschaftsmigranten mit all den negativen Folgen müssen die deutschen Staatsbürger wohl demnächst auch noch leidvoll ertragen.
    So was kann nie gutgehen.

    • Deutschland hätte schon spätestens im Januar, als von einer „neuen, mysteriösen Lungenkrankheit in China“ berichtet wurde, die Ohren aufstellen müssen, zumal man ja dank SARS und MERS nicht wirklich kalt erwischt wurde. Stattdessen hat man sich um die Befindlichkeiten der Blindgängerin AKK gekümmert und weiter die wissenschaftlichen Drittmittel verwaltet. Die Entwicklung eines SARS-Impfstoffes wurde eingestellt, war ja halb so schlimm. Stattdessen gibt es jetzt einen für MERS, aber nur für Rennkamele, die hierzulande eher wenig zur Verbreitung beitragen, nun ja, wahrscheinlich wirkt der auch bei Saudis, man weiß es nicht.

      Einer der ersten und wichtigsten „Bekämpfungsmaßnahmen“ der Chinesen bestand darin, daß das Virus auf keinen Fall „Wuhan“ heißen darf. Marburg, Borna und Ebola waren aber okay.

      Wenn es alles schief läuft, dann knickt das Wuhan-Virus auch ein, man entwickelt keinen Impfstoff mehr und in ein paar Jahren kommt er als Turbomörder zurück. Oder eben nur als Schnupfen, den wir ein Leben lang haben. Schon jetzt gibt es erste Fragen, warum das Virus im Gehirn „überwintert“ oder ob es gar zwei oder mehr Mutationen gibt.

      Der Tenor ist aber: „Halb so schlimm. Nur Opa wird zwar sterben, aber der roch schon immer etwas merkwürdig…außerdem war der politisch ja auch vorbelastet mit seiner Flakhelferkarriere..“. Man kann also Entwarnung geben, die Maßnahmen, halbe Kontinente abzusperren oder die abstürzende Kurse könnten sie sonst verunsichern.

  2. Einerseits bin ich ehrlich genug, bestimmte Kritik am länderübergreifenden Katastrophenmangement zu unterlassen- dafür ist die Problematik gerade heute im Zeitalter der Billigflüge und Kreuzfahrten , aber auch der weltweiten Massenbewegungen in Richtung Europa viel zu diffizil.
    Allerdings kann ich mich persönlich nicht von dem Gedanken lösen, daß beispielsweise bei einer Bundespressekonferenz oder einer aktuellen Fragestunde im Parlament auf die Frage eines x-beliebigen Angeordneten( in Anlehnung an ein Anfrage von Dr. Curio an ADM unlängst)zu den Aktivitäten der Bundesregierung im Rahmen der Eindämmung des CoVID-19 die Angesprochene ungeniert darüber parliert, daß das Kabinett in seltener Einstimmigkeit Mittel bereitgestellt hat für den Kampf gegen den Rechtsextremismus, Antisemitismus und gegen Hass und Hetze im Lande.Der Beifall all derjenigen die links von der einzigen Opposition im BT rumlümmeln, dürfte der großen Führerin gewiß sein !!

  3. Auch bei uns ist man auf solch eine sich ausbreitende Katastrophe kaum vorbereitet. Die Pandemie wird auch wirtschaftlich gewaltigste Spuren hinterlassen. Ja, ich behaupte mal, das ist eine sich anbahnende Pandemie. Weltweit. Je nach Dauer und Widerstandsfähigkeit des Virus‘.
    Das wird nicht nur Italien enorm Kraft kosten. Nicht nur Italien. Auch Deutschland wird das Arbeitsplätze kosten, falls der Virus sich weiter ausbreitet. Imgrunde wartet man und hofft auf den Sommer, der das Virus zurückdrängen könnte. Aber kommt er im Herbst dann wieder? Keiner weiß das so genau.

    • Ich denke, ihre Formulierung „angehende Pandemie“ ist etwa 2 Wochen alt, denn die Pandemie ist seitdem Realität. Allerdings hat das Wort nur eine geographische Verteilungsbedeutung, keine quantitative.
      Das ist jetzt nicht wie „jedes Jahr Silvester trinke ich ein Glas Sekt“ -> regelmäßiger Alkoholgenuss -> Alkoholiker 😀

  4. Der Bundesregierung ist dabei zu folgen, zum einen nicht in Panik zu verfallen, zum anderen im Kampf gegen rechte Hetze nicht nachzulassen. Und die Italiener waren noch nie gute Verbündete. Im übrigen hilft historisches Bewusstsein – viele Indigene konnten sich erwiesenermaßen durch Amulette unverwundbar machen. Warum sollte dies mit einem aktuellen Mantra, bspw „Wir schaffen das“, nicht auch aktuell gelingen?

    • Irgendwie kreist in meinem Kopf jetzt das Wort „Indigene“ um das Wort „Deutsche“ und ich frage mich, ob wir in 40 Jahren in den Reservaten vom Glücksspiel leben….

  5. Die radikale Einschränkung von Mobilität und die maximale Reduktion zwischenmenschlicher Kontakte ist offensichtlich das einzig probate Mittel, um die Virus-Ausbreitung zu verlangsamen. Je frühzeitiger und radikaler die Mobilität eingeschränkt und die Kontakthäufigkeit reduziert wird, umso stärker die Verlangsamung und umso besser die Versorgung der Schwerstkranken, die man bei einer explosionsartigen Ausbreitung einfach nur noch auf Feldbetten sich selbst überlassen sterben lassen und anschliessend auf großen Haufen mit Benzin übergiessen und verbrennen kann. Unsere Politiker haben aus der europäischen Geschichte, die ähnliche Horror-Szenarien zu Hauf kennt, nichts gelernt. Aber was will man von Studienabbrechern, Diplom- und Promotionsfälschern auch anderes erwarten.

  6. **

    Die getroffenen Maßnahmen sind allerdings dazu geeignet sehr reale und unangenehme Konsequenzen für Europa auszulösen. Eventuell kollabieren nacheinander das Finanzsystem, dann die Wirtschaft und am Ende nehmen auch die politischen Entwicklungen einen chaotischen und umsteuerbaren Verlauf.
    Und das nur weil Leute die sonst keine Probleme haben sich in irrationale Panikreaktionen hineinsteigern. Das gilt für die Klimaspinner genau so wie für die Seuchenparanoiker.

    • Stand heute Morgen. 3500 Tote weltweit!

      Ich fürchte, die Panik wird mehr Tote generieren, als der Virus selbst.

  7. Möchte nach wie vor gerne wissen, woher die vielen Erkrankungen in Norditalien kommen. Mir kommt die ganze Geschichte mit dieser Krankheit und den Reaktionen darauf von Anfang an sehr merkwürdig vor. Sorry, ist schwammig, genauer kann ich es leider nicht benennen.

    • Das gleiche könnte man für den Iran fragen…

      Wo da doch der allmächtige Allah eigentlich die Hand über seine Gläubigen halten müsste. Das gelingt ihm aber wohl besser in der Türkei, die, oh Wunder, nicht einen einzigen Wuhan-Virus-Fall hat, obwohl der Sultan schon seit langem trotz Embargo das Öl der Ayatollahs für seine Panzer kauft.

  8. aktuelle Zahlen für Italien vom 8.3. 20:30 Uhr:
    – 7375 Infizierte
    – 366 Tote, von gestern zu heute also 133 mehr

    • Bitte etwas genauer. 7375 positiv getestete Personen. Die Tests sind nicht repräsentativ. Niemand weiß, wie viele Personen tatsächlich infiziert sind, weder bei uns noch in Italien. Die 366 Toten waren überwiegend sehr alt und/oder hatten gravierende Vorerkrankungen. Ich vermute mal, dass Südkorea von allen Ländern noch das beste Erhebungssystem hat und zuverlässiger richtige Zahlen veröffentlicht als etwa China. Danach wäre die Sterberate bei etwa 1% und das würde bedeuten, dass es in Italien, wenn die Totenzahl korrekt ist, ca. 40.000 Infizierte vor ca. 14 Tagen gegeben hat (man stirbt ja nicht sofort). Ob die im Vergleich etwa zu China weniger radikalen Eindämmungsversuche in Italien dazu führen, dass die Infektionsrate rasch sinkt, wage ich zu bezweifeln.

  9. Die Italiener wagen einen radikalen Schnitt bei der Bekämpfung und Eindämmung des Virus. Ich würde darauf wetten, dass sie damit Erfolg haben werden.
    Seit unsere Qualitätsmedien landauf, landab verkünden, die Menschen/Bürger mögen Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen und unsere Minister und Politiker verlauten lassen, dass sie alles und im Speziellen den Virus im Griff haben, beschleicht mich eine unterschwellige Angst, die von Tag zu Tag zunimmt.
    Ein bekanntes Ehepaar von mir landete Mittwoch (04./05. März ´20) auf Donnerstag – aus Südostasien kommend – in Berlin. Laut deren Aussagen fanden keinerlei Kontrollen nach Verlassen des Flugzeuges (ca. 290 Passagiere) statt. Der Großteil der Fluggäste dieses Fluges stiegen anschließend in ihre Pkw, Taxis und Bahnen und haben den Raum Berlin verlassen.
    Vorsorglich hat sich dieses Ehepaar selbst in ärztliche Behandlung begeben und sich bis zur Vorlage eines Befundes von der Arbeit freistellen lassen.

    • Sie wissen doch:
      Jemanden aus einem fremden Land gesundheitlich untersuchen zu lassen, gilt derzeit als rassistisch und voll nazi…

    • Das habe ich hier in Österreich auch schon gehört. In einer Talkshow sagte eine Dame, die aus China kam, daß sie nur in China getestet wurde und sie mit ihrer Familie in Wien bei der Ankunft im Flughafen durchgewunken wurden. Sie hatte aber keinen Direktflug nach Wien. Die Gabelflüge würden garnicht getestet.
      Da lobe ich mir ein bißchen mehr „Hysterie“ wie in Italien, wo ganze Regionen abgeriegelt wurden und man nur mit Tests rein bzw. raus kommt….

  10. Wir haben uns seit 2015 längst besiegt geglaubte Masseninfektionen-und Krankheiten ins Land geholt. Nur durch das stumme und unsagbare aufwendige Verhalten der deutschen Ärzte und Krankenschwestern halbwegs in den Griff bekommen und damit von der Politik verschwiegen. Nun bricht dieses Potemkinsche Dorf eben doch noch zusammen. Was solls. Es ist doch letzlich mittlerweile völlig egal, was diesem kranken, kaputten und degenerierten Land den Todesstoß versetzt. Selbstmord hat es eben letztlich auch selbst begangen!

  11. und in Coronalin/Berlin
    dürfen 20.000 auf die Strasse gehen:
    „Frauenrechte sind Menschenrechte“

  12. Was weiß die italienische Regierung, das die deutsche nicht weiß? Offenbar muss dieses Virus doch weit ansteckender, tödlicher und schwerer einzuhegen sein als ein Grippe-Virus. Hat das schon mal jemand von der Berliner „Regierung“ so klar in Worte gefasst?

    • Die deutsche Regierung weiß sicherlich nicht weniger als die italienische. Nur gehen die Italiener etwas anders damit um. In Deutschland wird, so wie bei vielen anderen Problemen auch, lieber ausgesessen…

  13. Die Geschichte der Seuche, der Pest, dem „Schwarzen Tod“, dem „Schwarzen Mann“, in vier Zeilen:
    Wer fürchtet sich vorm Schwarzen Mann?
    Niemand!
    Und wenn er kommt?
    Dann laufen wir.

    Thukydides, Defoe, Boccaccio, Manzoni belegen es, – von der anfänglichen Verdrängung bis zur Anerkenntnis der widrigen Realität lief es im Kern immer auf das einzige, hoffentlich sichere Gegenmittel hinaus: „Cito longe fugas et tarde redeas!“ – Lauf schnell weit weg und komme spät zurück!

  14. Der Vergleich mit der anfänglichen Verweigerung der Kenntnisnahme der damaligen Pest ist durchaus legitim. In Deutschland hat man noch demonstrativ 10 Tonnen Hygienematerial nach China gespendet. Anstatt jedoch so schlau zu sein, wieder aufzufüllen und vorzusorgen, hat man das Augenmerk auf andere Dinge gelenkt und gehofft, dass dies alles vorübergeht. Ich wage zu behaupten, dass das Problem Corona in D schon länger präsent ist, aber geflissentlich umgangen wurde, indem einfach keinerlei Tests durchgeführt wurden. Die Beschwichtigungen der Regierung sind entlarvend und alle Verantwortlichen sind abgetaucht. Nur ab und an eine Anregung rauszuhauen, Abstand zu halten und Großveranstaltungen abzusagen ist einfach zu wenig. Das lässt bei mir den Eindruck entstehen, dass nicht klar ist, wer die Zustänigkeit hat. Weder Kanzerlin noch Spahn oder noch sonst irgendeine Landesregierung hängt sich aus dem Fenster und setzt Zeichen. Die SPD und Grünen sind Gott sei dank ganz von der Bildfläche verschwunden und können anscheinend noch weniger zur Eindämmung beitragen. In unserer Zeitung versucht man, den Klimawandel wieder aufs mediale Tablett zu hieven, um abzulenken und den Grünen eine Plattform zu geben, was aber scheinbar nicht gelingt. Auch kommen die Grünen nicht durch, das Thema „Flüchtling“ zu besetzen und ihre Forderung nach Aufnahmen bleiben ungehört! Deren Freund Erdogahn hat sich einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht, Migranten in einen Kontinent zu schicken, der schon mit ein paar Tausend CoronaKranken überfordert ist.

    • Volle Zustimmung, bis auf eines: Es waren nicht nur 10 Tonnen, die Maas verschenkt hat. Es waren zwei getrennte Lieferung, die zweite hatte 9 Tonnen, also gehe ich vom Doppelten aus. Zudem hat er am 02.03., also noch vor ein paar Tagen einen Flieger mit Schutzausrüstung und etlichen Millionen an den Iran verschenkt und sich dort angebiedert.

  15. NRW ist doch schon lange intelektuell abgeriegelt.

  16. Könnte mir jemand mal erklären, wieso es in Italien so viele Fälle gibt. Und das sind ja scheinbar nicht nur „Fälle auf dem Papier“ (also positiv getestet, maximal leichtes Fieber, sonst alles OK), sondern richtige Kranke.
    Hat Italien so viele Kontakte nach China oder in den Iran oder wieso?
    Und auch bei uns sagen die „Experten“ mal so, mal so.
    Ist es jetzt so harmlos wie Grippe oder gibt es deutlich mehr Kranke und auch Tote als sonst?
    Kommen italienische Verhältnisse auch auf uns zu? Gibt es einen vernünftigen Grund, wieso das nicht das Fall sein sollte?

    • Italien steht mit 7325 Infizierten an zweiter Stelle hinter China, in kritischem Zustand befinden sich 650 Erkrankte, verstorben sind 366 Menschen. Der Ursprung also der Patient Null wurde ja bis heute nicht gefunden, genau so wenig kann man den Beginn des Ausbruchs festmachen. Es gibt Informationen die das auf Ende Januar datieren. Ob italienische Verhältnisse auf uns zu kommen, ich hoffe es nicht. Aber wenn ich mir die Leichtigkeit im Umgang mit diesem *Problem* , egal ob von Politik oder vom einzelnen Bürger anschaue befürchte ich wir werden nicht verschont. Die Stadien sind voll. Aber sei es drum, auf der Titanic spielte die Musik auch bis zum Schluss.

    • Weil dort mehr getestet wird als in der Hippie-Republik Deutschland.

    • Gute Fragen…ich will es mal probieren. Im Raum Mailand sitzt die italienische Modebranche…sprich…nicht nur Designer sondern auch viel Textilproduktion…..und diese Produktion…das wissen viele nicht…wird von Chinesen dominiert. Die Arbeiter sind Chinesen, die Besitzer sind Chinesen….daraus ergibt sich fuer mich die klare Logik der Ereignisse. Nach dem chinesischen Neujahr sind viele Chinesen nach Italien zurueckgekehrt….und einige brachten die Infektion einfach mit. Der Hinweis auf chinesische Touristen zieht hier nicht…die gibt es zwar auch zu Hauf in Mailand, Genua usw. ….. aber eben nicht in der Lombardischen Provinz die als erstes rote Zone war….diese Gegenden sind relativ unattraktiv fuer Touristen. Iraner spielen meiner Meinung nach keine grosse Rolle bei der Infektionskette in Italien…man mag mich gerne korrigieren.
      Zur naechsten Frage….durch die vielen Infos im Netz und TV leicht zu beantworten…..aber auch durch gesunden Menschenverstand….ja klar…ist das Corona Virus gefaehrlicher als Grippe. Die dauernden Hinweise auf Grippe-Tote ziehen nicht…denn diese muss man ueber den Zeitraum sehen…die Betroffenen Verstorbenen fanden alle binnen relativ kurzer Zeit den Tod…in Italien genauso wie in China. Die letzte Frage koennen Sie sich selbst beantworten….Seehofer hat schon letzte Woche mit der Absperrung ganzer Staedte ins Spiel gebracht. Das dies zur Zeit noch kein Thema ist, ist dem milden Verlauf in Deutschland geschuldet….vielleicht stimmt es wirklich was heute ein Virologe von sich gab….wenn man den Corona Virus schon bekommen muss…dann doch am Besten in Deutschland…angeblich haben wir die beste Versorgung….gerade was Respiratoren…Beatmungsgeraete angeht…..wollen wir es alle hoffen.
      Fazit….man sollte sich nicht ueber Hamsterkaeufe lustig machen sondern sich selbst auch fuer 14 Tage eindecken…denn wenn es zu Quarantaene kommt…dann ist die Verkaeuferin bei ALDI auch in Quarantaene….sprich alle Laeden zu und der Pizza Servie kommt auch nicht mehr. Man kann dann natuerlich auf den Staat als Versorger hoffen….aber dann viel Spass dabei.

    • Ich glaube, zu den hoch erscheinenden Sterberaten in Italien und ob Ähnliches auch bei uns zu erwarten ist, gibt es noch keine klaren Erkenntnisse. Das Virus verfügt dort wohl über ein paar genetische Varianten mehr als das aus Bayern.

      Hier eine übersichtliche Tabelle zu den weltweiten Zahlen:
      https://www.worldometers.info/coronavirus/

    • Ganz einfach, Chinesische Unternehmer haben viel viele Textilbetriebe in der Region. Mit ganz vielen Chinesischen Mitarbeitern, und die fliegen nun mal in ihr Heimatland. Und dann haben wir noch deutsche Textileinkäufer. Tja, so ist das nun einmal…….

    • Italien hat einen sehr hohen Anteil an chinesischen Touristen. Darunter waren in den vergangenen Wochen offensichtlich genug Menschen, die bereits infiziert eingereist waren, ohne es zu wissen bzw. ohne Symptome aufzuweisen. Und die haben das Virus dann unwissentlich entsprechend verbreitet.

    • Raten Sie mal lieber, warum es in Deutschland bis jetzt OFFIZIELL so wenige Fälle gibt. Wenn das erst mal richtig angelaufen ist mit dem Testen, werden unsere Zahlen ebenfalls durch die Decke gehen, wenn man sie dann überhaupt veröffentlicht, denn in meiner Gegend wird schon sehr viel verheimlicht. Bis zu dieser Woche war doch im Grund noch gar keiner zuständig, das läuft jetzt erst ein bißchen an, aber wirklich nur ein bißchen, denn getestet werden zum Beispiel in meiner Gegend nur Menschen, die Symptome haben, auch wenn sie in der Kontaktliste stehen. Sie sollen sich zwar selbst isolieren, aber vorher noch ihren Bedarf dafür einkaufen und dann abwarten, ob sie Symptome bekommen. Man spart also selbst jetzt noch an den geringen Ausgaben für Tests – sehr typisch für das durchgrünte Bundesland. Ich hoffe, dass das nicht in allen Gemeinden so ist, sonst gnade uns Gott. Es ist aber überall zu spüren, dass alle konfus sind, dass es keine einheitlichen Anordnungen von oben gibt, keinen gemeinsamen Plan und dass selbst der größte Teil der Ärzteschaft es ebenfalls immer noch nicht ernst nimmt.

  17. Man riegelt nationale Regionen ab und vor den Toren Europas (Griechenlands) stehen Massen bereit zur Einwanderung, die sicherlich nicht alle gesund sein können. In Deutschland demonstrieren Tausende für die Öffnung der Grenzen und kaufen Toilettenpapiere zu Hauf. Wie lange soll das alles gut gehem?

    • Toilettenpapier geht doch in Ordnung. Man will zumindest in Ruhe sch…
      Da die Leute keine Tageszeitung mehr halten, steht auch kein Zeitungspapier zur Verfügung wenn ganze Ortschaften, Kreise, oder wie in Italien Provinzen abgeriegelt werden.

  18. Die Psychologie ist interessant, das Nicht-wahrhaben-Wollen, aber doch Angst haben, was zum Ausdruck kommt im Aufkaufen von Desinfektionsmitteln und Dosenessen etc. Dann gibt man es immer noch nicht zu, und schließlich kommt die offene Angst, eine Phase, in der alles möglich ist.
    Jeder kann sich selbst ausrechnen, wie viele Tote es bei einer Ansteckung von 50 % gibt. Es ist die Frage, was wichtiger ist, eine Messe, Ausstellung, Konferenz mit physischer Anwesenheit, gefüllte Hotels und eine große Anzahl von Klinikaufenthalten und Toten oder die Vemeidung einer großen Menge von Infizierten.
    An Zynismus nicht zu überbieten, und das gehört zur Bösartigkeit des Jugendkults, ist die Aussage, dass es ja im Wesentlichen die Ältern trifft, die „bösen alten weißen Männer“!!
    Die „segensreiche“ Globalisierung schlägt mit ihrer negativsten Seite nun zurück, es ist der „Schwarze Schwan“, von dem man weiß, dass er irgendwann auftaucht!

    • Es trifft nicht nur böse alte weiße Männer, es sind auch jüngere Menschen gestorben, der Patient 1 aus Italien ist 38 Jahre alt und sehr schwer erkrankt. Leider gibt es keine Infos mehr wie es ihm heute geht. Aus China kamen Ende vergangener Woche beunruhigende Nachrichten, Infizierte Personen wiesen Schäden fast im gesamten Organsystem auf. So lange man nichts genaues weiss sollte man das alles nicht auf die leichte Schulter nehmen.

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