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China und Russland

Das unheilvolle Schweigen des Drachen, der den Putsch verschlief

24.06.2023

| Lesedauer: 4 Minuten
Lange Zeit galten China und Russland als engste Verbündete in dem seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs geführten Kampf um eine neue Weltordnung. Doch angesichts des Putsches von Prigoschin schweigt Peking bislang. Der schlafende Drache wird zum Elefant im Raum.

Spätestens seit der gemeinsamen Erklärung von Russland und China im Vorfeld der Olympischen Spiele im Februar 2022 schienen Russland und China vereint im Kampf gegen den „NATO Expansionismus und westliche Einmischungspolitik“. Die Rollenverteilung war dabei immer klar: Russland, der Bär, in der Rolle des vor allem ökonomischen Juniorpartners, aber dafür mit einer geistigen Verwandtschaft zum Westen, die geprägt war von jahrhundertelanger Koexistenz. China, der Drache, ist ein ökonomischer Gigant und militärisches Schreckgespenst, dessen tatsächliche Macht aber niemand bis heute wirklich einzuschätzen weiß.

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Kurze Zeit spät brach der Krieg mit der Ukraine aus und Wladimir Putin bediente sich seitdem einer deutlich aggressiveren Rhetorik gegen den Wertewesten, als er es in den Jahren zuvor getan hatte. Die Rückendeckung Chinas schien ihm Aufwind zu verleihen und er hoffte, dass diese neue Partnerschaft ihm ermöglichen würde, den von ihm für nötig erachteten „Befreiungsschlag“ für Russland zu bewirken.

Während aber China sich weigerte, den Krieg Russlands öffentlich zu verdammen, war Peking dennoch sehr erpicht darauf, sich nicht als Kriegspartei verwickeln zu lassen. Man pochte wiederholt auf Verhandlungen, übte sich ansonsten in vornehmer Zurückhaltung, wie man es im wiedererstarkten China gerne tut. Während Nato-Länder gefühlt ihren gesamten Fuhrpark in der Ukraine entsorgten, wurde China zwar aufmerksam beäugt, trat aber nie als größerer Waffenlieferant in Erscheinung.

Just am Tag des Ausbruchs der Rebellion von Prigoschin, dem 23. Juni, veröffentlichte die New York Times einen Artikel, in dem sie China Munitionslieferungen an Russland vorwarf. Dass diese aber womöglich nicht in dem Ausmaß stattfanden, wie Russland es sich gewünscht hätte, lässt sich aus den empörten Beschwerden Prigoschins vor dem Putsch ablesen, der just den Mangel an Munition bemängelte und der Armeeführung vorwarf, Soldaten – wohlgemerkt in jahrhundertelanger Tradition russischer Kriegsführung – schlecht ausgerüstet in den Fleischwolf geschickt zu haben.

Ein Putsch, der nur Verlierer kennen wird

Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Ausgang des Putsches schwer absehbar. Es wird viel spekuliert, dieselben Argumente werden für unterschiedlichste Ergebnisse herangezogen. Betrachtet man aber die beiden möglichen Resultate, erweisen sich beide als Schritt zur weiteren Eskalation der Lage für die Weltgemeinschaft.

Denn wenn Prigoschin triumphiert und Putin abgesetzt wird, droht nicht nur das Land auseinanderzubrechen, es hätte sich auch ein Hardliner durchgesetzt. Müsste man im Lexikon unter Warlord nachschlagen, fände man ein Bild von Prigoschin. Wie auch schon bei den verfehlten Hoffnungen des Westens auf russische Oppositionelle wie zum Beispiel Nawalny, der teils ultra-nationalistische Positionen vertritt, könnte man letzten Endes auch hier den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Das größte Land der Erde würde destabilisiert, ein Bürgerkrieg in einer Atommacht könnte möglicherweise ausgelöst werden.

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Doch selbst wenn Putin an der Macht bliebe, ließe sich nach dem niedergeschlagenen Putsch nicht einfach weiter regieren, als wäre nichts passiert. Putins – in russischen Militärkreisen kritisierte – mangelnde Härte im Kampf in der Ukraine müsste dann zugunsten eines kompromissloseren Kampfes weichen, bei dem noch mehr Menschen – Soldaten, wie auch Zivilisten – ihr Leben lassen müssten. Auch innenpolitisch würde die Gangart dann nochmal verschärft werden. Denn wenngleich ich zurzeit keine Lust auf eine Einreise nach Russland habe, so weiß ich von früheren Besuchen, dass es sich bislang keineswegs um nordkoreanische Verhältnisse oder Vergleichbares handelte. Presse- und Redefreiheit würden nach einem niedergeschlagenen Putsch noch einmal merklich eingeschränkt, die politische Opposition noch viel mehr unterdrückt.

So oder so scheint es unumgänglich, dass der Bär in Zukunft noch gereizter agieren wird. Doch wie steht es um den Drachen?

Ein schlafender Drache mit halb geöffnetem Auge

Der hält sich bislang auffallend zurück. Im Ukraine-Konflikt hat China sich – trotz eingangs erwähnter partnerschaftlicher Beziehungen mit Russland – bewusst auf eine Mittlerposition zurückgezogen und tunlichst vermieden, in irgendeiner Form als aktive Kriegspartei wahrgenommen zu werden.

BüRGERKRIEG IN RUSSLAND?
Reaktionen auf den Putsch der Wagner-Gruppe im Ausland
Doch bald 24 Stunden nach Ausbruch des Putsches, nachdem bereits viele Regierungen Stellung zu den Vorgängen bezogen haben, liegt nach wie vor keine Stellungnahme aus Peking vor. Keine Solidaritätsbekundung, kein Unterstützungsangebot, nichts. Aus Sicht Putins muss diese Funkstille als ein Affront wahrgenommen werden, wenngleich sie ihn vielleicht nicht überraschen sollte. China war nie sein Wunschpartner, aber der einzige Partner, der eine Zusammenarbeit mit Russland lange Zeit als opportun betrachtete. Denn wenn Russland sich in der Ukraine gemeinsam mit der Nato aufreibt, so spielt das China nur in die Karten. Ein geschwächter Westen ist ein einfacherer „Verhandlungspartner“, wie es in China immer so schön heißt. Ähnliches gilt für ein geschwächtes Russland, zumal die Hierarchie zwischen Junior-/Seniorpartnern in der Zusammenarbeit mit China nur verfestigt würde.

Wenn aber Prigoschin sich als mehr als nur ein Lüftchen erweisen sollte, Russland ins Wanken gerät und womöglich in einen Bürgerkrieg schlittern sollte, dann ist ein solches Szenario für China nicht zwingend ein Grund, um dies auf Seiten Putins zu verhindern, denn wenn Russland zerfallen sollte, gäbe es manch rohstoffreiche Gebiete in Sibirien, die dann womöglich nicht nur geographisch, sondern bald auch schon politisch näher an Peking als an Moskau liegen könnten. Für China eine Win-win-Situation, für Putin ein bitteres Einsehen, dass Russland, abgesehen von der Nibelungentreue Lukaschenkos, auf wenige wirkliche Verbündete zählen kann.

Doch es kommt noch schlimmer für Putin. Die Nachrichten aus China in den letzten Tagen müssten – gepaart mit der Funkstille angesichts des Putsches – Anlass zur Sorge im Kreml geben. Die Annäherung von Blinken und Xi sowie das Treffen des Präsidenten mit Bill Gates machen zwar noch lange keine US-chinesische Tauwetterperiode, zeigen aber, dass Peking seine Allianzen nicht auf Lebenszeit schließt, wie sie auch gezeigt haben, rhetorisch nicht in den Kulturkampf mit dem Westen einsteigen zu wollen, sondern opportun nach dem eigenen Vorteil zu suchen.

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Auch mit der EU kam es erst vor drei Tagen zu einer Annäherung beim Treffen des chinesischen Premiers Li mit unter anderem Emmanuel Macron und Charles Michel. Diese neue Kooperationsbereitschaft sollte zwar vor allem EU-Bürgern aus guten Gründen zu denken geben, zeigt aber auch Russland, dass der Drache gerne schon mal ein Auge zudrückt, wenn ihm dafür ein Schatz anderswo in Aussicht gestellt wird.

Ein beängstigendes Szenario: Ein zerfallendes Russland, das in einem Bürgerkrieg versinkt, in dem Warlords wie Prigoschin oder auch Kadyrow (der NOCH seine Loyalität bekundet) um die Macht buhlen würden und in dem der rohstoffreiche Osten zumindest in Teilen an China fallen könnte. Was die Nato-Staaten oder die Ukraine tun, ist dabei noch nicht einmal mitgerechnet.

Viele Menschen wünschen sich Putin weg, womöglich auch zurecht, aber die wenigsten bedenken, was danach kommen könnte. Sollte der Tag nach Putin demnächst bevorstehen, werden sich viele noch wundern, wie viel düsterer dieser aussehen könnte, als man es sich je ausmalen hätte können.

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27 Kommentare

  1. Wieder einmal hat sich gezeigt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Da war die Zurückhaltung Chinas und anderer Länder doch richtig und so manche Journalisten könnten sich ein Beispiel nehmen.

    • So ist es. Selbst bei Putin insgesamt durchaus zugeneigten Medien (etwa Anti-Spiegel, Compact oder RT) ging es drunter und drüber. Als ich das heute früh endlich alles gelesen/gesehen hatte, brachte sogar der Deutschlandfunk, daß sich die ganze Sache in mehr oder minder Wohlgefallen aufgelöst hatte.
      Füße stillhalten und abwarten ist nicht immer schlechteste Idee.

      Im Nachgang wünsche ich mir nun eine nüchterne und kenntnisreiche Analyse echter Experten, welche mir ihre Sicht der für mich etwas wirren Vorgänge denkanstoßend darlegen könnten.

  2. Während der Autor immer noch über „Rollen und Ausgang“ fabuliert, holt ihn, wie bei Falken-Journalisten üblich, die Realität ein. Auch „Tichys Einblick“, ein absolut lesenswertes Portal, kann halt nicht aus seiner „unipolaren Rolle“ heraus. Das ist aber in Ordnung, für Russland-, China- und andere weltweite Themen gibt es zum Glück auch andere (alternative) Medien.

  3. China „verbindet“ mit Rušland vor allem eine tiefgehende Abneigung, die auf die Zeit Mao’s zurückgeht (der in China immer noch oder jetzr wieder verehrt wird) und die in der Weigerung der damaligen russischen Kommunisten begründet ist, ihre Nukleartechnik mit den chinesischen „Brüdern im Geiste“ zu teilen, was die ôkonomische Entwicklung China’s um Jahrzehnte verzögert hat. Das haben die chinesischen Rot-Kommunisten bis heute nicht vergessen. Daß Herr Putin ausgerechnet China als wichtigsten Partner sieht zeigt nur, daß der Mann entweder sehr dumm oder sehr verzweifelt ist – oder beides.

    • Irrtum, die tiefgehende Feindschaft der USA gegen Russland und China, die für beide eine ständige existenzielle Bedrohung ist, verbindet die beiden Länder. Daran ändern auch Lockangebote der USA nichts.
      Und im Übrigen ist gegen die Verbindung China- Russland schon länger „kein Kraut“ mehr gewachsen.
      Die USA haben es nur noch nicht begriffen.

  4. Ja, aber das hat historisch der Westen nicht verstanden. Putin hat die die Scherben, die Reste des Ausverkaufs der Sowjetunion, die nach Jelzin übrig geblieben sind, zusammengekehrt. Wer erinnert sich noch an die damalige Zeit? Verarmung, Alkohol, hemmungsloses Glücksrittertum, Mafia. Letztere gibt es noch, nur eingehegt und kontrolliert – eine Art russische „Staatsmafia“. Demokratisch ist Russland nicht, aber den Umständen entsprechend ruhig und stabil. Sollte es in Russland zu Bürgerkriegen kommen, werden alle mitmischen: der Westen, um an Bodenschätze zu kommen, die Islamisten (Tschetschenen) die lokalen Kriminellen. Russland verfügt über taktische Atomwaffen. Das allein sollte uns zu denken geben, was passiert, wenn die über Umwege in den Iran, Nordkorea oder „schmutzig“ nach Afghanistan, an den IS oder gar Somalia und an europäische Islamclans kämen. Und dann?

  5. Unheilvolles Schweigen? Nein, der chinesische Drache schweigt, weil es (noch) nichts zu sagen gibt. Der russische Bär muss sich um seine eigenen Probleme kümmern, aus welchem Grund sollten die Chinesen sich in russische Interna einmischen. In China verbittet man sich auch jegliche Einmischung.

  6. Zu früh gefreut: der Putsch wurde ohne größeres Blutvergießen beigelegt und Putin geht eher gestärkt daraus hervor. Er hat jetzt Gelegenheit aufzuräumen, Prigoschin ist in Belarus bei Lukaschenko und Kadyrow in Rostow – nahe des Kriegsgebietes. Im Nachhinein war es doch eher schlau von Peking, die Sache ohne Drama einfach laufen zu lassen.

  7. Sehe ich genauso, wie Sie!
    Im Artikel wird, wie sonst in den Wertemedien, lediglich bzw. sehr viel spekuliert! Zudem, warum sollte sich China zu russischen Angelegenheiten (öffentlich) äußern sollen???
    Und vor allem die Schlagzeile mit dem „unheilvollen Schweigen des Drachen“???
    Ich denke, dass das einer der Unterschiede ist, die die westlichen Nachrichten-/Informationspraktiken von den chinesischen oder auch russischen unterscheiden. Spekulationen ohne wesentliches wirkliches Hintergrundwissen?
    Anders ausgedrückt – „Wenn ich keine weiteren Fakten habe, spekuliere ich eben – zerrede es quasi nach meinem Gusto?!“
    Natürlich werden nach dem Putschversuch Maßnahmen ergriffen oder Veränderungen durchgeführt werden! Es ist nun einmal nicht gerade „rühmlich“ wenn im eigenen Lande derartige Dinge geschehen!? Warum aber sollte die russische Führung damit hausieren gehen?
    Meine Frage, was würden die USA oder Deutschland in einem solchen Fall tun?
    Würden die USA oder Deutschland all ihre innenpolitischen Probleme oder Änderungen etc. sofort in der Öffentlichkeit publik machen???
    Das wäre doch mehr als abstrus, aber von der russischen oder chinesischen Führung wird es wohl erwartet?

  8. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass sich China nicht einfach den östlichen Teils Russland einverleibt. Ich glaube nicht, dass Russland hier ausreichende Reserven mehr aufbringen könnte, um das zu verhindern – abgesehen von der Drohung mit Kernwaffen.

    • Die leider auf unglaublich leichtsinnige Art und Weise ständig negiert wird.

  9. Meiner Ansicht nach ist der heutige russische Präsident noch die angenehmere Variante, denn er kennt den Westen und seine Lebensgewohnheiten und was sich derzeit in Rußland abspielt ist sicherlich als außergewöhnlich zu betrachten, könnte sich aber auch ebenso in den USA entwickeln, wenn man deren interne Widersprüche sieht.

    Das Verhalten der Chinesen nach außen ist typisch und entspricht ihrer Mentalität, dafür sind sie aber nach innen umso restriktiver und im Ernstfall könnte man sie auch noch kennenlernen, wenn es um die Verteidigung ihrer Interessen geht, denn im Gegensatz zum Westen herrscht in Asien generell eine völlig andere Einstellung zur Obrigkeit und da zählt nicht das einzelne Individuum, sondern nur der Kadavergehorsam und wer sich dem widersetzt wird entsprechend behandelt, weil ein Menschenleben nicht soviel wert ist, wenn man genügend davon hat.

    Umgedreht ist es bei uns im Westen nicht viel anders, denn dort ist man eher nach außen agressiv und nach innen anscheinend milder, was aber ein Trugschluß ist, denn die beherrschen die Völker über ihre ureigensten Mittel ebenso und welcher Politiker tritt denn heute noch zurück nach schwersten Verfehlungen und das ist der sichtbare Ausdruck des eigenen Herrschaftsanspruches, der mit allen verfügbaren Mitteln aufrecht erhalten wird, egal welch linker Tour man sich dabei bedient.

    Die Chinsesen sind natürlich schlau genug um ihre erworbene Stellung zu erhalten und das führt im Westen zu falschen Annahmen, denn sie versuchen ebenso auf der Welt die Leaderrolle einzunehmen und das läuft völlig gegensätzlich ab und ohne Agression und sie werden alles tun um eine Konfrontation zu vermeiden, wenn es auch anders geht und Taiwan ist ihre Achillesferse und das hängt wie ein Damoklessschwert über der Welt, wobei die Auseinandersetzung in der Ukraine ein weiteres Höllenfeuer werden könnte. wenn man unbedachte Schritte einleitet um dann mit Wahnvorstellungen unterzugehen.

  10. China und Russland sind strategisch „natural born Verbündete“, wird doch der chinesische Drache und der russische Bär von ca. 600 amerikanischen Militärstützpunkten und vom Petrodollar weltweit eingeschnürt. Klar mag der Drache zwinker-smily machen und der Bär ulkig grumpeln, aber Beiden ist bewusst, dass die USA eigentlich ein gemeinsamer Spinne-Feind ist, gegen den man nur gemeinsam bestehen kann. Wie in einer Beziehung zwischen Drache und Bär kommt es natürlich öfters zu Dissonanzen wegen des Geruch, aber strategisch führt kein Weg an der Feindschaft zu den USA vorbei, es sei denn man lügt sich was 24/7 in die Tasche, wie in Deutschland.

  11. Hm. Was sollte denn China jetzt auch sagen? Wenn man in einer akuten Situation keine Möglichkeit des eigenen Eingreifens hat (mir ist nicht bekannt, dass China Truppen in Russland stationiert hätte), wartet man einfach besser mal ab und sammelt Informationen, bevor man sich vorschnell positioniert. Die Chinesen sind schlaue und langfristig denkende Leute mit Sinn für die Realität; im Unterschied zum „Wertewesten“, dessen Politikdarsteller ständig mal eben „Haltung“ raushauen müssen, mit der sie sich (wie aktuell) schon 12h später verkalkuliert haben.

  12. Was soll der Drache sagen, und warum? Er kann sich die Entwicklung erstmal in Ruhe anschauen. 25.000 Mann werden Moskau nicht einnehmen, das weiß auch Beijing.
    Divide et imperia wird nicht mehr funktionieren, es ist allen klar, sonst gehe sie unter.

  13. Dies sind die Folgen des geostrategischen Größenwahns der USA: Zündeln, Machtspiele, Raketen übe Raketen, Destabilisierungsversuche – wenn sich in Russland Hardliner durchsetzten, dann „Gnade uns Gott“ – dann wird heiß auf der Welt, sehr heiß. Man sollte doch auch die Kolonialgeschichte Chinas studieren! Jedenfalls scheint die dortige Führung sehr klug zu sein, klüger als der dumme Westen, klüger als die überdumme Baebock und der so schlau daherkommende Olaf!

  14. Wenn in alten Zeiten ein Chinese seinem Gegenüber seine Missgunst mitteilen wollte, wünschte er jenem, daß er „interessante Zeiten“ erleben möge.
    Interessantere Zeiten als die aktuellen sind ja kaum noch möglich.

    • Treffen in St Petersburg, fast 100 Länder und viele erwarten eine Ankündigung der BRICS zu einem neuen System.
      Bestenfalls wird sich die Welt teilen, BRICS+ mit XX Länder, weite Teile der Rohstoffe und Energie, aber auch eigene Börsen (Preisfeststellung dieser Rohstoffe) und eventuell sogar ein neues Warentauschsystem.
      Eigene Währungen statt Dollar, aber die Währungen dann bepreist auf Rohstoffe inkl. Edelmetall.
      Nichts anderes als das Ende des westlichen Finanzsystems wäre das Ergebnis!
      We live in interesting times

  15. Dem letzten Absatz des Artikels ist vollumfänglich zuzustimmen.

    Da Prigoschin inzwischen nicht mehr die militärische Konfrontation sucht, kann man durchaus ein nüchternes Fazit ziehen.

    Dabei teile ich die Einschätzung von Herrn Bogs, wonach im Fall einer Putschniederschlagung Putin nicht wie bisher weitermachen kann und den Kampf gegen die Ukraine kompromissloser führen müsste. Das sehe ich auch nach dem Rückzug von Prigoschin als Konsequenz.

    Ein ganz anderes Thema ist die Rolle, die China spielt. Da komme ich zu einem ganz anderen Ergebnis.
    Es ist immer davon die Rede, dass die Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führt. Diese Meinung  deckt sich mit der meinigen. Abgesehen von der von Anfang an fehlenden Verurteilung hat meiner Einschätzung nach China den Kriegsausbruch strategisch sehr clever für sich genutzt, indem es seitdem Russland als stellvertretende Kriegspartei nutzt. Dessen ist sich ganz sicher auch Putin bewusst.
    Es stellt zwar, jedenfalls nicht offen erkennbar, militärisches Material zur Verfügung, unterstützt aber durch Rohölkauf (zum eigenen Vorteil – wie auch Indien) die Kriegskasse Russlands.
    Auch lässt es China zu, dass Firmen militärisch nutzbare Industriegüter nach Russland exportieren können, weshalb Brüssel derzeit derartige chinesische Firmen sanktioniert.

    Die im Artikel geschilderten Annäherungen an die USA und EU bedeuten nach meiner Ansicht keinesfalls eine Positionsänderung von China gegenüber Russland. Der wahre Grund dürfte innenpolitischer Natur sein, denn Chinas Wirtschaft ist nicht mehr die vergangener Jahre und die perspektivische weltwirtschaftliche Lage gebietet es einer strategisch und klug vorausschauenden Führung, in jeder Beziehung die eigenen Interessen zu wahren.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass China der lachende Dritte nach dem Ukraine-Krieg sein wird, während der Westen hochverschuldet mit desolaten Währungen da stehen wird.    

  16. „China, der Drache, ist ein ökonomischer Gigant und militärisches Schreckgespenst“. Warum sollte sich China einmischen? Die letzte Auseinandersetzung hatte China mit Vietnam. Davor muss man lange schauen bis man fündig wird. Während die USA weltweit 800 Militäreinrichtungen unterhalten, begnügen sich die Chinesen mit 2 Flugzeugträger, sind dafür aber in den wichtigsten Ländern der Welt Teilhaber an Häfen, und sind inzwischen besser vernetzt als alle anderen Staaten der Welt. Es ist von daher lächerlich zu erwarten, das China es sich wegen einem russischen Quertreiber oder dem Ukraine Konflikt, mit Putin verdirbt. Die Chinesen haben die USA genau studiert. It’s business as usual .

  17. Was sollen die Chinesen auch sagen? Sowenig Moskau etwas zu Tibet oder den Uiguren sagt, sagt Peking etwas zu Prigoschin. Im Gegensatz zu Frau Baerbock können diese Aussennminister den Mund halten, auch wenn ich sie nicht als Sympathieträger einstufen würde.

  18. 200 km vor Moskau Rückzug von Prigoschin , er wolle „kein russisches Blut vergießen“ Was kommt jetzt? Wird er wieder in Gnaden aufgenommen oder gilt weiter der Befehl Putins den Wagner.Chef zu „neutralisieren“, sprich töten? Welche Konsequenzen hat dieses Intermettzo nicht nur für die russische Kriegsführung sondern auch für die im Artikel angesprochene Rolle Chinas? Mehr offene Fragen als wirkliche Antworten. Anders kann es auch nicht sein in der gegewärtigen Phase der geopolitischen Neuordnung auf diesem Planeten.

  19. Dass sich das Bündnis mit China für Putin nicht wie gewünscht entwickelt, hätte ich ihm vorher sagen können. Man darf sich von der netten Art der Chinesen nicht täuschen lassen. Das sind wissbegierige, arbeitsame und auf ihren Vorteil bedachte Leute. Die Chinesen sind geschäftstüchtige Konfuzianer, die mit Win-win-Situationen nicht viel im Sinn haben. Win reicht ihnen völlig aus, denn Reichtum ist dort keine Schande.

    • Es gehört nicht viel Fantasie dazu, es für realistisch zu halten, dass Putin sich mehr und deutlichere Unterstützung von allen „Freunden“ wünscht. Doch die exponieren sich im Eigeninteresse natürlich nur in Maßen.

  20. Na endlich haben mal wieder all die Konjuktive Konjunktur.
    Nicht nur der Drache schweigt, was sollte er auch sagen/tun und Prigoschin fährt gerade wieder zurück.

  21. Prigoschin zieht sich in seine Stützpunkte zurück,
    nach Vermittlung von Lukaschenko zwischen Putin und Prigoschin.
    „Pack schläg sich, Pack verträgt sich“, sagt der Volksmund.
    Ich bezweifle, dass dies von Dauer sein wird.

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