Ein sozialistisches Experiment in einem südamerikanischen Land hatte die Linke weltweit Anfang der 70er-Jahre in ähnlicher Weise fasziniert wie 28 Jahre später die Wahl von Hugo Chávez. Im September 1970 wurde in Chile der Kandidat der Unidad Popular, Salvador Allende, mit knappen 36,5 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Faszinierend war dies für viele Linke deshalb, weil erstmals ein strammer Marxist durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen war. Marxisten kamen bis dahin üblicherweise durch gewaltsame Revolutionen an die Macht oder wurden von der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt – so wie in der DDR oder Nordkorea.
Der Nährboden für den Erfolg von Allendes Bündnis Unidad Popular war die große soziale Kluft in der oligarchischen chilenischen Gesellschaft. Während die ärmsten zehn Prozent der Chilenen nur einen Anteil von 1,5 Prozent am Volkseinkommen hatten, betrug dieser Anteil bei den reichsten zehn Prozent 40,2 Prozent. Zudem litten die Menschen unter einer hohen Inflation, die im Jahr 1970 bei 36,1 Prozent lag.
Ähnlich wie in Venezuela: Staatssektor massiv ausgedehnt
Die erste Maßnahme des neuen Präsidenten war die Verstaatlichung der Kupferminen, der wichtigsten Einnahmequelle Chiles. Da die Sozialisten der Meinung waren, die von amerikanischen Firmen betriebenen Kupferunternehmen in Chile hätten in der Vergangenheit zu hohe Profite erzielt, bekamen diese nicht nur keine Entschädigung, sondern stattdessen noch nach ihrer Enteignung eine Rechnung präsentiert. Zügig wurden Banken und weitere Unternehmen verstaatlicht. Als Allende 1973 gestürzt wurde, lag der staatliche Anteil an der Industrieproduktion bei 80 Prozent. Die Mieten und die Preise für Grundnahrungsmittel wurden durch den Staat festgesetzt, die Gesundheitsversorgung kostenfrei angeboten.
Venezuela als Debakel der Linken
Die Verstaatlichungen waren wirtschaftlich ein Misserfolg. Fachkräfte und Manager wanderten ab, stattdessen wurden zahlreiche Politaktivisten eingestellt. „In vielen verstaatlichten Betrieben waren darüber hinaus Disziplinlosigkeit und Arbeitsausfälle zu verzeichnen. In Unternehmen, die noch nicht sozialisiert wurden, ergriffen Arbeiter selbst die Initiative und besetzten die Produktionsanlagen.“ Zudem wurden 6,4 Millionen Hektar Land enteignet. Teilweise wurden Kollektive gebildet, wie man sie aus anderen sozialistischen Ländern kennt. Bauern, die in den 60er-Jahren von der Agrarreform profitiert hatten und Eigentümer geworden waren, mussten jetzt als Angestellte des Staates in landwirtschaftlichen Kollektiven arbeiten. In der Zeit von Allendes Herrschaft wurden täglich 5,5 Grundstücke enteignet oder besetzt und jeden zweiten Tag wurde ein Betrieb verstaatlicht oder besetzt. Die Produktionsleistung ging drastisch zurück, bereits 1972 musste Chile den Großteil seiner Exporterlöse für den Import von Lebensmitteln aufwenden.
„Insgesamt war die Wirtschaftspolitik der Unidad Popular ein Misserfolg. Das galt nicht nur für den Agrar- und Industriesektor, sondern insbesondere auch für die Finanzpolitik. Wie ihre Vorgänger wurde die Regierung der Inflation niemals Herr, ja verschärfte sie durch die großzügigen Staatsausgaben zunehmend.“ Es kam zu einer ähnlichen Entwicklung, wie drei Jahrzehnte später in Venezuela. Schon beim Amtsantritt von Allende hatte die Inflation 36 Prozent betragen, und sie stieg bis 1972 auf 605 Prozent.
Wie später im sozialistischen Venezuela kam es in Chile zu zahlreichen Protestaktionen. Während des fast einmonatigen Besuches des kubanischen Revolutionsidols und Staatsführers Fidel Castro in Chile organisierten Chileninnen einen „Marsch der Kochtöpfe“, um gegen die schlechte Versorgungslage zu protestieren. Linke Aktivisten griffen die Demonstranten an. Im Oktober 1972 beteiligte sich eine halbe Million Kleinunternehmer, Bauern und Freiberufler an Protestaktionen gegen die Regierung.
Die Zeit der Militärdiktatur in Chile
Im September 1973 putschte das Militär gegen die sozialistische Regierung. Kurz bevor die Putschisten den Präsidentenpalast stürmten, beging Salvador Allende Selbstmord. General Augusto Pinochet errichtete eine Militärdiktatur. Die Pressefreiheit und andere demokratische Rechte wurden beseitigt, Oppositionelle verhaftet und gefoltert. Während Pinochet in der Innenpolitik also einen extrem autoritären und antiliberalen Kurs verfolgte, war seine Politik im ökonomischen Bereich überwiegend wirtschaftsliberal.
Maßgeblichen Einfluss gewann eine Gruppe von Ökonomen, die man als „Chicago Boys“ bezeichnete. Sie waren inspiriert von dem glühenden Marktwirtschaftler und Nobelpreisträger Milton Friedman, der an der University of Chicago Ökonomie lehrte. Diese Gruppe hatte eine ausführliche, 189 Seiten umfassende Analyse über den Zustand der chilenischen Wirtschaft verfasst und Vorschläge für wirtschaftliche Reformen formuliert. Sie übergaben diese der Militärjunta, die sie zunächst nicht beachtete und ihren eigenen Wirtschaftskurs verfolgte, der jedoch nicht zu einer Besserung der ökonomischen Lage führte. Insbesondere die Inflation war ein riesiges Problem.
Als die wirtschaftlichen Verhältnisse sich nicht besserten, berief Pinochet die „Chicago Boys“ in führende Positionen. Friedman selbst gab an der Katholischen Universität von Chile mehrere Vorlesungen. Manchmal wird er sogar als Berater des Diktators Pinochet bezeichnet; dafür wurde er immer wieder scharf kritisiert. Tatsächlich traf Friedman Pinochet ein einziges Mal für 45 Minuten und schrieb ihm danach einen Brief, in dem er einen Plan zur Bekämpfung der Hyperinflation und wirtschaftliche Liberalisierung empfahl. Ähnliche Ratschläge erteilte er übrigens auch kommunistischen Diktaturen wie der Sowjetunion, China oder Jugoslawien. Während es weltweit eine Kampagne gegen ihn wegen der „Beratung“ Chiles gab, regte sich bezeichnenderweise kein Mensch darüber auf, dass er kommunistische Länder beriet.
Wie der sozialistische Niedergang beendet wurde
Warum geht es den Menschen in Chile besser als in Venezuela?
In Allendes Zeit kontrollierte der Staat 400 Unternehmen und Banken; in den 80er-Jahren waren es nur noch 45 Firmen, darunter eine Bank. Überall wurde der Staat zurückgedrängt: Die Preiskontrollen wurden aufgehoben, die Vermögensteuer und die Steuer auf Veräußerungsgewinne abgeschafft, die Ertragssteuern gesenkt. Ein Großteil der Steuereinnahmen kam jetzt aus der Mehrwertsteuer, die für alle Güter und Dienstleistungen 20 Prozent betrug. Wieder trat das „Wunder“ ein, das wir schon bei Margaret Thatcher und Ronald Reagan gesehen haben: Die Senkung der Steuertarife führte nicht zu sinkenden, sondern zu steigenden Steuereinnahmen, die von 22 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den Jahren 1973/74 auf 27 Prozent in den Jahren 1975 bis 1977 wuchsen. Und statt des chronischen Haushaltsdefizits gab es in den Jahren 1979 bis 1981 sogar einen Überschuss der Einnahmen über den Ausgaben des Staates.
Vergleicht man die Jahre 1973 und 1981, dann wird der Erfolg dieser Politik deutlich. Die Inflation, die 1973 bei über 600 Prozent lag, war nur langsam zurückgegangen, betrug aber 1981 lediglich noch 9,5 Prozent. Das Wirtschaftswachstum, das 1973 mit -4,3 Prozent negativ war, betrug 1981 5,5 Prozent. Die Exporte stiegen von 1,3 Milliarden Dollar (1973) auf 3,8 Milliarden Dollar im Jahr 1981. Bemerkenswerter war noch, dass die nicht-traditionellen Exporte, also solche, die nicht Kupfer und andere Rohstoffe betrafen, von 104 Millionen Dollar im Jahr 1973 auf 1,4 Milliarden im Jahr 1981 hochschnellten. Und die Reallöhne, die 1973 um mehr als 25 Prozent gesunken waren, stiegen 1981 um neun Prozent. Langfristig war die Wirtschaftspolitik der „Chicago Boys“ entscheidend für Chile, und die heutige gute wirtschaftliche Verfassung des Landes wäre ohne diese Weichenstellungen nicht denkbar. Kurzfristig war das Ergebnis ihrer Maßnahmen jedoch widersprüchlich: Wie auch bei den Reformen Thatchers und Reagans kam es zunächst zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahl. Doch schon wenig später stellten sich sehr positive Effekte ein.
Chile gewann das Vertrauen ausländischer Investoren, die Exporte stiegen an, die Defizite im Staatshaushalt wurden gesenkt. Insgesamt erzielte die chilenische Wirtschaft innerhalb von vier Jahren ein Wachstum von 32 Prozent. Die internationale Finanzwelt und Wirtschaftspresse feierten Chile als neues Wirtschaftswunderland. Der Massenkonsum nahm zu und spiegelte den Anstieg des Lebensstandards vieler Chilenen. So kletterte beispielsweise die Zahl der zugelassenen Automobile zwischen 1976 und 1981 rasant in die Höhe.
Warum Intellektuelle den Kapitalismus nicht mögen
Nachdem die Krise überwunden war, setzte die Regierung die Reformen fort. Es gab eine zweite große Privatisierungswelle, bei der die Staatsführung aus den Fehlern der ersten Privatisierungen gelernt hatte. Während in der ersten Privatisierungswelle die meisten Unternehmen mit hohen Krediten gekauft wurden, was später zu Problemen wegen des hohen Schuldenstandes führte, wurden jetzt viele Unternehmen an die Börse gebracht, so dass sie über ein hohes Eigenkapital verfügten. 1986 begann die Privatisierung aller großen Unternehmen – mit Ausnahme der staatlichen Kupfergesellschaft GMC. Insgesamt wurden Staatsunternehmen mit einem Wert von 3,6 Milliarden Dollar privatisiert.
Die Zeit nach Pinochet: Marktwirtschaft und Demokratie
Politisch wandelte sich das System in Chile, nachdem Pinochet 1988 einen Volksentscheid zur Verlängerung seiner Amtszeit verlor. Bei den Präsidentschaftswahlen 1989 gewann ein demokratisches Wahlbündnis, und von 1990 bis 1994 regierte der Christdemokrat Patricio Aylwin Azócar. Milton Friedman wertete den Übergang von der Diktatur zur Demokratie als Erfolg der wirtschaftlichen Liberalisierung, die die politische Liberalisierung nach sich gezogen habe: „Der chilenischen Wirtschaft ging es sehr gut, aber wichtiger war, dass letztlich die Militärjunta durch eine demokratische Gesellschaft abgelöst wurde. Das wirklich Wichtige an der Sache war, dass die Marktwirtschaft in Chile eine freie Gesellschaft hervorgebracht hat.“ Auch wenn nicht zu bestreiten ist, dass die Liberalisierung der Wirtschaft einen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft leistete und damit eine der Mitursachen für das Ende der Diktatur war, so scheint es doch eine Übertreibung, wenn Friedman den Sieg der Demokratie als direkte und zwingende Folge der wirtschaftlichen Reformen betrachtet. In anderen Ländern – wie etwa in China – folgte zumindest bisher aus der wirtschaftlichen Liberalisierung keine Demokratisierung, so dass es zweifelhaft ist, einen zwingenden Zusammenhang zu postulieren.
Gleichwohl ist der nachhaltige Erfolg der liberalen Wirtschaftsreformen der „Chicago Boys“ nicht zu bestreiten. Sie legten das langfristige Fundament für den heutigen Erfolg Chiles. Wenn der südamerikanische Staat heute zu den wirtschaftlich freiesten Länder der Welt zählt, dann ist das eine Folge der damaligen Reformen, die zwar von nachfolgenden Regierungen sozialpolitisch korrigiert, aber im Grundlegenden nicht in Frage gestellt wurden. Auch in der Zeit der Präsidentschaft der beiden Sozialisten Ricardo Lagos Escobar (2000 – 2006) und Michelle Bachelet (2006 – 2010 und wieder seit 2014) blieb Chile ein marktwirtschaftlich ausgerichtetes Land. Im Jahr 2010 wurde es sogar als erstes südamerikanisches Land in die OECD (Organization for Economic Co-operation and Development) aufgenommen, was ein klares Signal dafür ist, dass Chile, anders als die meisten Staaten der Region, zu den entwickelten Ländern der „ersten Welt“ gehört. Das ist umso bemerkenswerter, als Chile vor den marktwirtschaftlichen Reformen eine der am stärksten protektionistischen Volkswirtschaften der Welt war.
Es ist eines der stärksten Argumente für die Reformen der „Chicago Boys“ in der Pinochet-Zeit, dass weder die in den 90er-Jahren regierenden Christdemokraten noch die später regierenden Sozialisten die grundsätzlich marktwirtschaftliche Ausrichtung in Frage stellten. Im fünften Kapitel haben wir gesehen, dass dies auch in Großbritannien nach den marktwirtschaftlichen Reformen von Thatcher und in den USA nach den Reformen von Reagan nicht anders war: Auch der Sozialdemokrat Tony Blair und der Demokrat Bill Clinton hielten an ihnen fest.
Die Zahlen sprechen für sich
Kritiker der Reformen der „Chicago Boys“ führten an, dass mit dem unzweifelhaften ökonomischen Erfolg eine zunehmende soziale Ungleichheit einherging. Der ehemalige Wirtschafts- und Finanzminister de Castro erwiderte auf diese Kritik: „Die Säuglingssterblichkeit beispielsweise lag 1970 noch bei 80 von 1.000 Kindern. Bis 1990, also gegen Ende der Militärjunta, war sie auf 20 von 1.000 gesunken. Das war ein Ergebnis der wirtschaftlichen Gesundung, die es der Regierung erlaubte, mehr Geld für die Armen auszugeben.“
Venezuela – Das Traumland der Linken am Abgrund
Die „Zeit“ veröffentlichte Ende Juni 2017 einen Beitrag unter der Überschrift „Endstation Reichtum“, in dem es einerseits kritisch hieß: „Hier regiert der Kapitalismus stärker als anderswo – mit allen Konsequenzen für den sozialen Zusammenhalt und die Schwächeren in der Gesellschaft. Kannst du nicht mithalten, gehörst du nicht dazu: Das ist ein kulturelles Erbe der Militärdiktatur Augusto Pinochets, die von 1973 bis 1990 das schmale Land in Randlage Südamerikas bestimmte. Pinochet ist lange tot, aber seine Chicago Boys leben weiter […] Bis heute setzen auch die demokratischen Nachfolgeregierungen dem Markt nur sehr wenige Regeln.“
Andererseits erkennt aber auch die kritische „Zeit“ an: „Die Arbeitslosigkeit ist mit sechs Prozent ähnlich niedrig wie in Deutschland, die Inflation ebenfalls nicht der Rede wert. Chiles Staatsanleihen sind gut bewertet. Im Vergleich mit dem als chaotisch geltenden Umfeld in Lateinamerika gelten die Chilenen als verlässliche Geschäftspartner. Die Infrastruktur funktioniert, es wird gebaut und investiert, Nah- und Fernverkehr fließen. In den vergangenen Jahren ist der Lebensstandard gestiegen, auch für die Armen.“
In der Tat: Das Pro-Kopf-Einkommen der knapp 18 Millionen Chilenen ist fast doppelt hoch wie das der Brasilianer. Und der Anteil der armen Bevölkerung nahm bereits zwischen 2003 und 2014 von 20 Prozent auf sieben Prozent ab. Im gleichen Zeitraum sind die Einkommen der 40 Prozent ärmsten Chilenen stärker gestiegen als die Durchschnittseinkommen. Chile ist 2017 die Nummer eins in Lateinamerika auf der Rangliste des Weltwirtschaftsforums der wettbewerbsstärksten Länder der Welt. Sein Banksystem ist das solideste der Region. Die Unternehmen finden dort eine der besten Standortbedingungen weltweit. Es ist das offenste Land in Lateinamerika und unterhält Freihandelsabkommen mit Staaten, die zusammen 75 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erbringen. In den vergangenen dreißig Jahren hat Chiles Wirtschaft um etwa fünf Prozent im Jahr zugelegt.
In den Jahren 1990 bis 2005 zählte das chilenische Wirtschaftswachstum zu den stärksten der Welt und lag im internationalen Vergleich ungefähr gleichauf mit Südkorea, während es das der anderen lateinamerikanischen Länder bei weitem übertraf. Niedrige Unternehmenssteuern sowie die Deregulierung der Kapitalmärkte schufen Investitionsanreize. Hinzu kam die konsequente Privatisierung der Infrastruktur, von Verkehrsbetrieben und –einrichtungen über Krankenhäuser, Gefängnisse, Telekommunikation bis hin zur Trink- und Abwasserversorgung.
Andererseits ist die Wirtschaft Chiles nach wie vor sehr stark vom Kupfer abhängig. Das Land verfügt über die größten Kupfervorkommen der Welt und hat etwa einen Drittel Anteil an der Weltproduktion. Der Kupferpreis war von einem Tief von 1.438 Dollar (pro Tonne) im Jahr 1998 bis auf ein Hoch von 8.982 Dollar im Jahr 2008 gestiegen, allerdings fiel er im gleichen Jahr bis auf 2.767 Dollar. Im Jahr darauf legte der Kupferpreis um über 150 Prozent zu, und in den folgenden Jahren gab es ein Auf und Ab mit extremen Schwankungen.
Dass dies in einem Land, das in so hohem Maße von Kupfer abhängt, zu Problemen führt, liegt auf der Hand. Doch erinnern wir uns an Venezuela, wo der starke Anstieg des Ölpreises der Auslöser für den Boom war und es Hugo Chávez ermöglichte, mit vollen Händen soziale Wohltaten zu verteilen. Der Rückgang des Ölpreises wurde dann als Grund für die dramatischen wirtschaftlichen Probleme Venezuelas angeführt. Doch dies ist, wie der Vergleich zu Chile zeigt, allenfalls die halbe Wahrheit. Tödlich für Venezuela war die Kombination einer sozialistischen Staatswirtschaft mit der hohen Abhängigkeit vom Öl. Chile hat, als marktwirtschaftlicher Gegenentwurf zu Venezuela, den Rückgang und die starken Schwankungen beim Kupferpreis weitaus besser verkraftet.
Lateinamerika ist nicht mehr links
Der Kapitalismus ist eine gewachsene, spontane Ordnung. Wir haben im ersten Kapitel über den chinesischen Weg vom Sozialismus zum Kapitalismus gesehen, dass er dort nicht von heute auf morgen per Verordnung eingeführt wurde, sondern über Jahrzehnte wuchs, wobei der spontane Prozess „von unten“ ebenso wichtig war wie die Ermöglichung dieses Prozesses durch Politiker wie Deng Xiaoping. So bildeten die Reformen der „Chicago Boys“ in Chile zwar den Ausgangspunkt und waren eine wichtige Weichenstellung, aber erst in den folgenden Jahrzehnten bildete sich eine erfolgreiche kapitalistische Wirtschaftsordnung in dem lateinamerikanischen Land heraus.
Dieser Beitrag basiert auf dem Buch von Dr. Dr. Rainer Zitelmann: „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“
Die Frage, die sich mir aufdrängt ist: Warum nur wird immer wieder in der Geschichte der Menschheit der Sozialismus nach oben gespült? Er bringt nur Unglück, Armut und Tod. Deutschlands Politik, viele der Lehrer und Journalisten und die zahlreichen Ökofaschisten haben überhaupt nichts begriffen. Betonköpfe.
Bitte auch nicht die Umstellung des Rentensystems vom Umlagesystem auf die Kapitaldeckung vergessen!
Die Rentenbeiträge werden direkt in die Produktion gesteckt und verpuffen nicht direkt im Konsum. Es gibt ein Buch darüber: Der Weg zum mündigen Bürger, Pensionsreform in Chile.
Zur sozialen Markwirtschaft von Ludwig Erhard gibt es keine Alternative. Allerdings funktioniert auch die nur mit fähigen und nicht korrupten Politikern, und das war bisher das Problem in Süd- ind Mittelamerika..
Lieber Herr Zitelmamn, vielen Dank für Ihren guten Bericht über Chile. Vielleicht sollte man no ch beerken, dass es auch 1980 schon eine Volksabstimmung gab, wo über die neue Verfassung (die Basis davon ist noch heute gültig) sowie über die Amtszeit Pinochet’s abgestimmt wurde. Pinochet gewann diese Abstimmung und wurde dann 1988 bei der nächsten angesetzten Volksabstimmung 1988 abgewählt. Er erhielt aber trotz allen 44% der Stimmen. Nur mal so gefragt: Wo gibt oder gab es einen sogenannten „Diktador“ der nach einer Volksabstimmung freiwillig die Macht abgab? Soweit ich weiss ist Pinochet der einzige.
Man muss auch sehr anmerken, dass die zweite Regierung Bachelet’s doch auch sehr links war, Steuererhöhungen, Bildungsreform, etc., welches auch ein Piñera (der Mainstreaam ist) auch nicht korrigiert oder gar rückgängig gemacht hat. Gruss aus Chile.
Bei der kurvenreichen Vorgeschichte Chiles, und aller anderen lateinamerikanischen Länder, ist jeder Systemerfolg nur über 2-3 Generationen solide zu bewerten. Es geht immer darum, Wachstum (Investitionen) und sozialen Ausgleich in einer politisch und wirtschaftlich funktionierenden Balance zu halten. Infrastruktur, Bildung, Gesundheit lassen sich nicht rein kapitalistisch organisieren. Das wusste Bismarck mit den Sozialversicherungen, und das wusste Roosevelt mit dem New Deal. Wenn es Chile gelingt, mit dem Kupfer ähnlich umzugehen wie Norwegen mit dem Öl, dann hätte Kapitalismus/Marktwirtschaft in Chile nachhaltig gewonnen. Andernfalls kommt eine neue mehr oder weniger scharfe Kurve.
Das sehe ich anders. Was wird aus Chile ohne Kupfer? Das ist die Frage, die eine chilenische Regierung beantworten müsste, bzw. die Antwort müsste aus der Gesellschaft des Landes kommen. Würden Rohstoffe Völker reich machen, so müssten in Deutschland die reichsten Menschen an der Ruhr leben, doch was sehen wir? Westfalen nennt nicht nur Herr Paetow in seiner Kolumne das Homeland, während der wohlhabendste Teil Deutschlands im Großraum München anzusiedeln ist, eine Gegend fernab der üblichen Handelsstraßen und gänzlich frei von Rohstoffen. Es ist also umgekehrt: Rohstoffe machen nur eine kleine Minderheit reich und hinterlassen bittere Armut und landschaftliche Verheerung, wenn ihr Abbau beendet ist.
Die nächste scharfe Kurve kommt daher auch für Chile, wenn es die Chilenen nicht schaffen, eine Ökonomie jenseits reiner Subsidariätsproduktion und Rohstoffexport aufzubauen. Das Nachbarland Argentinien, wo Rinder das Kupfer darstellen, schafft es noch weniger, hat außerdem mit dem Problem des Oligarchismus und einer zu starken Konzentration auf die Hauptstadt zu kämpfen.
Ein weiteres Problem, das Lateinamerika bisher nicht gelöst hat (und das übrigens auch in Afrika nahezu jede Entwicklung hemmt) ist die völlig unzureichende Verkehrsinfrastruktur über Grenzen hinweg. Chilenischen Wein bekommt man nach Brasilien oder Kolumbien im Grunde nur per Schiff oder Flugzeug. Internationale Bahn- und Straßenverbindungen sind Mangelware. Das wäre etwas, was die „neuen“ Regierungen auf dem Kontinent angehen müssten – sonst werden sie bloß in spätestens 10 Jahren von einer weiteren Welle von heilsverkündenden linken Populisten weggefegt.
Seit 1945 gab es in Deutschland keine ‚ scharfen Kurven ‚ mehr, was ganz wesentlich damit zu tun hat, dass die ‚ rechtliche und politische Software ‚ die aus der Geschichte, und insbesondere in den vorangegangenen ca. 150 Jahren entstanden war, den Totalschaden von 1945 überlebt hat. Genau diese ‚ rechtspolitische und staatliche Software ‚ fehlt aber den lateinamerikanischen Ländern. Die deutsche Zukunft wird wahrscheinlich kurviger und holpriger als bisher, ein revolutionärer Umsturz mit Landung im Strassengraben ist aber trotzdem unwahrscheinlich.
Sozialisten sind im Grunde immer auch Kapitalisten – aber nur in eigener Sache. Soll heißen: Sie wollen so gut leben wie „Reiche“, aber sie wollen dafür nichts tun, oder nicht das nötige. Also werden sie zu Dieben, stehlen den Reichen und Erfolgreichen ihr Geld – und wenn sie es schnell ausgegeben haben (denn es ist immer viel weniger zu holen, als sie glauben) dann gibt es keine neuen Reichen mehr, die sie erneut bestehlen könnten. Dann wird es meistens hässlich, am Ende so wie jetzt in Venezuela, oder vor 28 Jahren in der DDR.
Wir müssen dazu nicht in die Ferne ans Kap Hoorn schweifen, es reicht, heute dem SPD-Bundesfinanzminister Scholz zuzuhören. Er hat ja recht, wenn er das baldige Ende der vollen Kassen ankündigt, nur verschweigt er wohlfeil, was sie so rapide leert. Und wer alles Geld bekommt, das er nicht erwirtschaften und erarbeitet.
Das Problem ist jedoch, dass sehr viel mehr Menschen immer dann sozialistisch sind, wenn es um Ansprüche geht oder die Bereitschaft, sich anzustrengen, vor dem Finanzamt aber erzkapitalistisch agieren. Oder anders ausgedrückt: Groß sind die Ansprüche, klein der Beitrag. Die böse Saat der sozialistischen und sozialdemokratischen Jahrzehnte ist, dass Millionen weiterhin glauben, dieses Geschäft ginge auf.
Ich würde mich freuen, wenn ein Wirtschaftsfachmann wie Roland Tichy sein Format dazu nutzen würde, stärker über Wieselworte wie „soziale Marktwirtschaft“, „Sozialstaat“ oder „Gerechtigkeit“ aufzuklären und zu referieren. Denn verbreitet ist doch der Irrglaube, dass der Staat in erster Linie dazu da sein, den kleinen Bürgern die persönlichen Lebensrisiken auszugleichen, und dafür Gehorsam und Bürgerruhe erwarten dürfe. Es ist dieser Deal, den die Deutschen seit dem 30jährigen Krieg mit dem Staat abzuschließen glauben. Revolutionär werden sie nur, wenn sie meinen, er sei aufgekündigt zu ihren Ungunsten.
Nur so konnte eine Partei wie die SPD dieses Land über sechs Jahrzehnte beherrschen und scheiterte die DDR nicht an der Einsicht, der Sozialismus tauge nichts, sondern weil sich eine komplette Generation um ihre Lebens- und Konsumhoffnungen betrogen sah. Hätten es aber Honecker und die SED geschafft, mehr Konsumgüter aller Art bereitzustellen – sie regierten noch heute, egal was die Stasi machte. Merkel macht es vor, sie beweist es seit 14 Jahren jeden Tag. Auch darüber müsste in Deutschland offen gesprochen werden – der Sozialismus versagt, aber er ist immer noch Gegenstand von Hoffnung und Träumen. Nicht nur in Lateinamerika.
„… und der Demokrat Bill Clinton hielten an ihnen fest.“
Bill Clinton hatte nur Glück, wenn auch unterstützt von Skrupellosigkeit, dass er selbst nicht vom selbstverschuldeten Desaster getroffen wurde.
Bill Clinton hat nämlich auch sozialistische Politik gemacht, die später mit lautem Knall die Weltwirtschaft erschüttert hat, und auch den etwas unbedarften G.W.B. Bill Clinton wollte jedem Amerikaner sein eigenes Haus zukommen lassen, egal, wie niedrig deren Eigenkapital und Einkommen waren.
Die Banken hatten während seiner Amtszeit im großen Stil gegen den Glass-Stiegel-Act verstoßen, da kam es dem Präsidenten nicht in den Sinn, die Bankster zur Rechenschaft zu ziehen, er hat die Banken Gesetze in den Ministerien so umschreiben lassen, dass die Straftaten rückwirkend keine mehr waren. Soviel zum Rechtsstaat USA.
Clinton war von den Banken abhängig, wollte er sein – oder Hillarys – sozialistisches Eigenheim Ziel verwirklichen. Später wurden die Banken ein zweites Mal belohnt, als Clinton den Eindruck schürte, dass die Regierung für alle Kredite zur Finanzierung des „Amerikanischen Eigenheims“ einstehen würde. Das beflügelte natürlich die Phantasie in allen Finanzinstituten. Wer wollte ihnen vorhalten, dass sie risikolos stinke-reich werden konnten. Die Wunderwelt der Subprimes war geboren. Sie flog später anderen um die Ohren. Der Demokrat Bill Clinton hatte turnusgemäß sich aus dem Staub gemacht.
Der Finanzwissenschaftler, Banker, Zentralbanker und Autor Raghuram G. Rajan hat das trotzdem erkannt, und in seinem Buch „Fault Lines“ sehr verständlich und ausführlich beschrieben…
Immer wieder weisen Linke auf die großen Einkommensunterschiede im Kapitalismus hin. Aber diese sind doch egal, solange jeder genug für ein erträgliches bis gutes Leben hat, bzw. mehr als er im Sozialismus hätte. Ich denke das Hauptproblem dabei ist der Umgang mit Neid. Man kann neidisch darauf sein, dass sein „Nachbar“ ein größeres Auto hat, die einen gehen dann hin und strengen sich stärker an um sich ebenfalls solch ein Auto leisten zu können, die anderen jammern und fordern, dass so große Autos verboten werden.
Somit, die einen fordern mehr von sich selbst und die anderen fordern, dass es das Neidobjekt gar nicht gibt bzw. dass Dritte darauf verzichten.
Neid ist eine natürliche Empfindung des Menschen, er kann eine Antriebsfeder sein. Neid bringt uns dazu mehr zu leisten, vorwärts zu kommen. Wenn alle Neidobjekte ausgeschaltet werden gibt es keinen Anreiz zur Leistung mehr. Die Folgen sind automatisch ein Rückgang der Gesamtleistung des Landes und damit ein Rückgang des Wohlstands des Einzelnen.
Auf Tichys Einblick beklagt man sich immer gern über Ideologen und Schwarz/Weissmalereien. Allerdings wird hier selbst Ideologie betrieben: Turbokapitalismus vs. Sozialismus. Was anderes geht gar nicht.
Wie wäre es denn einmal mit Propagierung von SOZIALER MARKTWIRTSCHAFT? Wo Unternehmer UND „die kleinen Leute“ gut Leben können mit guten Löhnen und weitgehend sorgenfrei?
Viel haben Sie auf TE wohl nicht gelesen?
Ich lese täglich auf TE, sehe hier aber zu 99% nur neoliberale Autoren. Wie z.B. auch Herrn Oswald Metzger. Auch bei Tichy selbst dringt oft (so erlebe ich es jedenfalls) aus jeder Pore der Wunsch nach „mehr Kapitalismus“ und weniger sozialer Marktwirtschaft. Es wird ein krudes propagandistisches Bild gezeichnet: Deutschland würde immer sozialistischer, siehe steigende Sozialausgaben.
Das ist jedoch ein Zerrbild, was durch Ausblendung der Wirklichkeit passiert:
Faktisch ist das Land seit der Agenda 2010 weit unsozialer geworden. Die Reallöhne sind im Vergleich zum Volkseinkommen massiv zurückgegangen. Es wurden absurde Zeitarbeitsreformen eingeführt, wo die Betriebe zwar den vollen Lohn zahlen, sich Zeitarbeitsfirmen aber beinahe die Hälfte einstecken. Die unter Erhard (!) eingeführte Arbeitslosenhilfe wurde bekanntlich abgeschafft und mündete in Hartz4. Wenn dennoch die Sozialausgaben steigen (was ich nicht bestreite) liegt das – und es ist ja nicht schwer nachzuprüfen – an immer weiter steigender unqualifizierter Migration ins Land. Dass das aber mit dem Wirtschaftssystem an sich nichts zu tun hat (das wohl kaum zu Migration verpflichtet), dürfte jedem einleuchten, der sich das mal klarmacht.
Wo Zittelmann und ähnliche (wieder) hin wollen, das ist das, was Erhard überwunden hat:
„So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, daß ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. (…) “ (zitiert aus Erhard – Wohlstand für alle)
Übrigens war das auch ein Grund für den Boom, den die BRD erlebte. Denn nur wenn alle auch „ein paar Groschen in der Tasche haben“, dann können auch alle konsumieren und somit für Bedarf und Aufschwung sorgen.
Die alte konservative Struktur mit massiver Ungleichheit mag immer noch besser sein als Sozialismus – das bestreitet keiner. Aber im Vergleich zu einem austarierten System der BRD, wo es allen gut ging und wo alle profitieren und glücklich sind, ist das doch schlicht ein absurder Wunsch.
Ich empfehle als Denkeinstieg mal folgende Videos, wo es explizit darum geht, wie sozial Kapitalismus sein kann und wie man das beste Wohl für alle herausholt:
https://www.youtube.com/watch?v=9bDWhBCi_AY
https://www.youtube.com/watch?v=FMgy6E7YmDg
Die Sie nennen, sind alle Befürworter der sozialen Marktwirtschaft.
Nun, ich falle nicht auf Propaganda-Tricks herein Herr Geoergen 😉 Metzger z.B. ist ja Mitglied in der INSM – einem reinen Lobbyverein. Lesen wir doch mal ein bischen über diesem Verein:
„[…] ist das Ziel der INSM weniger „soziale“ Marktwirtschaft als vielmehr „kapitalistische freie Marktwirtschaft“.[16]
„[…] könne die Verwendung des Schlüsselwortes Soziale Marktwirtschaft im Namen der INSM „im Diskurszusammenhang nur als Versuch gewertet werden […], den ‚Begriff‘ im eigenen, wirtschaftsliberalen Sinn […] zu besetzen““
(https://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Neue_Soziale_Marktwirtschaft)
Sehr schön ist diese Lobby-Vereinigung auch in diesem Beitrag dargestellt:
https://www.youtube.com/watch?v=ppxbDVxwuxY
Man könnte fast lachen, denn so absurd wie traurig ist es auch.
Allerdings war trotz auch meiner öfteren Rückfragen noch nie zu erfahren, worin für die hier auftretenden Befürworter der sozialen Marktwirtschaft die politisch zu formulierenden, sozialen Elemente bestehen sollen.
@Herbert Wolkenspalter
„Allerdings war trotz auch meiner öfteren Rückfragen noch nie zu erfahren, worin für die hier auftretenden Befürworter der sozialen Marktwirtschaft die politisch zu formulierenden, sozialen Elemente bestehen sollen.“
Soziale Marktwirtschaft vs. Turbokapitalismus/Globalismus:
https://www.youtube.com/watch?v=RT36zak5XUY
Denke das dürfte als Ansatzpunkt dienen.
@kommentierfix
Wo soll ich das anfangen….hhhmmm…nehmen wir mal ihr „Lohnbeispiel“ her….Löhne/Gehälter sind wie das Material Bestandteile der Produktkalkulation….sind somit über den Preis direkt mit dem Marktwettbewerb verbunden. Neben der Produkt Qualität, Produkt Image nimmt auch der Produkt Preis im Wettbewerbsmarkt…in der mehrwertschöffenden Marktwirtschaft, eine Unternehmenstragende/Strategische Rolle ein.
Wie setzt sich jetzt der Lohn in Deutschland zusammen….da wäre der Brutto Lohn und der Netto Lohn…..Netto Lohn ist der Reallohn…der Brutto Lohn ist der „Sozialstaatlohn“….das Produkt, das wird jedoch nicht mit dem niedrigeren Netto sondern mit dem höheren Bruttolohn kalkuliert…schließlich müssen ALLE KOSTEN über den Produktpreis und im Kampf mit dem Wettbewerber (weltweit) wieder reingeholt werden. Zu diesen Kosten gehören dann auch die Kosten für unseren Sozialstaat (Arbeitslosen- Kranken- Pflege- Unfall Versicherung). Egal was Sie also machen…ob Sie jetzt mehr „Soziale Versicherung“ fordern oder höhere „Reallöhne“….jede Erhöhung wird in die Produktkalkualtion einfließen und den Preis für das zu verkaufende…im weltweit Wettbewerbstehende Produkt erhöhen….da Unternehmen kann jetzt mit verschieden Maßnahmen auf diesen Wettbewerbsnachteil dieses „zu teuer gewordenen Produkt“ reagieren….entweder mit Automatisierung oder Auslagerung von Lohnkosten Intensiven Arbeitsplätzen ins Ausland…zb. nach Polen, in die Solwakei oder auch nach Indien. Diesen Trend haben wir seit über 20 Jahren in Deutschland…Auslagerung von Lohnintensiver Arbeit ins Ausland oder in die Automatisierung…heute auch unter dem Sitchwort DIGITALISIERUNG zu finden.
Für den Einstieg sollte dies erst einmal reichen…am besten Sie informieren sich über diese Zusammenhänge von Sozialstaat und Marktwirschaft selbst…mit einen Seminar in BWL und VWL….das wäre ein Anfang.
Marc Hofmann
Dann ist es Ihrer Meinung nach richtig, dass die Deutschland AG mittlerweile ein Billiglohnland ist? Dass immer mehr Menschen, die Vollzeit arbeiten, auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen sind, weil der Lohn nicht einmal für die rudimentäre Existenzsicherung langt? Dass immer mehr Menschen einen Zweit- und Drittjob annehmen, um die Existenz mal mit „Luxus,“ wie z.B. einem Auto, einem Urlaub, oder den Sportvereinen für das Kind bezahlen zu können? Und es ist für Sie auch okay, wenn große Industrien über Steuergeld subventioniert werden, als Forschungs- und Entwicklungshilfe für neue Technologien getarnt, während die Früchte der subventionierten Forschung dann den Aktionären zugute kommen? Oder haben Sie schonmal gehört, dass Subventionen zurückgezahlt wurden?
Mir ist schon klar, dass es bei der sozialen Marktwirtschaft nicht darum geht, dass für jeden Mangel, und sei es nur gefühlter, Steuergeld verteilt wird, aber es ist schon zu hinterfragen, ob die politischen Entscheidungen der letzten Jahre „pro“ Wirtschaft nicht zu massiven Verwerfungen innerhalb des Lohngefüges geführt haben! Und bieten diese politischen Entscheidungen der Vergangenheit den amtierenden Politikern nicht eine gute Basis, den Sozialismus einzuführen, wie es gerade versucht wird, und teilweise auch schon gelungen ist?
@Jasmin
Genau der Sozialstaat…die Gewerkschaften…haben doch dazu beigetragen, dass Deutschland ein Billiglohnland geworden ist. Die Welt hat sich nach dem Fall des eisernen Vorhang komplett verändert…die Globalisierung konnte volle Fahrt aufnehmen…der Wettbewerb im Arbeitsbereich ist voll ausgebrochen….die ganzen Lohnerhöhungen und Sozialleistungen der 60er, 70er, 80er, 90er Jahre wurden jetzt zur Belastung für den Deutschen Arbeitsmarkt, der sich auf einmal im Globalne Wettbewerb wiederfand.
Automatisierung und Arbeitsplatzverlagerungen waren die Folgen…Texitlindustrie weg, Polsterindustrie uvm. an Industriearbeitsplätze gingen mit der Grenzöffnung verloren.
Zölle haben schon ihren Sinn…besonders wenn ich meinen heimischen Arbeitsmarkt schützen will…auch eine eigene Währung ist ein Steuerungsinstrument…eine Grenze an sich macht Sinn…beim Schutz meiner eigenen Arbeitsplätze/Produkte/Patente/Forschung und Wisschenschaften….Schnittstellen nur da, wo diese nicht zur Gefahr für das eigene Volk/Arbeiterschaft wird….Kooperation JA…Verrat/Ausverkauf NEIN….nur mit einer Grenze kann ich das vernünftig kontrollieren und zum Wohle der eigenen Arbeiterschaft/Volk einsetzen.
Die Grünen Sozialisten schreien nach Multikulti=Globalisierung….und merken gar nicht, dass man in den eigenen Untergang rennt….wer nämlich Multikulti und Globalisierung einer geordneten Volkswirtschaft/Grenzschutz bevorzugt, der muss sich im klaren sein, dass man sich dann auch im Wettbewerb mit den niedrigsten Arbeitslöhnen Weltweit befindet.
In der Globalisierung wird der geringste Nenner immer der billigste Arbeitsplatz…der niedrigste Lohn sein.
Marc Hofmann
Da haben Sie recht, aber das macht es trotzdem nicht richtig!
Die Politiker und die global agierende Industrie werden vermutlich erst dann begreifen, dass auch in einer globalisierten Wirtschaft, die sozialen Fragen beachtet werden müssen, wenn sie keine Abnehmer mehr für ihre Produkte finden, weil es sich die Menschen nicht mehr leisten können, auch wg. geringer Löhne. Oder durch Aufstände, die zzt. nur durch Zuteilung von „Sozialleistungen in Bargeld“ noch unter der Decke gehalten werden.
@Jasmin
Und genau jetzt kommen wir zum springenden Punkt….“globalisierten Wirtschaft – soziale Fragen“…..in Deutschland konnten wir nur in der Zeit der Grenzsicherung/Kontrolle….also vor dem Fall des eisernen Vorhang und nach 1945…ca. 40 Jahre….unseren Traum von einer „Sozialen Gesellschaft“ leben…eine Gesellschaft die in Grenzen durch ihre mehrwertschöpfende Marktgesellschaft (Erfindern, geschützte Patente, Wissenschaft, Techniker, Ingenieuer…zupackend und zielführend für das eigene Wohl…das Wohl der Familie, der Gemeinde, des Bundesland…Deutschland) diesen „Sozialstaat“ aufbauen. Ich will es hier etwas abkürzen….
Um so größer ein Konstrukt ist…ein Raum…eine Ausdehung…um so schwieriger ist es, dieses Konstrukt unter Kontrolle zu bringen und zu halten.
Will sagen…die soziale Marktwirschaft hat nur in den Grenzen der BRD und mit dem Wirtschaftsaufschwung nach dem 2. Weltkrieg (alles war zerstört und musste aufgebaut werden…investiert werden) funktioniert. Die soziale Marktwirtschaft würde auch im vereinigten Deutschland funktionieren….nur müssten wir uns eben unsere Grenzsicherung/Kontrolle wieder zurückholen und unsere eigene Währung (DM). Darum begreife ich auch nicht, warum die Sozialisten so auf die Globalisierung pochen…auf die Abschaffung der Grenze…auf das Multikulti des illegalen Einwandern in unser Sozialsystem….in unser Bildungssystem….
Der Rest der Welt ist für die „Soziale Marktwirtschaft“ nicht bereit…darum wäre es um so wichtiger, dass wir in Deutschland unsere Soziale Marktwirtschaft verteidigen würden, bis der Rest der Welt davon überzeugt worden ist…aber solange hätten wir unsere Grenzen schützen/kontrollieren und unsere Währung behalten müssen. Beides wurde jedoch aufgegeben…die Poltiik…Regierung hat sich in den letzen Jahren für den Globalen NGO-Finanz-Sozialismus = Ausbeutung entschieden.
Marc Hofmann
Um es frei nach Herrn Brinkhaus zu formulieren: Da passt kein Blatt Papier zwischen Ihrer und meiner Sicht auf dieses Politik- und Wirtschaftssystem. ?
„jede Erhöhung wird in die Produktkalkualtion einfließen und den Preis für das zu verkaufende…im weltweit Wettbewerbstehende Produkt erhöhen […] entweder mit Automatisierung (reagieren) oder Auslagerung von Lohnkosten Intensiven Arbeitsplätzen ins Ausland…zb. nach Polen, in die Solwakei oder auch nach Indien. Diesen Trend haben wir seit über 20 Jahren in Deutschland “
Klar, und weil Länder wie Indien und China existieren, die mit sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten und „über Leichen“ gehen, sollen wir uns gefälligst diesen Bedingungen immer weiter anpassen oder wie? Ziemlich absurde Argumentation. Aus mehreren Gründen.
Zunächst mal kann der Binnenmarkt nur weiter wachsen, wenn man die Löhne zusammen mit der Produktivität anhebt, wie es füher immer der Fall war. Macht man das nicht, verschenkt man massiv Wirtschaftsleistung. Der Binnenmarkt ist in Deutschland so in den letzten zwanzig Jahren überhaupt quasi nicht (!) gewachsen, es gab einzig einen Exportboom. Hätten wir den Binnenmarkt weiter wachsen lassen, wären wir aber jetzt gar nicht so abhängig vom Export.
Ein weiterer Fehler dieser Argumentation liegt ganz simpel darin, dass die unregulierte Globalisierung anders als von Ihnen dargestellt NICHT zwingend ist. Man kann sich dagegen schützen – mit entsprechenden Zöllen. Diese werden heute europäisch verhängt von der EU.
Die Abwanderung eines Produzenten macht wenig Sinn, wenn er die Ersparnis anschließend durch Zölle wieder drauf legen muss, um überhaupt noch in die EU (immerhin der größte Wirtschaftsraum der Welt) verkaufen zu können.
Verstehen Sie mich nicht falsch:
Es geht nicht um Zölle, die jeden Handel unterbinden. Sondern um solche, die unfaire Vorteile durch „Sklavenhaltung“ ausgleichen.
Und Ihre Argumentation hat einen weiteren Fehler: https://www.welt.de/wirtschaft/article113890678/Nur-noch-jeder-vierte-VW-kommt-aus-Deutschland.html
Sie haben richtig gelesen:
VW und co lassen für China und co immer mehr direkt in China produzieren. Nur noch jeder vierte VW kommt aus Deutschland (!). Und dieser Trend wird nicht weniger, sondern mehr, völlig egal, wie weit wir hier an den Löhnen herumdoktern – denn so spart man sich ganz simpel Kosten wie das Devisenrisiko und das Verschiffen.
Was Ihre Argumentation allerdings völlig hinfällig macht:
„Die Exportpreise sind dagegen stärker gestiegen als die gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten, was nichts anderes bedeutet, als dass die deutsche Industrie höhere Gewinne durchsetzen konnte. Die deutschen nicht-finanziellen Unternehmen verzeichnen deshalb einen hohen Nettofinanzierungsüberschuss. Damit ist belegt: Die Lohnzurückhaltung war wettbewerbspolitisch überflüssig; damit auch die Einführung beispielsweise des Niedriglohnsektors. Die Unternehmen hätten ohne diese Rücksichtnahme auf eine vermeintlich bedrohte Wettbewerbsposition allerdings weniger Gewinne gemacht. Deshalb sind die Ursachen des deutschen Wettbewerbsvorteils etwas komplizierter als die Erklärung mit den niedrigen gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten nahelegt.“ (https://oxiblog.de/anmerkungen-zum-deutschen-exportmodell/)
Ja, sie lesen richtig: Die deutschen Unternehmen haben ihre Preise noch erhöht und haben Lohnsenkungen eben NICHT einfließen lassen, um „konkurrenzfähiger in China“ zu sein. Sie haben sich also diese Gelder schlicht als Gewinn eingestrichen.
Alles andere würde auch wundern:
Ein durchschnittlicher Arbeiter verdient in China ein paar Tausend Euro im Jahr. Die kaufen keine hochpreisigen Made-in-Germany Güter. Die, die es aber tun, denen kommt es um ein paar Groschen nicht.
Siehe auch:
https://www.youtube.com/watch?v=IOl0fJDu2dw
„Welcher Idee unterliegt der Freihandel und wie wirkt er sich in der Realität aus?“
@kommentierfix
Der Binnenmarkt ist doch in Deutschland und der EU schon längst gesättigt. Man kann alles Kaufen, was man will…wir haben einen Binnenmarkt auf dem man alles bekommt. Die Grundbedürfnisse werden doch vom Deutschen Sozialstaat über Hartz IV, Arbeitslosengeld, Sozialleistungen, soziales Ehrenamt abgedeckt. Ansonsten ist es jedem selbst freigestellt über diese Grundbedürfnisse hinaus sich ein wohlhabenderes Leben aufzubauen ohne das der Staat hier weiter eingreift…eingreifen soll.
Die Preise ERHÖHT MAN NICHT SO EINFACH…die Preise werden dem jeweiligen Markt in den verschiedenen Ländern angepasst…der Wettbewerb sorgt für die Regulierung des Preises…Preis/Leisungsverhältnis und Nachfragesteigerung bei gleichzeitiger Kostendeckung. (Produktkalkulation).
„Faktisch ist das Land seit der Agenda 2010 weit unsozialer geworden. Die Reallöhne sind im Vergleich zum Volkseinkommen massiv zurückgegangen.“
Genau da führen Sie selbst den Grund für weniger Sozialismus auf. Denn, nur mit der Sozialhilfe, als zuerst einmal die Familie für den Einzelnen zuständig war und es nicht H-4 für jeden gab, gab es weniger die von staatlichen Leistungen abhängig waren. Denn die Familie tritt demjenigen schon auf die Füße 🙂
Die Reallöhne konnten dadurch zurück gehen, denn sie mussten nur noch über H-4 liegen.
Hätte man es bei einem sozialen Netz belassen, dass nur auffängt, wenn sonst wirklich nichts mehr geht, dann würde es allen besser gehen, als heute mit der sozialen Hängematte für alle!
„Denn, nur mit der Sozialhilfe, als zuerst einmal die Familie für den Einzelnen zuständig war und es nicht H-4 für jeden gab “
Das ist schlicht Unfug. Es gab keine lebenslange Unterhaltspflicht durch die Eltern im alten Sozialhilfe-System.
doch, gab es, genauso wie umgekeht. Auch Geschwister waren füreinander finanziell verantwortlich. Dafür wurde umgedreht die Familie auch unter besonderen Schutz des Staates gestellt.
„doch, gab es, genauso wie umgekeht. Auch Geschwister waren füreinander finanziell verantwortlich. “
Haben Sie dafür auch einen Beleg? In entsprechenden alten Gesetzestexten lässt sich dafür rein gar nichts finden für Ein-Personen-Haushalte.
Anders sieht es bei geschlossenen Haushalten aus. Das ist aber auch heute bei Hartz4 so: Diese gelten als „Bedarfsgemeinschaft“.
Ok, was den Geschwisterunterhalt betrifft habe ich mich wohl vertan, den Rest finden Sie hier:
http://www.socialnet.de/materialien/attach/277.pdf
1) Sie setzen „die alte konservative soziale Struktur“ mit kapitalistischer Marktwirtschaft gleich und legen diesen Bedeutungszusammenhang auch noch Herrn Erhard in den Mund. Die „alte „Ordnung“ war aber eine Hierarchie, die durch GESETZLICHE PRIVILEGIEN diktiert wurde, welche die freiwillige Kooperation unter allen Marktteilnehmer so behinderte, dass eine kleine Schicht auf Kosten der großen Masse leben konnte.
2) „Neoliberalismus“ ist nicht gleichzusetzen mit mehr freier Marktwirtschaft. Im Gegenteil, die „Neoliberalen“ fordern spezifische Lenkungen des Marktes und sind aus diesem Grund keine echten Liberalen. „Neoliberalismus“ ist mehr ein Kampfbegriff der Linken, mit dem alle ökonomischen, sozialen und ökologischen Probleme den „unregulierten“ Märkten zugeschrieben und damit staatlichen (sozialistische) Interventionen gerechtfertigt werden sollen.
3) Erhard hat nicht die freie Marktwirtschaft, die „Zitelmann und ähnliche“ befürworten, sondern die Lohn- und Preiskontrollen, die Adenauer beibehalten wollte, überwunden.
4) Alles was Erhard behauptet hat ist nicht zwangsläufig sinnig und richtig.
5) Aus dem Zitat über die „breitgeschichtete Massenkaufkraft“ lässt sich nicht ableiten, dass Herr Erhard die Meinung vertrat, zusätzlicher Konsum der Massen, wäre die oder überhaupt eine Quelle für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
6) Bevor konsumiert werden kann, muss a) gespart und b) die „richtigen“ Investitionen getätigt werden. Die Produktion geht dem Konsum voraus. Staatliche Anreize, die den „Binnenkonsum ankurbeln“ sollen, lassen eine Gesellschaft verarmen relativ zur Situation, in der diese Anreize nicht gesetzt worden wären.
7) Man kann sich nicht reich konsumieren. Es ist somit egal was der Keynesianer Flassbeck dazu meint.
8) Diese Zeit, „wo es allen gut ging und wo alle profitieren und glücklich“ waren, gab es so noch nie. Auch nicht in der BRD.
9) Selbst wenn es diese Zeit gegeben hätte und sie zeitlich einherging mit einem aus Ihrer Sicht „austariertem System“ folgt daraus nicht, dass die Austarierungen dafür nicht nur ursächlich verantwortlich sondern sogar notwendige Vorraussetzung waren. Es kann genauso wahr sein, dass die Austarierungen einen noch größeren Wohlstandszuwachs verhindert haben.
„Bevor konsumiert werden kann, muss a) gespart und b) die „richtigen“ Investitionen getätigt werden. Die Produktion geht dem Konsum voraus. Staatliche Anreize, die den „Binnenkonsum ankurbeln“ sollen, lassen eine Gesellschaft verarmen relativ zur Situation, in der diese Anreize nicht gesetzt worden wären.“
Das ist Unsinn aus mehreren Gründen.
Zunächst beginnt alles mit einem Kredit, denn wir leben wir in einem Kreditgeldsystem. Jeder Euro, der von jemand gespart wurde, besteht nur, weil jemand anderes einen Kredit aufgenommen hat. Sie haben sich nicht mal über Grundlagen der Volkswirtschaft klug gemacht. Klassicherweise machen das übrigens die Unternehmen, denn in aller Regel (glückliche Ausnahmen gibt es natürlich) ist es ein bischen schwer, zunächst mal „ein paar Millarden zu sparen“ um eine Investition zu tätigen. Verrechnet man alle Geldvermögen- und Schulden, kommt dabei übrigens exakt 0 heraus 😉
„Man kann sich nicht reich konsumieren.“
Was ist „reich konsumieren“? Eine Wirtschaft ist ein Kreislaufsystem. Güter, die eine Wirtschaft produziert, die müssen anschließend auch abgenommen und bezahlt werden. Dazu muss die Bevölkerung sich diese auch leisten können, ansonsten gibt es überhaupt keine Möglichkeit diese breit abzusetzen und entsprechend riesige profite zu machen.
„zusätzlicher Konsum der Massen, wäre die oder überhaupt eine Quelle für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.“
Was wollen Sie denn mit Gütern machen? In den Fluss werfen? Wo soll das Geld herkommen? Vom Mars?
@kommentierfix: Ihre Wahrnehmung, dass hier auf Tichys ein „krudes propagandistisches Bild“ gezeichnet wird, ist tatsächlich subjektiv und am Ende in ihrer Ausformulierung genau das, was sie unterstellt: krude und propagandistisch. Nicht nur arbeiten Sie mit der zitierten diffamierenden Begrifflichkeit – auch Ihre Verwendung des Begriffs „unsozial“ ist rein propagandistisch, weil nicht sachlich begründet.
Nehmen Sie doch einfach zur Kenntnis, dass Zitelmann mit seinem Buchtitel „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“ eine klare, unpolemische Ansage über den Inhalt des Buches macht, die er darin sachlich begründet. Diese Begründungen mögen Sie ebenso sachlich bestreiten, falls Sie dazu fachlich und intellektuell in der Lage sind. Mit Ihrer Polemik aber lassen Sie uns (jedenfalls mich) bitte in Ruhe.
Und ,wie sieht es denn in Chile in diesem Punkt aus?
In Chile gibt es keine soziale Marktwirtschaft, sondern etwas, auf das wohl das Wort „Raubtierkapitalismus“ ganz gut zutreffen würde:
„[..] dass ein Prozent der Chilenen 35 Prozent des Reichstums des Landes besitzen. Auf der anderen Seite leben 14 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Und der staatliche Mindestlohn in Chile beträgt gerade einmal umgerechnet 330 Euro – bei Lebenshaltungskosten, die den deutschen ähneln. „Und 50 Prozent der Arbeitnehmer verdienen weniger als 400 Euro im Monat“, stellt Kremerman fest: „Man muss sich das mal vorstellen: Die Menschen haben Arbeit und müssen sich für die Miete und Essen verschulden“.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-06/chile-neoliberalismus-armutsgrenze-wirtschaft-reichtum/seite-2
Wer das als Nicht-Oligarch als Erfolgsmodell beschreibt und selbst anstrebt, dem würde ich Masochismus unterstellen 😉
Soziale Marktwirtschaft wird heute gänzlich anders verstanden wie es ursprünglich gemeint war. Sozial sollte darstellen, dass potentiell jeder die Möglichkeit hat durch einen sicheren und ihn unterstützenden Staat die Möglichkeit hat Wohlstand zu erarbeiten und anzuhäufen, nicht aber, dass eine soziale Hängematte zum Nichtstun anregt. Nichts anderes passiert in Chile wie auch ausgeführt, der Wohlstand steigt, auch für die Armen, die Zahlen sprechen für sich. Einem Armen Menschen mit 10.000€ Brutto im Jahr ist es egal ob der Millionär nebenan statt 10Mio nun 12Mio verdient, also 2 Mio. mehr, wenn im gleichen zeitraum sein Gehalt von 10.000€ auf 30.000€ anwächst. Die Schere zwischen Arm und Reich ist zu großen Teilen irrelevant.
„Sozial sollte darstellen, dass potentiell jeder die Möglichkeit hat durch einen sicheren und ihn unterstützenden Staat die Möglichkeit hat Wohlstand zu erarbeiten und anzuhäufen, nicht aber, dass eine soziale Hängematte zum Nichtstun anregt.“
Die soziale Absicherung war unter Erhard und in der alten BRD aber besser als heute – und trotzdem war die Arbeitslosigkeit geringer. Die Propaganda der sozialen Hängematte kam just dann auf, als man Sündenböcke für die durch DDR-Zusammenbruch und immer mehr Migration stark gestiegene Arbeitslosigkeit benötigte.
„Einem Armen Menschen mit 10.000€ Brutto im Jahr ist es egal ob der Millionär nebenan statt 10Mio nun 12Mio verdient, also 2 Mio. mehr, wenn im gleichen zeitraum sein Gehalt von 10.000€ auf 30.000€ anwächst. [..] Die Schere zwischen Arm und Reich ist zu großen Teilen irrelevant.“
Bloß passiert genau das ja eben NICHT, das ist schlicht ein Märchen, was immer wieder aufgetischt wird. Wie man an der Realität sehen kann:
„[..] dass ein Prozent der Chilenen 35 Prozent des Reichstums des Landes besitzen. Auf der anderen Seite leben 14 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Und der staatliche Mindestlohn in Chile beträgt gerade einmal umgerechnet 330 Euro – bei Lebenshaltungskosten, die den deutschen ähneln. „Und 50 Prozent der Arbeitnehmer verdienen weniger als 400 Euro im Monat“, stellt Kremerman fest: „Man muss sich das mal vorstellen: Die Menschen haben Arbeit und müssen sich für die Miete und Essen verschulden“.
„Hinzu kommt die ungebrochene Konsumlust: So ist es kaum verwunderlich, dass 81 Prozent der erwachsenen Chilenen Schulden haben, ein Fünftel der 18 Millionen Einwohner ist laut aktuellen Studien mit seinen Ratenzahlungen im Verzug.“ (https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-06/chile-neoliberalismus-armutsgrenze-wirtschaft-reichtum/seite-2)
Das mag ja immer noch besser sein als Sozialismus, aber so etwas als „Erfolg“ oder gar Nachahmenswert zu bezeichnen – das ist schlicht so als ob man ein Zwei-Sterne-Motel im Slum als Wellness-Oase anpreist, nur weil man vorher auf der Straße geschlafen hat.
Es ist und bleibt absurde Propaganda durch eine groteske Verzerrung der Realität, die hier betrieben wird. Es ist genau das selbe wie bei Sozialismus-Propagandisten, nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Durch Eingriffe des Staates und der EZB ist es erst zu den masiven Verwerfungen, die Sie beklagen gekommen.
Die grundlegende Infrastruktur gehört in die Hand des Staates und nicht in die von privaten Firmen. Aber genau da wurde unser Staat aktiv und hat privatisiert (Bahn, Strom Krankenhäuser, Pflegeheime).
Die EZB hat mit ihrem billigen Geld dafür gesorgt, dass der gesamte Markt verzerrt wird, weil eigentlich unwirtschaftliche Betriebe weiter existieren und damit Innovationen anderer ausbremsen.
Durch einen Zugang von potentiellen Arbeitnehmern in den untersten Jobs werden hier die Preise massiv gedrückt. Sonst wären viele Löhne hier schon längst gestiegen.
So so, die Bahn wurde „privatisiert“? Und warum ist dann der Eigentümer der Staat? Und bei den Energieerzeugern ist zumindest RWE überwiegend im Besitz der Kommunen.
@kommentierfix.
Richtig! Hier werden Extreme gegenübergestellt aber nichts dazwischen.
Dabei vernachlässigt Zitelmann regelmäßig das mit Wichtigste, das diesmal nur in einem Satz kurz Erwähnung fand: Die extrem aufgegehende soziale Schere in Chile. Das ist die immer größer werdende Magma-Blase unter der Oberfläche, während man oben lustig siedelt, weil der Boden so fruchtbar ist. Aber eines Tages, wenn der Druck zu groß wird, geht die Magma-Blase hoch.
Deshalb ist der Kapitalimus auch nicht „die Lösung“, sondern nur eine der beiden Extrempositionen eines schwingenden Pendels.
Die simpelste Frage wird nicht gestellt: Warum wurde der Kapitalismus z.B. in Venezuela überhaupt abgewählt, wo des dem Land angeblich doch so gut ging? Weil das Land nicht die Bevölkerung ist.
Der Sozialismus scheitert in der Praxis am miserablen Betriebsmanagement und Geschenken, die nicht erwirtschaftet wurden, während der Kapitalismus nur an Betriebswirtschaft denkt aber für sonst nichts Veranwortung übernimmt. Beides sind einseitige Positionen und genau deshalb keine Lösungen.
Man gewinnt den Eindruck, Sie haben den Artikel entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.
»Man gewinnt den Eindruck…«
…und Sie meinen Kommentar nicht verstanden.
Lesen Sie mal Kommentar von @W aus der Diaspora, da wo es darum geht, was verschiedene Menschen tun, wenn sie ein größeres Auto haben möchten. Genau da liegt der Unterschied zwischen zwei Systemen.
„Dann wandeln Sie sich doch einfach mal vom Rezipienten zum Produzenten“
Keine Sorge Herr Vogel, ich bin bereits selbstständig und zahle Spitzensteuersatz. Und es sei Ihnen versichert, dass ich die hohen Steuern hier keineswegs liebe.
Ich besitze aber so etwas wie einen Funken Ehre im Leib und lege Wert auf intellektuelle Redlichkeit – und deswegen schwinge ich micht garantiert nicht auf, solch einen einseitigen Stuss wie in Chile zu verteidigen.
Die Welt ist eben nicht immer nur schwarz oder weiß – auch wenn das einigen sehr gefällt, weil es natürlich das Denken stark vereinfacht und dem Tag eine simple Struktur mit Freund und Feind gibt.
@ kommentierfix
Ich lese nicht alles auf TE, aber fast alles. Propaganda für Turbokapitalismus habe ich noch nicht hier gelesen. Wohl aber über Kapitalismus, insbesondere in der Gegenüberstellung zu Sozialismus. Letzterer ist in aller Regel mehr als eine Wirtschaftsordnung, und endet fast ausschließlich immer in faschistoiden Diktaturen.
Viele kapitalistische Systeme versuchen sozialer Marktwirtschaft zu entsprechen, aber sie verzichten oft darauf, als solche zu firmieren. Leider ist die Soziale Marktwirtschaft wie von Ludwig Erhard geplant in Deutschland einem immer mehr sozialistischen System gewichen. Das Ende von sozialistischen Systemen ist hinreichend beschrieben worden, auch im vorliegenden Artikel von Rainer Zitelmann…
Staatswirtschaft funktioniert nicht, das wurde seitdem in Russland die Bolschewiki die Macht übernommen hatten und zum ersten Mal dieses Experiment starteten, genügend vorgeführt. Dass auf der anderen Seite Kapitalismus in Reinkultur an den gesellschaftlichen Rändern auch Ungleichheit produziert, die dann immer wieder Sozialisten im Extremfall an die Macht bringen kann, die ein schon mehrfach gescheitertes Experiment wieder starten, ist mehr als bedauerlich.
Der Mittelweg wurde mit Ludwig Erharts sozialer Marktwirtschaft beschritten. Kapitalismus ja, Marktwirtschaft ja, allerdings mit einer flankierenden Sozialpolitik.
Sozialpolitik muß man sich als Gesellschaft allerdings auch leisten können. Auch hier gilt es die vernünftige Mitte zu finden und vor allem die wirtschaftlich Aktiven zu fördern die Wohlstand schaffen und sie nicht durch eine monsterhaft aufgeblähte staatliche Bürokratie zu behindern.
Es sollte lieber mal über den Weg für uns Deutsche berichtet werden…von einer sozialen Marktwirtschaft in den Grünen Sozialismus. Wir Deutsche gehen diesen Weg schon seit 20 Jahren….und dieser Weg wird mehr und mehr zum Alltag für uns Deutsche….Euro, Energiewende (EEG), verstaatlichung der Energiewirtschaft…der Automobilindustrie…der Industrie allgemein…mit der Folge der Abwanderung der Insustrie aus Deutschland….in der Bildung wird sozialistische Weltanschauung geprädigt und immer wengier Naturwissenschaftliches Wissen vermittelt…..Verbote, Gesetze, Verordnungen…alles wird geregelt…alles wird der Grün-Sozialistischen Gesinnungspolitik unterworfen…auch unsere Soziale Marktwirtschaft verliert die Marktwirtschaft…die Freiheit einer freien Marktgesellschaft….
und nach wie vor gibt es 2 Dinge die sich nicht geändert haben. 1. Die Wahl der Parteien die diesen Unsinn nicht weiterführen udn 2. Vorkehrungen zu treffen um sein Hab und Gut abzusichern oder so zu positionieren, dass es nicht Gefahr läuft vom Staat vereinnahmt zu werden.