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Krise auf dem Balkan

Bosnien ist zerfallen, aber noch merkt es niemand

28.02.2025

| Lesedauer: 4 Minuten
Ein bosnisches Gericht hat den bosnisch-serbischen Präsidenten Milorad Dodik zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – weil er sich den Weisungen des internationalen Zwangsverwalters Christian Schmidt widersetzte. Was nun?

Es mutet an wie ein Drehbuch für den nächsten Balkan-Konflikt: Das Bundesgericht der von Spannungen zerrütteten, multiethnischen Konföderation Bosnien-Herzegowina hat den Präsidenten der bosnisch-serbischen Teilrepublik „Republika Srpska“, Milorad Dodik, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Darüber hinaus darf er sechs Jahre lang keine staatlichen Funktionen wahrnehmen. Er müsste jetzt also verhaftet, und Neuwahlen müssten ausgeschrieben werden.

Dodik erklärte daraufhin: „Bosnien-Herzegowina existiert nicht mehr.“ Er drohte Christian Schmidt, dem deutschen „Hohen Repräsentanten“ der Staatengemeinschaft, de facto der Regent Bosniens, mit Festnahme und Ausweisung, sollte er sich im serbischen Landesteil sehen lassen.

In Belgrad tagte derweil am Mittwoch der serbische Nationale Sicherheitsrat, im Anschluss daran flog der serbische Präsident Aleksandr Vučić noch am Abend nach Banja Luka, in die Hauptstadt der Republika Srpska, um Dodik seine Unterstützung zu versichern. Dodik telefonierte auch mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der sich danach ebenfalls öffentlich auf dessen Seite stellte. Dodik erklärte vielsagend (ohne gefragt worden zu sein), derzeit befänden sich 300 Angehörige der ungarischen Anti-Terroreinheit TEK im Land, um mit bosnisch-serbischen Einheiten zu „trainieren“. EUFOR, das 1100 Soldaten zählende internationale Truppenkontigent in Bosnien, erklärte, man habe „genügend Kräfte“ um jeder Eventualität zu begegnen.

Was ist passiert? Was kann passieren?

In einem Satz: Bosnien wird seit dem Ende des dortigen Krieges 1995 von der „Staatengemeinschaft“ regiert. Rechtliche Grundlage ist das Abkommen von Dayton vom Dezember 1995. Diese Struktur droht jetzt endgültig zu zerbrechen, mit unabsehbaren Folgen.

Dem Vertrag entsprechend wurden die drei verfeindeten Volksgruppen und die von ihnen bewohnten Landesteile in autonome Verwaltungseinheiten aufgeteilt: Bosnien und Herzegowina, mehrheitlich bewohnt von Muslimen (Bosniaken) und Kroaten, wurden zusammengefügt zu einer „Föderation“ von zehn Kantonen mit jeweils fast vollkommener Autonomie. Die Bundesregierung kann den Kantonen wenig vorschreiben. Jeder Kanton hat seine eigene Regierung, Polizei, Bildungssytem, und eigene Steuern.

Die Republika Srpska ist hingegen von der politischen Struktur her hochgradig zentralisiert. Sie lässt sich von der bosnischen Föderation nicht hineinregieren.

Um dieses merkwürdige Konstrukt irgendwie zusammenzuhalten, wurde es „Konföderation“ genannt, wobei die Entscheidungsgewalt auf gesamtbosnischer Ebene den Einheimischen lieber nicht anvertraut wurde. Stattdessen gibt es einen Hohen Repräsentanten der Staatengemeinschaft, der mit erheblichen Machtbefugnissen ausgestattet ist.

Gegenwärtig ist es der deutsche CSU-Mann Christian Schmidt. Laut Dayton-Vertrag wird der Hohe Repräsentant ernannt vom Lenkungsausschuss des sogenannten internationalen Friedensimplementierungsrates und hat die Macht, sämtliche demokratischen Einrichtungen des Landes zu überstimmen. Er kann Gesetze stornieren, Dekrete erlassen, und gewählte Politiker ihres Amtes entheben. Christian Schmidt benutzt diese Vollmachten auch: 2022 änderte er das Wahlrecht. Rückwirkend, nachdem die Stimmen abgegeben waren.

In den letzten Jahren stornierte er mehrere Gesetze der bosnischen Serbenrepublik, und weil diese seine Befehle missachtete, kam es zum Prozess gegen Dodik und zu dem Schuldspruch, der jetzt die Lunte an das Pulverfass Balkan legen könnte.

Dodik und seine Regierung haben sich schon seit Schmidts Ernennung konsequent geweigert, dessen Entscheidungen auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Begründung: Seine Ernennung sei „illegitim“, weil sie nicht vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bestätigt wurde, obwohl das – laut Dodik – im Annex 10 des Daytoner Vertrags vorgesehen ist.

Das ist aber Interpretationssache, da der Text von Annex 10 nur besagt, dass die Ernennung „im Einklang mit den relevanten UN-Resolutionen“ erfolgen muss. In der Praxis hat der UN-Sicherheitsrat die Ernennung immer gebilligt, mit einer Ausnahme – die von Christian Schwarz-Schilling (2006 bis 2007). Er blieb aber sowieso nicht lange genug, als dass daraus eine tiefere politische Kontroverse hätte entstehen können.

Anders verhält es sich mit Schmidt. Seine Ernennung 2021 wurde nicht vom UN-Sicherheitsrat bestätigt, weil Russland und China sich ausdrücklich dagegen wandten. Das ist insofern beachtlich, als Russland an den Friedensgesprächen 1995 teilnahm, die zum Vertrag führten. Jetzt scheint sich Russland von Dayton abzuwenden.

Formaljuristisch ist die Frage von Schmidts Ernennung tatsächlich Interpretationssache, und da trifft es sich gut, dass laut Artikel V von Annex 10 der Höchste Repräsentant selbst die „finale Autorität“ ist, die über die Interpretation des Daytoner Vertrages entscheidet. Ob also seine Ernennung legitim ist, entscheidet Schmidt selbst.

Nebenbemerkung: Die AfD hat übrigens im Bundestag bei der deutschen Regierung angefragt, wie sie denn die Ernennung Schmidts und seine Handlungen interpretiert: legitim oder illegitim?

Schmidt darf noch etwas anderes interpretieren: bis wann die Staatengemeinschaft Bosnien regieren soll. Laut Daytoner Vertrag regiert der Höchste Repräsentant so lange, bis durch freie Wahlen eine stabile Ordnung entsteht, und Bosnien nicht mehr von außen zusammengehalten werden muss. Aber „freie und faire“ Wahlen fanden 2022 statt, ohne dass danach die erhebliche Macht des Repräsentanten eingeschränkt worden wäre. Was ist eine stabile Ordnung? Interpretationssache.

Die gegenteilige Interpretation der bosnischen Serben sowie die Blockade-Haltung Russlands und Chinas lassen darauf schließen, dass sich diese Länder darauf geeinigt haben, die dysfunktionale Nachkriegsordnung von Dayton unter Druck zu setzen.

Seit 2021 boykottiert Dodik Schmidts Entscheidungen, und trifft selbst – beziehungsweise das Parlament in Banja Luka – Entscheidungen, die dem Geist von Dayton zuwiderlaufen und auf eine Abspaltung der Republika Srpska von Bosnien zielen. Diese Entscheidungen wurden jeweils von Schmidt für ungültig erklärt. Zuletzt am 1. Februar, als er einen Beschluss des bosnisch-serbischen Parlaments für nichtig erklärte, der sich gegen ihn selbst wandte: Darin wurde darauf verwiesen, dass das Justizsystem der EU nicht akzeptiert, dass ungewählte Ausländer anstelle demokratisch gewählter Institutionen Gesetze verabschieden. Mit anderen Worten: Die Extistenz des Hohen Repräsentanten stehe in Widerspruch zum EU-Grundwert der Rechtsstaatlichkeit.

Objektiv scheint es, dass Russland, China und Serbien die westliche Vormachtstellung in Bosnien erschüttern wollen. Es sind Russland und China, die im UN-Sicherheitsrat ihre Haltung geändert haben. Der Gegendruck Schmidts und der Staatengemeinschaft, der zu dem jetzigen Gerichtsurteil führte, bedeutet, dass „der Westen“ seine Machtpositionen in der Region behaupten will.

Wie geht es weiter? Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig – letztinstanzlich wird spätestens Ende des Jahres entschieden. Bis dahin dürfte zumindest kein Blut fließen, und heftig verhandelt werden zwischen allen politischen Akteuren. Vučić deutete dies in Banja Luka an, als er „Dialog zwischen allen Beteiligten“ und „Frieden“ forderte. Das sei eine der Schlussfolgerungen, zu denen der nationale Sicherheitsrat in Belgrad gekommen sei.

Vučić erwähnte aber auch drei Maßnahmen, die man im Fall der Fälle ergreifen werde. Die wolle er aber jetzt „nicht nennen“.

Dodik verdoppelt derweil den Einsatz: Er hat „neue Gesetze“ angekündigt, darunter eines, welches jegliche Aktivität bosnisch-herzegowinischer Gerichte und Staatsanwälte auf dem Gebiet der Serbenrepublik untersagt.

Eines ist sicher: Um Dodik von der Macht zu trennen, wird man zu Gewalt greifen müssen, ihn also gegen den Widerstand seiner Sicherheitskräfte verhaften müssen. Wer soll das tun? Die internationale Friedenstruppe EUFOR ist nicht zuständig. Es gibt eine bosnische-herzegowinische Polizei, aber die wird nicht ohne weiteres im Serbengebiet handeln können.

Der Hohe Repräsentant selbst hat keine Befehlsgewalt über EUFOR. Handelt aber am Ende niemand, dann ist das ein weiterer Schritt zu einer Spaltung des Landes. Es würde bedeuten, dass die Strukturen und Institutionen des Daytoner Vertrages vollkommen irrelevant geworden sind.

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36 Kommentare

  1. Auch so eine glimmende Glut, die geschaffrn wurde, um sie jederzeit anblasen zu können. Multie ethinische Staaten wurden geschaffen, weil ihre innere Stabilität am höchsten ist. Die Deutschen hatten Glück, das die Jugoslawen damals keine Partisanen in unser Land schickten, um uns den Krieg spüren zu lassen!

  2. Stolzes Ergebnis eines mehr als sinnlosen Krieges! Ich würde mich auch nicht von einem Ausländer regieren lassen, zumal von Einem, dessen Mentalität und Kultur überhaupt nicht passt und dessen Land feste mit Bomben mit drauf gehauen hat. Nur mehr verabscheuungswürdig, wo die Deutschen und die EU zündeln und sich besserwisserisch und doch sehr, sehr dümmlich überall einmischen. Es wäre für die Menschlein wirklich besser, diese Wahnsinnigen würden sich darum kümmern, dass die Bananen endlich gerade wachsen, die Annanas eckig sein müssen und die Birnen in Zukunft eine Kugel zu sein haben. Politik bitte nur in geistig fähige und diplomatische Hände statt in korrupte, unfähige Hohlköpfe.

  3. Was waren das noch für ruhige Zeiten, als Bosnien-Herzegowina ganz ohne Nationalismus ein Teil Jugoslawiens war. Damals hatte die EU auch schon gezündelt.

  4. Muss sich die Bundesrepublik wirklich überall einmischen? Sollten wir nicht erst zu Hause Ordnung schaffen? Die EU auf ein sinnvolles Maß reduzieren?
    Hat Bosnien verlanngt von der EU regiert zu werden? Oder gar von Tschland?
    Muss sich nicht Jeder selbst um seine Konflikte im Lande kümmern? – und wenn se sich die Köpfe gegenseitig einhauen, dann ist das halt deren Konflicktlösung.
    Was berechtigt Andere (nicht Gefragte) aktiv Partei zu ergreifen?
    Fragen über Fragen.

  5. Man sollte mal andersherum fragen:
    was verliert die Welt, wenn dieses fragile Dayton-Konstrukt begraben wird ?
    Bricht dann wirklich wieder der Bürgerkrieg auf dem Balkan aus ?
    Glaub ich nicht.
    Ich bin für einen multiethnischen Einheitsstaat Bosnien Herzegowina: ein Staat, ein Staatsvolk, ein Zentralparlament, verschiedene Ethnien.
    Es klappt in Belgien, klappt in der Schweiz.
    Warum sollte das nicht in einem Bosnien Herzegowina klappen, dessen Einwohner genug von Krieg, Hass und Zerstörung haben.

  6. Ich war vor einigen Jahren in Bosnien, das ist wirklich eine verrückte Erfahrung. Teilweise trennen kleine Bächlein Viertel voller Biergärten von Vierteln voller Moscheen. Würde man das Land alleine lassen oder den bescheidenen Wohlstand einschränken, würden nach meinem Gefühl erhebliche Teile der Bevölkerung sofort aufeinander losgehen.
    Die Frage ist, warum man ein solches Konstrukt zwanghaft zusammenhalten muss? Was spricht dagegen, die kulturell ohnehin kroatische Herzegowina an Kroatien und den serbischen Teil an Serbien zu geben?

    • Wie war das Gefühl im deutschen Protektorat mal wieder die DMark als Zahlungsmittel in der Hand zu haben? Ihre vorgeschlagenen Aufteilungen haben eine gewisse Basis. Allerdings wird dann Serbein auch auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) bestehen, was ein Problem für die große US-Basis Bondsteel dort sein würde. Auch die Ansprüche von Griechenland auf Mazedonien (FYRM) als zugehörig zu Makedonien sind dann geschichtlich nicht mehr von der Hand zu weisen, sollte man Bosnien und die Herzegowina aufteilen. Da liegt also schon noch genügend Sprengstoff politischer Art herum. Auch alte italienische Ansprüche auf der Gegenküste der Adria könnten dann wieder ins Spiel kommen (wurden in der sogenannten Zwischenkriegszeit schon einmal ausgefochten von Italien – eine Kriegspause war es ja nur für Deutschland).

  7. Ich glaube, dass das nicht wie mit den Sachsen unter Karl dem Großen gelaufen ist der diese zwecks Taufe angeblich in die Elbe treiben hat lassen.
    Es war eher ein Mix aus steuerlichen Vorteilen, Aufstiegschancen und etwas Druck.
    Ansonsten würde es auch im Iran nicht bis heute viele Juden geben.
    Richtig radikal wurde der Islam erst nachdem der Westen dort war.
    Über 700 Jahre war das eher ein Hort der Aufklärung und Wissenschaft im Vergleich zu Europa.

    • 1000 Jahre Stillstand verträgt sich nicht mit der These eines „toleranten“ und „wissenschaftlichen“ Islam.
      Todesopfer durch die islamischen Eroberungswellen werden zwischen 270 bis 380 Millionen angesetzt – inklusive Folgen der Eroberung wie Sklaverei, Seuchen, Massaker, Genozide usw.

  8. Es hat den Anschein, als wenn auch hier wieder die Deutschen an vorderster Front stehen, um sich maximal unbeliebt zu machen in Europa. Warum wir momentan nicht in der Lage sind, Frieden zu stiften, kann ich mir nicht erklären. Regelrecht verwirrt bin ich, wenn ich 4 Minuten Werbung für Rheinmetall im Fernsehen sehen muss.

    • Unsere politische „Elite“ hat sehr lange keinen Krieg geführt und sie vermissen es wohl. Sieht man nicht nur in B-H. Läuft das weiter so, werden wir mal die Russen in Ostsee angreifen und den richtigen Krieg haben. Ob Trump das verhindern kann, ist zu bezweifeln, die Leute hier in Europe vermissen das Abschlachten in Großformat. Sonst kann ich mich nicht erklären, warum wir weiter Leute wie Merz an der Macht in D. haben sollen.

  9. Wann kam die Zwangskonvertierung? Da fehlt mir das Wissen. M. E. hat der Islam nach dem Tod Mohammeds, als er sich ausbreitete, Tribute durchgesetzt, aber keine Konvertierung.

  10. „Laut Daytoner Vertrag regiert der Höchste Repräsentant so lange, bis durch freie Wahlen eine stabile Ordnung entsteht, und Bosnien nicht mehr von außen zusammengehalten werden muss.“
    Erinnert mich irgendwie an die EU. Die wird auch zusammengehalten durch Macht, die nicht wirklich vom Volk ausgeht.
    Wenn ich mir jetzt diese Situation ansehe: Es ist ein Projekt. Es kommt nicht vorwärts. Der Status Quo ist die zusammenhaltende UN. Und „Unfrieden“ ist im Anzug. Aber keiner kümmert sich um alternative Lösungen.
    Erinnert mich auch an Klimawandel. Oder an die Energiewende. Alles scheiternde Projekte.

  11. Wirklich eine seltsame Geschichte.
    Der „Hohe Repräsentant“ 2006-07, Christian Schwarz-Schilling (CDU), ist Sohn eines Komponisten und einer Pianistin. Er ist Dr. für Ostasiatische Kultur- und Sprachwissenschaften und Geschichte. In der alten Loriot-BRD war er Postminister. Später Berater für Unternehmen, die in staatlich hochregulierten Märkten (Telekommunikation) Kontakte zum Staat brauchen. Also sowas ähnliches wie Friedrich Merz oder Hartmut Mehdorn.
    Das kann man alles machen, aber wer hat Herrn Schwarz-Schilling mit dieser Vita eingestellt als Statthalter einer fraglichen „Staatengemeinschaft“ in einem blutigen Kriegsgebiet? Das weder in Deutschland noch in Ostasien noch im Bereich der Schönen Künste liegt?
    Das ist so abenteuerlich wie die Anschlussverwendung des ZDF- und Merkelsprechers Steffen Seibert 2022 als Botschafter in Israel.
    Und, habe ich das richtig verstanden, es gibt also bereits künstliche „Staatengemeinschaft“-Konstrukte, die die ihnen übertragene Macht dann auch anwenden? Ich denke da an das Projekt Pandemie-Weltregierung der WHO.

  12. > EUFOR, das 1100 Soldaten zählende internationale Truppenkontigent in Bosnien, erklärte, man habe „genügend Kräfte“ um jeder Eventualität zu begegnen.

    Den Zerfall dieser „EU“ inklusive? Frau Von Der treibt es mit immer neuen „Deals“ so weit, dass es keine Alternative zum Aufbegehren gibt – sogar Industriebossen vergeht der Gefallen am Suizid: https://tkp.at/2025/02/28/plan-der-eu-kommission-fuer-einen-clean-industrial-deal-verursacht-weitere-de-industrialisierung/ Das Gebilde hinter EUFOR hat keine Zukunft – vielleicht werden die Soldaten einfach in Heimatländer abgezogen? Zumal das Euro-Imperium alle diese Länder bankrott macht.

  13. Ich denke, es wäre vielleicht doch besser gewesen, Bosnien nicht als multiethnischen Staat (was auch das eheml. Jugoslawien war, Jug = slawisch „Süd“, also „Südslawien“) zu konzipieren. Auf dem Staatsgebiet leben zwar ueberwiegend Süd-Slawen, geschichtlich-kulturell sind diese aber divergent: Katholische Kroaten, orthodoxe Serben und die im Mittelalter (zwangs-)islamisierten Bosniaken. Ihre Sprache(n) sind sehr aehnlich, sie koennen sich untereinander ohne Probleme verstaendigen. (Mit Ausnahme der Slowenen im eheml. Jugosl., diese sprechen zwar auch eine süd-slawische Sprache, aber fuer die anderen nicht so ganz so leicht auf Anhieb zu verstehen.) Die Gemeinsamkeit der Sprache verhinderte eben nicht den Krieg in den 1990igern im eheml. Jugosl.!

    Da nach Meinung der internationalen Gemeinschaft in den 1990igern ein eigenstaendiger bosnisch-muslimischer Staat nicht ueberlebensfaehig gewesen waere, kam es zum Dayton-„Deal“. Hier oszilierte aber auch die Haltung der intern. Gemeinschaft, dass Multiethnizitaet das non-plus-ultra sei. Es verblieb also mit Bosnien u. Herzegowina ein Rest-Jugoslawien. (Bosnien-Herzegowina ist ein sehr schönes Land, wunderbare Natur, glasklare Flüsse, aber, was bringt’s, die Menschen, machen aus Gier und Dummheit alles zunichte.)

    Ob es in Bosnien zu einem erneuten Krieg kommt, ist vielleicht nicht unmöglich, aber die Ausgangssituation ist eine andere als in den 1990igern. Jugoslawien war ein kommunistischer Staat (Blockfrei damals), alle wichtigen Unternehmen waren Volkseigentum. Mit Ende des Krieges, um 1995, bemächtigten sich einige (Politiker) der Ressourcen des Landes und sind heute Millionare. So angeblich auch Dodik, sein Vermoegen wird auf 5 Mill. € geschaetzt. Ob diese „self-made-Millionäre“ einen neuen Krieg und damit auch die mögliche Zerstörung ihrer angehäuften Besitztümer (Immobilien, Firmen etc.) riskieren, bleibt fraglich.

    Und, noch kurz, Ungarn als auch Italien stellen in neuerer Zeit – derzeit nur verbal – Gebietsansprüche an Kroatien: Orban sprach vor nicht allzulanger Zeit von „unserem Meer“ (er meinte das adriatische, kroatische Meer), die Italiäner ebenso „mare nostrum“. Auch Serbien hätte gerne das adriatische Meer als sein Staatsgebiet, klappte aber in den 1990igern nicht, die mit hoher Kampfmoral auftretenden Kroaten wussten das zu verhindern.

    Es bleibt somit spannend in Europa! Nicht nur in D mit all‘ den bekannten, importierten Problemen.

  14. Bosnien, das nie „bosnisch“ oder gar „bosniakisch“ (welche Nationalität oder Ethnie soll das denn bitte sein?) gewesen ist (die Hercegowina sowieso nicht) hätte man aufteilen lassen können und sollen – zwischen Serbien und Kroatien – dann wäre Ruhe im Karton. Auch hier hat der kollektive Westen auf lange Sicht gedacht wiedermal versagt. Welchen Sinn ergibt es, solch ein künstliches und polit. fragiles Konstrukt am Leben zu erhalten?

    • Die – nennen wir sie einmal so – serbokroatischen Muslime – haben sich nie als Teil der serbisch-orthodoxen noch kroatisch-katholischen Nation gesehen. Sie waren auch nie nur ein kleiner Haufen, ihre Ethnizität war nie bloß durch ein Herrscherhaus konstruiert (wie bei Montenegro) und in sich trugen sie den Stolz und Dünkel der einstigen türkischen Besatzer. Wie auch in der Ukraine oder der Batschka gab es freilich in Bosnien und Herzegovina nie ethnisch streng getrennte Gebiete, sondern alle lebten überall. Das Land einfach zu dreiteilen war daher im Konsens aller Betroffenen unmöglich. Schauen Sie sich nur mal die Grenzziehung des serbischen Teils, der Republik Srbska, an – wie wollten Sie dieses Gebilde überhaupt sinnvoll an Serbien anschließen? Woran die Serben seit langem eher leiden, ist, dass sie keinen Zugang zum Mittelmeer, keinen eigenen Hafen haben. Dann ist da noch das Amstelfeld, der Kosovo, die Verstreutheit der Albaner, der Anspruch Bulgariens auf Nordmazedonien….
      Jugoslawien war als Staat 1990 nicht zu halten, aber man hätte sehr viel mehr Härte bei der teritorialen Aufteilung an den Tag legen müssen. Insoweit hat man das am Ende eine ähnliche Gemengelage wie in Palästina geschaffen.

  15. Ein weiteres Beispiel dafür, daß das Zusammenleben verschiedener Ethnien unter einem Dach nicht funktioniert. Daher ist es besser, die Ethnien zu separieren und ihnen einen eigenen Staat zu geben. Selbiges gilt für die Ostukraine (dort Eingliederung in Russland) und Palästina. Und da lassen sich auch Analogien finden in Westeuropa, z. B. Katalonien, Schottland.

    • Die Ethnie ist das eine, der Glaube das andere. In der Ukraine wird die russisch-orthodoxe Kirche verfolgt, in den meisten Ländern, die der Islam (noch) nicht vollständig übernommen hat, gibt es Konflikte zwischen Muslimen und „Ungläubigen“: in Bosnien, in Myanmar, in China, in Indien und zunehmend in Westeuropa.

  16. Ich erinnere mich an die Zeit vor 25 Jahren, nach dem Bosnien-Krieg in einer Hegau-Gemeinde in BW.
    Da sollten die Flüchtlinge aus dem Bosnien-Krieg, gut integriert, wieder zurückgeschickt werden. Eine Familie, der Vater als Ingenieur beschäftigt, die Mutter als Haushaltshilfe engagiert, die Kinder machten Abitur. Keinesfalls wollten diese Kinder in ein ein zerstörtes Land, das sie gar nicht kannten, umgesiedelt werden. Die Gemeinde sammelte Unterschriften, es half nichts, deutsche Bürokratie.
    Ja, die wanderten dann nach Kanada aus.
    Mein Orthopäde ist auch Bosnier, studierte in Ungarn, der hatte Glück.

  17. Ähnlich, wie es in der Levante keine 2-Staaten-Lösung gibt, so auch in Bosnien. Mit Muslimen existiert kein freies Zusammenleben. Die oder wir. 1995 waren die Russen schwach. Jetzt ist Schluß mit lustig. Es gibt auch keine NATO-Bomber mehr über Serbien. Das war alles schon lange abzusehen.

  18. Ich empfehle dem Herrn Schmidt, alle Gesetze in Bosnien abzuschaffen und sie durch die ersten zwei Paragrafen aus dem Fußballregelbuch zu ersetzen.
    Paragraf 1: Der Herr Schmidt hat immer Recht.
    Paragraf 2: Sollte der Herr Schmidt nicht Recht haben, tritt Paragraf 1 in
    Kraft.
    Fertig ist die Laube.

  19. Es wird noch viel mehr zerfallen in Europa – garantiert.

  20. Warum lässt man die Völker nicht nach ihren althergebrachten Riten und Traditionen leben? Warum muss man ihnen die „Demokratie“ bringen, obwohl sie dieses in Europa korrupte System gar nicht haben wollen. Und wenn Volksgruppen nicht durchmischt miteinander leben wollen, sollte man das akzeptieren.Sonst kommt etwas heraus wie in Ex-Jugoslawien, dass seit 30 Jahren nur mit militärischen Druck hält. Wie lange will die Nato noch Truppen zur Friedenserhaltung entsenden? Wer bezahlt das Ganze über die Jahre? Lasst die Völker selbst entscheiden, wie sie leben wollen. Und wenn sie sich unbedingt die Köpfe dabei einschlagen wollen, sollen sie es tun. Dann wird irgendwann von selbst Frieden kommen. Es wird von Selbstbestimmung der Völker gefaselt, aber nur so lange, wie es der EU in den Kram passt.

  21. Ach, die EU wird das schon regeln, Europa hat solche Konflikte im Griff….
    Putin macht die nächste Front auf, mal abwarten wie die EU damit umgeht. Der „green deal“ wird da nicht viel helfen und etwas anderes kann die EU doch gar nicht….

  22. Da tun sich einige Analogien auf, einmal zum Beginn des Balkankrieges, der seinen Ursprung in Bosnien nahm und zur Ukraine.Die betroffenen Völker in den Vielvölkerstaaten werden nicht gefragt. Hier soll mit Macht etwas zusammengehalten werden, was nicht zusammen gehört. Das ging noch nie gut.

  23. > Objektiv scheint es, dass Russland, China und Serbien die westliche Vormachtstellung in Bosnien erschüttern wollen.

    Es heißt, Trump möchte sparen und die US-Präsenz in Osteuropa aufgeben – wenn östliche Mächte dort der EUdSSR Probleme bereiten, wird es ihn vermutlich wenig stören.

    Noch ein Brennpunkt – Böses Medium berichtet heute, dass der kürzlich verhaftete rumänische Präsidentschaftskandidat ganz offiziell Trump um Hilfe bittet. Ich bin gespannt, wie dieser gegen die Euro-Satrapie durchgreift.

  24. Das ist ein Vorgeschmack auf eine ukrainische Nachkriegszeit. Es darf unterstellt werden, dass Russland hierbei nicht untätig ist. Aber: Ist es nicht letztendlich Sache der Menschen, die in dem Land wohnen? MÜSSEN wir uns überall einmischen, bei oft miserablem Erfolg?
    Was das betrifft, scheinen mir Deals und Diplomatie vorteilhafter als die zuletzt gelebte (feministische) Außenpolitik.

    • Der Fremdkörper innerhalb Europas sind die Muslime des Balkans, eine Hinterlassenschaft der Türkenherrschaft. Kroaten und Serben würden sich dort schon irgendwie einig werden, doch die Bosniaken sind dazwischen. Wir sollten nicht vergessen, dass sie es am Ende waren, die den Ersten Weltkrieg auslösten, der, wenn man ehrlich ist, bis heute nachwirkt. Das Bündnissystem von 1913 besteht im Hintergrund weiter, es formt sich gerade wieder.
      Der Krieg in der Ukraine ist in erster Linie ein osteuropäischer Krieg ehemaliger Sowjetrepubliken. Er ist teuer, aber hat nicht das Potential für einen europäischen Krieg. Das hier ist anders. Der Balkan war schon immer Europas Kriegsküche. Wenn es hier knallt, knallt es für alle Europäer. Und dann stehen wir da, mit unseren 300 Panzern und angstschlotternden Rentnern.

      • > Er ist teuer, aber hat nicht das Potential für einen europäischen Krieg.

        Trump sieht es anders – er sprach gestern vom „stupid President“, der die Welt in einen Weltkrieg treiben will – und schickte den Klavierspieler wieder heim. Werden die USA jetzt versuchen, eine weniger nervige Marionette zu installieren?

        Zum Glück einigen sich zunehmend die USA mit Russland am Dnepr, während China und Indien sich weitestgehend raushalten. Und selbst wenn Putin gesamtes Elendstan bekommen sollte – dann dürfte auf meiner Steuererklärung ein „Bandera-Zuschlag“ zum Wiederaufbau Banderastans ausbleiben.

      • Die Ukrainer sind so wenig „Banderastan“ wie wir „Hitlerstan“ sind. Das Schicksal der Ukrainer indes ähnelt dem der Kurden – sie sind umgeben von Völkern, die ihnen keinen eigenen Staat zubilligen wollen, weil das mit ihre nationalen Interessen interferiert. Die Amerikaner haben in Syrien (und damit auch der Türkei) die Kurden fallengelassen, weil ihre Unterstützung zwar moralisch fein, für sie aber nur teuer und frei von Rendite war. Genau das passiert nun in der Ukraine. Hier hätte es in Kiew auf jeden Fall mehr Realismus geben müssen. Nicht unbedingt darin, damals den Rußland-Geißler Janukowitsch weiter zu dulden oder zurück in die russische Besatzung zu gehen, aber im Oktober 2022 in Istanbul hätten sie, wohlwissend, daß ihnen die Mittel für einen Abnutzungskrieg mit Rußland fehlen und die Unterstützung des Westens geheuchelt und nur von eigenen Interessen getrieben war, auf das Angebot Putins eingehen müssen. Weniger als jetzt hätten sie auch nicht bekommen. Aber im Krieg regiert selten die Weisheit.
        Auf der anderen Seite: HÄTTE der Krieg im Herbst 2022 geendet, säße die Ampel jetzt wohlmöglich noch bombenfest im Sattel. Billiges Erdgas aus Rußland hätte das rotgrüne Regime stabilisiert, nicht gefährdet.

  25. Irgendwo zwischen Ex- Jugoslawien – bis Libanon.
    Deutschlands Zukunft.

    • Da wo in Bosnien zwei bis drei Völkerschaften aufeinander treffen „kultiviert“ Deutschland locker 10 bis 50. Darunter die Mega Herrschaftsanspruch Affinen der „Rechtgläubigen“.
      Bis sie nicht mehr mit Geld ruhiggestellt werden können … dann gehts ab.
      Hilfe von Außerhalb für das dann „real existierende“ Wespennest ist wohl kaum zu erwarten.

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