Vergangene Woche schrieb ich an dieser Stelle eine Satire über die sogenannte Klimakrise. Sie tarnte sich in satirischer Absicht als Stück über die Bildungskrise. Neunzig Prozent der zahlreichen Mails kommentierten die Bildungskrise. Ich bedanke mich für die breite Zustimmung zu etwas, was gar nicht mein Thema war. Dies ermuntert mich sehr, bei der Satire zu bleiben. Man trifft immer etwas Richtiges.
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Die Realität ist der Satire überlegen. Das beweist etwa das Wort des Jahres 2019: Verschissmus. Es ist der Bildungskrise zu verdanken. Die Bildungskrise führt hier ungewollt zu einer höheren Form der Erkenntnis. Das Paradox, dass aus Unwissen Weisheit wächst, steht schon in der Bibel. Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich. Die unfreiwillige Satire – gemeinhin Realsatire genannt – ist von der wahren Satire oft nicht zu unterscheiden.
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Vielleicht wird also doch noch ein Schuh aus dem Text der vergangenen Woche: Die Klimakrise ist ein Symptom kollektiver Datterigkeit. Sie ist also auch eine Folge der Bildungskrise. Die Darstellung dieses Zusammenhangs ist nur mit den Mitteln der Satire möglich.
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Klimakrisenkrieger und Klimakrisenkriegsdienstverweigerer haben etwas gemeinsam: Beide sind strukturell humorlos.
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Deshalb floriert in Deutschland die Comedyindustrie. Comedy ist strukturell gefallsüchtig. Satire dagegen macht sich über die Gefallsucht lustig. Sie ist das Gegenteil von Comedy.
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Die Deutschen wollen gern gesagt bekommen, dass es Comedy ist, worüber sie lachen. Ohne diese Etikettierung gehen sie lost in translation und wissen nicht, ob sie lachen dürfen und warum. Comedy funktioniert nur in humorlosen Gesellschaften. Lachen auf Kommando zu festen Sendezeiten. Aber bitte nach Ansage und bloß nicht auf dem falschen Fuß!
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Satire dagegen setzt Bildung voraus.
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Da die Moralisten das Klima bestimmen, bestimmen sie auch die Comedy. Das ist leicht beweisbar. Sowohl Comedians wie Klimamoralisten leben von Übertreibungen. Wenn die Moralisten übertreiben, werden die Übertreibungen der Comedians witzlos. Witzig ist dann nur, dass man sie nicht ernst nehmen kann.
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Dürrenmatt: Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Frei nach Dürrenmatt: Die schlimmstmögliche Wendung einer Geschichte ist nur als Satire darstellbar.
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Satiriker beherrschen weite Teile des Weltgeschehens: Trump, Johnson, Erdogan … Oder sind das Komiker? Wir sollten sie nicht unterschätzen. Auch den Satirikern kommt nur die Satire bei.
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Abschließend ein Beispiel. Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit. 29. Szene. Wer den Witz nicht entdeckt, sollte besser bei den Comedians bleiben.
DER OPTIMIST: Sie können nicht leugnen, dass die Klimakrise auch einen seelischen Aufschwung mit sich gebracht hat. Die Guten werden besser und die Schlechten gut. Wollen Sie etwa die Begeisterung, mit der unsere Kinder ins Feld ziehen, und der Stolz, mit dem ihre Eltern ihnen nachblicken, in Abrede stellen?
DER NÖRGLER: Das mag für Deutschland richtig sein. Anderswo haben die Menschen vielleicht doch noch einen höheren Ehrgeiz.
DER OPTIMIST: Es gibt wenigstens wieder ein Ideal. Ist es da mit dem Übel nicht vorbei?
DER NÖRGLER: Das Übel gedeiht hinter dem Ideal am besten.
DER OPTIMIST: Sie unterschätzen die sittlichen Kräfte, die die Klimakrise in Bewegung setzt.
DER NÖRGLER: Das nenne ich einen Religionskrieg.
Lieber Herr Herles, wie immer sehr genau getroffen. Kurz meine Erfahrung als Abbonent des Spiegels vor 40 Jahren: Begeistert wie man diese „trockene“ Berichterstattung las, musste ich feststellen, dass über ein Thema meines Berufszweiges berichtet wurde, über das ich als Insider etwas besser Bescheid wusste als der Spiegel. Mir wurde damals schon bewusst mit was diese Herrschaften ihre Auflage erfolgreich gesteigert haben. Schon damals Relotius-Satire, nur das der Bengel damals noch gar nicht wusste was eine Zeitschrift, Zeitung, Magazin ist. Diejenigen, die über andere Menschen den Kübel von journalitischem Dreck zu jener Zeit ausgeschüttet haben, dachten an die Auflage, nicht an die Spur der Verwüstung in einem Berufsstand, der es auch zu jener Zeit nicht leicht hatte. Das war die Realsatire, die sich die Leute gefallen lassen mussten. Schließlich war dieses Blättchen, wie ich es heute nennen will, unangreifbar. Selbst Strauss musste dies als Verteidigungsminister 1962 erfahren, als er Augstein und Andere verhaften lies, „Fallex 62″ bedingt abwehrbereit“ , und er nach den damals gültigen „Spielregeln“ der BRD seinen Job als Verteidigungsminister verlor.
Kurz, in der Diagnose stimme ich Ihnen voll zu, und in Sachen Therapie, die Sie gedenken anzuwenden, ebenfalls.
Eine Sorge allerdings quält mich bei dieser Sache. Ob die von der Satire Betroffenen überhaupt erkennen können, das gerade eben sie damit gemeint sein könnten. Wie man weiß spielt da ja auch eine Rolle wie sich das proportional mit dem IQ der Betroffenen verträgt.
Märchen haben nicht mal einen wahren Kern…
Oh, da kann man ganz anderer Ansicht sein. Oft transportieren Märchen Lebensweisheiten und Lebensregeln, die durchaus nützlich sind und die man den Kindern durch das Erzählen des Märchens in leicht verständlichen Texten und Bildern schnell nahebringen kann.
Märchen für ERWACHSENE, da gebe ich Ihnen recht, die haben keinen wahren Kern, sondern dienen ausschließlich der Manipulation und Propaganda, wie wir ja täglich in den ÖR und den Mainstreammedien erfahren (wenn wir das denn wollen…).
Ein jeder der letzten Satiriker in Deutschland wird in 2020 merken, dass es nichts mehr zu satiren gibt. In der Realität sind die Satiriker zum existierenden Realberichterstatter geworden.
Leider werden die meisten hier aber überhaupt nix mehr zu lachen haben und Satire hat der knochentrockene deutsche Untertan sowieso selten verstanden. Das schlichtere Gemüt ist mit Comedy durchaus zufrieden (habeck-will haben-habeck, baerbock-Augenaufschlag-Bärchen, merkel-stiefmutti, steinmeier-walter-Spalter, der söder-Öde, karl die Fliege, und und und…) , da versteht man die Brüller wenigstens auch sofort. Bis man sich erschrickt, weil die das ernst meinen.
Trump, Johnson, Erdogan …
Sehr geehrter Herr Herles, mit einigem Bedauern erkenne ich, dass Sie Ihre Informationen über die drei Vorgenannten offensichtlich ausschließlich aus der Mainstreampresse und den darin dargestellten Diffamierungen und Verunglimpfungen beziehen.
Des Weiteren ist es auch falsch, diese drei auf eine Stufe zu stellen. Ein erkennbar antidemokratischer Erdogan gehört nicht auf eine Stufe mit den Anführern zweier großer Demokratien.
Sowohl hinsichtlich Trump als auch Johnson kann man auf youtube ihre Original-Reden anhören. Was darüber in der Mainstream-Presse berichtet wird, ist aus dem Zusammenhang gerissen, böswillig interpretiert oder sogar bis zur Lüge verzerrt. Diese Lügner aus den Redaktionen bezichtigen dann die Dargestellten, Lügner und Betrüger zu sein. Das gehört zur Agenda dieser sogenannten „Vierten Gewalt“, die sich heutzutage ganz offen für marxistisch-kommunistische Politik einsetzt und alle, die dem entgegenstehen, kaputtschreiben will.
Dass diese Taktik auch bei Ihnen verfangen hat, Herr Herles, betrübt mich. Eigentlich sollten doch diejenigen, die klaren Geistes sind, und dazu habe ich Sie immer gezählt, gegen die zerstörerischen linken Kräfte zusammenhalten.
Wenn Sie das in Zukunft ausschließlich mit Satire tun wollen – bitte sehr. Aber auch Satire orientiert sich an der Realität, an dem was ist, wenn sie gut sein soll, und nicht an Hypermoralismus, Fake News und der Abwertung Andersdenkender. Das sollten Sie beherzigen, denn sonst landen auch Sie bei Comedy…
Sehr geehrter Herr Herles, vielleicht mechten se Ihre im Titel ausgesprochene Drohung noch mal überdenken und nicht in die Tat umsetzen?
Nix für ungut, aber ich befürchte das kommende Jahr mecht auch so schon schwer genug werden.
Werter Herr Herles . „Aus! Aus! Das Jahr ist aus.“ Das Aus, Aus , Aus verbindet die älteren Deutschen mit der Fußball- Sternstunde im Jahr 1954 . Herbert Zimmermann rief nach dem gewonnenen WM- Spiel die mitreißenden Worte,“Aus, Aus, Aus , das Spiel ist aus.“ Ende 2020 wird dieser Satz wieder aller Wahrscheinlichkeit nach, in einem anderen Kontext erschallen . Bis dahin ist die Satire von der Resignation abgelöst.
Ich wünschte, das Spiel wäre aus und wir würden als Sieger vom Platz gehen. Das Spiel geht aber weiter, zu unser aller Nachteil…
Herr Herles, mit Verlaub, mir wird ihr Gewäsch langsam zu elitär.
Ein Freund der einfachen Losungen? So wie in den öffentlichen und halboeffentlichen Medien, in denen für den Leser gedacht wird? Frei nach dem Motto: „Dahinter sitzt immer ein belehrter Kopf“.
Aus dem Hintergrund müßte Herles schießen…Herles schießt –
Tor, Tor, Tor…Wer den Witz jetzt nicht entdeckt hat, sollte lieber
bei Erasmus von Rotterdam und seinem „Lob der Torheit“ bleiben.
Lieber Herr Herles,
solange Sie sich selbst derart ernst nehmen und so wunderbar durchschaubar pädagogisch daherkommen, ist gerade Satire, nicht wirklich Ihr Thema.
Die gute Sache (eine ernste Sache.)
Ja, die gibt es, wenn wir (die beste Ehefrau und ich) an/über Deutschland 2019/2020/2021…. denken. Für uns zumindest. Wir sind Ü60 und wohl kleine Lichter im Getriebe des Lebens. Aber zufrieden, mit dem, was wir uns erarbeitet haben, immer und allseitig, auch am politischen Leben, interessiert und ein wenig herum gekommen.
Nun wird es uns, für die letzten paar Tapser auf dieser Welt, – mögen es 11 Jahre, oder paar mehr oder paare weniger sein, oder gar morgen oder übermorgen so weit sein, – sehr leicht gemacht, wenn wir daran denken wie und wohin sich unser Heimatland entwickeln könnte/wird. Denn wenn wir dereinst diese Welt verlassen, dann wissen wir,- hier – verpassen wir nichts mehr Wesentliches, was mit unserer Denk-u. Lebensweise konform gehen würde. Und so haben wir keinerlei Angst vor dem Übergang von organischer Materie zu Anorganischer. An irgendwelche Wiedergeburten mögen wir nicht so recht glauben, dazu sind wir wohl zu aufgeklärt und zu wissbegierig gewesen.
Vielleicht klingt es ein wenig egoistisch. Nun die direkten Nachkommen werden zurecht kommen. Und im Umfeld von Bekanntschaft und Verwandtschaft hören wir zu oft: Politik geht mich nichts an, das überlasse ich Anderen, da halte ich mich raus, das ignoriere ich…..
Einige (Wenige) meinen auch, der gegenwärtige Weg wäre das Nonplusultra und die hiesige Medienlandschaft keinesfalls hinterfragbar. Nun, ein Jeder nach seiner Fasson. Wir werden deshalb nicht aufhören Interessiert zu sein, unsere Meinung zu vertreten und etwas Engagement zu zeigen. Aber am Ende – halten wir es wie der letzte sächsische König vor seiner Abdankung: „Nu dann macht halt eiren Dreck alleene.“
Und das ist doch eine gute Sache, wenn man keinerlei Bedenken vor dem Ableben haben muss, das man noch irgend etwas Interessantes verpassen würde.. Hauptsache, es ist nicht mit Siechtum verbunden und der Spätergehende muss nicht all zulange mehr, dann alleine herumtapsen.
Sani, ich schließe mich Ihnen und dem letzten Sachsenkönig gedanklich an
Herr Herles, ich stimme Ihnen vollumfassend zu.
Zitat: „Dürrenmatt: Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Frei nach Dürrenmatt: Die schlimmstmögliche Wendung einer Geschichte ist nur als Satire darstellbar.“
Vor einem Jahr habe ich mir ganz privat zum Thema Klimakrise meine Gedanken gemacht (und sie nur meiner Frau und meinen Kindern vorgetragen) und bin exakt zu Dürrenmatts Erkenntnis gelangt. Wenn man das aktuelle Geschehen zuende denkt, kann man es nur in Form von Satire begreifen – ansonsten würde es unerträglich werden. Meine Satire (immerhin 5 Din A4 Seiten lang) gipfelte letzlich in dem abschließenden Satz
„[…] Die aktuelle Lage auf diesem Planeten sollte jedem Bürger auf nachdrückliche Weise klar gemacht haben, dass die hier beschriebenen Maßnahmen alternativlos sind. Und sollte der ein oder die andere murren angesichts der Größe der vor uns liegenden Aufgabe, so bin ich doch der Überzeugung und betone dies auch hier mit dem gebotenen Nachdruck:
Wir schaffen das!
Ich schließe meine Ausführungen mit dem neuen Gruß der Willigen: Heil-Erde!“
…
Achtung! Satire!
„Und nur mit Satire kommt man Satirikern wie Trump, Johnson oder Erdogan bei.“
Oder Herles.
Jemanden, der in diesem Jahr von der freiesten Bevölkerung des Erdballs (egal, ob man solcherart Freiheit nun gut findet oder nicht) wiedergewählt werden wird, in einem Atemzug mit dem türkischen Miniaturdiktator zu nennen – darauf muss man erst mal kommen!
Und auch Johnson hatte doch soeben die deutliche Mehrheit der Briten hinter sich – oder habe ich da einen Putsch übersehen?
Immerhin eint die beiden Schwefelbuben eins: sie haben sich nicht danach gerichtet, was ‚gute‘ deutsche Ratschläge ihnen vorgegeben haben.
Wie undankbar! Dafür haben wir die beiden Länder vor 70 Jahren extra befreit? (War doch so – oder? Ansonsten wären solche Ratschläge ja …)
Georg Schramm hatte auf Einladung von Sonneborn einen Vortrag gehalten und es kam eine schrammtypisch substanzielle und kreative Beschimpfung der Sonneborn-Klientel heraus, er werde es hier und jetzt unterlassen, offene Türen einzurennen. Insofern teile ich Schramm´s und Herles´ Ansichten über das Wesen von Satire.
Aber daß Frau Merkel nicht in der Aufzählung der Satiriker neben den üblichen ÖR-Feindfiguren wie Trump u. Johnson vorkommt, ist ein dickes Minus an diesem Text. Und sind nicht Trump und Johnson bloß Reaktionen auf politisch-korrekte Realsatire in veröffentlichter Meinung und zusehends auch in Gesetzgebungen? Ich beneide jedenfalls GB u. USA dafür, daß sie einen ersten realpolitischen Schritt aus einem jahrzehntelang gewachsenen Ideologiesumpf gewagt haben.
Es wäre ein Beleidigung für alle drei, sie auf eine Stufe mit Merkel zu stellen.
Nach der Lektüre des Beitrags schlag ich vor: Wir gehen nun gemeinsam zum Lachen in den Keller, wie das ja bekanntlich alle Deutschen tun. Dann schalten wir die Party-Musik an und schmettern im Chor die alte rheinische Schunkelweise von Jürgen Becker „ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin …“
Merke: Das war keine intellektuelle Sternstunde auf TE, Herr Herles. Sei´s drum. Man kann nicht immer witzig sein.
Meine bescheidene Meinung – bei einer wirklichen Satire bleibt mir das Lachen im Halse stecken. Bei Comedy lache ins vierte+ Pilsglas, wenn ich nicht schon nach dem ersten umgeschaltet habe oder rausgegangen bin.
Just my 2 cents.
Die Klimakrise wäre ohne Bildungsmisere gar nicht denkbar. Und noch etwas, Herr Herles, einen Witz, den man glaubt erklären zu müssen, ist doof.
Nach dem Lesen des Subtextes habe ich die Lektüre beendet („Und nur mit Satire kommt man Satirikern wie Trump, Johnson oder Erdogan bei.“) Herrn Herles, den ich einmal sehr geschätzt habe, scheint zunehmend Wahrnehmungsprobleme zu haben. Solche Texte braucht kein Mensch. Schon gar nicht auf TE.
Im Original für alle, die es nicht glauben:
https://tapferimnirgendwo.com/2019/12/27/meine-oma-ist-ne-alte-umweltsau/
Nicht alles, was man sich so wünscht gelingt, lieber Herr Herles. Satire ist eine Waffe, die man nutzen kann, nicht weil man es will, sondern weil man es kann.
Huch…hätte nicht gedacht, dass es für Merkel-Jünger zu „schwach“ noch eine letzte Steigerungsform gibt. Schwach, schwächer, am schwächsten Merkel. Danke vielmals!
Es gab mal eine Fernsehserie: „Es darf gelacht werden.“ –
Bei Kleber und Miosga fühle ich mich dazu aufgefordert. Funktioniert aber nicht immer. Es gibt auch schlechte Witze.
Es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen Satire und Comedy: Satire ist wahr – sie hat immer einen wahren Kern, der dann ins Lächerliche gezogen wird.
Allerdings gibt es Leute, die die Wahrheit nicht vertragen können. Für eben diese Leute gibt es Comedy – damit sie in ihrem humorbefreiten Leben überhaupt noch etwas zum Lachen haben.
Lieber Herr Herles, könnte es sein, daß Sie sich bei der Liste, wem 2020 Ihrerseits beizukommen sei, etwas vertan haben? Ich vermisse Julia Klöckner!
Das Objekt einer Satire muss dieser auch würdig sein.
Wieder ein echter Herles!
Sehr schwach!
Wobei die größte – und zugleich tragischste – Realsatire wohl die bleibt, wie sich die Mehrheit eines Volkes dahingehend manipulieren lässt, in der eigenen Abschaffung, eine Art humanistischen Quantensprung zu sehen, mit dem man sich quasi von der eigenen Geschichte davonbeamen will. Das man dabei vermutlich das Gute schon will, tatsächlich aber nur wieder das absolute Gegenteil davon schafft, ist eigentlich schon – wäre es nicht so verdammt ernst – die nächste (Real)Satire. Ein in der Geschichte vergleichbarer Fall ist mir jedenfalls nicht bekannt und es kann m. E. wohl nur von einer Art psycho-strukturellem Phänomen herrühren, welches aktuell in einer pathologischen Selbstzerstörung zu münden droht. Ich glaube nämlich, dass die Welt den Deutschen größtenteils längst vergeben hat, aber die Deutschen scheinen SICH SELBST nicht vergeben zu können und nehmen es, wie Broder mal sagte, nach wie vor übel, dass ein Führer sie mal enttäuscht hat.
Man merkt, dass Herles lange beim Staatsfunk der Bonner Republik gewirkt hat – auf die Dauer nicht gut für die Fähigkeit, ungewohnte Phänomene moderner Demokratien wie Donald Trump und Boris Johnson angemessen einzuordnen. Und: Satire kann er nicht.
Ach Herr Herles, das wäre doch kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Beim Lachen ist der CO2- Ausstoss doch bestimmt höher als bei normaler Atmung. Da geht doch bestimmt noch was in Sachen Verbieteritis. Oder, noch besser, wir versteuern es…
Lieber Kapitän, nun wird man Ihnen wieder vorwerfen, Sie könnten Satire nicht einordnen. Warum mussten Sie auch auf die versteckten politischen Botschaften von Herrn Herles aufmerksam machen, Sie Spielverderber.
Das Jahr 2020 wird das Jahr der großen Umwälzungen, wie im Klärwerk. Es wird noch erbärmlicher stinken wie 2019.
Ja, stimmt…
Und manch einer wäre beim Schreiben von Kochbüchern besser aufgehoben…
…und manch einer würde ja gerne Kochbücher schreiben…so übermütig wie manche eben sind; aber selbst da mangelt es am Lesen und Schreiben.
Trump, Johnson und Erdogan in einem Atemzug – das ist wahrlich Satire pur.
Satire wie beim WDR und bei Böhmermann.
Yepp. Netanjahu wird meist in einschlägigen Satiren auch noch erwähnt. Nicht erwähnt werden grundsätzlich Maduro, Kim der Prächtige, Xi, der Mächtige, Hassan Rohani, der Erleuchtete, und Robert Mugabe, der Geniale, das Vorbild der EZB. Weil man die ernst nimmt. Deshalb ist unsere Politik ja auch so erfolgreich. Und bedarf keiner Satire. Herles einfach wieder zum Knuddeln. Hoffentlich kommt Angela mal vorbei und knuddelt.
Herr Herles, diesmal liegen Sie m.E. nicht ganz richtig. Sie haben denWitz und seine Beziehung zum Unbewussten vergessen. Danach ist – sehr vereinfacht gesagt – die Satire Ausdruck einer versteckten Aggression gegen bestehende Zwänge, und die organisierte Comedy ist Umlenkung dieser Aggression auf ein anderes Objekt, um die Herrschaft dieser Zwänge nicht zu gefährden.
Ihre Einordnung von Trump, Johnson und Erdogan ist deswegen unzutreffend und widersprüchlich.
Der Patient Deutschland hängt am Tropf. Es droht multiples Organversagen durch manigfaltige Fehlbehandlung.
Soll man im Falle des Ablebens des geschundenen Patienten bei dem Nachruf auf die Unfähigkeit der Ärzte und des Pflegepersonals hinweisen, oder besser wie Usus glorifizierend auf die großartigen Errungenschaften und ehemalige Fähigkeiten verweisen und am Schluß etwas versteckt auf eine wie auch immer geartete konstruierte ‚Krise‘ (oder mehrere) hinweisen, die den lange Mißhandelten letztlich natürlich ohne direktes zutun anderer nach kurzer schwerer Krankheit dahingerafft hat.
Hat die Realität vielleicht die Satire schon überholt.
Wie könnte eine Comedy diese Umstände so verpacken, dass das Lachen nicht schon ganz am Anfang im Halse steckenbleibt.
Wäre es nicht alleinig sinnvoll, nach einer konkreten Diagnose den Patienten
Intensivmedizinisch zu betreuen, um ihm primär das überleben zu sichern und danach durch gezielte Rehamaßnahmen fit zu machen für ein langes gesundes Leben….
In der Theorie alles gut soweit.
Nur sollte man in der Praxis dringend VORHER das komplette Ärzteteam austauschen um ein weiteres ‚deaf dumb and blind‘ auszuschließen.
Sie verwirren mich, Herr Herles – aber vielleicht ist das ja Teil Ihrer Satire … . Difficile, satiram non scribere (Juvenal, um 100 nach dem einen, ca. 500 vor dem anderen Propheten). Das Jahr 2020 ist schon ein bisschen catch 22, eine Zwickmühle der besonderen Art. Glück auf!
Es gibt schon noch Unterschiede zwischen Trump und Johnson auf der einen und Erdogan auf der anderen Seite. Man muss nur ihr Verhältnis zum Islamismus ansehen. Da sollte man eher Habeck, Merkel und Erdogan in einem Atemzug nennen.
Es ist sehr schön, dass der Dr. Herles aus Karl Kraus‘ wichtigstem Werk zitiert.
Angesichts der Zeitläufte wäre mir jedoch ein anderes Zitat daraus wichtiger gewesen:
Der Eritreer, der am 29. Juli dieses Jahres am Frankfurter Hauptbahnhof einen kleinen Jungen von acht Jahren und seine Mutter vor einen ICE gestoßen hat und der so viel Recht hatte, hier zu sein, wie Merkel es hatte, zwei Millionen weitestgehend kulturinkompatibler Menschen in unser Land invadieren zu lassen – diese menschliche Bestie entgeht einer Gefängnisstrafe, da diensteifrige Psychiater und haltungsbewusste Staatsanwälte seine Schuldunfähigkeit konstatiert haben.
Dies sozusagen als höhnischer Weihnachtsgruß an die Mutter, die ein Menschenleben lang um das ihr entrissene Menschenleben trauern wird.
Das eigentlich angezeigte Zitat wäre also – als Botschaft an die für diese Zustände Verantwortlichen, von Merkel über die Mainstreamparteien bis hin zu Presse, Kirchen, Gewerkschaften, Kulturinstitutionen etc. etc. – der „Fluch der Mutter“ aus dem V. Akt, 55. Szene der „Letzten Tage der Menschheit“:
„Daß nie, durch alle Tage die ihr schändet,
sich euer Blick von diesem Bilde wendet!
Und seid am Ende ihr der Höllenfahrt,
bleib‘ euch erst dieser Anblick aufgespart!
Die Splitter dieser edlen Kinderstirn,
sie bohren sich in euer Herz und Hirn!
Lebt lang und ewiger Begleiter sei
durch eure Nächte dieser Mutterschrei!“
Das ist nun wirklich auf den Punkt gebracht!
1. Humor
Komik ist eine Gabe („funny bones“ sagen die Angelsachsen), Humor kommt vom Herzen, deutsches Kabarett vom Kopf. Aus diesem Grunde ist deutsches Kabarett genauso lustig wie ein evangelischer Gottesdienst – und genauso spirituell. Humoristen sehen Menschen wie sie sind, mit Stärken und Schwächen. Ein Humorist amüsiert sich über die Schwächen ohne die Figuren zu diffarmieren. Ein deutscher Kabarettist ärgert sich darüber, dass die anderen Menschen nicht so sind wie er selbst. F.K. Wächter war z.B. Humorist, kein Satiriker.
2. Satire
Satire funktioniert nur von unten nach oben oder seitwärts. Deshalb waren die Persiflagen von Hollywood-Filmen im alten „MAD“ auch lustig (für Kinder zwischen 10 und 15), war die titanic bis in die frühen 90er überwiegend lesbar. Entgleisungen wie der tote Barschel in der Badewanne zeigten aber bereits an, wer da als Nachwuchs in der Redaktion saß.
Wer das 19. Jahrhundert kennt und Frakturschrift lesen kann, darf sich einen Zugang zur „Fackel“ besorgen – besser geht es nicht.
Wenn Satire das Lied der Etablierten, Herrschenden und Mächtigen spielt, verdient sie den Namen nicht, sondern sollte als das bezeichnet werden, was sie ist: Propaganda.
3. Verzweiflung
Verzweiflung kommt bei denjenigen auf, die sich für die „Mitte“ halten. Es gab nie eine „Mitte“. Was es gab war eine Art Familie. Sie wurde durch zwei große Schwestern zusammengehalten, nämlich Heuchelei und Lüge. In dieser Illusion konnte das Sandwich-Kind wirken – die Vernunft. Anfang der 60er wurde eine kleine Schwester nachgeboren. Wir alle kennen ihren Namen. Sie war zu dumm zur Lüge und zu bequem zur Heuchelei und ärgerte sich über die allgemeine Anerkennung der Vernunft. Deshalb hat sie die großen Schwestern erschossen und die Vernunft eingesperrt.
Menschen wie Herr Herles hat seinen Leitstern verloren. Deshalb sucht er die Schuld bei…..
4. Johnson und Trump…,
die alles richtig machen, weil sie die kleine Schwester zwingen, endlich erwachsen zu werden. Wenn die kleine Schwester Obdachlose an den Tisch setzt, muss sie ihr eigenes Essen mit denen teilen und nicht das Familiensilber verteilen.
Wäre es möglich, sich z.B. mit der Steuerpolitik des Präsidenten
s a c h l i c h
auseinanderzusetzen?
5. Ein Rat
Sie, Herr Herles gehören nicht zur Bande der kleinen Schwester. Sie werden dort nicht akzeptiert, egal wie Sie gegen Trump und Johnson stänkern.
Helfen Sie uns lieber, die Vernunft zu befreien.
Trotzdem einen guten Rutsch.
Statt Realsatire bevorzuge ich seit 2015 den Begriff der Realgroteske. Denn wenn man die Qualitätsjournallien betrachtet findet man kaum noch ungewollte Satire. Wohlan…
Mir scheint als Problem, dass ein guter Teil auch den einfachen Kalauer nicht versteht.
Gelegentlich hatten wir erzählt, bei einer Feier erst Sirtaki gegessen und anschließend Saziki getanzt zu haben. Wir wurden öfter, auch von Leuten mit Promotion, mit wichtiger Miene aufgeklärt. Bezeichnend ist, früher hatten wir Dieter Hildebrandt mit Genuss zugehört, heute ist es Jan Böhmermann oder Oliver Pocher. Noch Fragen?
Bei weitem der galligste Beitrag zum Thema Humor, den ich kenne.
Sie irren sich, Herr Herles. Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, sind Sie in der alten BRD steckengebpieben. Das ist natürlich Ihr gutes Recht. Allerdings ist jetzt 2019, 30 Jahre nach dem Ende dieser BRD. Trump, Johnson und Erdogan sind knallharte Machtpolitiker, die vor allem geopolitisch agieren. Und gegen Deutschland und andere europäische Länder wird seit geraumer Zeit ein Krieg geführt.
Trump und Johnson halte ich persönlich für die Weltretter (vor dem Sozialismus nämlich). Und sie haben sich ihr Selbstbewusstsein und ihre Eigenheiten in Zeiten der Political Correctness bewahrt – was offenbar Herr Herles nicht mehr gewöhnt ist. Erdogan dagegen ist auf dem üblichen muslimischen Weltbeherrschungstrip. Das finde ich nicht lustig.
Absolute Zustimmung!
Man stelle sich vor, ein deutscher Regierungschef würde getreu seinem Amtseid nach dem Motto „Germany first“ handeln.
Da würden die schwarz-rot-grünen Deutschlandhasser und „Deutschland verrecke“ – Krakeeler Zeter und Mordio schreien!
Trump ist ohne Zweifel der beste US-Präsident seit 100 Jahren und ein absoluter Glücksfall für die USA.
Jon Cleese (Monty Python) brachte das alles auf den kurzen Satz: Die Steigerung von „Humorlosigkeit“ ist „political correctness“.
Heute Schlagzeile auf ZON:“Sie sind wenige, aber sie haben die Macht.“ Das ist Realsatire über die fff Kinder.
Hintergrund Informationen liefern seit Jahren schon nur noch wenige politische Kabarettisten. Mal abwarten wie lange die dies noch dürfen. Wenn die Leute anfangen zu verstehen werden Sendungen wie Nuhr im Ersten oder die Anstalt aus dem Programm genommen.
Comedy füllt Fussballstadien und richtig gute Satire findet in Kellersälen statt oder kostet einen den Job. Humor ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Ich sehe den Tag kommen, an dem Dieter Nuhr mit einem Bann belegt wird.
Erklären Sie dch mal! Warum wollen Sie denn Johnson „beikommen“? Oder war auch dieser Satz Satire?