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Linker und rechter Kolonialismus (1)

Das koloniale Scheitern der Neokons und Neomarxisten

18.08.2021

| Lesedauer: 7 Minuten
In Afghanistan sind mit dem Sieg der Islamkämpfer zwei universalistische Konzepte des Westens gescheitert, die beide in der europäischen Kolonialtradition standen.

Die meisten haben es noch nicht bemerkt – aber das grandiose Scheitern der NATO in Afghanistan ist gleichbedeutend mit dem grandiosen Scheitern der US-Neokons ebenso wie der EU-Neomarxisten. Beide standen, auch wenn sie es nicht zugeben wollten, in der europäischen Kolonialtradition. Beide vertraten die Auffassung, an ihrem Wesen würde die Welt genesen. Beide müssen erkennen: Nicht ihre Vorstellungen von Weltgesellschaft sind es, die die Zukunft bestimmen werden – es ist der Sieg der männlichen Imperialismustheorien des 19. Jahrhunderts, der die Zukunft bestimmt, und das finale Scheitern jener weiblichen Politik des Globalismus.

Von der Selbstzerstörung der westeuropäischen Hochkultur

Es wäre ein vergleichsweise Leichtes, anhand weniger Punkte den Untergang der westlichen Hochkultur in ihrem Kampf gegen die menschliche Natur aufzuzeigen. Einige Positionierungen zeigen, wie weit die erträumte, globale Menschheit, die Hand in Hand gegen die „menschengemachte” Klimakatastrophe und sonstige Irrtümer der Menschheit kämpft, tatsächlich auseinander ist. Und sie zeigen, dass internationale Politik entweder so gemacht werden muss, wie es die europäischen Imperien im 19. Jahrhundert taten – oder auf internationale Politik gänzlich verzichtet werden kann.

Thema Klima: Während die europäischen Hochkulturen ihren industriellen Fortschritt für ein angesichts der Langfristigkeit von klimatischen Veränderungen ohnehin nicht erreichbares Ziel der Beschränkung des Anstiegs der Durchschnittstemperaturen auf 1,5 Grad opfern, obgleich sie nur noch marginal am CO2-Ausstoß beteiligt sind und als einzige in der Lage wären, den CO2-Anstieg, so er tatsächlich ein Bedrohung darstellen sollte, durch Hochtechnologie umzukehren, wird es den Gelehrigen des Mohammed in Afghanistan und dem sonstigen, islamischen Terrorgürtel gänzlich egal sein, wie viel CO2 ihr Kampf gegen die „Ungläubigen“ letztlich produzieren wird. Auch werden sie weiterhin Verbrennungsmotoren und fossile Heizmöglichkeiten nutzen, denn die Vorstellung, dass von der gambischen Atlantikküste bis zu den Gestaden von Jolo islamisch-grüne Ökostrom-Zapfstellen stehen, kann nur einem unreifen Gehirn entspringen. Am Rande: Vor allem die deutsche Autoindustrie – allen voran VW – hat sich mit dem radikalen Umstieg auf E-Motorisierung den wichtigen Zukunftsmarkt in Afrika, Südamerika und Südasien abgeschnitten. Selbst in der Endverwertung werden E-Mobile auch in 100 Jahren im Sahel und auf der Pampa keine Kunden finden. Dieses Geschäft machen künftig vor allem die Japaner, deren Exportfahrzeuge mit immer effizienteren Verbrennern und Hybrid-Technologie ausgestattet werden.

Thema Gender: Da bricht in Afghanistan alles zusammen – und Deutschlands Frau im Verteidigungsressort ist angesichts des Totalversagens sichtbar krampfhaft darum bemüht, um jeden Preis genderrein von „Soldaten und Soldatinnen“ (oder umgekehrt) zu sprechen, um nicht in der Dekadenzwoge des öffentlichen Blaming – früher als Pranger bekannt und auf den Marktplätzen aufgerichtet – unterzugehen. Das intellektuell abgespeckte Bildungsfernsehen penetriert den Zuschauer mit dem sprachfremden Glottisschlag – und bei einem um political correctness bemühten Armin Laschet bleibt der Zuhörer verwirrt zurück. Waren mit seinen „Bürgermeisterinnen“, „Lehrerinnen“, „Mitarbeiterinnen“, die er im Akt des Untergangs aus Afghanistan retten will, tatsächlich nur weibliche Afghanen gemeint? Zwar machte dieses Sinn, denn europäisch orientierte Frauen werden unter den Mohammed-Jüngern fraglos am meisten zu leiden haben. Aber meinte es der sturzfliegende Kanzlerkandidat der Union tatsächlich so? Und geht das mit den Menschenrechten überein, wenn nun ausschließlich Frauen vor dem islamischen Emirat gerettet werden sollen?

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Im Übrigen dürfte den im Namen Allahs unterdrückten Frauen Afghanistans das Gender-Geschwafel gänzlich egal sein – und auch, ob an irgendwelchen westlichen Universitäten irgendwelche Genderixe mit ihren offenbar in problematischen Jugenderlebnissen begründeten, psychischen Irregularitäten dafür kämpfen, non-binary oder sonstwie als was auch immer angesprochen zu werden.

Thema Identitätsideologie: Die Dekadenz der Wokeness, aufgesetzt mit dem Ziel, klassische Nationenvorstellungen final zu tilgen und durch gesellschaftliche Teilgruppen zu ersetzen, die nach dem klassischen Prinzip des divide et impera sicherstellen sollen, dass kleine Eliten ungehindert ihre autoritäre Macht über die gegeneinander ausgespielten Bevölkerungsgruppen ausüben können, feiert in den untergehenden, europäischen Hochkulturen fröhliche Urständ mit dem Ziel, die vom weißen Europa ausgehende Ordnung der Welt im 19. Jahrhundert als dauerkriminelle Handlung zu diffamieren. Die Absurdität: Überzeugte Vertreter der Wokeness führen den rasanten Zusammenbruch des afghanischen Militärs vor allem darauf zurück, dass es in jenem bergigen Hochland zu keinem Zeitpunkt so etwas wie nation-building gegeben habe. Ohne Zweifel in der Analyse zutreffend – Afghanistan ist Stammesland und Region. Einen tatsächlichen Staat nach europäischem Muster mit diesem Namen gab es nur auf dem Papier: Ein kolonialpolitisch inspiriertes Kunstprodukt westlicher Staatenbildungsphilosophie.

Nur: Genau diese in Afghanistan traditionelle Partionierung der Gesellschaft ist doch das, was die Identitäts-Ideologie anstrebt. Warum nun ist in Afghanistan falsch, was in Europa richtig sein soll? Wird am Hindukusch der Mangel an nationaler Identität beklagt, setzen dieselben Personen in Europa alles daran, genau diese nationale Identität zu vernichten.

BESTAUSGERüSTETE EXTREMISTEN-TRUPPE DER WELT
Die Taliban können nun NATO-Waffen nutzen – und exportieren
Wie in solchen Regionen identitätsideologischer Grundprägung ein Staat nach europäischer Staatstheorie dennoch aufgebaut und erhalten werden kann, beweist die Volksrepublik China bereits seit den ersten imperialen Bestrebungen der Volksgruppe der Han. Anfangs wurden die männlichen Vertreter der unterlegenen Stämme kastriert und als Sklaven genutzt – heute erfolgt Umerziehung und Übernahme durch Han-Umsiedlung. Die islamischen Uiguren können davon ebenso ein Lied singen wie die Tibeter – und auch die Bürger Hongkongs, die zwar keine eigene Stammesidentität haben, jedoch über eine deutlich von Peking abweichende politische Kultur verfügen.

Thema LGBTX: Fast schon absurd, die penetrant vorgetragenen Ansprüche dieser Minderheit in irgendeiner Weise mit den Entwicklungen in Afghanistan in Verbindung bringen zu wollen. Nun ist zwar in der rigiden, sexuell verklemmten Welt der Muslime zumindest männliche Homosexualität durchaus verbreitet – und über die Frauengemeinschaften in der Polygamie des Harem müssen wir an dieser Stelle nicht spekulieren –, doch offiziell sind homoerotische Beziehungen nicht nur verpönt, sondern im Sinne des Propheten – und damit des unverkennbar männlichen Allah – Todsünden. In den noch halbwegs freien Gesellschaften des europäischen Kulturkreises kann gern jeder jener sexuellen Ausrichtung frönen, der er sich zuzuordnen geneigt ist. Ein klassisches Merkmal der Dekadenz allerdings ist die Penetration, mit der die sexuellen Ausrichtungen dieser Minderheiten öffentlich propagiert werden – einschließlich der Überforderung in der natürlichen Identitätsbildung, die damit bei Menschen in der pubertären Phase einhergeht. Tatsächlich käme keiner der Penetratoren auf die Idee, die in den europäischen Hochkulturen eingeforderte Minderheitendominanz in der öffentlichen Darstellung auch nur ansatzweise in den Ländern des islamischen Terrorgürtels zu fordern. Immerhin so weit reicht die Erkenntnis, dass die aktuellen Auswüchse der europäischen Dekadenz spätestens beim Islam sowohl kulturelle als auch territoriale Grenzen finden.

Thema Menschenrechte: Eigentlich gelten sie als wichtigste Errungenschaft der westeuropäischen Aufklärung: Die Menschenrechte, die global zu verstehen sind und für jeden gelten sollen, der der Gattung Homo sapiens angehört. Das Problem: Sie sind und bleiben eine Idee Westeuropas, sind mit diesen Westeuropäern über den Globus marschiert, aber in vielen Regionen niemals angekommen. Bereits am Mittelmeer ist Schluss. Der Islam kann mit den europäischen Vorstellungen ebenso wenig anfangen wie Chinesen. Bemitleidenswert fast schon, wenn eine TV-Redakteurin die Aussage eines Taliban, es würden im Emirat die Frauenrechte beachtet, mit dem kommentierenden Zweifel begleitet, ob diese Zusage tatsächlich gelte. Selbstverständlich gilt sie – aber eben genau so, wie es in Koran, Hadithen und Scharia vorgesehen ist. Frauen im Islam haben gegenüber den männlichen Moslems deutlich eingeschränkte Rechte. Selbstverständlich werden die Taliban als fundamentalistische Muslime diese Rechte achten – nur haben sie eben nichts mit den Frauenrechtsvorstellungen europäischer Emanzipationsideen zu tun.
Ohnehin sind diese Menschenrechtsvorstellungen der Europäer ein überaus problematisches Feld. Die aktuelle Selbstkasteiung wegen angeblicher Gräueltaten im Zuge des Kolonialismus wird nicht zuletzt mit dem Selbstbestimmungsrecht der kolonial beherrschten Völker und Menschen begründet. Selbstverständlich: Die weltweite Expansion der europäischen Imperien, die letztlich nichts anderes war als eine Welle der heute so hoch gefeierten Migration, erfolgte nicht nur auf friedlichem Wege. In Südafrika kamen Holländer und Briten in Konflikt mit einer schwarzafrikanischen Einwanderungswelle aus dem Norden, deren Zulu-Kämpfer sogar erste Erfolge errangen. Am Ende entschieden die besseren Waffen darüber, wer die kommenden einhundert Jahre das Sagen haben sollte. Ähnlich im deutschen Südwest/Namibia: Ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Migrationswellen, der an der eigentlichen Urbevölkerung vorbei ging. Gesiegt hatte auch hier die jüngste Welle – heute schüttet sie sich Asche aufs Haupt, weil es im Gefolge des Sieges zu inhumanen Aktionen kam. Gräueltaten und Massaker auch anderswo. Doch das war zu allen Zeiten eine Begleiterscheinung der menschlichen Migration. Man mag das bedauern – doch es gibt keinerlei Grund, nur einige wenige dieser Taten herauszupicken und dafür Sühne einzufordern.

SACKGASSEN MUSS MAN VERLASSEN
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Andererseits gilt eben auch: Der britische Soldat Gordon Pascha sorgte dafür, dass im Sudan der islamische Sklavenhandel unterbunden und damit das Ausbluten der schwarzafrikanischen Stämme zumindest vorübergehend beendet wurde. Als sudanesische Taliban unter Mohammed Ahmed, einem selbsternannten Mahdi, Sklaverei-Befürworter und fundamentalistischen Anhänger des Islam, ab 1881 in der damals ägyptischen Südprovinz um Karthum einen islamischen Gottesstaat errichteten, ging der kampferprobte Brite dorthin, um jene Taliban, die heute als sudanesische Befreiungsbewegung gefeiert werden, von der Rückkehr zur islamischen Archaik abzuhalten. Gordon erging es damals ähnlich wie Biden heute: Sie scheiterten, und der Brite opferte in seinem Kampf für die europäisch kolonialisierten Kollaborateure und die kulturfremden Ansprüche der europäischen Zivilisation sogar sein Leben.

Heute werden Forderungen laut, man hätte die vor allem von den Taliban gefährdeten Frauen in jedem Falle schützen müssen. Das ist menschlich nachvollziehbar und eine logische Konsequenz der europäischen Kolonialisierungsversuche in kulturfremdem Land. Wodurch aber unterscheidet sich der koloniale Versuch, den traditionellen, islamischen Sklavenhandel des 19. Jahrhunderts zu beenden, von dem Anspruch, einer traditionellen, islamischen Kultur der Frauenunterdrückung ein Ende zu setzen? Entweder, beide Bestrebungen, Konsequenzen des westeuropäischen Prozesses der Aufklärung in fremden Kulturkreisen durchzusetzen, sind wohlgefällige Taten – oder beide sind kolonial-imperialistische Anmaßung. Übrigens: Sklaverei war auch bei Völkern Namibias üblich, bevor deutsche Schutztruppen europäische Werte durchsetzten. Eine andere deutsche Kolonie in Afrika, das heutige Tansania, wurde ebenfalls von deutschen Kulturträgern vom Unwesen der islamischen Sklaverei befreit. Doch das wird identitätsideologisch ausgeblendet – es passt nicht in das absurde Zerrbild des gutmenschelnden Eingeborenen, der von bösartigen, weißen Männern unterdrückt und ausgebeutet wurde. Wobei Letzteres selbstverständlich auch vorkam – vor allem im Kongo als Privatbesitz des Königs von Belgien, an dem sämtliche Ideen christlicher und aufgeklärter Menschlichkeit spurlos vorbeigegangen sein müssen.

Thema Kolonialismus. Selbstverständlich war und ist der Einsatz der NATO, begleitet von wohlmeinenden NGO, in Afghanistan und anderswo nichts anderes als eine zeitaktuelle Form des Kolonialismus. Wer versucht, europäisches Politikverständnis in fremden Kulturen durchzusetzen, ist notwendig Kolonialist, denn er verfolgt das Ziel, dass eine ihm unbequeme oder unangenehme Kultur seine vorgeblich zivilisierten, kulturellen Vorstellungen übernehmen möge. Die Afghanen sollten zu Europäern werden. Ist dagegen etwas einzuwenden? Nein, nicht, solang der Kolonisator davon überzeugt ist, dass sein Kulturmodell höherwertiger ist als jenes der zu Kolonisierenden. Ob das tatsächlich so ist, bleibt eine Frage der persönlichen Betrachtung. In Afghanistan folgte die breite Mehrheit der ortsansässigen Bevölkerung der Vorstellung von der Höherrangigkeit der Ideen der westeuropäischen Aufklärung nicht. Jene, die man noch vor 100 Jahren „Eingeborene“ genannt hätte, bevorzugten ihr traditionelles Lebensmodell – auch wenn dieses aus Sicht der europäischen Kolonisatoren mittelalterlich und menschenrechtsfeindlich ist.

STEPHANS SPITZEN:
Kriege nur im Namen der Moral? Besser nicht
Das daraus entstehende Dilemma wird in kommenden Jahren noch für viel Diskussionsstoff vor allem in linken politischen Kreisen sorgen. Wer heute bejammert, dass mit dem Scheitern der Demokratisierungsaktion in Afghanistan die Menschenrechte vor allem der Frauen abgeschafft werden, unterscheidet sich in nichts von jenem Kolonialherren, der am Ende seiner kolonialen Dominanz darüber klagte, dass die westlichen Errungenschaften im Sumpf ortsüblicher Korruption und Stammesfehden untergingen. Kann ich als Linker bejubeln, dass im weiß kolonialisierten Rhodesien ein schwarzer Krimineller die Europäer ersetzt hatte und als Präsident von Zimbabwe sein Volk ausblutete, wenn ich gleichzeitig den Opfergang afghanischer Frauen beklage, weil dort regionale Freiheitskämpfer die kulturfremden Weißen vor die Tür setzen? Vor allem auch: Wie pervers ist es, in Afghanistan den Sieg der Islamkämpfer aus Gründen des Menschenrechts zu beklagen, wenn gleichzeitig in Nahost ebenso radikal-islamische Bewegungen und eine nationalistische Terrororganisation dafür gefeiert werden, dass sie gegen den einzigen Staat kämpfen, der in der Region tatsächlich die europäischen Ideale des Menschenrechts vertritt?

Fortsetzung folgt: Lesen Sie morgen mehr über das Dilemma der linken und rechten Kolonialisten im zweiten Teil. 

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51 Kommentare

  1. Die „Neokons“ sind eine Gruppe der Republikaner, welche auf die schiere Macht der USA setzen und bereit sind, diese überall auszuüben. Das sind die Leute um Bush, Cheney und Rumsfeld. Leute, die dachten, dass der Feldzug im Irak ein Spaziergang sei und letztlich den Öl-Interessen der USA dienen soll. Alles wurde damit verkauft, dass die USA der Welt die Demokratie bringen werden. Als Gegenspieler sind die (ebenfalls republikanischen) Libertären zu nennen, die alle Vorhaben der Neokons konsequent verneinen und die Auffassung vertreten, dass westliche Werte kaum exportierbar sind und wenn überhaupt, dann nur von glaubwürdigen Leuten. Zu jenen gehören die Nekons nicht. Mit dem Fall Afghanistans sind die Neokons nun endgültig diskretitiert.

  2. Es erscheint als ein interessanter Gedanke “ Neo-cons“ den “ EU-Neo-Marxisten“ gegenüberzustellen und das Scheitern beider Strömungen zu beschreiben und zu begründen. Die Neo-cons sind allerdings eine sehr ausgeprägt US-amerikanische Denkschule geblieben, währen die EU-Neo-Marxisten eine wilde Mischung aus ur-europäisch-marxistischen Elementen, und ur-amerikanischen Elementen von Wokeness, Identitätsideologie usw. geworden sind. Mir scheint, dass die Neo-cons geopolitisch die treibende Kraft der Irrtümer waren, während die EU-Neo-Marxisten erst im Schlepptau von militärischer Macht und Intervention ihr Betätigungsfeld finden. Es gibt allerdings auch einen linken Interventionismus – R2P-responsibility to protect, französische Linke, UNO, die Globalisten, mit denen die amerikanischen Neo-cons, außer der Liebe zu machtvollen Interventionen, sonst nichts gemeinsam haben. Wie sich der linke Pazifismus und R2P vereinbaren sollen blieb ungeklärt. Auch Serbien konnte nur mit den amerikanischen Bombern aus Italien bombardiert werden, Libyen ähnlich. Das fundamentale Problem scheint mir ein mangelndes Verständnis von Staat und Herrschaft zu sein. Wir wussten seit den 1960ern dass Jugoslawien ein Kunststaat war, der nur von der Tito-Diktatur zusammengehalten wurde. Als Tito 1980 starb schien niemand zu verstehen, dass man es nicht ungestraft Belgrad überlassen kann, ein Groß-Serbien als Nachfolge zu etablieren. Das Ergebnis ist seit 1992 bekannt. Für Südafrika war Deutschland Anfang der 90er bei der Verfassungsberatung prominent engagiert. Die professoralen Regierungsberater haben tatsächlich gemeint “ one can legislate democracy „, wie mir jemand der dabei war erzählt hat. Betreffend Afghanistan hat sich dieses mangelnde Grundverständnis über Staat und Herrschaft wiederholt und es hat 20 Jahre gedauert die Vergeblichkeit einzusehen.

  3. Finde es schön, wenn sich muslimische Frauen in so einem Umfeld und innerhalb ihres Familienverbundes glücklich fühlen und ich gönne ihnen auch so ein Leben in Geborgenheit sehr.

    Habe bei mir im Berliner Kiez sehr viele Muslimas und ich denke, dass einige auch einen guten Mann an ihrer Seite erwischt haben ?

    Allerdings gibt es auch Frauen, die in sich sehr große Begabungen verspüren, die sie aber nur dann zur Entfaltung bringen können, wenn sie sich frei fühlen und nicht diesen familiären Zwängen unterliegen müssen.

    Ich kenne einige hochgeistige und hochbegabte Frauen. Ich würde sie zum Teil zur Elite dieses Landes zählen… Persönlich bin ich sowieso für Elitenförderung…

    In Israel gibt es zum Beispiel mit Linoy Ashram eine junge Frau, die in der Sportgymnastik die erste Goldmedaille für Israel in diesem Bereich in Tokio 2021 gewonnen hat. Israel hatte ihr das Umfeld geboten, um diese sportliche Höchstleistung zu erzielen:

    Russia Protests Israeli Linoy Ashram’s Gold Medal Win – Israellycool 

    Hier ist ihr grandioser und beeindruckender Auftritt:

    Rhythmische Sportgymnastik: Israelischer Olympia-Triumph im Einzel | Olympia 2021 | Sportschau – YouTube

    Ich wüßte nicht, wie diese israelische Sportlerin unter der Knute der Hamas oder der Taliban das hätte erreichen können ? Fraglich ist, ob Frau Linoy Ashram das unter der Regentschaft der Taliban erlaubt worden wäre ?

    All das ist also nur möglich gewesen, weil Israel stark und wehrhaft ist und die eigenen Werte und die Freiheit gegen den radikalen Islam verteidigt.

    Ohne die hervorragende Sicherheitsinfrastruktur Israels könnten sich viele israelische Frauen und auch all die Hochbegabten somit gar nicht entfalten.

    Freiheit ist also nichts Selbstverständliches und muß jeden Tag von Israel gegen den radikalen Islam verteidigt werden.

    Israel zeigt, dass man sich als Volk am Ende des Tages nur mit militärischer Macht beschützen und verteidigen kann.

    Ich denke, das ist eine Lehre, die viele Deutsche in Zukunft noch machen müssen ?

    Mit Merkels No Nation und No Border Politik werden die Deutschen jedenfalls nicht überleben.

  4. Bezeichnenderweise verhalten sich der in westlichen Ländern grassierende Linksfaschismus und der im islamischen Gürtel vorherrschende Islamofaschismus wie zwei sich spiegelnde Zwillinge. Während z.B. der Islam ein abwertendes Frauenbild pflegt, wird es im Westen auf immer absurdere Weise überhöht.
    Beide Ideologien haben gemeinsam, daß sie in diametralem Gegensatz zum kulturellen Erbe Europas und seinen Errungenschaften stehen. Was sie einstweilen noch unterscheidet ist der Umgang mit Apostaten: im Islam erfolgt körperliche Züchtigung bis zur Tötung, im Linksfaschismus wirtschaftliche und soziale Vernichtung.
    Und während die Linken gerade wieder schreien, man solle doch am besten die ganze Bevölkerung Afghanistans nach Europa umsiedeln (wie zuvor bei den Syrern), weil sie vor dem „radikalen“ Islam fliehen, erfreuen sich dessen in westlichen Gesellschaften lebenden Vertreter bei Linksfaschisten großer Sympathien. Man prangert den Umgang mit Frauen in islamischen Ländern an, während man die gleichen Verhaltensweisen in westlichen Ländern verharmlost, totschweigt, umdeutet (Köln, „Femizide“ etc.).

  5. Bravo! Eine gelungene Philippika gegen die linken Utopisten: „Nein, nicht, solang der Kolonisator davon überzeugt ist, dass sein Kulturmodell höherwertiger ist als jenes der zu Kolonisierenden.“ Müssen wir in den Chor weißer Supprematisten auch Friedrich Schiller einreihen? Hier ein süffisantes Zitat: „Mit meiner Gesundheit geht es zwar seit gestern wieder besser, aber die Stimmung zur Arbeit hat sich noch nicht wieder eingefunden. Unterdessen habe ich mir mit Niebuhrs und Volneys Reise nach Syrien und Aegypten die Zeit vertrieben, und ich rathe wirklich jedem der bei den jetzigen schlechten politischen Aspecten den Muth verliert, eine solche Lectüre; denn erst so sieht man welche Wohlthat es bei alledem ist, in Europa geboren zu seyn. Es ist doch wirklich unbegreiflich daß die belebende Kraft im Menschen in einem so kleinen Theil der Welt wirksam ist, und jene ungeheuren Völkermassen für die menschliche Perfectibilität ganz und gar nicht zählen. Besonders merkwürdig ist es mir, daß es jenen Nationen und überhaupt allen Nicht-Europäern auf der Erde nicht sowohl an moralischen als an ästhetischen Anlagen gänzlich fehlt. Der Realism wie auch der Idealism, zeigt sich bei ihnen, aber beide Anlagen fließen niemals in eine menschliche schöne Form zusammen. Ich hielte es wirklich für absolut unmöglich den Stoff zu einem epischen oder tragischen Gedichte in diesen Völkermassen zu finden, oder einen solchen dahin zu verlegen.“ Schiller-Theater, Schiller-Straße – alles umbenennen?

    • Wird sicher noch kommen. Schließlich war Schiller ein weißer (deutscher) Mann und mit ein bißchen „guten“ Willen lassen sich bei jeder bedeutsamen Figur der westlichen Kultur- und Politikgeschichte inkriminierende Passagen finden. Der Totalitarismus frisst früher oder später alles.

  6. Politik hat es mit Macht und Wahrnehmung von Interessen zu tun. Was aber, wenn ein Volk seine Interessen gar nicht kennt oder ihm Pseudo-Interessen aufgeschwatzt werden?
    Das Grundgesetz gibt doch im Amtseid des Bundeskanzlers ganz schlicht, in leichtester Sprache, die Richtung vor: Schaden vom Volke wenden und seinen Nutzen mehren
    Mehren „Klimarettung“ und „Energiewende“ den Nutzen (Wohlstand) des Deutschen Volkes – und zwar generell. Dann wäre das zu belegen. Z.B. als Erhöhung der Sicherheit betr.die Energieversorgung. Oder anhand sinkender, mindestens gleichbleibender Preise
    Wendet eine Kanzlerin, die Hunderttausende junger, potentiell gewaltbereiter Männer aus einen völlig fremden Kultur ins Land läßt, (voraussehbaren) Schaden vom Volk?
    Auch das wäre zu belegen, anhand von Kriminalstatistiken.

  7. Kann ich bestätigen. Ein Kollege von mir hat in zweiter Ehe eine Türkin geheiratet…sehr westlich, nicht religiös und sehr aufgeschlossen. Aber genau was Sie oben beschreiben trifft auch auf diese Dame zu. Sie ist nur unterwegs bei ihren Freundinnen und Familie. Die spielen die Hauptrolle. Deshalb gibt es auch dauernd Streit, weil sie nicht so oft zu Hause ist, wo sie mit dem Ehemann alleine wäre. Wichtig ist ihr aber vor allem auch der Status….mit einem VW würde sie nie fahren….mindestens BMW, Audi, Mercedes…..in was anderes steigt die Dame nicht ein…eher dann noch ein Taxi. Insofern….es gibt Mentalitätsunterschiede die die meisten von uns noch gar nicht kennen. Wir gehen immer nur von Religion und Tradition aus….nein auch die Mentalität…übrigens halten türkische Frauen (unter anderem) deshalb nichts von Deutschen Männern, weil die sehr häuslich sind, während die eigenen Männer sich nach der Arbeit in Moschee und Teehaus treffen und im Prinzip nur zum schlafen nach Hause kommen. Das Unverständnis solcher Lebens-Einstellungen macht den Graben zwischen Deutschen und Türken bzw. Muslimen noch viel tiefer….

  8. Der interessanteste Abschnitt ist der mit der Menschenwürde, unter der jeder etwas anderes versteht. Auch diese Menschenwürde ist aktuell in den westlichen Gesellschaften einem Wandel unterlegen, der aus der links intellektuellen Ecke kommt.
    Und die westlichen Gesellschaften erledigen sich gerade mit der aktuellen Politik, Gender, LGTBIQ*, Klima und Identitätspolitik lähmen die Verteidigungsfähigkeit der Gesellschaft …

  9. Das Scheitern der sogen Neocons haengt damit zusammen, dass es sich bei diesen weniger um Konservative i. e. S. handelt, als um eine Gruppe von Ideologen, die lediglich von einer anderen Seite als die Neomarxisten kommen, in ihrer Weltverbesserungs – oder beglueckungsvorstellung und auch in ihrer erstaunlichen Staatsglaeubigkeit tatsaechlich mit diesen Gemeinsamkeiten aufweisen, bei sehr unterschiedlichen Endzielen natuerlich. Ein klassisches Merkmal des Konservativen fehlt auch hier vollkommen. Der realistisch/nüchterne Blick auf die Welt, die Gegebenheiten welcher Art auch immer, den Menschen und die Grenzen der Machbarkeit. In gewisser Weise sind sie Konstruktivisten wie die von links. Insoweit ist der Begriff Neocons aehnlich problematisch wie der des Neoliberalismus, mit dem auch nicht Liberale gemeint sein koennen , sondern Libertaere. Aber beide Begriffe helfen natuerlich ungemein, sowohl“ konservativ“ wie auch „liberal“ zu stigmatisiert. Aktuell scheinen die Neocons in den USA nur einen sehr marginalen Einfluss auszuueben, die Neomarxisten oder Democrats (die ebenfalls nur sehr eingeschränkt mit Gevatter Marx etwas zu tun haben) allerdings umso mehr. Ansonsten natuerlich voll d’accor. Jede realistisch/rationale Beschreibung zeigt den Dilletantismus, die zwangslaeufigen Widersprüche, das logische Scheitern und die Legenden seitens der Machthaber einerseits und den damit korrespondierenden Zustand, die kognitiven Defizite und die Pathologien der naiven Masse mit ihren medial (ÖR) vermittelten Bildern anderer Kulturen und des Lebens in diesen Kulturen andererseits auf. Bestimmte, eigentlich erwartbare, Entwicklungen, die frueher oder spaeter folgende Konfrontation mit der Wirklichkeit, muessen dann immer wieder zu ‚Ueberraschungen“ fuehren. Bereits bestimmte Reisen in bestimmte Laender der sogen. Dritten Welt mit entsprechenden, diversen! , Kontakten zum Volk fuehrt zu voellig anderen Erkenntnissen, als sie dem Untertan im ÖR vermittelt werden. Aber diese Reisen sind selten und heutzutage ohnehin eher unerwünscht.

  10. Durchaus. Die Rollen in diesem Transformationsspiel sind unterschiedlich. Da gibt es maennliche Kapitalisten und auch( potentielle) Potentaten, die Botschaft (das Narrativ) als ideelle Grundlage der globalistischen Mission an die hierfuer Empfaenglichen, an die zu Triggernden und zu Konditionierenden ist feminin grundiert. Man (n) weiss, wie man(n) Ziele bei denen, die heute das gesellschaftliche „Sagen“ haben, positiv vermittelt. Die westliche Welt, die Sicht auf die Realitaet von Welt und Mensch und die Motive sind feminin und damit nicht nur ausserhalb des „Westens“ zum Scheitern verurteilt. Das schließt nicht aus, dass die genannten Herren ihre! Ziele (im Westen) erreichen werden. Ob die Damen im Westen von Ausnahmen abgesehen irgendwann erkennen, was warum voellig schief gelaufen ist, dass sie letztlich (auch von Typen wie Merkel) instrumentell benutzt wurden, wage ich zu bezweifeln. Die aktuellen Erklärungen und Begruendungen verheißen nichts Gutes. Die Denkprozesse werden offensichtlich erfolgreicher denn je vom limbischen System (dem Belohnungszentrum) verhindert. Wenn ich von Damen schreibe, sind die ( partiell bekannten) Herren (feminisiert kraft Sozialisation und /oder Konditionierung) mit erfasst. Der hier mitunter genannte Altbundeskanzler Schmidt gehoerte definitiv nicht dazu. Er haette heute keine Chance.

  11. Ich weiß auch nicht, ob das jetzige Totalversagen der US-Administration nur auf Dekadenz, Unvermögen und Dummheit zurückzuführen ist ?

    Habe mir gestern live die Pentagon-Pressekonferenz u.a. mit dem 4 Sterne General Mike Milley angehört. Dort sagte der General, dass im Pentagon, im CIA und im Weißen Haus niemand damit gerechnet habe, dass die Taliban innerhalb von nur 11 Tagen die Kabuler Regierung stürzen und das ganze Land einnehmen würden:

    Gen. Milley Claims Nobody Expected Taliban To Take Afghanistan In Just 11 Days | ZeroHedge

    Hier ist die gesamte Pressekonferenz:

    Austin, Milley Say DOD Laser-Focused on Kabul Evacuation Mission > U.S. Department of Defense > Defense Department News

    Ich kann dazu nur sagen, dass dieser Herr entweder total unfähig und unkompetent ist oder er hat gestern das US-amerikanische Volk ganz bewußt angelogen.

  12. Wer glaubt, es ginge am Hindukusch je um Werte, hat nichts begriffen.

    Gescheitert? Wer denn?

    Krieg ist ein Bombengeschäft. Rüstungsindustrie und Militärdienstleister lassen grüßen und bedanken sich für die Steuermilliarden.

    Die TAPI-Pipeline ist 2021 fertiggestellt. Baubeginn und Realisierung wurde durch die Militärintervention möglich. Die Taliban, die kurz vor Kriegsbeginn die Verhandlungen abgebrochen hatten, sind inzwischen wieder in das Projekt mit einbezogen. Man ist sich handelseinig geworden. Läuft also. In Turkmenistan sind übrigens nicht nur amerikanische sondern auch deutsche Energiekonzerne aktiv.

    Verloren hat die afghanische Bevölkerung, die durch den Krieg unter noch katastrophalen Bedingungen lebt, als ohnehin. Aber die kommt in den wirtschaftlichen Überlegungen werte-westlicher Eliten so wenig vor, wie die Menschen auf dem Kabuler Flughafen.

  13. Brillante, konzise und stringente Argumentation. Letztlich ist die gesamte Menscheitsgeschichte Kolonialgeschichte. Aber auch die Hybris, die uns heute eine Eigenart der „woken“ Globalisten zu sein scheint, war schon immer dabei. Denn die Eroberer kamen ja oft nicht als schnöde Landnehmer, sondern als „Missionare“, womit ich nicht nur die Missionare im engeren Sinne meine. Es gab immer eine Ideologie dahinter und es ist ein Irrtum, Ideologien immer nur als Legitimationsbeschaffer zu sehen, sie sind zugleich und oft zuerst auch Motivatoren.

  14. Der (vorläufig) letzte Versuch eines „Exports“ westlicher Ideologien (nicht mehr des Christentums) fand erst statt, als diese in ihren Ursprungsländern längst abgestorben waren.
    Es ist wie beim Ausverkauf von Gütern, die ihren Eigentümern nicht mehr von Wert und Nutzen sind. Sie werden verramscht.
    Nur leider wollten die potentiellen Käufer partout das Angebot nicht annehmen. Nicht ums Verrecken…
    Globalismus „weiblich“ zu nennen, ist ein interessanter Ansatz.sollte man ausarbeiten.

  15. Sehe ich ähnlich. Der Kulturrelativismus ist doch gerade das Problem das die Linke hier bei der islamischen Migration vorführt.

  16. Folgendes Gedankenspiel beschäftigt mich gerade:
    Angenommen, ein europäischer Vorfahre des Jahres 1443 würde im Deutschland des Jahres 2021 wieder zum Leben erweckt. Wie würde er auf die heutige Gegenwart reagieren? Mit Begeisterung? Mit Erschrecken? Mit Verachtung? Würde er sich selbst gegenüber uns Heutigen als unterlegen betrachten, oder wäre er entsetzt über den Zustand seiner Nachkommen?

    • Das sind alles Spekulationen. Die Frage ist auch nicht, wie ein europäischer Vorfahre reagieren würde, sondern wie viel Prozent von zum Beispiel 1000 repräsentativen Vorfahren.
      Ich bin mir sicher, obwohl die allermeisten die relative Sicherheit, das Sozialsystem und die medizinischen Errungenschaften begeistert annehmen würden, würde ihnen Gendern und Regenbogenideologie wesentlich mehr als ein Kopfschütteln abringen.

    • Definitiv gibt es viel, für das wir dankbar sein dürfen, schon allein die Verdoppelung der Lebenserwartung in den letzten 200 Jahren und die fast Verdreifachung in den letzten 500 Jahren. Und auch die persönlichen Freiheitsrechte und der Wohlstand, der selbst einem relativ Armen ausreichende Nahrung und eine warme Wohnung gewährt, sind viel wert. Mein persönlicher Eindruck ist, dass der Westen gerade drauf und dran ist, viele dieser Errungenschaften leichtfertig zu verspielen. Und besäße der Western noch ein halbwegs intaktes Wertegefüge, fiele es ihm auch sicherlich leichter, seine Errungenschaften auch der übrigen Welt glaubhaft zu vermitteln.

  17. Einer der besten Artikel zu diesem Thema die ich bisher gelesen habe.

    Ich vertrete exakt dieselbe Auffassung!

    • Spahn und Goergen sind zuverlässige Garanten kühler Analyse und darauf begründeter klarer Stellungnahme. Gab es einst in der FAZ – doch dort schon lange nicht mehr. Darum unterstütze ich TE, auch wenn ich mit manchem anderen Autoren hadere.

  18. Kann mir mal einer erklären, warum ein Land, welches 20 Jahre Aufbauhilfe geleistet hat, jetzt flüchten muss ? Wer weiß, was er in Afghanistan geleistet hat, bleibt einfach dort (wie die Russen). Oder er hat nichts geleistet und nur das Geld verschoben ?
    Rational wäre die Kontaktaufnahme zu den neuen Herrschern, so wie es China macht. Das wäre die Aufgabe eines Außenministers ! Um die Diplomaten und alle anderen zu schützen und einfach weiter zu arbeiten.
    Glauben diese Witzfiguren in der Regierung wirklich, sie erreichen etwas anders, als die vollkommene Lächerlichkeit in den Augen der Taliban und der Welt ?

  19. Die Pleite in Afghanistan ist kein Betriebsunfall. Es handelt sich um gescheiterte Arroganz und Dummheit mit Ansage Fortsetzung folgt in Mali.

  20. und das finale Scheitern jener weiblichen Politik des Globalismus.

    Warum habe ich ein Bild von AM im Kopf, wie sie die Ärmel hochkrämpelt, in die Raute spuckt und meint: „Na, daf woll’n wir doch erft mal fehen…“

  21. Der Politologe Samuel Huntington vor 25 Jahren: »In globaler Hinsicht scheint Zivilisation in mancherlei Hinsicht dem Barbarentum zu weichen. Dies dürfte die gesamte Menschheit in ein finsteres Mittelalter führen.«
    Der Philosoph Oswald Spengler schon vor 100 Jahren: »Es wird in wenigen Jahrhunderten keine westeuropäische Kultur mehr geben. … Auch das Urphänomen der großen Kultur überhaupt wird einmal wieder verschwunden sein, und mit ihm das Schauspiel der Weltgeschichte, und endlich der Mensch selbst.«
    Alles hat halt ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
     
     

  22. Aussagen, die die Entwicklung verständlich aufzeigen. Alle Bundestagsabgeordneten sollten es lesen müssen.

  23. Na, da hat sich doch zuvorderst die Zielsetzung des Westens geändert. Erst wollte man ausbeuten, dann wollte man befrieden und jetzt möchte man sich selbst schaden und bestrafen. Die Ziele wurden jeweils erreicht.

  24. ANBEI

    Gerade entdeckte ich folgende Teletext-Meldung(hier zusammengefaßt):

    > Der geflohene afghan. Präsident Aschraf Ghani und seine Familie wurden azs humanitären Gründen von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aufgenommen.

    Gegenüber den vielen wütenden Afghanen die ihm die Zerstörung des Landes vorwarfen äußerte Ghani: „ich habe mich entschieden zu gehen, um dieses Blutvergießen zu verhindern.“

    >> Ähm, mal abgesehen von Ghani’s Heuchelei mit dem „Blutvergießen verhindern wollen“, überlege ich grad so, ob hier bzgl der VAE nicht die Ami’s ihre Finger im Spiel hatten und diese „freundlich“ um die Aufnahme dee Familie Ghani „gebeten“ haben?

  25. Ich habe jetzt etwas gebraucht, bis ich den Artikel komplett durchgelesen hatte. Das ist mal wieder eine umfassende Bestandsanalyse, wenn auch größtenteils keine Neuigkeit. Es wäre wirklich schön wenn Herr Spahn die so dringend benötigte freie Stelle, welche der verstorbene Scholl-Latour hinterlassen hat, füllen könnte. Ich gehe zwar nicht immer mit Herr Spahn konform, insbesondere seine bedingungs- und damit entgelt- somit sinnlose Liebe zu Kurden und Juden, aber es wäre eine immense Verbesserung ggü. dem derzeitigen Rundum-Dilletantismus des politmedialen Komplexes.

  26. Sehr schöner Artikel, den sollte jeder Gutmensch auswendig lernen müssen. Ich freue mich schon auf Teil zwei.

  27. Sehr geehrter Herr Spahn, die Anreicherung ihrer, wie immer aufs Wesentliche konzentrierten Analyse mit einem leichten Sarkasmus pointiert nicht nur den grassierenden Irrsinn sondern erhöht auch das Lesevergnügen ungemein.
    Ich kann es gar nicht abwarten, den nächsten Teil zu lesen.

  28. USA kann ich nicht beurteilen. Die BLM-Exzesse zeigen mir von außen, dass in dem Land auch einiges los ist. Ansonsten weiß ich es nicht.
    Die EU ist aber ein reiner Spinnerverein. Zum Glück aber absolut unfähig. Ein witziger Punkt ist ja, dass in Deutschland nicht wenige, die in den Medien auftauchen von der „Menschheit“ schwafeln (manchmal nur von „Europa“ wenn sie bescheidener sind). Und im Grunde ist die „Menschheit“ oder „Europa“ nur eine grotesk Übersteigerung der eigenen Blase. „Es sind doch alle Menschen gleich. Also müssen doch alle so denke wie die Blase, in der ich lebe.“
    Natürlich stieg und steigt Europa weiter ab. Ostasien, vielleicht auch andere Teile Asiens steigen wirtschaftlich auf. Afrika steigt bevölkerungstechnisch auf. Und jedes Land, dass zur Großmacht oder Mittelmacht aufsteigt, schreit naturgemäß „Ich, ich, ich“ für die nächsten Jahrzehnte. Da ist nichts mit „Solidarität“. „Solidarität“ schreit man, wenn man nichts oder wenig hat und etwas von den anderen will.
    Die globale Hegemonie der USA, die es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab, ist auch vorbei. Es läuft auf die klassische Machtpolitik des 19. Jahrhunderts hinaus. Das Große Spiel um Macht, Geld, auch Gebiete, etc. Mit Großmächten, Mittelmächten und Kleinstaaten.

  29. Und wer zieht die Konsequenzen?
    Es werden noch schlimmere Gestalten in die Politik bzw. die Regierung gewählt.
    Hier wachen sie erst auf, wenn die ersten Milizen durchs Land rollen.
    (Ich lag mit meinen Vorahnungen bisher immer ganz gut . . .)

  30. Das Problem ist eigentlich schnell erklärt:
    Man versucht mit lokalen Wertvorstellungen und Gesetzen, die einen eindeutig definierten Geltungsbereich haben, international zu agieren.
    Das funktioniert natürlich nicht. Bei uns gelten eben andere Regeln, als bei anderen. Unsere Vorstellung von Menschenrechte sind eben nicht universal gültig. Was bedeutet, in Afghanistan sind die Regeln anders, als bei uns.
    Auf unser Asylrecht hätte dies eigentlich keinen Einfluss, denn wen wir hier als Asylanten aufnehmen, das orientiert sich an unserer Gesetzgebung.
    Zumindest sollte es das, denn kurioserweise funktioniert dies aber nicht, sondern genau umgekehrt:
    Bei uns erhalten Menschen Asyl, die darauf gar keinen Anspruch haben, im Gegenzug versuchen wir unser Recht und unsere Wertvorstellungen in den Rest der Welt zu exportieren, wofür es aber überhaupt keine rechtliche Grundlage gibt.

    Zitat:“Das intellektuell abgespeckte Bildungsfernsehen penetriert den Zuschauer mit dem sprachfremden Glottisschlag – und bei einem um political correctness bemühten Armin Laschet bleibt der Zuhörer verwirrt zurück. Waren mit seinen „Bürgermeisterinnen“, „Lehrerinnen“, „Mitarbeiterinnen“, die er im Akt des Untergangs aus Afghanistan retten will, tatsächlich nur weibliche Afghanen gemeint? Zwar machte dieses Sinn, denn europäisch orientierte Frauen werden unter den Mohammed-Jüngern fraglos am meisten zu leiden haben. Aber meinte es der sturzfliegende Kanzlerkandidat der Union tatsächlich so? Und geht das mit den Menschenrechten überein, wenn nun ausschließlich Frauen vor dem islamischen Emirat gerettet werden sollen?“

    Genau das, ist unsere westliche Interpretation von Menschenrechten.
    Aus unserer westlichen Sicht werden in islamischen Ländern die Frauen am stärksten unterdrückt. Damit haben die Frauen aus islamischen Ländern bei uns hier(!) am ehesten einen Anspruch auf Asyl.
    Laschet liegt hier also vollkommen richtig.
    Natürlich gilt dies ebenso für in islamischen Ländern verfolgte Minderheiten, wie Homosexuelle, etc..
    Jetzt sollte man sich aber nochmal fragen, warum zuvorderst heterosexuelle Männer im wehrfähigen Alter aus islamischen Ländern bei uns Asyl beantragen bzw. in rauen Mengen zu uns strömen und nur vergleichsweise wenige Frauen.
    Das hat einen einfachen Grund:
    Wir werden an der Nase herumgeführt und unsere Asylrecht maximal missbraucht, um nicht etwa bei uns Schutz zu finden, sondern uns zu unterwandern. Und die Männer aus diesen Ländern sehen natürlich zu, dass es deren Frauen besonders schwer haben, bei uns Zuflucht zu suchen bzw. überhaupt deren Land zu verlassen, denn sie sollen ja weiterhin ihre Gebärmutter für den Geburtendschihad zur Verfügung stellen, damit noch mehr islamische Männer bei uns mittels Asylbetrug ins Land geschleust werden können. Und wenn die dann bei uns angelandet sind, machen sie Jagd auf unsere(!) Frauen, um den Geburtendschihad auch hier bei uns weiterzuführen.

    Es geht denen nicht darum, bei uns Schutz zu finden, sondern wirklich nur darum, uns zu übernehmen. Und das Einfallstor dafür ist unser Asylrecht und die Bäuche der Frauen.
    Hier läuft eine Invasion. Und die Worte „Migrationswaffe“ und „Geburtendschihad“ sind keine rechtspopulistische Propagandalüge, sondern ganz genau das, was hier gegen uns zum Einsatz gebracht wird.
    Die führen gegen uns Krieg. Und weil dafür kein Militär zum Einsatz kommt, wird dies bei uns nicht verstanden.
    Es ist Zeit aufzuwachen und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.

  31. Durch den „leichten Sieg“, den die Hardcore Islamisten in Afghanistan errungen haben, werden sich alle in der Welt befindlichen Terror Gruppen und Grüppchen gestärkt fühlen.
    Vermutlich sind überall auf der Welt die Anschlagspläne wieder auf den Tisch der Vergeltung gelegt worden.
    Vorsicht ist geboten, denn Afghanistan hat ihnen gezeigt, wie angreifbar die waffenstrotzenden, westlichen Militärmächte sind, wenn den Abzug ein zitternden rosa Tüll Händchen umklammert.
    In Afghanistan sind es die Frauen, die weniger Rechte haben, bei uns sind es die Ungeimpften. Also bitte, wo ist der Unterschied und wo ist Europa anders als die Taliban.
    Schlimm genug ist am Ende, dass wir uns in Europa von solchen Versagern sagen lassen müssen, wie, wann und unter welchen Umständen wir Einkaufen oder ein Lokal betreten dürfen.

  32. Danke, endlich sagt’s mal einer, ich sag das schon seit 20 Jahren und durfte mich als was weiß ich alles dafür bezeichnen lassen und habe Europa unter anderem deswegen verlassen.
    Bei einer Sache möchte ich allerdings ein klein wenig Kritik anbringen: „im Sahel und auf der Pampa“ – in der Pampa, in der ich quasi wohne, wird hochtechnologisierte und hocheffiziente Landwirtschaft mit modernsten Maschinen betrieben. Natürlich nicht überall, aber wir hier im Ländle ernähren 35 Millionen Menschen bei 3,5 Millionen Einwohnern auf der halben Fläche Deutschlands, 50 Millionen durch weitere Intensivierung sind angepeilt. Und Sie werden lachen: Es gibt hier sogar Elektrofahrzeuge – nämlich Omnibusse und Taxen, vornehmlich aus chinesischer Produktion. Als Privatfahrzeuge gibt es die allerdings höchstens für Superreiche mit Hang zum Exzentrischen als Zehntfahrzeug (wobei die die anderen 9 meist schon für die Farm(en) benötigen).
    Abgesehen davon haben wir eine sagenhafte Abdeckung mit 4G, 5G wurde vor allen Staaten Europas in Betrieb genommen und die Glasfaserabdeckung liegt auf dem Niveau von Japan und Südkorea.
    So schaut’s 2021 in der Pampa aus.

  33. Herr Spahn,
    es hilft nichts: unseren pseudogutmenschelnden Geistesgrößen sind all Ihre klugen Hinweise auf die Schizophrenie ihres Handelns wurscht. Die machen weiter ohne Verdruss und werden in Europa eher einen Gottesstaat muslimischer Prägung errichten, als zuzugeben, dass sie falsch liegen. Dann wird das Verhüllen der Frau kurzerhand zu echter Freiheit erklärt und das Hängen Homosexueller wird achselzuckend als klimaschonend hingenommen. Verrückte Welt.

  34. Es ist die fürchterliche moralische Überheblichkeit die diesen Krieg über 20 Jahre getragen hat. Warum konnte man diese Steinzeit Taliban nicht sich selbst überlassen. Dieses ganze Gender und Menschenrechtsgedöns hat mit der Realität nichts zu tun. Bei der Corona- und Klimakrise darf sogar hier im Westen niemand mehr eine andere Meinung haben. Die Menschen werden schickaniert und drangsaliert. Und die Verantwortlichen meinen dann die müssen diese Fassadendemokratie anderen bringen.

  35. Zum Hauptpunkt: Natürlich ist Demokratisierung wichtig und Kolonialismus war nicht nur falsch. Nach der Entkolonialisierung sind weite Ländereien erst einmal massiv verarmt, weil nicht jeder alles besser macht, nur weil er eine andere Hautfarbe hat. Entscheidend ist die zivilisatorische Fallhöhe. Afghanistan ist nicht Südkorea.
    Man sollte jetzt aber auch nicht mit kurzsichtigem Blick auf Irak und Afghanistan die Konsequenz ziehen, dass Demokratisierung immer versage. Wer nicht einsieht, dass Südkorea deutlich besser ist als Nordkorea, ist auch nicht ganz bei sich.

    • Südkorea wurde nicht „demokratisiert“, sondern war anfangs eine knallharte Diktatur. Ähnlich wie z. B. auch Taiwan. Diese Völker haben sich selbst „die Demokratie geschenkt“.

      • Ich versteh Ihren Punkt nicht. Man kann nie gegen ein Volk demokratisieren. Natürlich mein ich „sich selbst demokratisieren“. Merkel hat ja mittlerweile diesen „Demokratie ist Minderheitenschutz“-Unsinn so oft wiederholt, dass man kaum noch weiß, ob alle vom Gleichen sprechen.

    • Afghanistan ist nicht Südkorea. Entscheidend ist die zivilisatorische Fallhöhe.“
      Es gab einen Zeitpunkt, da lag überhaupt kein Fallhöhenunterschied zwischen Südkorea und Afghanistan.
      GDP per Capita, South Korea, 1967: 161,16 USD
      GDP per Capita, Afghanistan, 1967: 160,90 USD
      Als Referenzwerte:
      GDP per Capita, Nigeria, 1967: 99,41 USD
      GDP per Capita, United States, 1967: 4.336,43 USD
      Quelle: Weltbank
      Ich gebe aber zu, dass ich mir jetzt so ungefähr das beste Jahr für diesen Vergleich rausgesucht habe. Ab 1970 begann Südkorea dann seine Industrialisierung und verwandelte sich innerhalb von 30 Jahren von einem Drittweltland zu einem Erstweltland ohne dabei jemals ein Zweitweltland gewesen zu sein. Beide Staaten waren allerdings bis 1970 Länder der dritten Welt und nur marginal reicher als afrikanische Staaten. (Ökonomisch, meine ich natürlich, nicht politisch).
      Wer allerdings meint Südkorea wäre schon immer viel reicher als Afghanistan oder Afrika gewesen, der irrt gewaltig. Das Land war vor 50 Jahren bettelarm.

      • Nein, den Zeitpunkt gab es nicht. Ich hatte gestern auch schon geschrieben, dass die Afghanen früher deutlich höher standen. Also damals wäre ein westliches Protektorat vermutlich noch erfolgreich gewesen. In der Zwischenzeit ist Afghanistan zu weit gefallen und ich fürchte auch, dass wir bald selbst zu weit fallen werden, um noch etwas retten zu können.

    • Die Frage ist, ob Südkorea so ist, wie es ist, weil es von den Ameriikanern kolonialisiert wurde, oder ob eine vereintes, seit 1945 niemals besetztes Korea so wäre wie Südkorea. Oder eher wie der Norden?

      Spielen Sie dieses Gedankenspiel mit Deutschland. Versuchen Sie sich vorzustellen, es wäre 1945 zu einem Remis-Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Deutschland gekommen. Stellen wir uns dazu beispielsweise vor, es wäre der Gruppe um Werner Heisenberg gelungen, eine deutsche Atombombe zu bauen, was es in der Folge selbstverständlich den Alliierten unmöglich gemacht hätte, den Krieg gegen Deutschland weiterzuführen. Statt Hiroshima stünde heute vermutlich eine russische Stadt für den ersten Atombombenabwurf, und für den zweiten eine an der US-Ostküste. Das ist kontrahistorisch, aber kein völlig absurdes Szenario. Hätte der Krieg bis 1946 gedauert, wäre es realistisch gewesen.
      Deutschland hätte dann also noch seine Grenzen von 1937 (mindestens, vermutlich wäre auch Österreich immer noch dabei) und vor allem, es hätte nie eine Teilung Deutschlands und nie eine Besetzung des Westens durch die drei Westmächte und des Ostens durch die Russen gegeben. In Ramstein gäbe es immer noch einen großen Wald, wio heute ein Stück USA ist.

      Sie sehen ja auch bei uns den fortbestehenden Unterschied zwischen „Ossis“ und „Wessis“, der schon allein deswegen fortbesteht, daß die Ostdeutschen, die wie Westdeutsche sein wollen, in der Regel in den Westen ziehen, während zu wenige Westdeutsche nach Ostdeutschland ziehen, um dort als koloniale Kulturverstärker fungieren zu können. Die unverändert aus dem Westen stammenden oder dort sozialisierten Politiker reichen dafür nicht aus. Von Ostdeutschland wissen wir zumindest, daß es dem kulturkolonialen Einfluß des Westens über 45 Jahre nie ausgesetzt war. Kein Pettycoat, keine Conny Francis, kein AFN, kein MacDonalds und die Allgegenwärtigkeit des Wortes „Okay“. Erst die Ost-Kohorten unter 30 Jahren Alter sind komplett „westlich“ sozialisiert, aber eben anders als ihre westdeutschen Landsleute, weil sie weiterhin von rein ostdeutsch sozialisierten Eltern erzogen wurden.
      Damit aber haben wir nur Beweismittel, wie Deutsche sind/werden, wenn sie einerseits von ihrer Kultur abgeschnitten und westeuopäisch-nordamerikanisch sozialisiert werden, andererseits wie sie sind/werden, wenn diese Überformung nicht stattfindet, aber eine kommunistisch-bolschewistische Herrschaft errichtet wird. Die Ex-DDR steht somit für ein Deutschland, wie es geworden wäre, hätte 1933 nicht Hitler, sondern Thälmann sich durchgesetzt.

      Meine These ist, daß ein seit 1945 neutrales, aber souveränes Deutschland sich in der Mitte dieser Sozialisation wiederfände. Wir Deutschen sind kulturell janusköpfig. Entlang der Rheinschiene dominiert der katholisch-westeuropäische Einfluß, östlich der Elbe der osteuropäische, ohne daß die Preußen je Osteuropäer gewesen wären – so wenig wie die Balten, übrigens. Deutschland hätte nach 1945 nicht das „Wirtschaftswunder“ der Jahren bis 1965 erlebt, auch wenn es eine Wiederaufbaukonjunktur gegeben hätte, die es aber in gewisser Form auch in der DDR gegeben hat. Dafür wären die Kosten des Kalten Krieges mit den Alliierten, der wie in der realen Welt dem heißen Krieg davor gefolgt wäre, zu hoch gewesen, und es ist sehr spekulativ, wie sich das Verhältnis Westen-Sowjetunion und Deutschland-Sowjetunion entwickelt hätte, wäre dieser kalte Krieg durch drei statt zwei Machtblöcke geprägt gewesen.
      So wie Osteuropa heute wäre das Land nationalistischer, kaum grünlinks, nicht pazifistisch und nicht von akademisch-mittelschichtigen Lebensweisen geprägt. Eine Masseneinwanderung hätte es nie gegeben, auch nicht den „Pillenknick“ von 1969. Aber es wäre auch deutlich weniger wohlhabend und litte vermutlich an Auswanderung Richtung Skandinavien, Nordamerika und GB. So wie es auch Osteuropa geht. Es hätte also auch bei fortbestender NS-Herrschaft eine Verbürgerlichung stattgefunden – die führenden Protagonisten der frühen BRD waren ja kaum andere als unter der NS – doch natürlich wäre sie anders verlaufen, wenn die VW Käfer nicht an die Adria oder die Costa Brava gekrabbelt wären oder Elvis Presley und James Dean die deutsche Jugend nicht inspiert hätten. Aber vielleicht hätten sie das ohnehin. Berlin ist eben von Paris und New York doch nicht so weit weg wie Moskau.

      Und so schließt sich der Kreis. Denn Deutschland ist bleibt kulturell ein Teil Europas und des Westens. Nur daß wir es, wenn wir uns nicht selbst verraten, nie so völlig sein werden wie Briten oder Franzosen. Da ich schon mal in Seoul war, kann ich nur sagen, daß sehr viel vermeintlich westliches in Südkorea (wie auch in Japan) nur öberflächliche Firniß ist. Darunter gibt es eine alte asialtische, koreanische Hochkultur, die nicht infragesteht – und die, alles in allem, es genauso in Nordkorea gibt. Und hätten wir Deutschen so etwas nicht auch, wäre die Mauer immer noch am Brandenburger Tor. Diese alte Hochkultur – die übrigens den Iran fundamental von den Golfarabern oder Afghanen unterscheidet! oder die Inder von den Afrikanern, die kriegen sie nicht so leicht weg. Aber sonst gilt: Sie bekommen den Boxer aus dem Ghetto, aber das Ghetto nicht aus dem Boxer.

  36. Die Verantwortlichen zeigen auf Andere um von ihnen selber abzulenken.
    Die Täter selbst deuten auf Andere und schreien beseritigt die Täter dort sind sie

  37. Samuel J. Huntington hat das schon vor Jahren in seinem Opus Magnum festgestellt. Aber welcher Politikerdarsteller will sich schon bilden! ????☹️????

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