Viktor Orbán hat bei seinem Besuch in Berlin im Interview mit „Tichys Einblick“ über die europäische Sicherheitsordnung, den Ukraine-Konflikt sowie die EU-Außenpolitik und Innenpolitik Ungarns gesprochen. Nachfolgend präsentieren wir Auszüge. Das komplette Gespräch finden Sie in der kommenden November-Ausgabe des Monatsmagazins „Tichys Einblick“.
Tichys Einblick: Herr Ministerpräsident, während Ihres Besuchs in Deutschland haben Sie sich mit Kanzler Scholz getroffen, aber auch mit Armin Laschet, Angela Merkel und Gerhard Schröder. Gute Gespräche mit alten Weggefährten?
Viktor Orbán: Die Gespräche waren sehr produktiv. Von Laschet wollte ich seine Meinung als christlicher Konservativer hören. Angela Merkel und Gerhard Schröder sind erfahrene Politiker und Kanzler, die mir wertvolle Erfahrungen und Ratschläge geben konnten.
Zum Gespräch mit Kanzler Scholz kann ich Ihnen leider wenig sagen. Auch wenn es ungewöhnlich ist, hat der Kanzler entschieden, dass es keine Pressekonferenz geben wird. Als Gast möchte ich da seinem Wunsch folgen. Es war aber ein produktives Gespräch und Kanzler Scholz ist ein angenehmer Gesprächspartner: geradlinig und auf einer Ebene mit dem Gegenüber. Man kann mit ihm reden, er hat keine Tabus und er sagt, wie er die Sachen sieht. Mit ihm zu reden, ist wie mit einem Ungarn zu reden. In vielen Fragen haben wir unterschiedliche Positionen, aber in strategischen Fragen sind wir uns nahe.
Kontroversen in welchen strategischen Fragen?
„Über die Erziehung der ungarischen Kinder dürfen nur die Ungarn entscheiden“
Woran machen Sie die Desintegration Europas fest?
Der Austritt des Vereinigten Königreichs brachte die europäische Politik ins Wanken. Die Briten standen mit Mitteleuropa für ein Europa der Vaterländer, die, wo es geht, national agieren und bestimmte Dinge gemeinschaftlich regeln. Dagegen stehen Frankreich und Deutschland, die eine „ever closer union“, eine immer engere europäische Föderation anstreben. Waren beide Lager vorher im Gleichgewicht, hat nun das Lager der Föderalisten Oberhand gewonnen. Das führt zum Rechtsstaatlichkeitsmechanismus, dem Konditionalitätsverfahren, die die Verteilung von EU-Geldern regeln und Ungarn und Polen ausschließen. Die Briten hätten nie akzeptiert, dass der Europäische Gerichtshof den britischen Obersten Richtern sagt, was Recht ist. Gegen diese Überordnung des EU-Rechts in praktisch allen Fragen wehren wir uns vehement.
Mit Italien hat nun in einem weiteren Land eine konservative Strömung die Regierung erreicht. Im vergangenen Sommer bezeichneten Sie diese Möglichkeit eines Sieges von Georgia Meloni als Gamechanger. Bewahrheitet sich dies nun?
Die Tür steht jetzt offen. Es kann sein, dass sich die politische Lage in Europa nun grundlegend ändert, aber Italien hat es nicht leicht. Brüssel hat einen sehr großen Einfluss auf das Land und auf die Regierung. Sie haben die Mittel, um Rom ihren Willen aufzuzwingen. Aber die neue Regierung möchte nationale Interessen vertreten, ist gegen Migration und für die traditionelle Familie. Ob sie schlussendlich für ihre Meinung kämpfen werden, weiß ich nicht. Aber die Tür steht offen. Denn gerade in Verbindung mit den Wahlen in Schweden muss das liberale, föderale, progressive Lager erkennen, dass sie keine Hegemonie innehaben.Im Ukraine-Konflikt zeigen sich Risse im politischen Block der Visegrád-Staaten. Sie sagen, das liegt an unterschiedlichen geopolitischen Interessen. Wie unterscheiden sie sich?
Die Tschechen, die Slowaken und auch die Polen, sie sind für den Krieg. Sie sagen offen, dass es für sie nicht genug ist, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Sie wollen, dass Putin versagt, dass Russland den Krieg verliert. Ungarn hingegen gehört dem Friedenslager an.
Das ist ein schwächeres Lager. Zu ihm gehören der Papst, Kissinger, Habermas. Einige amerikanische Republikaner und Elon Musk. Und eben Ungarn. Wir möchten keinen Krieg. Wir wollen eine sofortige Feuerpause und Verhandlungen. Denn tausend Stunden Verhandlung sind besser als eine einzige Kugel. Sie müssen verstehen: Für viele ist dieser Konflikt weit weg. Selbst für Deutschland. Wir aber sind der direkte Nachbar. Es leben gut 200.000 Ungarn in der Ukraine, oft mit doppelter Staatsbürgerschaft. Es sind schon 200 von ihnen gestorben, viele von ihnen im Kampf gefallen, denn auch sie werden eingezogen.
In Ungarn sind wir nah am Krieg, und daher interessierter an einem sofortigen Waffenstillstand als andere. Wenn wir nicht zeitnah eine Feuerpause erreichen, befürchte ich eine weitere Eskalation des Konflikts.
Sie bezeichnen sich vielleicht nicht gerne so, aber Sie sind doch Europas wichtigster Kremlologe. Einst haben Sie selbst, als Student, gefordert: „Die Russen müssen raus aus Ungarn.“ Was nun also?
Uns Ungarn braucht man nichts von der Brutalität der russischen Armee erzählen. Diese konnten wir mehr als jedes andere Land der Union erst 1956 erleben. Unser Selenskyj wurde damals gehängt, hingerichtet. Wir wissen, wie es ist, mit Russland im Krieg zu sein.
Doch darum geht es hier nicht, sondern wie man dem Krieg ein Ende bereiten kann. Die Russen müssen in ein Sicherheitssystem mit einbezogen werden und wir Europäer müssen mit am Tisch sitzen. Das wurde jetzt verunmöglicht. Merkel konnte diese Situation beherrschen. In der Krimkrise erklärte sie den Konflikt zu einem lokalen Konflikt und verhinderte so die internationale Eskalation.
Es braucht die Amerikaner nicht, wenn sich die Russen, Franzosen, Deutsche und Ukrainer an einen Tisch setzen. Doch wir haben ein Führungsproblem und eine schwache Außenpolitik und deshalb konnten wir den Ausbruch des Konflikts nicht verhindern. Wenn führende Politiker wie Scholz, Macron und Biden mit Innenpolitik beschäftigt sind, brauchen wir eine starke gemeinsame Außenpolitik. Aber wir haben keine europäische Armee, die wir bräuchten. Wir haben keine gemeinsame Verteidigungspolitik, keine Koordination in der Rüstung. Nicht einmal der Rat der Europäischen Außenminister ist bisher funktionsfähig. Wir müssen die Frage einer europäischen Armee erörtern.
Eine EU mit Armee ist aber ein ganz anderer Tenor als das Europa der Vaterländer, das sie eingangs angesprochen haben.
Es ist ein Fehler, die Frage des europäischen Föderalismus schwarz-weiß zu sehen. Es gibt Themen, bei denen sind die Nationalstaaten besser in der Führung. Und es gibt Themen, in denen wir nur als geeintes Europa relevant bleiben. Ein solches Thema ist die Verteidigung. Als Kontinentaleuropa müssten wir hier zusammenarbeiten, um unsere Interessen gemeinsam zu verteidigen und durchzusetzen.
Mit Viktor Orbán sprachen Roland Tichy und Klaus-Rüdiger Mai. Das Interview wurde sowohl auf Englisch als auch Ungarisch mit Simultanübersetzung geführt.
Man muss sich nur anschauen, wie alle Vereinbarungen bei der Schaffung der Währung umgangen, gebrochen und geschliffen werden. Nichts anderes wäre es mit dieser europäischen Armee, die schließlich keinen Krieg gewinnen könnte. Da würde jeder jeden täuschen und am Ende ist es wie bei der Bundeswehr. Die hat für 5 Tage Munition und für 10 Tage Treibstoff. Genau das, was in deren Tankfahrzeugen ist. Gesellschaften sollten in der heutigen Zeit kooperieren, Gräben überwinden und auf Ausgleich setzen. Wer aber Feindbilder aufbaut, wie Russland, wie China, wird sich irgendwann mit ihnen im Krieg befinden. Das ist wie das Verhältnis zwischen Griechen und Türken. Man provoziert und schließlich eskaliert die Lage. Dann schickt Europa seine Armee gegen die Osmanen? Keine gute Idee.
Na da ist es ja mal gelungen an einen richtig hochkarätigen Gast zu kommen…Glückwunsch. Mal schauen ob das als Video gibt…
Eine europäische Armee in den Händen der Kommission halte ich für höchst gefährlich. Die sind nicht reif für so etwas. Dann geht es uns, wie auf dem Finanzsektor. Ich hoffe, dass die EU vor der Installation einer Armee zusammenbricht.
Wo Euro draufsteht ist Frankreich der Gewinner, ob Währung oder Armee und Union. Durch unsere Politiker, sogar die mit Studiumabschluss haben wir nur drittklassige Vertreter, die im Wettbewerb hoffnungslos unterlegen sind.
Zitat:“Europa braucht keine einheitliche Armee, Europa braucht viele gut gerüstete Armeen um sich zu verteidigen, darüber hinaus sollte die alte Strategie des Gewehrs hinter jedem Grashalm wieder propagiert werden, mit zumindest Infanterietraining für jeden physisch fähigen Erwachsenen Bürgers sowie deren Ausrüstung.“
Volltreffer. Der Trick liegt in der richtigen Organisationsstruktur. Die gute Verzahnung der Verteidigung ins gesamte Volk ist dabei entscheidend.
Sie denken zentralisiert. Und damit kommen Sie nicht zum richtigen Schluss.
Die Wehrmacht war in den Anfangstagen des zweiten Weltkrieges eine dezentral operierendes Unternehmung und hat genau deswegen halb Europa in Tagen überrannt. Der Auftrag muss nur klar sein. Und das ist er.
Die EU müsste ähnlich wie die USA organisiert sein. Dort hat jeder Staat gewisse Freiheiten. Der eine hat die Todesstrafe, der andere nicht. Jeder Staat hat seine eigenen Abgasvorschriften. Über allem steht eine gemeinsame Regierung mit einem vom Volk gewählten Präsidenten. Natürliche habe die amerikanischen Staaten eine gemeinsame Armee. Sie haben eine gemeinsame Währung. Wer in den USA einen Verantwortlichen anrufen will, weiß, an wen er sich wenden kann. Anstatt die EU ständig zu vergrößern, hätte man sich erst um eine vernünftige Verfassung kümmern müssen. Bei so vielen Mitgliedern ist eine Verfassungsänderung schwierig.
Zitat 1: „ein Europa der Vaterländer, die, wo es geht, national agieren und bestimmte Dinge gemeinschaftlich regeln.“
> Fast genau auch meine Vorstellung.
Denn gerade mit Blick auf die Außenpolitik und das es heute auch immer mehr einzelne kleinere Staaten gibt die sich zu irgendein Bündnis zusammenschließen, wird es bei z.Bsp. Probleme für einen einzelnen europäischen Staat immer schwerer oder gar unmöglich werden dagegenhalten zu können
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Zitat 2: „Dagegen stehen Frankreich und Deutschland, die eine „ever closer union“, eine immer engere europäische Föderation anstreben. “
> a) Dass sich mittlerweile seit etwa 20 bis 30 Jahre vor allem die deutsche Altparteien- und Regierungs“elite“ dazu erhoben und auserkoren sieht mit unseren deutschen Steuergeldern nicht nur EUropa zu finanzieren und retten zu wollen, sondern nun auch schon die gesamte Welt und selbst auch noch das „Weltwetter“, bedarf wohl keine nähere Erklärung mehr und beantwortet dann auch warum „weltenretter“ Deutschland „eine immer engere europäische Föderation“ anstrebt.
b) Doch was hier das Macron-Frankreich und deren Wunsch und anstreben nach einer immer engeren europäischen Föderation betrifft, hier behaupte ich einfach mal ganz frech, das Frankreich’s streben nach „einer immer engeren europäischen Föderation“ NUR solange anhält, solange der Dukaten-Scheißer & Goldesel Deutschland für Franksreich’s EUropäische Führungs- und Großmachtgelüste finanziell aufkommt.
Wenn der Dukaten-Scheißer & Goldesel Deutschland jedoch nicht mehr wäre und Macron-Frankreich deren EUropäischen Großmachtträume selber finanzieren müßten, dann wird deren streben nach „einer immer engeren europäischen Föderation“ sehr schnell abgehakt werden und vorbei sein.
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Zitat 3: „Wir müssen die Frage einer europäischen Armee erörtern.“
> Warum wir neben der NATO dann auch noch eine „Europäische Armee“ brauchen, leuchtet zumindest mir noch nicht so richtig ein. Wobei hier dann ja auch noch zu bedenken wäre, dass eine solche „Europäische Armee“ dann auch immer kompatibel zu/mit der NATO sein müßte bzw sein sollte. Denn zwei Armeen nebeneinander die dann unterschiedliche Regeln und Standarts haben, erscheint zumindest mir -milde gesagt- etwas fragwürdig.
DOCH ich wollte hier eigentlich mal den Punkt „Europäische Armee“ ohne die USA ansprechen:
Wie es dieser EU gelingen soll eine „Europäische Armee“ für die Außenpolitik aufzubauen wo dann die USA und deren US-Militär nicht mehr nötig ist, halte ich gelinde gesagt für weit, sehr weit hergeholt und unrralistische Träumereien – Und das mit Blick auf die militärischen Gerätschaften und den -dann auch laufenden- Kosten!
Alleine nur um z.Bsp. zu jeder Zeit in irgendwo in der Welt Flagge zeigen oder wirksam militärisch eingreifen zu können, bedarf es unter anderem große Flugzeugträger samt den nötigen Begleitschutz und Versorgungsmöglichkeiten. Was nur schon EINE solche Trägerkampfeinheit an tägliche Kosten verschlingt, ist immens! Und und und……!
Egal ob „Europäische Armee“ oder die NATO: ohne die USA und deren US-Militär und militärischen Fähigkeiten bis hinauf ins All wird/würde nichts mehr funktionieren. Wobei die EU bzw Deutschland und bis vor kurzem auch Frankreich ja noch nicht mal den aktuellen kleinen Einsatz in Mali richtig und gerade mal nur so gewuppt bekommen.
Nicht zu vergessen auch die Zu- und Mißstände bei unserer Bundeswehr die mit Blick auf das militärische Material -überspitzt gesagt- noch nicht mal die Grenze zur Schweiz oder Dänemark verteidigen könnten.
UND wenn ich grad gelesen habe das unsere Super-Verteidigungsministerin Lambrecht (SPD) nun grad aus irgendwelchen finanziellen Gründen 6(sechs) Projekte aus dem 100 Mrd. Neuaufbau-Programm erst einmal ZURÜCKgestellt hat, dann fehlt mir noch weniger der Glaube wie eine europäische Armee von welcher Art auch immer ohne die USA funktionieren soll?!
Bis auf den Punkt mit der „Europäischen Armee“ bin ich aber ansonsten ein großer Fan von Ungarn und Viktor Orbán und hoffe das auch er weiterhin für ein „Europa der Vaterländer“ und für die Werte der Familie stehen und kämpfen wird ???
Wir brauchen eine europäische Armee. So ist es denn dann wäre Putin nie auf die ide gekommen sich die krim zu nehmen geschweige denn die ukraine anzugreifen. Putin hat die schwäche der EU erkannt und konnte deswegen tun was er getan hat bzw tut.
Wer hlaubt denn noch daran, dass die jemals verschwinden werden. Eher fällt dieser Kontinent in Schutt und Asche,
Keine Militärmacht hat je einen schlimmeren Trümmerhaufen zurückgelassen als unsere ‚Befreier‘.
Ich denke ewig an die Worte meines Onkels, der berichtete, dass die Briten Plakate auf ihre Panzer montiert hatten, worauf gestanden haben soll:. Wir kommen nicht als Befreier, wir kommen als Sieger.
Ich glaube sogar eher man würde diese Bestrebungen Deutschlands als die Aneignung der Macht in Europa durch die Hintertür betrachten. Kein schöner Gedanken wenn die Völker Europas das als einen direkten Affront sehen, denn andersrum wurde es ja schon probiert.
Ich bin ja sehr für Orban und wäre ich in Ungarn wahlberechtigt würde ich ihn wahrscheinlich wählen.
Aber eine EU-Armee? Besser nicht. Dem Konstrukt EU traue ich keinen Millimeter über den Weg, da wären schon Knallerbsen zu gefährlich.
Der ganze Laden müßte von Grund auf neugebaut werden, mit schlanken, transparenten Strukturen ohne Hineinregiererei in Mitgliedsstaaten (deren Regierungen sich dann gern hinter Brüssel verstecken, um unpopuläre Gesetze zu erlassen, Paradebeispiel BRD), dann ließe sich vielleicht über eine prinzipiell ja wünschenswerte europäische Verteidigungsgemeinschaft diskutieren, aber derzeit halte ich das für abwegig und Orbans Vorstoß für einen nicht ganz ernstgemeinten Vorschlag, um drohende Sanktionen der Kommissionsdiktatur abzuwenden.
Eine europäische Armee hat zunächst einmal ein Sprachproblem. Wie löst man das?
So lange Orban Milliarden Euros an den Aggressor Russland überweist, macht eine europäische Armee keinen Sinn.
„Wir brauchen eine europäische Armee“ will Macron auch: Deutschland zahlt und Frankreich profitiert und bestimmt. Deshalb wird der Ruf nach Führung durch Deutschland immer lauter.
Und schon sind wir beim Problem Führung: Ursula von der Leyen, Annalena Baerbock, Strack-Zimmermann, Lambrecht … Kurz: eine Führung kann Deutschland nicht. Hier macht sich der Facharbeitermangel deutlich sichtbar. Selenskyi hat das gut erkannt.
um so genialer war der Konter von Rheinmetal, den Panther heimlich an Frankreich (und dt. Befürworter) vorbei entwickelt.
Nun, die USA werden ihre Führungsrolle nicht abgeben, Orban lebt nun gefährlich und Frankreichs Idee einer Führung ist vorbei.
Was Orban da sagt, ist alles richtig. Bei der europäischen Armee braucht es jedoch ein Maximum an Präzision bei der Definition und Umsetzung.
Es braucht weniger eine gemeinsame und damit gleichgeschaltete Armee, als vielmehr eine hochoptimierte Zusammenarbeit der bestehenden Armeen und des Rüstungssektors.
Das Wort Verteidigungsbündnis trifft es deswegen wohl etwas besser.
Das gleiche brauchen wir bei den Polizeien der EU Länder und bei der Grenzsicherung. Da mangelt es an Zusammenarbeit und guter Vernetzung.
Und das nur aus einem einzigen Grund: Man hat es bisher schleifen lassen, weil man es für unwichtig erachtete. Dabei ist die Befestigung eines Kontinents das erste was man tun sollte, bevor man sich an weitere Aufbauarbeiten macht.
Wenn man eine Burg baut, fängt man ja auch mit den Außenmauern an, denn dann kann man gesichert im Inneren den Rest weiter aufbauen, ohne dabei überfallen zu werden.
Europa hat doch schon ein Verteidigungsbündnis mit gemeinsamen Standards in den Armeen und dem Rüstungsindustrie. Das nennt sich NATO. Da sind sogar Länder dabei die nicht zur EU gehören.
Bei einer gemeinsame Armee stellt sich auch die Frage wer dann über den Einsatz entscheidet. Wobei das natürlich für Deutschland ein Vorteil ist, denn wenn die Deutsche Politiker nicht mehr über Bundeswehreinsätze entscheiden müssen können sie weiterhin auf ihre moralische Überlegenheit pochen.
Die Amerikaner als NATO Führungsmacht sind mit ihrem zuvorderst auf Geld und Handel basierenden Gesellschaftsansatz extrem vulnerabel für Fremdsteuerung. Seit die Amerikaner ihren ehemals stark ausgeprägten Patriotismus mehr und mehr beiseite legen, bricht dies um so stärker durch.
Eine käufliche Führungsmacht ist für ein Verteidigungsbündnis potentiell tödlich, da sie den am leichtesten zu kapernden Teil eines Bündnisses direkt an der Spitze darstellt. Man muss da nur genug Geld reinstecken und das gesamte Bündnis richtet sich plötzlich nach innen gegen die eigenen Partner. So lange die USA dieses Problem nicht in den Griff bekommen, ist die NATO kein zuverlässiger Schutz für irgendwen mehr.
Ja, wie leicht eine käufliche Führungsmacht für ein Verteidigungsbündnis ist kann man ja am Beispiel Deutschlands sehen:
Schröder, Merkel, Gabriel, Maas, Scholz und andere deutsche Politiker haben unsere Gasversorgung an die Russen verkauft und vermieden andere Alternativen (z.B. aus dem Mittelmeer) als Absicherung zu schaffen.
Der Verkauf der Gasspeicher an Gazprom fand ein Jahr nach der Invasion der kleinen grünen Männchen auf der Krim statt. Auch Nordstream II wurde danach auf dem Weg gebracht, obwohl Merkel und Scholz beide nach eigenen Aussagen wussten das Russland das Gas als Druckmittel einsetzen würde wenn es zum Krieg kommt.
„Es braucht die Amerikaner nicht, wenn sich die Russen, Franzosen, Deutsche und Ukrainer an einen Tisch setzen.“ Wie wahr.
Und den Schröder der uns mit Nordstream 2 ein Stückchen unabhängiger von den Amis machen wollte, den henkt man. Dummes Deutschland.
Der Gaspreis ist gerade im Keller mit noch ungeahnten Folgen für uns https://www.nachdenkseiten.de/?p=89699.
Vielen Dank Herr Tichy für dieses Interview. Die Menschheit muß endlich lernen zu differenzieren und nicht die Mauern hoch zu ziehen ud schon gar nicht zu seinem Nächsten. Wie wäre denn Russland in die EU? Wäre vielleicht sinniger, als zuzusehen wie sich alle Antiamerikanischen Kräfte verbünden. Das führt langfristig nur in neue Konflikte.
Alles richtig, aber der Gaspreis ist nicht im Keller, sondern um mehrere 100 Prozent höher als vor 2 Jahren. Dazu kommt noch, das die meisten Anbieter in der Regel vor Monaten am Termin und nicht jetzt am Spotmarkt kaufen, also noch weit höhere Preise an die Kunden weitergegeben.
Eine gemeinsame Armee macht aber nur dann Sinn, wenn es eine gemeinsame unstrittige Verteidigungsstrategie gibt. Davon ist aber weit und breit nichts zu sehen. So lange die einen von Unabhängigkeit von den Amerikanern träumen und die anderen, wie z. B. Deutschland und Polen, es vorziehen, wie Kolonialverwalter der Amis zu regieren, wird das nichts.
Wenn wir Orban in Deutschland hätten, dann hätten wir nur halb so viele Probleme.
Zumal Orbans Linie von immer mehr Menschen im Westen geteilt wird. Klar, nicht beim ÖR oder im Kanzleramt, aber bei Konservativen.
Warum fordert Herr Orban eine europäische Armee, wenn er beteuert: „… tausend Stunden Verhandlung sind besser als eine einzige Kugel.“? Ist das nicht ein weiterer Schritt von Staatenbund zu Bundesstaat?
Für einen Politiker, der die Stephanskrone wieder hervorgehoben hat, ist es nicht naheliegend, eine Stärkung Europas zu fordern. Werden damit nicht weiter regionale kulturelle Eigenheiten nivelliert, die ökonomische Umverteilung perpetuiert und Immigration zum endgültigen Schicksal?
Die Grenzen Europas gegen Migration behaupten zu können ist ein Chimäre. Dafür ist die Linie zu lang, zu unübersichtlich und die Zuständigkeitsbezirke zu heterogen in der Handhabung. Das klappt nicht mal an der Südgrenze der USA.
Anbei: der entscheidende Impuls beim laufenden Brexit-Votum waren die starken TV-Bilder der starken Immigrationsvorgänge in Deutschland 2015!
Gleichzeitig forderte die Kanzlerin den Rest Europas auf, die „Eingewanderten“ entgegenzunehmen bzw. weiterzuleiten. Deutschland hätte sich zu diesem Zeitpunkt gern zum Verlade- und Verteilerknoten für ganz Europa entwickelt.
Das Interview verwundert etwas, wenn man Herrn Orbans Politik der letzten Jahre vergleicht.
Verhandelt wird nur mit jemandem, den man nicht einfach vereinnahmen kann. Schutz nach Aussen durch eine Armee ist insofern ein sinnvolles Mittel. Aber eben nur eins.
Aber wie die Ukraine zeigt, bedeutet Krieg nicht nur Armee. Insofern muss die EU viel weiter denken, um Schutz nach Aussen zu gewährleisten. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass die EU als Verhandlungspartner überhaupt wahrgenommen wird. D als As aufgrund seiner Wirtschaftsmacht und aufgrund des dadurch vorhandenen Geldes wird der EU nicht mehr lange zur Verfügung stehen. Wer wird das Machtvakuum füllen? Frankreich?
Zitat:“Warum fordert Herr Orban eine europäische Armee, wenn er beteuert: „… tausend Stunden Verhandlung sind besser als eine einzige Kugel.“?“
Sie werden erst dann am Verhandlungstisch akzeptiert, wenn Sie ihrem Verhandlungspartner potentiell schwer wehtun können.
Si vis pacem para bellum.
Solange die EU derart von der Finanzindustrie dominiert wird mit Rothschild-Macron und seiner Lagarde, vor kurzem noch Draghi oder den ganzen YGLs, solange wäre eine EU-Armee eine steuerfinanzierte Truppe zur Durchsetzung von Hochfinanzinteressen.
Eine europäische Armee könnte sinnvoll sein, wenn es gelänge, die EU mit ihren intriganten Mandarinen und antidemokratischen Strukturen außenvor zu halten. Eine Ursula von der Leyen darf keine militärische Macht haben!
Eine europäische Armee, die mit der EU nichts zu tun hat, könnte Keimzelle für ein Europa der Vaterländer werden und die Entmachtung der EU einleiten.
In jedem Fall braucht es strategisches Denken über den Tag hinaus – bei deutschen Politikern nicht vorhanden!
Das Problem mit der Fokussierung auf Geld haben nicht nur die Franzosen, sondern auch die Amerikaner. Echter Patriotismus orientiert sich nicht an der Höhe des Kontostandes, also müssen die Verteidigung der EU echte Patrioten übernehmen.
„Aber wir haben keine europäische Armee, die wir bräuchten.“
Wieso nimmt der an, dass Verteidigung effektiver wäre, wenn man sie auf die supranationale Ebene verlagern würde? Auf der Ebene befinden sich bereits diverse Politikfelder und von Effektivität ist nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil!
Das Problem bei der Verteidigung ist, dass viel zu viele nationale Regierungen ihre Streitkräfte seit 30 Jahren kaputt sparen. Wenn alle die versprochenen 2% investiert hätten, hätten alle einsatzbereite Streitkräfte.
Und die Einbindung der Russen in ein Sicherheitssystem ist etwas, das Russland mit dem Angriff auf die Ukraine erledigt hat. Sicherheit gibt es nur noch in Systemen ohne Russland, weil Russland das Sicherheitsrisiko ist.
Wenn Herr Orban jetzt noch erklärt, wie man Putin durch Verhandlungen dazu bringt, dass russische Truppen die Ukraine verlassen, inklusive der Krim, dann stimme ich ihm zu. Er kann es aber nicht erklären.
Ein fauler Frieden aber wäre wie das Münchner Abkommen: Putin würde so tun, als ob er zufrieden ist, und morgen käme er mit einer erstarkten Armee wieder. Das ist nicht im Interesse eines stabilen Europas.
Wieso sollten die Russen die Ukraine verlassen? Die Amerikaner hatten Jahrzehnte lang ihre Truppen in Afghanistan.
Putin bekommt die Ostukraine und Krim. Was anderes wird wahrscheinlich gar nicht kommen oder man will einen zweites Vietnam oder Afghanistan in Europa. Dies hätte weitreichende Folgen und würde uns destabilisieren. Aber mittlerweile glaube ich, man will uns mutwillig durch diesen Krieg destabilisieren.
Man arbeitet kontinuierlich auf einen großen Krieg erst mal in Europa hin, anders kann man das Verhalten deutscher Politiker nicht deuten. Ob sie dabei die Zerstörung des Kontinents zusammen mit dem anstehenden Blutzoll uberhaupt sehen, weiß ich nicht. Zum Ende hin einer solchen Entwicklung wäre nicht ein einziger dieser elenden Kriegstreiber hier noch vor Ort. Die Neuausstattung mit Atomwaffen sichert geradezu die Vernichtung Mitteleuropas, denn was man nicht behalten kann, kann ruhig zerstört werden.
Immer wieder beliebt: Das Münchner Abkommen.
Zuerst werden 1919 etwa 3,5 Millionen Deutsche gegen ihren Willen und gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker zwangsweise der Tschechoslowakei eingegliedert. Und dann 1938, wenn dieses Unrecht dann korrigiert wird, ist es ein „fauler Frieden“, nur weil es ja ein gewisser AH so wollte.
Fakt ist, daß die in Böhmen und Mähren lebenden Deutschen, übrigens erst seit den 20er Jahren als Sudetendeutsche bezeichnet, es so wollten. Und die Siegermächte, allen voran Frankreich, dies verhinderten, solange, bis Deutschland das Geschehen diktierte.
„Lieber Lord, mach uns frei, von der Tschechoslowakei.“
Gemeint war Lord Runciman.
Orban hat recht. Nur wenn Europa, die Staaten der EU eine eigene, ausreichend starke Armee haben, ist es möglich sich langsam, allmählich von den USA zu entkoppeln. Dann braucht es auch keine NATO mehr.
Das ist eine der größten Illusionen überhaupt. Wie soll das mit Frankreich funktionieren? Alleine wie Frankreich auf seinem UN – Sitz beharrt spricht Bände. Von seinen Atom-Waffen will ich erst gar nicht schreiben.
Frankreich ist schwächer als es aussieht. Viel schwächer. Wenn der maghrebinische Mob dort auf die Palme steigt, werden die Franzosen ihr zweites Waterloo erleben. Denken Sie an 2015.
Und in dem Falle nützen denen ihre Atomwaffen auch nichts, denn die werden sie wohl kaum in den Pariser Problemvierteln abwerfen.
Orban hat vor kurzem auch der Budapester Zeitung ein sehr interessantes Interview über seine Deutschland Reise gegeben. Unter anderem wurde dort nach den Beziehungen zur AfD gesprochen, mit der Orbans Fidesz eine wesentlich größere Schnittmenge habe als bsw. mit der CDU. Die Antwort Orbans darauf war entlarvend für die Zustände in Deutschland:
„ …..Es ist eine Eigenheit der deutschen Demokratie, dass es, wenn wir bezüglich der AfD aktiv würden, die zwischenstaatlichen Beziehungen beeinträchtigen würde….“
Den Mut zu solchen Fragen wünschte ich mir auch für TE. Und es ist wiederrum bezeichnend für die Lage in Deutschland, dass es dafür offensichtlich besonders großen Mut braucht, den nicht jeder aufbringen kann oder will.
Eine Armee braucht auch Soldaten, die bereit sind, an forderster Front eingesetzt zu werden und nicht nur solche in der Verwaltung oder am Joystick. Um Finnland, Baltikum, Polen, Visegrad und die beiden NATO-Adria-Anrainer mache ich mir keine Sorgen. Bei den hier heranwachsenden woken Malte-Torbens (m,w,d) habe ich jedoch meine Zweifel.
Orban ist EU-politisch sehr weitgehend zuzustimmen. Bei seinem “ Friedenslager “ kann ich ihm leider nicht folgen. Ohne die USA wäre Kyiv schon nach Wochen zusammengebrochen, und Putin hätte bekommen was er wollte. Georgien, Moldawien und Teile von Estland/Lettland wären auch nicht sicher. Den ethnischen Ungarn in der Ukraine würde es unter einer russischen Ukraine bestimmt nicht besser gehen als heute. Die USA unterstützen die Ukraine, militärisch und finanziell, deutlich mehr als alle Europäer zusammen. Deshalb können und wollen wir die USA nicht aus dem Raum schicken und ihnen sagen, wir machen das jetzt alleine. Zu einer “ europäischen Armee “ kann ich Orban noch weniger folgen. Wenn wir keinen EU-Zentralstaat wollen, dann können wir auch keine EU-Armee wollen. Dies schließt nicht aus, dass die europäischen Nato-Mitglieder zusammen in ihrer technisch-materiellen und organisatorischen Verteidigungsbereitschaft dem US-Anteil weitgehend ebenbürtig wären, ohne auf den US-Atomschirm verzichten zu müssen. Sollten sich die USA aus der Nato zurückziehen, was unter bestimmten Konstellationen sehr gut möglich wäre, dann würden uns markige Sprüche aus Budapest auch nicht helfen. Orban scheint nicht verinnerlicht zu haben, dass Trump, die Nato schon in 2021 weitgehend liquidiert hätte. Sollte ein DeSantis in 2025 US-Präsident werden, dann wird die Frage wieder hochkommen. Die US-CPAC und Tucker Carlson mögen zwar Orbans kulturell-sozialpoltischen Positionen schätzen – das tue ich auch – sie sind aber keine verläßlichen Freunde Europas.
So wie die EU jetzt gestrickt ist, brauchen wir auf keinen Fall eine EU-Armee. Ich möchte mich nicht von Typen die ich weder kenne, noch gewählt habe, in Kriege ziehen lassen. Das ist doch verrückt. Wir sind doch nicht ein Staat. Mir reicht jetzt schon der grüne Wahnsinn. Ich habe noch die Diskussionen der 60 er Jahre in den Ohren als es um das Europa der Vaterländer ging. Schon die USA mit einer Sprache, einer Kultur haben mit 2 Parteien alle Hände voll zutun , den Laden im Griff zu halten. Ich mache jede Wette, dass es dann das Ende von Europa sein wird , wenn es sich nicht schon vorher auflöst.
Liebe Linke, was an den Aussagen dieses Mannes ist jetzt undemokratisch oder radikal?
„Liebe Linke,…..“ Meine Güte Herr Roepke, was ist das denn für eine widersprüchliche Wortkombination, Linke und lieb? Als Nichtlinkem sind für mich die Offenbarungen des Viktor Orbans in diesem Teil des geführten Gesprächs eher ein Beleg dafür, daß er auch nur jemand ist, der am Tropf Brüssels (und damit Berlins) hängt und den von dort gelenkten Oppositionsdarsteller gibt. Wer für eine „europäische Armee“ ist, kann mir nicht erzählen, er sei für nationale Selbstständigkeit in einer Union. Ein Land, das seinen militärischen Schutz einer multinationalen Streitkraft überlässt, gibt bewußt seine Selbstverteidigung auf. Das was 1956 durch sowjetisches Streitkräfte passierte, was er zu recht beklagt, geschieht dann im Falle ungarischer Widerspenstigkeit eben durch EU-Soldateska. Damals waren es auch die Bruderstaaten, die – wie 153 in der DDR oder 1968 in der CSSR – die Ordnung wieder herstellten.