<
>
Wird geladen...
Amerika nach den Midterms –TE-Interview

Russell Berman: Die Demokraten haben verloren – weniger als vorausgesagt, aber immerhin verloren

04.12.2022

| Lesedauer: 5 Minuten
Gefahren für die Demokratie gibt es auch in den USA genug, sagt Stanford-Professor Russell Berman. Die Erfolge republikanischer Kandidaten gehören für ihn nicht dazu, wohl aber immer neue Forderungen nach Zensur und Cancel Culture. Zudem warnt der Germanist vor dem neuen Protektionismus der US-Demokraten.

Vor gut zwei Jahren sprach Tichys Einblick mit Russell Berman, Professor für German Studies in Stanford, über Trump, Biden und die Rolle von Medien und Menschen im Wahlkampf und darüber hinaus. Nun bieten die Midterms den Anlass zu einer Nachlese, wobei man zunächst einmal die Frage stellen muss, wie das Rennen um etliche Kongress- und Senatssitze nun wirklich ausging. Denn schon diese simple Faktenfrage ist – diesseits wie jenseits des Atlantiks – hochgradig umstritten. Es gilt der Satz: Nach dem Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf. Die Präsidentschaftswahlen 2024 kommen bestimmt und werden – zusammen mit den dann zu vergebenden Sitzen in beiden Kammern – die nähere Zukunft der USA bestimmen.

Tichys Einblick: Sehr geehrter Professor Berman, es gab deutsche TV-Talkshows, in denen sich kurz nach den amerikanischen Midterms vier Journalisten einig waren, dass ein Sieg der Demokraten ein Sieg der Demokratie sei. Dass republikanische Kandidaten die Wahl gewinnen könnten, galt folglich als Gefahr für die Demokratie. Was sagt diese „Haltung“ über das Demokratieverständnis derer aus, die sie einnehmen?

Russell Berman: Es gab eine Zeit, wo ich die bundesrepublikanische Öffentlichkeit, die Diskussionskultur und folglich auch den Journalismus bewundert habe. Schnee von gestern. In den letzten Dekaden – eine Folge der Einigung vielleicht oder wahrscheinlicher wegen der neuen Medien und der durch sie verursachten Veränderungen – blicke ich mit Sorge auf einen oft verstellten, ja verkorksten Blick der deutschen Presse auf die Vereinigten Staaten. Journalisten vom Rang sind obsessiv fokussiert auf Donald Trump, was sich sonst im Land abspielt ist irrelevant, da nicht Teil der allgemein kolportierten Story.

INTERVIEW TEIL 1
Russell Berman: „Wir sind auf dem Weg ins Jahr »1984«“
Zu den Midterms: Eine Gefahr für die Demokratie wurde auch in US-Medien vorausgesagt, das stimmt. In Wirklichkeit gab es eine sehr hohe Wahlbeteiligung – auch beispielsweise im Bundesland Georgia, dessen neues Wahlgesetz vom Präsidenten Biden als Wiedereinführung der Rassentrennung angegriffen wurde. Nebenbei gesagt: Es wählt sich leichter in Georgia als in manchen Hochburgen der Demokraten. Wir leben in einem Zweiparteiensystem. Zu behaupten, der Sieg der jeweils anderen Partei bedeute das Ende der Demokratie, suggeriert eine Vorliebe für eine Parteidiktatur.

Dabei kann man sehr wohl von Gefahren für die Demokratie sprechen, aber dabei geht es nicht um die Republikanische Partei. Was mich um den Schlaf bringt: die Forderungen nach Zensur im Internet, die Normalisierung eines Haltungsjournalismus, die Unterwanderung der freien Meinungsäußerung durch Cancel Culture, also die Kultur, in der es nicht mehr darum geht, den Gesprächspartner zu überzeugen, sondern darum, den Feind mundtot zu machen. Auch auf der langen Liste der Gefahren für die Demokratie: die Lahmlegung der Parlamente durch Polarisierung, mit der Folge, dass zunehmend durch exekutive Verordnungen des Präsidenten regiert wird – was im Kontext der Pandemiemaßnahmen zu ungerechtfertigten Freiheitseinschränkungen führte. Wer über Demokratiegefährdung sprechen will, sollte von unseren Covid-Erfahrungen reden.

Wie würden Sie das Endergebnis der Midterms beschreiben? Lässt sich das in zwei oder drei Sätzen zusammenfassen?

Die Republikaner haben schlechter abgeschnitten, als manche vorausgesagt haben, sie haben aber immerhin die Mehrheit im Kongress gewonnen. Das bedeutet, das politische Spiel ändert sich. Wir haben gesehen, dass manche von Trump bevorzugte Kandidaten verloren haben. Sein Zauberstab wirkt nicht mehr so wie einst. Aber auch einige der Sterne am Demokratischen Himmel haben versagt und fanden ihr vorzeitiges politisches Ende: Stacie Abrams in Georgia, Beto O’Rourke in Texas. Und die Republikaner gewannen mehr Stimmen bei den Minderheiten und bei Frauen, wider Erwarten – die Parteilandschaft verändert sich gerade substantiell.

Man muss ja sagen: In Georgia wird die Niederlage bei den Wahlen, die die Demokratin Stacie Abrams zum wiederholten Male erlitt, von einigen auf „anti-Blackness“ und „sizeism“ zurückgeführt, also auf angebliche Vorbehalte der Wähler gegen die Hautfarbe oder die Körpermaße von Abrams. Wodurch wurden Ihrer Meinung nach die republikanischen Niederlagen, die es gab, oder das Ausbleiben einer „roten Welle“ verursacht? War die „rote Welle“ überhaupt wahrscheinlich gewesen?

INTERVIEW TEIL 2
Russell Berman: „Die Demokraten haben die Debatte um Black Lives Matter verloren“
Die Republikaner hatten einige schwache Kandidaten. Zum Hintergrund: In manchen Staaten, beispielsweise New Hampshire, haben während den Vorwahlen, also bei der Vorauswahl der Kandidaten, die Demokraten ausgerechnet Trump nahestehende Republikaner auf verschiedenen Wegen unterstützt – mit dem Kalkül, dass diese leichter zu besiegen wären. Dieses Kalkül ging auf, der Zynismus wurde belohnt. Hinzu kommt die Abtreibungsentscheidung des Supreme Court, die wohl einige Wähler mobilisiert hat. Andererseits konnten Republikaner Kongresssitze in ehemals Demokratischen Hochburgen gewinnen, wie in New York.

Also gab es keine Stärkung des Präsidentenlagers in den Midterms, wie es einige Gazetten wollten?

Die Demokraten haben verloren – weniger als vorausgesagt, aber immerhin verloren. Ab Januar haben die Republikaner den Kongress. Biden wird kaum weitere Gesetze durchbringen, ohne Kompromissbereitschaft. Kompromisse – welch radikaler Gedanke in diesen Zeiten!

Kann man denn sagen, dass sich der Souverän frei entschieden hat? Oder gab es Argumente, Agitationen, Praktiken, die über den normalen Wahlkampf hinausgingen?

Das Volk hat gewählt. Ich glaube nicht, dass die Ergebnisse in irgendeinem bedeutungsvollen Sinn gefälscht worden sind. Es gibt allerdings eine Unart in der amerikanischen politischen Kultur, wenigstens seit der Jahrtausendwende, dass Wahlverlierer die Ergebnisse in Frage stellen. Die Demokraten begannen damit 2000 mit der Niederlage Gores, und die Demokratin Abrams setzt es in Georgia bis zum heutigen Tage fort, wo sie nun zum zweiten Mal verloren hat. Der Meister in diesem Spiel ist natürlich Trump, wenn er es nicht erfunden hat. Meines Erachtens sind die Wähler dieser Behauptungen aber müde. Vor allem ist es wichtig festzustellen: Der Souverän hat entschieden und zwar für eine gespaltene Regierung. Über diese Botschaft sollte man nachdenken.

Man hat in diesen Tagen immer mal wieder gehört, wie republikanische Politiker und ihre Anhänger davon sprachen, dass die USA keine „Demokratie“, sondern eine „constitutional Republic“, also eine Republik mit einer Verfassung, seien. Hat das irgendeinen tieferen Sinn? Droht hier eine Verfassungskrise, falls sich Republikaner und Demokraten nicht mehr auf so grundlegende Dinge einigen können?

Die Behauptung, das Land sei keine Demokratie, ist – bei normalem Wortgebrauch – sinnlos. Es ist eine Demokratie innerhalb der Bedingungen der Moderne oder Postmoderne. Der Maßstab ist nicht Athen, sondern etwas Zeitgemäßes. Unser Regierungssystem beinhaltet offensichtlich mehr als bloß Mehrheitsentscheidungen. Moderne Demokratien sind mehr als ein ewiges Plebiszit. Deshalb spricht man auch von „liberalen Demokratien“, die bereit sind, individuelle Rechte und Minderheitenrechte gegen Mehrheiten, gegen eine „Tyrannei der Mehrheit“ zu verteidigen – oder gegen die Parteiherrschaft der „Volksdemokratien“ sowjetischer Art.

INTERVIEW TEIL 3 VON 3
Russell Berman: „eher wütende Biden-Unterstützer als Unruhen für Trump“
Was hat es aber auf sich mit dem Gegensatz „Demokratie“ und „constitutional Republic“? Die Republikaner – oder besser: einige konservative Denker –, die damit arbeiten, wollen darauf hinweisen, dass die Legitimität der Staatshandlungen von den Bestimmungen der Verfassung bedingt sind. Ein durch eine Mehrheit gewählter Präsident ist deshalb kein Diktator. Seine Kompetenzen sind begrenzt. Das Pochen auf der „constitutional Republic“ ist eine Verteidigung des Föderalismus und der Individualrechte gegen eine konzentrierte Macht, die keine Grenzen kennt. Ein Beispiel: Die Verfassung bestimmt, dass der Senat internationale Verträge ratifizieren muss. Aber Präsident Obama akzeptierte das Abkommen mit dem Iran ohne Ratifizierung – und deshalb konnte sein Nachfolger diese exekutive Maßnahme einfach zurücknehmen.

Wie sehen Sie die Rolle von Trump seit den Midterms? Ist ihm die Niederlage auf die eine oder andere Art zuzuschreiben? Welche Chancen hätte er als Präsidentschaftskandidat 2024?

Trump hat noch einen unübersehbaren Einfluss bei gewissen Wählerschichten, aber weniger als vorher. Wir haben gesehen, dass andere, jüngere Republikaner, vor allem Gouverneure, im Wahlkampf erfolgreich waren. Und Trump ist auch manchmal sein eigener Feind, zum Beispiel bei seinem kürzlichen Treffen mit Kanye West – eine lange, wenig erbauliche Geschichte, aber Trump sollte mehr auf gute Berater hören und sich nicht mit bizarren Figuren identifizieren lassen. Er hat seine Kandidatur bekanntgegeben. Die Demokraten brennen für ihn als Kandidaten – da er schlagbar ist –, aber bei den Republikanern rührt sich Widerstand.

Wäre DeSantis der bessere Spitzenmann der Republikaner? Wer dürfte es am Ende werden?

DeSantis ist vielversprechend, er ist aber nicht der einzige. Es wird ein Wettkampf bei den Republikanern sein, und das ist gut so. Die Demokraten haben es schwer, sich von Biden zu befreien. Zurzeit sieht es in etwa so aus, obwohl noch allerlei dazwischen kommen könnte: Biden würde Trump besiegen, aber knapp und ohne Mehrheit im Kongress. DeSantis oder manch ein anderer Republikaner würde Biden besiegen. Für deutsche Leser ist wichtig zu wissen: Biden und die Demokraten sind, im Kern, protektionistischer als die Republikaner. Womit Trump nur gedroht hat, das führt Biden heute aus. Wenn deutsche Unternehmen Elektro-Autos oder irgendetwas sonst in den USA verkaufen wollen, sollten sie auf Republikaner setzen.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

18 Kommentare

  1. Auch in Berlin war es eine bewusste Wahlfälschung, was Dilettantismus keineswegs ausschließt. Schließlich kam ja auf Bundesebene das gewünschte Ergebnis heraus, dass die LINKE trotz Reißens der 5% Hürde in Fraktionsstärke im Bundestag sitzt, die Blockparteien vervollständigt und mit Pau eine SED-Sozialistin als stv Parlamentspräsidentin aufweist, während die mehr als doppelte so starke AfD-Fraktion ausgeschlossen bleibt. Demokratie sieht völlig anders aus. Wir haben keine mehr…

  2. Nicht vergessen….die „News“ über das Laptop von Hunter Biden kam erst nach den Midterms von Seiten des FBI raus….ein Schelm wer Böses dabei denkt. Wäre das vor den Mid-Terms in der Presse gewesen, hätten die Reps jetzt beide Häuser. Dazu noch die Veröffentlichungen von Musk Twitter betreffend und der Rolle Twitters im Wahlkampf 2020….mal sehen ob zumindest jetzt die Wahrheit über die Bidens ans Licht kommt. Und FTX?….die Ukraine Connection? Militärhilfe aus Steuergeldern? Rückzahlungen über FTX an die Demokraten?….mal sehen was da noch kommt und wie lange die Dems diese News unter dem Teppich halten können.

  3. Aus meiner derzeitigen Sicht aus dem Süden der USA: ein sehr gutes Interview mit einem erfahrenen Beobachter… Bzgl. des nächsten rep. Präsidentschaftskandidaten: Trump ist Geschichte, wird strategisch Amerika polarisieren und dann einem „gemässigteren Kandidaten“ den Vortritt lassen. Da hat Biden keine Chance, und Harris ist Versagen und Enttäuschung pur.

    • Das setzt aber freie und vor allem faire Wahlen voraus. Davon konnte schon 2020 nicht die Rede sein und diesmal auch wieder nicht, wo doch in nahezu allen engen Staaten mit Democrat- oder RINO-Gouverneur die Auszählung so lange dauerte, bis genügend der „richtigen“ Stimmen zusammen waren.

      Bestes Beispiel ist Arizona, wo die Democrat-Gouverneurin null Wahlkampf machte und arrogant siegesgewiss war, da sie wusste, dass sie nicht verlieren kann. Wäre es sauber und transparent gelaufen, hätten die Democrats wohl auch den Senat verloren und Sleepy Joe wäre die lahmste aller vorstellbaren Enten.

      Aber wie sagte „Väterchen“ Stalin: Es kommt nicht darauf an, wie abgestimmt, sondern wie ausgezählt wird…

  4. >TRUMP Alter, Vorteil vor DeSANTIS
    Vor allem kennt TRUMP die Werte der inländischen Bevölkerung, auf denen sich die USA in den letzten Jahrzehnten aufbaute, auch in den ärmeren Ländern: mit Fleiß zu Wohlstand kommen, Selbstmotivation, Verläßlichkeit (reliability), Chancen erkennen und ergreifen anstatt ‚fully stoned by drugs‘ dahinsiechen; ein gewisser (American) Patriotismus, der mittlerweile leider überdeckt wird von der linken, selbstzerstörerischen Bewegung. TRUMP’s Rede in Rushmore war sehr überzeugend und bot seinen Zuhörern Identifikationspotential, was sie mit Stolz in der Brust wieder nach Hause gehen ließ, und zwar Stolz auf den American Spirit, the American way of life, Freedom.
    Das bietet BIDEN nicht – stattdessen setzt sich ein alter Mann für das Recht zur Abtreibung selbst noch im 6. Monat der Schwangerschaft ein – unglaubwürdig, grotesk. Außerdem verteilt er Gelder, die er gar nicht hat. Selbst wenn durch Waffenproduktion und -verkauf sowie durch den Verkauf von ‚fracking gas‘ Geld in die Kassen gespült wird, reicht dies nicht aus, um die Finanzierung des jährlichen Budgets zu gewährleisten. Wenn die Chinesen ihre amerikanischen Staatsanleihen auf den Markt werfen, sieht es für USA düster aus.
    Viele Amerikaner haben auch nicht das Bedürfnis, sich erneut mit einem Krieg in einem fernen Land auseinanderzusetzen, der möglicherweise eskalieren könnte. Sie sehen nicht den (BIDEN)-Deal, dass die Europäer für die Kriegsmaschinerie bezahlen. Sie hören lediglich in den Nachrichten, dass USA soundsoviele Millionen $ erneut für die Ukraine locker macht. Auch fürchten sie, dass ihre Söhne und Töchter – wiederum in fernen Ländern stationiert – ggfs nicht mehr zurückkommen.
    Den meisten Amerikanern dürfte es ohnehin schwerfallen, die Ukraine auf der Landkarte zu finden.
    Auch ist es ein Armutszeugnis der MSM, dass sie bei BIDEN die Füße still halten trotz deren Kenntnis über dessen Korruptheit, hier besonders was die Ukraine betrifft.
    Die linken Wähler in USA sind sehr gespalten – die far Lefties, gebündelt in 2016 hinter SANDERS, mussten die Kröte schlucken, die Hillary CLINTON ihnen kurz vor Wahlkampfende präsentierte, und haben dann die Wahl komplett verloren. So schnell lassen sie sich nicht mehr hinter’s Licht führen.
    Wenn es gelingt, das Recht auf Briefwahl einzudämmen, könnte der Durchmarsch der Republikaner gelingen. TRUMP als Präsident, DeSANTIS als Vize. Dazu müsste TRUMP allerdings seine Egozentrik drosseln.

  5. Von Bismarck ist die Aussage überliefert : “ God has a special providence for fools, drunkards and the United States of America „. MAGA – Save America with God, Guns and Guts. Save America with the “ good people “ from the White Supremacists, the KKK, the Oath Keepers, the Proud Boys, Camp-Auschwitz-Jews-will-not-replace-us, the NRA, Ye West and Nick Fuentes – and Majorie Taylor Green. HE (not God) loves them all.

  6. Man sieht am Beispiel der USA, daß ein reines Mehrheitswahlrecht, das ein Zweiparteiensystem gerade zwingend bedingt, auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Denn er verhindert den politischen Kompromiß, insbesondere dann, wenn er, wie unter dem Bedingungen der modernen Medienwelt, nicht mehr in den Hinterzimmern Washingtons (oder Berlin, Londons oder Paris) ausgehandelt werden kann, sondern der Disput auf Twitter in 260 Zeichen stattfinden muß.
     
    Das nicht-linke Lager ist den USA ebenso zerfallen wie in anderen westlichen Nationen. Die Republikaner begehen in Hinblick auf Trump gerade den gleichen Fehler wie die deutsche CDU oder prowestlichen Konservativen, nämlich wie in Deutschland mit der AfD mit Donald Trump, seinem antilinkem Populismus und seinen Wählern eine im Kern zwar in der Tat keineswegs klassisch bürgerlich-konservative Schicht auszugrenzen, die postkapitalistische, sozialstaatliche Memen mit der Forderung nach Wahrung einer kulturellen und staatlicher Integrität verbindet, die dennoch links komplett und kompromißlos ablehnt und daher kein Feind von bürgerlich-konservativ ist. Deren politischer Verortung ist für die westlich geprägte liberalen Konservativen auch gerade deswegen so heikel, weil einst die Nationalsozialisten genau damit das Kleinbürgertum und Teile der Mittelschicht auf ihre Seite gezogen hatten – nationalistisch statt linke Internationale, sozialstaatliche Absicherung statt liberalistischer Subsidiarität. Es hallt nach, daß am Ende der vermeintliche Nationalismus der Nazis nur Rassismus war und sie letztlich Deutschland beseitigen und in einem diffusen arischen Großreich auflösen wollten. Seine Entsprechung heute hat das in der Unterstellung von Landesverrat mit dem unverhohlenen Prorussizismus von Teilen der AfD. Und auch dem Hang zum Pathos und proletarischem geradezu antibürgerlichem Auftreten von Teilen der AfD-Funktionäre, gerade in Ostdeutschland.
     
    Dieser Bruch ist nicht zu kitten, da er weniger in der „Sache“ denn den sozialen Schichten und Lebenskultur gründet. Trotzdem bleibt es dabei, daß beide Lager – das prowestlich-liberale-bürgerlich-konservative und das nationalsozialdemokratische (AfD, Trump) den GEMEINSAMEN Gegenpol zu links-grünlinks-woke bilden. Der bürgerliche für sich ist nicht mehrheitsfähig – der linksnationale aber genauso wenig. Trump hat das jetzt dreimal nachgewiesen bzw. erfahren müssen – die verlorenen Midterms 2018, seine Abwahl 2020 und die Midterms 2022. Und typisch, daß beide Lager rechts der Linken der Illusion nachhängen, es trotzdem jeweils ohne den anderen schaffen zu können. Die Linken müssen nur zuschauen, wie sich die Konservativen und Rechten selbst fertigmachen und zerlegen, und die Ernte einfahren.
     
    Eine Liz Cheney oder der Fraktionsführer der GOP im Kongreß, MacCartey stehen dabei für eine Richtung, die in Deutschland die Merkelianer in der Union sowie reine Machtopportunisten, wie Merz, Kubicki oder Söder repräsentieren. Sie verweigern sich dem linksnationalen Block, übernehmen die Narrative der Linken hinsichtlich dieser und werden damit zu den Linken koalitionsfähig. Das sichert ihnen Posten und Einkommen, sie müssen aber damit leben, daß sie letztlich zu linken Politikern werden. Das kümmert sie so lange nicht, solange ihre Wähler dieses Spiel mitspielen. Mit der Bundestagswahl 2021 ist das auf nationaler Ebene zu Ende gegangen. In Westdeutschland können sie zwar darauf setzen, daß die Konditionierung auf die vier westdeutschen Altparteien weiterhin hält, aber die Verschleißerscheinungen nehmen zu. Ob die CDUler der Generation Y, die derzeit noch im Vorhof der Macht mit den Hufen scharren, das weiter mitspielen oder die CDU sich spaltet, ist nicht ausgemacht, aber je länger die Machtlosigkeit vor allem im Bund andauert, desto mehr Unruhe wird im bürgerlich-konservativen Lager entstehen – die Gründung des „Bündnis für Deutschland“ ist dafür ein Beweis.
     
    In den USA sind Koalitionsregierungen systemisch ausgeschlossen. Das schafft im linken Lager derzeit einen gewissen Zusammenhalt und Burgfrieden, der durch den Zugriff auf die Macht genährt wird. Rechts wäre eine Koalition aus den klassischen Republikaner der Golfplätze, Südstaaten-Mansions und Country Clubs und Trumps Arbeitern, Kleinbürgern und Rednecks notwendig. Die Überhöhung von Ron DeSantis gründet darauf, daß er genau das in Florida geschafft hat, wo sogar die Latinos mehrheitlich GOP wählen. Aber Florida läßt sich nicht auf den Rest der USA übertragen. In konservativen Nordstaaten wie Wyoming, Nebraska oder Ohio hätte DeSantis sehr viel größere Probleme, den Nerv der Wähler zu treffen als in Florida, das zudem wirtschaftlich prosperiert. Umgekehrt scheitert Trump überall da, wo seine Wählerschichten nicht dominant sind – Wisconsin, Pennsylvania, Neu-England, von der Westküste ganz zu schweigen. De Santis könnte vermutlich in Kalifornien reüssieren, aber nicht in Baltimore oder Chicago, und nicht in den Farmländern des Mittelwestens.
     
    Nur gemeinsam können es die Nicht-Linken schaffen. Doch was in Deutschland die Nazi-Keule ist, ist in den USA der Zwang zum Zweiparteien-System. Solange es diesen Ruck im Lager rechts von links nicht gibt, werden die Linken einfach nur deswegen weiter die Macht haben, weil sie sich einfacher auf eine Sache einigen können – und sei es nur die, Zugriff auf die Ressourcen des Staates zu erhalten. Konservative haben nämlich fast immer auch eine Lebensperspektive außerhalb des staatsfinanzierten, politischen Sektors. Was an sich ein Segen für sie ist, wird politisch zum Fluch. Hüben wie drüben.

  7. Ein sehr hilfreicher Artikel, der die wahren, realen, jetzigen Verhältnisse in den USA schildert. Nichts dergleichen wurde und wird in deutschen Medien berichtet, erklärt oder diskutiert.

    Berman’s emotionfreie Analysen sind eine Offenbarung für das im grünen Sumpf vegetierende Deutschland; zumindest für die Wenigen im Lande, die ernsthaft an den Geschehnissen in den USA interessiert sind, statt in einem dumpfen Antiamerikanismus alles was „von außen kommt“ von minderer Moral und einer totalitären Transformation hoffnungslos unzugänglich, zu erklären.

    Indem Berman sagt:…
    „die Forderungen nach Zensur im Internet, die Normalisierung eines Haltungsjournalismus, die Unterwanderung der freien Meinungsäußerung durch Cancel Culture, also die Kultur, in der es nicht mehr darum geht, den Gesprächspartner zu überzeugen, sondern darum, den Feind mundtot zu machen.“
    … weiß der deutsche Leser nicht, ob Berman von den USA oder Deutschland spricht. Schlimm, daß da gar kein Unterschied der Verhältnisse erkennbar ist! Aber hilfreich, wenn man den Status in D auf diese Weise gespiegelt bekommt.

  8. Protektionismus der US-Demokraten. Der sei stärker als alles, was Trump je angedroht hatte.“
    das war schon immer so: die US Demokraten sind auf Kriegspfad, Biden hat es diesmal nahezu genial gemacht: Krieg in der Ukraine und es sind keine US Soldaten dort, die Waffen für die Ukraine zahlt die EU. „USA fordern EU auf, der Ukraine endlich Geld zu überweisenDie US-Regierung fordert von der EU raschere Zahlungen. Teuer sind unter anderem die von den USA geleasten Waffen. “ https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/ukraine-braucht-dringend-geld-li.271538
    und in der deutschen Regierung bestimmen die Transatlantiker = die Grünen.

  9. Hiesige MS-Medien hass(t)en den Trump nicht, weil der „MAGA“ auf seiner Schirmmütze stehen hatte und für Förderung der US-Wirtschaft (= sogenannter Protektionismus) eintrat. Das machten und machen die Dems ja auch und weit deftiger, erst Obama, nun Biden.
    Das ist den durchgrünten MSM hierzulande vermutlich sogar sehr recht, denn die freuen sich daran, daß Deutschland als Industrienation abstürzt.

    Nein, was die MS-Journaille so verabscheuen wie der Teufel das Weihwasser war und ist, daß Trump dieses ganze kulturmarxistische Wokenessgetue, die Genderei und die Klimareligion, Cancel Culture und BLM-Kitsch, ablehnt und auch in Sachen Corona wohl hin- und hergerissen war (der Mann ist immerhin kein Mediziner).
    Und dann tritt Trump als Mitglied des amerikanischen Flintenvereins NRA auch noch für freien Waffenbesitz ein – ein wehrhaftes Volk, igitt!, das geht für Linksgrüne schonmal gar nicht. Erst recht nicht, wenn das Volk sogar noch Redefreiheit genießt, pfui, bäh!

    Hinzu kommt wohl noch, daß Trump für US-Verhältnisse eine ausgesprochen friedfertige Präsidentschaft ausübte. Betrachtet man heute Parteien wie die „Grünen“, dann bleibt doch sogar dem, der noch den Jugoslawienkrieg mitbekommen hat (Fischer an vorderster Verbalfront dabei, Schröder eher widerwillig), angesichts „grüner“ Kriegsgeilheit die Spucke weg.
    Allein schon die Rhetorik einer Baerbock – deren Vernichtungsphantasien Rußland betreffend wären einem durchaus auch verbalem Poltergeist Trump nicht über die Lippen gekommen.

    • Trump ist ein schlauer, aber doch immer wieder emotionaler Polterer, wenn es nichts kostet! Bärbock ist ein tapsiger intelligenzloser polternder u. hochemotionalisierter feminstischer Bär, der laut grunzt und tobt u. ein jedes Fettnäpfchen auskostet.

  10. Interessantes Interview! Nur kein deutschen Unternehmen wird es aktuell wagen, auf die Republikaner zu setzen. Die sind im Grünen, Roten und woken Rausch, zumindest hierzulande in der Öffentlichkeit und müssen schon deshalb auf die Demokraten setzen. Außerhalb Deutschlands, im eher Verborgenen, sieht es vielleicht anders aus.

  11. Es kommt nicht darauf an, wie „jung“ einer ist, sondern wie fit er ist. Wenn Trump fit ist (und bis jetzt ist er es ja noch, jedenfalls wesentlich fitter als Biden), dann kann er auch Präsident werden. Denn er hat gegenüber De Santis einen entscheidenden Vorteil: er kann die Geschichte der USA über einen wesentlich längeren Zeitraum aus eigener Erfahrung überblicken und somit Vergleiche ziehen.

    Ein 20-jähriger Grüner hierzulande, der die 1980-er nicht selbst erlebte kann doch solch einen Vergleich nicht ziehen. Für ihn ist das Chaos, in das er hineingeboren wurde, die Normalität. Dadurch werden gefährlich niedrige Standards zur Norm.

    So wie man sich beispielsweise an die vielen kaputten Straßen (die wohl allerdings nicht nur wegen fehlender Mittel kaputt sind, sondern weil die Ökopharisäer sie so wollen) oder eine immer nur noch verlierende Nationalmannschaft gewöhnt.

    Trump ist nicht nur viel erfahrener als De Santis, im direkten Vergleich scheint er auch viel vitaler zu sein.

  12. Die Wahlen waren gefälscht. Man hätte nicht nur alle beiden Häuser verloren. Man kann innerhalb von kurzer Zeit sogar eine milde Niederlage vortäuschen. Das ist ja prima.
    Das „Mutterland“ der Demokratie hat auch eine spezielle Meinungsfreiheit für alle, deren Meinung den Dems in den Kram passen. Es ist Zeit, den Dollar und die USA fallen zu lassen.

    • Die fallen von selbst, wenn sie den Machenschaften (Wahlbetrug, etc.) der Linken/der DEMs nicht Einhalt gebieten können. Schade, denn de konservativ geführte USA waren für uns immer ein guter Partner. Nützt uns aber erst dann wieder was, wenn wir selbst eine stramm konservative Regierung (etwas rechts von der CDU) haben. Kann etwas dauern.

  13. DIE WAHREN VERLUSTE

    für die DEMs – das steht für mich fest – waren in Wirklichkeit wohl sehr viel größer. Wie sichern die Linken sich heutzutage ihre Mehrheiten? Antwort: überwiegend durch Tricks, Wahlbetrug und Einschleusen illegaler Migranten, von denen sie dann gewählt werden sollen.

    So zu sehen in den USA, wo die DEMs, ausgehend von Kalifornien (ist sehr bevölkerungsreich, hat daher sehr viele Wahlmänner und somit eine Schlüsselrolle bei Wahlen) von West nach Ost immer mehr Illegale reinholen, die dann mit gekauftem Führerschein wählen gehen. Ich kenne Arizona sehr gut, weiß daher, wie stockkonservativ die Leute dort immer waren (und eigentlich immer noch sind), wenn dort Linke „siegen“, dann stellen sich viele Fragen.

    Die DEMs waren zwar unter dem prinzipiell wertkonservativen Kennedy (der in den USA ja sehr viel Gutes bewirkt hat) noch auf natürliche Weise mehrheitsfähig, aber wenn man sich anschaut, welche toxischen Charaktere sich dort hinter Bidens Rücken heute tummeln – so was will doch kein Mensch.

    Die Linken von heute haben daher doch keine Chancen auf Mehrheiten bei dem eigentlichen Mainstream – und der ist in den USA (und vermutlich selbst hierzulande) definitiv konservativ. Daher müssen sie sich aller linken Tricks bedienen, um ihre Mehrheiten immer noch zu sichern. Den Republicans muss man allerdings vorwerfen, dass sie es haben so weit kommen lassen.

    Und bis jetzt haben sie leider noch kein Rezept gegen die Machenschaften der Linken gefunden. Zum Vergleich: Ronald Reagan war Ende der 1970-er mit großer Mehrheit zunächst kalifornischer Gouverneur und ab 1980 dann Präsident. Bei der ersten Wahl gewann er 44 (!) Bundesstaaten, sein Gegner von den DEMs nur 6, bei seiner Wiederwahl vier Jahre später gewann er bis auf einen ALLE (!) Bundesstaaten.

    Was ist da inzwischen passiert? Dass die Wählerschaft sich so grundlegend geändert haben soll ist unwahrscheinlich. Man kann es sich eben nur so erklären, dass forcierte illegale Masseneinwanderung, großangelegter (Brief-) Wahlbetrug (ballot harvesting), immer noch fehlende Voter-ID sowie die Manipulation computergesteuerter Wahlmaschinen eine entscheidende Rolle spielen.

    Sollte es den Republicans allerdings gelingen, die Machenschaften der DEMs zu stoppen und dem wahren Wählerverhalten wieder Geltung zu verschaffen, dann werden die Linken (die ja eigentlich keiner will, weil sie immer nur Chaos verursachen – man sehe sich die verheerende Bilanz der Biden-Administration an) auf Jahrzehnte von den Fleischtöpfen der Macht weg sein.

  14. „Journalisten vom Rang sind obsessiv fokussiert auf Donald Trump, was sich sonst im Land abspielt ist irrelevant, da nicht Teil der allgemein kolportierten Story.“
    Vorher waren die gleichen Typen gehypt fokussiert auf Obama, dessen Agenda sie aber nicht ansatzweise kapiert haben. Die dachten echt, er wäre ein Linker wie sie und auf seine europäischen Groupies orientiert.

  15. Die „Twitter Files“ zeigen, dass im Wahlkampf 2020 beide Parteien auf die Twitter-Zensoren zugegangen sind und Sperrungen von unliebsamen Veröffentlichungen verlangt und auch bekommen haben.

    Wir sollten bei aller berechtigten Kritik an dei DemocRats nicht meinen, dass die Republikaner strukturell „besser“ sind. Auch sie möchten störende Nachrichten unterdrücken.

Einen Kommentar abschicken