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Freiwillige Zwangsmaßnahmen

Plädoyer für eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft in Pandemiezeiten

von Gastautor

28.11.2021

| Lesedauer: 10 Minuten
Jens Spahn hält 2G auch im Jahr 2022 für denkbar – und noch länger. Gastautor Carl Lang hat da einen viel umfassenderen Vorschlag: wie wir eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft gestalten könnten und welche Vorteile sich für beide Gruppen und somit die gesamte Gesellschaft daraus ergeben würden.

Wie die meisten Menschen habe ich in den letzten 18 Monaten viel über Corona-Details diskutiert. Wie hoch ist die Fallsterblichkeitsrate in welchem Alter? Wie viel bringen Masken? Welche Bedeutung hat die neueste Mutation? Rückblickend hätte ich mir viele dieser Diskussionen ersparen sollen, denn eine Einigkeit bzgl. der virologischen Fakten würde noch keine Einigkeit bzgl. der Zwangsmaßnahmen bedeuten. Wichtig ist eigentlich nur, dass wir einen gesellschaftlichen und politischen Maßnahmen-Kompromiss finden, mit dem alle zufrieden sein können. Das gilt nicht nur für jetzt, sondern auch für die Zukunft, denn wahrscheinlich wird es weiterhin neue Viren und Virusmutationen geben.

Ich argumentiere, dass wir womöglich nur durch eine Teilung unserer Gesellschaft in zwei Gruppen unsere Freiheit und unsere Rechte bewahren und gleichzeitig die Präferenzen der meisten Menschen berücksichtigen können. Ein Gedankenexperiment hilft bei der Bestimmung der Gruppenzugehörigkeit. Ich erläutere, wie wir eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft gestalten könnten und welche Vorteile sich für beide Gruppen und somit die gesamte Gesellschaft daraus ergeben würden.

Zu welcher Gruppe gehören Sie?

Der immer gut informierte Wissenschaftsblogger Scott Alexander hat im Juli 2021 eine populärwissenschaftliche Metastudie zur Effektivität von Lockdowns veröffentlicht. Alexander ist ein Corona-Phobiker und ein Befürworter drakonischer Lockdown-Maßnahmen – es gibt also keinen Grund, davon auszugehen, dass er Covid-19 verharmlosen will. Die von ihm untersuchten Studien basieren auf westlichen Daten. Asiatische Länder wie Singapur oder Japan, die ohne Lockdowns kaum Covid-19-Tote hatten, werden bedauerlicherweise nicht berücksichtigt. Trotz alledem kommen die von Alexander ausgewerteten Studien zum Schluss, dass Lockdowns keine große Effektivität haben.

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Spahn hält 2G auch im Jahr 2022 für denkbar – und noch länger
Statistisch betrachtet muss ein Mensch in den USA und Europa laut Alexander 52 Monate (also über 4 Jahre) im ununterbrochenen Lockdown hinnehmen, um einen Monat an Lebenszeit zu gewinnen. Alexander gesteht selbst ein, dass dies eine extrem maßnahmenfreundliche Schätzung ist, die auf der unrealistischen Annahme beruht, dass Lockdowns die Todeszahlen etwa halbieren, obwohl Lockdowns laut der Studienlage eigentlich nur zu einer 10- bis 20prozentigen Reduktion der Zahlen führen. Realistisch sollte man also eher von 80, 100 oder sogar 120 Lockdown-Monaten pro einem Monat Lebenszeitverlängerung ausgehen. Trotzdem benutze ich im Folgenden die 52-zu-1-Schätzung von Alexander, um die Maßnahmeneffektivität ganz gewiss nicht zu niedrig einzuschätzen.

Natürlich gelten diese Verhältnisse selten auf der Individualebene. Menschen unter 30 Jahren gewinnen statistisch eigentlich keine eigene Lebenszeit hinzu, sondern verlängern allenfalls die Lebenszeit ihrer Großeltern. Außerdem müssten die psychischen und körperlichen Belastungen (Depressionen, Bewegungsmangel, Übergewicht, Alkoholismus etc.), sowie Wirtschaftsschrumpfung, Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und all die anderen negativen Nebeneffekte von Zwangsmaßnahmen berücksichtigt werden, um eine korrekte Kosten-Nutzen-Rechnung anzustellen. Viele dieser Nebenwirkungen haben langfristig eine Lebenszeitverkürzung zur Folge, die man zusätzlich gegenrechnen müsste. Für den Zweck dieses Gedankenexperimentes lasse ich all diese Einschränkungen außer Acht.

Stellen Sie sich also die Frage: Würde ich gerne 52 Monate (mehr als 4 Jahre) im ununterbrochenen Lockdown leben, um dafür einen Monat Lebenszeit zu gewinnen? Noch extremer: Würde ich gerne ein ganzes Leben (also 80 Jahre lang) ununterbrochen im Lockdown leben, um dafür dann ca. eineinhalb Jahre länger zu leben und folglich erst mit ca. 81,5 Jahren zu sterben? Oder ganz sachlich: Ist ein einziger Monat eine so wertvolle Lebenszeitverlängerung, dass er den Lebensinhaltsverlust rechtfertigt, der mit über vier Jahren im ununterbrochenen Lockdown verbunden ist?

Menschen unterscheiden sich in ihrer Risikobereitschaft, ihrer Freiheitsliebe, ihren sozialen Bedürfnissen und ihren Ängsten. Antworten auf diese Fragen werden somit individuell sein.

Maria ist ein sehr risikoscheuer Mensch. Sie verlässt grundsätzlich ungern ihr großes und schönes Haus. Sie muss normalerweise ins Büro, darf aber dank des Lockdowns im Homeoffice arbeiten. Sie liebt es, dass ihr Mann nun ebenfalls immer Zuhause ist und sich mit ihr um die Kinder kümmert, anstatt wie üblich ständig auf Geschäftsreise zu sein. Sie trägt beim Einkaufen und beim Spazierengehen gerne eine Maske, weil sie sich damit wie ein besonders guter und verantwortungsvoller Mensch fühlt. Für sie wäre ein Verhältnis von 120 zu 1 immer noch vollkommen okay. Maria wäre also bereit, als junge Mutter 10 Jahre im ununterbrochenen Lockdown zu leben, wenn sie dafür als vorerkrankte 80jährige einen Monat länger im Altersheim hätte. Konsequenterweise will sie dieses Opfer auch für andere erbringen. Maria glaubt außerdem, dass nur der Staat ein kompetenter Maßnahmen-Bestimmer ist und dass Freiheit überbewertet wird. Das Individuum sollte folglich nicht das Recht haben, eigene Risikoerwägungen anzustellen und selbstbestimmt zu handeln.

Eliot hasst den Lockdown. Er hat gar kein Problem mit den geringen Risiken, die mit einer Krankheit wie Covid-19 verbunden sind. Er fände sogar ein Verhältnis von 12 zu 1 noch inakzeptabel. Er würde also lieber auf einen Monat Lebenszeit verzichten, als auf ein Jahr Freiheit. Eliot hielt die meisten staatlichen Maßnahmen während der letzten Pandemie für unüberlegt, willkürlich und aktionistisch. Er denkt, dass es wesentlich sinnvoller wäre, das Individuum selbst über seine Sicherheitsvorkehrungen entscheiden zu lassen. Seiner Ansicht nach hat niemand das Recht, seine Mitbürger fremdzubestimmen – ganz gleich, ob man das persönlich tut oder ob man seine politischen Repräsentanten und die Polizei mit dieser Fremdbestimmung beauftragt.

So unterschiedlich die Risikobereitschaft und die politische Grundeinstellung dieser Personen auch sind: Ich glaube, wir können es allen Recht machen, indem wir parallele Strukturen schaffen.

Wie könnte eine zwei Gruppen-Gesellschaft praktisch funktionieren?

Eine „Zwei-Gruppen-Gesellschaft“ ist keine hierarchische „Zwei-Klassen-Gesellschaft“! In einer Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt es keine Wahlfreiheit. Die Unterklasse wäre gerne die Oberklasse, kann es aber nicht sein. Wie wir gleich sehen werden, ist das bei einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft ganz anders.

Eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft ist auch nicht utopisch. Wir tun mit unserer augenblicklichen Impfpolitik schon etwas Ähnliches. Auf der einen Seite gibt es die Gruppe der Geimpften. Diese Gruppe darf im Restaurant in Innenräumen sitzen, im Fitness-Studio trainieren, in fast alle Länder reisen und so weiter. Ihre Eintrittskarte ist der Impfausweis, der idealerweise digital auf dem Smartphone gespeichert ist und über einen einfachen Scanner gelesen werden kann. Auf der anderen Seite gibt es die Gruppe der Nicht-Geimpften. Die dürfen das alles entweder gar nicht oder nur mit einem negativen Test, den sie sogar selbst bezahlen müssen.

Ich verstehe nicht, in wessen Interesse diese Regelung sein soll. Im Interesse der Ungeimpften ist sie offensichtlich nicht und im Interesse der Geimpften – sofern Impfungen denn tatsächlich wirksam sind – ebenfalls nicht. Zumindest beweist diese Teilung aber, dass eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft nicht unrealistisch ist.

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Angenommen, im Herbst 2022 gibt es eine impfresistente Corona-Omega-Variante oder einen ganz neuen Virus namens Sars-CoV-3. Obgleich die Zwangsmaßnahmen sehr ineffektiv waren, würde es gewiss wieder noch mehr als jetzt davon geben, und zwar mindestens so lange, bis eine Impfung entwickelt wäre und alle ein Impfangebot erhalten haben. Anschließend bleiben dann trotzdem noch Maßnahmen X, Y und Z erhalten, weil viele Leute Gefallen daran gefunden haben.

Warum nicht stattdessen eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft nach demselben Prinzip wie bei der Impfung? Eine Gruppe besteht aus Menschen, die selbstbestimmt leben wollen und die dafür gewisse Risiken in Kauf nehmen (nennen wir sie die „Selbstbestimmten“), die andere besteht aus Menschen, die sich vom Staat fremdbestimmen lassen wollen, weil sie das für sicherer halten (nennen wie sie die „Fremdbestimmten“). Die Zwei-Gruppen-Gesellschaft muss so organisiert werden, dass die Fremdbestimmten nie einen Personenkontakt zu den Selbstbestimmten haben, sonst können die Fremdbestimmten dieses Arrangement nicht akzeptieren.

Zugegeben klingen die beiden Namen, die ich hier gewählt habe, nicht ganz neutral. „Selbstbestimmt“ klingt positiv, „fremdbestimmt“ negativ. Ich habe die positiveren Begriffe „Risikobewusst“ und „Sicherheitsorientiert“ in Erwägung gezogen, aber wieder verworfen, denn Selbstbestimmte könnten durchaus sehr sicherheitsorientiert sein: Der 70jährige Tom ist ein solcher Selbstbestimmter. Er bestellt alle seine Lebensmittel, empfängt keine Besucher und geht nur noch nachts um 3 Uhr spazieren, weil er um diese Uhrzeit niemandem mehr begegnet und sogar an der frischen Luft noch eine Infektion fürchtet. Tom ist aber libertär eingestellt und lässt sich von Politikern, die er für ziemlich inkompetent hält, ungern Vorschriften machen. Wenn die Regierung eine Ausgangssperre ab 22 Uhr verhängt und Tom seinen Nachtspaziergang nicht mehr machen darf, obwohl er ja nachts spazieren will, weil es ihm tagsüber zu gefährlich ist, dann kann er das nur als Mitglied der Selbstbestimmten tun. Trotz oder sogar wegen seiner Sicherheitsorientierung kommt für Tom also nur eine Mitgliedschaft bei den Selbstbestimmten in Frage. Ein Beispiel wie Tom zeigt, dass der entscheidende Unterschied zwischen beiden Gruppen tatsächlich der Wunsch nach Selbstbestimmung bzw. nach Fremdbestimmung ist.

Eine Registrierung als Fremdbestimmter könnte die „Standardeinstellung“ (der Default) sein. Jeder ist also ein Fremdbestimmter, sofern er keine Registrierung als Selbstbestimmter beantragt. Fremdbestimmte unterliegen immer den aktuellen Vorschriften der Politik. Sofern die Politiker es gerade so vorsehen, dürfen die Fremdbestimmten also nicht in Restaurants und Cafés gehen, sie dürfen keinen Sport machen, sie unterliegen Ausgangssperren und Maskenpflichten und so weiter.

Auf der anderen Seite gibt es die Selbstbestimmten. Zu denen würde ich gehören. Man gibt mir also einen Selbstbestimmten-Ausweis und ich werde als Selbstbestimmter registriert. Für mich gibt es keine Ausgangssperren und keine Maskenpflicht. Ich kann in Cafés, Restaurants, Theater oder Kinos gehen, die von anderen Selbstbestimmten geführt und besucht werden. Ich kann mich mit anderen Selbstbestimmten treffen und mit ihnen feiern und reisen und Sport machen.

Einkaufen kann ich nur in Supermärkten, die von Selbstbestimmten geführt werden und die exklusiv von Selbstbestimmten besucht werden. Gibt es keinen solchen Supermarkt in der Nähe, dann muss ich meine Lebensmittel bestellen oder mit anderen Selbstbestimmten aus meinem Ort eine „Einkaufsgemeinschaft“ organisieren, bei der wir abwechselnd in einen weit entfernten Selbstbestimmten-Supermarkt fahren und für alle einkaufen. Falls auch das nicht möglich wäre, müsste ich eben einsehen, dass die Existenz als Selbstbestimmter in meiner Gegend nicht in Frage kommt. Dann muss ich also entweder umziehen oder ich muss mich wohl oder übel einem PCR-Test unterziehen und als Fremdbestimmter neu registrieren lassen.

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Wenn 80 Prozent lieber fremdbestimmt sind (so wie es letztes Jahr gewesen wäre), dann würden wohl auch acht von zehn Supermärkte Fremdbestimmten-Märkte sein, in die man nur mit einem Fremdbestimmten-Ausweis gelassen wird, wobei diese Entscheidung immer beim jeweiligen Marktleiter oder Konzern liegt. Man könnte sich allerdings viele kreative Arrangements vorstellen, die es für alle einfacher machen, also bspw. einen Markt, der in zwei Abteile getrennt ist: Ein großes Abteil mit allen erdenklichen Waren für die größere Gruppe der Fremdbestimmten und ein kleineres Abteil mit geringerem Warenangebot für die Selbstbestimmten (getrennt durch eine luftdichte Wand). Oder einen Markt, in dem fünf Angestellte unbedingt fremdbestimmt sein wollen und drei Angestellte unbedingt selbstbestimmt. Da der Marktleiter keine der beiden Gruppen in eine staatlich finanzierte Pandemie-Auszeit schicken will, öffnet der Markt also vier Tage die Woche für Fremdbestimmte (immer mit denselben fünf fremdbestimmten Angestellten) und zwei Tage die Woche für Selbstbestimmte. Oder ein offener Supermarkt für Fremdbestimmte und nur ein Lieferangebot für Selbstbestimmte. Die Möglichkeiten sind endlos.

Auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln sind Aufteilungen denkbar. Es könnte bspw. für Selbstbestimmte in den Städten ein Bus-Verbot geben, das aber nicht für eine Reihe an Sonderbussen gilt, die von selbstbestimmten Busfahrern gefahren und die deutlich gekennzeichnet werden. Bei Zügen wäre es komplizierter. Man könnte aber vielleicht die vorderen und mittleren Waggons für Fremdbestimmte und die hinteren für Selbstbestimmte reservieren und den Bahnsteig entsprechend in Zonen teilen. Falls eine Kontrolle der Gruppenmitgliedschaft oder eine Aufteilung bei manchen Bereichen zu aufwendig wäre, dann würde dieser Bereich komplett den Fremdbestimmten zufallen, solange sie in der Mehrheit sind.

Minderjährige müssten sich dem Willen ihrer Eltern unterwerfen. Schulschließungen würden auch nur für die Kinder Fremdbestimmter gelten. Die Kinder selbstbestimmter Eltern könnten also weiter die Schule besuchen, sofern es genügend selbstbestimmte Lehrer oder Freiwillige gibt, um weiter einen Unterricht zu organisieren.

Alle Wohngemeinschaften müssten sich für eine Registrierung entscheiden. Im Zweifel gewinnen immer die Fremdbestimmten (zumindest so lange, wie sie eine gesellschaftliche Mehrheit darstellen). Dasselbe würde bspw. in Alten-Pflegeeinrichtungen gelten, in denen viele Leute zusammenleben. Die allermeisten Einrichtungen wären wohl fremdbestimmt, aber wenn eine Pflegeeinrichtung sich speziell als selbstbestimmte Pflegeeinrichtung ausweist, dann könnten diejenigen, die viel zu alt sind, um noch Angst vorm Tod zu haben, dorthin ziehen und ihre letzten Monate oder Jahre glücklich und frei verbringen. Verwaltungsangestellte könnten Home-Office Vereinbarungen treffen.

In allen Bereichen, in denen Fernarbeit nicht möglich ist, könnten Angestellte sich bei staatlicher Bezahlung für die Dauer der Pandemie von der Arbeit freistellen lassen. Die Zahl solcher Freistellungen wäre aber in jedem Fall geringer, als bei Zwangsmaßnahmen für alle, weil ja nur Fremdbestimmte ein Interesse an einer Freistellung haben dürften und die meisten Selbstbestimmten weiter arbeiten und konsumieren würden. Also am Beispiel Gastronomie: Es kostet natürlich mehr, 100 Prozent aller Gastronomen staatlich zu unterstützen, als nur die 70 Prozent, die sich fremdbestimmen lassen wollen.

Die Strafen für ein unberechtigtes „Eindringen“ ins andere Lager könnten erheblich sein. Wenn ich als Selbstbestimmter bspw. in einem Zug oder Bus erwischt werde, der nur von Fremdbestimmten benutzt werden darf, dann muss ich ein Monatsgehalt an Strafgebühren zahlen und ich verliere meine Registrierung.

Krankenhausbetten wären die Ressource, die den Fremdbestimmten wohl am wichtigsten wäre. Die Selbstbestimmten müssten also bei der Registrierung ihr Einverständnis abgeben, dass bei einer Erkrankung mit dem pandemischen Virus die Fremdbestimmten bevorzugt werden. Beim Sars-CoV-2 Virus wäre das egal gewesen, weil es auch ohne Zwangsmaßnahmen immer genügend Betten gegeben hätte. Bei einem neuen Virus könnte das aber theoretisch anders sein.

Vorteile einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft

Für Selbstbestimmte hätte eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft nach diesem Muster offensichtliche Vorteile. Sie könnten unabhängig von Impfungen und Inzidenzen während der gesamten Pandemie ein relativ freies Leben führen. Besonders für Stadtbewohner dürfte das Angebot an selbstbestimmten Supermärkten, Bussen, Restaurants, Cafés, Fitness-Studios, Nachtclubs, Theatern und so weiter vollkommen ausreichen. Manche müssten noch nicht einmal ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen. Für einen 20jährigen Studierenden war das Risiko durch Covid-19 nie höher als bei der Grippe.

Die Fremdbestimmungs-Befürworter werden sich aber vielleicht fragen, welche Vorteile sie von so einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft hätten, weil es ihnen ja bislang in einer Ein-Gruppen-Gesellschaft sehr gut gelungen ist, einfach alle Mitbürger ihrem Willen zu unterwerfen und erfolgreich fremdzubestimmen.

Das ist aber zu kurz gedacht. Auch für den egoistischsten Fremdbestimmten hätte eine solche Vorgehensweise große Vorteile:

Mehr Betten! Wenn es 30 Prozent Selbstbestimmte gäbe, dann gäbe es 30 Prozent der Bevölkerung, die ihnen gewiss kein Krankenhausbett wegnehmen werden, und das war ja immer die Hauptsorge der Fremdbestimmten.

Mehr Geld! Zwangsmaßnahmen sind sehr teuer und sehr wirtschaftsschädlich. Die Selbstbestimmten halten durch ihren vergleichsweise normalen Lebensstil einen Teil der Wirtschaft am Laufen. Dadurch nimmt der Staat auch mehr Steuern ein, die allen zu Gute kommen.

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Mehr Sicherheit! Auch ohne eine offizielle Zwei-Gruppen-Gesellschaft gibt es bei staatlich verordneten Zwangsmaßnahmen viele Menschen, die diese Vorschriften einfach ignorieren. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe dafür, warum Zwangsmaßnahmen so ineffektiv sind. Es wird den Fremdbestimmten kaum gelingen, ihren Polizeistaat so auszubauen, dass sie jeden Regelverstoß verhindern und ahnden können. Eine wirkliche Sicherheit der Fremdbestimmten vor ihren freiheitsorientierten Mitbürgern kann also nur erreicht werden, wenn man beide Gruppen konsequent voneinander trennt.

Bessere Forschung! Die Wissenschaft hätte eine Kontrollgruppe für die Überprüfung von Maßnahmeneffektivität.

Mehr Demokratie! Eine solche Zwei-Gruppen-Gesellschaft wäre wie ein demokratisches Thermometer. Anhand der aktuellen Registrierungen für Selbst- oder Fremdbestimmung könnte man viel genauer messen, wie der augenblickliche Wille des Volkes tatsächlich ist. Umfragen sind ein vergleichsweise ungenaues Instrument, weil Befragte oft nur sagen, was sozial erwünscht ist, oder weil sie freiwillige Maßnahmen mit Zwangsmaßnahmen verwechseln. Eine Registrierung als Selbst- oder Fremdbestimmter würde die Menschen außerdem dazu anregen, sich ihrer Präferenzen wirklich bewusst zu werden und reflektierter zu leben. Es kann einer Demokratie nur gut tun, wenn Bürger zumindest die Option haben, sich wie Erwachsene zu verhalten und eigene Entscheidungen zu treffen.

Weniger Polarisierung und Desinformation! Viele Corona-Warn-Karrieristen beklagen die Verbreitung von „Desinformationen“, sowie eine „Politisierung“ des Themas und eine „Polarisierung“ der Gesellschaft. Sie fordern mehr „Sachlichkeit“, „Wissenschaftlichkeit“ und „Faktenorientierung“, ohne sich selbst an die eigenen Forderungen zu halten.

Solche Probleme sind bei unserem bisherigen Vorgehen aber garantiert. Auf der einen Seite hat man Millionen von Bürgern, die um ihren Beruf fürchten und denen man mit Polizeigewalt grundlegende Verfassungsrechte wie Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Demonstrationsfreiheit genommen hat. Auf der anderen Seite hat man Millionen von Bürgern, die glauben, ihr nacktes Überleben hänge davon ab, die Ausübung solcher Rechte bei allen zu verhindern. Politischer und polarisierender kann ein Konflikt gar nicht sein!

Wenn gefühlt so viel davon abhängt, dass die eigene Seite Recht hat, dann ist der „Confirmation Bias“ (Bestätigungsfehler) allgegenwärtig. Um in diesem weltanschaulichen Konflikt neues Territorium zu gewinnen, glauben beide Seiten an die absurdesten Thesen, schließen von ein paar Anekdoten auf die ganze Gesellschaft und verbreiten über die sozialen Medien Übertreibungen, Desinformationen und Gerüchte.

Mit einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft wäre diese negative Dynamik ausgehebelt. Es ginge nicht mehr um Freiheit oder um „Überleben“. Niemand wäre dem Kollektivwillen wahllos ausgeliefert. Fakten wären keine Waffe im Kampf um Fremd- oder Selbstbestimmung, sondern eine persönliche Entscheidungshilfe.

Mehr Toleranz und Freiheit! Die meisten Fremdbestimmten finden Sicherheit sehr wichtig und Freiheit vergleichsweise unwichtig, aber sind sie deshalb fanatische Freiheitfeinde und passionierte Autoritarismus-Befürworter? Falls nicht, sollten auch sie ein Interesse daran haben, die Präferenzen ihrer andersdenkenden Mitbürger zu respektieren, zumal das für sie selbst von Vorteil wäre.

Fazit

Gewiss wäre die Organisation einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft nicht unkompliziert, wobei – um das noch einmal zu wiederholen – die Gesellschaft im Augenblick ja auf eine ähnliche Weise in Geimpfte und Ungeimpfte geteilt wird.

Mir persönlich hätte es sehr gut gefallen, in den letzten 18 Monaten nur von Leuten umgeben zu sein, die wie ich Freiheit und Selbstbestimmung zu schätzen wissen. Ich assoziiere mit freiheitsorientierten Menschen ein gesundes Verhältnis zur Sterblichkeit, einen Respekt vor den Rechten des Individuums und eine große persönliche Reife.

Die Risikoakzeptanz verschiedener Menschen geht offenkundig so stark auseinander, dass wir keinen Konsens erreichen werden und nur eine Teilung der Gesellschaft diese Konflikte lösen kann. Anstatt also ständig über epidemiologische Fakten und die richtige Reaktion darauf zu diskutieren, sagen wir doch einfach: „Ja zu Zwangsmaßnahmen – aber nur für jene, die sie wollen!“


Carl Lang betätigt sich nach einem Studium der Literaturwissenschaft, Linguistik und Philosophie als Essayist und Liedtexter. Er fühlt sich keinem politischen Lager zugehörig und interessiert sich besonders für Moralphilosophie und Religionskritik.

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49 Kommentare

  1. Das sind Ideen die genau so irre sind wie die gesamte Corona-Politik. Was soll das? Wie hat die Gesellschaft die letzen 60 Jahre meines Lebens ohne solche Überlegungen funktioniert? Wie konnten nur meine Eltern und Großeltern ohne ständige Inzidenzzahlen, Lockdown und paternalistischem Staat alt werden? Der Tag an dem ich lernte die Bombe zu lieben wird wohl der Tag sein an dem sich ein ganzes Volk wegen einer Atemwegsinfektion mit einer IFR von 0,2.. % seiner Freiheiten entledigt hat….

    • Ich gebe Ihnen Recht! Das sind konstruktive, aber irre Ideen, zugeschnitten auf eine Welt, die von Unzurechnungsfähigen beherrscht wird.
      Ihre Eltern und/oder Großeltern haben ja auch Pandemien miterlebt (1957 und 1968). Diese Pandemien waren ganz gut mit Corona vergleichbar. Trotzdem hatte ich noch nicht einmal etwas davon gehört, bis ich – wie alle – wegen der Überreaktion auf Corona zum Pandemie-Experten wurde. Von Inzidenzen, Lockdowns und Paternalismus wollte damals niemand etwas hören und nach ein oder zwei Jahren war der Virus endemisch und die Pandemie vorbei.
      Warum wir damals akzeptieren konnten, dass es Krankheiten gibt, Menschen sterblich sind und Leben gelebt werden müssen, heute aber nicht mehr, das finde ich genauso schwer zu verstehen, wie Sie.

  2. Herr Lang, vielen Dank dafür, dass Sie so viel Zeit investiert haben, zusätzlich zum Artikel auf die Leserkommentare einzugehen.

    Es gibt so viele interessante Aspekte und Anregungen. Nur in der Realität liegt den Verantwortlichen (Medien, Politik, VerfGE, EU) m. E. nichts an freiheitlichen Lösungen.

    Was bleibt, sind Gleichgesinnte und die Erkenntnis, dass die Freiheit sich in Kleinbereiche des privaten Umfelds zurückzieht.

    PS: Ob den Verantwortlichen an dieser Situation liegt?
    https://m.youtube.com/watch?v=57Pqe_f1F04 zu Massenpsychosen

    • Danke für den Kommentar! Ich glaube auch, dass die Freiheit sich in Kleinbereiche des sozialen Umfelds zurückziehen und von dort aus vielleicht auch wieder gesamtgesellschaftlich ein Stück weit durchsetzen wird. Nur kann Letzteres wohl lange dauern.
      Ich habe in den letzten Monaten auch viel über Massenpsychosen nachgedacht. Irgendetwas in diesem Stil muss es wohl sein. Hoffen wir, dass diese Massenpsychose dann – so wie die Psychosen der Vergangenheit – auch wieder vorbeigeht und kein autoritäres und anti-freiheitliches „New Normal“ entsteht.
      Ich glaube übrigens nicht, dass den meisten Verantwortlichen wirklich an dieser Situation liegt. Gewiss gibt es einige, die Freude an der unbegrenzten Macht und am Autoritarismus gefunden haben (z. B. Lauterbach und Söder). Ich schätze aber, dass die meisten entweder selbst Opfer dieser Psychose sind oder einfach nur opportunistisch tun, was von den Wählern belohnt wird.

  3. Lieber Herr Lang,

    ich möchte das von Ihnen formulierte gedankliche Modell einerseits als nicht weniger denn als wegweisend qualifizieren, zugleich aber andererseits auch darauf hinweisen, dass dessen praktische Umsetzung an einem meiner Einschätzung nicht auflösbaren logischen Dilemma scheitern würde:

    Denn – je nach Betrachtungsweise in erster oder letzter Instanz – wären nach diesem schließlich alle Menschen in Deutschland selbstbestimmt, nämlich indem jeder über seine Zugehörigkeit zur Gruppe entweder der Fremd- oder der Selbstbestimmten entscheiden könnte!

    Auch die von Ihnen vorgeschlagene standardmäßige Zuordnung eines jedes Menschen in die Gruppe der Fremdbestimmten, die zum Wechsel in die Gruppe der Selbstbestimmten eine bewusste Willensbetätigung und -äußerung verlangen würde, änderte nichts daran. Denn so wie man „nicht nicht kommunizieren kann“ (Paul Watzlawick), kann man letztlich auch nicht nicht entscheiden:

    Wer es unterlässt, seine Situation und Möglichkeiten, selbige zu verändern, zu untersuchen und zu bewerten, der entscheidet sich eben dadurch effektiv für den Erhalt des Status quo.

    Und genau an diesem Punkt käme die Angst der Fremdbestimmten vor sich selbst – oder, um es mit Freud zu sagen, vor ihrem „Es“ – ins Spiel:

    Gäbe es neben der Gruppe der Fremdbestimmten noch eine Gruppe der Selbstbestimmten, befänden erstere sich in der ständigen Versuchung, kurzfristigen bzw. kurzzeitigen Impulsen zu erliegen, sich aus der von ihnen eigentlich und langfristig selbst – freudianisch gesprochen also von ihrem „Ich“ – gewollten Fremdbestimmung zu lösen, um ihrem „Es“ zu folgen, das es vielleicht nach dem Besuch einer kulturellen Veranstaltung wie einem Konzert oder einer Kinovorstellung gelüstet, oder dem Einkauf in physischen Ladengeschäften anlässlich einer saisonalen Rabattaktion (WSV, SSV, „Black Friday“ usw.) oder so, während die entsprechenden Einrichtungen für Fremdbestimmte aber aktuell und bis auf Weiteres aufgrund der Inzidenzen – oder was auch immer der dann geltende Maßstab dafür sein mag, was Fremdbestimmten erlaubt ist oder nicht – geschlossen sind.

    Einzig unentrinnbare Fremdbestimmung schützt jene, die ihren eigenen Entscheidungen nicht vertrauen, und deshalb eben Fremdbestimmung als das jedenfalls in der Gesamtschau für sich persönlich überlegene Lebensmodell erachten, wirksam und sicher davor, in die Versuchung einer Selbstbestimmung zu geraten.

    Es grüßt Sie

    Jennifer Seidelmann

    • Liebe Frau Seidelmann,
      danke für Ihren exzellenten Kommentar! 
      Ihre Betrachtung von Selbst- und Fremdbestimmung hat einen philosophischen Tiefgang, der meiner Betrachtung gefehlt hat. Ich gebe Ihnen vollkommen Recht: Freiwillige Fremdbestimmung ist nicht wirklich Fremdbestimmung, ebenso wie das freiwillige Arbeiten als Angestellter nicht Sklaverei ist. Im Grunde würde mein Modell folglich beiden Gruppen mehr Selbstbestimmung garantieren. Die Selbstbestimmten wären im Geiste wie auch im Handeln selbstbestimmt. Die „Fremdbestimmten“ wären im Geiste ebenfalls selbstbestimmt, weil sie sich die Fremdbestimmung ausgesucht haben. Im Handeln wären sie zwar „offiziell“ fremdbestimmt, aber auch das nur freiwillig und folglich nicht wirklich.
      Genauso interessant finde ich ihre psychologische These. Viele hier in den Kommentaren haben geschrieben, dass es den Zwangsmaßnahmenbefürwortern eigentlich nicht um Sicherheit für sich selbst geht, sondern um die Lust an Fremdbestimmung und Kollektivismus. Maßnahmenbefürworter sind demnach nicht von Angst getrieben, sondern durch totalitäre Kontrollsucht motiviert. 
      Bei einigen Maßnahmenbefürwortern stimmt das wohl auch, aber gar so negativ, als dass ich allen solche Motive unterstellen würde, ist mein Menschenbild (noch) nicht.
      Auf den Gedanken, dass der Hang zu Autoritarismus, Kollektivismus und Fremdbestimmung nicht aus dem Glauben resultiert, dass es dazu eben keine Alternative gibt (so war ja meine Idee und deshalb wollte ich eine Alternative aufzeigen), und auch nicht aus kollektivistischen und autoritären Instinkten vieler Menschen (so, wie Einige in den Kommentaren geschrieben haben), sondern aus einer Angst vor der eigenen Freiheitsliebe, der man nur Einhalt gebieten kann, in dem man sich vollkommen alternativlos der Autorität einer strengen Führung unterwirft – auf diesen Gedanken bin ich nicht gekommen, obwohl er mir nun ziemlich plausibel erscheint. 
      Wenn Sie Recht haben und es sehr viele gibt, die einfach Angst vor der eigenen Freiheit haben – eine Angst, die sich auch meinem Eindruck nach in vielen Lebensbereichen immer mehr durchzusetzen scheint –, dann müsste man mein Modell zumindest so abändern, dass die Voreinstellung „Fremdbestimmt“ nur zwei Wochen lang in „Selbstbestimmt“ geändert werden kann. Anschließend ist ein Wechsel zumindest in diese Richtung bspw. nur einmal im Jahr möglich. Man könnte den Januar eines Jahres als Wechseldatum festlegen, weil die Zahlen bei saisonalen Krankheiten wie Corona und der Grippe dann immer am Höchsten sind und die Leute im Januar voraussichtlich den größten Fremdbestimmungsdrang haben. Wenn sogar im Januar der Selbstbestimmungsdrang größer ist, dann wird das zu anderen Jahreszeiten wohl genauso sein. Die Politik könnte dann im Dezember einen „Wahlkampf“ machen und dafür werben, dass sich auch im neuen Jahr alle bedingungslos ihrer Autorität unterwerfen, weil nur sie die Weisheit und Weitsicht haben, um zu entscheiden, was für das Individuum gut ist ;). Auch das wäre ein Fortschritt, denn ich habe den Eindruck, dass unsere Regierung im Augenblick 12 Monate im Jahr diesen Wahlkampf führt – sehr zum Nachteil der psychischen Gesundheit aller Menschen. Spätestens bei noch längeren Verpflichtungen als ein Jahr würden viele positive Konsequenzen aus meinem Modell (z. B. das „demokratische Thermometer“) leider komplett wegfallen. Das wäre schade, aber vielleicht unvermeidbar.
      Selbstverständlich liegt der eigentliche Sinn meines Modells nicht darin, einen realpolitischen Gesetzesvorschlag einzureichen, sondern die Leser dazu anzuregen, über Selbstbestimmung, über Fremdbestimmung, über (vermeintliche) Sicherheit, über Freiheit im Denken und Handeln, sowie über die Rolle des Staates und des Individuums in einer (angeblich) freien Demokratie nachzudenken. Die Freiwilligkeit und somit Selbstbestimmtheit von Fremdbestimmung und die Angst vor der eigenen Freiheit und dem eigenen „Missbrauch“ dieser Freiheit sind folglich Überlegungen, die hervorragend in meinen Artikel gepasst hätten. Schade, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin :)! 
      Viele Grüße
      Carl Lang

  4. Hätte man die natürliche Grippe so belassen wie sie schon immer war, hätte es keiner Pandemie und Lockdowns bedurft. Und keiner hätte von einem Impfzwang, auch noch mit nachweislich völlig unwirksamen Impfstoffen, gesprochen. Impfungen und Lockdowns mit unermesslichem menschlichen Leid und unbezahlbaren wirtschaftlichen und finanziellen Schäden wären vermieden worden.
    Die Konten der Krankenkassen wären voll geblieben.
    Die Taschen und Konten von Big-Pharma, der Lügenpresse und anderen Impfprofiteuren wären allerdings leer geblieben. Aber die Impfprofiteure wissen wie mit der Dummheit, Angst und Panik der Menschen Billionen verdienen kann.
    Dito Klimalüge.

  5. Wer Kollektivist ist, soll dies sein, aber wieso müssen diejenigen, die das finanzieren, dann auch dafür sein? Neben dem Geldsystem ist das größte Problem bei der Demokratie, dass bei einer Stimmabgabe zwar über öffentliche Güter abgestimmt wird, aber über das Bezahlen nicht. Konkret: Alle Menschen, die wählen sollten auch gleich viel einzahlen. Dieses Ungleichgewicht ist m.E. exakt der Grund, warum es Demokratie gibt. Für Bastiat ist der Staat die große Fiktion, bei dem jeder auf jedermanns Kosten zu leben gedenkt.

    Ich würde eine Sezession vorschlagen, z.B. die Gründung von Private-Cities.

    Small is beautyfull, nennt es Leopold Kohr.

  6. Das klappt nie. Die Fremdbestimmten sind misssionarisch – niemand darf anders denken. Niemand soll frei sein. Sie haben die absolute Wahrheit gepachtet, nur sie kennen die Fakten, nur sie kennen die einzig richtigen Lösungen. Ein Staat kann nicht halb faschistisch und halb demokratisch/rechsstaatlich zugleich sein – das lassen die Faschisten nicht zu. Ein Staat kann nicht gleichzeitig säkular und eine Theokratie sein – das lassen die Gläubigen nicht zu.
    Wir sehen es doch zigfach in der Realität: Das Rauchverbot z.B. ist total, auch in der Eckkneipe, wo der Wirt und alle Stammgäste rauchen und unter sich sind. Niemand, der das nicht mag, müsste in eine Raucherkneipe gehen, verboten ist das Rauchen in der Kneipe trotzdem.

    • Ich verstehe Ihren Pessimismus. Ist das aber wirklich so? Ich dachte, es gibt noch Raucherkneipen, wobei ich zugegeben schon lange nicht mehr in einer war.
      Um eine paar optimistische Gegenbeispiele zu nennen: In den USA haben Bundesländer ja wesentlich größere Rechte. Dort gab es Bundesstaaten (ich glaube, drei Stück), die kaum Zwangsmaßnahmen hatten. Außerdem können Indianer-Reservate machen, was sie wollen. Und die Amish People haben Covid total ignoriert, in einem Monat Herdenimmunität erreicht und ein ganz normales Leben weitergeführt. Gleichzeitig war der Maßnahmenterror in Kalifornien oder New York viel extremer als hier. Es gibt also schon Länder, wo es diesbezüglich ganz verschiedene Welten gibt.
      Und wie ich in dem Artikel ja schreibe, gibt es in Deutschland aktuell ja auch zwei Welten, in denen die Menschen verschiedene Freiheiten haben: Die Welt der Geimpften und die der Ungeimpften. Die Idee dahinter ist ja (offiziell) auch, dass die Geimpften mehr Rechte genießen sollen, weil sie nicht so „gefährlich“ sind. Man müsste die Idee also „nur“ ausbauen, so wie ich das getan habe, und den Fremdbestimmungs-Verfechtern klar machen, dass sie vor den Selbstbestimmten sicherer sind, wenn sie ihnen ihre Selbstbestimmung lassen.
      Natürlich ist mir aber klar, dass dieses Modell oder auch nur Ansätze davon im Augenblick realpolitisch nicht umsetzbar sind. Aber vielleicht ändert sich irgendwann die politische Atmosphäre. Zumindest halte ich es für sinnvoll, in diese Richtung zu denken und zu schauen, ob man hier und da nicht einen sehr kleinen Teilerfolg erzielen und in irgendeinem Bereich (z. B. im Sport oder bei Privatschulen oder sowas) eine erste Reform in diese Richtung anstoßen und die kollektivistischen Bestrebungen zumindest stellenweise untergraben kann.

      • Es ist eigentlich kein Pessimismus. Ich würde es eher realismus nennen. Oder Empirie.
        Dass zwo verschiedene Staaten die Dinge verschieden handhaben können, ist ja klar. Zum Beispiel Deutschland und Schweden oder Deutschland und der Iran.
        Innerhalb eines Staates sieht das aber ganz anders aus.
        Die USA sind immerhin tatsächlich eine Art Bundesstaat, d.h. ein Verbund von (mehr oder weniger) souveränen Staaten. Das ist Deutschland nicht bzw. nur pro forma.
        Trotzdem entsprechen auch die USA keineswegs Ihrem skizzierten Modell. Letztlich gilt auch dort: Bundesrecht bricht Landesrecht. Auch die konservativen US-Staaten leiden z.B. unter der Cancel Culture, obwohl die ihre Wurzeln gewiss nicht in Texas hat.
        Und schauen wir in die EU, die ja nicht einmal ein Bundsstaat sind, sondern nur ein Staatenbund. Hier sehen wir aktuell genau diesen Streit: Dürfen einzelne Staaten selbst über Zuwanderung entscheiden? Oder über Gendergaga?
        Die Antwort ist nein. Dürfen Sie nicht. Wer sich nicht fügen möchte, muss austreten, was die Briten dann ja auch getan haben.
        Was passiert, wenn die US-Einzelstaaten aus der Union austreten wollen, hat die Geschichte ja mit dem Aggressionskrieg des Nordens bereits gezeigt.
        Natürlich ist es legitim diese Lösung anzudenken. Wir haben auch viel von Rechts- und Staatsphilosophen der Aufklärung mirgenommen, ohne auch auch nur eine Idee vollständig umzusetzen.
        Dennoch, so wie ich das sehe, ist eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft am Ende immer entweder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft oder es sind eben zwei Gesellschaften = zwei verschiedene Staaten.
        Zwei (annährend gleichstarke) Gruppen innerhalb eines Staates führen immer zur Separation. Eine Zwei-Gruppen Geselllschaft hat keine gemeinsamen Werte, und mehr noch, keine gemeinsame Identität.
        Ihr Modell gibt es also insofern schon lange, nämlich in Form der verschiedenen Nationalstaaten.

  7. So interessant, wie das erst mal klingt, glaube ich aber -oder habe das Gefühl- das dem Ganzen ein Denkfehler zugrunde liegt.
    Ich glaube nicht, dass es vielen der „Fremdies“ wirklich um die Sicherheit und das Risiko geht. Sicher Einigen, aber bei vielen dürfte da inzwischen eher der Hang zum Kollektivismus, die Abneigung gegen alle „Nicht-Mitmacher“ und die Lust am Ausleben von Machtphantasien eine Rolle spielen. Es geht da eher darum, das Menschen es wagen, nicht die Unterwerfungsrituale mitzumachen, denen sie sich selbst unterworfen haben. Widerständler und „nicht-mitmacher“ wurden in Deutschland nach dem Ende des dritten Reichs keineswegs uneingeschränkt bewundert, im Gegenteil.
    Diese -nicht kleine- Gruppe unter den Fremdies wäre auch mit dieser Maßnahme nicht zufriedenzustellen, Presse und Medien würden jedes noch so abstruse Gerücht über durch „Selbsties“ eingeschleppte Infektionen begierig aufgreiden, allein des Grusel- und Klickfaktors wegen.

    • Das kann ich gut nachvollziehen. Ich habe den Artikel auch geschrieben, um Maßnahmenbefürworter besser einschätzen zu können. Wenn sie den Artikel lesen und antworten „okay, also unter diesen Bedingungen hätte ich nichts gegen Selbstbestimmung für dich, weil ich für mich keinen Nachteil und keine Gefahr sehe“, dann sind sie zwar wahrscheinlich von den Medien verängstigt und können Risiken nicht korrekt einschätzen, sie sind aber eigentlich nicht bösartig oder autokratisch. Wenn sie sagen „nein, kommt nicht in Frage, du musst dich zu deinem eigenen Besten durch Leute wie mich fremdbestimmen lassen und da darf es keinen Ausweg geben“, dann sind es wirklich totalitäre Kollektivisten.
      Wie viele es von welcher Sorte gibt, ist eine interessante Frage. Die Tendenz ist (nicht erst seit Corona) gewiss in Richtung immer mehr Fremdbestimmung und Kollektivismus. Ich unterhalte mich aber schon sehr häufig mit Leuten, die viele Maßnahmen ebenfalls sinnlos finden (z. B. Maskenpflichten im Freien oder den Ausschluss getesteter Ungeimpfter), die sich aber trotzdem grundsätzlich nicht an den Maßnahmen stören und die bereit sind, alles mitzumachen, weil sie denken, dass unsere Politiker schon ihre Gründe haben werden, so etwas zu verordnen. Ich denke, diese Leuten wären schon offen für Reformen, die manchen Leuten zusätzliche Freiheiten geben, sofern andere dadurch nicht „gefährdet“ werden. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Leute eine Mehrheit sind.
      Was Ihre Einschätzung der Medienberichterstattung angeht, kann ich Ihnen einfach nur zu 100% zustimmen. Das wäre definitiv so und gewiss ein riesiges Problem. Es hat leider seinen Grund, dass man nur bei einem Magazin wie TE überhaupt über mehr Selbstbestimmung, Freiheit und Grundrechte nachdenken darf :).

  8. Ja, Sie haben Recht, dieser Widerspruch ist mir beim Schreiben nicht aufgefallen. Potentiell hat dieses Problem ja verschiedene Facetten. Welche Regelung gäbe es also bei normalen Krankheiten und welche bei der speziellen Pandemie-Krankheit?
    Ich versuche mal, mich herauszureden ;). Das gesamtgesellschaftliche Ziel meines Modells ist ja, gesunde Selbstbestimmte und gesunde Fremdbestimmte voneinander zu trennen, weil gesunde Fremdbestimmte in jedem anderen gesunden Menschen nur einen potentiell Kranken sehen, und zwar besonders, wenn er sich nicht fremdbestimmen lassen will, wohingegen gesunde Selbstbestimmte andere gesunde Menschen auch tatsächlich als gesunde Menschen betrachten, sofern sie nicht nachgewiesenermaßen krank sind. Natürlich würden nachgewiesenermaßen kranke Selbstbestimmte genauso zuhause bleiben, wie sie das bei der Grippe und anderen Krankheiten ja auch tun würden und schon immer getan haben.
    Im Krankenhaus ist die Situation eine andere. Da ist es normal, dass kranke Patienten von gesunden Krankenschwestern und Ärzten behandelt werden, und zwar sogar bei viel gefährlicheren Krankheiten als der Grippe oder Covid. Im Krankenhaus kann man folglich auch Sicherheitsvorkehrungen treffen, die im normalen Alltag nicht möglich sind.
    Folglich würde ich also versuchen, diesen Widerspruch aufzulösen, indem ich vorschlage, dass Patienten (z. B. Unfallopfer) in einem Krankenhaus bei der Aufnahme getestet werden und man dort nicht zwischen Fremd- und Selbstbestimmten, sondern zwischen Infizierten und Nicht-Infizierten trennt, wobei mit dem Pandemievirus infizierte Selbst- und Fremdbestimmte dann gleich behandelt würden, solange es genügend Kapazitäten gibt. Erst, wenn die Kapazitäten nicht mehr ausreichen, werden die Fremdbestimmten bevorzugt.
    Natürlich ist damit noch nicht geklärt, ob auch Krankenpfleger und Ärzte das Recht haben sollten, sich wie gewünscht zu registrieren. Das ginge in der Tat nur, indem man ganze Krankenhäuser zu selbst- oder fremdbestimmten Krankenhäusern erklärt. Wenn die Verhältnisse dort dann ganz anders wären, als in der Allgemeinbevölkerung, dann hätten der fremdbestimmte Teil der Bevölkerung das von Ihnen beschriebene Problem. Aber vielleicht sollte man bei Krankenhäusern tatsächlich weniger freiheitlich verfahren. Sogar ich fände es sinnvoll, wenn eine Krankenschwester, die Krebskranke nach einer Chemotherapie behandelt, besondere Vorsichtsmaßnahmen ergreift – ganz egal, ob diese Patienten Fremd- oder Selbstbestimmt sind. Wahrscheinlich würde ein regelmäßiger Test ausreichen, ich würde der Schwester also trotzdem ihre Selbstbestimmtheit gönnen, aber das kann man vielleicht auch anders sehen. In jedem Fall wird niemand gezwungen, so einen Beruf zu wählen, und wer ihn wählt, der weiß, dass dies kein Beruf wie jeder andere ist – insofern wäre es meines Erachtens keine so drastische Freiheitsbeschränkung, dem fremdbestimmten Teil der Allgemeinbevölkerung in diesem Bereich zusätzliche Zugeständnisse zu machen und selbstbestimmte Krankenhäuser nicht zuzulassen, solange die Fremdbestimmten die gesellschaftliche Mehrheit sind.

  9. Fragen wir doch die Clans, wie man das macht! Ich verstehe sehr gut den Gedanken, aber solche Freiräume muss man auch entschlossen verteidigen, da der Staat so etwas nicht dulden wird. Kann mir mittlerweile sogar Zweckbündnisse vorstellen, von denen man zuvor nicht zu denken wagte…
    Es führt leider kein Weg dran vorbei: Widerstand

    • Ich weiß, was sie meinen. Bei dem pakistanischen Pizzabäcker, bei dem ich meine Pizza kaufe, verhalten sich alle immer ganz normal. Niemand trägt Masken oder hält Abstand, und scheinbar wird das dort auch nicht kontrolliert. Ich vermute, dass die auch ganz normal in die Moschee gehen, ohne sich um Verbote zu schweren. Von denen könnte man also in der Tat lernen, wie man ohne staatliche Einmischung eine Parallelgesellschaft aufbaut und verteidigt :).

  10. Das ist ein sehr interessantes Gedankenexperiment, jedoch ist das heutzutage nicht (mehr?) realisierbar. Da heute jeder selbst zwischen seinem gewünschten Geschlecht hin- und herspringen kann, wird es dann eben heissen: „heute fühle ich mich selbstbestimmt, also bin ich es. Wie ich mich morgen fühle, schau ich halt mal“.
    Ganz nach eigenem Gusto eben.

    • Grundsätzlich sieht mein Modell ja vor, dass Leute auch zwischen diesen Lagern hin- und herspringen dürfen. Bedingung für den Sprung von den Selbstbestimmten zu den Fremdbestimmten ist nur, dass man vorm Springen einen PCR-Test machen muss. In die andere Richtung kann man natürlich auch ohne Test springen. Da dieser Sprung natürlich registriert werden muss und mit etwas bürokratischem Aufwand verbunden wäre, stimmt es aber, dass man hier eine Obergrenze definieren sollte, also vielleicht „man darf nicht häufiger als alle 3 Monate springen“.

      • Wie wäre denn die Frage anzugehen, daß die „Selbsties“ vermutlich ja (anteilig) mehr zu Steueraufkommen und auch allerlei obligatorischen Versicherungen beitragen würden, als die „Fremdies“ ?
        Fragen, wie die nach „Selbstie“ Polizisten (Eingreifen gegen Fremdies-Straftäter nur nach Test?) wären auch ganz interessant.

      • Das sind gute Punkte! Beim Steueraufkommen wäre ich persönlich ganz großzügig und würde sagen, dass die Selbsties halt mehr bezahlen, aber trotzdem nicht begünstigt werden. Das wäre eines der vielen Zugeständnisse, die sie den Fremdies gegenüber machen, um sich aus der Fremdbestimmung durch sie zu befreien.
        Das mit den Polizisten wäre tatsächlich ein Problem. Eine perfekte Lösung habe ich hierfür nicht. Es könnte theoretisch fremdbestimmte Polizisten geben, die gemeinsam Streife fahren, und selbstbestimmte Polizisten, die gemeinsam Streife fahren, und in der Tat könnten die selbstbestimmten sich täglich testen lassen. Aber was, wenn die Polizei z. B. wegen einem Streit zwischen zwei Nachbarn in einem Wohnhaus gerufen wird, bei dem einer der Nachbarn Selbstbestimmter und einer Fremdbestimmten ist? Ganz egal, wen man schickt: In jedem Fall haben im Wohnhaus Selbst- und Fremdbestimmte Bürger und Polizisten Kontakt miteinander, obwohl das meinem Modell nach möglichst vermieden werden sollte.
        Ich würde sagen, das sind eben Mängel, die nicht vermeidbar sind. Mein Modell kann gewiss keine perfekte Lösung für jede denkbare Situation bieten, aber im Augenblick haben Leute, die sich an Maßnahmen halten, und Leute, die sie ignorieren, ja sehr viel mehr Kontakt miteinander, als das bei meinem Modell der Fall wäre. Das gilt auch für Polizeikontakte. Insofern wäre mein Modell also trotz solcher Schwächen zumindest eine Verbesserung für beide Seiten :).
        Vor allem geht es mir darum, überhaupt über mehr individuelle Freiheit durch maßgeschneiderte Lösungen nachzudenken, anstatt zu sagen, dass es nur eine einzige kollektivistische Lösung für alle geben darf. Realpolitisch umsetzbar ist ein Modell wie meines im Augenblick natürlich ohnehin nicht :).

      • Liebe Negativbewerter, bitte argumentiert. Nur das ist m. E. hilfreich!

  11. Das ist keine utopie. Der noch gesundheitsminister redet doch bereits von einem dauer-lockdown. In einer freien marktwirtschaft entwickeln sich dann entsprechende angebote. Und verschiedene ansätze sind oben beschrieben. Die „besten“ würden sich durchsetzen. Zur zeit werden sie einfach deswegen nicht umgesetzt, weil jeder darauf hofft, dass der aktuelle zustand kein dauerzustand wird. Denn nur beim dauerzustand rentiert sich eine umorganisation. Zudem behindern die vorgaben der regierenden diese lösung. Im übrigen lässt d in anderen bereichen ja auch parallele gesellschaften zu. Die frage ist, werden sich die parallelen gesellschaften durchmischen oder räumlich auseinander definieren? Sich gesellschaftlich durchmischen oder keinen kontakt mehr miteinander haben. Auch interessant in bezug auf zureisende und bleibende kulturen. Man muss nämlich darüber nachdenken, welche regeln für alle gelten sollen.

    Aber d ist unfähig, langfristig sinnvolle, die freiheit fördernde vorgaben zu machen. Sieht man auch an der kernkraft. Rein in die kartoffeln, raus aus den kartoffeln, macht die taschen leer. In der deutschen politik setzen sich aktivisten durch. Sie glauben an ziele, die sich im nachhinein als witz herausstellen. Die fantasie, die die freiheit freisetzt, lässt sich durch planung nicht erzeugen. Und das ruiniert uns.

    • Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Ich glaube auch, dass unterschätzt wird, auf welche schiefe Bahn wir uns mit diesen Maßnahmen begeben haben. Die meisten Leute glauben, dass im März alles wieder normal wird, und wenn nicht im März, dann im Juni. Oder sie glauben, das alles wieder normal wird, wenn sich zusätzliche 10 % der Bevölkerung impfen lassen, oder wenn Pfizer sein neues Medikament herausbringt. Diese baldige Rückkehr zur Normalität wird von der Regierung ja auch seit 20 Monaten ständig versprochen.
      Es wird aber immer eine nächste Mutation geben und immer eine nächste Corona- oder Grippewelle, weil es ja auch immer einen nächsten Winter geben wird. Wenn eine Gesellschaft mal entschieden hat, dass nur noch Nullrisiken akzeptabel sind, dann gibt es vielleicht erstmal kein Zurück mehr. Also muss man schauen, wie diejenigen, die wirklich normal leben wollen, sich mit den Risiko-Phobikern arrangieren können, und das kann eigentlich nur durch Trennung funktionieren.
      Ich schätze, dass es zuerst ein paar erste parallele Strukturen auf demselben Boden geben könnte und irgendwann käme es dann auch räumlich zu immer mehr Trennung. Wenn es nie ein Ende dieser Maßnahmen gibt, dann glaube ich ebenfalls, dass die Wirtschaft hier ein Potential erkennen und ausschöpfen wird.

      • Es wird solange kein Ende der Maßnahmen geben, solange es für (einen großen Teil der) Politiker interessant ist, diese beizubehalten. Angst und enorme Machtfülle macht es einfach zu regieren. Ich fürchte, das Ganze wird erst mit einem Zusammenbruch enden.

      • Haben Sie auch berücksichtigt, dass es gar keine Pandemie gibt und Corona nur eine mittlere „Grippe“ ist. Das heißt es stecken ganz andere Ziele dahinter (Stichwort Great Reset) die man nicht einfach für einen Teil der Menschen aufgeben wird und auch nicht kann. Warum wohl will man alle bis zum letzten Mann impfen? Mit Gesundheit hat das sicher nichts zu tun. Das ist der Denkfehler.

  12. Ein super interessanter Gedanke! Wenn natürlich auch mehr als Gedankenexperiment zu betrachten. So plausibel die Umsetzung erscheinen mag, wirkt es doch so surreal, dass ich mir hier für keinen Konsens vorstellen kann.
    Aktuell versuche ich für folgendes Modell zu sensibilisieren: https://twitter.com/_tris_/status/1463516721411772422?s=20
    Ist das tatsächlich so unvorstellbar? Oder sollten wir anfangen diesem Gedanken einen Raum zu schaffen? Ich sehe mich hierzu in der Pflicht. Vielen Dank für eine Einschätzung!

    • Ihr Modell ist ja gewissermaßen ein Element in meinem Modell. Die Selbstbestimmten in meinem Modell müssen ja auch bestätigen, dass sie im (unwahrscheinlichen) Fall unzureichender Betten auf eine Behandlung verzichten. Impfungen spielen in meinem Modell keine Rolle, denn es ist ja vor allem ein Modell, das bis zur Entwicklung einer Impfung einen individuellen Ausweg aus einer kollektiven Massenhysterie bieten soll. Anschließend können Selbstbestimmte natürlich geimpft oder ungeimpft sein. Sie sind ja selbstbestimmt.
      Ich finde es aber eine gute Idee von Ihnen, konkreter zu werden und für die aktuelle Situation mit dem Impfstreit 2G+Patientenverfügung vorzuschlagen. Insbesondere Ihre Gedanken zu den Grenzwertberechnungen gefallen mir sehr gut. Hinzufügen könnte man noch, nach welchen weiteren Kriterien Ungeimpfte im Krankenhaus abgelehnt werden. Vielleicht könnte man also mit den ältesten Ungeimpften beginnen. Das wäre ein sehr unkompliziertes Entscheidungskriterium. Man könnte aber auch zusätzliche Kriterien wie Demenz, Übergewicht und dergleichen mit ins Spiel bringen.
      Seltsamerweise hört man ja neben der Rhetorik von der immer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems auch die Rhetorik vom Schutz der Geimpften vor den Ungeimpften (die Geimpften glauben also offenbar selbst, durch die Impfung selbst noch nicht geschützt zu sein, haben aber seltsamerweise gleichzeitig keine Angst vor anderen Ungeimpften). In Restaurants wäre das bspw. kein Problem. Dort könnten die Besitzer ja entscheiden, ob sie 2G oder 2G+P oder einfach nur P oder 3G+P oder was auch immer einführen. In öffentlichen Verkehrsmitteln und dergleichen wäre es womöglich wieder komplizierter, aber natürlich gibt es auch bei meinem Modell Bereiche, in denen die Umsetzung schwierig wäre.
      Ihr Modell bietet wie gesagt nur einen Ausweg aus dem Impf-Streit, mit dem im Augenblick alle beschäftigt sind. An Lockdowns, Schulschließungen, Masken, Demonstrationsverboten und dergleichen würde Ihr Modell bis zu einem Impf-Angebot für alle (also für die ersten ca. 18 Monate einer Pandemie) nichts ändern, und auch anschließend würde es vielleicht nichts ändern, denn auch mit Impfung und dem Ausschluss aller Ungeimpften kann es ja Lockdowns geben (siehe Österreich, wo man zuerst einen Lockdown für Ungeimpfte und dann einen Lockdown für alle verordnet hat). Eine Maskenpflicht in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln gab es ja sogar im Hochsommer bei nahezu Null Inzidenz und komplett leeren Krankenhäusern. Ihr Modell passt also gut zur aktuellen Impfdiskussion, bietet aber keinen individuellen und zuverlässigen Ausweg aus der Massenhysterie. Aber definitiv wäre es ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein Zugewinn an Entscheidungsfreiheit, den ich absolut begrüßen würde. Wir müssen Wege finden, wieder die Entscheidungsfreiheit des Individuums ins Spiel zu bringen und dem kollektivistischen Autoritarismus entgegenzuwirken, der so selbstverständlich geworden ist. Ihr Modell wäre ein Schritt in diese Richtung. Ich würde so eine Patientenverfügung sofort unterschreiben :).

      • Zunächst einmal vielen Dank für diese ausführliche Antwort und das Auseinandersetzen mit meinem Vorschlag!
        Ich „zäume das Pferd mal von hinten auf“: absolut richtig, mein Modell löst nur den aktuellen Impf-Streit. Direkt beim ersten Lesen gefiel mir in Ihrem Modell besonders, dass es als allgemeingültige Lösung, auch ohne einen Impfstoff, anzuwenden wäre! Für mich war es ein kurzer, erholsamer Ausflug in eine Welt, die für Menschen wie mich und vermutlich Sie (sonst wäre es wohl kaum verfasst worden), eine bessere wäre. Die Wahrheit ist bloß: ein solches Modell ist so fernab einer Realisierung, dass es auch immer nur ein kurzer, gedanklicher Ausflug bleiben wird.
        Ich schwimme nicht „in“ dieser aktuellen Situation. Ich habe seitenweise und lange Texte verfasst, mit denen ich Aufklärung im Sinne meiner Position betreiben wollte – und muss nach zwei Jahren feststellen, doch eher „kläglich“ gescheitert zu sein. Die Wahrheit ist: ich gehe in aktueller Situation unter. Es mag für viele nicht verständlich sein, dass ich einen derart ausgeprägten Sinn für Freiheit habe, aber es ist so. Wenn mich die letzte Zeit eines gelehrt hat, dann: es ist furchtbar schwer, in einen anderen Menschen hineinzublicken. Und es hat mich begeistert, dass auch sie, gemäß ihres Textes, zu dieser Erkenntnis kamen: es gibt diese Menschen, die sich vor diesem (mag es „hausgemachten“) Problem fürchten – aber es gibt sie! Und auch diese müssen respektiert werden und ein Platz für sie gefunden.

        In meiner Idee sehe ich die geringe Hoffnung, dass sie tatsächlich anklang finden könnte! Nimmt man der Gesellschaft die Angst vor Ungeimpften, denn diese ist nicht berechtigt, muss eine solche Patientenverfügung mir wieder sämtliche Rechte zusprechen. Selbst in einem Lockdown müsste ich mich so frei bewegen können. Ich verstehe ihre Idee einer Abwägung (Alter, Demenz, Übergewicht), soweit muss es meiner Meinung nach aber gar nicht kommen. Ich bin bereit, kompromisslos auf eine Behandlung zu verzichten. Kann eine moderne, freie Gesellschaft das nicht anerkennen? Öffnet es einem freien Leben, das ich so schätze, nicht wieder Tür und Tor? Ich trage eine solche Patientenverfügung bereits bei mir – und einen liberalen Geist im Herzen. Und ich bete dafür, dass wir diesen Weg gehen können.

  13. So ein Apartheidssystem-Vorschlag könnte brauchbar sein nach fünf zähen Jahren (Welt)Bürgerkrieg, der mehr oder minder im Patt stillsteht und alle Seiten langsam einsehen, dass es nur Verlierer gibt.
    Zum aktuellen Zeitpunkt ist er mit Verlaub, so sympathisch mir der Text ist, nunja, eine Utopie.

  14. Ja, gerne möchte ich den Selbstbestimmer-Ausweis haben. In einem Bundesland, in dem es viele Selbstbestimmer gibt (Sachsen) würde ich mich dann aber wohler fühlen und würde aus Bayern gerne abhauen. Fremdbestimmer würden sich vielleicht in die andere Richtung bewegen, so dass für Umzugswillige immer auch genug Platz ist. Es gibt dennoch ein paar Probleme mit Ihrem Vorschlag einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft. Man hätte es damals mit der DDR schon so machen können: wer gerne fremdbestimmte Pläne erfüllen will geht hinüber in die DDR und wer gerne Bananen haben will (oder ein Ladenbesitzer oder als Handwerker reich werden will), der geht nach Westdeutschland. Aber warum wurde das damals nicht so gemacht? – Ich hatte tatsächlich schon einmal durchgespielt ob man Putin nicht fragen sollte, ob sich flüchtende Deutsche nicht in Königsberg niederlassen könnten.

  15. Wenn der Arbeitgeber 2G vorschreibt und Homeoffice nur teilweise möglich ist, wären „Selbstbestimmte“ wieder aussen vor.

  16. Sich mit dem System zu arrangieren bedeutet, es zu akzeptieren.
    Mein Vorschlag wäre daher: Alle Maßnahmen komplett aufheben. Wer sich ständig fürchtet, darf gern zu Hause bleiben, noch im Bett die Maske tragen und sich in die Venen jagen lassen, was Pharma hergibt.
    So war es doch vorher auch, ich verstehe nicht, warum wir Zugeständnisse an die Panik Front machen sollten.

    • Natürlich wäre mir Ihr Vorschlag auch lieber. Freunde der Selbstbestimmung sind aber leider eine gesellschaftliche Minderheit. Die Fremdbestimmungsliebhaber sind folglich mächtig genug, um uns nach Belieben fremdzubestimmen. Also bleibt uns nur, uns mit ihnen zu arrangieren und einen Kompromiss zu suchen, mit dem wir zumindest etwas freier und selbstbestimmter leben können.
      Außerdem glaube ich, dass die Gruppe der Selbstbestimmten bei einem solchen Kompromiss schnell anwachsen und die Mehrheit darstellen würde, denn die staatlichen Zwangsmaßnahmen sind ja nicht nur antifreiheitlich, sondern auch ineffektiv. Ich glaube also, dass es nicht lange dauern würde, bis immer mehr Fremdbestimmte sich dafür entscheiden, lieber selbstbestimmt irgendwelche freiwilligen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und sich der zusätzlichen Freiheiten wegen als Selbstbestimmte zu registrieren.
      Wenn die Mehrheiten anders wären, könnte man eine Pandemie auch wirklich irgendwann für beendet erklären, echte Normalität zurückgewinnen und die Trennung wieder aufheben.

  17. was der Autor hier hinsichtlich einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft vorschlägt, habe ich selbst vor wenigen Tagen einem Mitglied meines ( ehemaligen ) Stammtisches vorgeschlagen. Dieses Stammtischmitglied ist mehr als staatshörig, Spiegel-Leser und ein großer Befürworter der Corona-Zwangsmaßnahmen. Getrennte Busse für Geimpfte und Nichtgeimpfte, getrennte Waggons bei der Bahn. Auch getrennte Gaststätten für Geimpfte und Nichtgeimpfte. Dann würde sich auch sehr schnell herausstellen, welche Gruppe hier das Virus schneller verbreitet. Habe als bisher standhaft gebliebener Nichtgeimpfter auch kein Problem, bei nachgewiesener schwerer Corona-Erkrankung auf eine langwierige Invasiv-Beatmung auf der Intensivstation zu verzichten – habe ohnehin eine Patientenverfügung. Will ja keinem Geimpften „sein“ Intensiv-Bett wegnehmen. Obwohl – ein Geimpfter ist doch ahgeblich geschützt vor schwerem Verlauf und dürfte niemals aufgrund einer Corona-Erkrankung dort landen. Aus Gründen der „Solidarität“ fände ich es allerdings schön, wenn beispielsweise die Herren Helge Braun und Peter Altmaier auch auf ein Intensivbett bei einem eventuellen Herzinfarkt verztichten würden ( die Adipositas- auch Fettleibigkeit genannt, kommt doch auch nicht von ungefähr? ). Sie würden einem Krebskranken, der für seine Krankheit nichts kann und wogegen es noch keine „Impfung“ gibt, zumindest nicht sein dringend benötigtes Intensivbett wegnehmen. Übrigens – warum gibt es da noch keine Impfung oder medikamentöse Vorbeugung trotz jahrzehntelanger Forschung, während die Impfung gegen Corona in sehr rekordverdächtiger Zeit möglich war? Ganz einfach – mit nicht an Krebs erkrankten Menschen macht die Pharma -und Gesundheitsbranche keine Profite, aber mit immer wiederkehrenden und zwangsweise injizierten „Booster“-Impfungen schon. Übrigens – ich schrieb anfangs „ehemaliger“ Stammtisch deshalb, weil ich als nichtgeimpfter Ausgestoßener dort nicht mehr rein darf. Aber einem neuen Stammtisch mit „selbstbestimmten“ Menschen wäre ich nicht abgeneigt.

    • Warum kommt hier bloss gar nicht vor was wir wissen, nämlich es gibt gar kein gefährliches Virus, zumindest nicht gefährlicher als eine normale Grippe. 99,6 % der meisten Bevölkerungsgruppen brauchen gar keine Angst zu haben. Das müsste man Ihnen nur sagen. Wir kommen doch niemals weiter wenn wir immer nur über mehr oder weniger Angst bzw. mehr oder weniger Maßnahmen reden wo doch die ganze Pandemie mit allen Mitteln herbei gelogen wurde. Würden denn die Eliten ihre eigentlichen Ziele bei dieser Lösung aufgeben? Also in der Endphase die Ungeimpften behalten ihren Besitz und die Geimpften haben in 2030 keinen Besitz mehr und sind glücklich nach Herrn Schwab und dem Weltwirtschaftsforum.

  18. Leider wurd ein wesentlicher Teil unseres Lebens außr Acht gelassen. Die Arbeit. Natürlich gibt es auch Firmen, die Selbstbestimmten gehörn, abr die Arbeitnehmr gehören sicherlich beiden Gruppen an. Da müsste dann abr ein Arbeitnehmerwechsel gemacht werden. Nur Selbstbestimmte in der einn Firma und nur Fremdbestimmte in der anderen. In Städten mag das noch gehen, auf dem Land ganz sicher nicht mehr.
    Die Selbstbestimmten müssten eigene Unis haben und vorhr natürlich eigen Schulen.
    Tja, und wie kommt der Autor überhaupt auf die Idee, dass die Fremdbestimmten, einen Selbstbestimmten dann überhaupt noch in ihr Krankenhaus lassen, z.B. für ine BlinddarmOP. 🙂

    Wenn überhaupt, dann könnte es nur funktionieren indem alle Selbstbestimmten in einem eigenen Areal (z.B. Sachsen) leben.

    Aber die Idee als solch hat was 🙂

  19. Zwei-Gruppen-Gesellschaft?

    Wir haben doch schon längst eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft.

    Gruppe 1: die UpperClass, die Herrenklasse aus Politik und Wirtschaft, die in einer deutlich abgrenzten Parallelklasse lebt.

    Gruppe 2: deren Untertanen und Marionetten

    Die Gruppe 2 ist allerdings auch keine einheitliche harmonische Gesellschaftsgruppe sondern sie unterteilt sich noch in viele Untergesellschaften, in viele unterschiedlich benachteiligte oder bevorzugte Gruppen, wie zum Beispiel die Gruppe der Beamten.

    Gäbe es nur eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft, dann wäre das Zusammenleben der Menschen schon viel einfacher.

  20. Die Selbstbestimmten brauchen dann nur noch einen Zusammenschluss der Selbstbestimmten. Diese 20% Selbstbestimmten jagen dann mit mehr oder weniger Gewaltanwendung die Regierung zum Teufel und bestimmen dann über die restlichen 80 % Fremdbestimmtwollenden Hypochonder.

    Die Geschichte ist voll von solchen Vorgängen….

    PS:
    Die Fremdbestimmtwerdenwollenden werden nicht viel zu entgegensetzen haben, da sie der Gewaltanwendung nicht mächtig sind.

  21. Interessanter Ansatz, der aber an den Gegebenheiten vorbeigeht. Eine Zweigruppen-Gesellschaft würde das Zugeständnis von Freiräumen bedeuten. Der derzeitigen Politik geht es aber um das Gegenteil: die brachiale Durchsetzung ihrer Vorstellungen und das Brechen jeden Widerstands. Eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Massnahmen ist müssig, denn nicht deren Erfolg, sondern deren Befolgung stehen im Zentrum. Das Ziel ist eben keine plurale Zweigruppen-, sondern eine gehorsame Eingruppen-Gesellschaft, die durch Unterwerfung der Abtrünnigen angestrebt werden soll.

  22. Für einen ernst gemeinten Vorschlag ist das zu albern, für eine Humoreske zu lang!

  23. Volkshygienische Segregation.
    Wenn das eine Satire sein sollte, ist sie haarscharf mißlungen.
    Wenn das ein ernst gemeintes Szenario darstellen sollte, leider auch. Denn die praktischen, juristischen sowie massenpsychologischen Hindernisse liegen für jeden offen sichtbar auf der Hand.
    So „konstruktiv“ werden wir uns aus der selbst gegrabenen Grube nicht befreien können. Im Moment graben wir immer eifriger, immer tiefer.
    Das Bedürfnis nach Sicherheit ist evolutionspsychologisch viel stärker als das Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit und Freiheit. Angst lähmt die Vernunft. In genügender Intensität bei fast allen von uns. Und zur Erzeugung maximaler Angst werden seit knapp zwei Jahren alle zur Verfügung stehenden psychologischen Manipulationsmittel eingesetzt, auf breitester Ebene.

    • Es scheint mir, als ob Sie nicht sehr genau gelesen haben. In der Tat ist das Bedürfnis nach Sicherheit bei vielen Bürgern offenbar sehr viel höher, als das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Freiheit. Das hat wahrscheinlich wirklich auch evolutionsbiologische Gründe und es liegt gewiss an der maximalen Angst, die geschürt wird.
      Aber ich lege ja eben dar, dass die Gruppe der Fremdbestimmten in einer Zwei-Gruppen-Gesellschaft nicht nur nichts an Sicherheit einbüßen müsste, sondern sogar zusätzliche Sicherheit hinzugewinnen würde! Auf die praktischen Hindernisse gehe ich auch ein. Die sind natürlich erheblich, aber das Modell müsste ja auch nicht zu 100 Prozent umgesetzt werden, um zumindest einen Fortschritt darzustellen. Gewiss gäbe es juristische Hindernisse, aber wenn ich in den letzten 20 Monaten eines gelernt habe, dann ist es, dass unsere Justiz extrem „flexibel“ sein kann, um es mal euphemistisch auszudrücken.
      Natürlich ist dieses Modell aber ohnehin kein realpolitischer Vorschlag, sondern ein Denkanstoß, mit dem ich dazu anregen will, das Thema aus der Perspektive Selbst-/Fremdbestimmung und Kollektivismus/Individualrechte zu betrachten. Die Rhetorik auf beiden Seiten klingt immer sehr nach Nullsummenspiel. Ich denke, wir könnten mehr erreichen, wenn wir über Positiv-Summen-Spiele nachdenken – selbst, wenn diese augenblicklich nicht umsetzbar wären.

      • Sehr geehrter Herr Lang, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, ist häufig sinnvoll. Es können sich neue Handlungsoptionen erschließen oder andere Positionen verständlich werden.
        Das Schwelgen in Vorstellungswelten ohne Aussicht auf Realisierung hat aber etwas Flüchtiges.
        Ihre, nach eigenem Bekunden „augenblicklich“, nicht umsetzbare Vision, verkennt nämlich meiner Meinung nach die Basis für all das, was in Zusammenhang mit COVID gerade geschieht.
        Diese Basis ist in erster Linie eine tief individual- wie auch massenpsychologische, derer sich einerseits die meisten Menschen nicht bewusst sind, derer sich andere Menschen jedoch bewusst und manipulativ bedienen.
        Es braucht nicht viel, um unsere Vernunft (und Vernunft geleitetes Abwägen und Handeln wäre ein notwendiger Faktor für die Realisierung Ihrer Vision) zum reinen Rationalisierungs- und Ausführungsorgan unvernünftiger Bedürfnisse und Handlungsimpulse zu degradieren.
        Wir erleben derzeit, wie sich ein Großteil der westlichen Gesellschaften in atemberaubendem Thema totalitären Ansprüchen unterwirft und zugleich jeder ergebnisoffenen, Empirie geleiteten Eigenbewertung der Situation verweigert. Und dies geschieht auch noch fast lustvoll und in williger Übernahme von Kapo-Funktionen.
        Perspektivänderungen in Vorstellungswelten helfen mir da nicht weiter. Meine schwierige Aufgabe ist es derzeit, in meiner realen Welt nicht an den Entwicklungen zu verzweifeln und nicht so zu handeln, dass ich meine moralischen Prinzipien beschmutze.

  24. Die Zwei-Gruppen-Gesellschaft ist eine hervorragende Idee. Die Aufkündigung der Solidarität durch die Geimpften können eben diese ja dadurch zum Ausdruck bringen, indem sie den Ungeimpften ein paar unbedeutende Landstriche wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung stellen, das dann ab sofort vom Solidaritätspakt „Bundesrepublik Deutschland“ ausgeschlossen werden. Und warum dort Halt machen und dieses Ländlein nicht auch gleich mit dem Ausschluss aus der Solidaritätsgemeinschaft „EU“ bestrafen? Mit anderen Worten: es wird ein neues Völkerrechtssubjekt auf deutschem Boden geschaffen: die Ungeimpften-Republik — oder wird es ein „Herzogtum der Ungeimpften“? Oder der „Neue-Hansestädte-Bund“?
    Dr. Titus Gebel, der Autor von „Privatstädte“, wird als Berater hinzugezogen und die Bürger übernehmen die Schaffung einer Verfassung, staatlicher Strukturen, Recht und Verwaltung.
    Damit sind die Geimpften dann all ihrer Sorgen und ihres Ärgers entledigt.
    Ich würde mich diesem Experiment sofort anschliessen. Schlimmer als in der neuen Ampel-Republik wird es kaum kommen können.

    • In diese Richtung habe ich auch schon gedacht. In den USA gibt es libertäre Organisationen, die überlegen, wie man so eine geographische Trennung möglich machen könnte, also anders als in meinem Modell keine Zwei-Gruppen-Gesellschaft auf demselben Boden, sondern eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft auf getrenntem Boden. Man sieht in den USA auch schon Fluchtbewegungen aus den totregulierten Bundesländern mit den drakonischsten Maßnahmen in Länder mit mehr Freiheit und Selbstbestimmung (z. B. wandern viele Leute aus Kalifornien nach Texas aus). In den USA haben Bundesländer natürlich sehr viel mehr Rechte als in Deutschland. Zudem gibt es ohnehin schon komplett getrennte Gesellschaften mit eigener Gesetzgebung, so wie bei den Amish People oder Indianer-Reservaten.
      In Deutschland halte ich eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft auf demselben Boden (oder zumindest Ansätze einer solchen Zwei-Gruppen-Gesellschaft) für realistischer als eine Zwei-Gruppen-Gesellschaft auf getrenntem Boden. Aber wenn das anders wäre, dann würde ich natürlich auch sofort in die Landstriche in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ziehen, die Sie erwähnt haben :).

  25. Es gibt noch eine dritte Gruppe, die für die Kosten der mehr oder weniger nutzlosen Impfung und für die Einnahmeausfälle beim Fiskus und den Sozialversicherungen gerade stehen muss, die durch allerlei unsinnige Massnahmen verursacht werden. Das sind dann im Prinzip alle ausser den Personen, die ohne jemals einen Beitrag für das Gemeinwesen zu leisten, willkommen geheissen werden.

  26. Das könnte der beste Beitrag sein, den ich je zu dieser Thematik las. Danke.

  27. Die Selbstbestimmten halten durch ihren vergleichsweise normalen Lebensstil einen Teil der Wirtschaft am Laufen. Dadurch nimmt der Staat auch mehr Steuern ein, die allen zu Gute kommen.

    so nicht! wenn, dann trennen wir das auch!
    gegenfrage: wieviele der usprünglichen raucherkneipen haben als raucherkneipe überlebt?

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