Für nach wie vor große Aufregung sorgt derzeit der Fall des Google Entwicklers James Damore, der mit seinem „Google Manifesto“ (#googlemanifesto) eine Diskussion über aus seiner Sicht existierende Missstände bei Google starten wollte. Am Tag des Augsburger Friedensfestes – einem großen Religionsfrieden aus dem Jahr 1555 – schlug ein Google Mitarbeiter seine Thesen an die Google Mauern, virtuell, versteht sich. Er wurde nicht gehängt – sondern nur entlassen. Es gibt also Fortschritt. Wenigstens in der Form der Bestrafung.
Ausgangslage
Was war geschehen? Der langjährige Google Mitarbeiter aus der SW-Entwicklung im Hauptquartier Mountainview hat in einem mehrseitigen Memo („Google Manifesto“) versucht, eine Diskussion anzustoßen über Themen, die aus seiner Erfahrung bei Google nicht mehr offen diskutiert werden (können). Es geht u. a. darum, dass aus Gründen der Anti-Diskriminierung, Diversity und Gendergleichheit Entscheidungen getroffen werden, die wiederum Ungerechtigkeit für Andere bedeuten.
Ganz konkret beschreibt er u. a., dass bei Einstellungen vielfach Frauen, Leute nicht-weißer Hautfarbe oder Mitglieder anderer Minderheiten bevorzugt würden, um die Ungleichverteilung (Männer / Frauen, weiß / andere Hautfarben) zu eliminieren. Um Diskriminierung zu bekämpfen, greift man also zum Instrument der Diskriminierung. In der klassischen Welt nannte man das: Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Nun stellt der Autor die Frage, woran es liegen könnte, dass überall auf der Welt mehr Männer in technischen Berufen arbeiteten. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass es Unterschiede in den Interessen und Neigungen gäbe zwischen Mann und Frau, die evolutionsbiologisch bedingt seien (und nicht sozial „gemacht“ worden sind).
Auf Grund dieser Leugnung der biologischen Gleichheit zwischen Mann und Frau („Sexismus“) unterbrach Google-Chef Sundar Pichai seinen Urlaub und feuerte den Mitarbeiter umgehend. Womit sein Vorwurf der Meinungsunterdrückung bei Google natürlich direkt bestätigt wurde. Bleiben wir im Bild: Google hat reagiert, wie früher die katholische Kirche angesichts der Entdeckung durch Galileo Galileo, dass die Erde eine Kugel ist. Was in den Augen der Glaubenswächter nicht sein darf, muss bestraft werden. Es wird nicht diskutiert, geforscht, argumentiert, sondern ein Scheiterhaufen errichtet.
Analyse
Wie kommt es dazu, dass der Tech-Konzern Google reagiert wie früher eine mittelalterliche Sekte und heute sonst nur noch ein bärtiger Glaubenswächter der islamischen Welt? Der US-amerikanische Psychologe Prof. Clare Graves hat nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit verschiedene Werteebenen in Gesellschaften entdeckt („Spiral Dynamics“). Er konnte zeigen, dass Gesellschaften in den letzten Jahrtausenden verschiedene Werteebenen und Weltbilder durchliefen, welche jeweils die bestmögliche Antwort auf die herrschenden Umfeldbedingungen darstellen. Heute haben wir es in den westlichen Gesellschaften vornehmlich mit drei Werteebenen zu tun, die parallel existieren. Graves bezeichnete die Ebenen mit Farben, hier eine stark verkürzte Darstellung:
Die Ebene „Ordnung, Recht und Gesetz“ (blau): Das Wichtigste ist, dass das Zusammenleben der Menschen durch einen klaren Ordnungsrahmen geregelt wird (Staat, Kirche). „Durch unser Regelwerk wissen wir genau, was richtig und falsch ist.“ Die Gesellschaft funktioniert nur, wenn auch der Ordnungsrahmen eingehalten wird. Fehlverhalten wird konsequent geahndet. Alles andere führt zu Chaos. Wo käme man dahin, wenn die Welt eine Kugel wäre? Der Glaube an die Allmacht wäre erschüttert. Weg damit, zurück zum Ordnungsrahmen, zündet die Feuer an und verbrennt die Ketzer. Der Einzelne fühlt sich dadurch sicher, gemeinsam ist man stark (politisch: konservativ, eher rechts). „Man muss sich an die Regeln halten!“
Die Ebene „anything goes“ (orange): Jeder ist seines Glückes Schmied, jeder kann erfolgreich sein, wenn er sich nur genügend anstrengt. Wettbewerb zwischen Menschen und Unternehmen prägt Wirtschaft und Gesellschaft; persönlicher Erfolg, Effizienz, Leistung und auch Eigenverantwortung sind treibende Kräfte, Selbstoptimierung wird zur Pflichtübung für Viele. Der Gesellschaft geht es am besten, wenn jeder seinen eigenen Nutzen maximiert. Technische Erfindungen erleichtern und verändern unser Leben, wirken sich aber auch auf das Ökosystem und den Planten aus (politisch: (neo-)liberal). „Ich kann alles erreichen!“
Die Ebene des Pluralismus (grün, postmodern): Jeder und alles wird akzeptiert und hat ein Recht darauf, sein „Ding“ zu leben, alles ist gleichwertig. Der einzelne übernimmt größere Verantwortung für sein Tun im Hinblick auf die Umwelt, Randgruppen, die gesamte Menschheit. Konsens geht vor Diskurs, Gefühle sind wichtiger als Rationalität. Die Behauptung, die Erde sei ein Kugel, ist eine klare Diskriminierung aller Planeten, die flach wie eine Pizza sind. Die Moral der Gleichheit ersetzt Nachdenken. Das tut gut. Man erlebt sich als moralisch höher stehend, political correctness wird zu einer Art Religion (politisch: links-grün). „Alle Menschen sind gleich, man muss tolerant sein!“
Die integrale Ebene (gelb): sie hebt sich von den vorgehenden ebenen darin ab, dass in ihr zum ersten Mal alle anderen Ebenen gesehen und verstanden werden können. Jede Ebene ist wichtig und wird nicht von den anderen abgelöst, sondern alle werden integriert und können je nach Sachlage zur Anwendung kommen. Dialog statt Konflikt, ganzheitliches Verständnis Anderer, umfassende Sichtweise auf die Welt und die Menschen. Sie ist gerade erst am Entstehen.
Die „grüne, postmoderne“ Werteebene ist eindeutig die bei Googles Verhaltenskodex vorherrschende Sichtweise. Sie versucht, Minderheiten zu integrieren, Diskriminierung zu vermeiden, Toleranz zu fördern. Diese Weltsicht nahm ihren Anfang in den 68ern und wird heute im Westen von ca. 20-30% der Bevölkerung vertreten.
Der Amerikaner Ken Wilber („Integrale Theorie“) hat sich ausführlich mit dem Phänomen des pluralistischen (postmodernen) Wertesystems beschäftigt und dabei festgestellt, dass es neben all seinen positiven Auswirkungen zwei fatale Verwirrungen hervorbringen kann:
- Der Ausgangspunkt ist die Grundidee „Alle Menschen sind gleich“. Gleich im Sinne des „Menschseins an sich“, der Würde des Menschen oder auch vor dem Gesetz, was niemand in unserem Kulturkreis bezweifeln wird. Doch nun beginnt die Paradoxie. Denn aus dem im korrekten Kontext völlig richtigen Grundsatz „Alle Menschen sind gleich“ wird ein „Es darf keine Unterschiede geben“. Nun zeigt die Realität aber, dass es sehr wohl Unterschiede gibt hinsichtlich Talenten und Fähigkeiten, (Aus)bildung und Beruf, Erfahrung, sozialer Einbindung, Eigentum oder Herkunft u. a. m. Die Idee der postmodernen relativistischen Werteebene ist, dass dies alles auf Grund sozialer Ungerechtigkeiten entstanden ist und dass diese nun beseitigt werden müssen. Auch sämtliche Unterschiede der Geschlechter („Gender“-Bewegung) sind gesellschaftlich bedingt, deshalb ist die Feststellung, es gäbe biologische Unterschiede quasi ein Sakrileg.
- Schwierig wird alles dadurch, dass die eigene Position als moralisch so hochstehend gewertet wird, dass jeder Einwand nur moralisch geringwertiger sein kann und sich deshalb jede Diskussion darüber verbietet. Wer hier differenzieren möchte, dem begegnet das „große postmoderne Paradoxon“: Zwar darf niemand auf Grund von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung etc. diskriminiert werden. Doch zeigt er oder sie eine nicht-postmoderne Haltung endet an dieser Stelle die Toleranz: Während einerseits kulturelle Eigenheiten bis hin zur Kinderehe toleriert werden, wird gleichzeitig eine abweichende Haltung (im Sinne der „Political Correctness“) keinesfalls toleriert. Dieser Widerspruch – der den Verfechtern dieser Wertehaltung meist gar nicht bewusst ist – führt zu einer bedauerlichen Spaltung zwischen den Menschen unterschiedlicher Werteebenen – was z. B. auch in dem politischen Konflikt „rechts – gegen links“ eine große Rolle spielt.
Das Google Manifesto war ein Versuch, dieser Trennung und Sprachlosigkeit zu entkommen. Die Erfahrung des Software-Ingenieurs, bei Google könne man vieles nicht mehr ansprechen, wurde durch die Entlassung postwendend bestätigt. Absurd wird der Fall durch die Tatsache, dass der CEO eines 700 Mrd Dollar Unternehmens deshalb seinen Urlaub unterbricht, um sich persönlich der Sache anzunehmen.
Folgen
Eine der Folgen dieses Vorganges ist eine Spaltung der Google-Mitarbeiter in diejenigen, welche die Entlassung befürworten und andere, die fassungslos den Vorgang beobachten, da ihr Weltbild dies nicht mehr integrieren kann. Eine weitere Folge ist eine Kultur des Misstrauens. Man weiß implizit genau, welche Meinung ausgesprochen werden darf und welche nicht. Mit großer Vorsicht (dem Gegenteil der gewünschten Offenheit und „sozialen Sicherheit“) wird ausgelotet werden, was mit wem diskutiert werden kann, ohne den eigenen Arbeitsplatz zu gefährden. Bei Einstellungen hat jeder Bewerber, der auf eine Minderheiten-Eigenschaft verweisen kann, automatisch einen Joker.
Für das Unternehmen bedeutet das,
- dass kreatives Potenzial verschüttet wird, da Kreativität Offenheit voraussetzt,
- dass es tatsächlich nicht mehr „die Besten“ (was ein Jahrzehnt Googles Strategie war) Mitarbeiter bekommen wird, sondern diejenigen, die am besten ins Diversity-Schema passen, und
- dass die Lagerbildung unter den Mitarbeitern Googles Kultur – einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren des Unternehmens – nachhaltig schädigen kann.
- Diversity macht nicht dumm – aber der unbedingte Glaube daran, dass nur damit Fortschritt erzeugt werden könnte, der macht dumm, weil er Kluge abschreckt, die nicht zufällig in das gewollte Minderheitenschema passen.
Die Frage für Google ist: Können Feiglinge und Schleimer die Welt neu erfinden, oder steht nicht eigentlich am Anfang jeder Erfindung, dass Fragen gestellt und bestehende Glaubenssystem der Wissenschaft in Frage gestellt werden? In der „Theorie wissenschaftlicher Revolutionen“ hat Thomas Kuhn genau das als Motor der wissenschaftlichen Entwicklung erkannt. Dieser Fortschrittsmotor stottert bei Google, weil ein Verstoß gegen Glaubenssätze direkt auf den Scheiterhaufen führt. In der Öffentlichkeit hat sich das wiederholt. Der Autor des Manifestos wird beschimpft, verleumdet, seine Kompetenz angezweifelt, sein Studienabschluß in Frage gestellt. Kurz: Die Priester der rot-grünen Glaubenslehre vernichten sein öffentliches Leben. Er soll ausgelöscht werden von der Erdoberfläche des Diskurses.
Lösungen
Der wichtigste Schritt, um aus dieser verfahrenen Situation zu entkommen, ist die Aufdeckung und Bewusstmachung der wirkenden Mechanismen. Menschen in den jeweiligen Werteebenen (blau – orange – grün) haben die Eigenschaft, Menschen anderer Werteebene abzulehnen: Was hält ein erfolgsorientiertes (oranges) Unternehmen von einer bürokratischen (blauen) Verwaltung? Oder ein (grüner) Umweltschützer von einem wachstumsorientierten Dax-Konzern?
Eine Gesellschaft kann sich nur weiterentwickeln, wenn sie die positiven Eigenschaften auf jeder Werteebene stärkt und die Auswüchse korrigiert. Ob dies eine lähmende weil überbordende Bürokratie auf „blau“ ist, ein selbstzerstörerischer Wachstumskurs der orangen Weltwirtschaft oder die unter der Toleranzflagge verbreitete Intoleranz auf „grün“.
Wenn alle Beteiligten sehen können, dass sie nur unterschiedliche Sichtweisen auf dieselbe Situation haben, dass diese jeweils ihre Berechtigung haben und dass die Ausgrenzung von Menschen mit anderer Weltsicht ebenfalls eine Diskriminierung darstellt, dann kann konstruktiver Dialog stattfinden.
Mit den Werkzeugen von Clare Graves und der Vier-Perspektiven Methode von Ken Wilber gelingt dies in kurzer Zeit und ein echtes Miteinander kann entstehen.
Und so erfüllen möglicherweise die Thesen des Google Manifestos ihren Zweck weit über die Mauern von Google hinaus. Mit dem Rauswurf eines kritischen Kopfes hat Google seinen eigenen Untergang eingeläutet. Noch wird es eine Zeitlang wegen seiner angehäuften Macht bestehen – aber kluge Köpfe werden weiter ziehen. Bei Google aber wird man sich gegenseitig bestätigen, dass man Recht hat – bis der Letzte das Licht ausmacht, weil es längst woanders brennt. Religion ersetzt den technischen Fortschritt nicht.
Thomas Eisinger ist strategischer Berater, Coach und politisch interessierter Bürger. Zu Themen wie New Work , MetaFokus und Kulturwandel bloggt er hier.
Das Wichtigste, was wir in dieser doch schon sehr weit fortgeschrittenen Situation brauchen ist vielleicht persönlicher Mut: nämlich den eigenen Standpunkt zu vertreten, auch wenn es unbequem wird. Und auch penetrant auf der Sachebene zu bleiben, speziell wenn der Gesprächspartner die persönliche Verleumdungskeule zieht. Wer sich nicht auf dieselbe (ideolgische, abwertende) Ebene einlässt macht auch wirklich einen Unterschied – in die richtige Richtung…
Google wäre ohne weiße männliche Programmierer nie so groß geworden wie sie es heute sind. Wenn Google jetzt ihr Humankapital mit ahnungslosen Diversity-Mädchen und Indern ersetzen will wird die Firma nicht lange existieren und ich denke das wäre gut so.
Ein hervorragender Artikel!
Nebenbei: Es heißt dort „Die „grüne, postmoderne“ Werteebene (…) wird heute im Westen von
ca. 20-30% der Bevölkerung vertreten“. Das mag stimmen. Nur dummerweise werden gefühlt 95% der Medien von Vertretern dieser Werteebene dominiert, sie haben also die Deutungshoheit. Das wäre noch nicht mal das größte Problem. Aber wegen deren Intoleranz gegenüber Leuten, die eine andere Werteebene innehaben, wird das gesamte gesellschaftliche Klima vergiftet. Das ist schon ein Paradoxon, wo diese Leute doch für eine überbordende Toleranz stehen (wollen).
Sagt er.
Nach meiner Erfahrung gibt es keine Ex-Ideologen, sondern nur trockene Ideologen. Sie lassen es sich meistens nicht anmerken, aber die Sucht/Ideologie beherrscht sie immer noch und braucht nur durch einen kleinen Anlass getriggert werden.
Vermutlich, äh, ganz sicher;-)
Ja, die Parallelen zum Ende des Römischen Reiches sind gewiss vorhanden, wie Sie richtig ausführen in den Absurditäten, dem Werteverfall, der Dekadenz. Man beschäftigte sich mit Brot und Spielen und irgendwelchen Spinnereien wâhrend die Westgoten und andere vor den Toren standen.
Genau wie damals die intellektuelle griechisch-römische Denke und Philosophie von sinnbefreiten christlichen Theologen-Zickenkriegen um irgendwelche Holzsplitter von irgendwelchen Kreuzen abgelöst wurden, wird die dumpfe Islam-Denke die westliche Ratio ablösen.
Viel Spaß, wenn auf einmal so ein bärtiger Dumpfmullah zur intellektuellen Speerspitze in Deutschland wird.
So ist es.
Das Problem ist das derartige Analysen die Anpassung an vorherrschende Ideologien verstärken, durch seine Signalwirkung dass unvoreingenommene Meinungsäußerungen die Karriere vernichten können. Auch Luther war ja nicht der Erste der die Ideen seiner Thesen hatte, er war nur der Erste der seine Zweifel überlebt hat dank mächtiger Unterstützung überlebt hat. Und das war nur möglich dank der damaligen „Gewaltenteilung“ durch Aufsplitterung des Deutschen Reiches in verschiedene Machtbereiche. Auf heute gemünzt existiert diese Gewaltenteilung in der Existenz anderer Großreiche (Russland, China, Indien) die dank eigener Kultur immun gegenüber der Meinungsdominanz in der westlichen Welt sind. Deshalb werden sie ja auch so angefeindet von eben diesen Vertretern der Gruppen die jetzt in USA/Europa massiv meinungsführend sind (Feministen/Regenbogen). Fazit: Es braucht mehr zur Meinungsäußerung als die Meinung, es braucht auch mächtige Schutzräume in denen diese Meinung weiter leben kann und nicht durch Vernichtung der Meinungsmacher (Luther, Hus, Galileo, Giordano Bruno aber auch Snowden) ausgelöscht werden kann.
Dass die Kurie Galileo wissenschaftlich mit dem Scheiterhaufen drohte, ist aber doch korrekt?
Ja, der Egalitätswahn ist der Kern des Problems.
Wennn ich zwischen Ordnung und Unordnung wählen muss, entscheide ich mich vorsichtshalber für Ordnung.
Die ach so seriöse, objektive Wikipedia ist auch schon mit von der Partie. Wer als empirischer Forscher mit langer Publikationsliste belegt, dass sich die Völker der Erde bereits bei Geburt im Temperament unterscheiden, dem verweigern die linken Wikipedianer glatt einen Eintrag:
so geschehen mit Daniel G. Freedman, University of Chicago
Mal wieder klasse, Fiete! Tut gut, ab und an mal lachen zu dürfen. Grüße, und schönen Sonntag. Mabell.
das hat vermutlich eher was mit dem Land zu tun, von dem aus man anfragt.
Ich habe auch schon Photos von Leuten gesehen, bei denen „passende“ Bilder angezeigt wurden. Die wohnten aber in anderen Ländern. Das kann etwas mit der Indexierung zu tun haben.
Interessant ist übrigens auch „white male white female couple“. Da fragste dich auch: äh what? Ähnlich „white male white female“. Bei „black male black female“ ist das aber derselbe Effekt, ebenso bei „black male black female couple“.
Man kann darüber nur rätseln, woher das kommt. 100% beabsichtigt ist es (mutmaßlich) aber nicht, vielleicht ist es auch inzwischen einfach nur schlecht gebaut, was bei der Firmenkultur ja nicht mehr so verwundern kann.
Ich teile die Einschätzung, dass google sich mit dieser Aktion langfristig ins Knie geschossen hat, weil nicht nur die fähigeren Köpfe in der IT, sondern sicher auch der eher bloße Durchschnitt, sofern er männlich ist (aber vielleicht auch bei so mancher Frau, die gerne ohne Quote weiterkommen wollte…), nun zweimal überlegen wird, ob er hauptberuflicher Social Justice Warrior mit Nebentätigkeit Programmierer werden will, oder ob er sich doch ein richtiges Unternehmen sucht, bei dem er vielleicht etwas weniger hipp oder berühmt wird und vielleicht etwas weniger verdient, aber dafür auch nicht in einem Irrenhaus der Menschenformung leben muss. Zugleich werden vermutlich auch noch die eher angezogen werden, denen es gerade weniger um technischen Fortschritt geht als mehr um SJW-Anliegen, womit google zunehmend an Qualität verlieren wird. Interessant finde ich bei diesem Moralismus-Feuerwerk übrigens, dass diese ach so gerechten Menschen es alle scheinbar völlig selbstverständlich finden, dass man alles über jeden Nutzer brühwarm an den Geheimdienst NSA weiterleitet. Das geht auch nicht ohne eine gewisse Hybris.
Galileo Galilei hat übrigens weniger mit dem Beweis der Kugelform der Erde empört, das hatte schon Eratosthenes recht früh und übrigens erstaunlich präzise nahegelgt um ca. 300 v.Chr., sondern mit dem Beweis, dass sich diese Kugel (oder Scheibe, das ist in der Sache egal) um die Sonne dreht und nicht statisch in der Mitte steht. Er bewies dies anhand der Umlaufbahn der Venus, wie man sie von der Erde aus beobachten kann und die von der Erde aus betrachtet manchmal eine Rückwärtsbewegung zu machen scheint (wenn sie von der Erde aus betrachtet an der Erde „vorbeizieht“ und ihre Umlaufbahn nach hinter der Sonne einschlägt, während die Erde nach auf dem Weg zu diesem Punkt ist; dies resultiert daraus, dass sich die Venus schneller um die Sonne bewegt als die Erde, sodass die Venus immer mal wieder an uns „vorbei zischt“ und uns „überholt“), nach der sie dann eine Zeit lang hinter der Sonne verschwindet und dann wieder auftaucht, um dasselbe Schauspiel berechenbar von vorne zu beginnen. E pur si muove („und sie bewegt sich doch“) meinte, sie dreht sich um die Sonne, die sich nicht bewege und der eigentliche Mittelpunkt sei. Diese Behauptung war das Empörende, weil Gott die Erde doch eigentlich in die Mitte des Universums gesetzt habe.
Ansonsten danke für die Analyse. Interessant zu lesen.
Es hängt immer an den Herausforderungen.
Der Wettbewerb läuft immer um Ressourcen die irgendeinen Gruppenvorteil hergeben, meist im Zusammenhang mit Fortpflanzung.
Wenn ich Niklas Luhmann Systemtheorie mit Richard Dawkins Mementheorie kombiniere, ist im Informationszeitalter das mächtig, was Reichweite erhält und sich als Common Sense oder Mainstream etablieren kann. Richtig muß das natürlich nicht sein, eben nur erfolgreich und dadurch mächtig.
Es können auch suspekte Meme als richtig angesehen und erfolgreich werden.
Das Gross der aktuellen Haltungsfragen klingt für sich und idealisiert alles prima, wie der Ruf nach Weltfrieden, den natürlich auch jeder will. Im christlichen Konzept nannte man das wohl einfach Paradies.
Jeder würde unterschreiben, er will gut sein und gutes tun, gerecht und tolerant sein, anderen helfen wollen und Bedürftigen von herzen gerne geben. Daran ist überall schnell ein Haken gesetzt, weil es im Kern nichts anderes ist, als die christliche Sozialmoral, nur daß auf die Betonung des christlichen Glaubens verzichtet wird, weil man andere Religionen nicht ausgrenzen möchte.
Nur ist damit nichts gesagt oder beantwortet, wie man in konkreten Situationen diesen moralischen Zielen näher kommen könnte, also bleibt die Ethik des praktischen Handelns offen.
Welche Maßnahme hilft möglichst Vielen, welche schadet?
Was ist ethisch geboten, konkret zu tun, was eher zu lassen?
Und hier kommt die praktische Vernunft zum tragen, die nährungsweise funktioniert und so gut wie nie absolut, also idealistisch.
Wirkmächtige Narrative oder Meme können sich durchsetzen, womit aber nichts dazu gesagt ist, daß ab da auch bessere oder gute, konkrete (Lebens-)Verhältnisse entstehen würden. Auch das Gegenteil ist möglich.
Was aktuell spöttisch „Gutmenschentum“ genannt wird, meint oft die Chaotisierung also die Verschlechterung der Gesellschaftsverhältnisse. Vielleicht meinen es wirklich viele gut, aber ob das Ergebnis einer konkreten Handlung damit auch wirklich gut wird oder ist, bleibt offen. Nur über die Motivation würde Klarheit herrschen, sie war eben gut gemeint.
Und wenn sich die Verhältnisse schneller oder gravierender verändern, als erwartet, bleibt es dem Zufall überlassen, welches Ergebnis sich entwickelt.
Die Massenmigration und Massenzuwanderung dürfte hierzu wohl ein Paradebeispiel hergeben. Natürlich meinen es Helfer oder Gastgeber meist gut und sind sich über ihre eigenen Motive halbwegs im klaren. Ohne wirklichen Plan oder flächendeckendes Konzept einer praktischen Umsetzung dieser Hilfemaßnahemen und Motive entstehen allerdings Chaos und Schäden und aberwitzige Kosten.
Da kann die Meme der guten Haltung noch so erfolgreich sein, reale Konsequenzen lösen sich dadurch dennoch nicht in Luft auf, werden ggf. nur durch die Herrschaft über den Informationsapparat unter den Teppich gekehrt, geleugnet oder verschwiegen.
Und im Bereich der unteren Schichten oder Prekariat entstehen so ebenfalls ungeregelte oder umgesteuerte, echte, ganz konkrete Wettbewerbe um Ressourcen wie Wohnraum, Jobs, Partner/Frauen etc.
In der Mittel oder Oberschicht wird kaum bis wenig mit den Migranten direkt konkurriert, aber mittelbar über die Kosten, die für die „Integration“ vom Staat verbraucht werden.
Die oberen Schichten müssen diese Gelder erst erwirtschaften und würden sie vielleicht lieber für andere Zwecke ausgeben oder lieber weniger an den Staat zahlen, egal.
Am sorgenfreiesten leben in diesem Gefüge nur jene, die nur gewinnen können, also simple gesagt, nichts zu verlieren haben.
Das sind ohne jeden Zweifel die „Flüchtlinge“, die es bis zu uns geschafft haben.
Sobald sie hier sind, können sie einen offensichtlich asymmetrischen Zustand nutzen, ihre eigene Position zu verbessern.
Sie zahlen nichts, im Gegenteil, sie erhalten Geld.
Der selbst hoch moralische, mächtige Mainstream macht sie faktisch, moralisch unangreifbar, weil sie pauschal „Flüchtlinge“ und nicht Zuwanderer oder Versorgungssuchende genannt werden, was sie in der Mehrzahl aber sind.
Ihr Maximalrisiko ist, daß Mittel gekürzt oder eingestellt werden, die es zuhause sowieso garnicht gegeben hätte und sie wieder zurück müssten, wo sie sich irgendwie wieder selbst versorgen müssten.
Neben einer gesellschaftlicher Spaltung, irrsinnigen Kosten und gesteigerter Kriminalität, riskieren die Helfer und Gastgeber, also im Kern der Staat, noch den Verlust ihrer Autorität, ihres Ansehens und die Entmachtung der wirkungsvollen, moralischen Narrative, mit denen Kritiker und Zweifel abgedrängt wurden.
Das ist derart asymmetrisch, daß die Regierenden zum Erfolg verurteilt sind, wollen sie nicht auf jeder denkbaren Ebene totalen Schiffbruch nebst ihrem Machtverlust erleiden.
Der Wettbewerb ist eröffnet!
Doch, das Recht des stärkeren setzt sich immer durch.
Außer die Schwachen schließen sich zusammen und lassen sich beschützen – das nennt sich dann souveräner verteidigungsbereiter Rechtsstaat mit Polizei und Armee.
Aber wenn der Zusammenschluss der Schwachen auch nur relativ klein und schwach ist, dann braucht es sogar noch eine große externe Schutzmacht im Hintergrund um ihn vor dem Recht des Stärkeren (Nachbarn) zu schützen.
Sie schreiben die Geschichte um.
Die Welt in der wir leben ist von weissen Männern geschaffen worden. materiell und geistig. Damit kommen viele nicht klar. Es ist wie ein Aufstand ungezogener Kinder gegen den Vater. Die Grenzen austesten. Sehen wie weit man gehen kann. Der Aufstand wird mit den Instrumenten geführt die der Vater erschaffen hat, Philosophie und Technologie.
Irgendwann wird der langmütige Vater reagieren.
Zunächst vielen Dank für den Artikel. Immer wieder gut zu sehen, dass über solche Themen auch „anders“ nachgedacht werden kann.
Obwohl verschiedene Auffassungsmodelle nebeneinander gestellt werden und von „konstruktivem Dialog“ die Rede ist, wird zwischen den Zeilen schon etwas vorweggenommen, das man auch (von Seiten des Autors) als Ziel des Dialogs verstehen kann. Kurz auf den Punkt gebracht:
• Technik und technischer Fortschitt das Maß der Dinge und somit = gut
• Moral und Religion stören = schlecht
Abgesehen, dass dies selber auch eine moralische Einteilung ist, haben wir es mit eine (untauglichen) pseudo-axiomatischen Prämisse zu tun.
Sicher, wenn (falsche) Moralisten ihre eigenen Regeln nicht einhalten, Diskriminierung lediglich auf andere umlenken, hat das seinen faulen Beigeschmack. Will man jedoch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, indem man dies und seine Protagonisten wiederum ablehnt (diskriminiert), kann man eine andere Betrachtung davorschalten: Muss man Moral zwangsläufig dermaßen verkehrt anlegen oder ginge es auch richtig? Und wie sähe dies aus?
Denn worum geht es eigentlich? Geht es nur um die Erfüllung eines theoretischen Denkmodells? Oder geht es auch um Ergründungen und Erfassungen, ohne dass der eigene Wunsch dominiert?
Wenn Google ökonomisch den Bach runtergeht, weil es Gedanken nicht zulässt, heißt die Gegenfrage, was anstattdessen den Bach runtergeht, wenn beim Umgang miteinander die richtiger erschlossene und praktizierte Moral keine Rolle mehr spielt. Der Umgang ist der Schlüssel für alles, vor allem für den Dialog. Er hat zutiefst mit Moral zu tun.
Ohne Moral und damit schlechte Kooperation ist jeder andere Fortschritt eine ziemlich sterile, selbstbezweckende Sache, kann sogar aufgrund seiner Vernachlässigungen und ohne Bewusstsein grausam sein. Es geht an dem Punkt schlichtweg vorbei, an dem der Mensch spürbar lebt und Glück empfindet. Die Ersatzdroge „Geld“ hilft nur kurz und verlangt ständig nach mehr, womit sich der Bedarf an ewigem, technischem Fortschritt sowie der Kapitalismus erklärt.
Wie gesagt, wir haben hier auf Basis Moral mit Werten und dem Weg zum Wohlergehen zu tun. Damit stellt sich die Frage der Weichenstellung. Vor allem ist dies aber auch eine Frage ans Bewusstsein. Religion und die damit verbundene Moral soll schließlich zur Wahrheit führen und somit bewusstseinserweiternd sein, wenn sie denn richtig angegangen wird!
Wenn dies auf Auffassungen und Sichtweisen herabgewürdigt wird, die man nur zu diskutieren braucht, fragt man sich, wo – noch vor dem verwackelnden Gedankenbrei und Wunschdenken samt unqualifizierten Schraubereien am Subjekt Mensch – Handicaps bei der bloßen Wahrnehmung bestehen (ohne eine Schuldfrage zu stellen zu können).
Da hierin Unterschiede nun mal bestehen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Marschrichtungen ebenfalls verschieden sind – aber auch, dass die Einen sich von den Anderen gestört fühlen.
Die Einen „lösen“ das Problem, indem sie Unterschiede wegdiktieren – und die Anderen haben keine Ahnung, wie man hier Fortschritte erzielen kann, denn sie konzentrieren sich ja auf Technik und Geld. Beide haben sich in Sackgassen verirrt.
Wobei sich der fiktive Krupp Mitarbeiter mit dem Begriff des „Übermenschen“ (jüdisch, arisch oder sonstwas) auf die Begriffswelt der Nazi Ideologen eingelassen hätte. Die Aussage, dass Juden gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft sind, hätte vermutlich die gleiche Reaktion hervorgerufen.
Richtig, die Aussage hätte dann aber belegt dass der Kruppmitarbeiter sich schon mal vorauseilend an die Begriffswelt der Gutmenschen Ideologie angepasst hätte. Und ebenfalls keine Ahnung von Evolution hatte.
Der razon d’etre von Gesellschaften ist nun mal das welche dazugehören und andere nicht, und dass die die dazugehören innerhalb der Gesellschaft privilegiert behandelt werden.
Gilt übrigens für die jüdische Gesellschaft (bzw in Fall Glaubensgemeinschaft) genauso wie für alle anderen auch.
Bei der Google-Bildersuche „peoples european history“ eingeben. Man ist erstaunt, was man präsentiert bekommt.
Die perfekte Überraschung.
Unfassbar. Wie sind Sie darauf gekommen? Bin irritiert…