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Ulrich Greiner

Ein Ex-Linksintellektueller wird konservativ

26.10.2017

| Lesedauer: 5 Minuten
Intellektuelle wie Ulrich Greiner haben sich schon immer als kritisch verstanden. Daher waren sie links zu Zeiten, wo der Mainstream noch konservativ war. Heute ist es andersherum.

Wieder einmal: Ein ehemaliger Linksintellektueller wird konservativ. Ulrich Greiner, 1945 geboren, war Feuilletonchef der Zeit und schreibt bis heute als Autor für sie. Er stand nie so weit links wie andere, die später konservativ oder rechts wurden. Und davon gibt es viele. Dass jemand vom Konservativen zum Linken wird, geschieht vergleichsweise selten, dass jemand vom Linken zum Konservativen wird, dagegen häufig. Viele dieser bei Linken verächtlich „Konvertiten“ genannten, haben Bücher geschrieben, in denen es u.a. um die Gründe für ihren Wandel geht. Ich selbst stand in meiner Jugend sehr viel weiter links als Greiner und habe kürzlich ein Buch über meine Wandlung zum Nationalliberalen geschrieben –  schon deshalb hat mich das Thema des Buches sehr interessiert. Und ich habe viele Stellen gefunden, wo ich Ausrufezeichen gesetzt habe.

Gegen Political Correctness

Intellektuelle wie Greiner haben sich schon immer als kritisch verstanden. Daher waren sie links zu Zeiten, wo der Mainstream noch konservativ war. Heute ist es andersherum. Die Linken und die Grünen, die dominanten Akteure der Mehrheitsparteien, die „kommentierende Klasse in den Medien“: „Sie alle fürchten, die Hoheit über den sogenannten Diskurs zu verlieren und die bislang unangefochtene Macht, die moralischen Standards des Öffentlichen zu bestimmen. Käme es dahin, ich würde es begrüßen.“ (S.7) So leitet Greiner sein Buch ein. Der Autor wendet sich dagegen, „dass jede Abweichung von der Mitte nach rechts mit dem Nazi-Vorwurf mundtot gemacht“ werde (S.9).

Ach, Spiegel!
Dabei gebe es eine deutliche Asymmetrie zwischen der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung, wie das Beispiel der Kommentierung von Merkels „Flüchtlingspolitik” zeige. Statt diese Politik darzustellen und kritisch zu erörtern, was eigentlich Aufgabe der Medien gewesen wäre, sahen sie ihre Mission darin, die Politik der Grenzöffnung zu unterstützen, indem sie ihre humanitäre Unabwendbarkeit darstellten, um „die vom Ansturm der Ereignisse überrollte Öffentlichkeit moralisch auf den richtigen Weg zu bringen“. (S. 17)

Generell würden in der öffentlichen Debatte die Begriffe „rechts“ und „rechtsextrem“ gleichgesetzt; „links“ sei das Richtige und „rechts“ das Verdammenswerte. Was in Wahrheit seltsam sei, wenn man sich das vom Sozialismus hinterlassene Desaster vor Augen halte (S. 25). Kommunismus und Sozialismus würden noch immer für letztlich humanitäre Ideen gehalten, während alles politisch Konservative unverzüglich und erfolgreich in die Nähe des Rechtsextremismus gerückt werde (S. 37 f.).

Ein Schlüsselerlebnis

Zum guten Ton in Deutschland und generell im linksintellektuellen Diskurs gehört die Versicherung, man dürfe Nationalsozialismus und Kommunismus nicht „gleichsetzen“, ja, nicht einmal „vergleichen“. Greiner beschreibt eine Diskussion, die er im Alter von 44 Jahren mit einem Historiker, einem Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager, führte. Dieses Gespräch war für ihn ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg zur Abwendung vom linken Gedankengut. Greiner war einer der vielen, die sich große Mühe gaben, nachzuweisen, warum der Kommunismus doch irgendwie besser sei als der Nationalsozialismus.

"DIE DEUTSCHEN ZWISCHEN GRößENWAHN UND SELBSTVERLEUGNUNG"
„Mal eben kurz die Welt retten“
Das Argument, das er seinerzeit ins Feld führte, lautete: „Der Terror Stalins und Hitlers seien unbestreitbar gleich schrecklich gewesen. Der Nationalsozialismus jedoch habe es nie zu einer konsistenten Theorie gebracht, er habe sich zusammengeklaubt, was ideologisch herumlag und brauchbar erschien, und er habe es auch nicht vermocht, Geistesgrößen und Intellektuelle dauerhaft in seinen Bann zu ziehen. Der Kommunismus hingegen blicke auf eine bedeutende philosophische Ahnengalerie zurück, die wichtigsten Intellektuellen des Jahrhunderts seien ihm wenigstens zeitweise gefolgt. Es liege daran, so etwa schloss ich in meinem jugendlichen Eifer, dass diese Idee in einem faszinierenden theoretischen System gipfelte.“ (S. 31) Nach seinen Ausführungen blickte Greiners Gesprächspartner ihn mit einem milden ironischen Lächeln an und sagte „jenen vernichtenden Satz (sagte), der mir nie wieder aus dem Kopf gegangen ist: ‚Das ist ja das Schlimme.’“ (Hier möchte ich anmerken, dass ich jedem ein anderes Buch zu diesem Thema empfehlen möchte, das ich in diesen Tagen gelesen habe.

„Man wird sich vor diesen Rettern retten müssen“

Greiners Kritik gilt vor allem dem messianischen Anspruch von Grünen, die sich als die einzig wahren Retter der Menschheit und unseres Planeten aufspielen. Und er sieht die Gefahr, wenn Menschen einer solchen eschatologischen Theorie folgen, die, „weil sie auf Äußerste zielt, äußerste Mittel anzuwenden sich gezwungen sieht. Wenn es um die Rettung der Menschheit geht, sind Rücksichten nicht mehr angebracht. Man wird sich vor diesen Rettern retten müssen.“ (S. 32)

EINE ZEITREISE
Rainer Zitelmann: Vom Roten Banner über Liberales Manifest zum Millionär
Es handelt sich dabei ganz offensichtlich um eine pseudoreligiöse Schuldideologie, denn nach Meinung der linksgrün Bewegten seien die Bewohner der westlichen Zivilisation unweigerlich an nahezu allem schuldig: an Hunger und Elend, an der Klimakatastrophe, an den Bürgerkriegen der Dritten Welt usw. Und es gehöre dazu, dass man sich selbst permanent schuldig fühle: „Jede Plastiktüte, in die ich am Gemüsestand unbedacht meine Champignons einfülle, ist eine Gefahr für die Weltmeere; jedem Becher Milch, den ich sorglos trinke, sind die umweltschädlichen Verdauungsgase einer Kuh vorausgegangen; jeder Atemzug, den ich unbewusst tue, verschlechtert die Klimabilanz.“ (S. 61 f.)

… dass auch der Präsident schlechte Brötchen essen soll

Greiner kritisiert den allgegenwärtigen Egalitarismus, der meist mit einer kleinlichen Missgunst verbunden sei. Eine Haltung, „die dann aus der Tatsache, dass sich der seinerzeitige Bundespräsident Christian Wulff die Brötchen von seinem Lieblingsbäcker in Hannover nach Berlin fahren ließ (so geschehen 2010) gerne einen Skandal macht. So weit ist der Gleichheitsgedanke heruntergekommen: dass der Präsident die gleichen schlechten Brötchen verzehren muss wie jeder beliebige Berliner.“ (S. 140) Die Gleichheitsideologie sucht die Schuld für Mängel nicht beim Individuum, sondern stets im Sozialen (S. 117.) Dies sei auch die Quelle für die Ideologie des allumfassenden, fürsorglichen Staates, der damit christliche und menschliche Tugenden aushöhle. Wenn man akzeptieren könne, „dass Ungleichheit zu den fundamentalen menschlichen Existenzialien zählt, gewönne die Tugend der Barmherzigkeit ihr altes Gewicht zurück.“ (S. 129).

Ein Schuss Antikapitalismus bleibt

All dem bislang Zitierten kann ich zustimmen. Und auch das offensive Bekenntnis des Autors zum Christentum ist mir sympathisch. Aber mir ist bei der Lektüre aufgefallen, dass beim Autor – und dies ist typisch auch für viele konservative Intellektuelle – ein Schuss Antikapitalismus geblieben ist. Der Antikapitalismus ist als identitätsstiftende Kraft unter Intellektuellen so ungeheuer stark, dass er sogar die Wandlung vom Linken zum Konservativen übersteht. Man merkt das, wenn der Autor „Globalisierung“ mit der Vorstellung verbindet, sie sei „der Kampfplatz weltumspannender Konzerne, deren Produkte bis ins letzte Schaufenster der Provinz vorgedrungen sind“ (S. 8).

ALLES HAT KEINE ZEIT
68er – ein Mythos verfliegt
Das ist die ästhetische Kapitalismuskritik, die sich an der Gleichartigkeit der Konsumgüter stört und dabei vergisst, wie sehr sich viele Menschen auf der Welt genau danach sehnen. Und der bei solcher Kritik vergisst, dass die kapitalistische Globalisierung gerade in den vergangenen Jahrzehnten Hunderte Millionen – etwa in China oder Indien – aus Hunger und Armut befreit hat. In dem Ressentiment gegen jenen „global agierenden Kapitalismus… dem alles gleich gültig ist, sofern nur profitabel“ (S. 73) oder in der Klage über die „Macht der global agierenden Konzerne“ (S. 75) kommt der bei Intellektuellen tief verwurzelte antikapitalistische Affekt zum Ausdruck.

Und doch merkt man bei Greiner auch in dieser Hinsicht ein Stückchen selbstkritischer Reflexion, das sich in einem vorsichtigen „?“ ausdrückt, das der Autor in nachfolgendem Satz in Klammern gesetzt hat: „Denn (natürlich?) finde ich die Abgründe zwischen Arm und Reich gespenstisch, die Gehälter ganz oben schwindelerregend und die Zunahme von Unwissenheit und Verwahrlosung ganz unten bedrückend.“ (S. 123). Dabei zeigt das Beispiel Chinas, wie gerade die steigende Zahl von Millionären und Milliardären und die steigende Ungleichheit einhergingen mit dem Aufstieg Hunderter Millionen aus bitterer Armut in die Mittelschicht – beides ist ein Ergebnis der kapitalistischen Globalisierung.

Ulrich Greiner, Heimatlos. Bekenntnisse eines Konservativen, Rowohlt Verlag, Hamburg 2017, 157 Seiten.

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45 Kommentare

  1. Dazu darf ich Ihnen mein Buch empfehlen, in dem ich ausführlich dargestellt habe, wie sehr Hitler Stalin bewunderte: Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs, Lau Verlag 2017.

  2. Nennen Sie mir bitte eine Wirtschaftsordnung, die in den vergangenen 200 Jahren mehr zur Überwindung der Armut weltweit beigetragen hat. Bitte keine, die sich jemand in einem Buch ausdenkt, sondern eine, die es tatsächlich gegeben hat.

  3. Die Varianz der Schulnoten getestet im Alter von 15 Jahren ist tatsächlich zu 75% erblich (genetisch) bedingt.
    Die Studie von Robert Plomin wurde an über 13 000 Zwillingen in Großbritannien anhand der GCSE-Examen durchgeführt und im angesehenen Wissenschaftsjournal PNAS publiziert:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4210287/

    Für die Grundlagen immer noch aktuell:
    Dieter E. Zimmer „Ist Intelligenz erblich?“

  4. Der Autor hätte sich viel Lebenszeit bis zur „Reformation“ sparen können, wenn er einfach mal eine etwas längere Zeit in der DDR gelebt hätte. Ein ca.4-6-wöchiger Urlaub im deutschen „Arbeiter-und Bauernparadies“ unter ganz normalen Bedingungen und mit ganz normalen Bürgern hätte genügt, um die Verlogenheit und Heuchelei dieser Weltanschauung und des Systems offenzulegen. Aber vor der Realität haben insbesondere die westdeutschen Linksintellektuellen ja schon immer gekniffen und zurückgeschreckt und sich stattdessen wohlig im Kapitalismus ihren abstrusen Theorien und Klassenkampfutopien hingegeben.

  5. Ach, Sie glauben doch jetzt nicht, dass ich das alles lese. So ein paar freie Unternehmen, machen noch nicht den Sozialismus tot. Was es da noch an Schikane und Regimehörigkeit gibt, lässt Katrin Göring-Eckhardt wie eine Ausgeburt der Vernunft aussehen. Irgendwie werden die Vorwürfe der Währungsmanipulation auch nicht leiser ….

  6. „Ein Ex-Linksintellektueller wird konservativ.“

    Einer?

    Ob das reichen wird? Wohl ebenso wenig, wie es jetzt noch hülfe, wenn ein paar Leute Freidenker (Von Liberalismus mag ich schon lang –insbesondere eingedenk der FDP- nicht mehr sprechen.) würden. Außerdem hielt ich „Linksintellektueller“ immer -auch wegen des Einstein zugeschriebenen Zitats, „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“- für eine Art Oxymoron.

  7. „Ein guter Wille, der nicht mit Vernunft einhergeht, kann größere Katastrophen anrichten als Handlungen, die auf Böswilligkeit oder Dummheit beruhen.“
    (Henning Mankell)

  8. Alle Menschen sind gleich ist ein Dogma und an Dogmen rüttelt der Linke nicht.

  9. „Es handelt sich dabei ganz offensichtlich um eine pseudoreligiöse Schuldideologie, denn nach Meinung der linksgrün Bewegten seien die Bewohner der westlichen Zivilisation unweigerlich an nahezu allem schuldig: an Hunger und Elend, an der Klimakatastrophe, an den Bürgerkriegen der Dritten Welt usw.“

    Ich bin immer dankbar für solche treffenden Analysen, die genau auf den Punkt kommen. Das Problem an der links-grünen Denkweise ist auch ihre Maßlosigkeit. Es gibt keinen Punkt, an dem der Westen genug Entwicklungshilfe getan hätte und folglich auch keinen Punkt, an dem er genug Armutsmigranten aus der Dritten Welt aufgenommen hätte. Die Links-Grünen kennen kein Anhalten und folglich wird es in der Selbstzerstörung des Westens enden, wenn dieser Weg weiter gegangen wird. Glaubt denn irgendjemand, dass bei Claudia Roth, Ulla Jelpke & Co. irgendwann mal ein Umdenken stattfindet? Natürlich nicht. Selbst nach ca. zwei Millionen Migranten aus den letzten drei Jahren und gefährlichsten Zuständen wird weiter auf den Familiennachzug gepocht und gegen Abschiebungen gewettert. Dass die Stabilität der Gesellschaft schwersten Schaden nimmt und man das Land durch demographische Umwälzungen sogar in Richtung Kulturbruch fährt, ist diesen Leuten völlig gleichgültig.

    Und da bin ich beim nächsten Punkt: wie soll es jetzt weiter gehen? Ich glaube nicht mehr, dass diese Missstände in Sachen Migration mit den üblichen parlamentarischen Verfahren noch aufzulösen sind. Was soll denn dabei rauskommen? Ein jahrelanges zähes Ringen mit Roth, Jelpke & Co. im Bundestag und heraus kommt – wenn überhaupt – ein lauer Kompromiss mit allenfalls Symbolcharakter, der aber keine Probleme löst und währenddessen sind wieder Hunderttausende oder Millionen zugewandert? Nein, ich meine dass dieses Problem nur noch zu lösen ist, indem der Staat in den Modus Notstand gefahren wird mit einer temporären Einschränkung etlicher Rechte und parlamentarischer Verfahrensweisen, sowie kompletter Grenzschließungen. Sonst wird das nichts mehr, da brauchen wir uns keine Illusionen mehr zu machen, alles andere hilft nichts. So weit ist die Karre schon in den Dreck gefahren worden. Dafür muss die Union aber irgendwie erst mal Merkel entmachten.

  10. Ein altes Sprichwort sagt: „Wer mit fünfundzwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz und wer mit fünfunddreißig immer noch Sozialist ist, hat kein Hirn.“

  11. Was ich bemerkenswert finde, dass die meisten Menschen in ihrer Jugend vorzugsweise links sind.

    • Wer mit 20 nicht links ist, hat kein Herz.
      Wer mit 40 immer noch links ist, hat kein Hirn.

  12. Ich gebe zu ich habe diesen Artikel genossen, wie ein sehr gute Tafel bester Und zartester Schokolade. Am besten gefiel mir der Absatz: der 68er Mythos verfliegt. Noch ist es ein Traum zu viele dieser Generation sind noch mit ihrem rückständigen WoodstockWeltbild und den Wandel der Zeit missachtend an den Schaltstellen der Macht. Doch die Zeit wird kommen. Österreich machts vor ein 31 Jähriger wird Kanzler.

  13. Oder dieses:
    Kahan, Alan S., Mind vs. Money. The War between Intellectuals and Capitalism, New Brunswick, London, 2010.

  14. Die von Ihnen Genannten, die ich sehr schätze, waren leider immer seltene Außenseiter unter den Intellektuellen. Die allerallermeisten, ob links oder konservativ, sind Antikapitalisten. Dieses Buch könnte Ihnen gefallen:
    Kahan, Alan S., Mind vs. Money. The War between Intellectuals and Capitalism, New Brunswick, London, 2010.

  15. Ich glaube, das Buch ist nicht lesens- und somit nicht kaufenswert.

  16. Danke für den Link zu interessanter Lektüre!

  17. Es lohnt sich wirklich, hier nach einem Kommentar mal wieder rein zu schauen. Vielen Dank für die erhellenden Antworten.

  18. Die Linken wollen keine Chancengleichheit sondern Ergebnisgerechtigkeit.

    • Nein, sie wollen Ergebnisgleichheit! Das ist ein Unterschied. Ergebnisgerechtigkeit wäre ja ok, Ergebnisgleichheit kann es nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner geben. Und genau das ist das Konzept linker „Bildungs“politik. Anforderungen solange absenken, bis jeder sie erfüllen kann, wenn nötig auch jeglich Wertung und Beurteilung abschaffen.

  19. Wie hat es der niederländische Schriftsteller Maarten t Hart formuliert: „Die Gene sind unser Schicksal!“

  20. Die Linke sorgt dafür, dass in kürzester Zeit historisch einmalige Kulturleistungen in Europa aufgezehrt werden werden.

  21. Kaum zu glauben, aber politische Grundüberzeugungen werden zu einem hohen Anteil vererbt, genauso wie der Ausprägungsgrad von Religiosität, Verträglichkeit und allen anderen wichtigen Persönlichkeitsmerkmalen. Verhaltensgenetiker schätzen die Erblichkeit solcher Charakterzüge zwischen 40 und 80%.

  22. Ja, es ist tatsächlich erstaunlich, wie viele Linke im Alter immer biologischer Denken. Botho Strauß hat das in der autobiographischen Novelle „Herkunft“ schön beschrieben, ebenso Oskar Röhler, der sein Traktat ebenfalls „Herkunft“ nannte.
    Eine pensionierte Grundschullehrerin hat es so formuliert: „Als junge Klassenlehrerin glaubte ich, dass 80% des Schulerfolgs meiner Schüler in meinen Hände läge und 20% vererbt seien. Mittlerweile meine ich, dass die Relation umgekehrt ist.“ Deckt sich sehr schön mit den neuesten Ergebnissen der Verhaltensgenetik.

  23. » Die Gleichheitsideologie sucht die Schuld für Mängel nicht beim Individuum, sondern stets im Sozialen «

    Aha! Auch dort suchen wir also nach Schuld. Auf beiden Seiten übrigens. Als ob der Kapitalismus eine Alternative zum Falschen wäre – und die eindimensionale Bipolarität das einzig Denkbare. Nach Indien und China schauen, heißt, den Start sehen aber nicht das Ende.

    Was hat er denn – bei uns – die letzten 30 Jahre gebracht außer aufgehende Scheren und die notwendige Lohnbezuschussung durch den Staat? Arbeitslosengeld ersetzt durch Hartz IV. Auch unser Start in den 1950-70-er-Jahren sah mal deutlich besser aus. Heute wird alles irgendwie enger. Was das mit dem Teil der Wirtschaftsauffassung zu tun hat, der nicht vom Staat kommt, darüber könnten die Freiheitsapostel auch mal nachdenken.

    Kapitalismus kann Strohfeuer entfachen und braucht ständig Expansion, was nicht unendlich geht. Das Schlimmste aber ist, dass alles nur nach Geld geht und bemessen wird. Es fehlt die Inspiration. Stattdessen gibt’s auf Universitätsebene(!) irgendwelche Spleens wie Genderismus und anderes Zeug, das wichtig genommen und erkämpft wird, als ginge sonst die Welt unter. Stur und verbissen. Auch eine Lebensweise.

    • Zwei Fragen habe ich zu Ihrem Kommentar:

      Setzen Sie Kapitalismus mit dem gleich, was L. Erhard unter Marktwirtschaft verstand?
      Meinen Sie, in der heutigen Bundesrepublik ist L. Erhards Marktwirtschaft existent?

  24. Danke für Ihren ausgezeichneten Kommentar und den Link auf Roland Baader!

  25. Ich stelle mir gerade vor, zu leben. Einfach so, irgendwo auf der Welt. Was gebrauche ich also zum Leben? Klar, vielleicht um Seiten zu vergleichen, oder sie zu benennen auch rechts und links. Also z.B. so wie das Einmal Eins, um etwas zu errechnen. Aber brauche ich wirklich Rechte, geschweige denn Linke, um leben zu können? NEIN! Brauche ich ausdrücklich nicht! Genauso wenig brauche ich solche Leute, die vom Saulus zum Paulus, oder andersherum mutieren. Ich kenne also diesen Mann gar nicht, genauso wenig, wie er mich kennt. Er ist für also quasi erst existent, seit hier über ihn geschrieben wird. Und dann ist eben egal, welche politische Richtung er jeweils einschlägt. Übrigens kann sich das auch wieder ändern. Eben immer der Situation angepasst. Das ist nicht verwerflich, sondern zeugt davon, dass der Mensch noch anpassungsfähig, aber auch überlebenswillig ist. Momentan bin ich übrigens ziemlich weit rechts eingestellt. Aber das ist ja heutzutage nicht opportun, sondern verteufelte Opposition. Und, wen stört’s? Tja, MICH kennt ja auch niemand, ausser ein paar Leuten. Und Bücher habe ich auch noch nicht veröffentlicht….

  26. Mir kommt es so vor, als würde der Gleichheitsgedanke von beiden Seiten falsch interpretiert. Der Ruf nach Gleichheit wird von konservativer Seite oft dahingehend interpretiert, dass alle Menschen gleich seien. Das ist natürlich offensichtlich Unsinn, es ist aber m.E. auch nicht das, was diesem Begriff innewohnen sollte, Ich sehe es so, dass (zuerst einmal) jeder Mensch den gleichen Wert, die gleichen Rechte und Pflichten hat. Es hat doch seinen Sinn, dass Eigenschaften, Talente ungleich verteilt sind – wie sollten denn Gesellschaften sonst existieren?

    • Im Prinzip könnte ich Ihnen zustimmen, aber schon der Konstrukt gleiche Rechte und gleiche Pflichten funktioniert schon nicht.

      Können wir einem Kind das Recht einräumen, einen LKW zu fahren, oder einem Rechtsanwalt das Recht, Blinddärme zu operieren? Können wir einem geistig Behinderten Pflichten auferlegen, die er nicht erfüllen kann? Gleiche Rechte und Pflichten sind also auch ein problematisches Konzept, da sie letztlich von den Fähigkeiten der Individuen anhängen. Und die verteilt Mutter Natur nun einmal nicht gleich sondern höchst ungleich!

  27. Ich sehe mich gewiss nicht als Intellektuellen. Allerdings bin auch ich scheinbar von links nach rechts gewandert. Jedoch hilft mir eine Einordnung meiner Person durch meine Mutter, als ich irgendwo zwischen 15 und 20 Jahre alt war: ich hätte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, nur nicht für mich selber, und das könnte mir zum Verhängnis werden.

    Ich habe das lange vergessen und erst die Ereignisse der letzten Jahre haben das wieder hochgespült. Bin ich wirklich von links nach rechts „übergetreten“? Nein. Ich habe vertrete immer noch Werte, die ich als links erachte (Gleichgerechtigkeit). Links bedeutet für mich sozial, nicht sozialistisch. Und ich finde letztlich auch bei der AfD viele Punke, die sozial sind.

    Ein Blick auf das, was sich derzeit „links“ nennt, zeigt aber bei genauer Betrachtung etwas ganz anderes. Es ist nicht wirklich links. Es ist Neoliberalismus, gut versteckt hinter einem linken Vorhang. Unsere Politiker und Konzerne zelebrieren Neoliberalismus geradezu – und verkaufen ihn ans Volk scheinhelig als links mit Phrasen wie „soziale Gerechtigkeit“. Wobei sie hier auch immer ehrlicher werden: oft wird davon gesprochen inzwischen, dass alle Menschen gleich seien. Gleichwertigkeit wird nicht mehr erwähnt. Auch die Bevölkerung in einer Diktaur ist gleich, aber nie gleichwertig.

    Deshalb denke ich, sollten Leute, die eigentlich linke Ansichten vertreten, überlegen, ob das wirklich noch links ist, was der Mainstream zelebriert. Ganz krass ausgedrückt: links sein bedeutet für mich, gegen Kriege und besonders gegen völkerrechtswidrige Kriege zu sein. Doch wie viele angebliche Linke, ich nenn sie mal Mainstream-Linke, sind gegen die Angriffskriege der USA und unserer Beteiligung daran?

    Nehmen wir Schröders Agenda: das war neoliberale Politik durch und durch.Oder die ganze Bankenrettung bzw. die Rettung der Investoren der Banken zulasten der Steuerzahler. Das ist neoliberal. Der Wechsel der Politiker zu Konzernen und der von Konzerneliten in Politik und EZB – das alles ist neolberal. Wie viele Mainstream-Linke verzichten auf ihr iPhone, weil es unter menschenunwürdigen Umständen gebaut wird? Warum hilft man Menschen, die hier her kommen, die für diese Reise aus eigenen Mitteln bis zu 10.000 Euro aufwenden können und behauptet, das wären die Ärmsten der Armen zu einem Preis, wo man zwischen 5 und 10 mal so vielen Menschen vor Ort helfen könnte? Ist das wirklich links?

    Nein! Das dient nur als Fassade, und um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Seht her, wie links wir sind! Wir machen keinen Unterschied zu denen, die da kommen. Unterdessen stirbt aber immer noch alle paar Sekunden ein Kind unter 5 an Mangelernährung. Und es kümmert keinen. Ist das also wirklich links?

    Globalisierung. Das ist eine nette Umschreibung von Neoliberalismus. Es gewinnen die Superreichen (ein Blick darauf, wie viel Geld sie dem System entziehen nur in den letzten Jahren im Vergleich zu zuvor reicht aus). Und es fallen halt genug Krümel für die Erfüllungsgehilfen an. Das sind dann die nett beschriebenen Befürworter von Globalisierung. Im unteren Drittel der Pyramide verteilt man immer mehr Menschen für die einfache Arbeit, sodass ein so starker Konkurrenzdruck entsteht, dass sie zum Schluss für sehr wenig Geld arbeiten. Ein Blick auf die seit den 1990ern stagnierenden Löhne reicht hier aus.

    Oder die als links sozial verkauften Kitas. Das ist Neoliberalismus pur: Der Staat übernimmt die Erziehung und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: familiäre Werte, die Keimzelle von Widerstand, wird gebrochen. Und die Menschen arbeiten jetzt bei Paaren beide in zwei bis drei Jobs, um das zu verdienen, was noch in den 1980ern ein Familienvater alleine schaffte. Und dabei haben die Menschen keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Es ist die Ausbeutung der Menschen zugunsten eines elitär-neoliberalen Systems.

    Und in der Drtten Welt werden Hilfsprojekte als links verkauft. Dahinter stecken Konzerne, die Land im großen Stil von Selbsternährern und Kleinbauern enteignen, riesige Plantagen hinstellen, dafür vom Staat Entwicklungshilfe-Fördermittel erhalten und die Konzerne die exorbitanten Profite einstreichen. Die Bevölkerung, die nicht partizipiert: Abgehängte im neoliberalen Jargon. Dieser Neoliberalismus hat es verstanden, wie man die Dritte-Welt als auch die Industriewelt schamlos und exzessiv ausbeutet. Nein, das alles kann nicht links sein.

    Nehmen wir doch die Flüchtlinge: wie viele wohl ihre Heimat verlassen wollten, wenn sie Wohlstand hätten? Was wurde hier verbessert? Freihandelsabkommen dafür, dass unsere Industrieproduktionen, die nur Wachstum kennen müssen wegen eines völlig pervertierten Geldsystems, dort auch verkauft werden können zu Preisen, die geringer sind als likale Bauern produzieren können. Die Folge Arbeitslosigeit und Flucht dorthin, wo scheinbar Wohlstand lockt: Oder die von diesem Neolibarilsmus leergefischten Ozeane vor den Küsten Afrikas? Ist das links? Nein!

    Welche Forderungen haben viele Menschen, die jetzt rechts verortert werden? Nationalismus? Rassismus? Ich kenne niemanden außer den ewig Gestrigen. Aber die gab es schon immer und sind zu vernachlässigen. Ich will ein gemeinsames Europa der Menschen ohne deren Ausbeutung, aber auf Augenhöhe und nicht durch billige Umverteilung (statt den einen zu mehr Leistungsstärke zu verhelfen, macht man lieber die anderen ärmer? Das ist links?). Ich bin dafür, dass Grenzen überhaupt fallen. Dass kein Land mehr ausgebeutet wird, dass alle dieselben Rechte und Wohlstand haben. Das ist links. Ich will, dass die Macht der Konzerne gebrochen wird. Nach der US-Unabhängigkeitserklärung gab es ein gutes System: wer ein Unternehmen gründete, musste nachweisen, dass dies zum Wohl der Menschen geschieht. Es war zudem zeitlich oder durch ein Projekt begrenzt und wurde erneut geprüft.

    Erst die, die heute zu den Eliten zählen, haben es im 19. Jahrundert in Amerika durchgesetzt, dass Unternehmen wie Menschen behandelt werden, deren Rechte erhielten. Große Namen wie Rockefeller sind darunter. Befasst man sich mit diesen „Unternehmern“ und Reichen dieser Zeit, fällt auf, dass sie alle, ob nun Kennedys, Clintos, Bush oder wie sie alle heißen, seit jeher Teil dieses elitären Netzes sind oder irgendwann Teil davon wurden. Wir leben in einer Zeit von Neoliberalismus, der sich so gut tarnt, dass alle denken, das sei links. Und wer das nicht mitmacht, ist plötzlich rechts? Nein, sorry, zu einfach.

    • Ich sehe es zum allergrößten Teil wie Sie.
      Lediglich in dem Punkt, dass es keine Grenzen mehr geben sollte, bin ich anderer Meinung.

      Die Auflösung der Nationalstaaten ist in meinen Augen auch ein zutiefst neoliberal geprägtes Ziel. Gleiche „Rechte und Wohlstand“ können (und sollen es auch, wenn es nach den „Eliten“ geht) momentan nur auf dem allerniedrigsten Niveau angesiedelt sein.

      • Ja, kann Ihren Standpunkt nachvollziehen. Aber ich habe dabei viel weiter in die Zukunft gedacht. Das Geldsystem muss weg als erstes. Das Geldsystem ist so angelegt, dass immer mehr Schulden generiert werden müssen (das jährliche benötigte Wirtschaftswachstum, das uns eingeredet wird, ist genau dieser Mehrbedarf). Geld muss das werden, als was es uns eigentlich verkauft wird: ein Tauschmittel, das im Umlauf bleiben muss und nicht gehortet werden kann über Jahrzehnte (schließlich haben auch alle gehandelten Güter ein Verfallsdatum).

        Es muss im Fluss bleiben und darf sich nicht bei wenigen sammeln. Es muss sich auf alle verteilen, aber gleichzeitig kalkulierbar im Kreislauf bleiben. Innerhalb einer Region entsteht dann ein gleichmäßiger Wohlstand je mehr sich dieser Wohlstand ausbreitet, können nationale Grenzen fallen. Menschen auf demselben Wohlstandsniveau und Bildungsniveau benötigen keine Grenzen mehr (oder flüchten jetzt alle Deutschen nach Österreich oder umgekehrt?). Dieses Prinzip muss unter fairen Wirtschaftsbedingungen ausgeweitet werden. Es kann die ganze Welt betreffen. Fairer Handel: unter Berücksichtigung der Größenrelation muss ein Land so viel importieren wie es exportiert.

        In solchen Ländern muss auch ein Geldsystem errichtet werden, welches neu ist. Der Platz hier reicht nicht, aber ich meine nicht sozialistisch. Geld muss eine zeitliche Haltbarkeit haben. Es müssen zudem feste Werte wie der Urmeter gefunden werden in Bildung und für körperliche und geistige Arbeit. Daraus leitet sich die ausgegebene Geldmenge pro Einwohner ab. Der Wert wird also an dem festgemacht, was ihn ohnehin ausmacht: an der Wirtschaftsleistung. Reichtum kann erworben werden, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt (reines Beispiel 5 Mio für private, 50 Mio für Unternehmen) je näher die Grenze kommt, desto mehr Steuern,darüber 100 Prozent.

        Mit jedem Kind weniger Steuer, aber ab 2 oder 3 Kinder 100 Prozent Steuer. Es kann alles vererbt werden, dann kann der Erbe aber kein Geld dazu verdienen, kann aber vom Reichtum leben. Grundbesitz zum Wohnen kann weiter vererbt werden, darüber (als Investion) müssen andere Regeln gelten. Unternehmen müssen nachweisen, dass sie dem Wohle der Menschen dienen. Überproduktion muss steuerlich bestraft werden.

        Es muss da versteuert werden, wo verdient wird, Gelder dürfen nicht mehr aus dem Land verschoben werden können, sondern werden an den Grenzen getauscht, Export ist nur in dem Rahmen möglich, wie sich andere Länder beteilgen. Hat sich in Ländern, die sich auch an ein solches Geldsystem angeschlossen haben, der Wohlstand verteilt bzw. nähert sich das Bildungs und Wohlstandsniveau an, können nationale Grenzen fallen zugunsten von Reisefreiheit. Ich meine nicht Güter.

        Für die muss gelten, dass nachhaltig und bedarfsorientiert produziert werden muss. Und beim Geldsystem führt kein Weg vorbei, denn sonst sammelt sich immer viel Geld bei wenigen und wird dem Kreislauf entzogen. Es ist weit entfernt vom Jetzt und Heute und hier nur unzulänglich erklärt. Aber es wäre ein Modell für die Zukunft. Wir müssen völlig umdenken. Im Prinzip waren das aber die Ideen der Menschen in der Vergangenheit. Vor allem Wirtschaftseliten und Politiker haben das korrumpiert.

  28. Interessanter Artikel Herr Zitelmann,
    da ich selbst von links nach rechts rübergemacht habe, ist das Thema auch für mich spannend. Was ich an den angeblich Linksintelektuellen der Neuzeit vermisse ist das Intelektuelle, es ist einfach weg. Nur noch dumpfe linke Tiraden. Ich bin im Beruf dahin gekommen, welcher im grün/linken Milieu verortet ist, daß mit diesen Dumpfbacken nichts positives mehr erreicht werden kann.

    Das der Kommunismus nicht so schlimm ist wie der Nationalsozialismus bekam ich in der Jugend permanent eingeimpft. Das hielt solange, bis ich einen italienischen Lebensgefährten hatte. Der hatte auf Mussolini und die Nazis eine andere Sicht, was damals für mich erstmal nur spannend war. Verbunden mit einer ungeheuren Lebenslust, stellte er ein anderes nicht deutsches Lebensmodell dar, das genauer betrachtet werden musste. Für mich war das sehr bereichernd.

    Auch mir machen die Grünen die meiste Angst. Noch nie war/en ich/wir mit einer solchen Betonideologie konfrontiert. Und wie sie schreiben sind diese Weltretter wahrscheinlich zu ALLEM fähig. Schon ihre permanente Umerziehungsattidüde macht mir Angst. Sie selbst werden es nicht merken, sind beseelt davon uns zu retten und daran auch noch ordentlich Kohle zu verdienen.
    Mit den Grünen ist mir erst richtig bewußt geworden, was eine Ideologie ist und wie sich das anfühlt.

    Zur Kapitalismuskritik muß ich sagen, daß ich diese auch noch nicht gänzlich losgelassen habe. Bei Aldi und Lidl denke ich schon mal daran, wieviele Menschen sich freuen würden, wenn sie dieses Paradies betreten könnten. Allein ich finde es kein Paradies, ich empfinde nur unendlichen Verlust.
    Vielleicht mögen sie zu Kapitalismus und Globalisierung noch einen Artikel verfassen. Es würde mich freuen.

    • Klar, kann man den nationalen Sozialismus und den supranationalen Sozialismus miteinander vergleichen, da schließlich beide „ismen“ vorallem eins sind: A) antiindividualistisch und B) autoritär.

      Es wird immer und immer wieder gesagt, dass der Kommunismus die Gemeinsamkeiten unter den Menschen betont und er damit als „sozial“ gilt und aus dem Grund die moralischere Variante der beiden politischen Systeme darstellt, hingegen der Nationalsozialismus vorallem die Unterschiede unter den Menschen betont und er daher „unsozial“ ist und schlußfolgerlich die menschenfeindlichere Ideologie verkörpert.

      Hört sich im ersten Moment durchaus logisch an, oder? Ist aber natürlich totaler Kappes. Beide Ideologien kennen das FreundFeind Schema. Klar, denn sonst wären es ja auch keine Ideologien(!!!). Dieses FreundFeind-Schema wird sowohl im Nationalsozialismus als auch im Kommunismus bis zum Exess angewendet, wobei bei beiden praktisch alle Dinge auf das Trennende zwischen den Freunden und den Feinden dieser Systeme basieren. Bei den Nazis wurde daher der Trennstrich zwischen Völker, Rassen, „Herren-“ und „Untermenschen“, Deutsche versus Juden und Deutsche versus „Bolschewisten“ usw, usf. gezogen und bei den Kommunisten zwischen einerseits dem Proletaritat, bzw. dem proletarischen Volk und den Kommunismusgläubigen und anderseits den Kapitalisten(Fabrikbesitzern), den Zarentreuen(Russland), den Adeligen(Großgrundbesitzern), der Bourgeosie(Selbstständige), den Kulaken(Großbauern), den Klerikalen(Kirche) und den Nichtkommunismusgläubigen.

  29. Der bedauernswerte Herr Greiner soll mal einen beliebigen AfD-Wähler fragen, wie das ist, wenn einem die politische Heimat unter den Füßen weggezogen wird. Nicht, weil man umdenkt, sondern weil der Grökaz mit der Partei, die man immer gewählt hat nach linksgrün umschwenkt. Der gute Mann wird erwachsen und vernünftig und die Schmerzen sind deshalb so groß, weil er diesen Prozeß erst im fortgeschrittenen Alter erlebt. Schätze mal, dass das wie eine unschön zu Ende gegangene Liebe ist. Ich kanns nicht wirklich beurteilen, da ich schon immer zumindest deutlich nichtlinks war, politisch sozialisiert durch einen zu Ende gehenden Vietnamkrieg. Über Jahrzehnte hat sich eine liberal-konservative Geradlinigkeit herauskristallisiert, ohne dass nennenswert Ballast abgeworfen werden mußte. Deshalb halte ich auch seit meinen Tagen in der gymnasialen Mittelstufe Thesen wie die Unvergleichbarkeit von Nationalsozialismus und Kommunismus für lediglich eines. Eins der verfluchten Denkverbote aus dem Ostblock. Wenn die Frontgestalten des überkommenen Kommunismus in unserem Land sich eingedenk der unumgänglichen Vergleichbarkeit ihrer Ideologie mit ihrem selbsternannten Gottseibeiuns und einer daraus sich ergebenden Nichtexistenz eines Denkverbotes eingestehen müßten, dass sie Vertreter einer fatalen Massenmörderdenkweise sind, müßten sie sich ad hoc entschließen kollektiv (kleines Wortspiel) jeglicher Politik zu entsagen. Mit anderen Worten: Ohne Denkverbot kein reines Gewissen beim Mitwirken an einer abstoßenden, verwerflichen Ideologie. Auf „AchGut“ gerade noch aus dem Munde respektive der Feder eines Sozialdemokraten gelesen, dass Herr Glaser nicht deswegen unwählbar sei, weil er dem politischen Islam den Kampf angesagt hat, sondern weil die AfD angeblich eine noch zu diskutierende Einstellung zu unserer Vergangenheit hat. Wie deutlich muss man das denn noch sagen, dass man die permante Instrumentalisierung von 12 Jahren unserer Vergangenheit zum Erreichen linker politischer Ziele für das Problem hält. Das ist die noch zu diskutierende Einstellung zu unserer Vergangenheit, dass 12 von 1000 Jahren alles sind. 1000 Jahre, die übrigens grob bei Otto I. beginnen und NICHT 1933, um jedes aus Gedankenverboten resultierende Mißverständnis von vorherein auszuschließen.

    Zum grünen Weltrettungswahn sei nur so viel gesagt, dass es wie bei allen Utopien ist, dass es nur funktioniert, wenn alle mitmachen. Was man für das Erreichen der Ziele mit der Opposition machen muß, kann man sich in diversen Geschichtsbüchern ansehen.

    Zum Kapitalismus: es ist leider ein globaler sehr stumpfer Reflex, aus Kapitalismuskritik immer auf die Lösung Sozialismus zu schließen. Albert Einstein nannte es die Definition von Wahnsinn, immer wieder dasselbe zu versuchen und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten. An alle Geschichtsvergessenen und Bildungsfernen: der Sozialismus ist gescheitert!!!
    Einfach mal die klaffende Wohlstandsschere in postsozialistischen Ländern beobachten. Besser kann eine Gesellschafts- oder Wirtschaftsordung immer werden, eine richtig schlechte muß man auch mal vergessen können.

    • Kommunismus funktionierte gut, solange wir als Jäger und Sammler in Horden mit 50 bis 150 Blutsverwandten umherzogen. Mit dem Sündenfall der Sesshaftwerdung in der neolithischen Revolution wurden all die evolutionär perfekt selektionierten Verhaltensmuster der Jäger und Sammler dysfunktional und daran kranken wir bis heute.

  30. Ich finde an dem, was Greiner sagt, sympathisch, dass er in manchen Passagen das Konservative mit dem doch noch etwas vorhandenen linken Gedankengut zu einer durchaus aromatischen Melange mischt.

    Damit macht er deutlich, dass es eine Abkehr geben muss, vom schwarz-weiß- oder links-rechts-Denken und dass man auch wieder Zwischentöne zulassen muss, die das eine mit dem anderen verbinden, ohne gleich widersprüchlich oder ideologisch zu sein oder zu werden.

    Wie wäre unserer Demokratie schon geholfen, wenn bei den Protagonisten wenigstens der Wille vorhanden wäre, anderen Meinungen wenigstens erst einmal zuzuhören, anstatt sie gleich zu verdammen.

    Jeder, der ein Gemälde anschaut, erfreut sich unter anderem auch an dem Kontinuum an Farben. Wie arm und traurig solche Bilder doch wären, bestünden sie nur aus schwarzen und weißen Flächen und Strichen.

    • Natürlich, weder sind chinesische Unternehmen Gewinnorientert, noch befinden sie sich in Privatbesitz :-))

      • Ja viele Unternehmen in China befinden sich noch im Staatsbesitz.

  31. Naja, warum ein vormals politisch links eingestellter Mensch konservativ wird, ist nun wirklich keine spannende Frage. Da könnten vermutlich die meisten Leser hier ein Buch drüber schreiben. Schließlich heißt es nicht umsonst: „Wer mit 25 nicht links ist, hat kein Herz. Wer mit 35 immer noch links ist, hat keinen Verstand.“

    Ehrlich, auch ich habe als junger Student mal die Grünen gewählt. Bei den meisten Menschen findet die Transformation anscheinend statt, wenn sie das erste Mal in der freien Wirtschaft Steuern erwirtschaften. Das ist bei Studenten halt etwas später der Fall, als bei jungen Menschen, die eine Berufsausbildung machen.

    Bei mir fand die Transformation schon früher statt, weil ich als Student mit dem Rucksack auch in vielen sozialistischen oder ehem. sozialistischen Ländern unterwegs war. Aufgrund meiner Beobachtungen mutierte ich daher schon während des Studiums zum Liberal-Konservativen und stehe dem Staat sehr skeptisch gegenüber.

    Viel interessanter wäre doch die Frage, warum einige Menschen mit „messianischen Anspruch von Grünen“ (klasse Ausdruck) trotz fortgeschrittenen Alters ihr linkes Sendungsbewusstsein dermaßen erhalten, dass selbst nüchterne Diskussionen nicht möglich sind, ohne dass sofort die Nazi-Keule raus geholt wird. Liegt es daran, dass solche Leute ihr Leben lang vom Staat alimentiert wurden? Dies ist nur eine Vermutung. Also, zu dieser Frage hätte ich gerne mal eine Analyse. In meinem Umfeld sind inzwischen alle vormals politisch links eingestellten Leute aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zu liberalen oder konservativen Menschen geworden.

    • Eine Teilantwort könnte sein, dass die meisten Menschen Konformisten sind und sich an das Denken und ihre Haltung ihrer Umgebung anpassen. Da laufen dann auch politische Gespräche nach dem Muster ab: ‚Die Sonne scheint.‘ ‚Ja, das Wetter ist schön.‘ So beobachte ich es in dem Lehrerkollegium: Intelligente Menschen, die nicht bereit sind, frei und mutig zu denken, sondern sich in Denken und Fühlen dem Mainstream anpassen. Insofern ist es eine quantitative Frage, wann und inwieweit sich etwas zum Rechten ändert. Ob es dann grundsätzlich besser wird, daran habe ich aufgrund oben beschriebener Beobachtungen zur Natur der meisten Menschen, doch meine Zweifel.

    • Es hat mit etwas Quasireligiösem zu tun.

      Der Gedanke an etwas Höheres, an Gerechtigkeit, an Ausgleich, an Hilfe oder Unterstützung, an das gut meinende Schicksal oder irgendeine Bestimmung steckt uns seit Jahrhunderten in den Knochen, ist in jeder höheren Zivilisation vorhanden, prägt jede Religion.

      Während der Industrialisierung, der Zeit Marx, war die Aufklärung schon sehr weit fortgeschritten und Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften, von der Astronomie, über die Biologie und Paläontologie bis hin zu der Psychologie drängten immer weiter ins Bewußtsein Aller, womit der Raum für Gott als höchste Instanz immer kleiner wurde.

      Der Glaube an Himmel und Hölle, Gott, Götter, Engel und sonstige, himmlische Gesandte wurde und wird immer unvereinbarer mit dem aufgeklärten, modernen, techniklastigen Leben.

      Damit wird aber automatisch eine riesige Lücke in den vertrauten Gedanken-Kosmos der Köpfe gerissen, ein Kosmos stirbt, der auch Jahrhunderte lang Trost und Hoffnung gegeben hat, irdische Härten und Grausamkeiten würden im Himmel belohnt oder entschädigt, also hielt man auf Erden vieles davon aus.

      Der Sozialismus bietet sich selbst penetrant als Ersatz für Religion an.
      Sein Materialismus will den Himmel auf Erden bauen, konstruieren und verzichtet auf jegliches Jenseits.

      Glaube an die Überwindung aller Klassen, Stände, Grenzen, wirtschaftliche Unterschiede und glaube damit an das materialisierte Paradies auf Erden, welches keinen Gott mehr braucht, weil es sowieso kaum noch Raum für ihn gibt.
      (Eigentlich nur noch den unbekannten „Raum“ in unbekannter “Zeit“ vor dem Urknall, durch den unserer physikalische Raumzeit entstand. Dort jenseits der Singularität herrscht noch die Transzendenz oder Dunkelheit, die der Glaube benötigt, will oder darf er nicht Wissen sein)

      Glaube ich fest an den Sozialismus/Kommunismus als großes Denkgebäude, welches mir verspricht, mir die materielle Welt zu Füßen zu legen, habe ich meine neue Religion gefunden und verhalte mich ab dann, wie ein überzeugter Christ, Moslem, Jude, Germane oder Grieche etc. egal.
      Das jemanden ausreden zu wollen, wenn man es denn will, gleicht daher auch dem Ausreden eines religiösen Glauben.
      Manche sind leicht in ihrem Glauben zu erschüttern, manche nie.

      Daher könnte man den Sozialismus/Kommunismus auch als Religion anerkennen, nur das ihr Gott „Materialismus“ keiner ist, sondern der erklärte Anti-Gott.

      (Hätte Marx behauptet, er habe das Kapital in der Wüste oder auf einem Berg geschrieben, er sei geblendet worden und hätte Stimmen gehört, die ihm die Verse diktiert hätten, wäre er wohl einer jüngsten Religionsstifter der Neuzeit geworden, statt Philosophie oder Volkswirtschaftler)

      Da derart viele Parallelen zu anderen Positiv-Göttern vorhanden oder erkennbar sind, erscheint es mir legitim, auch den Anti-Gott „Materialismus“ in den Pantheon aufzunehmen und dann möge er bitte, aus der weltlichen Politik verbannt werden.

      Ps: jede gut, also erfolgreiche, Ideologie triggert den religiösen Impuls in ihren Anhängern, seien es die alten, historischen Nazis, Sozialisten/Kommunisten, sonstige Heilsversprecher aus Sekten oder Pseudosekten, sie alle bietet sich als (irdischen) Ersatz für Gott, Jesus, Allah, Buddah oder wen auch immer an.
      Und wie bei den originalen Religionen, wird meist der Anspruch auf Vollständigkeit und Exklusivität des Denkgebäudes, also seiner Unvereinbarkeit mit anderen, konkurrierenden Welterklärungsmodellen, erhoben. Das bindet die Anhänger, schafft Abhängigkeiten und sorgt meist für volle Kassen der Veranstalter. Eben wie bei den Originalen.

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