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South Park vs. Disney:

Satire auf woke Unterhaltungsindustrie reicht die Hand zur Versöhnung

04.11.2023

| Lesedauer: 4 Minuten
Die neueste Episode der Kultserie South Park nahm sich den Disney-Konzern und dessen woke Politik der Neuauflage klassischer Filme mit diversen Charakteren vor. Aber die Kritik ist vielschichtiger und milder, als man es von der vermeintlichen Dampfhammer-Satire erwarten durfte.

South Park hat es wieder einmal geschafft: Mit einer 45-minütigen Sonderepisode legten die Satiriker Matt Stone und Trey Parker trefflich und respektlos den Finger in die Wunde des Zeitgeists. Diesmal traf es dabei niemand Geringeren als den Mediengiganten Disney und dessen verhasste Produzentin Kathleen Kennedy, die für die woke Verunstaltung geliebter Klassiker wie Star Wars und Indiana Jones verantwortlich war.

Der Reihe nach: Cartman berichtet von einem Traum, in dem nicht nur er, sondern alle seine Freunde durch „diverse“ und „weibliche“ Charaktere ersetzt wurden. Cartman selbst erscheint als schwarze Powerfrau mit losem Mundwerk, seine Freunde wurden zu Latinas, Inderinnen und Asiatinnen mit blauer Strähne im Haar und lesbischen Vorlieben. Kurzum: Die gesamte Besetzung von South Park erhielt die Disney-Behandlung, die Klassiker im woke-feministischen Gewand neu auflegt.

Kurze Zeit später wird dieser Traum aber zur Realität, denn ein Portal zum Multiversum (eine faule Drehbuchtechnik, die in der Episode ebenfalls reichlich ihr Fett abkriegt) öffnet sich und vertauscht Cartman tatsächlich mit seinem woken Pendant in einem Paralleluniversum. Ausgelöst hat diese Portalöffnung vermutlich die Disney-Produzentin Kathleen Kennedy, die den „Panderstone“, also den „Stein der Anbiederung“, zu oft genutzt hatte, um alte Inhalte im woken Gewand neu aufzulegen. Im Zuge dieser Portalöffnung wird Kennedy selbst in ein anderes Universum verbannt und von einer Cartman Version von Kennedy ersetzt, deren einzige wiederholte Forderung darin besteht, in Filmen eine Frau zu besetzen, die langweilig und homosexuell sein soll.

Während aber Cartmans Freunde verwirrt sind von der schwarzen Frau, die sich als Cartman ausgibt, treffen sie mit ihrer Beschwerde beim Schuldirektor auf wenig Verständnis. „Wenn ihr Jungs nicht glauben könnt, dass Eric Cartman eine schwarze Frau sein kann, dann seid womöglich ihr das Problem“, sagt der politisch korrekte Direktor in einer der amüsantesten Szenen der Folge.

Handwerkersterben und Überakademisierung

Nicht weniger amüsant ist jedoch der zweite Handlungsstrang, der in der Berichterstattung ein wenig untergeht. Denn Stans Vater Randy beschließt seinen Kindern einige wichtige Lebenslektionen mitzugeben, da diese nur noch an ihren Handys hängen und alles von KI machen lassen. Deshalb möchte er ihnen Fähigkeiten in der realen Welt vermitteln und will ihnen zeigen, wie man die kaputte Ofentür repariert – indem er einen Handwerker anruft.

Doch als der Handwerker das Problem nicht sofort lösen kann, beginnt ein Wettbieten mit anderen Akademikern um dessen wertvolle Zeit, denn seine Dienste sind überall gefragt. Die Akademiker in South Park stellen mit Schrecken fest, dass sie über keinerlei praktische Fähigkeiten verfügen, dazu hochverschuldet vom Studium sind und bald schon von der KI abgelöst werden können, während die gefragten Handwerker jeden Preis für ihre Dienste fragen können und zu Milliardären werden.

In einem Moment kritischer Selbstreflexion erkennen die Akademiker South Parks, dass sie mit ihrer akademischen Spezialisierung die Fähigkeit zum selbstbestimmten Überleben verloren haben und sich damit in die Fänge der wenigen verbliebenen Handwerker begeben haben. Doch Randy wäre nicht Randy, wenn er daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen würde. Die Akademiker geben die Schuld der Universität an sich (konkret: dem Universitätsgebäude) und beschließen, diese mit einem Katapult anzugreifen. Doch das bestellte Katapult wird verpackt geliefert und muss zusammengebaut werden, wofür die Akademiker wieder einmal die Dienste der Handwerker in Anspruch nehmen müssen.

Gibt es einen Weg zurück aus der Verwokung?

Die verschiedenen Handlungsstränge kulminieren in einem Finale, das mit einem Zusammentreffen der echten Kathleen Kennedy und Cartman im woken Paralleluniversum eingeläutet wird. Dort bekennen – verblüffenderweise – beide Parteien, dass sie Fehler gemacht haben. Kennedy gibt zu den „Stein der Anbiederung“ zu oft benutzt zu haben, Cartman hingegen gesteht, dass er hinter den zehntausenden Hassbriefen steckt, die Kennedy im Laufe der Jahre für ihre Arbeit erhielt. Überraschend strecken die South Park-Macher Kennedy hier die Hand zur Versöhnung entgegen, denn sie gestehen Kennedy die Absicht zu, zumindest anfänglich nur gute Filme machen zu wollen. Erst mit der exzessiven Kritik sei Kennedy dazu verleitet worden, den „Stein der Anbiederung“ immer häufiger zu verwenden und damit woke Elemente einzuführen.

Schnee…buntchen und die sieben…Dingens?

Achtung, Glosse!

Schnee…buntchen und die sieben…Dingens?

Es ist, in einer Episode, die zunächst als ungebremster Angriff auf die woke Hollywood-Maschinerie verstanden wurde, nur einer von vielen Momenten, in denen die Parodie nicht voll durchzieht. Das weibliche Quartett, das die vier Schuljungen ersetzt, ist keineswegs so „langweilig“, wie man es aus realen Austauschprogrammen kennt. Auch verzichtete man sicherlich bewusst darauf, Cartman in seiner Fassung als schwarze Frau kugelrund erscheinen zu lassen, sondern ihn stattdessen höchstens „kurvig“ zu präsentieren. Und spätestens als Randy die Erkenntnis seiner akademischen Lebenslüge wieder zu den Akten legt, um stattdessen einfach Kathleen Kennedy an allem die Schuld zu geben, wird deutlich, dass die Kritik sich nicht nur an Disney richtet, sondern auch an jene, die die Schuld für all ihre Problem der woken Industrie zuschieben wollen.

Dass dies nicht aus Naivität über die wahren Absichten von Disney erfolgt, ist aber ebenso deutlich. Nach geglückter Rückkehr ins richtige Universum begrüßt die wahre Kathleen Kennedy Disney-Chef Bob Iger mit der Ankündigung, dass sie keine anbiedernden Filme mehr machen wolle, sondern nur noch originelle Produktionen, worauf Iger sinngemäß erwidert: „Schau mer mal.“

Angesichts der langen Liste an Tabubrüchen und Provokationen, darf nicht davon ausgegangen werden, dass die South Park-Produzenten hier einfach der Mut verlassen hat, sondern dass sie tatsächlich einen Weg zurück aufzeichnen wollten, eine Einladung an Kennedy & Co. sich wieder der Magie des Kinos zu verschreiben.

Wenn die Realität die Satire vollendet

Umso bemerkenswerter ist es, dass die Kraft dieser Satire sich erst in ihrer Rezeption in der Realität entfaltet. Dass konservative Medien die Kritik an Disney bejubeln, während ihre liberalen Pendants meinen, Konservative hätten gar nicht begriffen, dass die primäre Kritik ihnen und ihrer Erregung gelte, darf beides nicht verwundern und war zu erwarten. Allerdings mehren sich nun auch die (zugegebenermaßen schwer zu verifizierenden) Gerüchte, dass Kennedy nicht beabsichtigt auf die Parodie mit Milde und Einsicht zu reagieren, sondern stattdessen ankündigte, die woken Bemühungen nicht nur beizubehalten, sondern diese zu verdoppeln und sich nicht von ihrer Linie abbringen zu lassen.

Wer also für einen Moment versucht war, an das Gute in Kathleen Kennedy zu glauben, wird spätestens mit dieser Nachricht eines Besseren belehrt. Allerdings sind deren ideologische Überzeugungen eine Sache, die Geschäftsinteressen von Disney eine ganz andere. Und diese zwingen nun den Mediengiganten dazu, sich den Realitäten anzupassen. Fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung der neuen South Park Folge wurde bekannt gegeben, dass Disney seine vielgeschmähte geplante Neuauflage von Schneewittchen (und den sieben diversen Charakteren) nun drastisch überarbeiten und die Veröffentlichung ins Jahr 2025 verschoben wird. Statt der bunten Jahrmarkttruppe sollen nun doch Zwerge im Film auftauchen, allerdings digitale. Wahrscheinlich wären echte Kleinwüchsige dann wieder für irgendjemand eine Beleidigung gewesen. Nun ja, man darf keine Wunder erwarten. Dessen werden sich auch die South Park-Macher bewusst gewesen sein.

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12 Kommentare

  1. South Park ist die intelligenteste Gesellschaftskritik, die es in dieser Zeit gibt und das schon seit Jahren.

  2. Handwerkersterben und Überakademisierung
    ich habe nichts gegen eine Überakademisierung, wenn es nicht eben nicht ein viel zu viel Sozialwissenschaftler und Innen, Politologen und Innen, Pädagogen und Innen, Erziehungswissenschaftler und Innen, usw. gäbe! Der Höhepunkt der deutschen „Wissenschaftskultur“ sind insgesamt bezogen auf das Sommersemester 2023 insgesamt 173 Professuren an deutschen Hochschulen über eine Voll- oder Teildenomination in der Frauen- und/oder Geschlechterforschung.
    Professoren und Innen haben ein mittleres Jahresgehalt von 83.200 €; alimentiert natürlich aus den Steuern!

  3. Schade, wenn am Ende die satirische Spitze aufgrund von Harmoniesucht abgebrochen wird. Wokeness ist eine unheilbare Krankheit, es ist wie mit dem Islam, Kompromisse sind nicht möglich, gibt man denen den kleinen Finger nehmen sie stets die ganze Hand.

  4. Disruptive Entwicklungen will sicher keiner. Die Taktiken des DeepState und des UK zu kopieren, wäre der Geburtsfehler einer besseren Zukunft. Natürlich muss es Gerechtigkeit geben. Die wird kommen. Das Böse reitet sich täglich tiefer in den Sumpf. So ist es am besten. Jeder bestraft sich selbst und blamiert sich so gut er kann.
    Der Kupferstich Dürers mit den 4 apokalyptischen Reitern war sicher eine gut bezahlte Auftragsarbeit des Teufels.
    Die Verderber sollen sich einfach zu ihrem Volksgenossen scheren und den Rest der Menschheit für immer in Ruhe lassen.

  5. Es wird umgekehrt ein Schuh daraus. South Park hat überwiegend ein rechtes bis konventionelles Publikum. Linke schauen das schon seit Jahren nicht mehr. Matt Stone und Trey Parker müssen Geld verdienen, und das haben sie mit Kennedy gemeinsam. Sie sind so wenig rechts wie Kenneday – sonst wären sie nicht in diesem Medium unterwegs. Kein amerikanischer Rechter machte ein Format wie South Park. Er holt sich seinen Burger bei Five Guys, fährt mit seinem F-150 davon und hört im Radio Phil Collins. Von der Welt von South Park hatte er noch nie eine Ahnung, meist war ja nicht mal auf den College, das braucht man als Handwerker auch nicht. In den USA steigt man dafür mit 16 oder 18 als Aushilfe in einem Betrieb ein und ist dann halt irgendwann Klempner oder Tischler.
    Gebt den beiden die Aufgabe, im nächsten Jahr das Duell Biden gegen Trump darzustellen.
    Wenn sie sich da überhaupt ranwagen. Aber am Ende heißt „Versöhnung“ für sie: Trump geht ins Gefängnis, DeSantis verliert die Wahl und sie haben vier Jahre Kamala Harris, um Witze über sie zu machen. Greg Gutfeld ist auch erst wieder richtig gut, seit die Dems regieren und ihm Tucker Carlson nicht bei Fox mehr im Nacken hängt. Da täusche sich keiner. Aber wer außer Gutfeld hat was davon?
    Die Linken.

  6. Nur in einem völlig ungebildeten Umfeld kann ein Darsteller von Zwergen als erniedrigt begriffen werden: Die Zwerge sind in der germanischen Mythologie tüchtige Wesen mit magischen Fähigkeiten, klug und sehr geschickt. Sie sind die Handwerker der Götter und genossen ein hohes Ansehen. Sie waren die Beschützer von Schätzen, weshalb sie bei Schneewittchen wohl nicht ganz zufällig als deren treue Begleiter auftauchen. So hat das Volk über sie gedacht. Für einen kleinwüchsigen Menschen – wenn man ihn denn als Zwerg in Filmen einsetzt – ist das alles andere als eine negative oder gar demütigende Beschreibung; ganz im Gegenteil. Ein Zwerg – das ist das eigentlich Lustige an der Figur – ist etwas ganz „Herausragendes“.

  7. „sondern dass sie tatsächlich einen Weg zurück aufzeichnen wollten“
    Aha, welchen jetzt? Die Genderwissenschaftler stehen ab von ihrem Tun und beginnen nach dem Bullshit-Bachelor und 3 eingebildeten burn-outs noch eine Lehre im Öko-Landbau, um sich zu erden?
    Na, da schau mer mal.

  8. Man sollte sich auch mal die Kriterien durchlesen die man abhaken muss, um Heutzutage einen Oscar zu gewinnen.

    ACADEMY ESTABLISHES REPRESENTATION AND INCLUSION STANDARDS FOR OSCARS® ELIGIBILITY

    Es ist geradezu unheimlich wie sie Diversität und Inklusion erzwingen, aber es ist ja mittlerweile bei allem so. Wir leben in einer Welt in der Haltung, Diversität, Geschlecht, Hautfarbe etc. mehr zählen als Leistung, Kompetenz, Eignung etc. da braucht man sich auch nicht wundern, dass fast nur noch Dreck in Hollywood produziert wird.

  9. Gibt es einen Weg zurück aus der Verwokung? Bei Disney sicher nicht. Dieses Unternehmen treibt die Identitätspolitik seit Längerem auf die Spitze. Die Website der Walt Disney Company (we are committed to creating a better world) unterteilt unter der Flagge Diversity & Inclusion alles nach woken Merkmalen. Die Belegschaft wird gnadenlos nach Asian, Black, Hispanic, Native American or Alaskan Native, Native Hawaian oder Pacific Islander, White, Two or more Races in Prozentzahlen zerlegt. Bei Arbeitsbereichen werden Frauen und PoCs gezählt, usw. Disney ist sicherlich auch zu groß, um bei potenziellen finanziellen Einbußen durch „inklusive Produkte“ einzuknicken. Klar kann Eric Cartman eine schwarze Frau sein, gewöhnt Euch dran!

  10. Ich habe die Folge vor ein paar Tagen gesehen, sie ist echt spitze. Ich musste mich echt wegschmeißen vor lachen.
    The Critical Drinker“ hat ein gutes Video darüber gemacht. Es ist allerdings auf Englisch.

  11. Schade, Southpark zeichnete sich immer dadurch aus das sie beide Seiten gut auf die Schippe nahmen und vor schweren Themen kein Blatt vor dem Mund nahmen.
    Das ist wirklich viel zu mild.

    • Meines Erachtens war Southpark in den ersten 10 Jahre das Intellektuellste, was im deutschen TV zu sehen war. Nummer 2 war die Harald Schmidt Show. Dabei waren beide Sendungen nicht sonderlich intellektuell, sondern der Rest einfach nur moralinsauer und verblödet. Allerdings gab es zu dieser Zeit einen Ausgleich, denn es wurden zeitgleich die unterhaltsamsten Sitcoms und epischsten Filme der Filmgeschichte gedreht.

      Mit der Wahl von Obama und dem Aufstieg von Youtube zerfielen Anspruch und Unterhaltsamkeit ins bodenlose. Die von Milliardären finanzierte Unterhaltungsbranche wurde 100% politikhörig. Um die „Attack/Wir-sind-99%/Occupy-Wall-Street-“Bewegungen in andere Bahnen zu leiten, erfand und finanzierte man Woke-ismus und Klimasekte.

      Die ganze Entwicklung hinterließ ihre Spuren bei Southpark. Seit der Obama-Wahl gab es sporadisch noch eine Handvoll guter Folgen, mit der Verdrehung von Cartmans Charakter verlor die Serie ihren Witz und Biss und eine Hofnarren-Funktion hat sie schon lange nicht mehr. (Und um Himmelswillen, was sollte das mit den „Mr. Hankey/Towlie/Tegridy Farm“-Folgen??).

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