Ergänzte Fassung: (25.5. 2019, 15.20) Auf der Straße ist längst eindrucksvoll belegt, dass der Spiegel-Skandal um den Schummelautor Relotius für die Menschen eine noch viel größere Dimension hat als jener um die Hitlertagebücher, die den Stern so nachhaltig beschädigt haben. Dann nämlich, wenn der Name Relotius zum dauerhaften Synonym geworden ist für journalistische Betrügereien, für die Erzeugung von Fake-News nicht nur aus Eitelkeit oder Geldquelle, sondern auch bewusst ideologisch eingesetzt, um dem politischen Gegner zu schaden.
Jetzt, mehr als fünf Monate nach der Selbstanzeige des Spiegel, damals, als möglicherweise schon die Gefahr bestand, dass der Skandal von außen publik gemacht werden könnte, folgt in der aktuellen Ausgabe ab Seite 130 ein Schlussbericht über mehr als ein dutzend Seiten: „Der Fall Relotius – Abschlussbericht der Aufklärungskommission“.
Ein Dokumentar verließ das Haus, ebenso wie zwei ehemalige Vorgesetze von Relotius abgetreten sind, der eine als Ressortleiter, der andere als Chefredakteur. Bauernopfer? Der Spiegel gesteht jedenfalls einen gewaltigen Imageschaden ein, der nicht nur den Spiegel selbst, sondern den „Qualitätsjournalismus“ insgesamt betreffen soll.
Relotius reloaded oder: Wie man Unwörter erfindet
Der linksliberale Blogger Stefan Niggemeier, der einst selbst etwas länger als ein Jahr seinen Teil zum „Qualitätsjournalismus“ beigetragen hat, fasst es auf Twitter nach Lektüre des Abschlussberichtes folgendermaßen zusammen:
Über den Fall Relotius hinaus spricht der Spiegel noch von weiteren Betrügereien, die strenggenommen keine seien, sondern nur „unsauber gearbeitet“. Hier allerdings hat die intern zusammengestellte Aufklärungsmission ein System der Schlamperei entdeckt, das verharmlosend so erzählt wird:
Es wurde „nicht betrogen, aber unsauber gearbeitet (…): indem Geschichten durch eine sehr großzügige Auslegung von Abläufen oder Fakten eine künstliche Dramaturgie eingepflanzt wurde. Dergleichen war bis zuletzt auch in anderen Redaktionen durchaus üblich, macht die Masche aber nicht legitimer – und wird bei uns nicht länger toleriert.“ Gemeint sind hier auch führende Journalisten des Hauses, die sich beteiligt haben, wie im Weiteren noch zu erzählen ist.
Kujau Relotius: Die Fälschungen gehen viel weiter als vom SPIEGEL zugegeben
„Wir überarbeiten unsere Recherche-, Dokumentations- und Erzählstandards.“ verspricht der Spiegel. Aber was soll das bitte bringen, wenn doch das Personal das Gleiche geblieben ist? Wenn diese Form des Journalismus seine Qualität doch weiterhin zuerst aus der richtigen Haltung bezieht und nicht aus dem Wert der Nachricht an sich oder etwa der verlorenen gegangenen Maxime des Blattes: „Sagen, was ist“?
Geschäftsführer und Chefredakteur haben da eine Idee: Sie wollen den Fall Relotius als heilsamen Schock verkaufen, der das Blatt besser machen kann. Ach Gott, das ist nun fast halbseiden. Ja, lesen die beiden denn ihr eigenes Magazin nicht mehr? Haben sie sich etwa gleich als erste enttäuscht abgewandt? Was hat sich konkret ein dutzend Ausgaben nach Relotius zum Positiven hin verändert?
Am Rande interessant, dass Relotius zunächst über Jahre freiberuflich für den Spiegel arbeitete und sich erst 2017 eine festen Platz verdienen konnte. Wir wissen heute, auf welche Weise. Wäre er als ehrliche Haut mit einem ausgewiesenen Berufsethos heute immer noch freischaffend für den Spiegel tätig oder längst gar nicht mehr?
„Im Nachhinein geben allerdings Dirk Kurbjuweit und Klaus Brinkbäumer an,
bei einzelnen Texten leise Zweifel gehabt zu haben.“ Ach herrje, das sind so neue Spiegelsätze, von denselben Spiegelleuten, die auf eine Weise Sarkasmus erbetteln, dass man sie still an sich vorüberziehen lassen sollte.
Kapitän der Lifeline ist wütend auf Relotius
Immerhin befindet die Spiegel-Kommission, dass es neben uneindeutigen Warnhinweisen im Vorfeld eine Reihe von „Deutliche(n) Warnungen“ gegeben hätte, drei Stück an der Zahl, die jede für sich den Betrüger zu Fall hätten bringen müssen, wenn … ja, wenn was eigentlich? Wenn überhaupt jemand bis in die höchsten Etagen bereit dazu gewesen wäre, was nicht der Fall war? Schlimmer: Trotz mittlerweile massivster Zweifel wurde dem als Betrüger verdächtigten Kollegen noch die Ehre zuteil, u.a. eine Titelgeschichte veröffentlichen zu dürfen.
In diesem als Abschlussbericht tituliertem 17-Seitenwerk ist wiederum über Seiten eine Chronologie der Ereignisse eingewoben, die bereits in der Vergangenheit breit auserzählt ist, hier aber aus dramaturgischen Gründen erneut eingefügt wurde – ebenso könnte man, so man Katholik wäre, versuchen, bei der Beichte zu punkten, in dem man seine Sünden in Reimform vorträgt.
Der Spiegel reklamiert Opferrolle in Causa Claas Relotius
Der Spiegel will jetzt verstanden haben, dass die Welt Wahrhaftigkeit brauche. Die Zeit, in der man Menschen packen, anrühren und emotional abholen wollte, sei vergangen. Der Thesenjournalismus hätte viel verbrannte Erde hinterlassen. Aber wer hat da zuvor gewohnt in diesem verspiegelten Pommerland? Wie viele Geschichten solcher Spiegel-Thesenjournalisten wie Georg Diez einer war, haben eigentlich Journalisten und Blogger der alternativen Medien diffamiert, denunziert und diskreditiert? Georg Diez ist heute nicht mehr beim Spiegel. Aber warum musste er gehen? Auch dazu gibt es bisher keine weiteren Informationen.
Die Spiegel-Affäre: Ist der Reporter Claas Relotius nur Bauernopfer?
Auch die Zusammenarbeit der Redaktionen mit der Dokumentation muss beim Spiegel phasenweise eine Katastrophe gewesen sein, wenn ein Dokumentar der Kommission berichtet, »dass „nicht selten“ kurz vor Druck Fakten vom Dokumentar so hingebogen werden sollen, dass ein Text „gerade eben nicht mehr falsch ist“, um eine These zu retten, die in einer Konferenz vorgestellt wurde.«
Wahrhaftig bzw. unbestritten wahr ist beim Spiegel also tatsächlich nur, was an Vorurteilen über die schlampige Arbeit kursiert, wenn diese nur ein Ziel haben soll: Die schwiemelige linke Ideologie des Hause ins Blatt zu peitschen.
Und es bleibt religiös, wenn im Bericht Sätze folgen, die klingen wie Peitschenhiebe bei einer mittelalterlichen Selbstgeißelung (Relotius-Sound) wie dieser hier:
„Zunächst die gute Nachricht: Die Kommission hat beim Spiegel keinen weiteren Claas Relotius gefunden. Das bedeutet aber leider nicht, dass es keine anderen Fälschungen gab.“
Aua. Und ein anhaltendes Aua, wenn es da weiter heißt, die Kommission hätte „bislang“ keine weiteren Fälle gefunden, weil man aber auch nicht wirklich nach solchen gesucht hätte. Man hätte sich „vorrangig“ um Relotius gekümmert. Aber doch, da gäbe es Hinweise zu Texten aus den Fünfzigerjahren, denen noch nachgegangen werde. Ja, das Blatt hat hier die Lacher ganz auf seiner Seite.
Versuchte Abschaffung der Wirklichkeit: Reschke, Relotius, Menasse
„Die Kommission hat bei ihren vielen Gesprächen mit Redakteuren, Dokumentaren und Justiziaren den Eindruck gewonnen, dass es sich hier nicht nur um gelegentliche Ausreißer handelt, sondern zum Teil um unterschiedliche Auffassungen davon, was in einem journalistischen Text noch zulässig ist und was nicht.“
Aber klar, die Kommission stellt ausdrücklich fest, dass das kein reines Spiegel-Problem wäre, andere Redaktionen würden es ebenso machen. Behauptet man einfach mal, aber man nennt keine Namen. Aus dem Lügenspiegel macht der Spiegel also zur Selbstverteidigung die Lügenpresse.
Aber was ist das nun für eine desaströse Verteidigungsstrategie? Unter den so als eine Art halber Relotius Vorgeführten ist beispielsweise ein Text der Spiegeledelfeder Alexander Smoltczyk, und ja sogar noch einer von Dirk Kurbjuweit selbst. Vor der Denunziation also planmäßig nur eine angedeutete Selbstzerfleischung? Aber die beiden sind nicht alleine, auch folgende Damen und Herren erwischt es im Bericht in der Rubrik „Verfälschungen“: „Melanie Amann, Laura Backes, Tobias Becker, Fiona Ehlers, Markus Feldenkirchen, Moritz Gerlach, Ann-Katrin Müller, Tobias Rapp, Katja Thimm und Claudia Voigt“ stehen als Autoren unter dem Bericht. Es ist die Masche, die der SPIEGEL perfektioniert hat: Das Zusammenschreiben von Beiträgen durch eine Vielzahl von Autoren. Umso schwerer wird es, Verfälschungen zu entdecken und zuzuweisen – das schreiberische Kollektiv verdeckt die Verantwortlichkeit.
Präzisierung der Vorwürfe durch den SPIEGEL
Nach Veröffentlichung bittet die Leitung der Abteilung „Kommunikation und Marketing beim Spiegel“ TE um eine „unverzügliche Klarstellung“, dass von dem Autoren-Kollektiv ausschließlich die Autorin Fiona Ehlers im Artikel verfälscht hätte und nicht die anderen Autoren. „Wir bitten Sie um entsprechende unverzügliche Klarstellung, wir müssten sonst zum Schutz der betreffenden Kollegen formal Unterlassungs- und Richtigstellungsansprüche geltend machen.“
Dem so energisch vorgetragenen Wunsch und der mitgelieferten Präzisierung kommen wir gerne nach: Tatsächlich kommen die Namen nicht im Abschlussbericht der Wahrheitskommission vor, ebenso wenig, wie die Spiegel-Autoren von drei weiteren von der Kommission als „verfälscht“ deklarierten Artikel genannt werden. DER SPIEGEL benennt die Artikel, aber nicht die Autoren.
Drei der verfälschten Artikel wurden von Einzelautoren geschrieben, einer von der genannten Autorengruppe. Wir haben in einem Folgebericht bereits die verfälschten Artikel den Verfälschern beim Spiegel ordentlich zugeordnet :
Verfälscht wurde im Spiegel 43/2012 der Artikel „ Asadullahs Spiel“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89234392.html
Autor: Guido Mingels
Verfälscht wurde im Spiegel 27/2014 der Artikel „Ich bin Tatunca. Punkt“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-127862088.html
Autor: Alexander Smoltczyk
Verfälscht wurde im Spiegel 29/2017 der Artikel „Lasst es krachen“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-152163672.html
Autoren: Melanie Amann, Laura Backes, Tobias Becker, Fiona Ehlers, Markus Feldenkirchen, Moritz Gerlach, Ann-Katrin Müller, Tobias Rapp, Katja Thimm und Claudia Voigt
Verfälscht wurde im Spiegel 42/2004 der Artikel „Schlangen und Gespenster“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32428341.html
Autor: Dirk Kurbjuweit
Es braucht hier allerdings nur einen Recherche-Klick, um die Autoren den genannten Artikeln zuzuordnen. So bittet uns die Leitung der Kommunikation und Marketing des Spiegels auch gar nicht darum, nicht mehr zu behaupten, dass Guido Mingels, Alexander Smoltczyk oder Dirk Kurbjuweit Verfälscher wären. Sie sind hiermit zumindest indirekt als Verfälscher bestätigt.
Der Spiegel bittet um Richtigstellung nur an der Stelle, wo zehn Autoren an einem Artikel geschrieben haben. Nun also aus dem Hause Spiegel die Zusatzinformation an TE, das ausschließlich die Autorin Fiona Ehlers im Artikel verfälscht hätte und eben nicht die anderen neun Autoren. Warum nun allerdings im Abschlussbericht die Rede von „der Autor“ ist, müsste die Wahrheitskommission noch klären, die es so aufgeschrieben hatte. Weiterhin möchten wir aber darauf hinweisen, dass die Artikel der Spiegelautoren Guido Mingels, Alexander Smoltczyk und Dirk Kurbjuweit laut Abschlussbericht der Wahrheitskommission verfälscht sind. Ebenso ein Artikel, der von zehn Autoren geschrieben wurde, dessen verfälschte Teile aber laut Spiegel nur aus der Feder von „der Autor“ Fiona Ehlers stammen. Doch ist diese Aussonderung von Fiona Ehlers wirklich fair? Immerhin paßte ihr verfälschter Teil-Beitrag perfekt in das Gesamtbild des Beitrags, war eine wesentliche Bestätigung der Grundthese. Wer trägt nun die Verantwortung für dieses Gesamtbild? Einer der Autoren oder die Chefredaktion? Auf die vermeintliche Klarstellung folgen weitere Fragen.
Nun sind vier Artikel nicht nur vier verfälschte Artikel. Die Genannten wurden von der Wahrheitskommission nur exemplarisch ausgewählt, wenn es da weiter heißt:
„Die Kommission hat bei ihren vielen Gesprächen mit Redakteuren, Dokumentaren und Justiziaren den Eindruck gewonnen, dass es sich hier nicht nur um gelegentliche Ausreißer handelt …“
@SPON: Tja, lieber Spiegel -knapp 20 Jahre lang hatte ich Dich wöchentlich gelesen. Aber nach der Ära Augstein bist Du mir ins Märchenlager abgedriftet, hast das „sagen, was ist“ gegen eine „schreiben, was gern sein soll“ und ein „verschweigen, was ist“ ersetzt. Und das war’s dann mit uns beiden..
-Die Essenz des Falles Relotius habt Ihr bis heute augenscheinlich immer noch nicht verstanden: Ihr wurdet betrogen, weil Ihr betrogen werden _wolltet_! Wenn eine Geschichte zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist sie eben genau das: nicht wahr. Wer journalistischen Grundsätzen verhaftet wäre, würde dies objektiv überprüfen; wer aber Journalismus gegen Haltung ersetzt hat, der _will_ an die schöne Geschichte glauben.
Und weil Ihr das ja jetzt wieder abtun wollt (denn auch das gehört ja umgekehrt dazu: Der Gläubige will das ihm unbequeme ja genausowenig akzeptieren, wie er umgekehrt an seine Utopien glauben will): Fragt Euch doch mal, warum Relotius Euch ausschließlich so bräsige, dem linken political-correctness-Zeitgeist huldigende Märchen fabriziert und angedient hat? Warum keine liberalen, warum keine konservativen? Eben: Der Mann hat das fabriziert, von dem er wusste, dass Ihr es ihm abkaufen würdet. Sein Duktus spiegelt die Ideologie des Blattes wieder. So unschön ist die Faktenlage; und wäret Ihr Eurem (ehemaligen..) Motto „sagen, was ist“ noch treu geblieben, dann stünde dieses harte Selbsturteil jetzt auch so im Abschlussbericht. Gute Nacht, lieber SPIEGEL, so wird das nichts mehr. Nicht nur mit uns beiden -Eure Auflagenzahlen berichten mir, dass es vielen da draußen so geht wie mir.
Besonders der untere Teil des Artikels gefällt mir. Da kann ich Herrn Wallasch nur zurufen: „You made my day!“
Jetzt, wo beim Spiegel alle geläutert sind und gebeichtet haben wäre es doch nur logisch, nicht nur weiterzumachen wie bisher sondern auch den Kollegen Relotius wieder an Bord zu holen – oder? Die todessehnsüchtige SPD macht vor, wie’s geht. Ich dachte, mich tritt ein Pferd, als ich die unten verlinkte Meldung las. Realität schlägt Phantasie wieder mal um Längen:
https://www.focus.de/politik/deutschland/er-hat-nichts-mehr-zu-verlieren-spd-vorstandswahl-saegt-ein-alter-bekannter-an-andrea-nahles-stuhl_id_10761453.html
So so, Spiegel liest TE, ist Hopfen und Malz wohl doch noch nicht restlos verloren. Oder schaun die sich schon, ähnlich wie Gabriel, zwecks Anschlussverwertung um.
YOU ARE NOT WELCOME, keep your fairy tales in Hamburg ! 😀
Das muss hart für die Spiegel-Leute sein, die ehemaligen Leser hier in den Kommentarspalten wiederzufinden.
Hallo Spiegel, wir sind nicht weg, wir sind nur woanders!
Anscheinend flüchten immer mehr vor medialer Armut, Wanderunswillige der besonderen Art. Abwarten ob’s hierzu auch bald einen Rechtsanspruch auf Asyl geben könnte 🙂
Ein Abo reicht völlig aus, da brauchen wir kein Asylrecht.
Und nochmal: Hallo Spiegel. Ich bin hier nicht nur Abonnent, ich habe auch Geld gespendet für den Prozess, den Herr Tichy gegen dieses ominöse Netzwerk führen muss. So fanatisch habe ich auch mal den Spiegel gelesen.
Nach dreimaligem Lesen dieses Artikels und dem Aufruf der Erinnerungen an die eigene Zeit als Spiegel-Leser (Beginn: Schleyer-Entführung – da war ich noch Kind – Ende Printausgabe 2008, endgültiges Ende Spiegelonline 2011 mit Fukushima) komme ich zu folgendem Ergebnis: Wenn die etwas ändern, können sie das Blatt einstellen.
Der Spiegel, den ich kannte, lebte von drei Stärken.
Stärke 1: Aktualität
In den 80ern arbeiteten ARD und ZDF in der Woche auf, was montags im Spiegel gestanden hatte. Der Lustgewinn des Spiegel-Lesers lag darin, anderen seinen Informationsvorsprung mit präsenter, jedoch unaufdringlicher Lässigkeit vorzuführen. Vergleichbar wäre folgende Situation: Eine Gruppe schaut zusammen live ein Pokalspiel, es läuft die letzte Spielminute, es steht 1:1. Einer erhebt sich:“Die Roten machen gleich ein Kontertor durch X. Ich gehe schon mal auf Toilette, bevor alle gehen.“ Als er spült, hört er sie schreien, kehrt zurück und übersieht lächelnd die verblüfften Blicke. Natürlich ist das Vorhergesagte eingetroffen. Dann sagt er, ein Bier öffnend:“Ich habe das Spiel schon mal gesehen.“
Spiegel-Leser meiner Generation waren Angeber. Und Klugscheißer.
Diese Zeiten sind vorbei. Heute ist jeder Reporter, dank Smartphone und Netz. Wer wissen will, was auf einer Demo los war, besucht die entsprechenden Kanäle auf Telegram. Informationen werden fast in Echtzeit publiziert. Damit hat der Spiegel seinen Trumpf verloren.
Stärke 2: Qualität
Der Deutschland-Teil war selten spannend. Man las ihn zum Schluss. Der Wissenschaftsteil war erstaunlich nah dran an neuen Forschungsergebnissen. Diese Stärke gaben sie Anfang des Jahrhunderts preis. Warum? Vielleicht war die Redaktion zu teuer. Meine persönliche Ansicht: Es kam gleichzeitig zur Feminisierung sowohl der Leserschaft, als auch der Redaktion. Nerdige Sachthemen verschwinden dann automatisch. Ich kündigte auch deswegen das Abo 2005 und kaufte Print regelmäßig bis 2008. Manchmal gelang ihnen ja noch eine Überraschung.
Stärke 3: Sprache
Irgendwann hatte eine junge Frau einen Kurzfilm über den Wiener Soziopathen Heinz Sobota gemacht. Ich suchte im Netz nach der Verleihfirma. Plötzlich ploppte eine Spiegel-Rezension des Romans „Der Minus-Mann“ sus dem Jahr 1978 auf. Ich las sie und spürte einen Stich, als hätte ich beim Stöbern das Foto eines früh verstorbenen Freundes gefunden. Der Wortwitz, die Rücksichtslosigkeit, mit der Pointen auf Kosten anderer gesetzt wurden. Der Schreiber hatte vermutlich oftmals „Die Fackel“ gelesen. Der Kontrast zum heutigen Stil könnte nicht größer sein. Den Spiegel-Lesern fiel es nicht auf, weil sie langsam entwöhnt worden waren. Mir wurde schlagartig klar, warum ich mein Taschengeld in den Spiegel investiert hatte, warum ich als Minderjähriger in England meilenweit gelaufen bin, um die neueste Ausgabe zu erhalten.
Relotius hat versucht, ähnlich brillant zu sein. Aber er ist nicht nur an seinen Lügen gescheitert, sondern auch am Unvermögen. Die Sprache eines Karl Kraus ist wie ein Schuh, der so groß ist, dass jeder mühelos hineinschlüpfen, mit dem ob seiner Größe aber kaum jemand zu laufen vermag. Wie Herr Wallasch es in seiner Karikatur oben andeutet, erkennt man den Hochstapler am unverständigen Gebrauch von Adjektiven. Das hat schon Wolf Schneider jahrzehntelang gepredigt.
Das alles vermissen die abtrünnigen Fans des alten Spiegels. Wir wollten Neuigkeiten und Überraschungen. Wir suchten Antworten und erhielten ein Orakel. Wir hatten Zweifel und fanden den Diskurs. Als man uns dies verwehrte, reichten wir die Scheidung ein.
Die Leserschaft ist auf einen Kern geschrumpft, der dort das sucht, was er auch bekommt. Sie können es sich nicht leisten, die zu verärgern. Wer Blutdrucksenker braucht, nimmt sie aus Angst vor dem Schlaganfall.
Sie werden einen neuen Chefredakteur brauchen. Ich schlage Martin Sonneborn vor. Der passt perfekt.
Kaum spricht man vom Meister, macht man aus Ehrfurcht Fehler. Es muss natürlich heißen: „Die Sprache eines Karl Kraus ist wie ein Schuh, der so groß ist, dass jeder mühelos hineinschlüpfen k a n n, mit dem ob seiner Größe aber kaum jemand zu laufen vermag.“
So ähnlich wollte ich das Hauptargument auch gerade zu Protokoll geben. Den einen (kleineren?) Teil der Leser, die sich die von Ihnen beschriebenen Qualitätsanforderungen wünschen, haben SZ und Spiegel doch längst verloren. Selbst wenn es gelänge, das Ruder wieder herum zu reißen (so in Richtung früherer Newsweek; aber mit diesem Personal?), würden diese Publikation auch noch den größeren Teil der Leserschaft verlieren. Für Journalismus, der vorgekaute Meinungen fabriziert für Leser, die sich nie fragen: Stimmt das überhaupt? wird es m. E. immer einen Markt geben.
Richtig. Deshalb sind wir ja auch hier. Hier bekommt man ein von Holger Douglas geführtes Interview mit Horst-Joachim Lüdecke mit dem Titel „Von Treibhäusern und Decarbonisierung“ – nicht bei der SZ und auch nicht beim SPIEGEL. Deshalb sind wir hier und werden auch so schnell nicht mehr gehen.
Was ist denn unverständiger Gebrauch von Adjektiven?
Nur weil Hemingway jedes Adjektiv erschießen wollte… Es ist eine Frage der Mode. Zur Jahrhundertwende war guter Stil blumig, ab den Zwanzigern kurz und knapp. Ich mag beides.
Es geht um ihren sinnvollen Gebrauch, Monsieur de Tocqueville.
Stellen wir uns vor, ich würde schreiben:
„Der hochbetagte Wolf Schneider ist der Nestor der deutschen Journalisten.“
Das Adjektiv „deutschen“ ist richtig, weil Schneiders Wirkungskreis sich auf Deutschland beschränkt hat. Doch was ist mit „hochbetagt“?
Schneider ist 94, also ist er hochbetagt. Die Verwendung wirkt zunächst sinnvoll. Andererseits drückt „Nestor“ das Greisenalter bereits aus. Vermutlich hätte Schneider einem Schüler in der Journalistenschule das Adjektiv um die Ohren gehauen: „Ein Nestor ist immer hochbetagt! Keine Tautologien bilden, junger Mann!“
Aber: Weil ein Großteil der jungen Leser weder die Ilias noch die Odyssee kennt, ist hochbetagt im Zusammenhang mit Nestor doch sinnvoll.
Die Weltmeisterschaft in Balance klingt so:
„Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glückes ergreift. Wie unwiderruflich sind sie doch dahin, und unbarmherziger sind wir von ihnen getrennt als durch alle Entfernungen. Auch treten im Nachglanz die Bilder lockender hervor; wir denken an sie wie an den Körper einer toten Geliebten zurück, der tief in der Erde ruht und der uns nun gleich einer Wüsten-Spiegelung in einer höheren und geistigeren Pracht erschauern läßt. Und immer wieder tasten wir in unseren durstigen Träumen dem Vergangenen in jeder Einzelheit, in jeder Falte nach. Dann will es uns scheinen, als hätten wir das Maß des Lebens und der Liebe nicht bis zum Rande gefüllt gehabt, doch keine Reue bringt das Versäumte zurück. Oh, möchte dieses Gefühl uns doch für jeden Augenblick des Glückes eine Lehre sein!“ (Auf den Marmorklippen, Ernst Jünger 1939)
Hier ist kein Wort zuviel oder zuwenig.
Herr Wallasch karikiert den Relotius-Stil wie folgt:
„Aber das alles muss selbst dem Erzkatholiken zu katholisch gewesen sein, zu sehr Vatikan, zu viele Zimmer und zu viel schmutzige Wichtigkeit unter den oberflächlich glitzernden Talaren (Red.: Relotius-Prosa).“
Schmutzige Wichtigkeit ist Bullshit. Talare glitzern nicht und wenn, oberflächlich.
Solche Texte klingen nach Hochstapelei. Und so war es dann ja auch.
Viel hat der Spiegel wohl nicht gelernt. In the sog. Strache-Ibiza-Affaire sind die Herrschaften wohl auf ein paar kriminelle Figuren der Wiener Halbwelt reingefallen: einen halbseidenen Anwalt , einen wg. Drogenhandels vorbestraften „Detektiv“ und eine „Oligarchentocher-Dartstellerin“ aus dem Wiener Escort Milieu. Na toll- Spiegel – und das wird dann als hochwichtige Enthuellungen zur „Stuetzung der Demokratie“ in Europe kurz vor den Europawahlen verpackt und die gesamte Schwarz-links-gruene Politklasse der Republik benutzt diesen Schrott zur Hetze gegen die AfD. Zum Erbrechen !
Die krassen Hintergruende dieses Schmierentheaters sind hier zu finden :
http://www.eu-infothek.com/ibiza-connection-detektiv-war-2014-2015-in-grosse-industrie-spionage-affaere-verwickelt/
Na ja, die Oligarchentochterdarstellerin wird inzwischen scheinbar von ihrem „Vater“ gejagt…??
Hab den Spiegel seit 25 Jahren abbestellt und das war gut so
Sie können wahrscheinlich, ähnlich einem Japaner nach dem In-die-U-Bahn-gestopft-worden-sein, Körper und Geist trennen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man den Spiegel ohne Schmerzen lesen kann.
Wenn „Ungenauigkeiten“ und „unsauberes Arbeiten“ immer nur in eine Richtung laufen, dann ist das kein Zufall sondern Vorsatz.
„Ja wir haben Fake-News produziert“ (..und tun es immer noch). Das hätte gereicht und wäre die Wahrheit gewesen.
Und warum hat man Relotius jahrelang mit Preisen geradezu zugeschi…..? Ja genau, seine Lügen waren genau das was, was die Blätter ständig propagieren und sonst keiner, außer Ihnen selbst, wahrnimmt.
„Es wurde nicht betrogen, sondern nur unsauber gearbeitet.“ Ja. macht dies die Sache besser? Beileibe nein. Es sind sie nämlich, die halben Wahrheiten schlimmer als die ganzen Lügen – Punkt, Ausrufezeichen!
Die Lüge ist keine Lüge solange man nur die Unwahrheit sagt 🙂
„Wahrheitskommission“
Ich wusste es doch, irgend wo hatte ich diesen Begriff schon mal gehört: https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheitskommission
Was hat das aber mit Schwindelschreibern zu tun?
Es wurde nicht betrogen, sondern nur etwas unsauber eine Auslegung von Abläufen oder auch Fakten durch einpflanzen künstlicher Dramaturgie verursacht.
Das geschieht in anderen Redaktionen so übrigens auch.
Und jetzt gehen Sie bitte weiter … es gibt hier nichts mehr zu sehen.
Um so unverschämter, dass der SPIEGEL in seiner neuesten Asugabe die an den Pranger stellt, die in deren Augen „rechte Brandstifter“ sind. Ja, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Staat vor der eignen Türe zu kehren und in punkto Rechtschaffenheit die Klappe zu halten, werden diejenigen diffamiert, die nicht ins linksliberale Weltbild passen. Sie werden als Störenfriede der öffentlichen Ordnung an den Pranger gestellt. Die selbsternannten Saubermänner spielen sich als Vertreter des guten Gewissens auf, dabei haben sie selbst soviel Dreck am Steckén, dass es stinkt!
Nochmal die Quelle: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/tichys-einblick-fand-die-herkunft-des-chemnitz-videos-heraus/
Auch ich habe den Spiegel längst abbestellt, und lese ihn auch nicht mehr. Daher weiß ich nicht, ob die Chemnitzer Ereignisse („Hetzjagd“) mittlerweile korrekt dargestellt wurden.
Die tatsächliche Abfolge der Ereignisse wurde von der Autorin des sog. Hase-Videos hier auf TE berichtet ((Quelle). Sie widerspricht diametral den „Berichten“ in den selbsternannten Qualitätsmedien, die somit unwahr waren. Das allein stellt aber noch keine Lüge dar. Allerdings verwies der Spiegel damals (so die Rezension eines Spiegeltextes hier auf TE) auf diesen Text, und zwar in einem Satz, in dem es hieß, es gebe auch eine andere Sicht der Dinge in alternativen Medien. Somit war dem Spiegel der TE-Text bekannt. Und bewusst die Unwahrheit zu sagen, wird ja gemeinhin als Lüge bezeichnet. Die Bezeichnung des Spiegels als Lügen (nicht etwa nur: Lücken)presse ist somit gerechtfertigt.
Beim „Spiegel“ heißt das jetzt „Kreativjournalismus“ 😀
Wenn Journalisten des Lügel Wahrheit und Lüge verwechseln ist es wie bei einem Koch, der Salz und Zucker vertauscht. Doch der Koch lernt daraus, denn er bekommt die Reklamation sofort, wenn es keiner vorher probiert hat. Beim Lügel hat man sich offenbar über Jahre hin an den süßen Geschmack gewöhnt, da sollte sich auch der Konsument d’ran gewöhnen.
…Wenn man sich die Ibiza-Affäre um Strache oder auch das Geschrei um dieses Youtube-Video um Rezo ansieht, dann weiß man: Relotius war kein Einzelfall, sondern Relotius ist das typische Merkmal vieler deutscher Medien. Keine kritischen Fragen mehr, kein Anstand oder Vernunft mehr, sondern nur noch Ideologie – und Klickgeilheit. Die Wahrheit bleibt dafür auf der Strecke. Beim Spiegel hat sich nichts geändert, der Spiegel ist auch heute auf direktem Konfrontationskurs mit allem, was guter Journalismus eigentlich ausmacht. Ich würde es so ausdrücken; Je mehr heute die Machenschaften solcher sog. „Meinungsmacher“ ans Licht kommen, umso schriller, umso heftiger sind die Reaktionen, mit umso härteren Bandagen wird gegen politische Gegner gekämpft.
in den frühen siebzigern war der spiegel für mich neben der regionalzeitung, die erste quelle für politische themen, die ich sogar jahrgangsweise im schlafzimmer zur weiteren verwendung archivierte. später habe ich das für unterrichtszwecke in unserer anstalt weitergeführt. schleichend, hat das“ rote hetz und kampfblatt“ , so kaufte ich meinen spiegel im laden, an glaubwürdigkeit verloren, an glaubwürdigkeit verloren, weil früher ätzende kritik an den bonner regierungen, keine äquivalete weiterführung in berlin gefunden hat. ein medium, das nicht mehr der wahrheitssuche verpflichtet ist, ist überflüssig und wird vom markt verschwinden.
Ist auch Keno Verseket dabei? Der Mann spuckt schon seit Jahren Galle mit Fake News, falschen Unterstellungen aus politischen Motivationen gegen Ungarn. Zu Überprüfung reiche nicht irgendwelche interne Untersuchung.
Empfehlung: Spiegel meiden.
„…für die Erzeugung von Fake-News nicht nur aus Eitelkeit oder Geldquelle, sondern auch bewusst ideologisch eingesetzt, um dem politischen Gegner zu schaden.“
Meine 72-jährige Mutter sagte gestern, überhaupt alles wäre heutzutage ideologisch negativ motiviert und wie schlimm es wäre, dass man in diesem Land niemandem mehr trauen, geschweige denn irgendetwas glauben kann.
Wir haben sonst vielerlei Differenzen, aber da bin ich ganz bei ihr. Ich bin so mißtrauisch geworden, dass ich alles, aber auch wirklich alles infrage stelle.
Ich habe mir einmal einen Snapshot gemacht. Die unten aufgeführten Namen werde ich mit Sicherheit einmal bei ARD/ZDF oder bei der Neuauflage des Ministeriums für Staatssicherheit und Propaganda finden. Wenn der Spiegel pleite gehen sollte und eine erweiterte Demokratieabgabe für not leidende Medien nicht (wider Erwarten) eingeführt werden sollte.
Den Spiegel lese ich nur beim Arzt, wenn ich ihn zufällig aus dem Stapel rausziehe. Beim Arzt bin ich aber nicht all zu oft. Daher ist mir diese Zeitschrift völlig egal.
Ich fasse nie die Zeitschriften im Wartezimmer an, es sind veritable Viren- und Bakterienkolonien und auch sonst fast nie lesenswert!
Unsauber gearbeitet? Im Sinne eines seriösen Journalismus sicher , im Sinne der beabsichtigten politischen Wirkung eher sauber. Aber was hilft das Lamentieren: der Kunde kann schon einiges in Richtung Suizid bewirken, indem er den Kauf verweigert. Ich frage mich, wer den genannten Damen und Herren außerhalb der institutionalisierten Relotiuspublizistik (ARD, ZFF) noch eine Wirkungsstätte bietet. Die Beschäftigung solchen Personals ist doch langfristig die beste Garantie für Auflagenverluste. Wo der unsägliche Herr Dietz abgeblieben ist, möchte ich auch gerne wissen. Der Spiegel hat mit dem Artikel seine eigene Todesanzeige geschrieben.
Und es gibt immer noch etliche Leute, die in Diskussionen nach Quellen für Informationen fragen und dann hinzufügen „aber bitte seriöse Quellen“ wie z.B. Spiegel, nicht sowas wie z.B. Tichys Einblick. Das sei ja ein Sumpf, rechtspopulistisch etc., sowas lese man nicht.
Was haben diese Leute eigentlich geraucht oder eingenommen? Oder wird man so, wenn man einfach lange genug dauernd Spiegel liest?
Ja diese Leute gibt sogar in Mengen und wenn man sie auf den Fall Reloitus anspricht, dann haben sie noch nie davon gehört und gelesen, wahrscheinlich auch in den Spiegel gesehen.
Ich habe jahrelang den Spiegel im Abo gelesen. Irgendwann, ich glaube es ist 5-6 Jahre her, habe ich das Abo gekündigt. Darauf folgten mehrere Mails um mich weiterhin zum Abo zu bewegen. Ich habe dann nach einem gefühlten halben Jahr auf eine dieser Mails geantwortet: Ich habe den Spiegel jahrelang gelesen, musste aber feststellen, daß der Spiegel von der mir geschätzten Sachlichkeit zu einem eindeutig linkslastigen (um nicht linksradikalem) Medium mutiert ist.
Seither kommen auch keine „Ermunterungen“ ein neues Abo abzuschließen. Schon damals war das Beste im Spiegel auf der letzten Seite zu finden, der „Hohlspiegel“.
Lieber Herr Wallasch,
5 Jahrzehnte Spiegelexemplare zu entsorgen ist nicht nur körperliche Arbeit sondern auch Vergangenheitsbewältigung. Ich habe es hinter mir, auch dank Ihrer unermüdlichen Recherchen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Danke dafür!
Im Wortlaut heißt es da: „Wir haben dem Qualitätsjournalismus in Deutschland mit dem Fall Relotius einen gewaltigen Imageschaden zugefügt, das ist uns bewusst.“ Ich bin jetzt ernsthaft durcheinander. Wurde denn TE, der Achse o.ä. Schaden zugefügt, das es dort heißt, „…dem Qualitätsjournalismus…“? Und warum geht mir dieser Begriff immer durch den Kopf, „rezente Hybris“, was bedeutet das bloß?
Ich glaube da nichts und niemanden,
bis ich eine eindeutige Analyse bekomme über:
Wer war in den Jury´s die den Herrn Relotius immer wieder mit Preisen
überschüttet haben. Wie waren deren Begründungen?
Die sind nämlich mindestens genauso schuldig und gehören ihrer Posten
enthoben. Meine Sicht der Dinge.
Die Auszeichnung von Märchenjournalismus ist kein Einzelfall, Correctiv wurde ebenfalls für nachweisliche Lügen (MH17) mit dem deutschen Grimme-Preis belohnt. Das sind keine Fahrlässigkeiten oder Schlampereien, hier wird mit Vorsatz im Sinne der Haltung agiert.
https://www.youtube.com/watch?v=MhJJYANt0s8
Das hat nichts mit Glauben zu tun ..es ist ein Faktum..wenn der Spiegel und unsere Gesellschaft den Grünen SOZIALISTEN Weg weitergehen, dann werden wir im Mangel und ARMUT Ende
Kurz: DER SPIEGEL hat seit Jahren keinen Journalismus mehr betrieben, sondern politische Propaganda über mehr oder weniger rührige Geschichten transportiert.
Danke, lieber Alexander, für die Zusammenfassung –
Danke, lieber SPIEGEL, für das offenbar unvermeidliche Geständnis –
Danke, liebe „Wahrheitskommission“, für den Versuch, die Wahrheit immerhin dort zu offenbaren, wo sie bei allen Mühen nicht mehr zu verstecken ist –
Danke, lieber Claas Relotius, für die Offenbarung dessen, was bei dieser Karikatur dessen, was Augstein einst gewollt hatte, herausgekommen ist. Es wäre an der Zeit, Ihnen, lieber Claas Relotius, nun vielleicht den einzigen Preis zu überreichen, den Sie sich tatsächlich verdient haben: Den Preis für die Offenbarung dessen, was linke Meinungsmacher aus dem hohen Anspruch des deutschen Journalismus gemacht haben.
Danke, lieber Herr Spahn, für die kurz & prägnante Zusammenfassung.
„Es wurde „nicht betrogen, aber unsauber gearbeitet (…): indem Geschichten durch eine sehr großzügige Auslegung von Abläufen oder Fakten eine künstliche Dramaturgie eingepflanzt wurde.“ hahaha… sicher wie im Fall „AfD, Putins Marionetten“ 🙂
KEIN EINZIGER GLAUBHAFTER BELEG,
AUSSCHLIESSLICH „GROSSZÜGIGE AUSLEGUNG“
und das auf stolten 8 Seiten verteilt hahaha… 🙂
Egal, auf die Haltung kommt es an !
Und während diese erneute mehr als peinliche Schmierschrift entstanden ist, hat die „Aufklärungsmission“ wohl gerade Urlaub im Relotius Märchenwald gemacht hahaha….
Ehrlich, wer sowas wie SPIEGEL kauft der WILL veräppelt werden, anders ist das nicht mehr zu erklären. Die fürchten sich sicher vor der bitter bösen Realtität hier draußen und flüchten darum verängstlicht in die SPIEGEL-MÄRCHENBLASE 😉
TE, der Weg dorthin war sicher schwer, aber am Ende siegt die Genugtuung.
Aha, Herr Relotius wurde zwar gefeuert, aber man bleibt sich treu. Das ganze hat für den unvoreingenommenen Beobachter auch einen Vorteil. Man braucht jetzt zur Beschreibung der Tatsachen nicht mehr das Wort „Lügenpresse“. Es reicht das Wort „Relotiuspresse“. Das hat denselben Aussagewert, enthält aber keine inhärente Diffamierung, denn so schlimm war es ja nicht – will zumindest DER SPIEGEL uns weismachen.
Wollte man mit der „Relotius-Methode“ beim SPIEGEL wirklich aufräumen, müsste man die Zeitung schließen hahaha… 😀
So, so, die Melanie Amann, die bei Lanz die Stirn hatte, die selbe in spöttische Falten so legen, als Tichy oder die Achse als Quelle angegeben wurden.
So wie Herr Wallasch eine Reihe von Wählern befragt hat, warum die eine bestimmte Partei wählen, so habe ich mir den Spaß gemacht, mal zwei Spiegel-Leser zu befragen, warum sie nach wie vor den Spiegel lesen.
Der erste ist eine Tante von mir, die anrufe. Als Vorgeplänkel das üblich „na, wie geht’s bei Euch“ dann komme ich zur Sache. Pensionierte Pfarrerin, kinderlos, lebt mit ihrem Mann in einem Reihenhaus im Stuttgarter Umland. Sie ist sogar Abonnentin des Heftes, „seit 43 Jahren“ sagt sie mir stolz. Was sie von der Relotius-Affäre hält? Ach, das sei doch völlig hochgespielt. Natürlich sollte man nichts erfinden, aber so wie der Relotius es beschrieben hätte, so sei es doch auch in Wirklichkeit. Sie finde den Spiegel nach wie vor glaubwürdig. Nein, sie sei nicht immer einer Meinung mit der Redaktion, das sei sie noch nie gewesen. Aber was soll sie denn sonst lesen? Die „Süddeutsche“, das sei zuviel Papier, außerdem beziehe sie die örtliche Tageszeitung. Die „Zeit“ sei ihr schon immer zu schwierig gewesen, nur was für studierte Germanisten. Was sie störe, sei daß der Spiegel für das gleiche Geld immer dünner werde, also früher sei das Heft doppelt so dick gewesen. Ihr Herz schlage links, und dazu gehöre nun mal der Spiegel in Deutschland. Sie werde ihn weiter beziehen, solange sie ihn lesen könne.
Szenenwechsel: Neben mir, in der U-Bahn, sitzt ein Mann, Anzug (in Frankfurt eher normal), modischer Bart, Alter so Ende Dreißig. Er liest auf seinem Smartphone Spiegel Online, die Meldung über den Bombenanschlag in Lyon. Ich traue mich und spreche ihn an. Zuerst mustert er mich, ob ich ein Spinner bin, oder Bettler (die haben teilweise solche Maschen drauf in der U-Bahn) aber ich bin zu alt, um eine Bedrohung zu sein, und als deutscher Anzugträger entspreche ich offenbar auch nicht seinem Bettler-Schema (also Angehörige einer von der weiß-privilegierten deutschen Mehrheitsgesellschaft diskriminierten rumänischen Minderheit). Ich frage ihn, warum er den Spiegel liest. „Finde ich die beste deutsche Nachrichtenseite“ Nein, ich eher nicht, sage ich, es gibt doch auch andere. Nö, der Spiegel sei ok, entspräche auch seiner politischen Ansicht. Außerdem sei er immer sehr aktuell. Hat ihn die Sache mit Relotius denn nicht gestört? In jeder Firma gebe es ein schwarzes Schaf, und sei ja auch aufgeklärt worden. Dann öffnet er auf seinem Handy eine andere Meldung bei SPON und gibt mir so zu verstehen, daß die Unterhaltung beendet sei. Ich überlege, ob ich jetzt neben ihm sitzend, mein Smartphone herausholen soll, und Tichys Einblick öffnen. Aber dann muß ich auch schon aussteigen. Wir wechseln kein weiteres Wort.
So ist die Realität in Sachen „Spiegel“. Außerhalb der rechten konservativen Echokammer ist dieses Blatt so beliebt wie eh und je, SPON hat unter allen Nachrichternseiten unverändert die höchste Reichweite und mehr Leser als alle rechten Blogs zusammen. Relotius schert dieses Milieus so wenig wie Target 2 die CDU-Wähler.
Darum gilt es rechts der Mitte nachzudenken. Denn sonst glauben wir wirklich an den Untergang des Linksliberalismus und verstehen einfach nicht, warum die AfD am Sonntag weniger als 12 Prozent der Stimmen holen wird.
Danke für diesen „Frontbericht“ und für Ihre scharfsinnige Analyse!
Da wäre ich gerne dabei gewesen. Wirklich lustig.
Eins ist doch klar: Wenn Leser des Spiegel zugeben würden, in einer Echokammer zu sein, müssten sie Konsequenzen ziehen, die ihrem Weltbild widerspricht. Diese Konsequenzen führen – im Sinne Nietzsches – in den Keller. Da wollen die einfach nicht hin!
Aber zwei Dinge:
Erstens:
Frankfurter sind nun einmal stieselig. Hätten Sie dieses Gespräch in der S1 zwischen Düsseldorf und Essen geführt, wäre es zu einer anregenden Diskussion gekommen. Vielleicht wären sie noch ein Bier trinken gegangen.
Der junge Mann in der Generation Y – Uniform hatte schlicht keine Lust von einem Dad angequatscht zu werden.
Zweitens:
Der Auflagenverlust ist dramatisch und kann durch ePaper kaum aufgefangen werden. Auf dem Flughafen bleiben die Freiexemplare des Spiegel ungelesen.
Das deutsche Arbeitsrecht hängt wie ein Damoklesschwert über denen. Spiegel, SZ, Funke, HAZ – wir werden hier in den nächsten Jahren das Ende des Televisors sehen.
Und was dann?
Zum Schluss: Nachdenken rechts der Mitte:
Ganz klar: Wir brauchen so was wie Servus TV. Vielleicht sollte man Geld sammeln, einen Fonds gründen etc.
Da sind Sie wohl falsch informiert, so begrenzt wie Sie meinen sind diese „konservativen Echokammern“ längst nicht mehr, ganz im Gegenteil, dank SPIEGEL & Konsorten wächst deren Leserschaft täglich, im Gegensatz zu den „Altmedien“selbst:
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/rechte-portale-101.html
Warum in dieser „Studie“ allerdings RT (Russia Today) nicht berücksichtig wurde…
könnte es daran liegen, das es bereits das meist-geklickteste Nachrichtenportal weltweit ist und man niemanden neugiering machen wollte 🙂
Lieber Herr Wallasch, Ihre Analyse ist brilliant. Habe mir diesen Abschlußbericht auch komplett zu Gemüte geführt, er ist leider ziemlich unredlich, nach dem Motto: Wir haben alles richtig gemacht. Aber das war doch auch genau so zu erwarten, es gibt kein Mea Culpa beim Spiegel, nur ein „Weiter so“, wir sind die Guten. Deshalb habe ich nach jahrzehntelangem Abo im letzen Jahr meinen Spiegel gekündigt. Es ist sooooo traurig. Was mich interessiert: Was ist aus Relotius geworden und wo ist der verbrannte Engel jetzt?
Sagen wir es Mal so…der Spiegel hat sich soweit von der Realität entfernt, daß der Spiegel an der Realität zu Grunde gehen wird
In dem Sinne müssten alle „Fake-Shows“, wo Frau Amann immer gerne geladen wird, auch „reloutirst“ (?) werden, oder?!
Danke Herr Wallasch, dass Sie sich diesen Schwachmaten stellen!
Der SPIEGEL hat in Deutschland das Infotainment erfunden, d.h. die unterhaltsame Präsentation von Nachrichten. Wichtigstes Stilmittel ist dabei die phantasievolle Rekonstruktion von angeblichen bzw. vermuteten Ereignissen und Abläufen. So als wäre ein SPIEGEL-Reporter dabei gewesen, wenn z.B. Frau Merkel sich zuhause am Kaffee verschluckt hätte, als sie vom Brexit erfuhr. Ja, es könnte so gewesen sein. Muss es aber nicht. Auch der SPIEGEL weiß es nicht. Wenn es trotzdem so geschrieben wird, klingt das authentisch. Es ist auch unterhaltsam. Es ist dennoch schlicht gelogen. Aber wie schon die alten Römer wussten: Mundus vult decipi, frei übersetzt: die Welt will besch…..n werden
Unsauber gearbeitet? Das ist für mich beispielsweise, wenn man unter Zeitdruck die Information eines Informanten nicht nochmals verifiziert, bevor man sie abdruckt. Das „unsaubere“ Arbeiten ging beim Spiegel aber systematisch immer in die selbe Richtung. Damit ist es keine „Schlamperei“ mehr, sondern systematische Täuschung und Manipulation.
Nicht Fälschungen, sondern Verfälschungen: wir können beruhigt sein.
Gewohnte Wallasch-Hochqualität!
Meine zwei heutigen Sonderbegeisterung-Beispiele:
1. „die auf eine Weise Sarkasmus erbetteln…“
2. „Aus dem Lügenspiegel macht der Spiegel also zur Selbstverteidigung die Lügenpresse“
Die gesamte selbsternannte Qualitätsmediöse macht doch weiter wie gehabt – 5 Minuten Deutschlandfunk langen, das zu erkennen. Es ist eine Gosse.
Propaganda=Qualitätsjournalismus
2+2=5
Ich schätze mal, wer den Spiegel kauft, will solche Relotius-Geschichte lesen. Es ist genau die Unterhaltung, die er lesen will.
Nur will er hinterher nicht erfahren, dass alles Fake war. Dann kommt er sich betrogen vor (was er eigentlich gar nicht wurde).
Die Kunst des Spiegels wird also sein, weiterhin so „schöne“ Relotiusgeschichten zu schreiben, aber so, dass die Leser ein mögliches „Alles Fake“ nicht glauben.
Wie Recht Sie haben. Versuchen Sie Lesern des Spiegels zu erklären, warum Trumps Steuerreform gut ist und wo sich ihre positiven Wirkungen zeigen. Sie werden angeschaut wie ein Irrer. Der Spiegel ist seit Austs Demission endgültig zu einem geschlossenen System geworden – wie die „Neues Deutschland „.
Mit dem Spiegel von – sagen wir 1990- hat das heutige Blatt nur den Namen gemeinsam. Als Informationsquelle hat es schon lange ausgedient.
Antike: Ein Mann pahlt damit, er habe den kürzesten Brief der Weltgschichte geschrieben, an einen Freund: „Roman eo“ – ich gehe nach Rom. Der Freund aber antwortete: „i“ – geh‘. Ein Redakteur des „Spiegel“ schreibt an einen Bekannten: „Infernum eo“ – ich fahre zur Hölle. Der : „Fahr'“.
Vom Sturmgeschütz zum Rohrkrepierer. Die Verantwortlichen haben ganze Arbeit geleistet um sich zum Sprachrohr der Linkspopulisten zu erheben. Was hat der Spiegel und die SPD gemeinsam? Viele Worte ohne Wert.
Und eine dramatisch sinkende Käuferzahl ?
Rudolf Augstein würde sich, sofern er davon mitbekommen hätte, in einer Dauerschleife im Grabstein umdrehen.
Aua!
Dirk Kurjuweit, Melanie Amann, Klaus Brinkbäumer, Laura Backes, Tobias Becker, Fiona Ehlers, Markus Feldenkirchen, Moritz Gerlach, Ann-Katrin Müller, Tobias Rapp, Katja Thimm und Claudia Voigt.
Aua.
Die Frauenquote ist aber top erfüllt – das ist ganz vorbildlich!
Danke für den Lacher 😉
hahahahaha, ich lach mich schlapp … „die Stilform der Reportage“ war schuld … hahahahahaaaaa
Vor allem von Amann und Feldenkirchen hätte ich das ja nieeee gedacht. Muhahaha …
Meine private Erfahrung ist, daß Briefe, die Lügen enthalten, immer sehr lang sind und Überporto brauchen, während man die Wahrheit in wenigen Sätzen zu Papier bringen kann. Bei einem Freund, der seit Jahrzehnten hartnäckig den Spiegel liest, stelle ich fest, daß das Magazin immer gleich dick ist, dünnstes Papier verwendet und extrem klein gedruckt ist. Keine Ahnung, wie er das Geschriebene verarbeiten kann. Aber ich fürchte, daß hier das gilt, was auch für die privaten Briefe zutrifft. Die „Verfälschungen“ fast allr Autoren sind ja nichts anderes als Lügen: Lügenpresse!
Meist wird nicht DIREKT gelogen, sondern die Unwahrheit umschrieben. Das ist meist blumig und langatmig. (ähnliches ist auch Erfahrung der CIA)
Die Wahrheit ist meist kurz und trocken.
der „erzählende“
Journalismus(?)
war meiner Meinung nach
schon immer dea Problem
des Sturmgeschützes.
(Rohrkrepierer!!!)
Vom vielen „Schießen nach rechts“ ist das Geschütz mächtig nach links verschoben worden.
Ähnlich den „Volksparteien“ CDU und SPD wohl nicht reformfähig und Teil der „alten Bundesrepublik“ die so langsam aber sicher zu Grabe getragen wird. Ich meine das wörtlich und zwar im demografischen Sinne
Gutes Bild, das mit dem Geschütz….