Journalisten sind knallharte Typen. Sie stellen den Mächtigen unbequeme Fragen, recherchieren mit der Intensität eines Detektivs und falls es notwendig wird, schleusen sie sich in eine Organisation ein, um aus dem Inneren über diese zu berichten. Das war einmal das Klischee dieses Berufsstandes.
Die Wahrheit des Journalismus ist Mainz, die rheinland-pfälzische Hauptstadt: Eine Gruppe schleicht zum Mittagessen. Jeden Tag zur gleichen Zeit. Alles ist geregelt. Selbst wann die Fenster geöffnet werden. Die eine Hälfte zur vollen Stunde – die andere zur halben. Der Arbeitsalltag sieht nicht viel bunter aus. Sie sind Desk-Mitarbeiter.
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
In dieser Medienwüste bilden die Landeskorrespondenten die Oasen: Sie erkennen Themen, gehen ihnen nach, prüfen ihre Thesen sorgfältig und sorgen so letztlich für die Geschichten, die eine Zeitung von der anderen unterscheiden, die ebenfalls reichlich voll mit DPA-Meldungen ist. Vor diesem Hintergrund ist der Wechsel von drei Korrespondenten auf die andere Seite der Landespolitik nicht wenig – zumal es im wesentlichen nur vier Zeitungen im Land Rheinland-Pfalz gibt. Bis auf einige lokale Ausnahmen haben die Rheinpfalz, die Allgemeine Zeitung, der Trierische Volksfreund und die Rhein-Zeitung das Land unter sich aufgeteilt. Nach den drei Wechseln verfügt nur noch die Rheinpfalz mit Karin Dauscher über eine gestandene Korrespondentin.
Wobei auch die drei Wechsler noch nicht lange auf ihren Positionen waren: Ulrich Gerecke ist der neue Sprecher des Bildungsministeriums. Seiner Arbeit als Landeskorrespondent der AZ ist er keine zwei Jahre nachgegangen – davor saß Markus Lachmann an der Stelle. Der spricht nun für die Landes-CDU.
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Die Konferenzen schaffen es, selbst die spannendsten Themen kaputt zu reden. Die Phantasie der Wortführer beschränkt sich oft genug drauf, zu bundesweiten DPA-Geschichten regionale Zahlen abfragen zu wollen. Egal welche. Eigene Geschichten sind nur wenige darunter. Sie sind zwar mitunter auf Wochen geplant. Davon profitiert aber nicht die Recherche, sondern nur der Planungsapparat des Beamten-Journalismus. Ein Korrespondent mit einem aktuellen Thema stört mitunter, wenn ein anderes Stück schon Tage vorher konzipiert wurde.
Florian Schlecht (Trierischer Volksfreund) und Carsten Zillmann (Rhein-Zeitung) galten in dieser drögen Medienlandschaft als die jungen Wilden. Auch sie traten ihre Stellen in den Redaktionen erst vor wenigen Jahren an. Die beiden brachten eigene Ideen ein, kämmten Geschichten gegen den Strich und gingen in die Analyse. Zillmann war in der Rhein-Zeitung auf Dietmar Brück gefolgt, der mittlerweile für die Grünen stellvertretender Regierungssprecher ist.
Schlecht und Zillmann wechseln ins Arbeits- beziehungsweise Wirtschaftsministerium, sie werden der rheinland-pfälzischen Medienlandschaft fehlen. Die ist nun noch dröger: Die privaten Funk-Medien machen oft nicht mehr, als Pressemitteilungen zu vertonen oder bebildern. Dass sie ein Thema anstoßen, ist selten. SWR wiederum, so lauten Scherze im Regierungsviertel, stehe für „Schlaf weiter, Rentner“. Zyniker sprechen von Sterben statt Schlafen. Im Programm wird eine öd-bräsige Gute-Laune-Welt gezeichnet, die einen wohlig in den Abend schlummern lässt und so etwas vom Heimatfilm der 50er hat – nur dass sie nicht so gut gefilmt ist.
Aus dieser Welt stammt Regierungssprecherin Andrea Bähner. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) profitiert davon, dass die Journalistin Bähner sie ins adäquate SWR-Bild setzt. Etwa nach dem Hochwasser. Grinsend und feixend in einem Gebiet stehen, in dem gerade rund 200 Menschen ums Leben gekommen sind, so wie es Armin Laschet getan hat? Das würde Dreyer nicht passieren. Und falls doch, bestünde eine gute Chance, dass der SWR es nicht zeigen würde.
Ohnehin ist Rheinland-Pfalz kein Anbaugebiet für exklusive Storys. Hat ein Journalist mal ein Thema für sich alleine, hat ihm oft genug ein Regierungsvertreter das Material dazu geliefert. Der Journalist freut sich über die Story, die er seinen Lesern als exklusiv verkaufen kann. Vor allem aber profitiert der Politiker oder sein Pressesprecher. Und das gleich mehrfach.
Die Klima-Toten der FAZ und der Kipppunkt des Journalismus
In dieser Medienlandschaft strahlt Malu Dreyer als souveräne Ministerpräsidentin. Dabei gäbe es durchaus Ansatzpunkte, das anders zu sehen: Großprojekte hat sie nicht mehr angefasst, nachdem sich ihr Vorgänger Kurt Beck an Nürburgring und Flughafen Hahn blutige Nasen geholt hat. Sie ist die Königin der Arbeitskreise. Dafür gibt es in Rheinland-Pfalz fast so viele unterschiedliche Wörter wie für Schnee bei den Eskimos. Probleme werden moderiert, nicht gelöst. Ihre Kommunen hält Dreyer so knapp, dass diese zu den höchstverschuldeten in Deutschland zählen. Und das Geld, das sie vom Land zu wenig erhalten, holen sich rheinland-pfälzische Krankenhäuser von den Kassen, indem sie für Operationen den bundesweit höchsten Basissatz verlangen.
Selbst beim Hochwasser ist nicht alles gut gelaufen. Was genau, soll nun ein Untersuchungsausschuss im Landtag klären. Doch die Berichterstattung dazu wird zu großen Teilen auf den Stellungnahmen der Beteiligten beruhen. Und der SWR wird nur flüchtige Bilder dazu liefern. Nicht so würdevolle, nicht so einprägsame wie die von Dreyer, die mit der Bundeskanzlerin durch das Hochwasser-Gebiet schreitet.
Der Autor dieser Geschichte arbeitete von 2015 bis 2019 für die VRM, in der unter anderem die Allgemeine Zeitung Mainz erscheint.
Auch ein Herr Mascolo, der wohl zu viel über die Panama-Papers weis, ist als Experte zu den öffentlich Rechtlichen ARD/ZDF gewechselt.
Bedarf es eines noch schlagenderen Beweises, dass es einen politisch-medialen Herrschaftskomplex in Deutschland gibt? Es ist ein wechselseitiges Korruptionssystem zu Lasten des darin gefangenen Steuern- und Gebührenzahlers. Pfui Teufel!
Wobei das Problem schon viel länger besteht. Ich erinnere nur an die sogenannte Berichterstattung 1991 zum Irakkrieg. Oder dem Krieg im zerfallenden Jugoslawien. Oder etwa Kernenergie. Auch der Journalismus war vom Weg durch die Institutionen der 68er betroffen. Unter Merkel hat sich das Ganze nur immens beschleunigt und erreichte den absoluten Tiefpunkt.
Beim Niedergang der Zeitungen heißt es: Rette sich, wer kann. Mit dem Idealismus ist das nämlich so eine Sache, wenn man plötzlich ohne Job dasteht und eine Familie ernähren und/oder einen Hauskredit bedienen muss. Da muss der Idealismus zwingend der Realität weichen. Den drei Journalisten mache ich keinen Vorwurf. Die Probleme sind die Verleger und Chefredakteure, die sich mit ihrem Anbiederungskurs in Richtung Politik selbst in diese Lage manövriert haben. Wenn nämlich alle Zeitungen denselben Sermon von sich geben, reicht es aus, nur noch Journalisten für die regionale Berichterstattung fest anzustellen, da alles Überregionale vom Redaktionsnetzwerk Deutschland zugekauft und bloß noch abgedruckt werden muss.
Viel besser ist es in anderen Gegenden auch nicht. Wer in der Region Stuttgart seine stadt- oder kreisweite „Heimatzeitung“ liest, bekommt sie nur mit einem Mantel aus Stuttgart. Ich nenne diesen „Das grüne Blatt – Sankt Winfrieds Haus- und Hofpostille“. Offiziell kommt er von den „Stuttgarter Nachrichten“.
Na ja, Medienwüste ist wohl in ganz Deutschland
Hier bei uns in Düren wurden an einer Berufsschule zwei Schüler von Clanmitgliedern abgestochen.
Mitten auf dem Schulhof.
der Unterricht findet jetzt, für jeden sichtbar, mit Polizeiüberwachung statt und die lokalen Medien melden ….. nichts, gar nichts.
Und bei den mittlerweile täglich stattfindenden Raubüberfällen gibt es Täterbeschreibungen die sich im wesentlichen auf die Farbe der Turnschuhe beschränken.
In den meisten Fällen beschränkt sich die Täterbeschreibung in der Tat auf die zwei Wörter „ein Mann oder zwei Männer“. Das ist natürlich für die Öffentlichkeitsfahndung äusserst hilfreich.
Informativer, angenehm unaufgeregter Text
Ja, das sehe ich auch so. Ungewohnt, aber sehr angenehm.
„Die Motive des Wechsels sind vielfältig. Das simpelste: Geld. In der Politik können die Journalisten monatlich eine vierstellige Summe als Zuschlag einstreichen.“
Hhhhhhhmm, wer würde…..das Geld……., so ohne Rückgrat…
Ich werfe da keinen Stein!
Das ist bezeichnend für den Zustand des „unabhängigen und neutralen“ Journalismus in unserem Land! Leider betrifft dieser Zustand nicht nur Rheinland-Pfalz. Es ist alles so offensichtlich!
Wo sind denn Journalisten knallharte Typen heutzutage, die bedienen sich doch aus der Konservendose am Bildschirm über die Großhändler namens Reutter oder DPA und ansonsten müssen sie den Weisungen ihrer Verleger folgen und das ist doch ein armseliges Leben, wenn man an Händen und Füßen gefesselt ist und der ursrprünglichen Aufgabe nicht gerecht werden kann, es sei denn man vertritt die gleiche Meinung, dann darf man auch ein paar Spesen mehr generieren.
Anders ist es bei den freien und kleineren Medien, die ihre ureigensten Interessen vertreten und wer sich da einbringt, kann im gleichen Geiste sich noch verwirklichen und hat auch noch Luft nach oben um den anderen was wegzunehmen und das wäre doch für jeden Kämpfer die ideale Form dabei zu ringen, der Gerechtigkeit weiter zu helfen und selbst in gefährlichen Zeiten während der franz. Revolution gab es noch Heroen, die sich in der schreibenden Zunft nicht verbogen haben und heute in ungefährliche Zeiten machen sie den Hampelmann und das ist das schreckliche daran und eine einzige Zumutung für den Leser.
Ein weiteres Beispiel ist die Gründerzeit in den USA, wo es beim Journalismus so richtig zur Sache ging und sie ihre Aufgabe hinsichtlich der Aufdeckung noch ernst genommen haben und damals haben die Politiker noch gezittert und heute sind sie alle gekauft und das ist doch ein Zustand, wie es schlimmer nicht sein kann.
Auch wir hatten nach dem Krieg noch eine freie Presse und harte Kerle, die sich den Problemen angenommen haben ohne Rücksicht auf eigene Nachteile, das ist aber schon lange Vergangenheit und gottseidank sind seit einigen Jahren wieder neue entstanden, die versuchen alte Gepflogenheiten wieder mit neuem Leben zu erfüllen und das bestärkt den Leser, daß man ihn nicht verlassen hat, denn ohne Korrektiv wären wir hoffnungslos verloren.
„Journalismusrealität“ wäre ein wichtiges Thema für den Schulunterricht, damit die Mädchen endlich aufhören „etwas mit Medien“ zu studieren.
Wie elend der Beruf ist, sieht man, wenn man mal Trashliteratur für Frauen durchblättert. Die Protagonistinnen arbeiten ALLE als Journalistin, Werbetexterin oder in einem erfundenen Spezialschreibselberuf wie Buchklappentextautorin oder Parfümkritikerin. Die Autorinnen dieser Bücher haben nämlich, Trommelwirbel, was mit Medien studiert!
Und natürlich gibt es die Medien-Politik-Drehtür. Man findet sie in allen Ländern.
Auch früher schon (also vor 30 bis 50 Jahren) wurden diese ganzen Regionalblätter vor allem gelesen und gekauft, weil der Fastnachtsverein und die Kleingärtner etwas über sich lesen wollten. Das durfte dann nicht zu kritisch sein, ebenso wie die Filmkritiken, denn der Kinobetreiber zählte zu den Hauptinserenten. Und mit den Lokalpolitikern herrschte meist ein gewisses Einvernehmen, sah man sich doch oft und nicht selten auch gern bei diversen Veranstaltungen. Unabhängiger, kritischer Journalismus war also auch damals schon nicht unbedingt die Kernkompetenz der Regionalzeitungen, lediglich die ungleich bessere finanzielle Lage und personelle Ausstattung gestatteten eine etwas anwechselungsreichere und vielfältigere Berichterstattung.
Malu Dreyer hat die Netzwerke/Vetternwirtschaft von Kurt Beck einfach übernommen und weitergestrickt, inclusive des Fernsehthemas (als Vorsitzende der Rundfunkkommission). Neues kam nicht dazu. Ach ja, das Millionengrab Betzenberg gibt es auch noch. Und Selbstbedienung der grünen Minister, die interne Stellen grün besetzen. Alles toll da.
Interessanterweise berichtet die stramm linke Süddeutsche Zeitung in ähnlicher Weise wie Tichys Einblick. Kommt auch nicht alle Tage vor.
Hmmm….. Neid vielleicht? Wollen die SZ(Alpen-Prawda)-Journalistierenden etwa auch so ein feines Pöstchen? Etwa in der sinistroviridierten Münchener Staatskanzlei?
Themen, die in´s
rechtemoralisch gute Licht zu setzen wären, gäb´s da reichlich: Etwa wie den bayernweit heißgeliebten MP Söder wie er Bäume liebevoll umarmt, mit dem Lastenfahrrad Milchkannen und Käselaiber die Berge rauf und runter fährt, den Klimawandel mittels Windräder auf den Bergkuppen wegbläst, beim Wandeln über dem Chiemssee, die Speisung tausender hungriger Anhänger mit nur 2 Brezn, und 2 Seidlas in Schloß Neu Schwanstein -danach umzubenennen in Schloß Söderla-, das Errichten ihm ehrenhuldigender Bauten und Denkmäler, uva…..Der härteste Berufsstand heutzutage ist vermutlich freiheitsliebender Mensch.
Danke… ich brauche kein Honorar. Ist einfach so ein Hobby.
Ja klar… ist wie mit diesen Schiffen in der Glasflasche. Ich mach das halt gerne.
Gefällt ihnen das? Sie können das auch. Das da Drüben ist übrigens Gerome. Der ist Bäcker. Glauben Sie mir… Die kleinen Brötchen, die er backt suchen seinesgleichen.
12€?! Bitte nicht!
Ich hab das halt mal grad eben zwischendurch gemacht.
Ich würde es ihnen schenken wollen, weil sie so ein netter Mensch sind,
Aber wenn es uns beide erleichtert, sind 4 Euro durchaus gerechtfertigt.