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Unwort des Jahres 2024

Politisch korrekt „biodeutsch“ oder alternativ „UnsereDemokratie“?

14.01.2025

| Lesedauer: 4 Minuten
Zu den politischen Ritualen des Jahreswechsels gehört seit 1991 die Wahl „Unwort des Jahres“. Für 2024 kürte die Jury „biodeutsch“, gefolgt von „Heizungsverbot“. Was macht einen Ausdruck zum Unwort, und gibt es für 2024 nicht passendere Unwörter als die – politisch korrekten – der Jury?

Vor zweihundert Jahren definierte Johann Heinrich Campe in seinem Wörterbuch der deutschen Sprache (Braunschweig 1811) „Unwort“ folgendermaßen: (1) Ein Wort, … was keinen vernünftigen Sinn ergibt. (2) Ein unwürdiges, beleidigendes Wort. Im heutigen Sprachgebrauch nennt man ein Unsinnswort (fiderallala u. Ä.) nicht mehr „Unwort“, ebenso wenig übliche Beleidigungen wie Depp, Idiot, Schwachkopf (laut DUDEN „abwertend für dummer Mensch“).

Als „Unwort“ gilt ein „unschönes“ Wort (Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz) und, in erster Linie, ein sprachlicher Ausdruck, der einen Sachverhalt in manipulativer Absicht verschleiert und/oder schönredet. Ein typisches politisches Unwort ist – rückblickend gesehen – „antifaschistischer Schutzwall”, mit dem DDR-offiziell das 1961-89 bestehende Grenzregime zur Bundesrepublik bezeichnet wurde: Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl dienten aber nicht dazu, das Staatsgebiet der DDR vor einem äußeren Feind zu schützen, sondern die Massenflucht der eigenen Bevölkerung zu verhindern.

Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“

Im politischen Sprachgebrauch ist „Unwort“ erst seit den 1990er Jahren üblich geworden, und dies steht im Zusammenhang mit einer sprachkritischen Aktion, die 1991 der Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser begründete: Eine Jury wählt zu Jahresbeginn auf der Grundlage von Vorschlägen aus der Bevölkerung das (politische) „Unwort“ des vergangenen Jahres. Schlosser (*1937), der am 24. Februar letzten Jahres starb und dessen Todesanzeige mit dem Satz beginnt: „Ein schwieriger Kopf hat sich zur Ruhe gebettet“, leitete die Jury von 1991 bis 2010, und in diesen zwanzig Jahren war das „Unwort des Jahres“ politisch nicht festgelegt: Es konnte die Wirtschaft treffen ( 2004 Humankapital), die Asyl-, Finanz- und Sozialpolitik (1992 aufenthaltsbeendende Maßnahmen, 1994 Besserverdienende, 1996 Umbau des Sozialstaats) oder die Bundeskanzler: Kohls Wort 1993 kollektiver Freizeitpark [Deutschland] und Merkels Phrase 2010 alternativlos: „Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe“.

Nach der Ära Schlosser politisierte sich die Jury, und zwar links-grün. Diese Politisierung hat sich seit 2021, als eine völlig neue Jury gebildet wurde, noch verstärkt; entsprechend lauten die Unwörter: 2021 Pushback [von Flüchtlingen], 2022 Klimaterroristen: „kriminalisiert und diffamiert Aktivist*innen“, 2023 Remigration: „Euphemismus [beschönigender Ausdruck] für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte“.

Offensichtliche Unwörter ignorierte die Jury, zum Beispiel 2022 die in den Verfassungsschutzberichten eingeführte neue Verdachtskategorie „Delegitimierung des Staates”, die faktisch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit aushebeln kann.

Politischer Wortschatz: „Delegitimierer“

De-le-gi-ti-mie-re-r*in-nen

Politischer Wortschatz: „Delegitimierer“

Dieser Begriff hatte (und hat) ein ganz anderes politisches Kaliber als das damals gewählte Unwort „Klimaterroristen“: Die Klimakleber haben zwar, umgangssprachlich ausgedrückt, andere „terrorisiert“, aber sie deswegen als „Terroristen“ zu bezeichnen, ist eine – leicht erkennbare – rhetorische Übertreibung, kein irreführendes Unwort.

Mit den Unwörtern 2024 bleibt die Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten, ihrer politischen Linie treu. Heizungsverbot („irre-führende Bezeichnung, … um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren“) passt zum Wahlkampf, um die Politik des grünen Wirtschaftsministers und Kanzlerkandidaten zu stützen.

Beim Adjektiv „biodeutsch” („konstruiert eine rassistische, biologistische Form von Nationalität“ und macht „eine Abgrenzung und Abwertung von Deutschen mit Migrationsbiographie“), stellt sich zunächst die Frage, wie viele Deutschsprecher es überhaupt kennen. Das Wort kommt so selten vor, dass im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) „nicht genügend Daten“ für statistisch aussagekräftige Häufigkeitsangaben vorhanden sind. In der Wochenzeitung Die Zeit tritt „biodeutsch“ in sämtlichen Ausgaben 2008-2023 (für 2024 liegen noch keine Daten vor) insgesamt neunmal auf, davon zweimal 2023.

Laut Jury wurde das Wort „im Jahr 2024 im öffentlichen und gesellschaftlichen Sprachgebrauch verstärkt verwendet“. Mag sein, aber selbst wenn der Gebrauch von „biodeutsch“ in der Zeit sich 2024 verdreifacht hat, ergäbe das nur sechs Belege – viel zu wenig, um wissenschaftlich begründete Aussagen über einen neuen Wortgebrauch zu machen.

Der DUDEN 2024 definiert biodeutsch als „meist ironisch abwertend für deutscher Abstammung und in Deutschland heimisch“. Die Jury kritisiert diesen abwertend-ironischen Gebrauch, der zunächst nur von Migranten verwendet wurde, ausdrücklich nicht. Kritisiert wird vielmehr, dass Herkunftsdeutsche, also Personen, die von Eltern deutscher Staatsangehörigkeit abstammen, sich nun selbst als „biodeutsch“ bezeichnen. Ob das so ist, dafür fehlen die sprachlichen Belege; aber wenn es stimmt, wäre das eine normale sprachliche Entwicklung: Es kommt öfter vor, dass eine Gruppe das Schimpfwort, mit dem andere sie bezeichnen, für sich übernimmt: Zum Beispiel war „schwul“ bis in die 1980er Jahre „abwertend“ und ist heute eine Selbstbezeichnung der Homosexuellen. Wo liegt das Problem für „biodeutsch“?

Ein Gegenvorschlag

Die von der Jury aus den insgesamt 655 verschiedenen Vorschlägen (wovon 80 den Unwort-Kriterien der Jury entsprachen) gewählten zwei Unwörter überzeugen nicht. Deshalb ein Gegenvorschlag für Platz 1: unsere Demokratie (im Folgenden als ein Wort geschrieben). Begründung:
Die Floskel UnsereDemokratie, die ein Hochwort (Demokratie) mit einem besitz-anzeigendem Pronomen (unser) verbindet, machte in den beiden letzten Jahren Karriere; sie wird meist zur Rechtfertigung der bestehenden politischen Verhältnisse in Deutschland verwendet, in Sprüchen wie „Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!“ (Vizekanzler Habeck, SPIEGEL 2/2025), „Verteidige unsere Demokratie!“ (SPD-Flugblatt) usw.

Aber wer gehört zu UnsereDemokratie? Alle Deutschen? Nein: Der letzte Bundeskanzler, der „Wir Deutsche“ sagte, war Gerhard Schröder (Amtszeit 1998-2005). UnsereDemokratie kennt keine „Deutschen“ mehr, sondern nur „Menschen“, darunter die „schon länger hier Lebenden“ (Bundeskanzlerin Merkel 2007), von denen die meisten „deutsche Staatsbürger“ sind. Aber auch diese gehören nicht alle zu UnsereDemokratie, sondern nur diejenigen, die eine bestimmte politische Einstellung („unsere Werte“) teilen; die übrigen – und das ist derzeit die Mehrheit – gehören nicht dazu: Sie sind belanglos oder gar „Demokratiefeinde“ (zum Beispiel AfD-Anhänger). Das Pronomen „unser“ täuscht also ein allgemeines Wir vor, schließt aber faktisch nicht alle ein, sondern viele aus. Nach den Kriterien der Unwort-Jury wäre UnsereDemokatie ein typisches Unwort: Es wirkt erstens „diskriminierend“ (gegenüber Andersdenkenden) und, zweitens, „irreführend“ (Einige geben sich als Alle aus).

Fazit der Unwort-Aktion 2024: „Viel Lärm(en) um Nichts“.

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26 Kommentare

  1. Der Bedeutungswandel des Begriffs „biodeutsch“ ist mir entgangen. Da habe ich es doch tatsächlich einen Augenblick lang für möglich gehalten, dass mit der Wahl zum Unwort des Jahres, die geringschätzige Konnotation kritisiert wird, mit der das Wort früher gegenüber Einheimischen gebraucht wurde.

  2. Wir hätten es alle viel einfacher ohne solche sinnlosen Wortklaubereien.
     
    Denn „biodeutsch“ ist beispielsweise auch der Islamist Pierre Vogel, und ein Hamed Abdel-Samad hat einen „Migrationshintergrund“. Aber der Unterschied, den ich zwischen beiden mache, ist ein anderer: Es wäre es mir eine Ehre, mit Letzterem einen Gedankenaustausch bei einer guten Tasse Tee zu pflegen und ein Vergnügen, Ersteren in den Knast einziehen zu sehen!
     
    Es geht allein nur um eins:
    ist jemand orientiert an den Werten der Aufklärung – oder an denen einer Steinzeitgesellschaft?
     
    Alles andere ist vollkommen belanglos.
     
    Und ich kann wirklich nichts für die Aussagen der Kripo-Statistiken, dass es jeweils zwischen ‚biodeutsch‘ und „Werten der Aufklärung‘ sowie ‚migrantisch‘ und ‚Steinzeitgesellschaft‘ eine Korrelation gibt. Aber die gibt es!
     
    Und so kommen wir zum Fazit, weswegen der Begriff „biodeutsch“ so angegriffen wird. Es hat mit Rassismus so rein gar nichts zu tun, jedoch nahezu alles mit dem Dichter Christian Morgenstern:
     
    „… Und er kommt zu dem Ergebnis:
    Nur ein Traum war das Erlebnis.
    Weil, so schließt er messerscharf,
    nicht sein kann, was nicht sein darf.“

  3. Meine persönlichen Favoriten der neuen “ Grünen-Sprache“ :

    „Wohlstand des Weniger“

    “ Männer sind Frauen “

    “ Diskriminierungs-Beauftragter “

    “ Demokratie- Fördergesetz “

    „Demokratie & Vielfalt“

    “ staatsdelegitimierend “

    “ Hass & Hetze “

    „demokratische
    Parteien“

    „Mensch mit internationaler Geschichte“ ( ansatt Flüchtling)

    “ Energiewende “

    “ Klimawende “

    Von Menschen frei erdacht & erfunden, die sogar beim
    Sprechen Rechtschreibfehler machen….

  4. Aber das ist doch die Bereicherung von der die Grünen, die CDU und die Linken immer schwärmen, oder? Jetzt leben hier neben Biodeutschen, schon länger hier Lebende und Rußlanddeutsche, sowie Paßdeutsche, Deutsch-Türken, Deutsch-Syrer, …, und Nichtdeutsche. Die ersten drei erwirtschaften i.d.R. das, womit die anderen gut und gerne leben..

  5. Komisch. Eine „Biotomate“ hat dann nicht zu befürchten, als „Ungemüse“ bezeichnet zu werden, da die Vorsilbe bio ja nur ihre Eigenschaft beschreibt.
    Nämlich, dass sie mit keinen Substanzen gezogen wurde, die nicht zum normalen Aufwuchs einer Tomate gehören. Jedenfalls nicht solche Substanzen, die ihr dann das „Siegel“ verwehren würden, sich bio nennen zu dürfen.
    Tja, so kommt man heute vom Biodeutschen zurück zum Arier, zumindest wenn man die eigentliche Bedeutung „Arier“ noch kennt und man das dritte Reich mal aussen vor lässt, aber den bösen Biodeutschen an sich wohl in solche Zeiten zurück katapultieren möchte.
    Da kann man sich nur noch an den Kopf fassen und fragen:
    Alles bio, oder was? Oder man sucht im www und findet dann so etwas:
    Gegenstand der biologischen Forschung sind z.B. Struktur, Entwicklung, Funktion und Verteilung von Lebewesen. Wissenschaftler, die in der Biologie arbeiten, werden Biologen genannt.

  6. Das „Unwort des Jahres“ könnte man auch in „unbequeme Wahrheit des Jahres“ umbenennen. Regelmäßig werden Wörter ausgewählt, die woke-linke Lebenslügen entlarven. „Biodeutsch“ macht eine Bevölkerungsgruppe identifizierbar, die laut deren Weltbild gar nicht von anderen abgrenzbar sein sein dürfte, weil alle gleich sein müssen. Es gibt aber faktisch erkennbare Unterschiede zwischen einem Einwanderer, der die Kultur des Landes kaum kennt und jemandem, dessen Vorfahren schon vor Jahrhunderten hier gelebt haben. Und genau das wollen Woke-Linke nicht wahrhaben, da für diese Identität beliebig änderbar und neu erfindbar ist. So wird „biodeutsch“ zum Unwort, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    • Es geht gegen das Konzept, dass Deutsche ohne Migrationshintergrund eigene Bezeichnung erhalten… Jede Gruppe bekommt eine Bezeichnung – PoCs, Deutsch-Türken,Juden, Deutsch-Syrer…
      Nur die Deutschen nicht…
      Würde es das Wort „Deutsch-Deutscher“ geben, würde man es garantiert auch zum Unwort küren.

  7. hier muss ich eine Bildungslücke bekennen. Erst jetzt habe ich aus der Presse das „Unwort“ erfahren. Da ich mich sehr umfangreich informiere, scheint es nicht so wichtig zu sein und nur von einer Minderheit gebraucht.

  8. Wer ein Deutscher ist, kann doch kein Syrer sein… WEr sich als Deutsch-Syrer oder Deutsch-Türke bezeichnet ist einfach ein Türke, der in DE lebt… Ein Deutscher ist er nicht…

  9. Duden
    Remigration
    Rückkehr in das Land, aus dem eine Person zuvor emigriert ist
    Beispiele

    • Rückkehr aus dem Exil und Remigration nach 1945
    • Remigration in die alte Heimat

    Für die Flüchtlinge des Jugoslawienkrieges war Remigration noch völlig normal.
    Irgendwann dann kam beim Duden hinzu
    massenhafte Ausweisung und daraus folgende Ausreise von Menschen mit Migrationsgeschichte
    Gebrauch
    verhüllend
    Beispiel

    • Remigration als rechter Kampfbegriff

    https://www.duden.de/rechtschreibung/Remigration
    Richtig: Bio Deutsche ist diskriminierend gegenüber denen, deren Vorfahren bereits hier geboren wurden und die dieses Land aufgebaut haben.

  10. Man kann sich ja zu Recht darüber streiten, ob „biodeutsch“ ein gelungenes neues Kompositum ist. Aber bezeichnend ist, dass sich die Jury in ihrer Begründung gar nicht mit dieser Wortschöpfung beschäftigt, sondern vielmehr kritisiert, dass man überhaupt ein Wort für „Deutsche ohne Migrationshintergrund“ gebildet hat, weil man dieses Wort ja diskriminierend gebrauchen kann.
    Für eine Entität, die nun mal faktisch existiert, will die Jury kein eigenes Wort zulassen, damit man über diese Entität gar nicht mehr reden kann. So funktioniert Orwells Neusprech.

  11. Diejenigen, die allen Ernstes zu glauben scheinen, rassistische und biologistische Formen von Nationalität seien „konstruiert“, können keine Augen im Kopf haben, oder sie waren die letzten 20 Jahre in keiner deutschen Großstadt.

    Biologistisch, das wäre mein kaum zu toppender Kandidat fürs Unwort 2025. Als ob meine biologische Herkunft bloße Ideologie wäre, und die Einsicht in die Relevanz derselben politischer Extremismus.

    Biologisch oder nicht, es gibt die deutsche Gründlichkeit, und die linksradikalen Staats-, Volks-, Kultur-, Wohlstands- und Freiheitszerstörer, alles Begriffe, die es in der linken Kampfpresse zum Unwort bringen könnten, werden diese zu spüren bekommen, wenn ihre ideologistischen Kartenhäuser zusammenfallen und die Mehrheitsgesellschaft sich rächen wird. Die Messer werden schon gewetzt. Figurativistisch, natürlich.

  12. Das Wort „biodeutsch“ macht für mich keinen Sinn. Für mich reicht das Wort deutsch, und es ist keineswegs gleichbedeutend mit „besitzt die die deutsche Staatsangehörigkeit.“

    Und das gilt ja nicht nur für mich. Eine nicht kleine Gruppe von Einwanderern, die inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, würde sich ebenso wenig als „deutsch“ bezeichnen.

  13. Mir fielen einige bessere Unwörter ein. Aber die Entscheidung für „biodeutsch“ ist nun wirklich eher unplausibel. Es bedeutet ja eigentlich nur mit leicht ironischem Unterton: nicht-migrantisch, ohne Einwanderungsgeschichte.
    Wenn es der Traum der Jury sein sollte, dass man „Deutsche“ (Einwohner/Staatsbürger mit Pass) nicht weiter unterscheiden sollte, bitte ich um Kontaktaufnahme mit den Neuen Deutschen Organisationen und Neuen Deutschen Medienmachern sowie verschiedenen Migrantenvereinen, die sich vom Rest der bundesdeutschen Welt durch ihr Herkunfts- und Bezugsland oder ihre Hautfarbe klar abgrenzen möchten. „Die ndo sind ein bundesweites Netzwerk aus über 200 Vereinen, Organisationen und Projekten. Unsere Mitglieder sind Nachkommen von Arbeitsmigrant*innen und Geflüchteten, Sinti*zze und Rom*nja, afrodiasporische Menschen, jüdische, muslimische und andere dialogsuchende Engagierte. Manche von uns bezeichnen sich als Person of Color (PoC) oder Schwarze Menschen, als Bindestrich-Deutsche oder eben anders.“ Wenn Verbände „Neue Deutsche“ kennen (das „Neu“ dürfte ja auch mit dem Migrantenstatus zu tun haben?), dürfen bei Mitbürgern dann nicht auch andererseits Alte Deutsche zur gefühlsmäßigen und kulturellen Identifikation dienen? Biodeutsch geht nicht, neu-deutsch aber schon? Wie schrieben die ndo doch 2018 in einer Pressemitteilung: „Die Zukunft unseres Landes sind nicht die greisen Wählerinnen und Wähler der AfD, sondern die *Neuen Deutschen* Kinder, die gerade in Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart eingeschult werden und die Mehrheit im Klassenzimmer bilden.“

    • Biodeutsch ist wirklich diskriminieren, wie Biohenne…
      Wurzeldeutsch, Urdeutsch, einfach nur Deutsch ohne Zusatz…
      Der Rest ist nichts anderes als Bürger der BRD. Nicht mehr.

  14. > 2022 Klimaterroristen: „kriminalisiert und diffamiert Aktivist*innen“

    Yep, man hätte politisch korrekter gegendert von Klimaterrorenden:innen reden müssen. Trump spricht vom Betrug, also es geht weniger um Terror als um eine Betrugsmasche – dem Enkel(:in)-Trick ähnlich.

  15. Diese Jury ist idiologisch völlig auf linksgrün gebügelt und deshalb bereits delegitimiert.

  16. Mittlerweile fühle ich mich durch die zahlreiche Beschimpfungen und Zuschreibungen der Öko-Rot-Grünen regelrecht geadelt. Auch dieses Wort werde ich weiterhin mit noch mehr Freude benutzen.

    • Eigentlich ja. Es ist ein Zeichen der Anerkennung, wenn über einen gesprochen und Witze gemacht werden.
      Über irrelevante Menschen spricht man nicht und macht auch keine Witze.
      Wie viele Witze kennen wir über Muslime, Deutsch-Syrer, Afghanen, sonstige mit Migrationshintergrund???
      Das Vorhandensein von Kritik, Witzen, Bezeichnungen und auch Beschimpfungen zeigt den Grad der Relevanz in der Gesellschaft. Demnach sind die Deutschen viiiiil relevanter als andere Bindestrichgruppen, denn es sind die Deutschen, die kritisiert und beschimpft werden….
      Habeck ist relevant – er wird beschimpft, er erzeugt Emotionen.

  17. Vermutlich erhalten die links-grünen Aktivisten die inzwischen das Unwort des Jahres wählen ihre Tätigkeit sogar vom Steuerzahler bezahlt, wie fast alle links-grünen NGOs. Der Bürger muss die gegen ihn selbst gerichtete Propaganda auch noch zwangsweise bezahlen so wie den Rundfunkbeitrag.

  18. Für mich ist „Biodeutsch“ auch ein „Unwort“ weil es keine anderen Deutschen gibt – diese ganzen deutsch-türken, deutsch-afghanen oder deutsch-afrikaner sind alles mögliche, aber eben keine Deutschen.

    • Richtig, alle anderen sind nur zum Teil deutsch. Nur Deutsche ohne Zusatz sind es zu 100%
      Russlanddeutsche waren/sind zuerst Deutsche. In Russland – auch nach Generationen – wurden sie als Deutsche gesehen…
      So geht es auch mit Juden. Sie sind zuerst Juden und dann Deutsche.
      Es ist unfassbar, wie viel Energie in diese triviale Diskussion gesteckt wird…
      Wer eine zweite Identität hat, ist nie 100% Deutsch… leider aber auch nich 100% Türke oder Syrer…

      • > Russlanddeutsche waren/sind zuerst Deutsche.

        Oft gibt es gemischte Vorfahren. Ich kann gar nicht ermitteln, wie unter den meinen deutsche und polnische vermischt waren – vielleicht etwas deutscher auf der Seite der Mutter als des Vaters. Alle vier Großeltern wurden in Preußen als Untertanen des Willi 2.0 geboren – die Beimischung anderer Traditionen ist mir jedoch bewusst. So bin ich wohl kein „lupenreiner Bio-Michel“ – wie eigentlich im Ruhrgebiet und weiter bis Köln üblich.

      • Was die Einwanderer aus der UdSSR angeht, so musst man sich im Fall von Mischehen mit 16 Jahren für eine Identität entscheiden. Bei deutsch-russischen, ukrainisch-russischen, russisch-georgischen,… Ehen mussten die Kinder eine Entscheidung treffen, ob sie sich eher mit der ukrainischen, deutschen, russischen,… Nationalität identifizieren. Diese Entscheidung war frei und galt für das ganze Leben.
        Bewusste Wahl, wo man sich eher zugehörig fühlt, macht etwas mit der eigenen Selbstwahrnehmung. Alle waren Bürger gleichen Landes, und jeder hatte eine nationale Identität eine nur für ihn spezifische Abstammung. Es war normal.
        Ob man sie später andern konnte, weiß ich leider nicht…

      • Diese Aussage ist nach der Rechtsprechung des BVerG „völkisch“ und damit verfassungsfeindlich. Man will es nicht glauben.

  19. Ich habe von dem Neologismus „Bio-Deutsch“ zuvor noch nie etwas gehört! Man muss nicht jeden Schwachsinn verfolgen, den sich die woke Bewegung ausdenkt, um ihre ideologische Verbohrtheit sprachlich auszudrücken! Man hat zudem den Eindruck, dass hier ständig neue Nebelkerzen gezündet werden, um die desaströse Realität zu verschleiern oder von den wirklichen Problemen dieses Landes abzulenken! Man will uns stattdessen am Gängelband führen und unsere Sprache mit Neologismen verhunzen, die niemand braucht und niemand versteht! Unwört = Unsinn!

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