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Die Nacht, als das Feuer kam

Hinein in den Höllenschlund – Dresden im Februar 1945

13.02.2020

| Lesedauer: 7 Minuten
Für sein Buch über die Bombardierung Dresdens hat Sinclair McKay zahlreiche Augenzeugenberichte aus dem Dresdner Stadtarchiv herangezogen. Die Schilderungen unbekannter wie berühmter Zeitzeugen (darunter Victor Klemperer und Kurt Vonnegut) sind ebenso berührend wie erschütternd

Ihr Klang besaß eine industrielle Konnotation, er verhieß eine Dringlichkeit, aber auch Zweckmäßigkeit – im Gegensatz zu den Sirenen in England, deren hohe Tonlage schwach außerweltlich erschien wie der Schrei einer Banshee in der Dunkelheit, ertönten die Fliegeralarme in Deutschland eine Oktave niedriger. Sie hoben an und nahmen wieder ab, wie alle Sirenen, aber sie klangen eher wie eine Warnung oder gar die Werkssirene bei Schichtende: Sachlich, kein Grund zur Panik, jeder begebe sich ganz ruhig zum Ausgang. In ganz Dresden waren Sirenen auf Dächern und Mauern installiert, und im Februar 1945 hatte für viele Menschen ihr Geheul an Gefährlichkeit eingebüßt, hatten sie doch Nacht für Nacht mit den Fehlalarmen ihre ursprünglich furchteinflößende Wirkung verloren. Am 13. Februar 1945 um 21 Uhr 40 wurde erneute Fliegeralarm ausgerufen, und als sein Dröhnen von den engen Straßen der hohen Wohnblöcke widerhallte und die Luft der breiteren Alleen und der wohlhabenderen Vorstadtstraßen schwängerte, machten sich viele Einwohner nur noch resigniert auf den Weg in die Luftschutzkeller, auch wenn der Moderator sogar das laufende Radioprogramm unterbracht und den Zuhörern verkündete, dass eine Staffel feindlicher Flugzeuge entdeckt worden war, die auf die Stadt zuhielt.

Albert Fromme war immer noch auf einer Geburtstagsfeier, als das kehlige Heulen des Fliegeralarms ohne Voralarm einsetzte. Einer der Gäste schaltet das Radio ein, um zu hören, ob man sich ernsthaft Sorgen machen müsse. »Ich spürte sofort, dass etwas Bedeutendes vor sich ging«, schrieb Dr. Fromme später. Im Radio wurde angekündigt, dass sich tatsächlich Bomber auf dem Weg nach Dresden befanden. Die Feier löste sich umgehend auf, seine Nachbarn und er sammelten ihre »Luftangriff-Ausrüstung« ein und gingen hinunter in den Schutzraum im Keller.

THIELEMANN IN DRESDEN
Mehr Toleranz geht kaum noch
Solch gelehrsame Besonnenheit war Erwachsenen vorbehalten, aber bei kleineren Kindern war daran nicht zu denken. Georg Frank, der den Tag in seinem bunten Clownskostüm [der 13. Februar 1945 war Faschingsdienstag – Anm. d. Red.] verbracht hatte, lag in seinem Bett; seine Mutter hatte für seinen Vater das Abendessen zubereitet. Frank Senior hatte die Versammlung des Volkssturms hinter sich gebracht und lauschte nun, ebenso wie der verwirrt aus dem Schlaf hochgeschreckte Junge, dem Radio, aus dem mit allem Nachdruck der Befehl ertönte: »Achtung, Achtung! Starke anglo-amerikanische Bomberverbände im Anflug auf Dresden! Entfernung circa zwanzig Kilometer! Suchen Sie die Luftschutzräume auf!«

Frank konnte sich später nicht mehr daran erinnern, ob seine Mutter ihn noch im Halbschlaf aus dem Bett geholt hatte. »War es nur der Schreck, so plötzlich aus dem Schlaf gerissen zu werden, weshalb ich weinen musste?« Und mit dem Schreck kamen die Sirenen, die für den kleinen Jungen »scheußlich« klangen. In eine Decke gehüllt trug ihn seine Mutter eilig aus der Wohnung.

Ihr Luftschutzraum lag im Keller; ein langer Ziegelsteinkorridor mit kleinen Parzellen, die von ihm abgingen. Auf dem Weg hinunter registrierte er bewusst die »schwache Treppenhausbeleuchtung« und die absolute Dunkelheit vor dem Treppenhausfenster. Sein Vater hatte ein paar Wertsachen aus Familienbestand mitgebracht, und jetzt nahmen sie in der gewölbeartigen Parzelle an ihrem einfachen Tisch auf selbst gezimmerten Stühlen Platz, während sein Vater ihre kleinen Habseligkeiten in einer Ecke verstaute. Etwas Proviant, den sie mitgebracht hatten, wurde auf den Tisch gelegt. (…)

Einige Keller fielen bequemer als andere aus. Helmut Voigt verließ zusammen mit seiner Mutter und seinem älteren Cousin Roland ihren Wohnblock südlich des Bahnhofs und machte sich auf den Weg zum Eingang eines Lagerkellers, der sich unter einer regionalen Brauerei befand. Dieser moderne Luftschutzkeller – Treppen aus Beton, nackte Glühbirnen und kahle Wände – lag mehrere Geschosse unter der Erde. Voigt schätzte, dass er für etwas hundert Personen ausreichend Platz bot. Aber als in dieser Nacht die Sirenen aufheulten, bemerkte der Jugendliche mit einigem Unbehagen, dass es dieses Mal anders war: Der Keller füllte sich nicht nur mit vertrauten Nachbarn, sondern auch mit einer Flut von Fremden, die nicht abzureißen schien.

»Viele Menschen strömten herein, die ich noch nie dort gesehen hatte«, erinnerte er sich später. »Einige von ihnen waren die Fahrgäste einer Straßenbahn der Linie 6, andere waren Flüchtlinge, die plötzlich begriffen hatten, in welcher Gefahr sie sich befanden, weshalb sie sich anderen Dresdnern anschlossen und ihnen in die Luftschutzkeller folgten.« Mit jedem weiteren Neuankömmling, der die Treppe hinunterkam, verschob sich das Gefühl für den Raum spürbar. War der Keller ansonsten recht geräumig, waren nun alle Plätze besetzt; wer jetzt noch hier Schutz suchte, musste stehen. Es gab auch einen Vorraum und einen kurzen Korridor, aber auch hier drängelten sich mittlerweile die Menschen.

In all dem Trubel wusste niemand von denjenigen, die die Luftschutzkeller aufsuchten – Tausende von Menschen die sich so geordnet wie möglich verhielten -, wie viel Zeit ihnen blieb, bevor die ersten Bomben fallen würden. Die Sirenen und die Radiodurchsagen kündeten von einer Katastrophe, die kurz bevorstand, aber was bedeutete das genau? Sekunden? Eine Stunde? Viele Menschen versuchten, durch den unaufhörlichen Heulton der Sirenen hindurch das herannahende Gebrumm der Flugzeuge auszumachen. Tatsächlich gab es im Herzen der Altstadt viele Passanten, die mit zum Himmel erhobenen Blick noch immer in den engen Gassen unterwegs waren und das Gebrüll der Bereitschaftspolizei ignorierten. (…)

Die Distanz, die sich zwischen der kleinen Welt unten und den gepflasterten Gassen darüber auftat, war groß. Abgesehen von der ständigen Klage der tiefkehligen Sirenen war es auf der Straße, die zum reich verzierten Eingang des Zwingergartens führte und schließlich weiter zum heiteren klassizistischen Bau der Semperoper, nun ruhig geworden. Die letzten Nachzügler hetzten auf der Suche nach weniger gesicherten Luftschutzkellern vorbei an der Katholischen Hofkirche und die Freitreppe hinauf zur Promenade der Brühlschen Terrasse mit ihren Balustraden. Entlang dieser Terrasse ragten die eleganten Fassaden der Kunstakademie und des Albertinums auf, in dem die Stadtverwaltung ihren Sitz hatte. Das Albertinum verfügte über einen eigenen, großzügigen Keller, in den nun von der Straßenseite her Beamte und Zivilisten strömten, die sich zu weit entfernt von ihren üblichen Luftschutzkellern aufhielten.

Und nur wenige Meter davon entfernt lagen einige Judenhäuser. Nach einem qualvollen Tag, an dem Victor Klemperer seinen jüdischen Mitbürgern die »Evakuation für alle Einsatzfähigen« ausgehändigt hatte, trank er mit seiner Frau gerade einen Kaffee, als die Sirenen ertönten. Eine Nachbarin rief voll Bitterkeit aus, dass sie hoffte, die Bomber würden kommen, auf dass sie alles »zerschmissen«. Offensichtlich lag jeder andere Ausweg außerhalb ihrer Vorstellungskraft, und Klemperer schien von dem bitteren Nihilismus nicht im Mindesten schockiert.

DAS ZEITALTER DER DYSTOPIE
Vom Ende der Idee des zivilisierten Krieges und dem Crash of Civilisation
Es gab einen separaten »Judenkeller«, da den Juden nicht erlaubt war, mit »Ariern« Schutz zu suchen. Wie viele andere Keller in diesem Teil der Altstadt zeigte das Ziegelmauerwerk an den Wänden erste Risse; außerdem lag der Keller im Souterrain, mit Fenster zum Gehweg hin. Wie andere Keller in den benachbarten Straßen war auch hier die Einrichtung rudimentär: Stühle, Wassereimer, Decken. Klemperer, seine Frau und all die anderen, die in dem alten Fachwerkhaus wohnten, machten sich auf den Weg die Treppe hinunter. Dort unten gab es angesichts solcher Umstände wenig, was man tun konnte, außer still dazusitzen. (…)

Etwas nördlicher, wo die Schienen die Elbe überquerten und in den bescheideneren Bahnhof Neustadt führten, drängten sich unzählige Flüchtlinge, die auf Anweisungen warteten. Winfried Bielss und sein Freund Horst hielten sich ein paar Straßen weiter auf und waren noch für die Hitlerjugend unterwegs; gerade erst hatten sie eine Flüchtlingsfamilie zu einer provisorischen Unterkunft in einem requirierten Schulgebäude gebracht. Als die Sirenen losheulten, waren sie noch ziemlich weit von ihren Elternhäusern entfernt gewesen. Nun mussten sie sich sehr schnell entscheiden, wie sie vorgehen wollten.

In der Katharinenstraße, unter den eleganten Villen und Bürgerhäusern aus dem 19. Jahrhundert, fanden sie einen Luftschutzkeller; es war kaum mehr als ein einfacher Kellerraum, noch dazu unbequem und verständlicherweise überfüllt. Ungewöhnlicher war da schon, dass den Jungen gesagt wurde, sie könnten wegen Platzmangel nicht bleiben und müssten sich woanders umsehen. Sekunden später fanden sich Winfried und Horst auf der Straße wieder, inmitten des infernalischen Lärms der Sirenen.

Was tun? Sollten sie zum Bahnhof Neustadt zurück? Winfried zögerte, da war auch kein Platz mehr. Horst schlug vor, über die Brücke und durch die Gassen der Altstadt zum Haus seiner Familie in der Nähe der Kreuzkirche zu rennen, aber das bedeutete rund zwei Kilometer zu laufen, und Winfried glaubte nicht, dass die Zeit dafür noch reichte.

Während die Jungen unter dem schwarzen Nachthimmel beratschlagten, wurden sie von zwei Polizisten, die es sehr eilig hatten, aufgegriffen und zu einem anderen Luftschutzkeller gebracht. Draußen im Freien sei es viel zu gefährlich für sie, sagte einer der Beamten zu ihnen. (…) Aber Bielss versicherte ganz ungerührt, dass sich sein Zuhause nur eine Straße weiter befände und er fast da wäre. Davon war natürlich kein Wort war, aber die Polizisten gaben sich zufrieden und suchten selbst eilends den nächsten Luftschutzkeller auf. »Ich wollte einfach nur durch die ruhig daliegenden Viertel nach Hause gehen«, erinnerte sich Winfried Bielss später. (…)

Sie passierten nun einen kleinen Park, der dunkler als die Straße war und in dem die Jungen mutterseelenallein waren. Sie befanden sich auf der Alaunstraße, die unweit der Mitte des Knicks, den die Elbe in Dresden macht, in Richtung Norden sanft bergauf führt. Von hier aus konnten sie die Silhouette der Altstadt und die Wolken darüber sehen, und jetzt nahmen sie zum ersten Mal auch das Brummen bewusst wahr. »Die Propellergeräusche waren jetzt schon zu hören«, erinnert sich Bielss. (…)

ANTWORT AUF HERBERT AMMONS NACHBETRACHTUNG
Noch einmal der Film über Churchill
Als Winfried und Horst die breitere Allee der Jägerstraße erreichten, wurde das Dröhnen noch lauter, der tiefere Tonfall schwang noch stärker mit, sodass die beiden Jungs an Tempo zulegten. Dieses Geräusch stand unmittelbar für ein drohendes Unheil, es setzte geradezu Urängste frei. Die Jungen bogen in die Zittauer Straße ab, die etwas näher am Fluss lag, und hier bekamen sie ein Gefühl dafür, was auf Dresden zukam: unzählige Bomber, Tausende von Metern hoch fliegend, fast unsichtbar gegen die Dunkelheit; das immer lauter werdende Dröhnen, jetzt mit einem unerbittlichen und aggressiven Einschlag. Die Jungen blickten zum Horizont und sahen, wie zwei leuchtend rote Kugeln vom Himmel fielen, die über dem Stadion Ostragehege niedergingen. Die grüne und silberne Leuchtmunition bildete mit den roten Zielmarkierungen die faszinierenden »Christbäume«, die von den Führungsmaschinen, den Mosquitos, abgeworfen wurden, um das Zielgebiet für die nachfolgenden Bomber zu markieren.

»Jetzt rannten wir los«, erinnert sich Winfried Bielss. Die Jungen waren nicht mehr weit von seinem Haus entfernt. Beide zeigten sich augenblicklich fasziniert und entsetzt zugleich von der Art und Weise, wie der Himmel und die Stadt immer heller erleuchtet wurden. Aus den schwarzen Wolken und der Dunkelheit regnete es nun unzählige »Christbäume« hinab; das zu bombardierende Gebiet lag weit verstreut und erstreckte sich von der Altstadt bis zur Johannstadt. Bielss weiß noch von weiterer Leuchtmunition in verschiedenen Farben, darunter leuchtendes Blau, intensives Grün und sogar ein sehr helles Orange, das die Wolken über Dresden in ein kränkliches Gelb tauchte. Von diesem Aussichtspunkt, von dieser sanften Erhebung aus mag die Verlockung groß gewesen sein, stehen zu bleiben und dem Spektakel zuzuschauen, wenigstens für ein paar Sekunden. Aber die Jungen hatten nun endlich verstanden, vielleicht war die Erkenntnis durch die immer lauter werdende Kakofonie der herannahenden Bomber gereift, dass sie rennen mussten, sich im Laufschritt in Sicherheit bringen mussten.

Gekürzter Auszug aus:
Sinclair McKay, Die Nacht, als das Feuer kam. Dresden 1945. Aus dem Englischen übersetzt von René Stein. Goldmann Verlag, 560 Seiten mit Bildteil, 22,00 €.


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40 Kommentare

  1. Meine Mutter, damals in Sebnitz zuhause, wollte am 13. Februar 1945 nach Dresden fahren, bekam aber wegen der überfüllten Flüchtlingszüge keine Genehmigung/Fahrkarte. Sie wandte sich sogar an die Sebnitzer Reichsbahndirektion, aber auch die winkte ab.

    In der Nacht darauf sah sie von Sebnitz aus (ca. 40km Luftlinie entfernt) den Feuerschein über Dresden und angekohlte Papierfetzen, die es vom Himmel regnete.

    Seither hat sie nie mehr geklagt, wenn ihr Pläne durchkreuzt wurden.

  2. Ich bin erschüttert über die diversen „Dokumentation“ auf NTV, N24, Phönix und ZDF.

    Es wird nicht sachlich berichtet, schon gar nicht, dass Massenbombardierungen ein Kriegsverbrechen waren und sind, sondern es schwingt immer mit, dass die Deutschen selber schuld waren, weil sie ja die Nationalsozialisten gewählt hatten.

    All diese Dokumentationen zeichnet aus, dass alles, was die Alliierten so verbrochen haben, durchaus vertretbar war, weil es ging ja gegen die Bösen.
    Das das unsere Vorfahren waren, Menschen wie du und ich mit Träumen und Hoffnung, dass wird völlig ausgeblendet.

  3. Freudscher Versprecher, Absicht oder Versehen? O -Ton 16Uhr Nachrichten DLF 250 000 Tote

  4. Kurze Klarstellung zum Kriegsrecht hinsichtlich Bombardements von Städten im II. WK aus Richard Overy »Der Bombenkrieg Europa 1939-1945« Rowohlt Berlin 1. Auflage 2014 S. 57-58.
    »…Auf der Washingtoner Abrüstungskonferenz von 1922, die zu einer erfolgreichen Beschränkung zur See führte, kam man überein, einen internationalen Juristenausschuss zu bilden, der verbindliche Regeln für die Luftkriegsführung entwerfen sollte. Dieser Ausschuss tagte in Den Haag von Dezember 1922 bis Februar 1923 und entwickelte die unter dem Namen >Haager Luftkriegsregelnin unmittelbarer Nähe der kämpfenden Landtruppen< befanden. In solchen Fällen konnte ein Bombenangriff also rechtmäßig sein, selbst wenn sich das militärische Ziel nahe zivilem Wohnraum befand….« Hinzu kommen folgende Aspekte, deren Wertung umstritten ist: Waren die deutschen Städte verteidigt (aus sich selbst heraus oder durch weit vorgelagerte Flakbatterien, allgemeine Luftraumverteidigung durch Jagdverbände), konnten sich die Stadtbewohner dem Angreifer unterwerfen (einer Luftstreitmacht gegenüber ein eher aussichtsloses Unterfangen, zumal in einer Diktatur völlig ausgeschlossen), konnte das deutsche Territorium einer belagerten Festung gleichgesetzt werden, das man solange aus der Luft malträtieren durfte, bis eine Gesamtunterwerfung erfolgte? Das »Morale Bombing« (nicht moral, sondern morale im Sinne von Stimmung, Haltung und Kampfgeist) oder »Dehousing« durch westalliierte Luftstreitkräfte, insbesondere des nachts durch RAF Bomber Command, war wegen der Intention primär möglichst viele Zivilisten (als menschliche Produktivkräfte) zu töten, während die Zerstörung von Rüstungsanlagen und Infrastruktur als gern gesehene Kollateralschäden verbucht wurden, ein vorsätzliches Massaker, einige Vertreter meiner Zunft unterscheiden zwischen guten und schlechten. Die Anzahl der Opfer, ob wie in Dresden nun 25.000 oder 200.000, ist dabei ohne Belang.

    • Angesichts der Tatsache, daß durch das IMT im Nachhinein der Tatbestand des „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ definiert wurde, sind solche Rechtsinterpretationen obsolet.

      • >Haager Luftkriegsregeln in unmittelbarer Nähe der kämpfenden Landtruppen<
        Hier handelt es sich, was der von mir sehr geschätzte Overy nicht näher ausführt, um unbestritten legitime Angriffe von sog. Erdkampfflugzeugen, also um taktische Lufteinsätze zur Unterstützung der kämpfenden Front.
        Von – unsinnigen – strategischen Terror-Bombardements konnte seinerzeit noch keine Rede sein.
        Unsinnig deswegen, weil auch Richard Overy sagt, dass auf die demoralisierende Wirkung seitens der Vertreter der Douhet'schen Überzeugung vergeblich gehofft wurde.

      • Harris war als ***-General nur Befehlsempfänger. Spiritus Rector war neben Churchill der Feldmarschall (Marshal of the Royal Air Force) Sir Charles Portal.
        Dieser Portal gab die Befehle, Harris stellte die Bomber zur Verfügung.
        Es ist übrigens bezeichnend, dass zur Enthüllung des endlich auch Harris zugestandenen Denkmals keine andere als die beinahe schon mumifizierte Mutter der Königin Elisabeth – sozusagen der personifizierte Deutschenhass – erschien.

  5. Beklemmendes Zeugnis eines 93-jährigen, der als englischer Kriegsgefangener im Räumdienst eingesetzt war. Selbst in der fremden Sprache lässt es mich erschaudern, was er erlebte, wie er seine Empfindungen beschreibt. Äußerst wichtiges Zeitdokument eines Miterlebenden, der über den Tellerand hinausblickt, jenseits des Freund-Feind-Schemas. Durch und durch ein menschliches Zeugnis. Danke.

  6. Am Anfang des Krieges setzten die Briten auf Tagangriffe, in denen Punktziele mit Sprengbomben belegt wurden. Sehr schnell erkannten sie, dass sie damit nicht die erhoffte Zerstörungswirkung erreichen und an der deutschen Luftabwehr scheitern würden. Also verlegten sie ihre Angriffe in die Nacht (die zwar die Abwehr erschwert, das Treffen von Punktzielen aber unmöglich macht) und begannen, zu experimentieren. Der Angriff auf Lübeck bezeichnete das Ende der Experimente und eine neue Zielrichtung: Fortan ging es darum, in den Innenstädten mit Sprengbomben und Luftminen zunächst die Dächer abzudecken, in die nun offenen Häuser Brandbomben zu werfen und einen Feuersturm zu entfachen. Nicht die Sprengbombe, die wir in alten Filmaufnahmen fallen sehen, sondern die millionenfach abgeworfen Stabbrandbombe ist das Symbol des Bombenkrieges. Die Entfachung von Feueröfen mit dem Ziel, Menschen hunderttausendfach zu verbrennen ist die wahre Dimension des Bombenkrieges. Und genau das ist in Dresden geschehen.

  7. Die Bombardierung Dresdens war ein Menschheitsverbrechen. Bomben auf eine wehrlose, von Flüchtlingen überfüllte Stadt. Zivilterror. Mit dem Ziel, die „Kampfmoral“ des Gegners zu brechen. Die Russen standen 100 km ostwärts. Denen wollte man „verbrannte“ Erde hinterlassen. Heute wird die Opferzahl bewusst und aus vordergründigen politischen Motiven klein geredet, denn die damaligen Gegner sind heute unsere Freunde so wie die Verbündeten von damals zu Feinden geworden sind. Goebbels hat die Opferzahl im Völkischen Beobachter hoch geschrieben. Die Absicht war klar. Dennoch: Der Bombenangriff auf Dresden war ein gemeiner und feiger Terrorakt. Über Tieffliegerangriffe auf Zivilisten, auf Flüchtlinge wird geschwiegen oder sie werden abgestritten. Dazu bedient man sich williger Wissenschaftler. Zeitzeugen hingegen belegen sie. Nun leben kaum noch Zeitzeugen. Wie bequem für die Geschichtsverfälscher, welche nunmehr ihren politischen Gegnern wiederum Geschichtsfälschungen unterstellen. Ein Ping-Pong-Spiel. Die Rede des parteiischen Bundespräsidenten war grottenschlecht und voller Tagespolemik. Nebensätze für die Opfer, Hauptsätze für die linksgrünen Staatsübernehmer. Beschämend. Ich bin Dresdner. Meine Mutter und mein Großvater haben die Bombennacht als erlebt. Die Mutter als Luftschutzhelferin, der Großvater als freiwilliger Feuerwehrmann. Der Vater war derweil in britischer Gefangenschaft. Meine Mutter hat Zeitdokumente aufgehoben. Heute lügt man wie damals der Goebbels aus denselben Motiven, nur aus gegensätzlichen Positionen. Die Lüge wird zur Geschichte. Ich habe die Augenzeugenberichte meiner Mutter meinen Kindern und Enkeln weitererzählt. Nichts darf vergessen und verfälscht werden.

  8. Als Dresdner, der in der eigenen Familie Personen hatte, die an den Folgen dieser Nacht (unmittelbar) gestorben sind, möchte ich hier einmal sagen, wie beschämend und widerlich die Instrumentalisierung durch Steinmeier ist.

    Dieser Mann als Bundespräsident ist eine einzige Schande.

    Dresden war ein Kriegsverbrechen, aber so sind nun einmal Kriege. Wäre der Krieg anders verlaufen, man würde wohl zerbombten alliierten Städten nicht gedenken. Aber darum geht es nicht, es geht darum einfach mal schweigen zu können.

    Dieser Mann lässt keine einzige Gelegenheit aus, um seine Agenda voranzubringen. Er redet in Yad Vashem und eine Woche später gratuliert er den Mullahs. Er spricht vor Nachfahren der Bombenopfer und schlägt den Bogen zur aktuellen politischen Lage (wtf?).

    Ich unterstütze es nicht, wenn Rechtsextreme die Tat vereinnahmen. Auch die AfD sollte darauf verzichten sich allzu offensiv reinzuhängen. Vor allem sollte man einfach mal die Zahlen weglassen. Ich bin mit der Zahl 30.000 aufgewachsen. Die Propaganda der Nazis hat eine Null angehangen. Offizielle „wissenschaftliche“ Untersuchungen gehen mittlerweile von 25.000 aus. Wo die 5000 hin sind, die bisher auch als wissenschaftlich belegt galten, verstehe ich aber auch nicht. Nichtsdestotrotz kann man mit diesen Zahlenspielen nur verlieren. Es waren zuviele und es waren die falschen.

  9. 11 Kommentare – das spricht für sich…

  10. ZDF-Kleber wusste besser als alle Historiker, dass es in Dresden »zehntausende Tote« gegeben habe und dass es Hamburg, mit vierzigtausend Toten, »am schlimmsten getroffen« habe.

    Und sein subtiles Habt-euch-mal-nicht-so-ihr-Dresdner rundete er ab, indem er »heute mal« von »anderen Städten« sprechen wolle, eine Karte mit Städten einblendete und einen Zeugen aus Wesel berichten ließ.

    Dies ist die einfühlsame Art, Trauernde zu trösten, indem man an andere Trauernde erinnert…

  11. Die historischen Fakten:

    Bereits seit Anfang der 1930er wurde die Royal Air Force nach den Doktrinen Giulio Douhets und Hugh Trenchards („Der Bomber kommt immer durch.“) massenweise mit leistungsfähigen Langstreckenbombern aufgerüstet, die denen der dt. Luftwaffe in Reichweite und Traglast weit überlegen waren.

    Die Pläne zur strategischen Bombardierung des Ruhrgebietes bestanden bereits seit dem 1. Weltkrieg.

    Mit dem Amtsantritt Churchills am 10.Mai 1940 erfolgte der Befehl zu den Flächenbombardements auf das Rhein-Ruhrgebiet, das fortan Nacht für Nacht angegriffen wurde.

    Von Mai 1940 bis zum Winter 1940/41 wurden wiederholt bombardiert: Oberhausen, Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel, Dortmund, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Soest, Schwerte, Osnabrück, Münster, Duisburg, Köln, Düsseldorf und Essen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_das_Ruhrgebiet

    Die Bombardierung Londons und Conventrys fanden erst ab 7. September bzw. 14. November statt.

    In Großbritannien forderten die Bombardements 60.000 vor allem zivile Todesopfer – in Deutschland 600.000.

    „Von Essen abgesehen haben wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt.“ (Arthur Harris – Quellen sh. Wikipedia Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg)

  12. Die historischen Fakten:

    Bereits seit Anfang der 1930er wurde die Royal Air Force nach den Doktrinen Giulio Douhets und Hugh Trenchards („Der Bomber kommt immer durch.“) massenweise mit leistungsfähigen Langstreckenbombern aufgerüstet, die denen der dt. Luftwaffe in Reichweite und Traglast weit überlegen waren.

    Die Pläne zur strategischen Bombardierung des Ruhrgebietes bestanden bereits seit dem 1. Weltkrieg.

    Mit dem Amtsantritt Churchills am 10.Mai 1940 erfolgte der Befehl zu den Flächenbombardements auf das Rhein-Ruhrgebiet, das fortan Nacht für Nacht angegriffen wurde.

    Von Mai 1940 bis zum Winter 1940/41 wurden wiederholt bombardiert: Oberhausen, Castrop-Rauxel, Wanne-Eickel, Dortmund, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Soest, Schwerte, Osnabrück, Münster, Duisburg, Köln, Düsseldorf und Essen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_das_Ruhrgebiet

    Die Bombardierung Londons und Conventrys fanden erst ab 7. September bzw. 14. November statt.

    In Großbritannien forderten die Bombardements 60.000 vor allem zivile Todesopfer – in Deutschland 600.000.

    „Von Essen abgesehen haben wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt.“ (Arthur Harris – Quellen sh. Wikipedia Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg)

  13. On 10 March Sir Charles Portal told Churchill that he
    had ordered heavy attacks on Sofia and other Bulgarian cities as soon as
    possible. [TNA, PREM 3/79/1, Portal to Churchill, 10 Mar 1944.]
    Ähnliche Meldungen gingen praktisch allen RAF-Großangriffen während des Kriegs voraus.

    Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass dieser Portal (Feldmarschall und Oberbefehlshaber der RAF) neben Churchill die treibende Kraft hinter allen Bombnenangriffen war. Die meisten Deutschen kennen weder Portals Namen noch seine Funktion. Ein weiterer hochrangiger Gangster war Friedrich Lindemann, ein naturalisierter Limey, der als wissenschaftlicher Berater Churchills mitverantwortlich für alle Schweinereien war, die die beiden Erstgenannten veranlasst hatten: Brand- und Sprengbomben mit unterschiedlich eingestellten Zeitzündern, um auch Feuerwehrleute und sonstige Helfer bei der Brandbekämpfung umzubringen, und vieles anderes mehr, darunter wissenschaftliche Versuche, wie schwer eine Brandbombe sein musste, um ein deutsches Standarddach zu durchschlagen und den Dachboden samt Gebälk in Brand zu setzen. Auch die Zusammensetzung der Bombenlast (x % Sprengbomben, y % Brandbomben) wurde von oben angeordnet.
    Churchill und Portal haben es verstanden, den Fliegergeneral Harris als Blitzableiter vorzuschieben – er hatte dafür zu sorgen, dass die angeforderte Anzahl Bomber an den Start rollte. Auf Zielplanung und Angriffsdatum hatte er keinen Einfluss – das alles besorgten andere, eigens dafür vorgesehene Spezialisten. Auf Harris aber wurde mit dem Finger gezeigt, Harris war es, den Hass und Verachtung seiner Jagdfliegerkameraden trafen – Portal und Churchill rieben sie die Hände. Harris selbst machte zu seiner Rechtfertigung Befehlsnotstand geltend und zeigten Journalisten bei Interiews gern seine schriftlichen Orders von Portal, seinem direkten Vorgesetzten.

    Eine ebenso unrühmliche Rolle wie Churchill und Portal spielte auch Curtiss LeMay, OB der 8. Luftflotte der USAAF und späterer Nato-Chef der Atombomberflotte. Er drohte allen Bomberpiloten ein Kriegsgerichtsverfahrten an, falls diese, wie es häufig geschah, ihre Bomben weiterhin in die Nordsee warfen und, einen technischen Defekt simulierend, unverrichteter Dinge den Rückflug nach England antraten. Jede verfrüht heimkehrende Maschine wurde untersucht, um menschliche Anwandlungen der Kommandanten ggf. ahnden zu können.
    Die Bombenflieger selbst waren oft sehr schnell psychische Wracks („abgeflogen“, wie das in Fliegerkreisen heißt). Ich empfehle jedem Interessierten die Lektüre des Buches „Der Bombenkrieg“ von Richard Overy. Dort ist auf gut 1000 Seiten alles nachzulesen, was taktische und strategische Bombardements auf allen Kriegsschauplätzen anzurichten vermochten. Was Dresden betrifft, so nennt Overy nolens volens die von der Historikerkommission konstruierten „Phantasiezahlen“. Ansonsten bleibt er dem Ruf seiner intellektuellen Redlichkeit treu.

  14. „…bleibt das Bomben eine relativ humane Kriegsführung“. Das hat „Harris Bomber“ in seinen Memoiren geschrieben.
    Wenn 30-40 Tausend (oder wahrscheinlich mindestens das Doppelte) Tote Zivilisten auf einmal in nur einer Stadt rechtfertig die Absicht um „Moral des Feindes zu brechen“, dann der Westen hat sich vom Mittelalter nicht weit entfernt.
    Der Bomber Harris war ein Sadist, der endlich eine Rechtfertigung fand sein Gigantosadismus auszuleben und zu genießen. Abgesehen von Deutschland hat er z.B. Palermo in Schütt und Asche gelegt, obwohl bekannt war, dass es sich im Umkreis von 50 km der Stadt keine Militäreinheiten befanden. So werden die Monster der gerechten und dazu gewonnenen Kriege geboren, die danach nie vor Gericht kommen. Hätte Bomber Harris eine Atombombe zur Verfügung gehabt, hätte er die ohne mit der Wimper zu zucken benutzt.

  15. Kenne keinen einen Philosophen der liberale Demokraten für „ totale Kriege“ verantwortlich macht. Den totalen Krieg hat ein Österreicher ausgerufen.
    Wichtig ist, wie konnte es dazu kommen? Das Ergebnis braucht keine Diskussion . Wie konnte es dazu kommen?
    Wir haben auch einen Verursacher, einen Politiker der sich den „Führer“ nannte.
    Sollen wir deshalb alle Politiker abschaffen? Oder konzentrieren wir uns darauf wie es dazu kommen konnte!
    Welche Mechanismen hat er eingesetzt um ein ganzes Volk in eine moralische, ethische und humanitäre Sackgasse zu Peitschen?
    Es sind nicht die Worte die mich auf die Palme treiben es sind die Mechanismen die heute noch zur Anwendung kommen, weil sie so erfolgreich sind.
    Ein Mechanismus ist zum Beispiel die eigene Meinung in die Nähe von Philosophen zu rücken, um sie intellektuell abzusichern und sie dadurch mit dem Hauch der Wichtigkeit zu versehen.
    Es ist das Prinzip der nichtabgesicherten Behauptung, sie muss nur oft genug wiederholt werden.

  16. Ich bin gerade ziemlich erschüttert, nachdem ich in der britischen Presse (Dailymail) die die Kommentare zum Gedenken an Bombardierung Dresdens gelesen habe. Die Topkommentatoren dort finden, dass das ‚bombing‘ gerechtfertigt war, weil die Deutschen ja den Krieg angefangen haben, die Deutschen mehr Leute umgebracht haben als die Alliierten und englische Städte schließlich auch bombardiert worden sind. Kann man Tote wirklich derart gegeneinander aufrechnen? Ein-und Ausgaben lassen sich gegeneinander aufrechnen, ja, aber ich halte es für verherrend das gleiche Prinzip auf Menschenleben zu übertragen. (Wenn man schon Tote gegeneinander aufrechnet, dann sollten nicht unerwähnt bleiben das Deutschland neben der Sowjetunion die meisten Kriegsopfer zu beklagen hatten). Ich frage mich auch, warum man das Gedenken an die zahlreiche Unschuldige nicht einfach so stehen lassen kann? Es wurden einmal nicht deutsche Kriegsverbrechen, sondern die Seite der deutschen Opfer dargestellt und schon gibt es einen lauten Aufschrei ganz so, als ob es diese gar nicht gäbe. Die britische bzw. alliierte Sichtweise wurde und wird durch Filme wie „Darkest Hour“ (2017), „Dunkirk“ (2017), „Fury“ bzw. „Herz aus Stahl“ (2014), „The Man with the Iron Heart“ (2017) und unzähligen weiteren Filme mit hochkarätigen Schauspielern hinlänglich erzählt, warum nicht auch einmal die Geschichte derjenigen zeigen, die bis heute noch keine Stimme erhalten haben und nicht gezeigt werden? Was ist daran so schlimm zu sagen, dass auch Deutsche Opfer des Krieges waren? Was ist so schlimm daran, einmal die Seite von Flüchtlingen aus dem Osten und unschuldigen Zivilisten gezeigt zu haben, die Opfer der Bombardierungen Dresdens und zahlreichen weiteren Städten wurden?

  17. Das mit dem totalen Krieg war aber jemand anderes. Da bringen Sie was durcheinander.

  18. Der „totale Krieg“ ging in diesem Fall aber nicht von den liberalen Demokratien aus, sondern von Hitler-Deutschland. Das relativiert natürlich nicht die (eben auch) verbrecherische Kriegsführung der Alliierten. Geschichtsklitterung oder Revisionismus sind hier jedenfalls sicherlich fehl am Platze!

    • Mit „Es war Krieg!“ soll alles erklärt und gerechtfertigt werden, es kann aber nichts entschuldigen.

      Und wenn ich mir die heutige Zeit und die Ereignisse gerade der letzten Wochen ansehe, bin ich geneigt, meinem im letzten Oktober verstorbenen Freund (und 96-jährigen Ostpreußen) Anton zuzustimmen, daß alle Opfer damals, auf allen Seiten, absolut und vollumfänglich umsonst waren. Nichts gelernt, nichts verstanden.

      „Aus der Geschichte lernen nur diejenigen, die unter der Erde liegen“ (Arno Surminski).

      Auch sei an dieser Stelle an die 75. Jahrestage der Städte erinnert, die nach Dresden zerstört wurden.

      Wie z. B. Pforzheim, das am 23.02.1945 mit 17.000 getöteten Menschen den prozentual höchsten Verlust im Luftkrieg erleiden mußte, ein Drittel seiner Einwohner.

      Wie Köln am 02.03. 1945. „Das Ende von Köln“ war so gewaltig, daß es die vorhergehenden 261. Angriffe nicht wirklich gebraucht hätte.

      Oder Würzburg am Abend des 16.03.1945, das in 17 Minuten scheinbar mühelos aus der Welt genommen wurde. 🙁

      • Danke.

    • Habe etwas gewartet, um dem User nicht vorzugreifen.
      Dann will ich Ihnen antworten.
      Es liefen sogar ÖR mehrere Teile einer Doku darüber, mit Aussagen von Zeitzeugen und Betroffenen!
      Deckt sich mit den Erinnerungen meiner Großeltern!
      Interessant in dem Zusammenhang ist, daß sich der Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung richtete.
      Im „Militärviertel“ (Kasernen, Lazarette, etc.) schlugen gerade mal 5 Bomben (von 2000 to) ein!

      Mit ein bisken gutem Willen hätten Sie selbst recherchieren können, sei’s drum:
      erschienen 2004, immer noch im Handel erhältlich
      Der Brand
      Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
      von Jörg Friedrich
      ISBN 3-548-60432-3

      • Es war nie anders – auch in Hamburg machte man die Arbeiterviertel dem Erdboden gleich – die vielen Kasernen gibt es noch heute. Ist auch in Danzig nicht anders, obwohl es hier Stalins Bomber waren. Die riesengroße Kasernenanlage in Langfuhr wurde gerade abgerissen und machte einem schönen neuen Wohnviertel Platz. Die anderen Kasernen stehen noch und werden z.T. sinnvoll genutzt.

      • Nicht ganz richtig Wolodja=Wladimir= Woldemar 😉
        Was Sie anführen geschah im Ja. ’45.
        Aber bereits im Juli ’42 und Okt. ’43 flogen die Royal Air Force u. US Air Force Angriffe auf Danzig, damals allerdings waren es noch vorwiegend milit. Ziele.

  19. Die Tage und Nächte von Dresden kenne ich von meiner Mutter und ihrer Schwester, die als ehemalige Wetterdiensthelferinnen in der Zeit der Bombardierung dort festsaßen und das ganze Elend leibhaftig mitbekommen haben und dabei überlebten. Was aber garantiert nicht stimmt sind die genannten Opferzahlen zwischen 25 – 35 TSD. Menschen, denn es waren weit mehr und warum diese Zahlen kleiner geschrieben werden ist völlig unverständlich und kann nur dazu dienen, die Greuel der Allierten im Nachhinein kleiner erscheinen zu lassen, weil es auch schon damals dem Völkerrecht entgegenstand und zivile Gegenden nicht mit einem Flächebombardement belegt werden durften und somit gleiches mit gleichem vergolten wurde, auf Befehl von Churchill und General Harris hat dagegen protestiert, ihn dann aber doch ausgeführt. Zum Zeitpunkt der Bombardierung befanden sich ca. 1,2 Mill. Menschen in Dresden und umzu. 650 TDS. Dresdener und ungefähr 600 TSD. Flüchtlinge. Aufgrund der gemeldeten Bürger konnte man ungefähr ermitteln, daß ca. 10% nach den Angriffen nicht mehr auffindbar waren, also 65 TSD.. Das gleiche ist auch unter den nicht registrierten Flüchtlingen passiert und somit konnte man einer Dunkelziffer von nochmals 60TSD. Toten ausgehen, zusammen also ca. 125 TSD. Tote, was im übrigen auch der Zahl von Adenauer 1945 weit näher kam, als die heutigen Ergebnisse, den nach seinen Informationen von damals gab es ungefähr 250 TSD. Tote, alle zusammen. Nun muß man sich fragen, warum diese Zahlen, die von der Wahrscheinlichkeit und auch von der Berechnung her heute so abstrakt nach unten gerechnet werden und wer hat daran ein Interesse, daß die Anzahl der Toten so minimiert wurde, denn es gibt vergleichende kleinere Städte, wo die Zahl der Opfer der damaligen Realität entsprach und nur Dresden als Anwort der Engländer gegen jedes Recht in gleicher Weise bombardiert wurde und damit Unrecht mit Unrecht beglichen wurde und vermutlich ist das auch eine Frage des eigenen schlechten Gefühles wegen und man die Opferrate nicht so hoch erscheinen lassen will, was von Seiten der Sieger durchaus verständlich ist, daß sich aber deutsche Historiker und Statistiker auf diese Zahlen einlassen ist ein Skandal, denn es war weit schlimmer als heute zugegeben wird.

    • Warum diese unsägliche Diskussion über Opferzahlen? Macht es wirklich einen Unterschied wieviele Menschen bei diesen Angriffen starben? Reichen 25000 tote Zivilisten nicht um zu trauern, oder geht es um Aufrechnung gegen deutsche Kriegsverbrechen? Wenn sie Historikern nicht glauben dann vielleicht der SS, die im März 1945, also einen Monat nach den Angriffen einen Schlussericht aus Dresden mit Zahlen erhielt. Wenn also nicht 200000 Menschen spurlos verbrannt sind erscheinen mir 25000 Tote realistisch.
      http://www.cpgg.info/docs/schlussmeldung_dresden1945.htm

      • Es spricht nichts dagegen, auch mal die eigenen Links durchzulesen. Zitat: „Mehrere tausend Gefallene noch unter Trümmermassen.“ Es sprich aber einiges gegen Relativierung und Verharmlosung von Kriegsverbrechen – jedenfalls sofern man entsprechend sozialisiert ist.

      • Ich lese meine Links: ca. 18000 gezählte Tote und „mehrere Tausend unter den Trümmern“
        „Die Gesamtzahl der Gefallenen einschl. Ausländer wird auf Grund der bisherigen Erfahrungen und Feststellungen bei der Bergung nunmehr auf etwa 25.000 geschätzt.“
        Und ein Kriegsverbrechen bleibt ein Kriegsverbrechen, egal ob 25000 sterben oder 250000, gezielte Angriffe auf Zivilisten sind niemals zu rechtfertigen. Ich sehe da keine Verharmlosung.

      • Tatsächlich gezählt wurden 31.102. Und KEIN MENSCH weiß, wie viele verschüttet oder vollständig verbrannt wurden. Deshalb wurde jahrzehntelang die Opferzahl auf 35.000 geschätzt – bis dann eine dubiose „Kommission“ damit beauftragt wurde, die Opferzahlen künstlich herunterzurechnen und den Fakt, daß Dresden VOLL mit Flüchtlingen war, kleinredete. Das IST Verharmlosung und an Perfidie nur schwer zu überbieten.

    • Ähnliches was sie hier schreiben hatte mein Vater mir erzählt, der damals 14 Jahre alt war. Er erzählte mir sogar von noch mehr Toten.

      Scheinbar wird hier von den Historikern das Gedächtnisloch aus dem Roman „1984“ gefüttert. Anders nicht erklärbar.

    • Im Ablauf des gesamten würde ich Ihnen zustimmen. Bei den Zahlen werfen Sie jedoch etwas zusammen um es dann auch noch zu verdoppeln.

      Die Erfassung der Toten wurde sehr gewissenhaft gemacht, wie im Übrigen alles im 3. Reich.
      Die Anzahl der erfassten Toten ist exakt 31.102 (diese Karteien existieren noch!).
      Diese Toten wurden auf 3 verschiedenen Dokumenten erfasst:
      1. Totenliste
      2. Kennzettel (von Polizei auszufüllen)
      3. Straßenliste
      Bei den 31.102 stimmen alle Listen überein. Auch unbekannte Tote sind dort erfasst.

      Sie gehen von 1,2 Millionen aus, was Dresden jedoch nie hatte. Sie vergessen, dass unter Ihren 650Ts Einwohnern, ebenso schon Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und KZ-Häftlinge zählten. Es gab ein Zuzugsverbot und man durfte nur mit Genehmigung in eine andere Stadt. Die Kontrollen waren massiv und konsequent.
      Unregistrierte Flüchtlinge gab es gewiss (vielleicht 500, aber keine 600Ts.).
      600.000 unregistrierte Flüchtlinge gab es dann ab 2015 😉

      Nach den Bombenangriffen (denn es waren im Übrigen 4 Angriffe innerhalb 3 Tage), wurden besagte 31.102 Tote gezählt und 35.000 galten als vermisst.
      Die Zahl der Toten wurde dann auf 35.000 hochgesetzt, wegen den ganzen Trümmern, unter welchen noch Leichen vermutet wurden.
      Bei der Enttrümmerung wurden dann wie vermutet, jedoch NUR 1846 Leichen geborgen.

      Somit ist die Zahl von 35.000 Toten mehr als gerechtfertigt, beinhaltet diese Zahl ja auch die in vielen Kreisen ungenannten „Pulverisierten“.

      Von nur „bis zu 25.000 Toten“ auszugehen, spricht dann von mangelndem Fach- und Sachwissen und daher ist der BuPrä prädestiniert für den Posten des BuPrä.

      • »Bei der Enttrümmerung wurden dann wie vermutet, jedoch NUR 1846 Leichen geborgen.«

        Wer je das zertrümmerte Dresden gesehen hat, kann da nur sardonisch lachen…

    • Interessanterweise sinken die „offiziellen “ Opferzahlen, je länger das Ereignis zurückliegt. Von Sonderlingen wie diesem weLt-Schreiber Sven Dingsbumms Kellerhoff abgesehen, der geradezu enthusiastisch die These vor sich her trägt, es hätte keine Tieffliegerangriffe auf Flüchtende gegeben. Zwar wurden überall im Reichsgebiet Zivilisten, Frauen, Kinder, Alte mit Bordwaffen beschossen, nicht aber in Dresden.

    • Die Bevölkerung Dresdens nahm Anfang 1945 schlagartig von etwa 570.000 auf 370.000 ab: https://de.wikipedia.org/wiki/Dresden#/media/Datei:Einwohnerentwicklung_von_Dresden_-_ab_1871.svg

      Das ist eine Differenz von 200.000 Einwohnern. Zu behaupten, man habe alle sterblichen Überreste gefunden und es könne kaum unentdeckte Leichen gegeben haben, halte ich für anmaßend.

      Zum Vergleich: Allein nach der Schlacht an der Somme 1916 wurden 70.090 britische und südafrikanische Soldaten nicht mehr gefunden. Davon zeugt das Thiepval Memorial. Und dort gab es keinen Feuersturm.

      • Lesen sie den Schlussbericht vom März:
        „Aufgliederung der Personenschäden nach Geschlechtern mit Rücksicht auf bestehende Schwierigkeiten (Abwanderung großer Teile der Bevölkerung, Überführung eines großen Teils der Verwundeten nach außerhalb, vollkommene Verkohlung bzw, starke Verwesung der Leichen) noch nicht bzw. überhaupt unmöglich,“
        Wahrscheinlich haben große Teile der Bevölkerung die zerstörte Stadt auf der Flucht vor der näher rückenden Roten Armee verlassen, zumal es nach den Angriffen 350000 Obdachlose gab.
        http://www.cpgg.info/docs/schlussmeldung_dresden1945.htm

  20. Meine Mutter hatte einen Tag vor der Bombardierung Dresden verlassen.

    • Sie war Flüchtling aus Oberschlesien und erfuhr später zu ihren Entsetzen, das eine Bekannte, die weniger Glück hatte, durch das was man damals wohl als Pressluftbombe bezeichnete, durch einen Maschendrahtzaun hindurch buchstäblich zu Brei zerquetscht wurde.

      • Auch meine Mutter war am 13.02.1945,
        damals 12 Jahre alt, als Flüchtlingskind
        aus Oberschlesien, wie der Zufall so spielt, nicht mit den meisten Flüchtlingen in der Innenstadt, sondern ganz nahe bei Dresden bei herzensguten Bauern untergebracht.
        Jedes Jahr am 13.02. erzählte sie uns Kindern, dass sie in dieser Nacht von einem kleinen Hügel aus die Christbäume hat fallen sehen und, dass der Himmel über Dresden noch über Tage feuerrot glühte. Diese Bilder und die Bilder des zerbombten Dresden mit den vielen Toten haben sie ihr ganzes Leben lang verfolgt.

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