<
>
Wird geladen...
Schwere Tage stehen bevor

Bei Hart aber Fair: Steht „Wladimir der Große“ mit dem Rücken zur Wand?

01.03.2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Bei Hart aber Fair sind es dieselben Leute, die Putin vor Kurzem noch belächelten, die jetzt auf harte Kante machen. Ihre Naivität gestehen sie freilich nicht ein.

Es ist die dritte Sendung in Folge zum Ukraine-Konflikt: „Hart aber Fair“ talkt der Entwicklung in Osteuropa hinterher. Schon vor zwei Wochen begann die Kanonade der leeren Floskeln gegen Putin, die sich am Montag vor einer Woche fortsetzte. Mittlerweile gibt es echte Kanonen. Doch der Schütze ist Putin mit seiner Armee – und die schießt mit Bomben, nicht mit Worten. „Fragen und nach Antworten suchen“ will Plasberg am Montagabend. Dazu hat er sich mit SPD-Außenpolitiker Michael Roth, dem ehemaligen ARD-Journalisten Udo Lielischkes, der Osteuropaexpertin Sabine Fischer, dem Publizisten Gabor Steingart und dem ehemaligen NATO-General Hans-Lothar Domröse zusammengefunden.

BEVOR DER KRIEG INS HERZ EUROPAS ZURüCKKEHRTE
Putins Gesprächsfaden mit Macron: Doppeltes Spiel oder doppelte Realität?
Letzterer liefert zu Beginn eine nüchterne, taktische Analyse des Krieges in der Ukraine. Die Russen erwarte ein Guerillakrieg wie in Afghanistan. „Was für die Taliban die Berge waren, sind für die Ukrainer die Städte“, meint Domröse, der 2014 als General des Heeres aus dem Dienst ausschied. Wie viele sei er überrascht, wie zäh sich der russische Vormarsch in der Ukraine gestalte. Den russischen Soldaten fehlten Angriffsschwung und Koordination. Darum habe Putin jetzt das „große Besteck“ ausgepackt und drohe mit Nuklearwaffen. Das könnten auch kleine Waffen sein, mit denen man ein Dorf oder eine Stadt vollständig vernichten könne.

Die Osteuropa- und Russlandexpertin Sabine Fischer bewertet im Anschluss die russisch-ukrainischen Friedensgespräche. „Es ist ganz klar, dass Russland völlig überrascht worden ist vom ukrainischen Widerstand.“ In Moskau habe niemand mit der Standhaftigkeit der Ukraine gerechnet. Das unterstreicht auch der ehemalige ARD-Korrespondent in Moskau, Udo Lielischkes. Der ist sich sicher, dass Putin noch lange nicht fertig ist. Letzte Woche hatte er Putin noch mit einer Python verglichen, die ihr Opfer langsam erdrossle. Ein versuchter, schneller Genickbruch ist dem russischen Machthaber eine Woche später jedoch nicht geglückt.

Lielischkes kann sich deswegen aber nicht vorstellen, dass Putin einlenken wird. „Jetzt beginnt eine sehr hässliche Phase“ des Konfliktes, meint er. Putin schrecke „nicht davor zurück, den Widerstand zu brechen, indem er eine Stadt dem Erdboden gleich macht“. Dies habe Putin in vergangenen Konflikten bereits bewiesen, zuletzt in Syrien. Putin wolle als „Wladimir der Große“ in die Geschichte eingehen und die ostslawischen Völker vereinigen, konstatiert Lielischkes. Putin sei krank – der ehemalige Journalist beharrt auf seinen Ausführungen vom letzten Mal, in denen er die Zurechnungsfähigkeit des Präsidenten in Frage gestellt hatte.

SO SEHR GLOSSE, DASS ES KEINE MEHR IST
Wladimir Putin ist kein ungezogenes, trotziges Kind
Michael Roth ist nach einer einwöchigen Pause erneut zu Gast im Studio. Am 14. Februar hatte er an selbiger Stelle noch erzählt, es wäre „zynisch“, Putin ernst zu nehmen. Doch die Realität hat ihn überholt. „Wir erleben derzeit die endgültige politische und moralische Bankrotterklärung Putins“, tönt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Putin habe auch die Wehrhaftigkeit der Ukraine und die Entschlossenheit des Westens unterschätzt – Entschlossenheit und Wehrhaftigkeit, von der bei ihm selbst vor zwei Wochen noch nichts zu spüren war, als er sich an gleicher Stelle gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprach. Doch jetzt will Roth nicht „über Schuld, sondern über Verantwortung reden“ – und sich so aus der Affäre stehlen. Plasberg lässt ihn. Die Zustimmung zum Krieg sei in Russland sehr gering, meint der Politiker. „Wenn die allermeisten Russinnen und Russen auch ein Herz haben, dann rächt sich jetzt das, was Putin erzählt hat.“ Den Krieg gegen ein von Moskau beschworenes „Brudervolk“ in der Ukraine würden deswegen wenige verstehen. „Gegen Schwestern und Brüder führt man nicht einen solchen Krieg.“

Auch die Menschen im Westen, die Putin lange Zeit die Stange gehalten hätten, schwiegen oder haben ihre Meinung geändert, sagt Roth. Osteuropaexpertin Sabine Fischer erklärt, es seien vor allem junge Menschen in Russland, die sich eher über soziale Medien als über das russische Staatsfernsehen informierten. Das sind etwa 30 Prozent der Bevölkerung, sagt sie. Die Zahl der Kritiker in Russland wachse, je blutiger der Krieg wird. Schon jetzt habe es in vielen Städten Friedensdemonstrationen gegeben, trotz zahlreicher Verhaftungen.

„Es gibt kein Zugeständnis, das Putin reicht“

Der Publizist Gabor Steingart kritisiert die Sanktionen des Westens als zu lasch. „Die einzig tragfeste Beziehung, die wir ökonomisch mit Russland haben, sind unsere Energiebeziehungen.“ Und die seien nicht berührt worden, im Gegenteil. SWIFT sei für Russland auch nicht gekappt worden. „Das heißt, wenn die Ukraine sagt: Ihr tut mehr mit den Lippen als mit den Händen – dann hat sie recht.“ Auch 100 Milliarden für die Bundeswehr würden der Ukraine „ja nicht mehr zugute kommen“. Udo Lielischkes widerspricht, verweist auf den Absturz von Rubel und russischen Unternehmen. Steingart entgegnet: Das sind Börsenkurse, das sei nicht relevant. Das Kerngeschäft von beispielsweise Gazprom und Rosneft sei „nicht berührt worden“. Vielleicht ist das auch gut so, denn sonst würden hier im Studio die Lichter ausgehen.

UNERWARTETE MILITäRISCHE ERFOLGE
Polnische Experten: Die Ukraine kann den Krieg gewinnen
Steingarts Morningbriefing machte am Freitag, mitten während des russischen Überfalls, mit einem langen Text über die Irrwege des Westens auf. Lang und breit wurde da etwa über die NATO-Osterweiterung philosophiert, während Russlands Panzer rollten – das brachte ihm heftige Kritik ein. Jetzt muss er das wohl durch rhetorische Aufrüstung wettmachen. „Wenn Udo recht hat“, rekurriert Steingart auf seinen Kollegen Lielisckes, und Putin einer sei, „der im Adolf-Hitler-Style sehr sehr weit gehen würde“, müsse man ganz anders reagieren. Er halte Putin jedoch immer noch für einen Strategen. „Wir beenden dann auch die Küchenpsychologie und Ferndiagnose“, setzt Plasberg einen Strich unter den Diskussionsabschnitt.

Nicht jedoch, bevor Steingart lange von seinem Besuch bei Putin 2013 erzählen kann: Ganz begeistert berichtet der ehemalige „Handelsblatt“-Chefredakteur, Putin habe ihn seine Texte sogar ganz frei verwerten lassen. Das sei er aus Deutschland gar nicht gewohnt. Etwas wirre Ausführungen des Mannes mit der verdunkelten Brille und dem wohl dadurch beschränkten Blick auf Realitäten.

Das geht weiter, als Plasberg fragt, wie man aus der Eskalationsspirale komme. Steingart meint, es wäre eigentlich „einfach“ – man könne Putin Donezk und Luhansk zugestehen und die Ukraine zum neutralen Pufferstaat machen. „Das wäre mein Vorschlag.“ Der Opportunismus reicht also nicht einmal bis zum Ende der Talkshow. Steingart lächelt selbstzufrieden, während Diskussionspartner mit einem „ach, Herr Steingart!“ ihr Unverständnis ausdrücken.

Dem ukrainischen Botschafter Melnyk gefallen Steingarts Ausführungen, die Ukraine einfach bezahlen zu lassen, natürlich nicht. Er ist der Diskussion zugeschaltet. „Ich glaube, dass diese Diskussion falsch ist. Wenn ein Verbrecher seinem Opfer ein Messer an den Hals hält, würden Sie doch auch nicht fragen: Was könnten Sie tun, damit dieser Verbrecher sein Gesicht wahrt?“ Dieser Ansatz sei nicht zielführend: „Es gibt kein Zugeständnis, das Putin reicht“, konstatiert der Botschafter, der sich entschlossen gibt. „Ich kann Ihnen sagen, dass die Ukrainer weiterhin bereit sind, für ihre Freiheit, ihre Werte und ihre Heimat zu kämpfen.“ Er beklagt einen brutalen russischen Krieg mit „vielen zivilen Opfern“.

Der ukrainische Botschafter appelliert: „Man darf uns nicht abschreiben!“ Melnyks Ansage: Wir sind immer noch da! „Dieses Russland ist ein Koloss auf tönernden Füßen. Herr Putin hat sein Stalingrad-Gefühl schon erlebt.“

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

38 Kommentare

  1. Alle, die hier genannt werden, sind doch bloß Schwätzer! Ihr tägliches Palaver aus gut geheizten Büros ist das Gerede von medialen Wichtigtuern, die vom Kriegsgeschehen keine Ahnung haben, weil sie noch nie einen Kriegsplatz in der Realität gesehen haben. Die Staatsmedien brauchen halt solche Leute, um ihr reines Gewissen zu bezeugen.

  2. Die Ukraine hat sich 1991, in einem elitären Zirkel, von Russland losgesagt, die Regierungen seitdem haben es aber nicht verstanden, den Wiedervereinigungswunsch der Russen, und Teilen der eigenen Bevölkerung, zu überwinden. Auch mit den seit 2014 im Donbas tobenden Separatisten hat man aus Kiew keine Lösung gefunden. Nicht nur wegen der russischen Unterstützung für die Separatisten, sondern auch aus eigener Intransigenz. Auch die Beschwörung aus Kiew, dass man die Krim nie aufgeben wird, ist heiße Luft. Die überwiegende Mehrheit der Bewohner der Krim wollten noch nie Nationalukrainer werden. Das sind alles Kiew-Probleme, die nur Kiew lösen kann. Je mehr Kiew, in unverschämter tonlage, mit hohem quai-moralisch-politischem Rechtsanspruch, in die Nato, in die EU und in Hartz-4-für-alle aufgenommen zu werden, desto intransigenter wird Moskau sein, und desto weniger Sympathien werden sie, über den Tag und die derzeitige Kriegskatastrophe hinaus, hier haben.

    • Wie kommen Sie zu solchen vollkommen realitätsfernen Aussagen? Es gibt in der Ukraine, genauso wenig in anderen ehemaligen Ostblockstaaten, absolut keine Mehrheit für einen russischen Anschluss. Nicht einmal im Ansatz. Würden Sie in einem von Russland besetzten Land leben wollen? Offensichtlich nicht. Schauen Sie sich die Wahlergebnisse an. Selbst wenn es in wenigen einzelnen Regionen eine Mehrheit gäbe, nicht nur für einen russlandfreundlichen Kurs ohne Marionettenregime, dann müsste ein Referendum darüber oder überhaupt eine sondierende Umfrage unter demokratischen und freien Umständen stattfinden und nicht nach der Vertreibung von Teilen der Bevölkerung sowie Einschüchterung und Bedrohung der verbliebenen.

      Im Übrigen kommen Sie mir jetzt bloß nicht, Wahlergebnisse in der Ukraine wären unglaubwürdig. Schauen Sie sich russische an und in den besetzten Gebieten. Da sind ukrainische in jedem Fall glaubwürdiger und nebenbei auch unter Beobachtung entstanden.

  3. Sehr schöner Kommentar Herr Roland!
    Die Sendung dokumentierte teils erschreckende Defizite. Von der moralischen Grundausstattung bis zu militärischem Grundwissen. Herrn Steingarts Verständnis vom Selbstbestimmungsrecht der Völker ist offensichtlich auf dem Stand der Kabinettspolitik des 18. Jahrhunderts stehengeblieben. Herr Domröse fiel zwar durch wohltuende Sachlichkeit auf, versäumte es aber, bei seinen Analysen über das z. Zt. gängige Niveau eines Quartettspielers hinauszugehen. Auf dem Papier ist Russland weit überlegen. Der Krieg findet aber in der Realität statt. Russland setzt nicht nur nur einen Teil seiner Streitkräfte ein, sondern zersplittert diese auch auf mehrere Angriffskeile, die sich nicht direkt gegenseitig unterstützen können. Die Truppen der Ukraine verfügen dagegen über den strategischen Vorteil der inneren Linie. Wenn sie nicht den Fehler begehen alles gleichzeitig verteidigen zu wollen, haben sie gute Aussichten die Invasoren militärisch zu schlagen, wie sowohl das Preußen Friedrichs des Großen als auch der Staat Israel gezeigt haben. Wohltuend hob sich Frau Fischer aus dem politischen Klein-Klein ab. Moralisch völlig disqualifiziert hat sich – wieder einmal – Herr Plasberg, als er zum Ausklang noch schnell versuchte Herrn Trump in die Nähe von Herrn Putin zu rücken. Fehlte nur noch der Klimawandel als Entschuldigung für Putins verbrecherische Aggression.

  4. Herr Plasberg, der Putin hat 250Tausend demonstrierenden Jäckel in Köln gesehen. Jetzt beendet er den Krieg.

  5. Es gibt einen eindeutigen Realitätsverlust bei Putin, denn diesen Krieg kann er nicht gewinnen . Das hätten seine Strategen und Berater ihm sagen müssen. Aber es gibt nur JA Sager und Abnicker…
    Im Gegenteil die Ukrainer schließen sich zusammen, dies ist schon immer passiert in der Geschichte bei Bedrohung durch einen äußeren Feind. Dies wird die größte Überraschung für Putin gewesen sein, dass er als Feind angesehen wird und nicht als „ Befreier“. Auch wenn man den Nachrichten aus jeglichen Quellen nicht glauben mag, zeigt doch allein die zeitliche Perspektive auf, dass Putin sich verschätzt hat und die ukrainische Bevölkerung nicht überläuft. Was mich persönlich aber wirklich anwidert, ist Putins Ankündigung die Tschetschenen/ Kadyrow Brigaden einzusetzen . Kadyrow hat darauf hin getönt, dass er kurzen Prozess mache ; ich füge mal selbst hinzu „ mit den Ungläubigen „
    Welch ein krasser Gegensatz zu seiner berühmten Rede im Deutschen Bundestag, welche so glaube ich, ehrlich und aufrichtig war zu diesem Zeitpunkt .
    Mit den unzweifelhaften Fehlern des Westens im Umgang mit Putin zeigt sich aber auch seine Schule auf, die des KGB Mannes in DDR Zeiten, in Dresden .
    Damit ist er mit seinen 70 LebensJahren den alten Reflexen verhaftet, welche zum Angriff auf die Ukraine führten, welche er auch bei einem militärischen Erfolg nicht für sich gewinnen kann. „Denn was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten ( Ghandi)“
    Er hat sich verkalkuliert, so wie damals der Einmarsch in Afghanistan für Russland zum Desaster wurde, wiederholt sich hier ein Drama der Fehleinschätzungen. Es bleibt abzuwarten, wie die russische Oberschicht dies für sich kalkuliert und bewertet, denn Putin ist auf einerStraße ohne Abbiegung unterwegs. Hoffentlich irre ich mich da. Für die kleinen Leute brechen schlimme Tage an, wie so oft in der Geschichte …

  6. Was will man mit dem militärischen Widerstand erreichen? Die Ukraine wird den Krieg nicht gewinnen, da sollte man sich nichts vormachen. Je länger der Krieg dauert, umso mehr Opfer wird es geben.

    • Ja, was will man wohl erreichen, wenn man die Wahl hat, für seine Freiheit zu kämpfen (und dabei vielleicht getötet zu werden) oder sein Leben lang den Stiefel eines brutalen Diktators im Nacken zu spüren? Kann es vielleicht sein, dass es Menschen gibt, die ihren Lebenssinn nicht darin sehen, sich wie ein Regenwurm zu krümmen, wenn man getreten wird?

  7. Ich lehne die Lieferung von Waffen aus Deutschland an die Ukraine nach wie vor strikt ab. Dies kann meines Erachtens in Russland propagandistisch bei der russischen Bevölkerung wie folgt benutzt werden:
    Nazideutschland führt, nach 27 Millionen Toten im 2. Weltkrieg, wieder Krieg gegen Russland.

  8. Lielischkes, der Chef-Psychiater der Medienfront stellt eine Ferndiagnose. Sowas mag ich, echte Expertisen in allen Fächern. Wohlan…

  9. „NATO-General Hans-Lothar Domröse […] liefert zu Beginn eine nüchterne, taktische Analyse des Krieges in der Ukraine.“

    Nüchterne Analysen sind gerade in. Im TV kam kürzlich der ehemalige Militärberater Merkels (war erstaunt, dass es so was gab), Ex-Brigadegeneral Erich Vad, zu Wort. Als die Moderatorin ihn mit der „bedingten Einsatzbereitschaft“ der Bundeswehr konfrontierte, widersprach Vad sofort. Die Bundeswehr sei nicht einmal mehr bedingt einsatzbereit, die Bundeswehr sei zu nichts mehr fähig. Was Vad nicht sagte: Auch das eine Folge der für Deutschland verheerenden Merkel-Jahre.

    Davon unabhängig würde mich brennend interessieren, wie sich Putin die Zukunft vorstellt. Glaubt er, dass es nach einem wie auch immer gearteten Ende des Ukraine-Krieges wieder so wird wie davor? Dass man wieder Hände schüttelt und schöne Geschäfte macht? Die Frage ist doch, wer dann noch mit Russland bzw. Putin verhandeln will. Okay, die Chinesen, aber die sind auch nicht allmächtig. Die nächste Frage, wie die russische Bevölkerung auf die zu erwartende Wirtschaftskrise in Folge der Sanktionen reagieren wird. Die Oligarchen mucken angeblich bereits auf.

    • Und wie reagieren die Bürger Deutschlands auf den „sehr hohen“( nicht nur) wirtschaftlichen Preis, den WIR? bereit sind zu zahlen?

      • Wie will Putin aus der Isolation wieder rauskommen? Wie soll Russlands Zukunft mit diesem Diktator aussehen?

    • Diese Generalität sollte sich in Grund und Boden schämen!Jahrelang hat
      sie zugeschaut, wie Quotenfrauen als Verteidigungsminister die Bundes-
      wehr zum Sportverein umwandelten, sie sagten kein Wort, als Panzer für
      Schwangere umgebaut wurden und, das Wichtigste, sie nahmen ein-
      fach hin, daß die Bundeswehr seit vielen Jahren blank dasteht. Wofür be-
      kamen und bekommen diese Salonsoldaten ihre hohen Gehälter und ihre
      überdimensionierten Pensionen? Diese soldatische Blind- und Gehorsam-
      keit muß am Ende der kleine Soldat mit dem Leben bezahlen.

  10. Bei allem Mitgefühl für die Ukrainer, bei aller Abscheu vor Putin:
    wenn es einem Volk schlechtgeht, ist immer zuerst nach der eigenen Politik zu fragen, die an dieser Lage zumindest mitschuldig ist.
    Putin hat ja nicht einfach mal so eben aus Lust und Laune die Ukraine überfallen.
    Wer es wissen wollte, konnte es sehr früh wissen, was da am Horizont erscheinen könnte.
    In Zusammenhängen zu denken, scheint gerade den westlichen Führungseliten nicht mehr selbstverständlich. Hier stoßen zwei inkommensurable „Narrative“ aufeinander.
    Dabei ist Putins Vorgehen geradezu „klassisch“ zu nennen.

  11. In einem Land, das nicht einmal zu einer Fußball-WM ohne Diskussion auskommt, ob man sein eigenes Fähnchen schwenken darf, von denen ein solches von der ehemaligen Kanzlerin wutentbrannt noch in den Müll geworfen wurde, von „Hurra-Partiotismus“ zu sprechen kann nur ironisch gemeint sein. Wir haben hier praktisch keine Patrioten mehr. Maas sprach von einem Verfassungspatriotismus. Nur ist die Verfassung keine Heimat, sondern ein Stück Papier, dessen Wert man in der Coronahysterie sehr gut feststellen konnte. Ein Patriot macht sich jedenfalls nicht mit einem fremden Herrscher gemein, wie es hier die Putinfreunde auf der einen und die USA-Lakaien auf der anderen Seite tun. Deutschland versteckt wieder einmal hinter allen anderen Nationen und ruft eifrig „Haltet den Dieb!“. Der Plan es sich mit niemanden verscherzen zu wollen, konnte nicht aufgehen und so wird es kommen wie immer – Deutschland verscherzt es sich mit seinen Verbündeten, mit Russland, mit der Ukraine und jedem anderen, der in diesen Konflikt verwickelt ist, wird das dicke Scheckbuch in die Hand nehmen, jedem einen Scheck ausstellen und hoffen in der Welt geliebt zu werden. Eben genauso, wie es ein Volk macht, das weder Selbstbewusstsein noch Unabhängigkeit hat.

  12. Das erste was im Krieg stirbt ist die Wahrheit. Sie wird nahtlos durch Propaganda ersetzt. Dabei werden die Wünsche der Kriegsparteien als Wahrheiten ausgegeben. Das ist das, was wir momentan erleben. Am Ende steht dann die Realität, der sich beide Parteien beugen müssen. Wir werden sehen, wie diese Realität dann aussieht. Leider besteht wenig Hoffnung, da Europa seine Lehren aus den Weltkriegen längst vergessen hat, dass Kriege sich nämlich nie lohnen. Und dass Deeskalation das Beste ist, was Europa in einer solchen Situation tun könnte. Das zählte lange Jahre zur „Deutschen Staatsraison“. Ein Sozialdemokrat namens Scholz, im Verein mit allen staatstragenden Parteien, hat sie gebrochen. Ganz klar: Man muss den Aggressor immer verurteilen, egal wie die Vorgeschichte ist, aber Waffen zu liefern ist das Dümmste was man tun kann. Es geht darum, die Kriegsparteien frühzeitig an den Verhandlungstisch zu bekommen. Nicht mit einseitigen Forderungen, hinter die man sich stellt, sondern durch einen klugen Vermittler. Das tut not, wird jedoch von der EU total ignoriert. Das zweite was im Krieg stirbt, ist nämlich das differenzierte Denken. Es wird ersetzt durch eine Eskalation in Worten und Taten, die alles nur verschlimmert. Wie kann man nur? Nach diesen schlimmen Erfahrungen des alten Kontinents Europa.

  13. Ein anerkannter Historiker (Name ist mir entfallen), sagte einmal sinngemäß:“Entscheidend ist nicht, wer den ersten Schuß abgibt, sondern entscheidend ist, was vor dem ersten Schuß passierte.“

    • Beides Blödsinn. Am Ende zählt wer gewonnen hat.

  14. Der Westen rühmt sich seiner Solidarität und Stärke und stützt seine Position. Um so mehr Blutzoll wird es geben. Und am Ende, wenn der Plan Putins in der Ukraine zu scheitern droht, wird Putin nicht zögern, den Westen doch noch zu demütigen. War es das dann wert?

  15. Komisch, Putin darf sagen, Kleinrussland gehört zu Russland.
    Wenn da nur anderen nicht einfällt zu sagen,
    wir wollen die Grenzen von vor 1914 wiederhaben.
    Da gäbe es noch viel zu ordnen bei dieser Denkweise.

    Ich meinte eigentlich, wir wären hier in Europa schon etwas weiter.

    • An ein Ende der Geschichte zu glauben ist naiv. Solange es Menschen gibt, wird es das nicht geben.
      Und auch die Natur bleibt nicht stehen. Spätestens wenn es Änderungen in der Umwelt gibt, ändern sich auch diese.

  16. Muss man Herrn Putin fuer einen Realitaetsgewinn in Deutschland dankbar sein ?
    Herr Habeck will Kern/Kohlekraftwerke wieder frei lassen.
    Demos ohne Maske.
    Geld fuer die Bundewehr. (Fuer Corona gab es keine neuen Krankenhaeuser.)
    Well done Dr. Merkel !
    Bei unseren arteriellen Sanktionen sticht man sich gern selbst in den Hals.
    Aber ich bin sicher, dass der Opportunismus nur so lange dauert, wie der Krieg.
    Das Volk ist schliesslich zum Nutzen der Politikerinnen gestattet.
    Nicht umgekehrt.

  17. GESCHWÄTZSTRATEGEN

     „Gegen Schwestern und Brüder führt man nicht einen solchen Krieg.“ Und wie ist es hierzulande? Darf man da Schwestern und Brüder dazu zwingen, sich impfen zu lassen? Sie vom sozialen Leben ausschließen, nur weil sie sich aus mehr als einem guten Grund der Zwangsimpfung verweigern?

    „…Menschen in Russland, die sich eher über soziale Medien als über das russische Staatsfernsehen informieren.“ Und wie ist das mit dem Staatsfernsehen hierzulande? Dem man sich als vernünftiger Mensch seit Jahren konsequent verweigert, weil man sich nur noch belogen, indoktriniert und manipuliert statt informiert fühlt? Müssen eigentlich die Russen Zwangsgebühren entrichten für etwas, das sie gar nicht nutzen?

    „…Russinnen und Russen…“. Ach ja, oder besser oh je! Können diese Talkshowschwätzer nicht wenigstens in dieser ernsten Situation mal auf ihr Gender-Gedöns verzichten? Und vielleicht auch akzeptieren, dass es Völker gibt, die sich diesem Unsinn konsequent verweigern? Und von wegen „unzurechnungsfähig“: das trifft meiner Meinung nach für jeden zu, der hier immer noch mit dem untoten, geschmacklosen, spalterischen Genderkram hausieren geht.

    Diese Talkshow-Tratschtanten offenbaren für mich (Wessi, und vor dem Linksrutsch überzeugter Vertreter westlicher Werte) vor allem Eines: dass es dem dekadenten und werteverwirrten Westen sehr sehr schlecht zu gehen scheint. Und hierzulande führt man Krieg nicht gegen ein anderes, sondern das eigene Volk.

  18. So kennen uns unsere Verbündeten: Großmäulig, geschwätzig, geopolitisch und geostrategisch vollkommen unterbelichtet, besserwisserisch, unzuverlässig und immer belehrend. Diese Ritter der Schwafelrunde vereinen alles, was unsere Nachbarstaaten an uns so „toll“ finden. Den Einzigen, den man ernst nehmen konnte, war der General. Ansonsten nichts Neues bei „hirnhart aber unfair“.

  19. Deutschland hat ja mal wieder ganz lange alle anderen von oben herab belehrt, hat seine Aussenministerin etwas von ‚wertebasierter Aussenpolitk‘ faseln lassen, laeuft dann als alles zu spaet ist dann Grossbritannien und Frankreich hinterher – und man laesst sich dafuer feiern. Deutschland mit seiner ueberheblichen und naiven Politik gehoert zu den Mitverursachern dieses Krieges (ohne dass man jetzt Putin mit seiner idiotischen Entscheidung aus der Pflicht nimmt): man belehrt und beleidigt Putin seit 20 Jahren von oben herab und macht sich aber mit jedem Jahr mehr von seinem Erdgas abhaengig und ruestet die Bundeswehr zu einer Bonsaiarmee ab, so schafft man den Naehrboden fuer einen Krieg – viel Rhetorik und keine Abschreckung.

  20. Die küchenpsychologischen Fernanalysen des russischen Präsidenten durch Maulhelden und den politisch-medialen Komplex in Deutschland dienten und dienen vor allem der Verwirrung der Bürger und der Ablenkung von der Frage, inwieweit die USA und das UK sowie andere Staaten [bspw. Baltikum oder Polen] und Organisationen wie NATO, EU … diesen Konflikt mit Waffenlieferungen und anderem mit hervorgerufen haben und verstärken. Die Ziele Russlands sind indes überraschend einfach: Die Ukraine aus der NATO und aus der EU heraushalten sowie den Bürgerkrieg der Westukraine gegen die überwiegend russische Bevölkerung im ukrainischen Teil des Donbass zu beenden. All die anderen Phantasien der Maulhelden und des politisch-medialen Komplex in Deutschland dienten und dienen wiederum der Verwirrung und mehr noch der Verängstigung der Bürger, damit man eine Politik machen kann, die gegen die Interessen der Bürger gerichtet ist, wie bspw. Einkauf extrem teurer Energie (Flüssiggas aus USA), massive Aufrüstung, Ansiedlung Hunderttausender Ukrainer … .

    • Komisch, dass es so gar keine Umfragen und Wahlergebnisse gibt, die Ihre Darstellung untermauern. https://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahl_in_der_Ukraine_2019 Dabei gab es 2019 durchaus auch ein paar Bezirke, wo die pro-russische Opposition Gewinner war. Aber auf die gesamte Ukraine gesehen sind die klar als Verlierer aus der Wahl gegangen und eine kleine Minderheit. 43 von 254 Mandaten.

  21. „…man könne Putin Donezk und Luhansk zugestehen und die Ukraine zum neutralen Pufferstaat machen…“. Irgendwas in diesem Sinn wird rauskommen. Gazprom und Rosneft werden weiterhin nicht „berührt“ werden, weil die USA ja schließlich einen Großteil ihres Öls aus Rußland beziehen. Oder hat Biden die Importe schon gestoppt?

    • Die Importe des zweitgrößten Öl- und Gaslieferanten der USA stoppen? Biden mag alles mögliche sein, ganz gewiss ist er kein Grüner.

    • WollenSie jetzt Internierungslager einführen? Jeden hier lebenden einem Gesinnungstest unterziehen? Was für ein Zeugs. Natürlich können Russen genauso stolz auf ihr Land sein wie die Deutschen es auf ihres sein sollten, denn Putin ist nicht Rußland, Hitler war nicht Deutschland, Ulbricht war nicht die DDR, Biden ist nicht die USA, Trudeau nicht Kanada, Macron nicht Frankreich usw….Aber wenn man halt nur einen Hammer im Werkzeugkasten hat, ist jedes Problem ein Nagel.

  22. Oberstes Ziel muss es sein, eine längere kriegerische Auseinandersetzung zu vermeiden – den Schlüssel dazu halten die USA in der Hand (Verhandlungen mit Russland über die Grenzen des NATO-Militärbündnisses). Übrigens finde ich es militärisch (auch im historischen Vergleich) bemerkenswert, wie weit die zahlenmäßig überschaubaren russischen Kräfte binnen weniger Tage gekommen sind, ohne bislang den ganz großen Hammer herausgeholt zu haben. Merkwürdig, dass man so wenige Bilder (bzw. immer die gleichen) von den angeblich massenhaft abgeschossenen russischen Panzerfahrzeugen und Flugzeugen sieht. Die Bevölkerung auf einen Guerilla-Krieg einzustimmen, ist nebenbei ebenso verantwortungslos wie das Schicken von Waffen (dumm gefragt: wer liefert die dort eigentlich hin und wo werden sie abgegeben, ohne dass „der Russe“ das merkt?). Ich meine, es wird noch eine Weile dauern, bis wir mehr wissen, und hoffe, dass bis Ende der Woche die Ukraine die Waffen streckt, weil der Preis einer längeren Auseinandersetzung für sie zu hoch ist. Lebt eigentlich der US-Präsident noch?

  23. Möchten die Deutschen jetzt nachholen, was 43/44 nicht geklappt hat?
    Ist Putin jetzt der politische Endgegner, der SARS-cov2 für die Virologie war? Beides nicht, denke ich.
    „Die einzig tragfeste Beziehung, die wir ökonomisch mit Russland haben, sind unsere Energiebeziehungen“. 
    Jo.Die entscheidet nur selbstverschuldet leider darüber, ob wir unseren Basisbedarf an Energie decken können. Also ein zu vernachlässigender Effekt.
    Weniger schwarz/weiß Denken und mehr Brain täte in dieser Situation Not.
    Ich denke, es wird auf eine Aufspaltung der Ukraine hinauslaufen. Eine Spaltung, die übrigens de facto wirtschaftlich und kulturell heute schon besteht.
    Im Gegensatz zu vielen Anderen fürchte ich, wir sind durchaus nicht in der politischen Realität angekommen.

    • Danisch berichtet über den Ausfall der „Fernwartung“ von 5800 Windkraftanlagen, weil mit dem Beginn er Invasion ein Satellit, über den das bislang lief „ausgefallen“ sei.
      Jetzt muss vor Ort „gewartet“ werden – so dass in D noch bewerkstelligt werden kann. Die, die nach „Sanktionen“ rufen, wissen, die, was alles so miteinander zusammenhängt?

  24. Ich fürchte, so lange die Wand hinter Putins Rücken die chinesische Mauer ist, kann der Westen ihm wenig anhaben.

  25. Aus dem „Stalingrad-Gefühl“ des Herrn Putin kann immer noch ein Alesia-Gefühl der Ukrainer werden.

  26. Ich fürchte, das der Krieg immer brutaler wird, Zivilisten bald nicht mehr geschont werden, Bomben auf Städte fallen. Niemand in Russland wird Putin in die Arme fallen. Die Ukrainer und der Westen berauschen sich jetzt an Erfolgen, dafür wird man teuer bezahlen. Es muss eine Exit Strategie geben, auch wenn das den Ukrainern nicht gefällt. Sonst kommt es in Europa zur Katastrophe.

    • Die Exit-Stategie ist der sofortige und vollständige Rückzug der Russen aus der Ukraine.

Einen Kommentar abschicken