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Pflichtlektüre für Kinder, Enkel und Urenkel

Hardinghaus widmet sich Frauen am Ende des II. Weltkrieges

30.10.2020

| Lesedauer: 4 Minuten
Mit seinem jüngsten Buch hat der Historiker Christian Hardinghaus erneut einen wertvollen Beitrag zur deutschen Zeitgeschichte geleistet.

So wünscht man sich Erinnerungskultur: ohne Verschweigen, mit authentischen Zeugen, mutig und ohne Rücksicht auf politisch korrekte Geschichtsklitterung. Hardinghaus ist dies erneut gelungen. Der Titel seines neuen Werkes lautet: „Die verratene Generation. Gespräche mit den letzten Zeitzeuginnen des Zweiten Weltkriegs.“

Das Buch wird so manchen stromlinienförmigen Historiker und Tabu-Wächter erbosen. Denn bereits im Klappentext wird deutlich, worum es Hardinghaus geht: um 12 bis 16 Millionen (genau weiß man es nicht) vertriebene Deutsche, davon zwei Millionen ermordete, mindestens zwei Millionen vergewaltigte Frauen und Mädchen, und 600.000 Todesopfer alliierter Flächenbombardements. Der Großteil der zivilen Opfer war weiblich.

Vertreibungsverbrechen und Bombenkrieg gegen Deutschland gelten immer noch als vermeintliche Tabus, an die sich die wenigsten Historiker in differenzierter Weise herantrauen. Aus Scheu davor, die größte Vertreibung der Menschheitsgeschichte oder die alliierten Flächenbombardements als Kriegsverbrechen diskutieren zu müssen, werden diese Themen oft fälschlicherweise als ewig-gestrig, ja gar als revisionistisch abgetan.

"DIE VERDAMMTE GENERATION"
Historiker nähert sich den letzten Soldaten des Zweiten Weltkriegs
Millionen deutscher Frauen hatten nicht nur indirekt als Betroffene mit dem Krieg, sondern direkt mit dem Kriegsdienst zu tun. Sie leisteten zum Beispiel Schwerstarbeit in Rüstungsfabriken, 1,5 Millionen standen als Wehrmachtshelferin, Kriegshilfsdienstmaid oder Lazarettschwester mitten im Kriegsgeschehen. Frauen zitterten in Luftschutzkellern um ihr Leben, wurden ausgebombt und verletzt, trauerten um ihre gefallenen Ehemänner, Brüder, Väter, Söhne. Soweit diese Frauen überlebten und heute noch leben, leiden fast alle noch an unverarbeiteten Kriegstraumata. Aber die Gesellschaft interessiert sich kaum für ihre Erlebnisse.

Mehr – oder besser gesagt – weniger noch: Man verunglimpft etwa „Trümmerfrauen“ als Erfindung, ja gar als „Hitlers späte Helfer“. Medial und „akademisch“ wird von einem „Mythos“ und von einer „Legende“ um Trümmerfrauen schwadroniert. Die bayerischen Grünen etwa verhüllten Ende 2013 einen Gedenkstein, der in München für die Trümmerfrauen und an die Aufbaugeneration errichtet worden war. Auf dem schlichten Felsbrocken ist zu lesen:

„Den Trümmerfrauen und der Aufbaugeneration
Dank und Anerkennung
München nach 1945 – Im Wissen um die Verantwortung.“

Auf einer Abdeckplane, die unter anderem die heutige Vorsitzende der bayerischen Grünen, Katharina Schulze, über den Gedenkstein stülpte, stand: „Den Richtigen ein Denkmal. Nicht den Alt-Nazis“. Erbärmlich!

Dass der Autor Hardinghaus sich um solche Auswüchse verbohrten Denkens nicht kümmert, spricht für ihn. Er mag damit anecken, setzt aber die historischen Fakten dagegen, die andere umgehen, und liefert wahrheitsgetreue Bilder des Kriegsalltages. Ein starkes Argument ist seine Methode der „oral history“, im besten Sinn des Wortes: glaubhaft, differenziert, durchaus empathisch, aber immer sachlich und reflektiert. Er arbeitet damit einen blinden Fleck deutscher Erinnerungs(un)kultur auf.

Dreizehn Zeitzeuginnen einer „verratenen Generation“ kommen zu Wort. Hardinghaus hat sie ausfindig gemacht, unter anderem mit Hilfe von TE; er hat sie besucht, Stunden über Stunden, oft mehrere Tage lang mit ihnen gesprochen, ihre Erinnerungen aufgezeichnet, rund 50 Bilder aus Privatbesitz und aus Archiven eingefügt und alles anhand von verlässlichen Dokumenten abgeglichen. Elf der dreizehn Zeitzeuginnen leben zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches noch, zwei sind zwischen ihrer Begegnung mit Hardinghaus und dem Erscheinungsdatum verstorben.

Zum Kriegsende waren diese Frauen 17 bis 25 Jahre jung, sie gehören also den Geburtsjahrgängen 1920 bis 1928 an. Die älteste von ihnen ist zum Zeitpunkt der Gesprächsaufzeichnung 100 Jahre alt. Alle waren in hohem Maße auskunftsbereit, auch wenn sie über ihre äußerst traumatischen Erlebnisse, etwa eine Vergewaltigung, sprachen. Sie reflektierten selbstkritisch ihre anfängliche Faszination durch die bunte NS-Fassade, berichteten vom Leiden und Sterben um sie herum, von entstellten Leichen, vom Verlust nächster Angehöriger, von Bombennächten, vom Missbrauch durch alliierte Soldaten.

NEUES BUCH
Historiker widmet sich den Soldaten der Wehrmacht
Das große Verdienst Hardinghaus‘ ist über die Darstellung der Einzelschicksale hinaus die zeitgeschichtliche Einbettung und die durchaus markante Bewertung. Dies geschieht in zweifacher Perspektive der Zuordnung der Einzelschicksale: zum einen zu Vertreibungsverbrechen, zum zweiten zu den Bombennächten. Hardinghaus  bezieht Position gegen  die Stigmatisierung dieser Frauen als „Mittäterinnen“, gegen den auch von vermeintlich renommierten Historikern immer wieder bemühten Sinn des „moral bombing“, wie er in linksradikalen Kreisen heute noch auftaucht als Aufforderung: „Bomber Harris do it again!“ Hardinghaus verwahrt sich gegen die „Nazi“-Pauschaletiketten und „Nazi“-Anspielungen, wenn etwa von „Klima-Leugnern“ oder „Corona-Leugnern“ gesprochen und solchermaßen der Begriff „Holocaust-Leugner“ assoziiert werden soll.

Im Zentrum des Buches freilich stehen die Lebensläufe der dreizehn damals jungen, heute hochbetagten Frauen. Von Gisela (*1925) etwa, die die ersten Kämpfe des Krieges in Danzig erlebte, ihren geliebten Bruder verlor, während des Reichsarbeitsdienstes als Lazarettschwester schwerstverwundete Soldaten pflegte und dann mit dem Fahrrad vor der einrückenden Sowjetarmee flüchten musste. Ursula (*1929) geriet im Kugelhagel der Kesselschlacht von Halbe zwischen die Fronten und konnte trickreich mehrfach Vergewaltigungen entgehen. Dem Volkssturmmädchen Jutta (*1929) gelang das nicht. Die Allensteinerin Inge (*1932) erlebte den Treck über das eisige Haff, Wehrmachtshelferin Lore (*1923) den Feuersturm auf Hamburg und „Trümmerfrau“ Marianne (*1931) Tiefflieger über Dresden. Immer werden die Frauen auch in ihrer heutigen Lebenssituation gezeigt so wie die hundertjährige Margarete (*1923), die heute noch in Hannover neben jenem Bunker wohnt, in den sie im Krieg als Schwangere flüchtete. Kurz nachdem ihr Kind in den Kriegswirren geboren wurde, stürzte dessen Vater als Pilot der Luftwaffe mit dem Flieger ab, ohne seinen heute 75-jährigen Sohn je gesehen zu haben.

Hardinghaus setzt mit Die verratene Generation“ über Frauen und Mädchen am Ende des Zweiten Weltkrieges seine wichtige Aufklärungsarbeit mit Hilfe der letzten Zeitzeugen dieser dunkelsten und schwierigsten Jahre jüngerer deutscher Geschichte fort. Wenige Monate zuvor war ihm ein erstes aufsehenerregendes Buch gelungen – damals über die letzten noch lebenden Wehrmachtssoldaten: „Die verdammte Generation – Gespräche mit den letzten Soldaten des Zweiten Weltkrieges“

Wir wünschen auch diesem Buch eine große Leserschaft. Und zwar nicht nur unter betagten Leuten, sondern besonders auch unter jenen jugendlichen Lesern, die sich für die Geschichte ihrer Großmütter (und – väter) interessieren ohne deren historische Verantwortung zu relativieren und die ahnen, was es diese Generation gekostet haben muss, ihre erschütternden Schicksale anzunehmen, zu meistern und zu einer freien, friedlichen Zukunft beizutragen, von der sie heute profitieren.

Christian Hardinghaus, Die verratene Generation. Der zweite Weltkrieg aus der Sicht der letzten Zeitzeuginnen. Europa Verlag, 336 Seiten, mit zahlreichen Fotos, 20,00 €.


Empfohlen von Tichys Einblick. Erhältlich im Tichys Einblick Shop >>>

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40 Kommentare

  1. Mein Opa mütterlicherseits verübte an einem Fronturlaub Selbstmord. Meine Oma und ihre 2 Töchter bekamen dies schmerzlich zu spüren. In ihrer Verzweiflung heiratete sie noch einmal und gebar meinen Onkel. Liebe- und respektvollen Umgang lernte sie nie kennen. Diese Oma war eine verbitterte alte Frau, die wir Kinder nie gerne besuchten.
    Meine Oma väterlicherseits verlor ihren Mann an der Front und saüß mit 3 Kindern da. Sie verweigerte ihre Töchter dem Bund deutscher Mädchen und meinen Vater der HJ. Auch sie hatte Repressalien zu erdulden. Diese Oma erzählte ihren Enkeln viel und ehrlich. Davon, wie sie 2x ausgebombt wurde, wie sie ihre Töchter nach dem Krieg versteckte bzw. als junge Männer verkleidete, damit diese nicht vergewaltigt werden.
    Beide Großmütter erzählten von der Plackerei der Trümmerfrauen. Seit 2013 stemmen sich die Grünen gegen ein Mahnmal für Trümmerfrauen. https://www.welt.de/politik/deutschland/article122749392/Gruene-wollen-keinen-Gedenkstein-fuer-Truemmerfrauen.html
    Die Gastarbeiter kamen erst, als die Trümmer schon beseitigt waren, von den Frauen.
    Ich gönne den fff Kindern, den Grüninnen, den Linken von ganzem Herzen die Zukunft, die sie sich gerade gestalten. Sie werden alle auch einmal alt und dann wird deren Lebensleistung noch mehr mit Füßen getreten.

  2. Das erinnert mich an eine ARD Produktion vom WDeRlich in der die Behauptung aufgestellt wurde, dass die Deutschen Großstädte ja gar nicht so schlimm zerstört waren. Das läge nur an den Fotos und Blickwinkeln in den Filmen die man so sieht. Der Überwiegende Teil der Deutschen Städte seien intakt gewesen….und damit auch der Mythos von der Trümmerfrau obsolet. Dazu kommt noch das Meinungsbild der Herrschaften mit Mihigru das die Italiener, Griechen, Spanier ab Mitte der 50er Deutschland aufgebaut hätten (da die Deutschen Männer ja alle tot gewesen seien…“Zitat einer Arbeitskollegin). Besonders die Türkischen Gastarbeiter pardon Arbeitsmigranten haben hier unglaubliches „geleistet“. Die Krone setzte sich der gleiche Sender dann mit dem „Oma-Lied“ und dem Kommentar seines „freien Mitarbeiters“ zu der Generation „Trümmerfrauen“ auf. Noch sind einige der Generation die den WK2 als Kinder/Jugendliche erlebt haben und vor allem die Zeit danach, am leben. Es lohnt immer sich diese Geschichten erzählen zu lassen, die Verhältnisse, der Hunger, der Mangel und die Armut. Das setzt auch die Generation FFF und XR (denen wir ja die Zukunft und das Leben stehlen) mal ins richtige Verhältnis.

  3. Löblich, dass der Autor das furchtbare Leiden der Frauen im II. Weltkrieg und den Monaten danach in unser Gedächtnis ruft. Vielleicht sollte man noch anmerken, dass dem Führer Adolf Hitler unter Frauen ein besonderes Maß an Verehrung entgegen schlug mit oft quasi religiösen Zügen.

  4. Zitat von Voltaire: „Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat.“

  5. Ein kluger Psychologe hat mal erklärt…Täter sind zugleich auch Opfer. Die Deutschen wurden bisher nur als Tätervolk behandelt. Die Behandlung als Opfervolk fehlt noch.

  6. Es gibt zu viele internationale Interessen die den Mythos vom Tätervolk am Leben halten möchten. Natürlich ist dann eine rational-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema nicht gewünscht.

  7. jeder, der Ende des II WK oder kurz danach geboren wurde weiss dass vieles so nicht richtig dargestellt wurde wie es die bis heute gesteuerten Medien dem Leser und Zuhörer verkaufen mußten. Die Wahrheit bricht sich bahn. es ist immer nur eine Frage der Zeit. Jahrzehntelang hat man dieser Generation eingehämmert wie böse sie war und dass dies ja nie vergessen werden darf. Ob dies alles so stimmte und ob dieser ganze Vortrag so ganz genau der Wahrheit entsprach wurde ja nie hinterfragt. Von denen die dies taten wurde sofort die Vogelfreiheit erklärt. Man gehörte ja zu den Guten und Braven und zu denen, die nie etwas Böses taten. Es gab zwar einzelne Veröffentlichungen, die man aber nur unter schwierigsten Umständen bekommen konnte. Nicht alle waren immer schlimm, böse und kriegsgeil. Viele mußten sich zwangsläufig unterordnen. Das ist übrigens heute nicht anders. Wieviele machen denn heute an Kriegen wiede rmit und begehen grausamste Verbrechen (bis hin zu mittelalterlichen Folterungen) im Auftrag von Staaten Dass da so Gestalten wie Frau Schulze von den Grünen aus Bayern sich so verhalten wie sie sich verhält muß man bei ihrem Intellekt nachsehen. Sie hat halt kein Geschichtsbewusstsein. Sie sollte froh sein zu diesen Zeiten nicht gelebt haben zu müssen. Die fremdgesteuerten Grünen kann man doch nicht ernst nehmen. Ein Sammelsurium aus Lebenskünstlern die ihr Fähnchen in den Wind hängen und auf Steuerzahlerkosten in der Weltgeschichte herumdingeln. Solange wir uns solche politischen und klimarettenden Geisterfahrer leisten können geht es denen ja noch gut. Auch da kommt der Tag der Erkenntnis und sie werden sich erklären müssen ob ihr Verhalten Dummheit oder bewußtes Verdrehen von Fakten und geschichtlichen Ereignissen war.

  8. Es ist sehr verdienstvoll, daß Herr Hardinghaus hier, kurz vor „Toresschluß“ oral history betrieben und die Lebenserinnerungen der damaligen Zeitzeugen aufgeschrieben hat.
    Ich überblicke zwar nicht die einschlägige Diktatur, denke jedoch, daß im Rahmen der „Vergangenheitsbewältigung“ die Leiden des eigenen Volkes, die einfach in diese Zeit hineingeboren wurden, viel zu wenig aufgearbeitet wurden.
    Die Menschen damals waren auch weit davon entfernt, so etwas wie fachmännische Unterstützung zu bekommen; möglicherweise half ja gerade die Notwendigkeit, sich ums nackte Überleben zu kümmern dabei, nicht im Strudel der schlimmen Erinnerungen zu versinken. Jedenfalls ganz anders als viele der heutigen „Flüchtlinge“, die schick angezogen und gut versorgt durch die Innenstädte flanieren, aber gleichzeitig wg. „Traumatisierung“ nicht in der Lage sind, einen Sprachkurs zum Abschluß zu bringen oder als „Bearbeitung“ zum Messer greifen… .
    Auch unabhängig von Kriegserfahrungen im engeren Sinne: es wäre hilfreich, wenn die sog. „FFF“-Generation etwas über die Lebensumstände dieser Generation erfahren würde. Die im Luxus und Wohlstand großgewordenen Kinder und Jugendlichen von heute würden sich wundern, wie „nachhaltig“ und „resourcenschonend“ die damalige Generation, insbesondere auf dem Land, tatsächlich gelebt hat. Ich selbst habe mitunter Schwierigkeiten, dies nachzuvollziehen. Vielleicht war ja die 68-er Oma eine „Klimasau“, die Uroma hat – zwangsläufig – eine weit ökologischere Existenz geführt, als diese im Überfluß aufgewachsenen Kinder und Jugendlichen es sich auch nur im Ansatz vorstellen können.

  9. Wobei ich zusehends den Eindruck habe, das, was da so seit 1980 auf die Welt kam (die Generation, der auch die erwähnte K.Schulze angehört), ist weitaus schlimmer als die 68-er…

  10. Kellerhoff? Der ahnte ja nicht mal ansatzweise, daß die deutschen Verbände (nach Overmans) 90,4 % ihrer Verluste an der Ostfront hatten – bis ich ihn aufgeklärt habe. Historiker dieses Niveaus glauben tatsächlich, der Krieg wurde im Westen entschieden. Gott schütze uns vor solchen Fachkräften.

    Wenn der Mann nicht seine Position ausgenutzt hätte, um in unserer Diskussion meine Kommentare zu unterdrücken, hätte er noch deutlich schlechter ausgesehen. Mit dem hab ich also noch’n Hühnchen zu rupfen. Ich werde demnächst mal eines seiner Elaborate per Amazon-Renzension nach allen Regeln der Kunst zerlegen. Versprochen. Bei sowas bin ich nachtragend.

    • Dann sind Sie also ein Leidensgefährte. Danke für die Anekdote. Ich muße herzlich lachen.

    • Sven Dingsbums Kellerhoff? Ich fand ihn immer niedlich. Hervorzuheben sein Interesse für die Marine. Er hat sich stets bemüht, die Schiffsklassen der Kaiserlichen Marine auseinanderzuhalten. Das war immer wieder ein Lacher wert.
      Einmal brachte er einen selbst recherchierten Beitrag zu Otto Weddigen (U9). Auf einem Photo mit sechs Marineoffizieren glaubte Kellerhoff in der Person ganz links im Bild Otto Weddigen zu erkennen. Ich schrieb im Kommentar an die weLt: Falsch. Weddigen ist der zweite von rechts. Daraufhin Kellerhoff: Berichtigung: Weddigen ist der fünfte von links. Selten so gelacht.

  11. Ja logisch war der größte Teil der zivilen Opfer weiblich. Die Männer wurden schließlich als Soldaten an der Front abgeschlachtet – zu über 90 Prozent übriugens an der Ostfront (Overmans).

    Ich bin weit davon entfernt, das Elend der weiblichen Bevölkerung kleinzureden. Dafür kenne ich meine Familiengeschichte (z.T. auch Flüchtlinge aus Ostpreußen) und die deutsche Geschichte zu gut. Aber Fakt ist, daß der männliche Teil der Bevölkerung nochmal signifikant schlechter dran war. Das ist allein schon aus den nüchternen Zahlen ersichtlich. Nach offiziellen Angaben 5,18 Mio. tote Soldaten und 1,17 Mio. tote Zivilisten – letztere in der Mehrzahl weiblich. Da sind die Verletzten und Kriegsgefangenen noch gar nicht erfaßt. Manche kehrten erst 1955 zurück.

    Die Zivilisten erlebten den Krieg vor allem, als er an seinem Ende heim ins Reich kehrte. Vorher ging es den meisten vergleichsweise gut. Die Wehr-PFLICHTIGEN hingegen erlebten das Grauen des Krieges von Anfang an – seit 1939. Und nach dem Krieg ging es den Männern kein bißchen besser. Sorry, aber wenn ich’s mir aussuchen kann, sitze ich lieber zuhause am Ofen als jahrelang bei Minus 40 Grad im Schützengraben. Als mein Opa im Februar 1942 in Rußland fiel (nachdem er vorher in Polen und Fankreich war), war der Boden so hartgefroren, daß man die Toten zwischenlagerte, weil man sie zunächst nicht beerdigen konnte. Von Läusen, Hunger, Ruhr, wundgelaufenen Füßen und umherfliegenden Körperteilen der Kameraden ganz zu schweigen.

  12. Ein letzter Kommentar hier auf TE von mir zu diesem Thema: in seinem großartigen und zu großen Teilen autobiographischen Ostpreußen-Roman „Jokehnen“ schreibt Arno Surminski im Vorwort Folgendes:

    „Noch immer wächst das Bedürfnis, den Menschen, die unbeachtet im Straßengraben starben, aus dem Zug geworfen oder in Massengräbern verscharrt wurden und die bis zuletzt nicht wußten, womit sie das verdient hatten, Stimme und Gedächtnis zu geben.“

    Was sagen die (W)orte Danzig, Allenstein denn heute (jungen) Deutschen noch etwas? Selbst wenn man Vorfahren aus Pommern, Schlesien oder Ostpreußen hatte: wer weiß denn noch um die Flucht über das zugefrorne Haff, daß Trecks auf der Flucht und sich schon in Sicherheit glaubend am 12.03.1945 in Swinemünde zerbombt wurden, daß der Kessel von Halbe eine der letzten großen Tragödien dieses Krieges war? Eben. Die wenigen Denkmale zu diesem Thema finden sich nicht wirklich in den Zentren unserer Städte.

    Daher ist dieses Buch, so spät es auch kommt und so klein der Befragten auch war (bzw. nicht größer sein konnte), von unglaublicher Wichtigkeit und es gebührt Herrn Hardinghaus, wie bei seinem vorherigen Buch, ein ganz großer Dank. Schlechterdings, eine breite Leserschaft wird (kann?) dieses Buch in den heutigen Zeiten nicht erreichen. Aber wenigstens ist es so aufgeschrieben, hoffentlich für alle Zeit.

    Mit dem heutigen Tag ziehe ich mich aus der Runde der aktiven Kommentatoren zurück. Haben Sie alle, auf beiden Seiten von Tichys Einblick, herzlichen Dank für das von Ihnen Gelernte in den letzten Jahren. Ich wünsche jedem von Ihnen alles Gute, heute und an allen Tagen, die noch kommen. 🙂

    • man will es nicht wissen. In seinem Buch 1939, Der Krieg der viele Väter hatte wurde dies von Herrn Schultze-Rhonhof ausführlich thematisiert. Solche Experten finden im ö.r. Funk halt nie statt. Der zwangsfinanzierte und gesteuerte Funk darf dies halt nicht. Die Bevölkerung muß in Dummheit gehalten werden und muß dies noch selbst finanzieren.

    • Lieber Untenfranken- Pommer aus Bayern, bitte nicht aufgeben! Bleiben Sie gesund und machen Sie weiter. Das kann uns niemand verbieten! Alles Gute auch Ihnen!

  13. Meine Eltern, Jahrgang 1914 (der Vater) und 1918 (die Mutter), stammten aus Pommern. Während sich mein Vater nach dem Krieg um die Existenz der Familie bemühte, hatte meine Mutter damit zu tun, nicht nur das eigene Trauma der Vertreibung und der sexuellen Gewalt zu bewältigen. Als Kind konnte ich nicht einordnen, was es mit den nächtlichen Schreien meines Vaters auf sich hatte. Meine Mutter musste ihn vor seinen Dämonen wecken, trösten und in die Welt zurück holen. Es hörte sich an, als würde man einen Menschen bei lebendigem Leibe verbrennen…..Ich fand das ganz entsetzlich.
    Sie selbst kam oft zu kurz. Drei Kinder hat sie geboren, gekocht und geschrubbt.
    Einen Orden hat ihr niemand verliehen.
    Solche unsäglichen Menschen wie Frau Katharina Schulz mag man nicht mehr kommentieren…..

    • Die Grünen haben eine besondere Begabung, den letzten A..um auf leitende Positionen zu heben. Sehr erhellend auch ein Video, indem sich die „Dame“ in nicht zu übertreffender Blödigkeit über die muslimischen Anschläge in Frankreich äußert: https://www.youtube.com/watch?v=SqQwj2GQ2GQ.

      • Dank für den Link. „Blödigkeit“ trifft es gut, fröhliche Blödigkeit.

  14. geschichten die uns nachkommen betreffen….
    wer seine vorfahren verstehen will, kommt nicht um eine sorgfältige historische untersuchung der eigenen familiengschichte eingebettet in die übrigen zeitläufe herum.

  15. Meine Großmutter, bei Kriegsende 34J. alt, und meine Mutter, bei Kriegsende 14J. alt, sind verstorben, ohne daß ihnen jemals zugestanden wurde, gelitten zu haben. Sie hätten für dieses Buch sehr vieles zu erzählen gehabt.

  16. Ja, ja die Kerosin-Kathi, die trotz Trump mutig zum Eis essen in die USA fliegt. Die für jede Biene und Schmetterling kämpft und mit der Kanzlerin der Migrantenherzen viele junge Männer rettet und Personenschutz genießt.

  17. Jeder Aspekt der Geschichte ist es wert dokumentiert zu werden, das gilt selbstverständlich auch hier. Es müssen alle Fakten auf den Tisch, das ist richtig und fair. Trotzdem kann es natürlich keinen Zweifel geben, wer die Schuld an diesem Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges hat: ohne die Person Adolf Hitlers ist weder der Krieg ( zumindest zu diesem Zeitpunkt) noch der Genozid an den Juden und anderen Volksgruppen denkbar. Selten in der modernen Geschichte wurden solche epochalen und verbrecherischen Entscheidungen von einer Person allein entschieden. Selbstverständlich gab es im Führungszirkel der Nazis die meisten die genauso dachten und mehr als willig sich abscheulichster Verbrechen mitschuldig machten, aber er allein entschied ob, wie und wann. Da kann es gar keinen Zweifel geben. Er entschied die ganzen hochriskanten Anschlüsse und Besetzungen vor dem Krieg ( Österreich, Sudetenland, „Resttschechei“ u.a.) und den Krieg selbst: Polen- und Frankreichfeldzug, beides wie ein Pokerspieler auf eine Karte gesetzt und mit verdammt viel Glück gewonnen. Eigentlich militärstrategischer Wahnsinn. Aber nachdem ihm selbst schon Ende 1941 klar war, dass der nur als Blitzkrieg zu gewinnende Rußlandfeldzug verloren war, hat er sich auf das zweite diabolische Ziel neben „neuem Lebensraum im Osten“ konzentriert: Vernichtung der gesamten jüdischen Bevölkerung in Europa. Diesem Ziel wurden alle anderen Ziele untergeordnet: selbst dringend benötigte Transportkapazitäten für die kämpfende Truppe im Osten wurden entsprechend eingesetzt.
    All diese Entscheidungen hat er einsam und auch teils gegen den Rat aus den eigenen Reihen getroffen: nicht weil die anderen Nazibosse etwa Menschenfreunde gewesen wären und nicht genauso Verbrecher waren wie Ihr Herr und Meister, aber 1939 wussten auch sie, dass Dtld. eigentlich militärisch noch nicht kriegsbereit war und Ende 1941 nach dem Scheitern vor Moskau den industriellen Völkermord zu beschließen, das hätten schlicht aus Überlebenstrieb viele so nicht beschlossen. Den Angriffskrieg hätte man vielleicht noch persönlich als Verlierer überleben können, aber auch noch millionenfacher Genozid, das war klar, dass es dann keinen Weg mehr zurück geben kann. Sieg oder Untergang. In dieser Absolutheit nur von Goebbels geteilt. Alle anderen Nazioberen hatten ja durchaus vor nach dem 8. Mai 1945 auch ohne Hitler weiterzuleben und ihr FREIWILLIGES Mittun an Unvorstellbarem als reine militärische Befehlsausführung darzustellen. Ohne Hitler wäre weder der Aufstieg der NSDAP denkbar noch so der Zweite Weltkrieg mit seinen zahllosen Verbrechen. Jeder seiner Helfer wäre ersetzbar gewesen, Hitler nicht.

    • Es NICHT NUR eine Person, sondern auch ihre willigen Helfer, Unterstützer und Mitläufer die ein solches System erst zum Laufen bringen. Und nicht zuletzt deren Denunzianten und Nutznißer, die dadurch zu Ansehen und Wohlstand bringen.
      Es ist heute immer noch so, dass man ohne „willige Helfer“ keinen Staat machen kann …

      • Wehrmacht konnte ohne Stalins Hilfe nicht aufstehen. Und Polen wurde von beiden angegriffen, nachdem Stalin und Hitler zur Abmachung über die Teilung von Polen gekommen sind. Stalin nur wartete ein paar Wochen, um diese Vereinbarung nicht zu verraten.

      • Historische Tatsache ist, die Sowjets marschierten Wochen nach Kriegsbeginn fast kampflos ein, nachdem die Wehrmacht die polnische Armee zerschlagen hatte (Entscheidungsschlacht bei Kutno) und der polnische Staat nicht mehr existierte – und zwar in das Gebiet östlich der Sprachgrenze, das Polen zuvor im polnisch-sowjetischen Krieg 1919-21 von Sowjetrußland erobert und annektiert hatte. Das durchaus aggressive und militaristische Polen führte übrigens in der Zwischenkriegszeit gegen jeden seiner Nachbarn Krieg. Es war keineswegs nur Opfer.

    • und das Geld für die militärische Aufrüstung hatte dieser Postkartenmaler und vormalige Obdachlose nicht in seiner Portokasse – dazu gibt es zwischenzeitlich nachvollziehbare Informationen, wenn auch spärlich gesät. Nach 2099 wüssten wir mehr, doch die Biologie durchkreuzt unser Mehrwissen.

    • Bei allem Respekt, aber da haben Sie sich von Knopp und Konsorten einen Bären aufbinden lassen – und zwar einen großen. Die komplette Struktur- und Aufmarschplanung zum Revanchekrieg war bereits seit 1925 fix und fertig – ausgearbeitet unter der Verantwortung des Chefs der Heeresleitung der Reichswehr General von Seeckt. Zu diesem Zeitpunkt lungerte der eineiige Postkartenmaler samt seiner Lederhose noch in zwielichtigen Spelunken herum. Selbstverständlich hätte der Revanchekrieg auch ohne ihn stattgefunden. General Halder z.B. arbeitete den Plan Otto zum Überfall der SU ohne Hitlers Wissen aus, als der 1940 noch nach Frankreich glotze.
      https://www.youtube.com/watch?v=iASCbr2imPY
      Was Schramm hier als Oberst Sanftleben zum Besten gibt, können Sie übrigens auch im Standardwerk „Ökonomie der Zerstörung“ von Adam Tooze nachlesen. Aber Vorsicht: 900 Seiten.

      Auch beim Aufstieg der NSDAP liegen Sie falsch. Der wäre vor allem nicht ohne die maßgebliche Unterstützung solcher Figuren wie dem Rüstungsunternehmer Hugenberg (mit besten Verbindungen in die Rüstungsindustrie) möglich gewesen, dem die Hälfte der deutschen Presse sowie seit 1927 die Ufa gehörte. Da hätte der Gefreite noch so viel schwätzen können – entscheidend war die Werbung in Hugenbergs Presse einschließlich Abdruck JEDER Hitlerschen Rede. Ebenso maßgeblich waren solche Vereinigungen des Establishments wie der Keppler-Kreis und die „Gesellschaft zum Sudium des Faschismus“, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Erfahrungen des italienischen Faschismus auf Deutschland zu übertragen. Hat ja dann auch super geklappt.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_zum_Studium_des_Faschismus

      Man wollte die Diktatur. Und dieser Prozeß wurde schon Jahre vor der Machtergreifung eingeleitet. Bereites seit 1930 war die Weimarer Republik eine Präsidialdiktatur. Damit hatten die Nazis genauso wenig zu tun wie mit dem Preußenschlag, der die Errichtung ihrer Diktatur ganz wesentlich erleichterte.

      Und am Holocaust waren insgesamt 500.000 dt. Täter zzgl. ausländischer Kollaborateure beteiligt. Man muß also schon ein bißchen naiv sein, um zu glauben, daß sei vor allem Hitlers Werk gewesen. Natürlich war der Mann ersetzbar.

      • Der Plan von 1925 war wohl rein fiktiv und entbehrte jegliche realen Chance auf baldige Umsetzung.
        „Selbstverständlich hätte der Revanchekrieg auch ohne ihn stattgefunden“: wer in Dtld. hätte zur damaligen Zeit die Verantwortung UND das enorme Risiko auf sich genommen: Remilitarisierung des Rheinlandes, Aufrüstung, Wiedereinführung der Wehrpflicht, Anschluss von Österreich und Sudetenland, Besetzung der „Resttschechei“ etc. pp. Jeder einzelne dieser Punkte für sich ein potenzieller Kriegsgrund für die Westmächte UND waren notwendig um überhaupt Krieg führen zu können. Keiner Ihrer genannten Generalstäbler hätte jemals den „Mumm“ gehabt, diesen Plan zu realisieren. Und dafür gab es – wie wir heute noch besser wissen – gute Gründe diese Pläne nur für die Schublade zu produzieren.
        Ich bleibe dabei: ohne den Hasardeur Hitler wäre die Geschichte anders verlaufen. Schon der Polenfeldzug ohne effektiven Schutz der Westgrenzen war hochriskant, aber wenn Sie sich den Frankreichfeldzug anschauen, dann wäre eine Verzögerung des Planes um Stunden! leicht zur Katastrophe geworden. Eigentlich purer Wahnsinn. NIEMAND außer Hitler ( auch keine andere Nazigröße) hatte und hätte dafür die Verantwortung übernommen.
        Da hätte objektiv das Unternehmen Barbarossa – rein militärisch – eine viel bessere Chance zur Realisierung gehabt. Wie man ein derartiges Riesenreich dauerhaft kontrollieren kann, das steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
        Alle die Hitler unterstützten, sahen sein „Potenzial“ und glaubten ihn später entsprechend manipulieren zu können.
        Aktive Helfer fand bisher jedes noch so abstruse Regime: Opportunisten mit Karriereabsichten gab es zu allen Zeiten.

      • Das ist vielleicht Ihre Meinung. Ich möchte Ihrer befremdlichen Bewunderung für den Mann nicht im Wege stehen, aber: Fragen Sie mal Historiker, die sich mit der Materie auskennen. Dann wird man Sie darüber aufklären, daß man auch unter von Papen den Krieg angefangen hätte. Freilich hätte der etwas anders ausgesehen.

        Nicht nur die militärische Planung, auch die Grundlagen für die Aufrüstung wurden schon in der Weimarer Republik gelegt. Da war Ihr Postkartenmaler noch Jahrmarktsschreier.

        Ein Gefreiter militärisches „Potential“? Klar. Hat man ja gesehen. Demnächst gelten auch Friseure als Hirnchirurgen. Ein großmäuliger Dilettant als Heerführer. Militärstrategische Ahnungslosigkeit als „Potential“ zu bezeichnen – das ist der beste Witz, den ich hier seit längerem gelesen habe. Bitte informieren Sie sich gelegentlich über den Unterschied zwischen ahnungsloser Großmäuligkeit und Potential. Das ist nicht dasselbe.

        Waldemar Pabst hat diesen wandelnden Sprachfehler übrigens schon 1919 wegtreten lassen, als er sich ihm als Agitator anbot. Zu Recht. Und die historisch korrekte Bezeichnung für den Hitlerputsch wäre eigentlich Ludendorffputsch. Der Mann war schließlich schon 1916-18 de facto Militärdiktator. Dafür hätte man den eineiigen Gefreiten also nicht gebraucht.

        Das Riesenreich SU hätte man nicht nur nicht dauerhaft kontrollieren können, sondern schon der militärische Angriff war völlig hirnrissig. Man hat die logistische Herausforderung in geradezu verbrecherischer Weise unterschätzt – genau wie vorher schon Karl VII. und Napoleon. Die deutschen Kräfte waren dieser Herausforderung nicht ansatzweise gewachsen. Die Versorgung der Truppe war katastrophal, die Front war gnadenlos überdehnt und hatte keinerlei Tiefenstaffelung. Man hat auf den Skat gereizt und verloren. Es war schon vor Moskau klar, das dieser Krieg nicht zu gewinnen war, weil es an logistischer Leistungsfähigkeit mangelte. Ich darf sie daran erinnern: Das wichtigste Transportmittel der Wehrmacht war seinerzeit der leichte Heeresfeldwagen Hf.1. Der war mit zwei PFERDEN bespannt. Die Wehmacht hatte seinerzeit 7 Millionen Pferde und Maulesel in Dienst. Bitte erklären Sie den Lesern, wie Sie mit solch vorsintflutlichen Transportmöglichkeiten diese logistische Herausforderung bewältigen wollen – zudem in einem Land, das straßenmäßig kaum erschlossen ist.

      • Sorry, Tippfehler: Es war natürlich Karl XII.

    • Profiteure und Opportunisten gibt es immer und überall.
      Ein „Irrer“ mit gewissen (diabolischen) Fähigkeiten ist nicht immer und überall an der Tagesordnung.

  18. Spätere Generationen mögen sich den Leben dieser Menschen widmen, wenn sie denn mögen. Meine Emphathie jedenfalls ist aufgebraucht, zumal wir heute wieder Verrat allerorten erleben dürfen. Diese Generation meiner Eltern und ihrer älteren Geschwister mag verdammt gewesen sein und verraten. Jedoch auch sie rackerten von früh bis spät und kämpften bis zuletzt, um denjenigen vermeintlich treu zu dienen, denen ihr Schicksal am rückwärtigen Körperteil vorbei ging. Möge Friede sein ihrer Asche, aber was kann mich ihr Schicksal lehren? Daß es besser ist zu töten, als sich töten zu lassen? Vielleicht ist es schlicht nichts weiter als das.

    • Glauben Sie nicht, daß sie „bis zuletzt rackerten“, um sich und ihre Familien am Leben zu erhalten?

    • ich frage mal zurück: Glauben Sie ernsthaft, dass die bei Machtübernahme 1933 vier- bis achtjährigen Jungen und Mädchen wussten, was eingefädelt wurde? Bei Kriegsausbruch waren sie 10- bis 14-jährige, waren sie zwei Jahre älter, wurden die Jungen teilweise für den ‚Endsieg‘ noch ‚verheizt‘. Genau diese Generation durfte dann hungern, die Trümmer wegräumen, hatten kaum ein Dach über dem Kopf, junge Frauen – so sie überlebten – suchten die Väter ihrer Kinder, die junge Generation vermisste ihre verschollenen Eltern und Geschwister, Geld gab es nicht zu verdienen, von Ausbildung wollen wir gar nicht erst reden, usw. Insofern verstehe ich Ihren zweitletzten Satz überhaupt nicht.
      Doch 75 Jahre Frieden, nursing in jeder Lebenslage sowie ständige Nazikeule auf die früheren Generationen lässt wohl keine Vorstellung aufkommen, dass es unter den Deutschen viele Opfer gab, die keinesfalls zuvor Täter gewesen sind.

    • Um Ihre Frage für meine Person zu beantworten: Ihr Schicksal lehrte mich, dass es besser ist, rechtzeitig die Biege zu machen, wenn das Unheil mal wieder seinen Lauf nimmt …

  19. es beruehrt mich sehr, ohne das buch gelesen zu haben. meine mutter hatte beide weltkriege durchgemacht. besonders der 2. praegte sich mir ein. ihr ueberleben nach der bombadierung darmstadts im keller. alle waren tot, nur sie und meine aelteren geschwister haben ueberlebt. die brennenden opfer die in die brunnen sprangen. die flucht.
    meine deutsche mutter wurde dann von einem nazisklaven und kz-insassen geheiratet. es war kein hass zwischen ihnen. nur hunger nach leben und liebe. das naziopfer und die deutsche frau. das gegenteil dessen, was die hassvollen gruenen heute predigen, gruene, die niemals dabei waren. meine viel zu frueh verstorbene mutter hatte mir, dem kleinen jungen, soviel erzaehlt. was diese frauen geleistet haben, daran waeren diese arroganten, dummdreisten gruenen maedchen drauf gegangen. wir sollten unsere muetter nie vergessen zu wuerdigen.

    • Hatten wir auch in der Familie (inzwischen sind sie leider schon lange verstorben): Er Insasse im KZ Dachau und danach als DP bei ihrem Vater (meinem Urgroßvater) zwangseinquartiert, der zuvor Mitglied in der SA war.

  20. Fürwahr. Und es waren und sind ausnahmslos Sozialisten jeglicher Couleur, die dafür verantwortlich zu machen sind.

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