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Unrechtsstaat

Ein Buch, das Alice Schwarzer lesen sollte

29.05.2022

| Lesedauer: 5 Minuten
Gewalt, Willkür, Folter: Mehr als zweieinhalb Jahre war der Journalist Stanislav Aseyev Gefangener prorussischer Separatisten und des russischen Geheimdienstes im Donbass. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch festgehalten. Es macht deutlich, was nach einer militärischen Niederlage auch anderswo in der Ukraine droht.

Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, dass Deutschland nicht „weitere schwere Waffen“ an die Ukraine liefert. Begründet hat sie dies unter anderem mit dem zunehmenden Leiden der ukrainischen Zivilbevölkerung. „Selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor steht dazu irgendwann in einem unerträglichen Missverhältnis“, schrieb sie in einem offenen Brief.

Die Vorstellung, dass bei einer militärischen Niederlage der Ukraine das Leiden der Bevölkerung ein Ende finden würde, zeugt von Unkenntnis über das russische Vorgehen. Wie die seit 2014 von Moskau kontrollierten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk zeigen, folgt auf den Abzug des ukrainischen Militärs nämlich keineswegs eine Periode des Friedens. Hinter der kämpfenden Truppe halten dann vielmehr Einheiten der russischen Geheimpolizei Einzug, um die eroberten Gebiete dauerhaft zu unterwerfen.

Der aus Donezk stammende Journalist Stanislav Aseyev hat ein Buch geschrieben, das dieses schon unter Stalin praktizierte Vorgehen anschaulich macht. Weil er in seinen Reportagen aus der Ost-Ukraine den Begriff „Donezker Volksrepublik“ in Anführungsstrichen setzte, wurde er 2017 für mehr als zweieinhalb Jahre inhaftiert. In seinem Buch „Heller Weg“ beschreibt er seine Erfahrungen in mehreren Haftanstalten des prorussischen Regimes. Nach dem Ende der totalitären Regime in Deutschland und der Sowjetunion hat Aseyev damit der Lagerliteratur von Elli Wiesel bis Alexander Solschenizyn ein verstörendes Werk hinzugefügt, das zu lesen man Schwarzer sehr ans Herz legen möchte.

KLASSIKER NEU GELESEN
Ohne Massenbewegung ist totale Herrschaft nicht möglich
27 Jahre alt ist Aseyev, als er in Donezk unerwartet festgenommen wird. Er kommt in eine feucht-kalte Kellerzelle des Ministeriums für Staatssicherheit, deren Wände verschimmelt sind und in der selbst im Juni noch der Atem kondensiert. Es gibt keine Toilette, sondern nur Flaschen für den Urin und Einweggeschirr für die Fäkalien. Eine Videokamera überwacht ihn Tag und Nacht und auch nachts brennt an der Decke eine lilafarbene Lampe. Anderthalb Monate verbringt er hier ohne Sonnenlicht und Frischluft, so dass sich seine Haut zu schälen beginnt. Er versinkt in Depressionen und sieht einen Ausweg nur noch im Selbstmord.

Drohung: Nase abschneiden

Irgendwann wird Aseyev mit einer Tüte über dem Kopf nach oben in ein Büro gebracht, wo ihn Männer in Sturmhauben verhören. Erst schlagen sie ihn unter Beschimpfungen mit einem Gummiknüppel auf ein und dieselbe Stelle, bis sich das Bein unter der Jeans wie eine Blase vergrößert. Dann holen sie einen alten Telefonapparat mit Drähten, die sie an seinen Daumen befestigen. Während des nun folgenden Verhörs jagen sie ihm damit bei jeder falschen oder verneinenden Antwort Strom durch den Körper. Als er zu schreien beginnt, drohen sie, ihm ein Stück seiner Nase abzuschneiden. Später befestigen sie die Drähte an seinem linken Ohr, so dass er nahezu bewusstlos wird. Ob er am Ende bereit ist, die ihm vorgelegten Aussagen zu unterschreiben, lässt Aseyev offen.

Nach sechs Wochen wird der junge Journalist an einen anderen Haftort überführt: eine ehemalige Fabrik für Isoliermaterialien, die der russische Geheimdienst FSB seit 2014 als Gefangenenlager nutzt. Es befindet sich im Zentrum von Donezk am Hellen Weg Nr. 3 und ist für besonders gefährliche Häftlinge vorgesehen. Bis zu 70 kahl geschorene Gefangene sind hier gleichzeitig untergebracht, darunter solche, die sich kritisch in sozialen Netzwerken geäußert haben, aber auch viele ehemalige Kämpfer der „Volksrepublik“. Die meisten von ihnen sind in Zellen mit mehr als zehn Inhaftierten zusammengepfercht, einige müssen auch in den Keller, in den Stehkarzer oder in die „Luxus-Suite“ – eine Zelle von nur anderthalb mal zwei Metern. Außerhalb seiner Zelle darf sich Aseyev acht Monate lang nur mit einer Tüte über dem Kopf bewegen.

Vergewaltigung, Prügel, brutale Gewalt, Stromfolter

In dem Buch beschreibt er detailliert, mit welchen Methoden der sadistische Lagerchef Palytch das Selbstwertgefühl der Häftlinge zerstört. Vor allem nachts werden sie aus den Zellen geholt und im Keller mit Klebeband auf einem Metalltisch fixiert, wo sie mit Stromstößen gefoltert werden. Mit Vorliebe werden die Drähte am Penis, an den Hoden und am Anus befestigt. Zurück bleiben schwere Brandwunden. Eine andere Methode ist es, die Gefangenen mit ausgestreckten Armen und Beinen stundenlang an der Wand stehen zu lassen und ihnen dabei von hinten auf die Genitalien zu prügeln – oder, als „leichteste Strafe“, sie einfach stehen zu lassen, bis sie umfallen. Während der nächtlichen Folterungen müssen die Gefangenen nebenan lauthals sowjetische Kriegslieder singen.

„WHO CONTROLS THE PAST, CONTROLS THE FUTURE.“
Eine Vision, die immer realer wird: »1984« von George Orwell
Die Entscheidung, wer Opfer dieser Prozeduren wird, fällt in einem Raum im Obergeschoss, wo auf einem Monitor auf quadratischen Bildern alle Zellen zu sehen sind. Wenn der Lagerchef getrunken hat, geht er, oft in Begleitung des Arztes und einiger mit Sturmhauben und Maschinengewehren ausgestatteten Wärter, in den Zellengang und öffnet blitzschnell eine der Türen. Wer dann entgegen den Vorschriften nicht mit einer Plastiktüte über dem Gesicht und den Händen auf dem Rücken zum weiß übermalten Fenster schaut, wird brutal zusammengeschlagen. Fast jede Nacht hört Aseyev in einer der Nachbarzellen dumpfe Schläge und lautes Stöhnen.

Alice Schwarzer sollte genau hinschauen

Die wichtigsten Herrschaftsinstrumente im Lager sind Angst und Erniedrigung. Viele Häftlinge können nachts nicht schlafen, weil sie fürchten, dass die Tür aufgehen könnte oder sie die Uhrzeit verpassen, ab der sie nicht mehr auf der Pritsche sitzen dürfen. Zur Strafe werden sie dann nicht nur geschlagen, sondern oft auch unter die Pritsche gejagt, wo sie wie ein Hund bellen müssen. Ein anderes „Spiel“ der Wachmannschaften ist es, einen Häftling in eine metallene Waschschüssel zu setzen und dann mit aller Kraft gegen die Wand zu stoßen. Oder sie sorgen dafür, dass der Fäkalieneimer, den die Häftlinge mit einer Tüte auf dem Kopf die Treppe heraufgetragen müssen, überschwappt.

Die Gefangenen, die nur mit „Vieh“ oder „Päderast“ angesprochen werden, müssen sich auch gegenseitig verprügeln, damit zwischen ihnen kein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Für Alice Schwarzer von besonderem Interesse dürften jene Passagen sein, in denen Aseyev beschreibt, wie der gewalttätige Lagerchef die weiblichen Gefangenen misshandelt. Auf eine alte Frau schlägt er so lange ein, bis es selbst dem Wachmann zu viel wird. Die jungen Frauen werden regelmäßig vergewaltigt. Einmal hört Aseyev, wie der Kommandant betrunken in die gegenüberliegende Frauenzelle stürzt, die Gefangenen als Schlampen beschimpft und dann eine der Frauen auffordert, ihn oral zu befriedigen. Später wird aus der Frauenzelle ein regelrechtes Zwangsbordell.

Die furchtbaren Erlebnisse sind Mitteleuropäern kaum zu vermitteln

Aseyev, der mehr als zwei Jahre in dem Lager verbringt, beschreibt diese Vorgänge nicht anklagend, sondern eher wie jemand, der das Unvorstellbare zu verstehen sucht. Trotz seines jungen Alters reflektiert er über die Mechanik konditionierter Reflexe zur Zerstörung der Persönlichkeit, über die Angst als „psychologische Schleife in einer relativ ruhigen Umgebung“, über Depression, Gott, Selbstmord als letzte verbliebene Freiheit oder über die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber den Mithäftlingen, die er „psychologischen Separatismus“ nennt. In einem den Folterern gewidmeten Kapitel fragt er sich: „Sind das Menschen? Zweifellos ja. Genau die Offensichtlichkeit der Antwort erschreckt, von der man sich nicht mit einer Hinweistafel ,Er ist Psychopath‘ abgrenzen kann.“

Ende 2019 wird Aseyev in das Donezker Untersuchungsgefängnis verlegt, das nicht der Geheimpolizei untersteht. Hier darf ihn sogar einmal seine Mutter besuchen, dann wird er zu zweimal 15 Jahren Haft verurteilt. Anschließend kommt er ins Straflager Makijiwka, von wo aus er im Rahmen eines Gefangenenaustausches zwischen Russland und Ukraine nach Kiew gelangt. Hier und bei Vorträgen in Straßburg und Prag merkt er nicht nur, dass er seine traumatischen Erlebnisse nicht wirklich vermitteln kann. Er spürt auch, dass er selbst nie wieder so sein wird wie früher. „Der Luxus Europas ist die Ruhe“, fährt es ihm beim Blick auf die friedlichen Gassen und Cafés durch den Kopf – ein Satz, den man Alice Schwarzer ins Stammbuch schreiben möchte.

Dieser Beitrag von Hubertus Knabe erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

Stanislav Aseyev, Heller Weg. Geschichte eines Konzentrationslagers im Donbass 2017–2019. ibidem Verlag, 184 Seiten, 16,80 €


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30 Kommentare

  1. Viele Lügen wurden berichtet, über angeblichen Beschuss der Separatistengebiete durch die ukrainische Armee. Tatsächlich ging die Aggression seit 2014 ausschließlich von Russland aus. Separatisten wurden durch Russland massiv bewaffnet, ausgebildet, aufgestachelt, von importierten russischen Agenten geführt. Jeder kennt die Berichte von Igor „Strelkow“, dem militärischen Führer und Hauptakteur der importierten Russen. Die Erhebungen auf Krim und Donbass wurden von langer Hand vorbereitet und inszeniert. Danach wurden pro-ukrainische Menschen vertrieben, Hunderttausende übrigens. Viele Menschen lehnten es ab, unter dem Terror-Regime selbsternannter Präsidenten wie Puschilin und Co. zu leben. Die so genannten Volksrepubliken sind in Wahrheit Terror-Regime von hochgekommenen Kriminellen. Es sind kleine Mafia-Staaten, ähnlich PMR, Kosovo, über die Russland jederzeit eskalieren kann, wenn es das will. Dass man dort auch KZ unterhält, passt zur Tradition des russischen NKWD, der heute wieder im Kreml regiert. Es ist eine Schande, was für ein Terror-Staat dieses heutige Russland wieder geworden ist. Während der 90er Jahre gab es mal einen kurzen Lichtblick auf einen Systemwechsel. Jetzt hat es leider UdSSR 2.0

  2. jetzt ist es aber so, dass genau gleichlautende Berichte mit entgegengesetztem Vorzeichen reichlich kursieren. Da kann man nur schlussfolgern, dass entweder eine Seite lügt, oder beide Seiten lügen, oder beide Seiten die Wahrheit sagen. Da ich mir in den letzten Jahren abgewöhnt habe, unseren „westlichen“ Regierungen aus der Hand zu fressen, und stattdessen allen misstraue, neige ich zur letzten Variante. Wahrscheinlich kann man auf beiden Seiten an sehr ungemütliche Gesellen geraten. Eine Regierung aber, die mir den Zugang zu Medien der anderen Seite rundheraus verbieten oder verunmöglichen will, hat Dreck am Stecken.

  3. Die Berichte sind furchtbar. Haben mich sofort an diejenigen aus dem ehemaligen Jugoslawien erinnert, über serbische Konzentrationslager und systematische Vergewaltigungen. Diese haben damals ebenso die deutsche öffentliche Meinung getriggert.
    Der Joschka sagte »Nie wieder Auschwitz!«, und die Nato-Bomben fielen auf Belgrad. Damit war für die deutsche Seele alles in Ordnung.
    Heute sehe ich allerdings zweierlei:
    Waffenlieferungen verlängern den Kriegszustand nur, es ergibt mehr tote Ukrainer und Russen, mehr Zerstörung, mehr Schulden für die Ukraine, mehr Gewinne für die US-Militärindustrie. Wir müssten stattdessen jede Menge Verhandler und Diplomaten senden. Nicht um Waffen zu versprechen und martialische Töne zu spucken, sondern um eine Verhandlungslösung zu erreichen. Das würde auch an unseren einstmals guten Ruf diesbezüglich anknüpfen.
    Die Ukraine ist gesellschaftlich, politisch, mental, wirtschaftlich sowieso Lichtjahre entfernt von einer EU- oder NATO-Mitgliedschaft. Ich sehe dort auch nirgendwo »Demokratie« oder »westliche Werte« die verteidigt werden, sondern über Jahre geschürter Hass auf alles Russische, gewaltbereiter Ultra-Nationalismus, Korruption, Willkür. Damit sollten wir uns auf gar keinen Fall gemein machen. Die USA haben das Land zu ihrer Kolonie gemacht, zu einem Anti-Russland, und die ukrainische Elite hat gerne mitgemacht, »für eine handvoll Dollar«. Und jetzt führen die USA einen Stellvertreterkrieg gegen Russland auf ukrainischem Boden, mit ukrainischen Wehrpflichtigen als Kanonenfutter. Also: Nicht unser Krieg, keinesfalls.

  4. Die Lektion für mich aus dem Artikel bzw dem Buch: Den Ball flach halten. Den Mund halten. Bloß nicht zu sehr auffallen. Ich möchte niemals in diese Lage kommen. Und im Notfall rechtzeitig fliehen.
    Bei der Wahl zwischen Kampf und Flucht ganz klar die Flucht.

  5. Das hohe Lied auf die Ukraine kann ich so nicht mitsingen und kann nur immer wieder dazu ermutigen auch dort etwas genauer hinzuschauen.
    Die alte Sowjetunion hat die Menschen hart und ein Teil auch brutal gemacht. So etwas verschwindet nicht von heute auf morgen. Insofern geht es in den alten Sowjetrepubliken auch heute immer noch sehr viel härter als bei uns zu. Sehr gut kann man das immer wieder nachvollziehen, wenn z.B. Einbrecherbanden aus Osteuropa mit einer sehr brutalen und für uns unfassbaren Energie zuschlagen.
    Das heißt aber nicht, dass der Westen frei ist von solchen Taten. Hier möchte ich z.B. auf Guantanamo hinweisen.

    In Russland und der Ukraine kommt noch eines hinzu und das ist der immer wieder politisch geschürte Hass aufgrund von Ereignissen aus der Vergangenheit.
    Der Kreml muss solche Taten nicht anordnen. Die Dinge werden sich aufgrund der Lage von alleine ereignen.

    Ich würde deshalb daraus jedoch nicht den Rückschluss ziehen, dass bei einer Übernahme der Gebiete durch Russland dies ein dauerhafter Zustand bleibt. Kommen geordnete Verhältnisse, eine bessere Versorgung und ein wirtschaftlicher Aufstieg, werden sich damit auch die Verhältnisse verändern. So etwas geschieht jedoch nicht von heute auf morgen, sondern wird möglicherweise Jahrzehnte dauern.
    Wir sollten uns auch nicht dem Trugschluss hingeben, dass es unter einer ukrainischen Regierung sanft zu gehen wird. Auch die heutige Regierung ist hochgradig korrupt, wo Selenskyi nur etwas weniger korrupt ist.
    Bis heute haben die ukrainischen Regierungen nur wenig getan um die Korruption zu bekämpfen oder die ukrainische Mafia und die antirussischen Gruppierungen zu sprengen. Sie tun auch wenig gegen den Waffenhandel, welcher von dem ukrainischen Boden ausgeht, wo niemand genau weiß in welchen Händen diese Waffen landen. Der unstillbare Durst nach immer mehr und immer moderneren Waffen ist möglicherweise gar nicht immer durch den Krieg ausgelöst, sondern hat das Ziel Waffengeschäfte zu machen. Belege hierzu gibt es genügend aus der Vergangenheit.
    Je nach dem wer mehr Einfluss hat, wird entweder die russische oder die ukrainische Bevölkerung mehr leiden, während die ukrainische Mafia jegliche Geschäfte stören und abkassieren wird. Es gibt wohl keinen Konflikt, wo eine Lösung so schwer ist. Meines Erachtens wird es nur funktionieren, wenn Russland und die Ukraine unbeeinflusst von Anderen eine gemeinsame Lösung finden.

  6. Wahrscheinlich ist (leider) wahr, was der Ukrainer berichtet. Aber ist das deswegen unser Krieg? Ich wüßte nicht, warum wir ausgerechnet der Ukraine besonders verpflichtet sein sollten. Keineswegs verlange ich von der Ukraine, daß sie sich unterwerfen soll, genauso wenig, wie ich von ihr das Kämpfen erwarte. Möge sie das tun. Aber wieso sind wir verpflichtet, sie in jeder Hinsicht zu unterstützen, ihr Waffen zu liefern und uns damit indirekt zum Kriegsteilnehmer zu machen? Das erinnert doch fatal an 1914, als es um das Deutschland doch in Wirklichkeit gar nicht interessierende Serbien ging.
    Und nun fordert – ganz besonders unverschämt dieser sogenannte Botschafter – die Ukraine die bedingungslose Unterstützung Deutschlands für die Verteidigung der Ukraine. Und plötzlich ist Nationalismus gut, der doch für das eigene Land so verpönt ist!
    Damit heiße ich – ich nehme mal an, Alice Schwarzer genauso wenig – doch Putins Vorgehen nicht gut! Aber nach der neuen „Ukraine-Logik“ (die Ukraine ist ja nicht einmal unser Nachbar!) müßten wir gegen China, Saudi-Arabien (und was da noch alles im Vorderen Orient sein (Un)wesen treibt), gegen die Türkei und gegen unzählige afrikanische Diktatoren ebenfalls vorgehen.

  7. Schlimm, diese Meinungsdiktaur. Ohne konkrete strafbare Handlungen begangen zu haben und dennoch in Gefangenschaft zu sein, ist unmenschlich.
    Es ist beruhigend, dass so etwas in den westlichen Staaten nicht gemacht wird.
    (Von kleinen Ausnahmen wie Assange und Guantanamo abgesehen. Dieser Verweis verharmlost die Russen nicht, um deren undemokratische Struktur wir ja wissen. Der Hinweis soll zeigen, dass auch unsere Machthaber Menschenrechte brechen.)

  8. Langsam nervt es, dieses nicht verstehen wollen:
    Man ist nicht automatisch auf der Seite Putins, wenn man nicht sofort in Jubel ausbricht, was den Krieg angeht. Mir tut die ukrainische Zivilbevölkerung auch leid und ich heiße Putins Vorgehen keineswegs gut.
    Dennoch weigere ich mich, dass differenzierte Denken aufzugeben und die Augen davor zu verschließen, was im Windschatten dieses Konfliktes geschieht.
    Russland ist mir dabei genauso egal, wie die Ukraine, denn alles was ich sehe, ist die Durchführung der lange geplanten Maßnahmen, zur weiteren Destabilisierung des Westen. Die Leidtragenden werden am Ende nämlich dessen Bevölkerungen sein. Am Schluss, werter Herr Knabe, wird es ein System geben, welches Ihnen hinreichend bekannt vorkommen dürfte. Nur in viel schlimmer.
    Denken Sie lieber darüber nach, statt Andersdenkenden – die vielleicht gar nicht so weit weg sind – Literatur vorzuschlagen. Wie anmaßend ist das eigentlich, wie wenig intellektuell und unpassend, für Sie?

  9. Menschlicher Abschaum hat sich zu allen Zeiten – und so auch hier – an Orten angesammelt, wo er seine Perversität ungehemmt ausleben konnte. Das hat nichts mit der Zugehörigkeit zu den „Guten “ oder „Bösen“ zu tun und findet sich überall im zwielichtigen Kellerbereich der jeweiligen Machthaber, mehr oder weniger ausgeprägt. Jesus hat das mit einem bemerkenswert einfachen Satz beschrieben: „Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“ Das ist unabhängig von politischer Coleur.

  10. Mhh, Sie haben hier nur die tschetschenischen und syrischen Moslems auf russischer Seite „vergessen“.

    • Und Sie vergessen zu erwähnen was euch dieser Krieg angeht.
      Noch nicht genug Schaden genommen? Noch nicht kapiert, dass der Krieg als Vorwand dient, um grüne WEF Ideologie im Eiltempo durchzusetzen? Um die Ukraine geht es denen doch nur am Rande. Wenn überhaupt. Bisher diente das Land für Biolabore und alles was der Wertewesten mal ausprobieren wollte. Da die nun ihren Nutzen verloren haben, hält man die schützende Hand über deren Oligarchen und lässt den Rest gegen Russland kämpfen, gegen das man sowieso vorgehen wollte. Betrachten Sie das alles völlig wertneutral, ohne die Propaganda. Zu welchem Schluss kommen Sie?

      • Nun, was meine Meinung zu und über diesen Krieg angeht, so hat diese absolut nichts damit zu tun auf welcher (Staaten-)Seite irgendwelche Moslems als Söldner am kämpfen sind.

        Egal also wie ich über diesen Krieg am denken bin, es ist wie es ist und auf russ. Seite sind tschetschenische und syrische Moslems am kämpfen.

  11. Irgendwie haben hier einige Kommentatoren schon merkwürdige Ansichten. Unterwerfung, um kein Leid zu erfahren? Und wer garantiert dann, daß der Usurpator gut ist zu einem? Wer angegriffen wird soll und darf sich wehren und sollte auch Hilfe bekommen. Opfer muß man bringen, wenn man souverän sein will. Oder ermuntern sie ihren Nachbarn noch, wenn der den Müll über ihren Zaun wirft?

    • Die BRD ist voll mit solchen merkwürdigen Elementen. Man könnte glatt denken, dass der Kreml bereits die BRD steuert über seine Satelliten. Unglaublich wie solche Leute hier fett und frei leben, aber permanent für Krieg und Kreml hetzen. Wünschen sich diese Leute Zustände wie in Russland oder sind es bezahlte Trolle?

  12. Hubertus Knabe scheint hier sein Thema gefunden oder besser wieder gefunden zu haben. Muss sagen, dass ich enttäuscht bin von Herrn Knabe, den ich bislang für jemanden von großer Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit gehalten habe. Dieses Horrorstück aus den Folterkellern abzuliefern um es den Gegnern von Waffenlieferungen vorzuhalten, ist schlicht unseriös und auf sehr durchschaubare Weise manipulativ. Herr Knabe möchte also, dass wir jetzt jedem auf der Welt, der potentiell von Folter bedroht ist Waffen liefern? Oder vielleicht doch erst einmal nur der Ukraine, weil uns die Folteropfer dort einfach näher stehen als woanders, denn die Ukraine gehört doch eigentlich zu uns, oder gehört sie uns sogar schon? Ein überaus bedauerlicher Propaganda-Artikel, der die schreckliche Realität der Folter zur politischen Auseinandersetzung missbraucht.

    • Nun ja, mal ausgehend davon, dass Sie hier den Wahrheitsgehalt der niedergeschriebenen Foltergeschichten nicht abstreiten(oder vllt doch?), möchte ich mit Blick auf Ihre Worte nur kurz anmerken, dass ich gerne mal Sie dann reden hören möchte, wenn dann auch Sie erst einmal gleiche Gefangenen- und Foltererfahrungen wie jener Stanislav Aseyev erlebt und durchgemacht haben.

      • Ob es zwischen den DDR-Kellern und Guantanamo wesentliche Unterschiede gibt, könnte man vielleicht anhand der Berichte der Gefolterten (- und dann glücklich Befreiten) erkennen.
        Meine These: Geheimdienst-Folterer und Totalitaristen sehen überall ähnlich aus und haben ähnliche Methoden, ob aus kommunistischer oder faschistischer Tradition. Und auch die im Namen der westlichen Freiheit tätigen Dienste dürften nicht anders sein.

      • Gehen Sie davon aus, dass ich besagte Schilderungen nicht anzweifle, auch wenn Manipulationen im Kriegsgeschehen genauso nicht auszuschließen sind, wie Folterungen erwartbar. Wer die Folterungen der einen Seite glaubt, diese sie aber für die andere Seite ausschließt, ist naiv oder einfach nur Partei. Daraus aber politisch weitreichende Entscheidungen wie Waffenlieferungen ableiten zu wollen, ist bestenfalls realitätsfern. Im übrigen, wenn Sie mich auf meine persönliche Einschätzung meiner Reaktion auf eine angenommene Foltererfahrung befragen, wäre diese wohl eher Schweigen als sie eilig zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Also so, wie es den meisten Folteropfern ergeht.

  13. Alice Schwarzer negiert nirgends, dass es in Russland eine menschenverachtende Behandlung von Regimegegnern gibt und dass staatliche Organisationen auch nicht vor Folter und Mord zurückschrecken. Vielleicht wird sie dieses Buch lesen. Aber wegen ihrem offenen Brief muss sie das nicht tun.

  14. Ein Bericht, den Hubertus Knabe lesen sollte.

    „…they gave me electric shock, suffocated me with a plastic bag, beat on the feet with a tire iron, poured freezing water on me etc. The torturers had an Azov insignia on their sleeves […] that is they were raping her, beating her and laughing like horses […] I was hooded and they burnt me with what I think was a gas burner…“

    War cirmes of the armed forces and security forces of Ukraine, The Foundation for The Study of Democracy, OSZE, 2015.
    Das macht deutlich, was den Bewohner der Volksrepubliken bei dem angekündigten Einmarsch der ukrainischen Armee/Milizen (wieder) gedroht hätte.
    Wer sich einseitig auf die Seite der vermeintlich Guten stellt und die (vorherigen) Leiden der Gegenseite vorsätzlich ignoriert, tut das Werk des Teufels.

  15. Lieber Herr Knabe, ehrlich gesagt verstehe ich den Zusammenhang nicht. Alice Schwarzer möchte ja nicht, dass sich D durch Waffenlieferungen am Krieg beteiligt. Sie hat sich nicht pro-Gräueltaten, welche Seite auch immer, ausgesprochen. Und mal ehrlich – die Waffenlieferungen u. damit die Verlängerung des Krieges werden solche Dinge nicht beenden, eher begünstigen. Also wieso sollte solch ein Buch A.S. Meinung ändern, sich nicht am Krieg zu beteiligen?
    Zumal – die im Buch geschilderten Dingen sind schwer zu beurteilen. Weder die Wiki-Seite (en) von dem Herrn bringt hier solche Details resp. Anschuldigungen noch ist bei der OSZE ein analoger Bericht dazu zu finden. Die OSZE ist seit 2014 dort ständiger Beobachter, eben gerade im Donbass u. die hätten solche Sachen in einem Bereicht mit Sicherheit erwähnt. Man findet lediglich ukrainische Seiten, die über Isolazia in dieser Form berichten. Es werden Augenzeugen aufgefahren, die aber lediglich berichten, aber keine Verwundungen oder Narben zeigen, die es dazu zwangsläufig geben muss. Sowas IST dokumentierbar, gerade bei dem Herrn Aseyev, der ja ausgetauscht wurde. Und glauben Sie mir – bei solchen „Behandlungen“ bleiben Spuren!
    Ich möchte bei Weiten nichts in Abrede stellen, aber es fehlen hinreichende Belege. Ein Buch ist nicht ausreichend. Auch wir hatten schon einen Relotius.

  16. Genau deshalb, weil sich Menschen so einen Irrsinn immer wieder antun, muss es aufhören. Den Krieg zu verlängern, ist die schlechteste Idee. Ukrainer und Russen auseinanderbringen und mit den ewigen Provokationen Russlands aufhören. Der Westen muss hier nicht das fromme Unschuldslamm spielen.

    • Erkennen sollte man auch, dass der „Eingriff“ die verschieden Stämmigen trennt – während bei uns immer mehr Andersstämmige aus aller Welt beständig weiter einreisen.
      Mounk: „…dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen, und zwar eine monoethnische und monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen, das wird, glaube ich, auch klappen, dabei kommt es aber natürlich auch zu vielen Verwerfungen.“
      Tja. Das, was im Donbass seit 2014 geschieht, sollte uns eigentlich Beispiel genug sein. Weshalb aber schlägt keiner diesen Bogen?

  17. Totalitäre Systeme sind zur Verleugnung jeglicher Menschlichkeit verdammt, da sonst ihre Erbärmlichkeit entlarvt würde.

  18. Dieses Verhalten gibt es wohl leider auf beiden Seiten. Leider, und es tut mir furchtbar leid, bei einem französischen Grossvater seit 1940 in deutscher Kriesgefangenschaft und einer Grosstante, die knapp dem Vernichtungslager entging, relativiert es die Verbrechen der Nazis.

    • Sie verwechseln eine Situation, die manchmal als eine Ausnahme vorkommen kann, und eine andere, wo sowas ein System ist, das aus Menschen den tollwütigen Tieren macht.
      Übrigens ist die Lage in „normalen“ russischen Gefängnissen nur etwas besser.

  19. ich schätze Herrn Knabe sehr,denke aber,er sollte auch diie andere Seite,die „achso demokratische Ukraine“ mal genauer unter die Lupe nehmen…
    https://www.washingtonpost.com/world/2022/05/26/ukraine-frontline-russia-military-severodonetsk/
    ich denke nicht,das die Washington Post für russische Propaganda berüchtigt ist als älteste grosse US-Zeitung.
    Nebenher wurde ausser der 3-monatigen Verlängerung des Kriegsrechts auch ein Gesetz von der ukrainischen Regierungspartei eingebracht,das es Komandeuren gestatten soll,untergebene Soldaten bei Befehlsverweigerung oder Desertation SOFORT zu erschiessen,kein Kriegsgericht notwendig.

    • Können Sie mir bitte erklären, was hiesiger Artikel mit dem Beschriebenen in Washington Post zu tun hat? Sind Sie ein Troll?
      Dass Ukrainer ziemlich mutig gegen Eroberer trotz fehlende Ausrüstung kämpfen, wissen wir alle. Die schreien und flehen uns darüber täglich. D sollte sich in dieser Situation schämen.
      Sie sollten besser diesen Link an Scholz senden und ihn zu fragen, warum Ukraine von D schon mehr als ein Monat gar keine Waffen bekommen hat. Was hat Putin in der Hand gegen ihn, dass er alles tut, um diesbezüglich nicht viel tun.
      Es liegt nicht an der Reparaturen oder ähnlichen. Es ist bloß eine Lüge. Ukrainer wollten einiges Kriegsgerät direkt beim Hersteller selbst kaufen. Jetzt wartet der schon fünf(!!!) Wochen auf Erlaubnis der Regierung, der von Ukrainer dringend nötige ihnen endlich zu verkaufen.

      • @Moses
        ich frage mich,ob Sie den Bericht gelesen haben oder nur automatisch reagieren?
        Was hat die fehlende Befehls-und Versorgungsstruktur eines Battailons bezüglich einer Frontkompanie von „Volksstürmler“-Freiwilligen mit Lieferungen aus D zu tun?
        Wird die Gulaschkanone auch nur in D hergestellt,werden Sanitätsfahrzeuge hier im Patent gebaut? oder ist es nicht eher so,das dort totale Amateure Krieg spielen und somit Ihre freiwilligen Soldaten verheizen?
        Alles an dem Bericht,inklusive der Bereitschaft der Soldaten,zu kämpfen,iist glaubhaft,zeichnet aber ein verheerendes Bild der Fähigkeiten dieser „ukrainischen Armee“..dieses Bild gibt es seit 2014!
        im übrigen ist der letzte Abschnitt interessant in Bezug auf das neu eingebrachte Gesetz der Selensky-Partei..diese Kompaniesoldaten dürfen nun mit dem Peleton rechnen.
        Zu Ihrem Gejammer bzgl Waffenlieferungen:
        Es ist Staatsdoktrin der BRD,das Kriegswaffen nicht in aktive Kriegsgebiete geliefert werden dürfen,so steht es in deutschen Gesetzen,daran aendert auch ein blökender Melnik oder ein Video-Selensky nichts

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