<
>
Wird geladen...
Pronominale Anrede

„Du“ für alle?

22.07.2024

| Lesedauer: 3 Minuten
„Respekt für dich“, lautete bei der letzten Bundestagswahl (2021) der Slogan der SPD, und ein Versicherungsunternehmen verspricht in der Fernsehwerbung: „Du bist nicht allein“. Das Du meint alle, ohne Unterschied. Die bis vor wenigen Jahrzehnten übliche Höflichkeitsregel, fremde Erwachsene mit „Sie“ anzusprechen, gilt hier nicht mehr. Werden die Deutschen ein einig Volk von Duzern?

Das Anredeproblem „Du oder Sie?“ ist ein Klassiker für Deutschlerner, aber auch für die Deutschen selbst. Seit den 1970er Jahren hat sich die Duz-Zone ausgeweitet, es gibt immer mehr Bereiche, wo sich alle duzen – aber wo liegt die Duzgrenze? Der aktuelle Duz-Trend begann mit der 1968-er-Bewegung, als die Studenten anfingen, einander zu duzen. Vorher war unter Studenten, die sich nicht näher kannten, das „Sie“ selbstverständlich. Schüler duzten sich, Studenten nicht – außer Burschenschaftler, die schon 1818, bei der Gründung der „Allgemeinen Teutschen Burschenschaft“, das Gruppen-Du einführten: „Um das engere Band der Eintracht und Brüderlichkeit zu bezeichnen, nennen sich alle Burschenschaftsmitglieder Du“, heißt es in ihrer Verfassungsurkunde.

„Brüderliches“ Du und „unerträgliches“ Sie

Der Wunsch nach einem – gehoben ausgedrückt – brüderlichen Miteinander ist der Hauptgrund dafür, dass in den letzten Jahrzehnten viele Gruppen, Firmen und Organisationen dazu übergingen, intern Du statt Sie zu verwenden: „Ein allgemeines Du fördert das Miteinander“ und den „Teamgeist“, heißt es; “Duzen schafft Nähe“ und „flache Hierarchien“. Demgegenüber hat das traditionelle Sie einen schweren Stand: Es schaffe „Distanz“, grenze ab, sei „hierarchisch“. Andererseits gilt es als Höflichkeits- und Respektform, und in diesem Sinne äußerte Bundeskanzler Kohl: „Zu Russland muss man Sie sagen“.

Das Du klingt heute gegenüber dem Sie „modern“ und „jugendlich“. Sprachgeschichtlich ist allerdings das höfliche Sie jung, es wurde erst im 18. Jahrhundert üblich. Dem 16-jährigen Goethe, damals Student in Leipzig, passte diese neumodische Anrede überhaupt nicht: „Euer Brief“, schreibt er 1765 an einen Frankfurter Schulkameraden, „ist mir eben zugestellet worden; die Versicherung, dass Ihr mich liebt, … würde mir mehr Zufriedenheit erweckt haben, wenn sie nicht in einem so fremden Tone geschrieben wäre. Sie! Sie! ̶ das lautet meinen Ohren so unerträglich … dass ich es nicht sagen kann.“ Später hat Goethe das Sie gepflegt – in ihrem Briefwechsel (1794-1805) verkehrten Schiller und Goethe per Sie – und nur wenigen Personen das Du angeboten.

Öffentliches „Sie“ – privates „Du“

Das zweigliedrige deutsche Anredesystem Du – Sie setzte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts allgemein durch: Das Sie verdrängte die älteren Höflichkeitsformen „Ihr“ (für 1 Person) und „Er/Sie + 3. Person Singular“ (Kommt Er/Sie heute Abend?); das Du wurde vor allem zum Zeichen wechselseitiger Zuneigung, weil das einseitige Duzen (der Höhergestellte duzt nach unten, erhält aber eine Respektanrede) massiv zurückging. Kinder durften nun ihre Eltern duzen ̶ eine Anrederevolution, die Goethe nicht mehr mitmachte: Er selbst hat seine Mutter nie geduzt und wurde von seinem Sohn August (geb. 1789) gesiezt: „Ich sehne mich recht nach Ihnen“, schrieb ihm das siebenjährige Kind, und als Erwachsener unterzeichnete August seine Briefe an den Vater mit „Ihr dankbarer Sohn“.

Auch die „Obrigkeit“ musste ihre Untertanen siezen: Die Anrede „Sie + Herr“ stand für bürgerliche Gleichheit und Selbstbestimmung (der Männer). Insgesamt ergab sich folgende Abgrenzung von Du und Sie, die bis Ende des 20. Jahrhunderts die Regel war: Im öffentlichen Raum ist die Anrede mit „Sie“ üblich, im privaten Bereich gilt bei bestimmten sozialen Beziehungen (unter Verwandten, Freunden, Kameraden usw.) das gegenseitige „Du“. Kinder werden grundsätzlich geduzt, ebenso wie Personen in der Lyrik (Gedichte mit Anrede-Sie sind sehr selten).

Das neue, öffentliche „Du“

Das heute verbreitete Duzen in Firmen, Organisationen und im Umgang mit Kunden wird gerne als „Duz-Kultur“ bezeichnet. Faktisch ist es aber ein Duz-Zwang (vergleichbar dem Zwang zum Gendern): Es handelt sich um keinen normalen Sprachwandel, sondern eine Sprachsteuerung von oben. Die Meinung, mit dem allgemeinen Du würden zwischen-menschliche Barrieren und Hierarchien abgebaut, ist eine Illusion: Im Konfliktfall sticht der Ober den Unter – gleichgültig ob per Sie oder Du. Übrigens können die Deutschsprecher durchaus unterscheiden zwischen einem rein konventionellen Du („Hier duzt man sich“) und einem Freundschafts-Du, dem ein Sie vorausging.

Der deutsche Staat hält sich mit dem Duzen seiner Bürger noch zurück. Kein Finanzamt duzt den Steuerzahler, aber beim sogenannten „Bürgergeld“ ist man – zumindest in Berlin – schon weiter: Die dortigen Jobcenter informierten in einer Plakatkampagne die möglichen Bezieher unter der Schlagzeile „Du findest uns zu bürokratisch“, wie einfach man an dieses Geld kommt: „Tatsächlich genügt bereits ein Antrag auf Bürgergeld und wir prüfen, auf welche Leistungen du Anspruch hast.“

Vor zwei Jahrzehnten hätte man dieses Du als „herablassend“ bewertet, heute gilt es als „inklusiv“ und „menschenfreundlich“ – entsprechend dem Leitspruch der Berliner Jobenter: „Immer menschlich, immer für dich da.“

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

109 Kommentare

  1. meine ganz persönliche Lösung für den Umgang mit der unerwünschten Dudisierung. Ich sage :
    „Wenn Sie mich duzen, dann fühle ich mich nicht wohl.“
    Damit rette ich seither jede Konversation.

  2. Es gibt Firmen, die zum „Du“ übergegangen sind, Kunden – auf Wunsch – siezen. Es sollte m. E. besser andersherum laufen: Duzen nur auf Wunsch. Einige Unternehmen duzen aber leider generell. Als ich ein solches mit einer Beschwerdemail konfrontierte, hieß es als Begründung, die Mehrheit der Kundschaft wünsche es so und man habe sich darauf eingestellt. Man kann es einfach ignorieren. Als Kunde sieze ich weiterhin.

  3. Das läuft dann unter, „den Umgang miteinander täglich neu auszuhandeln“. Ein Zivilisationsrückschritt.

    Formen sind dazu da, den Umgang miteinander zu erleichtern. Das aber setzt voraus, sich die Mühe zu machen durch Erziehung und Bildung die Formen zu beherrschen. Da aber unsere Gesellschaft der Auffassung verfallen ist, Anstrengung sei per se verwerflich ist, lässt man sich einfach gehen. Du oder Sie, das ist nur noch wie schreiben nach Gehör. Keine Regeln, zumindest keine die auf zivilisatorischen Entwicklungen beruhen, dafür erfundene Regeln für verbotene Wörter und woke Achtsamkeit für jede Art von Infantilität bis hin zur gesellschaftlichen Perversion. Also, sozusagen aus „dem Bauch heraus“, oder vielleicht noch ein Stück weiter unten, Hauptsache nicht den Kopf betreffend.

  4. „Er behalte sein Du für sich, wir wünschen das nicht“ ist angemessene Reaktion auf dieses übergriffige Gedutze.
    Die Sozialisten sollen ihr gleichschaltendes Genossengedutze mal schön für sich behalten.

    • in der Ehemaligen war es Usus und guter Ton, sich gegen das „Du“ der SED-Genossen, das diese gern auch auf andere anwendeten, klar und deutlich zu verwahren.

      Nun ist es also wieder soweit.

  5. Obwohl ich mich als „50er Baujahr“ eigentlich auch eher zu den „lockeren“ und „moderneren“ Typ Menschen zähle, halte ich mich aber trotzdem bei fremden Menschen grundsätzlich an das „Siezen“. Wobei meiner Meinung nach das „Siezen“ auch etwas mit Höflichkeit, Achtung und Respekt zu tun hat.

    Ich kann mich sogar auch noch schwach daran erinnern, dass es mit Blick auf das weibliche Geschlecht auch einige Zeit die Anrede „Fräulein“ gegeben hatte. Wobei diese Anredeform zu meiner Zeit aber meiner Erinnerung nach nicht sehr geläufig war.

    • Meine Großtante bestand, weil zeitlebens unverheiratet, selbstverständlich auf das „Fräulein“, auch noch mit annähernd 90.
      Familienintern wurde natürlich gedutzt, aber wenn Tante mir bspw. zum Geburtstag Brief geschrieben hatte (von Hand, Tinte, Sütterlin), stand im Absender selbstverständlich „Frl. xxx xxx“.

    • „Fräulein“ für junge und/oder unverheiratete Frauen war bis Mitte der 80er Jahre üblich, jedenfalls hier im Nordwesten. Ich stand dieser Anredeform eher ablehnend gegenüber, schließlich sagte auch niemand „Herrlein“. – Ich bin strikt gegen das ungefragte Geduze von Fremden, Unternehmen und Politik (Werbung, Infos etc.).

  6. Das Problem ist nicht das „DU“!
    Das „Problem“ ist, dass Deutsche ihre Sprache (unter sich) wohl hoffentlich noch sehr schätzen!
    Und diese Sprache transportiert dann doch noch sehr viel mehr, als nur die Übermittlung einer Äusserung. Sie vermittelt aber vor allem RESPEKT!
    Natürlich kann man sich auch auf „Deutsch“ daneben benehmen, aber das wird dann auch sofort erkannt, wenn das Gegenüber denn überhaupt daran interessiert ist.
    Man kann diese Sprache also „für sich“ nutzen, aber man hat dann womöglich nicht überall gleich Freunde, oder erntet ein gewisses Missverständnis.
    Das nicht von mir selber angebotene „Du“ stört mich daher nur wenig.
    Schliesslich weiss ich dann nämlich leidlich, mit wem ich es zu tun habe.
    Keine Ahnung, ob andere Sprachen, ausser des jeweiligen „Slang“, das gleiche her geben.
    Aber wichtig zu bemerken ist, dass sich m.M.n. nicht nur der „Knigge“ unserer Sprache verändert hat, sondern dass sie ständig durch das unentwegte „Denglisch“ verhunzt wird.
    Nichts ist nämlich mehr einfach nur gut, sondern „cool“, oder „geil“.
    Und manchmal macht man sich nichtmal mehr die Mühe, überhaupt noch deutsch zu sprechen.
    PS: Einer Kundin ist zuletzt ungewollt ein Du heraus gerutscht. Man kennt das…
    Ich antwortete allerdings nach Ihrer Entschuldigung:
    „Macht nichts, mit diesem „Du“ fühle ich mich gerade adhoc jünger 😉

  7. Mit Ü65 gehöre ich zu den Älteren und das ist auch erkennbar, meine Haare sind nicht gefärbt 😁Werde ich in einem Laden oder Café oder Restaurant etc. geduzt, gehe ich ohne Einkauf, ohne Bestellung – manchmal mit Kommentar, inzwischen meist kommentarlos.

  8. ich wechselte die Bank, als ich in Anschreiben geduzt wurde. Ich drehte mich kommentarlos auf dem Absatz um, als mich ein Autoverkäufer duzte, als mich ein knapp der Pubertät entwachsener Verkäufer in einem Elektromarkt fragte „kann ich Dir helfen“, antwortete ich „Sie sicherlich nicht, Sie sind zu jung“ und ging.
    In der Firma in der ich bis zur Rente arbeitet wurde die sogenannte Du Kultur eingeführt. Ich fand das ganz schrecklich. Auf das „unerträgliche“ Sie bestand ich bei externen Beratern, sowie die Wirtschaftsprüfern. Nur mit der erforderlichen Distanz war der professionelle Umgang möglich, der für Abschlussprüfungen notwendig ist. Das höfliche Sie ist eine Form von Respekt. Unserer Gesellschaft geht der Respekt abhanden.

  9. Ein großer Stromanbieter hat in einem Anschreiben meine Mutter geduzt, die Dame ist 95! Sie fragte mich warum die das tun und ich erklärte ihr: Genossen duzen sich und da wir alle Genossen einer Gesellschaft sind und es keine Unterschiede zwischen den Menschen gibt duzen sich alle. Sie: Ich war nie in einer Partei und bin keine Genossin, das ist unverschämt! Recht hat sie!
    Mit dem Sie drückt man Distanz und Respekt aus und signalisiert eine gewisse Wertschätzung der Person. Als alter weißer Mann sieze ich selbst sehr junge Menschen die oft irritiert schauen aber dann doch recht angetan sind, weil sie instinktiv merken, he der nimmt mich ernst.

  10. Unter Handwerkern gilt generell das „Du“ – schon seit jeher. Abseits der Baustelle wird aber gesiezt. Punktum.

    • Bei Hobbys – Motorrad, Angler, auf dem Campingplatz war das auch immer klar.

      Dieses aufgesetzte ‚Du‘ im Geschaeftsverkehr oder im sozialen Umgang ist nur peinlich und abwertend.

      • Ich bezog es auf den Berufsalltag. Aber gerade unter Bikern, Oldtimerfahrern, Sport etc. ist absolut korrekt, was Sie sagen. Man könnte sagen, daß es vor allem in männerdominierten Bereichen bei gleicher Interessenslage so gehandhabt wird.

  11. Duzen von Unbekanten, also auch möglichen neuen Kunden, ist meist plumpvertraulich und unangebracht.

    Wenn z.B. ein Kellner mich unerwünscht duzt, sage ich freundlich aber kurz „Wir siezen uns“, und die Sache ist damit immer problemlos erledigt.

    Für mich ist die unterschiedslose Duzerei von Fremden Ausdruck eines kollektivistischen Menschenbildes, der „Genossen-Sprache“, und dient der offensichtlich politisch erwünschten Vertuschung von Machtverhältnissen und Interessengegensätzen, z.B. zwischen Kunden und Anbieter.

    Sie nivelliert Beziehungsunterschiede bezüglich Distanz und Nähe zu einem sprachlich verarmten Einheitsbrei. Duzen ohne die entsprechende persönliche Beziehung zerstört somit einen elementaren Teil der differenzierungsfähigen deutschen Sprache und des Sozialverhaltens.

    • Naja, solchen Kellnern ist wahrscheinlich nicht bewusst, dass die erzeugte „Nähe“ zum Kunden keine Einbahnstrasse ist.
      Bekäme ich nämlich eine nicht geniessbare Ware, könnte es passieren, dass ich ihm sage: „schieb DIR den Frass in den….!“ 😜

  12. Hier geht es um die Infantilisierung von Sprache. Siehe auch Tagesschau und diverse Regierungsseiten „in einfacher Sprache“. Viele andere Kulturen machen keine Unterscheidung bei der Ansprache.

  13. Ein früherer Arbeitskollege mit Kundenkontakt pflegte auf das Du von Fremden immer zu sagen „Habe ich mit Ihnen schon Schweine gehütet, daß Sie mich duzen dürfen?“

    • Ja, der Satz ist auch mir seit langem sehr bekannt. Oder „Ich glaube, wir haben noch nicht zusammen im Bett gelegen, daß Sie mich duzen dürfen“.

      Obwohl ich mich als „50er Baujahr“ eigentlich auch eher zu den „lockeren“ und „moderneren“ Typ Menschen zähle, halte ich mich aber trotzdem bei fremden Menschen grundsätzlich an das „Siezen“. Wobei meiner Meinung nach das „Siezen“ auch etwas mit Höflichkeit, Achtung und Respekt zu tun hat.

  14. Also soll ich dich jetzt siezen, obwohl du hier nur deinen Vornamen angegeben hast und wenn nicht ist es unanständig? Also ich mache Anstand und Erziehung am Umgang miteinander fest und nicht an der Anredeform. Sich so darauf zu versteifen zeigt mir eigentlich in erster Linie wie konservativ das Gegenüber ist. Das ist in Ordnung, wir dürfen unterschiedliche Meinungen haben, aber was ich gerne festhalten möchte:

    Mit gleichaltrigen in einer Projektumgebung ist das du hilfreich, weil es Barrieren abbaut.

    In den meisten Fällen ist das inkonsequent und führt zwangsläufig dazu, dass unliebsame Kollegen nicht geduzt werden oder dass ein Chef den Untergebenen duzt, von ihm aber das Sie erwartet. Da frage ich mich zweierlei, erstens wer die Altersdifferenzgrenzbereiche für Du/Sie festlegt und zweitens wieso irgendein Mensch glaubt, einseitiges Duzen sei aufgrund seiner beruflichen Stellung in Ordnung. Die Würde des Menschen hängt nicht von gesellschaftlichen Positionen ab.

    • Es ist eben nicht nur der Vorname. Somit böte sich bei direkter Ansprache das Herr W. an.

    • Bei uns wird das mit den „unliebsamen Kollegen“ anders gelöst. Sie werden weiterhin geduzt, aber in E-Mails bekommen sie statt der bisherigen „LG“ oder auch „liebe Grüße“ nur noch ein „Gruß“ oder „mit freundlichen Grüßen“ als Unterschrift hingesemmelt, während die anderen Mitarbeiter weiterhin in Mails mit „LG“ gegrüßt werden.

      • „LG“, schlimm! Wenn schon, dann wenigstens ausgeschrieben. Aber ich halte das als allgemeine Grußformel unter Kollegen für eine unangemessene, ja geradezu anbiedernde Vertraulichkeit. Direkt unangenehm wird es dann, wenn ich damit von Leuten bedacht werde, die ich persönlich kaum kenne.
        Vielleicht liegt’s ja daran, dass ich noch aus der Zeit der handgeschriebenen Briefe komme und damals schloss sich einem „Liebe Grüße“ für gewöhnlich „Dein / Euer Michael“ an.

  15. Ganz einfach – wir sind hier nicht auf der Baustelle oder am Fussballplatz (Oesterreicher: Skipiste).

    Sprechen wir uns doch wie Erwachsene an.

  16. Mit „Sie“ spreche ich eine Person in ihrer sozialen Rolle an, markiere also eine sachliche, respektvolle Kommunikationsebene unter klarer Negation meiner persönlichen Einstellungen zum Gesprächspartner. Mit „Du“ spreche ich die Privatperson, das Individuum an, und diese Kommunikationsebene setzt wechselseitigen persönlichen Kontakt voraus. – Kommentar von Erzet

    Das möchte ich zum Anstoß nehmen, mich auch zu Wort zu melden, damit nicht der Eindruck entsteht, Tichy lesen nur Konservative und Boomer, wobei ich letzteres im Gegensatz zu Gen Z keinesfalls despektierlich meine. Ich mag es überhaupt nicht gesiezt zu werden, weil ich mich dann mit meinen Mitte 30 noch älter fühle. Natürlich sieze ich auf der Straße Senioren, weil sie es eben so gewöhnt sind, spätestens wenn mich jemand mit Du anspricht, duze ich jedoch konsequent zurück, egal ob es ein Professor, Doktor, Chef oder der Papst höchstpersönlich ist.
    Genau das ist nämlich auch mein Problem mit der höflichen Anrede: Ich habe es im Studium erlebt, dass ein Dozent mich duzt und dann sichtlich verwundert war, dass ich ihn im Gegensatz zu meinen Kommilitonen zurückduze. Er genießt aufgrund seiner Professur oder eines Fleißtitels unter Akademikern vielleicht eine höhere Stellung als ich, die Zeiten in denen die Würde eines Menschen mit der gesellschaftlichen Stellung einherging, sind aber Gott sei Dank vorbei.
    Bereits in jungen Jahren beobachtete ich u.a. in der Gastronomie, wie z.B. in der Kirche oder Kneipe der Professor vom Wirt und den Gästen gesiezt, der Malermeister aber geduzt wurde, unabhängig davon, wer wen länger oder persönlicher kannte. Von da an habe ich es mir abgewöhnt, Gäste zu siezen, denn wieso zum Teufel sollte ein Professor mehr Recht auf eine höfliche Anrede als ein Malermeister, der u.U. in seinem Leben viel mehr geleistet hat? Dasselbe gilt für Senioren. Natürlich habe ich grundsätzlich Respekt vor ihrer Lebensleistung, sie sind aber nicht unbedingt bessere Menschen als Jüngere und höher gestellt schon gar nicht. Schon als Kind habe ich mich gefragt, wieso ich mich vom ehemaligen NS-Mitläufer duzen lassen sollte, während er von mir eine höfliche Anrede verlangt.
    Auch schon oft erlebt habe ich, dass mich Menschen (darunter Bundespolitiker) im besoffenen Kopf auf Schützenfesten oder in der Kneipe duzen, dann aber im Alltag verdutzt sind, wenn ich sie weiterhin mit Du anspreche. Tja, das hättet ihr euch überlegen sollen, bevor ihr euch die Rübe zukippt. An der Kasse werde ich übrigens vor allem von sehr jungen Leuten gesiezt, die allen Vorurteilen zum Trotz wohl doch in weiten Teilen auch heute noch sehr höflich sind.

  17. Ich verbitte mir das GeDuze von und mit Leuten, die ich nicht kenne.

    Für mich ist das ein Fall von Nötigung, weil ohne meine Einwilligung.

  18. das ist ähnlich wie die Ansprache mit dem Doktor-Titel… diese Höflichkeitsform wird z.B. auch an Schulen immer mehr zurückgedrängt, wohl unter dem Einfluss von rot-grün, wo es als Merkmal der Leistungsgesellschaft verschrien ist… kein Wunder weil es bei den GRÜN*innen ja mehr Studienabbrecher gibt als alles andere

    • Auch auf die Gefahr hin, mich hier unbeliebt zu machen. Erstens ist der Doktor kein Titel, sondern ein akademischer Grad. Zweitens würde ich heutzutage niemanden mehr mit seinem Doktorgrad ansprechen, weil es inzwischen auch schon viele wieder aberkannte Doktorgrade gibt, vor allem bei Politikern. Ausnahme Mediziner: Das ist halt immer noch der Herr Doktor, selbst wenn er keinen besitzt. Es hat sich so eingebürgert.

      • Ich erinnere gern die Zeiten, wo ich in Österreich mit „Herr Magister“, später dann mit „Herr Doktor“ angesprochen wurde. Inzwischen drücke ich neuen „Bekannten“ die Flosse und muß sagen „Ich bin der Carl“. Meine ärztliche Gattin ist jedoch ganz begeistert, wenn alle Welt sie mit Vornamen duzt. So verschieden sind die Menschen.

  19. Mir geht diese Duzerei von Firmen wie Apple, meinem Strom Anbieter oder meinem Lebensmittelgrossisten eigentlich auch auf den Wecker. Was bei uns früher undenkbar war, ist jetzt die Regel: die Oberärzte werden geduzt von den Assistenzärzten, ebenso in den Schulen werden diese eindeutigen Symbole einer Hierarchie geschliffen, was nicht immer segensreich sein muss. Andererseits duzen sich 6 Millionen Menschen nördlich von uns, vom König bis zum Bauern, nämlich in Dänemark, wo ich dieses Du als durchaus nicht unangenehm empfunden habe, da ist auch einer tatsächlichen gegenseitigen Nähe und Achtung sowie Hilfsbereitschaft entspringt. Es ist also offensichtlich eine Sache der Konvention; wer den in einer Gesellschaft gültigen Kommang, wie meine Großmutter es ausdrücken würde, verletzt, muss sich schon fragen lassen, warum er das tut und mit Widerspruch rechnen.

  20. Ich hasse es, wenn man mich mit „Du“ anspricht, ohne dass ich die Leute kenne, sie je gesehen habe oder überhaupt kennen will. Einige Onlinehändler duzen einen einfach so. Bei denen kaufe ich nichts mehr. Ich bin nicht der Kumpel von Onlinehändlern, von Regierungsfuzzis oder irgendwelchen Parteien. Es ist eine Auszeichnung, wenn Fremde mich mit DU ansprechen dürfen oder ich sie. Man bietet es sich gegenseitig an, wenn man den anderen gut kennt und sich gut versteht. Respekt heißt, dass man den anderen nicht zu nahe tritt und den Abstand wahren kann, den die Höflichkeit nun einmal verlangt. Olaf Scholz gehört nicht dazu. Ihn respektiere ich nicht und er mich als Ostdeutschen auch nicht. Also soll er sich das Du in das Ende seiner Weisheit stecken. Mit mir nicht.

  21. „Das heute verbreitete Duzen in Firmen, Organisationen und im Umgang mit Kunden wird gerne als ‚Duz-Kultur‘ bezeichnet. Faktisch ist es aber ein Duz-Zwang (vergleichbar dem Zwang zum Gendern).“ – Ich bekomme schon Magenschmerzen, wenn mich nordische Einrichtungshäuser duzen. Inzwischen wird man aber auch von Online-Händlern jeglicher Art mit „Du“ (und ggf. Vornamen) angeredet. Das kreiert eine Schein-Solidarität/-Intimität und soll den Geduzten unkritisch machen, ihm Freundschaft der Firma verheißen. Es ist aber ähnlich wie beim Gendern oder der tendenziellen Überrepräsentanz an migrantischen Models allerorten: Kein Bürger und Kunde hat die Zeit und Nerven, jedes Mal negativ zu reagieren. Soll ich Amazon, Otto usw. jede Woche eine Mail schreiben und feststellen, dass wir noch nicht beim Wein aufs Du angestoßen haben.

    • Ich weise die Firmen einmal darauf hin, verbitte mir das Duzen und Ansprechen mit dem Vornamen und verabschiede mich als Kunde, wenn das nichts hilft. (Was es nie tut.)
      Wie es der Zufall so will, habe ich das heute wieder getan:
      „Sehr geehrtes Service-Team,
      nein, ich wundere mich nicht mehr über das Duzen. Diese Respektlosigkeit und Unverschämtheit greift leider um sich.
      Und nein, wenn ich unaufgefordert geduzt werde, empfinde ich das eben nicht als Kommunikation auf Augenhöhe. Sondern genau so, wie Sie richtig geschrieben habe, als respektlos und frech. Ganz besonders trifft das in einer Kundenbeziehung zu.
      Und wie ich in meiner ersten Mail bereits geschrieben habe: Mir ist es völlig egal, ob Sie sich im Unternehmen untereinander duzen. Ich WILL DAS NICHT. Ich will von Ihnen weder geduzt noch mit Vornamen angesprochen werden.
      Da ich also offenbar als Kunde bei Ihnen unerwünscht bin, werde ich Sie nicht weiter mit Aufträgen belästigen.

      Mit höflichen Grüßen“

  22. Es gilt der alte Spruch: Es sagt sich immer noch leichter du Ar*chloch, als Sie Ar*chloch. Wer seinen Untergebenen das Du anbietet, büßt Respekt ein. Ich habe schon beim Bund meine Unteroffiziere gerügt, wenn Sie sich mit den Mannschaften duzten.

    • S.g.Hr.Kuttich, 1980 wurde ich in die Familie meiner Frau eingeführt, und fand es ganz normal, meinen Schwiegervater mit Vornamen anzureden und ihn zu duzen. Er war Oberstarzt aD und den ganzen 2.Weltkrieg an der Front. Ich schäme mich heute für diese Eselei, kann es aber leider nicht mehr gutmachen. Sie werden das vielleicht verstehen.

  23. Es liegt doch (wie beim Gendern) an uns, ob sich die Duzerei durchsetzt – einfach nicht mitmachen bzw. korrigieren. Und das hat nix mit alt und / oder konservativ zu tun. Mit „Sie“ spreche ich eine Person in ihrer sozialen Rolle an, markiere also eine sachliche, respektvolle Kommunikationsebene unter klarer Negation meiner persönlichen Einstellungen zum Gesprächspartner. Mit „Du“ spreche ich die Privatperson, das Individuum an, und diese Kommunikationsebene setzt wechselseitigen persönlichen Kontakt voraus. Ich denke, die meisten Mitbürger wissen diese Trennung von Öffentlich u. Privat durchaus zu schätzen.

  24. Die Anrede mit „Du“ ungefragt erdulden zu müssen, sollte man selbst durch verbale Abwehrmaßnahmen begegnen. Das schon zitierte „zusammen Schweine hüten“ möchte ich hier noch ergänzen: Haben wir schon zusammen ein Pfund Salz gegessen?“. Und dort, wo ich als Kunde oder als eine Dienstleistung in Anspruch nehmende Person auftrete, verbitte ich es mir ausdrücklich. Früher war es mal so, dass der Ältere/die Ältere dem Jüngeren/der Jüngeren das „Du“ angeboten hat und nicht gleich wild drauf los geduzt wurde. Das „Sie“ schafft eine Distanz, wo diese seine Berechtigung hat. Und insbesondere gegenüber Frauen ist das „Sie“ ein „Muss“.
    In der Firma, waren wir nach einer gewissen Zeit in der Abteilung per „Du“, aber nur die hierarchisch gleich gestellten Mitarbeiter. Unsere Sachbearbeiterin, die 30 Jahre jünger war als der restlichen Altersdurchschnitt, habe ich für meinen Teil immer mit „Sie“ angesprochen, obwohl diese bei meinem Firmeneintritt noch eine Auszubildende war. Erst nach vielen, vielen Jahren hatte ich Ihr als Älterer das „Du“ angeboten, aber auch nicht bei einer Betriebsfeier, sondern im gewöhnlichen Büroalltag.

    • So habe ich es auch immer gehalten und tue es heute noch. Du Idiot hört sich ganz anders an als Sie Idiot. Wenn mich jemand unaufgefordert duzt sage ich: Duzen dürfen mich Hundertjährige in Begleitung ihrer Eltern! Alles andere halte ich für grobe Unhöflichkeit und Respektlosigkeit. Aber wer will heute noch höflich und respektvoll sein und anderen ihre Wertschätzung bezeugen. Die meißten Leute rasen mit einem Düsenjäger durch ihre Kinderstube da bleibt nicht viel hängen oder die Eltern sind auch auf dem Trip der Gleichmacherei.

  25. Im Sinne der Gleichschaltung mit der angelsächsischen Kultur mag die Abkehr von unserer deutschen Kultur verstehbar sein. Aber nur in diesem Sinne!

    • Nein ich verstehe das nicht. Ich gehöre nicht zur angelsächsischen Kultur, nur zur sächsischen 😉 Man muss nicht alles nachmachen, was die Angelsachsen vormachen. Übrigens, ich war im Norwegen während eines Urlaubs im Krankenhaus. Dort wurde generell geduzt und die Ärzte wollten mit ihren Vornamen angesprochen werden. Ging bei mir einfach nicht.

      • Die Angelsachsen haben ihren Ursprung in den Sachsen: Sie waren Angehörige eines der im 5./6. Jahrhundert nach England ausgewanderten westgermanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten. Sind im übertragenen Sinne unsere ausgewanderten Landsleute.

      • Stimmt, aber wir Sachsen, die in das slawische Gebiet gezogen sind und es erobert haben, haben eben im Laufe der Geschichte einen etwas anderen kulturellen Hintergrund bekommen.

  26. Am Schlimmsten an der Duzerei stößt mir auf, dass inzwischen der Azubi bereits zu Beginn des 1.Lehrjahres den Meister wie selbstverständlich duzt. Da wird man von der Seite angequatscht, als sei man ein Altersgenosse. In Gespräche zwischen „Erwachsenen“ wird sich permanent reingehangen und im schlimmsten Fall wird man mit Mitte 50 auch noch von einem 17-18-jährigen, vor allem auch in politischen Fragen, belehrt.
    Dagegen machen kann man kaum etwas, ohne bei woken Kollegen und, ganz schlimm, beim Betriebsrat in Ungnade zu fallen.
    Zu meiner Lehrzeit war es undenkbar, unangeboten ältere Kollegen oder gar Vorgesetzte zu duzen. Im Nachhinein muss ich sagen, den meisten Respekt und die größten Achtung brachte ich denen entgegen, mit welchen ich bis Ende der Lehre per Sie war. Es war etwas völlig anderes, wenn der Herr W. mir etwas anwies oder erklärte, als wenn genau das Gleiche vom Fritz, der sowohl in Funktion als auch im Dienstrang Herrn W. gleichgestellt war, kam. Das mir damals der Fritz lieber war, keine Frage, aber prägender in Sachen Respekt war zweifllos Herr W.
    Und natürlich muss eine Partei, die meint, mich völlig instinktlos mit dem anschleimende „Du“ anquasseln zu müssen, auf meine Stimme verzichten.

  27. „Respekt für dich“! Damit fühl ich mich garnicht angesprochen, denn das gilt ja nicht uns! Das ist Teil der „Willkommenskultur“!

    • „Respekt für Dich“
      Diese Wahlslogan ist ein Widerspruch in nur drei Worten.
      Denn wer einen potentiellen Wähler so dummdreist anspricht hat eines ganz gewiss nicht, Respekt.

  28. Für mich gilt folgende persönliche Regel: Alle außerhalb der Familie , die nicht Freunde sind und auch nicht dem näheren Bekanntenkreis angehören werden gesiezt und ich erwarte dieses auch umgekehrt. So lange bis man sich auf das Du verständigt. Dies kann unkompliziert auch mit der Vorstellung “ ich bin der Sowieso“, verbunden mit Handschlag erfolgen.Hierbei sollte in der Regel der Vorschlag vom sichtbar älteren/Lebenserfahrungen ausgehen. Ansonsten bei gleichaltrigen egal. Bei unterschiedlichem Geschlecht, sollte es von der Frau ausgehen. Bei letzterem gehe ich persönlich nur darauf ein, wenn meine Frau mit anwesend ist, und sie nach Angebot (unter Frauen) zuerst darauf einging. Wird gegen die Regel vom Gegenüber verstoßen, bin ich irritiert und entscheide, ob ich direkte Anrede vermeide oder drauf eingehe, nach Bauchgefühl. Dabei weise ich nicht brutal zurecht, sondern überhöre es einfach und sieze weiter, freundlich. Ausnahmen von dieser Regel behalte ich mir vor bei Angriffen bzw. Beleidigungen. Selbst online in Kommentaren Sieze ich. Bei onlinespielen hingegen duze ich.

    • Genau. Bei Onlinespielen ist das aber auch etwas anderes. Der andere ist im weitläufigen Sinne auch der Kumpel. War bei mir aber trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig.

  29. Ich verbitte mir gegenüber dieser Regierung, insbesondere der Person Scholz das Du für alle Zeiten .

  30. Eine derartige Parteienwerbung mit dem Du für Alle ist gewollte ideologische Gleichmacherei. Es ist schlicht respektlos und unverschämt Menschen ungefragt zu duzen.

  31. Das medial und auch an den Konzernarbeitsplätzen verordnete Du ist vulgär und unzivilisiert. Man kann im sozialen Umgang nicht mehr differenzieren und auf Distanz halten. Manche Sprachen verfügen sogar über drei unterschiedliche Formen der Anrede. Schon Plato wußte, dass komplex nur in der Komplexität fähigen Sprachen gedacht werden kann. Wittgenstein hat das schön formuliert, „die Grenzen deiner Sprache sind die Grenzen deiner Welt“. Die Konsequenz ist eine sich immer weiter verbreitende, intellektuelle und geistige Verflachung, gefördert noch quasi als Doping durch legales Marihuana.

  32. Was wird eigentlich in den wie inflationär wachsenden sogenannten „Sprachschulen für Asyl-Migranten“, die auch gemäß öffentl. Anwerbungen der Kommunen „ohne pädagogische Kenntnissen“ vorgenommen werden können, als Anrede für fremde Personen „gelehrt“? – Es gibt Situationen (u. a. Supermarkt), wo man generell von diesen nur „geduzt“ wird! -Ich antworte generell nur in Französisch oder English. Wo sind wir denn hier?

  33. Mir geht diese Duzerei auf den Geist. Ich habe eine gute Erziehung genossen und es ist für mich selbstverständlich, dass ich fremde Personen, oder auch ältere Menschen, grundsätzlich mit Sie anspreche. Anders herum mag ich es auch nicht, wenn mich alle möglichen Leute duzen. Speziell das Plakat von Olaf Scholz. Damals habe ich noch einem Kumpel gesagt: „Wieso duzt der mich?“. Er sah es genauso, auch deshalb hat keiner von uns den „Olaf“ gewählt.
    Ich hatte mal ein Telefonat mit einem Energieversorger und die Frau am anderen Ende der Leitung hat mich die ganze Zeit ungefragt mit Du angesprochen. Irgendwann hatte ich genug und sie gefragt, ob wir schon mal zusammen gefrühstückt hätten. Danach ging dann plötzlich auch ein Sie.
    Selbst am Arbeitsplatz ist mir ein „Sie“ immer noch am liebsten, so habe ich es gelernt.

  34. In den USA, wo man jeden mit You anspricht (übrigens nicht das alte „Du“, sondern das alte „Ihr“), macht man die persönliche Distanz und die hierarchischen Verhältnisse eben anders klar. Das wird auch bei uns passieren, wenn sich alle duzen.

    Mir geht das Duzen hier auf die Nerven. Aber in einem höheren Sinne ist es mir völlig wurscht.

  35. Vielleicht bin ich ein konservativer alter Knochen („alte Knöch*in eigentlich;-)). Aber ich rege mich seit Jahren darüber auf, dass junge Menschen, die getrost meine Kinder sein könnten, mich einfach duzen, ohne wenigstens mal zu fragen, ob ich das o.k. finde. Schon diese oft nassforsche, überhebliche Art mit Menschen meiner Altersgruppe umzuspringen, grenzt eigentlich an Beleidigung. Klar, der Ton macht immer noch die Musik und mitunter musste ich schon schmunzeln, wenn mich so ein Girlie von vielleicht 18 Lenzen im Modeladen mit Du ansprach. Man kann das mit etwas Selbstironie dann auch glatt für ein Kompliment halten. Aber ich meine, es ist es generell eher ein Gesellschaftsphänomen, nach dem wir alle ja erzogen werden sollen. Wir sind nämlich alle gleich. Ob also Windelkids oder Rentner: Für die letzten Mohikaner, die es immer noch nicht verstanden haben: WIR HABEN ALLE GLEICH ZU SEIN! Ob es uns passt oder nicht, wir Alten in diesem Land haben keinen Respekt mehr zu erwarten.

    • Noch „besser“ finde ich, wenn Erwachsene (mit denen ich mich duze) mich ihren Kindern mit Vornamen vorstellen. Ich darf gar nicht selbst entscheiden.

    • Stimmt und wenn man wirklich mal Respekt von einem etwas jüngeren Mann (hier in Deutschland) bekommt, irritiert mich das schon etwas, weil man das nicht mehr gewöhnt ist. Beim Arzt, die Tür war noch verschlossen, bot mir ein jüngerer Mann den einzigen Stuhl vor der Tür an. Ich (70 plus) bin das in Deutschland nicht mehr gewöhnt. Wir unterhielten uns dann noch sehr nett. Und, es mag vielleicht einigen komisch vorkommen: Im tiefsten Anatolien wurde mir von Männern sehr viel Achtung entgegengebracht, mir der alten Frau. Und das war überall so. Wir waren bis an der iranischen und syrischen Grenze. Ich kenne das aus Deutschland nicht mehr.

    • „Wir haben alle gleich zu sein!“ Andererseits wird die „Vielfalt“ (Diversität) und Buntheit als demokratischer Wert gepriesen. Und für die Prediger dieser Vielfalt sind zwei Anredeformen zu viel … H. B.

  36. „Sie“ und Vorname wäre eine Veränderung des Umgangs in bestimmten sozialen Situationen, über die man aus meiner Sicht reden kann.

    Das ungefragte, verordnete Duzen finde ich distanz- und respektlos. Und genau diese Wirkung ist meiner Ansicht nach beabsichtigt.

  37. „Brüderliches“ Du? Ich denke gar nicht daran. Ich will keine „Nähe“ zu allen und jedem. Ich suche mir die „Brüderlichen“, zu denen ich die Nähe suche, mir selbst aus – vorausgesetzt, dass sie gleichzeitig auch die Nähe zu mir suchen. Und einem Scholz würde ich daher auch weiterhin „Siezen“.

  38. Von der SPD wird man je öfter mal geduzt. Aber wenn man den SPD-Apparatschik Steinmeier duzt, gälte das wahrscheinlich als Majestätsbeleidigung nach § 188 StGB. Das SPD-Du drückt ein Machtgefälle aus, wie das zwischen Lehrern und Fünftklässlern, keine Gleichwertigkeit.

    • Nicht nur das. Steinmeier benutzt für sich offenbar den ‚pluralis majestatis‘. Denn er spricht immer von „wir“, wenn er eigentlich sich meint, ebenso lautet auch der Titel seines kürzlich erschienenen Buches „Wir“.

  39. Das Duzen war früher immer ein Unterschichtenmerkmal, wenn es außerhalb spezieller Beziehungen genutzt wurde. Heute ist es daneben Merkmal einer infantilisierten Gesellschaft, die in nahezu allen Bereich in kindlichem Denken und eben solcher Gefühlswelt gefangen ist.

    • Hierzu passt ein Ratschlag des – nun in Rente gehenden – Vorsitzenden der Gewerkschaft der Lokführer, Claus Weselsky: „Im beruflichen Kontext immer beim Sie bleiben, dann nimmt man sich auch harte Konfrontationen weniger übel. Beim Du wird alles gleich persönlich“ – also, wie Sie schreiben, „infantilisiert“. H. B.

  40. Man duzt bekanntlich Kinder – und ähnlich behandelt die deutsche Regierung ja den Bürger. Man sollte allerdings konsequent sein und endlich zur dritten Person übergehen. Mit der pflegte bekanntlich der alte Fritz Untergebene anzusprechen. Ganz nach dem Motto: „Räsoniere er so viel er will, aber gehorche und zahle er.“

  41. Der Olaf tritt mir zu nahe! Ich will sein „Du“ nicht – es ist übergriffig, toxisch! Zumindest für mich – zumal, wenn der Staat oder einer seiner Vertreter sich meldet: „Sie“ bitteschön und Hochachtungsvoll! Ich bin ein Vertreter des Souverän und ich bin mit keinem dieser ordinären, ungebildeten Lackaffen zusammen irgendeine Treppe runtergefallen!

  42. Ein besonders schlimmes Beispiel fuer den Verfall dieser guten Sitte kann man fast allabendlich im ZDF erleben und erleiden.
    Im Geschaeftsleben bereut es mittlerweile irgendwann jeder jemand anderen zu duzen, vor allem was externe Dienstleister angeht.

  43. Sie sprechen mir aus der Seele. Dieses inflationäre Duzen regt mich auf. Mein Telefonabieter sendet mir meine „Vorabinformationen zu deinem Tarif“ per mail, nuzt „Hallo Ralf“. Als ich 2013 zu diesem Anbieter gewechselt habe, hieß ich noch „Herr xxx“ und wurde mit „Ihr“ bzw „Sie“ angeschrieben. Heute ist (kleingeschrieben) „du“ daraus geworden. Ich hatte denen mal geschrieben, dass ich denen trotz langer Kundenbeziehungen nie das Du angeboten habe…..keine Antwort. Ähnlich bei Versicherungsunternehmen. Was soll das? Soll das die woke „Volksgemeinschaft“ darstellen? „Respekt für Dich“ steht auf dem Scholz Plakat und er sagt damit, dass er keinen Respekt für mich hat. Der Mann faselt ja auch von „unsere Demokratie“. Seine Demokratie ist für mich eine Diktatur. Ich verstehe unter Demokratie etwas anderes.

    • Mit „unsere Demokratie“ ist bei Rotgrün immer „unser Sozialismus“ gemeint, dessen „du“ zentraler Bestandteil eines respektlosen Weltbildes ist.

      Das Wahlplakat „Respekt für Dich“ ist ein Codewort zur Ansprache muslimischer Wählerschichten, die allzugern Begriffe wie Respekt und Ehre vor sich hertragen aber ihrer Aufnahmengesellschaft oder auch nur ihrem Nächsten, zunehmend weder das eine noch das andere erweisen.

  44. Danke für die Klarstellung. Ich bleibe bei der Regel, die ich in Schule und Elternhaus gelernt hatte, die bis Ende des 20. Jahrhunderts die Regel war.
    Die Ursache des inzwischen inflationären Gebrauchs von ‚Du‘ im Schriftverkehr, vorwiegend bei Bestellungen via online oder Angeboten von bspw. Telefonanbietern, und dann auch noch in kleinen Buchstaben geschrieben, hatte ich auf eingedeutschte amerikanische Software zurückgeführt. Grundsätzlich bestelle ich nichts bei Unternehmen, die mich mit ‚du‘ und Vornamen ansprechen. Die evtl. angebotenen Newsletter werden von mir sofort wieder abbestellt.
    Mit ‚Sie‘ wird mE der Abstand gewahrt, sollte es einmal zu Konflikten mit Nachbarn oder anderen, nicht näher stehenden Bekannten kommen.

  45. FÜR RESPEKT

    kann man sich nichts kaufen. Es ist zumindest das billigste, was es geben kann, denn den „Erbringer“ kostet er NICHTS. Viel lieber als dass einer, den ich nicht darum gebeten habe mir zutäppisch seinen „Respekt“ versichert wäre es, wenn er, als politisch leider Verantwortlicher, dafür sorgt, dass unser Steuergeld nicht in der ganzen Welt verschleudert wird.

    Wenn er dafür sorgen würde, dass die illegale Einwanderung unterbunden wird, die Inflation runter geht, unsere kaputten Straßen gemacht werden, die Renten um mindestens 30% (in Worten: dreißig) erhöht werden, etc., etc. Seinen Respekt kann er sich nehmen und dahin stecken wo…, naja.

    Ich selbst habe grundsätzlich vor niemand Respekt, ich knie auch vor keinem Mensch, sondern nur in der Kirche (aus der ich allerdings längst ausgetreten bin, gehe aber immer wieder mal hin) vor dem HERRN. Und ihren Harmoniezwang, mit dem sie jeden Dissens unterdrücken wollen, können sie sich auch an den Hut stecken, sagt doch selbst Jesus an einer Stelle in der Bibel: „Denn ich bin gekommen […] zu entzweien…“.

    Wenn einer vom Plakat runter „Respekt“ versichert, seine Politik aber in allen Punkten genau das Gegenteil auf FÜHLBARE WEISE (!!!!) zum Ausdruck bringt, dann weiß man, was man davon halten soll. Auch wenn ein anderer, beleibter Sozibonze Bürger als „Pack“ beschimpft, nachdem sie angesichts illegaler Masseneinwanderung ihre berechtigten Sorgen ausdrücken.

    Nach Respekt jedenfalls hört das sich nicht an!

    • „Ich selbst habe grundsätzlich vor niemand Respekt,“

      Nein? Sie haben vor niemanden Respekt? Sie tun mir leid. Es gibt vieles wovor man Respekt haben kann. Vor Lebensleistungen z.B. oder vor bestimmten Handlungen, die nicht auf Eigennutz abgestellt sind oder Menschen, von denen man lernen kann. Respekt muss man sich verdienen. In meinem Leben gibt und gab es eine Menge Leute, die sich Respekt verdient haben und die ich heute noch, auch wenn ich sie aus den Augen verloren habe oder sie gestorben sind, noch tief respektiere, die mir für mein Leben viel gegeben haben. Schade, Sie verpassen da etwas.
      Übrigens, Respekt vor einem Menschen zu haben, heißt nicht. vor ihnen zu knien. Das Knie beugen, ist seit jeher eine Untertanengeste.

  46. Na ja, ich gehöre zur Generation „best ager“ und finde es äußerst befremdlich, wenn mich wildfremden Menschen duzen. Früher hieß es mal, es ist leichter, du Ars….. zu sagen als Sie Ars….. und das stimmt wahrscheinlich. Da die Sitten im täglichen Umgang miteinander immer mehr zu verfallen scheinen ist meiner Meinung nach ein „Sie“ als höfliche Anrede vorzuziehen. Ich überlege mir sehr wohl, mit wem ich mich duzen möchte, von Ausnahmen abgesehen wie z.B. Sport.

  47. Diese Duz-Unkultur ist unerträglich. Noch gelten in Deutschland gewisse Grundregeln der Kommunikation. Das heißt, dass sich unbekannte erwachsene Personen mit Sie anreden oder Anschreiben. Beim Schriftverkehr gehören eine Anrede und am Ende eine Grußformel mit vollem Namen zwingend dazu.
    Ich betreibe eine Internetseite. Immer mehr Anfragen kommen völlig formlos und flappsig an. Denen antworte ich, dass ich Ihre unhöfliche Anfrage nicht bearbeiten werde.
    Kürzlich habe ich etwas beim OTTO-Versand bestellt. In der Bestätigungsmail wurde ich mit Vornamen und per du angesprochen. Dagegen habe ich mich verwahrt und den Kauf rückgängig gemacht. Eine Antwort habe ich nicht bekommmen.
    Auch einige Amazonverkäufer kann man nur mit Nichtkauf und damit mit Umsatzverlust darauf hinweisen.
    Das „Du“ muss man sich verdienen.

  48. Womöglich handelt es sich bei dem Duz-Wahn aber auch um die Übernahme sozialistischer Gepflogenheiten und Gebräuche. Bekanntlich haben zunächst die 68er mit ihrem Marsch durch die Institutionen und dann ihre legitimen Nachfahren – die heute regierenden linksgrün Woken – die Freiheit durch ihren Sozialismus ersetzt. Nebenher haben sie immer wieder Sprache oktroyiert; das Gendern als Ausdruck linksgrüner Lebensweisheit und -einstellung kennt jeder als perfide Unart einer Sprech- und Sprachvorgabe. Das Duzen kommt weit weniger perfide daher, jedoch ist die Absicht dahinter mittlerweile wohl doch erkennbar. Aus Wikipedia zitiert: Bei Mitgliedern sozialdemokratischer, sozialistischer und kommunistischer Parteien ist das Duzen üblich […].Ehemals verbannten sie nicht nur das Siezen, sondern ersetzten auch die für sie feudalherrschaftlich klingenden Titel Herr, Frau und Fräulein durch die Anrede Genosse und Genossin.“

    • Also „sozialistische Gebräuche“ sind das nicht. In der DDR haben wir uns auf Arbeit mit Sie angesprochen. Die Genossen, die zusammen in einer Parteigruppe waren, haben sich mit DU angesprochen. Aber das war ja eine abgeschlossene Gruppe. Jeder Brief (auch von denen an andere) war mit Sie, Sehr geehrte(r) und – naja – damals war es eben der sozialistische Gruß, aber es wurde eben mit einem Gruß abgeschlossen. Was im Westen unter Sozialismus verstanden wird, weicht nach meiner Lebenserfahrung etwas vom DDR-Sozialismus ab. Es gab die Frankfurter Schule bei uns nicht.

  49. Viele Menschen sind schlicht und einfach mit dem ‚Sie‘ überfordert. Man drückt damit ja eine respektvolle Distanz aus, bei der dem anderen signalisiert wird, das seine Meinung, sein Dasein vom Gegenüber so aktzeptiert wird wie man das selbst vom Gegenüber erwartet. Es ist eine filigrane Art jemanden zu zeigen das man das Prinzip Demokratie und Menschenwürde lebt. Das ‚Sie‘ ist schon Handlung, nicht nur Wort. Je primitiver und mittelmäßiger eine Gesellschaft wird, je ungebildeter und undifferenzierter sich die Menschen darin bewegen, je mehr leidet die zwischenmenschliche Würdigung. Jemanden den man nicht kennt mit mit einem distanzlosen brachialen Du ansusprechen ist sprachlicher Faschismus. Man zwingt das Gegenüber sich auf eine persönliche Ebene einzulassen die alle Verschiedenheiten der Personen übertünschen soll. Ein kindlicher Reflex der die eigene Minderwertigkeit nicht mehr zum Thema macht. Kritik- und Analysefähigkeiten werden damit betäubt und es herrscht der Zwang sich auf Befindlichkeitsebene zu konsolidieren. Das ein Sozialist, der schon bei Mielke auf dem Schoß saß, mit dem ‚Du‘ auf die niederen Instinkte abziehlt ist wenig überraschend. Und es wird nicht lange auf sich warten lassen bis das ‚Sie‘ es als rechtes Gedankengut, von Haldenwang und Faeser als völkisch-ethnischer Kampf-Personalpronomen, in die Liste der verbotenen Wörter schafft.

  50. „Faktisch ist es aber ein Duz-Zwang (vergleichbar dem Zwang zum Gendern): Es handelt sich um keinen normalen Sprachwandel, sondern eine Sprachsteuerung von oben“ Auf den Punkt gebracht. Die Duzeritis ist Teil der Woken-Agenta und soll wohl den Herdentrieb ansprechen. Die Kultur wird systematisch zerstört und wir entwickeln uns zurück. Aus Evolution wird Devolution. Persönlich finde ich so plumpe Anreden einfach respektlos und lehne diese ab. War man bisher verblüfft über solche Unhöflichkeiten, spreche ich die Woken nun gezielt an und verbiete mir solchen Firlefanz. Ähnlich wie bei go woke go broke haben diese Firmen einen Kunden verloren. Ich bestimme was ich einkaufe, bei wem und vor allem wen ich duze. Alter Grundsatz: Du Ar…loch ist einfacher dahergesagt als Sie Ar…loch.

    • Nein, zum Zwang gehören IMMER 2. Wenn ich das nicht will, will ich das nicht. Punkt. Herdentrieb ist mir sowieso suspekt, weil die gegen das freiheitliche Individuum gerichtet ist. Muss man nicht mitmachen. Habe ich nicht mal in der DDR mitgemacht.

  51. Statt ‚Hier werden Sie geholfen‘ wird es dann künftig heissen: ‚Hier wirst Du geholfen‘ mit dem zukunftsweisenden Zusatz ‚…- isch schwör!‘. Aber mal im Ernst: In manchen okzidental-deutschen Kommunen herrscht die ‚wegen den WIR‘ oktroyierte ‚Duzeritis‘ seit Jahrzehnten. Eine wirksame Abwehrmaßnahme nord- und mitteldeutscher deutscher Prägung: „Und Sie sind sich sicher, dass wir schon zusammen Schweine gehütet haben???“: Nach einem gelinden Erschrecken des Gegenübers (bzw. der Gegenüberin) hatte man dann für gewöhnlich seine Ruhe…

  52. Also ab den 1970ern haben sich eigentlich alle mit „Du“ angeredet. Wenn man mal von den ultrakonservativen Alten absieht. Egal wer, alles was damals unter 30 war, hat sich geduzt.
    Sogar meine Oma machte sich darüber lustig, dass mein Opa und sie sich noch nach Jahren gesiezt hatten (sie kannten sich 7 Jahre vor ihrer Hochzeit, sie war 16, er 18 und sie haben sich die ersten 5 Jahre lang gesiezt!). Sie fand das sofortige gegenseitige duzen, was „die jungen Leute“ machten, viel besser.
    Das dauer-„Sie“ kam erst wieder in den 2000ern auf, zusammen mit der massenweise Verbreitung der deutschen Schlagermusik, ausschließlich von weißen Deutschen gesungen (in den 1970ern dachten wir, dass sich das erledigt, wenn die Alten Ende der 1990er tot sind!).
    Mein Chef meinte mal, man sagt leichter „Du Ar***loch“ als „Sie Ar***loch“. Ich sagt dann, dass „Sie Ar***loch“ aber eine viel schlimmere Beleidigung wäre und dass zivilisierte Leute das ohnehin nicht machen.

    • „eigentlich alle“? Nö. Nicht mal die meisten. Und „wenn man von den ultrakonservativen Alten absieht“?Ja klar, denn das war – und ist für manche übriggebliebene – die Definition von „ultrakonservativ, alt“, also ein klassischer Zirkelschluß.
      Zu der Zeit war man bekanntlich auch „verklemmt“, wenn man „sich zierte“.
      Auch die gewollte Korrelation mit „deutschen Schlagern“ finde ich lustig – welche sollen das gewesen sein? „Ein Bett im Kornfeld“? „Fred vom Jupiter“? „99 Luftballons“?
      OmG…

    • Also da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Gerade in den 70er und 80ern war es noch selbstverständlich, Leute so lange mit Sie anzusprechen bis das Du angeboten wird. Und selbst dann hatte ich noch meine Zweifel ältere Menschen, also Leute mit mehr Lebenserfahrung, zu duzen. Für mich ist das eine Frage der Höflichkeit und ich bleibe auch dabei. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum heute z.B. in Schulen der Respekt auf der Strecke geblieben ist.

    • Das stimmt meiner Meinung nach so nicht. Ab den 1970ern begann das allgemeine Duzen? Kann ich keinesfalls bestätigen.

    • Alle? Ich kenne das aus den 1970er Jahren definitiv nicht. Aber ich bin ja auch nicht aus dem Westen. Bei Ihnen scheint das anders gewesen zu sein, als bei uns. Übrigens, Höflichkeit ist nicht ultrakonservativ, sondern das Gerüst eines guten gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Also, das stammt jetzt nicht von mir, ich plappere es nur nach. Es ist aus meinem Rollenspiel „Dragon Age:Inquisition“. Sogar die Scriptschreiber in den USA wussten was Höflichkeit ist und wie sie das gesellschaftliche Zusammenleben erleichtert.

  53. Ich kann an der Duzerei nichts finden. Ein höfliches Sie ist in meinen Augen bei Fremden oder auch im geschäftlichen Bereich deutlich angenehmer. Ich habe schon Diskussionen mit Lieferanten für den Lebensmittelbereich (privat) gehabt. Wenn man nicht geduzt werden möchte, bekommt man keine Benachrichtigungen mehr. Dann haben sie eben einen Kunden weniger. Diese Verunstaltungen (auch gendern) der deutschen Sprache geht mir tierisch auf den Zeiger.

  54. Mit Denen ich im Kindergarten oder Grundschule war, sind ein überschaubarer „Haufen“. Ich würde sie heute nicht einmal erkennen. Mit denen von weiterführenden Schulen und der Uni gibt es kaum Kontakt. Die Zeitspanne ist groß geworden.

    Und so schließt sich der Kreis. Die Anzahl der Personen mit denen man sich duzt, ist somit auch sehr überschaubar. … Der Gebrauch der Anrede „Sie“ ist in zumindest meiner Genetik fest programmiert.

    Die ursprünglichen Ideen und Visionen haben Nichts zur Weiterentwicklung der Gesellschaft beigetragen.

    Eine Bekannte Person soll mal gesagt haben: „We Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“

  55. Es ist der Große Bruder, der den Bürger duzt. Ich habe sämtliche Newsletter abbestellt, die mich in der Anrede duzen. Hier geht es mir ums Prinzip. Und ehrlich gesagt: Mir wäre es sehr unangenehm von einem zweifelhaften „Steuermann“ wie Scholz geduzt zu werden. Ich müsste ihn zurück duzen und mich mit ihm gemein machen. Nee Olaf, bleiben wir beim Sie.

  56. Am störendsten finde ich das unaufgeforderte „Du“ in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden. Das „Du“ hat in einer neutralen Geschäftsbeziehung nichts zu suchen, anders als in Beziehungen, die über längere Zeit wachsen. Innerhalb einer Organisation ist es auch nicht immer sinnvoll, denn die Hierarchie/das Machtgefälle, bleibt nunmal erhalten. Positiv an der „Sie“-Kultur ist auch, daß sie eine größere Differenzierung erlaubt; das „Du“ steht dann am Ende eines Prozesses des Kennlernens und gegenseitiger Wertschätzung/Sympathie.

  57. Es gilt die alte Regel – ohne Hof keine Höflichkeit. In der Tribalgesellschaft werden die Prekarisierten, die Rabauken und die Machthaber sich folgerichtig duzen.

  58. „…heute gilt Du als „inklusiv“ und „menschenfreundlich““.
    Ob das auch Maximilian Krah beabsichtigte, als er in Bezug auf viele junge Männer, die noch keine Freundin hatten, fragte: „Du gehörst dazu?“?
    Sprache verändert sich. Laufend. Wie der Autor schreibt, ist die ältere Höflichkeitsform „Ihr“ aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden. Sicherlich nicht aus „woker“ oder „inklusiver“ Motivation heraus.
    Man muss also nicht überall gleich das Gras wachsen hören.

    • Das „Ihr“ und „Euer“ ist mitnichten verschwunden. Ich kannte es aus der DDR nicht. Als ich im Westen gearbeitet hatte, war das in den Unternehmen (Bank) aber gang und gäbe. Es ist ein verkapptes Du. Ich habe es nie gemocht.

  59. Zwei kleine „Alltagsbeispiele“:

    Jacques Chirac hat seine Ehefrau immer gesiezt (umgekehrt vermutlich auch)In der Krimireihe „Der Alte“ haben wir das wechselseitige Du/Sie: Der Köster duzt den Heimann und der Jüngere (Heimann) siezt den Alten (Köster). Und beide respektieren sich.
    Bei mir gibt es noch eine zusätzliche Grenze:
    Menschen, die ich nicht mag, werden grundsätzlich gesiezt.

  60. Ich empfinde das Du von Fremden und in der öffentlichen Ansprache (Werbung, etc.) immer noch als respektlos. Vielleicht bin ich altmodisch, aber dann ist das so. Im Kindergarten duzen die Erzieher auch die Eltern. Ich spreche mit denen nicht. In anderen Kulturkreisen ist sogar das beiderseitige Sie zwischen Eltern und Kindern oder anderen Verwandten üblich. Das ist sogar aus meiner Sicht übertrieben. Hab mich auch moniert, kam nicht gut an.

  61. Bei der Duz-Kultur bin ich ganz schnell und deutlich raus. Ich hab die unwillkommene Frage nach meinem Vornamen schon öfter mit „Herr“ beantwortet und die Duz-Willigen haben zumeist die Ansage bekommen, dass ich beim Sie bleibe. Vernünftige Mensch siezen dann auch, der Rest führt sich selbst vor.

    • Ich habe sogar ChatGPT gesagt, dass er mich gefälligst nicht duzen soll. Bei der zweiten Ansage hat er’s kapiert und er spricht mich jetzt mit Sie an 🙂

  62. – Alles hat zwei Seiten. Mit dem bin ich per DU. Der ist für mich perdu.
    – Im Sie liegt auch Respekt, vorausgesetzt die Alternative (hier das Du) existiert.
    – Man kann sich auch damit brüsten, mit jemand per Du zu sein (etwa mit einem hohen Chef), besonders wenn für die Zuhörer keinerlei Aussicht besteht, dieselbe Ehre zu erfahren.
    Alles in allem: Es ist leichter, wenn es nur ein „you“ gibt.

  63. Im Deutschen Netz duzt sich dauernd irgendwie jeder. Selbst Konzerne fangen an, Ihre Telefon-Sprechanlagen das Du vorzugeben, grauenhaft. Als ob man Vodafone nahe stehen würde. Dadurch verlieren Nähe & Distanz ihre Bedeutung. Das ist vor allem deswegen so verwunderlich, weil Briten & Amis sich nur Siezen.

    • „Dadurch verlieren Nähe & Distanz ihre Bedeutung.“

      Das soll genau so sein. Keine Distanz zu ermöglichen entspricht der Interessenlage von denen, die beeinflussen wollen, sei es mit dem Wunsch zu verkaufen oder mit der Absicht, andere Botschaften aller Art zu platzieren.

      Dinge abschließend abzulehnen, die einem werbend nahegebracht werden, dieses Maß an Autonomie ist in der schönen neuen Welt auch nicht mehr vorgesehen. Oft ist das Höchstmaß an Ablehnung, dass „Dir“ zugestanden wird, „Vielleicht später“ oder „Nicht jetzt“.

      • Ja klar. Ist mir aber egal. Duze nur mein persönliches Umfeld. Mit ein Grund ist die riesige Gamer-Szene, der man ja als Gamer angehört & die grundsätzliche Nähe suggeriert.

  64. An jedes Unternehmen, das einen duzt, eine Beschwerde schicken.

    • Das würde nur dann etwas ändern, wenn es viele machen würden. So lacht man dort nur über diese wenigen.

      • Da haben Sie recht. Ich mache das seit Jahren mit jeder Firma, die mich duzt. Geholfen hat es leider nichts. Denen ist es egal, daß sie mich als Kunden verloren haben. Trotzdem bleibe ich dabei. Und „hetze“ gern jeden auf, es mir gleichzutun.

  65. In diesem Land werden im Großen wie im Kleinen alle gesellschaftlichen Regeln des Anstandes ohne Not über Bord geworfen. Und dahinter grinst böse die Fratze der Macht.

  66. Eine fremde erwachsene Person zu duzen ist eine Beleidigung und wird strafrechtlich verfolgt.
    Wenn Sie einen Polizisten duzen, kostet Sie das zwischen 600 und 1000 Euro.

    Und ehrlich gesagt, ich lasse mich auch nicht von jedem Salatheini duzen.

  67. Für mich gilt noch immer das „Sie“ und wer sich nicht daran hält, bekommt verbal eins auf die Mütze. Das hat auch schon einmal jemand versucht in einem Unternehmenschat für Kundenbeschwerden, es sei in ihrem Konzern so üblich. Was interessiert mich deren Unternehmenskultur als Kunde? Das fand ich hochgradig unverschämt und ich setzte mich damit im Gespräch auch durch. Das Unternehmen ist seitdem bei mir raus, aus diesem und aus anderen Gründen.

  68. Das Plakat habe ich in den betroffenen Überschwemmungsgebieten gesehen. Ich habe das immer als Hohn empfunden, weil Politiker im Allgemeinen dem Souverän keinen Respekt zeigen. Heute noch weniger als damals. Das Thema „Du“ ist in die Firmen eingezogen, wie das Gendern „You can say ‚You‘ to me“ war der Slogan. Damit verbunden war aber keineswegs eine Änderung hierarchischer Strukturen oder Respekt, sondern es war ein Hohlformel. Und es ist nur in den Sprachgebrauch eingesickert, weil es einfacher war, als herumzustottern. Für den Erstkontakt verwende ich heute immer noch „Sie“ und habe das auch im Unternehmen gemacht! Es ist für mich eine Form von Höflichkeit und Respekt und ich werde das wohl auch nicht ändern – im Übrigen ebenso wie das Gendern, das ich komplett ablehne! Selbst als Rheinländer hört sich „Du Esel“ besser an!

  69. naja….bei dem Zustand der SPD könnte man auf die Idee kommen, dass Scholz bald alle seine Wähler (zumindest im Osten) persönlich kennt….und er die dann natürlich auch dutzt.

Einen Kommentar abschicken