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Die besten Dinge kosten nichts

25.03.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Natur und unsere unmittelbare Umgebung bieten eine breite Palette an kostenlosen Vitaminspendern, Heilmitteln und Glücksquellen an. Sieben wirksame Verhaltensweisen, die uns gesünder, glücklicher und gelassener machen – unkompliziert und gratis.

Ein perfekter Tag in diesen Zeiten könnte folgendermaßen aussehen: Früh morgens lasse ich mich von der Sonne wecken, trinke ein Glas Wasser (gerne mit Zimmertemperatur) und setze mich dann ans offene Fenster, um Sonne zu tanken. Es tut gut, sich die Sonne auf Arme und Körper scheinen zu lassen, in den Himmel zu schauen und dabei tief durchzuatmen. Wenn ich vom Sonnenbaden genug habe, hole ich schönes Papier und meinen Füllfederhalter und mache nun endlich eines der Dinge, die ich mir schon lange vorgenommen habe: Ich schreibe einer alten Freundin einen Brief.

Mittags schnipple ich ohne Stress Gemüse und bereite ein leckeres Gericht vor, dessen Rezept ich von einer Freundin bekommen habe. Ich freue mich an den Formen und Farben von Roter Beete, Karotten, Paprika oder Kartoffeln und weil ich gerade so im Schwung bin, entscheide ich mich kurzerhand dazu, als Nachtisch auch noch Obstsalat vorzubereiten. Der Kommentar unseres Sohnes, nun gäbe es endlich mehr Gemüse als früher, motiviert mich und ich freue mich auf das gemeinsame Mittagessen. Zusammen zu essen und dabei zu reden gehört zu den Höhepunkten des Tages.

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Nach dem Essen mache ich eine Siesta. Ohne Zeitdruck und auf die Uhr schauen zu müssen. Wenn ich davon genug habe, nehme ich mir eine Schublade vor, die ich schon lange nicht mehr aufgeräumt habe. Ich finde erstaunliche Dinge, die mich an Unternehmungen und Reisen vergangener Tage erinnern. Ich finde aber auch Müll und überkommenen Krimskrams, den ich konsequent und schmerzlos entsorge. Für morgen nehme ich mir eine andere Schublade vor, denn jetzt muss ich Schluss machen, da ich für heute auch noch andere Pläne habe: das Buch zu lesen, das seit Monaten ganz oben auf meinem Bücherstapel liegt. Erfüllt von der Lektüre beschließe ich, das Abendessen ausfallen zu lassen. Ins Bett gehe ich noch weit vor Mitternacht.

Gäbe es eine wissenschaftliche Methode, um die physiologischen und psychologischen Werte dieses Tages zu messen – die erzielten Messergebnisse würden vermutlich die Skala des Messgeräts sprengen. Denn all die Tätigkeiten, die ich in der Beschreibung des perfekten Tags aufgezählt habe, bringen einen von Wissenschaftlern ermittelten Nutzen fürs Wohlbefinden. Unzählige Beobachtungen, Studien und Untersuchungen belegen dies eindrucksvoll. Und das Beste daran: All diese Tätigkeiten dieses perfekten Tages kosten nichts oder nur wenig.

Es lassen sich nur schwer Gründe finden, in diesen Zeiten keinen solchen perfekten Tag verbringen zu können. Corona – diese Angst auslösende Bedrohung – hat auch unerwartete Seiten. Früher – und das ist gerade mal einen Monat her – war es alles andere als sexy, einen derartigen Tag zu verbringen. Da war „immer mehr, immer schneller, immer weiter“ angesagt. Ein perfekter Tag musste mindestens auf der Skipiste oder im Café in Venedig stattfinden. In Hochglanz-Anzeigen wurde uns gezeigt, wie wir zu leben hatten, damit wir uns gut fühlen. Die Kehrseite der Medaille: eine steigende Anzahl von Menschen, die dieses Tempo nicht aushalten konnten, Burnout ließ grüßen.

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Erstaunlicherweise eröffnen uns jetzt gerade die Dinge und Verhaltensweisen, die nichts kosten, ungeahnte Möglichkeiten: Die Herausforderung, den Drucker selber ans Netzwerk anzuschließen, weil der Experte nicht kommt. Das Erfolgserlebnis nach dem ersten Ausdruck ist reines Glück. In allen Bereichen des Lebens lässt sich nun die Selbstwirksamkeit stärker als im früheren Alltag wahrnehmen: Das sorgfältig zubereitete Gemüse-Gericht, die Kontaktaufnahme mit einem lange nicht gesprochenen Freund, das selbst gebügelte Hemd, weil die Reinigung zu hat.

Schon in der Antike setzten sich die Philosophen mit dem richtigen Lebensstil auseinander. In seiner „Philosophie der Freude“ fasst Epikur eine seiner Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: „Dank sei der gepriesenen Walterin Natur, dass sie das Notwendige leicht erreichbar schuf, das Schwererreichbare aber als nicht notwendig!“ Eine Einsicht, die auch in der heutigen Zeit immer noch Gültigkeit hat. Aber jede Generation muss ihre eigenen Erfahrungen machen. In unserer wissenschaftsgläubigen Welt haben Dinge, die man nicht beweisen kann, wenig Wert. Nun aber ist die Zeit da, wo wir nachweislich belegen können: Die besten Dinge kosten nichts. Man muss sie nur nutzen.

Andrea Tichy hat im Rahmen ihrer journalistischen Recherchen immer wieder Überraschendes entdeckt: Oft sind gerade die Dinge, die nichts kosten, besonders wirkungsvoll. Ob es ums Fasten geht, mit dem sich Krankheiten kurieren lassen. Ums Sonnenbaden, mit dem sich die lebenswichtige Vitamin D-Produktion ankurbeln lässt. Oder ums Zufußgehen, das Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen hilft und Wohlbefinden sowie Fitness erhöht.


Andrea Tichy, Die besten Dinge kosten nichts. Sieben wirksame Verhaltensweisen, die uns gesünder, glücklicher und gelassener machen. Quell-Edition, 184 Seiten, 17,90 €.


Empfohlen von Tichys Einblick. Erhältlich im Tichys Einblick Shop >>>

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26 Kommentare

  1. „Können wir denn nichts für dich tun?“
    „Doch, geht mir aus der Sonne“.

  2. Guten Abend Frau Tichy!
    ? – unsubstantiell, nicht allgemeingültig und „netter Versuch“ von don´t worry, be happy – diese Denkweise ist in Deutschland schon sehr weit verbreitet, mittlerweile zu weit?

    • Nein, das war ein wunderbarer Artikel der mir prima Anregungen gegeben hat. Schublade hab ich schon aufgeräumt und Kühlschrank abgetaut. Mal sehen was ich mir als nächstes vornehme. Aber ganz im Ernst, ich fand den Artikel mal eine schöne Abwechslung, für Aufregung ist ja wirklich genug gesorgt.

  3. Oder – Glück kann man nicht kaufen!
    Gerade in Krisenzeiten wird einem mehr
    denn je bewusst, was essenziell wirklich
    wichtig ist. Ein Glückspilz ist, der solchen
    ernsten Situationen auch noch etwas
    positives abgewinnen kann und diese
    Zeit für‘s Innehalten und Änderungen
    im Lebenswandel nutzt. Oder,
    einfach Dinge tut, für die
    sonst nie genug Zeit vorhanden ist:
    Familienleben.
    Wir sehen doch, dass der Staat uns
    im Notfall niemals! die eigene Familie oder
    wirklich gute Freunde ersetzen kann.
    Alltag in der Familie ist wirklich nicht
    immer ein Zuckerschlecken. „NUR“Hausfrauen
    und Männern muss man hohen Respekt zollen, wenn neben der Kinderbetreuung, Altenpflege,
    Einkauf, Haus-und Gartenarbeit auch noch 3Mahlzeiten am Tag zubereitet werden müssen.
    Da kann schnell mal der Haussegen schief hängen, wenn man sich auch noch den ganzen Tag auf der Pelle hockt.
    Schnell stellt sich heraus, das die gemeinsamen
    Essen die Highlights des Tages sind.
    Gutes, auch ganz einfaches Essen, das nicht nur satt, sondern auch zufrieden macht, ist in diesen Zeiten wichtiger denn je und stärkt den Familienfrieden und den Zusammenhalt.

  4. Alle Dinge passieren schon vorher. Auch die besten. Um einen solchen Tag erleben zu dürfen wie unsere Autorin, dafür muß man schon eine Menge investiert haben. Das haben nicht alle. Wer im Seitenflügel eines Hinterhauses im Wedding zuhause ist, der freut sich schon über den kleinen Zipfel an Sonne, die morgens kurz hereinzirkelt. Wer da jetzt noch wohnt, der bleibt da und kommt nie wieder raus.

  5. Stimmt, die Sache mit dem kleinen Aufräumprojekt, wie z.B. einer Schublade, ist eine wunderbar meditative Angelegenheit, und gilt eigentlich für‘s Aufräumen allgemein, nur darf das Projekt wie gesagt nicht zu groß sein. Also auf keinen Fall dabei an Deutschland denken. Sollte es aber umgekehrt sein, und man denkt zuerst an Deutschland, was ja im allgemeinen nicht der Einstieg für einen perfekten Tag ist, empfiehlt sich als therapeutische Maßnahme durchaus das Aufräumen einer Schublade.

    Man hat eine Aufgabe die erfüllt, ganz in Anspruch nimmt und deren Sinnhaftigkeit niemand wagt in Zweifel zu ziehen, allenfalls den Zeitpunkt oder den gewählten Platz, aber ansonsten zählt das Aufräumen einer Schublade zu den wirklich unangreifbaren Tätigkeiten. Man hat nicht nur die Sachargumente sondern auch die Moral auf seiner Seite.

    Vor allem aber, wird man wieder auf das wesentliche zurückgeführt, man muss Entscheidungen treffen, manchmal auch schmerzhafte, und sich darüber im klaren sein, später für seine Taten zur Verantwortung gezogen zu werden. Man lernt die Dinge wieder als das zu betrachten was sie wirklich sind, muss Abwägen, bedarfsgerecht handeln und Auswirkungen bedenken.

    Eine gewisse Charakterfestigkeit gehört allerdings auch dazu. Diese wird spätestens dann auf die Probe gestellt, wenn man auf ein sog. Unidentifizierbares-Schubladen-Objekt trifft, bei dem es sich entweder um ein nicht verbautes Montageteil eines längst nicht mehr existenten Ikea-Regals handelt, oder ein im Notfall unverzichtbares und lebenswichtiges Teil der technischen Ausstattung des Hauses, dass selbst unter größten Anstrengungen nicht wieder beizubringen ist. Hier ist also Entscheidungsstärke gefragt.

    Die andere Sache sind die gefährlichen Sirenengesänge der seit gefühlt jahrhundertelang nicht mehr geöffneten Schubladen, oder anderer Ablageorte, die gerade bei solchen Vorhaben mit allerlei interessanten Mysterien aufzuwarten scheinen, nur um das eigentliche Projekt zu verhindern. Man wird möglicherweise in fremde faszinierende Welten entführt, in denen man sich völlig verliert.

    Typischer Fall ist das verknickte Foto unter dem kaputten Flaschenöffner zwischen alten Batterien von irgendeiner Fernbedienung, zwei Weinkorken und etwas Kleingeld unbekannter Währung. Objekte wie z.B. solche Fotos besitzen klassischerweise ein nicht unerhebliches Erforschungspotential aufgrund verschiedener Meinungen zu deren Herkunft, Alter oder der Identität der abgebildeten Personen. Ehe man sich versieht, sitzt man vor dem aus der Jahrhundertschublade entnommenen Familienalbum betreibt Ahnenforschung und schon nach wenigen Stunden stellt sich ein Gefühl der Erschöpfung ein, dass von der entnervten Frage aus dem Off „Wann willst du die Schublade hier endlich wegräumen?“, wie von einem Blitzschlag unterbrochen wird.

    Dann ist das ganze Projekt natürlich gescheitert und man steht statt als aufrechter Held der häuslichen Ordnung, als überforderter Schubladen-Chaot da, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass es am Ende ich doch ein perfekter Tag voller interessanter Begegnungen war.

  6. Auch sehr zu empfehlen: Gefrierschrank abtauen. Kostet nichts und (!) spart auch noch Stromkosten. Also, auf geht’s, das klappt auch im Home Office.

    • Ja, am besten mit nem Schraubenzieher, da spratzelt das nur so, und man bekommt so ein Archäologengefühl wenn man mit der richtigen Hebeltechnik ganze Eisschollen losbrechen kann. Leider hat meine Karriere als Spezialist des Hochgeschwindigkeitsabtauens nach beherztem Schraubenziehereinsatz ein jähes Ende als Kühlschrankterminator gefunden, nachdem das Kühlmittel unter zischendem Geräusch entwichen ist. Und das auch noch während der seinerzeit voll entbrannten Ozonloch-Krise. Strom hatten wir dann zwar kurzfristig gespart, aber schließlich hat es doch einiges gekostet. Seitdem also doch wieder diese langweilige Abtauerei, aber die is nix für den perfekten Tag.

  7. Ich finde den Artikel wenig hilfreich.

    Ein guter Tag beginnt morgens um 5 mit ehrenamtlicher Tätigkeit im Flüchtlingsheim. Außenbereich von Müll befreien (den Rechte da aus Bosheit hingeworfen haben), Sanitärbereiche reinigen, dann Frühstück bereiten und auf die Zimmer tragen.

    Wieder daheim dann Lektüre seriöser Qualitätsmedien: MoMa im Fernsehen, die gedruckte Heimatzeitung aus bekanntem Verlagshaus, online Qualitätsjournalismus von SpOn, Zeit, taz, FR, Welt.

    Allmählich wird es Zeit für das Mittagessen: Eine Scheibe trockenes Graubrot, dazu ein Glas Regenwasser, genügt, es ist vegan und klimaschonend. Was so erspart wurde geht als Spende an die Seenotrettung im Mittelmeer.

    Danach dann einen kleinen Spaziergang. Es gibt ja immer viel zu beobachten: Falsch geparkte Autos oder welche mit falscher Umweltplakette gilt es aufzuschreiben, Aufkleber rechter Gruppen von Laternenmasten zu entfernen, oder auch selbst mal ein Haxenkreuz malen und anzeigen, um Polizei aufmerksam zu halten.

    Später am Tag dann wieder in die Einrichtung, Zeit für das Abendessen, dann noch Treffen mit der Unterstützendengruppe, Kritik und Selbstkritik, dann das heute-Journal und ab ins Bett, morgen geht es um 3 Uhr weiter.

    (Anmerkung: Dieser Leitfaden für einen gelungenen Tag war ursprünglich für die Lebenshilfeseite im „Vorwärts“ gedacht.)

    • Wunderbar, das volle Sozen-Wohlfühlprogramm.

  8. Ja, sehr schön. Aber die Allermeisten sitzen zu Hause ja nicht zum Entspannen und Ausruhen, sondern im Homeoffice. Und die meisten derer werden bestätigen, der alltägliche Wahnsinn geht dabei weiter. Meist noch schlimmer, weil man eben nicht mehr auf die Assistentin oder im Büro vorhandene Dinge/Technik usw. zurückgreifen

    • Ich sehe den Artikel eher als Vorschlag, der ganzen Misere wenigstens ein wenig Lichtblick abgewinnen zu können. Daß das in allermeisten Fällen völlig unrealistisch sein dürfte, ist doch klar.

      Ich fand die Zeilen jedenfalls angenehm wohltuend.

      • Fand ich auch, aber wieso unrealistisch, das ist doch durchaus machbar. ein bisschen Planung vorausgesetzt.

  9. Sehr geehrte Frau Tichy,
    Ich kann Ihnen sogar drei Gründe nennen, die mir den von Ihnen beschriebenen perfekten Tag verhageln würden:
    Sie heißen S, V und K, sind alle unter 4 Jahre alt und würden mir was husten, wenn ich mich mal für eine Stunde in die Sonne oder für gar 2 oder mehr Stunden ins Bettchen legen würde.

    Für berufstätige Eltern (mit teilweiser Systemrelevanz) mit kleinen Kindern unterhalb der Pubertät ist die derzeitige Situatuon alles andere als entschleunigt.

    • Würden Ihre Kinder, wenn Corona nicht da wäre, anders reagieren?

      • Nein.
        Nur würden wir am Nachmittag Ausflüge unternehmen, Freunde besuchen, die Großeltern belagern, anstatt die immer gleichen Spiele im immer gleichen Garten zu spielen.

        Frau Tichys Essay bezieht sich ja darauf, die entschleunigende Wirkung der derzeitigen Krise als vom „normalen“ Leben entkoppelte Chance zu sehen.

  10. Schöner Versuch, etwas Ruhe in diese hysteriegesteuerte Zeit zu bringen. Die Frage ist nur, ob die Menschen noch wissen, was ihnen Ruhe gibt, was für sie ganz individuell wirklich wichtig ist. Und die Frage ist auch, ob die Öffentlichkeit in Gestalt der Politiker und Medien wirklich zulassen will, dass die Menschen sich auf das für sie Wesentliche besinnen. Wer sich besinnt, der entzieht sich diesem hysterischen System.
    Ich persönlich habe einfach keine Lust mehr, mich von den täglichen Nachrichten über Corona verrückt machen zu lassen, auch nicht von TE . Ich lege mir lieber ein gutes Stück Vinyl auf, sehe mir DVD an oder lese ein Buch, stricke beim Hören eines Hörbuchs, puzzle, montiere Waschtischarmaturen oder passe Regale an die Dachschrägen an, gehe spazieren… Es gibt viele Dinge, die mir näher liegen, als die dauernde Auseinandersetzung mit irgendwelchen Krisen, die ich dadurch, das ich hysterisch werde, auch nicht ändern kann.
    Es war absehbar, dass der fehlende Widerstand der schweigenden Mehrheit genau zu diesen politischen Auswüchsen führen wird, dass jede sich bietende Gelegenheit durch das politische Establishment genutzt werden wird, um hier per Notstandsgesetzgebung agieren zu können. Nun ist es so, und es ist, wie es ist.
    Musiktipp für diese wilden Zeiten: ‚Society‘ (Eddie Vedder) und ‚Geh doch hin (und rede nicht‘) (Element of Crime)

  11. Stimmt, die Sache mit dem kleinen Aufräumprojekt, wie z.B. einer Schublade, ist eine wunderbar meditative Angelegenheit, gilt eigentlich für‘s Aufräumen allgemein, nur darf das Projekt wie gesagt nicht zu groß sein. Also auf keinen Fall dabei an Deutschland denken. Sollte es aber umgekehrt sein, und man denkt zuerst an Deutschland, was ja im allgemeinen nicht der Einstieg für einen perfekten Tag ist, empfiehlt sich als therapeutische Maßnahme durchaus das Aufräumen einer Schublade.

  12. Ein schöner Blick auf die andere Seite des Shutdown. Ich stelle fest, dass die allgemeine Ruhe draußen und das in Ruhe gelassen werden (von außen) einen wesentlichen Einfluss auf das eigene zur Ruhe kommen hat. Leider hat es einen hohen Preis.

    Wer es schafft, das Unvermeidliche für den Zeitraum der Zwangspause zu akzeptieren und sich eine Auszeit von Besorgnis nehmen kann, der tut sogar seinem Immunsystem einen Gefallen. In diesen Zeiten ist das auch was wert.

  13. Sehr geehrte Frau Tichy,
    so einen entspannten Tag wie Sie hätten andere sicher auch gerne. Wenn ich die Situation bei uns zu Hause ansehe, ist das utopisch! Meine Frau darf sich um zwei Schüler und ihre pflegebedürftige Mutter (87 J) kümmern. Um die Mutter jetzt wieder 7 Tage die Woche, da die Seniorentagesstätte natürlich auch geschlossen hat. Sonnenbad am Fenster – undenkbar. Die Einzige, die Siesta hält, ist die 87jährige. Diese kurze Zeit muss dann meine Frau nutzen, um sich mal intensiv um die Schularbeiten der Kinder zu kümmern bzw. um Hausarbeiten zu erledigen, die sie in Anwesenheit der Mutter, die ständige Aufmerksamkeit erfordert, nicht erledigen kann. Ohne Zeitdruck und auf die Uhr schauen – unmöglich, denn der Mittagsschlaf darf nicht zu lange dauern, sonst wird die Nacht auch noch zum Tage gemacht. Und „nebenbei“ muss der normale Haushalt ja auch gemacht werden, wie Essen kochen, Geschirr spülen, Wäsche waschen usw. Ach ja, einen Nutzgarten gibt es auch noch zu versorgen. Briefe schreiben? Buch lesen? Lächerlich. Sobald die Mutter ins Bett gebracht und die Restarbeiten im Haushalt erledigt sind, schläft meine Frau innerhalb 2 Minuten auf der Couch ein. Und so sieht das (fast) jeden Tag aus – (fast) 7 Tage die Woche.
    Größten Respekt vor dem, was meine Frau da leistet.

    Ich gönne Ihnen, dass Sie diese Zeit so erfüllt nutzen können, aber solche „Ratgeber“ sind unserer Situation nicht angemessen, man ärgert sich eher darüber!

  14. Liebe Andrea paradiesische Zustände in einem eigenen Haus mit großem Garten und ohne finanzielle Sorgen. Das Geld kommt vom Konto und der Strom aus der Steckdose. Leider, liebe Andrea, besteht die Lebensrealität der Mehrheit der Menschen nicht aus Fasten, Meditieren und Sonnenbaden. Wie weit würden Sie denn täglich zu Fuß gehen, nicht weil Sie das so wollen, sondern weil Sie es müßten? Trotzdem, Ferien auf Bullerbü habe ich als Kind auch immer gerne gesehen.

  15. „Früher – und das ist gerade mal einen Monat her – war es alles andere als sexy, einen derartigen Tag zu verbringen.“

    Jetzt erlebe ich, welche Wonnen ein solcher Tag zu bieten hat.

    „In Hochglanz-Anzeigen wurde uns gezeigt, wie wir zu leben hatten, damit wir uns gut fühlen.“
    Ich glaube auch, dass wir da einem falschen Ideal hinterher gerannt sind. Die ernsten und traurigen Gesichter der Menschen im Alltag sind ein Beleg dafür. Ich kann mich kaum erinnern, auf den Straßen unserer Überflussgesellschaft einmal ein strahlendes Lächeln gesehen zu haben.

  16. Selbstwirksamkeit, ein prima Stichwort. Problem: Wer nix kauft und alles selber macht, der hinterzieht Umsatzsteuer in ungeahnter Höhe – DAS kann nicht erwünscht sein … .

  17. Entschuldigung, aber dieser Leitartikel – im Kontext der aktuellen Situation – ruft bei mir nur Entsetzen und Unverständnis hervor. Vorsichtshalber habe ich ihn noch ein zweites Mal gelesen, um sicher zu sein, dass ich mich nicht irre oder es sich um Satire handelt. Dann habe ich mich nochmals vergewissert, ob ich wirklich bei „Tichys Einblick“ bin und nicht auf irgend eine „GrünInnen“-Website mit naivsten Pink-Ponyhof-Fantasien umgeleitet wurde. Von dem „Glück“, Sauerampfer u.ä. für eine Suppe zu pflücken, wusste bereits meine Großmutter eindrücklich zu berichten, 1901 in einer der ärmsten Regionen Deutschlands geboren, die also alles Denkbare (und Undenkbare) selbst miterlebt hatte. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen.

  18. Die schlimmste Krankheit ist die soziale Isolierung. Selbst im Todeskampf die Mehrheit der Menschen nicht alleine sein.
    Man kann sich die Ausgangsbeschränkung nur eine Zeitlang schön reden…zum Schluss ist der Drang nach sozialer Wärme/Reibung größer und das Gefühl des sozialen Austausch/Kontakt wird von Tag zu Tag uebermaechtiger.

  19. Das ist ja die reinste Tichy-Verschwörung hier.?

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