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Strom, nicht Nudeln und Nüsse!

Der Off-Grid-Hamster

03.06.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Von einem Tag zum andern kann man von liebgewonnenen Versorgungswegen abgeschnitten und in eine prekäre Lage gebracht werden. Daher sollte man sich rechtzeitig mit gutem Stoff versorgen. Es folgt eine Anleitung zum nachhaltigen Hamstern.

Sich mit Toilettenpapier einzudecken ist unglaublich rückwärtsgewandt. Der weitsichtige Hamster denkt einen Schritt weiter und weiß, dass jedes Lager irgendwann aufgebraucht sein wird. Egal wie viele Nudeln, Tomatensoßen und Spamdosen im Keller atombombensicher eingelagert sind, die Vorräte werden nie mehr, sondern nur weniger. Selbst ohne jeden Verbrauch können wir von einer schleichenden Degradation des Vorrats ausgehen, aber mit dem Verbrauch im Hamsterwinter sieht es ganz trübe aus.

Der Experte erkennt das Problem mit einem Blick: Die Lagerhaltung ist nicht nachhaltig. Wo nur etwas abfließen kann, da kann es nur weniger werden. Dabei weiß doch jedes Kind, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung verlangt, nur maximal so viel zu verbrauchen, wie nachwächst. Nun fließen jedoch weder Toilettenpapier noch Nudeln nach (und wenn doch, dann ist das Fließen dieser Produkte keineswegs ein Grund zur Freude), sodass hier ein nachhaltiges Problem vorliegt.

So wie wir uns an den unsichtbaren Fluss von Grundnahrungsmitteln und Entsorgungshilfsmitteln gewöhnt haben, so gehen wir auch von einem garantierten Elektrizitätsfluss aus. Und der ist bedeutend wichtiger als die wasserlose Reinigung der Ausscheidungsorgane. Was, wenn dieser Strom abreißt? Wer sich die Konsequenzen einmal in Romanform veranschaulichen lassen will, dem sei der Roman „Blackout“ von Marc Elsberg ans Herz gelegt. Vielleicht genügt es für den Moment aber auch bereits, sich zu vergegenwärtigen, dass wir dann nicht nur nachts im Dunklen säßen, sondern noch nicht einmal mehr in der Lage wären, die Adressen unserer Freunde herauszufinden, geschweige denn uns durch das Schreiben der eigenen Memoiren vom Düster der Situation ablenken könnten.

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Nun könnte die Besatzung eines Kraftwerks jederzeit von einem Virus befallen werden (weshalb diese Besatzungen übrigens derzeit wie in virologischen Forschungszentren leben). Es könnte eine Überlandleitung im Sturm abreißen oder ein Grüner an die Macht kommen. Wenn schon die Logistik gerollten Papiers so fragil ist, dass sie unter der Last derartiger Gefahren zusammenbricht, wieso dann nicht ebenso gut das Stromnetz, an dem inzwischen auch die Lasten des volatilen Stromangebots zerren? Gehen nicht unsere elektrischen Wecker inzwischen regelmäßig nach, weil die Generatoren am unteren Limit arbeiten und deshalb die Netzfrequenz immer wieder unter die 50 Herz fällt?

Kurzum, wir sollten Strom hamstern, nicht Thunfisch und Nüsse. Und bei dieser Gelegenheit auch gleich darauf achten, dass wir nicht den oben erwähnten Fehler wiederholen und uns nur einen Stapel Batterien hinlegen, sondern der Strom sollte nachwachsen.

Ich habe das Experiment gewagt und betreibe nun seit einigen Wochen sämtliche elektronischen Geräte ausschließlich mit einem nachwachsenden Hamsterlager. Zu den Verbrauchern gehören immerhin Tablet, Kindle, Smartphone, Digitalkamera und ein Mini-Laptop. Inbegriffen ist eine Zwei-Watt-Lampe fürs nächtliche Tagebuchschreiben und das Spielen analoger Brettspiele. Da ich anders als beim echten Blackout immerhin noch Handy­-Empfang und Internetzugang habe, kann man davon ausgehen, dass mein Verbrauch eher höher sein dürfte als im Ernstfall.

Die zentrale Anlaufstelle in dem Sys­tem ist eine Akku-Einheit von PowerOak mit 400 Wattstunden Kapazität. Sie ist etwa so groß wie eine Autobatterie, hat aber oben zwei 230­-Volt­-Steckdosen, einen 12­-Volt­-Ausgang, sieben USB­-An­schlüsse und einen Eingang zu einem Solarregler. Befeuert wird sie durch ein etwa 1,2 Meter langes, flexibles Solarpanel von Giaride, das angeblich 100 Watt leistet. Wie immer bezieht sich die Leistungsangabe aber offenbar auf einen äquatornahen Gebirgszug am 21. Juni um zwölf Uhr mittags, sodass die Maximalausbeute in einem typi­schen deutschen Garten oder Balkon etwa 65 Watt beträgt.

Der PowerOak hat fünf Balken zur Kapazitätsanzeige, und von denen ver­brauche ich pro Tag etwa einen. Bei Sonnenschein ist das kein Problem, denn dann ist der Balken auf dem Gia­ride­-Panel in längstens zwei Stunden wieder hergestellt. Es ist an solchen Ta­gen auch kein Problem, das MacBook meines Sohnes mit 80 Watt über länge­re Zeit zu laden, was mich am Ende drei Balken kostet, die aber bis zum Abend problemlos wieder aufgefüllt sind. Der PowerOak lädt und entlädt sogar
gleichzeitig, sodass man auf diese Wei­se einen ausgewachsenen Laptop am Solarpanel betreiben kann. Natürlich verbraucht der Wechselrichter selbst schon eine Menge Strom, weshalb man tunlichst die Niederspannungsausgän­ge verwenden sollte.

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Die dünne Goldschicht unserer Freiheit
Man ist fast geneigt zu fragen, wozu denn bitteschön noch irgendwer so ewiggestrige Anlagen wie Kraftwerke baut. Ich bin hip, ökologisch und frei vom Einfluss monopoloider Energiever­sorger oder atomarer Machenschaften (wobei ich die Frage nach gefährlichen Inhaltsstoffen im Akku geflissentlich zurückstelle).

Aber zwei Wochen Sonnenschein sind verführerisch und lassen einen grün hinter den Ohren werden. Dann kommen die Wolken. Ich erinnere mich an das Wort „Dunkelflaute“. Die Balken werden weniger. Wenn es eine Stunde Sonne gibt, dann renne ich mit meinem Solarpanel nach draußen, um jedes Photon einzeln einzufangen. Ich ernte ein paar müde Wattstunden, aber die Balken wandern weiterhin erbar­mungslos Richtung null. Was wohl im Winter passiert, wenn es schon theore­tisch nur sechs Sonnenstunden gibt?

Ich beginne, die atomaren Machen­schaften wesentlich wohlwollender zu betrachten. Ein Glück, dass es noch das mitgelieferte 80­-Watt­-Netzteil zum Po­werOak gibt und dass der Strom nach wie vor aus der Steckdose kommt…

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22 Kommentare

  1. „Nun könnte die Besatzung eines Kraftwerks jederzeit von einem Virus befallen werden… Es könnte eine Überlandleitung im Sturm abreißen oder ein Grüner an die Macht kommen.“
    Nur das Letzte ist gefährlich!

  2. Seit Steve1989MREInfo glaube ich nicht mehr an schleichende Degradation eines Vorrats. ?

  3. Nett g/beschrieben!

    Erste Lehre daraus: Die Solaranlage ist zu klein bemessen.

    Aber bitte nicht vergessen: Es sollte nicht nur Strom fließen, sondern auch Wasser.
    Wenn wochenlang die Sonne scheint ist zwar der Akku voll, aber der Wasservorrat geht zu Neige (schlimmer noch: das Bier auch) und in der Regentonne ist nur noch eine faulige Pfütze. Trockene Nudeln schmecken auf Dauer doch arg langweilig.

    Wer nicht das Glück hat an einem munter sprudelndem Bach zu wohnen, sollte über die Anschaffung eines größeren Wassertanks (besser mehrere) nachdenken, dazu Kläranlage und Aufbereitung (vollbiologisch, braucht Strom!). Zudem lohnt sich nähere Befassung mit dem doch tückenreichen Wissensgebiet private Wasserwirtschaft.

    Dringenden Handlungsbedarf zeigt übrigens das Artikelbild. Zu sehen ist da eine Hecke aus nutzlosem Immergrün (wenn ich das richtig erkenne) und ebenso nutzloser Rasen.
    Der Rasen sollte bis auf einen kleinen Restbestand (der ist wichtig für Bewegungsübungen und Spiel) zum Nutzgarten umgestaltet werden. Besonderer Wert sollte auf Kartoffeln gelegt werden, sehr gut sind Dicke Bohnen, weil auch roh essbar, Topinambur (hat wenig Nährwert, wächst aber völlig problemfrei); Luxus sind Erdbeeren oder Spargel, nur bei sehr viel Platz (dann aber sehr! Leckereinen helfen bei Lagerkoller) empfehlenswert. Herzstück ist der Kompostplatz!
    Ein Stück Wiese ist auch anzuraten, zwecks Heugewinnung für die dringend anzuratende Kaninchenhaltung (Fleisch, Dünger, Unterhaltung).
    Die Hecke bringt so gar nichts, sie wirft keinen Ertrag ab und ist – schlimmer noch – leicht zu durchbrechen. Denn es wird zu Plünderungen kommen. Empfehlenswert ist da eine Brombeerhecke. Wächst schnell (besser gesagt: wuchert wie blöde, arbeitsintensiv), hält halbwegs sicher Feinde ab und trägt leckere Frucht.

    Apropos Plünderung: Wer nicht das Glück hat über ein Gartengrundstück zu verfügen, wird sich zum Zwecke Selbsterhalt damit befassen müssen.
    Schulungsmaterial, wie solches anzustellen ist, ist derzeit im Netz reichhaltig aus den USA abrufbar.

  4. „Es könnte eine Überlandleitung im Sturm abreißen oder ein Grüner an die Macht kommen.“

    Da braucht’s keinen Grünen im Kanzleramt.
    Das schafft unsere GröKaZ spielend allein, diesem Land bald schon seine ersten Brown- und Blackouts zu bescheren.

  5. Warum ergänzt der Autor sein Energieerzeugungsequipment nicht einfach um den Adapter für das Fitnessrad, das Wasserrad für den Badewasserhahn und die Windturbine für Balkon oder die Miniwindturbine für die Handtasche? Zumindest solange, bis das Minikernkraftwerk für den Schnellkochtopf auf dem Markt ist.

    Vielleicht werden ihm künftige Generationen einmal vorwerfen, sämtliche Naturelemente ausgebeutet zu haben und daraus ein moralisches Vergehen basteln, aber bis dahin könnte man sich energetisch einigermaßen durchschlagen.

  6. Man sollte diese Übung mit Schulkindern durchführen. Und eigentlich würde ich mir verpflichtende Bildungsangebote für Grünfriede wünschen. Man würde sich auch wünschen, daß mal die Redaktionen der ZEIT oder des Spiegel für einige Wochen ins „Off-Grid Lager“ gehen. Natürlich nur um sich dort von den Vorzügen der von ihnen propagierten Lösungen zu vergewissern.

    • Die Übung sollte (auch) mit Lehrern durchgeführt werden.
      Die sind es ja in erster Linie, welche den Schulkindern das Basiswissen zu vermitteln haben und, ob gewollt oder aus Unwissenheit, linksgrüne Glaubenssätze in Kinderhirne pflanzen.

  7. Also unsere Greta aus Schweden hat da die Lösung: Wir müssen Atomkraftwerke bauen mit Brütertechnologie – schon ist das CO2 wech und wir sind aller Sorgen ledig. Schweden macht es vor und singt: „…. wer nach des andern Liebchen schaut und dünkt sich noch als Edelmann , pass auf dem Spielmann, der dir spielt, springst du im Tod voran …“, gucksdu https://www.youtube.com/watch?v=jUTVq01wOzo

    • Ein vernünftiger Vorschlag von Greta? Dann kommt der Weltuntergang wohl doch dieses Jahr…

      Ja, schnelle Reaktoren wären die derzeit beste Option. Später dann die Kernfusion.

  8. Omeiomei, das ist jetzt aber schon arg karg ausgerichtet. Wir haben auf dem Land 2 Panels mit 300 Watt (und überlegen, weitere dazuzunehmen), dazu einen benzinbetriebenen Generator (den wir nur noch für die warme Dusche und Arbeiten mit schwerem Werkzeug brauchen – einen Luxus, den es früher nicht gab und bei noch größerer Ausrichtung der Anlage wäre auch das ohne Generator möglich), 4 Batterien, geheizt und gekocht wird mit Holz. Damit kommen 10 Personen problemlos 14 Tage über die Runden, auch im Winter – wobei der Winter hier bei uns doch deutlich wärmer ist – und auch der Kühlschrank, Fernseher, Laptop und alles läuft, Internet über 4G, flächendeckend verfügbar (der Reserve-Kühlschrank (inzwischen) läuft mit Gas). Gewaschen wird im Trog per Hand – hab ich hierzulande gelernt.

    Lange Rede kurzer Sinn: Sie bräuchten deutlich mehr Kapazität. Ich halte von dem ganzen Energiewendekladderadatsch absolut nichts, aber als Insellösung kann das wunderbar funktionieren.

    Wir hätten hierzulande so einige Experten für, wie auch für das Schulwesen online und anderes, das Rad müsste man also nicht neu erfinden. Nur interessieren tut es halt keinen im besten Deutschland aller Zeiten …

    • Ohne Strom sind alle ihre Außenkontakte schlicht weg. Mobilfunk und Internet Ade. Ein Kollege hat sich ein Batteriefeld in den Keller gepackt, dass etwa 24 Stunden hält, aber ein paar tausend Euro gekostet hat. Aber das hilft nur auf der Insel. Europa ist mittlerweile vom Strom so vernetzt, dass es zu befürchten ist, dass es Feedback Schleifen gibt. Wie gesagt Insel. Das hört sich manchmal wie bei den Pfadfindern an, aber die Schicht der Zivilisation ist nur ganz dünn.

      • Die europäische Vernetzung ist der einzige Grund, warum wir bis jetzt noch keine Blackouts in Deutschland erlebt haben.
        Aber viele Nachbarländer haben schon Szenarien durchgespielt, im Krisenfall die Leitungen nach Deutschland zu kappen.
        Wind und Sonne sind keine verlässlichen Größen und die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts steigt mit jedem abgeschalteten Atom- und Kohlekraftwerk.
        Die Anzahl der Toten, als Folge eines großflächigen Blackouts, wird die der Corona-„Pandemie“ um ein Vielfaches übersteigen.

    • Das Holz muss irgendwo herkommen. Hier in der Gegend werden dafür ganze Waldareale gerodet. Keine gute Option.

      PS: bin ich der Einzige, der findet, dass es etwas arg viel Werbung auf den Seiten von TE gibt? Fenster über dem Text, die sich schwer schließen lassen. Geht das nicht irgendwie besser?

  9. Die Kombination PowerOak mit Solarpanel ist sinnvoll (habe ich auch angeschafft), aber mehr Leistung wäre wohl empfehlenswert, zB. 1.500 W + 300 W solar. Für den todsicher einzukalkulierenden Fall einer Dunkelflaute ist auf jeden Fall ein Stromgenerator (Benzin oder Diesel) anzuschaffen, mit dem man sowohl den PowerOak aufladen oder z. B. die Temperaturkonstanz von Gefrier- oder Kühlschrank sicherstellen kann.

  10. Trotzdem nicht verkehrt, sich da unabhängiger aufzustellen.

    Nach dem Blackout, ist vor dem Blackout.

    Nur weil Grüne das super finden, finde ich das doch nicht doof.

  11. Ein „linker“ Professor, der „preppert“, wenn das kein Zeichen ist …. offenbar rechnet man in der Feudalbeamtenschaft nicht damit dass dielieb gewollenen Privilegien in zukunft noch etwas nutzen werden ….

  12. Ich empfehle an der Stelle immer an die Heizung im Winter und das Trinkwasser zu denken. Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Städter durch die Wälder stapfen und Holz sammeln, um Feuer zu machen, um das Wasser abzukochen. Der Exodus aus den Städten beginnt, die Geschäfte geplündert auf Schusters Rappen, da es keinen Benzin mehr gibt. 2005 fiel im Münsterland teilweise der Strom nach Eisregen für mehr als tlw. vier Tage aus. Im letzten Jahr ist in einem Wohnblock bei Düren imWinter die Heizung ausgefallen. Hitze kann der Mensch ja aushalten. Für Kälte sind wir nicht präpariert.
    Trinkwasser ist dann Mangelware, die Kanalisation versagt. Die Notstromaggregate in Krankenhäusern versagen, da kein Diesel mehr da ist, die Kranken sterben vor sich hin.
    Vielleicht sollte ich mir das Buch kaufen, da gibt es bestimmt noch Aspekte, an die ich noch nicht gedacht habe.
    Voll Dankbarkeit werden ich die Kinderlein sehen, die Freitags gehüpft sind und an die Ökosozialisten, die frierend am Straßenrand stehen und nicht wissen wie ihnen geschieht – sie haben es nicht besser gewusst, wollten es nicht wissen und wir haben sie gewähren lassen.

  13. Das, was da beschrieben wird, ist ja ganz nett aber nur eine reine Spielerei. Ich habe dergleichen bereits erlebt als Sturm Lothar in den Vogesen für einen langanhaltenen Stromausfall gesorgt hat: bei einem echten Notfall — möglichst im Winter — kommt man mit Albernheiten wie Solarzellen nicht über die Runden. Man braucht Strom für den Betrieb der Zentralheizung, sonst wird’s im Winter ungemütlich im Haus, Strom für die Tiefkühltruhe, sonst kann man die Sachen, die da eingelagert sind, gar nicht so schnell essen, wie sie auftauen, Kühlschrank, Licht und so weiter … den Saft für den Internet-Router oder das Mobiltelefon kann man hingegen genauso vergessen, wie das Festnetz-Telefon. Die tun ohne Strom alle nicht mehr — ohne Strom keine Sendemasten für Mobilfunk und ohne Strom kein Internet und damit keine IP-Telefonie (bei Lothar war es noch das ISDN, aber ging natürlich auch nicht mehr).
    Bei einem Stromausfall von mehreren Tagen hilft nur ein ordentlicher Generator, der braucht dabei nicht einmal rund um die Uhr zu laufen, die Geräte hängt man immer im Kreis herum an eine der Steckdosen. Und wer den Mut hat, sich eine Steckverbindung mit zwei Steckern statt Stecker und Steckdose zu basteln und die dann richtig verpolt einzustecken, hat Strom im ganzen Haus (bei Drehstrom wenigstens auf zwei der drei Phasen, wenn der Generator wie meiner 2 Steckdosen besitzt). Man sollte dann nur die Hauptsicherung ausschalten, damit der selbst produzierte Strom garantiert im eigenen Haus bleibt.
    Nur den Sprit für den Generator muß man sich in diesem Fall besorgen, wenn man nicht für Rasenmäher und ähnliche Lärmgeräte ohnehin immer ein paar Ersatzkanister gebunkert hat. Im Notfall schlaucht man den Sprit auch aus dem Auto, sofern man einen Benzingenerator und einen PKW mit Benzinmotor hat, denn die Tankstellen haben ja auch keinen Strom mehr und können nicht liefern. Besser natürlich (aber auch viel teurer) ist ein Dieselgenerator, wenn man eine Ölheizung hat und den Treibstoff dann aus dem Öltank holen kann.
    Jedenfalls lassen sich auf diese Weise (und auf keine andere) spielend einige Tage ohne Strom überbrücken. Zum Schluß dann noch der Hinweis an Elektroherdbesitzer, denn die bekommt man mit einem bezahlbaren Heimgenerator nicht zum Laufen: Gasflasche und Campingkocher!

    • Ich möchte dann noch kurz auf drei Aspekte hinweisen, lieber H. Braun.

      1. Der selbst gebastelte „Stecker“, sagen wir mal ein Stück Kabel mit je einem Stecker an jedem Ende, ist lebensgefährlich. Auch ein 3 kW Generator haut einen aus den Socken, wenn man beim einstecken die falsche Seite anpackt. Wenn man noch „vergessen“ hat das Ding ordentlich zu erden, sowieso. Die Möglichkeit, dass nicht alle drei Phasen des öffentlichen Netzes tot sind würde ich auch nicht außer acht lassen.

      2. Das Sicherungskonzept des Hausnetzes hebelt man mit dem Anschluss des Generators an eine beliebige Steckdose aus. Wenn man beispielsweise den Generator an eine Steckdose anschließt die mit 10 A abgesichert ist, gehen darüber halt nur etwa 2,3 kW. Alle Verbraucher im Teilnetz zwischen der Sicherung und dem Generator sind übrigens nicht abgesichert. Den FI – Schutzschalter setzt man auch außer Kraft.

      3. Wer dennoch „basteln“ möchte, sollte natürlich die Hauptsicherungen heraus nehmen. Aber weniger deshalb, nicht die Nachbarschaft mit Strom zu versorgen. Vielmehr wird der schöne Generator, höchstwahrscheinlich mit einem hässlichen Geräusch, seinen Geist aufgeben wenn der öffentliche Strom unerwartet wieder aufgeschaltet wird und der Generator läuft. Das öffentlich Netz arbeitet mit Wechselstrom und da gibt es sowas wie Phasenanpassung ….

      Das Ganze ist so natürlich verboten. Sollte man bei einer derartigen Aktion die Bude abfackeln wird die Gebäudeversicherung sich vornehm zurückhalten.

      Wer also einen Generator als Versorgung für das komplette Netz des Gebäudes haben möchte, dem empfehle ich erst mal einen zertifizierten Elektriker zu befragen.

  14. Schönes Spielzeug für den Camping Urlaub.
    Ein Haushalt lässt sich so nicht sinnvoll betreiben.

  15. Sehr geehrter Herr Rieck,
    Sie brauchen natürlich mehr, viel mehr. Das ganze Dach voll mit einer Batterie, vielleicht 10-15kWh oder mehr. Und auch dann wirds im Winter nach ein paar düsteren Tagen knapp einher gehen. Inselfähig sollte die Anlage auch noch sein. Aber ein paar Stunden Heizung laufen lassen und eine heisse Suppe sollte dann noch möglich sein.
    Die Heizung fände ich dann sogar wichtiger als die Kommunikationsgeräte.

  16. Man frage Segler, die haben sowas auch. Sie haben außerdem noch einen Windgenerator, dazu mitunter noch einen Generator, der im Wasser hinterhergezogen wird und so angetrieben wird, wenn das Boot Fahrt macht. Große, komfortable Schiffe verfügen über einen Benzin- oder Dieselgenerator, der auch nachts und bei Flaute den Strom produziert, den man für Kühlschrank und Navigationsgerätschaften benötigt. Der ganze Kram kostet einen Haufen Geld, warum kauft man so etwas?
    Ausschließlich deshalb, weil man nicht an ein Stromnetz angeschlossen werden kann, auf dem Ozean oder in der Ankerbucht. Daß man überhaupt darüber nachdenken muß, an Land, in unserem Land, einem Land, das einst ein hochentwickeltes Industrieland war und über eine wirklich sichere Stromversorgung aus modernsten Kraftwerken verfügte, daß man also darüber nachdenken muß, wie man mit einem mutwillig sehenden Auges herbeigeführten Blackout umgehen wird, das ist eine

    S C H A N D E !

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