<
>
Wird geladen...
Ein deutscher Sommer

Das erste Weltereignis in der Bundesrepublik: München 72

von Redaktion

31.07.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Geschichte und Geschichten hinter dem Sportfest: Von Deutschland West und Ost, von "Willy wählen" und alltäglichem Rassismus, von Mode und Musik, von Aufklärung und Sex. Von Frieden und Krieg – und vom Terroranschlag auf die israelische Mannschaft, der die „heiteren Spiele“ brutal zur Tragödie wandelte.

Viele von uns Babyboomern werden an die Olympiade 72 ganz individuelle Erinnerungen haben: aus eigenem Erleben, aus Zeitungen, aus dem Radio oder Fernsehen. Kein anderes Großereignis in der Geschichte der Bundesrepublik bot solch extreme Erlebnisse wie dieses: Zunächst waren die Olympischen Sommerspiele die „heiteren Spiele“, bei denen Sportler und Zuschauer eintauchen konnten in einen ganz neuen Kosmos der Ungezwungenheit, Leichtigkeit und Begegnung. Mit dem blutigen Attentat auf die israelische Mannschaft wandelte sich Olympia zur Tragödie, die elf israelische Olympiateilnehmer und ein deutscher Polizist mit ihrem Leben bezahlten.

Eigentlich wollten die Autoren Markus Brauckmann und Gregor Schöllgen ein Sportbuch schreiben, aber bald wurde dem Regisseur und dem Geschichtsprofessor klar, „dass das nicht funktionieren würde. Denn München 72 war mehr als nur ein sportliches Großereignis.

"WEM GEHöRT DAS HEILIGE LAND?"
Michael Wolffsohn über Israel und den Nahost-Konflikt
Der deutsche Sommer war ein Lebensgefühl. Und er war die Chance, 36 Jahre nach der Berliner Nazi-Olympiade des Sommers 1936, dem weltoffenen, dem toleranten, dem geläuterten Deutschland ein Gesicht zu geben. Bis der Terror kam. Der Anschlag auf die Mannschaft Israels überschattet den deutschen Sommer bis heute.“

Um Originaltöne der Protagonisten und von Zeitzeugen einzufangen, starteten die beiden Autoren ein beeindruckendes-Recherche-Programm. Sie sprachen mit Sportlern, Funktionären, Teilnehmern und Politikern. Sie werteten Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Radio- und Fernsehsendungen aus.

Dabei herausgekommen ist ein Sittengemälde, das beim Leser das Lebensgefühl der frühen 1970er Jahre wieder aufleben lässt. Längst Vergessenes wird wieder so plastisch, als wäre es gestern gewesen, und viele Aha-Erlebnisse lassen wie Puzzle-Teile beim Lesen ein Gesamtbild entstehen.

Zu empfehlen ist die Lektüre dieses Buches, das sich trotz seiner faktentreue spannend liest wie ein Roman, nicht nur den Zeitgenossen, die Olympia 72 live oder durch die Medien miterlebt haben. Auch danach Geborenen bietet es authentisch und lebendig erzählte Geschichte der jungen Bundesrepublik.

Markus Brauckmann/Gregor Schöllgen, München 72. Ein deutscher Sommer. DVA. Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband, 368 Seiten, 25,00 €.


Empfohlen von Tichys Einblick. Erhältlich im Tichys Einblick Shop >>>
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

6 Kommentare

  1. Ach, deswegen wurde das Ereignis feierlich begangen!

    Die RAF Zeiten sind unwiderruflich vorbei. Damals war unsere Demokratie noch wehrhaft.

  2. Zu Zeit der Spiele 72 war ich vier Jahre jung, habe darum keine eigene Erinnerungen an das Drama. Aber später natürlich viel davon mitbekommen, insbesondere die Verquickung mit der RAF.
    Das sollte man stets in Erinnerung haben, wenn man heute an die „Grünen“ denkt. Wobei zum Komplex natürlich neben PLO-Terror und RAF auch die Päderastik gehört. Das alles ist Kern der „Grünen“, nicht etwa, wie heute gern behauptet, Friedensbewegung, Atomkraft und Naturschutz. Die Friedensbewegten, Atomverängstigten und Naturschützer wurden von den geschulten Extremisten einfach überrollt und übernommen.

  3. Als Zusatz:
    Es ist gut, wenn man sich der Öffentlichkeit gut darstellt. Und gegen Freundlichkeit und Höflichkeit ist sowieso nichts einzuwenden. Es kostet nichts und bringt viel. Warum sollte man es also nicht machen?
    Es ist aber ein Unterschied, ob ich das auf normale Art oder ob ich es absolut krampfhaft und fast schon verzweifelt tue.
    Deutschland war ein Massenmörder. Jeder im westlichen Ausland weiß das. Wir haben so eine Art Kainsmal auf unserer Stirn (aber nur in diesem Teil der Welt). Wir müssen damit leben. Auch durch jede gute Tat der Welt bekommen wir das nicht weg. In der BRD ist so ein krampfhafter Putzwahn, dieses Kainsmal wegwischen zu wollen. Das geht aber nicht. Jeder kann uns sehen, wie er uns sehen will. Das ist sein Recht. Aber ich muss mir diesen Schuh auch nicht anziehen.

  4. Wegen Hitler stand die BRD damals und steht sie heute immer noch unter dem Druck, im westlichen Ausland „gut dazustehen“. Die BRD steht sozusagen unter Bewährung. Die BRD hat eine Heidenangst davor, dass im westlichen Ausland (ganz vorne weg die USA) schlecht über sie berichtet wird. Das wäre geradezu ein Trauma für die BRD.
    Im Grunde ist die BRD ein ehemaliger brutaler Massenmörder, der normal dahinlebt, aber in der Umgebung (westliches Ausland) weiß jeder, was er mal getan hat. Und er weiß, dass es jeder weiß.
    In anderen Teilen der Welt ist es kaum bekannt und es ist ihnen auch egal. Dort spielt die europäische Geschichte keine Rolle. Sie haben ihre eigene. Dort steht Europa maximal für den Statusaufstieg, wenn man sich teure französische Wein, italienische Mode, Schweizer Uhren, deutsche Autos und Urlaub in Europa leisten kann.
    Und selbst wenn es bekannt ist, ist es nur über amerikanische Erzählungen bekannt geworden. So ähnlich wie Robin Hood eine rein englische Erzählung ist. Aber sich über die US-Popkultur auch in anderen Ländern verbreitet hat.

  5. Schon mal eine Mediathek von ARD und ZDF aufgerufen? Das ist Propaganda auf niedrigstem Niveau, zwischen fetten weiblichen schwarzafrikanischen xxl-Modellen-Sklaven für die Wäschemarke „Triumph“? Ach nein, die Werbung läuft natürlich auf sogenannten privaten Sendern! Beim NDR erzählt eine alte Frau Tietjen, ein alter Meyer-Burckhard, der Iraner Michel Abdollahigerne einen…was sollen die auch sonst tun? Die leben vom NDR oder glaubt jemand, dass ein drittklassiger Intendant Herr Knut im Rahmen seiner Einladung beim Hamburger Hafenclub nach Ende seines langweiligen Vortrags auf der bekannten Terrasse zu Fragen Rede und Antwort steht? Nein, Herr Knut ist davon überzeugt, stündlich wiederholte Nachrichten aus einem Propaganda-Sender erhöhen die Einnahmen. Wie gesagt, Herr Knut war als Gastredner im Hamburger Hafenklub eingeladen!

  6. ALLES IN ALLEM

    eine tolle Zeit damals, und zwar nicht nur weil man jünger war. Ich weiß nicht wie ich das Durcheinander von heute sehen würde, wenn ich da hineingeboren oder hineinwachsen würde. Daran gewöhnen werde ich mich sicher nicht mehr. Also werde ich das was wir jetzt erleben so lange bekämpfen, bis sich hoffentlich Änderungen ergeben.

    Die 1970-er, besonders zu Beginn, profitierten vor allem von Einem: die 68-er hatten ihre Wühl- und Zersetzungsarbeit zwar gerade begonnen, aber sie schlug noch nicht durch. Noch gab es genügend funktionierende Strukturen und die Katastrophe griff erst allmählich Raum, in den letzten Jahren allerdings vehement.

    Trotz „Willy wählen“ waren die 1970-er eine sehr geordnete, bürgerliche Zeit. Und man darf nicht vergessen: wem „Willy“ damals schon als Inbegriff des linken Chaospropheten vorkam, heute würden sie selbst den als rechtsradikal diffamieren. Denn er hat immer wieder auch Äußerungen gemacht, die man sehr wohl als patriotisch sehen darf.

    Und bei der Wiedervereinigung sagte er „jetzt wächst zusammen was zusammen gehört“: heute gilt das schon als ultrarechts. Aber Willy wurde durch Helmut Schmidt ersetzt, der sehr viel mehr Format hatte. Und der die 1970-er prägte. Auch er, der SPD-ler, wäre für die linksgrünen Jakobiner von heute noch viel rechtsradikaler als Brandt, ultrarechts. Denn er machte Politik für sein Land und genoss daher weltweit Anerkennung.

    Tjaja, die 1970-er: kaum Inflation (jedenfalls nicht im Vergleich zu heute); Strom im Überfluss und billig, kein gender, kein woke, gute Schulen (außer vielleicht NRW), kein Milliardengrab Euro, keine landschaftsverschandelnden Windmühlen, keine mediale Gleichschaltung, die Gewaltenteilung funktionierte weitestgehend, die Republik war noch nicht im Abwärts – Linksdrall.

    Alles in allem: sehr normal!

Einen Kommentar abschicken