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Historische Warnung vor dem „Nanny-Staat“

Bildung, Bildung, Bildung

10.05.2018

| Lesedauer: 7 Minuten
Bereits vor über 200 Jahren zeigte Wilhelm von Humboldt die Grenzen der Wirksamkeit des Staates auf. Die Wiederentdeckung einer – auch von Liberalen – zu Unrecht vergessenen Schrift.

Wilhelm von Humboldt, älterer Bruder des Weltreisenden und Naturforschers Alexander von Humboldt, ist, wenn es um Bildungsdebatten geht, stets in aller Munde: vor allem mit seinem neuhumanistischen Bildungsideal sowie als Begründer des modernen Gymnasiums und der modernen Universität. 1810 hat er jene Berliner Universität gegründet, die ursprünglich Friedrich-Wilhelms-Universität hieß und seit dem 8. Februar 1949 seinen Namen trägt. Die wenigsten allerdings, die sich auf Wilhelm von Humboldt berufen, werden sein umfangreiches Schrifttum auch nur in Ansätzen gelesen haben.

Das Schrifttum des am 22. Juni 1767 in Potsdam geborenen, am 8. April 1835 in Tegel verstorbenen und dort zur letzten Ruhe gebetteten ursprünglichen Juristen, vorübergehenden Staatsbeamten, Gesandten und Ministers ist freilich nicht leicht zu überschauen und nicht immer leicht zu lesen. Bedauerlicherweise, denn selbst seine sprachtheoretische Arbeit „Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts“, erst posthum 1836 erschienen, hätte heute noch Beachtung verdient: etwa seine Überlegungen zum Zusammenhang zwischen einer nationalen Sprache und der Lebensweise des betreffenden Volkes. Oder seine Feststellung, dass jede Unterdrückung der Sprache auf eine Unterdrückung des Denkens hinausläuft. Frei übersetzt: Wie die Sprache verödet, so verödet das Denken.

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 Hier soll seine Jugendschrift vorgestellt werden, die den umständlichen Titel trägt: „Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“. Humboldt hat sie als 25-Jähriger verfasst. Nur Teile davon wurden ad hoc in Schillers Zeitschrift „Neue Thalia“ und in der „Berlinischen Monatsschrift“ veröffentlicht. Humboldt hat die „Ideen“ dann beiseitegelegt, um sie später zu überarbeiten. Dazu kam es nicht, so dass die „Ideen“ erst 1851 posthum zum Vorschein kamen. Vermutlich ist das der Grund, warum diese Schrift in der Geschichte der Staatstheorie – bedauerlicherweise – keine Rolle spielt.

Beeinflusst sind die „Ideen“ zunächst von der Französische Revolution. 1789 hatte der junge Humboldt nur wenige Wochen nach dem Sturm auf die Bastille Paris besucht. Anfangs begeisterten ihn die Parolen der Revolutionäre: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Bald jedoch überwog bei Humboldt eine recht ambivalente Haltung. Die ausufernden Gewalttätigkeiten schreckten ihn ab. Vor allem sorgte er sich um die in der Revolution schlummernde Möglichkeit einer Totalität und Omnipotenz des Staates.

Humboldts nach heutigem Verständnis sehr (ordo-)liberale „Ideen“ wurden zudem von Schiller beeinflusst, mit dem er sich intensiv austauschte. Schillers Ideal des „ästhetischen Staates“ war zum Zeitpunkt des Erscheinens von Humboldts „Ideen“ bereits in statu nascendi: 1792 veröffentlicht als Briefe „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Ideelle Basis für den jungen Humboldt war zudem Immanuel Kants Definition von Aufklärung, wie sie in dessen Beitrag „Was ist Aufklärung?“ 1783/84 in der Berliner Monatsschrift dargelegt worden war: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Humboldt wünscht sich in den „Ideen“ einen Staat, in dem jeder Einzelne ein selbstbestimmtes Leben führen soll. In Kapitel 3 der „Ideen“ beschreibt er die Aufgaben des Staates (die in ihrer Originalschreibweise wiedergegeben werden):

„Der Zweck des Staats kann nämlich ein doppelter sein; er kann Glück befördern oder nur Übel verhindern wollen, und im letzteren Fall Übel der Natur oder Übel der Menschen. Schränkt er sich auf das letztere ein, so sucht er nur Sicherheit, und (durch) diese Sicherheit sei es mir erlaubt, einmal allen übrigen möglichen Zwecken, unter dem Namen des positiven Wohlstandes vereint, entgegenzusetzen. Auch die Verschiedenheit der vom Staat angewendeten Mittel gibt seiner Wirksamkeit eine verschiedene Ausdehnung. Er sucht nämlich seinen Zweck entweder unmittelbar zu erreichen, seis durch Zwang – befehlende und verbietende Gesetze, Strafen – oder durch Ermunterung und Beispiel; oder mittelbar, indem er entweder der Lage der Bürger eine demselben günstige Gestalt gibt und sie gleichsam anders zu handeln hindert, oder endlich, indem er sogar, ihre Neigung mit demselben übereinstimmend zu machen, auf ihren Kopf oder ihr Herz zu wirken strebt. Im ersten Falle bestimmt er zunächst nur einzelne Handlungen, im zweiten schon mehr die ganze Handlungsweise und im dritten endlich Charakter und Denkungsart. Auch ist die Wirkung der Einschränkung im ersten Falle am kleinsten, im zweiten größer, im dritten am größesten, teils weil auf Quellen gewirkt wird, aus welchen mehrere Handlungen entspringen, teils weil die Möglichkeit der Wirkung selbst mehrere Veranstaltungen erfordert. So verschieden indes hier gleichsam die Zweige der Wirksamkeit des Staats scheinen, so gibt es schwerlich eine Staatseinrichtung, welche nicht zu mehreren zugleich gehörte, da z. B. Sicherheit und Wohlstand so sehr voneinander abhängen, und was auch nur einzelne Handlungen bestimmt, wenn es durch öftere Wiederkehr Gewohnheit hervorbringt, auf den Charakter wirkt. Es ist daher sehr schwierig, hier eine dem Gange der Untersuchung angemessene Einteilung des Ganzen zu finden. Am besten wird es indes sein, zuvörderst zu prüfen, ob der Staat auch den positiven Wohlstand der Nation oder bloß ihre

Sicherheit abzwacken soll, bei allen Einrichtungen nur auf das zu sehen, was sie hauptsächlich zum Gegenstande oder zur Folge haben, und bei jedem beider Zwecke zugleich die Mittel zu prüfen, deren der Staat sich bedienen darf.

Humboldt positioniert sich gegen einen patriarchalischen, paternalistischen Staatsgedanken. Nicht der Staat steht für ihn im Vordergrund, sondern das Individuum. In dessen Interesse muss der Einfluss des Staates weitgehend zurückgedrängt werden. Eine Einmischung des Staates in Privatangelegenheit der Bürger hält Humboldt für „verwerflich“. Allein für die innere und äußere Sicherheit solle der Staat zuständig sein.

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 Humboldt setzt auf Eigenverantwortung statt Entmündigung. Das ist höchst aktuell selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Denn die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft ist Bedingung individueller Freiheit und des Subsidiaritätsprinzips. Werden Staat und Gesellschaft aber als Eines und als Totales gesehen, leiden Freiheit und Subsidiarität. Das heißt, der Staat soll nur dort handeln, wo die Möglichkeiten von Individuen und Gruppen überfordert sind.

Im Grundsatz geht es Humboldt hier um ein Menschenbild, das dem Individuum zutraut und zumutet, sein Leben in Freiheit und Eigenverantwortung zu meistern. Ein anderes – sozialistisches – Menschenbild kollektiviert Verantwortung, es glaubt nicht an die Vernunftfähigkeit des Individuums und möchte die Menschen qua bequemen Wohlfahrtsstaat leiten wie eine Herde von dummen Schafen. Es gehört für Humboldt aber implizit zur Menschenwürde, dass der Mensch seine Bedürfnisse möglichst aus eigenen Kräften befriedigt und nicht der Staat als allmächtige administrative Sozialagentur, als Garant für die Erfüllung von Vollkasko-Ansprüchen.

Wir müssten mit Humboldt eigentlich wissen: Für den einzelnen sind die Folgen einer maßlos an den Staat gerichteten und vom Staat womöglich bestätigten Allmachtserwartung eine fürsorgliche Entmündigung, ein Verführen zur Bequemlichkeit, eine Erosion von Eigeninitiative und Eigenverantwortung, eine durch den Wohlfahrtsstaat antrainierte Trägheit oder gar eine erlernte Hilflosigkeit. Zudem erodiert der Sozialstaat mit jeder Expansion. Denn je mehr Sozialstaat, desto weniger Sozialstaatsmoral.

Humboldt erahnt das sehr konkret, wenn er schreibt:

„Überhaupt wird der Verstand des Menschen doch, wie jede andre seiner Kräfte, nur durch eigene Tätigkeit, eigne Erfindsamkeit oder eigne Benutzung fremder Erfindungen gebildet. Anordnungen des Staates aber führen immer, mehr oder minder, Zwang mit sich, und selbst wenn dieser der Fall nicht ist, so gewöhnen sie den Menschen zu sehr, mehr fremde Belehrung, fremde Leitung, fremde Hilfe zu erwarten, als selbst auf Auswege zu denken …. Noch mehr aber leidet durch eine ausgedehnte Sorgfalt des Staates die Energie des Handelns überhaupt und der moralische Charakter … Wer oft und viel geleitet wird, kommt leicht dahin, den Überrest seiner Selbsttätigkeit gleichsam freiwillig zu opfern. Er glaubt sich der Sorge überhoben, die er in fremden Händen sieht, und genug zu tun, wenn er ihre Leitung erwartet und ihr folgt, Damit verrücken sich seine Vorstellungen von Verdienst und Schuld. Die Idee des erstern feuert ihn nicht an, das quälende Gefühl der letztern ergreift ihn seltener und minder wirksam, da er dieselbe bei weitem leichter auf seine Lage und auf den schiebt, der dieser die Form gab … Nicht minder sichtbar ist jener nachteilige Einfluss in dem Betragen der Bürger gegeneinander. Wie jeder sich selbst auf die sorgende Hilfe des Staates verlässt, so und noch weiter übergibt er ihr das Schicksal seines Mitbürgers. Dies aber schwächt die Teilnahme und macht zu gegenseitiger Hilfeleistung träger. Wenigstens muss die gemeinschaftliche Hilfe da am tätigsten sein, wo das Gefühl am lebendigsten ist, dass auf ihm allein alles beruhe … Was nicht von dem Menschen selbst gewählt, worin er auch nur eingeschränkt und geleitet wird, das geht nicht in sein Wesen über, das bleibt ihm ewig fremd, das verrichtet er nicht eigentlich mit menschlicher Kraft, sondern mit mechanischer Fertigkeit.“

Und an anderer Stelle:

„Denn je mannigfaltiger und eigenthümlicher ein Mensch sich ausbildet, je höher sein Gefühl sich emporschwingt; desto leichter richtet sich auch sein Blick von dem engen, wechselnden Kreise, der ihn umgiebt, auf das hin, dessen Unendlichkeit und Einheit den Grund jener Schranken und jenes Wechselns enthält, er mag nun ein solches Wesen zu finden, oder nicht zu finden vermeint. Je freier ferner der Mensch ist, desto selbstständiger wird er in sich, und desto wohlwollender gegen andre. Uns aber führt nichts so der Gottheit zu, als wohlwollende Liebe; und macht nichts so das Entbehren der Gottheit der Sittlichkeit unschädlich, als Selbstständigkeit, die Kraft, die sich in sich begnügt, und auf sich beschränkt. Je höher endlich das Gefühl der Kraft in dem Menschen, je ungehemmter jede Aeußerung derselben; desto williger sucht er ein inneres Band, das ihn leite und führe, und so bleibt er der Sittlichkeit hold, es mag nun dies Band ihm Ehrfurcht und Liebe der Gottheit, oder Belohnung des eignen Selbstgefühls sein. Daher erscheint der also gebildete Mensch in seiner höchsten Schönheit, wenn er ins praktische Leben tritt, wenn er, was er in sich aufgenommen hat, zu neuen Schöpfungen in und außer sich fruchtbar macht.“

Basis für das Gelingen eines solchen Staats- und Gemeinwesens ist für Humboldt Bildung, Bildung, Bildung. Bereits in Kapitel 1 der „Ideen“ schreibt er:

„Denn die wichtige Untersuchung der Gränzen der Wirksamkeit des Staates muss – wie sich leicht voraussehen lässt – auf höhere Freiheit der Kräfte und größere Mannigfaltigkeit der Situationen führen. Nun aber erfordert die Möglichkeit eines höheren Grades der Freiheit immer einen gleich hohen Grad der Bildung, und das geringere Bedürfniss, gleichsam in einförmigem, verbundenen Massen zu handeln, eine größere Stärke und einen mannigfaltigeren Reichtum der handelnden Individuen.“

Vor allem aber – und das ist eine der bekanntesten Passagen dieses Werkes – geht es Humboldt um eine umfassende Allgemein- und Persönlichkeitsbildung. Kapitel 2 beginnt denn auch wie folgt:

„Der wahre Zweck des Menschen, nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welchen die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt – ist die höchste und proportionirlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste und unerlässliche Bedingung. Allein ausser der Freiheit erfordert die Entwickelung der menschlichen Kräfte noch etwas anderes, obgleich mit der Freiheit eng verbundenes – Mannigfaltigkeit der Situationen. Auch der freieste und unabhängigste Mensch, in einförmige Lagen versetzt, bildet sich minder aus.“

Das mag antiquiert klingen, ist aber sehr zeitgemäß. „Proportionierlich“ heißt nämlich: Alle Anlagen müssen gleichermaßen gefördert werden, hinsichtlich der verschiedenen Bildungsbereiche müssen die Proportionen stimmen. Diese Proportionen stimmen, betrachtet aus heutiger Perspektive, vielfach jedoch nicht mehr. Denn „Bildung“ bzw. das, was man heute dafür hält, scheint mehr und mehr ausgerichtet auf das rein Funktionale, Ökonomische, Utilitaristische, Messbare. Aber dieses Thema muss an anderer Stelle diskutiert werden, durchaus unter Bezug auf Wilhelm von Humboldt, der alles andere als überholt ist.


Aus:
Josef Kraus und Walter Krämer, Sternstunden. Große Texte deutscher Sprache. Ganzleinenband mit Schutzumschlag, 466 Seiten, 24,90 €.

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34 Kommentare

  1. Unser Lehrkörper (Maria Ward) war streng, aber eine sehr gute Vorbereitung auf die Schule des Lebens. Im Nachhinein betrachtet war es wohl das Ziel, uns eine wahrhaft „proportionierliche“ Bildung angedeihen zu lassen – wie ich jetzt durch Sie von Humboldt weiß.
    Wir haben mit auf den Weg bekommen, dass Schule allenfalls eine fundiertes Basiswissen vermitteln kann, wir aber bei Bedarf wissen sollten, wo wir nachschlagen können. Wenn Bildung irgend welchen Moden nacheifern will, fördert und züchtet dies mE Dummheit und eher Ein-Bildung statt Bildung.

  2. Es geht in der (Evolution und) Geschichte aber nicht um Bildung als solcher, sondern um Erfolg.

    Gebildete sind oft schwach, und können ihre geistige Überlegenheit nur in einem geschützten Umfeld ausspielen. Und überlegen sind sie auch nur in den Bildungsfächern, keineswegs wenn es um Gerissenheit, List, Bauernschläue geht.

    Ohne Schutz müssen sich schwächliche Gebildete immer der brutalen Kraft der jüngeren körperlich uberlegeneren unterordnen.

    Man denke an die Herrschaft der Ritter, oder das Verhältnis gebildeter englischer Klosterbrüder und analphabetischer Wikinger.

    • die wikinger waren keine analphabeten und hatten einiges mehr zu bieten als nur kampfkraft. auch ritter waren keine ungebildeten haudraufs sondern durchaus gebildete leute. es gehört etwas mehr dazu, ein lehen zu verwalten oder ein wikingerschiff über die nordsee zu führen, als nur kräftig draufhauen zu können.
      im übrigen – wer hat länger ausgehalten – die schwachen mönche oder die wikingerherrschaft? auch der feudalismus des mittelalters, der den belhnten reiterkrieger hervorbrachte, existiert nicht mehr.
      die angeblich so überlegenen kämpfer wurden von den gebildeten schichten schlicht geschluckt.

      • @werner2k
        Inhaltlich stimme ich zum Großteil mit Ihnen überein, trotzdem wäre ihr Kommentar deutlich angenehmer zu Lesen wenn Sie, zumindest ansatzweise, die Regeln für die Groß- und Kleinschreibung anwenden würden.

        Im Berufsleben fällt mir das auch oft auf, dass inhaltlich ganz gute Unterlagen unter, teils kapitalen, Rechtschreibfehlern bzw. einer „unterirdischen“ äußeren Form „leiden“ und deshalb nicht richtig Ernst genommen werden (können).

        Ich persönlich empfinde die generelle Kleinschreibung im Grunde als „Geringschätzung“ gegenüber den anderen Lesern, noch dazu geht es bei dem Thema um Bildung …..

  3. Hochinteressanter Einblick.

    Zitat Humboldt:“Nun aber erfordert die Möglichkeit eines höheren Grades der Freiheit immer einen gleich hohen Grad der Bildung, und das geringere Bedürfniss, gleichsam in einförmigem, verbundenen Massen zu handeln, eine größere Stärke und einen mannigfaltigeren Reichtum der handelnden Individuen.““

    Wahre Worte.
    Eine liberale Gesellschaft funktioniert nur dann, wenn möglichst viele ihrer Mitglieder in Freiheit und Selbstverantwortung bestehen können. Dies erfordert einen umfangreichen Blick auf das Leben und die Welt.
    Diesen Blick muss man erlernen und die Erkenntnisse in der Praxis verfestigen.

    Der Hauptgrund für den Verfall unserer Freiheit ist der Verfall unseres Bildungssystems. Ein Bildungssystem, welches mehr und mehr Analphabeten auswirft, die weder Einmaleins noch Rechtschreibung beherrschen und sich gerade noch selbst die Schuhe zubinden können, muss zwangsläufig zu einer vom Staat dirigierten Bevölkerung führen, denn sonst regiert das Chaos.

  4. der Staat hat die Schulen und Universitäten längst als Mittel zur Manipulation erkannt. man schaue sich nur einmal die Veränderung von Schulpolitik an, die nach einem politischen Wechsel von konservativ-liberalen zu rot-grünen Landesregierungen stattfinden. die Neigung der linksgrünen Politik zur Bevormundung und zur Manipulation von der Wiege bis zur Bahre ist dabei noch höher, als die der anderen Richtung. packt man in die Betrachtung noch Bologna und die europäischen Bildungsintentionen mit hinein, dann erkennt man klar die Aversion dieser Eliten gegen wirkliche Bildung, freiheitlich Bildung zu offenem Denken. alles pure Gleichmacherei und Ausprägung der Nannystaat-Fixierung. und alle diese Begriffe wie Teilhabe, Genderforschung, Integration + Inklusion, Equalpay, Minderheitenpolitik, etc pp sind nur die Realisierung von einem neuen Gesellschaftsmodell, dem Öko-Sozialismus. der Abstieg im Vergleich zu Staaten wie Indien, China, USA ist damit vorgeprägt, Europa auf dem Weg in die Schwellenländer-Position.

  5. Also, ehrlich gesagt, dieser Rückgriff auf Humboldt kommt mir doch sehr antiquiert vor. Was sollen heutige Schüler damit anfangen? Es reicht doch schon, dass im Deutsch-Unterricht Lektüren gelesen werden, die vor 50 Jahren auch schon gelesen wurden und bei denen sich heutigen Schüler zu Tode langweilen. Wäre es nicht besser, Sprachen wie Russisch oder Chinesisch in den Schulen zu unterrichten, dazu Ökonomie und Informatik. Ja, dann fiele das Abitur natürlich anders aus, mit 1,0 wöre es dann schnell vorbei. Wenn man Gunnar Heinsohn folgt, dann sind hier nur 50 Schüler von 1000 Tasend in Mathematik begabt oder hochbegabt, in Singapur 500. Anstatt sich auf völlig überholte Bildungsideale zu stützen, sollte man analytisches Denken fördern in Verbindung mit Disziplin und Leistungsbereitschaft. Das mag sich für die links-grünen Integrationsfanatiker schlimm anhören, es wird aber unsere Zukunftsfähigkeit sichern. Mit Religion und Sport in den Schulen werden wir nicht mehr weit kommen!

    • Antiquiert? Ist der alte Adam jetzt ein anderer Adam? Und was ist mit der Antiquität des Namens „Hieronymus Bosch“, unter dem Sie firmieren? Im übrigen sind die rein analytisch durchgestylten Funktionsfuzzis absolut nicht meine Zukunftsvision. Solche Funktionsfuzzis bekommen wir aber, wenn wir alles, was kulturelle Bildung ausmacht, über Bord wirft.

    • Sie sind wohl noch etwas jünger, daher haben Sie nicht den Überblick, den man nur haben kann wenn man früher mit heute zu vergleichen in der Lage ist. Ihre Kritik geht in mehreren Punkten ins Leere:
      -Informatik gibt es heute als Fach schon in den meisten Schulen, Russisch je nach Region auch. Und was soll man mit Chinesisch? Es lernen nur weil es schwierig ist? Das wäre eine Vergeudung von Ressourcen, die man anders sinnvoller einsetzen könnte.
      -GERADE früher, also vor dem durch die 68-er angeleierten Reformpfusch standen Dinge wie Disziplin, analytisches Denken und Leistungsbereitschaft hoch im Kurs. Das sind sozusagen traditionelle Kerntugenden, aber sie sind keineswegs neu.
      -was viele Leute nicht wissen: es gab schon vor den bekannten PISA-Studien internationale Vergleichsstudien. Diese wurden vielleicht nicht ganz so häufig durchgeführt. Unser Schulsystem nahm jedenfalls immer einen Spitzenplatz ein. Wir haben also mal erfolgreich gearbeitet. Es sind nur die Ideologen, die unser Schulsystem verpfuscht haben, die Glauben machen wollen, wir kämen aus der dunklen, rückständigen Tiefe des Mittelalters und jetzt müssten sie, die großen linksgrünen Heilsprediger als Retter auftreten. Sie sind nicht die Retter, sie sind die Zerstörer. Sie haben etwas verpfuscht was zuvor vorbildlich funktionierte.
      -wenn Sie sich so sehr für „neuen“ Stoff einsetzen, dann vergessen Sie, dass ein Fach wie Mathematik im Wesentlichen (zu über 95%) zurückgeht auf entweder die alten Griechen oder Denker die schon vor Hunderten von Jahren lebten: siehe Namen wie Pythagoras, Archimedes, Euklid, Thales, Descartes, Pascal, Gaus, Leibniz.
      -Schüler langweilen sich keineswegs bei traditionellem Bildungsgut wie etwa Shakespeare oder Goethe. Wenn doch, dann liegt es eher am Lehrer als am Stoff. Ob eine Lektüre erst ein paar Wochen oder ein paar hundert Jahre alt ist, die Schüler kennen sie in aller Regel ja doch nicht-wozu dann dieser Zwang zur „Modernität“, zumal es heute kaum noch maßgebliche Literatur gibt (soll heißen, dass die Sachen von früher einfach besser und gehaltvoller sind). Und außerdem gibt es noch so etwas wie zeitlose Werte. Eine der bedenklichen Entwicklungen in unserem Schulsystem ist es, irgendwelchen Moden und kurzlebigen Erscheinungen hinterher zu rennen.

      Die überholten Bildungsideale, die es über Bord zu werfen gilt, das sind all jene, die von den 68-ern angeleiert wurden.

    • @Hieronymus Bosch
      Einspruch, ich bin als regelmäßiger Theatergänger immer wieder überrascht wie gut viele „alte“ Stücke bzw. deren literarischer Ursprung immer wieder auf die „aktuellen“ Themen passen. Insofern hat das Lesen „alter“ Lektüren im Unterricht durchaus seine Berechtigung. Einer der Grundgedanken dahinter ist ja auch das selbstständige Denken zu lehren bzw. dazu anzuregen.
      Warum jemand auf die Idee kommen kann in Singapur wären 10x soviele Schüler in Mathematik hochbegabt und/oder begabter als anderswo erschließt sich mir gar nicht. Bei solchen „Geschichten“ ist es wichtig die Randbedingungen zu nennen bzw. zu kennen. Wer hat bei Wem, Was beauftragt und (ganz wichtig !!!) von Wem wurde es finanziert, weil dann häufig sehr schnell klar wird was herauskommen sollte…
      Das Thema Sport (Religion gehört schon in die Schule) sehe ich ähnlich wie Sie, weil das eigentliche die Aufgabe des Elternhauses wäre. Wenn ich mir die Kinder aber so anschaue dann muss der Sportunterricht weiter in der Schule verbleiben, da leider von vielen Elternhäusern in dieser, und auch vieler anderer, Hinsicht wenig bis nichts zu erwarten ist.

  6. Schöne Worte, und noch besser wäre es, wenn sich das in der Schule wiederfände. Anders als Sie sehe ich dort allerdings nicht Nützlichkeitsaspekte und Meßbarkeiten angestrebt, sondern ideologisch idealisierte Wunschwelten, die einer ökonomischen Verwendbarkeit der Absolventen eher entgegenstehen.
    Nebenbei: Wenn Sie schon schreiben, daß Sie Humboldt in der Originalschreibweise wiedergeben, jubeln Sie uns bitte nicht unter, daß Humboldt vierzig Jahre vor Heyse dessen S-Schreibung angewandt hat.

  7. Bildung impliziert auch die Fähigkeit zum Denken. Genau an dieser Stelle mangelt es im deutschen Bildungssystem, weil denkende Menschen politisch zunehmend nicht mehr gewollt sind. Bildung wurde in den letzten Jahren, sowohl an den Schulen als auch an den Unis, auf die Vermittlung eines politisch gewollten Wissens reduziert. Damit wurde nicht nur die Fähigkeit zum Denken reduziert, sondern die aus dem Denken entstehende Kreativität in weiten Teilen entfernt. Die Stärke eines Landes, welches über kaum Rohstoffe verfügt, liegt aber darin, dass es viele denkende und kreative Menschen hat, um daraus wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Insofern ist das was Humboldt geschrieben hat, heute aktueller denn je.

  8. Das Problem ist so weit fortgeschritten – gefördert worden – dass selbst junge Stundenten heute von ihren Dozenten erwarten den Stoff vorgekaut zu bekommen. Eigeninitiatitve und vor allem selbstständige Organisation werden heute als Schikane betrachtet statt als Freiheit. Es liegt also nicht NUR am Nanny-Staat sondern auch an den Generationen die er herangezogen hat.

  9. Bildung ist grundsätzlich für unser Gemeinwesen von Vorteil, aber dazu gehören zwei Parteien, die eine, die Bildung anbietet und die andere, die sie annimmt. Bildung erwächst in jungen Jahren aus dem sozialen Umfeld und wird in der Regel ergänzt durch persönliche Neugier und dem anerzogenen festen Willen etwas aus sich zu machen und wer aus gegensätzlichem Umfeld kommt, der hat in der Regel schlechtere Karten, es sei denn, einige positive Grundeigenschaften der Vorvorderern kommen durch und das wäre dann das Glück des Einzelnen, sich in eine Zukunft hineinzubewegen, was ihn durch Bildung dauerhaft prägt und natürlich kann der Staat helfend eingreifen, die Grundvoraussetzung muß aber gegeben sein, sonst wird es nichts und da hilft auch keine sozialistische Gleichschalterei um das Gehirn zu beeinflussen, das kommt von innen und wer es nicht hat, geht leider an vielen schönen Dingen des Lebens vorbei, wobei es dann fraglich ist, ob es überhaupt bemerkt wird und da schließt sich der Kreis der Erkenntnis, denn Wissen ist nicht nur Macht, sondern auch die Befähigung die ganze Schönheit unseres Seins zu erkennen und wer darauf verzichten kann, dem sei es benommen, viele würden ohne breites Wissen aufgrund ihrer inneren Neugierde zugrunde gehen.

  10. Ich arbeite seit 30 Jahren im erzieherischen Bereich und ärgere mich darüber, dass viele Tatsachen tabuisiert werden. Zum einen sind die schulischen Leistungen der Kinder so schlecht, weil fast nur Frauen in Kitas, Vorschulen und Grundschulen auf die Kinder einwirken. Finnland mit mehrheitlich männlichen Grundschullehrern und guten Ergebnissen macht vor was möglich wäre. Ein weiterer Punkt ist das miserable Abschneiden von Kindern alleinerziehender Frauen. Diese schneiden sehr schlecht ab im Vergleich zu Kindern, die mit einem Vater bzw. nur beim Vater aufwachsen. Deutlich mehr Drogenmissbrauch, Kriminalität, Suizide, Schul- und Berufsversagen ist in diesen prekären Familiensituationen nachgewiesen. Wenn man diese nachprüfbaren Fakten auch nur zur Diskussion stellen möchte, wird man bzw. Frau ausgegrenzt und stigmatisiert. Feminismus ist vor allem für Kinder und Jugendliche Gift, weil es ihnen Chancen verweigert, die sie nie wieder bekommen.

    • Ich finde es bemerkenswert, dass Sie als Frau die Größe haben, so etwas zu sagen. Herzlichen Dank dafür.
      Wir haben in Deutschland (bedingt durch eine aberwitzige, Frauen immer noch bevorzugende Gesetzgebung) eine totale Verweiblichung des Lehramts-über alle Schulformen gesehen in etwa doppelt so viel weibliche als männliche Lehrkräfte. Vor allem in Grundschulen ist das wohl ein Problem.
      Ich selbst war Gymnasiallehrer, hatte mit der Grundschule zwar direkt nichts zu tun, habe aber Fälle von männlichen Schülern erlebt, die mit Verhaltensstörungen in die weiterführende Schule kamen-Ursache war der Umstand, dass sie in der Grundschule nur von Frauen unterrichtet worden waren und sich innerlich dagegen auflehnten. Der Unterrichtsstil von weiblichen und männlichen Lehrkräften ist meist unterschiedlich. Während Frauen mehr in die Breite gehen, mehr das stofflich-konkrete und die sozial-integrativen Aspekte betonen legen Männer (sofern sie überhaupt noch männlich agieren und nicht selbst schon verweiblicht sind) mehr Wert auf Lernprogression und Leistungsaspekte.

      Beides sollte meines Erachtens in ausgewogenen Anteilen repräsentiert sein-Schule sollte weder verweiblicht noch extrem vermännlicht sein. Im Moment (und wohl auf Jahre hinaus) wären allerdings wieder (wie in der Gesellschaft als ganzes) ehr männliche Anteile vonnöten.

      Der Kampffeminismus macht in unseren Schulen unendlich viel kaputt.

    • Wie wohltuend, von einer Frau so ehrliche und sachliche Aussagen zu lesen, nach all dem sonst üblichen Gendergedöns, das mir zum Hals heraus hängt. Chapeau! Ich würde mir viele Judith Hirsch vor allem in der Politik wünschen an Stelle der Merkels, von der Leyens, Nahles, Barleys, Roths, Göring-Eckardts etc. etc. Frau Hirsch, falls noch nicht geschehen, sollten Sie in der AfD aktiv werden.

    • Interessant, was Sie schreiben. Für mich ist das aber nur eine Seite derselben Medaille. Linke Bildung heißt wie linker Feminismus: Alle sind gleich. Das ist ein großer Unterschied zu dem, was der Feminismus noch in den 70ern forderte: nämlich alle sind gleichberechtigt. Männer und Frauen sind nicht gleich, genauso wenig wie intelligente oder weniger intelligente oder gar behinderte Schüler. Jeder Gutmensch glaubt, Moslems und Christen sind gleich. Und jetzt kommt das Oberparadoxe: Dieses krude Goeichheitsdenken nennt man dann auch noch „Diversity“ und „Multikulti“. Schizophrener geht es nicht.

      • Julian Schneider – Gut, dass Sie darauf aufmerksam machen. Es ging ursprünglich um Gleichberechtigung. Auch hier wird oft übersehen, dass ein aufrichtiges Wollen von Gleichberechtigung alle meint, also auch die Rechte der Männer im Blick hat. Leider gab es damals auch eine Weggabelung, weil sich etliche sogenannte Frauenrechtlerinnen nur noch darauf fokussierten, Männer – ziemlich verbiestert – als etwas völlig Negatives abzulehnen. Es ging bei dieser Gruppe und deren Folgen nicht mehr darum, den Mensch über alles zu setzen, sondern sie spalteten. Wer dagegen als Mädchen und Frau selbstverständlichen, konstruktiven und gemeinsamen, teamorientierten Umgang auf Augenhöhe mit Jungen und Männern erlebte und lebte, hatte keinen Draht zu der genannten, destruktiven Gruppe, die mit Feindbildern statt Gemeinschaftlichem arbeitete.

      • Jawohl, das musste mal gesagt werden. Wir waren immer mit den Jungs auf Augenhöhe, ohne dass wir um unsere persönliche Meinung kämpfen mußten. Kein Thema lief in die Leere. Und über die FeministInnen haben wir geschmunzelt, mitleidig gelächelt. 1975 wurde „der kleine Unterschied“
        bei Fischer verlegt. Am Stuttgarter Bhf. habe ich „die Reise-Lektüre“ erworben und bis Ffmain quergelesen. Soeben habe ich das erste mal wieder hineingeschaut + es rasch wieder geschlossen. Zeitverschwendung. Habe „Frigiditäts-Humbug“ lediglich als Reminiszenz aufbewahrt. Als äußerst negatives „litrarisches Werk“ für die Nachwelt. Erinnert vorausschauend an den derzeitigen Genderwahn.

  11. Humboldt wäre in unserer Zeit sicherlich überfordert. Er mag Großes gedacht haben, doch konnte er wohl kaum vorausgesehen haben, wie sehr die systematische Gefangennahme des Denkens und Wollens die individuelle Freiheit im Hier und Jetzt beschädigt.

    Revolution ist etwas für Romantiker.

  12. danke für die erinnerung an wilhelm von humboldt, herr kraus! mein sohn hat mir eine datei zu maischberger zukommen lassen, und ich bin ziemlich enttäuscht darüber, daß sie sich dort nicht eineindeutiger geäußert haben!

    best regards, friedrich – wilhelm, cambridge/mas.

    • Sie sollten nicht über mich enttäuscht sein, sondern der Moderatorin gegenüber Ihre Verärgerung zum Ausdruck bringen. Zum Hintergrund: Man hat mich als Experten eingeladen, dann in die Zuschauerreihen verbannt und ganze zweimal 60 Sekunden zu Wort kommen lassen. Wiewohl ich mich mehrmals noch zu Wort melden wollte, kam ich nicht mehr zum Zug. Zum Zug kamen ständig die gutpädagogischen Visionäre mit ihren Vorstellungen von: Schule ohne Noten, ohne Zeugnisse, ohne Stress, ohne Auslese, Schule mit Spaß, Schüler und Lehrer auf Augenhöhe, Integration, Inklusion, Abitur für alle …. Brave New School! Dafür habe ich an einem sonnigen Tag – honorarfrei – 12 Stunden inkl. Reiseaufwand geopfert!

      • Sehr geehrter Herr Kraus,

        so, wie von Ihnen geschildert, geht es wohl vielen, die in eine Talkshow eingeladen werden und nicht die Ansichten und Meinungen vertreten, die den Zuschauern vermittelt werden sollen.

      • Sehr geehrter Herr Kraus,
        haben sie wirklich geglaubt, das dieses in einer Talkshow des ÖR in Deutschland mal anders laufen würde, insbesondere bei den Moderatoren?
        Darum wundert es mich, warum sich viele dieses noch als Talkgaeste „antun“, da
        das „Ergebnis“ meistens schon in Vorwege klar sein sollte.
        Die einzige „Talkrunde“, die man noch getrost sehen kann, ist die auf Servus-tv,
        „Talk im Hangar 7“, wo noch wirklich diskutiert wird und der Moderator neutral zu den verschiedenen Positionen des Themas steht.

      • Ich kenne das Geschäft. Immerhin war ich in 20 Jahren bestimmt in annähernd 40 Talkshows und habe alle Talkshow-„Größen“ erlebt. Warum ich mir das „antue“? Wahrscheinlich weil ich immer noch meine, die Schwätzer sollten nicht ganz unter sich bleiben. Die schweigende Mehrheit braucht doch wenigstens ein kleines Sprachrohr. Ist es Naivität oder Größenwahn, so zu denken?

      • Es ist weder Naivität noch Größenwahn, Sie liegen da schon richtig. Eines der wesentlichen Probleme unserer Gesellschaft ist der Mangel an Zivilcourage. Bei Eltern und auch bei Lehrern. Viele denken anders als sie sich äußern. Ich habe in meiner Berufserfahrung als Gymnasiallehrer immer wieder erlebt, dass Eltern sich für eine Verbesserung gymnasialer Standards (also quasi gegen Gesamtschulniveau) ausgesprochen haben. Wenn sie gefragt wurden welches Schulmodell sie für das der Zukunft halten haben sie möglicherweise geantwortet „die Gesamtschule“. Aus Unkenntnis, Feigheit, oder als Folge medialer Beeinflussung, denn in Wirklichkeit wollten sie ja gerade keine Gesamtschule.

        Oder: statistisch gesehen sind ca. 60% der Gymnasiallehrer im Philologenverband (der schon immer sehr konservativ war und, anders als die CDU, seine konservative Linie auch beibehalten hat) organisiert. Hört man die Leute in einem Durchschnittskollegium aber so reden hat man den Eindruck, alles sei zu 98,5% auf linksgrüner Linie. Das geht genau so wenig zusammen wie das oben erwähnte Verhalten der Eltern.

        Ich glaube es ist mehrheitlich Feigheit, vielleicht noch gepaart mit Ignoranz, Denkfaulheit, Bequemlichkeit oder Unentschlossenheit. Die meisten Lehrer sind wohl gegen Inklusion, trauen sich aber nicht es zu äußern.

        Wie in so vielen anderen Dingen gibt es auch hier eine Diskrepanz zwischen der eigentlichen, nicht geäußerten öffentlichen Meinung und der veröffentlichen Meinung.

        Da es so viele Feiglinge gibt muss es aber auch ein paar Mutige geben, die in der Öffentlichkeit über diese Dinge reden.

      • Ich stimme Ihnenzu Herr Kraus. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.

      • Werter Herr Kraus, ich finde es sehr loyal der „ohnmächtigen Masse“ gegenüber, dass Sie für uns, wo auch immer, Präsenz gezeigt haben. Da ich seit 3 Jahren die Glotze nur noch einschalte, wenn TE-Autoren über diverse Talks berichten, werfe ich die Mediathek an. Das werde ich auch jetzt tun. Sofort. Danke.

      • Nachtrag: ich habe nunmehr die ganze Sendung gesehen. Alles, was zu sagen war – das haben Sie gesagt. Auch der Respekt des „Panikorchesters“ war Ihnen sicher. Ausgenommen die „Bildungsexpertin“ von SPON, die Ihnen offensichtlich geistig nicht folgen konnte. Dennoch wichtig, dass Siemal wieder in der Arena der traurigen Irrlicher waren – die Moderatorin schien Sie zu fürchten. Was für „traurige Gestalten“.

      • Schule ohne Anforderungen ist wie Sport ohne Training. Man stelle sich einen Fußballcoach vor, der seiner Mannschaft sagt „Trainiert nur nicht so viel, gönnt Euch öfter ein Bier, geht mehr in die Disco statt auf den Trainingsplatz. Und man kann sich leicht vorstellen was dabei heraus kommt, wie diese Mannschaft dastehen wird wenn sie gegen ein durchtrainiertes Team antritt.

        Schule ohne Noten (paradoxerweise wollen sowohl Eltern als auch Schüler mehrheitlich ausdrücklich Noten!) und ohne Anforderungen ist wie süßes Gift. Und alles was Sie sonst oben noch nennen ist ein echter bildungspolitischer Offenbarungseid. Prof. Dr. Arnulf Baring und Dr. Bernhard Bueb kamen vor Jahren in einer vergleichbaren Talkshow noch zu Wort. Einer von ihnen äußerte sinngemäß „kein anderer Gesellschaftsbereich sei nach dem Krieg so sehr zur Spielwiese von linken Ideologen geworden wie der ganze Bereich Bildung.“ Im Laufe der Jahre sind die Missstände konserviert und ist eine linke Einheitsideologie installiert worden. Diese versucht man abzusichern durch Denk- und Redeverbote. So wie in dieser Talkshow des linksgrünen Mainstream.

        Man darf aber nicht aufhören, die Missstände und die dafür Verantwortlichen (die linksgrünen Ideologen) unermüdlich zu benennen. Hier in diesem Forum sollte man das immer wieder zum Thema machen.

  13. Sehr kluge Texte von Humboldt. Um als junger Mensch immer selbständiger zu werden, braucht es den Unterbau von Wissen, Werten und Erfahrung, um bestmögliche Entscheidungen zu treffen, für die dann auch die Verantwortung übernommen wird. Sehr großen Einfluss haben daher immer die Eltern als glaubwürdiges Vorbild und mit den zur Verfügung gestellten Anregungen und Mitteln. Massenweise haben wir früher Bücher verschlungen und bekamen dadurch gleichzeitig Interesse für die Lernangebote der Schule sowie Neugier für vielfältigste Freizeitgestaltung. Ein sehr tiefsinniger Satz: „Je freier ferner der Mensch ist, desto selbstständiger wird er in sich, und desto wohlwollender gegen andre.“

  14. Amerikanische Schwarze können NUR Englisch, französische Araber und Schwarze meist fließend Französisch. Und hat es was genützt?
    Bis deutsche Zuwanderer überhaupt grundlegende deutsche Sprachkenntnisse haben ist das Land schon ruiniert (man sehe sich die 4 Generation Türken an). Aber die Sprachkenntnisse bringen ja auch gar nichts, siehe oben.

    Bildung Bildung Bildung ist da wohl eher der Schrei nach mehr Jobs für linke Lehrer und Sozialpädagogen.

  15. HABE DEN MUT, DICH DEINES EIGENEN VERSTANDES ZU BEDIENEN, wobei EIGENEN doppelt und dreifach unterstrichen werden müsste. An unseren Schulen wird das Gegenteil kultiviert. Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich war viele Jahre Gymnasiallehrer. Heutzutage stehen nicht Erziehung zu Mündigkeit und Entwicklung der Persönlichkeit im Vordergrund, sondern politische Indoktrination und Bevormundung. Dies führt zu Denkfaulheit und Überangepasstheit gegenüber der herrschenden Ideologie. Und die ist in unseren Schulen zweifelsohne „linksgrün“. Etwas anderes wird nicht geduldet, kaum ein Lehrer hat den Mut, im Rahmen des Schulgesetzes eigene Akzente zu setzen und frei zu denken. Damit ist er natürlich auch seinen Schülern kein gutes Vorbild in Sachen Mündigkeit oder Persönlichkeit.
    Der Mensch als denkendes Wesen wird so reduziert auf eine Art von Moral oder Wissen, die nicht auf Einsichten und elaborierten Denkprozessen beruhen, nein sie werden eingebleut wie man einem Papagei einzelne Wörter oder Phrasen „beibringt“. Letzterer kann das ihm „Vermittelte“ nachplappern, aber er versteht den Sinn nicht. In Bezug auf Lernprozesse spricht man in der pädagogischen Psychologie von „Verarbeitungstiefe“. Papageienwissen, und vor allem Papageienmoral, so wie sie in unseren Schulen hauptsächlich vermittelt werden haben eine geringe Verarbeitungstiefe und sind somit wertlos. Mehr noch, in der gegenwärtigen Form schädigen sie die Gesellschaft.

    Es wäre dringend geboten, der Ideologisierung und der auf sehr enge Denk- und Meinungskorridore ausgelegten politischen Dogmatisierung (die 68-er waren die Webgereiter dieser unheilvollen Entwicklung, die linksgrünen Nachfolger und Moralpapageien unserer Tage multiplizierren die Probleme und schädigen unser ohnehin schon übelst angeschlagenes Schulsystem immer mehr) ein Ende zu bereiten und durch ganzheitliche Bildung im Sinne des humanistischen Ideals, also einer Kombination aus Kognitivem und Persönlichkeitsbildung, zu ersetzen. Unser Schulsystem arbeitet nicht mehr auch nur im Ansatz auf dem eigentlich gesellschaftlich gebotenen Niveau, weder im Hinblick auf Persönlichkeitsbildung noch in Bezug auf die Realisierung kognitiver Lernziele. Der vielfach beklagte Fachkräftemangel unseres Landes, das durchaus über genügend personelle Ressourcen verfügt ist nur eine Facette der mannigfaltigen Missstände.

    Ich habe gerade ein Buch fertig gestellt (und Agenturen zum Finden eines Verlags angeboten), in dem ich meine Erfahrungen als Lehrer verarbeitet habe. Im Falle der Veröffentlichung könnte das Buch wesentliche Denkanstöße für eine dringend benötigte gesellschaftliche Diskussion geben. Darin beschreibe ich im Detail Missstände und gebe Handlungsempfehlungen für deren Überwindung.

    Die Situation in unseren Schulen ist alles andere als rosig und es ist höchste Zeit, dass etwas getan wird.

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