<
>
Wird geladen...
Was gestern war? – Egal

Großes Ukraine-Aktenschreddern bei Illner: Rette ich meine Ideologie oder meinen Kopf?

11.03.2022

| Lesedauer: 3 Minuten
Bei Maybrit Illner wechseln alle Linken vom Lager der pazifistischen Diplomatielaberer in das der Schon-immer-vor-Putin-gewarnt-Habenden. Man behauptet einfach das Gegenteil – und kommt damit durch. Wäre da nicht ein 93-Jähriger, der beim Wenden nicht mehr so schnell ist.

Illner war mal wieder im Sonderformat, und es ging um die Ukraine. Tja, so schnell dreht sich die Welt weiter. Von heute auf morgen ist Corona kaum noch interessant, Karl Lauterbach wurde aus den Talkshow-Studios vertrieben, das ZDF hat keinerlei Verwendung mehr für ihn. Vielen macht diese Entwicklung Angst, sie vermuten dahinter Ablenkung von der Impfpflicht.

Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich das eher entspannt sehe. Auch die Coronapanik-Bubble wird von ihrem Kampf gegen Corona abgelenkt, Putin nimmt sie als Feindbild voll und ganz ein. Die doch eher glimpflich verlaufende Covid-Erkrankung ist auch nix im Vergleich zum drohenden Atomkrieg, der natürlich durch den „fossilen Krieg“ verursacht wurde. Und das Corona-Panikensemble ist jetzt einfach viel zu sehr damit beschäftigt, alle Beweise zu vernichten, die zeigten, dass grün, rot und schwarz die maximal falsche Russland-Politik betrieben haben.

DIE LAGE IN DER ÜBERSICHT
Putin greift im Süden und Osten an – und könnte ukrainische Truppen einkesseln
Statt Virologen sitzen bei Illner nun Militärexperten und Bundeswehroffiziere, der Fokus liegt auf so unfeministischen Themen wie Landesverteidigung. Es ist interessant zu beobachten, wie schnell die Politik (mal wieder) ihre Prinzipien über Bord wirft, wie hastig sämtliche Politiker jetzt ihre eigenen Worte verdrehen, um es so darzustellen, als hätten sie das alles kommen sehen und schon immer davor gewarnt – und dabei auch ihre linke Ideologie verraten. Nicht zuletzt auch Maybrit Illner selbst, die doch gar nicht mehr so sehr links klingt wie zuletzt.

Man habe ja aus 2015 gelernt, dass man doch schon überprüfen sollte, wer über die deutschen Grenzen kommt, stellt sie als allgemeinen Konsens fest. 2015 hätte sie sich das nicht getraut, bis vor Kurzem auch noch nicht. Auch eine spannende Frage, die sie Merz stellt: „Könnte dieser grottenschlechte Zustand der Bundeswehr auch damit zu tun haben, dass es 16 Jahre Verteidigungsminister aus der CDU/CSU gab?“ Und als es um den Beitritt der Ukraine in die Nato geht, stellt sie noch einmal ausdrücklich fest, dass es ja Angela Merkel war, die den seinerzeit blockiert habe. Sie windet sich und windet sich, doch es läuft alles auf eine Erkenntnis hinaus: Merkel hat es verbockt. Das merkt man jetzt, wo die Russen kommen, auch im ZDF.

Das Schlagwort der grünen Transformatoren ist nun auf „Energiesouveränität“ zusammengeschrumpft

Besonders gespalten ist die SPD. Sie muss gerade viel Schröder-Kritik einstecken, wird dabei massig in klarer Laberpositionierung behindert, weil sie die ganze Zeit den Altkanzler babysitten müssen. So ist auch die erste Frage von Illner an Herrn Klingbeil, immerhin neuer SPD-Chef, was er denn von Schröders geheimer Reise zu Putin halte. Diese Reise ist nämlich so geheim, dass alle genau wissen, wo er sich mit wem, wann und weshalb trifft. Ob man denn von Schröders Bitte an Putin nach Frieden irgendetwas erwarten kann, wo er doch für ihn arbeite.

An der Antwort von Klingbeil ist eigentlich nichts Besonderes. Bis einem auffällt, dass sie genau die gleiche Struktur hat, wie die Antworten aller anderen SPDler, die zu diesem Thema befragt wurden. Erst wird noch mal ausdrücklich und überschwänglich betont, dass man von diesem Besuch ja ganz und gar nichts wusste und dass das auch ganz und gar nicht von der SPD organisiert oder angeordnet wurde. Dann die diplomatische Einlenkung, dass man aber alle Versuche zur Friedensschaffung begrüße und ihm viel Glück wünsche. Da kommt einem dann doch der Gedanke, dass die SPD da etwas mit zu tun hatte, worauf ich vorher gar nicht gekommen wäre. Ich kann mir jedenfalls bildlich vorstellen, wie gestern früh alle SPD-Funktionäre zu diesem Statement gebrieft wurden.

Friedrich Merz war auch da, inhaltlich wär’s ja alles ok, wenn er sich nicht dauernd durch sein Wichtiggetue als größter Stratege des Jahrhunderts so aufbauschen und die Fehler seiner eigenen Partei ausblenden würde.

STEUERLOS
Deutschland zwischen Apathie und Aggression
Wie gesagt, es ist unterhaltsam zuzusehen, wie sie nun alle eine große Entscheidung treffen müssen: Rette ich meinen Kopf oder meine Ideologie? Die meisten entscheiden sich dann doch für ihren Kopf, wodurch Katja Kipping (Die Linke), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, ehemalige Parteivorsitzende, auch von ukrainischen Flüchtlingen schwärmt, die alle sofort arbeiten wollen, oder Ukrainern, die ihr Land verteidigen. Ganz anders als gewisse andere Flüchtlinge, die nicht arbeiten wollen, und denen man erstmal das mit dem Müll und solchen Sachen erklären musste. Von einer Energiewende redet sie auch nicht mehr so stolz wie früher.

Das Schlagwort der grünen Transformatoren ist in der Runde auf „Energiesouveränität“ geschrumpft.

Es muss schon ein 93-Jähriger sein, der die Linken zurückholt und daran erinnert, dass sie eigentlich auf der anderen Seite standen. Klaus von Dohnanyi liefert alles: Nato-Kritik und grenzenlosen Glauben an Diplomatie, wie man es kennt. Die Zukunft liege nicht in Abschreckung, sondern Ausgleich, meint er, und es dauert nicht lang, da ist er bei Willy Brandt angelangt.

Er beschämt die Runde ein wenig, weil die Linken im Raum wissen, dass sie im Prinzip bis gestern noch genau die gleichen Pazifismus-Sprüche rausgehauen haben und erst seit heute morgen Teil der Nato-Kampfverbände sind, die sie zuvor doch mitsamt der Bundeswehr halb und halb abschaffen wollten. Aber die Akten wurden offenbar rechtzeitig geschreddert.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

46 Kommentare

  1. Maybritt Illner, studierte an der Eliteschule der DDR, dem Roten Kloster in Leipzig. Noch Fragen?

  2. Bitte nicht vergessen, daß es der 93 jährige SPD Greis von Dohnanyi war, der eine Wahlempfehlung für Merkel abgab bei Ihrer letzen Wiederwahl, und klar äußerste, daß er Merkel wählen würde. Die SPD ein hoffnungsloser historischer Ansatz, das Thema Gerechtigkeit den Bürgern zu verkaufen – krachend gescheitert, heute in der Führung (!) genauso kriegstreibend wie damals……
    Peter Mallm

  3. „Man habe ja aus 2015 gelernt, dass man doch schon überprüfen sollte, wer über die deutschen Grenzen kommt, stellt sie als allgemeinen Konsens fest.“

    Das muss ich verpasst haben. Allein schon, dass diese „Flüchtlinge“ jetzt ohne Impfnachweis o.ä, reingelassen werden, sit eine zum Himmel schreiende Ungleichbehandlung der einheimischen Bevölkerung gegenüber, aber gut: Das Grundgesetz ist seit 09/2015 das Papier nicht mehr wert, auf das es gedruckt wird.

  4. Anders als bei allen ÖR-Schwatzrunden über Deutschlands Zustand seit 2015, wo immer eine enorme Zielstrebigkeit bei der Umschiffung des rosa Elefanten im Raum erkennbar war, kann beim Ukraine-Konflikt munter drauflos schwadroniert werden. Niemand hat hier wirklich eine Ahnung was da los ist. Geht es um die Migrationswaffe gegen Westeuropa, ist Putins Charakter- bzw. Geisteszustand die Ursache? Die üblichen Faustregeln „Wer die Panzerarmee über die Grenze schickt und wer Waffen in Krisengebiete liefert ist der Bösewicht“ helfen hier möglicherweise auch nicht weiter. 

  5. Den letzten Satz des Beitrages aufnehmend: Geschreddert haben die meisten in der Politik tätigen Menschen (nicht Politiker) den gesunden Menschenverstand und ihre Verpflichtung dem Volk zu dienen.

  6. Ich bin sehr dankbar, dass es die Journalisten von TE auf sich nehmen, die unerträglichen Laberrunden in den Öffentlich-rechtlichen anzuschauen und zusammenfassend zu kommentieren. So kann ich weiterhin das TV ausgeschaltet lassen und bleibe trotzdem auf dem neuesten Stand. Ohne mir die Staatspropaganda einträufeln lassen zu müssen.

    • Stimmt: Zumindest jeder Nichtprofiteur im Medien- und Wichtig-mach-Krieg, also jemand, der mit wertschöpfender Tätigkeit seinen Lebensunterhalt bestreitet, sollte peinlich genau auf seine Geisteshygiene achten. Das kann anstrengend sein, zahlt sich aber aus. Es kommt auch mal wieder eine Zeit nach der großen Dummheit.

      • „Die Zeit der großen Dummheit“ – endlich hat das Kind einen Namen!

  7. Zur unangenehmen Ukrainewahrheit gehört freilich auch, dass dort der Nazikollaborateur und Massenmörder Bandera verehrt wird. 2009 war er auf einer Briefmarke zu sehen, Straßen tragen seinen Namen, Denkmäler sind auf Hochglanz und an seinem Grab in München fehlen selten Blumen. München? Wie kommt der nach München? https://www.heise.de/tp/features/Lviv-ehrt-Nazikollaborateur-und-Kriegsverbrecher-4319933.html . Das soll den russischen Überfall nicht entschuldigen, wird mir aber doch zu dröhnend verschwiegen.

    • Da sollte doch unsere neue Außenministerin beim nächsten Frontbesuch in der Ukraine, wie es in deutschen Städten auch geschieht, eindringlich auf die Änderung von Straßennamen bestehen.

  8. Leider hat die Autorin nicht wiedergegeben, was Klaus von Dohnanyi wirklich gesagt hat. Die Ursachen für den Krieg liegen bei den Schlafwandlern im Westen, die mit NATO- und EU-Osterweiterungen die roten Linien Russlands überschritten haben. Putin hatte Abrüstung an seiner Grenze vorgeschlagen, wir rüsten jetzt auf. Sicher ist jetzt schon, dass die USA der Gewinner und die Europäer die Verlierer dieses Krieges sein werden.

    • Immer wieder dieser Unsinn! Leute wie Sie, die Estland, Litauen und Lettland das Recht auf Bündniswahl, also auf eine souveräne Außenpolitik vorschreiben wollen, verstehe ich einfach nicht. Die Freiheit und Selbstbestimmung dieser Länder, die ganze HIstorie, die jahrzehntelange sowjetische Besatzung, die Unterdrückung – das alles scheint ihnen vollkommen egal zu sein. Auch die Bedrohung, die nach wie vor von Rußland ausgeht, Beispiel Südossetien und nun Ukraine. Inwieweit ist die Nato, ganz praktisch, eine Bedrohung für Rußland? Welches Nato-Land hat Pläne vertreten und damit gedroht, in Rußland einzumarschieren? Solche Beispiele können Sie nicht nennen, da es sie nicht gibt. Ebensowenig können sie beantworten, wo die „aggressive“ Nato jetzt ist, wo sie doch den Krieg gegen Rußland einfach dankbar annehmen könnte. Stattdessen zieht sich die Nato zurück und verweigert jede Kampfhandlung. Es ist über alle Maßen klar, dass die Ursachen für den Krieg nicht im Westen, sondern bei Rußland liegen, das gnadenlos die anscheinende Schwäche des Westens nutzt. Wer das nicht sieht, will es nicht sehen.

      • Bleiben Sie gerne weiter bei ihrer Träumerei die nicht der Realität entspricht. Sie mit realen Fakten zu konfrontieren ist vergebens, sie scheinen sich im Russlandschuldmodus zu befinden.Aber ich denke, auch Sie werden mal aufwachen.

      • In welchem Taka Tuka Land leben sie? Imperien vertreten ihre Sicherheitsinteressen notfalls auch mit Gewalt. Das tun die Chinesen und Amis nicht anders als die Russen. Man kann das moralisch verurteilen, aber erreichen tut man damit nichts. Realpolitik orientiert sich halt leider nicht an moralischen Grunsätzen.

      • …mal eben den Wertekanon des Westens auf dem Scherbenhaufen entsorgt! In welchem Taka Tuka Land leben sie eigentlich?!
        Sich oder Andere vor jemanden zu schützen, ist eben nicht das selbe, wie durch Krieg oder das Aufzwingen von „Neutralität“ zu besitzen.

      • Die USA und auch China sind ganz klar die Gewinner in dem Konflikt. Europa ist der wirtschaftlich grosse Verliererer dabei und vor allem Deutschland und deren Menschen werden finanziell zur Kasse gebeten werden.
        Deren Wohlstand wird massiv beschnitten und über viele Jahre leiden.

      • Sie argumentieren nicht richtig: Natürlich gibt es das Recht auf freien Bündniswunsch – aber nicht die Pflicht zur Aufnahme ins Bündnis. Dafür sind alleinig die Interessen der Aufnehmerländer maßgebend. Ähnliches Beispiel: Es gibt unbestritten das Recht auf Flucht (missbraucht als hinterhältige Grün-Links-Parole) – aber es gibt keine Pflicht zur Aufnahme, Verköstigung und Integration, keine Pflicht zur „Solidarität“.

      • Ja, und wegen der ausgeschlagenen deutschen Neutralität namens „Stalinnote“ hätten wir die Vereinigung von West- mit Mitteldeutschland (zeitgenössisches Wording) schon ein paar Jährchen früher haben können!

  9. Ich sprach gestern mit einem Unternehmer – der Stahlpreis ist inzwischen um das 10-fache gestiegen, was er seinen Kunden natürlich weiter berechnen muss, so diese momentan überhaupt noch investieren und ihn wie andere Unternehmen beauftragen.
    All diese erhöhten Preise werden, betriebswirtschaftlich unumgänglich, mit Aufschlägen an den Endkunden weiter gegeben – und ein jedes Produkt, das wir kaufen, wird unermesslich teuer werden – wir werden uns auf Dauer vieles, nicht nur das Heizen, nicht mehr leisten können.
    Conclusio wird zudem sein, dass der Unternehmer weniger Aufträge akquirieren kann und dementsprechend weitere Arbeitsplätze weg fallen. Dass sie uns verarmen um ihre Agenda uns zu Lasten durchzusetzen wurde hier schon vielfach angemerkt.
    Wie propagiert der Herr aus Davos seine Agenda: „you’ll own nothing and you’ll be happy“. Wobei Gauck die Tage Worte von Frieren und weniger Lebensglück und Lebensfreude von sich gab. Wer von denen lügt?

    • Ich denke ,beide meinen das gleiche. Nur glücklich damit wird niemand.

      Ausser natürlich die privilegierte Elite

      Und wenn es Spitz auf Knopf geht sind sie die Ersten,die sich ins Ausland absetzen.

      Das war bisher immer so.

  10. So sieht intelligenter Journalismus im Sinne Hans-Joachim Friedrichs‘ aus. Wieder ein ganz großes Kompliment an Frau David!

  11. Zitat: Auch eine spannende Frage, die sie Merz stellt: „Könnte dieser grottenschlechte Zustand der Bundeswehr auch damit zu tun haben, dass es 16 Jahre Verteidigungsminister aus der CDU/CSU gab?“

    Interessant und alles sagend, dass sie ausgerechnet diese Frage mal nicht gendert.

  12. Ich lebte schon, als die Mauer fiel. Da wurden plötzlich aus den größten DDR-Verstehern („eine Demokratie, nur eine etwas andere“, „zehntgrößte Industrienation“ usw.) unter Politikern und Journalisten und Kirchenmenschen über Nacht Ankläger des „Stasi-Unrechtregimes“.

    Diese „Wende“ hat damals niemandem der Wendenden irgendwie geschadet. Medienkonsumenten und Wähler unserer Stimmungsdemokratie wollen das offenbar genau so, und jetzt kriegen sie es wieder.

  13. Elemente der rotgrünen Minderintelligenz treffen auf Realität.
    Dass Herr Klingbeil „von gar nichts wusste“ nehme ich ihm spontan ab.

  14. Dank des Beitrags von Klaus von Dohnanyi hat sich die Sendung gelohnt. Besonders wichtig fand ich seine Entgegnung auf Merz‘ Betonung militärischer Stärke. Wenn Diplomatie darauf beschränkt wird, sich auf der Seite der Guten zu sonnen, kommt der Schlamassel raus, den wir momentan erleben. Gebt uns die alten weis(s)en Männer zurück!

    • Stimmt. In der Merkel-Bleizeit wurde das römische Sprichwort „Wenn du Frieden willst, musst du auf einen Krie vorbereitet sein“ pervertiert zu „Wenn du Krieg haben willst, musst du dich (untätig) im Frieden sonnen“. Da klingt das alte naive Pazifistenmotto aus der Wiederbewaffnungs- und Nachrüstungsdebatte der 50er- und 70er-Jahre „Lieber rot als tot“ wieder durch. Es war damals falsch und ist es heute wieder.

  15. „Er beschämt die Runde ein wenig, weil die Linken im Raum wissen, dass sie im Prinzip bis gestern noch genau die gleichen Pazifismus-Sprüche rausgehauen haben und erst seit heute morgen Teil der Nato-Kampfverbände sind, die sie zuvor doch mitsamt der Bundeswehr halb und halb abschaffen wollten. Aber die Akten wurden offenbar rechtzeitig geschreddert.“ Der Satz des Jahres, Frau David! Er zeigt den Opportunismus und die Verlogenheit deutscher Politik. Er zeigt aber auch, dass Deutschland, wenn’s zum Schwur kommt (wenn die USA Gefolgschaft einfordert), als Mitglied der „Westlichen Wertegemeinschaft“ und der NATO, keinen Millimeter Bewegungsfreiheit hat. Da platzen dann alle Links-Grünen Träume wie Seifenblasen. Noch schlimmer: Scholz musste in Davos, verschwiegen von den deutschen MSM, und in Washington den unbedingten Treueeid zum Westen ablegen. Hat er gemacht. Seitdem schwurbelt er noch schlimmer als Merkel. Das hat er / die SPD nun davon, unbedingt regieren zu wollen. Hätte er doch Merz „den Dreck“ von fünfzehn Jahren Merkel aufräumen lassen. Die sind jetzt fein raus …

    • Was Sie zum Thema Bündnistreue schreiben, läßt sich leicht widerlegen. Deutschland hat gegen den Wunsch der USA NICHT am Irak-Krieg teilgenommen. Deutschland hat gegen den Wunsch der USA Nordstream 2 geplant. Diese Beispiele zeigen, daß pauschale Äußerungen wie „keinen Millimeter Bewegungsfreiheit“ nicht dem entsprechen, was in der Vergangenheit geschah.

      • Beim Irakkrieg hatte Deutschland Glück, da mit de Villepin ein französischer Außenminister am Werk war, der eine eigenständige Politik Frankreichs vertrat. Da konnten Schröder-Fischer sich dann anhängen. Allein, ohne Frankreich, hätten sie das nie gewagt. – Ja und, was ist nun mit NS2? Es ist beerdigt. Das spricht doch für mein Argument, der am Ende fehlenden Bewegungsfreiheit, oder?

  16. Sehr schöner Beitrag, der in wenigen Worten das ganze verlogene Polittheater entlarvt. Wendehälse war mal ein Begriff für die extrem schnell umschwenkenden DDR-Eliten. Heute besteht, wenn es sein muss, der ganze „Laden“ aus Wendehälsen – immer schön der Lage anpassen und immer schön oben mit schwimmen. Die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik liegt bei mir bei Null!

  17. Jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, dass der Begriff, vielmehr das Narrativ von der „Friedensdividende“ nach Ende des Kalten Krieges naiver Unfug gewesen ist.

    Ähnlich naiv, wie die Abschaffung der Feuerwehr, weil es mal ein Jahr lang nirgendwo gebrannt hat. Leider hat man vergessen das mal in Ruhe bei einer Tasse Mate-Tee mit dem Feuer zu besprechen.

    Unfrieden und interessengelenktes Handeln liegen leider in der Natur des Menschen. Nicht vergessen: Im Kern unseres Wesens haben wir uns in den letzten 100.000 Jahren nicht wirklich zu einer friedlichen Spezies entwickelt. Wir halten uns für zivilisiert, aber das ist nur ein ganz dünner Firnis. Darunter werkelt noch immer die Software „Affenhorde 2.0″… bestenfalls!

    Was sich als erstaunlicher Friedensgarant erwiesen hat, das ist – perverserweise! – eine auf den Seiten aller Beteiligten Rüstung und Abwehrfähigkeit auf „Overkill-Niveau“. Alle Seiten wissen dann zuverlässig: Der Preis für einen Waffengang ist zu hoch!

    Das „Gleichgewicht des Schreckens“ hat lange auf hohem Niveau funktioniert, weil alle Angst „vor der Bombe“ hatten. Heikel wird es dann, wenn die jeweiligen Machtblöcke nicht genau wissen, wie ebenbürtig oder überlegen die jeweils andere Seite ist. Vor allem Rüstungswettläufe sind da sehr gefährlich, vgl. der Weg zum Ersten Weltkrieg. Die Lektüre von Chr. Clarks „Die Schlafwandler“ ist da sehr zu empfehlen…

    Wenn eine Partei glaubt, dass sie durch einen frühen Militärschlag eine Entscheidung zu ihren Gunsten herbeiführen kann oder weil sie glaubt, dass der Waffengang unausweichlich und zu ihrem Nachteil ist, sie quasi das Messer des Gegners an der Kehle spürt oder sie sich eingekreist fühlt, dann wird es gefährlich.

    Es würde mich gar nicht wundern, wenn wir das „Ukraine-Abenteuer“ von Herrn Putin solchen Mechanismen verdanken.

    Was nachhaltig helfen würde: Zurück zum „Overkill-Potential“ (oder einer Abstufung davon, aber definitiv hohe, transparente Abwehrfähigkeit aller Machtblöcke). Das zehrt zwar auch irgendwie immer an den Nerven der Bevölkerung, scheint aber im Kern die langfristig den Frieden sichernde Variante zu sein.

    Weil „der Mensch“ halt ist wie er ist!

    • Stimme Ihnen in fast allem zu. Schade, daß Sie dem Narrativ vom armen, umzingelten Herr Putin glauben. Genauso könnte sich der kleine Zipfel Europa von Rußland in die Enge gedrängt fühlen, sowohl territorial als auch historisch. Putin spielt einfach die Machtkarte aus. Wäre die Ukraine in die Nato aufgenommen worden, wäre ihr dieser Krieg erspart geblieben.

      • Europa hat sich ja auch jahrzehntelang von den Sowjets „in die Ecke gedrängt“ gefühlt. Mit NATO und US-Hilfe konnte die Gefahr aus Sicht des Westens gebannt werden. In Asien sah das schon etwas anders aus, historisches Stichwort „Domino-Theorie“. Das Gesamtkunstwerk nannte sich dann „Kalter Krieg“ und hat – zumindest in Europa selbst – jahrzehntelang einen „heißen Krieg“ verhindert.

        Zum von Ihnen bestrittenen „in die Ecke gedrängt fühlen“ Putins. Das kann man ja durchaus kritisieren! Ggf. würden Sie es anders sehen, wenn ganz Südamerika bis hinauf nach Mexiko mit Russland kooperieren würde. Inklusive (vgl. Baltikum) regelmäßiger Militärmanöver in quasi Sichtweite zu den USA. Packen Sie in das Gedankenexperiment noch Kanada mit rein… Sie würden ganz schnell sehen: Die Idee, „soll sich doch jedes Land selbst aussuchen mit wem es Allianzen bildet“, fände Uncle Sam auf einmal gar nicht mehr so überzeugend.

        Knackpunkt ist und bleibt: Interessenpolitik und wer sich gerade von wem bedroht fühlt, das sind alles Dinge, die in den Köpfen der jeweils Betroffenen entstehen. Wir neigen natürlich dazu, bei sämtlichen Konflikten die Beteiligten in „gut“ und „böse“ einzuteilen. Ob und inwiefern diese Einteilung richtig war, damit beschäftigen sich dann Heerscharen von Historikern über Jahrzehnte. Und kommen auch oft nicht zu einem einheitlichen Urteil. Außer jenen natürlich, die irgendwie „Partei“ sind.

        Und bevor Sie wieder auf die Idee kommen mich unbedingt falsch verstehen zu wollen: Nein, ich rechtfertige den Angriff auf die Ukraine nicht! Ich interessiere mich für die Wirkmechanismen und die funktionieren erschreckenderweise immer nach einem ähnlichen Schnittmuster.

        Das Einzige, was unsere Spezies zu disziplinieren scheint, folgt im weitesten Sinne dem Satz (war es Teddy Roosevelt?): „Sprich mit sanfter Stimme und habe einen großen Knüppel dabei!“ Das funktioniert im Sinne „Weltfrieden“ aber auch nur solange, wie alle einen ähnlich großen Knüppel mit sich rumschleppen und alle das wissen. Und keiner der Beteiligten auf einmal die Nerven verliert…..

        Ganz ehrlich: Ich sehe schwarz für die Spezies „Mensch“….. Zu dieser Einschätzung trägt das auch hier gelegentlich zu beobachtende „absichtsvolle falsch Verstehen“ durchaus mit bei…

  18. Illner, eine der „Show-Nummern“ im installierten ÖR-Cabaret, den Michel ruhig zu halten.
    Alles Geschwätz.
    Die Grenze im Osten ist offen und unkontrolliert, wie alle anderen Grenzen dieses grenzenloses Landes auch. Hier kommt jeder rein, der will – und der Fokus der Aufmerksamkeit wird halt momentan auf ukrainische Mütter mit ihren Kindern gerichtet.
    From cradle to tomb
    It isn’t that long a stay
    Life is a Cabaret, old chum
    It’s only a Cabaret, old chum
    And I love a Cabaret
    https://www.youtube.com/watch?v=moOamKxW844

  19. Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck warnt vor gesamtwirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Schäden „schwersten Ausmaßes“ im Falle eines Embargos für Gas und Öl aus Russland. Der grüne Hardcore-Ideologe Habeck wandelt sich zum Realisten, wenn auch nur auf Zeit und nur bedingt. Dieser Treppenwitz der Politik dürfte kaum noch zu überbieten sein!
    Auch der erhoffte „Wandel durch Handel“ wurde in der Realpolitik als das entzaubert, was er ist, eine Schimäre! Und das dürfte auch durchaus mit Blick auf China zutreffen.
    Aufschlussreich sind die Forderungen von CDU-Chef Merz, der sich nicht nur NATO-Einsätze in der Ukraine vorstellen kann, sondern Deutschland komplett von russischem Erdgas und Erdöl abzuschneiden. Die nachteiligen Folgen daraus trägt der von Blackrock finanziell gut gesättigte Politiker selbstverständlich solidarisch mit.
    Wer, um Gottes willen, kann mir nachvollziehbar erläutern, warum wir Deutschen am laufenden Band mit Politikern wie Merkel, Habeck und Baerbock, Scholz, Merk, Söder, von der Leyen usw. gestraft werden?

    • Wegen der Wähler, die den Medien die unaufhörliche Propaganda durchgehen lassen, also letzten Endes aufgrund der Dummheit und Unmündigkeit des Großteils der Bevölkerung.

    • Weil sich der verwahrloste Wohlstandsbürger mit Dschungelcamp und Schnäppchenjagd zufrieden gibt. Weil er vor der Wahl weichgespült wird mit der Vorstellung, er sei der Souverän! Weil er den endlosen dummen Sprüchen von Regierung und ÖRR offensichtlich noch Glauben schenkt. Weil er nicht sieht, wie eine permanente Negativauslese in (fast) allen Ämtern dazu führt, dass geistiger Stillstand zur Maxime im Land geworden ist. Weil er keine Zeit dafür aufwendet, sich mit der Entwicklung und den Lebensläufen der Bewerber für die üppigen steuerfinanzierten öffentlichen Ämter zu befassen. Weil es ihm wahrscheinlich noch zu gut geht und er daher der Meinung ist, dass er das alles sowieso nicht ändern könne. Obwohl gerade die jüngere deutsche Geschichte beispielhaft zeigt, dass eine solche Haltung falsch ist…

  20. Danke Frau David, für diese schöne Beschreibung unserer Wendehälse aus Politik und Medien. Bis vor wenigen Wochen waren Russland, Putin und seine Oligarchen überwiegend umschmeichelte Teilhaber der Weltwirtschaft und der Luxuselite in unserer Welt. Nun bleibt nur noch schnell auf die AfD einzuprügeln (wegen der vielen Russlanddeutschen als deren Wähler) und gleichzeitig die politischen Forderungen der AfD nach mehr Unterstützung der Landesverteidigung zu übernehmen.
    Hier noch was zum Lachen, bzw. zum Weinen, heute in einem der MSM‘s gefunden: „ Tatsächlich ist die Regierung in einer äußerst schwierigen Lage, wenn es um Mehrausgaben geht. Die Regierung hat bereits einen Nachtragshaushalt vorgelegt, um vor allem ihre Klimaschutz-Maßnahmen zu finanzieren.„
    So eine arme Regierung haben wir, nee nee nee – ich glaub es nicht!

    • Selbst das mit den Russlanddeutschen und der AfD ist eine Detailsache.

      Die AfD hat 15% Wähleranteil unter den Russlanddeutschen, und somit knapp 3,5% über Bundesschnitt, und genau auf dieser Erhöhung beruft sich diese Aussage.

      Zeitgleich hat die Linkspartei 21% unter den Russlanddeutschen, also 15% über Bundesschnitt.

      und die beiden großen, SPD und CDU, kommen ebenfalls über 20%, also deutlich mehr als die AfD, aber leicht unter dem Bundesschnitt.

      Somit ist es eine Affinität unter den Russlanddeutschen zur AfD, die geringfügig höher als im Rest der Gesellschaft ist, aber am Ende ist es eben im Rahmen der Normalität und sehr nah am Wahlverhalten der restlichen Gesellschaft.

    • Ich weiß allerdings nicht, womit ich m e i n e n
      Nachtragshaushalt finanzieren soll
      (keine Gelddruckmaschine im Keller).

  21. Die Politiker der Welt waren, sind und bleiben Wendehälse.
    Nur so können sie das politische System stabil halten.
    „Das Volk“ bekommt sowieso nichts auf die Reihe.
    Es wird einfach dumm gehalten.

  22. Sollte Gerhard Schröder bei Putin was auch immer erreichen, wird die gesamte SPD-Kamarilla aus der Kiste springen, erst ein dummes Gesicht machen, um uns dann kund zu tun, dass das allein ihre glorreiche Idee war. Schon alleine deswegen wünsche ich ihm Erfolg.

  23. Zusammenfassung meiner 95 jährigen Mutter: „Da war gestern einer bei der und hat was gesagt“. Alte Leute, die bringen es ohne Umschweife einfach auf den Punkt. Wohlan…

  24. Ist mir auch aufgefallen, noch vor wenigen Wochen glaubte niemand an Angriff, jetzt fährt gerade der Dämonisierungszug durchs Land, und niemand stoppt ihn. Es ist schrecklich.

    • In der Schule wird schon wieder auf Kinder „gewisser Herkunft“ gezeigt – grausames Gutmenschentum!

Einen Kommentar abschicken