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Bayern: „Fastenbier“-Anstich und Politiker-„Derblecken“ am Nockherberg

01.03.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
Mindestens einmal jährlich muss sich die Polit-Prominenz zur „Fastenbier“-Zeit das „Derblecken“ gefallen lassen und sich in Interviews über's „Derblecktwerden“ amüsiert zeigen. Also den Kakao, durch den sie gezogen wurden, auch noch austrinken.

In Bayern gehen die Uhren anders. Das wissen die meisten Nicht-Bayern. Die einen erkennen das neidvoll an, die anderen schauen hochmütig darauf herab. Anders als andernorts ist auf jeden Fall die Art und Weise, wie man in Bayern an drei Tagen des Jahres dicht um den Aschermittwoch herum mit Politikern umgeht. Das macht den Bayern kein anderes deutsches Land nach, auch wenn sich an einem dieser drei Tage manchmal – geduldet in sprichwörtlicher „Liberalitas Bavaria“ – ein nicht-bayerischer oder nicht-fränkischer Gast einschleicht: beim Veitshöchheimer Fasching, beim Politischen Aschermittwoch in Städten Niederbayerns und bei der Starkbierprobe auf dem Nockherberg in München. Und dann im gleichen Zeitraum einige hundert Mal draußen im Freistaat.

Jetzt war wieder „Nockherberg“. Nockherberg ist eine Straße, die nach einem früheren Bankier benannt ist, der dort ab 1789 ein Sommerhaus besaß. Und noch ein wenig weiter in Landeskunde: Das Starkbier wurde als eine Art Grundnahrungsmittel mit einem Alkoholgehalt von 7 bis 8 Prozent gebraut, um die in der Fastenzeit reduzierte Kalorienaufnahme auszugleichen.

Starkbierprobe hieß vor allem bei streng fastenden, aber bierbrauenden Mönchen ursprünglich: Das Bier als „flüssiges Brot“ musste so gehaltvoll sein, dass die Bierbank – ausgeschüttet auf dieser – beim Aufstehen an den Lederhosen der darauf Sitzenden kleben blieb. Aber die Bezeichnung „Biersirup“ wäre natürlich eine Beleidigung. Aus einer Tradition heraus, die ins 18.Jahrhundert zurückreicht, bekam der Landesfürst nach dem Anstich des ersten Fasses den ersten Krug Bier zu kosten. Heute ist der “Landesfürst“ der aktuelle amtierende bayerische Ministerpräsident. Wie eh und je bekommt er den Steinton-Krug („Keferloher”) vom Braumeister mit den Worten überreicht: „Salve pater patriae! Bibas, princeps optime!“ („Sei gegrüßt, Landesvater! Trinke, bester Fürst!“) Und bis zu drei Millionen Zuschauer verfolgen den Akt und das Politspektakel im Bayerischen Fernsehen, das den Anstich erstmals 1982 übertrug.

Dieses Jahr wird es das letzte Mal gewesen sein, dass Horst Seehofer der „Prinzeps“ am Nockherberg war. Wie immer folgten auf die Begrüßung – politisch und manchmal persönlich an die Schmerzgrenze gehend – Festrede und Singspiel. „Politiker-Derblecken“ nennt man das.

Festrede und Singspiel standen 2018 ganz besonders unter dem Eindruck des Wechsels an der Spitze der bayerischen Landesregierung, ein wenig auch der Koalitionsverhandlungen und der Kabinettsbildung in Berlin. Im großen Saal der Brauerei dabei zu sein, ist für die führenden Landespolitiker und manche Gäste aus der Bundespolitik (fast) alles. Fast! Denn das Allerschlimmste ist, wenn man nicht „derbleckt“ wird und den Akteuren auf der Bühne keine Erwähnung wert ist. Dann ist man zumindest in Bayern ein politisches Nullum. Also nimmt man das „Derblecken“ nach außen lächelnd mit und klatscht sich als „Derbleckter“ selbst auf die Schenkel.

Nur gelegentlich kommt es vor, dass ein führender Politiker „beim nächsten Mal“ aus Verärgerung nicht mehr kommt. Dass mehr noch als Seehofer diesmal Markus Söder, der „Prinz Charles“ Bayerns, im Zentrum stand und zusammen mit seinem Noch-Chef am meisten abbekam, war zu erwarten. Andere, wie Claudia Roth, Anton Hofreiter, die neue bayerische SPD-Frau Kohnen usw. wurden zwar erwähnt oder auch von einem Double gespielt, aber sie waren eher Komparsen.

Dann kam der erste der beiden Höhepunkte: Die 40-minütige Festrede der Kabarettistin Luise Kinseher, alias „Mama Bavaria“ und als solche die strenge und gleichermaßen gütige Mutter vor allem aller bayerischen (CSU-)Politiker. Als erste begrüßte sie den „amtierenden und den gefühlten bayerischen Ministerpräsidenten“. Zu „Horst“ meinte sie: „Du bist in Bayern mittlerweile so beliebt wia a Preiß. Und als neuer Bundesinnenminister bist du jetzt für alles zuständig außer für Tiernahrung.“ Dass Seehofer demnächst auch Bundes-Heimatminister werden solle, würden die Oberlausitzer schwer verdauen: „Kaum ist der Russe weg, kommt der Bayer.“ Ansonsten meinte Seehofers Mama: „Du gehst jetzt als Rentner mit Merkel in eine Rentner-WG. Lange habt ihr euch die Zähne gezeigt, jetzt legt ihr sie gemeinsam in ein Glas.“ Seehofers Nachfolger Söder gab sie mit: „Wieso möchtest du auf einem Stuhl sitzen, an dem du so lange gesägt hast?“ Zu Dobrinth meinte sie, er sei der „Erfinder scharfer Platzpatronen“. Und die CSU insgesamt charakterisierte sie als Partei, in der es kein #metoo, dafür aber ein „you not“ gibt. Über die FDP „wusste“ Mama Bavaria mit Blick auf Kubicki: Den musste man importieren, weil die FDP sonst in Bayern gar nicht mehr sichtbar wäre. Ansonsten ging es politisch ziemlich dezent zu. Ausfälle gegen die FDP als Aussteiger aus Jamaika blieben ebenso weg wie Ausfälle gegen die AfD, die im übrigen mit niemandem erkennbar vertreten war. Am Ende wurde Luise Kinseher nach diesem ihrem achten und letzten Auftritt als „Mama Bavaria“ mit stehendem Applaus verabschiedet. Einen solchen hatte sie zuvor nie genossen. Sie trat freiwillig ab und meinte, mit ihr und mit Seehofer gehe eben eine Ära zu Ende.

Dann folgte ein eineinviertelstündiges Singspiel – ebenfalls sehr auf Seehofer und Söder zugeschnitten. Die Doubles waren – wie schon in den Jahren zuvor – den Originalen sehr ähnlich geraten. Ein Westernsaloon gab den Rahmen für die parteiübergreifenden „Glorreichen Sieben“ ab – mit Überraschungsgast Uschi Glas, die sich als Apanatschi wie damals in Winnetou-Filmen der 1960 Jahre aufgebrezelt hatte. Aber auch Apanatschi konnte „El Marco“ nicht die Schau stehlen. Er hatte – wie realiter vor wenigen Monaten bei einer JU-Veranstaltung – seine Claqueure mit den „El-Marco“-Tafeln mitgebracht. Hoppy-Rider (alias Anton Hofreiter) gab samt Patronengürtel den Mann mit Humor als seiner Wunderwaffe. Die virtuelle SPD-Frau Kohnen meinte: „Wir können uns unsichtbar machen“. Söder griff zur Gitarre und sang: „Radle, trampe, reite, doch bitte such das Weite! Sieh es ein, alter Horst, du musst jetzt gehen.“ Der Horst aber will es nicht lassen: „Ich wollte ja noch die dritte Startbahn bauen … und verhindern.“ Und dann kam auch noch „Merkel“ – diesmal als Saloon-Lady, die die Männer seit zwölf Jahren am ausgestreckten Arm um den Verstand bringt.

Nun, es ist selbst für manchen Bayern und zumal für einen Nicht-Bayern nicht leicht, der Festrede und dem Singspiel zu jeder Minute zu folgen. Man braucht Zeit (mit Nachgeplänkel insgesamt mehr als fünf Stunden), man braucht gewisse landeskundliche Kenntnisse, und man braucht als Nicht-Bayer phasenweise einen Simultandolmetscher. Wer sich aber wenigstens in die drei Stunden Aufführungen im Festsaal hineinvertieft, bekommt ein wenig bayerisches Psychogramm geboten. Und wer es denn richtig politisch haben will, der macht danach noch zwei Stunden „Evaluation“, das heißt Nachbesprechung mit Moderatoren und Spitzenpolitikern, mit.

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52 Kommentare

  1. Der schwächste Nockherberg seit mind. 10 Jahren!

    Weichgespülter, Sinnfreier, politisch korrekter Klamauk nahezu ohne Inhalt! – Quasi ein Abbild unserer politischen Landschaft, von daher nicht ganz falsch… 😉

    Lediglich die Bavaria konnte etwas Punkten, auch wenn sich diese gegen Schluss ihrer Rede dem Mainstream (wie jedes Jahr) nicht verschließen konnte!

    Noch so ein Singspiel und den Quatsch schaut kein Mensch mehr!

  2. kraus-biedere Hofberichterstattung … – bitte mal zur Schärfung des kritischen Blicks bei Pispers reinhören

  3. Ich habe mir erlaubt, nach 10 Minuten Singspiel ins Bett zu gehen. Schade, daß kein Glyphosat ausgeschenkt und kein Gammelfleisch u.a serviert wurde. Da wäre ich aufgeblieben. Nein: Der Nockherberg war mal Kult unter Lerchenberg Bruno Jonas, Django Asül und Rosenmüller. Schlimmer als derbleckt zu werden ist auf dem Nockherberg nur eines: gar nicht erst erwähnt zu werden.. Nein: Schlimmer ist das Ausblenden der Wirklichkeit in dieser bayerischen Kultveranstaltung. Die Fehlleistungen der Politik widersprechen der Darstellung auf dieser Bühne. Und die besten Schauspieler können dies nicht kaschieren.

  4. es ist der jährliche Auftrieb der bayerischen Bussi-Bussi Gesellschaft und deren Hofschranzen. Alles halt ein bisschen zwanghaft. Auch Frau Glas durfte noch mal. Mitten drinn und ewig grinsend die Beauftragte für Empörung und sonstiges Gedöns Frl. Claudia aus Bayern. Wem’s gefällt – Geschmäcker sind halt verschieden. Da sind sie halt, die gerne gesehen werden möchten.

  5. Seit vielen Jahren schaue ich regelmäßig den „Nockherberg“ und habe mich bisher auch daran erfreut. Allerdings gilt das leider nicht mehr für die diesjährige Aufführung. Mit Ihrer Feststellung, werter Herr Kraus, „Ansonsten ging es politisch ziemlich dezent zu.“ haben Sie höflich untertrieben.
    Was haben wir denn zu hören und zu sehen bekommen? Eine Mama Bavaria, die weitgehend auf messerscharfe, entlarvende Analysen des realen Politikgeschehens verzichtete und das flächendeckende Versagen dieser Polit-Clowns mit Floskeln á la „Rentner-WG“ etc. sittsam zudeckte. Auch das Singspiel erinnerte mich eher an eine nervige Kindergarten-Truppe, die so gern mal Cowboy und Indianer spielt. Vom Anblick dieser Polit-Schranzen im Publikum ganz zu Schweigen. Selbstherrlich und arrogant saßen sie auf ihren Stühlen, Brezeln „genussvoll“ in sich hineinstopfend, begierig darauf wartend, dass sie nun endlich auf der Bühne als Double erscheinen oder wenigstens erwähnt werden. Mit übertriebenem Kameralachen (Fatima Roth), bzw. huldvoll hochgezogener Augenbraue (Söder) fieberten sie diesem Augenblick entgegen. Ein Hofreiter, der sich auch noch nach der hundertsten (gähn) Bemerkung über seine Langhaarfrisur immer noch geschmeichelt fühlte und selig grinsend in die Kamera schaute. Ein Söder, dem anscheinend sein PR-Berater noch nicht verraten hat (oder sich nicht traut), dass er bei angeblich gelungenen Witzen, bitte nicht seine zusammengerollte Zunge beim Lachen rausstreckt, weil er in solchen Momenten wie ein Waran aussieht, dem man ein hartgekochtes Ei vor die Nase hält.
    Insofern saßen die „echten“ Schauspieler VOR der Bühne!
    Ich kann sie alle nicht mehr sehen, geschweige denn hören!
    Und nebenbei bemerkt, wer glaubt denn schon die offizielle Version des „freiwilligen“ Rücktritts der Frau Kinseher, hm? Eine Ära ginge zu Ende, sie wolle das Urgestein Walter Sedlmayer, der neun Jahre aktiv war, nicht toppen. Alles Unsinn; ich hatte den Eindruck, dass sie ihre ehemals geniale scharfe Zunge in diesem Jahr erstmals zügeln musste. Ob das freiwillig geschah möchte ich bezweifeln. Muss ich mal Heiko fragen, was da hinter den Kulissen gelaufen ist!

    • Ich bin froh, dass Frau Kinseher aufhört; die scharfen Zungen waren Sedlmayer, Jonas und Lerchenberg. Die Mama Bavaria war meist viel zu brav. Wenn Politiker hinterher sagen, wie gut sie sich amüsiert hätten, stimmt etwas nicht. Wenigstens einmal im Jahr muß ihnen so eingeschenkt werden, dass sie wutschnaubend aus der Festhalle rennen.
      Ansonsten stimme ich Ihnen zu; der „Waran“ war gut?

  6. Wenn ich mir die kommentare so anschaue ,komme ich zu dem resultat ,die mehrheit verhælt sich bundesrepublikanisch :die Bayern sind hinterwældler,primitiv,in den traditionen vergraben.Es klingt immer etwas ironisches,herablassendes mit wenn sich der rest der republik ueber die Bayern auslæsst.Hab 30 jahre in Bayern gelebt,ich kann nur sagen MAN IRRT !

  7. Die Tatsache, dass dieses Spektakel seit über 35 Jahren im öff.-rechtl. Lügen-TV übertragen wird, spricht schon für sich. Egal wie die Spaßkritik dort ausfällt, letztlich ist es eine Gemütlichkeitsveranstaltung, die Politiker eher streichelt denn abstraft. Angesichts der ernsten Lage und völlig ungewissen Zukunft unseres Landes hat man weder Zeit noch Lust, sich diesen Mist anzuschauen. Egal wie bavariophil man selbst, so auch ich, eingestellt ist.

    • Sie haben sich klar als ein NICHT-Bayer entlarvt. Sie wissen nicht um die Macht und der Bedeutung dieser Veranstaltung. Oder was glauben sie warum sogar Oppermann und Bartsch dort waren? Denn nach dem Singspiel wird vom bayerischen Wähler für die Dableckten schon immer der Daumen gesenkt oder nach oben gestreckt.
      Leider war es aber die schwächste Veranstaltung die ich jemals gesehen habe. Das Thema Seehofer vs. Söder und die ewig wartende Ilse war viel zu langatmig und das Oberlehrerhafte mit der guten Migration = Indianer …

    • Nachtrag: Politiker lachen nur dann über sich selbst, wenn der Inszenierungs-Nutzen überwiegt. Und glaubt jemand ernsthaft, dass Uschi Glas die leibhaftige Inkarnation kritischen Zeitgeists ist ? Auf dem Nockherberg versammeln sich die Stützen eines morschen Gebälks, das in absehbarer Zeit einstürzen wird. Einziger Trost dabei: die Busserln wer’n a bissal weniga.

  8. Als unter dem Focus der Mainzer literarischen Fastnacht in Sachen Politik-Kritik versierter Konsument der Aufarbeitung eben solcher, weiß ich wie schwer es ist den Protagonisten beizukommen, oder auch nicht. Ich habe mich königlich amüsiert und Mutter Bavariae war die Krone des Abends. So total treffsicher und doch verbindlich im Ton, einfach nur phantastisch! Ein gelungener Abend und eine Kurzweil par exelance. Bravo, sonst nichts !

  9. Ich bin nur zufällig in das „Derblecken“ reingezappt, fand es aber höchst unterhaltsam. Vom Wortwitz und der Ausstrahlung der (übrigens auch optisch sehr beeindruckenden) „Mama Bavaria“ können die Herren Comediens mit ihren ewig gleichen und immer linkslastigen Witzchen nur träumen. Und: Mir stockte der Atem, wie hart einige Politiker angegangen wurden; insbesondere Dobrindt und Scheuer: „Du Würstchen willst Minister werden? Da loch i aber“. Usw. usw. Und die „Derbleckten“ mußten sich auch noch tapfer ihre eigenen Schenkel klopfen. Irgendwie beneide ich die Bayern, daß die sowas haben. Ganz ehrlich.

  10. Mit Verlaub, Herr Kraus: Liberalitas Bavarica ist der originale Wortlaut der Inschrift über dem Kirchenportal des Augustinerchorherrenstifts Polling; Liberalitas Bavariae wäre – mit deutlich anderem Sinn – eine noch tragbare Abwandlung; Liberalitas Bavaria aber ist in jeder Hinsicht falsch. So viel Klugsch… muss sein ?

  11. In Wirklichkeit ist es nicht so, dass es beim Derblecken den Polikern an die Schmerzgrenze geht. In dieser Beziehung gibt es bei Politiker keine Schmerzgrenze.

    Schmerz empfinden Politiker hier nur dann, wenn sie hier nicht durch den Kakao gezogen werden, weil sie dann nicht erwähnt werden. Erwähnt werden hat bei Politiker absoluten Vorrang.

    Ich unterhielt mich einmal mit einem Landesminister über eine Sache, bei der er sich wirklich sehr peinlich verhalten hatte (dumm angestellt hatte) und und weswegen er dann anschließend in den Medien (u. a. in der BILD) bloßgestellt wurde.

    Ich meinte, dass die Presseberichte wohl nicht gut für ihn wären. Daraufhin erzählte er mir, das wäre nicht schlecht für ihn, er sagte, man muss als Politiker/Minister regelmäßig ein Thema in der Presse setzen, egal ob es etwas Positives oder etwas Negatives ist, man muss nur stetig in den Medien präsent sein. Nicht schlimm, wenn es was Negatives ist, die Leute vergessen das sowieso sehr schnell.

    Beobachtet man das Verhalten unserer Mitbürger bei Wahlen, dann hat dieser Minister mit dem „schnell vergessen“ absolut recht.

  12. Mein Lieblingsspruch vom Nockherberg war immer:
    „Mir Bayern sann halt Anarchisten – warum sonst wähln ma seit Jahrzehnten CSU?

  13. Man sehe sich einmal den Nockerberg von 2010 mit Michael Lerchenberg als Fastenprediger an und achte auf die teilweise versteinerten Gesichter der damaligen, aber auch heute noch teilweise tätigen, ehrenwerten Politgesellschaft.
    Man war teilweise alles andere als amüsiert über Bemerkungen zu einer der damals gerade aufgeflogenen „Finanztransaktionen“. (Ich weiß nicht mehr welcher, man verliert halt den Überblick)
    Das war’s dann für den Bruder Barnabas, der sich an anderer Stelle dummerweise zu einem unschönen NS-Vergleich hatte hinreißen lassen, worauf die gute alte Nazikeule wieder mal zum Einsatz kommen durfte.

    • Ich versteh die Deutschen nicht, die sofort die Nazikeule schwingen, wenn man deutlich sichtbare eben den NS durch den Kakao zieht.

  14. Ich kann dieses inszenierte CSU-Spektakel nicht mehr ertragen.
    Hier feiert sich eine sog. Elite und das blöde Volk (Mischpoke ect.) huldigt dem Ganzen Schwachsinn auch noch.

    Des hod a überhaupt nix mit Derblecken zu tun sondern eher mit Volksverdummung.

  15. Ein sehr aufschlussreicher Artikel, desgleichen die Kommentare. Ich werde mir dennoch die Wiederholung am Samstagabend anschauen, speziell mit diesen Vorkenntnissen. Warum gibt „Mutter Bavaria“ auf? Was lief da ab im Vorfeld, im Bermuda-Dreieck des Öffentlichen Rechtlichen Fernsehens“? Im Nockertal …

  16. Das Nockherbergschauspiel ist ein jährliches Muss, besser als Karneval mit ihren platten Witzen.

  17. Hallo Herr Kraus,
    ein bisschen mehr Enthusiasmus kann ich aber schon erwarten. Immerhin gehört der Nockherberg zu den drei wichtigsten Termine im bayerischen Jahr: Fasching in Veitshöchheim, Politischer Aschermittwoch der CSU (das Original, die anderen Parteien äffen doch nur nach) und eben der Nockherberg.

  18. Die Bayern können eben nicht nur im Karneval witzig sein 🙂

  19. Hallo Herr Kraus,

    als alter Lateiner bin ich bei „Salve pater patriae! Bibas, principe optime!“ hängengeblieben, da ich mich ganz sicher zu erinnern meinte, daß der Vokativ von princeps (welches nicht zur O-Deklination angehört) princeps und nicht principe (was dessen Ablativ ist) lautet. & i.d.T. findet sich das Zitat so über Google: „Salve pater patriae! Bibas, princeps optime!“

    MfG

  20. Der Nockherberg 2018 war kein Derblecken mehr, sondern Wahlkampf. Mutter Bavaria hat auch keine Lust mehr und war zum letzten Mal da, der langjährige Macher des Singspiels musste aus „zeitlichen Gründen“ vorher aufgeben. Resultat war dieses platte Singspiel. Das letzte wirkliche Derblecken fand 2017 statt. Jetzt ist Wahlkampf. Und da geht es nicht um Seehofer oder Söder, denn das ist nur eine ablenkenden Show wie bei Merkel oder Schulz, sondern um die Gefahr von Seiten der AfD gegen eine Heißluft-CSU. Nicht ohne Grund war kein AfD-Politiker vor Ort, wurde die AfD im Singspiel totgeschwiegen.

    • Ich finde Totschweigen der AFD in diesem Falle das kleinere Übel, waren auch in der diesjährigen Fastnachtskampagne übelste Hetze und Häme gegenüber der AFD zu vernehmen. Gerade „Mainz bleibt Mainz“ sticht hierbei besonders hervor. Ich glaube, das sich der ein oder andere AFD Politiker gestern am Bildschirm verwundert die Augen gerieben hat ob der Verschonung.

    • Ich finde Totschweigen der AFD in diesem Falle das kleinere Übel, ging man auch in der diesjährigen Fastnachtskampagne nicht zimperlich mit der AFD um, vorsichtig ausgedrückt. Gerade „Mainz bleibt Mainz“ sticht hierbei besonders hervor. Ich glaube, dass sich der ein oder andere AFD Politiker gestern am Bildschirm verwundert die Augen gerieben hat ob der Verschonung.

    • Die AfD wurde nicht verschwiegen. Wie man aus einigen Medien erfahren kann, sollte der Totengräber die AfD verkörpern. Konnte man etwas anderes erwarten?

  21. Es heißt: „…, princeps optime!“

    Nur in der o-Deklination unterscheidet sich der Vokativ vom Nominativ.

    Die Altphilologen am Vilsbiburger Montgelas regen sich sonst über ihren Ex-Chef auf.

  22. Luise Kinseher hatte gestern – etwas überraschend – ihren letzten Auftritt als Mama Bavaria. Offenbar gehen ihr die Ideen aus. Die Zoten mit dem toten Pferd sind uralt und die Schlussbemerkungen zur guten alten Zeit des Prinzregenten Luitpold, als das Bier noch dunkel war, die Menschen typisch, die Burschen schneidig, die Madln sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und a bisserl leger, schrieb sie wortwörtlich aus der fast 50 Jahre alten Fernsehserie „Königlich Bayerisches Amtsgericht“ von Georg Lohmeier ab. Nennt man so etwas nicht Plagiat?
    Man darf gespannt sein, wen der BR (mit immensen Kosten, die aus unseren Beiträgen finanziert werden) künftig als würdig erachtet, die Fastenpredigt zu halten. Unerreicht in der Grantlerrolle als Bruder Barnabas ist immer noch Walter Sedlmayer.

    • Tja lieber Buranus, schlimm, dass die Kinsehr Luise vom Königlich bayerischen Amtsgericht geguttenbergt hat. Und dann noch eie Serie, die das ZDF produziert hat. Und wenn es Ihnen nicht gefällt, den Sedlmayer kann man nicht mehr auferstehen lassen.
      Außerdem! So schlecht fand ich die Mama Bavaria nie und dieses Jahr fand ich ihre Fastenpredigt sogar sehr gelungen. Und die Kosten übernimmt die Brauerei, für die ist die Veranstaltung eine Werbeveranstaltung. Der BR hat sich hier nur angehängt und wenn Sie sich mal die Mühe machen würden und die Zuschauerzahlen des Nockerherbergs mit anderen Sendungen auf den dritten Programmen vergleichen täten, hätten Sie nicht solchen Schmarn geschrieben.

      • Nun ja, den Nockerberg schauen in der Tat nicht wenige. Würde der BR die Veranstaltung nicht mit unseren Zwangsgebühren an sich reißen, dann fände sich sofort ein privater Ersatz – Sat.1 Bayern, ntv, N24… egal. Übertragen würde in jedem Fall. Die Staatsmedien braucht kein Mensch.

      • Noch ein „Zwangsgebühren“- Jammerer….

    • Wer die Fastenrede künftig halten darf entscheidet nicht der BR , sondern die Paulaner Brauerei.

      Im Übrigen dieses ewige Gejammer um den Rundfunkbeitrag nervt – da fehlt es wohl dann ganz entscheidend an Geld für Zigaretten, Alkohol, Benzin für den SUV etc…?

  23. Der Nockherberg hat für mich als Bayern mittlerweile völlig seinen Reiz verloren.

    Der Nockerberg war ja letztlich nichts anderes als die im Fernsehen ausgestrahlte Rache des mehrheitlich linken Kabaretts an der CSU. Der Nockherberg war der einzige Ort in Bayern, an dem die SPD als Sieger hervorgehen konnte. Das war auch für Konservative so lange lustig, wie die CSU eben eine konservative Partei war. Die Politiker fanden das Derblecken ganz lustig, denn sie wussten ja: Ja mei, die Welt ist halt ned so einfach, wie ihr Kabarettisten euch des denkts. Irgendwo habts ja recht, aber mia machan des ja ned, weil ma mia auf der Brennsuppn dahergschwomma san.

    Aber heute ist die Geisteshaltung der Kabarettisten auch in der CSU angekommen, wir werden von Menschen wie Luise Kinseher regiert!!!

    Schön zu sehen an diesem Abschnitt:

    „Dass Seehofer demnächst auch Bundes-Heimatminister werden solle, würden die Oberlausitzer schwer verdauen: „Kaum ist der Russe weg, kommt der Bayer.“ “

    Hahaha… sehr lustig. Abgesehen davon, dass es zur Satire gehört, dass sie nur dann lustig ist, wenn auch ein Funken Wahrheit drinsteckt: Dass die Bayern hingegen Angst um ihre Kultur haben, weil Seehofer Millionen Moslems reinlässt, ist der Frau keine Zeile wert. Wie wär’s denn gewesen, wenn man Seehofer im Imamskostüm auf die Bühne geschickt hätte? Das wäre mein Vorschlag gewesen. Und als erste Amtshandlung als Heimatminister hätte er beschlossen, dass der Koran nur noch auf bairisch gelehrt werden darf. Sowas hätte ich gemacht. Aber wie gesagt: Der Bevölkerungsaustausch, der das eigentlich Kritisierenswerte ist, ist den linken Darstellern keine Silbe wert, weil sie das nämlich selber gut finden.

    • Nachtrag:

      Und dann würde ich Seehofer im Imamkostüm sagen lassen:

      „Daschlagst du Unglaibign, wo’s euch vors Gsicht kumman.“ Klingt doch gar ned so schlecht auf boarisch. Des haut scho hi mit der Integration.

    • Sehr guter Beitrag! Gerade die sog. „Flüchtlingskrise“ wäre eigentlich ein gefundenes Fressen für Kinseher gewesen. Ich denke da nur an „syrische Flüchtlinge“ auf Heimaturlaub. Auch der AfD hätte man ordentlich eine verpassen können, ich denke da nur an die lesbische Vorsitzende einer Familienpartei! Überhaupt wäre eigentlich der ganze Gender-Quatsch ein passendes Thema für ein „Derblecken“ in so einer bierseligen Umgebung wäre. Aber wie schon richtig gesagt, Kabarett will „links“ und „gut“ sein. Also wagt man sich an die wirklich heissen Eisen nicht heran! Da konstruiert man dann lieber alberne Geschichten wie eben diese Sachsen, die angeblich Angst vor dem Bayer haben satt vor dem Muselmann…

    • Luise Kinseher hat ein SPD-Parteibuch und wurde von der Partei sogar zur Wahl des Bundespräsidenten eingeladen. Deshalb kann sie bezüglich der Migrationspolitik auch nicht auf die CSU „eindreschen“, weil die SPD hier für noch deutlich mehr Zuwanderung steht.

  24. Ich fand es unglaublich, dass in der sich anschließenden Politikerrunde Dietmar Bartsch von den Linken und Wolfgang Kubicki von der FDP vertreten waren. Keine der beiden Parteien ist im Landtag vertreten, weder Bartsch noch Kubicki sind Bayern! Dagegen fehlte ein Vertreter der Freien Wähler, in Fraktionsstärke im Landtag sitzen.

    • Das ist mir auch aufgefallen
      Wieso fehlten die Freien Wähler.

  25. Sagen wir es mal so…der Nockherberg…das derbleckte Schau-Singspiel ist ja nicht aus der geschichtlichen Tradition Bayern heraus entstanden sondern erst 1982 und zwar als Gegenpol zu der Übermacht der CSU Politik in Bayern. Der Nockherberg sollte als Ventil-Ausgleichsventil für die Unzufriedenen in Bayern sein, die nicht die CSU gewählt haben und die CSU Wahlergebnisse als „ungerechte Übermacht“ ansahen.
    Der Nockherberg ist so zu sagen auch ein Selbstschutz der CSU für ihre Jahrelang anhaltende politische/Wähler Übermacht.
    Dieses Jahr (2018) könnte jedoch das erste Jahr sein, wo dieser „CSU-Nockherberg-Strategie“ nach hintenlos gehen könnte. Solange die CSU nämlich rechts neben sich keine Parteienkonkurrenz hatte solange konnte Sie diesen „Derblecken“ gelassen entgegen sehen…jetzt hat aber die CSU mit der AfD eine ernsthafte Konkurrenz bekommen. Markus Söder wurde nicht nur „derbleckt“ sondern er wurde auch als „Ministerpräsident ohne Kleider“ hingestellt…als die Gloreiche Sieben. Das sagt schon einiges über den Zustand innerhalb der CSU aus. Markus Söder hat somit nicht nur die AfD sondern immer ncoh den Seehofer im Nacken sitzen und die Mehrheit in den eigenen Reihen ist auch nicht gesichert…. das in einen Landtagswahl Jahr.

  26. Lieber Herr Kraus, Danke für den Kommentar !
    Habe mir das Dablecktakulum angetan, aber ganz ehrlich: das geht noch zwei, drei Spuren gemeiner, die Damen und Herren Kabarettisten wissen offenbar, wer bei ihnen die Wurschtsemmel belegt…. so durften die Ehrenleute auf den ersten Bänken huldvoll lächeln und sich mehr geschmeichelt als geschumpfen fühlen, alles in allem eine recht schale Veranstaltung vor bombastischer (sicher teurer) Wildwest-Staffage. Weniger Verkleidung aber dafür mehr Verleumdung hätte es gern sein können ! Die Kamera hat – dankenswert- teilweise schonungslos offengelegt, was für eine lächerliche, verbrauchte Gurkentruppe (ja, selbst im guaden alten Bayern) unsere aktuellen Politgrössen doch sind.

    • Staatskabarettisten halt mittlerweile auch im BR.

      • Unsinn .

    • Tja, wo sind sie denn, unsere „neuen“ Politgrößen.
      Jedenfalls hatte diese „lächerliche, verbrauchte Gurkentruppe“
      in jungen Jahren weitaus mehr „Biß“ vorzuweisen……..

      Offenbar wirkt „Gender“ nun auch schon in Bayern….. odda so…..

    • Lieber E.K.
      „Weniger Verkleidung aber dafür mehr Verleumdung hätte es gern sein können ! “

      Verleumdung? Würde bedeuten, dass dort die Unwahrheit gesagt wird.
      Aber genau das macht doch niemand. Es wird niemand verleumdet.

      Verleumdung bedeutet im deutschen Strafrecht, dass jemand über eine Person ehrverletzende Behauptungen aufstellt, obwohl dieser weiß, dass die Behauptungen unwahr sind.

      Und davon wollen Sie mehr????

    • Zum Derblecken gehört, dass der /die Derbleckte beim Derblecken mitlacht….aber das ist Ihnen als Nichtbayer wohl nicht so geläufig oder verständlich….

    • Offensichtlich Ihr erstes „Singspiel“ und das Schlechterste seit 10 ewigen Zeiten!

      Schauen Sie sich 2017 + 2016 (auf youtube) an, um Längen besser!

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