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Luther für rotgrüne Politik?

Alle 500 Jahre gibt es jetzt einen deutschen Luther-Feiertag

von Gastautor

01.11.2017

| Lesedauer: 4 Minuten
Den ganzen Tag hindurch predigten die Öffentlich-Rechtlichen, die katholische Kirche habe durch den Ablass Vergebung der Sünden verkauft. Doch das ist falsch! Die Geschichte ist eine andere, aber weil komplexer, für schlichte Geister nur schwer verständlich.

Dieser Reformationstag wird in die Geschichte eingehen als eine sehr kuriose Gestaltung des Jubiläums zum Wittenberger Thesenanschlag (wurde da eigentlich genagelt oder geleimt?, fragte ich seinerzeit den Geschichtslehrer und erhielt dafür eine Rüge). An diesem ersten allgemeinen Lutherfesttag nach 500 Jahren, arbeitsfreier Feiertag für alle Bürger jedweden Glaubens und Unglaubens war bemerkenswert die ganztägige sozusagen amtliche Agitation gegen den Katholizismus, die aus allen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten schallte.

PASTORALE ANIMATEURE
Fröhliches vom Lutherjahr
Emsige Jungredakteusen und Jungredakteure oder vergessliche Oldies müssen es gewesen sein, die in unsinnigen Tatsachenbehauptungen ihre historische Unbildung (religiöse Kenntnisse verlangen wir ja eh nicht mehr) offenbarten und sich in falschen Behauptungen überboten. So habe ich den ganzen Tag hindurch immer wieder gehört, dass die katholische Kirche durch den Ablass Vergebung der Sünden verkauft habe. Auch wenn kein katholischer Offizieller es wagte, dagegen Einspruch zu erheben, das ist durch und durch falsch! Die Geschichte ist eine ganz andere, aber da komplexer, für schlichte Geister nur schwer verständlich.

Die Theologen des Mittelalters entwickelten die menschenfreundliche Idee des „Fegefeuers“, weil sie mit der Lösung „Himmel oder Hölle“ sofort bei Todesfall unzufrieden waren. Dagegen sprach etwa die Verheißung eines Weltgerichts durch Christus am Ende aller Zeiten. Was soll er urteilen, wenn die Seelen schon nach oben und unten verteilt sind? Dagegen sprach auch das Gerechtigkeitsgefühl der Gläubigen. Sollte nach der durch den Priester erteilten Absolution ein Mörder ebenso problemlos in den Himmel kommen wie eine, die sich nicht an die Sonntagspflicht und die Fastengebote gehalten hatte (damals ebenfalls eine „schwere Sünde“)? Oder schlimmer, wenn die Sünderin durch einen plötzlichen Tod die Absolution verpasste, sie in der Hölle landete, während der Mörder froh in den Himmel aufstieg!

OHNE GOTT
EKD: Staatskirchentag im Land der Pastorentochter
Deshalb wurde in Analogie zum überkommenen weltlichen Rechtswesen eine Strafinstanz geschaffen, die dem schuldigen Sünder je nach Schwere seines Vergehens eine Zeit der Strafe zumaß, die er im Fegefeuer zu erdulden hatte. Dass man dabei an Peinigungen analog dem weltlichen Gerichtswesen dachte, entsprach ganz dem Geist der Epoche. Ablässe sollten diese zeitlichen Strafen durch Bußopfer während der Lebenszeit vermindern helfen, das konnte durch Wallfahrten, gute Taten oder eben durch den Kauf von Ablassbriefen geschehen. Dahinter steckte theologisch die realistische Auffassung, dass zum Erwerb von Geld Arbeit und Mühe aufgebracht werden muss, also dafür ein Opfer zu erbringen ist. Gegen den mit der Zeit – wie bei allen Geldangelegenheiten unvermeidlichen – Missbrauch des Ablasswesens durch verweltlichte Kleriker bezog Luther wie viele andere katholische Kritiker Stellung.

Dass sich dann im Laufe der Kontroverse die polaren Standpunkte immer mehr radikalisierten, führte zu der theologischen Entgegensetzung von „Werkgerechtigkeit“ und „Gnade“. Am Ende stand jene religiöse Spaltung des christlichen Europas, die mit zahllosen Kriegen und Millionen Opfern bezahlt wurde. Zu keinem Zeitpunkt aber gab es eine katholische Auffassung, wonach sich das Urteil des Jüngsten Gerichts über Heil oder Verdammnis durch Geldzahlungen vorentscheiden ließe.

CHRONIK DES LAUFENDEN WAHNSINNS III
Abschlussbericht vom Grünen-Parteitag der EKD
Selbstverständlich gehört zur aktuellen medialen Panegyrik Lob des schlichten Luther gegen Prunk und Luxus der katholischen Kirche, und so wird wider alle Faktizität behauptet, er habe deshalb Klöster auflösen wollen, „um das Vermögen der Kirche zu verteilen“ (tagesschau). Also sozusagen eine Vorwegnahme der Konzepte großer religiöser Denker wie Martin Schulz und Jürgen Trittin. Die Reformation an der Macht hingegen hatte mit Verteilungsgerechtigkeit gar nichts zu tun. Da nutzten die Landesfürsten die Lutherei dazu, um kräftig in den eigenen Säckel „zu verteilen“. Als die aufrührerischen Bauern tatsächlich „verteilen“ wollten, wütete Luther in seiner Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“: „Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich wie einen tollen Hund erschlagen.“

Nachdem die willigen Helferlein in den Gebührenmedien genug fleißige Vorarbeit für die Regierungspropaganda geleistet haben, ist die Stimmung bereitet für den Chef der kuriosen Parallelaktion „500 Jahre Thesenanschlag“. Der evangelische Oberpropst Bedford-Strohm (der mit dem Kreuzverstecken bei den Imams) beschwört die Agenda der notwendigen Weltrettung und lässt keine Ranschmeißparole an die Merkel-K.G-E.-Politik aus. „Luther wäre heute gegen Obergrenzen“ meint der wendige Protestanten-Chef, Kardinal Marx nickt sofort beflissen, K.G-E. strahlt begeistert und das Antlitz der Kanzlerin wird von einem inneren Licht erhellt – in den hinteren Reihen sitzt pflichtverdonnert anwesend der Horst und schaut verdrossen. Wahrscheinlich denkt er an Revanche. Und dass es mit Jamaika nichts werden kann.

Luthertum heißt heute, wenn es nach den klerikalen Apparatschiks und ihren zahllosen Medienbeauftragten geht: Rotgrüne Politik, am besten unter dem Kommando der Pfarrerstochter. Das müssen jetzt alle kapieren, die sich den Tort der Festtagssendungen angetan haben.

KREUZLOS
Das Reformationsjubiläum und die Unterwerfung der Kirchen unter den Islam
Nach soviel regierungsfrommer Daueragitation will mir die ZDF-Werbung noch eine schwellenlose Spätabendsendung zumuten: „Das Projekt der 1.000 Stimmen“, das aber mit 4.000 Sängern und 10.000 Zuschauern noch viel mehr Tausender aufbietet. „Reformationsbotschafter“ Eckard von Hirschhausen hat sich als Moderator schon im Februar empfohlen mit der Einlassung: „Luther war ein großer Entertainer. Seine Rhetorik war brillant, er hatte Humor … Ich bedaure, dass Luther nicht bei YouTube irgendwo live zu finden ist.“ Aber danke Eckhard und Martin, ihr evangelischen Entertainer! Ich verzichte und lese lieber das witzige Buch des nonkonformistischen Prälaten Wilhelm Imkamp: „Sei kein Spießer, sei katholisch“.

PS. Nachtrag zum Tag: Es wurde auch ein geplanter islamistisch-terroristischer Anschlag verhindert. In der anberaumten Pressekonferenz hatte man den Eindruck, dass Innenminister de Maiziere persönlich den Fall gelöst hat („Spät genug für die Beweise, früh genug, um Schaden zu verhindern“!). Was für eine wunderbare Fügung …

Albert C. Sellner hat als Programmmacher für den linken Politladenverlag Erlangen, als Redakteur für die Satirezeitschrift „Pardon“ und für das Frankfurter Stadtmagazin „Pflasterstrand“ gearbeitet, als Lektor im Eichbornverlag und als Herausgeber bei „Metropolitan“ und „Econ“. Seit 2000 widmet er sich als Autor und Antiquar der Pflege des kulturellen und religiösen Erbes.

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58 Kommentare

  1. Ich frage mich die ganze Zeit nur, warum man so einen Hallas um die christliche Kirche macht. OK, ich schreibe manchmal etwas verschnörkelt. Ich hätte natürlich auch etwas unerzogen schreiben können: Alles olle Kamellen! Die wirklich relevanten Religionen spielen HEUTE eine Rolle.
    Die christlichen Religionen sind in meiner Antwort übrigens meine Opas und der Rest spiegelt lediglich mein Umfeld wieder.
    Meine Frau hat mir heute morgen übrigens gesagt, dass sie gerade die Evangelikalen nicht mag. Ein paar Jahre studieren, sich dann einen weissen Plüschkranz um den Hals hängen, um dann NICHTS von der Kanzel herab zu sagen haben.
    Naja, es ist eben bereits so weit. Die Menschen gehen nicht mehr aus Überzeugung in die Kirche, geschweige wegen der so tollen Predigten.
    Verraten Sie mir, warum Sie (noch) in die Kirche gehen?

  2. Klug erkannt. Aber er kommt im weißen Gewande des absolut Guten, Edlen, Höchsten daher. Also fällt man vor ihm auf die Knie. Dazu die gekaufte Presse, die unisono trommelt. Propaganda, wenn nur genug Geld dahinter steht funktioniert. Keine Frage. Bernays war kein Dummer, und die die ihn lesen und handeln, haben inzwischen tausende Studien und das Tavistock-Insitute auf ihrer Seite.

  3. Inwiefern antworten Sie auf Talleyrand? Ich kann Ihre Ausführungen nicht nachvollziehen.

  4. Fatal, dieser evangelische Grinseaugust mit seinem orangenem Schal.

  5. Ja, ja, schon die Nazis haben es bestens verstanden, mit der EKD ein Herz und eine Seele zu werden. Sie haben sich sogar haargenau an die Forderungen von Martin Luther gehalten. Also zuerst die Synagogen(Reichskristallnacht) und danach die jüdische Bevölkerung. Übrigens hat außer Lenin hat noch nie ein Politiker behauptet, das Religion Opium für das Volk ist und das ist ganz sicher kein Zufall..

    • Sorry, das war Karl Marx, aber gut… ähnliche Schublade.

      Lenin war der mit Vertrauen und Kontrolle. Erinnert an Merkel, Maas, Kahane und Konsorten.

      „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“

  6. Luther war kein großer Entertainer. Er war schlicht und ergreifend ein übler Hetzer. Beispiel: „Ihre Synagogen sollen niedergebrannt, sie sollen vernichtet werden“. Man muss schon ein ziemlich geistig verquerer Zeitgenosse sein, um diesem Hassprediger etwas abgewinnen zu können.

  7. warum soll man den Pfaffen überhaupt etwas glauben. Sie haben ihre Schäfchen immer schon dazu benutzt sich ein schönes Leben zu machen. Egal ob Evangelen oder Katholen. Sind ja beide vonm selben Stamm. Die wahren Erleuchteten sind die Atheisten. Wann gibt es für die eigentlich einen Feiertag?. Am 31.10. und 01.11. war die Erde für eine kurze Zeit wieder eine Scheibe.Die Pfaffen haben wieder gewirkt und Herr Giordano widerrief und durfte wieder von seinem Sockel steigen und seine, von den Pfaffewn verursachte Asche verwandelte sich wieder in ein menschliches Wesen.

  8. Schopenhauer hat es auf den Punkt gebracht:
    „Die Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen“
    Merkel unterwegs mithilfe zweier Krücken namens Bedford- Strohm und Marx;-)

  9. Schauen Sie sich doch einmal unsere Parteien an und welcher Religion unsere Politiker zuneigen. Es sind die Protestanten, die seit langem den Ton angeben.

  10. Schauen Sie sich doch einmal unsere Parteien an und welcher Religion unsere Politiker zuneigen. Es sind die Protestanten, die seit langem den Ton angeben.

  11. Hmm. Streiche „daß“, setze „das“. Zu spät gesehen.

  12. Historische Wahrheit dürfen Sie von protestantischen Theologen nicht erwarten.

  13. Fehlt nur noch, darüber zu rätseln ob Luther grün, gelb, schwarz, rot oder blau gewesen wäre. Ein Glück, dass er nicht vereinnehmbar ist. Und unbestechlich in seiner Trennung vom „Reich Gottes“ und „weltlichem Reich“. In ersterem findet Demokratie nicht statt, sondern absoluter Herrschaftsanspruch Gottes, im zweiten lokalisiert er die staatlichen Strukturen, die ausschließlich den Zweck haben, mit ihren Mitteln für das Wohl des Staates zu sorgen, das aber wiederum vor der göttlichen Autorität, die letzendlich darüber urteilt. Das „Reich Gottes“ geht den Staat nichts an und ist mit diesem inkompatibel.
    So eine Haltung überfordert die ohnehin sehr eingeschränkte Fähigkeit der Herrschaften zur Nachdenklichkeit. Damits aber irgendwie hinhaut, mit dem sehr unangenehmen Jubiläum, schneidet man sich eben mal ein für die eigenen Zwecke genehmes Stückchen aus dem armen Luther heraus, macht einen Antisemiten aus ihm, oder einen Rebellen gegen was-weiß-ich-alles, einen Sozialreformer, einen Musicalstar, Filmhelden usw.usw. Wir haben es ja sattsam eingetrichtert bekommen.
    Daß diese Gesellschaft diesem Mann nicht im entferntesten das Wasser reichen kann, erhellt sofort die Vorstellung man würde heute die zeitgenössischen evangelischen und katholischen Ober- und Erzpharisäer in Deutschland vor den Kaiser zitieren, bedroht mit der Todesstrafe. oder sie wären mit der Zeitmaschine kurz nach 1938 verschoben.
    Ich vermute, die würden ihr Kreuzchen schnell wieder abhängen ihr erbärmliches Geschwätz ein stellen und das Weite suchen. Mannesmut vor dem Thron? Keine Spur. Verstand? Auch nicht.

  14. Mir fällt bei unserer obrigkeitsfromm politisierenden Geistlichkeit immer wieder folgender Lutherspruch ein:

    »Die Pfaffen sollen beten, nicht regieren!«

    Das gilt nicht nur für Protestanten wie Kreuzverstecker-Strohm sondern ebenso für die Katholen wie Schlepperboot-Woelki.

    PS:
    Heute würde Luther den Ausspruch möglicherweise um den Personenkreis »Pfarrerstöchter« erweitern.

  15. Werter Kassandros, interessanter Kommentar.

    Ach, Merkel steht auf Hindus und Buddhisten, dass wusste ich noch gar nicht. Es dreht sich doch IMMER um die Extrawurst Islam. Nicht der Islam passt sich an die Moderne an, nein die Moderne passt sich an eine Überlegenheitsideologie an, die unserem Rechtsstaat konträr gegenübersteht. Schlimm.

    Ist die Formulierung „reiches und lebendiges religiöses Leben“ die Austausch-Phrase für Multi Kulti??? Einfach das Vokabular austauschen, wenn es negativ belastet ist und weiter wie bisher.

    Die Mainstream Forcierung aufs Religöse ist schon auffällig. Sollen die Leute einfach unreflektiert glauben? Sozusagen der neue „Ideal“ Bürger?

  16. Diese evangelisch-links-grüne Dauerpropaganda, die zur Zeit aus allen Rohren geschossen wird, bringt mich als Ex-Katholikin noch dazu, wieder in die katholische Kirche einzutreten. Der Weihrauch wurde in der evangelischen Kirche abgeschafft, die Selbstbeweihräucherung aber blieb. Gestern fragte ich mich wiederholt, ob es nicht sogar den evangelischen Schäfchen langsam zu viel wird.

  17. „Alle 500 Jahre gibt es jetzt einen deutschen Luther-Feiertag.“

    Glaube ich nicht.
    Der vergangene dürfte der letzte gewesen sein. Gilt im übertragenen Sinne sicherlich für viele christliche Feiertage.

  18. Nettes Bild:

    -Der Erste, dessen Ausstrahlung eher an ein wandelndes Opportunisten-Gifthaferl, als an das Charisma eines spirituell durchdrungenen Geistlichen erinnert (was sich in erbärmlichen Handlungen wie dem feigen „Kreuzversteckspiel“ auch sehr konkret äußert). Und ob es wirklich so toll ist, an jemandes Lippen zu hängen, der, neben Aufruf zum (Bauern)Mord etc., vor allem den hiesigen, religiös verbrämten Antisemitismus salonfähig gemacht hat, möge jeder selbst beurteilen …

    -Der Zweite ein Friedensnobelpreisträger der 1000000 Bomben sowie amtierender Weltmeister der meisten Drohnentoten …

    -Die Dritte eine bieder-protestantisch tapezierte (getarnte) Sphinx. Andere nennen es Schlepperkönigin und Rechtsbrecherin …

    Die Vierte … mh, keine Ahnung, wer das ist, KG-E jedenfalls nicht, passt aber dennoch perfekt in den Haufen …

    Dennoch allen einen schönen, besinnlichen Allerheiligen-Feiertag

  19. Wenn ich mich recht erinnere, wollte der „evangelische Oberpropst Bedford-Strohm“ als erste Amtshandlung Luther quasi entnazifizieren, wie er in einem Interview in Bayern alpha kund tat.

  20. „Rotgrüne Politik, am besten unter dem Kommando der Pfarrerstochter.“
    Das Projekt der Evangelischen Kirche im Sozialismus, dazumal betrieben durch den „roten“ Pastor Kasner, ist in der Bundesrepublik angekommen- mitsamt dazugehöriger Hohepriesterin…
    …seit gestern ist mir immer noch übel.
    Aufklärung, Säkularität- Fremdworte.

  21. Naja, ob die theologischen Feinheiten überhaupt noch bei einem größeren Teil der Bevölkerung verfangen, wage ich zu bezweifeln. Wenn man so möchte ist das allermeiste des heute so praktizierten christlichen Glaubens erst viele Jahrhunderte später „drangeklöppelt“ worden.

    Vom Glauben an eine unsterbliche Seele (übernommen vom Platonismus etwa ab dem 3-4. Jahrhundert nach Christus), über die Möglichkeit des Einzugs in das Paradies schon vor dem Tag des Jüngsten Gerichts (bis zum 12. Jahrhundert nur Heiligen vorbehalten) bis hin zum erwähnten Fegefeuer.

    Ob man übrigens von Seiten der katholischen Kirche bei Zahlung des Ablasses den sofortigen Sprung in den Himmel (wie war nochmal der Spruch von Johannes Tetzel?) oder das Streichen von 50-100 Jahren schlimmster Materung versprach – die psychische Zwangswirkung wird ganz ähnlich gewesen sein.

    „So habe ich den ganzen Tag hindurch immer wieder gehört, dass die
    katholische Kirche durch den Ablass Vergebung der Sünden verkauft habe.
    Auch wenn kein katholischer Offizieller es wagte, dagegen Einspruch zu
    erheben, das ist durch und durch falsch! Die Geschichte ist eine ganz
    andere, aber da komplexer, für schlichte Geister nur schwer
    verständlich.“

    Den Absatz verstehe ich vor dem Hintergrund aber auch nicht ganz. Für Sünden musste man eine gewisse Zeit im Fegefeuer zubringen – oft wohl mehrere Jahre nach katholischer Vorstellung. Durch Kauf eines Ablasses hat sich diese Zeit bis auf 0 reduzieren lassen. Wo besteht da jetzt konstruktiv der Unterschied zur direkten Vergebung der Sünden? Zumal für den normalen Gläubigen nach der (zumindest damaligen) katholischen Vorstellung Vergebung der Sünden allein durch die Tätigkeit der katholischen Kirche erfolgen konnte – in der Regel gebunden an vorausgehende Buße, sei sie tätiger oder finanzieller Natur.

    • Das Geschäftsmodell der katholischen Kirche wird heute von den Versicherungen weitergeführt. Erst eine Riesenangst machen, dann, gegen weltliches Geld, die Erlösung von der Angst verkaufen. Wo die Kirchen bereits Billionen gescheffelt haben, ist die Versicherungsindustrie noch beim Scheffeln der Milliarden. Aber sie sind auch noch nicht 2000 Jahre ununterbrochen im Geschäft.

  22. Danke für diese Einschätzung.
    Ich habe gestern den „Genuss“ der 1000 Stimmen als AgitProP Sendung nach 10 min eingestellt. Ihre Hinweise auf den Ablass waren für mich als Nicht-Katholen interessant und neu. Von solchen Sendungen muss man definitiv „ablassen“ und dem Herrn Bedford-Strohm ist das Strohmkabel zu ziehen. Marxismus ist nicht mehr in Mode (ausser bei der Partei der KGE, die immer besser weiss was die Bürgerlein wollen als diese selbst. So gesehen steht sie in der selben Tradition wie Erich H. und dem Adolflein aus Österreich). Wie oben schön ausgearbeitet, muss die Rundfunkbeitragsfrage neu gestellt werden (wg. Propaganda) und sollte durch Abschaffung des selben beantwortet werden.
    Das Lutherlein würde sicher im Grabe rotiert haben, sollte es das haben sehen können…….

  23. Danke, daß es mal jemand richtig stellt. Beim Ablaß ging es um die sogenannten zeitlichen Strafen und nicht um die sogenannten Todsünden. Letztere können nämlich allein nur durch die Beichte und anschließende Buße abgegolten werden.
    Insgesamt erschließt sich mir der Sinn dieses Jubiläums nicht. Zu dem, was unsere Polit- und Kirchenclowns dazu mal wieder hingelegt
    haben, lieber gar kein Kommentar. Es ist einfach so traurig, traurig
    diese Figuren in ihrer geschäftigen Belanglosigkeit agieren zu sehen.
    Luthers Grundproblem war doch die Frage, ‚wie kann ich vor Gott bestehen‘? Eine zutiefst existentielle, sich aus der Theologie ergebende Frage. Nur die wenigsten, sich als modern verstehenden, Menschen dürften in der Lage sein dazu noch einen Bezug herzustellen oder sich gar davon berühren zu lassen.

    Eine andere Anregung Luthers, demgegenüber mit aktuellem Bezug, war das Schriftprinzip. Was steht denn eigentlich in den sogenannten heiligen Schriften? Mühsam aber letztendlich doch entwickelte sich daraus die sogenannte „historisch-kritische-Methode“ der Schriftauslegung moderner Theologie. So wissen wir inzwischen beispielsweise sicher, daß die wenigsten der sogenannten Jesuworte wirklich authentische Äußerungen sein können. Man braucht aufgrund dieser Einsicht nun nicht gleich alles wegwerfen, muß aber immer Vorsicht bei der Auslegung walten lassen.
    Das wäre, etwas knapp gefaßt Luthers, aber auch vieler anderer, wichtigste Hinterlassenschaft an die heutige Zeit: äußerste Vorsicht beim Umgang mit sogenannten heiligen Texten!

    • Das Problem ist ganz einfach, dass die einfachen Leute bei den Katholen die 245 verbindlichen Dogmen des römischen Katholizismus nicht mehr kennen. Das ist ein Skandal. Ich bin sicher, jeder Priester, jeder Bischof kann die fehlerfrei aufsagen. Jede Wette!

  24. Luther hätte überhaupt keinen Anhänger der Hochkultur ins Land gelassen, und Leute ohne Sprachkenntnisse schon gar nicht. Warum auch? Wegen der Demographie oder der Rentensysteme? Was hätte das Luther geschert? Zudem war er nicht dumm. Es gibt keine einzige Äußerung von Luther dazu, dass der Islam eine Hochkultur sei. Die Hochkultur-Anhänger waren zu Luther‘s Zeiten aggressive Eroberer, die zurückgeschlagen wurden und denen man sich nicht anbiederte.

    Wenn das evangelische Führungspersonal immer noch meint, es kommt mit der Merkelei und der Weinsäuferei durch, wird es sich genauso täuschen, wie Papst und Kaiser.

    • Das evangelische Establishment hat sich mühsam in die Gefilde der Elite hochgebuckelt. Da ist der Kuchen noch besser, als im Café am Eck, der Kaffee noch politisch korrekter, als bei den Grünen und der Wein auf dem Niveau von Junckers Weinkeller bei der EU. Da will man nicht weg so einfach und wieder auf das magere Niveau des normalen Volkes. Und mal ehrlich, egal wie leer die Kirchen sind, Hauptsache die Kirchensteuer sprudelt und die sonstigen Privilegien bestehen weiter. Der Rest ist sonst schnurzegal. Theologisch ist man leer und öde geworden. Das ewige Blabla von Ökumene langweilt unendlich, denn Ökumene heißt doch ganz einfach, die Ketzer der evangelischen Kirche treten der katholischen Hauptkirche bei und lösen ihren Verein auf. Luther hat mit Gestalten wie Bedford-Strohm nichts zu tun, Jesus schon gar nicht. Aber was soll´s? Lassen wir diesen bunt-divers-gender-pc-Verein fröhlich dem eigenen Untergang entgegeneilen. Lemminge auf dem Weg zum Meer soll man nicht aufhalten. Damit Luther endlich aufhören kann, sich im Grabe zu drehen.

      • Ich sehe es auch so. Dieses ganze Ökomene-Trara ist pure Selbstbeschäftigung einer abgehobenen Kaste. Erinnert sehr an die Typen die genau wussten, was wer auf dem XI. Parteitag gesagt hatte.

        Eigentlich schade, weil es genug wichtige Themen außer dem Refugee-Klimbim gäbe.

      • RIchtig. Europa ist dran, seine Konkurrenzfähigkeit in Richtung Fernost zu verlieren, man müsste in Bereichen Bildung, Technologie, aber auch Währung dringend was machen, aber man verzettelt sich mit der Durchfütturung von Perspektivlosen, muss sich mit Islamdiskussionen und erhöhter Kriminalität herumschlagen.

  25. In 500 Jahren wird sich die katholische und evangelische Kirche selbst abgeschafft und sich dem Islam gebeugt haben. Somit wird neben dem Islam das Heidentum in Europa und Deutschland das sagen haben.

    • Heiden n e b e n dem Islam?

      „Im Islam gibt es kein generelles Tötungsverbot – wie etwa das 5. Gebot des Dekalogs (Gebote des AT).
      Es gibt hingegen eine koranische Tötungslizenz bei ungläubigen Heiden, die sich der Konversion widersetzten. Der Islam kennt auch keine allgemeinen Menschenrechte. Er teilt die Menschheit ein in Islam-Gläubige als vollwertige Menschen, sodann die Schriftbesitzer (Juden, Christen) als Menschen minderen Rechts und schließlich die Heiden, die nicht einmal das Recht auf Leben hätten.“
      Ausschnitt aus einer Arbeit des Katholikenkreis.de/Theologie-Dateien

      Keine guten Aussichten für unsere Nachfahren;-(

  26. Vor 500 Jahren hat es die katholische Kirche einfach zu dolle getrieben. Mätressen, Völlerei und Gier. Das musste irgendwann zu einem Aufstand der „kleinen Leute“ führen. Luther bot mit seinen Thesen nur das Startsignal.

    Das was damals die Kirche war, ist heute die Politik – ich bin gespannt darauf, wer und was dieses Mal das Startsignal geben wird …

  27. Gut geschrieben, aber ob auch sachgerecht ist eine andere Sache.
    Könnte der Autor eine Zeitreise um 500 Jahre zurück machen, dann stellte sich der katholische Jahrmarkt der finanziellen Buse schon ganz anders dar.
    Das was Martin Luder, der sich Luther nannte, dachte und schrieb entsprach dem eigenen Denken sehr vieler Gläubiger in dieser Zeit.
    Er hat also nicht gefunden oder aufgedeckt, sondern er hat benannt was ohnehin viele wussten, sich aber nicht trauten auszusprechen.
    Und dieses setzt voraus, dass es diesen Jahrmarkt der Buse ganz real gab.

      • Man kann auch Buße schreiben.

  28. Dass Jubiläumsfeiern oder Kirchentage beider christlichen Kirchen inzwischen zu reinen Polit-Events verkommen sind und nichts mit Verkündigung oder Seelsorge zun tun haben, ist längst Fakt. Das zeichnet sich schon an den Unsummen der Kosten und der Zusammensetzung der Sponsoren ab.
    Der evang. Kirchentag in Köln kostete 24 Mill. Euro, gesponsort zu je der Hälfte mit öffentl. Steuergeldern und den Firmen Daimler-Benz, VW, DM und Kärcher (Mit Hochdruck in den Himmel!): Der Papstbesuch in Freiburg kostete 13 Millionen.

    Recht haben Sie, dass dabei auch Konkurrenzdenken propagiert wird und mit theologischen Fakten willfährisch umgegangen wird.

    Ihr Relativierungs- Versuch des Ablassverkaufes mit der Entwicklung „der menschenfreundlichen Idee des Fegefeuers“ kann aber senerseits nur „schlichten Geistern“ einleuchten.

    Ihr Katechismus stellt fest: „Das Purgatorium (Fegefeuer) ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes sterben, ihres ewigen Heiles sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um in die himmliche Seligkeit entreten zu können.“

    Eingedenk der Tatsache dass über Jahrhunderte (bis Benedikt ) dazu z.B. auch Neugeborene, die noch nicht getauft waren wegen der „Erbsünde!!!“ gehörten,
    sei mir die Frage erlaubt: Geht es noch schwachsinniger ?

  29. Ich finde den Titel des Artikels irreführend:
    Das wird wohl das erste und letzte 500-jährige Jubiläum gewesen sein – in 500 Jahren ist Europa entweder atheistisch oder islamisch (wobei sich für letzteres derzeit eine grössere Wahrscheinlichkeit abzeichnet)

  30. Guter Artikel. Die Verbandelung von Staat und Lutheranern ist offensichtlich und kotz… nicht nur Katholiken inzwischen täglich an, weil sie uns alle, die wir doch eigentlich in einem säkularen Staat (mit jüdisch-christlichen Wurzeln) leben, zu erziehen versucht. Dass die Religionen ohne Staat nicht überleben konnten, ist klar. Luther flüchtete ja sofort nach seinem Thesenanschlag in die Arme des Kurfürsten, und vertrat gegen die Bauern, die seine Lehre ernst nahmen eine reaktionäre Politik.
    Ganz erstaunlich ist jedoch, dass die Kirchen immer leerer werden und das Erziehungsfernsehen inzwischen täglich über religiöse Ereignisse berichtet. Das Volk wendet sich ab und die Eliten halten an ihrem Pakt mit den Religionen (inzwischen gehört auch der Islam dazu) fest. Sie fürchten offensichtlich nichts mehr als den selbstbestimmten Bürger, der von religiösen Zwängen befreit, sich seine eigene Meinung bildet. Und nicht der Kanzelmeinung folgt. Darin zeigt sich, dass der Staat immer noch meint, nicht ohne Religion überleben zu können, getreu dem Motto: Halt du sie dumm, ich halt sie arm.
    Insbesondere der Evangelischen Kirche, und ihren durch die Kirchensteuern alimentierten „Kirchenfürsten“ a la Bedford-Strom, ist es gelungen, ihre U-Boote in der Politik zu platzieren. Das evangelische Pfarrhaus lebt in Personen wie Merkel und KGE und feiert täglich seine Auferstehung im Bundestag und im Staatsfernsehen. Fernab von den Bürgern.

    • Schopenhauer hat es auf den Punkt gebracht:
      „Die Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen“
      Merkel unterwegs mithilfe zweier Krücken namens Bedford- Strohm und Marx;-)

  31. wenn ich kirche höre läuft es mir kalt den rücken runter.
    in monschau hab ich mal baumaterial abladen müssen und der häuptling dieser sandalenschwarzkuttenmänner wg teilte mir mit das ich als geschiedener in die hölle komme. das selbe spiel bei der beerdigung eines guten freundes, da meinter der redner, der ein kleid trug, ebenfalls das anwesende ungläubige in die hölle kommen…
    was läuft bei diesen statisten denn nicht richtig im kopf?

  32. ****Martin Luther Superstar****
    Gewiss hatte er das Redetalent eines Entertainers. Das ist Berufsbedingung um nach oben zu kommen.
    Auch gewiss hat er sich von den Fürsten vor den Karren anspannen lassen. Aber tun das nicht die Evangelischen Kirchenführer auch?
    Aber Martin Luther so schändlich zu benutzen hat in den 500 Jahren keiner gewagt, wie die heutige Politik und Kirche.
    Maßlose Selbstbeweihräucherung!

  33. Guter Artikel, allerdings fehlt mir das Fazit des Autors. Was ist die Kernaussage? Luther würde keinesfalls rot-grün sein, er war nicht tolerant, was die Haltung gegenüber Juden zeigt.

    • Seine heutigen Anhänger sind genauso wenig tolerant.

  34. Das Schärfste und wohl Geschmackloseste beim Festakt war die knallrote Jacke der Merkel. Alle anderen Teilnehmer waren dem Anlass entsprechend gekleidet nur Merkel „stach heraus“. Hat die keine Beraterinnen? Jedenfalls: Unmöglich diese Pastorentochter.

    • Man könnte es auch anders sehen – Merkel war dem medialen Spektakel entsprechend gekleidet. Der Gipfel war das verzückte Antlitz eines Bedford-Strohms.

  35. Ein beeindruckender Luther-Kenner scheint mir Andreas Malessa zu sein.

    Luther soll über sich selbst gesagt haben, dass er ein Prophet, kein Heiliger sei. Die Thesen an das Wittenberger Schloß-Tor hat er nie angeschlagen. Ja, den Ablasshandel gab es schon, was Luther daran kritisiert haben soll, war die Höhe der Geldsumme (das kaufmännische Denken) was man damit verband. Luther kritisierte, dass man mit einer bestimmen Geldsumme sich bei Gott nicht freikaufen könne.

    Das Besondere an Luther war, laut Malessa, seine Übersetzung des Neues Testaments (in nur 11 Wochen), in einer bisher nie dagewesenen Form: er hatte „dem Volke auf den Mund geschaut“ und konnte so die Bibel und die Worte Jesus so übersetzen, dass es dem einfachen Mensch auf der Straße ins Herz ging (vorausgesetzt, der oder die konnte lesen oder sie hatten jemand,
    der ihnen die Bibel vorlas). Das alte Testament ließ Luther von einer Gruppe von Fachleuten und Gelehrten übersetzen.

    J. Gutenbergs Buchdruck half dabei, diese Übersetzungen weit hinaus ins Land zu tragen.

    Luther ist mit seiner gelungenen Bibelübersetzung der Begründer der ersten demokratischen Bewegung, ohne ihn, so Malessa, ware Kant oder Goethe nicht möglich gewesen.

    Er hat die Bibel – nicht Buchstabe für Buchstabe – übersetzt, sondern in einer Art und Weise, dass sie den normalen Durchschnittsmensch ansprach:
    „alle Menschen werden von Gott, Jesus, geliebt“.

    Die grausamen Kriege, die durch diese neue Weltsicht entfacht wurden, belasteten Luther innerlich sehr (depressiv veranlagt).

    Luther war in einer abergläubischen Zeit aufgewachsen, in der man an Hexen, Teufel und Geister glaubte, er selbst verfasste bitterböse Schriften. Luthers Sprache lässt erkennen, dass er ein Kind seiner Zeit war (er war auch Antisemit, bzw. gegen den Glauben der Juden).

    So mündeten Luthers Erkenntnisse in die schrecklichen Auswüchse eines Befreiungsschlages diverser unterschiedlicher Glaubensgemeinschafte, Ideologien und Besitzstände.

    Es liegt auf der Hand, dass die heutigen Besitzstände – ob Regierung,
    Kirche oder Wirtschaft – die Person Luther für sich ausschlachten wollen, jede auf ihre Art (schließlich hat Luther einen wichtigen Platz im Herz der Geschichte und der Menschen).

    Merkel, die Grünen oder die heutigen Kirchenvertreter sind beileibe keine Propheten, sie verfolgen nur ihre eigenen Interessen.

    Da man, seites der Bundesregierung, islamistische Terrorristen und „Feiheitskämpfer“ teilweise ungehindert in Deutschland agieren lässt (z.B. Fall Amri), Linke und somit auch Linksextreme unterstützt (100 Mill. EU p.a.) und in den Kampf gegen alles Nazihafte gezogen ist – je öfter es islamistische Terrorakte gab (!) – sieht es eher so aus, als befänden wir uns in einer Vorkriegs-Phase, wie damals, vor dem 30. jährigen Krieg …?! Also eine sehr Luther-nahe Zeit, im negativen Sinn.

  36. Sehr guter Artikel.

    Es passt aber doch ins öffentlich-rechtliche Bild: ein SPD-Mitglied Bedford-Strohm und eine Grünin namens Göring-Eckardt (sind Doppelnamen bei protestantischen Würdenträgern eigentlich Pflicht?) vertreten rot-grün gefärbt natürlich das protesdtantisch Gute und Erhabene. Die Katholiken sind die Schwarzen, die Rechten, die Ewiggestrigen, ergo die Bösen. Komplizierter darf man die Sache im heutigen TV nicht machen.

    Das mit der Festnahme des potentiellen Terroristen von Schwerin und das mit dem Terroranschlag in New York kann man dann angesichts solch eines wichtigen Jahrstages bequem mal in die zweite Nachrichtenreihe schieben. Zeigt aber, mit welcher Religion wir uns demnächst zu befassen haben. Noch-Innenminister Lothar dM hat ja schon mal einen entsprechenden Vorstoß gemacht. Nicht gestern mit der frohen Festnahmebotschaft. Nein, das mit dem islamischen Feiertag.

    • Die Mehrzahl der Protestanten in Deutschland sind heute, was die Pharisäer zu Jesu Lebzeiten waren. Und nicht wenige sind sogar Sadduzäer. Zeloten und Essener findet man bei ihnen keine.

  37. Danke für die Aufklärung einer weit verbreiteten Fehldeutung zum Ablasshandel. Mir war der kleine, aber feine Unterschied bisher auch nicht bekannt. Nachdem sich seit einiger Zeit religiöse Befindlichkeiten und, nach Belieben interpretierbare, theologische Aspekte als Ersatz für Sachargumente und Sachverstand vermehrt in der Politik und öffentlichen Meinungsdebatten festsetzen wäre noch viel mehr Aufklärung in Bezug auf alle religiösen Ausrichtungen und ihre Gründer nötig.
    Die Behauptung, Luther wäre gegen eine Obergrenze gewesen zeigt wunderbar dieses Abdriften von der Basis der Realität, Vernunft und Gesetzestreue in die Scheinwelt der religiösen Deutungen und moralischen Rechthaberei.

  38. Es ist bedauerlich das hier in Deutschland mehr Aufheben und Schreierei um Helloween gemacht wird, als an diesem Tag Martin Luther zu gedenken. Süssigkeiten und Horrormasken passen nicht zu Reformation und Freiheit.

    • Es tut gut, bei all dieser überbordenden Frömmelei ein kleines antichristliches Gegengewicht zu haben. Eine Art Stachel im Fleische der Selbstgerechten.

  39. „Luther wäre heute gegen Obergrenzen“ Das ist doch immer wieder erstaunlich, woher die Religiösen, besonders die höheren Chargen das alles wissen. Mit Vernunftgründen betrachtet ist diese Aussage eine Behauptung, die nicht zu beweisen aber auch nicht zu widerlegen ist, also völlig wertlos, reine Propaganda oder Demagogie. Aber so haben sie es schon immer, seit Jahrhunderten gemacht. „Gott will es“ schallte es wieder und wieder aus religiösem Mund, wenn die Menschen von den Pfaffen in den Krieg gehetzt wurden. Leid und Qual auf dem Schlachtfeld, in den Gräben und an der Front völlig egal. Als ob sie gerade eben mit ihrem jeweiligen Gott telefoniert hätten. Und ob der Massenpsychose Religion fragt der Zeitbeobachter und Intellektuelke sich immer wieder, sind die verrückt oder ich?
    Mein Urteil: der jüdisch- katholische, dann protestantische Gott existiert, aber nur im Kopf des Herrn mit dem Doppelnamen.

    • Mir scheint beinahe, dass der Säulenheilige Luther in der protestantischen Kirche mehr Ansehen genießt als Gott selbst, weil er sich ja auch viel leichter für politische Zwecke instrumentalisieren lässt.

    • Genau dort existiert er vermutlich nicht, er ist ja ein deus absconditus. Und im Kopf des besagten Herrn gibts kaum Möglichkeiten, sich zu verbergen.
      Man wird ihn wohl anderswo suchen müssen. Und er läßt sich dort finden, wo ihn Luther gefunden hat, nämlich im Wort. Es sind nicht die Religiösen, es sind die Armseligen, die ihn am ehesten finden.

  40. ich kann als einer, der als theologiestudent – 2.bildungsweg – schon ein luther – proseminar gab, nur bestätigen, dass von maßgeblichen stellen luthermärchen be-
    fürwortet und gefordert wurden. und nicht nur dieses hat mich von der theologie wweggetrieben. über die heutigen adepten kann ich nur noch lachen! sie sind nicht einmal der verachtung wert!

    best regards
    dr.f.w.becker, cambidge/mas.

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