<
>
Wird geladen...
Was bekannt ist

Tauchboot Titan: Unglück mit Ansage

21.06.2023

| Lesedauer: 5 Minuten
Das U-Boot "Titan", das Touristen zum Wrack der Titanic bringen sollte, ist verschollen. Bereits im letzten Jahr stand das kleine Tauchboot in der Kritik: Einige Konstruktionstechniken sind ungewöhnlich, andere wirken geradezu improvisiert.

Für weltweite Schlagzeilen sorgte das verschollene kleine Tauchboot Titan, das vor der nordamerikanischen Küste mit fünf Personen an Bord zu dem Wrack der Titanic tauchen wollte. Noch besteht die Hoffnung auf Rettung; vernommene Klopfzeichen und theoretische Sauerstoffreserven lassen auf eine rechtzeitige Bergung hoffen. Doch die Zeit wird knapp, die Rettung ist praktisch sehr schwer darzustellen. Das Wrack der Titanic liegt in 3.800 Metern Tiefe.

So tief kann kein normales U-Boot tauchen: Auch militärische U-Boote könnten es nicht erreichen, wenn es am Meeresgrund liegen sollte. Rettungs-U-Boote sind selten und ob sie für diese Tiefe geeignet sind, ist fraglich. Außerdem befindet sich keines in der Nähe. Das Rettungs-U-Boot der US-Navy soll zum Beispiel bei Florida liegen. Diese Tiefe ist normalerweise hochspezialisierten wissenschaftlichen U-Booten vorbehalten.

Stockton Rush, CEO des Unternehmens OceanGate Expeditions, welches das Tauchboot betreibt, hatte vor einigen Jahren noch verkündet: Die Titan sei „so ziemlich unverwundbar“. Die Ironie, dass das selbe einst über die Titanic gesagt wurde, geht auch an ihm nicht vorbei:

Hier klicken, um den Inhalt von X anzuzeigen.
Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von X.

CBS News: Sie glauben, dass die Zyclop 2 (Typenname) so ziemlich unverwundbar ist?
Stockton Rush: Wenn wir fertig getestet haben, glaube ich dass sie so ziemlich unverwundbar ist.
CBS News: „Und das ist, was man über die Titanic sagte?“
Rush: „Das ist richtig, Und ich werde auf all die frühen Tauchgänge gehen und meinen Worten Taten folgen lassen.“

Selbst wenn die Titan gefunden wird und erreicht werden kann: Wie soll die Rettung vonstatten gehen? Die Titan hat keine Luken, über die man die Besatzung retten kann, selbst wenn ein Rettungs-U-Boot die Titan erreicht. Das Boot wurde vor dem Absenken von außen mit Bolzen verschlossen. Eine Bergung der Titan ist schwer zu realisieren: In der Tiefe können Schwimmkörper nicht eingesetzt werden, sagte der Tauchboot-Pilot Jürgen Schauer der Wirtschaftswoche. Eine Rettung hält er für fast unmöglich, sollte die Titan unter Wasser festsitzen. Jürgen Schauer entwickelte das Forschungstauchboot JAGO mit. Er vermutet die Tauchkapsel am Meeresgrund: „Meines Wissens wurde aus so einer Tiefe noch nie etwas Größeres geborgen“. Ein Heben mittels anderer U-Boote scheint unmöglich, sind sie nicht für einen Mehrtonner der Größe eines Lieferwagens ausgelegt.

Selbst wenn das Tauchboot nicht unter Wasser liegt, sondern an der Oberfläche abgetrieben wäre: Mit der Außenwelt kann offensichtlich nicht kommuniziert werden. Die Sauerstoffreserven sind nach wie vor begrenzt, denn es gibt keine Luke, über die frische Luft hinzugeholt werden kann.

Ocean Gate Expeditions hat am Mittwochnachmittag bekanntgegeben, dass noch 24 Stunden Luft im verschollenen U-Boot verfügbar sein sollten – und dass im Suchgebiet nicht näher beschriebene Töne emittiert wurden:

https://twitter.com/OceanGateExpeds/status/1671475968077094914

Die Titan ist nicht das einzige Tauchboot, das Touristen eine Expedition zur Titanic anbietet, und es ist nicht der erste Tauchgang, den das Tauchboot zur Titanic absolvierte. Es gibt mehrere Anbieter für solche Tauchgänge, die sich teils als wissenschaftliche Expeditionen mit zahlenden Sponsoren darstellen. Doch am Ende sind es alles touristische Safaris in die Tiefe des Atlantiks. Sie alle sind sehr gefährlich, auch wenn dieser Fall möglicherweise der erste für Touristen tödliche Tauchgang sein sollte. An Bord befinden sich fünf Personen, darunter Stockton Rush, der CEO von OceanGate Expeditions und der brittische Milliardär Hamish Harding. Harding war bereits auf anderen Extremexpeditionen. Er flog mit einer Rakete des Unternehmens „Blue Origin“ in den Weltraum und hält einen Weltrekord für seinen Tauchgang in den Mariannengraben auf 11.000 Metern Tiefe. Außerdem an Bord sind der britisch-pakistansische Unternehmer Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman sowie Paul-Henri Nargeolet. Er leitete bereits mehrere Expeditionen zur Titanic, die mehr als 5.000 Artefakte der Passagiere bargen. 2019 sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung „The Irish Examiner“: „Ob man elf Meter oder elf Kilometer weit unten ist – wenn etwas Schlimmes passiert, ist das Ergebnis das gleiche. Wenn man so tief im Wasser ist, ist man tot, bevor man merkt, dass etwas passiert ist – das ist also kein Problem“

Die Nachricht, dass die Technik der Tauchkapsel mit einem Videospielcontroller von Logitech gesteuert wurde – also mit Unterhaltungselektronik, sorgte bei vielen Beobachtern für Unverständnis und billigen Spott und Häme. Rush argumentierte in der Vergangenheit, solche Controller seien robust, einfach zu bedienen und leicht zu ersetzen: Bei einem Tauchgang würde er einfach mehrere als Ersatz mitnehmen. Der Pilot navigiert das Tauchbot blind nach den Anweisungen des Teams an der Oberfläche. Gravierender sind jedoch andere Bautechniken an der Kapsel. So besteht der zylinderartige Körper der Tauchkapsel aus einem Karbonfaserverbundmaterial, der an beiden Enden mit einer Titan-Halbkugel abgeschlossen wird.

Die Wahl der Materialien ist ungewöhnlich: Das Karbonmaterial eignet sich gut für Druckbehälter – wie zum Beispiel Sauerstoffflaschen, da es Zugkräften gut wiederstehen könne, so Jürgen Schauer. Als Material für einen Körper, der hohen Druck aushalten müssen – wie eben ein U-Boot, das einen Wasserdruck aushalten muss, der mehr als 340 mal so hoch ist wie an der Oberfläche. In einem Bericht des US-Fernsehsenders CBS vom vergangenen Jahr stellte Stockton Rush sein U-Boot vor und war sichtlich stolz auf die improvisierte Technik, die darin verbaut ist: Lampen aus dem Baumarkt, als Ballast dienten zum Teil alte Stahlrohre. Andere Medien berichten davon, dass die Funkeinheit aus zweiter Hand bei Ebay gekauft wurde. Trotzdem soll das U-Boot über sieben verschiedene Systeme zum Auftauchen verfügt haben.

Rush antwortete in diesem Bericht auf die Bemerkung, dass U-Boot wirke „zusammengeschustert“:

“I don’t know if I’d use that description of it. But there’s certain things that you want to be buttoned down, so the pressure vessel is not MacGyvered at all because that’s where we work with Boeing, and NASA, and the University of Washington. Everything else can fail — your thrusters can go, your lights can go — you’re still going to be safe.“
„So würde ich es, denke ich, nicht beschreiben. Aber es gibt Teile, die richtig gut funktionieren müssen, desswegen ist der Druckkörper nicht zusammengeschustert sondern wir haben da mit Boeing, NASA und der Universität Washington zusammengearbeitet. Alles andere kann ausfallen – der Antrieb kann ausfallen, das Licht kann ausfallen – aber Sie sind trotzdem sicher“.
Doch bereits während der Tauchgänge, die der Journalist David Pogue mit der Titan beobachtete, brach die Verbindung zum Mutterschiff in einem Fall für drei Stunden ab.

Trotzdem wurde das U-Boot nie von außenstehenden Prüfern zertifiziert. Es gibt keine Pflicht zu einer solchen Zertifizierung, sie ist aber gängige Praxis. Bereits 2018 protestierten Experten aus dem U-Boot-Bau gegen die Entscheidung des Unternehmens, die Titan nicht durch externe Prüfer zertifizieren zu lassen. Die New York Times dokumentierte diesen Brief. Die Prüfer warnten vor möglichen „schlechten Ereignissen (klein bis katastrophal)“. Noch 2018 war die Sichtluke der Titan nur für eine Tauchtiefe von 1.300 Metern zertifiziert, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht.

Ein Vergleich mit einem anderen tödlichen Abenteuer für zahlungskräftige Kunden drängt sich auf: Expeditionen auf den Mount Everest. Für rund 40.000 Euro ist es möglich, den höchsten Berg der Welt zu erklimmen oder genauer: durch einen Bergführer der Sherpa erklimmen zu lassen. Wo der erfolgreiche Tauchgang eine technische Meisterleistung des ausrichtenden Unternehmens ist, ist die Himalaya-Expedition eher eine logistische. Und eine sportliche für den Bergsteiger, trotz vorbereiteter Basecamps und helfender Sherpas. Diese Extremerfahrung haben in dieser Saison bereits 600 Menschen gewagt, von denen 12 leblos gefunden wurden, fünf weitere werden vermisst. Drei Prozent Todesrate. In 20 Jahren Afghanistaneinsatz waren laut Bundeswehr 93.000 Soldaten im Einsatz. 53 von ihnen starben dort. Eine Todesrate von 0,06 Prozent.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

42 Kommentare

  1. Die „Trieste“, der bekannte Bathyscaph des Forschers Piccard, hatte in den 50er Jahren bereits eine Sicherheitseinrichtung an Bord, bei der ein Teil der Ballast von Elektromagneten gehalten wurde, das heisst bei einem Stromausfall wäre dieser Ballast sofort abgeworfen und ein Auftauchen eingeleitet worden. https://de.wikipedia.org/wiki/Trieste

  2. Sprichwort: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Gilt auch heute noch. Wenn ich zusammentrage was ich bisher gelesen habe: Faserverbundwerkstoff als Hülle, keine elektrischen Leitungen nach außen, d.h. Funk, Empfänger und Batterien außerhalb.4000 m sind 400 atü,das alles dicht zu kriegen, ist ein Problem. Und ein anderes ist es das alles heil bleibt und nicht zerdrückt wird. Wenn manche Bilder über dir Außenseite echt sind, dann erinnert das an Klein-Fritzchens Uboot für den Dorfteich, nicht aber an ein Gefährt für 4000m Tiefe.

  3. Ja, dieser schmale Grat zwischen Unglueck und Leichtsinn.

    Ein Techniker muss man nicht sein, um vor einer solchen Reise Skepsis zu haben. Die Tiefseetouristen haben das Ding ja wohl vorher besichtigt. Windows-Computer mit Gamecontroller, Baumarkt-Teile und von aussen verschraubt.

    Vielleicht geschieht ein Wunder und dieses Ding wird an der Oberflaeche geortet. In ein, zwei Tagen wird aus der Rettungsaktion eine Bergeaktion. Nachher zu einer Gedenkfeier.

  4. Sich in einem abgeschlossenen Behältnis, mit begrenztem Sauerstoffvorrat, von außen verschrauben zu lassen und dann in die Tiefsee abzutauchen, ohne Möglichkeit der Selbstbefreiung, ohnehin unter Wasser aber auch an der Oberfläche, dazu braucht es schon ein erhebliches Maß an Unvernunft.

    Zwei Szenarien halte ich für wahrscheinlich nach dem, was Medien zu entnehmen ist: Entweder ist die Hülle des Tauchbootes kollabiert, oder die komplette Elektrik ausgefallen. Letzteres macht dann auch den Abwurf von Ballast unmöglich, zumindest war von einer mechanischen Auslösung des Abwurfs bisher keine Rede. Das sind die Möglichkeiten, die auch den kompletten Abbruch der Kommunikation erklären würden.

  5. Jetzt müssen wir aber alle ganz schnell, ganz viel Anteilnahme für die Toten im Mittelmeer aufbringen und ganz wenig für die Leute im Tauchboot.
    Wie eine Forscherin die Sympathie für die »Titan«-Insassen erklärt – und das Desinteresse an Ertrinkenden im Mittelmeer“ https://www.spiegel.de/panorama/tauchboot-drama-wie-eine-forscherin-die-sympathie-fuer-die-titan-insassen-erklaert-a-0576ea7f-29a0-438a-875c-255d5c9bf833?commentId=520bc578-427a-4d28-a276-d61cbea88380
    und weiter „Der grüne Europaabgeordnete Erik Marquardt sprach sogar von »Niedertracht« beim unterschiedlichen Umgang mit verschiedenen Schiffsunglücken.“

    • Niedertracht sehe ich eher in dem Versuch, auf die mediale Aufmerksamkeit für das Tauchboot-Unglück aufzusatteln, um davon politisch zu profitieren. Aber was will man erwarten, diese Leute tragen meiner Ansicht nach seit Jahren Mitschuld daran, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil sie sich allen Lösungen verweigern, die die Anreize für Menschen, sich in Lebensgefahr zu begeben, beseitigen würden.

      Das Unglück der Menschen auf dem Mittelmeer wird benutzt, um Druck für die eigenen politisch-ideologischen Wünsche auszuüben und aufrechtzuerhalten. Und es wird dann versucht, viele Medien spielen dabei mit, denen Schuld zuzuweisen, die der Erfüllung besagter politischer Wünsche, im Weg stehen. Perfide.

  6. Mit all diesen Hintergundinformationen zu Tiefseetauchgängen erscheint die offizielle Story zu der Sprengung von NS 2 mehr als grotesk!

  7. Stockton Rush, 61, the CEO of OceanGate Expeditions once said he refused to hire ’50-year-old white guys‘ because they are not ‚inspirational‘
    Nun nützt den Insassen die ganze Inspiration wenig. Wenn es nicht so traurig wäre…. Ich sehe wenig Chancen für eine Rettung.
    Die „inspirierte“ Konstruktion hat nicht einmal eine Ausstiegsluke für den Notfall. Das vordere Ende ist mit Bolzen fest verschraubt.

  8. Bei der Konstellation ist etwas sehr außergewöhnlich, was noch viel Stoff für Filme geben könnte.

    Der Erbauer ist mit seinen Passagieren selbst an Bord. Man mag sich gar nicht ausdenken, was sich in dem vielleicht dunklen kleinen Boot abspielt, in den Köpfen aller Beteiligten im Angesicht des Verantwortlichen, die ihre letzten Stunden, Minuten und Sekunden dort verstreichen sehen, wissend, dass sie, ob am Meeresgrund oder an der Wasseroberfläche, ersticken werden, wenn sie nicht noch gefunden werden. Beschimpfen sie den Konstrukteur, gibt es einen Gewaltausbruch, schließen sie Frieden, geben sie ihm die Schuld oder betrachten sie es als eigenen Fehler, wie steht der Konstrukteur zu seiner Schuld?

  9. Für mich sieht das wie ein Ausdruck einer dekadenten, bildungsfernen Wohlstandsgesellschaft aus, was sich in der technischen Konstruktion widerspiegelt.

    Als ich den Text gelesen hatte und zu der Stelle mit der CFK Hülle kam, schoss mir als Physiker SOFORT der Gedanke durch den Kopf: „Warum zu Teufel Verbundfaser für Druckbelastunden ..“ Ich lese weiter und dann sehe ich meinen eigenen Gedanken dort niedergeschrieben als ob der Verfasser meine Gedanken gelegen hätte. Das war irgendwie skurril ..

  10. Wer sich auf so ein Abenteuer einläßt, der muß auch mit dem schlimmsten rechnen, denn es gibt Dinge, die muß man als menschliches Individuum nicht vordergründig haben und wieder tritt der alte Satz zu Tage, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, was sich allerdings auch ins Gegensätzliche verkehren kann und dabei bitte nicht vergessen, daß in der gleichen Zeit weltweit hundertausende von Leben aus irgendwelchen Gründen zu Ende gehen und wer auf`s Glatteis geht, kann auch ausrutschen, wie man nun erneut sehen kann.

    Dabei fällt mir immer noch der Spruch eines chinesischen Philosophen ein, der der Menschheit die Empfehlung gegeben hat im Zimmer zu bleiben um die Gefahren des Lebens zu minimieren, was sicherlich nur symbolisch gemeint war, aber schon seinen Sinn hatte und der berühmte Millionärs-Abenteurer und Weltumrunder im Ballonflug ist am Ende auch ganz simbel mit seinem einmotorigen Flugzeug in den USA verschollen, wobei er noch nicht einmal gewisse Mindestregeln beachtet hat und solche sträflichen Fehler können das Leben kosten, warum auch immer, das ist nun mal so.

  11. In so einem engen U-Boot festsitze und zusehen, wie die Luft ausgeht. Man mag es sich gar nicht vorstellen. Das Leben als Abenteurer ist ohnehin nicht all zu sicher. Wie man es auch dreht, lebt man eher gefährlich. Ob mit dem U-Boot unter dem Meer, in luftigen Höhen, oder auf der Rennstrecke. Es gibt viele Wege ins Gras zu beißen. Red Bull macht da ein Geschäft draus. Manchge Leute brauchen einfach den Nervenkitzel.

  12. Und das alles um zu einem, von Mikroben immer mehr zerfressenen Haufen Metallschrott abzutauchen. Die Faszination an den Überresten einer dramatischen Katastrophe vor mehr als 111 Jahren hat wahrscheinlich einen sehr hohen Preis: das Leben.

  13. Noch weniger wie „sogenannte Flüchtlinge“ freiwillig in morsche Rettungsboote einsteigen müssen, müssen sich Sight-Seeing-Touristen freiwillig, nur des Kick´s wegen, in marode Tauch-U-Boote hineinzwängen.

    Wie heißt es doch: „Wer sich in Gefahr begibt, der ….“

  14. „Meines Wissens wurde aus so einer Tiefe noch nie etwas Größeres geborgen“ – das stimmt nicht. USA hat mal Teile vom K-129 U-Boot der sowjetischen Marine aus 5km Tiefe bergen können. Das war 1974 also 50 Jahre her.
    Interessanterweise wusste USA ziemlich genau wo das Schiff verunglückt hat, weil die Ozeane zum Teil durch Unterwasser-Lauschsystem SOSOS überwacht wurden. Wie das Leben so manches verbindet – die ganze Such- und Bergungsaktion wurde durch CIA geführt und geheim gehalten, bis ein gewisser Seymour Hersch sie aufgedeckt hat.

    • Zumindest mit dem Raketenschub haben Sie unrecht, der Rest …?
      Übrigens schreibt man die Entdeckung dessen einem Russen zu ;-), Ziolkowski. Komisch, daß die die ersten im Weltraum waren und auch jetzt die besseren Raketen und größten Flugzeuge haben.

  15. Hätte es sich bei den Tauchgänger um fünf Idealisten bei der Erprobung einer neuen Technologie gehandelt, dann könnte man ihnen zugute halten, für den Fortschritt und die Wissenschaft ihr Leben geben zu haben – wie auch manch ein Flugpionier, Polarexpediteur oder Raumfahrer.
    Dass nun aber Millionäre um des Kicks willen ein kleines Vermögen hinblättern, verleiht der Geschichte einen faden Beigeschmack.
    Im Falle der beiden Pakistanis betragen die Kosten je das 160-fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens ihrer Landsleute.

    • Das sehe ich ähnlich. Und wäre auch bereit, ihnen nach einer aufwändigen Rettung in den Allerwertesten zu treten dafür, dass ihre Dekadenz das alles notwendig macht. Aber auch Menschen, die sich dekadent verhalten, haben mein Mitgefühl, wenn sie sich in einer solchen Situation befinden.

      • Richtig. Häme wäre fehl am Platz. Auch ein Motorradfahrer, der mit 180 Sachen auf der Landstraße aus der Kurve fliegt, hat Hilfe verdient, sofern noch möglich. Fast tun mir solche Menschen leid, die wohl schon alles erlebt haben, und nun (ohne wirklich vom Fach zu sein) noch etwas ganz Besonderes erleben müssen.

  16. Tieftauchexpeditionen sind etwas für absolute Profis und nichts für Touristen.

  17. Die Teilnehmer sind so dekadent wie andere Teile der Gesellschaft.
    Zur Titanic ist alles Wichtige gesagt, erforscht. Man sollte dem Schiff
    und den Seelen dort unten Ihre Ruhe lassen. Die evtl. neuen Opfern, RIP,
    es ist/war Eure Entscheidung, nach unten zu tauchen.

  18. Dazu kann man nur sagen: viel Geld, wenig Verstand! Offenbar braucht man in diesen Kreisen ständig einen Thrill, in Dubai zu leben, reicht offenbar noch nicht! Ist es auch nicht pietätlos gegenüber den Opfern des Untergangs, ständig deren Totenruhe zu stören? Aber Profit und Sensationsgier stehen über allem!

  19. Zitat:“Diese Extremerfahrung haben in dieser Saison bereits 600 Menschen gewagt, von denen 12 leblos gefunden wurden, fünf weitere werden vermisst. Drei Prozent Todesrate. In 20 Jahren Afghanistaneinsatz waren laut Bundeswehr 93.000 Soldaten im Einsatz. 53 von ihnen starben dort. Eine Todesrate von 0,06 Prozent.“

    Der Vergleich hinkt. Soldaten im offiziellen Einsatz in Afghanistan waren exzellent mit gepanzerten Fahrzeugen, Schutzwesten und Helmen ausgerüstet, permanent bewaffnet und haben sich jederzeit in ihr gefestigtes und rund um die Uhr bewachtes Camp zurückziehen können. Soldaten die nicht offiziell im Einsatz oder auf Fronturlaub sind, sind um all dies beraubt. Würde man Soldaten ohne all dies in den Einsatz schicken, läge die Verlustrate bei mindestens 95%.
    Wenn ich eine Armee möglichst einfach plattmachen will, meuchele ich ihre Soldaten außerhalb des Dienstes, weil man ihnen nach Dienstende die Ausrüstung abnimmt.
    Und noch was: Afghanistan ist übersichtlich. Da trübt kaum ein Hindernis den Blick in die Steppe, was die Aufklärung massiv erleichtert. Im „urbanen“ Meeresumfeld mit seinem trüben Gewässer und alle den Korallenriffen voller Moränen und Haien kann man hingegen kaum einen Meter weit schauen. Da lauert der Tod in jeder Ritze. Und wenn die Ausrüstung dann fehlt oder nicht optimal daherkommt, wird das natürlich kritisch.

  20. Wer Milliarden anhäuft oder Jahrzehnte Expeditionserfahrung hat, kann ja nicht völlig verblödet sein ohne jedes Urteilsvermögen. Erstaunlich dass die Menschen einfach so eingestiegen sind, in dem Wissen der Gefahr, dass sie ihr Leben lassen werden, wenn mit dem „Tauchboot“ in der Tiefsee etwas passiert.

  21. Jetzt lese ich hier auch schon wieder abstrakt-pauschal von 7 verschiedenen Auftauchsystemen bzw. -wegen. Was sollen das denn für welche sein?? Reguläre (zertifizierte) U-Boote haben redundante Systeme, weshalb sie eher noch sicherer sind als Flugzeuge. Es gibt doppelte und voneinander unabhängige Batterien, doppelte und voneinander unabhängige Sonaranlagen Ausblasvorrichtungen Pumpen Lampen etc. pp. Hier scheint sich die Redundanz auf Logitech-Spielecontroller zu beschränken. Mir scheint auch es gäbe gar nicht den Platz für weitere Teile. Und schon gar nicht vorgesehen ist eine autonome bzw. separate Rettungsvorrichtung (-kapsel). Jahrzehntelang bewährte Standards sind in mehrfachen Hinsichten offenkundig nicht eingehalten. Das alles erscheint mir grob fahrlässig. Da hülfe auch kein Haftungsausschluss.

    • Es gibt noch einen Unterschied zwischen dem Tauchboot und den zertifizierten U-Booten. Keins der U-Boote kommt 3,5 km runter zur Titanik.

  22. Sorry, aber wer sich solch ein irrwitziges „Event“ als Nervenkitzel aussucht und dafür mal eben eine viertel Million hinblättert, kann nicht ganz klar im Kopf sein. Mein Mitleid hält sich da sehr in Grenzen. Wenn jemand mit seinem Leben und seinen Millionen aus lauter Einfallslosigkeit nichts mehr anzufangen weiß, dann macht er eben sowas, sei’s drum…

    • Wieso – ohne solche Leute würde es keinen Fortschritt geben. In dem Fall hat jeder der da in dem Schiff ist, selbst entschieden, ob er teilnehmen wollte. Das kann man über Millionen von Menschen nicht sagen die sich den Plänen der Herrschaftsklasse nicht widersetzen können.

      • Diese Leute sind doch nicht am Fortschritt interessiert, eher das Gegenteil ist der Fall. Wer sich in so einem klapprigen Gefährt eine „Touristenattraktion“ in der Tiefsee anschauen will, handelt aus Sensationsgier und will nichts als billige Aufmerksamkeit in der yellow press!

  23. Gern kann man mich jetzt als gefühlskalt bezeichnen, aber für Leute, die dem Vernehmen nach 250.000$ für einen extravaganten Nervenkitzel ausgeben und dabei zu Schaden kommen, will sich bei mir einfach kein Mitgefühl einstellen.

  24. Wirklich fahrlässig wird es wenn man sich anhört nach welchen Kriterien der CEO Techniker und Spezialisten eingestellt. Keine alten, weißen U-Bootfahrer, weil die zu viele Bedenken hätten. Lieber junge, diverse Leute, frisch von der Uni. Wegen der Energie.
    youtube-Video eines alten, weißen U-Bootfahrers zu der „Titan“ in englischer Sprache
    https://www.youtube.com/watch?v=4dka29FSZac

    • Es gab schon vor 3 Jahren kritische Stimmen. Vor allem von erfahrenen Technikern, die bei der Firma in leitender Funktion tätig waren. Die wurden allesamt mundtot gemacht, da man das Projekt nicht schon im Vorfeld zerstören wollte. Ein Ingenieur hatte daraufhin gegen seine Entlassung geklagt.
      Kann schon sein, dass nur noch jüngeres Personal eingestellt wurde, damit es keinen Widerstand gibt…

  25. Die wussten, dass sie ein Risiko eingingen. Es war eine bewusste Entscheidung von erwachsenen Menschen. Mit fehlt hier das Mitleid.

  26. Kein Zweifel, niemand wünscht jemandem diesen Tod. Und dennoch:
    So wie ich das verstanden habe, hat jeder der Teilnehmer einen Haftungsausschluss unterschreiben müssen. Jeder der Teilnehmer war erwachsen. Jeder der Teilnehmer wollte „Abenteuer“ und ist nun leider beim Abenteuer gestorben.
    Fordern wir nun Schutzzonen? Oder belassen wir es doch bei Eigenverantwortung. Nun, der Veranstalter unterlag nicht deutschem Recht. Insofern bleibt es bei Eigenverantwortung. Ob der Veranstalter damit wohl pleite ist, d. h. beseitigt vom freien Markt?

  27. Ich denke, man sollte es bei dem belassen, was es ist: Extremsport.
    Die beteiligten Teilnehmer wissen sehr genau, was passieren kann, daher ist der Vergleich zur Besteigung des Mount Everest durchaus legitim.
    Aber nichts desto trotz ist es ein Beispiel des gegenwärtigen Zeitgeistes: Gefahren werden ausgeblendet, es ist hipp, verrückte Dinge zu tun und dann damit zu prahlen! Es gilt immer noch das Sprichwort: „Geht es der Kuh zu gut, geht sie aufs Eis!“

    Übrigens: Die Einwohner Britanniens nennt man Briten!

  28. Hinterher kann man immer Dinge monieren und kritisieren. Es sieht aber so aus als ob der Anbieter auf schnellen Profit aus war… Baumarkt und dann fünfstellige Beträge pro Person…
    Wer sich auf so ein Unternehmen einlässt sollte sich vorher gut informieren, gerade wenn man eigentlich genug Kohle hat um sich das Schiffchen ein zwei mal anzusehen…
    Darum muss man festhalten wer das Risiko eingeht, der kann wie auch auf dem Mt. Everest dabei umkommen. Wobei der Tod in den Bergen wohl der angenehmere ist so man sowas überhaupt sagen kann/darf.

  29. Unfassbar! Ich wünsche keinem einen Erstickungstod, das ist schrecklich, erst recht wenn man weiß er kommt. Die restliche Zeit bis zum Tod muss der Horror sein. Allerdings muss ich auch sagen, wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Somit bin ich generell nicht geschockt, wenn Extremsportlern oder All-Touristen etwas passiert. Dieser Tauchgang ist auch extrem und im Grunde unnötig, halt was für gelangweilte Multimillionäre. Sie riskieren ihr Leben und wissen es. Jeder muss das selbst entscheiden. Der Tod kann dann aber besonders grausam sein.

    • Ich denke, der Chef der Mission wird keinen Erstickungstod erlitten haben. Die anderen vier haben den bestimmt schon tot geschlagen.

  30. Dem Vernehmen nach haben die Teilnehmer eine Erklärung unterzeichnet, in der ein moeglicher, auch tödlicher Ausgang enthalten ist. Das laesst, wenn es zutrifft, nur einen Schluss zu. Die mentale Wohlstandsverwahrlosung verlangt nach einem “ Kick“ , der ueber den bei einer Everest Expedition deutlich hinausgeht. Immerhin ist der Preis wohl 5 bis 6 mal so hoch und auch damit, aber auch wegen der limitierten Zahl, selektiv. Der Preis ist heiss.

  31. Erwachsene Menschen zahlen 250 000 Euro für die Fahrt. Es gibt viele Dramen auf der Welt, dies aber ist keines. Ich war immer mit Fotos zufrieden.

    • Finde ich auch. Frage – wer zahlt jetzt eigentlich die Kosten für die mannigfaltigen Rettungs – und Suchaktionen. Bei den versifften Impfaktionen war man ja auch sehr schnell bei der Hand eventuelle Schäden den Impfverweigerern anzulasten und aufzubürden.Dieses Privatvergnügen müßte in allen Bereichen von den Veranstaltern abgesichert werden. Ich hoffe, sie haben dies getan.

    • Nicht genügend physisch und psychisch kräftige , und unerfahrene Bergsteiger können sich mit ein paar tausend Dollar die Begleitung durch Sherpas erkaufen.

      Durch die nicht genügende Bergerfahrung oberhalb 8.000 m Höhe bringen sie die miteingekauften Sherpas in Gefahr.

      Es sind die Sherpas, die die zahlenden Auftraggeber wieder herunter bringen müssen: tot oder lebendig.q

      Hier zieht es sehr aufwendige Rettungsversuche nach sich.

Einen Kommentar abschicken