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ÜBER DEN NEUEN ANTISEMITISMUS

„Nicht in meinem Namen“

14.06.2019

| Lesedauer: 10 Minuten
Es gibt drei Spielarten des Antisemitismus: den alten Nazi-Antisemitismus und zwei des neuen Antisemitismus. Der neue ist auffälliger, giftiger und aggressiver. Dass der deutsche Bundespräsident dem antisemitischen Mullahregime zum Jubiläum gratulierte, ist skandalös. Ebenso, dass der Außenminister schwieg, wo er hätte sprechen sollen, dieses Mal zu den unmenschlichen Äußerungen seines iranischen Gegenübers - auch zu dessen Drohungen gegen Israel.

Den gefährlichsten Herd des Judenhasses bilden heute sowohl die Welt des Islam als auch das linke Anti-Israel-Spektrum in Europa. Hierfür hat einer der größten Historiker des 20. Jahrhunderts, Bernard Lewis, den Begriff „neuer Antisemitismus“ geprägt.

Lewis verstarb im Mai 2018, nur wenige Wochen vor seinem 102. Geburtstag. Zu seinen Lebzeiten lehrte er in Princeton „Islamic History“ und galt als „Doyen of Islamic Studies in the West“. Er wurde berühmt mit seinem Buch „Die Juden in der islamischen Welt“. Darin gab er eine sehr positive Darstellung der „jüdisch- islamischen Symbiose“ im Mittelalter. Zeitlebens gehörte er zu den Bewunderern vieler Aspekte der islamischen Zivilisation, aber zugleich zu einem der fundiertesten Warner vor ihren Auswüchsen in der jüngsten Geschichte durch den politischen Islam, der auch Islamismus genannt wird. Für am negativsten hielt er dessen „neuen Antisemitismus“.

Dieser neue, von Linken und Islamisten in einem „islamoleftism“ (Pascal Bruckner) vertretene Antisemitismus wird in Deutschland rundweg verleugnet. Ein deutscher Professor, Wolfgang Benz, statuierte gar in der „Frankfurter Allgemeinen“: „Es gibt keinen neuen Antisemitismus in Deutschland.“

Warum setzen sich deutsche Bewunderer des zeitgenössischen Islam mit einer solchen Analyse nicht auseinander? Selbst der Muslim und Aufklärer, der als erster Muslim auf die „Senior Resnick Fellowship“ for the Study of Antisemitism am US Holocaust Memorial Museum berufen wurde und in dieser Eigenschaft von 2007 bis 2010 am Center for Advanced Holocaust Studies in Washington, DC, geforscht hat, muss sich diese Frage stellen; denn Anlässe gibt es mittlerweile genug.

Es geht um autoritative Wortmeldungen der deutschen Politik zum „Internationalen Holocaust Gedenktag“ im Januar 2019. Dazu berichtete die „FAZ“ im Artikel „Appelle gegen Judenhass“ von Aufrufen deutscher Politiker wie Maas oder Merkel „gegen den Antisemitismus von rechts“. Der inzwischen dominierende Antisemitismus von linker und muslimischer Seite blieb unerwähnt. Diese Politiker ignorieren nicht nur die Warnungen von Lewis sowie vielen Vertretern der jüdischen Gemeinde, sondern auch die Ergebnisse empirischer Untersuchungen. In den EU-Studien „Experiences and Perceptions of Antisemitism“ wird empirisch belegt, dass von antisemitischen Haltungen in der Bevölkerung nur 13 Prozent rechts, aber 21 Prozent links und sogar 30 Prozent muslimisch begründet sind.

Nur durch die rechte Brille gucken

Deutsche Politiker, aber auch viele Journalisten scheinen Brillen zu tragen, die nur nach rechts sehen. Dabei sollte zumindest bei politisch Verantwortlichen auch auf die Wahrnehmung jüdischer Autoren geachtet werden. Ich möchte etwa den großen jüdischen Philosophen Alain Finkielkraut zitieren, der, so behaupten voreingenommene Medien, von „rechten Gelbwesten“ antisemitisch attackiert worden sei. Aber das Opfer Finkielkraut erklärte gegenüber der „Welt“: „Der aggressivste von allen Angreifern ist ein Salafist mit einem Palästinensertuch.“ Nicht nur Islamisten erkannte Finkielkraut, sondern auch „das Vokabular der Linksextremen, nicht das der Rechtsextremen“. Er fügte hinzu, „dass die massive Immigration (aus der Welt des Islam) Europa radikal verändert hat“.

Ähnlich argumentiert der persisch-jüdische Schriftsteller Arye Sharuz Shalicar in seinem Buch „Der neu-deutsche Antisemit“ (2018). Er sieht neben dem nur noch randständigen christlichen und alten rechtsradikalen Antisemitismus die „neudeutschen Antisemiten“, die aggressiv und gewaltlüstern gegen Juden auftreten. Dazu gehören zum einem die „linken Judenhasser“, vor allem aber die nach Deutschland im Rahmen der geförderten Willkommenskultur zugewanderten Muslime. Shalicar greift die deutschen Medien an, die dies verschleiern, sie seien „schräg, schräger, israelkritisch“. Israel verkörpere bei den neudeutschen Antisemiten „den Weltjuden“ und Hort der „jüdischen Weltverschwörung“.

Jedes Jahr an dem vom Iran dirigierten al-Quds-Tag, dem jeweils letzten Freitag des Ramadan-Monats, rufen Tausende muslimische Demonstranten auf deutschen Straßen: „Hamas, Hamas, Juden ins Gas, Tod Israel!“ Rechte Antisemiten sind grässlich, aber den Mut zu solchen Hassparolen haben sie nicht, weil sie wissen, dass sie dann strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten haben. Die „neuen Antisemiten“ aus der islamischen Welt brauchen hingegen keine Angst vor Sanktionen zu haben – ihr öffentlich bekundeter Judenhass und ihre Mordaufrufe bleiben ungeahndet.

Stimmt die linke Behauptung, dies sei „kein Antisemitismus, sondern nur Israel-Kritik“? Mit meinem jüdischen Kollegen Jeffrey Herf habe ich 2017 in New York über die brisante Thematik das Buch „Antisemitism before and after the Holocaust“ veröffentlicht. In meinem Beitrag weise ich nach, dass der neue Antisemitismus im nahöstlichen Teil der islamischen Welt entstand.

Ich habe in Südostasien, Indonesien, in Afrika, im Senegal gelebt und entdeckte dort keinerlei Antisemitismus. Im Nahen Osten hingegen findet vom Iran beziehungsweise der Türkei bis nach Algerien ein Prozess statt, den ich als „Islamisierung des Antisemitismus“ bezeichnet habe. Dieser inzwischen nach Europa zugewanderte neue Antisemitismus wird hierzulande in höchst unmoralischer Weise geleugnet – vorneweg seitens vieler Linker und Grüner, aber auch von Vertretern moderater politischer Ansichten.

Der Judenhass der muslimischen Zuwanderer aus Nahost ist vor allem für die hier lebenden Juden eine ständige Bedrohung ihrer Sicherheit. In einem „Welt“-Interview mit der Berliner Antisemitismusbeauftragten Claudia Vanoni wurde die Juristin mit der Tatsache konfrontiert: „Juden berichten von einer besonderen Bedrohung durch muslimische Täter.“ Die Antwort Vanonis lautete: „Aus der polizeilichen Statistik ergibt sich das nicht.“

Warum? Gegen den Antisemitismus muslimischer Immigranten wird strafrechtlich kaum eingeschritten. In Fällen von Gewalttaten, wo dies doch einmal erfolgt, werden die Delikte der „politisch motivierten Kriminalität“ zugeordnet oder als Protest gegen die Politik Israels heruntergespielt. Antisemitismus komme in Deutschland nur aus der rechten Ecke, lautet das dominierende Narrativ im links-grünen Milieu, dessen unbeirrt von Fakten repetiertes Mantra von den Medien bereitwillig verbreitet wird.

Deutsche Widersprüchlichkeit

Dem widerspricht die erwähnte grundlegende Studie der European Union Agency for Fundamental Rights (Wien 2018). Nach den dort publizierten Statistiken übersteigt der Judenhass zugewanderter Muslime den traditionellen rechten Antisemitismus um mehr als das Doppelte. Ich habe mehrfach auf die spezielle deutsche Widersprüchlichkeit hingewiesen, zum einen eine undifferenzierte „Willkommenskultur“ gegenüber muslimischen Judenhassern zu pflegen und auf der anderen Seite mit ritualisierten Schuldbekenntnissen internationale Vergebung für den millionenfachen Judenmord zu erwarten.

Ich kam 1962 nach Deutschland als arabisch-muslimisch sozialisierter Antisemit. Weshalb empöre ich mich also über meine Landsleute? Ich weiche der Frage nicht aus. Hätte ich nicht in Frankfurt, sondern an einer anderen deutschen Uni studiert und wäre folglich nicht den Holocaust-Überlebenden Max Horkheimer und Theodor W. Adorno begegnet, wäre ich wahrscheinlich ein arabischer Antisemit geblieben. Von diesen beiden akademischen Lehrern habe ich gelernt, dass der Antisemitismus in Deutschland die allergrößte historische Belastung darstellt. Adorno hat in seinem Essay über den Holocaust geschrieben, dass der kollektive Mord eine Barbarei gewesen sei, die drohe „auch zurückzukommen …, solange Bedingungen für einen solchen Rückfall wesentlich fortbestehen.“

Gefährlichstes Element ist für Adorno „die blinde Identifikation mit dem Kollektiv“. Er rief dazu auf, „der blinden Vormacht aller Kollektive entgegenzutreten“. Den meisten deutschen Richtern und Staatsanwälten ist eine solche Auffassung fremd. Sie denken in den Bahnen von Kollektivideologien. Jedes Mal wenn eine Schändung oder ein Angriff auf eine jüdische Einrichtung in Deutschland erfolgt, kommen die Täter „mit geringen Strafen davon“ („Spiegel“ vom 30. Juli 2016).

Die juristische Begründung lautet in der Regel, „die Angeklagten hatten nicht aus antisemitischen Motiven gehandelt“. Warum? Die muslimischen Täter „hätten die Aufmerksamkeit auf den Gaza- Konflikt lenken wollen“. Die Logik solchen Denkens ist folgende: Die deutschen Juden sind sämtlich Teil eines Kollektivs, das Israel zugerechnet wird; sie werden als ein solches von einem anderen Kollektiv, der arabisch-islamischen Diaspora, für die israelische Regierungspolitik bestraft. Und hierfür bringen deutsche Richter nicht nur Verständnis auf, sondern verhängen auch milde Strafen oder gar keine.

Deutsche Richter wollen auch nicht verstehen – das stellte sogar der ehemalige grüne Abgeordnete Volker Beck fest – dass die arabisch-islamischen Vernichtungsparolen gegen Israel keine verbalen Entgleisungen sind, sondern Aufrufe zum Mord. Mein jüdischer Kollege Herf ist sich mit mir einig: Der nächste kollektive Judenmord droht nicht in Europa, sondern in Israel an den dort lebenden Juden, weil man auf ihrem Blut „ein islamisches Palästina (filastin islamiyya) begründen will“.

Solche Parolen hört man auch auf den Straßen in Berlin und Hamburg. Sind die zugewanderten Muslime wirklich so integriert, wie uns eine Studie der Bertelsmann-Stiftung mit einer Fake-Statistik vorgaukelt? Als Syrer staune ich darüber, wie sehr Bertelsmann mit dem syrischen Präsidenten wetteifert, was Hurra-Statistiken anbelangt. Assad wurde mit 99 Prozent gewählt, 96 Prozent der Muslime in Deutschland sind integriert! Gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ habe ich 2018 richtige Schätzziffern benennen können: Der Integrationsquotient liegt bei etwa fünf Prozent.

Mit Sorge verfolge ich, wie – mit wenigen Ausnahmen wie Boris Palmer und Cem Özdemir – links-grüner Antiamerikanismus sich mit reaktionärem Islamismus zu einem üblen Bündnis zusammenschließt. Es fällt auf, wie sich Linke und „Linksliberale“ in ihrer Solidarität mit den Islamisten, die sich erfolgreich als arme Opfer jüdischer Aggression inszenieren, geradezu überbieten. Versucht man die Schuld am jüdischen Volk durch Umkehrung der Opferzuschreibung zu camouflieren? Sind die Opfer von gestern plötzlich die Täter von heute? Kann man unbefangen antijüdische Parolen unterstützen, weil es ja nur gegen Israel und den „Antizionismus“ geht, der angeblich „das palästinensische Volk“ unterdrückt?

Ist die aktuelle Kritik am islamischen Antisemitismus eine „Islamophobie“? Das ist ein Stereotyp, das bei vielen Grünen und in den Medien weit verbreitet ist. Der jüdische Zeithistoriker Michael Wolffsohn prangert in der „Neuen Zürcher“ „die radikalisierte muslimische Minderheit“ und ihren „wachsenden Antisemitismus“ an und warnt: „Viele Juden wollen auswandern.“ Doch das scheint man in Deutschland nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen.

Aus Fairness muss ich einige wenige Ausnahmen erwähnen: Sowohl die „Frankfurter Allgemeine“ als auch „Die Welt“ berichteten nach einem antisemitischen Angriff, dass sich unter den zehn Tätern „syrische Flüchtlinge“ befänden. Bis vor Kurzem pflegte man medienweit nur von „Personen“ zu sprechen. Und die „Bild“ wagte es, einen Bericht unter der Überschrift „Antisemitischer Übergriff: Ich schlitze dir die Kehle auf, Scheißjude“ zu veröffentlichen.

Gefahr wird heruntergespielt

Unter Merkels Regiment hat sich ein neues Deutschland entwickelt, dessen Bindung an westliche Werte ebenso schwindet wie die lange einvernehmliche Ächtung des Antisemitismus. Ich habe schon 2017 von einer „Veröstlichung“ Deutschlands geschrieben. Für die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gibt es zwar einen Antisemitismus im Land, aber, so teilt sie der „Bild am Sonntag“ mit, die Gefahr liege nur bei „alten Nazis, Neonazis und Rechtspopulisten“. „Diese Leute sind eine Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland.“ Die Gefahren durch antisemitische Muslime und islamistische Judenhasser werden heruntergespielt. Sie scheinen für sie gar nicht vorhanden.

Noch skandalöser äußerte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Zwar räumte er ein: „Die Verantwortung für die Vergangenheit ist Inhalt und Maßstab unseres heutigen Denkens und Handelns“ und spricht gern und oft von der „Aufarbeitung der Schuld“. Den real existierenden islamischen Antisemitismus aber redet er klein: „Es gibt zwar Antisemitismus bei denen, die zugewandert sind, aber im Kern ist Antisemitismus unser deutsches Problem.“

Wie steht es mit der Drohung Irans, Israel nuklear zu vernichten? Warum gratuliert Steinmeier der Mullahkratie Irans zu 40 Jahren Unterdrückung? Nicht nur unterdrückt das totalitäre Mullahregime Irans das eigene Volk seit 40 Jahren, sondern bedroht auch Israel mit einem Vernichtungskrieg. Diese aggressive Diktatur wird von Steinmeier offiziell beglückwünscht.

Trotz der Kritik des Zentralrats der Juden Deutschlands insistierte Steinmeier auf der Korrektheit seiner Gratulation. Hier liegt offensichtlich eine Wahrnehmungsresistenz vor. Ich frage den Bundespräsidenten: Ist der Antisemitismus bei der Mehrheit der sieben Millionen muslimischer Zuwanderer kein deutsches Problem?

Ein besserer Europäer mit einem klaren Kopf ist der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. Ihn meinte Steinmeier angreifen zu müssen, weil er zur Regulierung der Zuwanderung eine „Achse der Willigen“ vorschlug. Und zu allem Überfluss rief Steinmeier Kurz zu „Sprachdisziplin“ auf, mit anderen Worten zur Selbstzensur. Die Gegenposition nahm die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ anlässlich der Leipziger Buchmesse ein. Sie wählte mit der Mehrheit der Leserstimmen Sebastian Kurz zum „Sprachwahrer des Jahres“.

Zudem noch dies: Anders als Steinmeier kann Kurz nicht nur auf Schuldbekenntnisse, sondern auf Leistungen verweisen. Er überbrachte bei seinem Israel-Besuch Millionenspenden für die Gedenkstätte Yad Vashem, schloss parallel dazu wegen antisemitischer Agitation sieben Moscheen in Österreich und wies zehn islamistische Hassprediger aus. Ich bin stolz, auf der Verfasserliste des Buches „Die Zukunft Europas und das Judentum“ zu stehen, gemeinsam mit Sebastian Kurz und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens, Oskar Deutsch.

Was tut Deutschland? Es duldet im Namen der Religionsfreiheit den islamischen Antisemitismus. Der jüngst verstorbene Modeschöpfer Karl Lagerfeld hat Angela Merkel mutig angegriffen. In den Worten der „Bild“-Zeitung: „Lagerfeld rechnet mit Flüchtlingspolitik ab. Ich hasse Madame Merkel … Man kann nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“

Heute wütet der islamische Antisemitismus überall in Deutschland. Selbst im kleinen Göttingen, wo ich lebe, muss sich die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Jacqueline Jürgenliemk, über „Antisemitismus und Israel-Feindlichkeit“ in den Flüchtlingsheimen Sorgen machen.

Es gibt wie erwähnt drei Spielarten des Antisemitismus: den alten Nazi-Antisemitismus und zwei Formen des neuen Antisemitismus. Eine davon ist links und wird von Europäern, vor­ rangig von der britischen Labour Party, vertreten; die andere ist rechts und wird von Muslimen, insbesondere von Isla­misten, geteilt. Der neue Antisemitismus ist auffälliger, giftiger und aggressiver. Er kaschiert seine wahren Ziele und be­zichtigt seine Kritiker, wenn er sie nicht gleich als von kapitalistischen Mächten gekauft diffamiert, als „islamophob“.

Der Umgang der Deutschen mit dem zugewanderten neuen Antisemitis­mus ist im höchsten Maße ein „deut­sches Problem“. Steinmeier und an­ dere Politiker instrumentalisieren die Neuankömmlinge zur moralischen Selbsterhöhung eines deutschen Bes­sermenschentums, das von alter Schuld nur noch in vagen Formelbekenntnissen schwadroniert und dem Sühne die So­lidarität mit den muslimischen Juden­ feinden bedeutet. Dies gilt auch für man­che Wissenschaftler.

Ein Beispiel ist der bereits erwähnte Wolfgang Benz, der Antisemitismus und Islamophobie gleichsetzt. Er versteigt sich zu dem Statement: „Es gibt keinen neuen Antisemitismus in Deutschland. Es ist der alte, der Bodensatz der Gesell­schaft.“ Mit Blick auf die muslimischen Flüchtlinge behauptet er, es sei schreck­lich, einfach vom hausgemachten Anti­semitismus abzulenken, indem man mit dem Finger auf andere zeige.

„Sind die Deutschen verrückt?“

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlings­krise hat „Die Zeit“ im Januar 2016 ei­nen Schwerpunkt mit der Frage betitelt: „Sind die Deutschen verrückt? Oder ist es der Rest der Welt, der keine Flüchtlinge aufnimmt?“ In einem Artikel von Mat­thias Krupa und Bernd Ulrich steht: „Wa­rum das Land sich diesem Irrsinn zu­ nächst willig ergeben hat? Antwort: Die an ihrer traumatischen Vergangenheit leidenden Deutschen wollten sich von ihrem Makel befreien und haben sich da­rum in eine völlig irrationale Willkom­menskultur gestürzt. Gewissermaßen von Auschwitz direkt zum Münchner Hauptbahnhof.“

Der weithin geachtete deutsche His­toriker Heinrich August Winkler hat die Entnazifizierung Deutschlands als einen Prozess der Verwestlichung gedeutet.
Was ich heute in Deutschland erlebe, weckt bei mir Zweifel daran, ob die poli­tische Kultur des linken/grünen Deutsch­lands westlich in einem liberalen Sinn ist, und steigert meine Zweifel an der Seriosität der aktuellen Aufarbeitung der Vergangenheit. Denn es ist offen­ sichtlich, dass der neue Antisemitismus islamischer Zuwanderer verschleiert, kleingeredet beziehungsweise geleugnet wird. Das geschieht in vier Bereichen: Statistik, Justiz, Medien und Politik.

Kein Wunder also, wenn die Berliner Recherche­ und Informationsstel­le Antisemitismus konstatiert, dass antisemitische Straftaten von muslimi­schen Personen als „politisch motivier­te Kriminalität von rechts“ eingestuft werden. So verschwindet die tatsäch­liche Herkunft des islamischen Anti­semitismus in der amtlichen Statistik. Gelegentlich wird dies auch in den „Qualitätsmedien“ zur Kenntnis ge­nommen. Die „Welt“ stellte in dem Ar­tikel „Wenn Hisbollah in Statistiken als rechtsextrem auftaucht“ fest, dass der islamische Anteil an antisemitischen Delikten in Polizeistatistiken „offen­ kundig unterbewertet“ werde.

Geradezu als Hort der Verharmlosung präsentiert sich inzwischen die Justiz. Das Verwaltungsgericht Münster ent­schied – ein krasses Urteil unter vielen –, dass der ehemalige Leibwächter Osama bin Ladens das Recht habe, die Vorzüge des deutschen Rechts­ und Sozialstaats zu genießen. Seine Abschiebung nach Tunesien sei eine „grobe Verletzung des Rechtsstaats“, weshalb er auf Kosten des Steuerzahlers zurückgeholt werden sol­le. Glücklicherweise hat der tunesische Staat geantwortet: „Nein wir behalten ihn!“ Und das ist bis heute so geblieben: Danke, Tunesien!

Volker Beck, bis zu seinem Ausschei­den aus dem Bundestag 2017 zuletzt drei Jahre Vorsitzender der deutsch­-israelischen Parlamentariergruppe, ist überzeugt davon, dass Straftaten von Muslimen gegen jüdische Einrichtun­gen fälschlich als Empörung über Israel beurteilt werden. „Diese Richter gehören zu den 40 Prozent der Deutschen, die die Aussage bejahen: Bei der Politik, die Is­rael macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.“ Solche Aus­sagen sind keine Israel­Kritik, sondern struktureller Antisemitismus.

Der neue Antisemitismus ist zwar ge­samteuropäisch, doch in Deutschland ist das Zusammenspiel von traditionellem mit neuem linkem und islamischem Antisemitismus besonders spektakulär. In Berlin dürfen arabische Zuwanderer auf Demonstrationen, unter Beteiligung von Grünen und linker Antifa, ungehindert von Ordnern oder der am Rand beglei­tenden Polizei „Juden ins Gas“ brüllen. Wenn der deutsche Staat derlei duldet, dann stellt sich die Frage: Was bedeutet die vorgebliche „Aufarbeitung“ des Mor­des an sechs Millionen Juden?

Deshalb muss ich zum Schluss per­sönlich werden: Herr Bundespräsident Steinmeier, das ist ein deutsches Pro­blem! Und noch mehr, der Judenhass der persischen Mullahs ist ebenfalls ein deutsches Problem. Ich bin in Damaskus als muslimischer Syrer geboren und durch Einbürgerung seit 1976 Deut­scher. Ich erlaube Ihnen nicht, „auch im Namen meiner Landsleute“ – Ihre Wor­te! – den Mullahtotalitaristen zu ihrer 40­jährigen Herrschaft zu gratulieren. Denn ich gehöre als deutscher Staats­bürger zu diesen „Landsleuten“.

Ich schäme mich fremd für die Bun­desrepublik Deutschland, dass sie ein solches Staatsoberhaupt duldet, das die Moral mit Füßen tritt und stellver­tretend für das ganze Volk einen wider­lichen Kotau vor der mörderischen ira­nischen Diktatur aufführt!

Nicht in meinem Namen!


Dieser Beitrag ist in Ausgabe TE 06-2019 erschienen.


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81 Kommentare

  1. Eine „rechte Brille“ trägt sogar der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster. Auch er verortet den neuen Antisemitismus ein bisschen naïv vor allem „rechts“ und warnt in diesem Zusammenhang ausgerechnet vor der israelfreundlichen AfD.

    Dagegen erklärte der israelische Historiker Moshe Zuckermann mit klarerem Blick:

    »…mittlerweile ist die AfD israelfreundlich und judenfreundlich geworden. Vielleicht hätte ja früher die NPD Beifall geklatscht, die AfD macht es jedenfalls nicht, sie sehen sich als Beschützer von Juden. Für mich auch ein Indiz, dass es mit dem Antisemitismus in Deutschland nicht so weit her ist. Die Koordinaten haben sich von Grund auf verschoben.« 

    [ Siehe: https://www.fr.de/kultur/ich-kind-auschwitz-ueberlebenden-10947407.html ]

  2. Ich bin ein wenig irritiert, dass „die Deutschen“ schuld sein sollen. Die Politik weiss ganz genau, dass die Mehrheit der Deutschen den Islam als nicht zu Deutschland gehörend empfindet und auch gegen die muslimische Masseneinwanderung (und auch die völkerrechtswidrige Kriegspolitik im Nahen Osten) ist. Die Propaganda und Verfolgung Andersdenkender ist so massiv, dass sich 70% der Deutschen nicht trauen, zur Masseneinwanderung und zur Islamisierung Stellung zu beziehen. Die AfD und ihre Anhänger werden massiv verfolgt. Interessant finde ich auch die Position des Zentralrats der Juden: Dieser hat sowohl das Netzwerkdurchsetzungsgesetz unterstützt als auch Merkels Politik der offenen Grenzen. Herr Schuster hat zur Bekämpfung der AfD (die die Grenzen schliessen möchte) vorgeschlagen, dass Muslime und Juden gegen diese Partei zusammenarbeiten sollen. Nun spricht der Zentralrat nicht für alle Juden – in der AfD sind viele Juden, die die Position des Zentralrates nicht teilen. Jedoch halte ich diese Ergänzung des von Ihnen, Herr Bassam Tibi, gezeichneten Bildes für unerlässlich. Die Verfolgung der Juden und die dazu gehörende Politik geschieht selbstverständlich nicht in meinem Namen, ebenso wie die Destabilisierung Deutschlands mit Hilfe von humanitären Scheinargumenten.

  3. Inhaltlich richtig. Nichts hinzuzusetzen.
    Ich gehe die Sache rechnerisch an:
    eo ipso judenfeindliche Eingewanderte
    vs
    AfD-Wähler.
    Glaubt jemand im Ernst, die AfD-Wähler stellten das größere Gefahrenpotenzial der jüdischen Mitbürger dar?

  4. Gäbe es ein Omen des gesunden Menschenverstandes würde dies weissagen das in diesem Land alles Falsch läuft.

  5. Lieber Herr Tibi,

    mit zunehmender Lesedauer Ihrer grossartigen Analyse habe ich mir die Frage gestellt, ob es ausser dem linken-(grünen?) Antisemitismus und dem Antisemitismus des radikalen politischen Islam nicht noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ideologien gibt?

    Ich denke da beispielsweise an das Denken in Kollektiven,
    die latente oder offene anti-amerikanische, wenn nicht gar anti-westliche Gesinnung,
    die Ablehnung einer marktwirtschaftlichen bzw. kapitalistischen Wirtschaftsordnung,
    die latente Technologiefeindlichkeit,
    die Kritikunfähigkeit und Diffamierung Andersdenkender,
    die Steuerung der Gesellschaft über Verbote,
    und vieles andere mehr.

    Wäre es nicht denkbar, dass beide Ideologien sich zukünftig zur Errichtung einer neuen, nicht demokratischen, nicht westlich geprägten Gesellschaftsordnung verbünden. Und wäre nicht gerade Deutschland der geeignete Ausgangspunkt für eine solche Ideologie? Sind die Menschen hierzulande nicht sehr anfällig für die alleine Wahrheit beanspruchende, Obrigkeitsstaatliche Strukturen? Und waren die Deutschen in der Vergangenheit bei der Formulierung und der Umsetzung ihrer Ideologien nicht immer besonders konsequent und unbarmherzig radikal?

    Und weist nicht die links-grüne Ökoideologie bereits in diese Richtung?

  6. Vielen Dank für die klaren Worte, Herr Tibi, derer es hierzulande so wenige gibt. Gerade für diese falsche Zurückhaltung der meisten Deutschen kann man sich nur noch schämen.

  7. Herr Tibi, erlauben Sie mir, eine Frage zu stellen?
    Sie schreiben da etwas von einem „antisemitischen Mullahregime“, welches im Iran angeblich regiert.
    Wieso regiert in diesem „antisemitischen Mullah Regime“ auch ein jüdischer Minister, Herr Tibi?
    Wieso ist es für die Juden denn viel sicherer und einfacher möglich, in Teheran ihren jüdischen Glauben auszuleben und zu zeigen, als in Paris oder Berlin?

    Diese Fragen hätte ich von ihnen als „Islam – Experten“ einmal gerne beantwortet bekommen.

  8. Judenhass der persischen Mullahs? Schwer zu glauben nach diesem Interview mit einem iranischen Juden:

    DW: Wie lebt es sich als Jude in der Islamischen Republik?

    Siamak Morsadegh: Viel besser als die meisten Leute denken. Juden sind hier eine anerkannte Minderheit, wir können unsere Religion also frei ausüben. Es gibt mehr als 20 aktive Synagogen allein in Teheran und mehr als fünf koschere Metzgereien. In manchen europäischen Ländern ist das nicht erlaubt, wegen des Tierschutzes. Hier schon. Generell kann man sagen, dass es den Juden hier im Iran immer besser ging als denen in Europa. In der Geschichte unseres Landes gab es nämlich keinen einzigen Tag, an dem alle Iraner die gleiche Religion, die gleiche Rasse oder die gleiche Sprache hatten – deshalb gibt es viel Toleranz. Juden und Muslime respektieren einander, wissen aber auch, dass es Unterschiede gibt.
    https://www.dw.com/de/juden-im-iran-ging-es-besser-als-in-europa/a-38848551

  9. Herr Tibi ist es nicht grauenhaft das in Deutschland 75 Jahre nach Hitler schon wieder weggeschaut wird wenn hier Judenhass u. Judenhetze gezeigt wird, diese Regierung schämt sich nicht das sie Moslems ins Land holt die Antisemitismus vollkommen Problemlos jeden Tag zeigen kann, es wird entweder als deutsches rechtes Problem verdrängt u. dadurch brauchen Sie sich nicht mehr darum zu kümmern u. den Moslems gesteht man zu das sie sich für die bösen Israelis in Palästina wehren dürfen. Stalin war ja auch Judenhasser so wie viele Christen von Voltaire bis Kant, durch den Kommunismus der DDR u. Merkel ist uns der Judenhaß erhalten geblieben.

    Offiziell steht Merkel an der Seite Israels, aber in Wahrheit unterstützen Sie die moslemischen Judenhasser, d.h. also der Haß wird nicht mehr durch deutsche getätigt nein man läßt heute Juden hassen durch Moslemischen Migranten, dadurch waschen die Linken ihre Hände in Unschuld wie viele Deutsche unter Hitler. Es ist ja bekannt das schon die RAF mit Palästinensern zusammengearbeitet hat, „Entführung der Landshut“, die DDR hat ja zu RAF Zeiten die RAF unterstützt u. zum Schutz gegen den bösen Westen in der DDR aufgenommen.

  10. Sie haben einen sehr weit gefächerten Blick auf den Antisemitismus in all seinen „Spielarten“ der Moderne geworfen Herr Tibi.
    Der tatsächliche „moderne“ Antisemitismus ist zu einhundert Prozent links und muslimisch,da stimme Ich ihnen absolut zu,aber der „alte“ Semitismus der echten Nazis darf niemals relativiert werden,er hat Millionen unschuldigen Menschen das Leben gekostet,und alles nur weil die Nazis die Möglichkeit hatten ihren Hass auch in die Tat um zu setzten.
    Heute müssen wir uns wundern,wie unsere Regierung den Antisemitismus millionenfach ins Land karrt,auf unsere Kosten aushält,und permanent gegen Israel im UN-Sicherheitsrat stimmt,das hat nichts mit Verantwortung für Israel aber auch die zu unserer aller Glück bei uns lebenden jüdischen Menschen zu tun,das ist genau das Gegenteil,und dafür verachte Ich diese Politiker abgrundtief!!
    Ach ja,der „Bundesuhu“ hat ja dem Mord Regiem auch in meinem Namen gratuliert.
    Sollte mir dieser Vogel einmal vor die Füße fliegen,dann wird er Federn lassen wie in der Mauser!!

  11. “ Der neue ist auffälliger, giftiger und aggressiver.“ – Also auffälliger, giftiger und aggressiver als der alte Nazi-Antisemitismus?

    Das ist – halten zu Gnaden, Bassam Tibi, – für mich nicht nachvollziehbar.

    • Auch ein krankes NS-Regime hatte ein Ablaufdatum, ein islamisierter Kontinent macht jedoch aus diesem eine dauerhafte, riesige No-go-Area für Christen und für Juden. Was Steinmeier da macht ist nichts anderes als ein dauerhaftes antisemitisches Investment, ** Wenn es so weit ist wird auf die historische Freundschaft beider Länder hingewiesen und diese Bilder in der Propaganda und in den Geschichtsbüchern höher gehängt, als dies heute der Fall ist. Der ZdJ ahnt es vermutlich auch, hält es aber wohl für unumgänglich und hofft das das System extrem genug wird um der Religion Einheit zu gebieten. Weshalb er wohl lieber schweigt und hofft das alles gut wird. Wenn er mal etwas äußert, schießt er im in Einklang mit dem Willen der Regierenden gegen diejenigen, die dies auch um ihretwillen verhindern möchten, anstatt sich effektiv einzubringen. Geschichte wiederholt sich, denn eine aufrührerische Rolle nahm man auch damals nicht an, als man zahlenmäßig zwar recht repräsentativ, aber einige Medien gegen sich hatte. Heute ist es genau umgekehrt, weil für das Vorhaben die Mitte-Rechts bis Rechte Opposition geschwächt werden muss, quetscht man sie zusammen und instrumentalisiert die Vergangenheit um dies durchzusetzen. Ich will damit nicht sagen das sie selbst Schuld sind oder waren – niemand ist Schuld Opfer für krankhafte ideologische Auswüchse geworden zu sein – sondern persönlich beleidigt und verletzt durch die dem Unrecht zutragenden letzten Angriffe der Verantwortungsträger darauf hinweisen, dass sie ganz deutlich mehr machen könnten, als dies jetzt der Fall ist. Denn anders als es mit der Opposition gemacht wird, könnte die 68er Journale den ZdJ nicht kaputt-schreiben, sonst würde sie ihre Glaubwürdigkeit komplett verlieren, so ist diese aber auch nicht gezwungen dies offen zu machen, sie muss bloß abwarten und die Langzeitstrategie ihre Wirkung entfalten lassen.

  12. „Ein besserer Europäer mit einem klaren Kopf ist der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz.“

    Nicht mehr ganz aktuell. Man mag das bedauern, zumal Kurz in der angeführten Causa eine guten Eindruck hinterlassen hat. Allerdings hat der Ex-Kanzler sich im Intrigenspiel um die Auflösung der bis dahin besten Koalition, die Österreich je hatte, zumindest unglücklich verhalten, wenn nicht sogar als Intrigant geoutet, weswegen zumindest mein Kurz-Bild erheblichen Schaden genommen hat.

  13. „Zeitlebens gehörte er zu den Bewunderern vieler Aspekte der islamischen Zivilisation …“

    Das unterscheidet mich von Bernard Lewis. Ich sehe da wenig bis nichts Bewundernswertes.

  14. Sehr geehrter Herr Tibi,
    vielen Dank für Ihren differenzierten Kommentar.
    Es ist mir ein Rätsel, warum Ihre Einschätzungen in den deutschen Medien nicht öfter thematisiert werden, so wie auch z. B. die Meinung von Herrn Ahmad Mansour.
    Will man das nicht hören? Möchte man die Augen verschließen im Rahmen einer Hippie-‚Piep-Wir-hab’n-uns-alle-lieb-Kultur‘?
    Warum benennt niemand die Fakten?
    Warum werde ich als ‚Bio-Deutsche‘ pauschal für einen sog. gesamtgesellschaftlichen Antisemitismus verurteilt, von dem mehrheitlich angeblich noch nicht einmal ermittelt ist, von welcher Seite er stammt?

    Ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust mehr drauf, permanent was auf die Mütze zu kriegen für eine Haltung oder sogar Straftaten, die sich Jahr für Jahr mit zunehmender Einwanderung aus antisemitisch geprägten Staaten erhöht – NICHT in MEINEM Namen!

    Dennoch wird den Deutschen vermittelt, SIE seien dafür verantwortlich, da sie diese Erbschuld tragen.
    Dass der Antisemitismus in Deutschland mittlerweile ganz andere Züge trägt als der, den man der Stammbevölkerung vermitteln will, wird gerne lautstark unter den Teppich gekehrt.
    Deutschland ist irgendwie verrückt geworden. Und man betrachte mal den Begriff ein wenig auseinandergezogen: ‚ver-rückt‘. Also ziemlich anders, auseinandergezogen, anders hingestellt, aus der üblichen Konstellation gebracht.

    Daher noch einmal danke für Ihren Artikel, Herr Tibi.
    Schade, dass Ihre Kommentare in D kaum zu lesen sind, und bedauerlich, dass man auf Menschen, die ihre Wurzeln in genau den Kulturen haben, über die vorwiegend diskutiert wird, nicht hört/hören will.

  15. Herr Tibi, eine Frage: Wenn es drei Arten des Antisemitismus gibt, den der Nazis und zwei Neue, wie erklären Si sich dann die Pogrome:

    Granada, 1066
    Jerusalem, Nabi Musa Unruhen, 1920
    Hebron, 1929
    Thrakien, 1934

    Das war doch alles vor den Nazis. Wie lautet dafür Ihre Erklärung? Und die Aufstellung ist keinesfalls vollständig.

    • Tibi schreibt ja nicht von dem Antisemitismus, den es gab, sondern von dem, den es in Deutschland heute gibt.

      • Ich sehe da eine Kontinuität, die nie unterbrochen war. Und dieser, in meinen Augen, in diesen Ländern schon immer vorhandene Antisemitismus wandert jetzt verstärkt zu.

    • Wie man sich die Pogrome durch die Jahrhunderte gegen die Juden erklärt? Ich bin kein Historiker, aber meine subjektive Wahrnehmung sagt mir: Neid.
      Das Bildungsniveau und damit der Erfolg war bei den Juden seit jeher ungleich höher und – auch religiös bedingt – haben sie offensichtlich über lange Zeit ihren Genpool vor gegenläufigen Entwicklungen „geschützt“. Man muss sich nur heute noch anschauen, was dieses vergleichsweise kleine Volk intellektuell (Wissenschaft, Kunst, Literatur) leistet!
      So etwas erzeugt seit jeher Neid und Hass!
      In der muslimischen Welt im Nahen und Mittleren Osten ist dieser Hass natürlich unendlich groß und wächst eher noch! Klar, wenn man durch seinen direkten Nachbarn die eigene Unzulänglichkeit vorgeführt bekommt.
      Überspitzt gesagt: Da leben 100te Million Muslime drumrum in Erdlöchern zivilisatorisch 1000 Jahre hinterher… schaffen alle zusammen nicht mal 1% der wissenschaftlich/intellektuellen Leistung der Juden … haben dummerweise nichtmal militärisch was zu melden, obwohl sie bis zu den Haarspitzen voll sind mit Testosteron und Hass und Aggression und die muslimischen Frauen statistisch irrwitzige Mengen an männlichem Nachwuchs (= potentielles Kanonenfutter) in die Welt setzen, der mangels Beschäftigung/Perspektive (siehe Prof. Heinsohn) im Zweifel auch nur in Judenhass verfällt …
      … das wird mit dem Judenhass in der arabischen Welt nicht weniger werden.

  16. Fantastisch, Herr Tibi!
    Ein nahezu gesamter Überblick über die derzeitige Problemlage, zusammengefasst in einem einzigen Artikel, den man als Handreichung weitergeben kann.

    Wer (noch) irgendwelche Zweifel daran hegen sollte, dass wir in Europa ein ungelöstes Problem haben, dass sich nun, durch massenhaften Zustrom des gleichen ungelösten Problems aus Nahost, hier wie auch dort gegenseitig massiv befeuert, der sollte diesen Artikel von morgens bis abends rauf- und runterlesen, bis er ihn verstanden und verinnerlicht hat.

    Das Problem ist keine Panikmache (von „rechts“) zwecks Stimmenfang und auch keine irrationale (Islamo-)Phobie.
    Das Problem ist existiert und es wuchert. Und es wird weiter wuchern, sofern wir nicht endlich den Laden dicht machen und mit dem Ausmisten beginnen.
    Letzteres scheint in Teilen des Apparates begriffen worden zu sein, ersteres jedoch nicht. Und so lang der Zustrom von außen anhält, wird man mit dem Ausmisten nicht mehr nachkommen.

    • „und mit dem Ausmisten beginnen.
      Letzteres scheint in Teilen des Apparates begriffen worden zu sein …“

      Was sehen Sie da, das ich (noch?) nicht erkenne?

      • Über manche Dinge redet man nur hinter verschlossenen Türen.

  17. Das geht noch viel perfider, wenn jeder Angriff von Linksextremisten und Islamisten auf Juden dazu missbraucht werden, den Kampf gegen Rechts zu rechtfertigen.

  18. Bürgermeisterin in Chemnitz verbietet das Grillen von Schweinefleisch während muslimisches Zuckerfest. Aufgebrachte Bürger einer „Protestgrillaktion“ werden von Medien als Rassisten und rechtsextremistische Ausländerfeinde diffamiert.
    Unglaublich was sich hier inzwischen abspielt.

    • Was Unterwürfigkeit angeht, da kann niemand mit uns mithalten, da sind wir einsame Spitze.

      • Aber nicht gegen jeden, die Unterwürfigkeitäussert sich sehr differenziert. Zitat W.CH. Die Deutschen hat man entweder an der Gurgel, oder zu Füssen.

      • SEHR richtig!

        > Könnte Unterwürfigkeit laufen, DANN wäre Deutschland in dieser Disziplin ZIGFACHER WELTmeister….!!!

  19. Heute in unserer Tageszeitung:
    Unter der Schlagzeile – Steinmeier warnt vor dem Wegschauen – Antisemitismus entgegentreten:
    Rektor der Hochschule für Jüdische Studien: Größte Gefahr von Rechts.
    Er spricht von zunehmender Radikalisierung und Gewaltbereitschaft der rechten Szene. Zu der Sorge vor sogenanntem importierten Antisemitismus durch muslimische Einwanderer sagt er: “Dass jeder Muslim ein Judenhasser sei, erleben wir hier jeden Tag ganz anders.“
    Im selben Blatt ein Interview mit Niedecken vom BAP, der mit moralisch zerknirschtem Gesicht vor einer neuen Kristallnacht Angst hat. Zwar sei die Zahl der Grünenwähler unfassbar gestiegen, aber er leider noch immer nicht beruhigt sei.
    Das sind die Nachrichten, die der Leser serviert bekommt.

    • Nun ja – auch Niedecken wird wohl erst stutzig, wenn bei ihm zu Hause die Scheiben eingeworfen werden. Dabei war doch Köln Silvester mit den Übergriffen auf Frauen 2015 bei ihm quasi vor der Haustür!
      Ich kann gar nicht verstehen, dass von mir doch bisher als recht intelligent eingeschätzte Menschen einen doch nur mehr als engen Blickwinkel zur Verfügung zu haben scheinen.

      • Das mag daran liegen, dass man als nicht systemtreuer Kulturschaffender ganz schnell weg ist vom Fenster. Spontan fällt mir kein Sänger oder Schauspieler ein, der sich offen gegen Links/Grün und die Einwanderungspolitik stellt. Dagegen profitiert ein „Künstler“ wie Grönemayer fürstlich mit seiner Anbiederung in Form von türkischen Gesängen, da konnte er noch mal richtig absahnen.

      • Ich finde diese Leute, die die Augen vor allem verschließen, was nicht ihrem Weltbild entspricht, und die Leute, die mit Ideologien Geschäfte machen schlicht als charakterlos. Das Wort ist Kalfaktor. Aber derzeit ist das Hinterherlaufen hinter einer lautstarken Ideologie Mode, wie in den 30er-Jahren, es wird in die gesellschaftliche Katastrophe führen, denn die sind skupellos, sie wissen, dass sie um die Macht kämpfen, und je skrupelloser sie vorgehen, desto sicher ist ihr Sieg.

      • Richtig, im Fall Niedecken trifft das indes nicht zu. Der war schon immer ein verbohrter Linksaußen, der nur das wahrgenommen hat, was er wahrnehmen wollte. Ein genialer Musiker aber im „richtigen Leben“ absolut ungeeignet, anderen die Welt zu erklären.

      • Mhh, den einzigen Musiker den zumindest ich gesehen u gehört als er sich klar u deutlichöffentlich im Staatsfunk zu den Gefahren durch die „Flüchtlinge“ und gegen die Refugees-Welcome- und Open-Border-Politik geäußert hat war; PETER MAFFAY(glaube es war bei Hart aber fair)!

        ANNSONSTEN hat aber -auch- bei unseren Stars u Sternchen keiner den Arsch in der Hose den Mund aufzumachen und Klartext zu sprechen. Entweder es wird geschwiegen oder „brav“ links (nach-)geplappert um ja nirgends anzuecken.

        Eine -auch- ebenso feige ubd heuchlerische Pagage diese Stars & Sternchen…,!

    • Es ist einfach, wenn sich die Grönemeyers, Niedeckens, Stings, U2s etc. der Realität entgegenstellen wollen.
      Es ist eben sehr einfach, sich aus der Zurückgezogenheit der abgeschiedenen Landsitze, der gutbezahlten Wohngegenden, des Wissens um die Unantastbarkeit des eigenen Wohlstands ein überhebliches Bild über diejenigen machen zu wollen, die diese Kultur-, Religions- und Ressourcen-Clashs ausbaden müssen.

      Was mich persönlich nicht angeht, kann ich doch großzügig verteilen, oder?!
      Gleichzeitig aber die Ideologie, die ich VOR der Erlangung meines persönlichen Wohlstands hattehatte, weiter verbreiten.
      Ich ziehe mich in den sicheren Wohlstand zurück und verteile die Last ans Volk – in jeglicher Hinsicht, predige aber noch weiter meine Botschaft vom linksgrünem Allgemeinsinn.
      Pharisäer.

  20. Verehrter Herr Tipi, ich fürchte, man hat weitaus schlimmeres im Sinn. Ich persönlich halte die These des Bevölkerungsaustausches nicht für pure Spinnerei. Man werkelt schon höchst offiziell an einer neuen „Herrenrasse“. Bundestagspräsident Schäuble höchstselbst hat 800 Mio. Europäern Inzucht unterstellt und die “Paarung“ mit Zuwanderern aus dem Nahen Osten und dem Afrikanischen Raum als Richtung vorgegeben. Warum also ausgerechnet Muslime, noch dazu in der Mehrheit Analphabeten bzw. von unterdurchschnittlichem Bildungsniveau? Deren kulturelle Entwicklung und Sozialisierung im Mittelalter stecken geblieben ist. Die Antwort könnte genau da zu finden sein. War die christliche Kirche nicht auch Jahrhunderte lang daran interessiert, das einfache Volk möglichst unwissend zu halten und mit der Mär vom strafenden, rachsüchtigen Gott möglichst fügsam? Was dem Volk zu Lebzeiten verwehrt, wurde ihm im Himmel versprochen – Fügsamkeit, Gehorsam und Demut vorausgesetzt. Steht nicht genau das sinngemäß auch im Koran – und wird von ca. 1,8 Milliarden Muslimen weltweit, meist widerspruchslos, praktiziert. Weltliches und religiöses ist bis heute untrennbar verbunden, die Imame regeln bis ins Private hinein, die Mullahs geben den Kurs vor. Das muslimische Volk wird „klein“ gehalten und mit der Parole von der eigenen Überlegenheit bei Laune. So lässt es sich leichter regieren. Hat nicht Kathrin Göring-Eckardt einem Systemwechsel das Wort gesprochen? Sind nicht Enteignungs- und Umverteilungsforderungen wieder salonfähig? Göring-Eckhardts: „Natürlich gehört der Islam zu Deutschland und natürlich gehören Muslime zu Deutschland. Und ich finde, darüber können wir ganz schön froh sein. Es wäre langweilig, wenn wir nur mit uns zu tun hätten“. Nicht geringe Teile der Bevölkerung haben bereits genug zu tun, sich die „ neuen Herren“, gehätschelt von Politik und willfähriger Justiz, sprichwörtlich vom Hals zu halten. Der Aufenthalt im öffentlichen Raum entwickelt sich für die autochthone Bevölkerung seit 2015 zum steigenden Risiko. Allerdings verkennen unsere Politiker, Gesinnungsjournalisten und Co. die Situation. Von den Muslimen werden sie nur als „nützliche Idioten“ betrachtete, bis die Mehrheitsverhältnisse andere sind, dann spült es sie genauso hinweg wie das Recht, dass in diesem Land seit einigen Jahren ganz öffentlich den Bach hinunter rauscht.

    • Da wir Andersdenkenden, d. h. wir Vernünftbetonten, die die Fakten sehen, anerkennen und weiterdenken, diesen Zustand nicht friedlich ändern können, aber niemand wirklich einen Bürgerkrieg bzw. Aufstände, die gewiss nicht unblutig ablaufen können, erleben will(!), obwohl es möglicherweise notwendig sein dürfte in absehbarer Zukunft, werden wir wohl oder übel das „Den-Bach-Runterrauschen“ erleben müssen. Und dann kommt es trotzdem zu Gewalt.
      Aber vielleicht gibt’s auch vorher noch den Clash of Civilisation, ausgehend vom Iran und Co, wobei die hier auch zuschlagen. Was dann folgt, ist ein Krieg im Land gegen Terroristen, die sich auf Allah berufen, und die selbsterklärten Gutmenschen!

  21. Vielen Dank Herr Tibi! Man wünschte sich diesem Text weite Verbreitung.

  22. Linken Ideologien wurde mit Karl Marx der Judenhass in die Wiege gelegt! Und bis heute haben sich die wenigsten Linken davon lösen können.

    • Er zieht ein luxuriöses Leben auf Knien dem Anstand vor. Um sich nicht selbst zu schämen nennt er es Diplomatie.

    • Vielen Dank für diesen Link. Wird man diese Karikatur auch in deutschen Medien sehen ?
      Wohl kaum, aber Karikaturen von Merkel in Naziuniform in griechischen und polnischen Zeitungen zeigt man immer wieder gerne, auch wenn sie schon mehrere Jahre alt sind.

  23. Vorab ein herzliches Dankeschön an den Autor und die Redaktion. Solche inhaltlich hellsichtigen Analysen sind ebenso selten wie eine klare und eindeutige Benennung der Verursacher in Person. Ihr Ruf, Herr Tibi, bedarf aber nicht nur aufnahmebereiter Ohren, sondern auch eines Echos. Warum wird es nicht zurückhallen?

    Herr Tibi sieht die Ursache nicht zu Unrecht in der deutschen Politik und in den Massenmedien. Ich erlaube mir, zwei Ergänzungen vorzunehmen

    1. Die jüdischen Gemeinden und ihre Mitglieder
    Die jüdischen Gemeinden und ihre Mitglieder haben die neue Bedrohung zu spät erkannt und an der alten Sicht festgehalten. Ihre Offiziellen tun es bis heute.

    Vor 15 Jahren fragte ich zwei junge und einen älteren Juden, woher die große Bedrohung käme, also von deutschen Rechten oder von eingewanderten Muslimen. Einer der jungen, in Frankfurt geboren, Mitglied der Gemeinde in der Altkönig-Synagoge und dort auch aktiv (ein typischer konservativer Jude aus Frankfurt eben), sah die Gefahr ausschließlich rechts und argumentierte theologisch: Juden und Mohammedaner seien Monotheisten, Christen nicht, usw. Der andere, aus Offenbach, Atheist, da vom SPD-nahen Vater von klein auf von Religion ferngehalten, sah ebenfalls die Gefahr ausschließlich rechts. Auf meine Frage, ob das eine Mehrheit so sähe, bejahten dies beide voller Überzeugung.
    All dies mag an Möllemann gelegen haben, dessen Papier der FDP und Deutschland unfassbar geschadet hat.

    Der ältere Mann, Israeli und erfahren im Kampf u.a. gegen die syrische Armee, sah die Sache realistischer. Er hatte u.a. im Libanon gekämpft und wusste, was auf uns zukam.
    Mit ihm treffe ich mich stets gerne.

    Die beiden jüngeren Männer waren derselben Propaganda ausgesetzt wie wir. Eine Frau wie Charlotte Knobloch verhindert bis heute die Erstellung eines realistischen Bildes, indem sie den identitätslinken und linksgrünen Medien die geeigneten Stichworte hinwirft. Auch OB Feldmann will es nicht wahrhaben. Als die Frankfurter Runschau vor einigen Jahren von einem SPD-Mitglied berichtete, der von „Jugendlichen“ in Offenbach wegen Tragens der Kippa angegriffen worden war und dies öffentlich unter Verweis auf den eingewanderten Antisemitismus anklagte, stellte ihn die eigene Partei wegen Förderns der Islamophobie in den Senkel. Aus Frankfurt hörte man nichts. Als „Jugendliche“ Ende der Nuller Jahre an einem Freitagabend Mitten auf der Eschersheimer Landstraße einen Kippaträger verprügelten, berichtete die FAZ kurz, die FR gar nicht.

    Was wir heute erleben, deutete sich bereits vor Jahren an. Es wurde vom offiziellen Judentum zumindest offiziell nicht ernst genommen und der Feind woanders verortet.

    2. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft
    Die Geschichte der südlichen Levante ist in der deutschen Mehrheitsgesellschaft unbekannt. Dort wird an eine Art Vertreibungsmärchen analog zur Ausrottung der Prärieindianer geglaubt. Dank Karl May sind die Indianer die Guten.

    Dass im Jahr 1800 die südliche Levante das Armenhaus des Osmanischen Reichs war – unbekannt. Dass dort insgesamt nur knapp 300.000 Menschen (in Jerusalem selbst nur 10.000) lebten – unbekannt. Dass zu dieser Zeit dort überhaupt Juden lebten – „Jischuv“ genannt – unbekannt. Welche Rolle der Mord an Zar Alexander II (1881) und die Pogrome spielten – nie gehört. Ebenso unbekannt ist die erste Aliya zwischen 1882 und 1902. Welche Rolle das osmanische Sachenrecht spielte – unbekannt.
    Auch die zweite – teils zionistische, teils sozialistische – Einwanderungswelle würde die deutsche Mehrheitsgesellschaft kaum in die Zeit zwischen 1904 bis 1914 verorten.
    Vom Sykes-Picot-Abkommen dürften die wenigsten heute lebenden Deutschen jemals etwas gehört haben, ebenso dürfte der Begriff „Transjordanien“ unbekannt sein.
    Die arabischen Aufstände gegen die britischen Verwalter der 20er und 30er Jahre sind unbekannt.

    Für die deutsche Mehrheitsbevölkerung beginnt die Geschichte frühestens mit der UN-Resolution 181 (II). Dass die Juden hauptsächlich Wüste erhalten hatten, weiß niemand.
    Dass die vielen Kriege ab 1947 vor allem von den umliegenden Staaten entfacht wurde – unbekannt.

    Man könnte stundenlang so weitermachen. Erzählt man das heute lebenden Deutschen, auch sehr gebildeten, erntet man bestenfalls ungläubiges Staunen, schlimmstenfalls wütendes Geschrei. Irgendwie hat sich eine andere Erzähung breit gemacht, die Israel die Rolle eines Schurken zuweist. Wie Henryk Broder es ausdrückt, wird dies deshalb geglaubt, weil die Deutschen den Juden die Schoah einfach nicht verzeihen können.

    Die zum Teil unfassbar dumme Propaganda der identitätslinken Medien kann nur wegen dieser Wissenslücke verfangen.

    Auf meiner Israel-Reise warf man mir als katholischem, indigenen Deutschen nicht die Schoah vor, sondern die Berichte deutscher Medien über Israel. Ich konnte dank meiner Kenntnisse schnell Absolution erlangen.

    Aufklärung tut Not.

    • Vor allem mit Cisjordanien sollte sich die hiesige Bevölkerung einmal näher beschäftigen. Von Transjordanien besetzt, hatte die dort wohnende Bevölkerung wohl kein Problem damit nun „Jordanier“ zu sein. Erst nach dem verlorenen Angriffskrieg der Araber wurde das besetzte Cisjordanien von Israel besetzt (was ist ein besetztes Besatzungsgebiet, dessen letzter anerkannter Besitzer das verhasste osmanische Reich war?) und viel später erfanden die Angreifer, bzw. der Terrorist Arafat, für sich das imaginäre „Volk“ der Palästinenser.
      Als wenn die Schlesier sich heute als Volk bezeichnen würden und ein Drittel Polens beanspruchen würden – lächerlich, diese Palästinenserfolklore im linken „Minderheitenzoo“.

    • Eine tolle Ergänzung des sehr guten Artikels von Herrn Tibi. Vielen Dank dafür !

  24. Sie genießen meinen allerhöchsten Respekt, Herr Tibi!
    Bravo.

  25. EU-Deutschland ein Staat, Steinmeier ein Staatsoberhaupt? Für wen, für die „Flüchtlinge“? Ein Staat ohne Rechtssicherheit und Grenzen, mit einem einseitig begrenzten Staatsoberhaupt, ist eine Lachnummer.

  26. Wirkliches westliches Denken hatte sich in Westdeutschland auch in der Zeit bis 1990 nicht wirklich durchgesetzt. Deutschland war damals eine Schönwetterdemokratie: man praktizierte demokratische Formen, aber glaubte nicht wirklich daran.

    Jetzt bricht das autoritäre Vor-Nazi-Deutschland wieder hervor: Die Fixierung auf romantische (unerreichbare) Ideale, die Ablehnung der Rationalität, die Ablehnung der wirtschaftlichen Denkens, die Volksgemeinschaft als mythisches Konstrukt, die Überheblichkeit, der Antiamerikanismus, die Besserwisserei, die Hypermoral, die Bereitschaft zur Vernichtung Andersdendender. Und eben auch der linke Antisemitismus.

    • Ich sehe es ähnlich. Allerdings erkenne ich keinen Glauben an eine Voksgemeinschaft als mythisches Konstrukt. Den sehe ich nirgendwo, sieht man von Höcke und einigen Leuten aus der IB ab. Diese Gruppe ist marginal und prägt weder im Westen noch im Osten den Diskurs. Ansonsten gebe ich Ihnen recht.
      Von Leser zu Leser: Worin meinen Sie die Ursache der Fixierung auf romantische Ideale und der Ablehnung der Rationalität , die Ablehnung wirtschaftlichen Denkens, der Überheblichkeit, des Antiamerikanismus, der Besserwisserei, der Hypermoral zu erkennen? Warum hat sich das nicht verändert?

      • Das Greta-Phänomen, z. B. Wenn ich sage, wir wären höchstens für 2% verantwortlich, höre ich keine Fragen zu dieser Zahl ( was rational wäre), sondern „Wir müssen mit gutem Beispiel der Welt zeigen.“ Da haben wir es: Überheblichkeit, Hypermoral, Besserwisserei.

      • In Ordnung. Aber woran liegt das?

      • Werfel schrieb in seinem nachgelassenen dystopischen Roman „Stern der Ungeborenen“, den er 1945 kurz nach Kriegsende, zwei Tage vor seinem Tod fertigstellte:

        „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn.“

        Nachzulesen hier
        https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/kafkas-kopf-und-eine-diskussion-in-prag/

      • Danke Werfel. Die Liebe Fremder dem Respekt vorzuziehen, das ist – nur – ein Phänomen. Woran liegt das?

      • @Denis Diderot 2018, hierzu meine persönliche Sicht der Dinge, wenn auch etwas pointiert.

        Historisch gesehen identifizieren sich Deutsche über die Kleinstaaterei; sie fühlen sich den Fürsten, den Feudalherren verbunden, ihnen ergben und glauben mit der Obrigkeit an die heile Welt, die nichts erschüttern kann.
        Ein selbstbewusster Blick über den Tellerrand, eine differenzierte Betrachtung von Gesellschaften ist vielen Deutschen fremd. Gesellschaften unterscheiden sich vielfältig(*) – sie sind aber letztlich nicht besser oder schlechter als andere; sondern nur eben lediglich das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels unterschiedlichster Einflüsse. Die Ignoranz dieser Mechanismen könnte eine Ursache für Überheblichkeit, Hypermoral, Besserwisserei insbesondere bei Deutschen sein.

        (*) Warum nun ausgerechnet die „Vielfältigkeit“ – die aber sicherlich wohldosiert für jede Gesellschaft unabdingbar ist – leider eben kompromisslos mit der Brechstange in (unsere) Gesellschaft eingepflanzt werden soll, liegt m.E. erneut an der oben angesprochenen Ignoranz und Unfähigkeit, die sehr langsamen aber stetigen, komplexen Prozesse und Wechselwirkungen in der Gesellschaft zu erkennen. Eine massive Störung dieser Prozesse führt zu instabilen Gesellschaften.

      • Frank M.
        Sie sehen es ähnlich wie ich. Noch härter ausgedrückt: Kulturell stammen viele von Leibeigenen ab. Die einfordernde Versorgungsmentalität sowie der Neid auf jene, die erfolgreich aus dem System ausgebrochen sind zuzüglich Luther und seine Ideologie vom neuen Menschen.

      • Danke, Denis Diderot! Der Frage an die Leser nach den Ursachen dieser romantischen Fixierung schließe ich mich unbedingt an.

      • In Ordnung. Mich würde aber auch Ihre Meinung interessieren.

      • Denis Diderot, Volksgemeinschaft als mythisches Konstrukt vielleicht nicht, aber ich sehe schon, dass man in D eine ambivalente Sicht auf sich selbst hat. Zwar wird gern alles Deutsche abgelehnt („typisch deutsch, muss also schlecht sein“), andererseits haben sich die Deutschen z. B. bis jetzt geweigert, sich ein Einwanderungsgesetz zu geben, das legale qualifizierte Zuwanderung erleichtert hätte, die so dringend nötig wäre. Jetzt ist es zu spät. Türken, Italiener usw. in D wurden zu lange als Gastarbeiter bezeichnet. Die Frage „wann gehen Sie wieder nach Hause?“ war oft gleich der zweite oder dritte Satz beim Smalltalk zwischen „Gastarbeitern“ und Deutschen. Man wollte deren Arbeit, aber man wollte sie nicht länger hier haben als nötig. Und auch heute merkt man in Gesprächen mit Kritikern der Grenzöffnung oft schnell, dass die meisten gar keine Zuwanderung wollen, dass die Nützlichkeit der qualifizieren Einwanderung gar nicht gesehen wird. Man will „unter sich“ bleiben. Es wird zumeist die Zuwanderung an sich kritisiert und nicht die Illegalität. In dieser inneren Einstellung sehe ich auch den Grund für das reflexhafte Bezeichnen aller Kritiker der illegalen Massenmigration als Nazis bei denjenigen, die sich für die Guten halten. Die Deutschen halten sich nach meiner Einschätzung schon anderen Völkern naturgemäß für überlegen. Für reiner, ehrlicher, unschuldiger, edler.
        Meine Meinung über den Grund hierfür kennen Sie 🙂

      • „Jetzt ist es zu spät. Türken, Italiener usw. in D wurden zu lange als Gastarbeiter bezeichnet. Die Frage „wann gehen Sie wieder nach Hause?“ war oft gleich der zweite oder dritte Satz beim Smalltalk zwischen „Gastarbeitern“ und Deutschen. Man wollte deren Arbeit, aber man wollte sie nicht länger hier haben als nötig.“

        Erstens verbietet sich die Gleichsetzung zwischen Türken und Italienern.

        I. Italiener
        1.
        Die ersten Italiener wurden Ende des 19. Jahrhunderts geholt, um die Eisenbahnstrecke im Odenwald zu bauen. Lombarden und Leute aus dem Trentino waren Experten im Tunnel- und Brückenbau. Viele heirateten. Schon deshalb gibt es südlich von Darmstadt viele italienische Namen. Die Italiener in den 50er Jahren wurden durch den Willen des Souveräns mittels völkerrechtlichem Vertrag geholt.

        2.
        Zweitens: Die angebliche Diskriminierung von Italienern verweise ich, der als Kind des Ruhrgebiets mit ihnen aufwuchs und stets solche in der Klassengemeinschaft hatte, egal ob Grundschule oder Gymnasium, in das Reich der Fabeln und Legenden zurück. Es handelt sich um Lügen, die aus Ankara kommen, um die Ausländereinheitsfront gegen Deutschland zu zimmern. „Wann gehen Sie wieder nach Hause“ ist ein Satz, den Italiener nicht hören mussten.

        3.
        Ferner weise ich sie darauf hin, dass das Anwerbeabkommen befristete Verträge vorsah und die meisten Italiener aus dem ihnen zu kalten Deutschland ja auch sehr freiwillig wieder gingen. Die Idee der Einwanderungsgesellschaft entwickelte sich erst Ende der 80er – Jahre.

        II. Türken
        Mit Türken verhält es sich vollkommen anders. Bitte gehen Sie in die örtliche Bücherei und lesen Sie die Entwicklung dort im Standardwerk Prof. Johannes Dieter Steinert, Migration und Politik, 1995 ab Seite 307 ff. mit Quellen belegt nach:

        Nachdem Griechenland ein Anwerbeabkommen mit Deutschland geschlossen hatte, wurde Ankara in Bonn vorstellig und verlangte dies auch. Wirtschaftsminister Erhard wies dies mit Blick auf die kulturellen Unterschiede zurück -zurecht, wie wir wissen. Daraufhin wurde Ankara bei der Nato vorstellig und wies auf die frisch aufgestellten Raketen an der Grenze zur UDSSR hin (1961). Die Nato machte Druck auf Adenauer. Daraufhin unterschrieb das hierfür nicht zuständige Außenministerium das Anwerbeabkommen mit der Türkei. Das sagt eigentlich alles. Man begrenzte in der Folgezeit die Anwesenheit auf 3 Jahre.

        Man kann also sagen: Türken wurden der deutschen Bevölkerung aufgezwungen, aus außenpolitischen Gründen.

        1973 kam es zum Anwerbestopp. Die türkischen „Gastarbeiter“, ca. 400.000 an der Zahl, durften bleiben. Daraus machten die von Ost-Berlin unterwanderten Gewerkschaften später die Legende 1 – die Wirtschaft hätte die Türken geholt – und die Legende 2 -die Türken hätten Deutschland aufgebaut. Der Wiederaufbau war 1961 längst abgeschlossen.

        Nach 1973 begannen die Probleme. Türken kassierten massiv Kindergeld ab und legten hierfür Dokumente über in der Türkei existierende Kinder vor, die jeder Hodscha ausstellen konnte. Ein Freund, der 1976 als Beflissener im Bergwerk Prosper-Haniel arbeitete, berichtete mir von einem Ali, der 51 Kinder auf der Lohnsteuerkarte hatte.

        Helmut Schmidt, der die Gesetze hätte ändern können, wusste im Juni 1981 keinen anderen Rat, als die Familienzusammenführung zu genehmigen. Bereits im Juli 1981 lebten plötzlich 2 Millionen Türken in Westdeutschland. Ich erinnere mich daran, dass ein Stadtteil in meiner Heimatstadt nahezu überrant wurde. Die 1982 noch liberale Zeit schrieb: „Was machen wir mit den Türken?“ Helmut Kohl wollte sie mit Prämien zurückschicken, was teilweise auch geklappt hat, er scheiterte jedoch an den CDU – Frauen rund um Süßmuth.

        Kohl kann man vorwerfen, dass er die Dinge hat laufen lassen, jedenfalls hat er die Zustände nicht verschlimmert. Das erst schaffte Rot/Grün mit der Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts, die nur einen Sinn hatte, nämlich das Wahlvolk zu verändern. Mit den türkischen Stimmen besiegte Schröder Stoiber 2002.

        Hauptverantwortlich für das Misslingen sind SPD, Linke und Grüne.

        Es ist nicht so, dass Deutsche das alles nicht wissen. Es ist so, dass sie sich nicht trauen, es auszusprechen.
        Die deutsche Gesellschaft hat hier in Wirklichkeit sehr viel geleistet, um die wenigen Integrationswilligen zu integrieren.

        Die von den Grünen und der SPD ständig erhobenen Vorwürfe sind Märchen.

        Man kann nicht beides haben, einen Sozialstaat und eine Einwanderungsgesellschaft. Das wissen die Deutschen, das wissen auch die Grünen. Deren Mitglieder wollen aber profitieren auf Kosten der arbeitenden Menschen.

        III. Andere Länder
        Zeigen Sie mir, Hummel, ein einziges Land in Europa, das Einwanderern so offen gegenübersteht wie Deutschland. Ich bin gespannt.

        IV. Einwanderungsgesetz
        Sehen Sie sich die Debatte vom vorvergangenen Freitag an. Welchen Preis wir zahlen müssen, um Abschiebungen von Verbrechern endlich durchsetzen zu können – das Einwanderungsgesetz wird Kohorten untauglicher Migranten ins Land bringen, die niemals in der Lage sein werden, etwas beizutragen. Das wusste die rechte politische Seite immer.

        Machen wir uns nichts vor: In Deutschland werden Arbeitnehmer, Selbständige und mittelständische Unternehmer von einer polit-medialen Kaste brutal ausgebeutet. Gute Leute wandern hier nicht ein, sondern nur Leute, die von Sozialleistungen angelockt werden.

      • Denis Diderot Ich zielte eigentlich nicht so sehr auf die außenpolitischen Verträge ab und darauf, wie sich D international im Laufe der Geschichte formal präsentiert hat, sondern die Frage war ja die der Volksgemeinschaft. Dass jetzt keine guten Leute mehr nach D kommen ist klar. Aber weshalb hat man sich in D so lange gegen Zuwanderung gesperrt? Warum konnten dumpfe Sprüche wie „Kinder statt Inder“ so erfolgreich sein? Warum weigerten sich die Deutschen so lange einzusehen, dass sie eine Einwanderergesellschaft sind? Warum tun das so viele bis heute? Obwohl Gastronomie, Bau, Fahrdienste und weite Teile der Infrastruktur (meist die Drecksarbeit) schon lange überwiegend von Ausländern erledigt wird. Dass sich moderne Einwanderungsgesellschaften und Sozialstaat ausschließen, weise ich am Beispiel Kanadas zurück. Es kommt auf die Bedingungen an.
        Aber warum waren z.B. GB, Frankreich, NL, B, Dänemark, Schweden im Bereich Einwanderung lange viel liberaler als D? Allein wegen der ehemaligen Kolonien?

      • Hummel
        Schauen Sie sich Oskar Roehlers Film „Herrliche Zeiten“an, vollziehen Sie die Allegorie nach und Sie haben eine erste Antwort. Die zweite liegt in der Maßlosigkeit des linken Lagers begründet. Die Union wusste sich nur mit einer Blockade zu helfen.

  27. Verschärfte Grüne und die meisten sogenannten Linken (auch einige ökonomische Liberalisten) sind Leute, die Theorien vor die Realität stellen, also letztlich die geistige Konstruktion vor das Reale und den damit verbundenen Wahrheitsbegriff. Ihr Zugang zur Realtätsverarbeitung ist also blockiert. Ihre Blockade ähnelt ein bischen den von radikalen Muslimen, die ja auch alles von einem (als soziale Macht verstärkten) Theorem (theo ist Gott oder Gottesordnung) aus betrachten und beurteilen. Wer zu schnell die Machtfrage stellt und alles Denken primär dazu benutzt, sich Vorteile zu erarbeiten, mißbraucht eben alles: Menschen, Gottesideen, Heilsideen, Theorien und Ideologien aller Art. Weil die meisten Menschen nicht so leicht unterscheiden können, wie ein Mensch eine Idee in seinem Satz verwendet, also ob seine Worte als metaphysische Grundlage oder als sein rhetorisch- symbolisches Machtmittel nutzt, also als Grund oder Mittel, gibt es viele, die das geschickt ausnutzen und die Leute manipulieren und betrügen. Das gilt auch für die meisten Antisemiten: den meisten von ihnen sind (die) Juden eigentlich völlig wurscht, sie brauchen aber einen deutlich hervortretenden Sündenbock als gut erkennbare Ganzheit , ein eindeutiges Gegenüber, sie könnten genauso gut die Gruppe der Fahrradfahrer angreifen, wenn denn damit im Moment eine Manipulation möglich wäre, aber Juden eignen sich doch besser, weil sie Teil alter und neuer heißer Konfliklinien sind (die Radler sind es viel weniger) und sich über Religion plus kalkulierte Machtpolitikfragen definieren, und nicht über das vorpolitisch Lebensreale selbst . Wer also einen Kult betreibt, ist eben für jede Agressorgruppe das ideale Gegenüber und Agressionsobjekt.
    Je weltlicher sich eine Gruppe definiert und je eher sie sich als Gesellschaft ohne kollektive Körperwand begreift, desto weniger ist sie angreifbar, denn sie ist kein Körper, kein Gegenstand. Sie ist als Ganzes nicht angreifbar, weil sie nicht ganz ist. Nation als Körper ist bei den Deutschen gegenüber Gesellschaft (bis 1914 Reich und dessen Volk) sekundär, weshalb solch ein salafistischer Anschlag wie in Berlin- Breitscheidplatz die Deutschen
    als ein Gegenüber (Objektziel) nur eher kurz und eben nicht dauerhaft erschüttert. Wo kein Gesamtkörper, gibt es auch keine körperlichen Narben, sondern eben nur kulturelle: eine Einheitsseele haben wir ja nicht, also auch keine seelische Narbe! Fazit: eine flache Zusammenhangs- oder Feldkultur wie die deutsche macht eine Rechtseinheit von Menschen mental letztlich unangreifbar!!! (wenn sie denn nicht auf Ganzheitsmythen wie die des betrügerischen Adolfs H. gerade hereinfällt) Man muss also als Erwachsener und Aufgeklärter schon SELBST für seinen Schutz sorgen. Es geht für jeden und jede Gruppe in der Welt, wenn er oder sie denn wirklich möchte und ausreichend Bildung besitzt – und auf Anderes (wie einen per se zu heiligenden Kultkörper) zu verzichten bereit ist. Das Schicksal liegt erstmal in der eigenen Hand und nicht in der Hand von anderen. Das sollte klar sein. Oder nicht?

  28. Der islamische Antisemitismus ist kein neuer Antisemitismus – im Gegenteil: Es ist der alte. Und wie unter Hitler geht es nicht um Diskriminierung, sondern um die Vernichtung von Juden. Muslimische Migranten, unter denen bekanntlich nicht wenige Hitler-Bewunderer sind, importieren den islamischen Judenhass. Statt dieser Realität ins Gesicht zu schauen und entsprechend zu handeln, wird systematisch verschleiert und vor den gut organisierten Muslimen gekuscht.

    • Wobei die Übergriffe von Merkels „Gästen“ sich nicht beschränken.
      Sie bekämpfen alle Ungläubigen hier auf vielfache Art und Weise, wie es ihre Schriften fordern. Sowohl die einen als auch die anderen werden medial und politisch eher wenig ins Licht gerückt. Und wenn, versuchen sie zudem auch noch, das „Rechte“ zu bemühen.

  29. DANKE,
    für Ihren guten und v.a auch offen und ehrlich geschriebenen Artikel.

    Mit Blick auf unseren deutschen AltoarteienClub wage ich zu behaupten u. vorauszusagen, daß sich bzgl der hier im Artikel angesprochenen Probleme auch in den nächsten Jahrzehnt NIX, aber auch GAR NIX, zum positiven hin verändern wird. Im Gegenteil, es werden weiterhin -auch- muslim „Fachkräfte“ ins Land gelassen UND „dank“ entsprechende Programme geholt werden. UND der AltparteienClub inkl der Staats-Medien wird auch weiterhin nur seinen Kampf gegen rääächts sehen und propagieren.

    Es ist eine Schande wue dieses Land durch die bisherige zuständige Politik in mehrerer Hinsicht mehr u. mehr zugrunde geruichtet wurde u, wird…,.!!

  30. Danke, vielen Dank, Herr Tibi, für Ihre deutlichen Worte.Auch schließe ich mich Ihrem Aufruf an ( an den unsäglichen BuPrä gerichtet)…“Nicht in meinem Namen!“….Aber…vor kurzem hat ein Freund von uns ( wir hatten das Thema“ Golanhöhen…Gaza-Streifen, Jerusalem als israelitische Hauptstadt , Arafat …usw. usw. diskutiert..) einen Kommentar von sich gegeben, der uns „ aus den Socken haute“. Sich fast etwas entschuldigend für seine Worte, sagte er…“ Entschuldigt, aber ich würde den ganzen Staat Israel ins nächste Meer jagen..Die haben dort nichts verloren…das gehört alles den Palästinensern..“ Wir waren sprachlos…Schnell ergänzte er:“ Ich bin kein Judenfeind..“…Wir verwiesen auf die Bibel, die Geschichte Israels, die jahrtausend alt ist, die Ansiedlungen nach dem Holocaust, den Angriffskrieg 1967…. Nein, er blieb bei seiner Meinung…Sie sehen, Herr Tibi, die linke Politik, einschließlich der linksgrünen Presse und Rundfunkanstalten, fällt in der jetzigen deutschen Republik auf fruchtbaren Boden..Zu Zeiten unserer alten, geliebten Bundesrepublik Deutschland, war solch ein Vorgehen gegen Israel undenkbar..

    • „Entschuldigt, aber ich würde den ganzen Staat Israel ins nächste Meer jagen.“
      Wow, diesmal wären es mehr als 6 Millionen. Für solche Freunde hätte ich nur ein Wort: Raus!

      • Genau. Raus, sonst aua.

    • Das ist, abgesehen von der drastischen Ausdrucksweise, absolut typisch. Für das nächste Gespräch sollten Sie mit der Lage der südlichen Levante um 1800 beginnen. Das würde ihren Freund irritieren.

    • Yep, das habe ich gestern auch gehört: die Juden sitzen auf Land, das ihnen nicht gehört, denn es gehört den Palästinensern. Leider hatte ich die Inhalte des anderen Artikels hier ‚immer gegen Israel‘ gerade geistig nicht parat, aber ich bezweifle, dass eine argumentative Auseinandersetzung irgendwas gebracht hätte.
      Ach ja, es war ein Gespräch unter in der Schweiz lebenden Deutschen, zu denen ich ja nun auch gehöre.
      Komisches Gefühl, das…

    • Immerhin wird (wurde) dieses Land schon seit 2000 Jahren von Palästinensern bewohnt. Ich glaube nicht, dass ein Erbschaftsanspruch so lange gültig sein kann. Wie würde in so einem Fall wohl das heutige Europa aussehen?
      Wahrscheinlich sind in dieser Zeitspanne wohl auch viele jüdische Vorfahren der heutigen Palästinenser zum bequemeren Islam konvertiert.

  31. Vielen Dank für diesen Artikel Herr Tibi- er ist Balsam auf unsere wunden Seelen.
    Wenn man auch nur leise ähnliche Worte nutzt, wird man als „Bioeutscher“ ohne eine solche Vita wie die Ihre sofort in die islamophobe oder gar rassistische Schublade gestopft. Man kann es kaum fassen, was sich hier z.Z. abspielt.
    Und dennoch ist der Pakt zwischen blutroten Sozialisten und Islamisten gegen jüdisches Leben nicht neu: Hitlers leuchtender Stern Atatürk, RAF und islamische Extremisten und heute nun die Neuauflage dieser Symbiose aus SED Nachfolgern (in der auch Merkel sozialisiert wurde), großen Teilen der Grünen, gewaltbereiten Antifaschisten und nicht wenigen in Regierungsverantwortung stehenden Personen, die sich nicht mehr an das heiligste Versprechen „Nie Wieder“ halten wollen. Sie haben recht- es ist ein deutsches Problem…

  32. Für Steinmeier ist eben Donald Trump der Hassprediger, nicht die Mullahs. So wie Bassam Tibi den linken Antisemitismus beschreibt, gehört Steinmeier klar in diese Kategorie.

  33. Sehr geehrte Herr Tibi, vielen Dank für ihren Beitrag, sie haben mir aus der Seele gesprochen.

  34. Klare und wichtige Worte. Es ist beschämend, wie diejenigen, die sich als moralische Instanz aufspielen, den Judenhass in Deutschland salonfähig machen.

  35. Dass mit der „Veröstlichung“ Deutschlands würde ich mir nicht anziehen. Diese Entwicklung findet sich in Frankreich, in GB, in vielen westlichen Staaten. Und auch jeweils aus den gleichen Gründen. Ich würde das als Bündnis vieler westlicher Linker mit der Friedensreligion bezeichnen. Auch weil sie sie als Wähler benötigen.

    • Mit „Veröstlichung“ ist „DDRisierung“ gemeint!

  36. Sehr geehrter Herr Tibi, ein kleiner Einwand meinerseits:

    Von „Deutschland“ zu sprechen, ist nicht unbedingt zielführend, wir sollten von der BRD und „SED- Deutschland“ sprechen.
    Einfach mal Google anwerfen – nach „Werner Lamberz“.

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