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Budgetierung aufgehoben

Karl Lauterbach will Kinderärzte künftig besser bezahlen

von Redaktion

15.12.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Kinderärzte sollen künftig aus der Budgetierung fallen. Das führt unterm Strich dazu, dass sie mehr Geld verdienen. Diese Änderung hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Bundestag angekündigt.

Aktuelle Stunden sind eigentlich Show-Veranstaltungen. Die Parteien tauschen sich im Parlament zu einem umstrittenen Thema aus, ohne dass dies Folgen hätte. Etwa die Verabschiedung eines Gesetzes. Nun hat die Linke zu einer Aktuellen Stunde zum Thema Krise in der Kindermedizin eingeladen. Und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sie genutzt, um eine Reform anzukündigen.

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Praxen sollen schon jetzt, in der aktuellen Krise ohne Budgets arbeiten. Das heißt: Sie werden nicht mehr pauschal bezahlt, sondern erhalten umso mehr Geld, desto mehr Patienten sie behandeln. „Es darf nicht über Gebühr und am Rande der Erschöpfung gearbeitet werden und dann wird das nicht einmal bezahlt“, begründet Lauterbach diesen Schritt.

Auch künftig sollen Kinderpraxen aus der Budgetierung fallen, kündigt Lauterbach an. Bisher würden sich zu wenig angehende Ärzte für den Weg der Kinderheilkunde entscheiden. Das verschlimmere die aktuelle Krise. Werden niedergelassene Ärzte nach den tatsächlichen Fällen bezahlt statt nach einer pauschalen Abrechnung, sei damit zu rechnen, dass sie mehr verdienen werden – als Anreiz für angehende Ärzte, sich für Kinderheilkunde zu entscheiden.

Kommen in den Kliniken zusätzliche Honorarkräfte in der Kindermedizin zum Einsatz, kündigt Lauterbach an, sollen die Krankenhäuser diese über die Pflegebudgets vergütet bekommen. Einen Gesetzesentwurf dazu gebe es noch nicht, räumt Lauterbach ein. Er will diesen bis nächste Woche vorlegen, sagt er in der Aktuellen Stunde.

DIE FOLGE LINKS-GRüNEN MEHRFACHVERSAGENS
Chaos in den Kinderkliniken
Die jetzige Lage in der Kindermedizin sei dramatisch, räumt Lauterbach ein: „Wir müssen von einer akuten Gefährdung der Versorgung ausgehen.“ Kinder, die eigentlich eine stationäre Behandlung nötig hätten, würden derzeit abgewiesen. Die Regierung habe daher kurzfristig die Personalbemessungsgrenzen aufgehoben. Es gehe nicht darum, verspricht Lauterbach, Pfleger dauerhaft stärker zu belasten. Es dürfe nur nicht passieren, dass kranke Kinder abgelehnt würden, weil formal nicht genug Pfleger zur Verfügung stünden. Zudem dürften Pfleger aus anderen Bereichen kurzfristig in der Kindermedizin eingesetzt werden. Aber nur für einfachere Aufgaben, nicht für spezielle Herausforderungen wie die Beatmung, wie Lauterbach betont.

Ates Gürpinar hatte für die Linken die Aktuelle Stunde vorgestellt. Er will gleich das Profitsystem in der Medizin abschaffen. Dazu gehörten auch die Fallpauschalen. Ärzte und Pfleger würden Kinder nicht aus kommerziellen Gründen behandeln wollen. Müsse das gegenfinanziert werden, treibe es die Mitarbeiter aus dem Beruf. Betten und Stellen seien in der Kindermedizin abgebaut werden. Doch mit seiner Ankündigung einer kurzfristigen Reform hat Medienprofi Lauterbach den Linken die Show mit der Veranstaltung Aktuelle Stunde gestohlen.

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9 Kommentare

  1. Das Gegenteil passiert von dem, was Lauterbach in den letzten Tagen verkündete. Überall sind die Notaufnahmen überfüllt, nicht nur in Kinderkliniken. Lauterbach versprach ein Maßnahmenpaket um Krankenhäuser zu erhalten. Die Landeseigene Krankenhausgesellschaft der Region Hannover hat allerdings bekanntgegeben, dass weitere Krankenhäuser auf dem Land und in der Stadt geschlossen werden. Aktuell liegen die Patienten mitunter stundenlang in den Notaufnahmen ohne überhaupt untersucht zu werden. Nun sollen zwei weitere Krankenhäuser geschlossen werden.

    Der landeseigene Klinikverbund KRH hat dabei ein läppisches jährliches Defizit von 48 Mio Euro, wie der NDR zuvor berichtete (https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Klinikum-Region-Hannover-in-Not-Gutachten-empfiehlt-Umbau,krh114.html). Um diesen Betrag einmal einzuordnen: Das Land Niedersachsen zahlte in den vergangenen Jahren, nicht 2015/2016 und nicht 2022) nach Asylbewerberleistungsgesetz für die 10 Prozent nach Königsteiner Schlüssel verteilten Bewerber 400 Mio Euro jährlich (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Asylbewerberleistungen/Tabellen/liste-ausgaben-einnahmen-ew.html) plus diverese Sonderzahlungen im dreistelligen Millionenbereich nach Gesetz (https://www.statistik.niedersachsen.de/startseite/themen/soziales/asylbewerberleistungen_in_niedersachsen/asylbewerberleistungen-in-niedersachsen-192456.html). Im Jahr 2016 dürfte es eine Milliarde Euro gewesen sein, 2022 darf man in ähnlichen Größen erwarten. Grob zahlt das Land den Kommunen 10 000 Euro pro volljährigen Asylbewerber plus zusätzliche Kosten.

    Das sind aber nur die Zahlungen für Asylbewerber. Sobald sie den Status geändert haben, gibt es Hartz IV etc. . Dazu kommen Ausgaben für Wohnung, Krankenkasse usw. .

    UM ES KLAR ZU SAGEN:

    Wenn 10 Prozent weniger Asylbewerber gekommen wären, hätte das Land die 48 Mio Euro für das Defizit der KRH gespart. Es würde mindestens zwei Krankenhäuser auch weiterhin mehr geben, Leute würden nicht ihren Job verlieren und Menschen auf dem Land könnten mit vergleichseweise kurzen Wegen ins Krankenhaus, mit kürzeren Wartezeiten, egal ob als Besucher, als Patient oder Personal. Stattdessen wird die beschissene medizinische Versorung noch beschissener, die Wege dafür weiter und es gibt keine Garantie, dass man überhaupt noch künftig behandelt werden kann.

    Danke für gar nichts!

    • 2015 war ich abends in Karlsruhe in der Notaufnahme. Dort lag mindestens 5 Stunden eine Seniorin aus dem Pflegeheim im Gang auf einem Bett, um die man sich nicht gekümmert hatte. Sie hatte auch nichts zu Essen bekommen. Gut, darum haben wir anderen wartenden Patienten uns gekümmert, es gab in der Nähe ein Zuckerautomatenspender. Erniedrigender war, dass sie dann mitten im Gang im Bett ihr kleines Geschäft machen musste.

  2. Der Lauterbach durfte gestern wieder bei Lanz dabei sein.Für mich ein Grund gleich abzuschalten, obwohl mich der Rückblick interessiert hätte. Ich habe es dann vorgezogen ein gutes Buch zu Ende zu lesen. Was will man denn von diesem Gesundheitsminister noch erwarten?
    Wir haben zwei Enkelkinder, die Suche nach einem Kinderarzt verlief bisher ergebnislos. Gerade in dieser Zeit, wo Kinder ständig Infekte haben und behandelt werden müssen. An unterlassener Hilfeleistung sterben Kinder in diesem Land und nicht an Corona, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lauterbach. Mal wieder in der Anfängervorlesung nicht aufgepasst oder gleich geschwänzt.

  3. Lauterbach soll doch mal die Zahl der abgebauten Betten und des Personals in Kinderkliniken der letzten Jahre bekannt geben

  4. Dürfen alle anderen Pfleger dann künftig auch hoffen, dass sie besser bezahlt werden, desto mehr Patienten sie behandeln? Oder gilt das nur im Bereich der Kindermedizin? Für alle anderen reicht dann wieder klatschen?
    Bei dem Typen könnte man nur noch die letzte Mahlzeit durch den Hals Revue passieren lassen, um es mal nett auszudrücken.

  5. Und warum darf ein Rundschreiben des GM 50 Mio Euro kosten? Für wie viele Kinderarztpraxen würde das für wie viele Jahre und wie viele kranke Kinder reichen???????? Und was ist mit den Kosten für die Impfung? Wenn man nur die Dosenbetrachtet die entweder zu viel bestellt wurden oder nicht gewirkt haben???? Damit Hätte man auf Jahre hinaus ALLE Kinderarztpraxen bezahlen können!!!!!! Wenn Herr K.L. dann noch die Ruhestandsbezüge der Beamten des Gesundheitsministeriums drauflegt (also TATSÄCHLICH mehr bezahlt) reicht es nochmal länger.
    Im übrigen handelt es sich bei der Aussage Lauterbach wolle die Kinderärzte besser bezahlen um Framing. Richtig ist: die systematische Enteignung der Kassenärzte für abgeschlossene ehrliche Arbeit (Budgetierung genannt) soll wegfallen – aber Herr Lauterbach bezahlt dafür NICHT mehr. Der Mehrbetrag wird DEN ANDEREN FACHGRUPPEN vom Honorar abgezogen. Es handelt sich um eine gedeckelte Gesamtvergütung. Klassisches Spiel von Teile und Herrsche.

  6. Es dürfe nur nicht passieren, dass kranke Kinder abgelehnt würden, weil formal nicht genug Pfleger zur Verfügung stünden.
    ???
    Nicht nur formal. Was soll dieser Murks?
    Dulde und liquidiere.
    Kinder müssen am Ende sterben, wreil dieser Mann <ich zensiere mich selbst>

  7. Wenn es nicht so traurig wäre könnte man über den Gesundheitsminister den ganzen Tag lachen: Heute wird bekannt das 160 Millionen Dosen Coronaimpfstoffe nicht mehr benötigt werden und die Bestellung rückgängig gemacht werden soll – was ein Chaos, weil gleichzeitig Medikamente für unsere Kleinsten fehlen.
    Wenn das kein Grund ist auf diesen Gesundheitsminister zu verzichten, was soll dann noch passieren?

  8. wer diesen Karl Lauterbach als echter, demokratischer Journalist nicht
    auseinander nimmt handelt grob fahrlässig und macht sich mitschuldig,
    meine Meinung.

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