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Drohende Lohn-Preis-Spirale

Inflation in Deutschland: Wie Meinungsmacher den Kaufkraftverlust schönreden

von Redaktion

11.10.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Erst argumentierten EZB und Bundesregierung, die Geldentwertung sei nur vorübergehend. Jetzt müssen sie sich korrigieren. DIW-Chef Marcel Fratzscher gibt eine neue Parole aus: Selbst die Inflation über vier Prozent sei „für die allermeisten kein Problem“.

Die Inflation in Deutschland nimmt Fahrt auf: Bis Ende des Jahres dürfte sie die Marke von drei Prozent auf das Gesamtjahr erreichen oder überschreiten. Im September 2021 übersprang die Geldentwertungsrate für die Bundesrepublik zum ersten Mal vier Prozent. Mittlerweile räumt die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel ein, dass sich die Geldentwertung auch 2022 weiter fortsetzen wird. „Es wäre voreilig zu behaupten, dass die derzeitige Preisdynamik nächstes Jahr völlig abklingen wird“, meinte Schnabel kürzlich. Noch vor wenigen Monaten hatte sie die Ansicht vertreten, der Inflationsschub werde nur kurz andauern und spätestens 2022 wieder abflauen.

Ganz ähnlich schätzte die Bundesregierung noch in der Jahreshälfte 2021 die Inflation in Deutschland für 2022 nur noch auf 1,4 Prozent, und spielte damit den Geldwertverfall herunter. Damit begründet die EZB bis jetzt, dass sie nicht zur strafferen Geldpolitik zurückkehrt. Anders als die Fed in den USA plant sie keine Verringerung des Anleihenkaufprogramms. Eine Erhöhung des Leitzinses von derzeit Null und des Einlagezinses von minus 0,5 Prozent diskutiert sie überhaupt nicht.

Vor allem die Energiepreise treiben die Geldentwertung. In Deutschland verschärft der Staat diesen Effekt noch zusätzlich mit der CO2-Steuer, die in mehreren Stufen steigen soll.

Umso erstaunlicher wirkt es, dass einer der führenden Ökonomen Deutschlands jetzt sogar eine länger anhaltende Inflation von vier Prozent oder mehr für weitgehend problemlos erklärt. „Für die allermeisten Menschen“, erklärt Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), per Twitter, sei eine Inflation von vier Prozent „kein Problem“.

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Fratzscher gilt als regierungsnaher Ökonom, der vor allem die SPD mit seinen Analysen versorgt. Nur für Hartz-IV-Bezieher, so Fratzscher, stelle der Kaufkraftverlust ein Problem dar. Seine Argumentation ist bemerkenswert. Denn bei einer Inflation von vier Prozent muss ein Arbeitnehmer oder Selbstständiger sein jährliches Einkommen bei den in Deutschland üblichen Steuersätzen brutto schon um sechs bis sieben Prozent steigern, um wenigstens keinen Realeinkommensverlust zu erleiden.

Noch härter trifft es die Sparer: Das Portal „Tagesgeldvergleich“ schätzt die Höhe der Strafzinsen, die die EZB in diesem Jahr den deutschen Banken und Sparkassen für die Geldeinlagen berechnet, auf insgesamt 4,3 Milliarden Euro. Mehr und mehr Banken geben diese Negativzinsen an ihre Kunden weiter. Dazu kommt der Kaufkraftverlust durch die Inflation selbst, den das Portal für die Kontoinhaber allein 2021 insgesamt auf gut 50 Milliarden Euro schätzt. Schon bei einer Inflation von durchschnittlich zwei Prozent über 11 Jahre löst sich ein Fünftel des Ersparten in Luft auf. Dazu kommt das Problem, dass die Ersparnisse der Deutschen im internationalen Vergleich ohnehin sehr bescheiden ausfallen.

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Fratzschers These, Inflation sei trotzdem für die meisten gar kein Problem, dürfte als Argumentationsstütze für die künftige Bundesregierung dienen, die Geldentwertung nicht zu bremsen, sondern im Gegenteil noch weiter anzufeuern – zum einen durch die schon erwähnte CO2-Steuer, zum anderen durch die Anhebung des Mindestlohns.

Der Chef der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie Michael Vassiliadis machte gerade darauf aufmerksam, wie stark der Preisauftrieb nur im Stromsektor mittlerweile auf die Kaufkraft durchschlägt.

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Das kann durchaus als Ankündigung harter Tarifverhandlungen für 2022 verstanden werden – die auch nötig wären, um Beschäftigte vor einem Reallohnverlust zu schützen. Allerdings: Genau dadurch droht Deutschland im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich eine Lohn-Preis-Spirale. Denn die Unternehmen werden die höheren Lohnkosten an die Konsumenten weitergeben.

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36 Kommentare

  1. Erst gab es nur keine Zinsen, jetzt kommt auch noch Inflation dazu. Aber Fratscher hat recht, die meisten Menschen in Deutschland, und das sind weit über die Hälfte, haben nichts auf der hohen Kante, die leben den Rest des Monats vom Dispo. Sie besitzen nichts, und sind sehr glücklich, würde Klaus Schwab und der ihm sehr verbundene Davos Club sagen. Den Angestellten des Großkapitals, bis auf Martin Schulz und Annalena Baerbock alles Millionäre, macht die 4% Inflation auch nichts aus. Deren Kohle steckt eh in Immobilien, die in den letzten 10 Jahren jeweils 10% p.a. zugelegt haben. Wenn jetzt mal 4% bei den Leuten ankommt, dann macht das nichts.

  2. Ein Blick auf die Preisanzeige an den Tankstellen und jeder wird bemerken, was da los ist. Spritpreis seit Jahresanfang um satte 50% gestiegen! Und wer seine alltäglichen Einkäufe erledigt, erlebt an der Kasse immer öfter, dass er weniger im Wägelchen und anschließend noch weniger im Geldbeutel hat!
    Es wird nicht mehr lange dauern und die Politiker und ihre Schleimer reden wieder von der „gefühlten“ Inflation!

  3. Den staatsnahen Dummschwätzern der aus den Reihen der Ökonomen kann man so viel vertrauen wie dem Fuchs auf dem Hühnerhof.
    Fakt ist doch : alle Steuern und Abgaben zusammengenommen ,welche ein Arbeitnehmer aufzubringen hat liegen etwa zwischen 70—80% .
    Da freuten sich die Bauern aus dem Mittelalter über ihren „ Zehnten „ als Abgabe .
    Wenn dann noch vom verbleibenden erbärmlichen Rest zusätzlich abkassiert wird ist eine unerträgliche Schmerzgrenze erreicht ,die vielfach nahe am Hunger ,an der Kalten Wohnung und am Existenzminimum kratzt.
    Aber alles ja gar nicht so schlimm, wir ( die Regierung) haben eben mal 17,8 Mrd Euro in Afghanistan versenkt .
    Musste eben mal sein !
    Da können wir nicht schon wieder die Inflation auffangen ,wo soll das hinführen …….?
    Ironie aus !

    • Die 17,8 Milliarden waren eine “Investition” die über 2 Jahrzehnte angelegt war.
      Da war ein Minister Spahn , der für unnütze Masken in einem Zeitraum von 12 Monaten 7,3 Milliarden verplemperte, ein anderes Kaliber. “Die erste Generation baut auf, die zweite erhält das Unternehmen, und die dritte heiratet in Künstlerkreisen.“

  4. Heinz Becker, Saarländer, bemerkte dazu immer: „Dummschwätzer“

  5. Fratzscher ist der Hofökonom (oder besser Hofastrologe) der SPD. Den nimmt keiner seriöser Wirtschaftswissenschaftler oder -journalist mehr ernst. Von wegen „führender Ökonom“. Interessant bzgl. Inflation ist wie panisch alle beteiligten versuch(t)en die Inflation zu leugnen oder mittlerweile halt herunterzuspielen. Die Absicht ist klar – man will um jeden Preis verhindern, dass die Gewerkschaften in den neuen Tarifrunden einen auch nur annähernden Inflationsausgleich verlangen. Denn dann kommt die Lohn-Preis-Spirale so richtig ins rotieren und die Inflation lernt endgültig zu galoppieren. Dennoch wird an entsprechenden Lohnerhöhungen kein Weg vorbei führen. Denn der ÖD (inkl. Beamte) wurde ja schon versorgt – mit den entsprechenden Konsequenzen für die Staatsfinanzen. Wie will man den Arbeitnehmern, die als einzige den Laden ökonomisch noch am Laufen halten, erklären, dass sie als Einzige verzichten und angesichts von Inflaion und höheren Steuern massive Wohlstandsverluste „für das größere Wohl“ akzeptieren sollen? Auf die Begründung bin ich mal gespannt. Das werden die Gewerkschaften trotz aller Regierungshörigkeit nicht zulassen können, wenn sie nicht wollen, dass ihnen der Laden um die Ohren fliegt.

  6. Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder ökonomische noch physikalische Gesetze auf.

  7. Wenn es nur 4% wären, dann könnten viele noch damit leben, aber es ist derzeit nur der Durchschnitt aller Dienstleistungen und Produktionen und es wird auch teilweise noch schöngerechnet, damit die Leute keine Panik bekommen, weil sonst etwas einsetzt, was sie überhaupt nicht gebrauchen können und den Untergang beschleunigen werden. Die Durchschnittspreiserhöhungen bei Konsumgütern liegen schon weit höher und deshalb ist der errechnete Schnitt eine glatte Lüge, ähnlich wie die Corona-Opfer auf der Intensiv-Station, wo jedermann weiß, daß dies im genannten Umfang nie stattfand.

    Auch er auf dem Bild scheint ein Symphatisant der grünen Idiologie zu sein, indem er gestern die Klimabemühungen ganz besonders hervorgehoben hat und solche Typen machen es vermutlich auch nicht ganz umsonst, mal ganz von dem abgesehen, woher sie eigentlich ihre These nehmen um großen Teilen der Gesellschaft solche kruden Gedanken aufzuzwingen.

    Warten wir es doch ab, was passiert, wenn die dunkle Seite der manipulierten Corona-Arie sich erst richtig sichtbar zeigt, denn noch bestehen in vielen Fällen Jahresverträge zwischen Lieferanten und Abnehmern und wenn dann neue Preise verhandelt werden, die den Verbraucher direkt treffen, dann kann es sehr eng werden und ist erst einmal die Stampede losgetreten, dann gibt es kein Halten mehr und das Klima steht weit hinten an, bevor am verhungern ist.

    Da wir 76 Jahre Friedenszeiten in Völlerei haben ist das Phanomen der bitteren Not hierzulande nicht bekannt und wiegt die meisten in falscher Sicherheit und diese Fehleinschätzung wird über kurz oder lang uns allen noch auf die Füße fallen, denn falsche Handlungen werden irgendwann mal zu bezahlen sein, das hat man nun viel zu lange nach hinten angestellt und wird uns mit voller Wucht treffen und wir haben als Rohstoffarmes Land nichts entgegen zu setzen, was noch erschwerend hinzu kommt und die Dichte der Bevölkerung macht dann das Problem, was dann auch keine Regierung mehr aufhalten kann.

  8. Und die EZB läuft -wie bisher schon- einer von ihr nicht mehr zu beeinflussenden Entwicklung hinterher und wird sich wohl bald wieder der Realität ergeben und eine neue Parole ausgeben.
    Nicht nur wie bisher 2%. Nein, …demnächst werden bis zu 10% Inflation wünschenswert und verkraftbar sein, …das Ganze wird natürlich nur vorübergender Natur sein und natürlich absolut keinerlei Gefahr für irgendwen oder irgendwas darstellen !

    Die „reale Inflation“ bestimmt also ab sofort, was die EZB als „wünschenswert“ und noch verkraftbar nach außen publiziert! Die EZB ist saft-, kraft- und machtlos und kann dieser Entwicklung nur noch hinterherlaufen! Sie hat ihr gesamtes Pulver bereits verschossen und keinerlei Gestaltungsspielraum mehr!

  9. Nach aufmerksamen Studium solcher Verlautbarungen fehlt mir irgendwie die entscheidende Information:

    Wie vertragen sich 4% Inflation mit der in den Euro-Verträgen festgeschriebenen Preisstabilität?

    Ist das kein offener Vertragsbruch mehr, wenn der Herr Fratscher meint, wir seien so reich, daß wir mit dem Vertragsbruch leben könnten?

    Wird Diebstahl legal, wenn Diebstahlexperten meinen, dem Bestohlenen würde genug übrig bleiben?

    Wenn wir noch einen funktionierenden Rechtsstaat hätten, würden die sich das nicht trauen!

  10. „Allerdings: Genau dadurch droht Deutschland im kommenden Jahr sehr wahrscheinlich eine Lohn-Preis-Spirale.“

    Das ist doch gewollt!
    Denn dadurch erhält der Staat mehr Steuern und kann sich so an die Schuldenbremse halten und doch mehr Geld ausgeben …

    • der Staat wird nur das Allernötigste bauen. das meiste des Geldes fließt in Sozialausgaben und da wird er sagen, dass er H-4, Mindestrente und Mindestlohn doch grade erst angehoben hat 🙂
      und schließlich bekommen die Bürger doch 75 Euro pro Kopf CO2 Geld …

      Ich gehe z.B. davon aus, dass die notwendige Infrastruktur (Wasser, Gas, Strom, Abwasser, Telefon und Straßen) im Ahrtal frühestens in 10 Jahren wieder komplett vorhanden ist.
      Auf meinem Arbeitsweg wird statt einer normalen Kreuzung ein Kreisel gebaut. Dafür fahre ich nun täglich 25% mehr! Der Kreisel wird seit inem halben Jahr gebaut und ist, so wie es dort ausschaut frührestens im nächsten Frühjahr fertig …

  11. „Erst argumentierten EZB und Bundesregierung, die Geldentwertung sei nur vorübergehend.“

    Alles Unangenehme ist immer „vorübergehend“.

    Warum aber ziert sich die Bundesregierung so? Sie kann genau so gut die blanke Wahrheit erzählen: Der Michel hält trotzdem still.

  12. Inflation in Deutschland: Wie Meinungsmacher den Kaufkraftverlust schönreden

    Zwischen Inflation (Ausweitung der Geldmenge) und Kaufkraftverlust steht m.E. der Cantillon-Effekt.
    Das Geld-Drucken ist nach meinem Dafürhalten zuerst ein ethisches Problem.
    Wenn das Geld aus dem Nichst geschöpft wird und damit Waren gekauft werden, wird m.E. irgendjemand um seinen Lohn gebracht. Die Frage ist jetzt, wo kommt die Kaufkraft her,denn niemand würde seine Waren gegen frisch geschöpftes Geld tauschen. Man landet bei Ludwig von Mises und seinem Regressionstheorem: Geld muss irgendwann mal eine Ware gewesen sein. Geld muss einmal Gold oder Silber gewesen sein, daher kommt die Kaufkraft.

    Da dem Geld als solchem jede direkte Beziehung zu einem Bedürfnis fehlt, kann das Individuum sich eine Vorstellung von seinem Nutzen und mithin von seinem Wert nicht anders bilden, als es von einer bestimmten Kaufkraft ausgeht. S. 86 D. h. Geld hat keinen Gebrauchswert (Nutzen), aber einen objektiven Tauschwert! So erlangt der objektive Tauschwert der Vergangenheit für die gegenwärtige und die künftige Schätzung des Geldes bestimmte Bedeutung. S. 86

    Wichtig S. 88: Geldfunktion: Das Geld muss im Augenblick des Beginnes seiner Geldfunktion bereits objektiven Tauschwert besitzen, der auf anderweitige Ursachen, nicht auf seine Geldfunktion zurückzuführen ist. Geld, das bereits als solches fungiert, kann aber auch dann wertvoll bleiben, wenn jene ursprüngliche Quelle seines Tauschwertes hinweggefallen ist. Sein Wert stützt sich dann ausschließlich auf seine Funktion als allgemeines Tauschmittel.

    Ludwig von Mises, Theorie des Geldes und der Umlaufmittel

  13. Für die meisten Menschen sind noch nicht die Kostenschwellen erreicht, ab der sie die Inflation wirklich als wohlstandsmindernd wahrnehmen. Lange Zeit erfolgte die Inflation nur in Vermögenswerten, was aber nur Hauskäufer und Erben tangierte. Da die Deutschen unverändert ein Mietervolk sind, das an Alterswohlstand durch Umlagesysteme glaubt, ging das auch so lange gut.
    Jeder hier wird bestätigen, daß inzwischen auch die Preise für Alltagswaren steigen. Dazu kommt es zu eher versteckten Preiserhöhungen, weil die Anbieter bisher gewährte Rabatte streichen. So als Beispiel: Schon seit Monaten habe ich keine Werbebeilage der einschlägigen Möbelhäuser gesehen, wo sie mir (natürlich nur) für das kommende Wochenende einen Alles-muß-raus-Rabatt von 50 % ab 1000 Euro Warenwert versprechen, und 75 % auf die Küchen von XYZ, aber kein Tierfutter und Porzallan. Jeder kennt das. Wer heute ein Auto bestellt und nach Barzahlerrabatt fragt, erntet ein müdes Lächeln des Verkäufer und den Hinweis, der Wagen werde in der 28 Kalenderwoche 2022 geliefert. Voraussichtlich. Meine Frau und ich haben uns im August eine neue Waschmaschine von Miele gekauft. Wir mußten den Listenpreis zahlen und der Verkäufer erklärte uns, das sei die letzte Miele, die er auf Lager habe. Wegen Chipmangels habe Miele die Produktion bis ins erste Quartal 2022 eingestellt. „Pflegen Sie sie gutl So schnell bekommen Sie keine neue, nicht mal eine aus Asien!“
    Während meine Frau und ich zum Auto zurück liefen, erinnerte ich mich plötzlich an den August 1989. Damals hatte ich einen Freund in Halle besucht. Ich hatte ein Auto, das nutzen wir, denn er war auf der Jagd nach Duschwannen für seine neue Wohnung. Er hatte gehört, von einem, der von einem anderen was gehört hatte, daß es irgendwo welche geben würde. Wir sind also rumgefahren und fanden sie schließlich, obwohl der Verkäufer erst abwiegelte. Aber als ich einen DM-Zwanziger drauflegte (sehr zur Peinlichkeit meines Freudes) bekamen wir die Duschwanne. Und für einen DM-Fuffziger gab es dann sogar einen Elektro-Boiler für die Dusche, wir fragten nicht nach, wo der her kam. Was war das anderes als Inflation heute? Was ist heute das „Westgeld“?
    So ähnlich läuft es inzwischen auch, wenn ich nach einer Waschmaschine suche. In Frankfurt am Main. Wer hätte das damals gedacht. Selbst die Straßen von Frankfurt 2022 und Halle 1989 sind sich vom Zustand her ähnlich geworden.

  14. Es ist natürlich totaler Quatsch, von einer Entwertung des Geldes zu sprechen, wenn lediglich einige Dinge teurer werden.
    Nun, warum werden/müssten eigentlich die Dinge des Lebens teurer werden?
    Naja, hier kommt dann regelmäsig der werbewirksame Spruch unser aller Nichtskönner auf den Plan und der nennt sich „Wachstum“!
    Was bedeutet aber Wachstum in einer sozialen Marktwirtschaft?
    Kurz erklärt bedeutet Wachstum nichts anderes, dass alle Armeisen wie verrückt arbeiten und immer wieder neue Baustellen beackern.
    Ganz natürlich bedeuten solche Tätigkeiten, dass die Ameisen auch einen Lohn erhalten wollen und dass dadurch KAUFKRAFT entsteht!
    Kaufkraft steht allerdings einem günstigen Preis regelmässig im Weg!
    Und jetzt kommen wir zu Angebot und Nachfrage!
    Steigt also das Angebot, sinken die Preise regelmässig.
    Sinkt die Nachfrage, werden sich die Preise auf einen ungünstigen Niveau halten, oder steigen sogar!
    Die Inflation übersteigt allerdings in diesem idealen Markt NIEMALS die eigentlich vorhandene KAUFKRAFT, denn dann kommt/käme es nämlich zum ganz anderen Popanz, der sich Deflation nennt.
    Das Angebot steigt und (angeblich!!!) können sich die Käufer all die Waren nicht mehr leisten.
    Tatsächlich aber WARTEN die Kunden nur auf FALLENDE Preise, da sie gesättigt sind und somit kein DRINGLICHER Bedarf mehr besteht!
    Es ist daher klar, dass die Inflation nur die grosse Schwester der Deflation ist und man beide wie Zwillinge verwechseln kann!
    Zurück zur Geldentwertung.
    Der EINZIGE „Druck“ auf den Erhalt des Geldwertes bestand bislang darauf, dass man es ZURÜCK hielt! Man könnte jetzt natürlich behaupten, dass ich eine Deflation befürworte, aber das Gegenteil ist der Fall, denn mit einer Nullzinspolitik werden wir genötigt, ein Überangebot zu konsumieren, dessen Gegenwert nicht dem Wert der Arbeit entspricht, die wir jeden Tag leisten!
    Oder kurz gesagt:
    Überwiegend die letztlich verbliebenen Deutschen Arbeitnehmer erhalten den „Südstaaten“ der EU deren Kaufkraft!
    Wie das geht? Nun, die Wirtschaftsstruktur in diesen Ländern hatte noch nie den Gedanken an Zins und Zinseszins verschwendet!
    Bestenfalls den Gedanken an die Auslastung der Hotelbetten, weshalb ich übrigens in den letzten drei Jahrzehnten mein Urlaubsheil in DEUTSCHEN Gefilden suche 😉
    # ’support your locals‘

  15. Dieser Fratzscher hat Probleme mit der Logik. Nicht die Höhe von HartzIV ist ein Problem, sondern HartzIV an sich.
    Geld für nichts geht nicht auf. Es führt zu Inflation, zu Mangel, zur Spaltung. Es gäbe überhaupt keinen Mangel an LKW- Fahrern, Bauarbeitern, Bauern, Köchen, Kellnern, Verkäufern und anderen fleißigen Menschen, wenn sich jeder um sein Leben selbst kümmern müsste.
    Halte die Menschen abhängig, das ist das Motto der Dealer von der SPD.
    Wie las ich erst vor kurzem auf diesem schönen Portal: „ich würde gern einen Mittelhandknochen spenden für ein neues Gebiß für … (wahlweise Lauterbach, Fratzscher, Müller, Scholz, Giffey, Kühnert, etc.).
    Das ganze hieß mal Sozialversicherung, nicht Almosen, nicht Brot und Spiele. Richtige Sozis würden diesen arbeitsscheuen Typen sicher zeigen, wie ein Vertreter der Arbeiterklasse richtig argumentiert.

    • Das ist ein ziemlicher Irrtum. Tatsächlich hat eine Grundsicherung (die Ausgestaltung von HartzIV ist natürlich ziemlich kaputt) einen positiven Einfluss auf die Höhe der Löhne (insbesondere der niedrigen Löhne).
      Wenn ein Arbeitnehmer nicht mehr Angst davor haben muss, dass er bei Jobverlust auf der Straße landet oder in dieser Situation jede Arbeit zu jedem Lohn machen muss um zu überleben, dann erhöht das grundsätzlich den Druck auf Arbeitgeber auch für geringqualifizierte Arbeiten einen auskömmlichen Lohn (darüber ist streitbar) zu zahlen.
      Die Alternative sieht man in den USA wo manch ein Arbeitnehmer gleichzeitig 3 verschiedene Jobs machen muss um zu überleben. Das kann so niemand wollen.
      Dass eine derartige Absicherung natürlich auch Fehlanreize setzt ist logisch. Diese Fehlanreize zu beseitigen ist aber schwierig, insbesondere da es eben Unterschiede gibt zwischen Personen, die nicht arbeiten können und jenen die nicht arbeiten wollen.
      Insbesondere ist es auch schwierig an der Grundsicherung zu drehen, da diese ja gemäß Grundgesetz als zustehende Existenzsicherung im Sinne der Menschenwürde angesehen wird.

  16. Wer diesen Aussagen Glauben schenkt, verdient es auch, sein Vermögen zu verlieren.
    Ein informierter Bürger braucht keine Interpretation, was 4% Geldentwertung bedeuten.
    Es interessiert mich viel mehr, warum die Wähler denselben Parteien ihre Stimmen gegeben haben, die ihnen diesen Zustand beschert haben.

  17. Die Inflation und der daraus folgende Preisdruck wird die Menschen in die Pleite treiben. Und dann ist keiner mehr da, der Steuern und Sozialabgaben bezahlen kann. Damit brechen Energiewende und Sozialstaat dann zusammen. Und dann der gesamte aus Steuern finanzierte Politikbetrieb und sein Staatsapparat gleich mit.

    Jede Gesellschaft und jede Volkswirtschaft hat ein Limit nach unten.
    Ein Limit bevor alles zusammenbricht und das, wenn es unterschritten wird, das Biotop soweit schädigt, dass es unrettbar verloren geht.
    Die Energiewende in ihrer Form kostet zu viel Geld und bringt zu wenig.
    Eine Fehlinvestition, die einerseits mit einer unrealistischen Erwartungshaltung, andererseits mit delettantischer Umsetzung zu tun hat.
    Nicht die Löhne müssen rauf, sonstgeht die Inflation erst richtig los, die Preise müssen runter. Und damit meine ich nicht, das die Wirtschaft auf einen annehmbaren Ertrag verzichten muss. Die Steuern und Abgaben müssen runter.
    Denn wenn weite Teile der Bevölkerung als Konsumenten für die Wirtschaft ausfallen, weil sie das alles finanziell nicht mehr stemmen können, fällt danach die Wirtschaft selbst. Und dann war’s das.
    Nicht der Staat hält die Menschen warm und satt, sondern die Wirtschaft.
    Wer meint, der Staat könne das alles besser, der rede mit denen, die den Mangel im damaligen Ostblock selbst erlebt haben und denen die Augen aufgingen, als sie nach seinem Zusammenbruch in den Westen kamen.

    • Sehr geehrter Herr Pöhling,
      genau so ist es. Warum ging die DDR unter ? Weil sich die Ideologen durchgesetzt haben. Selbes Muster. Die Dummen haben gewonnen. Und keiner stopft ihnen das Maul. Klima, alles Lüge. Gender, alles Lüge. Corona alles Lüge.
      Die Leute sind zu gut. Die meisten glauben noch, ein bißchen können wir ja abgeben. Das bißchen haben die Diktatoren längst verpfändet. Gegen das Leben der Gutgläubigen. Die Lemminge flüchten sich in den öffentlichen Dienst. Der ist mittlerweile so dysfunktional, dass ihn keiner mehr braucht. Es geht am Ende weder um Haltung, noch um Marken. Es geht ums Ganze. Die dümmlichen Gestalten lassen die Bauern in Berlin auflaufen. Wieviele Zeichen an der Wand braucht der Michel noch ? Der Westen ist nachhaltig degeneriert, sediert, dekadent. Er erhält die Quittung für Arroganz, Desinteresse, Dummheit.

      • Haben Sie wunderbar beschrieben.
        Es geht in der Tat ums Ganze. Und dabei ist die Gefahr groß, dass wir uns überheben, dann fallen und nicht mehr aufstehen können. Genau genommen ist das sogar absehbar. Es sei denn, wir stellen die Weichen anders. Aber dass das nötig ist, bekommt man bei vielen Menschen nicht vermittelt, weil viel zu kompliziert.
        Wir sind in der Situation, wo es hochspezialisierte Profis braucht, um den Patienten von der Intensivstation zu holen.

  18. Oh mann, das kann doch nicht wahr sein: „Bis Ende des Jahres dürfte sie die Marke von drei Prozent auf das Gesamtjahr erreichen oder überschreiten.“
    Die reale Inflation, also die Inflation, die wir normalen Bürger erdulden ist schon seit Jahren über den 3%. Scheinbar funktioniert nun der seit Jahren praktizierte Inflationsschwindel nicht mehr. Dienstleistungen, Lebensmittel, Miete, Benzin also die Waren die man sich in jeden Fall leisten muss haben doch seit Jahren schon 5-10% Inflation. Aber klar, wenn man in den sogenannten Warenkorb haufenweise Elektronikmist reinpackt kommt man vielleicht auf diese niedrigen Inflationsraten.

  19. Die genannten 2% jährliche Inflation zehren fast 25% und damit ein Viertel der ursprünglich vorhandenen Kaufkraft über 11 Jahre auf. Bei jährlichen 4% sind es übrigens schon fast 54% die verschwinden. Das ist schön für den Staat, der so seine Schulden nicht mehr tilgen muss. Für den an sein Alter denkenden Sparen natürlich dumm. Aber es gibt ja noch das Flaschen- und grüne Dosenpfand.

  20. Herr Fratzscher leidet ganz offensichtlich unter Dyskalkulie. Erstaunlich, dass man damit diesen Job machen kann. Die Alternative, dass der gute Mann – womöglich nicht nur mathematisch – ziemlich eingeschränkt ist, wäre anzunehmen, dass er äußerst böswillig ist. Denn natürlich dient diese gewollte Inflation dazu, das Volk zu melken, es um seine Ersparnisse, Renten und Löhne zu bringen. Ganz einfach deshalb, weil die idiotische Finanzpolitik (und nicht nur diese) nun an ihre Grenzen stößt. Es ist der Offenbarungseid der irren Ideologie der Euro- und Weltrettung. Es ist Zahltag. Und zahlen sollen nicht die, die es versaut haben, sondern natürlich das dumme Volk.

  21. Bei rd. 55T€ Netto-Geldvermögen pro Kopf in Dtl. rechnet man bei einem 2-Personen-Haushalt also mit 110T€ „Familienguthaben“. Bei einer Inflationsrate von 4% „verschwinden“ also p.a. etwa 4.400€ bzw. 360,-€ im MONAT. Das ist doch nun wirklich zu verkraften, oder worüber wird im besten Deutschland aller Zeiten eigentlich wieder gemeckert???
    Schade, dass selbst Kopfrechnen den meisten Bürgern nicht mehr gelingt.

  22. Ich habe selbst Volkswirtschaft studiert. Wenn ich Fratzschers eigenwillige Interpretationen der wirtschaftlichen Zusammenhänge lese, frage ich mich ehrlich, wo der Mann studiert hat und wer den zum Professor gemacht hat?
    Was nicht passt wird von dem ehemaligen Abteilungsleiter der EZB passend gemacht – wofür er von der Regierung offenbar auch engagiert wurde.

    • Volkswirtschaft ist mein Steckenpferd, da habe ich in meinen Prüfungen geglänzt!
      Wahrscheinlich ist Fratzscher daher nur ein verkappter Betriebswirt!
      Nun, es ist schon klar, dass Betriebswirte „Ahnung“ haben müssen, aber Betriebswirten geht offensichtlich gänzlich ab, dass Betriebswirtschaft für Volkswirte das KLEINE EINMALEINS ist und selbstverständlich im Wissen um die Volkswirtschaft inkludiert ist!

    • Bin ebenfalls Volkswirt (Diplom an der Uni Frankfurt). Das DIW stand schon immer im Ruf, Gutachten für die deutsche Linke zu liefern. Ein solches „Institut“ zieht natürlich entsprechendes Personal an.

  23. Der fuerstlich imentierte club mediterrane duerfte uebrigens weniger Probleme mit der Inflation haben, denn bekanntlich ist dort die Eigentumsquote deutlich hoeher und nebenbei das Durchschnittsvermoegen, mit oder ohne Eigentum, auch. Falls es sich erwartbar nicht um das Sparbuch, sondern anderer Anlagen handelt, haelt sich die Betroffenheit in Grenzen. Der deutsche Steuerzahler und Sparer zahlt mindestens (Target nicht zu vergessen) doppelt, aber bitte nicht national oder „voelkisch“ werden. Das machen wir doch gerne. Und die EZB macht ihren antideutschen Job unter dem Jubel der linksgruenen Deutschhasser weiter.

  24. Hier kommt was auf uns zu, das führt dann diesen Beitrag alsbald ad absurdum. Wenn ich aktuell die Tendenzen sehe, daß z.B. die Lebensmittelproduzenten für kommendes Jahr nicht um eine teilweise zweistellige Erhöhung (als Folge der Energie- und Rohstoff-, Tarif- und Dienstleisterspirale) umhinkommen und der handel dies weitergeben muß, dazu Benzin-, Diesel, Gas- und Ölpreise samt daraus resultierender erhöhter Dienstleistungskosten, dann ziehen 5 oder 6 % Inflation lange nicht mehr. Benennt doch bitte die Situation, wie sie wirklich ist. Sie ist katastrophal und angesichts eines erwarteten harten Winters (wir sprechen uns im Frühjahr) kann sich vom Hartz 4 Empfänger bis zum Normalbürger jeder sehr warm anziehen.

  25. Fratscher und all die anderen linientreuen Ökonomen wissen genau, dass seid Draghis „what ever it takes“, keine Möglichkeit mehr besteht, von der Flutung der Geldmenge durch die EZB Abstand zu nehmen. Italien und die anderen Südländer würden sofort den Staatsbankrott anmelden müssen, denn sie haben sich bis über die Halskrause verschuldet statt Reformen anzugehen. Selbst Macron musste vor der Reformunwilligkeit seiner Franzosen (Gelbwesten) kapitulieren. Deshalb forciert er die Schuldenunion. Aber die noch halbwegs solventen Nordländer stecken den Kopf in den Sand.

  26. Nichts anderes war zu erwarten.
    Nachdem sie die 16 Jahre Merkel schön geredet haben, bagatellisieren die Meinungsmacher jetzt die Rechnung, die wir für diese 16 Jahre nun seviert bekommen und verniedlichen die Kosten!

  27. >>DIW-Chef Marcel Fratzscher gibt eine neue Parole aus: Selbst die Inflation über vier Prozent sei „für die allermeisten kein Problem“.<<

    Und die ärmsten Rentner Europas, nämlich die deutschen, die teilweise jetzt schon an den Tafeln Schlange stehen, die haben dann eben Pech gehabt, wenn die über 4% Inflation für sie dann doch ein Problem darstellen? Wenn das Geld für die Heizung nicht mehr reicht, dann sollen sie sich eben warme Gedanken machen, oder was?

    Diese kaltschnäuzige Arroganz der Wohlhabenden ist so etwas von brechreizerregend, dass es kaum noch auszudrücken ist! Dieser Herr Fratzscher ist jemand zum Fremdschämen.

    • Frei nach Marie Antoinette: Die armen Rentner sollen halt Kuchen essen, wenn sie sich kein Brot leisten können.

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