Ein Erfolg ist den beiden Aufrufen gegen Cancel Culture nicht mehr zu nehmen: Die Reaktionen darauf demonstrieren, gewollt oder nicht, was weite Teile der modernen Linken von Diskursfreiheit halten. Gegen den Aufruf von 153 links- bis rechtsliberalen Intellektuellen in Harper’s und einen ähnlichen Appell im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile eine Reihe von Abwehrschriften.
Deren Autoren versuchen dreierlei: Zu beweisen, dass Cancel Culture erstens überhaupt nicht existiert, zweitens völlig zu recht existiert und drittens eigentlich von rechts kommt. Es weiß die eine linke Hand offenbar nicht so recht, was die andere tut. Kurzum: die Betreffenden stehen bis zum Hals in Narrativen. Es ist interessant, die Narrativschöpfer weniger als individuelle Erscheinungen zu nehmen, sondern als Symptome. Dabei entsteht eine Aufnahme, als würde man die westlichen Identitätslinken in einen Kernspintomographen schieben.
In Deutschland spricht es sich langsam herum, was Cancel Culture bedeutet. Nämlich eine kultische Handlung zum Ausschluss des Falschen, Bösen, Gemeinen und Schmutzigen, die, wenn sie nur konsequent durchgeführt wird, zu einer richtigen und reinen Welt führt. Die „abschließende Formel“ (Roland Barthes) dazu schrieb vor Jahr und Tag, als noch niemand Cancel Culture buchstabierte, niemand anderes als Erich Fried mit „Die Maßnahmen“, genauer, mit den brauchbaren letzten Versen darin:
„Die Feinde werden geschlachtet,
die Welt wird freundlich.
Die Bösen werden geschlachtet,
die Welt wird gut.“
Bekanntlich wurde seit 1789 öfter nach diesen Rezept verfahren, besonders häufig im zwanzigsten Jahrhundert. Bei dem, was heute unter Cancel Culture in den USA und Europa debattiert wird, handelt es sich um bemerkenswert starke Spätausläufer dieser Zeit. Diese Spätausläufer erzwingen es es beispielsweise, dass die Umfragefirma Civis in den USA ihren führende Datenanalysten David Shor feuerte, weil er die Studie eines (farbigen) Princeton-Wissenschaftlers weitergetwittert hatte, die zeigt, dass friedliche Proteste den Demokraten in den USA bei Wahlen eher genutzt, gewalttätige Ausschreitungen aber geschadet hatten (Herauswurfgrund: sehr, sehr indirekte Kritik an Black Lives Matter); die führen zu der Beurlaubung eines Professors an der University Of Southern California, der unter Verdacht steht, ein chinesisches Füllwort verwendet zu haben, das für die Ohren von englischsprachigen Studenten entfernt an das englische N-Wort erinnert (Suspendierungsgrund: in der Identitätspolitik ist nie etwas harmloses). Die Säuberungspraxis verlangt in Leipzig den Ausschluss des Malers Axel Krauses aus einer Ausstellung, zu der er schon eingeladen war (Ausschlussgrund: Krause hatte sich gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung geäußert). Für das Gutwerden der Welt musste bekanntlich auch der Chef der hessischen Filmförderung Hans Joachim Mendig gehen (Grund: ein Mittagessen mit dem AfD-Vorsitzenden, grundsätzliches Motiv: bestrafe einen, erziehe den ganzen Kulturbereich).
Den Appell im Magazin Harper’s unterstützen unter anderem die Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling, Autor des New Yorker Malcom Gladwell und die liberalkonservative Autorin Bari Weiss, die gerade aus der New York Times hinausgedrängt worden war. Der schweizerisch-deutsch-österreichischer Aufruf startete einige Wochen später medienlos aus der neuen Plattform „Intellectual Deep Web Europe“ (IDE).
Mehrere deutsche Qualitätsmedien berichteten über den Aufruf in Harper’s. Die ZEIT bemüht sich dabei um die Beweisführung, dass es sich bei der Cancel Culture, die im englischsprachigen Raum reihenweise Linksliberale wie Shor trifft, um eine reine Schimäre handelt. Dabei entgleisen dem Autor – Robin Detje sein Name – nicht nur ein paar Fakten, sondern auch hin und wieder die Folgerichtigkeit im Satz:
„Als in den Siebzigern linke Terroristen Politiker entführen und ermorden, fällt dem Staat die Verfolgung von Verfassungsfeinden im öffentlichen Dienst leicht. Heute muss die Linke die Behörden zum Jagen tragen, damit die Verfassungsfeindlichkeit einer Partei, aus deren Umfeld Politiker ermordet werden, überhaupt diskutiert wird. Eine Todesliste nach der anderen taucht auf – ohne dass sich Brigaden von Personenschützern vor die Bedrohten werfen.“
Die Partei, deren Verfassungsfeindlichkeit leitartikelauf und heutejournalab und zusätzlich vom Verfassungsschutz und im Bundestag seit mindestens fünf Jahren debattiert wird, soll bei Detjen offenbar die AfD sein. Im Dunkeln bleibt nur, welche Politiker aus dem AfD-Umfeld bisher ermordet wurden, und warum das nach Ansicht des Autors ausgerechnet gegen diese Partei sprechen soll. Er meinte beim affektiven und später offenbar nicht redigierten Tippen: die Mörder irgendwelcher Politiker im ausdrücklichen Plural kämen aus dem Umfeld der nichtgenannten Partei. In jüngerer Zeit wurde in Deutschland nur ein Politiker ermordet, der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke. Dessen mutmaßlicher, noch nicht verurteilter Mörder hat wiederum organisatorisch weder etwas mit der AfD noch deren Umfeld zu schaffen, falls mit Umfeld nicht einfach die Bundesrepublik in toto gemeint ist, aber dann würden Detje und die ZEIT auch dazugehören. Was Todeslisten im Plural betrifft – die tauchen medial in der Tat auf und dann als sogar behördlich dementierte Enten wieder unter.
Was Detjes Vergleich mit der RAF-Bekämpfung in den Siebzigern angeht: Wie seinerzeit praktisch jeder links von Alfred Dregger als terroristische Hinterperson und Drahtzieher gebrandmarkt wurde, linke Organisationen nur unter äußersten Verrenkungen Veranstaltungsräume bekamen und eine große Zeitung fragte: „darf man Heinrich Böll verlegen?“ – daran erinnert sich hoffentlich noch jeder, der nicht dabei war. Der ZEIT-Autor argumentiert mit einer Notlage, die kein Innehalten und keinen Selbstzweifel erlaubt: In den USA herrscht Trump seiner Ansicht nach als Diktator, der „ein Gesetz nach dem anderen“ bricht, Deutschland ist das Land der politischen Morde, das Vierte Reich steht unmittelbar bevor. In die Einheitsfront gegen das Unheil hat sich folglich jeder einzureihen, statt Methodenkritik zu üben. Zumal, siehe oben, Cancel Culture ja eigentlich überhaupt nicht existiert, denn wenn eine Firma wie Civis David Shor feuert, dann tut sie das natürlich ohne Druck von außen:
„Das Problem der 153 Intellektuellen aber ist die ‚illiberale Linke’, die offenbar Unternehmen zur Entlassung verdienter Mitarbeiter zwingt, nur weil sie ihre Meinung äußern. Wie zwingt sie diese Unternehmen genau? Mit Gewalt? Mit Chemtrails? Haben diese Unternehmen keinen eigenen Willen, kein eigenes Herz?“
Im nächsten Absatz lässt Detje immerhin die Möglichkeit zu, dass es in diesem und vielen anderen Fällen doch ein bisschen Druck gab, was er aber ganz in Ordnung findet:
„Sind in den USA Menschen zu Unrecht entlassen worden, weil sie gegen ‚linke Sprachregelungen’ verstoßen haben? Vielleicht. Das muss man mit den einzelnen Unternehmen ausmachen. Es gibt keinen Kampf für Gerechtigkeit, der jeden Augenblick gerecht ausgefochten wird.“
Mit dieser Argumentationskette wurde von den Gulags und dem Holodomor in der Ukraine bis zu Bautzen und den Selbstschussanlagen an der Mauer der stets notwenige Teil jeder linken Weltumformung begründet: Wo gehobelt wird, fallen eben Späne, im Kampf um die bessere Welt geht es nicht immer friedlich zu, es müssen die Bösen geschlachtet werden, um die Welt zu retten. Das, was Erich Fried noch als Persiflage schrieb, nimmt Detje als Programm. Wie die Entlassung von Leuten, die sich einen aus Sicht der Guten nicht hundertprozentig korrekten Tweet erlaubt haben, zu mehr Gerechtigkeit beiträgt, wird gar nicht weiter erörtert. Die Frage, in welchem Maß die Mauer und Bautzen bei der Weltverschönerung halfen, stellte sich ja auch kein guter SED- beziehungsweise DKP-Genosse. Wer die nichtexistente Cancel Culture also kritisiert wie die 153 Intellektuellen in Harper’s, der stellt sich nach Detje automatisch auf die Seite der Ungerechtigkeit.
Verlassen wir nun die lange Argumentationskette, die von der Lubjanka bis in die ZEIT-Redaktion reicht, und wenden uns der idealtypischen Reaktion auf den deutschsprachigen Aufruf zu. In der „Süddeutschen“ fragt der damit beauftragte Redakteur:
„Unter deutschsprachigen Künstlern und Intellektuellen kursiert ein offener Brief und fordert zum Unterzeichnen auf. Was, und vor allem: wer verbirgt sich hinter dem obskuren ‚Appell für freie Debattenräume’?“
Erstens kursiert der Aufruf nicht, sondern steht ziemlich fest auf einer Internetseite, zweitens handelt es sich nicht um einen offenen Brief, er wendet sich also nicht fiktiv an einen Adressaten. Und drittens verbirgt sich niemand dahinter. Die Namen der Initiatoren und Erstunterzeichner stehen unter dem Text. Aber etwas, das kursiert, und hinter dem sich Leute verbergen, das passt lückenlos zu dem Urteil obskur, das der Autor schon ganz am Anfang seines Artikels fertiggebastelt hat. Obskur bedeutet bekanntlich dunkel und laut Duden „fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft“. Nach diesem Framing, ohne das Qualitätsmedien über kein Ereignis außerhalb des Redakteursmilieus mehr berichten, wirft der Schreiber der „Süddeutschen“ den Appell-Autoren „alarmistische Theatralik“ vor.
Offenbar handelt es sich um eine Art kulturelle Aneignung, denn alarmistische Theatralik ist nach Ansicht des Redakteurs vermutlich nur erlaubt, wenn eine Stadt den Klimanotstand ausruft, demonstrierende Aktivisten sich Deutschland als rassistischen Polizeistaat zusammenreimen oder Medien einem Sturm auf den Reichstag erfinden. Für „Süddeutsche“ gibt es natürlich – wie in dem ZEIT-Artikel – keine Cancel Culture weit und breit. Wenn ein Hamburger Veranstalter die Kabarettistin Lisa Eckardt erst ein- und dann nach vagen Gewaltankündigungen wieder auslädt, wenn ein Dresdner Verein erst eine Lesung von Uwe Tellkamp in ihr Programm aufnimmt und dann mit Hinweis auf seine Satzung im letzten Moment wieder absagt, dann geschieht das auch laut Prantls Blatt für die bessermeinenden Stände zufolge ohne den geringsten Druck, „weil es natürlich zur Freiheit der Veranstalter gehört, ihre Programme so zu gestalten, wie es ihnen beliebt“.
Überhaupt, findet die „Süddeutsche“, handele es sich um „ganz unterschiedlichen Gemengelagen“ – im Gegensatz zu selten beobachteten homogenen Gemengelagen – „die sich nur schwer in eine kulturelle Gesamtentwicklung einordnen lassen“.
‚Kulturelle Gesamtentwicklung’ – wer diese und andere Wendungen zuletzt bei Kurt Hager gelesen zu haben glaubt, liegt ganz richtig.
Der Appell erwähnt am Rande auch noch die Manipulation der Bestseller-Liste des SPIEGEL vor drei Jahren, als das Magazin das Buch von Rolf Peter Sieferle „Finis Germania“ aus seiner Bestseller-Liste tilgte, obwohl es nach den Verkaufszahlen dort hineingehörte. Damals war der Vorgang – eine Bestsellerliste ist schließlich eine Dokumentation, kein Meinungsbeitrag – in der „Süddeutschen“ sogar mit leicht kritischem Unterton berichtet worden. Im Jahr 2020, in dem sich alle zum Weltgutmachungskampf einreihen müssen, geht das selbstredend nicht mehr. Heute schreibt die „Süddeutsche“: „Der Spiegel hatte sich 2017 geweigert, Rolf Peter Sieferles völkisch-rassistisches Buch ‚Finis Germania’, das im rechtsradikalen Antaios-Verlag erschienen war, in seine Bestsellerliste aufzunehmen. Möchten die Initiatoren des ‚Appells’ das Recht des Spiegel beschneiden, solchen Büchern nicht die eigene Plattform zur Verfügung zu stellen? Welche Behörde sollte das überwachen?“
Zur Signatur des links-rechtschaffenen Schreibens der Gegenwart gehört übrigens das Dummstellen, vorgeführt von Leuten, die schon unverstellt nicht zu den Hellsten gehören.
Der Appell gegen Cancel Culture wendet sich an keine Behörde. Sondern er stellt der gesamten Gesellschaft die Frage, ob sie tatsächlich in Zuständen leben möchte, in denen kleine Gruppen mit erpresserischen Methoden bestimmen, was öffentlich stattfinden kann, in der Angestellte im Zuge von reinen Machtdemonstrationen gefeuert werden können und das Buch eines bestimmten Autors auch dann nicht in eine Bestsellerliste kommt, wenn es sich gut verkauft. Der Aufruf stellt also die Frage, und er ermuntert diejenigen, die das nicht wollen, zu unterschreiben.
Vielleicht ist es einfach so, dass ein Kulturgesamtentwicklungswart der „Süddeutschen“ nur in Kategorien wie Behörde, kontrollieren und Recht beschneiden denken kann. Möglicherweise hält er die Initiatoren des Appells einfach für spiegelverkehrte Linke. Das würde eine Menge erklären. Natürlich ist es das gute Recht der SPIEGEL-Chefredaktion, seinen Lesern ein streng kuratiertes Bild von Deutschland und der Welt vorzusetzen, in der Donald Trump seit vier Jahren kurz vor dem Ende steht und die AfD in Deutschland knapp vor dem Endsieg. Auch die Erbauungsgeschichten von Claas Relotius verstießen gegen kein Gesetz. In Deutschland ist zwar der Vertrieb von Gammelfleisch strafbar, nicht aber diese Sorte Journalismus. In dieser Hinsicht müssen sich weder in Hamburg noch München Redakteure Sorgen machen.
Die tatsächliche Sorge der „Süddeutschen“ gilt dem einen oder anderen Appell-Unterzeichner. Zwar behauptet ihr Redakteur, die Urheber des Appells seien „bekannte Köpfe der rechtskonservativen Infosphäre“, staunt dann aber darüber, „wer sich unter den Erstunterzeichnern findet: Neben einigen der üblichen Empörten über den angeblichen linken Tugendterror – etwa der Schriftstellerin Monika Maron oder Boris Palmer, dem grünen Oberbürgermeister von Tübingen – stehen dort auch Autoren, denen hätte auffallen können, dass die Meinungsfreiheit hier nicht ganz interesselos verteidigt wird: der Schriftsteller Ilija Trojanow etwa. Oder der Soziologe Hartmut Esser, der am Telefon zurückfragt, worauf die Frage, warum er unterzeichnet hat, denn abziele.“
Esser weist darauf hin, dass sich der Aufruf ja gerade gegen die inquisitorische Frage wendet, ob man mit Person X und Y auf einer Unterschriftenliste stehen wolle, also gegen das Konzept der ‚Kontaktschuld’. Was bei dem Anrufer der „Süddeutschen“ zu dem Kommentar führt, Esser und andere würden diese Art Kritik an dem Aufruf als Bestätigung ihrer „rechten Positionen“ sehen.
Die Unterzeichner des Harper’s- wie des deutschsprachigen Aufrufs verteidigen die Meinungsfreiheit tatsächlich nicht interesselos. Sie sind im Gegenteil sehr und sogar eigennützig an Meinungsfreiheit interessiert. Der Autor des „Süddeutsche“-Artikels deutet kurz an, dass er versucht hatte, mit seelsorgerischen Gesprächen und Mails Unterzeichner zum Rückzug ihrer Unterschrift anzuregen, gibt aber zu Protokoll: „Die meisten Anfragen der SZ blieben indes unbeantwortet.“
Münchner, die regelmäßig Werbepost aus ihrem Briefkasten fischen, wissen: Auch die meisten Anfragen beziehungsweise offenen Briefe der SüZ des Inhalts, ihre Ausgaben zu einem sensationellen Preis knapp über den Selbstkosten zu abonnieren, bleiben unerwidert, aber das nur nebenbei. Die Forderung nach offenen Debattenräumen für alle, die ja auch Kritik an Gesinnungsanklagen gegen Linke wie David Shor und Vertreter der Mitte wie Dieter Nuhr ausdrücklich einschließt, ist also – und diese Textstelle in der „Süddeutschen“ sollte sich jeder einrahmen – eine „rechte Position“. Das sagt mehr über linke Positionen dieser Sorte, als es der „Süddeutsche“-Redakteur möglicherweise überblickt.
Nach dem Artikel in dem Münchner Blatt stieg die Zahl der Unterschriften unter dem Appell deutlich an, sie liegt jetzt bei gut 15.000, darunter viele Angehörige des Kulturbetriebs. Und die unterzeichnen tatsächlich individuell, anders als bei dem wohlmeinenden „Erklärung der Vielen“, die 2018 nur die Leiter etlicher staatlicher Kulturinstitutionen ungefragt im Namen der Ensemblemitarbeiter unterschrieben, etwa der Geschäftsführer der Semperoper für das Orchester, dessen Mitglieder noch nicht einmal darüber informiert worden waren.
Die leicht schlingernden Argumentationslinien lauten also: Cancel Culture existiert nicht; dort, wo Leute wegen eines falschen Tweets gefeuert oder Künstler wegen vager Gewaltgerüchte wieder ausgeladen werden, geschieht das ohne Druck. Und wenn doch ein bisschen Druck dabei war, dann war das Hobeln und Zerspanen eben nötig im Kampf des Guten gegen das Weltböse.
Wer sich dagegen ausspricht, vertritt „rechte Positionen“, auch wenn er ein Linksliberaler ist, der noch einen finalen Rettungsanruf von der „Süddeutschen“ erhält. Eigentlich wären das schon Narrative genug. Aber wer wirklich Haltung zeigen will, braucht noch eins: Nämlich die Beweisführung, dass es Cancel Culture doch gibt – nämlich von rechts. Um diese Engführung bemühte sich kürzlich bento, das letzte Kinderaufgebot des SPIEGEL.
Der Autor Marc Röhling ist kein ganz Unbekannter; 2018 verbreitete er bei bento die Gruselgeschichte, Israels Regierung rekrutiere „Kopfgeldjäger“ für die Verfolgung von Migranten. An der Geschichte stimmte nichts; Röhling redete sich anschließend damit heraus, jemand hätte ihm ein israelisches Regierungsdokument falsch übersetzt. Diese Vorgeschichte ist deshalb apart, weil Röhling in seinem Text über Cancel Culture der Kabarettistin Lisa Eckardt, ja, was wohl: Antisemitismus vorwirft und meint, ihre Buchlesung in Hamburg sei ganz zu Recht abgesagt worden: „’Cancel Culture’ ist das neueste Modewort aus der ‚Das wird man ja noch sagen dürfen’-Ecke. Es behauptet, in der – vornehmlich linksliberalen – Öffentlichkeit gäbe es eine Verbotskultur kritischen Denkens“, behauptet der Autor aus der „das wird man ja noch erfinden dürfen“-Ecke. Es gebe aber auch, so der Bentoschaffende, echte Cancel Culture: nämlich gegen ein so genanntes Satirevideo des öffentlich-rechtlichen Bentogegenstücks „funk“ , in dem zwei deutsche Polizisten einen Farbigen erschießen, weil sie ihn des Fahrraddiebstahls verdächtigen. Das öffentliche-rechtliche Höhö-Stück ist ungefähr so witzig wie eine taz-Kolumne über die Polizei.
Es gab auch die eine oder andere Kritik an dem gebührenfinanzierten Agitprop über schießwütige Rassisten in Uniform, unter anderem von NRW-Innenminister Herbert Reul. Genau das, so Röhling, sei die „wahre Cancel Culture“: „Der cancelte das Satirevideo als ‚unlustig’ und ‚menschenverachtend’ ab – und warnte ARD und ZDF, ihr Niveau zu überdenken.“ Ein!Minister!Findet!Ein ÖR-Video unlustig! Selbstredend blieb diese wahre Cancel Culture aus Reuls Mund praktisch völlig folgenlos, das Video wurde nicht gelöscht, niemand irgendwo ausgeladen oder gar gefeuert. Jeder weiß ja ungefähr, welche Sorgen sich öffentlich-rechtliche Mitarbeiter machen, wenn ein Landesminister ein Video schlecht findet.
Also auf zur finalen Synthese: Cancel Culture gibt es eigentlich nicht, wenn doch, dann muss sie dem Guten zuliebe sein – aber überall dort, wo einem Linken ein leichter Hauch von Kritik ins Gesicht fächelt, erhebt die CC dann doch ihr Schreckensgesicht, auch wenn keinem irgendetwas passiert. Gerhard Henschel meinte schon in den Neunzigern in seinem leider nur noch antiquarisch lieferbaren Buch „Die Linke und der Kitsch“, Linke seien zwar stets munter im Austeilen inklusive Bestrafungs- und Auslöschungswünschen, reagierten aber auf das leiseste Widerwort, „als säße ihnen nicht der Schalk im Nacken, sondern die Waffen-SS“.
Das bestätigt auch mehr oder weniger der bewährte Scharfdenker Sascha Lobo im Gespräch mit dem NDR. „Der Begriff „Cancel Culture“ ist auf dem Weg, ein rechter Kampfbegriff zu werden“, raunt Lobo. Mittlerweile übrigens auch Political Correctness als ‚rechter Kampfbegriff“ – wie praktisch jede ursprünglich von Linken geprägte Formel, die außerhalb des eigene Milieus nicht mit gebührender Begeisterung aufgenommen wird. Und auch für Lobo existiert neben dieser eigentlich nicht existierenden Cancel Culture, die nur als rechter Kampfbegriff kursiert, noch die echte rechte CC: „Tatsächlich gibt es von der liberalen, von der konservativen und von allen möglichen bürgerlichen Seiten schon lange Bestrebungen, bestimmte Dinge gesellschaftlich nicht zuzulassen.“ Was genau von allen möglichen bürgerlichen Seiten nicht zugelassen wird, bleibt in Lobos Dunkel. Die Rote Flora und ähnliche linksextremistische Zentren in Berlin, die Finanzierung von Linksextremisten über Universitäten und die Wahl einer verfassungsfeindlichen Verfassungsrichterin können es schon einmal nicht sein, denn die funktionieren bekanntermaßen reibungslos.
Dann folgt noch eine Einlassung, die in eine interessante psychologische Region führt. „Es gibt eine ganze Reihe von Leuten“, so Lobo, „mit denen würde ich mich niemals auf eine Bühne stellen, und das ist nicht der Untergang der Welt und auch nicht die große Bedrohung durch ‚Cancel Culture’.“ Was freilich auch niemand behauptet. Klagen über das Nichtdazustellen Sascha Lobos sind in Deutschland bisher nicht besonders laut geworden. Aber in irgendwelchen Tiefenschichten scheinen er und andere tatsächlich zu glauben, es ginge bei der Bewegung für offene Debatten und gegen Cancel Culture doch um Zwang, Kontrolle und Behörde.
Deshalb übernimmt der Autor dieses Textes jetzt die Rollen von Genscher und Schabowski gleichzeitig und erklärt:
Ich bin heute zu Ihnen zu kommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre freie Auswahl … (Jubel, unverständlich). Das gilt meines Wissens sofort, unverzüglich. Niemand muss einem Programm von Lisa Eckardt oder Dieter Nuhr zusehen oder den nächsten Roman von Uwe Tellkamp lesen, so, wie niemand auf einer Bühne mit Sascha Lobo stehen, Jan Böhmermann lustig finden und den Spiegel kaufen muss. Aber jeder kann das tun, und er hat vor allem das verdammte Recht, dabei nicht belästigt zu werden.
Um den großen amerikanischen Juristen Louis Brandeis zu zitieren: Privacy ist the right to let be alone. Privatheit (und das bedeutet, im weitesten Sinn Freiheit) ist das Recht, von Gouvernanten aller Art in Ruhe gelassen zu werden. Das nähere, ferne und überhaupt alles dazu regelt das Gesetz und sonst nichts und niemand. Diesen Gesellschaftsvertrag kann die Linke sofort unterschreiben. Einen günstigeren kriegt sie nie. Er enthält sogar folgende benevolente Zusatzklausel: Um den asymmetrischen Schock bei Gouvernanten zu mildern, erhalten sie das Recht, Leuten innerhalb ihres Milieus auf den Wecker zu gehen, aber ausschließlich dort und am besten nur im innersten Kreis. „Es ist die eine Sache, die eigene Sprache zu kontrollieren, und eine völlig unterschiedliche, die Sprache anderer zu beaufsichtigen“, schrieb Gerard Alexander in seinem Essay in der New York Times, „Linke, ihr seid nicht nicht so klug, wie ihr denkt“.
Alexander kommt zu dem Schluss, dass Linke ein wesentlich größeres Talent dafür besitzen, andere abzustoßen, als sie zu überzeugen – und hält deshalb einen Wahlsieg Trumps 2020 für nicht unwahrscheinlich. Zurzeit sieht es so aus, als würde die stark vereinheitlichte Linke zwischen Seattle und Berlin darauf brennen, diesen Beweis für seine These immer und immer wieder zu liefern. Nicht nur, aber auch mit ihrer Tartuffiade, die eigene Druckausübung und Denunziation gleichzeitig zu leugnen, sie zu begründen und sie obendrein anderen anzudichten.
Louis Brandeis, Anwalt und später erster jüdischer Richter am Obersten Gericht, zählte seinerzeit übrigens zu den eher Linken. Er gehörte zu den Vorkämpfern der Antitrust-Gesetze, ihm ging es darum, wirtschaftliche Macht einzuhegen; gleichzeitig prägte er mit dem right to let be alone eine Machtbegrenzungsformel, auf die identitätspolitische Linke heute mit Tobsuchtanfällen reagieren. Als Juraprofessor an einer amerikanischen Universität wäre Brandeis heute ein Rauswurfkandidat oder schon entfernt, in der ZEIT und anderswo würde wahrscheinlich begründet, warum das dem Kampf für die gerechtere Gesellschaft dient.
Es ist Zeit, Brandeis wieder zu lesen.
Einen Fehler habe ich in Ihrem Kommentar gefunden, den ich für wesentlich halte: Es wird nicht der Bevölkerungsüberschuß entsorgt. Das kann schon deshalb nicht gelingen, weil die Reproduktionsrate Afrikas derartig hoch ist, daß sie die „Entsorgten“ ständig mehrfach ersetzt. Migration ist nicht einmal im Ansatz ein Schritt zur Problemlösung, im Gegenteil, sie schwächt die Nationen, die als Vorbilder und Problemlöser bereitstehen könnten. Für alle, die es noch nicht kennen, hier der Verweis auf ein sehr verständliches Video: https://youtu.be/FlVMW7g5QBI
Die im Beitrag an vielen Beispielen sehr schön dargestellte Praxis des Ächtens, Ausgrenzens und Diffamierens Andersdenkender ist aggressiv, antidemokratisch und auf den ersten Blick völlig irrational. Sie hat zur Folge, dass ein sachlich geführter öffentlicher Diskurs über zentrale gesellschaftspolitische Themen wie Migration, Gleichberechtigung oder auch die Angemessenheit von Seuchenschutzmassnahmen weitgehend unmöglich wird.
Nun ist die Möglichkeit des Führens eines freien, sachorientierten und kritischen Diskurses über öffentliche Angelegenheiten aber ein zentrales Wesensmerkmal demokratischer politischer Systeme. Umgekehrt ist die Unterbindung derartiger Diskurse ein Wesensmerkmal totalitärer Gesellschaften.
Das Ausmaß, in dem solche Praktiken in einer Gesellschaft anzutreffen sind, kann daher auch als Gradmesser dafür angesehen werden, wie freiheitlich und demokratisch das Zusammenleben der Bürger eines Staates tatsächlich (noch) ist. So gesehen arbeiten all jene, die (in Deutschland) der Ausgrenzung und Boykottierung Andersdenkender das Wort reden, an der Beseitigung unserer formell immerhin noch existierenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Völlig richtig. Totalitarismus ist der Kern allen sozialistischen und kommunistischen Denkens, inklusive psychische oder physische Vernichtung der Kontrahenten.
Eine Frühform dessen stellen übrigens die montheistischen Religionen dar, wo das Totalitäre schon im Gottesbild manifest ist und die Unterjochung all derer, die sich nicht fügen wollen, mit brutalster Gewalt vorgenommen worden ist – gerechtfertigt durch die „gute Absicht“.
„Deutschland ist das Land der politischen Morde.“
Auf jeden Fall werden derzeit pro Jahr mehr Deutsche von sog. Schutzsuchenden deanimiert, als es politische Morde in der gesamten Weimarer Republik gegeben hat. Von schwerer Körperverletzung, Raub und Vergewaltigung ganz zu schweigen.
Absolut richtig!
Das Tatmotiv „Hass (auf Deutsche)“ wird allerdings nie benannt. Stattdessen liest man wochenlang „Über das Tatmotiv wird noch gerätselt“ und dabei bleibt es dann auch, bis schließlich ein Gutachten vorliegt und der ganze Staatsapparat inkl. Anarcho-Antifa-Anhängsel aufatmet, wenn einmal mehr „Schuldunfähigkeit“ angeordnet, äh, festgestellt wurde.
Cancel Culture über alles, Gegenrede ist verboten, bei Zuwiderhandlung kann Bestrafung gar nicht hart genug sein.
Das Wahrheitsministerium von Jack Patrick Dorsey, aka Twitter, hat befunden, dass Dr. Li-Meng Yan kein Nutzer von Twitter sein kann, ihr Konto wurde gelöscht.
Dr. Li-Meng Yan hat Ende 2019 im Auftrag der chinesischen Regierung eine Coronavirus Untersuchung durchgeführt, deren Ergebnis der Regierung und der Kommunistischen Partei China (KPCh) nicht gefallen haben dürfte. Dr. Li kann nach eigenen Aussagen wissenschaftlich beweisen, dass das Coronavirus kein natürliches Fledermaus Virus ist, sondern ein im Labor in Wuhan von Menschenhand verändertes und für Menschen sehr gefährliches Virus ist. Dr. Li kann nach eigenen Ausführungen ebenso beweisen, dass das veränderte Virus vorsätzlich freigesetzt worden ist.
So viel Wahrheit ist für das Wahrheitsministerium von Jack Patrick Dorsey, aka Twitter, einfach zu viel Wahrheit. Diese Wahrheit würde nämlich das hartnäckig verbreitete Narrativ des Wahrheitsministerium von Jack Patrick Dorsey, aka Twitter, Lügen strafen. Wie gut für das Wahrheitsministerium von Jack Patrick Dorsey, aka Twitter, dass es die Cancel Culture gibt. Da brauch man keine Wahrheit als Gegenargument, Knopfdruck auf Cancel genügt für das Wahrheitsministerium von Jack Patrick Dorsey, aka Twitter…
Dass es ein von Menschenhand verändertes Fledermaus Virus ist stet fest, dass es aber vorsätzlich frei gesetzt wurde, ist nicht erwiesen, wäre ja auch recht dümmlich gewesen dies im eigenen Land zu tun.
Mit der Wahrheit von Jack Patrick Dorsey ist es so, dass ihm sein Gewinn wohl lieber ist als die Wahrheit, vor der Möglichkeit dass seine Plattform in China gesperrt wird, wenn er unangenehme Wahrheiten nicht löscht, so wie die Amis ja schon eine chinesische Plattform in den USA gesperrt haben.
Wenn es nach mir ginge, würde ich all diese „an den Pranger stellen“-Plattformen sperren, denn alle besitzen keine journalistische Zulassung, welche sie für den publizierten Inhalt verantwortlich machen würde, da dann auch keine Anonymität der Veröffentlicher zugelassen ist.
Diese Plattformen sind keine Meinungsfreiheit, sondern Plattformen um andere unter Anonymität an den Pranger zu stellen.
Jedwelches Recht auf Meinungsfreiheit endet da, wo Rechte anderer dadurch verletzt werden.
Denken Sie nochmal über den letzten Satz nach. Welche Rechte anderer könnten denn jemals durch eine Meinung verletzt werden? Ihre Auffassung ist ja geradezu eine Rechtfertigung zur Meinungsunterdrückung!
– mit einer CDU/CSU und ihren Kirchen die vergessen haben was „christlich“ ist, aber statt dessen wissen was „islamisch“ ist
– mit einer SPD und Gewerkschaften die ihr Gründungsprogramm vergessen haben
– mit „Linken“ die nicht wissen was „links“ ist
– mit „Grünen“ die noch *grün* sind
– mit einer FDP die nur noch „libertin“ aber nicht mehr „liberal“ ist
sollte der Nebel der „Nebelwerfer“ bei den nächsten Wahlen, vielleicht schwer zu lüften sein, oder doch vielleicht leichter?
Die Kirchen waren politisch noch nie verlässlich. Sie stehen außerdem in der Tradition jahrhundertelanger Gewalt und einer beispiellos blutigen religiösen Säuberung.
Das Christentum hat über Jahrhunderte hinweg genau das mit den europäischen Völkern gemacht, was man vom Islam künftig befürchten muß.
Im Christentum hat sich das in der Geschichte allererste totalitäre System, das Gehirnwäsche wie auch Gewalt anwandte, in Europa nachhaltig manifestiert. Bis heute glauben Menschen in Europa an eine jungfräuliche Schwangerschaft, wohlwissend, dass dieses niemals geschehen ist. Das nenne ich eine erfolgreiche Indoktrination.
Spiegel-Journalismus und Gammelfleisch in einem Satz miteinander zu verschränken, das hat was. Made my day.
Nach all den Kommentaren, möchte ich, mit Sicherheit mit der Zustimmung und im Namen aller Leser, dem Autor für seinen exzellent umfangreich argumentierten Artikel, in hervorragender journalistischer Form und Inhalt herzlich gratulieren.
Schließe mich dem gerne an!
Ja, der Artikel ist herausragend.
Doch erlauben Sie mir die Frage: Wie kommen Sie dazu, die gesamte Leserschaft für Ihre Meinung zu vereinnahmen? Sie suggerieren damit, dass es keine Meinungsvielfalt in diesem Forum gäbe.
lernen si erst mal Deutsch und bis dahin verschonen sie mich mit ihrer dummdreisten Borniertheit.
Genau diese dümmliche Unterstellungsmentalität ist das was dieses Land kaputt macht.
Wie kommen sie dazu mir ihre dummfreisten Unterstellungen zu machen?
Da wird niemand vereinnahmt.
@Peter Pascht
Ihre Antwort an „Deutscher“ sehe ich mal als ironischen Satirebeitrag an.
Wäre es anders, dann hätte ich die große Befürchtung, daß, sollten die Linken die Meinungshoheit verlieren, sich Nichts, aber auch gar Nichts, ändern würde. Nur die Vorzeichen.
Es ist ja nicht nur die „Cancel Culture“, so unbedingt wichtig die Auseinandersetzung mit ihr ist. Sie ist ja nur EIN Mittel zum Zweck der Machtübernahme und der Unterwerfung.
Hinzu kommt die freiwillige Selbstunterwerfung unter die jetzigen und kommenden Mächtigen, das ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, Feigheit vor dem Feind, rechtzeitiges Überlaufen… es wird ihnen nur nichts nutzen, denn wenn der Idiot seine Schuldigkeit getan hat… Es ist doch merkwürdig, wie viele BLM „Aktivisten“ reine Bleichgesichter sind, die sich gegen andere Bleichgesichter stellen (und wie viele davon in Schuldienst!) – jedenfalls in den USA.
Aber daß das Ganze bezahlt und koordiniert ist, zeigen ja die 13000 bezahlten Stühle vor dem Reichstag, leider *bevor* das Lager Moria angezündet wurde. Vielleicht ist der Befehl dazu dort zu spät angekommen, oder zu langsam ausgeführt worden, und sie müssen in der nächsten Lagebesprechung noch an den Kommunikationsproblemen arbeiten – aber da waren die Stühle ja schon auf Termin bestellt…
Und natürlich ist es sehr viel einfacher, irgend etwas (egal was) zu „FORDERN“ als tatsächlich dafür zu sorgen, das es geschieht. Dazu müßte man sich ja mit den Gründen und Hintergründen auseinandersetzen… nee, lieber nicht. Das sieht nach Arbeit aus. Und nach einer schmerzhaften Lernkurve. Lieber etwas „fottern“. Das ist viel einfacher! Vor Allem, wenn schon der Akt des Forderns bezahlt wird.
Wie lauten die Sieben Todsünden nach Pieter Bruegel d. Ä.? Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Habgier, Völlerei, Wollust.
Also Recht haben, Gerechtigkeit fordern, Hass auf „Faschisten“, Klimaglaube und Kampf gegen Rechts, Teilhabe fordern, Aktivismus Tag und Nacht, Gewaltgeilheit.
Treten in einer Person offenbar immer alle gleichzeitig auf.
Dieses dauernde „Andersherum“ bei den derzeitigen Meinungsführern ist das, was als erstes stutzen lässt, weil es verwirrt.
Nach ein paar Augenblickes des Schrecks, kommt der Zorn.
Die „Nebelwerfer“ erzählen uns zwar immer was von Bürger Rechten,
aber das ist blos Link.
Als Wehrmittel zur Verteidigung der „freiheitlichen Grundordnung“ hatten sich die Väter des Grundgesetzes in stillem Übereinkommen die „vierte Gewalt“ des „Freien beflügelten Wortes“ gedacht, garantiert im Grundgesetz als Meinungsfreiheit.
Aber auch das „freie beflügelte Wort“, es fliegt nicht mehr in unserem Lande, denn es wurde wie einst der griechische Gott Prometheus (= Vordenker) mit den Ketten der Zensur an den Felsen gekettet, denn er hatte gegen den Willen des obersten Gottes, den Menschen das Feuer (=Erleuchtung) gebracht und weil er dem obersten Gott nicht Heucheln (Huldigen) wollte.
Mit dem gleichen Schicksal, Stück für Stück von dem Adler der Macht (= Symbol der unbeschränkten Macht) aufgefressen zu werden.
Er hatte allerdings noch Glück, denn Herakles befreite ihn von seiner Qual und tötete den Adler.
Hoffen wir, dass dies bei uns nicht auch solange dauern wird, wie in der griechischen Sage, 30.000 Jahre, denn wir Menschen haben nicht soviel Lebenszeit auf Erden wie die griechischen Götter im Himmel.
Hier auf TE wurde schon oft gefragt, warum so viele Leute daran interessiert sind, die Realität nicht als objektiv gegeben, sondern als rein menschliches Konstrukt zu sehen.
Nun, abgesehen von den damit verbundenen Allmachtsphantasien:
Wenn die Realität nichts ist als ein Konstrukt, dann gewinnen die Mächtigen, welche die Definitions- und Meinungshoheit haben; und natürlich ihre Helfershelfer und solche, die es für ein paar Krümel dieser Macht als Teilhaber („Partner“) werden wollen.
Und dafür brauchen sie Opfer.
>>“Es weiß die eine linke Hand offenbar nicht so recht, was die andere tut.“
Je nun, das ist die bekannte „kommunistische Dialektik“.
Die Dealer der Glueckseligkeit sitzen in den Regimen, die Junkies, mehr oder weniger und von unterschiedliche Angeboten abhängig, warten auf den naechsten Stoff fuer ihr Belohnungszentrum. Da Methadon einstweilen nicht zur Verfügung steht oder aus mehr oder weniger guten Gruenden abgelehnt wird, bliebe nur der irreale Entzug oder die angemessene „Beschäftigung“ mit den Dealern und ihren Helfern. In einem Rechtsstaat ueblicherweise eine Aufgabe der Polizei und Justiz. Und nun? Dass die Abhängigen nicht gegen ihre „Gluecklichmacher“ vorgehen, ist normal. Damit verengt sich der Widerstand auf die psychisch Gesunden, die nicht (wie?) nur gegen die Dealerin en vorgehen muessten, sondern auch keine Unterstützung der Junkies erhalten, im Gegenteil. Das Ergebnis? Mehr (höhere Dosen) vom Stoff und Bekaempfung der Unabhängigen als Störer des Geschaeftsmodells. Es laeuft.
Was den Vers von Erich Fried angeht: Ich bezweifle, dass er das ironisch meinte. Er sah sich als Kommunist auf der richtigen Seite der Geschichte. Auch der Terror der Franz. Revolution und der Roten Garden gehörte für ihn dazu.
Linke bauen keine Brücken – wie sie stets behaupten: Sie bauen vor allem Mauern. Ganz Deutschland hat jetzt seine Mauer. Das Original, der Prototyp, diente nämlich keineswegs nur dazu, die eigenen Menschen im gelungensten aller deutschen Staaten einzusperren – ein Land, in dem man nach Meinung einiger gut und gerne leben konnte wie einer seiner Insassen in anderem Zusammenhang formulierte. Die Mauer beabsichtigte durchaus auch, den Einfluss des Westens durch persönliche Kontakte zu minimieren. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit erlebt ja auch gerade eine neue Blüte (gelernt ist gelernt – nicht wahr, Frau Merkel); aber das ist ein anderes Thema. Die Mauer in den Köpfen – wie es nach dem Abriss hieß – hat nun wieder die reale Welt erreicht: Bürgern wird die Öffentlichkeit entzogen. Das hat wohl in Deutschland mit dem Versuch begonnen, rechtsbürgerliche Demonstrationen (mit Blockaden; also unter Einsatz des Körpers) zu verhindern (!). Schon das ist anstößig, weil die Verfassung den Zugang zur Öffentlichkeit garantiert. Bürger, die dieses Recht behindern, stehen eben nicht auf dem Boden unserer liberalen Verfassung. Wenn sie anderer Meinung sind, müssen sie selbst an einem anderen Ort oder am selben Ort zu einer anderen Zeit demonstrieren. Deutschland, eine Kommune, ein Platz, eine Halle, ein Stadion, ein Lokal gehört ihnen nicht – sei die Zahl der Bürger, die sich das anders wünschen, auch noch so groß. Die Anmaßung, die heute auch darin besteht, Parteitage zu verhindern, speist sich aus einer politischen Überheblichkeit, die als moralisches Anliegen verkauft wird. Nicht unwesentlich dürfte auch der Glaube an Richtigkeit der eigenen Erzählung sein, die durch die Homogenität des Umfelds der Betroffenen geprägt ist und deshalb nicht mehr gestört wird. So wird der demokratische Alltag, jemand hat andere Argumente und kommt zu anderen Ergebnissen zu einem verstörenden Erlebnis – ein unerwünschter Besuch aus Ghetto, der Minderwertigen und ausgestoßenen, aber auch infektiösen Spinner. Der Gedankenschutzwall, der mit CC schlecht umschrieben ist, weil in der Unterdrückung von Sachverhalten und Argumenten keine kulturelle Handlung liegt (wenngleich sich das Narrativ der Kultur inzwischen wohl gegen die Bewegung wendet) – es handelt sich eher um einen Bruch mit der Zivilisation – wird nicht halten. Nennen wir das Ergebnis dieser Entwicklung also beim eigentlichen Namen, seinem Ergebnis: Es geht um eine Auslöschung. Es beginnt mit den Gedanken und endet immer bei der Tötung des Trägers. Das „Cancel“ ist der Schlüssel, um die Vorgänge zu begreifen: Die Empathielosigkeit haben sie bereits beschrieben. Die Ausgrenzung findet bereits statt. Söder spricht schon von seinen Feinden. Die wollen nicht spielen, denn sie glauben inzwischen nur noch wenig zu riskieren: Wenn man selbst befürchten muss, Opfer politischer Entwicklungen zu werden, zeigen sich Menschen solidarischer. Es ist wohl kein Zufall, dass jetzt, wo die ersten Linken Opfer der eigenen Ideologie und Hysterie werden, plötzlich die von Ihnen genannten Aufrufe erscheinen. Jahre zu spät – aber vorher hat es sie nicht gekümmert, nicht betroffen. Im Kern sagen Sie hier: Niemand hat das Recht eine Mauer zu bauen – jedenfalls nicht um die Öffentlichkeit. Der Zwangsfunk hält sich nicht daran, denn der Zugang ist willkürlich und orientiert sich nicht an Wahlergebnissen. Daneben beharren Sie auf das Recht, unbehelligt und neutral bleiben zu dürfen; sich zudem nicht erklären zu müssen, selbst keine Mauern bauen zu müssen. Wo leben wir eigentlich, dass man solche Selbstverständlichkeiten wieder aussprechen – sogar einfordern muss? Ist das ein Deutschland, in dem wir gut leben? Gleichwohl sind die Bürger auch selbst verantwortlich für die Situation: Die politisch Verantwortlichen werden bisher nämlich nicht bestraft. Wer etwas ändern will, muss sich auch so verhalten, dass es die Macht derer, die sie missbrauchen, erschüttert. Das geht nicht, indem man Parteien wählt, die diese Zustände dulden oder sogar deren Früchte genießen. Wer sich für Opposition zu fein ist, weil er sich die Mitstreiter aussuchen will, verwechselt einen Delikatessenladen mit einer Demokratie und ist sich letztlich auch für diese zu fein. Das wird denen nutzen, die solchen politischen Feinsinn stets nur bei anderen zu schätzen wissen.
Ich höre sie schon, die Argumente der zutiefst Unzufriedenen: Man müsse jetzt CDU wählen, um Rotrotgrün zu verhindern, taktisch denken.
Liebe „Taktiker“: Eine echte Opposition im Parlament mit 25% ist von weitaus größerem Nutzen, als es eine CDU in Verbindung mit den Grünen je sein könnte!
Die Faz würde schreiben: Was Satire ist bestimmen wir alles andere ist rechte Hetze! Satire ist auch dafür da der Gesellschaft, der Politik, den Politikern und alle die sich öffentlich betätigen den Spiegel vor zu halten. Vom „durch den Kakao“ ziehen lebt Satire alles andere ist nur Klamauk also was Bömmermann, Welke u.a. veranstalten. Eine Gleichschaltung der Kultur ist für den Sozialismus unumgänglich denn dort tummeln sich Freigeister und dort können aufrührerische Ideen entstehen und, Gott bewahre, weiter verbreitet werden. War ist der DDR nicht anders. Man schaue mal was passierte als Künstler aller Art sich gegen die Ausbürgerung Biermanns wandten und welche Reaktionen aus der „Gesellschaft“ kamen. Die „Empörung“ der „Arbeiter, Bauern und Intelegenz“(so schrieb man früher wirklich) war „riesig“ und in allen Medien verbreitet. Nestbeschmutzer war noch eine freundliche Titulierung. In Wirklichkeit waren viele ganz anderer Meinung aber die haben geschwiegen, die Repressionen wie z.B. Parteiverfahren, Jobverlußt, berufliche und soziale
Vernichtung waren gefürchtet, weil alle das wußten. Fällt jemanden etwas auf? Übrigens, führte das zur Abwanderung vieler Künstler und auch Professoren, Doktoren übersiedelten in den Westen. Die Zahl der Ausreiseanträge stieg sprunghaft.
Wenn dann noch solche Künstler wie Anke Engelke sich rückwirkend, für das, was sie einst produzierte, entschuldigt, einen Kotau vor der den Kultur-Vernichtern macht, so weiß man wie weit es die LinksGrünen gebracht haben. Übrigens, ich halte nicht Linke für die treibende Kraft sondern Grüne und Linksgrüne, die Kinder der 68er meißt, denn sonst würde die Linke viel bessere Wahlergebnisse haben. Die wählen alle grün.
Danke für den Artikel.
Dieser Artikel ist in mho eine sehr gute Beschreibung des öffentlichen Diskurses zwischen Links und,Rechts, um diese Phrase zu gebrauchen, allerdings stellt sich mir die Frage, woher diese linke Übermacht kommt, dass Menschen aufgrund eines nicht pc Tweets ruiniert werden. BLM, Klimakatastropheund Migration bestimmen die öffentliche Meinung und es wird nur geduldet, wer die richtige Haltung zu diesen Themen hat. Diese Themen unterdrücken alle wirklichen die Menschen betreffenden Probleme , sei es lokal, Altersarmut, versteckte Arbeitslosigkeit und ruinierte Selbständige, Zerstörung des Mittelstandes, unsichere, teure Energieversorgung, soziale Verwerfungen oder global wie reale Umweltzerstörung, ungehemmtes Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern, Ausbreitung von islamischen Extremismus und damit immer mehr Konfliktherde, Destabilisierung von Gesellschaften durch ungehemmte Armutsmigration, wie Südafrika oder Deutschland. Nach meiner Meinung werden die wirklichen Probleme ausgeblendet, weil es die Superreichen nicht wollen, solange sich die Gesellschaften mit den virtuellen Problem beschäftigen oder untätig, wie in der Armutsmigration, bleiben, können sie wunderbar ihre Vermögen mehren und niemand fragt, wie es sein kann, dass immer mehr Vermögen in immer weniger Händen konzentriert wird.
Exzellente Analyse! Und auch in der Schlussfolgerung stimme ich Ihnen zu.
Es ist darüber hinaus eine Perversion, dass die zunehmende Macht- und Vermögenskonzentration auch noch „links“ genannt wird.
Und jetzt ahnt man auch, wieso die selben Reichen und Mächtigen und ihre bezahlten Helfer so vehemente Trump-Gegner sind, den die vormals zahnlosen wählten.
Ich habe mich mal in einem Kommentar dahingehend geäußert, daß die Politik am liebsten solche Probleme adressiert, die sie sich selbst ausgedacht hat, wie Rassismus, Hetze und Haß, aber nicht solche, die echt, schwerwiegend und schwierig sind und die sie selbst verursacht hat. Das Volk muß sich ändern, nicht die Politik, so der Tenor.
Wer das für demokratisch hält, glaubt auch, daß die Karte richtig ist, nur die Gegend ist falsch, wie es in einem Witz über die Beschränktheit militärischer Führung heißt.
Widersprüche, von manchen auch als Dialektik schoengefaerbt, sind ebenso wie Luegen oder Heucheleien essentielle Merkmale von Ideologien oder ideologieaehnlichen Phaenomenen. Anders geht es nicht, denn es soll etwas verkauft werden, das bei nur leicht genauerer Betrachtung als im klassischen Sinne unwahr und irreal empfunden werden wuerde. Hier geht es auch nicht um die vergleichsweise einfache intellektuelle Entlarvung, sondern um ganz schlichten Orientierungs – und Halteglauben, der bekanntlich auch den groessten Unsinn umfassen kann, und um Manipulation durch die unter anderem auch von Prof. Mausfeld vorgetragenen, bekannten Techniken. Der Erfolg beruht auf einer allgemeinen Verfasstheit des Menschen und auf einer kollektiv hergestellten Verfasstheit der Gesellschaft. Dass Massen irrational agieren, ist bekannt, so dass „nur“ noch das Individuum, so früh wie moeglich, konditioniert und kollektiviert werden muss. Dazu gehört u. a., die Menschen, emotional! verpeilt oder abgestumpft wie sie sind, klar zu machen, dass sie, um „glücklich“ zu werden oder sich wohl zu fühlen, nur noch auf ihren Bauch hoeren duerfen und keinesfalls auf die Restsignale ihres Verstandes. Der Boden ist auch dank medialer und schulischer Hilfe bereitet, die Saat ausgebracht. Emotional geht es nur noch um Surrogate und Kompensation. Entgegen der immer noch grassierenden Überzeugung ist diese Entwicklung natuerlich nicht durch Argumente und Fakten zu stoppen, zum einen, weil die MachthaberInnen nicht von ihren Zielen und Mitteln lassen werden, warum auch, wo es doch blendend laeuft, zum anderen, weil aus dieser Gesellschaft in diesem Zustand keine ausreichend massive Gegenbewegung zu erwarten ist. Das aufklaererische Hervorholen oder Hervortreten aus einer (inneren) „Komfortzone“ funktioniert natuerlich nicht, denn es waere mit individuellen Unwohlgefuehlen verbunden, die es, koste es, was es wolle, zu vermeiden gilt. Die ab einem gewissen Punkt religiöse Aggressivität gegen anders meinende Personen spricht Baende. Diese sind für die Glaeubigen nichts anderes als eine existentielle Bedrohung fuer die künstlich erzeugte Homoeostase. Aus diesem Grund muss jeder akademisch/intellektuelle Ansatz kollektiv scheitern, so lesenswert und erhellend er auch fuer die 10 %, die ohnehin schon „aufgeklärt“ und denkbereit sind, ist. Wo die Masse steht und erfolgreich gehalten wird, ist bekannt. Die zweifellos unangenehme Conclusio allein aus den Berichten auf TE und Achgut, die ja im Kern menschliches Verhalten in der CDU und anderswo beschreiben, ist eine gewisse Aussichtslosigkeit, zumal die umjubelten und verehrten, passenden NachfolgerInnen von Merkel und Co. erwartungsgemaess schon bereitstehen.
„zumal die umjubelten und verehrten, passenden NachfolgerInnen von Merkel und Co. erwartungsgemaess schon bereitstehen.“
Das ist das Schlimmste an der Situation. Mir fällt keine (in der Politik agierende) Person ein, die den Karren aus dem Dreck ziehen könnte.
Zumal das auch alleine natürlich niemand schafft.
Wieder ein Beweis dafür, hier hervorragend herausgearbeitet, dass die Linken mit ausdrücklicher Duldung und sogar Huldigung aller Parteien, außer einer, die Deutungs- und Meinungsmacht im Land übernommen haben und diese weiter ausbauen werden. Widerstand, selbstverständlich keiner. Außer ein paar Menschen die tatsächlich mutig sind und ihre Existenz und Gesundheit aufs Spiel setzen. Denen und nur denen gehört meine Aufmerksamkeit und volle Sympathie!
Auch wenn es undifferenziert ist: Einfach mal „Danke“ an Sie für Ihren Artikel!
Danke!
Alles fing an mit dem Geschwätz der Alternativlosigkeit, wenn man Entscheidungen nicht demokratisch abstützen wollte oder konnte.
Sehr geehrter Herr Wendt, erlauben Sie mir eine kleine Kritik an Ihrem sonst großartigen Artikel.
„Herauswurfgrund“: Bitte, kann man das nicht „Kündigungsgrund“ nennen?
Ich ärgere mich seit Jahren über die zunehmend ungelenke Sprache, die im Alltag und leider auch in vielen Publikationen zu beobachten ist. Es gibt inzwischen so viele Beispiele von ungeschickten, unlogischen oder plumpen Formulierungen, die (ich möchte fast sagen „illegalen Zutritt zur“) Eingang in die Alltagssprache gefunden haben.
„auf Augenhöhe“ > völlig unlogisch. „auf gleicher Augenhöhe“ ist richtig.
„…von dem (z.B. Verein)…“ statt „…des Vereins…“
„…macht keinen Sinn…“ > plumpe Übernahme der englischen Formulierung statt des deutschen „…hat keinen Sinn…“
Mir fallen im Moment nicht mehr ein, aber es gibt sehr viele. Vielleicht können andere Leser noch welche nennen?
„Sehr geehrter Herr Wendt, erlauben Sie mir eine kleine Kritik an Ihrem sonst großartigen Artikel. „Herauswurfgrund“: Bitte, kann man das nicht „Kündigungsgrund“ nennen?
Nein, sollte man nicht, denn genau dieser Begriff bezeichnet das was um was es geht.
Es ist keine „Kündigung“, weil es dafür keinen Grund gibt, sondern ein „Rauswurf“, ein Begriff für einen unanständigen Akt, wenn ich das mal anständig 😉 formuliere.
Diesen Gedanken habe ich mir gemacht und kam zum Schluss, dass eine solche absichtliche Emotionalisierung der Sprache infantil und primitiv ist. Jeder Leser kann sich seine Meinung anhand von neutralen Begriffen selber machen. Es braucht hier kein betreutes Lesen oder Denken, weder von Links, noch von Rechts oder aus der Mitte.
Man hätte auch den Begriff „Entlassung“ verwenden können. Jeder weiß, dass eine Entlassung gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sein kann und ist in der Lage, aus dem Kontext heraus selber darauf zu schließen. Wenn der Autor mitteilen will, dass es sich um eine ungerechtfertigte Entlassung handelt, kann er dies genau so bezeichnen: Ungerechtfertigte Entlassung.
Wir kultivieren sonst eine Sprache, die uns das eigene Denken abnimmt, und das sagt viel darüber aus, was wir uns gegenseitig an intellektueller Fähigkeit zutrauen. Davon abgesehen klingt es schlichtweg nach Förderschulniveau. „Herauswurfgrund“, so etwas konstruieren Leute, die den korrekten deutschen Begriff nicht kennen. Wenn Forenteilnehmer dies machen, ok, manche wissen es offenbar nicht besser, Schule ist ja auch schon lange her – Publizisten aber sollten die Sprache pflegen und nicht zur ihrer Verwahrlosung beitragen.
Meine Meinung.
„Es braucht hier kein betreutes Lesen oder Denken, weder von Links, noch von Rechts oder aus der Mitte.“
Wo ordnen sie sich ein mit ihren Kommentarzeilen?
Ich schlage vor dass der Autor sich erst bei ihnen eine Genehmigung holt, um nicht noch einmal solche „Förderschulniveau“ Fehler zu machen.
„Davon abgesehen klingt es schlichtweg nach Förderschulniveau. „Herauswurfgrund“, so etwas konstruieren Leute, die den korrekten deutschen Begriff nicht kennen.“
Das wird’s wohl sein.
„Wenn der Autor mitteilen will, dass es sich um eine ungerechtfertigte Entlassung handelt, kann er dies genau so bezeichnen: Ungerechtfertigte Entlassung.“
Da sollte er sich doch am besten vorher von ihnen Korrektur lesen lassen.
Wünsche noch gute Besserung!
Lieber Peter Pascht, die Deutsche Sprache bietet alle Möglichkeiten, man muß sich ihrer nur bedienen. Wenn der Flaschner alles nötige Werkzeug in seinem Koffer hat, warum soll er den Wasserhahn dann mit einem Bügelbrett abschrauben?
Warum tun sie es dann?
Aber darum geht es gar nicht, es geht nicht um die Möglichkeiten der deutschen Sprache sondern um ihre persönliche bevormundende Stellungnahme. Danke für das Gespräch.
Sind Sie sowas wie ein Sprachautonomer oder Vokabelanarchist?
Sie meinen wahrscheinlich nicht die „Alltagssprache“, sondern die „Umgangssprache“. Die Alltagssprache bedeutet eher die verständliche Umschreibung von Fachtermini. Also statt zu sagen: ich leide unter Spondylitis ankylosans, würde man in der Alltagssprache sagen: ich leide unter einer verbiegenden und versteifenden Wirbelentzündung. In der Umgangssprache würde man vielleicht sagen: ich hab Rücken.
Nach einem Vortrag über ein kunstgeschichtliches Thema, wurde ich -Arbeiter mit Mittlerer Reife –
von den Veranstaltern – allessamt Akademiker – bezahlt vom Steuerzahler,
auf ein Bier im kleinen Kreis eingeladen.
Das Weltbild dieser , sicher ganz netten Leute hat mich entsetzt und erschüttert.
Nur Phrasen,Nachgeplapper aus den Merkel-Medien, bis auf ihre fachlichen Themen, nicht eine einzige ehrliche Meinung. Kurz Heuchelei pur und auf hohen Niveau ,wie ich sie zuletzt vor ‘ 89 hier in Mitteldeutschland erleben konnte.
An der Unterhaltung habe ich mich nicht beteilgt, ich wollte ihr wohliges Kartenhaus in ihrer Merkel-Welt nicht zum wanken bringen. Ich hätte es wohl auch nicht geschafft.
Weil ich eher stumm blieb und mich für die Einladung bedankt habe, hielten mich diese geistig verarmten Heucheler wohl für das was ich bin: Ein einfacher Arbeiter, dem die Welt zu erklären, sie sich zur Aufgabe gemacht haben.
Ein Klassetext, lieber Herr Wendt. Mein heutiger Wortfavorit: Kulturgesamtentwicklungswart (der Süddeutschen) – zum Brüllen!
Kulturelle Verhaltensmuster und Institutionen (Ehe, Eigentum usw.) sind als Entlastung für den Menschen entstanden, als ein Wegweiser durch die Fülle von Eindrücken und Reizen des täglichen Lebens, ohne sie funktioniert keine Moderne arbeitsteilige Gesellschaft und wir können uns lediglich auf unseren Instinkt oder Verstand verlassen. Wer Verhaltensmuster und Institutionen Mutwillig zerstört, wie bei der Cancel Culture üblich, zerstört das Fundament einer Gesellschaft und die Orientierung des einzelnen in dieser.
„Die zwischen Instinkt und Verstand angesiedelten Regeln und Institutionen sind eine Art Anpassungsraster an die undurchschaubare Entwicklung allen Lebens und aller lebendigen Ordnungen. Sie ermöglichen es uns als Einzelwesen und als Gesamtheit, uns immer weiter anpassen und entwickeln zu können. In eine „Richtung”, die wir nur ganz allgemein mit „Kultur” oder „Zivilisation” beschreiben können. Von diesen Regeln anzunehmen, sie seien aus bewußtem menschlichen Entwurf hervorgegangen, heißt, sie nicht zu verstehen. Und anzunehmen, man könne sie dem Urteil des Verstandes unterwerfen, sie in „rationale” und „irrationale” sortieren, und man könne neue „vernünftigere” Regeln und Institutionen entwerfen, heißt, die wesentlichen Grundlagen des Lebens und Überlebens zu negieren und zu zerstören. Genau das aber, das Abschaffen und „Überwinden” des sogenannten Althergebrachten und angeblich „Unvernünftigen” – und sein Ersatz durch „besser geplanten Entwurf” – sind die Grundannahmen des Sozialismus. Deshalb ist Sozialismus letztlich ein Verbrechen wider die Natur – und ein Handeln und Denken gegen das Leben und gegen alle menschliche Entwicklung. Er ist die tiefste Substanz der Zerstörung des Lebendigen.“ (Roland Baader)
Herr Wendt, dieser Artikel hat mir sehr gut gefallen, er war trotz seiner Länge jede Minute wert. Mein Favorit war:“Zur Signatur des links-rechtschaffenen Schreibens der Gegenwart gehört übrigens das Dummstellen, vorgeführt von Leuten, die schon unverstellt nicht zu den Hellsten gehören.“ Damit sprechen Sie ein Thema an, welches mir persönlich derzeit manchmal den letzten Nerv zu rauben droht. Es ist die unerträgliche Dummheit, mit der man heutzutage ohne Pause konfrontiert ist. Und immer wieder fragt man sich, wann man aus diesem Alptraum endlich aufwacht. Wann es wieder möglich ist, Themen zu diskutieren ohne gleich in eine Schmuddelecke gestellt zu werden- was ja nur Dumme nötig haben, da sie nicht wirklich argumentieren können.
Schon in einem Kommentar vor dem Ihren wird „die Länge“ des Artikels negativ hervorgehoben. Hm, da gibt es ja nun ganz andere Erzeugnisse mit viel, viel mehr Wörtern drin, Bücher nennt man die, wenn ich nicht irre. Das überfordert dann ja wohl endgültig.
Leider nur hat die „cancel-(un)Kultur“ nichts mit Links zu tun, sondern mit:
„Verfassungsmythen und Techniken des Machterhalts“, Prof. Mausfeld
– die gezielte und gesteuerte „cancel-(un)Kultur“, ist nur ein Werkzeug von vielen zur Durchsetzung politischer und pekuniärer Ziele
– hinzu kommen professionelle Methoden der „pyschologischen Induktion“ zur Schaffung einer „postfaktischen Wahrheit“, welche dann die Masse der rhetorisch ungebildeten Menschen dann auch für plausibel halten und deswegen glauben.
– es ist so ein soziales Phänomen entstanden, welches auf ARTE in einer Diskussion aufgezeigt wurde:
„Desinformation-Spiegelbild des 21. Jahrhunderts“; ARTE; 16.09.2020: 6.40-7.10 Uhr
über die methodische Verwendung von Desinformation und Lügen
Anwendung findet dies auf all jene Ziel die auch mit einem materiell-pekuniären Interesse verbunden sind. oder zumindest die Protagonisten glauben das, dass es ihnen materille-pekuniäre Vorteile bringt:
– Flüchtling-Politik
– Klima-Politik
– Energiepolitik
– E-Auto-Politik
Das bestätigen und gleichzeitige leugnen findet auch in der „Asyl-Flüchtlings-Einwanderung-Migration“ Politik statt.
Denn einmal sind es Asylsuchende, dann wieder Flüchtlinge“, dann „Migranten“ und nicht zuletzt sind es dann „notwendige Einwandere“
Dass da blos das Asylrecht in strafbarer Weise missbraucht wird um Zuwanderung aus materiell-pekuniären Interessen zu betreiben, belegen die dazu ausgearbeitete „Studien“, mit den darin enthaltenen verräterischen Aussagen und keine Staatsanwaltschaft ermittelt dazu. Studien die seit 2012-2020, eine jährliche Auflage erleben.
„Szenarien für ein konstantes Erwerbspersonenpotenzial auf dem Arbeitsmarkt“
„Deutschland muss Fachkräfte von außerhalb der EU gezielter anwerben.
– die Arbeitgeber freuen sich über junge Fachkräfte aus Osteuropa und den südeuropäischen Krisenstaaten, …“
aus Drittstaaten weil:
„Aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU ist die nachhaltige Steuerbarkeit der Zuwanderung innerhalb der EU beschränkt.“
Also genau die „Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU“ muss als Begründung für eine Einwanderung aus muslemischen Drittstaaten herhalten.
Darum geht es bei dieser Zuwanderung, wie diese „Studien“ belegen, um mit der strafrelevanten Vortäuschung von Asylgewährung, eine Zuwanderung von überschüssigen Arbeitskräften auf den deutschen Arbeitsmarkt zu tätigen, um die Löhne in Deutschland drücken zu können.
Es geht also bei dieser „Zuwanderung“ schlichtweg um ein strategisch groß angelegtes Betrugsprogramm zur staatlichen Förderung von Lohndumping im Zuge des gleichen Programms der impliziten Verstaatlichung mit de facto Einführung eines Sozialismus postkapitalistischer Prägung.
Prof. Mausfeld weiß genau, dass die Linke, wo sie die Macht hat, genau diese Praktiken der „cancel culture“ anwendet. Bitte das Ganze nicht als „soziales Phänomen“ vernebeln.
Für mich müffelt Herr Prof. Mausfeld schon sehr nach Sozialist und werkelt trotz manch treffender Einsicht und mancher Erkenntnis munter am Untergang der westlichen Zivilisation mit.
Der „Neoliberalismus“ als Feindbild der Ex-68 sowie die unübersehbare Abneigung gegenüber dem Kapitalismus sind tief in seinem Empfinden verwurzelt, dafür kann er nichts, er ist wie viele andere auch ein Kind seiner Zeit.
Wobei mir noch keiner der Gelehrten Sozialisten (ob rechts oder links ist nicht Maßgebend) mir erklären konnte wie eine arbeitsteilige Gesellschaft ohne Geld (pekuniäre Interessen) funktionieren soll oder kann, ohne die Macht und Interessen einer Gruppe von Funktionären über die Interessen und Lebensziele alle anderen zu installieren (Diktatur). Hat man keinen freien Markt muss die Zuteilung von Gütern und Dienstleistungen ja auch irgendwie geregelt werden. Wissen Sozialisten besser wie das geschehen soll? Wohl kaum, die Geschichte ist voll von solchen sozialen Experimenten welche in einer Katastrophe geendet haben.
Es ist kein Sozialismus“ postkapitalistischer Prägung“ welcher hier eingeführt werden soll, sondern schlicht und einfach Sozialismus mit einem pseudokapitalistischen Narrativ. Dem Versprechen der Politik an die Menschen, dass trotz der ausufernden Umverteilung durch Staat und Zentralbanken, sowie deren Funktionäre in Politik und Wirtschaft (Sozialismus) die über Jahrtausende der Evolution entstandene Institutionen wie Eigentum, Familie, christliche Religion, Volk, Nation, Demokratie und Kultur erhalten bleiben können. Die Realität sieht freilich anders aus.
Da Politik, egal welche auch immer, lediglich auf die autoritative (durch eine anerkannte Gewalt allgemein verbindliche) Verteilung von Werten (materiellen wie Geld oder nicht-materiellen wie Demokratie) abzielt, ist entscheidend welchen „Wertekanon“ die Politik vertritt. Das Augenmerk liegt dabei auf „anerkannt“ und „allgemein verbindlich“. Eine Politik welche sich fundamental gegen die oben aufgezählten Institutionen richtet, kann nur funktionieren indem sie diese gewachsenen Strukturen in Frage stellt, demontiert und abschafft. Ohne eine funktionierende Alternative zerstört sie jedoch die Anerkennung und die Verbindung der Menschen untereinander, ohne einer dadurch in Auflösung begriffenen Gesellschaft eine gangbare Zukunft zu vermitteln. Solche Gesellschaften sind ein gefundenes Fressen für die Räuberbanden in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.