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Sozialfaschismus

Die Sprachregelung von Josef Stalin wirkt immer noch

von Redaktion

01.04.2018

| Lesedauer: 2 Minuten
Sloterdijk: Die alte Linke ist tot, aber der Kryptostalinismus hat es fertiggebracht, inkognito, auf der Ebene des Habitus, zu überleben.

Ostersonntag: Wer die Zeit findet, kann über einen Hinweis nachdenken, den wir einem Interview von René Scheu, Feuilleton-Chef der NZZ, mit Peter Sloterdijk verdanken. Sloterdijk beantwortet eine Frage zur Kontintentalverschiebung in der politischen Gesäßgeographie.

Unter welchen mentalen Bedingungen ist es überhaupt möglich, dass der Syllogismus konservativ gleich rechtsradikal gilt?

Nun ja, er gilt nicht, er wird nur von manchen Leuten gern benutzt – ich sage Leute, nicht Dummköpfe. In historischer Sicht geht das verworrene Denkmuster auf die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als die Moskauer Zentrale die Devise ausgegeben hat, die westliche Sozialdemokratie sei ein «Sozialfaschismus». Damit war der Bürgerkrieg der Begriffe eröffnet. Seine Spuren sind noch heute in den Köpfen präsent, die nicht wissen, von woher das kommt, was sie sagen. Die alte Linke ist tot, aber der Kryptostalinismus hat es fertiggebracht, inkognito, auf der Ebene des Habitus, zu überleben. Man muss sich klarmachen, was aus einer Sprachregelung folgt, der zufolge eine Partei der linken Mitte wie die SPD faschistisch heißen sollte. Das Ergebnis war, dass die meisten linken Intellektuellen in Europa für Abstufungen auf dem nichtlinksradikalen Flügel praktisch blind blieben. Die deutschen 68er waren mehrheitlich solche Blinden, und ihr Defekt wirkt bis heute nach. Stellen Sie sich das einfach einmal vor: dass Liberale per se schon Rechte sein sollen und durch Rechts-Ausdehnung Rechtsextreme.

Und weiter zum Mitschreiben für künftige Diskussionen empfehlen wir die folgende Passage (Hervorhebung TE-Redaktion):

Wenn deutsche Sozialdemokraten in der Sicht von links außen soziale Faschisten sind, was sind dann Liberale in Deutschland und anderswo? Was sind erst die Konservativen im älteren Sinn des Worts? Aus dem frustrierten Kryptostalinismus entstand der Syllogismus, der heute noch immer durch die diffus progressive Presse spukt: Sozialdemokratisch ist konservativ, konservativ ist rechts, rechts ist rechtsradikal, rechtsradikal ist faschistisch. Im Übrigen ist der abgesunkene kryptostalinistische Habitus bei uns vor allem das Produkt einer diffusen Furcht: nicht auf der richtigen Seite zu stehen. Da produziert man sich schon einmal vor der linksliberalen Galerie. Genosse Stalin wirft einen langen Schatten. Er hat die Politik der Furcht definiert, und sie wirkt unbemerkt nach. Die Agenten der diffusen Furcht handeln heute wie damals: besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten.

Die Osterfrage an die vielen, die sich selbstkritisch gemeint fühlen müssten, gilt das nicht auch für euch? – „… besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten“. Ist es nicht an der Zeit, sich von Stalins Sprachregelung zu emanzipieren? Sollte die Anregung, dieses Erbe Stalins auch bei sich selbst zu suchen, am Ostersonntag zu viel verlangt sein, kommen ja in 49 Tagen Pfingsten und der Heilige Geist als nächste Chance der Selbsterkenntnis und Überwindung der Sprachregelung von Väterchen Stalin.

Das Interview ist eine subtile Rache des Philosophen: In einem Beitrag der Tageszeitung DIE WELT war er als „Rechter“ gebrandmarkt worden. Jetzt erklärt er, was er von diesen Redakteuren hält: Ungebildete Anfänger in Schreibstuben.

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49 Kommentare

  1. Sloterdijk hat intellektuelles Niveau. Das geht dem heutigen Hofberichterstattungs-Journalismus total ab. Als anerkannter Hofschranze stört intellektuelles Niveau ohnehin.

  2. Stalins Faschismusdoktrin wusste noch selbst die Juden (sic ! ) als Faschisten zu bezeichnen. Man erinnere sich an entsprechende Urteile 1937-1940.

  3. „Die Sprachregelung von Josef Stalin wirkt immer noch“, „… Genosse Stalin wirft einen langen Schatten. …“. Ja klar.
    Dazu sei „Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror“ von Courtois (Hg.) empfohlen. ISBN 978-3492046640, antiquarisch lieferbar.
    Danach wird deutlich: Der sozialistische Ungeist hat gerade mal wieder „Oberwasser“, er ist nach wie vor präsent und kann sich sogar ungehindert frei entfalten. Was heute in D passiert, ist kein Mirakel, nichts neues. Geschichte (hier: Sozialismus) wiederholt sich gerade in erheblichen Teilen. Auch was sich in der EU anbahnt und dort vorbereitet wird, ist nichts unerklärliches, ungeheuerliches, nichts neu erfundenes.
    Nach der Lektüre ist übrigens so einiges in der Tagespolitik an den Linken (inkl. der GRÜNEN) verständlich, der Wahnsinn bekommt plötzlich Sinn, die Unverschämtheiten lassen sich einordnen – denn oft bedient man sich einfach in der Vergangenheit an alten Methoden und Narrativen von alten Vorbildern (ohne Namen zu nennen) – die Ziele sind ja immer dieselben geblieben.
    Schon bei den Bolschewisten gab es die wahnhafte Gleichmacherei und zwanghafte Kollektivierung, und Abweichler und Kritiker wurden gnadenlos ausgegrenzt, verleumdet, verfolgt. Das Ganze begleitet von einem dichten Nebel und Dickicht aus Lügen und Propaganda.
    Das Bestehende zerstören, dann werden wir das Paradies auf Erden errichten! Ob ihr wollt oder nicht! Vollidioten.
    Das größenwahnsinnige Umsiedeln ganzer Völker aus politischen Gründen (ohne Rücksicht auf Verluste) kann man schon bei Stalin betrachten.
    Die sozialistische Planwirtschaft, inklusive ihrem zwangsläufigen Scheitern, zieht sich durch die Geschichte von den Bolschewisten (Höhepunkt: Hungerkatastrophen der 20er und 30er-Jahre in der Ukraine) bis zum heutigen Tag. Aktuell zu betrachten bei allerlei „Quoten“ und in der EU-Umverteilungswirtschaft. Oder einfach nur in Sprüchen wie „Bis zum Jahr XXXX werden wir den CO2-Ausstoß um XX Prozent verringern!“. Planwirtschafts-Bullshit.
    Das Verrückte an unserer Situation ist allerdings, dass der Nationalsozialismus bis ins Kleinste aufgearbeitet wurde, bis heute wird das jeden Tag immer und immer wieder auf allen Kanälen durchgekaut, und den Leuten pausenlos als das schlimmste Verbrechen aller Zeiten vorgehalten und eingetrichtert, was sich schon morgen wiederholen kann wenn wir nicht alle ganz, ganz artig und unheimlich auf der Hut sind – aber der Sozialismus, bzw. der International-Sozialismus, diese furchtbare Menschheitsplage, die seit 1917 bis heute voll entfaltet ihr Unwesen z.B. in Venezuela, Kuba und Nordkorea treiben kann – ist wenig aufgearbeitet, wird kaum thematisiert. Sie ist kein Problem, im Gegenteil: Sie wird noch mit Girlanden wie „Gerechtigkeit“, „Solidarität“, „Chancengleichheit“ „Weltfrieden“ etc. etc. schöngeschmückt. Sie wird von den Medien liebevoll und behutsam in Schutz genommen, wenn es mal wieder nicht so klappt, die Verbrechen und Schrecken, das Leid und die Opfer unter dem Teppich gehalten, wo sie sorgfältig hingekehrt wurden und noch immer werden.

    • Mal abgesehen von der Verwendung des schrecklichen Modewortes „Narrativ“ halte ich Jeschows Kommentar für sehr gut. Ich selbst wache häufig morgens auf und denke, ich stehe im Wald: Im TV läuft die „Aktuelle Kamera“, vor meinem Büro campen Assoziale vor kommunistischen Losungen (nennt sich „occupy“); illegal aber mit staatlicher Duldung (!), ich werde von einer Studentin per Mail als „Kapitalist“ beschimpft, weil ich wage, sie an die Zahlung der Miete für eine Wohnung zu erinnern, die ich mit meinem erarbeiteten Geld bezahlt habe, auf dem Weg zu einem Café in Altona laufe ich durch ein Spalier kommunistischer Haßtiraden und Che Guevara-Poster an den Hauswänden…. Ich frage mich immer häufiger, in welche Richtung ich eigentlich zwei Jahre vor dem Mauerfall geflüchtet bin. Vom Westen in die DDR? Jeschow hat auch damit recht, daß „Antikapitalismus“, sprich kommunistisches Gedankengut, sich bis in die Spitzen der europäischen Politik gefressen hat. Der Klima- und Genderwahn, die „Solidarität“ mit maroden Lotterstaaten und ihren teils linksradikalen Führern (Tsipras), der Zentralisierungswahn eines Juncker: Ausgeburt klassisch sozialistisch-planwirtschaftlicher Denkweise, gewürzt mit grün-ideologischer Dekadenz. Wo, zum Teufel, lebe ich? Ich habe meine Konsequenzen gezogen. Wie in der DDR: Abschottung gegen alles und alle, die mir blöd in die Quere kommen und Rückzug ins familiär-private. Freunde, die noch nicht links-grün verblödet sind, habe ich gottlob genug und fleißig genug, die schönen Dinge des Lebens zu genießen, war ich auch. Die „Gesellschaft“ soll ihren durchgegenderten, klimafreundlichen, mit jedem Looser auf dieser Welt solidarischen Sozialismus ohne mich aufbauen.

      • Könnte von mir geschrieben sein…
        Danke für diese Worte.

  4. Vielleicht komme ich ja diesmal durch: Es lohnt sich, zum Thema Stalinismus ein äußerst interessantes Buch zu lesen.
    Torsten Mann: Rote Lügen im grünen Gewand. Rottenburg, Kopp-Verlag 2009. ISBN 978-3-938516-91-1. 240 Seiten.
    Keine Ahnung, was es kostet, habe es mir über die Fernleihe der Stadtbibliothek Duisburg besorgt.
    Schöne Grüße, Mabell.

  5. Guter Artikel. Die Begriffe wechseln,aber das Muster der Diffamierung des Gegners bleibt immer gleich. Auch schon vor Stalin. Zu Zeiten der Inquisition wurden die Angeklagten nicht als Sozial oder xy- Faschisten diffamiert, es wurde ihnen einfach ein Pakt mit dem Teufel oder anderen bösen Mächten unterstellt.

  6. Es lohnt, das ganze Interview zu lesen, für das die hier im Artikel zitierten Auszüge nicht ganz repräsentativ sind. Neben einigen gewohnt luziden Reflektionen über die sich auflösende Illusion von „Kontinuität“ und „Stabilität“ meine ich einen distanzierenden Subtext bei Sloterdijk gegenüber den Kritikern der aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen zu erkennen. Aber vielleicht täusche ich mich auch.

    • Die Redaktion hat auch keine Besprechung des Interviews abgeliefert, sondern den Hinweis auf die Herkunft der „Rechtsverschiebung“ in der politischen Gesäßgeographie, wie er HEUTE die veröffentlichte Meinung unverändert prägt. Weil dies Herkunft aus dem ZK der KP der Dreißiger Jahre den Allermeisten nicht bekannt und bewusst ist.

      • Das war auch keine Kritik an der Redaktion. 😉

        Ich verwies nur auf das gesamte Interview, das die von Ihnen zitierten Aussagen aus meiner Sicht ein wenig einzuordnen hilft. Dass der „Antifaschismus“, sprich die Denunzierung nicht genuin orthodox linker Positionen (über die Orthodoxie hauen sich die Linken ja heute noch die Köpfe ein) als „faschistisch“ auf Stalin zurück geht, ist richtig. Die Verortung des eigenen Milieus als juste dürfte aber so alt sein, wie die Zusammenrottung von mindestens zwei Menschen.

        PS: eine Besprechung des gesamten Interviews lohnte unter mehreren Aspekten.

    • Da haben Sie unbedingt recht, die Kommentatoren sollte sich schon die Mühe machen und das gesamte Interview lesen, indem auch ich den distanzierenden Subtext finde. Aber so entdeckt man, wie der unkritische Reflex gezündelt werden kann…

      • ???

  7. Stalin täte sagen zur „Migrantenkrise“: Ein Migrant, ein Problem – kein Migrant, kein Problem.

    • Stalin würde sich in dieser Frage nicht schwer tun. Sibirien und der Gulag war eines von mehreren Möglichkeiten. Das Ergebnis effizient. Er überlegte am Morgen während seines Frühstücks, wie viele Köpfe rollen,oder wieviel Menschen weg gesperrt werden, und zwar auch dauerhaft oder unsichtbar, für immer. Ohne Papiere in die damalige UDSSR einzureisen war gefährlich. Diese Probleme, die wir heute offenbar nicht in den Griff bekommen, weil unsere Politiker nur noch Walzer links herum tanzen, wäre für ihn keine gewesen. Er wußte genau, wie er Landnehmer zu versorgen hatte. Ironisch gemeint.

    • … jetzt ertappe ich mich doch glatt bei dem Gedanken, ob das wirklich schlimm wäre. Donnerwetz.

  8. Na da bin ich aber froh, dass das „linksliberale Geschwätz“ über Tychis Seiten nicht erfunden sind..Ihnen noch einen schönen Tag!

  9. Und hier noch etwas: „Ja, es gibt letzte Anhänger der romantischen Völkerphilosophie.
    Die meinen ernsthaft, dass die Völker direkt aus dem Geist des Schöpfers
    hervorgegangen sind. In der Praxis überwiegen die strategischen Populisten, und
    die berufen sich auf die Völker in instrumenteller und manipulativer Absicht,
    manchmal zynisch. Sie wollen aus dem Volk eine Partei machen, mit dem
    Programm, eben das Volk zu sein, das es schon ist.“ Na…

    • Und aus was ist Ihre Familie hervorgegangen? Strategisch populistisch oder auch nur instrumentell manipulativ? Oder vielleicht doch aus einer langen Reihe zueinander passender Ahnen?

  10. Nur weil Ostern ist, braucht nicht jeder rechtsausleger aus dem immer noch warmen Grab-Schoß zu kommen. Aber in den frischen Sloterdijksche Denkwind halten sich leider auch braune Segel. Das zeichnet ihn aus: er schreibt gegen alle Betondenker. Nur die dunklen glauben, er meine sie nicht. Haben Sie denn nicht alles gelesen: U.a. schreibt er: „Menschen selbst leben zu wenig lang, um zu sehen, was im Grossen wirklich passiert. Sogar Gebirge kommen und gehen. Anders gesagt: Die Stabilität der Welt ist nichts anderes als eine durch die menschliche Kurzlebigkeit erzeugte Illusion.
    Erst die Mystifikation des Langsamen ergibt das, was wir aus Gründen der
    kognitiven Bequemlichkeit bis vor kurzem für die ein für alle Mal gegebene
    Ordnung der Welt hielten. Eine solche fixe Ordnung existiert nicht. Diese Einsicht
    fällt extrem schwer“.

    • Das ist so, extrem schwer, daher auch die Minusdaumen. Von mir einen dagegen, ein Plus, zur Entschärfung. Den Meisten fällt vor allem schwer, auch mal von sich selbst abzusehen, sich weniger oder gar überhaupt nicht wichtig zu nehmen. Ich halte sehr viel von Sloterdijk. Und gar nichts von Religionen aller Art, von Erlösungssehnsüchten aller Art, langweilt bloß. Halte auch viel von einem Hans Küng: Das wird schon alles auf’s Feinste gerichtet sein, vertrauen wir darauf, was soll’s.

    • Sie selbst sind deutscher, als Sie es gerne sein wollen:
      absolut unfähig zur Differenzierung!
      Natürlich ist der Wandel im Leben stetig und immer vorhanden. Auch Einwanderung war in Dtld. immer da, mal wenig mal mehr. Aber (fast) alle Einwanderer wurden meist sehr schnell von der hier einheimischen Kultur „verschluckt“ und waren für den Beobachter nur noch durch ihren fremdländischen Familiennamen zu erkennen.
      Hat unsere Kultur heute die Strahlkraft auf die heute Einwandernden, damit diese vollkommen in dieser Aufgehen, wie bisher gewohnt: wohl kaum!
      Und genau das ist die neue Dimension der Einwanderung und seit der Völkerwanderung einmalig auf heutigem deutschen Staatsgebiet.
      Das kann man nicht mit Polen im Ruhrgebiet vergleichen, was eigentlich deutsche bzw. korrekter preußische Staatsbürger waren, aber das wird jetzt glaube ich zuviel Wissen und zu wenig Ideologie!!

  11. Wenn ein Heiko Maas sagt, dass er wegen Auschwitz in die Politik gegangen ist, dann ist er ein Protagonist ebendieser Ostblockdiktion. Fanatische Fixierung auf einen Gegner den es seit 73 Jahren (in Worten: DREIUNDSIEBZIG) nicht mehr gibt.
    Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, dass es die Folgen einer nicht aufgearbeiteten Sowjetunion und ihrer Herrscherclique und Doktrin sind. Von Putin bis Maas sind sie alle überzeugt davon, dass frei denkende Menschen in demokratischer und sozialer Marktwirtschaft den Untergang bedeuten. Wären die kommunistischen Bonzen in den frühen 90ern (mit Ausnahme von Gorbatschow natürlich) alle hingerichtet worden, würden stalinistische Narrative heutzutage wohl mit etwas weniger großem Maul vor sich hergetragen.
    Der liberal-konservative Demokrat des Westens hat sich den Sieg seiner Gesellschaftsordnung von linken 5. Kolonnen abquatschen lassen. Erinnert sich noch wer an das permanente linke Gejaule:“Keine Siegerjustiz!“ vor allem im Zusammenhang mit Honecker?? Dort wurde das verraten und verkauft was wir heute nur so unendlich schwer zurückbekommen, die Oberhoheit über das Wort. Und sie steht uns zu, nicht den Linken, denn wir haben verdammt noch mal gewonnen. Und sind nicht, wie ich es irgendwo auf TE zuletzt lesen mußte, nur zufällig übriggeblieben.

    • „Und sie steht uns zu, nicht den Linken, denn wir haben verdammt noch mal gewonnen. Und sind nicht, wie ich es irgendwo auf TE zuletzt lesen mußte, nur zufällig übriggeblieben.“ – Tja, Herr Kemmerling, so geht das oft. Ich schrieb, der Kapitalismus, der Westen, hat nicht gewonnen, sondern der Osten, der Kommunismus ist implodiert, hat verloren. Der Westen ist übrig geblieben. Es war also nicht von zufällig die Rede.

      • Nehmen Sie irgendein Wirtschaftsjahrbuch irgendeines Landes und teilen Sie den Ertrag unter die Lohnempfänger und Sie werden sehen, was für ein
        „außerordentlicher“ Quotient dabei herauskommt. Dieser Quotient ist das Konterrevolutionärste der Welt, und wir müssen ihn als größtes Geheimnis hüten.
        Nun raten Sie mal wer das gesagt hat?

      • @Tom: Das ist schwer zu beantworten, da es keine seriöse Seite gibt, die auf den Googleversuch antwortet, dafür sehr viele Seiten, die nicht nur irrational sind, sondern auch ganz sicher nicht der liberal-konservativen Haltung von TE entsprechen.

      • Was verstehen Sie denn unter seriösen Seiten? Im Zeitalter von Fake-News eine sehr gewagte Aussage. Eine liberal-konservative Haltung zeichnet sich durch Voreingenommenheit aus und was nicht in das Weltbild passt wird ignoriert um es höflich und diplomatisch zu formulieren. Das Babylonische Protokoll Nr. 16 hält uns den Spiegel des heutigen Zeitgeistes vor Augen. Denken Sie immer an Orwells prophetische Warnungen.

      • Um auf Herrn Kömmerling zu antworten, halte ich es für Fakt, das alle die Ostfiguren von Merkel über Kahane und Gysi nebst all ihrem SED und Stasianhang wieder in Amt und Würden sind. Sie sind mit den Kraeften des Hauses Soros und Co dabei, den Klassenfeind BRD gerade von Innen heraus zu vernichten. Danach ist wohl Paraquay ein feiner Ruhesitz.

    • Was haben ‚wir‘ denn gewonnen? Und wer ist ‚wir‘? Wenn Sie den Westen meinen, dann muss ich Sie enttäuschen, denn dieser vermeintliche ‚Gewinner‘ hat sich wahnhaft den absurden Ideen des Realsozialismus verschrieben. Juncker & Merkel als Geburtshelfer von Stasi 3.0 und DDR Reloaded – natürlich westlich weichgespült und mit einem Schuss chinesischem Steinzeitkommunismus.

      Verlierer sind, wie eigentlich immer, die Bürger.

  12. Sloterdijk zeig klugt die historische Dialektik und Tradition der
    politischen Linken auf, sie reicht von Stalins Lubjanka, über
    Mao und Pol Pot bis hin zur radikalen Linken in der BRD,
    der RAF und den Kadergruppen des KBW und der KPD, sowie
    der Rhetorik des Antifaschismus der DDR. Der historische Bogen
    des stalinistischen Gestus spannt sich bis in die Gegenwart, hin zur
    Antifa und ihren parlamentarischen Unterstützern der ehemaligen SED,
    den Grünen, der SPD und der von Merkel sozialistisch verwursteten CDU.
    Die Methoden den politischen Gegner zum Schweigen zu bringen sind
    seit Stalin, Mielke und Konsorten die gleichen geblieben: Diffamieren,
    isolieren, terrorisieren und am Ende……exekutieren. Das Schwarzbuch des
    Kommunismus zählt 80-100 Mio Opfer dieser Ideologie, für ihre Gläubigen
    kein Grund die Revolution des Proletariats im neuen Kleid der NWO nicht
    erneut in Angriff zu nehmen.

    • Es scheint, dass der Artikel lediglich eine theoretische Auseinandersetzung zwischen zwei Lagern von Denkmustern beschreibt. Das wäre eine fatale Fehleinschätzung, denn das was als Krypto Stalinismus und Syllogismus durch manche Köpfe geistert findet auch in der Wirklichkeit statt. Logik wird durch moralische Überlegenheit ersetzt, die den jeweils anderen – ausschließlich konservative Zeitgenossen – denunziert.
      Diese Prozesse sind von Fanatismus geprägt. Es ist zu vermuten, dass diese Art der Auseinandersetzung an dem Punkt die Gesellschaft zerreißt, an dem Konservative sich berechtigt und heftig zu wehren beginnen. Wenn also die Antifa auf einen ernst zu nehmenden Gegenspieler trifft.
      An diesem Zeitpunkt wird die Auseinandersetzung eine physische. Wie das ausgeht ist schwer vorhersehbar, weil sich vermutlich auch externe Interessengruppen einschalten werden. Aber es ist sicherlich nicht falsch, wenn man den General Ulysses S. Grant zugeschriebenen Aussagen über den Ausgang und die Dauer des Bürgerkriegs folgt: der Krieg wird beendet sein, wenn eine Partei keinen hinreichenden Widerstand mehr leisten kann…

      • Die Redaktion ha das Interview nicht rezensiert, sondern dauf die Herkunft der „Rechtsverschiebung“ in der politischen Gesäßgeographie hingewiesen, wie er HEUTE die veröffentlichte Meinung unverändert prägt. Weil dies Herkunft aus dem ZK der KP der Dreißiger Jahre den Allermeisten nicht bekannt und bewusst ist.

  13. „Die Agenten der diffusen Furcht handeln heute wie damals: besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten“.
    Dieser Satz bringt m. E. das irrlichternde Handeln der 68iger auf den Punkt. Deren linkes Gesülze war so transparent und kitschig ROT geprägt, dass Menschen mit gesundem Menschenverstand sich sofort gegen diesen un-demokratischen LinksBazillus, der auch nichts mehr mit Sozialdemokraten zu tun hatten, wehren mußten, falls dieser sich versucht hat, einzuschleichen. An Schulen, in Unis, am Arbeitsplatz. Einst gute Freunde verstanden einander nicht mehr, trennten sich. Konstruktive Diskussionen waren nicht mehr möglich, zahlreiche Freundschaften für immer zerbrochen. Aus einst guten Freunden wurden „ideologischen Schwergewichte“, denen man besser aus dem Weg ging. Gar nicht erst ignorieren! lautete die unausgesprochene Devise. Danach richteten sich alle, die den gesunden Menschenverstand vor diesen Jüngern der „Roten Armee“ retten wollten. In Frankfurt beispielsweise haben wir uns bemüht, unseren Alltagsverpflichtungen nachzukommen. Darin waren Bürger, Künstler, Presse – die Öffentlichkeit – sich einig. Wir haben uns bemüht, trotz Hausbesetzern, Steinewerfern, Wasserwerfern etc… unsere Lebenslust zu behalten. Diffuse Ängste wollten die Atmosphäre verseuchen, aber wir haben es nicht zugelassen. Auch „ungebildete Agenten in ihren Schreibstuben“ haben gewusst, wann sie besser schweigen sollten, um ihre Leser nicht un-nötig zu beunruhigen. Journalistische Sorgfaltspflicht. Wobei das Ver-Schweigen wichtiger Fakten der heutigen MSM diesem ehrenwerten Begriff so massiv entgegen arbeitet, journalistisch unverantwortlich und zu verurteilen ist.
    Die 68iger Medien haben sich überwiegend an Fakten gehalten. Hofberichterstattung fand nicht statt. Merkel und ihre Vasallen – Medien eingeschlossen – sollten verurteilt verden.

  14. Vielen Dank für diesen Hinweis auf das NZZ Interview. Ich habe das NNZ PERSPEKTIVE Abonnement (ja doch, auch TE als Geschenk Abo für meine Mutter ;-). Lohnt sich alles!

    Ich ermutige alle TE Leser das GANZE Interview zu lesen, da es wirklich aus einer unglaublichen Tiefe kommt und mit scheinbarer Mühelosigkeit immer wieder ins Jetzt springen kann. Ganz starkes Stück. Im übrigen habe ich mir eben das von Sloterdijk angesprochene Buch von Steven Pinker gekauft (e-book).

    Was für ein schöner Ostersonntag, so viele Ostereierschätze gefunden! DANKE!

  15. Endlich ein Artikel, der die eigentlichen, die wahren Vorgänge und Hintergründe in diesem Land auf den Punkt bringt. Ein paar totalitäre Beispiele für Sprachregelung um den politischen Gegener zum schweigen zu bringen: „Weltoffen, wir sind bunt, wir sind dies und das, Kampf gegen rechts, Gender, frühkindliche Bildung, Vielfalt, millitanter Femiminismus, interkulturell“. Diese Liste ließe sich unendlich fortseten.

  16. Ich vermisse immer wieder zuerst oder weiter die Fragen danach, MAMA WARUM TUN DIE DAS? warum schreiben die MSM der herrschenden Politik den Weg frei. Klar der Kredit auf der Loftwohnung, klar werden sie entsprechend ausgesucht, kommen von bedtimmten Hochschulen? Aber nmM erklärt das nichts, sie singen nur das Lied, …, wem nützt diese Politik, gibt es innerdeutsche Interessengruppen, ausser den unmittelbaren Krisengewinnlern, gibt es ausländische, strategische Bündnisse, Interessengruppen, die soviel Macht haben, und wenn ja, wer sind sie, mit welcher Absicht. Nichts passiert umsonst? Ist diese in Frage gestellte Behauptung ein Irrtum?

    • Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass die Mainstream- Presse richtig liegt. Dass die Masse der Wähler Recht hat und die „richtigen“ Parteien wählt.

      • stimmt! – eine Millionen Fliegen können nicht irren!

  17. Danke für den Artikel-Link. Nach ebenso grosser wie heldenhafter Lese-Anstrengung, während der ich mich ständig fragte, ob ich mich gerade durch intellektualistische Turnübungen durcharbeite, oder durch Nachdenkenswertes in der Fremdsprache Feuilleton, habe ich mich schweissnass zu letzterem entschieden… Und meine persönlichen zwei Takeaways waren:
    „Unser Zusammenleben in modernen politischen Grosskörpern ist ein Wunder, für dessen Erklärung nicht genügend mentale Ressourcen mobilisiert werden“
    sowie das Aperçu zum verallgemeinerten ZEITgeist:
    „… besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten“

  18. Das wäre doch ein gutes Thema für das „Philosophisches Quartett“ mit Sloterdijk, Safranski und co. Es ist lang, lang her. Das wahr ein echtes Bildungsfernsehen. Heute ist so eine Sendung im ÖR. undenkbar.

  19. Mit dem Finger nicht auf Andere zeigen, den Balken im eigenen Auge sehen…
    Das sollten gerade zur Osterzeit unsere linksbewegten Christen beherzigen. Doch für sie ist es besser schnell mal anklagen, als ins Visier zu geraten, ein schlechter rechter Gläubiger zu sein. Die Pharisäer haben sich in unserem Staat eingerichtet. Für sie gibt es nur in Russland stalinistisches Gedankengut, nicht in ihrem bunten deutschen Kopf.

  20. Tja, Intellektuelle wie Peter Sloterdijk, Rüdiger Safranski, oder der verstorbene Rolf Peter Sieferle sind schon haarscharf auf der Kippe, ausgegenzt zu werden, genau so Autoren wie Uwe Tellkamp, Monika Maron, Akif Pirrinci, der geniale Verfasser der philosophischen Katzenkrimis, sowieso. In diesem Fall hat die bundesdeutsche „Reichsschriftumkammer“ gnadenlos zu geschlagen mit Publikationssperren der Verlage, bei denen Princci jahrelang seine Bücher verlegt hat und die damit sehr gut verdienten.

    Sowohl Sloterdijk als auch Safranski kommen ursprünglich aus der linken 68´ iger Ecke, seinerzeit eben der Zeitgeist der angesagt war, haben sich ihre kritische Grundhaltung immer bewahrt und ihren analytischen Scharfblick. Ähnliches gilt für Journalisten wie Matthias Matussek. Heute sind sie allesamt als „rechts“ verschrieen von Leuten, die offenbar keine Ahnung haben, dass ihre verunglimpenden Klassifizierungen einstmals von
    „Väterchen Stalin“ „erfunden“ wurden, zum Zweck der Vergiftung des politischen Diskurses.

  21. Seine moralische Überhöhung erfährt diese Art der diffamierenden Kategorisierung durch den Opferkult unserer Gesellschaft, der im Kern ein Missbrauch der im Kern prosozialen Empathie ist. Wer „Opfer“ ist, etwas für „Opfer“ tut oder ihre Nähe sucht (oft mit dem preiswerten Mittel der Solidarisierung oder Distanzierung vom „Täter“), argumentiert von der Warte höherer Moral aus. Sein Urteil ist sakrosankt. Dem stehen realpolitische Erwägungen, gesunder Menschenverstand und interessengeleitete Äußerungen als moralisch minderwertig und damit primär entwertet gegenüber. Diese Gefühligkeit von Politik, die durch die anekdotische Berichterstattung der Medien massiv verstärkt wird, resultiert in einer Infantiliserung des Diskurs, der massiv der linken Politik nützt, die heute nicht mehr über sozialistische Dialektik den Verstand, sondern über Gefühligkeit das Herz anspricht und damit immer noch aureichend (wenn auch abnehmend) mobilisiert.

  22. Obwohl Deutschland so stolz auf sein Asylgesetz im GG ist, entwickelt es sich zu einem Land, das alles politisch verfolgt, was nicht dem helldeutschen Leitbild entspricht. Während Flüchtlinge dieses Asylgesetz missbrauchen dürfen, denn tatsächlich sind die Meisten von ihnen nicht „Politisch Verfolgte“, werden Andersdenkende in einer neue Form der Reichsacht in Bedrängnis gebracht und müssen gewaltsame Angriffe fürchten. Welch ein Widerspruch zu dem ständig beschworenen Asylgesetz. Man hat nichts aus der Vergangenheit gelernt.

    • Die nicht beachteten „Schatten“ des einseitig propagierten „helldeutschen Leitbildes“ sind schon dabei, dieser Gesellschaft peu a peu das Rückgrat zu brechen.
      Ist nicht lustig, gerade wenn man schon früh erkannt hat, wie das ausgehen wird.

  23. Leider hört im Land ohne Grenzen die Kenntnis vom Zusammenhang von Geschichte und Politik bei der Mainstream-Meinungshoheit-Elite an der geographischen Landesgrenze auch schon wieder auf. Dummheit, Ungebildetheit oder Ignoranz?

    • Für zu viele Deutsche besteht die über zweitausendjährige Geschichte in Deutschland nur aus zwölf Jahren!

  24. „Sozialdemokratisch ist konservativ, konservativ ist rechts, rechts ist rechtsradikal, rechtsradikal ist faschistisch“ und weiter „Die Agenten der diffusen Furcht handeln heute wie damals: besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten“.
    Das ist genau die vorherrschende Denkweise derer, die die „Meinungshoheit“ in unserem Land bestimmen wollen.

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