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Um die Opfer geht es nicht

Charlottesville, Paris, London, Berlin und so weiter

13.08.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Politische Einäugigkeit ist niemals akzeptabel und von Niemandem. Nirgendwo. Aufrichtigkeit ist gefragt.

Donald Trump hat zum Anschlag in Charlottesville kein klares Wort gesagt. Dass er das nicht tat, weil das Attentat den Gegendemonstranten galt, die gegen eine Demonstration der „alt-right“ genannten Bewegung gerichtet war, also gegen einen Teil seiner Wählerschaft, ist unübersehbar. Bei Anschlägen mit islam(ist)ischer Motivation twitterte er stets sofort und scharf. Politische Einäugigkeit ist niemals akzeptabel. Auch hier nicht. Für die unbedingten Freunde von Recht und Freiheit gibt es keinen Spielraum für Ausreden oder Relativierungen.

Dass der Anlass der Gewalttat die Auseinandersetzung über ein Monument des Südtstaaten-Generals Lee und die Umbenennung des nach ihm benannten Parks war, unterstreicht einmal mehr, wie wenig von einer Bewältigung des amerikanischen Krieges gesprochen werden kann, den – unverändert – die einen Civil War nennen und die anderen War between the States. Uns in Europa sollte das immer wieder daran erinnern, wie lange es braucht, bis innere Umbrüche in Gesellschaften als befriedet angesehen werden können. Aber das ist eine eigene, andere Geschichte.

Was mir an Charlottesville wieder ins Auge springt, ist, dass es den allermeisten, die öffentlich hörbar sind, Politiker, Stimmen der organisierten Gesellschaft und Journalisten, nicht um die Opfer geht. Ja, sie, die Tat und die Täter werden in ritualisierten Formeln, die stets die gleichen sind, erwähnt. Doch die Masse und Kraft der Worte richtet sich gegen den politischen Gegner, den man wegen seines inakzeptablen Verhaltens verurteilen kann. Die Meinungsführer-Medien auf beiden Seiten des Atlantiks verurteilen Trumps Äußerungen oder besser Nichtäußerungen zu Recht.

Das erinnert mich an den großen Anschlag von Berlin und die vielen alltäglich gewordenen „kleineren“ Gewalttaten und Übergriffe. Statt klare Worte von den politisch Verantwortlichen für die permanent weiter abnehmende Sicherheit der Bürger zu verlangen und Abhilfe, üben die Meinungsführer-Medien sich im Abwiegeln, Relativieren und auch in schlichtem Verschweigen, als wäre es ihre Aufgabe, den Herrschenden die Notwendigkeit klarer Worte und Standpunkte zu ersparen.

Es ist der Medien Pflicht, den Opfern ein Gesicht zu geben, um die Grausamkeit und Abscheulichkeit der Tat zu verdeutlichen. In Deutschland wird da der Datenschutz vorgeschoben. Die Amerikaner zeigen sie, wie auch die Franzosen, Engländer, Israelis, Russen, wo immer der Terror zu schlägt, welcher auch immer gegen wen auch immer.

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20 Kommentare

  1. OMG – kommentieren, worüber ich nicht schrieb?

  2. Es kommt eben auf das tatsächliche Ereignis und damit die Unterschiede nicht an, jeder Anlass wird gegen „die Anderen“ instrumentalisiert, um die Opfer geht es nicht. – Aber steht das nicht in meinem Text?

  3. Siehe, was Trump inzwischen nachgeschoben hat.

  4. Umgekehrt kann man natürlich auch sagen, lass Trump über Deutschland reden was er will.

  5. Daß Anlaß der Demo, die sodann ausartete, der Stadtratsbeschluß zum Abbauen eines auf dem Platz seit ca. 150 Jahren stehenden Denkmals des erfolgreichen Militärs Robert E. Lee war, wird in den hiesigen Medien meist verschwiegen oder nur als Randnotiz erwähnt. Erwähnt wird überhaupt nicht, warum man jetzt eine Notwendigkeit zum Handeln = Entfernen der Statue sah, aus meiner Sicht ohne Not eine Provokation mit dem Ziel dessen auf den Weg brachte, was die Bessermenschen nun bejammern.

  6. Eine Ergänzing:

    Wir vergessen ja auch teils schnell:

    Als Mitte Juni ein Unterstützer des früheren demokratischen
    Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders auf republikanische
    Kongreßabgeordnete bei einem Baseballspiel schoß und den „Whip“ Steve
    Scalise dabei schwer verwundete, gab es in der „Presse“ (auch in der internationalen) nahezu gar keine Reaktion, soweit ich weiss – zumindest diese Reaktionen nicht, wie jetzt.

    Hätte der Kongressabgeordnete sterben müssen, damit das dann vergleichbar wäre – und so, da er, Gott sei dank, nicht tot ist – ist das dann egal ?
    Wobei da die Tötung gezielt (Per Schusswaffe) beabsichtigt war – auch nach Aussage des Täters.

    Wie ist das nun mit den Augen und der Blindheit ?

  7. Naja, als vor nicht mal ein paar Monaten des Bombenattentat an dem BVB-Bus passierte, da ging es einigen nicht schnell genug, von einem islamistischen Anschlag zu sprechen. Und man beschimpfte sogar die Medien, dass die das nicht schon nach wenigen Stunden taten, sondern recht zögerlich waren. In welche Richtung sich das dann entwickelte, wissen Sie vermutlich auch noch.

  8. Ruhig, Blut! Die Kräfte fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen werden initial stets unterdrückt und bekämpft – die Geschichte wimmelt nur so von Beispielen. Jedoch: Der Geist, die Idee, ist aus der Flasche, den Rest ergeben die allgemeinen Lebensumstände, die Realität, die zur Reifung führen. Ein neuer Zeitgeist emergiert. In dem Moment, wo es dann opportun wird, springen die Mächtigen auf den neuen Zug auf und all jene, die die Induktion eines neuen Zeitgeistes bewirkt haben, werden nicht selten vergessen, zumindest sind sie meist keine Nutznießer der Entwicklung. Alle wissen, dass die AfD und Pegida Recht haben, das macht die ganze Sache ja so komisch! Es wird getrickst, getarnt und getäuscht . . . jedoch: Helfen, wird es alles nichts. Man erreicht am Ende genau das Gegenteil vom Intendierten! Recht, so!

  9. Wie alle Trumpianer lesen Sie nicht, was ich geschrieben habe. Für oder gegen Trump, weiter kommen sie in keinem Text.

  10. Wie alle Trumpianer lesen Sie nicht, was ich geschrieben habe. Für oder gegen Trump, weiter kommen sie in keinem Text. Ach ja, danke für die Unterstellung.

  11. Gemach, das war nur ein verwirrter Einzeltäter mit Problemen. Kein Grund die Rechten pauschal zu verurteilen.

  12. Wollen Sie noch mal lesen, was ich schrieb? Nicht darüber, was Sie kommentieren.

  13. Zu dieser Zeit war (und ist bis jetzt) nicht klar, was genau die Hintergründe sind. In so fern ist die Hyperventilation in diesem Artikel, wie auch in den MSM überzogen, was an sich schon schade ist. Dass die Antifa und die BLM gewalttätig waren (wieder mal) sollte auch nicht unterschlagen werden, in so fern ist die Verurteilung von Gewalt auf beiden Seiten eine logische Reaktion.

    Zu der Bilderstürmerei in den Süd Staaten soll jeder denken was er will, aber was das mit fehlender Aufarbeitung zu tun haben soll erschließt sich mir nicht.

  14. Ich muss fragen, da es mir tatsächlich nicht bekannt ist:

    Erfolgte Trumps Reaktion wirklich zu einem Zeitpunkt, als der Vorgang mit dem Auto bereits geschehen und der Fahrer als vorsätzlicher Täter gegen die Gegendemonstration bereits festgestellt worden war, Trump darüber also vollständig informiert war?

    In den deutschen Nachrichten war das zwar hintereinander geschnitten – was ja aber nicht zwangsläufig auch eine entsprechende reale zeitliche Reihenfolge wiedergeben muss. Ist also wirklich ausgeschlossen, daß Trumps allseitige Ermahnung gegen Gewalt sich nur auf die Flaschenwürfe und Prügel etc. bezog?

    Zu etwas anderem:
    Wenn der Autovorfall sich durch die Ermittlungen als vorsätzliches Verbrechen erweist, brauchen wir über eine moralische Verurteilung dieser kriminellen Tat natürlich nicht zu diskutieren.

    Ohne jegliche Relativierung also stellt sich mir allerdings die Frage, wieso auch hier wieder eine Demonstration sowie deren Gegendemonstration zur gleichen Zeit und am gleichen Ort zugelassen wurde?

    Wie gestern zu lesen war, soll es bezüglich des Denkmals eine Abstimmung gegeben haben, bei der sich etwa 10 mal so viele Personen gegen die Entfernung des Denkmals ausgesprochen haben sollen, wie für eine solche – was ich nicht überprüfen kann. Jedenfalls scheint es nicht so zu sein, daß hier etwa eine große Mehrheit für den Abriss war; somit musste man doch einen größeren Konfliktherd erwarten.

    Das nahezu begeisterte Aufnehmen der Vorgänge in den Medien, die unverpixelten Bilder des Autofahrers sowie von Opfern hinterließ nach meinem Empfinden einen Eindruck von „Endlich haben wir Munition gegen Trump“. Jedenfalls hatte ich z.B. bei der „Welt“ genau diesen Eindruck, nach dem kein Kommentar von mir durchgekommen war.

  15. Was für ein Unsinn! Georgen, das einzige, was Sie offenbaren, ist ihre totale Ahnungslosigkeit über das, was in den Staaten gerade passiert!

    • Darüber was in den USA geschieht, habe ich – heute – nicht geschrieben.

    • Kennen Sie so etwas Normales wie die höfliche Anrede ‚Herr‘? Gekrönt übrigens mit dem korrekten Namen?
      Aber vielleicht bin ich da einfach old school – sorry.

  16. Ich bin mir hier nicht so sicher, oben man da von Einseitigkeit oder nicht vielmehr gerade nicht von Einseitigkeit sprechen sollte.
    Tatsache ist, dass Demonstranten und Gegendemonstranten mit Baseballschlägern und Flaschen aufeinander losgegangen sind. Da ist es doch naheliegend, die Gewalt auf beiden Seiten zu verurteilen.
    Was die Autoattacke anbelangt, so spricht bisher nichts dafür, dass es sich hierbei um einen geplanten terroristischen Akt gehandelt hat. Vielmehr scheinen da bei irgendeinem Wirrkopf die Sicherungen durchgegangen zu sein.
    Weshalb sollte Trump nun also über das Stöckchen der linken Presse springen, und von einem „Terroranschlag weißer Rassisten“ sprechen?
    Das eigentlich Tragische besteht doch darin, dass es in Amerika, wie auch bei uns in Europa offenbar nicht mehr möglich ist, respektvoll und fair über Dinge zu reden den, die einen Teil der Bürger sehr stark bewegen.

  17. Wer die Heftigkeit der Auseinandersetzungen in der US-amerikanischen Einwanderungsgesellschaft verstehen will, der lese Tom Wolfe „Back to blood“ (ist auch der deutsche Titel). Genial ist das Hörbuch in englischer Sprache. Am Beispiel von Miami (erste Großstadt, in der die weiße Bevölkerung zur Minderheit geworden war) schildert Wolfe in seiner Burleske, warum die Sozialbiologie so mächtig ist und ein friedliches Nebeneinander ganz verschiedener Ethnien auf Dauer noch nirgends möglich war.

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