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Zum frühen Tod von Bettina Gaus

Ciao, Bettina. Wir treffen uns in Beaulieu.

01.11.2021

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Journalistin Bettina Gaus ist im Alter von 64 Jahren überraschend gestorben. Ein Nachruf auf eine Kollegin, die weniger auf der anderen Seite als über den Dingen stand.

Bettina Gaus ist gestorben. Ich gestehe, es trifft. Wir waren Kommilitonen auf der Deutschen Journalistenschule, es ist, das muss ich jetzt nach ihrem Tod sagen, fast ein Leben her.

Bettina gehörte zu den scharfzüngigsten Kolleginnen, damals sagte man noch ganz unbedarft: Mitschülern. Sie pflegte ätzenden Spott, was aber nicht ihre persönliche Hilfsbereitschaft schmälerte. Den Start in den Journalismus hat sie sich nicht leicht gemacht. Ihr Vater war der Chefredakteur des Spiegel und präzise nachfragender Fernseh-Interviewer, gegen den heutige Moderatoren wirken wie Ritter mit dem Zahnstocher. Später war er der Ständige Vertreter der Bundesrepublik in der DDR, was sie nutzte, um schmutzige Wäsche am Wochenende in Ost-Berlin reinigen zu lassen. Was macht man mit so einem Vater im Gen-Gepäck und dem wissenden Lächeln der Big Bosse, wenn sich so eine Tochter bewirbt?

Bettina nutzte das nicht. Sie versuchte, dem auszuweichen.

Sie war von 1983 bis 1989 Redakteurin bei der Deutschen Welle und berichtete dann bis 1996 aus Nairobi. Sie hat die Afrika-Berichterstattung geprägt; dem Kontinent auch über ihren Partner verbunden. Es waren keine volkstümelnden oder von oben herab geschriebenen Geschichten, sondern Storys aus der Perspektive eines Kontinents, der so viele Facetten hat. Folgt man ihrer Spur, dann hat man den Verdacht, dass sie mehr Nächte im Flieger oder im Bus statt im eigenen Bett verbracht hat; sie hat alle Orte besucht, beschrieben und analysiert, die später Donald Trump als „Shitholes“ beschrieben hat. Es waren aber auch Orte der Menschlichkeit, des Fortschritts und der Freude. Thema und Sprache waren immer distanziert, kritisch, fair, und sie machte wenigstens auf diesem Gebiet ihre Zeitung führend: die taz.

Zunächst freiberuflich, ab 1991 als Korrespondentin über Ost- und Zentralafrika. Danach leitete sie bis 1999 das Parlamentsbüro der taz, bis 2021 war sie deren politische Korrespondentin. Seit Anfang April 2021 war sie Kolumnistin beim Spiegel. Sie kehrte auf den Kontinent zurück, von dem sie aufgebrochen war. War es schon ein Zeichen? Viele wunderten sich über den Wechsel, denn die Altersgrenze ist auch für angestellte Journalisten ehern. Warum jetzt noch das Blatt wechseln? In der kurzen Zeit schrieb sie ihre besten Stücke. Wie zum Abschied.

Im Wahlkampf wandte sie sich sogar von den Grünen ab, denen sie immer schreiberisch nahe gestanden hat. Es war ein eisiger Ton:

„Ich möchte von niemandem regiert werden, der oder die sich ein moralisches Urteil über meine Lebensführung erlaubt. Ein politisches Urteil? Sehr gern.

Ich esse nicht besonders gern Fleisch, habe kürzlich mein Auto verkauft und nie den Wunsch gehabt, ein Eigenheim mit Garten zu besitzen. Eigentlich. Aber in dem Augenblick, in dem ich diesen Tonfall höre, diesen ganz besonderen Tonfall, den ich als hochmütig und als übergriffig empfinde: In genau diesem Augenblick wünsche ich mir einen SUV, sechsmal in der Woche Steak und eine protzige Villa ohne Solardach. Aus Prinzip. Wenn Leute mich behandeln wie eine trotzige Heranwachsende, dann benehme ich mich auch so.“

Bettina Gaus begann beim Spiegel, zwischen den Welten zu wandern. Ihre Kolumne machte sich nicht gemein mit dem Zeitgeist, sondern kritisierte ihn – wenigstens in ihrer Kolumne, wenigstens in ihren Zeilen. Sie schrieb längst von einem einsamen wie hohen Turm aus, dessen Stockwerke nur sie selbst zählen konnte. In einer ihrer letzten Kolumnen setzte sie ein Fanal an Klarsicht gegen eine Titelgeschichte, wie sie kaum einfacher gestrickt sein konnte. Die Causa Julian Reichelt.

In diese Debatte habe sich

„ein merkwürdig prüder Ton geschlichen. Inzwischen entsteht der Eindruck, Frauen seien stets und grundsätzlich die Opfer in Beziehungen mit männlichen Vorgesetzten – auch dann, wenn sie selbst eine solche Beziehung wünschten. Hinter einer solchen Sicht steckt ein Weltbild, in dem Frauen nicht imstande sind, selbstbestimmt die Entscheidung darüber zu treffen, mit wem sie ins Bett gehen wollen. Das ist eine besonders perfide Art der Diskriminierung, weil sie sich als Fürsorge tarnt.“

Journalismus bleibt nicht; er vergeht wie die Spuren unserer Füße im Sand am Saum des Meeres. Unsere Texte werden weggewischt für den nächsten Aufreger.
Aber von Dir bleibt ein scharfer, oft lächelnd vorgetragener Satz.

Ciao, Bettina. Wir treffen uns wieder im Sommer in Beaulieu.

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32 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Tichy,
    es ehrt Sie sehr als Kollege und womöglich Freund von Frau Gaus, dass Sie der politischen Gegnerin in ihrem Tode so freundlich die Hand reichen.
    Aber das „De mortuis … nisi bene!“ gilt nichts mehr, spätestens seitdem wir den im Tode ausgleichende Gerechtigkeit schaffenden Gott in die Tonne getreten haben. Damit haben wir uns selber dazu verdammt, auch im Tode noch Urteil sprechen zu müssen.
    Für mich war diese Frau, zumindest in ihrer Zeit bei der taz, eine der neuen linken Weiber, die dieses Land und seine angestammte Bevölkerung wie ein „mieses Stück Scheiße“ behandelt und die wort-kräftig dazu beigetragen haben, diese phantasielose, politisch völlig unbegabte, maulfaule Kanzler*In (ihr allein sei der glottal stop der ARD als Stigma zuerkannt) mit ihren linken Ideen und Phantasmagorien zu befeuern. Und diese Kanzler*In hatte, aufgrund ihrer Sozialisation im SED-Pfarrhaus, niemals den Skrupel oder die politische Weisheit sich und uns alle davor zu hüten (wie sie geschworen hatte), all diese verderblichen Weisungen der Linken radikal und ohne Rücksicht umzusetzen.
    Nein, Bettina Gaus ist und bleibt eine unserer vorrangigen politischen Gegner, ja, ich sollte sagen eine Feindin, denn Gnade vor ihnen haben wir nie gefunden – und Sie, werter Herr Tichy, vermutlich auch nicht.

  2. Nach Hengameh Yaghoobifarahs volksverhetzerischer „Polizisten auf den Müll!“-Kolumne in der taz war es eisig um Bettina Gaus geworden: Ihre ehemaligen taz-Kollegen und -Kolleginnen haben sie schlichtweg weggebissen, weil sie sich dagegen verwehrt hat, dass man Menschen als „Müll“ bezeichnet.
    So kam sie dann in ihren letzten Monaten -ausgerechnet- zum SPIEGEL : Was für ein Treppenwitz, dass der SPIEGEL zur journalistischen Zufluchtsstätte für jemanden wurde, der der taz „zu links“ war!
    Und was für ein Witz auch, dass „(zu) links sein“ im Jahre 2021 in DE einfach nur bedeutet, dass man Menschen als Menschen statt als „Müll“ bezeichnet.

  3. Nein,lieber Herr Tichy:kluge,weise und wichtige Worte
    bleiben immer!Ich sammle seit Jahrzehnten gutes
    Geschriebenes aus Tages-und Wochenzeitungen,Maga-
    zinen sowie Büchern für meine persönlichen Tagebuch-
    aufzeichnungen.Sie sind mir auch in den Jahren und
    Jahrzehnten danach immer noch wichtige politische
    Argumentationshilfen! Meine Güterzugleistungen,die
    ich als Lokomotivführer dagegen in meinem anonymen
    Beruf erbringe,sind bereits kurz nach der
    Ankunft in den Zielbahnhöfen vergangen und vergessen!

  4. Respekt für Ihren persönlichen Nachruf, Herr Tichy.
    Mein Bild von Frau Gaus war sehr viel negativer und die von Ihnen zitierten letzten Äußerungen erinnern dann doch sehr an den „Zauberlehrling“ (Die Geister, die ich rief …).
    Egal: De mortuis nil nisi bene.
    Was ich mich aber frage ist, ob im umgekehrten Fall von Frau Gaus auch nur 1 positives Wort öffentlich über Sie vernommen worden wäre.
    Die Antwort erahnen wir alle … .

  5. Ein fairer, kluger Nachruf auf eine intelligente, meinungsstarke Journalistin, die mir als linke Vertreterin im Presseclub im Gedächtnis bleiben wird.
    Ihr war die Politik und das Debattieren quasi in die Wiege gelegt worden.

    Keine Schwurbeleien, sie versuchte durch glasklare Argumente, zu überzeugen. Was ihr auch oft gelang.

  6. Wer über den Dingen steht, bleibt in diesem Fall trotzdem links und in diesem Sinne hat sie meist scharf geschossen, wenn sie ihre linken Thesen vertreten hat und die mögen ja aus ihrer Sicht die eigene Weltanschauung gestärkt haben, das Empfinden anderer hat sie aber meistens nicht berücksichtigt und somit war sie Teil der gesamten linken Community, die im Prinzip mit zum heutigen Zustand beigetragen hat.

    Nun mag es ja sein, daß sie ihre Thesen etwas eloquenter unters Volk gebracht hat, es wird aber auch über den Tod hinaus nicht besser und man sollte bei aller Trauer beim Verlust eines Menschen dessen ehemalige Intention so sehen wie sie war, nämlich gegen konservative Werte gerichtet und das war ein Teil der Mißachtung dem Eindruck nach und eine stete Belastung für die Gegenseite, wenn sie offen und in schöner Regelmäßigkeit dagegen vor ging.

    Eine persönliche Beziehung läßt sicherlich manches in anderem Licht erscheinen und dennoch sollten politisch geprägte freundliche Feindschaften nicht darüber hinwegtäuschen, daß es Trennlinien gibt, die auch bei schmerzvollen Ereignissen bleiben, was dem Können des Gegenübers keinen Abbruch tut.

    • Die meisten Linken, die ich kenne, hatten bislang nur keinen Grund ihre Ansichten zu überdenken. Bei Frau Gaus, so bin ich mir sicher, hatte dieser Denkprozess bereits eingesetzt:
      Aber in dem Augenblick, in dem ich diesen Tonfall höre, diesen ganz besonderen Tonfall, den ich als hochmütig und als übergriffig empfinde: In genau diesem Augenblick wünsche ich mir einen SUV, sechsmal in der Woche Steak und eine protzige Villa ohne Solardach. Aus Prinzip.“
      Leider wurde der Denkprozess nicht mehr zu Ende gebracht, aber sie befindet sich ja nun außerhalb zeitlicher Schranken.

  7. Lieber Herr Tichy,

    das war ein bewegender und vorbildlicher Nachruf, den ich hier mit einem Wunsch verbinde, der hoffentlich nicht als unangemessen wahrgenommen wird: bitte bilden Sie junge Journalisten aus, die dereinst selbst Nachrufe in dieser journalistischen und ethischen Qualität werden verfassen können, denn viele andere Medien tun das nicht mehr. Wir sind alle sterblich und es wichtig, dass Kultur, Sprache und Zivilisation fortgesetzt wird, wenn unsere Generation diese Welt verlassen hat. Und dazu gehört ganz sicher auch der würdevolle Umgang mit unseren Verstorbenen, ob in Ritualen, Gesetzen oder eben Nachrufen.

    PS: Der Ausdruck „Mitschüler“ ist kollegial und nicht negativ konnotiert, zumindest nicht im Sprachgebrauch meiner Filterblase, aber die gendert noch nicht…

  8. Sehr geehrter Herr Tichy, ich verneige mich vor ihrer Fairnis und dem Mut, der zu einem solchen, bei mir zu Herzen gehenden Zeichen des Anstandes führt und Frau Gaus in dieser Weise ehrt. Ihr Vater, Günter Gaus, war mir in den Jahren seines Engaments für sein Land ein Orientierungspunkt im journalistischen Wesen der Republik. Herzlichen Dank für ihre so gut tuenden Worte.
    W.Schuckmann

  9. Ein wunderbarer Nachruf und ein Beispiel für respektvolles Miteinander in einer Demokratie. Mehr als nur „de mortuis nihil nisi bene“.

  10. Wunderbarer Nachruf von Herrn Tichy. Der frühe Tod von Bettina Gaus trifft einen sehr unerwartet, ist sie mir persönlich doch noch so sehr aus den vielen Presseclub-Sendungen als stets sympathische und meinungsstarke Journalistin präsent. Man mag es gar nicht glauben, und auch wenn ich nur selten mit ihren für meine Begriffe viel zu linken Positionen einverstanden war, so war sie doch Vertreterin einer Liga von Journalismus den man heute eher vermisst. Es ist dieser Journalismus, der eben doch nie ganz verschwindet, weil sein Blick auf die Welt unvergessen bleibt.

  11. Bettina Gaus war etwas ganz besonderes. Unendlich schade, dass sie nun nicht mehr ist. Ich bin einfach nur traurig.

  12. Vom Wandern schwer krank:
    Ein Traum, der dürre Heide
    Im Kreise durchirrt.

    Bashô (1644 – 94)

  13. Ich habe Bettina Gauß früher oft im ARD-Presseclub gesehen (Roland Tichy war auch oft zu Gast, als Wiwo-Chefredakteur), damals noch unter der Leitung von Fritz Pleitgen. Obwohl ich ihr häufig nicht zustimmen konnte, fand ich sie ausgesprochen sympathisch und fair gegenüber Andersdenkenden wie etwa Tichy. Sie gehörte noch zu einer Journalistengeneration, die ihren Auftrag für objektive und faire Berichterstattung ernst nahm.

  14. Herr Tichy, das erste Mal, dass mir ein Artikel von Ihnen Tränen in die Augen treibt.
    Sie ehren würdig und lebensnah eine große Kollegin
    RIP

  15. In Deutschland wird zur Zeit immer öfter überraschend und unerwartet gestorben. Das ist sicher kein Zufall, sondern Ergebnis einer gewissen Gesundheitspolitik.

    • Im Einzelfall immer Spekulation in Ermangelung näherer Kenntnisse, aber in der Summe der Fälle in letzter Zeit teile ich Ihre Beobachtung.

    • In Corona-Zeiten ist man daran interessiert zu erfahren, woran jemand gestorben ist. Vielleicht an Corona? Ungeimpft? Doppelt geimpft? Überall liest man nur: an einer schweren Krankheit gestorben. Warum wird hier bei einer prominenten Journalistin solch ein Geheimnis darum gemacht?

  16. Respekt Herr Tichy für Ihre warmen, wertschätzenden Worte

  17. Schade, dass die Linken immer ein halbes (oder mitunter ganzes) Leben für die Erkenntnis brauchen, dass ihr antibürgerlicher Furor und ihre Verachtung des biederen Normalen im Kern zutiefst menschenfeindlich ist.

  18. Ein wunderbarer Nachruf, Herr Tichy. Er zeigt, daß man sich wertschätzen kann, selbst wenn man in fast allen Dingen anderer Meinung ist. Und ich habe wieder etwas gelernt: Ich kannte Herrn Gaus als Ständigen Vertreter der Bundesrepublik in der DDR. Und ich kannte Frau Gaus aus vielen Talkrunden im Fernsehen, als ich mir diese noch anschaute. Aber ich wußte nicht, daß das Vater und Tochter sind. Aber wenn ich das Bild von Frau Gaus über dem Nachruf anschaue, erkenne ich jetzt tatsächlich Herrn Gaus in seiner Tochter wieder.

  19. Oh je. Das macht einen ja immer traurig, wenn ein Mensch auch aus dem eigenen Leben geht. Bettina Gaus, die ich bei der Deutschen Welle kennen lernte, war kantig, gar nicht leicht, gar nicht banal, eigentlich sicher nicht „nett“, aber intelligent und eben insofern wichtig. Uff, man könnte viel sagen über magelnde Dankbarkeit für Privilegiertheit, Proletkult, eine gewisse gefühlsarme intellektuelle Überheblichkeit …. aber das ist jetzt eine sehr berührende traurige Nachricht. Wenn ein wichtiges Leben zu Ende geht …. Danke für die ehrenvolle Mitteilung.

  20. Ich finde es übertrieben zu behaupten, sie habe immer über den Dingen gestanden. Sie war schon auch eine Aktivisten, die möglicherweise spät ahnte, welchen Geist sie aus der Flasche gelassen hat. Auch sie gehörte zu den Leuten, die ausrechenbar waren, Stereotype verbreitet und die zumindest ich nicht als fair empfunden habe. Diskussionsrunden mit ihr fand ich wohl deshalb unspannend. Sie mag ein sympathischer Mensch gewesen sein. In meiner Wahrnehmung hinterlässt sie aber (leider) keine Lücke.

  21. Man kann für verschiedene Teams spielen und dennoch freundschaftlich und respektvoll miteinander umgehen. Schöne Geste, dieser Text. An einem Ort, den viele ihrer Fans vermutlich als Feindesland bezeichnen würden.

    Frau Gaus gehört zu den Andersdenkenden, die ich aufrichtig respektieren kann. Weil sie das „denken“ in diesem Satz wörtlich nahm und zu einer Generation von Journalisten gehörte, die noch Berufsehre hatten und sich nicht als plumpe Aktivisten sahen.

  22. Ein berührender Nachruf. Ihren Tod bedaure ich ganz aufrichtig, wie sehr ich Frau Gaus auch gemeinhin widersprochen habe. Gott wird sich ihrer Seele annehmen und ihr bei sich einen Tisch bereiten.
    Mich läßt der Gedanke nicht los, woran sie verstorben ist. So weit ist es schon gekommen, daß ich mir dies und das denke auch im Hinblick auf das, was uns allen nahegebracht wird in diesen Tagen. Ich möchte mich davon lösen; ruhe sanft.

  23. Wie aus einer anderen Welt: dass man 2021 noch in der Lage ist einer Vertreterin der „anderen Seite“, die Frau Gaus ja in großen Teilen war, so einen Respekt zu zollen, findet meine Hochachtung, Herr Tichy!

  24. Eine Ihrer Kommilitoninnen ist gestorben,das ist bedauerlich und dazu mein Beileid.

    Ich habe die Kolumnen im Spiegel auch gelesen und war überrascht ob der Altersweichheit und parteilosen Betrachtung,allerdings geht darüber nicht das vorherige Werk unter….
    Eine gute Reporterin,in der Tat,aber komplett auf dem falschen Dampfer

  25. Vielen Dank für den schnellen und zutreffenden Nachruf auf Frau Gaus. Ich habe ihre Texte gern gelesen. Man merkt, wenn sich eine Journalistin / ein Journalist müht um die Sprache in seinem Text. Um die Information, nicht um irgendeine Mission. Insofern ist TE wirklich ein täglicher Genuss! Und daher möchte ich Ihnen auch widersprechen, Herr Tichy. Guter Journalismus verbleibt doch, er wird ausgedruckt, gesammelt (die Hefte von TE), weitergegeben, diskutiert. Das habe ich 26 Jahre in der DDR gelernt, das lebe ich weiter. Und irgendwann kommen auch bessere Zeiten. Manchmal braucht man etwas Geduld, manchmal geht es ganz schnell (wie 1989). Bleiben Sie gesund! Und bleiben Sie weiter so humorvoll aktiv!

  26. Dem Text bzw. der Sicht von Frau Gaus beim Thema Reichelt kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen. Die Frauen, die im vergangenen Jahrhundert die sog. Gleichberechtigung lebten, waren in einer anderen Liga unterwegs als die heutigen sog. Frauen, die unselbständiger, amoralischer und asozialer sind, als es ihre Vorfahrinnen je waren. Danke für die Bestätigung meiner Empfindungen. Menschen, die klar sehen, klar denken und direkt aus- und ansprechen, was sie denken, was schief läuft, waren nie so gern gesehen, aber so gehasst wie heutzutage, das ist schon lang her.

  27. Hallo Herr Tichy,
    Das ist ein sehr schöner Nachruf. Geprägt von Respekt, auch wenn man sicher oft auf entgegengesetzten Seiten stand oder besser gesagt schrieb. Dieser Respekt ist genau das, was ich seit einigen Jahren zusehends vermisse – und das will mit meinen 31 jungen Jahren wohl etwas heißen. Bewahren Sie sich diesen Tonfall, auch wenn es manchmal schwerfällt.
    Grüße
    Christian Hettmann

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