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Nachhaltige Prioritätensetzung nötig

100 Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr: Was bringen sie?

15.03.2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Die Bundeswehr wird mit einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro ausgestattet. Jetzt ist langer Atem gefragt. Und zwar über die laufende Legislaturperiode hinaus. Es gibt viel zu tun!

Man kommt aus dem Erschrecken ob eines nahen Krieges mitten in Europa und aus dem Staunen ob „historischer“ deutscher Entscheidungen nicht mehr heraus: Kriegsverbrecher Putin überfällt am 24. Februar die Ukraine. Ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Für ihn ist die Ukraine „Kleinrussland“ – ein Land, das sich Putins panslawischem Größenwahn gefälligst nicht zu widersetzen hat und schon gar nicht „go west“ schielen soll.

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Drei Tage später verkündet Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag, 27. Februar, im Bundestag: Wir werden die Bundeswehr mit einem „Sondervermögen“ von 100 Milliarden ausstatten und die – übrigens seit 2002 bestehende – Nato-Vereinbarung, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung und Rüstung auszugeben, übererfüllen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) schwärmt gar von einer Bundeswehr, die eines gar nicht fernen Tages die stärkste Armee Europas sein wird. Nun gut, Lindner hat wohl noch nicht registriert, dass die stärksten Armeen West- und Mitteleuropas wohl auf längere Sicht die Armeen Frankreich und Großbritanniens sein werden. Beide sind Atommächte und auch deshalb neben den USA, Russland und China ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates.

Zu den 100 Milliarden: Sie sind abzüglich Mehrwertsteuer effektiv 84 Milliarden und inklusive Inflation wohl nur 65 Milliarden wert. Und der 2-Prozent-Anteil am BIP? Dieses Doppelpaket ist längst überfällig. Denn es ist beileibe kein Kalauer mehr, dass die Bundeswehr eine Armee ist, in der viele Panzer nicht fahren, Schiffe nicht schwimmen oder tauchen und Kampfjets samt Hubschraubern – weil nicht einsatzfähig – am Boden bleiben. Den Kalauer der Jahre 2014 bis 2019, dass die Bundeswehr weniger einsatzfähige Panzer habe, als Verteidigungsministern Ursula von der Leyen Kinder hat, lassen wir als Realsatire so stehen.

Nun also 100 Milliarden und 2 Prozent Anteil am BIP: Widersprüche gibt es bereits bei den seit Jahrzehnten stramm pazifistischen Roten und Grünen. Es knirscht dort im Gebälk. Und wenn FDP-Finanzminister Christian Lindner diese 100 Milliarden als „Sondervermögen“ verkündet hat, wird ihm das auch in seiner Partei auf die Füße fallen. Denn was bitte bedeutet „Sondervermögen“? Es sind neue Schulden!

Schnell haben die Tricksereien begonnen. Am Mittwoch, 16. März, will Lindner bereits einen Haushaltsentwurf für die Jahre bis 2026 vorlegen. Mit heißer Nadel gestrickt. Für die Verteidigung sind bis dahin viermal 50,1 Milliarden pro Jahr vorgesehen. Im Haushaltsjahr 2021 sind es rund 47 Milliarden. 50 Milliarden – das ist eine Größenordnung, mit der die 2-Prozent-Vereinbarung aller Nato-Mitglieder nicht erfüllbar ist. Allein mit dieser Größenordnung wird Deutschland bei einem BIP-Anteil aktuell bestenfalls bei rund 1,6 Prozent verharren. Derzeit liegen unsere Verteidigungsausgaben bei 1,45 bis 1,55 Prozent des BIP – je nach Art der Berechnung.

Nun also die 100 Milliarden: Wir wissen nicht, die Bundesregierung weiß es wohl auch nicht, für welchen Zeitraum diese Summe gedacht ist. Für die laufende Legislaturperiode bis formal Ende 2015? Oder – was im Interesse der Planbarkeit sinnvoll wäre – über 2025/2026 hinaus? Oder auf 10 Jahre gestreckt?

Bringen die 100 Milliarden etwas?

Ja, sie bringen etwas, wenn man berücksichtigt, dass man viel Geld in die Hand nehmen muss, um die Bundeswehr personell aufzurüsten. Es fehlt in Zeiten hybrider Kriegsführung an Bewerbern vor allem im Bereich IT.

Ja, die 100 Milliarden bringen etwas, wenn man endlich eine ordentliche Ersatzteil- und Munitionsbevorratung und eine passende Wartung aller Gerätschaften einberechnet und unter Vertrag nimmt.

Ja, die 100 Milliarden bringen etwas, wenn man das monströse und mit zehntausend Beschäftigten aufgeblähte Koblenzer Beschaffungsamt durchforstet und dynamisiert.

Ja, die 100 Milliarden bringen etwas, wenn man von „Goldrand“-Projekten wie einem gemeinsamen deutsch-französischen Kampfjet Abstand nimmt und – wie nun urplötzlich geplant und nicht eben zur Freude der Franzosen – bewährte Systeme wie mit 35 Stück den US-Kampfflieger F-35 anschafft. Kostenpunkt: 3,5 Milliarden.

WIRD ES OHNE EINE WEHRPFLICHT GELINGEN?
Ein Plus von 100 Milliarden für die Bundeswehr: Wie gewinnt man das notwendige Personal?
Ja, die 100 Milliarden bringen etwas, wenn die Planer der Bundeswehr aufhören, dem letzten technologischen Schrei hinterherzujagen, statt robuste Waffensysteme zu bestellen. Am Ende kommen nämlich anfällige Systeme heraus, wie etwa der neue Schützenpanzer Puma, bei dem von den 71 ersten Exemplaren schon nach einem Jahr nur noch 27 funktionierten. Oder das neue Transportflugzeug A400M „Atlas“, von dem 2021 nur zehn der dreißig Maschinen einsatzfähig waren. Am düstersten war es jedoch 2020 bei den Hubschraubern, als nur 23 Prozent der neuen Transporthelikopter NH 90 und sogar nur 18 Prozent der neuen Kampfhubschrauber UH „Tiger“ flogen.

Ja, die 100 Milliarden bringen etwas, wenn man, ohne sich einer Privatisierung der Bundeswehr auszuliefern, überlegt, ob nicht manch ziviles Objekt günstiger sein könnte als ein rein militärisches. Siehe etwa die beiden Marine-Tankschiffe „Rhön“ und „Spessart“, die als Ein-Kammer-Tanker nicht mehr einsatzfähig sind und für rund 900 Millionen durch neue militärische Schiffe ersetzt werden sollen. Zivile Doppelhüllentanker wären um ein Vielfaches preiswerter.

F-35-FLUGZEUGE FüR DIE LUFTWAFFE
100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm beginnt mit kolossaler Fehlentscheidung
Alles in allem: Gießkanne ist ab sofort „out“. Und ein 100-Milliarden-Feuerwerk kann es auch nicht geben. Es wäre ein Strohfeuer. Jetzt ist langer Atem gefragt. Und zwar über die laufende Legislaturperiode hinaus. Wenn denn der militante deutsche Pazifismus nach einem wie auch immer gearteten Ausgang des Krieges Russlands gegen die Ukraine nicht wieder erwacht.

Und es ist eine nachhaltige Prioritätensetzung verlangt. Dass der „Tornado“ jetzt durch eine bewährte und auf dem Markt erhältliche, atomwaffenfähige F-35 ersetzt werden soll, ist ein erster Schritt. Zum Gebot der Stunde gehört aber – noch vor der Luftabwehr – auch eine Priorisierung des Heeres. Schließlich soll die Bundeswehr bis 2031 drei vollausgestattete Divisionen mit acht bis zehn Kampfbrigaden zur Verfügung stellen können. Aktuell kann die Bundeswehr nicht einmal das für 2023 angestrebte Ziel einer VJTF-Brigade erfüllen. (VJTF – Very High Readiness Joint Task Force der NATO Response Force.) Zudem haben die Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan und Mail mit rund 3.000 „Mann“ gezeigt, dass die Bundeswehr bereits damit am Limit ihrer Kräfte angelangt war. Es gibt jedenfalls viel zu tun!


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15 Kommentare

  1. Ich sehe da viele „ja, aber wenns“:D…das Gute ist, dass Deutschland defakto keinerlei Kompetenzen im Regierungsbereich hat. 20 Mrd für Berater, 20 Mrd. für Kasernensanierungen (3. Klo, kostenlose Tampons, Kindertagesstätten für OffizierInnen mit Kinder usw…Bundesweit jede Kaserne Frauen und Umstandsgerecht zu machen kostet), 20 Mrd. „familienfreundliche Projekte beim Militär“ (pro poc, pro Frauen, pro Haltung in bisher von weißen CisMännern durchsetzten Rängen), 20 Mrd. für Personalgewinnung und Schulung bei Minderheiten und Randgruppen (Dolmetscher für Rekrutierungsoffiziere an Resteschulen sind nicht billig, zumal man da viele Sprachen können muss), 10 Mrd für Ausrüstung (die kaum funktionieren wird…siehe G36…Stellungnahme HK grob vereinfacht: wir haben überall wo es geht billige leichte Plastik, statt schweren Stahl verwendet, damit auch Frauen den 10 km Marsch mit dem Gerät schaffen…sonst geht das wieder mit der Diskussion „körperliche Anforderungen an Frauen beim Heer“ los;D) und 10 Mrd. versickern auf Schweizer Privatkonten von Parteifunktionären.
    Es ist nicht das Geld, was der Bundeswehr fehlt.

  2. Diese Kohle wird auf alle Fälle jeder Menge von „Beratern“ ein üppiges Auskommen bescheren. Mit etwas Glück fallen noch diverse …beauftragten Posten für dringend Unterzubringende ab.

  3. Wenn die Regierung so ungeheuer viel Geld in Rüstung steckt und zwar ohne konkrete Not oder auch nur potentiell realistisches Bedrohungsszenario, dann muss sie Krieg führen, ansonsten ist es nichts als Verschwendung.
    In dem Sinne hochinteressant, in den vergangenen Jahren hat die Bundeswehr regelmäßig Gelder aus ihrem angeblich viel zu knappen Budget an den Bund zurücküberwiesen, da die Summen nicht aufgebraucht wurden, teils um die 3 Mrd. p.a.. Das war ein Hauptgrund, warum die Politiker das Budget nicht erhöht haben, wofür auch? Darum werden die 100 Mrd., so sie fließen, nichts bringen, denn die wissen nicht wofür es ausgegeben werden soll. Für Kampf-Flugzeuge braucht es Kampfpiloten, haben wir nicht.
    Das ganze Land befindet sich im Niedergang, durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Südosteuropa wird der Trend massiv weiter verstärkt, da nun Rumänen, Bulgaren sowie Albanern das weltweit bestausgebaute und teuerste Sozialsystem voll offen steht. Der Niedergang betrifft selbstverständlich auch die Budenwehr! Geld hilft da nur wenig und wenig, soweit sind wir.

  4. Glaubt denn wirklich jemand, mit dem Geld wird wieder eine Landesverteidigung aufgebaut?

  5. Der Witz des Tages ist ja, daß sich gestern Eva Högl (SPD) gemeldet hat, die seit 2020! Wehrbeauftragte ist, und sich total überrascht und entsetzt über den Mangelzustand der Bundeswehr geäußert hat. Man fragt sich, was die Dame zwei Jahre lang eigentlich getrieben hat!?

  6. Der Kampfhubschrauber „Tiger“ ist ein gutes Stichwort: Teile der Flotte wurden nämlich auf „Tropentauglichkeit“ umgebaut, damit die Bundeswehr brav Handlanger-Dienste für die US-Wüstenkriege ausführen konnte. Wenn sich die BW jetzt nicht von den US-Interessen emanzipiert, sind die 100 Milliarden hinausgeworfenes Geld. Und da als erstes die überteuerte und defektanfällige F-35 angeschafft werden soll, sehe ich da ja schon mal „schwarz“. Die Bundeswehr sollte auch nicht mehr Tausende Kilometer von der Heimat eingesetzt werden, Schluss mit „out of arera“.

  7. Cui Bono!
    Man sieht jetzt mal wieder wer, nicht nur mit diesem Krieg, große Geschäfte und Milliarden-Umsätze macht.
    Erst blockiert man Nord-Stream II, sichert das Milliarden Öl und Gas-Geschäft auf viele Jahre, und jetzt verkauft man an die Deutschen zusätzlich Rüstungsgüter in Milliardenhöhe.
    Wer jetzt noch nicht merkt, was da im Hintergrund läuft, wer nicht erkennt was da geplant und abgelaufen ist, der merkt gar nichts mehr.  

  8. Dieses Papiergeld, denn ihn Bar wird Scholz das Geld nicht haben, ist eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die USA bzw deren Waffenindustrie. Genauso, daß jetzt die EU Staaten ihre alten Waffenbestände an Uschi verkaufen und somit die Entsorgungskosten sparen und Platz für neues ist. Was meint ihr wohl, wer am meisten davon profitiert? Klar ab und zu bekommt die einheimische Industrie was ab, doch bis zur Indienststellung werden Jahe vergehen, weil man endlos diskutiert. Da die Grünen ja lieber ihren Ideologiewahnfortsetzen wollen, also die weitere Zerstörung der Wirtschaft und die Linken sind kein deut besser. Wie sagte jemand, die USA braucht einen Krieg um zu überleben und daher wird er auch nicht so schnell enden. Auch wenn der Fernsehclown bereit ist, Zugeständnisse zu machen, er hat nix zu melden. Er ist nicht mehr als ein Pressesprecher.

  9. Zitat 1 „Finanzminister Christian Lindner (FDP) schwärmt gar von einer Bundeswehr, die eines gar nicht fernen Tages die stärkste Armee Europas sein wird. Nun gut, Lindner hat wohl noch nicht registriert, dass die stärksten Armeen West- und Mitteleuropas wohl auf längere Sicht die Armeen Frankreich und Großbritanniens sein werden“

    > Seitdem Ch. Lindner(FDP) als Mehrheitsbeschaffer mit auf der Regierungsbank sitzen darf, scheint sich auch Lindner immer mehr zum Traumtänzer zu entwickeln und auch den Sinn für die Realitäten zu verlieren.

    Denn was bitte nützt es, wenn unsere Bundeswehr das modernste Gerät und dies auch in Massen hat, dies dann aber in einen bevorstehenden oder schon eingetretenen Kampfeinsatz nicht wirklich und nicht effektiv nutzten kann/darf weil zum Beispiel vom einfachen Soldaten bis zum hohen General für jeden abzugebenden Pups erst einmal eine Genehmigung eingeholt werden muß und/oder wer weiß wie viele von Vorschriften zu beachten sind bevor man sich dann gnädigst mal seiner Haut erwehren darf oder in einen Kampf zwecks Hilfe/Unterstützung eingreifen will/muß??

    WOBEI hier dann aber auch nicht die so genannte Einsatz- und Kampfmoral der BW-Soldaten vergessen werden sollte nachdem was sich unsere BW-Soldaten alles von ihrer aus unwissenden Quotenfrauen bestehenden politischen „Führung“ anhören und bieten lassen mußten.
    Hier ist man dann doch als „Soldat und Mensch“ selbst trotz modernsten Gerät nur halbwegs motiviert und entsprechend lustlos.

    Doch was weiß schon ich oller weißer Blödie vom Leben und Lebensrealitäten…… (Iro off)

    ~~~~~~~

    Zitat 2: „Zu den 100 Milliarden: Sie sind abzüglich Mehrwertsteuer effektiv 84 Milliarden und inklusive Inflation wohl nur 65 Milliarden wert. “

    > Na, und da alleine schon nur Munition im Wert von 20-30 Mrd. Euro fehlen soll -wobei hier dann nicht auch die Milliarden von Euro zu vergessen sind die z.Bsp. für die Ersatzteilanschaffung und bevorratung ausgegeben werden müssen damit zumindest schon mal das gesamte vorhandene Gerät dauerhaft genutzt werden kann- wird dann am Ende von den hier genannten 65 bis 84 Mrd Euro nicht mehr viel übrig sein um sich große Träume von Neuanschaffungen und Sonderwünsche erfüllen zu können.

    Hier ist dann dieser 100 Mrd.-Geldsäckl ruckzuck geleert…… .

  10. Sehr geehrter Herr Kraus, auch wenn ich Ihnen in vielen Dingen gerne zustimme, so enthält Ihr Artikel doch zumindest einen schweren Fehler.
    Die F-35 ist keineswegs ein bewährtes Waffensystem, sondern ganz im Gegenteil eine der üblichen Rüstungsruinen, die völlig unzuverlässig und im Unterhalt kaum bezahlbar ist, wie der Kollege Drexl hier bei TE gerade sehr schön ausgeführt hat.
    Was die Bundeswehr also in dieser Kategorie – atomare Abschreckung – braucht, sind Cruise Missiles auf mobilen Abschussrampen wie z.B. U-Booten.
    Wie man dagegen u.A. bei Martin Van Creveld in „Airpower“ nachlesen kann, ist die Luftwaffe mit bemannten Flugzeugen schlicht obsolet. Die Zukunft gehört den Drohnen, zunächst noch ferngelenkt, aber bald autonom von AI gesteuert. Das haben die jüngsten Konflikte in Armenien und Ukraine deutlich gezeigt.
    Die Bw braucht also vorrangig Drohnen für den offensiven taktischen Einsatz auf dem Gefechtsfeld und eine entsprechende Heeres-Flugabwehr zum Schutz gegen die feindlichen Drohnen.
    Und wenn man eine ehrliche Bedrohungsanalyse macht, dann sind die Gefahren des ‚4th Generation War‘ für die Bundesrepublik erheblich größer als durch eine russische Panzerarmee. Bei über 2 Millionen kulturfremden jungen Männern ohne Perspektive ist ein „Bürgerkrieg“ mittelfristig sehr wahrscheinlich, falls dieses Potential von interessierter Seite mal aktiviert werden sollte.

    • Korrekt, wenn bald 25-35% der Menschen in der BRD zwar einen BRD-Pass haben, ansonsten aber wenig bis keine Loyalität zum Land, muss man sich schon mal fragen, wer überhaupt noch bereit ist, dieses Land nötigenfalls mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, sollte es mal tatsächlich brenzlig werden.

  11. Wäre die Nennung verschiedener amerikanischer Präsidenten als Kriegsverbrecher nicht mindestens ebenfalls erforderlich. Die Rolle eines Kriegsverbrechers beschränkt sich nicht allein auf einen Putin. Gerne können auch deutsche Politiker und Ex-Regierungsmitglieder als Kriegsverbrecher genannt werden, die 1999 bei einem Angriffskrieg mitmachten. Wie viele Todesopfer forderte dieser Angriffskrieg in 1999?

    Landesverteidigung ist sicher eine wichtige Aufgabe. Und das entsprechende Material muss sicher hierzu vorhanden sein. Was aber vorher geschehen muss, ist eine vernünftige Analyse und vor allem eine klare Aussage, was man erreichen will. Nur die stärkste Armee in Europa zu haben? Dies dürfte etwas wenig sein, um all dies zu rechtfertigen. Wollen wir Landesverteidigung in einem notwendigen Umfang oder wollen wir wieder „ganz oben/ ganz vorne“ mitspielen weltweit?

    Die Rüstungsindustrie jubiliert und lässt die Korken knallen. 100 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen. Und dann jedes Jahr die schönen regelmäßigen Einnahmen. Und da keine richtige Strategie existiert, nochmals zusätzliche Einnahmen, da Änderungen und Anpassungen natürlich erfolgen werden. Wer zahlt? Wir alle zahlen! Mit Steuern und Abgaben und Einsparungen an anderer Stelle. So funktioniert eine Wirtschaftsförderung.

  12. Sehr geehrter Herr Kraus, ich schreibe hier, um Sie auf einige dem Thema unterliegende Probleme hinzuweisen, die sich auftun, wenn Sie bei der Rüstung und Sicherheit umsteuern wollten.
     
    1) Wenn Sie die Bundeswehr wirklich so aufstellen wollen, daß Sie das Staatsgebiet Deutschland gegen feindliche Angriffe verteidigen kann – und, als guter Kenner der Materie werden Sie wissen, daß dies seit Wiedergründung deutscher Streitkräfte 1956 noch nie der Fall gewesen ist – dann reichen 100 Milliarden als Einmalausgabe nicht – und auch nicht 2 Prozent des Bruttosozialproduktes. Für mindestens 10 Jahre in Folge wird ein Verteidigungshaushalt von 100 Milliarden nötig sein, danach nicht signifikant weniger.
    2) Parallel dazu wäre eine Renationalisierung der deutschen Rüstung und des deutschen Verteidigungsselbstverständnisses notwendig. Aus der Gründungsgeschichte der westdeutschen Bundeswehr heraus, die so ein Gegenprojekt zur deutschen Militärtradition sein soll wie das ganze Deutschland ein Projekt, die Deutschen daran zu hindern, zu ihrer vermeintlich ‚natürlichen“ Staatsform, also dem Nationalsozialismus zurückzufinden, leitet sich ab, daß Deutschland kein eigenständiges Militär hat, sondern nur „NATO-Verbände“. So wie man mit der Globalisierung dem Irrglauben nachjagte, alles anstrengende (und männliche) an andere, also Osteuropäer und Asiaten, aussourcen zu können, so soll die Bundeswehr nur noch ein europäischer Verband sein, und ihre Soldaten könnten gerne auch beliebige Ausländer sein. Eine Armee, die für Deutschland da ist (und dann eher nicht für Litauen oder Frankreich dasein kann) muß eigene, autarke Kommandostrukturen haben, den Letztbefehl muß immer der deutsche Staatschef haben, und – sie benötigt in einem Land der Größe Deutschland auch eine weitgehende Autarziät in Rüstungsgütern. Vor 1990 war diese im wesentlichen nur bei Panzern, Lkws und Handwaffen hergestellt (und wurde seitdem wieder augegeben), in allem anderen hing die Bundeswehr am Tropf der Alliierten. Bei der Marine war man zwar auch von ausländischen Anbietern weggekommen, doch hat die selbstauferlegte Beschränkung dazu geführt, daß die deutschen Marinewerften mangels Aufträgen pleitegingen. Die neusten Fregatten der Klasse F126 werden von ausländischen Werften produziert werden. Bei U-Booten dürfte das gleiche Schicksal drohen.
     
    Eine nennenswerte deutsche Luftfahrtindustrie existiert schon seit 1945 nicht mehr. Daß sie nach dem 2. Weltkrieg zerschlagen wurde, hatte keine militärischen Gründe (sonst hätte man 1956 nicht wieder eine Luftwaffe zugelassen) sondern die Hersteller der USA, Großbritanniens und Frankreichs wollten verhindern, daß auf dem ergiebigen zivilen Nachkriegsmarkt leistungsfähige deutsche Anbieter wie Junkers, Focke-Wulf oder Heinkel als lästige Konkurrenten auftreten konnten, so wie vor dem Krieg. Die vorgenannten Firmen hatten bei Kriegsende allesamt Entwürfe in petto, die zwar vorrangig als Bomber geplant waren, aber problemlos zu zivilen Passagiermaschinen umgestaltet hätten werden können. Dazu kam der 1945 fast uneinholbare Vorsprung Deutschlands beim Düsenantrieb. Stellen Sie sich vor, Junkers wäre 1946 mit einem transatlantiktauglichen Jet-Airliner auf den Markt gekommen, der doppelt so viele Fluggäste mit der doppelten Geschwindigkeit befördert hätte wie die Kolbenmotor-Maschinen von Boeing oder Douglas. Die US-Luftlinien hätten alles Nazi-Gerede schnell vergessen und fleißig in Deutschland geordert. Boeing wäre heute nur ein Kleinflugzeugehersteller mit Regionalchanrakter.
     
    Weil wir Deutschen uns stattdessen einreden ließen, wir hätten als Buße nun absolute Pazifisten zu sein, machten (und machen) andere das Geschäft. Und sie machen es weiterhin. Es gibt keine eigenständige deutsche Luftfahrtindustrie mehr, sie ist ein Anhängsel reiner Montagewerke der französischen Airbus. Beim Panzerbau das gleiche, ebenso billig wie sinnlos an die französische Nexter-Gruppe verscherbelt.
    Resultat ist die hier auf TE auch thematisierte unsinnige Bestellung der amerikanischen F-35, die das Starfighter-Debakel nur wiederholen wird. Ein für Deutschland passendes Angriffsflugzeug gibt es schlicht nicht auf dem Markt. Wir müßten es selbst entwickeln. Doch wer sollte das hierzulande noch tun?
    Bevor Sie diese Probleme nicht lösen, läßt sich die Bundeswehr nicht wieder aufrüsten. Wir sind kein Land wie Belgien oder Slowenien, die zu klein sind für eine eigenständige Rüstungsindustrie.
     
    3) Und das letzte und größte Problem von allem: Nach 50 Jahren Kinderlosigkeit steht Deutschland vor einer demographischen Katastrophe wie sie es noch nie vorher gab. Weil Kritik daran das Lebenskonzept und Selbstbild nahezu aller erwachsenen Kohorten in Deutschland delegitimieren würde, ist das bisher ein striktes Tabu. Der Staat verfiel stattdessen nur auf exzessive Ansiedlung von Ausländern, die aber die ungeborenen Kinder gar nicht ersetzen können und den demographischen Verfall daher nicht aufgehalten haben.
    Als Folge werden in wenigen Jahren alle umlagebasierten Sozialsystem pleite sein. Also insbesondere die Rentenkasse, die Krankenkassen (auch die privaten) und die Pflegekasse. Um sie zu retten, wird man um drastische Rentenkürzungen nicht umhinkommen. Man wird davon abkommen müssen, die Rente nicht an der Kinderzahl, sondern dem gezahlten Beiträgen festzumachen. Es wird einen Rentendeckel geben, der zumindest nur mit der Staatsrente keinen Lebensstandard mehr ermöglichen wird, den die Mittelschicht zeitlebens gewöhnt war. Das wird Millionen verwöhnter Angehöriger der Babyboomer-Generation in unerwartete Altersarmut stürzen und gewaltige Proteste und Verwerfungen auslösen. An die Beamtenpensionen wird man sich länger nicht herantrauen, hier wird das Bundesverfassungsgericht noch aus reinem Selbstinteresse des Justizapparates Kürzungen verhindern, aber irgendwann nach 2040 werden sie kommen müssen, weil die Pensionslasten nicht einmal mehr mit Kassenkrediten bezahlbar sein werden.
    Schon jetzt werden immer höhere Anteile der monatlichen Rentenzahlung aus reinen Steuermitteln finanziert, auch ein Grund, warum bei uns das Benzin so teuer ist, denn wir tanken schon lange für die Rentner.
    Der Verteidigungsetat beträgt derzeit ca. 50 Milliarden, lassen Sie uns ihn also verdoppeln. Und dann müssen 2025 da aber auch 200 Milliarden Steuergeld da sein, damit wir weiterhin Altersrenten von 2000 Euro oder wenigstens 1500 zahlen können. Vergessen Sie nicht die Transfers für Einwanderer oder Sozialfälle… es wird nicht reichen. Nicht mal mit Schulden im italienischen Stil.
     
    Wenn Sie die Reden vor dem deutschen Bundestag gehört haben, dann ist die Partei die Linke nicht die einzige, die die Bundeswehr eigentlich abschaffen will. Auch der russlandfreundliche Flügel der AfD hat offen gesagt, unterwerfen wir uns Rußland – dann können wir uns die Bundeswehr sparen und haben dieses Geld für die Rentner. Dann werfen wir noch ein paar Ausländer raus, und schon reicht es wieder für Marbella und Koh Samui. Die Linksliberalen sagen nur, alles gut, wir machen gar nichts und glauben an magische Beschwörungen. Irgendwann sagen sowieso alle, was die AfD sagt, nur daß das immer ein Geheimnis bleiben muß.
     
    Das wird so kommen. Ich gehe mit Ihnen jede Wette. Die Sache mit Putin und der Ukraine renkt sich schon wieder ein, so wie es das auch mit Serbien oder am Ende Afghanistan getan hat. Dann will keiner mehr was von „Verteidigung“ hören.
    Aber dann haben wir immer noch 10 Millionen Rentenbeansprucher, die nie Kinder hatten.
    Und keine Partei, die dagegenhielte. Vergessen Sie, daß Sie in diesem Land jemanden noch finden, der dann Geld für Verteidigung ausgeben will, links wie rechts. Unterwerfen und sofort kapitulieren, wen es ernst wird, immer, wie seit 1945. Aber immer mit Sekt korrekt.
     
    PS: Es ginge natürlich auch anders. Aber in der Tat nicht mit dem Lebensstil und Wohlstand, wie wir ihn seit Jahrzehnten gewohnt sind. Und so wie ich meine landsleute kenne, gehen die lieber unter.

  13. Solange woke Pazifisten auch die Bundeswehr dominieren, ist jeder Euro verloren. Ich habe erlebt, wie in Bosnien mit der militärischen Hardware umgegangen wurde. Tenor ungefähr: alles was kaputt ist, schützt uns vor einem Einsatz. Ergebnis: jedweder Gerätebestand wurde sabotiert und/oder mutwillig zerstört.

  14. Intressante Zusammenstelllung. – Kommen wir zurück, um was es eigentlich geht. Die Bundeswehr hat in den letzten 30 Jahren mindestens jährlich 10 Mrd. Euro bzw. 20 Mrd. DM zu wenig erhalten. Das wären also mindestens 300 Mrd. an „Nachhollbedarf“. Niemand hat seinerzeit erkannt und danach gehandelt, daß es in den 1990er Jahren d i e Herausforderung war, die Bundeswehr nicht nur kopfmäßig zu reduzieren (die Abschaffung der Wehrpflicht tat später ihr negativ Übriges dazu), sondern auch in ihrer gesamten Ausstattung, Beschaffung, Bevorratung und übriger Logistik entsprechend so zu reduzieren, daß die K o m p l e x i t ä t noch deutlicher reduziert bzw. „entschlackt“ wird. Primitiv ausgesprochen: Aus 475.000 Mann wurden – auf dem Papier – etwa 190.000 Mann. Aber: Ausrüstungs-/teilemäßig – das ist mangels Transparenz/IT usw. nie erfaßt worden; deshalb nur mehrere holzschnittartige Zahlen hierzu – wurden aus angenommenen 5 Milliarden verschiedenen Einzelteilen (tlw. mit Versorgungs-Nummern abgebildet) nicht 200 – 300 Millionen, sondern mittlerweile wohl über 8,9 oder gar 10 Milliarden. Das ist einfach unbeherrschbar. Schon der „Bundeswehrplan“ um 1984/1985, als Versuch dies in dieser Stoßrichtung in Angriff zu nehmen, war furios gescheitert. Soweit ein paar plakative Zahlen, aber was noch schlimmer ist – um es natürlich überspitzt auszudrücken – die Bundeswehr ist heutzutage kompetenzseitig „zu blöd einen Hammer zu kaufen“!

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